SUCCEED 4/2008

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Ausgabe 4/2008 3,80 Euro Märkte, Manager und Geschäftsideen in Central & Eastern Europe The business magazine of the Austrian Airlines Group MODERNE MONARCHEN Welche Bedeutung Königs- häuser heute in CEE haben TODAY’S MONARCHIES: The impact of royalty in the CEE EUROPAS TOR ZUR WELT Der Hafen Koper wächst und wächst EUROPE’S PORTAL TO THE WORLD: The port of Koper keeps growing MENSCHEN STATT MERCEDES Ein ukrainischer Hefeproduzent macht Marktwirtschaft PEOPLE REPLACE MERCEDES: A Ukrainian yeast producer delivers Werben für Europa Siemens-Chefi n Brigitte Ederer kämpft für die europäische Idee Siemens boss Brigitte Ederer tirelessly advocating a European vision Promoting Europe

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business magazine

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Ausgabe 4/2008 3,80 EuroMärkte, Manager und Geschäftsideen in Central & Eastern Europe

The business magazine of the Austrian Airlines Group

MODERNE MONARCHEN Welche Bedeutung Königs-häuser heute in CEE habenTODAY’S MONARCHIES:The impact of royalty in the CEE

EUROPAS TOR ZUR WELTDer Hafen Koper wächst und wächstEUROPE’S PORTAL TO THE WORLD:The port of Koper keeps growing

MENSCHEN STATT MERCEDESEin ukrainischer Hefeproduzent macht MarktwirtschaftPEOPLE REPLACE MERCEDES:A Ukrainian yeast producer delivers

Werben für Europa

Siemens-Chefi n Brigitte Ederer kämpft für die europäische Idee

Siemens boss Brigitte Ederer tirelessly advocating a European vision

Promoting Europe

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Gerade im derzeit turbulenten Finanzmarktumfeld ist es wichtig, im Bereich Marktrisikoabsicherung einen professionellen und verlässlichen Partner zur Seite zu haben. Die heimische Wirtschaft setzt hierbei seit langem auf die Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). Sie unterstreicht bei Absi-cherungen von Währungs-, Zins- und Rohstoff-risiken ihre innovative, führende Rolle im Land. Ihren Kunden stellt die RZB maßgeschneiderte hochwertige Treasury-Lösungen bereit.

Steigende Nervosität und damit einhergehende Volatilität an den internationalen Finanzmärkten stellen die Finanzmanager vor immer schwierigere Entscheidungen. Es wird immer wichtiger, rasch auf die täglichen Herausforderungen und Marktge-gebenheiten zu reagieren. Die RZB begleitet ihre Kunden in diesem Prozess und entwickelt mit dem fundierten Know-how ihrer Experten kreative, auf individuelle Bürfnisse abgestimmte Lösungen.

Hohes Risiko durch enorme Marktbe-wegungen

Betrachtet man die immensen Schwankungen im Zins- und Währungsbereich, so ist ersicht-lich, dass die Absicherung von schwankenden Wechselkursen und Zinsen einen beträchtlichen Wettbewerbsvorteil darstellen bzw. Wert schaffen kann. Die RZB analysiert zunächst gemeinsam mit ihren Kunden die jeweilige Risiko-Ausgangs-

situation. Unter besonderer Berücksichtigung einer ausgewogenen Kosten-, Ertrags- und Risi-kokonstellation wird ein individuelles „Chancen-Risiko-Prol“ erstellt. Das Ergebnis sind speziell zugeschnittene Lösungen, die das Risiko begren-zen. Dem Kunden wird auch eine Teilnahme an positiven Marktentwicklungen ermöglicht. Dies erlaubt den Unternehmen, sich auf ihr Kern-geschäft zu konzentrieren.

Kalkulierbare Rohstoffpreise sorgen für Sicherheit

Im Umfeld der extremen Marktschwankungen empehlt sich aktives Rohstoffmanagement für alle Unternehmen, die für ihren Rohmaterialein-kauf und -verkauf, also ihre Energiekosten, eine xe Kalkulationsbasis und somit Planbarkeit schaffen wollen. Mit den Treasury-Lösungen der RZB können Industriemetalle, beispielweise Aluminium, Kupfer, Zink oder Nickel, optimal über Termingeschäfte (Swaps) bzw. Options-strategien abgesichert werden. Aber auch mit Edelmetallen und Energie (Rohöl und Rohöl-produkte) ist dies möglich.

Die RZB kümmert sich um ihre Kunden vor, während und nach der Abwicklung des Prozes-ses. Damit haben sie in der RZB einen starken Partner, der sie sicher durch ein schwankendes Marktfeld führt.

Professionelles Management von Zins-, Währungs- und Rohstoffrisiken

GaspreisabsicherungIn Europa wird der Gaspreis seit den sechziger Jahren über eine zwischen Energieversorger und energieintensiv produzierenden Unternehmen individuell vereinbarte Gaspreisformel verrechnet. Preistreibende Komponenten dabei sind hier zumeist die Rohölprodukte „Gas Oil“ und „Fuel Oil“. Die RZB-Treasury-Experten bringen ihr detailliertes Markt- und Produkt-Know-how ein und bieten eine Absicherung der enormen Preisschwankungen auf Basis der individuellen Formel an.Viele Industrie- aber auch Energieversorgungsunternehmen haben bereits von dieser Expertise pro-tiert und haben durch Absicherung der Gaspreisrisiken eine xe Kalkulationsgrundlage und somit Budgetierungssicherheit geschaffen.

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BREITERUNSERE PRODUKTPA L

VERANLAGUNGEN, D E

Information: Hr. Wolfgang Kalinka, +43-1-717 07-3959, e-mail: [email protected], www.rzb.at

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Gerade im derzeit turbulenten Finanzmarktumfeld ist es wichtig, im Bereich Marktrisikoabsicherung einen professionellen und verlässlichen Partner zur Seite zu haben. Die heimische Wirtschaft setzt hierbei seit langem auf die Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). Sie unterstreicht bei Absi-cherungen von Währungs-, Zins- und Rohstoff-risiken ihre innovative, führende Rolle im Land. Ihren Kunden stellt die RZB maßgeschneiderte hochwertige Treasury-Lösungen bereit.

Steigende Nervosität und damit einhergehende Volatilität an den internationalen Finanzmärkten stellen die Finanzmanager vor immer schwierigere Entscheidungen. Es wird immer wichtiger, rasch auf die täglichen Herausforderungen und Marktge-gebenheiten zu reagieren. Die RZB begleitet ihre Kunden in diesem Prozess und entwickelt mit dem fundierten Know-how ihrer Experten kreative, auf individuelle Bürfnisse abgestimmte Lösungen.

Hohes Risiko durch enorme Marktbe-wegungen

Betrachtet man die immensen Schwankungen im Zins- und Währungsbereich, so ist ersicht-lich, dass die Absicherung von schwankenden Wechselkursen und Zinsen einen beträchtlichen Wettbewerbsvorteil darstellen bzw. Wert schaffen kann. Die RZB analysiert zunächst gemeinsam mit ihren Kunden die jeweilige Risiko-Ausgangs-

situation. Unter besonderer Berücksichtigung einer ausgewogenen Kosten-, Ertrags- und Risi-kokonstellation wird ein individuelles „Chancen-Risiko-Prol“ erstellt. Das Ergebnis sind speziell zugeschnittene Lösungen, die das Risiko begren-zen. Dem Kunden wird auch eine Teilnahme an positiven Marktentwicklungen ermöglicht. Dies erlaubt den Unternehmen, sich auf ihr Kern-geschäft zu konzentrieren.

Kalkulierbare Rohstoffpreise sorgen für Sicherheit

Im Umfeld der extremen Marktschwankungen empehlt sich aktives Rohstoffmanagement für alle Unternehmen, die für ihren Rohmaterialein-kauf und -verkauf, also ihre Energiekosten, eine xe Kalkulationsbasis und somit Planbarkeit schaffen wollen. Mit den Treasury-Lösungen der RZB können Industriemetalle, beispielweise Aluminium, Kupfer, Zink oder Nickel, optimal über Termingeschäfte (Swaps) bzw. Options-strategien abgesichert werden. Aber auch mit Edelmetallen und Energie (Rohöl und Rohöl-produkte) ist dies möglich.

Die RZB kümmert sich um ihre Kunden vor, während und nach der Abwicklung des Prozes-ses. Damit haben sie in der RZB einen starken Partner, der sie sicher durch ein schwankendes Marktfeld führt.

Professionelles Management von Zins-, Währungs- und Rohstoffrisiken

GaspreisabsicherungIn Europa wird der Gaspreis seit den sechziger Jahren über eine zwischen Energieversorger und energieintensiv produzierenden Unternehmen individuell vereinbarte Gaspreisformel verrechnet. Preistreibende Komponenten dabei sind hier zumeist die Rohölprodukte „Gas Oil“ und „Fuel Oil“. Die RZB-Treasury-Experten bringen ihr detailliertes Markt- und Produkt-Know-how ein und bieten eine Absicherung der enormen Preisschwankungen auf Basis der individuellen Formel an.Viele Industrie- aber auch Energieversorgungsunternehmen haben bereits von dieser Expertise pro-tiert und haben durch Absicherung der Gaspreisrisiken eine xe Kalkulationsgrundlage und somit Budgetierungssicherheit geschaffen.

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Viele Unternehmen und Experten aus der Mobilitätsbranche setzen auf den Forschungsstandort Österreich. Wie z.B. Magna, das mithilfe von Leichtbau eine effi ziente Nutzung von Ressourcen sowie eine Erhöhung der Sicherheit gewährleistet. Oder das Virtual Vehicle Competence Center, das durch Motorteile aus geschäumtem Aluminium die Lärmbelästigung um mehr als die Hälfteeindämmt. Aber Mobilität bedeutet nicht nur Automobil: Steyr Daimler Puch hat einen gelartigen Treibstoff entwickelt, der das Startgewicht von Raketen wesentlich senken kann. Wenn Sie jetzt mehr über die vielen Vorteile des Standorts Österreich – wie z.B. die besonders attraktiven steuerlichen Forschungsförderungen – erfahren wollen, besuchen Sie uns unter www.investinaustria.at

Automotive Forschung, die erfolgreich Wurzeln schlägt.

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editorialDie österreichischen Banken waren stets vorsichtig

bei ihren Geschäften. Auch wenn einige Institute im Sog der neuesten Entwicklungen Federn lassen

müssen, sind sie substanziell gut aufgestellt. Es stellt sich aber die Frage, wie die Erfolgsstory Zentral- und Osteuropa (CEE) fortgeschrieben werden kann. Wenn der Chef der Außenwirt-schaft Österreich (AWO), Walter Koren, davon ausgeht, dass der Exportzuwachs 2008 und 2009 bestenfalls fünf Prozent betragen wird, ist das ein klares Statement und bedeutet: am Boden bleiben, keine Angst haben, weiterarbeiten. Denn fünf Prozent Plus sind immer noch deutlich mehr als das prognostizierte Wachstum in Europa. Trotz der durchaus guten Wirtschaftszahlen sind die Österreicher und andere Nationen unzufrieden mit Europa. Woran liegt es, dass die EU so schlecht angeschrieben ist? Siemens-Chefi n Brigitte Ederer merkt im Interview enttäuscht an: „Das Werben um die europäische Idee ist nicht mehr vorhanden.“

Dabei gibt es viel zu entdecken. Diese Ausgabe von SucCEEd ist ein Beweis für die Buntheit Europas, das längst nicht mehr an Staatsgrenzen zu messen ist, sondern an der Vielfalt der Menschen. Wie formt man beispielsweise aus der Planwirtschaft heraus ein kapitalistisch orientiertes Unterneh-men? Der ukrainische Hefeproduzent Orest Vovk weiß es.

Von den meisten unbemerkt führen Osteuropas Monarchen ein Leben im Schatten. Früher waren sie mächtig. Heute sind einige politisch tätig, andere werden belächelt – interessante Persönlichkeiten sind sie in jedem Fall.

