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  • Die Studie ist eine Gemeinschaftsarbeit des Teams des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung.Die einzelnen Mitarbeiter konzentrierten sich insbesondere auf folgende Aufgabenbereiche:

    Georg Aichholzer Koordination der statistischen Auswertung,Methodenplanung, Lebenslanges Lernen

    Johann Cas EDV-Unterstützung, Lebenslanges LernenMichael Nentwich Fragebogendesign, Neue Wohnformen und

    Umweltgerechtes BauenChristian Rakos Biologische Nahrungsmittel und RohstoffeWalter Peissl Physische MobilitätPaul Pisjak Physische MobilitätBeate Schleifer SekretariatWilhelm Schramm Umweltgerechte Produktion und NachhaltigkeitSabine Stemberger Projektsekretariat und ArbeitsgruppenbetreuungHelge Torgersen Medizintechnik und Lebenshilfen für ältere MenschenAnnelies Walkensteiner SekretariatClaudia Wild Medizintechnik und Lebenshilfen für ältere MenschenGunther Tichy Konzept und Gesamtkoordination, Eigenschaftsdefinierte

    Werkstoffe

    Statistische Beratung:Anselm EderAlex Belschan (einschl. Fragebogendesign)

    Datenaufbereitung und statistische Auswertung:Herbert Gluske

    An der Materialsammlung wirkten weiters mit:Erwin FalknerDaniel GhaliMathias HeckmannSigrid LeitnerHerbert Obinger

    Für Beratung dankt das ITA-Team dem Steering CommitteeSC Dr. Norbert Rozsenich (Vorsitzender)Mag. Erfried ErkerProf. Franz KreuzerMR Dr. Wolfgang ReiterPriv.Doz.Dr. Holger RustDI Dr. Gerhard SchadlerOR Mag. Eva-Maria SchmitzerMR Dr. Reinhard Schurawitzki

    Wertvolle Beratungshilfe erhielten wir auch von:Kerstin Cuhls, ISI, KarlsruheDenis Loveridge, PREST, ManchesterBarend van der Meulen, Foresight Steering Committee, Amsterdam

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    Der Delphi Report Austria ist das bisher größte zusammenhängende Forschungsprogramm des Bundes-ministeriums für Wissenschaft und Verkehr, in dem systematisch zukunftsorientierte Ansätze zurlangfristigen Konkurrenzfähigkeit und Standortqualität Österreichs ermittelt werden. Es stellt einenanspruchsvollen Versuch dar, technologische Schwerpunkte im Wege eines bottom-up-Ansatzes zuermitteln.

    Mehr als 2500 Experten aus Wirtschaft, Forschung, Interessenvertretungen und der Verwaltung haben inden letzten eineinhalb Jahren unter der Leitung von zwei Forschungsinstituten daran gearbeitet. Mit demTechnologie-Delphi des Instituts für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie derWissenschaften liegen nun die Ergebnisse des ersten österreichischen Delphi Reports vor. Ein zweites,darauf abgestimmtes Gesellschafts-Kultur Delphi des Instituts für Trendanalysen und Krisenforschungwird in den nächsten Monaten folgen, und der Kommunikationswissenschaftler und Wirtschaftsjour-nalist Holger Rust wird in einer abschließenden Sekundäranalyse die Ergebnisse dieser beiden Delphi-Untersuchungen vertiefen und fusionieren.

    Insgesamt sind die Ergebnisse des Technologie-Delphi erfreulich, weil an ihnen auch erkennbar wird,daß Österreich bereits heute technologische Themenfelder dominiert und gute Chancen besitzt, dieseThemenführerschaft auch in den nächsten 15 Jahren zu bewahren. Als Wissenschaftsminister sehe ich inden vorliegenden Empfehlungen nicht nur Anregung sondern auch Bestätigung jüngster Initiativenmeines Ressorts: Beispielsweise werden die Vorschläge des Reports nach technologischen Schwer-punktsetzungen und der Schaffung von "schlanken Institutionen zur Koordinierung der Aktivitäten ausForschung und Wirtschaft" von meinem Ministerium mit der Aktionslinie "Kplus" verfolgt, mit derKompetenzzentren für konkrete innovative Themen in Kürze eingerichtet werden sollen.

