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Wolf-Andreas Liebert Zu einem dynamischen Konzept von Schlüsselwörtern Classical approaches to keywords are based on a static view of semantics which ob- scure one of the essential features of a keyword: its dynamics. In this paper I will present a non-static approach to keywords which aims at cap- turing the wide range of the rapidly changing meanings of a keyword. This concept is based on a theory of groups – that social groups raise existential questions about their identity, their history, their current situation, and their visions for the future. Keywords can be understood as compact and compressed answers within ongoing debates of these existential questions. This assumption leads to a dynamic model of keywords which find their place in a controversial process of social sense-making. To illustrate my explanations I will present “globalization” as a case study in order to demonstrate the plausibility of the dynamic keyword model. The conclusion summarizes the consequences for the semantics and the lexicogra- phy of keywords. 1. Einleitung Schlüsselwörter haben in der neueren linguistischen Diskussion wieder beson- dere Aufmerksamkeit erhalten. Insbesondere das von Stötzel und Wengeler (1985) herausgegebene Werk ,,Kontroverse Begriffe“, das sich an das Kon- zept der ,,geschichtlichen Grundbegriffe“ von Brunner, Conze und Kosellek (1972ff.) anlehnt, findet innerhalb und außerhalb der Linguistik große Beach- tung. Wörter wie ,,Globalisierung“, ,,nachhaltige Entwicklung“ oder ,,Gleichberechtigung“ werden in unserer Gesellschaft intensiv und kon-trovers diskutiert. Sie werden in den unterschiedlichsten Kontexten be-sprochen und weisen daher eine große Bedeutungsvielfalt auf. Es sind keine neutralen Wör- ter, denn mit ihnen sind Angst, Hoffnung, Schrecken oder Wut verbunden. Sie können nach Kosellek als ,,Indikatoren“ 1 oder als ,,Faktoren“ 2 einer Gesell- 1 Vgl. etwa Williams (1983) und Wierzbicka (1997). 2 Als Überblick vgl. Liebert (1994).

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Wolf-Andreas Liebert

Zu einem dynamischen Konzept von Schlüsselwörtern

Classical approaches to keywords are based on a static view of semantics which ob-scure one of the essential features of a keyword: its dynamics.In this paper I will present a non-static approach to keywords which aims at cap-turing the wide range of the rapidly changing meanings of a keyword. This conceptis based on a theory of groups – that social groups raise existential questions abouttheir identity, their history, their current situation, and their visions for the future.Keywords can be understood as compact and compressed answers within ongoingdebates of these existential questions. This assumption leads to a dynamic model ofkeywords which find their place in a controversial process of social sense-making.To illustrate my explanations I will present “globalization” as a case study in orderto demonstrate the plausibility of the dynamic keyword model.The conclusion summarizes the consequences for the semantics and the lexicogra-phy of keywords.

1. Einleitung

Schlüsselwörter haben in der neueren linguistischen Diskussion wieder beson-dere Aufmerksamkeit erhalten. Insbesondere das von Stötzel und Wengeler(1985) herausgegebene Werk ,,Kontroverse Begriffe“, das sich an das Kon-zept der ,,geschichtlichen Grundbegriffe“ von Brunner, Conze und Kosellek(1972ff.) anlehnt, findet innerhalb und außerhalb der Linguistik große Beach-tung. Wörter wie ,,Globalisierung“, ,,nachhaltige Entwicklung“ oder,,Gleichberechtigung“ werden in unserer Gesellschaft intensiv und kon-troversdiskutiert. Sie werden in den unterschiedlichsten Kontexten be-sprochen undweisen daher eine große Bedeutungsvielfalt auf. Es sind keine neutralen Wör-ter, denn mit ihnen sind Angst, Hoffnung, Schrecken oder Wut verbunden. Siekönnen nach Kosellek als ,,Indikatoren“1 oder als ,,Faktoren“2 einer Gesell-

1 Vgl. etwa Williams (1983) und Wierzbicka (1997).2 Als Überblick vgl. Liebert (1994).

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schaft betrachtet werden. Ihre Beschreibung erfordert neue Wege in der Lexi-kologie und in der Lexikographie.Die bislang übliche lexikographische Darstellung von Schlüsselwörtern in all-gemeinen einsprachigen Wörterbüchern ist deshalb immer wieder kritisiertworden. Betrachtet man etwa den Eintrag ,,Globalisierung“ im Duden-Univer-salwörterbuch in Abbildung 1(a), so findet man noch nicht einmal die sonstübliche Definition nach genus proximum und differentia specifica, sondernden tautologischen Bedeutungskommentar: „das Globalisieren, Globalisiert-werden“, und als Verwendungsmuster die Nominalphrase ,,die Globalisierungder Wirtschaft“. Dass es sich hier um ein Schlüsselwort handelt, dass das Wortumstritten, emotional stark besetzt und von einer großen Bedeutungsvielfaltgeprägt ist, erfahren wir nicht.

(a) Duden-Universalwörterbuch (1996)

(b) Duden: Das große Wörterbuch in zehn Bänden (1999)

Abbildung 1: ,,Globalisierung“ im allgemeinen einsprachigen Wörterbuch

Auch der Artikel aus dem großen Duden 1999 (vgl. Abbildung 1(b)) hilft nichtweiter. Wir finden hier die identische Bedeutungsbeschreibung wie im Uni-versalwörterbuch, ergänzt um den Textbeleg: ,,Nirgendwo ist die Globali-sie-rung weiter fortgeschritten als auf den Finanzmärkten.“ Doch enthält dieserBeleg noch nicht einmal eine Information darüber, was ,,Globalisierung“ ist,geschweige denn Informationen über die erwähnte gesellschaftliche Bedeu-tung dieses Ausdrucks.Im Folgenden soll auf den Lösungsversuch der Autoren der KontroversenBegriffe eingegangen und einige Probleme benannt werden, die diesem Ansatz

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innewohnen. Dann soll ein Modell der Genese von Schlüsselwörtern vor-ge-stellt werden, das meiner Ansicht nach die bisherigen Probleme lösen kann.Am Beispiel des Schlüsselworts ,,Globalisierung“ soll dieses Modell plausi-bilisiert werden, um schließlich zu zeigen, dass dieses Konzept zu einemneuen Ansatz der lexikologischen und lexikographischen Beschreibung vonSchlüsselwörtern führt.

2. Probleme der linguistischen Schlüsselwortforschung am Beispielder Kontroversen Begriffe

Der Begriff Schlüsselwort wird in der Literatur nicht einheitlich definiert.3 Essoll deshalb eine merkmalsorientierte Definition gegeben werden, die zunächstvorläufigen Charakter hat, da sie in einem späteren Abschnitt zu einem Modellausgebaut wird. Schlüsselwörter sollen also zunächst fünf Merkmale besitzen:• Sie sollen das Selbstverständnis und die Ideale einer Gruppe oder einer

ganzen Epoche ausdrücken können.• Sie sollen diskursbestimmend sein.• Die kontextuelle und konnotative Bedeutung soll dominant sein.

3 In der Literatur werden nicht nur Schlüsselwörter, sondern eine Vielzahl von Wortfunk-

tionstypen unterschieden. So nennt Ladendorf (1906) die Ausdrücke Schlagwort, Scherz-wort, politisches Fahnenwort, politisches Losungswort, Spottwort, Kampfeswort, sozialesSchlagwort, Schreckwort, offizielle Bezeichnung, Scheltwort, physiologischer Kunstaus-druck, soziales Kampfwort, Fachausdruck, Witzwort, verächtliches Schlagwort, modi-sches Schlagwort. Firth (1935) unterscheidet focal word, pivotal word, magic word. Mo-ser et al.(1963-1967) nennen Leitwort, Schlüsselwort, Brunner et al. (1972ff.) unter-scheiden geschicht-licher Grundbegriff, Schlüsselwort, Leitbegriff, Schlagwort, Erwar-tungsbegriff, Zukunftsbegriff, Kampfbe-griff, Aktionsbegriff, Sammlungs- und Bewe-gungsbegriff, Strauß et al. (1989) brisantes Wort, Leitwort, Leitbe-griff, Fahnenwort,Stigmawort, Schlagwort, Spiegel (1994) Schlüsselwort, Reizwort, Tabuwort, Hermanns (1994) brisantes Wort, Fahnenwort, Stigmawort, Affirmationswort, Schlagwort, Schlüs-selwort, Status-Quo-Begriff, Vexierwort, Unwertwort, und Stötzel/ Wengeler (1995) kon-troverser Begriff, Schlagwort, Kompro-misswort, Fahnenwort. Den differenziertestenEntwurf legt Böke (1996) vor. Sie unterscheidet: Leitvokabel, Schlüsselwort, Mirandum,Anti-Mirandum, Legitimationsvokabel, Vorwurfsvokabel, konzeptuelle Kon-kurrenzvoka-bel, Fremdbezeichnung, Selbstbezeichnung, Programmvokabel, Interpretationsvokabel,Zu-standsbeschreibung, Vorgangsbezeichnung, Neuwort, Gegenvokabel, Euphemismus,Integrationsvokabel, Ablösevokabel, Präsuppositionsvokabel, Alternativbezeichnung,Werbewort, Zielvokabel, Zielwort. Dem-gegenüber stehen die Ein-Terminus-Terminolo-gien: Matoré (1953): mot-clé, Ullmann (1957, 1962), Williams (1983), Stubbs (1996) undWierzbicka (1997): key word, Spranz-Fogasy (1992) und Nothdurft (1996): Schlüssel-wort, Diekmannshenke (1994) Schlagwort.