Geschichte schreibt auch der Hafen Koper. Er ist auf dem besten Weg, zu einem der wichtigsten Umschlagplätze Euro-pas zu werden. In einer Schnittpunktposition zwischen Ost und West befi ndet sich auch der Wiener Juwelier Reinhard Köck. Und sicher führt er laufend Gespräche über schicke Skisportorte. Unser Tipp: In Osteuropa entstehen ganz neue Winterparadiese für eine anspruchsvolle Klientel.

Für Menschen, die trotz Finanz- und Bankenkrise gute Anlagemöglichkeiten suchen, sind Währungen und der Dau-erbrenner Gold interessant. Wobei das als so solide geltende Edelmetall in diesem Jahr auch schon einige Wertsprünge hinter sich gebracht hat. Und das oft binnen weniger Tage.

Also: Nerven bewahren!

Harald HornacekChefredakteur

Austrian banks have always been prudent in their busi-ness dealings. Even if some institutions have not been left unscathed in the wake of the latest developments,

they are essentially in good shape. But the question does arise of how the success story of Central and Eastern Europe (CEE) can be continued. If the head of Austrian Trade (AWO), Walter Koren, assumes that export growth in 2008 and 2009 will at best total fi ve percent, this sends a clear signal and means stay calm, avoid anxiety, and stay on the job. Because growth of fi ve percent is still considerably more than the expansion forecast for Europe. And yet in spite of extremely good economical sta-tistics, Austrians and other nations are unsatisfi ed with Europe. Why is the EU in disrepute when the fi gures reveal nothing but positive results? Siemens boss Brigitte Ederer voices her disappointment in the interview: “The European ideal is no longer promoted.”

And there is a great deal more in store. This edition of

SucCEEd is proof of the vivacity of Europe that can no longer stops at national borders, but comes from the diversity of the people. For example, how do you create a capitalist company from one once rooted in a centrally planned economy? Ukrain-ian yeast producer Orest Vovk knew exactly how.

Largely undetected, the monarchs of Eastern Europe live their lives in the shadows. They used to be powerful. Today, some are politically active, others are laughed at – at any rate, they are interesting personalities.

The port of Koper is writing history too. It is well on the way to becoming one of the most important trans-shipment locations in Europe. Vienna jeweller, Reinhard Köck, also fi nds himself at a crossroads between East and West. And he surely has regular conversations about trendy ski resorts. Here’s our tip: brand new winter paradises are turning up in eastern Eu-rope for well funded clientele.

For those seeking good investment opportunities in spite of the fi nancial and banking crisis, currencies and the long-time favourite of gold are interesting prospects, whereby the gener-ally so reliable commodity of gold has already posted some volatile swings this year. And often within a few days.

So, keep your wits about you!

Harald HornacekEditor-in-chief

Jetzt sind starke Nerven gefragt

Now is the time for good nerves

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Contact: [email protected] Phone: +43-1-71 707-3537 www.ri.co.at

■ The largest banking network in Central and Eastern Europe ■ Over 14 million customers serviced through more than 3,000 business outlets ■ The largest Western banking group in the CIS region ■ An extensive range of financial services, including investment banking, leasing, asset management, building society and pension fund services ■ Awards in recent years include Best Bank in Central and Eastern Europe from Euromoney, Global Finance, The Banker and Emerging Markets.

Follow the leader in Central and eastern europe.

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contents

85 home & offi ce88 Wintertourismus. Winterparadiese der besonderen Art: Wo man in CEE seinen Skiurlaub verbringen kann. Winter tourism. A different kind of winter paradise. Where to spend a ski holiday in the CEE.

92 Shoppingcenter. Immer mehr Einkaufszentren in CEE lassen den Verdrängungswettbewerb härter werden. Shopping malls. More and more shopping malls in CEE sharpen competition.

rubriken69 Destination Eriwan. Die Hauptstadt Armeniens hat mehr zu bieten, als man glaubt. Destination Yerevan. A city promising more than you would expect. 05 Editorial 45 Impressum Masthead

73 lifestyle & luxury76 Juwelen. Der Wiener Juwelier Reinhard Köck kreiert an den Träger angepasste Schmuckstücke. Jewels. The Viennese jeweller Rainhard Köck creates made to measure articles.80 Süße Verführer. Schokolade und ihre raffi nierten Compositeure aus CEE. Sweet seduction. Chocolate and its gourmet compositeurs in the CEE.

47 fi nance & investment50 Anlage. Währungsfonds sind attraktive Investments, vor allem, wenn in osteuropäische Währungen veranlangt wird. Investing. Currency funds are attractive instruments, especially when dealing in eastern European currencies.

55 Währung. Am 1.1.2009 wird in der Slowakei der Euro eingeführt, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Currency. The euro will be in introduced in Slovakia on 1 January 2009. Preparations are in full swing.

56 Investment. Gold gilt in Krisenzeiten als sicherer Hafen, ein neuer Höhenfl ug des Edelmetalls scheint sicher. Investment. Gold is considered a safe haven. And the price of the precious metal is sure to rise.

12 Coverstory. Obwohl viele Länder wirtschaftlich profi tieren, befi ndet sich die EU im Stimmungstief. Ein Erklärungsversuch. Cover story. Many countries are doing well economically, but the EU is clouded by pessimism. An attempt to explain.

22 Transformationsprozess. Wie Orest Vovk seine Hefefabrik höchst erfolgreich von der Plan- in die Marktwirtschaft führte. Process of transformation. How Orest Vovk built his successful yeast factory out of the legacy of a planned economy.

26 Exklusivinterview. Siemens-Chefi n Brigitte Ederer über Korruptionsskandal, Zero Tolerance und das Werben für Europa. Exclusive interview. Siemens boss Brigitte Ederer on the corruption scandal, zero tolerance, and promoting Europe.

30 Könige am Balkan. In Saus und Braus, aber meist ohne Amt und Würden leben die Könige von einst in CEE heute. Kings in the Balkan states. Living the good life without shouldering the responsibilities of government in the EU today.

38 Logistik. Wie der Hafen im slowenischen Koper zu einem der wichtigsten Umschlagplätze der Region wird. Logistics. Making the port in the Slovenian city of Koper an important hub of the region.

42 Special. In Serbien und Bulgarien stehen wichtige rechtliche Änderungen bevor. Special. Important legal changes in Serbia and Bulgaria.

44 Statistik. Daten und Fakten aus dem neuen Europa. Statistics. Data and numbers from the new Europe.

96 Kommentar. Ankommen als Prozess – über die Anpassungsschwierigkeiten zwischen Ost und West. Commentary. Arriving as a process – adapting in the East and in the West.

98 Anders gefragt. Was Sie schon immer von Henkel-CEE-Boss Günter Thumser wissen wollten. In other words. What you always wanted to ask Henkel boss Günter Thumser.

09 markets & players

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59 news & facts60 Industry & Technology 62 Communications & IT 64 Travel & Transportation 66 Services & Ideas 68 Human & Health

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Unsichtbarer Beitrag. Sichtbarer Erfolg.

Unsichtbarer Beitrag – Was unsere innovativen Dämmstoffe be-

wirken, ist mehr zu spüren als zu sehen. Denn in vielen Gebäuden

sorgen sie für deutlich besseren Wärmeschutz und effizienteren

Materialeinsatz. Und helfen so, Energie nachhaltig zu sparen.

Sichtbarer Erfolg – Lösungen wie diese entwickeln wir als

Partner vieler Industriezweige gemeinsam mit unseren Kunden.

Die Ergebnisse unseres Beitrags können sich sehen lassen: Mal

sind es optimierte Prozesse, höhere Qualitäten, mal reduzierte

Kosten. So tragen wir zum Erfolg unserer Kunden bei. Und zu

mehr Lebensqualität für alle. www.basf.at/more

Succeed_BASF_ET0110 03.09.2008 8:19 Uhr Seite 1

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Unsichtbarer Beitrag. Sichtbarer Erfolg.

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wirken, ist mehr zu spüren als zu sehen. Denn in vielen Gebäuden

sorgen sie für deutlich besseren Wärmeschutz und effizienteren

Materialeinsatz. Und helfen so, Energie nachhaltig zu sparen.

Sichtbarer Erfolg – Lösungen wie diese entwickeln wir als

Partner vieler Industriezweige gemeinsam mit unseren Kunden.

Die Ergebnisse unseres Beitrags können sich sehen lassen: Mal

sind es optimierte Prozesse, höhere Qualitäten, mal reduzierte

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markets &players

DERIPASKA VERKAUFT SACHERTORTEN DERIPASKA SELLS THE SACHERTORTE

KASACHSTAN PLANT UMFANGREICHE STEUERREFORM TAX REFORM COMES TO KAZAKHSTAN

EINKOMMEN IN CEE GLEICHEN SICH AN CEE INCOMES LEVEL OFF

SCHWARZE GESCHÄFTE BLÜHEN SHADOW ECONOMIES THRIVE

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markets&players

Steuerhinter-ziehung blühtTax evasion fl ourishing

> Ob im schwarzen Koffer oder elektronisch: Unsummen an Geld werden jährlich an der Steuer vorbei in Steueroasen wie die Kanalinsel Jersey, Gibraltar, Liechtenstein oder die Schweiz verschoben. Der Direktor des für mehr Steuergerechtigkeit kämpfenden internationalen Netzwerks Tax Justice Network (TJN), John Christensen, schätzt diese Summe weltweit auf jährlich zwischen 1000 bis 1600 Milliarden Dollar. > Either in a black briefcase or by electronic means: vast sums of money evade taxes every year by being shifted into tax havens such as the Channel Islands of Jersey, Gibraltar, Liechtenstein or Switzerland. John Christensen, director of the international Tax Justice Network (TJN) that is fi ghting for greater justice in taxation, estimates this sum to total between USD 1,000 and 1,600 billion each year around the world.

Deripaska kommt auf die Sachertorte Deripaska and the Sachertorte

Zu einer Kooperation der süßen Art hat sich der russische Oligarch Oleg Deripaska hinreißen lassen: Ab Dezember soll

der Strabag-Miteigentümer den Vertrieb der Original Sachertorte in seinem Heimmarkt Russland vorantreiben. Hintergrund des Deals: Die umtriebige Sacherchefi n Elisabeth Gürtler übernimmt ab Dezember das Management des Deripaska-Hotels Aurelio am Arlberg. „Das Engagement stellt den ersten Schritt mit einem starken Partner auf dem russischen Markt dar“, bemerkt Sacher-Chefi n Gürtler, „insbesondere was den Verkauf der Original Sachertorte anbelangt.“

Russian oligarch Oleg Deripaska has become involved in a piece of business with a sweet touch: from December,

the co-owner of Strabag will be promoting the sales of the original Sachertorte in his home country of Russia. The deal came about because the energetic boss of Hotel Sacher, Elisabeth Gürtler, will be taking over the management of Deripaska’s Hotel Aurelio in Lech am Arlberg from December. “This commitment represents the fi rst venture into the Russian market with a strong partner,” said Sacher chief Gürtler, “especially as far as selling the original Sachertorte is concerned.”

BIP auf dem RückzugGDP on the slide

> Triste Nachrichten von Euro -stat und OECD für den Euroraum: Demnach ist die Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft und steckt damit in der Rezession. Die OECD hat ihre Prognose für die 13 Länder der Eurozone für das Jahr 2008 von 1,7 auf 1,3 Prozent zurückge-nommen. Im krassen Gegensatz dazu stehen die USA, wo die Wirtschaft trotz Hypothekenkri-se und dank der Maßnahmen von Notenbank und Regierung im zweiten Quartal um 0,8 Pro-zent wuchs – nach 0,2 Prozent im ersten Quartal. > Bleak news from Eurostat and the OECD regarding the euro area: the economy is said to have shrunk by 0.2 percent in the second quarter and is thus in a recession. The OECD has scaled back its 2008 growth forecast for the 13 countries in the euro area from 1.7 to 1.3 percent. In stark contrast to this, despite the mortgage market crisis and thanks to the measures taken by the Federal Reserve and the government, the US economy grew by 0.8 percent in the second quarter after 0.2 percent in the fi rst quarter.