    Letztlich sind in der österreichischen Technologiepolitik die Probleme und auch die Empfehlungen, waszu tun ist, bekannt. "Thematische Bündelungs- und Vernetzungsstrategien" sind – zurecht – die beidenmeistgebrauchten Schlagworte, und sie tauchen auch im vorliegenden Report auf. Wie aber dieserichtigen Konzepte realistisch umgesetzt werden können, darüber herrscht zumeist Schweigen. Vielfachbleibt unberücksichtigt, daß die Politik ihre klassische Steuerungsfunktion zu einem guten Teileingebüßt hat. Tatsache ist, daß die Möglichkeiten staatlicher Technologiepolitik "von oben herab" –oder euphemistisch: top down – begrenzt sind und es deshalb heute darum geht, neue, intelligenteSteuerungsmechanismen zu schaffen, durch die die Aktivitäten von den eigentlichen Akteuren in derForschung und technologischen Entwicklung mit den Rahmenkonzepten und -bedingungen staatlicherFTE-Politik möglichst gut in Übereinstimmung gebracht werden.

    Der nunmehr vorliegende Report, oder vielmehr: der Prozeß Technologie-Delphi Austria ist so einneuer, bisher für Österreich einzigartiger Steuerungsmechanismus, mit dem auf Initiative des Wissen-schaftsministeriums anhand des Erfahrungswissens von rund 1500 Technologieexperten künftigeTechnologietrends für Österreich in einem dezentralen und interaktiven Prozeß – also "vernetzt" – nichtnur identifiziert wurden, sondern auch einer weiteren Konkretisierung durch Betroffene und Interessiertezugeführt werden sollen.

    Ich werde mich bemühen, diesen Prozeß in geeigneter Weise auch weiter zu unterstützen. Vor allemaber möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Experten, die an diesem Report mitgearbeitet haben,herzlich bedanken.

    Wien, im April 1998Caspar Einem

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    0 Executive Summary ......................................................................................................... 11

    1 Das Konzept Delphi-Austria ............................................................................................ 19

    2 Biologische Lebensmittel................................................................................................. 232.1 Respondenten der Befragung..................................................................................................232.1.1 Institutionelle Zuordnung der Respondenten.......................................................................232.1.2 Die Sachkenntnis der Respondenten....................................................................................242.1.3 Generelle Orientierungen der Respondenten .......................................................................242.2 Markante Ergebnisse – ein erster Überblick ...........................................................................262.2.1 Die innovativsten Thesen.....................................................................................................262.2.2 Die wichtigsten Thesen........................................................................................................272.2.3 Thesen mit der höchsten Chance auf Verwirklichung .........................................................282.2.4 Chancen in Forschung und Entwicklung .............................................................................292.2.5 Chancen in der organisatorisch gesellschaftlichen Umsetzung............................................302.2.6 Chancen in der wirtschaftlichen Verwertung.......................................................................302.3 Relative Einschätzung und Chancen auf Themenführerschaft................................................312.4 Detailauswertung der Thesen..................................................................................................332.4.1 Thesen zum Pflanzenbau .....................................................................................................342.4.2 Thesen zur Nutztierhaltung..................................................................................................362.4.3 Thesen zur Vermarktung .....................................................................................................372.4.4 Thesen zu Kooperationsmodellen und Regionalentwicklung..............................................392.4.5 Thesen zum Bereich Arbeitskräfte, Förderungen und politische

    Rahmenbedingungen ..........................................................................................................412.4.6 Thesen zum Bereich Beratung und Bildung ........................................................................432.4.7 Thesen zu Verarbeitung und Qualitätskriterien ...................................................................462.4.8 Thesen zum Bereich Anbau nachwachsender Rohstoffe .....................................................472.5 Schlußfolgerungen und Empfehlungen...................................................................................492.6 Materialtabellen Biologische Ernährung ................................................................................57