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• Sie sollen umstritten sein.• Sie sollen eine große Bedeutungsvielfalt aufweisen.Legt man dieses Verständnis zu Grunde, so zeigt sich, dass ,,kontroverseBegriffe“ nichts anderes als Schlüsselwörter darstellen. ,,KontroverserBegriff“ ist ein Terminus, der von Stötzel und Wengeler (1985) nicht ex-pres-sis verbis definiert wird. In den späteren theoretischen Arbeiten wird auf die-sen Begriff sogar ganz verzichtet.4 Böke führt 1996 stattdessen eine Doppel-terminologie ein, nämlich eben Schlüsselwort und synonym dazu ,,politischeLeitvokabel“.Abbildung 2 zeigt einen Auszug aus dem ca. 70seitigen Artikel Gleichbe-rechtigung.5

4 Laut Angabe der AutorInnen handelt es sich bei dem Ausdruck ,,kontroverser Begriff“ um

eine Verlagsvorgabe, der aus Marketinggesichtspunkten gewählt wurde.5 Vgl. Böke (1995).

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Abbildung 2: Auszug aus Kontroverse Begriffe (Stötzel/ Wengeler 1995)

Die Schlüsselwörter werden hier nicht mehr nach Lemmata erfasst, sondernim Verlauf der Darstellung der politischen Geschichte beschrieben. Der dar-zustellende Zeitraum wird in Unterabschnitte unterteilt und für jeden Unter-abschnitt werden nun Korpora befragt, ob sich dafür Schlüsselwörter aus-ma-chen lassen. Die Schlüsselwörter selbst tauchen lediglich in einer Rubrik„Beleg- und Stichwörter“ ohne weiteren Kommentar auf.Durch diese Herangehensweise entsteht das Problem, dass damit bestimmteSchlüsselwörter zeitlich gebunden erscheinen, obwohl sich ihre Diskussiontatsächlich über einen viel längeren Zeitraum erstreckt.So findet sich in den Kontroversen Begriffen von Stötzel/ Wengeler (1995)etwa im Kapitel 5 ,,Bildungspolitik“ die Jahre 1970/ 71 durch den Leistungs-begriff charakterisiert, doch bis 1969 und nach 1972 scheint der Leistungs-begriff in der öffentlichen Diskussion keine Rolle gespielt zu haben, denn erwird nicht einmal erwähnt.Tatsächlich taucht das Schlüsselwort Leistung an verschiedenen Stellen desBuches von Stötzel/ Wengeler noch einmal auf, so im wirtschaftspolitischen

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Kapitel während der Gründerzeit der Bundesrepublik, Mitte der achtzigerJahre bei der Hochbegabungs- und Elitediskussion und als allgemeines Hoch-wertwort von Nazigruppierungen.Dies wirf natürlich Fragen auf, etwa: Wie hat sich der Leistungsbegriff vonder Gründerzeit bis in die siebziger Jahre und in der weiteren Zeit verändert?Durch welche gesellschaftlichen Diskussionen? Welche Querverbindungengibt es zwischen diesen Leistungsbegriffen?Betrachtet man den Artikel Gleichberechtigung, so kommen weitere Problemein den Blick.So wird der Passus aus dem Grundgesetz ,,Männer und Frauen sind gleich-be-rechtigt“ als Ausgangspunkt der Darstellung genommen. Dass aber dieser Satzmit dem Schlüsselwort ,,gleichberechtigt“ überhaupt im Grundgesetz steht,setzt bereits einen Diskurs um Gleichberechtigung voraus, auf den zu-mindesthingewiesen werden müsste. Auch wirkt sich die Beschränkung auf diedeutsche Sprache insofern negativ aus, als es den Diskurs vorschnell ver-engt.So kann die Aufnahme des Gleichberechtigungspassus in das Grundgesetz nurvor dem Hintergrund der internationalen Frauenbewegung und einer bereitslange dauernden Gleichberechtigungsdiskussion verstanden werden, wozuetwa die Gründung des ,,Allgemeinen deutschen Frauenvereins“ 1865 in Leip-zig zählt, aber auch die Suffragetten-Bewegung in England im 18./19. Jahr-hundert und letztlich auch die Übernahme des aus der französischen Re-volu-tionsparole entlehnten Schlüsselworts ,,Gleichheit“. Die chronologische Vor-gabe mit ihren Unterteilungen zerreißt also viele sprachliche und soziale Zu-sammenhänge, die meiner Ansicht nach im Zusammenhang betrachtet werdenmüssen.6 Die Probleme, die am Beispiel der Einträge Leistung und Gleichbe-rechtigung diskutiert wurden, zeigen, dass eine grundlegende Innovation, wiesie mit den Kontroversen Begriffen gelungen ist, immer auch neue Problemeaufwirft, die zuvor gar nicht sichtbar waren und deren Lösung weitere Fort-schritte für die Lexikologie und Lexikographie verspricht.Eine Ursache der diskutierten Probleme liegt meiner Ansicht nach in demnach wie vor ungeklärten Schlüsselwortbegriff, der aber Enormes leisten soll(Selbstverständnis/ Ideale einer Gruppe oder einer Epoche ausdrücken, Dis-kurs bestimmen, umstritten sein etc.). Diese Eigenschaften sind meiner An-sicht nach zu vielfältig und zu komplex, als dass man sie als Merkmale oderKom-ponenten eines Schlüsselworts fassen könnte. Deshalb kann die eben ge-gebene Definition auch nur eine vorläufige sein und es soll nun versucht wer-

6 Wimmer (1996, 410) hat deshalb angemerkt, es handle sich um ,,sprachorientierte Kom-

mentare zur politischen Geschichte“.

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den, den Schlüsselwortbegriff in ein Modell sozialer Gruppen und ihrer Dy-namik einzubetten. Schließlich soll dieses Modell dann an einem Fallbeispielplausi-bilisiert werden.