Rumänen stürmen Iberische HalbinselRomanians storm the Iberian Peninsula

> „Viva España“ heißt es für immer mehr rumänische Staatsbürger. Spanischen Medienberichten zufolge ist die Zahl registrierter rumänischer Staatsbürger in Spanien von 500.000 im Jahr 2007 auf insgesamt 750.000 im Jänner 2008 angestiegen. Das entspricht 3,3 Prozent der gesamten Bevölkerung Rumäniens und macht die Rumänen zur mittlerweile größten Auslands-Community in Spanien. > “Viva España” is the motto for an increasing number of Romanian citizens. According to Spanish media reports the number of registered Romanian citizens in Spain rose from 500,000 in 2007 to a total of 750,000 in January 2008. This corresponds to 3.3 percent of the entire population of Romania and thus makes Romanians the largest community of foreigners in Spain.

Privatisierungshighlights in der TürkeiPrivatisation highlights in Turkey

> Wie Metin Kilci, Chef der türkischen Privatisierungsagentur, in einem Fernsehinterview versicherte, sollen noch heuer und im kommenden Jahr einige staatliche Gustostückerln der Türkei an private Investoren verkauft werden. Darunter befi nden sich die staatliche Lotteriegesellschaft, die Ziraat Bank, Zuckerfabriken und mehrere Elektrizitätsversorger. >As promised in a television interview by Metin Kilci, head of the Turkish privatisation agency, this year and next will see some choice pieces of Turkish state property being offered to private investors. These include the national lottery company, Ziraat Bank, sugar factories and several electricity providers.

Istanbul will weiter privatisieren.

Istanbul continues with privatisation.

Oligarch Deripaska

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Kooperation beim Gerstensaft Cooperation in hops and malt

Der türkische Bierhersteller Efes und der niederländische Biergigant Heineken wollen gemeinsam den serbischen

Markt erobern. Das dafür gegründete Joint Venture gehört zu 72 Prozent Heineken, die übrigen 28 Prozent hält Efes. Auch die Biertrinker in Kasachstan sollen in Kürze mit einem Joint Venture auf den Geschmack von Gerstensaft, made by Efes und Heineken, gebracht werden.

The Turkish beer maker Efes and the Dutch brewing giant Heineken want to take control of the Serbian market

together. 72 percent of the joint venture established for this purpose is in the hands of Heineken, while 28 percent belongs to Efes. By means of another joint venture, beer drinkers in Kazakhstan should also shortly be introduced to the taste of barley juice made by Efes and Heineken.

Einkommen gleichen sich anIncomes converge

> Die „alten“ EU-Staaten haben im Jahr 2007 in puncto Einkommens-wachstum gegenüber den 12 EU-Newcomern eindeutig das Nachse-hen. Währenddem sich Arbeitnehmer in Litauen 2007 über 18,3 Pro-zent mehr Geld am Gehaltskonto freuen konnten, verzeichneten die Franzosen im Gegensatz zu 2006 ein Minus von 1,1 Prozent – freilich ausgehend von einem weit höherem Einkommensniveau. Grund dafür ist auch die bereits im vergangenen Jahr hohe Infl ation. Im Schnitt wuchsen die Einkommen in allen 27 Ländern der EU um 0,4 Prozent-punkte weniger als im Jahr zuvor, die EU15 konnten 2007 bei den Gehältern um 0,2 Prozent zulegen.> The “old” EU Member States were easily left standing by the 12 EU newcomers as regards income growth in 2007. While employees in Lithuania were able to revel in having 18.3 percent more money on their wage accounts in 2007, the French on the other hand chalked up negative growth of 1.1 percent compared to 2006 – albeit from a much higher level of income. The reason for this is infl ation which was already high last year. Incomes in all 27 Member States of the EU grew 0.4 percent less on average than in the previous year, while the EU 15 registered wage growth in 2007 of 0.2 percent.

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Kasachstan schichtet Vermögen umKazakhstan restructures assets

> Der Staatschef des mineral-, öl- und erdgasreichen Landes Kasachstan, Nursultan Nazarbayev, plant eine nachhaltige Steuer-reform, um die Wirtschaft seines Landes zu diversifi zieren. Dazu soll die Unternehmenssteuer bis zum Jahr 2011 von derzeit 30 auf 15 Pro-zent gekürzt werden. Nazarbayev plant ebenfalls, die Steuern im Sozialbereich und auf Eigentum zu senken sowie Anreize für Investments zu schaffen, die sich auf andere Bereiche als den Abbau von Bodenschätzen konzentrieren. > Nursultan Nazarbayev, President of Kazakhstan, a country rich in minerals, oil and natural gas, is planning to push through a sustainable reform of the tax system to diversify his country‘s economy. This will involve reducing corporate tax from 30 percent to 15 percent by 2011. Nazarbayev is also planning to cut social security and income taxes, as well as create incentives for investments which will focus on areas other than the exploitation of natural resources.

Land/Country

Lohnanstieg/ Wage growth 2007 in %

Lohnanstieg/ Wage growth 2006 in %

Litauen/Lithuania 18,3 % 16,2 %

Lettland/Latvia 13 % 12,7 %

Rumänien/Romania 12 % 7,2 %

Bulgarien/Bulgaria 6,5 % 5 %

EU-12-Neulinge/EU 12 Newcomers 5 % 5,2 %

EU-27/EU 27 2,3 % 2,7 %

EU-15/EU 15 0,2 % 0,8 %

Großbritannien/Great Britain 1 % 0,6 %

Finnland/Finland 1,4 % 0,9 %

Irland/Ireland 1,3 % 1 %

Deutschland/Germany –0,9 % 0,1 %

QUELLE/SOURCE: EIRO

Kasachstan-Präsident Nursultan Nazarbayev. President of Kazakhstan.

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markets & players

Es gab Zeiten, in denen die beiden Buchstaben „E“ und „U“ bei den Bürgern Europas durchwegs positiv besetzt waren. 1994 etwa, als die Österreicher mit einer soliden Zwei-drittelmehrheit dafür stimmten, dem Verein

Europa beitreten zu wollen. Ebenso die Ungarn, die 2003 wie die Polen, Litauer und Letten und mit ihnen sechs weitere Staaten mit einer überwältigenden Mehrheit für Europa und einen Beitritt zur Union im Mai 2004 stimm-ten. Viel trister ist das Bild, das die Bürger heute von Eu-ropa zeichnen. „Die EU ist längst nicht mehr so gut an-geschrieben“, bemerkt Fritz Breuss, Ökonomieprofessor am Forschungsinstitut für Europafragen, „wir haben es mit zunehmend kritischeren Bürgern zu tun.“ Dement-sprechend schockierend fi el auch die 69. Ausgabe der Eurobarometer-Umfrage der Kommission aus, bei der regelmäßig die Meinungsentwicklung der europäischen Bevölkerung zur Union abgefragt wird. Im absoluten Stimmungstief befanden sich dabei die Österreicher,

There were times when the letters “E” and “U” were viewed positively by citizens throughout Europe – in 1994, for example, when Austrians

voted with a healthy two-thirds majority to join the European Union. Or the Hungarians in 2003, who just like the Poles, Lithuanians and Latvians and the citizens of six other states gave the green light to Europe and to joining the EU in May 2004 with overwhelming ma-jorities. The picture painted by the citizens of Europe today is much bleaker. “The EU has not been in the good books for a while now,” notes Fritz Breuss, professor of economics at the Research Institute for European Af-fairs, “citizens are becoming increasingly critical.” The 69th Eurobarometer survey conducted by the EU Com-mission, which regularly monitors the opinions of the European population regarding the Union, produced shocking results. Austrians, Hungarians and the Brits proved to be particularly pessimistic in this respect, and for the fi rst time, citizens negatively disposed towards

Immer mehr Menschen in Europa sind mit der EU unzufrieden – vor allem die Österreicher befi nden sich im Stimmungs-tief, und das, obwohl gerade sie von der Öffnung nach CEE am meisten profi tiert haben dürften.

An increasing number of people in Europe are unsatisfi ed with the EU – Austrians in particular are rather pessimistic, despite the fact that they have probably benefi ted the most from the opening up to CEE.

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Wirtschaftlicher Erfolg allein zählt nicht: Die zunehmende Skepsis der Menschen gefährdet das Projekt Europa. Economic success is not everything: the project Europe idea is threatened by growing scepticism.

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Ungarn und Briten, wo erstmals mehr Bür-ger negativ gegenüber der EU eingestellt waren als positiv. Aber auch in Estland, Lettland, Po-len oder Italien nahm die Zustimmung zur EU drastisch ab. Was läuft da schief, wo doch vor allem EU-Länder wie Österreich überdurch-schnittlich von der EU und ihrer Erweiterung profi tiert haben?

„Europa war bis zum Vertrag von Maas-tricht vor allem eine wirtschaftliche Union“, erklärt Universitätsprofessor Breuss, „das war für alle akzeptabel und durchwegs positiv. Seit 1991 kam zum wirtschaftlichen auch der po-litische Aspekt. Davon fühlen sich nun viele überrollt und in ihrer Entscheidungsfähigkeit eingeschränkt.“ Martina Dobringer, Chefi n des international tätigen Kreditversicherers und Factorers Coface, meint: „Es fehlt an Kommunikation von der Politik und seitens der Medien.“ Ebenfalls für das schlechte Bild verantwortlich sind ihrer Meinung nach feh-lende Vorbilder erfolgreicher Südosteuropäer in Spitzenpositionen im Westen, wie Telekom-Boss Boris Nemsic, ein gebürtiger Kroate in Österreich. René Alfons Haiden, Präsident des österreichischen Grenzlandvereins sowie Ex-Bank-Austria-Generaldirektor, erklärt sich das schlechte Image der EU so: „Man hat zuerst zu große Erwartungen in die EU gesetzt und dann eine miserable Informationspolitik be-trieben.“ Gregor Woschnagg, Ex-Botschafter Österreichs bei der EU und Berater der Raiff-eisen Zentralbank sowie der Industriellenver-einigung in Europafragen, meint dazu: „Euro-pa ist ein schwieriges Projekt. Obwohl der

the EU outnumber those with positive opinions. But the moods in Estonia, Latvia, Poland or Italy vis-à-vis the EU have also experienced a drastic slump. What is going wrong, when EU countries such as Austria in particular have profi ted exceptionally well from the EU and its enlargement?

“Until the Maastricht Treaty, Europe was primarily an economic union,” explains uni-versity professor Breuss, “which was accept-able to everyone and altogether positive. Since 1991 the economic aspects have been joined by political ones. Many now feel bowled over by the whole affair and restrict-ed in their ability to make decisions.” Mar-tina Dobringer, head of the international fi rm Coface that deals with credit insurance and factoring: “There is a lack of communi-cation from politicians and the media.” In her opinion, the weak image is also attribut-able to a lack of role models of successful south-eastern Europeans in key positions in the West, such as Telekom Austria boss Boris Nemsic, who was born in Croatia. René Alfons Haiden, president of the ÖGLV (or-ganisation for the region near the Austrian border) and former CEO of Bank Austria, has his own opinion about the poor image of the EU: “Expectations of EU accession were initially driven very high, and they were then followed by a dreadful information communication policy.” Gregor Woschnagg, former Austrian Ambassador to the EU and adviser to Raiffeisen Zentralbank and the Federation of Austrian Industry in European

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markets & players

Europäisches Parlament in Straßburg: Die EU ist zu weit weg von den Menschen, sagen Kritiker. European parliament in Straßburg: The EU is too far removed from the people according to sceptics.

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Euro heute schon so gut wie selbstverständlich ist und am Studentenaustauschprogramm Erasmus bisher 42.000 Studenten teilgenom-men haben, wird es noch eine Generation dauern, bis die positiven Seiten des Projekts Europa durchgesickert sind.“

Scheinbarer Widerspruch. Nach Berech-nungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) konnte Österreich von allen Integra-tionsschritten der EU wirtschaftlich profi tie-ren. Durch die Ostöffnung im Jahr 1989 ist das reale Wirtschaftswachstum (BIP) um rund 3,5 Prozentpunkte angestiegen. Infolge des EU-Beitritts im Jahre 1995 stieg das BIP real um rund 4,5 Prozentpunkte. Beide Aspekte zusammen tragen zu einem zusätzlichen Wirt-schaftswachstum in Österreich von einem halben bis einem Prozent pro Jahr bei, was in etwa 15 Milliarden Euro oder 1800 Euro pro Kopf mehr bedeutet als ohne Beitritt zur EU. „Die österreichischen Klein- und Mittel-betriebe haben ihre Aufgaben hervorragend gemacht“, ist Ex-Bank-Austria-General Haiden von den positiven Seiten der EU überzeugt, „der Export nimmt heute einen Anteil am österreichischen BIP von rund 60 Prozent ein – vor wenigen Jahren waren es bloß 20 bis 22 Prozent.“ Damit haben sich zwischen 1994 und 2007 die gesamten österreichischen Exporte von 57 Milliarden auf 160 Milliarden mehr als verdreifacht, in die EU sogar vervierfacht.