    3 Umweltgerechtes Bauen und neue Wohnformen ............................................................. 653.1 Allgemeines ............................................................................................................................653.1.1 Der Fragebogen ...................................................................................................................653.1.2 Die Arbeitsgruppe................................................................................................................683.2 Die RespondentInnen .............................................................................................................693.2.1 Das angeschriebene Sample und der Rücklauf ....................................................................693.2.2 Sozioökonomische Daten zu den Antwortenden .................................................................703.2.3 Zur Sachkenntnis der Antwortenden ...................................................................................713.2.4 Das „Weltbild“ der RespondentInnen..................................................................................723.3 Ergebnisse nach Teilbereichen ...............................................................................................733.4 Die Innovationen ....................................................................................................................743.4.1 Die „Innovativsten“ .............................................................................................................743.4.2 Die „Wichtigsten“ und „Erstrebenswertesten“ ...................................................................753.4.3 Die „Chancenreichsten“.......................................................................................................763.4.4 Hervorstechende Innovationen ............................................................................................773.4.5 Auffälligkeiten am unteren Ende der Reihung und sonstiges

    Bemerkenswertes................................................................................................................813.5 Die Maßnahmen......................................................................................................................833.5.1 Die Ergebnisse im Überblick ...............................................................................................833.5.2 Zuordnung der Maßnahmen zu den herausragenden Innovationen .....................................843.6 Zusammenschau und technologiepolitische Schlußfolgerungen.............................................873.6.1 Die Zukunft der Bauwirtschaft liegt in ihrer Ökologisierung ..............................................873.6.2 Besonders förderungswürdige Bereiche und umsetzungsorientierte

    Maßnahmen........................................................................................................................883.6.3 Themenführerschaft als Prozeß............................................................................................923.7 Materialtabellen Umweltgerechtes Bauen und Neue Wohnformen ........................................95

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    4 Lebenslanges Lernen...................................................................................................... 1034.1 Die Untersuchung .................................................................................................................1034.2 Zur Methode .........................................................................................................................1044.2.1 Die Arbeitsgruppe..............................................................................................................1044.2.2 Der Fragebogen .................................................................................................................1054.3 Die RespondentInnen ...........................................................................................................1064.3.1 Sampleauswahl ..................................................................................................................1064.3.2 Rücklauf ............................................................................................................................1074.4 Ergebnisse.............................................................................................................................1104.4.1 Innovationsgrad und Realisierbarkeit ................................................................................1114.4.2 Wichtigkeit und Wünschbarkeit ........................................................................................1144.4.3 Chancen auf Themenführerschaft ......................................................................................1164.4.4 Ergebnisse nach Teilbereichen und Thesen .......................................................................1194.4.5 Die Maßnahmen.................................................................................................................1244.4.6 Auswertung der Kommentare ............................................................................................1294.5 Zusammenfassung und technologiepolitische Schlußfolgerungen........................................1304.6 Materialtabellen Lebenslanges Lernen .................................................................................136

    5 Medizintechnik und technische Lebenshilfen für ältere Menschen................................ 1415.1 Einleitung ............................................................................................................................1415.2 Der Fragebogen ...................................................................................................................1415.3 Die Arbeitsgruppe................................................................................................................1425.4 RespondentInnen .................................................................................................................1435.4.1 Die angeschriebenen und antwortenden Personen............................................................1435.4.2 Sozioökonomische Daten der RespondentInnen...............................................................1445.4.3 Zur Sachkenntnis der Antwortenden ................................................................................1455.4.4 Das „Weltbild“ der RespondentInnen...............................................................................1455.5 Ergebnisse............................................................................................................................1465.5.1 Die Themenfelder .............................................................................................................1465.5.2 Innovationen.....................................................................................................................1475.5.3 Wichtigkeit und Wünschbarkeit .......................................................................................1485.5.4 Realisierbare und chancenreiche Innovationen.................................................................1505.5.5 Hoffnungsgebiete..............................................................................................................1515.5.6 Maßnahmen ......................................................................................................................1565.6 Schlußfolgerungen...............................................................................................................1605.7 Materialtabellen Medizintechnik ..........................................................................................163

    6 Umweltgerechte Produktion und Nachhaltigkeit........................................................... 1716.1 Generierung und Inhalte der Thesen.....................................................................................1716.2 Informationen zur Delphi-Befragung....................................................................................1746.3 Ergebnisse.............................................................................................................................1786.3.1 Die Thesen in Relation zueinander....................................................................................1796.3.2 Die Analyse der Thesen basierend auf den Absolutwerten................................................1816.3.3 Die Ergebnisse betreffend die Maßnahmen .......................................................................1906.3.4 Die angemerkten Kommentare ..........................................................................................1966.4 Schlußfolgerungen................................................................................................................1976.4.1 Österreichs höchste Potentiale...........................................................................................1986.4.2 Die am besten geeigneten Maßnahmen..............................................................................2016.4.3 Erfolgversprechende Schwerpunkte ..................................................................................2026.6 Materialtabellen Umweltgerechte Produktion ......................................................................205