3. Ein Modell der Genese von Schlüsselwörtern

Die Grundidee der folgenden Ausführungen besteht darin, von einem sozio-logisch orientierten Gruppenkonzept auszugehen, bei dem in sozialen Gruppenso genannte Grundfragen gestellt und beantwortet werden. Und zwar sind diesdie Fragen nach der Gruppenidentität, der Gruppengeschichte, der gegen-wär-tigen Situation und der Zukunft der Gruppe. Die Antworten, die auf solcheGrundfragen gegeben werden, werden integrierend und abkürzend als Schlüs-selwörter formuliert.Wieso sollte man solche Grundfragen für soziale Gruppen annehmen? ErnstBloch beginnt sein Werk ,,Das Prinzip Hoffnung“ mit den Fragen ,,Wer sindwir? Wo kommen wir her? Wohin gehen wir? Was er-warten wir? Was er-wartet uns?“ (Bloch 1990, 1). Es handelt sich hierbei um Grundfragen desmenschlichen Daseins und die möglichen Antworten darauf sind für den Ein-zelnen, aber auch für eine soziale Gruppe gleichermaßen von Bedeutung. EineGruppe kann nur existieren, wenn sie diese Fragen zumindest in allgemeinerForm beantwortet.Mit ,,Wer sind wir?“ wird die Frage nach der sozialen Identität der Gruppegestellt. Die Frage nach der sozialen Identität der Gruppe beinhaltet eineReihe weiterer Fragen wie: Wer ist die Gruppe im Unterschied zu anderenGruppen? Wie erkennen sich die Gruppenmitglieder, wie zeichnen sie sichaus? Wer sind ihre Akteure? Welches sind Subgruppen? Welche Gruppen-mitglieder oder Subgruppen verfügen über welche Ressourcen?Die Frage ,,Woher kommen wir?“ zielt auf die Vergangenheit, die eigene Ge-schichte in Abgrenzung zur Geschichte anderer Gruppen und darauf, wie sichdie eigene Geschichte deuten oder umdeuten lässt und welche Konsequenzendies für die gegenwärtige Situation und die Zukunft hat. Hierzu zählt auch dieFragestellung, ob die Gruppe sich bereits gewandelt hat, d.h. ,,eine andere“ ge-worden ist, als sie zuvor war.Hinzuzufügen sind die Fragen ,,Wo stehen wir?“ bzw. ,,In welcher Situationbefinden wir uns?“ Diese Fragen zielen auf eine Bestimmung der Gegenwartder Gruppe, ihren Standpunkt in der gegenwärtigen Umwelt. Antworten bein-halten Definitionen und Charakterisierungen der gegenwärtigen Situation, inder sich die Gruppe befindet.

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Mit der letzten Frage ,,Wohin gehen wir?“ wird nach Antworten der Zukunftder Gruppe gesucht. Solche Antworten können etwa in der Formulierung vonZielen, Prognosen, Visionen, Erwartungen, Ängsten, Hoffnungen oder Ah-nungen bestehen. Die Frage ,,Wohin gehen wir?“ ist jedoch komplex und kanndifferenziert werden. Bloch hat dies mit den Fragen ,,Was erwarten wir?“ und„Was erwartet uns?“ getan. Besteht eine Diskrepanz zwischen den Antwortenauf diese beiden Fragen, müssen weitere Fragen gestellt und beantwortet wer-den: ,,Was wollen wir?“ – mit der Antwort werden dann Ziele formuliert und,,Was müssen wir tun?“ – mit der Antwort auf diese Frage werden konkreteHandlungsprogramme aufgestellt.Die Antworten auf Grundfragen strukturieren deshalb in grundlegendenPunkten das Handlungsfeld der Gruppe und legen somit den Rahmen ihrer so-zialen Realität fest. In sozialen Gruppen werden diese Fragen immer wiederneu gestellt und beantwortet, wobei dieser Prozess sehr langwierig sein kann,sowohl was das Stellen der Frage, als auch was das Finden der Antwort bzw.der Antworten betrifft. Die Grundfragen lassen sich nicht auf einfache Art undWeise beantworten. Innerhalb der Gruppengeschichte wird es verschiedene,heterogene Vorschläge geben. Häufig bleibt es bei einer Vorstellung, die vageoder nur negativ bestimmt sein kann. Ist die Gruppe groß genug, dann könneninnerhalb der Gruppe auch unterschiedlich elaborierte Antwortformulierungennebeneinander bestehen. So mag eine Gruppe eine elaborierte Fassung derAntwort erarbeitet haben, während es für andere Gruppen genügt, eine Ant-wortformel zu besitzen, ohne Zugang zu der zu Grunde liegenden Diskussionzu haben.Die Beantwortung dieser Grundfragen ist für die Gruppenmitglieder, aberauch für andere Gruppen nicht folgenlos: Je nachdem, wie diese Grundfragenletztlich beantwortet werden, orientieren die Gruppenmitglieder ihre Hand-lungen an diesen Antworten und erzeugen dadurch spezifische Handlungs-fol-gen, die bei einer anderen Beantwortung eben anders ausgefallen wären.Da verschiedene Gruppen diese Grundfragen höchst unterschiedlich beant-worten und man aus erkenntnistheoretischer Sicht gruppenunabhängige,,richtige“ Antworten verneinen muss, kann es nur partikulare, an Beobachter-standpunkte gebundene Antworten geben. Daraus folgt, dass die Beant-wor-tung der Grundfragen eine gruppenspezifische Perspektive definiert, die – hierkönnen wir dem Wissenssoziologen Karl Mannheim (1965) folgen –, wenn siezum einzigen Beobachterstandpunkt verabsolutiert wird, zur totalen Ideologiewird.

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Betrachtet man diese Ausführungen unter dem Gesichtspunkt der Entwick-lung, dann kann man verschiedene Phasen der Genese von Schlüsselwörterneiner sozialen Gruppe oder der Gesellschaft ausmachen.In Abbildung 3 sind diese Phasen in einem Schema dargestellt.

l der Genese von Schlüsselwörtern

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Das Modell besteht aus dynamischen Phasen, nämlich der Innovationsphase(Ellipse), der Erwägungs- und Diskussionsphase (Waben) und relativ stati-schen Phasen, den Zuständen, die als Rechtecke gezeichnet sind.Zwischen allen Phasen gibt es Übergänge. Da alle Übergänge in beide Rich-tungen möglich sind, handelt es sich um kein lineares Modell, sondern einModell, auf dem tatsächliche historisch-lineare Abläufe erst noch abgebildetwerden müssen.Ich möchte nun auf die wichtigsten Komponenten des Modells eingehen:Die Innovationsphase stellt den Beginn der Genese dar: Zunächst müssen Ein-zelpersonen und/ oder Gruppen Fragen nach der Identität, der gegen-wärtigenSituation, Vergangenheit und Zukunft der Gesellschaft in essenziel-len The-menfeldern der Gesellschaft aufwerfen. Die gegebenen Antworten auf dieseFragen stellen Diskussionsangebote dar. Ein Lexem, das zur Bezeich-nungeines oder mehrerer Antworten gebraucht wird, stellt ein potenzielles Schlüs-selwort dar.Damit aus dem Vorschlag für Schlüsselwörter auch tatsächlich Schlüssel-wörter für eine größere soziale Gruppe werden, müssen sie ernsthaft erwogenund diskutiert werden.Ein potenzielles Schlüsselwort wird also dann zum Schlüsselwort, wenn esmindestens eine ,,heiße“ Phase kontroverser Diskussion durchlaufen hat.Schließlich können bestimmte Antworten zu – wie die Soziologin Tilla Siegel(1995) schreibt – kollektiven Denkmustern werden, die für eine Gruppe oderGesellschaft hegemonial sind. Schlüsselwörter werden dann häufig hyposta-sierend gebraucht.Ein Beispiel dafür ist etwa das Schlüsselwort ,,Markt“: Erst ab 1989 lässt sichin den Textkorpora des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache (s.u.) zei-gen, dass der Markt ,,entscheidet“, ,,verlangt“ und so weiter.Diese theoretischen Überlegungen sollen nun an einem Beispiel plausibilisiertwerden, und zwar anhand der Genese des Schlüsselworts ,,Globalisierung“. 4. Ein Fallbeispiel: Die Genese des Schlüsselworts ,,Globalisierung“

1. Methodische VorbemerkungUm Aussagen über Schlüsselwörter zu treffen, werden in der modernen Lin-guistik Text- oder Gesprächskorpora befragt. Für die Rekonstruktion der Ge-nese des Schlüsselworts ,,Globalisierung“ wurden die schriftlichen Korporades Instituts für deutsche Sprache, Mannheim, (IDS) für die Zeit 1949 - 2000ausgewertet. Die IDS-Korpora der geschriebenen deutschen Sprache stellenein Mischkorpus vornehmlich aus Zeitungstexten dar, das zum Zeitpunkt der

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Abfrage 529.67 Millionen Wortformen umfasste. Es ergaben sich über 9000Belege, aus denen sich eine Phaseneinteilung erkennen lässt. Im Anhang fin-det sich eine Aufstellung der Phasen von Bedeutungsveränderungen desSchlüsselworts Globalisierung mit einer Reihe von Korpusbeispielen.