Jobwunder. Und das ist noch längst nicht alles: stolze 100.000 Arbeitsplätze sind durch EU-Beitritt und Erweiterung zusätzlich in

matters: “Europe is a tricky project. Al-though the euro is pretty much taken for granted nowadays and 42,000 students have taken part in the Erasmus student exchange programme, it will still take a generation before the positive aspects of the Europe project trickle down.”

Apparent contradiction. According to the calculations of the Austrian Institute of Eco-nomic Research (WIFO), all steps of the in-tegration process have benefi ted Austria from an economic perspective. Opening up the eastern borders in 1989 pushed real eco-nomic growth (GDP) up by around 3.5 per-cent. As a result of EU accession in 1995, GDP increased by approximately 4.5 percent in real terms. Both aspects collectively trans-late to additional economic growth in Aus-tria of half to one percent per year, which means roughly EUR 15 billion or EUR 1,800 per capita more than if the country had stayed out.

Former Bank Austria boss Haiden is con-vinced of the positive impacts of the EU, say-ing that “Austrian small and medium-sized enterprises have done their jobs magnifi -cently. While exports today account for around 60 percent of Austrian GDP – a few years ago they totalled a mere 20 to 22 per-cent.” This means that between 1994 and 2007, total Austrian exports almost tripled from EUR 57 billion to EUR 160 billion, and EU exports rose four-fold.

Employment miracle. And there’s more: a healthy 100,000 jobs have been created in

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RZB-Berater Gregor Woschnagg: Erst die nächste Generation wird den Wert von Europa wirklich zu schätzen wissen.RZB consultant Gregor Woschnagg: Only the next generation will be able to appreciate the value of a united Europe.

Wirtschaftsforscher Fritz Breuss: Die Bürger fühlen sich überrollt und in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt. Economist Fritz Breuss: The people feel taken advantage of and sense restricted freedom of choice.

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Coface-Chefi n Martina Dobringer: Schlechte Informationspolitik ist für das negative EU-Image verantwortlich. Coface boss Martina Dobringer: Poor information strategies are responsible for the negative EU image.

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Österreich entstanden. Allein 37.000 davon im Jahr 2007 durch den Exportzuwachs und die enge Verfl echtung mit den Staaten Mittel- und Osteuropas. Auch die in Summe 221.000 Arbeitsplätze, die ausländische Unternehmen in Österreich schaffen, wären ohne EU-Beitritt und Erweiterung undenkbar. „Der Standort Österreich hat in der Vergangenheit zwei Quantensprünge nach oben gemacht: 1989 durch den Fall des Eisernen Vorhangs und 1995 durch den EU-Beitritt. Die Attraktivität Österreichs für ausländische Investoren ist damit sprunghaft gestiegen“, weiß Rene Siegl, Chef der österreichischen Betriebsansiede-lungsagentur ABA. Ihm zufolge haben rund 300 multinationale Unternehmen quer durch alle Branchen ihr Osteuropa-Headquarter in Österreich errichtet – darunter 28 Fortune-500-Unternehmen wie Coca-Cola, Beiersdorf oder Western Union. Insgesamt koordinieren an die eintausend internationale Unternehmen ihre Osteuropa Aktivitäten von Österreich aus.

Solidarität. Dem stehen die wirtschaftlichen Kosten gegenüber. Das sind im Wesentlichen die Beiträge, die an das EU-Budget zu zahlen sind. Österreich als reiches Land unterstützt damit die ärmeren EU-Mitglieder in ihrem Aufholprozess. Die Nettozahlungen der Al-penrepublik schwanken, lagen bisher jedoch meist weit unter 0,5 Prozent des BIPs – also wesentlich geringer als der errechnete volks-wirtschaftliche Nutzen pro Jahr. „Die EU ist auch eine Solidaritätsgemeinschaft, damit kommen nur viele nicht immer ganz klar“, weiß Europaexperte Breuss, „die Leute haben Angst, dass ihnen Arbeitsplätze weggenom-men werden.“ Wohl auch der Grund, warum die Zustimmung zur Erweiterung der Öster-reicher seit jeher eine der geringsten in ganz Europa war – obwohl Studien belegen, dass vor allem die Alpenrepublik am meisten von der Osterweiterung profi tiert. Dem WIFO zu-folge sind es 0,2 Prozent höheres Wirtschafts-wachstum. Ein weiteres Argument, das sowohl Wirtschaftskammer als auch Industriellenver-einigung immer wieder gerne ins Treffen füh-ren, ist die intensive Verfl echtung mit der in-ternationalen Wirtschaft durch Direktinvesti -tionen (FDIs). Angesichts niedrigerer Löhne und einer wachsenden Nachfrage nutzen viele Unternehmen die Chancen zur Expansion ih-res Geschäftsfeldes (siehe Kästen). Viele Mit-tel- und Großunternehmen erwirtschaften die größten Gewinnzuwächse in den neuen EU-Staaten, dazu zählen nicht nur der Banken- und Versicherungsbereich, sondern auch viele Dienstleistungsbetriebe. „Ohne die Osterwei-terung könnten wir niemals den Gewinn er-wirtschaften, den wir heute erzielen“, erzählt etwa Rechtsanwalt Gerald Ganzger von Lansky & Partner Rechtsanwälte. „Das Ge-schäft in Osteuropa läuft sehr gut und ist für uns bereits ein veritabler Heimmarkt“, sagt

Austria as a result of EU accession and the waves of enlargement. 37,000 came in 2007 alone thanks to the increase in exports and the close ties with the countries of Central and Eastern Europe. The 221,000 jobs es-tablished by foreign companies in Austria would also have been unthinkable were it not for EU accession and the eastern expan-sion. “Austria as a business location made two quantum leaps in the past: in 1989 after the fall of the Iron Curtain and in 1995 after joining the EU. This markedly enhanced the appeal of Austria for foreign investors,” says Rene Siegl, head of the Austrian Business Agency (ABA).

He estimates that roughly 300 multina-tional companies in all sectors have set up their eastern European headquarters in Aus-tria – including 28 of the Fortune 500 com-panies such as Coca-Cola, Beiersdorf or Western Union. All told, approximately one thousand international companies coordi-nate their eastern European operations from a base in Austria.

Solidarity. This success is countered by the economic cost. Essentially this means the contributions that must be paid to the EU budget. As a wealthy country, Austria sup-ports the poorer EU Member States in their convergence endeavours. The net payments of the country vary, but to date they have mostly fallen far short of 0.5 percent of GDP – and thus signifi cantly lower than the over-all benefi t to the economy each year. “The EU is a community of solidarity too, it’s just that many don’t understand this,” says Eu-rope expert Breuss, “people are worried about losing their jobs.” This is also probably the reason why the ratio of Austrians con-senting to the expansion steps has long since been one of the lowest in Europe – although studies prove that it is fi rst and foremost Austria that profi ts from the eastern expan-sion. According to the WIFO, this has in-creased economic growth by 0.2 percent. Another argument that both the Austrian Federal Economic Chamber as well as the Federation of Austrian Industry repeatedly put forward is the close ties with the inter-national economy by means of foreign direct investment (FDI). In light of the lower wage costs and mushrooming demand, many com-panies exploit the opportunities to expand their business (see box). Many medium-sized and large companies generate their greatest earnings growth in the EU newcomers, and these not only include banks and insurance institutions but also many service enterpris-es. “Without the eastern expansion we could never have produced the earnings that we generate today,” explains Gerald Ganzger, a lawyer at Lansky & Partner. “Business in eastern Europe is vibrant, a market that

markets & players

Österreichische Konzerne wie die Voestalpine profi tieren von der EU-Erweiterung. Aber auch Klein- und Mittelbetriebe, weiß Ex-Bank-Austria-Chef René Alfons Haiden, haben ihre Aufgaben hervorragend gemacht: „Österreich ist heute Exportkaiser.“Austrian companies such as the Voestalpine profi t from the EU expansion. But small and medium-sized companies have succeeded as well claims ex-Bank Austria boss: “Austria is foremost in exports.”

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auch der Vorstandsvorsitzende des Feuerfest-erzeugers RHI, Andreas Meier, „wir haben unseren Mitarbeiterstand in den CEE-Ländern substanziell ausgebaut und die Entwicklung der Märkte stimmt uns auch für die Zukunft sehr zuversichtlich.“ Dass Investitionen im Ausland natürlich weniger Investitionen im Inland zur Folge haben, ist die weniger posi-tive Seite derselben Medaille. „Standortpolitik in Form von Lohnmäßigung, Sozialabbau und Kapitalsteuersenkungen und die Binnenan-kurbelung schließen einander aus“, sagt Chris-tian Felber, Mitbegründer des globalisierungs-kritischen Netzwerkes Attac in Österreich (siehe Interview). Er führt ebenso ins Treffen, dass die durchschnittlichen Nettolöhne nach 1995 real um 2,8 Prozent sanken. Das bedeu-tet, dass die Österreicher 2006 mit 1517 Euro sogar um ein Prozent weniger Geld im Börsel hatten als 1991.

Fritz Breuss hält mit dem „Überlebensef-fekt“ dagegen. „Hätten unsere Unternehmen, wie etwa die Banken, nicht im Ausland in-

for us is truly a home-from-home,” says Andreas Meier, chief executive offi cer of the RHI refractories group. “We have increased our staff numbers substantially in CEE coun-tries, and market developments are also very promising for us going forward.”

That the consequence of investing abroad obviously means fewer investments at home is the less savoury aspect of the story. “Busi-ness location policies in the form of wage restraints, dismantling the welfare state and reductions in taxes on capital are incompat-ible with stimulating the local economy,” says Christian Felber, co-founder of the Attac network in Austria, fi erce critics of globalisa-tion (see interview).

To back his argument he mentions that average net wages have fallen by 2.8 percent in real terms from 1995. This means that Austrians in 2006 had EUR 1,517 or one percent less in their wallets than in 1991. Fritz Breuss counters this with the “survival effect.” “If our companies, such as banks,

markets & players

Gerald Ganzger, Gabriel Lansky: Die Wiener Rechtsanwälte erwirtschaften immer mehr Gewinn in Osteuropa. Gerald Ganzger, Gabriel Lansky: The Viennese lawyers are constantly increasing their profi ts in eastern Europe.

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Ohne den EU-Beitritt und die Osterweiterung sähe die Arbeitsmarktlage in Österreich (im Bild: Siemens-Mitarbeiter) dramatisch schlechter aus. Auch Studenten haben Vorteile, etwa über das „Erasmus“-Programm. Without EU membership and east expansion the labour market in Austria would have been far less successful. Students benefi t, too, with programs such as “Erasmus.”