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    7 Physische Mobilität........................................................................................................ 2117.1 Allgemeines ..........................................................................................................................2117.1.1 Die Arbeitsgruppe.............................................................................................................2117.1.2 Der Fragebogen ................................................................................................................2127.2 Das angeschriebene Sample.................................................................................................2147.3 Die RespondentInnen ..........................................................................................................2147.3.1 Sozioökonomische Daten der Antwortenden....................................................................2157.3.2 Zur Sachkenntnis der Antwortenden ................................................................................2167.3.3 Das „Weltbild“ der RespondentInnen...............................................................................2177.4 Die Innovationen .................................................................................................................2187.4.1 Die „Innovativsten“ ..........................................................................................................2187.4.2 Die „Wichtigsten“ und „Erstrebenswertesten“ .................................................................2197.4.3 Die „Chancenreichsten“....................................................................................................2217.4.4 Hervorstechende Innovationen .........................................................................................2247.5.1 Die erfolgversprechenden Maßnahmen ............................................................................2297.6 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen .........................................................................2317.6.1 Generelle Entwicklungen..................................................................................................2317.6.2 Konkrete Maßnahmenempfehlungen ................................................................................2327.7 Materialtabellen Physische Mobilität ...................................................................................237

    8 Eigenschaftsdefinierte Werkstoffe ................................................................................. 2458.1 Die Erarbeitung des Fragebogens .........................................................................................2458.2.1 Auswahl und Beteiligung...................................................................................................2478.2.2 Sozioökonomische Daten ..................................................................................................2488.2.3 Sachkenntnis der Respondenten ........................................................................................2498.2.4 Das “Weltbild” der Respondenten.....................................................................................2508.3 Die Ergebnisse nach Fragenkategorien.................................................................................2508.3.1 Innovationen und Realisierbarkeit .....................................................................................2518.3.2 Wichtigkeit und Wünschbarkeit ........................................................................................2528.3.3 Chancen auf Themenführerschaft ......................................................................................2538.4 Die Ergebnisse nach Themenfeldern und Thesen .................................................................2558.4.1 Vergleich der Themenfelder ..............................................................................................2558.4.2 Vergleich der Thesen.........................................................................................................2568.5 Die Maßnahmen....................................................................................................................2618.5.1 Die vorgegebenen Maßnahmenvorschläge ........................................................................2628.5.2 Der Bedarf an Kooperation................................................................................................2658.6 Schlußfolgerungen................................................................................................................2668.7 Materialtabellen Eigenschaftsdefinierte Werkstoffe .............................................................271

    9 Die Ergebnisse der Fachgebiets-Analysen ..................................................................... 2779.1 Der kurzfristige Innovationsbegriff der österreichischen Experten.......................................2789.2 Mißtrauen gegenüber organisatorischen Lösungen...............................................................2809.3 Innovation als Teamleistung.................................................................................................2829.4 I & K-Technologien komplementär ......................................................................................2839.5 Ausgewählte Hoffnungsgebiete ............................................................................................2849.5.1 Charakterisierung der Themenfelder..................................................................................2859.5.2 Erfolgversprechende Innovationsschwerpunkte ................................................................2879.6 Maßnahmen ..........................................................................................................................290