2. ,,Globalisierung“ als komprimierte Antwort auf neu aufgeworfene ge-sellschaftliche Grundfragen

Gemäß der vorangegangen Ausführungen, müsste „Globalisierung“ eine Ant-wort auf mindestens eine neu aufgeworfene Grundfrage für eine sozialeGruppe oder die Gesellschaft darstellen. Da wir von einem genetischen Kon-zept ausgehen, können wir auch direkt nach der Person oder Gruppe fragen,die diese Grundfrage(n) aufwirft und „Globalisierung“ als eine komprimierteAntwort darauf formuliert.Diese lässt sich in diesem Fall anhand eines Textdokuments auch ausmachen.7

Es handelt sich um den 1983 im Harvard Business Review erschienenen Auf-satz von Theodore Levitt, der folgenden Titel trägt: The globalization of mar-kets. Companies must learn to operate as if the world were one large market -ignoring superficial regional and national differences. Levitt behauptet in sei-nem Aufsatz nichts Geringeres als die Etablierung einer neuen Weltökonomie.Er wirft die Fragen ,,Wo stehen wir?“ und ,,In welcher Situation befinden wiruns?“ neu auf und beantwortet sie im Verlaufe seines Aufsatzes. Die Antwortbezeichnet er mit dem Ausdruck ,,globalization of markets“, was später über-setzt wurde als ,,Globalisierung der Märkte“. Damit wird eine neue Realitätbehauptet (,,new commercial reality“, 1).Im Verlauf des Artikels zeigt sich, dass Levitt alle der eben besprochenenGrundfragen aufwirft und für eine Reihe von Antworten, die er in seinem Auf-satz gibt, neue potenzielle Schlüsselwörter prägt. So entwirft er:

1. eine neue Gegenwartsdefinition: Globalisierung der Märkte2. eine Zukunftsvision: einen einheitlichen globalen Markt, preiswerte

hochwertige Produkte für alle, Ende des Chauvinismus und der Dis-kriminierung

3. ein Programm: eine Reihe so genannter ,,Globalisierungsstrategien“4. klare neue Identitäten: die ,,globale Unternehmung“ (,,global corpora-

tion“)5. Anweisungen zum Identitätswechsel: Wie ein herkömmliches multina-

tionales Unternehmen ein globales Unternehmen wird. 7 Zur Beleggeschichte von ,,Globalisierung“ und seiner Entlehnung vgl. die Tabelle im An-

hang.

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6. ein klares Untergangsszenario für diejenigen Akteure, die ihre nun als,,alt“ konstruierte Identität nicht ändern wollen oder können.

Wenn wir nun bei dem entwickelten genetischen Modell bleiben, lässt sichfragen, ob das potenzielle Schlüsselwort erwogen und schließlich kontroversdiskutiert wird.

3. Das Erwägen einer Grundfragen-Diskussion um das Schlüsselwort,,Globalisierung“

Zunächst wird das Schlüsselwort - zumindest in der deutschen Öffentlichkeit –nicht oder nur vereinzelt aufgegriffen. Die Diskussionsphase beginnt erst ab1995/ 1996. So steigt die Anzahl der deutschsprachigen Monographien zumThema Globalisierung 1996 sprunghaft an (vgl. Tabelle 1).

JahrEnglische Monographien mitTitelstichwort Globalisierung(s)-

1986 1

1987 1

1988 1

1989 0

1990 2

1991 7

1992 3

1993 5

1994 5

1995 15

1996 46

1997 113

1998 120

1999 171

2000 156

o.J. 2

Gesamt 649

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Tabelle 1: Anstieg der Monographien mit dem Titelstichwort Globalisierung(Quelle: Deutsche Nationalbibliographie; o.J. = Schriftenreihen ohne Jahresangabe)

Außerdem wird das Schlüsselwort „Globalisierung“ 1996 zum ersten Mal ineinem allgemeinen, einsprachigen Wörterbuch, dem Duden-Universalwörter-buch, lemmatisiert (vgl. Abbildung 1(b)), was einen weiteren Indikator dafürdarstellt, dass Globalisierung zunehmend diskursbestimmend wird. Außerdemsteigt die Zahl der Wortbildungen. Heute können in den schriftlichen IDS-Korpora 247 Wortformen nachgewiesen werden (vgl. die Aufstellung im An-hang).Die weitere Analyse wird zeigen, dass das Jahr 1996 auch einen semantischenWendepunkt in der Entwicklung des Schlüsselworts „Globalisierung“ dar-stellt, der mit einer zunehmenden Katastrophenerwartung zusammenhängt.

4. Kontroverse Diskussion gesellschaftlicher Grundfragen und desSchlüsselworts ,,Globalisierung“

IdentitätswandelIn den Korpora lässt sich zeigen, dass 1995 insbesondere der Identitätswechselgroßer Firmen diskutiert wird, etwa von SAP, ABB, BMW, und besondersMercedes Benz. Kurz: Globalisierung bedeutet hier Identitätswandel. Der Tonist in dieser Phase noch freundlich: ,,Mercedes tanzt mit der A-Klasse denSamba“ heißt etwa eine Überschrift im MANNHEIMER MORGEN vom 14.9.1995zur Eröffnung eines Werks in Brasilien.Durch die Globalisierung der Unternehmen werden aber nun die Folgen derGlobalisierung für viele Menschen spürbar, etwa als Mercedes seine Smart-Produktion nach Lothringen verlegt oder als viele Firmen zu immer größerenKonzernen fusionieren.

Katastrophenerwartung und Skepsis1996 ändert sich der Charakter der Diskussion und man kann davon sprechen,dass spätestens Ende 1996 die heiße Phase der Diskussion um die Globalisie-rung beginnt. Die Frage Was erwartet uns? wird gestellt und zumeist mit Ka-tastrophenszenarien beantwortet. So schreiben Martin/ Schuhmann (1996, 26)in ihrem Weltbestseller ,,Die Globalisierungsfalle. Der Angriff auf Demokra-tie und Wohlstand“: ,,Die Globalisierung muß nicht zu kriegerischen Ausei-nandersetzungen führen, aber sie kann, wenn es nicht gelingt, die entfesseltenKräfte der transnationalen Ökonomie sozial zu bändigen.“ ,,Globalisierung“wird nach und nach zum Synonym für drohenden Machtverlust und Erpress-

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barkeit der Demokratien, Ausdehnung der Macht von Konzernen, aber auchdes organisierten Verbrechens: ,,Mafia setzt auf den Euro und die Globalisie-rung“ heißt es etwa in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG vom 15.7.1997 (23, vgl.Anhang).Immer noch wird aber die Frage gestellt, ob Globalisierung überhaupt dierichtige Situationsdefinition darstellt. Der Soziologe Ulrich Beck spricht 1997noch von der Globalisierung als von einem ,,Phantom“.Dennoch wird für viele Menschen die Globalisierung mehr und mehr Realität,allerdings mit stark negativem Gefühlswert, so werden der Globalisierungetwa als Attribute wie ,,rau“ oder ,,eisiger Wind“ zugeschrieben. Es entstehenweitere, neue Identitäten wie ,,Global Player“ und ,,Globali-sierungsgegner“und eine Reihe expliziter Sprachthematisierungen, die noch einmal die zu-nehmende Bedeutungsvielfalt und die Dynamik der konnotativen Bedeutungdeutlich machen. Globalisierung wird 1997 etwa als ,,Zauberwort, Schlagwort,Unwort, Schreckenswort, Leitwort, Leitbild und Schimärenbe-griff“ bezeich-net.

5. ,,Globalisierung“ als hegemoniale, kollektive Gegenwartsdefinition

Eine neue soziale RealitätDie folgenden Jahre sind von einem Akzeptieren der Globalisierung als Rea-lität geprägt. 1999/ 2000 sind die Jahre, in denen man davon sprechen kanndass Globalisierung praktisch von allen als neue soziale Realität anerkanntwird. Während vereinzelt Globalisierung als Chance verstanden wird, wird sievon den meisten, gerade auch von der Wirtschaft als ,,Zwang“,,,Notwendigkeit“, ,,ohne Alternative“ verstanden. Es werden ab 1999/2000auch vermehrt Konkurrenzwörter gebildet, insbesondere in den Feuilletons.„Globalisierung“ wird hier in der Bedeutung von ,,Nivellierung, Amerikani-sierung, McDonaldisierung“ als ,,Schreck-gespenst“ verstanden.Schließlich setzt eine Hypostasierung ein. Bereits 1997 lassen sich einzelneBelege finden, in denen die Globalisierung etwas ,,verlangt“. Im Jahr 1999findet sich jedoch der erste Beleg, in dem es heißt: ,,Die Globalisierung ver-langt von Deutschland...“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 16.11.1999, 26, vgl. An-hang).Wir haben somit die Entwicklung von dem Aufwerfen einer Grundfrage 1983bei Levitt und dem Prägen potenzieller Schlüsselwörter, einer längeren Peri-ode, in der seine Antworten in der Öffentlichkeit nicht diskutiert oder nur er-wogen werden, einer Phase der intensiven kontroversen Diskussion bis in dieGegenwart hinein dargestellt.