Daten und Fakten Numbers and facts

(BIP pro Kopf, in Kaufkraftstandards, relativ zu EU-15 = 100) /(GDP per capita, based on purchasing power, relative to EU-15 = 100)

Schweiz – Österreich: Einkommensentwicklung /Switzerland – Austria: personal income

Switzerland

Germany West

Austria Germany unifi ed

USA

EU-27

EU-Beitritt Österreichs /EU accession Austria

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1960

1963

1966

1969

1972

1975

1978

1981

1984

1987

1990

1993

1996

1999

2002

2005

2008 Quelle: Der EU-Haushalt 2006: Finanzbericht, Europäische Kommission, Luxemburg 2007, S. 63 / Source:

The EU Household 2006: Financial Report, EU commission. Luxemburg 2007, p. 63

Finland

Austria

Sweden

* BNE = Bruttonationaleinkommen /GNI: Gross National Income

–0,12

–0,14

–0,28

–0,08

–0,38

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0,30

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–0,10

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–0,601995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Nettozahlerpositionen: Finnland, Österreich und Schweden /Net contributors: Finland, Austria and Sweden

(Haushaltssaldo vis-à-vis EU-Budget, in % BNE*) (household balance relative to EU budget in %GNI)

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SUCCEED: Wie erklären Sie sich den Widerspruch, dass vor allem Österreich so von der EU profi tiert hat und die Menschen trotzdem ein derart schlechtes Bild haben?FELBER: Das ist nur ein scheinbarer Widerspruch. Nicht Öster-reich ist Gewinner der EU und der Osterweiterung, sondern lediglich ein Teil der Österreicher. Börsenotierte Unternehmen, Investoren und die Exportindustrie sind die Profi teure. Der Großteil der Österreicher hat wirtschaftlich entweder gar nichts davon oder verliert sogar dabei.

Was hat die EU falsch gemacht?Die Politik hat einseitig die Wettbewerbsfähigkeit auf Kosten

der Binnen- und Regionalwirtschaft erhöht. Damit wurden zwar beeindruckende Exporterfolge erzielt, aber mit der Folge von niedrigerem Wachstum der regionalen Wirtschaft, einem Anwachsen der sozialen Ungleichheit auch zwischen Stadt und ländlichen Gebieten. Damit werden für viele der eigene Job und die eigene Zukunft unsicher. In demselben Grad wie die Abhängigkeit von den Weltmärkten steigt, sinkt auch der Zukunftsoptimismus der Leute.

Was sollte die EU dagegen tun?Es wäre klüger, den Schwerpunkt der Wirtschaftspolitik zurück

auf die regionale und Binnenwirtschaft zu legen. Die öffentliche Infrastruktur mit Bildung, Gesundheit, Pfl ege, dem öffentlichen Verkehr und erneuerbaren Energien in den Regionen zu fördern. Der Export und der internationale Handel sollten das Salz in der Suppe, aber nicht der Lebensnerv der Wirtschaft sein. Das ist zu instabil und ökologisch nicht nachhaltig.

Succeed: How can you explain the contradiction that Austria in particular has profi ted so much from the EU and yet people display such a negative attitude?Felber: This is only an apparent contradiction. Austria itself is not a winner from the EU and the eastern expansion, only some Austrians are. Listed companies, investors and the export industry are the benefi ciaries. The majority of Austrians have either gained no economic benefi t at all, or have in fact lost out.

What has the EU done wrong?Politicians unilaterally increased competitiveness at the cost of the

domestic and regional economy. Although this led to impressive results in the export sector, the implications were slower growth in the regional economy and a rise in social imbalances, also between the cities and rural areas. This has meant people’s jobs and their futures are uncertain. The optimism of people regarding their future is falling at the same rate as the dependency on global markets is rising.

What should the EU do?It would make more sense to switch the focal point of economic

policy back to the regional and domestic economy. Public infrastruc-ture should be promoted in the regions including education, health, care services, public transport and renewable energies. Exports and international trade should be the salt in the soup, that little extra, not the vital component of the economy. The way it is It is too instable and ecologically unsustainable.

„Nur wenige profi tieren“

“Only a few benefi t”

Christian Felber ist Mitbegründer des globalisierungskritischen Netzwerks Attac in Österreich und hat vor kurzem sein neues Buch „Neue Werte für die Wirtschaft“ veröffentlicht.Christian Felber is the co-founder of the Attac network in Austria, staunch critics of globalisation, and has recently published a new book entitled “New Values for the Economy.”

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markets & players

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Grenzenloser Erfolg Boundless success

Traubenkooperation Österreich – Ungarn Austro-Hungarian grape allianceIm Vorjahr haben zwei begnadete Rotweinerzeuger 15 Jahre gemeinsames Arbeiten und Experimentieren gefeiert: Franz Weninger aus Horitschon im Burgenland und Attila Gere aus Villány in Südungarn. Neben den eigenen Weingütern wird auch ein gemeinsames in Villány bewirtschaftet, die Rotwein-Cuvée „Phoenix“ ist alljährlich rasch ausverkauft. Gemein-sam wird aber immer wieder Neues ausprobiert, wie gerade die Tempranillo-Traube aus dem spanischen Rioja. Weninger: „Wir dachten, wenn die dort wächst, dann auch in Villány. Es ist ein toller Wein geworden.“Last year, two gifted makers of red wine celebrated 15 years of joint work and experiments: Franz Weninger from Horitschon in Burgenland and Attila Gere from Villány in southern Hungary. In addition to their own wines, they make one together in Villány,

a red wine cuvée that goes by the name of “Phoenix”; every year it sells out quickly. But they are always trying out something new together, such as the Tempra-nillo grape from Rioja in Spain. Weninger: “We reckoned if it grows there then it will grow in Villány. It has become a fantastic wine.”

Weinpressen bis nach Bulgarien Wine presses all the way to BulgariaRoland Schmerold, Geschäftsführer des Poysdorfer Weinpressenbauers Wottle, erinnert sich an seine ersten Export-erfahrungen in Mähren und Ungarn: „Unser Glück war die nötige Modernisierung der dortigen Weinbaubetriebe.“ Nun liefert er hydraulische Pressen und weitere moderne Maschinen für den Weinkeller. Seit neuestem lässt er auch selbst in Tschechien fertigen – um den EU-geförderten Modernisierungsschub der Weinbauern zwischen Mähren und Bulgarien bedienen zu können. „Ohne die Märkte in Osteuropa hätte ich hier schon längst reduzieren müssen.“Roland Schmerold, managing director of the Wottle wine press manufacturer in Poysdorf, recalls his early export experience in Moravia and Hungary: “We were lucky thanks to the modernisation required by the wineries there.” He now supplies hydraulic

presses and other modern machinery for wine cellars. Recently they have started to manufacture in the Czech Republic too – to be able to meet the surge in EU-driven modernisation of winemakers between Moravia and Bulgaria. “Without the markets in Eastern Europe I would have had to cut back here a long time ago.”

Mit Alfa Romeo von Graz nach Budapest Alfa Romeo from Graz to Budapest Angefangen hat Robert Geier aus Graz mit einem kleinen Geschäft für gebrauchte Alfa-Romeo-Autoteile in Budapest. „Die Originalteile kosten in ganz Europa gleich viel, aber die Mechanikerstunde macht hier nur ein Drittel von der in Wien aus.“ Ausschlachten und Reparaturen mit Gebrauchtteilen standen am Anfang. Heute kommen seine Kunden aus ganz Ungarn, zehn Prozent auch aus Österreich. Mittlerweile beschäftigt er in seiner Alfa Kontakt Kft. in Zsambek, 30 Kilometer westlich von Budapest, drei Facharbeiter sowie fünf weitere in der eigenen Spengler- und Lackiererei.Robert Geier from Graz started up a small business for used Alfa Romeo car parts in Budapest. “Original parts cost the same throughout the whole of Europe, but the hourly rates of mechanics here are one third of the norm in Vienna.” It started with

stripping cars and doing repairs with used parts. Now his clients come from all round Hungary, and ten percent from Austria. At his Alfa Kontakt Kft. in Zsámbék, 30 kilometres west of Budapest, he now employs three skilled workers along with another fi ve in the bodywork and spraying workshop.

Wellness an der Grenze Wellness at the border Wer die Konkurrenz im Dienstleistungsgewerbe bestehen will, muss sich etwas einfallen lassen. Dies gilt umso mehr nahe der tschechischen Grenze, wo sich die Preise oftmals halbieren. „Die Kundinnen weichen nur über die Grenze aus, wenn bei uns die Qualität nicht stimmt“, sagt Silvia Schuh, die in ihrer „Friseur und Wellness-Oase“ in Waidhofen an der Thaya zwölf Frauen beschäftigt. Um auch Kunden „von drüben“ zu akquirieren, hat sie zusätzlich Tschechisch gelernt. Mit Erfolg, denn heute zählt sie tschechische Familien zu ihren Stammkunden. „Während die Herren im nahen Golfhotel abschlagen, lassen sich die Damen bei mir verwöhnen.“Anyone wishing to beat the competition in the services sector has to come up with something. This applies even more so near the Czech border, where prices often drop by 50 percent. “Customers only have to go across the border if the quality is not up

to standards,” says Silvia Schuh, who employs twelve women in her “Hairdresser and Wellness Oasis” in Waidhofen an der Thaya. She has also learnt Czech to acquire customers from over the border, and not without success either, since Czech families now number among her regular customers. “While the men tee off at the nearby golf course, the ladies pamper themselves in my shop.”

vestiert, wären sie schon längst übernom-men worden. Es würde sie heute gar nicht mehr geben“, ist er sich sicher. Ebenso über-zeugt ist er von der Tatsache, dass Österreichs Wachstumsperformance ohne Beitritt zur EU wesentlich geringer ausgefallen wäre. Ein Ver-gleich mit dem Nicht-EU-Mitglied Schweiz soll das verdeutlichen. Während in den 80er-Jahren Österreich und die Schweiz als EFTA- Mitglieder noch eine ähnliche Wachstums-performance aufwiesen, änderte sich das in den 90er- Jahren schlagartig: Österreich wuchs als sicherer EWR-Teilnehmer und EU-Mit-glied von 1990 bis 2006 um insgesamt 28 Prozentpunkte des BIPs rascher als die Schweiz.

~ Julia Heuberger, Harald Hornacek

had not invested abroad they would have long since been taken over. They would no longer exist today.” Of that he is certain. He is equally convinced of the fact that Austria’s growth performance would have been sig-nifi cantly less dynamic without EU member-ship. This becomes clear in a comparison with non-EU member Switzerland. While Austria and Switzerland produced similar growth rates in the 1980s as members of EFTA, this changed suddenly in the 1990s: as a solid participant in the EEA and a mem-ber of the EU, Austria’s growth from 1990 to 2006 was 28 percentage points of GDP higher than that of Switzerland.

~ Julia Heuberger, Harald Hornacek

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~ Reinhard Engel FOTO

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The Russian Ministry for Economic Development is intending to put for-

ward some amendments to Rus-sian corporate law. These modifi -cations affect, among other things, the public procedure for register-ing the data of legal entities (reg-istration of amendments in the Uniform State Register of Legal Entities). This includes setting up an electronic system for the public registration of legal entities. Legal entities are obligated to publish information about themselves. The documents for the registra-tion can be submitted to the au-thorities one or two months after the information is published (de-pending on the type of change in question). In this context, the re-form of corporate law will in some cases make the actual regis-tration deadline anywhere from fi ve to nine times longer.

Changes in forming companies.

When setting up a company, signed documents certifi ed by a notary are required from all the founders, which can lead to par-ticular diffi culties when forming a company with several founders. The legal consequences for sub-mitting documents that contain implausible data are now also stiffer. If documents are submitted to the tax authorities regarding the registration of data in the Uni-form State Register of Legal Enti-ties, and these documents contain

implausible information about a legal entity, then the chief execu-tive of said legal entity can be levied a penalty of between RUB 10,000 and 20,000. If documents are submitted to the tax authori-ties that contain implausible data on the shareholders, directors or the business address of a legal en-tity, a penalty of RUB 20,000 to 30,000 can be imposed on the chief executive of the legal entity, and he may also be banned from practising his profession for three years (that is to say the natural person is prohibited by law from exercising management duties in a legal entity); furthermore a 90-day cessation of business activity can be executed against legal enti-ties which prevents conducting their business operations. Execu-tion of such administrative penal-ties is not predicated upon wilful conduct. The planned amend-ments to the corporate law will among other things enable the implementation of shareholder agreements. This will permit shareholders to adopt regulations by means of which they can reach an agreement on the joint exercise of shareholder rights. Such rights include, for example, coordinated agreements, selling shares at agreed upon prices or the non-sale of shares. The corporate law re-form does not foresee the intro-duction of shareholder agree-ments for limited liability.

Russia is planning to allow “shareholder agreements” and to introduce a new and more complex registration process. Documents will be subject to more intense scrutiny.