    10 Von der Delphi-Erhebung zu einem Nationalen Innovationssystem............................ 295

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    Mit dem Projekt Technologie-Delphi-Austria wurde eine eigenständi-ge Variante einer „technology-foresight-exercise“ mit Pilotcharakterdurchgeführt. Anders als in den meisten ausländischen Technologie-Delphi-Studien ging es nicht um das Aufspüren von Zukunftstechno-logien („emerging technologies“), sondern um die Abgrenzung vonzukunftsträchtigen Gebieten, auf denen Österreich längerfristigeThemenführerschaft und nicht bloß vorübergehende Konkurrenzfähig-keit und Standortqualität erlangen könnte. Es ging auch nicht primärum eine (weitgehend deterministische) Technologieprognose, sondernum eine foresight-exercise zweiter Generation, um die Beschäftigungder Betroffenen mit unterschiedlichen Zukunftsentwicklungen, derenRealisierung durch ihre eigenen Entscheidungen mitgestaltet wird. In-sofern ist das Technologie-Delphi strikt österreichbezogen, selektiv,problemorientiert, umsetzungsrelevant und dezentral. Erst in zweiterLinie geht es in dieser foresight-exercise somit um Prognose-er-gebnisse, also um analytische und technologiepolitische Schluß-folgerungen, die aus den Ergebnissen zentral abgeleitet werdenkönnen. Dennoch erwies sich das Technologie-Delphi auch in dieserHinsicht als erfolgreich: Es konnten neue Erkenntnisse gewonnen undbestehende Vermutungen gestützt werden. Sieben Aspekte sollenwegen ihrer Bedeutung besonders hervorgehoben werden.

    • Erstens zeigen die Antworten der Respondenten auf die Frage desTechnologie-Delphi nach den Chancen österreichischer Themen-führerschaft zahlreiche Themenbereiche auf, auf denen österrei-chische Forschungseinrichtungen und Firmen dieses Ziel schon er-reicht oder zumindest mittelfristig gute Chancen haben, es zuerreichen. Einige davon sind wirklich innovativ in dem Sinn, daßsie Konkurrenzvorteile für die nächste Dekade sichern können.

    • Zweitens lassen die Ergebnisse – im Kontrast dazu – mit großerDeutlichkeit erkennen, daß Österreich den Sprung vom Technolo-gienehmer zum Technologieentwickler im allgemeinen noch nichtgeschafft hat: Beim größeren Teil der Innovationen handelt es sichum die schrittweise Weiterentwicklung bereits bestehender Pro-dukte, die zwar einen Konkurrenzvorsprung für die unmittelbareZukunft versprechen, die Konkurrenzbedingungen und Markter-fordernisse der nächsten Dekade jedoch vernachlässigen.

    • Demgemäß berücksichtigt drittens der (zu kurze) Planungshorizontvon Firmen und anwendungsorientierter Forschung zu wenig dieLänge der Entwicklungszeit neuer Produkte bis zur Marktpenetra-tion und die Änderung der Marktbedingungen während dieser Pe-riode. Konsequenterweise sehen die Respondenten gegenwärtigeoder künftige Themenführerschaft Österreichs einerseits bei derAnwendung hoher – wenn auch nicht höchster – Technologie aufgrundsätzlich mitteltechnologischen Feldern, andererseits auf denMärkten, auf denen Österreich auf Grund besonderer Nachfrage-bedingungen lead market-Charakter aufweist.

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    • Viertens zeigt sich eine ambivalente Einstellung der Respondentengegenüber organisatorischen Innovationen, sowohl als Alternativezu technischen Lösungen wie auch als Begleitmaßnahme: Im All-gemein-Unverbindlichen billigt man ihnen zwar die weitaus grö-ßere Problemlösungskapazität zu, im konkreten Anwendungsfallmißtraut man ihnen jedoch, und zweifelt vor allem an ihrer Reali-sierbarkeit.

    • Fünftens lassen die Ergebnisse der Befragung wie die Diskussionenin den Arbeitsgruppen erkennen, daß technologische Alleingängeselten erfolgreich sind. Erfolge bei der Erreichung von Themen-führerschaft setzen einen breiten Ansatz voraus, eine gute Zu-sammenarbeit der Firmen mit Forschungseinrichtungen unter-schiedlicher Ausrichtung, eine Verbindung technologischer undorganisatorischer Innovationen sowie eine kritische Mindestzahlvon Forschungseinrichtungen und Firmen.

    • Informations- und Kommunikationstechnologien sind zwar in fastallen Fällen erfolgreicher oder erfolgversprechender Themenfüh-rerschaft maßgeblich beteiligt, spielen als eigenständige Technolo-gien im österreichischen Kontext jedoch nur in einigen Nischen-bereichen eine Rolle.

    • Siebentens schließlich, ist es mit Hilfe eines Technologie-Ent-scheidungs-Delphi nicht bloß möglich, chancenreiche Themen-felder aufzuspüren, sondern auch erfolgversprechende Maßnah-menkategorien abzugrenzen; die wichtigste Erkenntnis auf diesemGebiet ist darin zu sehen, daß weniger Bedarf an konkreten Einzel-förderungsmaßnahmen mit primär technologischer Ausrichtungbesteht, als vielmehr an einem breiten Ansatz vernetzungsorien-tierter Maßnahmen, die auch organisatorische Aspekte berück-sichtigen.