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Zu Beginn des Jahres 2000 ist die Globalisierung eine unhinterfragte Realitätgeworden. Als Antwort auf die Frage nach der gesellschaftlichen Situation, inder wir uns befinden, ist sie mittlerweile zur unstrittigen Gegenwarts-defini-tion, zum hegemonialen, kollektiven Denkmuster geworden. Dies gilt aller-dings auch nur für die Frage nach der Gegenwartsdefinition. Andere Grund-fragen, ,,Was erwartet uns? Was erwarten wir? Was wollen und müssen wirtun?“, werden nach wie vor kontrovers diskutiert.Ein Schlüsselwort kann somit als Antwort auf eine Grundfrage ein undisku-tiertes, kollektives Denkmuster darstellen, während es zugleich als Antwortauf andere Grundfragen höchst umstritten ist.Die Bedeutung des Schlüsselworts Globalisierung wird sich deshalb auchweiterhin stark verändern. Durch das genetische, auf Grundfragen aufbauendeModell steht eine Beschreibungsmöglichkeit zur Verfügung, die Bedeutungenals vieldimensionale, nonlineare Prozesse auffasst. So können auch bereitsetablierte Denkmuster durch neue Kontroversen wieder aufbrechen, Selbstver-ständliches wird plötzlich wieder fragwürdig. Die genetische Bedeutungsbe-schreibung ist somit eine Beschreibung eines heterogenen Konstruktions-/Dekonstruktionsprozesses der gesellschaftlichen Wirklichkeit durch Sprache. 5. Konsequenzen

Welche Konsequenzen lassen sich nun aus der geführten Diskussion ziehen?1. Schlüsselwörter stellen aufgrund ihrer Bedeutungsdynamik für die prakti-

sche Lexikologie eine besondere Herausforderung dar. Erst durch die Ein-führung eines genetischen Modells von Schlüsselwörtern, das auf der Be-antwortung gesellschaftlicher Grundfragen aufbaut, kann die Bedeutungvon Schlüsselwörtern in ihrer Dynamik differenziert erfasst werden: So ist„Globalisierung“ in der Bedeutung ,,unsere gegenwärtige Realität“ nichtmehr umstritten. Dagegen steht „Globalisierung“ in der Bedeutung,,sinnvolle Strategie für die Zukunft“ im Zentrum der Diskussion.

2. Für die Lexikographie der allgemeinen einsprachigen Wörterbücher ist zufordern, dass Schlüsselwörter zumindest als solche gekennzeichnet werdenund dass nicht einfach Textbelege, die in ihrer Interpretationsmöglichkeitoffen bleiben, gegeben werden, sondern auch Bedeutungserläuterungen,die sich am Modell der Grundfragen orientieren.

3. Für die Schlüsselwort-Lexikographie ergibt sich die Forderung, dassSchlüsselwörter nicht nur für einzelne willkürliche Zeitabschnitte betrach-tet werden dürfen, sondern in ihrer Gesamtentwicklung, denn nur so kannihr Beitrag zur gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit angemes-

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sen dargestellt werden. Ein zukünftiges Wörterbuch von Schlüsselwörternmüsste dem hier vorgestellten genetischen Modell nachempfunden werden.Einem dynamischen Konzept von Schlüsselwörtern müsste auch ein dy-namisches Wörterbuch entsprechen. Wenn wir nicht nur das Schlüsselwort„Globalisierung“ betrachten, sondern auch andere wichtige Schlüsselwör-ter wie schlank, Leistung, Markt, flexibel, Mobilität, Turbo-Kapitalismusoder Informationsgesellschaft, so müssen auch die Querverbindungen insystematischer Weise erfasst werden. Wenn Schlüsselwörter sich dadurchauszeichnen, dass sich ihre Bedeutungen mit dem fortschreitenden Diskursändern, dann müsste auch die Lexikographie darauf reagieren. Wenn manbedenkt, dass zur Zeit pro Jahr allein etwa 150-170 Monographien zumThema Globalisierung erscheinen, müsste so ein Schlüsselwörterbuchmindestens jährlich aktualisiert werden.

4. Wenn wir Schlüsselwörter nach dem genetischen Modell beschreiben,dann haben wir schließlich auch einen neuen Weg eingeschlagen, wie wirdie gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit reflektierend nachvoll-ziehen können. Wir können uns bewusst werden, in welcher Welt wir le-ben, besser, in welche Welt wir uns einleben, von welchen Voraussetzun-gen wir ausgehen, selbstverständlich, unhinterfragt. Und so könnte ein„Schlüsselwörterbuch“ es seinen Lesern auch ermöglichen, einen Blickhinter die Kulissen des Welttheaters zu werfen.

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Adresse des Verfassers:

Wolf-Andreas LiebertUniversität Koblenz-LandauCampus KoblenzUniversitätstrasse 156070 KoblenzE-Mail: [email protected]

AnhangA1 Phasen der Genese des Schlüsselworts ,,Globalisierung“1983: Wo stehen wir? Globalisierung der Märkte - eine neue Realität wird behauptetTheodore Levitt (1983): The globalization of markets. Companies must learn to oper-ate as if the world were one large market – ignoring superficial regional and nationaldifferences.,,The result is a new commercial reality (...).“ (91),,The world's needs and desires have been irrevocably homo-genized. This makes the mul-tinational corporation obsolete and the global corporation absolute.“ (93),,The products and methods of the industrialized world play a single tune for all the world,and all the world eagerly dances to it.“ (92),,Cosmopolitanism is no longer the monopoly of the intellectual and the leisure classes; it isbecoming the established property defining characteristic of all sectors everywhere in theworld. Gradually and irresistibly it breaks down the walls of economic insularity,nationalism and chauvinism.“ (101),,Companies that do not adapt to the new global realities will become victims of those thatdo.“ (102)

1993: Wer sind wir? Das Ende des Nationalstaats als Folge der GlobalisierungRobert B. Reich (1993): Die neue Weltwirtschaft.,,Wer also sind wir? Die Antwort liegt in dem einzigen Aspekt einer Volkswirtschaft, derinternational relativ unbeweglich ist: das Arbeitskräftepotential, das Volk (...).“ (15),,Die eigentliche Frage betrifft die Zukunft der amerikanischen (oder jeder anderen) Gesell-schaft – im Unterschied zur amerikanischen Wirtschaft – und das Schicksal der Mehrheitvon Amerikanern, die aus dem globalen Wettbewerb als Verlierer hervorgehen. Die Ant-

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wort wird davon abhängen, ob noch genügend Interesse an einer amerikanischen Gesell-schaft vorhanden ist (...).“ (16),,Sind wir noch eine nationale Gesellschaft, auch wenn wir keine nationale Wirtschaft mehrsind? Gibt es außer dem Bruttosozialprodukt noch etwas anderes, was uns zusammenhält?Oder hat die Idee des Nationalstaates als Gemeinschaft von Menschen, die eine gewisseVerantwortung für ihr gegenseitiges Wohler-gehen miteinander teilen, ausgedient?“ (17)1995: Identitätswandel - die Globalisierung der UnternehmenM95/ 509.18038: MANNHEIMER MORGEN, 14.09.1995, Wirtschaft; Mercedes tanzt mit derA-Klasse den Samba.8

„(...) Bis Ende 1997 wird der Stuttgarter Autobauer rund 12 Mrd. DM investieren. Dazugehört auch der Bau des neuen Smart-Werkes im lothringischen Hambach, für das am 14.Oktober der Grundstein gelegt wird. Mercedes-Benz bastelt weiter an seiner „Globalisie-rungsoffensive“. In China soll das Projekt Multi Purpose Vehicle (MPV) noch in diesemJahr endgültig unter Dach und Fach gebracht werden, ebenso wie das geplante Bus-Vorha-ben. Die Globalisierung ist nach Ansicht des Mercedes-Chefs schon aus Kostengründenunausweichlich. „Ein solch inter-nationaler Kosten-Mix ist eine der Voraussetzungen fürdie Sicherung unserer inländischen Beschäftigung.“ Das Auslandsengagement heiße nicht,daß sich Mercedes vom deutschen Markt verabschiede.“