In Russland sind die Zulässigkeit von „Shareholders Agree-ments“ sowie ein neues, komplizierteres Registrierungswesen geplant. Urkunden werden nun intensiver geprüft.

Moskau prüft die GlaubwürdigkeitMoscow tests credibility

LEGAL ADVICE

»LEGAL ENTITIES ARE NOW REQUIRED TO MAKE ESSENTIAL INFORMATION ABOUT THEMSELVES PUBLIC«

»JURISTISCHE PERSONEN WER-DEN VERPFLICHTET, INFORMATIONEN ÜBER SICH ZU VERÖFFENTLICHEN«

THOMAS BRANDRÖDL & PARTNER MOSKAU

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Das russische Ministerium für Wirtschaftsentwicklung beabsich-tigt, einige Änderungen des russischen Gesellschaftsrechts vor-zuschlagen. Die Änderungen betreffen u. a. das Verfahren der

staatlichen Registrierung der Angaben über juristische Personen (Ein-tragung von Änderungen in das Einheitliche Staatliche Register juristi-scher Personen). Dazu gehört die Schaffung eines elektronischen Medi-ums für Daten der staatlichen Registrierung juristischer Personen. Diese werden verpfl ichtet, Informationen über sich zu veröffentlichen. Die Dokumente für die Registrierung können erst nach ein bis zwei Monaten nach der Veröffentlichung der Informationen (je nach Art der Änderung) der Behörde vorgelegt werden. Diesbezüglich führt die Gesell-schaftsrechtsreform in einigen Fällen zur Erhöhung der tatsächlichen Registrierungsfristen auf das Fünf- bis Neunfache.

Änderungen bei Gesellschaftsgründungen. Bei der Gründung einer Gesellschaft sind von allen Gründern unterzeichnete und notariell be-glaubigte Urkunden erforderlich, was zu besonderen Schwierigkeiten bei der Gründung von Gesellschaften mit mehreren Gründern führen kann. Die Haftung für die Vorlage von Urkunden, die unglaubwürdige Angaben enthalten, wird ebenfalls verschärft. Wenn den Steuerbehörden bei der Eintragung der Angaben ins Einheitliche Staatliche Register juristischer Personen Urkunden vorgelegt werden, die unglaubwürdige

Angaben über eine juristische Person enthalten, kann gegen den Generaldirektor der betreffenden juristischen Person eine Geld-

strafe von 10.000 bis 20.000 RUB verhängt werden. Falls den Steuerbehörden Urkunden vorgelegt werden, die un-

glaubwürdige Angaben über die Gesellschafter, den Direktor oder über die Geschäftsadresse einer juristi-schen Person enthalten, kann gegen den Generaldirek-tor dieser juristischen Person eine Strafe von 20.000 bis 30.000 RUB verhängt werden, außerdem kann gegen

ihn ein dreijähriges Berufsverbot ausgesprochen werden (in diesem Fall ist es einer natürlichen Person gerichtlich verboten, Leitungs-

funktionen in einer juristischen Person auszuüben); gegen juristische Personen kann eine verwaltungsrechtliche Ein-

stellung der Gesellschaftstätigkeit von bis zu 90 Tagen verhängt werden. Vorsätzliches Handeln ist für die Auferlegung dieser Verwaltungsstrafe nicht erfor-derlich. Die geplanten Änderungen des Gesell-schaftsrechts ermöglichen unter anderem auch Shareholders Agreements. Dadurch wird es den Aktionären gestattet, Regelungen zu treffen, nach

welchen sie sich über die gemeinsame Ausübung der Aktionärsrechte einigen können. Dazu gehören

etwa eine koordinierte Abstimmung, Veräußerung der Aktien zu einem vereinbarten Preis oder Nichtveräuße-rung von Aktien usw. Für GmbHs sind Shareholders Agreements durch die Gesellschaftsrechtsreform nicht vorgesehen.

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Menschen und Maschinen statt Mercedes

People and machinery replace Mercedes

Der heute 60-jährige Orest Vovk führte seine Hefefabrik erfolgreich

von der Plan- in die Marktwirtschaft. At age 60 Orest Vovk has successfully shepherded his yeast factory out of a

planned economy to the free market.

markets & players

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Wie es dem Lemberger Hefeproduzenten Orest Vovk gelang, seine Fabrik von einem maroden Kollektiv zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Westukraine zu machen.

How the Lviv yeast producer, Orest Vovk, managed to turn his factory from an ailing collective into one of the most successful companies in western Ukraine.

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Orest Vovk ist ein kleiner Mann mit großen Visionen. Er sitzt vor der Landkarte Europas, hinter ihm feinsäuberlich aufge-schlichtet jene Produkte, mit denen er den Weltmarkt zu

erobern gedenkt: Trockenhefe, Feuchthefe, in allen möglichen Varian-ten, Formen und Verpackungsgrößen. Vor dem Fenster des Bespre-chungszimmers, im gegenüberliegenden Trakt der Lemberger Hefe-fabrik Enzym, arbeiten lautstark die Turbinen an der Produktion des für Backwaren aller Art unentbehrlichen Inhaltsstoffes. Durch die Luft weht ein Geruch, der an fl auschige Germknödel oder Buchteln mit Vanillesoße erinnert. „Wir sind mit unseren Hefeprodukten Marktfüh-rer in der Ukraine und der ehemaligen Sowjetunion“, sagt Enzym-Alleineigentümer und Geschäftsführer Vovk. Seit fünf Jahren rollt Enzym auch den europäischen Markt von der Türkei über Tschechien, Ungarn, Moldawien und das Baltikum auf – bis nach Holland und Belgien. „In Brüssel fragte man mich unlängst, warum ich denn unbe-dingt in die EU exportieren müsse, ich hätte ja eh den russischen Markt“, lächelt der 60-jährige Unternehmer nicht ohne Stolz. In der topmodernen Fabrik am Rande der westukrainischen Landes-hauptstadt Lemberg werden heute mit 250 Mitarbeitern an die 90.000 Tonnen Hefe im Jahr produziert. Der Umsatz, den Enzym jährlich erwirtschaftet, beläuft sich auf 30 Millionen Euro. Die Maschinen in der blitz-blanken Produktionshalle stammen allesamt aus den namhaftesten Herstellerhäusern Eu-ropas und den USA. Ein Status quo, der am Gelände der Lemberger Hefefabrik beileibe nicht immer so war.

Dienst nach Vorschrift. „Als ich 1989 als Geschäftsführer hierherkam, war die Fabrik eines der miserabelsten Unternehmen der Region“, erinnert sich Orest Vovk. „Es wur-de wenig produziert, die Anlagen waren unglaublich schmutzig, die Leute waren un-qualifi ziert und haben sehr viel gestohlen“, erzählt der Chef von seinen Anfängen, die noch in der Sowjetzeit lagen. Unternehmen wurden damals planwirtschaftlich geführt. Das bedeutete, dass alle Betriebe vom Staat ihre Strategie zu Verarbeitung, Einkauf oder den Rohstoffen in Form von Befehlen vor-gesetzt bekamen. Diese mussten dann nach einer streng vertikalen Hierarchie umgesetzt werden. „Managererfahrung war nur sehr gering vorhanden, man bekam ja alles von den Beamten in den Ministerien vorgesetzt“, erinnert sich Vovk. Er selbst hatte noch Glück, da er als langjähriger Mitarbeiter in der Verwaltung eines Ver-eins mehrerer Alkoholproduzenten zuvor ein gewisses Maß an strate-gischem Denken sowie wichtige Menschenkenntnis mitbekam.

Turbulente Zeiten. Der Prozess, den Vovk als neuer Chef des Hefe-kollektivs einleitete, um die Fabrik profi tabler zu machen, war schmerz-haft und kostete nicht nur ihn viele Nerven und Zeit. Wissenschafter aus Russland sollten helfen, vorhandene Probleme auszuloten und in der Folge Technologie, Rezepturen und Prozesse effi zienter zu gestalten. Der Stein des Anstoßes für die Mitarbeiter war allerdings die Disziplin, die Vovk als neue Führungsmethode einführte. „Es gab viele Wider-

Orest Vovk is a small man with big visions. He sits in front of a map of Europe, behind him are the neat piles of products with which he intends to conquer the world market: dry yeast

and fresh compressed yeast in all possible variants, shapes and sizes. Outside the window of the conference room, in the opposite wing of the Enzym yeast factory in Lviv, the turbines are turning loudly, work-ing to produce the indispensable ingredient for all types of baking. A smell wafts through the air that is reminiscent of plum-jam fi lled yeast dumplings or delectable “buchtels” with vanilla sauce. “We are the market leader in yeast production in Ukraine and throughout the former Soviet Union,” says Vovk, sole owner and managing director of Enzym. For the last fi ve years Enzym has been moving into the European market, from Turkey through the Czech Republic, Hungary, Moldavia and the Baltic states to Holland and Belgium. “Recently someone asked me in Brussels why I had to export to the EU if I already had the Russian market,” smiles the 60 year-old businessmen, and not

without pride. The ultra-modern factory on the edge of the western Ukrainian city of Lviv provides employment for 250 staff who produce 90,000 tonnes of yeast a year. En-zym’s annual turnover exceeds EUR 30 mil-lion. All of the machinery in the spic-and-span production hall has been acquired from the most renowned manufacturers in Eu-rope and the USA. But the Lviv yeast fac-tory certainly did not always look like this.

Work-to-rule. “When I came here in 1989 as managing director, the factory was one of the worst plants in the region,” recalls Orest Vovk. “Productivity was low, the equipment was unbelievably dirty, the staff were un-qualifi ed but skilled at fi lching,” says the boss, describing the situation that faced him back in Soviet times. At that time, companies were run on a command economy basis. This meant that all enterprises were assigned their strategies by the state in the form of orders regarding processing, purchasing and raw materials. These had to be realised and implemented according to a strict, vertical hierarchy. “There was very little manage-ment experience available, everything was served up by offi cials in the ministries,” re-calls Vovk. He was lucky in a sense, since he had previously mastered a certain degree of strategic thinking and had some important insight into human nature thanks to his many years of involvement with the admin-

istration of an association of several alcohol producers. Turbulent times. As the new boss of the yeast collective, the process

that Vovk introduced to put the factory into the black was painful, stressful and time-consuming, not just for him. Russian academics were supposed to help pinpoint the problems and consequently coordinate technologies, recipes and processes more effi ciently. But the bone of contention for the staff was the discipline that Vovk introduced as a new management method. “There was much resistance and protests on an almost daily basis. Although the factory was still in state hands, I wanted to put an end to the fi lching,” he explained. This was more FO

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Bereits beim Mischen der Hefe entsteht der typische Geruch nach Germknödel. As soon as the yeast is mixed the typical smell of yeast dumplings is created.

Sauberkeit ist oberstes Gebot, seit 2003 ist Enzym ISO-9001-2001-zertifi ziert. Hygiene is top priority at Enzym. It has been ISO 9001-9002 certifi ed since 2003.