    Das Technologie-Delphi entspricht in der gewählten Variante des Ent-scheidungs-Delphi einem bottom-up-Ansatz der Schwerpunktsetzung.Die empfohlenen Themenfelder sind als Ansatzpunkte für Schwer-punktsetzung wie für projektorientierte Maßnahmen der Technologie-politik natürlich viel zu breit. Einige Thesen wurden jedoch besondersgut bewertet und viele Aspekte tauchen in unterschiedlichen Bereichenwiederholt auf; das gibt ihnen besondere Relevanz und legt nahe, diewichtigsten als Anregung für die weitere Diskussion wie für Maß-nahmen der Technologiepolitik kurz herauszustellen. In jedem ein-zelnen dieser Fälle müßte ein Team von Spezialisten auf der Basis derEinschätzungen des Technologie-Delphi die besonders erfolgs-trächtigen und vernetzungsfähigen Teile in vertiefenden Teilstudienherausarbeiten.

    (1) Simulationsmodelle für die Entwicklung: Die Ersetzung von Ex-perimenten und Prototypen durch Simulation wird aus Zeit- undKostengründen immer wichtiger; im Technologie-Delphi tauchtedieser Aspekt bei der Herstellung von Werkstoffen, bei derMotorenkonstruktion wie beim Entwurf von Fahrzeugteilen auf.Zahlreiche andere Beispiele aus dem Bereich der Regelungs-technik könnten genannt werden, die im Technologie-Delphi nichtthematisiert wurden. Ein besonderer Aspekt ist die Integration vonfortgeschrittener Meßtechnik in die Simulation. Die Zusammen-

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    legung und spezifische Förderung der diesbezüglichen Er-fahrungen könnte nicht bloß knappes knowhow im Sinne einerQuerschnittstechnologie rationeller einsetzen und Spezialisie-rungsvorteile lukrieren, sondern auch Hardware und Software-Entwicklungskapazitäten besser nutzen.

    (2) Hightech-Stähle und Leichtwerkstoffe: Dabei handelt es sich umeinen der Bereiche, denen in den ausländischen, auf Zukunfts-technologien ausgerichteten Delphi-Studien gute Chancen gege-ben wurden; zugleich besitzt Österreich auf diesem Gebiet schonheute hohe Kompetenz. Das Thema wird nicht bloß in dem Be-reich Eigenschaftsdefinierte Werkstoffe sehr gut bewertet, son-dern auch in den Bereichen Umweltgerechte Produktion undNachhaltigkeit und es gibt Synergien mit dem Bereich PhysischeMobilität.

    (3) Ein für Österreich besonders interessantes Thema könnte Recy-cling von Verbundwerkstoffen und Werkstoffkombinationen wer-den. Im Zuge der erhöhten Materialanforderungen gewinnenVerbundwerkstoffe und Materialkombinationen zunehmend anBedeutung, werfen aber ungelöste Recyclingprobleme auf. ImWerkstoffbereich muß das Recyclingproblem schon beim Designneuer Verbundwerkstoffe berücksichtigt werden, zugleich ergebensich Recyclingprobleme bei den derzeit verwendeten Verbund-stoffen. Ein beide Bereiche übergreifender Schwerpunkt erscheintchancenreich.

    (4) Ein Projekt Lärmarme Bahn ist in Österreich nicht neu, einDurchbruch konnte aber bisher nicht erzielt werden. Vieles sprichtjedoch dafür, daß das Thema nach wie vor ein Hoffnungsgebietbleibt: Die guten Bewertungen, die die Thesen im Technologie-Delphi generell erzielten, wie auch die technisch-industriellenVoraussetzungen – Existenz einer guten Materialforschung imSchienenbau, die Dominanz bei langen Schienen und Schienen-logistik, die Kompetenz in Weichenbau, die Marktführerschaft beiEisenbahnoberbau-Maschinen und die Kompetenz bei Hoch-leistungs-Drehgestellen – lassen verstärkte Anstrengungen sinn-voll erscheinen.