KWIC-Belege:9

M95 u. Werner sagte, das zeige, daß die Globalisierungsstrate- gie von Mercedes so U95 s-Benz AG, Stuttgart. Im Rahmen der Globalisierungsof- fensive, die vornehmlich U96 tig will der Mercedes-Konzern seine Globalisierung wie- tertreiben: Bei der Pr1996: Was erwartet uns? Ahnungen von einer düsteren Zukunft – die negativen Fol-gen der Globalisierung werden diskutiertMartin/ Schuhmann (1996): Die Globalisierungsfalle. Der Angriff auf Demokratie undWohlstand. 8 Die Sigle am Beginn des Zitats gibt Auskunft über das Teilkorpus; hier wurde jeder Text

seiner Herkunft nach individuell aufgeschlüsselt. So steht ,,M“ für das Teilkorpus, dasden MANNHEIMER MORGEN enthält. Ich zitiere aber genauer als: ,,Mannheimer Morgen,14.09.1995, Wirtschaft“ etc. Buchstaben hinter Pluszeichen geben Auskunft über Text-strukturen. So stellt ein Text der von u+ ... +u einschlossen ist, eine Überschrift dar, ein-Text, der zwischen u+u+ ... +u+u steht, eine Überschrift 2. Stufe etc. Genauere Angabenfinden sich unter http://www.ids-mannheim.de.

9 Neben ausführlichen Textbelegen nenne ich in Einzelfällen auch so genannte KWIC-Be-lege (KWIC = KeyWord In Context). Ein KWIC-Beleg zeigt das Suchwort in einemKontext eingeschränkter Länge. Deshalb sind die Wörter links und rechts des Suchwortsbisweilen abgeschnitten. KWIC-Belege haben die Funktion, zu einer ersten Bedeutungs-beschreibung zu gelangen. Bei Bedarf kann die Textstelle im Korpus jederzeit idenitifi-ziert werden, so dass ein größerer Kontext für eine genauere Bedeutungsbeschreibunggewählt werden kann.

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,,Die von Ökonomen und Politikern verbreiteten Erklärungen für den Niedergang gipfelnstets in einem Wort: Globalisierung. High-Tech-Kommunikation, niedrige Transportkostenund grenzenloser Freihandel lassen die ganze Welt zu einem einzigen Markt verschmelzen,lautet die stets wiederkehrende These. Dies schaffe harte globale Konkurrenz, auch auf demArbeitsmarkt.“ (15) ,,Das Modell Deutschland, kommentiert der US-Ökonom Rüdiger Dornbusch, werde imtransnationalen Wettbewerb nun regelrecht ‚abgekocht‘.“ (17),,Doch der ‚Turbo-Kapitalismus‘, dessen weltweite Durchsetzung jetzt unaufhaltsamscheint, zerstört die Grundlagen seiner Existenz: den funktionsfähigen Staat und demokrati-sche Stabilität.“ (19) ,,Aber auch Europa und Japan, China und Indien spalten sich in eine Minderheit von Ge-winnern und eine Mehrheit von Verlierern. Für viele hundert Millionen Menschen gilt: Derglobale Fortschritt ist gar keiner. Wie ein Hohn muß für sie die Formel klingen, welche dieRegierungschefs aus den sieben führenden Industrienationen zum Leitmotiv ihres G7-Gip-fels Ende Juni 1996 in Lyon erhoben: Aus der Globalisierung einen Erfolg zum Nutzenaller machen.“ (20) ,,Die Globalisierung muß nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen führen, aber siekann, wenn es nicht gelingt, die entfesselten Kräfte der transnationalen Ökonomie sozial zubändigen. (...) Geschieht dies nicht, wird die dramatisch schnelle Verschmelzung derMenschheit durch Technik und Handel schon bald ins Gegenteil umschlagen und zum glo-balen Kurzschluß führen. Unseren Kindern und Enkeln bliebe nur noch die Erinnerung andie goldenen neunziger Jahre, als die Welt noch geordnet schien und das Umsteuern nochmöglich war.“ (23). KWIC-Belege:U96 ungsunfähig und festgeklemmt in der Globalisierungsfalle. Die RegungslosigkeU97 man will: Wir stecken mitten in der Globalisierungsfalle. Wie wir hineingeraU97 Um dieser Globalisierungsfalle zu entrinnen, braucU96 und Ernährungssicherheit gegen die „Globalisierung des Hungers“ werden ökolo

,,Mafia setzt auf den Euro und die Globalisierung“U97/ JUL.45155 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 015.07.1997, S. 23, Ressort: WIRTSCHAFT;Die Mafia setzt auf den Euro.,,u+ Die Mafia setzt auf den Euro +u Auch die Wirtschaftsmacht Mafia setzt auf den Euround die Globalisierung. Wie die europäischen Großunternehmen haben die Strategen derCamorra und Cosa Nostra die Vorteile internationaler Investitionen und Diversifikationerkannt. Was für den Export von Autos und Maschinen gilt, ist auch für das Geschäft mitProstitution und Rauschgift von Vorteil: Der Euro schafft die Risiken der Wechselkurs-schwankungen ab, die Mobilität des Kapitals nimmt zu – und die Fahndung nach „schmut-zigem Geld“ wird immer schwieriger. Spitzenreiter in Sachen europaweitem Engagementist nach Angaben von Fahndern eindeutig die Russenmafia.“ KWIC-Belege:

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U96 sechs Monaten des Jahres 1995. Die Globalisierung der Dro-genmärkte füllt diR97 u+z+ Globalisierung der Kriminalität +z+uU99 diejenigen, die aus der Mafia- und Globalisierungsmaschi-nerie als unnütze S1997: ,,Globalisierung“- doch die falsche Situationsdefinition? Noch mehr neue Identi-täten, Schrecken und AngstGlobalisierung als neue Realität - eisig, rauU97/ MÄR.16554 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 013.03.1997, S. 28, Ressort: WIRTSCHAFT;Globalisierung als neue Realität.,,u+ Globalisierung als neue Realität +u u+u Manager und Studenten diskutieren Verände-rungen der Wirtschaftswelt +u+u Die Vertreter der Großunternehmen stellten die Globali-sierung als Realität nicht mehr in Zweifel. „Wenn Daimler-Benz seine nächste Lkw-Gene-ration in Seattle entwickeln lässt“, so Hermann-Josef Lamberti von der IBM DeutschlandGmbH, „dann muß auch bereits ein weltumspannendes Informationsnetz da sein.“U97/ JUN.35271 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 04.06.1997, S. 4, Ressort: MEINUNGSSEITE;Blick in die Presse.,,Der neue französische Premier Lionel Jospin ignoriert die rauhe Wirklichkeit der Globali-sierung“, meint die Washington Post: „Wie in jeder Wahl haben Faktoren wie Persönlich-keit, Taktiken und Politik ihre Rolle gespielt. Aber das Hauptproblem war eines, vor demauch die USA und andere Staaten stehen: Wie die Nöte und Wünsche eines Volkes gegendie Erfordernisse der Globalisierung auszubalancieren sind.“U97/APR.25186 Süddeutsche Zeitung, 018.04.1997, S. 17, Ressort: BRIEFE; Von freierBerufswahl kann nicht mehr die Rede sein.,,(...) Zweitens ist die Qualität der Bildungs- und Ausbildungssysteme ein wesentlicherStandortfaktor der deutschen Wirtschaft. Sie wird sich in den kommenden Jahrzehnten demeisigen Wind der Globalisierung und vor allem der europäischen Konkurrenz stellen undsich darin bewähren müssen.“ r+ Gerlinde Küsel, Regensburg +r“ Neue Identitäten - Global Player und GlobalisierungsgegnerU97/ JUN.36300 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 07.06.1997, S. 42, Ressort: BRIEFE.,,Als ‚Global Player‘ an Subventionsmillionen“ KWIC-Belege:R97 indest Standort-Europa-Anhänger und Globalisierungsgegner zu erkennen gegebe Gegenposition: Die Realität der Globalisierung wird bezwei-feltR97/ JUN.44523 FRANKFURTER RUNDSCHAU, 010.06.1997, S. 4, Fischer setzt dem Neoli-beralismus à la Westerwelle Konzept der Universalisierung der Menschenrechte entgegen.,,Endlich muß über dieses Gespenst geredet werden, die Linke zieht sich nicht länger in dieinnenstadtnahen Altbauwohnungen zurück und probiert den Sprung über die langen Schat-ten, die das Monstrum ‚Globalisierung’ inzwischen geworfen hat. ‚Globalisierung‘ ist fürBeck ‚ein Phantom’.“Globalisierung ist ein Zauberwort, Schlagwort, Unwort, Schreckenswort, Leitwort,Leitbild und SchimärenbegriffU97/ JUN.38442 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 017.06.1997, S. 11, Ressort: FEUILLETON;Letzte Zuckungen.