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stände und fast täglich Proteste. Obwohl die Fabrik damals noch staatlich war, wollte ich, dass nichts mehr gestohlen wird“, erzählt er. Eine für damalige Zeiten mehr als ungeliebte Maßnahme, da mit ge-stohlener Hefe in zwei Tagen am Schwarzmarkt so viel Geld erzielt werden konnte wie mit einem Monat Arbeit in der Fabrik. Die Mitar-beiter boykottierten ihren neuen Chef mit allen Mitteln, verdarben die Hefe, legten die Anlagen lahm und versuchten sogar einmal, die Fabrik in Brand zu stecken. Inmitten dieser turbulenten Zeiten, die für Enzym allerdings auch mit wirtschaftlichen Erfolgen, der Erneuerung der Anla-gen sowie einer höheren Produktion verbunden waren, zerfi el die Sowjet union. Die Ukraine feierte 1991 ihre Unabhängigkeit und mit der Verordnung des Obersten Rates, dass Unternehmen privatisiert werden durften, folgte im Jahr 1994 der wichtigste Meilenstein. „Mir war klar, dass die Privatisierung den letzten Entwicklungsschub für Enzym und uns alle darstellt“, erzählt Orest Vovk, der mit Marktwirt-schaft bis dato genauso wenig am Hut hatte wie der Großteil der Ukrainer auch. „Ich habe lediglich intuitiv gespürt, was zu tun ist.“

Umdenkprozess. Jedem Ukrainer wurden damals Privatisierungs-zertifi kate zur Verfügung gestellt, so auch den 400 Mitarbeitern der zum Kollektiv zählenden Hefefabrik Enzym. Mit allen Zertifi katen der Mitarbeiter samt deren Familienangehörigen konnte die Fabrik ins Privateigentum der Belegschaft übergehen. Einige verkauften ihre An-teile, andere blieben Miteigentümer. Orest Vovk konnte die meisten Anteile auf sich vereinen, da höheren Mitarbeitern auch mehr Anteile zur Verfügung standen als einfachen Arbeitern. Nach dem formalen Prozess der Privatisierung musste der Transformationsprozess zu marktwirtschaftlichen Prinzipien auch von den Menschen vollzogen werden. „Ich habe damals mit meinen Mitarbeitern und ihren Familien über alles und jedes gesprochen und zu allem, was läuft, eine Sitzung abgehalten“, erinnert sich der Unternehmer. Er stellte immer wieder dieselbe Frage: „Wir sind ein Privatunternehmen, was müssen wir tun?“ So lange, bis es jedem Einzelnen gelang, sich selbst wie eine Schraube oder eine Feder des Unternehmens wahrzunehmen und sich als Teil des gesamten Prozesses zu verstehen. „Das war die Geburts-stunde des Privatunternehmens“, sagt Vovk. Dass dabei das Arbeits-gehalt für jeden um das Dreifache erhöht wurde, dürfte nicht unwe-sentlich zum erfolgreichen Wandel beigetragen haben.

Steil nach oben. Die Unternehmensgewinne der folgenden Jahre wurden allesamt in die Weiterentwicklung der Fabrik investiert, Ge-schäftsführer Vovk avancierte zum Alleineigentümer. Das Unternehmen zählt heute zu den größten Steuerzahlern der Provinz und lässt auch seine Mitarbeiter nach wie vor am Erfolg teilhaben: Es gibt warmes Essen in der hauseigenen Kantine, ein Fitnesscenter im Keller des Verwaltungsgebäudes, Kredite zu niedrigeren Zinsen für Wohnungen und Autos sowie ein Ferienhaus, das zu günstigen Konditionen ge mietet werden kann. Tatsächlich scheint, dass ein wenig vom alten Sozialismus auch in der heutigen Marktwirtschaft nicht schaden kann. Geschäfts-führer Vovk sagt dazu nur: „Ich fahre auch jetzt noch einen Lada, die Mercedes, die ich mir hätte kaufen können, stehen allesamt in Form von Investitionen in Menschen, Maschinen und Anlagen in unserer Fabrik.“ ~ Julia Heuberger

than just unpopular back then, since selling stolen yeast on the black market fetched a price in two days that could only be earned in one month by working in the factory. Staff hampered their new boss in every way pos-sible, spoiling the yeast, sabotag-ing the machinery and once even trying to set the factory on fi re. In the midst of these turbulent times, yet which for Enzym were also characterised by economic suc-cess, a modernisation of machin-ery and higher production, the Soviet Union collapsed. Ukraine celebrated its independence in 1991 and following a decree of the Supreme Council declaring that companies could be priva-tised, 1994 brought the most im-portant milestone. “It was clear to me that privatisation repre-sented the last development boost for Enzym and us all,” explains Orest Vovk, who until then was as little concerned with the mar-ket economy as was the majority of Ukrainians. “I just followed my instincts as to what had to be done.”

Learning to rethink. Every Ukrainian at that time was given privatisation certifi cates, includ-ing the 400 staff at the Enzym yeast factory collective. Using all of the certifi cates of the employ-ees, together with all of their rela-tives, the factory passed into the private ownership of the staff. Some sold their holdings, others remained co-owners. Orest Vovk managed to garner most of the shares, since higher-ranking per-sonnel received more shares than simple workers. After the formal privatisation process the staff had to come to grips with the trans-formation to market economy principles. “At that time I spoke with my staff and their families about anything and everything, and held meetings for all things in progress and under considera-tion,” recalls the businessman. He posed the same question over and over again: “We are a private company now, what do we do?” until all of the individuals in the fi rm managed to perceive them-selves as a cog in the company machinery or as part of the fabric,

markets & players

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Enzym-Gebäude am Rande der ehemaligen k. u. k. Stadt Lemberg. Enzym facilities on the outskirts of the former royal governing seat in the city of Lemberg.

Gute Stimmung in der Schaltzentrale: Hochmoderne Maschinen erleich-tern den Menschen die Arbeit. Esprit de corps in the control centre: state of the art technology creates a pleasant work place.

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and thus a constituent in the whole process. “This was the birth of a private company,” says Vovk. The fact that the wages were increased three-fold for all personnel likely played no small part in the successful change process.

Sharp increase in growth. The profi ts of the business in the sub-sequent years were all invested in the further development of the factory, and managing director Vovk became the sole owner. To-day, the company numbers among the largest taxpayers in the province, and still enables its staff to participate in the success: there is warm food in the facto-ry’s own canteen, a fi tness centre in the basement of the adminis-tration building, low-interest loans for houses and cars, as well as a holiday house that can be rented at reasonable rates. It would appear that a touch of the old socialism cannot hurt, even in today’s market economy. Manag-ing director Vovk’s response to this? “I still drive a Lada; the many Mercedes that I could have bought for myself are all in our factory in the form of investments in people, machinery and equip-ment.” ~ Julia Heuberger

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SUCCEED: Frau Generaldirektor, Siemens ist in den letzten Monaten

alles andere als positiv in den Medien aufgefallen. Weltweit sollen

17.000 Mitarbeiter abgebaut werden, in Österreich rund 500. Was ist

los bei Siemens?

Brigitte Ederer: Es stimmt, dass Siemens in seiner Unternehmens-geschichte wohl noch nie mit solchen gravierenden Veränderungen konfrontiert war. Aber der eingeschlagene Weg ist richtig. Wir haben heute drei Sektoren – Industry, Energy und Healthcare. Ich bin CEO für 17 Länder, aber eben auch für Sektoren zuständig. Das Wiener Headquarter ist Sitz der Siemens AG Österreich, aber auch für die CEE-Länder zuständig. Dieser Wirtschaftsraum ist extrem dyna-misch und für uns einer der wichtigsten Märkte überhaupt.Die Bestechungsaffäre ist noch nicht ausgestanden. Siemens bemüht

sich redlich, solche Vorkommnisse künftig zu verhindern. Allerdings

meinen vor allem deutsche Medien, dass Siemens über das Ziel hinaus-

schießt: Jede Dienstreisebewilligung sei zu einer wahren Odyssee

geworden. Wie geht es Ihnen mit den neuen Compliance-Regeln?

Die Entwicklung rund um die Bestechungsvorwürfe hat für eine neue Sicht der Dinge gesorgt. Wir sehen uns der Compliance abso-lut verpfl ichtet. Daher kann ich die genannte Kritik nicht nachvoll-ziehen. Wir befi nden uns in einem Läuterungsprozess: Wenn vorher die Zügel zu locker waren, zieht man sie jetzt natürlich umso stram-mer an. Diese Prozesse werden jetzt auch in der Organisation gelernt und sie haben oberste Priorität im Konzern.Oft sind die Grenzen zur Kriminalität fl ießend. In manchen Ländern

stehen Korruption oder ein wohlwollender Umgang mit potenziellen

Auftraggebern nach wie vor an der Tagesordnung, wenn man

Geschäfte machen will.

Unser Geschäft unterliegt weltweit den gleichen „Zero Tolerance“-Regeln. Hier haben wir also die gleichen Maßnahmen anzuwenden wie in Deutschland oder den USA – oder Österreich. Es geht darum, Programme umzusetzen, um Korruption zu unterbinden – oder sie zumindest wesentlich zu erschweren. Durch die Neustrukturierung des Siemens-Geschäfts sind Sie Cluster-

verantwortliche für den gesamten CEE-Raum. Was bedeutet das für Sie

persönlich?

Dieser Wirtschaftsraum hat ja bereits vorher zu unserem Einfl uss-bereich gezählt, daher ist es keine gravierende Umstellung. Aber in erster Linie bedeutet es für mich noch mehr Reisetätigkeit. Wie gehen Sie mit einer Situation um, wie sie derzeit in Georgien

herrscht?

Ich gebe zu, dass ich heute die Entwicklung in Georgien aktiver

SUCCEED: The picture painted of

Siemens in the media in recent

months has been anything but

positive. Worldwide around 17,000

employees are to be let go, includ-

ing 500 in Austria. What is wrong

at Siemens?

Brigitte Ederer: It is true that Siemens has never been confront-ed with such wide reaching changes in its entire history. But the path we are now following is the right one. Today we have three sectors – Industry, Energy and Healthcare. I am CEO for 17 countries but am also responsible for sectors. The Vienna head-quarters is the seat of Siemens AG Austria, but also covers the CEE countries. This economic area is extremely dynamic and one of our most important mar-kets.The bribing affair is not over yet.

Siemens is genuinely trying to pre-

vent such incidents from occurring

in the future. However, the German

media in particular reckon that Sie-

mens is going too far: the approval

of every business trip has appar-

ently become a real Odyssey. How

are you handling the new compli-

ance rules?

The developments surrounding the bribery accusations have caused us to view things differ-ently. We are absolutely commit-ted to compliance. This is why I do not understand the criticism being levelled. We are in the mid-dle of a process of clarifi cation: Where the reins used to be too

loose we are obviously making them tighter. These processes are currently being learned through-out the Group and they have been accorded top priority.The boundaries to crime are often

blurred. In some countries, corrup-

tion and adopting a benevolent ap-

proach with potential clients are

still the order of the day if you want

to do business.

Our business worldwide is sub-ject to the same “zero tolerance” rules. We have to apply the same rules as in Germany or the USA – or in Austria. It is a case of implementing programmes to put a stop to corruption – or at least to make it signifi cantly more diffi cult. Thanks to the restructuring of the

Siemens business you are now re-

sponsible for the whole of the CEE

region. What does that mean for

you personally?

This economic zone was previ-ously part of our remit, and therefore it is not such a huge change. But for me, fi rst and fore-most, it means even more travel-ling. How do you handle a situation like

we are seeing in Georgia at

present?

I must admit that I follow devel-opments in Georgia today more closely than I would if Georgia did not fall within our scope of responsibilities: people live there who work for us, and Siemens is responsible for them. And per-sonally I am obviously dis-

interview

Bestechungsaffäre, Mitarbeiterabbau, Probleme in einzelnen Geschäftsbereichen – Siemens durchläuft schwierige Zeiten. CEE-Chefi n Brigitte Ederer ist jedoch überzeugt, dass der Konzern gestärkt aus der Situation hervorgehen wird: Energie, öffentlicher Verkehr und Medizintechnik sind dabei für sie Schlüsselmärkte.

Bribery scandals, downsizing, problems in individual business fi elds – Siemens is experiencing some diffi cult times. CEE boss Brigitte Ederer, however, is convinced that the company will emerge strengthened from its trials: energy, public transport and medical technology are the key markets for her.

INTERVIEW: HARALD HORNACEK

FOTOS:LUKAS BECK

Mitten im LäuterungsprozessLearning from mistakes

BRIGITTE EDERER, SIEMENS

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Brigitte Ederer lenkt als Siemens-CEE-Chefi n mit Sitz in Wien 17 Länder der Region. Brigitte Ederer manages 17 countries of the region from headquarters in Vienna .

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verfolge, als das wohl der Fall wäre, wenn Georgien nicht in unsere Verantwortlichkeit fi ele: Dort leben Menschen, die für uns arbeiten und für die wir als Siemens verantwortlich sind. Und na-türlich lässt mich die Entwicklung in diesem Land auch als Privat-person nicht kalt.Kann ein Weltkonzern wie Siemens in einer solchen Lage schlichtend

eingreifen?