    (5) Im Bereich der umweltverträglichen Produktionsverfahren treffenbereits vorhandene Stärken in einzelnen Bereichen mit Elementeneines lead market infolge von Umweltbewußtsein und-gesetzgebung zusammen. Vor allem Verfahren der Metall- undPapierbranche sowie Oberflächentechnologien werden von denRespondenten als gute Ansatzpunkte gesehen. Institutionellkönnte von der Errichtung von Zentren für Nachhaltiges Wirt-schaften eine wichtige Koordinierungsfunktion ausgehen.

    (6) Im Bereich Umweltgerechtes Bauen und Neue Wohnformen wiein den Kommentaren und Diskussionen der Arbeitsgruppe Eigen-schaftsdefinierte Werkstoffe wurde dem Werkstoff Holz besondereBeachtung geschenkt und hohe Innovationskraft attestiert. Imbesonderen geht es dabei um den Holzbau im konstruktivenBereich, um die Anpassung hindernder Vorschriften, aber auchum neue Techniken wie etwa Pulverbeschichtung.

    (7) Die Ökologisierung der Bauwirtschaft ist nicht bloß ein Thema,dem in Zukunft erhebliche Bedeutung zukommen wird, sondernauf dem Österreich infolge der Existenz einer heimischen multi-

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    nationalen Baustoffindustrie, sowie anerkannter Expertise imBereich des Solaren Bauens eines Recycling-Anlagenbaus auchgute Chancen haben könnte. Allerdings zeigte die Stärken-/Schwächenanalyse, daß die F&E-Aktivitäten in diesem Bereichbisher noch bescheiden sind.

    (8) Ähnliches gilt für den Bereich Biologische Lebensmittel, auf demÖsterreich ausgezeichnete Möglichkeiten auf Themenführerschafthaben müßte, der bisher allerdings vor allem von innovativenbäuerlichen Betrieben getragen wurde und kaum ernsthafte for-schungspolitische Aktivitäten aufweist. Die Befragung zeigt den-noch beachtliche Entwicklungschancen, vom Aufbau einereigenständigen Saatgutproduktion und der Züchtung geeigneterTierrassen über die Entwicklung schonender Methoden der Halt-barmachung bis zu Analysemethoden zur sicheren Unterscheidungbiologischer und konventioneller Produkte. Mangels bereits be-stehender ausgeprägter Ansatzpunkte und Forschungskapazitätensetzt erfolgversprechende Schwerpunktbildung in diesem Bereichallerdings eine weitere Präzisierung relevanter Themen und insti-tutioneller Entwicklungsschritte durch Expertengruppen und Vor-studien voraus.

    (9) Die Notwendigkeit von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen,nicht zuletzt als Folge technologischer und organisatorischer Än-derungen, wurde in fast allen Bereichen für wichtig gehalten. DieAnalyse des Technologie-Delphi läßt Chancen auf eine Profi-lierung Österreichs bei Maßgeschneiderten Weiterbildungs-paketen und bei der Unterstützung lebenslangen Lernens durchelektronische Medien, vor allem durch intelligente Selektions-hilfen erkennen. Bei elektronischen Lernmedien wäre in be-sonderer Weise darauf zu achten, daß dabei ein entsprechendesMaß an persönlicher Kommunikation erhalten bleibt.

    (10) Die demographische Struktur nicht nur der österreichischen Be-völkerung sowie die rasch steigende Lebenserwartung lasseneinen Schwerpunkt Technische Lebenshilfen ohne Verlust per-sönlicher Kontakte besonders wichtig erscheinen. Es geht darum,technische Lebenshilfen zur Unterstützung der Eigenständigkeitim Alter zu entwickeln, diese aber durch Netze der persönlichenBetreuung abzusichern, die die Vereinsamung verhindern und dieAkzeptanz solcher Innovationen verbessern.

    (11) Das Arbeitsfeld Organ- und Funktionsersatz kristallisierte sich imTechnologie-Delphi als ein Schwerpunkt heraus, der bereits jetztdurch eine starke Allianz zwischen universitärer Forschung undFirmen gekennzeichnet ist. Gute Chancen werden in der Weiter-entwicklung der bereits bestehenden Hochtechnologieprodukte,dem Ausbau der Kooperationen und Innovationen in der Material-forschung (etwa biokompatible Materialien, Hybridtechnologien)gesehen.