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„u+ Letzte Zuckungen +u u+u Der Fin-de-Siècle ist längst ein-getreten +u+u Ein Gespenstgeht um in Europa: die Globalisierung. Dieses Schreckenswort lähmt Herzen und Hirne,aber es bewirkt auch, daß Politiker jeglicher Couleur aus ihrer Wirklichkeitsferne erwa-chen. Gleichzeitig entdecken sie ihr Talent für Karaoke und begleiten mimisch ein Lied, indem sich Begriffe wie „Innovationsstau“, „Technikangst“ und „Blockade“ auf „Markt,Verschlankung und Liberalisierung“ reimen. Die guten Bürger, die ihrer „share-holder va-lues“ gewiß sein können, danken es ihnen mit: „Ja, der Markt, ja, der Markt, der hat immerrecht!““1998 - das Akzeptieren der Globalisierung als RealitätU98/ JUN.43390 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 020.06.1998, S. 15, Ressort: FEUILLETON; DieGlobalität des Bösen.,,(...) Das offizielle Thema: „Globalisierung gestalten“, tausendmal probiert, tausendmal istnichts passiert. Hier aber war der Stoff nicht nur wieder einmal die Globalisierung, sondernEuropa, Europa gestalten, genauer: Europa sozialdemokratisch gestalten. Um so die Globa-lisierung zu bändigen. Um wenigstens und zunächst im Währungsgroßraum Europa dieunerwünschten und seit der Ostasienkrise ja allseits diagnostizierten Risiken und Neben-wirkungen der Globalisierung zu bannen. Nebenwir-kungen, die Oskar Lafontaine sehrhübsch und direkt Casino-Kapitalismus und das Ende von politischem Handlungsspielraumnannte.“U97/ FEB.13212 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 027.02.1997, S. 903, Ressort: BEILAGE;Messe-Chefs zeigen Zuversicht: 'Bange-machen gilt nicht'.,,Umfrage der Süddeutschen Zeitung angesichts eines Taifuns, 'den die Messewelt in dieserForm noch nicht erlebt hat' +u+u u+z+ Von Hans-Herbert Holzamer +z+u (...) Ganze Bran-chen droht der Sturm von außen, dem man den Namen Globalisierung gegeben hat, umzu-blasen. Doch unerschütterlich steht eine Branche, die der Messen. (...) Alle befragten Mes-sen verweisen im Prinzip auf zwei Faktoren um darzulegen, daß sie für die Globalisierunggerüstet seien.“U97/ NOV.72139 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 04.11.1997, S. 13, Ressort: BRIEFE; Bei neuerBescheidenheit sind Politiker kein Vorbild.„(...) Graf hat recht, in der Tat „stecken wir in der Globalisierungsfalle“! (...) Wie schönwar es doch mit Ludwig Erhard und seiner „sozialen Marktwirtschaft“. Wir hatten alleHände voll zu tun, um das zerstörte Deutschland wieder aufzubauen, und wir haben unsdabei ein hübsches Bäuchlein angefuttert. Dann war der Aufbau im wesentlichen beendet,und unsere Produkte fanden nun Absatz in der sich inzwischen globalisierenden Weltwirt-schaft. Aber wir konnten nicht nur Produkte, wir mußten auch Know-how exportieren. Jetztsind die anderen, die noch kein Bäuchlein haben, auch so gut wie wir, und sie futtern vielweniger, als wir es gewohnt sind. Was bleibt unseren deutschen Firmen übrig, um nichtunterzugehen im „gnadenlosen internationalen Wettbewerb“? Na also, Arbeitsplätze wan-dern zu den weniger Gefräßigen, um den „shareholder-value“ zu retten. Nicht gerettet aberwird unser gewohntes soziales Netz. Die Globalisierung macht uns kaputt, aber wir brau-chen die Globalisierung, damit wir nicht kaputtgehen! r+ Peter Gerke, Gräfelfing +r“1999/ 2000 - Die Globalisierung ist Realität geworden, weitet sich auf viele BereicheausKulturelle GlobalisierungU99/ JAN.05431 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 023.01.1999, S. 15, Ressort: FEUILLETON;Eine absolut zuversichtliche Kritik der kritischen Kritik .

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,,Es geht um Schlichteres, nämlich darum, daß die Literaturkritik als Leitmedium zurWahrnehmung von Literatur von der Bestsellerliste abgelöst wurde. Europa steht bei dieserschematischen Zweiteilung für die alte Tradition der Kritik, Amerika für die Seller-Liste.Ehrwürdige Tradition, ausgefeilte Ästhetik, subtile Genüsse und formale Offenheit stehengegen erfolgsorientierten Einheitslook, simulierte Events, durchkalkulierte Plots und sin-kendes Niveau. Amerika wird zum Schreckgespenst: kulturelle Globalisierung, Nivellie-rung, Amerikanisierung, McDonaldisierung.“ New EconomyU99/ DEZ.97097 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 01.12.1999, S. 32, Ressort: MILLENNIUM; DieHerren der Effizienz.,,In der so genannten „New Economy“, geprägt von Globalisierung, Digitalisierung und derallgemeinen Beschleunigung der Geschäftsprozesse, rückt Wissensmanagement noch stär-ker in den Mittelpunkt. Unternehmensberater müssen in immer kürzeren Zeitabständenneue Business Designs entwerfen. Personalberater müssen Führungskräfte identifizieren,die dem modernen Anforderungsprofil entsprechen. Und das war noch nie so hoch wieheute. Erfolgreiche Top-Manager müssen über eine ausgeprägte Führungspersönlichkeitverfügen, sie müssen in einfachen, pragmatischen Worten die Strategie kommunizierenkönnen.“ HypostasierungM97/ 712.07480 MANNHEIMER MORGEN, 24.12.1997, Lokales; Erziehungsauftrag kaumerfüllbar.,,Welches Gymnasium gibt den Schülerinnen und Schülern durch Bildung und Ausbildunggute Zukunftschancen und vermittelt ihnen alle Befähigungen, um die Leistungsanforde-rungen einer modernen Gesellschaft (Stichworte: Informationsgesellschaft, Internationali-tät, Globalisierung u. a.) zu erfüllen? (...) Die Informationsgesellschaft erfordert kompe-tenten Umgang mit Medien und Computertechnologie. Die Globalisierung verlangt inter-kulturelle Bildung.“U99/ NOV.92151 SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 016.11.1999, S. 26, Ressort: WIRTSCHAFT;BDI und Keidanren fordern mehr Reformen. ,,Die Globalisierung verlangt von Deutschlandund Japan nach dem Urteil ihrer führenden Wirtschaftsverbände stärkere Reformbereit-schaft in beiden Ländern.“A2 Wortformen zum Lemma GlobalisierungQuelle: IDS-Korpora der geschriebenen deutschen Sprache (1949-2000), Mischkorpus vor-nehmlich aus Zeitungstexten, Größe des abgefragten Korpus: 529.67 Millionen Wortfor-men, davon 247 Treffer für das Lemma Globalisierung. Die nachgestellte Ziffer zeigt dieabsolute Häufigkeit an

ABB-Globalisierung 1 Anti-Globalisierungsaktivisten 1 Antiglobalisierungskraft 1 Beteili-gungs-Globalisierung 1 De-Globalisierung 2 Deglobalisierung 1 Entglobalisierung 1 Euro-Globalisierung 1 Fujitsu-Globalisierung 1 Gitterglobalisierung 1 GLOBALISIERUNG 12Globalisierung 9095 Globalisierung-Arbeitsmarkt 1 Globalisierungen 10 globalisierungs-adäquat 1 Globalisierungsagentur 1 Globalisierungsaktion 1 Globalisierungsaktivisten 1Globalisierungsaktivitäten 1 Globalisierungsalpträumen 1 Globalisierungsaltar 2 Globali-sierungsangst 1 Globalisierungsängste 2 Globalisierungsängsten 1 Globalisierungsanstren-