Nein. Was wir tun müssen, ist, auf die Sicherheit unserer Leute zu achten. Wir haben unsere Mitarbeiter aus Georgien geholt, beispiels-weise slowakische Kollegen. Wir können hier bestenfalls stabilisie-rend wirken, weil wir viele Menschen in Georgien beschäftigen. Wir gelten als guter Arbeitgeber, man respektiert uns. Aber in einen politischen Konfl ikt einzugreifen ist nicht unser Job. Dennoch be-obachten wir genau die weitere Entwicklung. Denn wir sehen in Georgien, wenn sich die Lage dort wieder stabilisiert hat, ein sehr großes Potenzial für unser Geschäft. Die Wasserenergie ist dort bei-spielsweise ein wichtiger Zukunftsmarkt für uns.In europäischen Konzernen gibt es nach wie vor wenige Frauen in

absoluten Spitzenpositionen. Sie sind eine davon. Wie gehen Sie damit

um? Und wie reagieren Ihre männlichen Gesprächspartner, beispiels-

weise in eher männlich dominierten Kulturen, auf Sie?

Ich werde bei offi ziellen Anlässen ja nicht als Frau gesehen, sondern als Person mit einer bestimmten Funktion. Das war auch beispiels-weise in Serbien so, als ich dort meine erste Reise als Serbien-Ver-antwortliche angetreten habe: Man sieht in mir dann nicht die Frau Ederer, sondern die Siemens-Generaldirektorin. Was mir aber schon zugutekommt, ist meine politische Vergangenheit. Hier bestehen viele Kontakte von früher.500 österreichische Siemens-Mitarbeiter werden ihren Job verlieren.

Wie geht es Ihnen dabei?

Der Abbau von Mitarbeitern ist für mich persönlich das Schwie-rigste an meiner Aufgabe. Die Frage ist, wie man mit der Kapital-marktlogik, die gewisse Erwartungen setzt, umgeht. Ich versuche, im Rahmen meiner Möglichkeiten den vorhandenen Spielraum zu nutzen. Das Ziel ist, diese Maßnahmen halbwegs sozial abzufedern. Das, denke ich, gelingt uns in den meisten Fällen. Aber es gibt neben einigen dunklen auch viele helle Seiten: Auf der einen Seite müssen wir 500 Menschen sagen, dass sie künftig bei Siemens nicht mehr tätig sein können. Das ist sehr schwierig. Andererseits nehmen wir 200 Leute – etwa im Energiesektor – auf.Werden Sie verstärkt auch Mitarbeiter aus Osteuropa rekrutieren?

Wir haben uns vorgenommen, Leute von Zentral- und Osteuropa nach Österreich zu bringen. Das klappt leider noch nicht in dem Ausmaß, wie wir uns das vorstellen. Woran liegt das? Sind die Osteuropäer doch nicht so auswanderungs-

willig, wie rechte Populisten gerne verbreiten?

Natürlich sind die Menschen in ihren Heimatländern verankert – Familie, Freunde, Umfeld. Das gibt man ja nicht ohne weiteres auf. Andererseits möchte jeder Landeschef natürlich seine guten Leute behalten. Aber wie gesagt, unser Ziel ist es, diesen Austausch zu fördern. Und wir haben beispielsweise in unserem Traineeprogramm ein halbes Jahr Auslandsaufenthalt verpfl ichtend vorgesehen. Warum wollen so wenige junge Westeuropäer nach Osteuropa?

Alle wollen nach New York, Kiew und Bukarest sind eben nicht so attraktiv. Aber auch hier wird ein Lern- und Umdenkprozess statt-fi nden, davon bin ich überzeugt. Siemens Österreich wurde vom Verbund mit der Errichtung des Gas-

und Dampfkraftwerks Mellach betraut. Sie treten dabei als General-

unternehmer auf. Verabschieden Sie sich damit schrittweise vom

Produktgeschäft, in dem Siemens häufi g als Lieferant auftrat?

Nein, wir hatten immer zwei Strategien: sowohl als Lieferant für Kraftwerksprojekte wie auch als Generalunternehmer. Ich denke, die Balance zwischen diesen beiden Ausrichtungen ist wichtig. Ein Projekt wie Mellach ist natürlich ein sehr attraktives Vorhaben.

turbed by what is happening in the country.Can a global corporation like Sie-

mens mediate in such a

situation?

No. What we have to do is see to the safety of our people. We have brought staff out of Georgia, for example Slovak colleagues. At most we can try to help stabilise things, since we employ a lot of people in Georgia. We are con-sidered to be a good employer and people respect us. But it is not our job to intervene in a po-litical confl ict. Nevertheless we are following events closely, be-cause in Georgia, once the situa-tion has settled down again, we see great potential in our busi-ness fi elds. Hydropower for ex-ample is a key market of the fu-ture for us there.There are still very few women in

the top positions of companies

around Europe. You are one of

them. How do you handle that?

And how do your male business

partners react to you in what is

quite a male-dominated culture?

At offi cial events I am not seen as a woman but as a person with a particular role. This was what

happened in Serbia for example, when I made my fi rst trip there after becoming responsible for that country too: people do not look at me as Mrs. Ederer, but as the CEO of Siemens. Yet what does come in useful for me is my political background. Here I still have many contacts from the past.500 Austrian Siemens workers will

be losing their jobs. How do you

feel about this?

Dismissing employees is person-ally the most diffi cult part of my task. The question is how to han-dle the logic of the capital market that creates certain expectations. As far as possible, I strive to ex-ploit what leeway I have. The objective in this respect is to cushion these measures to some degree from a social perspective. And I think that in most cases we manage to do so. But there are some rays of sunshine breaking through the dark clouds: on the one hand we have to say to 500 people that they can no longer work for Siemens. That is very diffi cult. On the other hand we are taking on 200 people for ex-ample in the energy sector.Will you also be recruiting strongly

from Eastern Europe?

We have resolved to bring people from Central and Eastern Europe to Austria. Unfortunately, this is not working out to the extent we had hoped. Why is that? Are Eastern Europe-

ans not as willing to move as right-

wing populists would gladly have

us believe?

On the one hand, people natu-rally have ties in their home country – family, friends, sur-roundings. This is not something you give up without thinking twice. On the other hand, all of the bosses in the different coun-tries want to hold onto their good people. But as I said, our

aim is to promote such ex-changes. For example, we have provided for a mandatory six-month stay abroad within the framework of our trainee pro-gramme. Why do so few young Western Eu-

ropeans want to go and work in

the east?

They all want to go to New York; Kiev and Bucharest are not as appealing. Yet I am convinced that we will see a learning pro-cess here, people changing their views. Siemens Austria was commis-

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»OUR GOAL FOR THE FUTURE IS TO BRING MORE EMPLOYEES FROM THE CEE TO AUSTRIA«

»WIR WOLLEN KÜNFTIG MEHR

MITARBEITER AUS CEE NACH ÖSTER-REICH BRINGEN«

interview

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Wo sehen Sie die wichtigsten Zukunftsmärkte für Siemens?

Es gibt einige Bereiche, die selbst im Falle einer echten Konjunktur-krise höchst attraktiv bleiben – etwa Energieversorgung und Ener-gieeffi zienz. Die heutigen Energiepreise wären vor einigen Jahren unvorstellbar gewesen, also geht es um die attraktive Einspeisung und Maßnahmen, den Verbrauch zu senken. Da spielen wir ganz vorne mit. Ein weiterer wichtiger Markt sind die öffentlichen Ver-kehrsmittel: Die Energiepreise bringen die Menschen dazu, mehr auf den öffentlichen Verkehr auszuweichen. Dieser Trend wird aus meiner Sicht anhalten. Und der dritte große Markt ist für uns zwei-felsfrei Healthcare und Medizintechnik. Die Menschen werden älter, das ist ein Fakt, und dafür brauchen wir neue Methoden in der Diagnose, im Labor, bei der Bildgebung – dort sind wir sehr stark.Sie haben in Österreich vor einiger Zeit die technische Betriebsführung

von Krankenhäusern als wichtigen Markt defi niert. Doch allzu viele

Projekte sind daraus bisher nicht geworden. Warum?

Es gibt Referenzprojekte, aber dieses Thema ist eines für die Zu-kunft. Noch sind die Träger der Krankenhäuser nicht so weit, die technische Betriebsführung auszulagern. Aber wir sind Partner beim Bau des neuen Krankenhauses Nord in Wien und man wird sehen, ob nach Fertigstellung die Zeit für ein solches Angebot schon reif ist. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dieses Angebot für die Betreiber von Krankenhäusern höchst attraktiv ist, sowohl in West- wie auch in Zentral- und Osteuropa.Sie haben für Österreich als ehemalige Politikerin den EU-Beitritt mit -

verhandelt. Wie geht es Ihnen heute, wenn Sie sehen, was aus der

europäischen Idee geworden ist?

Die Entwicklung tut mir weh, weil ich glaube, dass eine richtige Positionierung von Europa sehr wichtig wäre. Hier wird zu wenig Überzeugungsarbeit geleistet. Das Werben für die europäische Idee, das wir vor der Volksabstimmung in Österreich gemacht haben, ist nicht mehr vorhanden. Also eine Schuld der politischen Akteure?

Nein, das betrifft auch die Wirtschaft. Die Unternehmen, die damals für Europa geworben haben, sagen heute zu wenig, warum dieses Europa Sinn macht. Darum geht es: um den Sinn von Europa. Was halten Sie von Ideen wie einem neuen Kerneuropa oder der

Mittelmeerunion?

Für mich ist das keine gute Entwicklung, weil das gemeinsame Ele-ment so verwässert wird. Und der Sinn von Europa kann nur in der Gemeinsamkeit liegen. Vielen Dank für das Gespräch!

sioned by Verbund to construct a

gas and steam power plant in

Mellach. You are the general con-

tractor in the project. Does this

mean you are gradually moving

away from the project business

where Siemens was often the sup-

plier?

No, we always had two strate-gies: both as a supplier for power plant projects and in the capacity of general contractor. I think it is important to strike a balance be-tween the two. A project like the one at Mellach is obviously a very attractive proposition. Where do you reckon the most im-

portant markets of the future are

for Siemens?

I think that there are some areas which remain highly attractive even in times of a genuine eco-nomic crisis – for example energy supply and energy effi ciency. To-day’s energy prices would have been inconceivable just a few years ago, so it is a case of ensur-ing an attractive energy supply and introducing measures to re-duce consumption. We are play-ing a key role here. Another im-portant market is public transport: energy prices are prompting more people to switch to using public transport. This trend will persist in my view. And the third large market for us is undoubtedly healthcare and medical technology. People are getting older, that’s a fact, and for this we need new methods for diagnosis, in laboratories and for

imaging – fields we are very strong in.Medical technology has been a dri-

ving force. Recently you defi ned

the technical management of hos-

pital operations to be a crucial

market in Austria. But this has not

led to a great number of projects

yet. Why is that?

There are some reference projects but this is one for the future. Op-erators of hospitals are not yet ready to outsource technical management. However, we are collaborating in the construction of a new hospital north of Vien-na, and we will know once it is fi nished whether the time has come for such an endeavour. I am very confi dent that this is a high-ly attractive proposition for op-erators of hospitals, both in west-ern and in central and eastern Europe.There is hardly any other CEO of a

company in Austria who is in the

limelight as much as you – this is

also thanks to your political past.

You were involved in negotiations

for Austria’s EU accession too. How

do you feel today when you see

what has become of the European

ideal?

It hurts me to see what is happen-ing because I think it is very im-portant for Europe to have a proper position. Not enough promotion is done in this respect. The promotion of the European ideal which we carried out prior to the referendum in Austria has disappeared. So the fault lies with the politi-

cians?

No, the business community is to blame as well. The companies that campaigned for Europe back then do not repeat enough today why Europe makes sense. But that’s what it is all about: the idea, the purpose of Europe. What do you think of the notions of

a new core Europe or a Mediterra-

nean Union?

That is the wrong path to go down since the element of to-getherness becomes diluted. And it is this common ground that gives Europe its purpose.

Thank you for talking to us!

Brigitte Ederer im Gespräch mit Harald Hornacek. Brigitte Ederer talks to Harald Hornacek.

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