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W.-A. Liebert: Zu einem dynamischen Konzept ... 25

gungen 2 Globalisierungsantwort 1 Globalisierungsargument 2 Globalisierungsaspekten 1Globalisierungsattitüden 1 Globalisierungsaufgaben 1 globalisierungsbedingte 2 globalisie-rungsbedingten 2 globalisierungsbedingter 1 Globalisierungsbegriffs 2 Globalisierungsbe-mühungen 4 Globalisierungsbestrebens 1 Globalisierungsbestrebungen 2 Globalisierungs-bewältiger 1 Globalisierungsbewegung 1 globalisierungsbewußter 1 Globalisierungsboom2 Globalisierungschance 1 Globalisierungschancen 3 Globalisierungscrash 3 Globalisie-rungsdebatte 48 Globalisierungsdenker 2 Globalisierungsdepression 1 Globalisierungsdin-gen 1 Globalisierungsdiskurs 3 Globalisierungsdiskussion 6 Globalisierungsdiskussionen 1Globalisierungsdrang 6 Globalisierungsdruck 20 Globalisierungsdrucks 3 Globalisierungs-dynamik 2 Globalisierungseffekt 5 Globalisierungseffekte 5 Globalisierungseffekten 2Globalisierungseifer 1 Globalisierungselite 1 Globalisierungsentwurf 1 Globalisierungser-fordernisse 1 Globalisierungsfachmanns 1 globalisierungsfähig 2 globalisierungsfähige 1Globalisierungsfalle 80 Globalisierungsfallen 4 Globalisierungsfeinde 1 Globalisierungs-feindlichkeit 2 Globalisierungsfeldzug 1 Globalisierungsfetischisten 1 Globalisierungsfie-ber 3 Globalisierungsfolgen 7 Globalisierungsformel 2 Globalisierungsforscher 1 Globali-sierungsfrage 2 Globalisierungsfreunde 1 Globalisierungsfrust 1 Globalisierungsfunktionä-ren 1 Globalisierungsgedanke 1 Globalisierungsgedankens 2 Globalisierungsgegner 13Globalisierungsgegnern 6 Globalisierungsgeilheit 1 Globalisierungsgerede 3 Globalisie-rungsgesang 1 Globalisierungsgeschichte 1 Globalisierungsgeschwätz 1 globalisierungs-gestreßte 1 Globalisierungsgewinn 1 Globalisierungsgewinne 4 Globalisierungsgewinner 7Globalisierungsgewinnern 3 Globalisierungsgewinnler 1 globalisierungsgläubige 1 Globa-lisierungsgläubigen 1 Globalisierungsgrad 2 Globalisierungsgrenzen 1 Globalisierungshin-weis 1 Globalisierungshysterie 1 Globalisierungsideologie 2 Globalisierungsideologien 2Globalisierungsidioten 1 Globalisierungsidylle 1 Globalisierungsjammerer 2 Globalisie-rungskampf 2 Globalisierungskämpfe 1 Globalisierungskeule 2 Globalisierungsklassiker 1Globalisierungskonzept 1 Globalisierungskonzepts 1 Globalisierungskraft 2 Globalisie-rungskräfte 1 Globalisierungskräften 1 Globalisierungskrise 5 Globalisierungskrisen 1 Glo-balisierungskritik 3 Globalisierungskritiker 7 Globalisierungskritikern 2 Globalisierungs-kritikers 1 Globalisierungskurs 8 Globalisierungskurses 1 Globalisierungslarmoyanz 1Globalisierungslehre 1 Globalisierungslogik 1 Globalisierungslüge 1 Globalisierungsmana-ger 1 Globalisierungsmarathons 1 Globalisierungsmaschine 1 Globalisierungsmaschinerie 1Globalisierungsmaßnahmen 1 Globalisierungsmetapher 1 Globalisierungsmodell 1 Globali-sierungsmythos 1 Globalisierungsnorm 1 Globalisierungsoffensive 2 Globalisierungsopti-misten 1 Globalisierungspanik 1 Globalisierungsparadigma 1 Globalisierungsphänomenen1 Globalisierungsphantasien 1 Globalisierungsphilosophie 1 Globalisierungsphobie 1 Glo-balisierungspläne 2 Globalisierungspolemik 1 Globalisierungspolitik 2 Globalisierungspo-tential 1 Globalisierungsproblematik 1 Globalisierungsprobleme 4 Globalisierungspro-gramm 1 Globalisierungsprogramms 1 Globalisierungsprophet 1 Globalisierungsprozeß 36Globalisierungsprozess 38 Globalisierungsprozesse 19 Globalisierungsprozessen 5 Globali-sierungsprozesses 22 Globalisierungspunkte 1 Globalisierungsrad 1 Globalisierungsrausch1 Globalisierungsrealität 1 Globalisierungsrevolution 4 Globalisierungsrhetorik 2 Globali-sierungsrisiken 1 Globalisierungsrisiko 2 Globalisierungsrückschlag 1 Globalisierungs-rückschläge 1 Globalisierungsrückschritten 1 Globalisierungsschicksal 1 Globalisierungs-schlacht 1 Globalisierungsschock 1 Globalisierungsschocks 1 Globalisierungsschrecken 1Globalisierungsschritt 1 Globalisierungsschub 8 Globalisierungsschübe 1 Globalisierungs-schublade 1 Globalisierungsschubs 3 Globalisierungssemantik 1 Globalisierungsskepsis 1Globalisierungsskeptiker 3 Globalisierungsspirale 1 Globalisierungsspurt 1 Globalisie-rungsstory 1 Globalisierungsstratege 1 Globalisierungsstrategie 49 Globalisierungsstrate-gien 13 Globalisierungsstreß 3 Globalisierungsstress 3 Globalisierungssubpolitik 1 Globali-sierungssystem 1 Globalisierungstagung 1 globalisierungstauglich 1 globalisierungstaugli-

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ZfAL 38, 2003. ...-...26

chen 1 globalisierungstechnisch 1 Globalisierungstempo 2 Globalisierungstendenz 3 Glo-balisierungstendenzen 28 Globalisierungsthemen 1 Globalisierungstheoretiker 3 Globalisie-rungstheoretikerin 1 Globalisierungstheorie 2 Globalisierungstheorien 2 Globalisierungs-these 3 Globalisierungstour 2 Globalisierungstrend 10 Globalisierungstrends 1 Globalisie-rungstrommel 1 globalisierungsverdrossene 1 Globalisierungsverehrung 1 Globalisierungs-verlangen 1 Globalisierungsverlierer 10 Globalisierungsverlierern 3 Globalisierungsver-sprechen 1 Globalisierungsversuchen 1 Globalisierungsvertreter 1 Globalisierungsvolte 1Globalisierungsvorgang 1 Globalisierungsvorgänge 2 Globalisierungswahn 4 Globalisie-rungswalze 3 Globalisierungswelle 15 Globalisierungswellen 1 Globalisierungswelt 1 Glo-balisierungswettbewerb 2 Globalisierungswettkampf 1 Globalisierungswettlauf 4 Globali-sierungswirbel 2 Globalisierungswut 2 Globalisierungszeit 1 Globalisierungszeitalter 1Globalisierungszeiten 1 Globalisierungszentrifuge 1 Globalisierungsziel 1 Globalisierungs-zirkel 1 Globalisierungszug 2 Globalisierungszusammenhang 1 Globalisierungszwänge 3Globalisierungszwängen 1 IT-Globalisierung 1 Marktglobalisierung 2 Pro-Globalisierung-Argumentation 1 Rumpfglobalisierung 1 Teilglobalisierung 1 Ultraglobalisierung 2 Werte-globalisierung 1 Wirtschaftsglobalisierung 3

A3 Erstbelege der Lexeme ,,globalization“ und ,,Globalisierung“1961 Erster Nachweis für ,,globalization“ im Webster (vgl. Waters, 1995)1983 Erster Beleg für ,,The globalization of markets“ bei Levitt1985 Erster Beleg ,,Globalisierung“ im IDS-Korpus1987 Erster Beleg ,,Globalisierung“ im IDS-Korpus in der heutigen Be-deutung1988 Erster Nachweis im Gabler-Wirtschaftslexikon1992 Lemmatisierung im Gabler-Wirtschaftslexikon1996 Lemmatisierung im Duden-Universalwörterbuch1999 Lemmatisierung im Duden: Das großen Wörterbuch in zehn Bänden