    Zahllose weitere Anregungen dieser Art können den mit den Arbeits-gruppen abgestimmten Berichten über die einzelnen Fachbereicheentnommen werden. Sie alle zeigen, daß es in Österreich gute Ansatz-punkte für Themenführerschaft auch in hochinnovativen und zukunfts-orientierten Bereichen gibt. Es mangelt jedoch einerseits an derVernetzung ähnlicher Ansätze auf denselben Themenfeldern und

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    andererseits an der Konzentration der menschlichen und finanziellenRessourcen auf wenige Schwerpunkte.

    Die Maßnahmenvorschläge der Arbeitsgruppen und ihre Bewertungdurch die Respondenten lassen sehr wohl diesbezügliches Problem-bewußtsein erkennen. Als wichtigste Maßnahme erscheint den Re-spondenten die Verstärkung der Kooperation zwischen Forschungs-einrichtungen und Firmen, aber auch der Forschungseinrichtungenwie der Firmen untereinander. Schlagwortartig kann das mit

    • Interdisziplinarität,• problemorientierter Schwerpunktsetzung und• Clusterbildung

    charakterisiert werden. Es muß jedoch betont werden, daß für alle dreiSchlagworte die einstellungsmäßigen, organisatorischen und institutio-nellen Voraussetzungen noch weitgehend fehlen. Die Organisation desHochschulsystems wie das Förderungssystem erschweren Interdiszi-plinarität und Schwerpunktbildung eher als daß sie diese fördern; diezunehmend ausschließliche Bindung akademischer Karrieren selbst inanwendungsnahen Gebieten an Publikationen in theoretischen Jour-nalen erschwert die Zusammenarbeit mit Firmen; die organisatorischenVoraussetzungen für zukunftsorientierte F&E in den Firmen fehlenvielfach noch.

    Insofern sind unzählige, umfangreiche und auch in der Vergangenheitlebhaft diskutierte Änderungen am Gesamtsystem Bildung-Wissen-schaft-Forschung-Technologie nötig. Dabei handelt es sich jedoch umeine politische Aufgabe, die schon wegen ihrer Komplexität, aber auchals Folge unterschiedlicher Interessen sehr lange dauert; viele Aspekte,wie etwa die Firmenorganisation entziehen sich auch weitgehend einerdirekten Einflußnahme. Dementsprechend könnte sich empfehlen, dieÄnderungen am Gesamtsystem zwar so rasch als möglich in Angriff zunehmen, parallel dazu jedoch einzelne, unmittelbar wirksame Einzel-lösungen vorzusehen.

    An erster Stelle wird empfohlen, einzelne Themen an Hand von Pilot-projekten aufzurollen und auf deren Beispielwirkung zu bauen. SolchePilotprojekte sind grundsätzlich auf jedem der oben angeführtenGebiete möglich und erfolgversprechend. Allerdings sind die ange-führten, aus dem bottom-up-Ansatz des Technolgie-Delphi abgeleite-ten Innovationsschwerpunkte für eine erfolgversprechende Umsetzungin Pilotprojekte noch zu breit; erforderlich ist eine weitere Spezi-fizierung und detaillierte Zielbestimmung durch eine Expertengruppe.Um eine rasche und zielgerichtete Umsetzung sicherzustellen undwiderstrebende Einzelinteressen zu harmonisieren, empfiehlt es sich,für die Pilotprojekte einen Experten oder eine Beratungsfirma alsProjektmanager bzw. -koordinator zu bestellen, dessen Honorierungsich zu einem erheblichen Teil an der Erreichung des vereinbartenProjektziels orientiert.

    Von besonderem Wert könnten solche Pilotprojekte für organisatori-sche Innovationen sein, denen die durch die Respondenten repräsen-

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    tierte Fachwelt überwiegend zwiespältig gegenübersteht, und an derenRealisierungsmöglichkeit sie weitgehend zweifelt. Vor allem im Bil-dungs-, Verkehrs- Umwelt- und Sozialbereich hat das Technologie-Delphi verschiedene Möglichkeiten dieser Art aufgezeigt, die als re-gionale Pilotprojekte versuchsweise umgesetzt werden könnten. Un-verzichtbare Erfolgsvoraussetzung ist allerdings eine strenge Begleit-forschung und objektive Evaluierung der Ergebnisse, an der es beiPilotprojekten in der Vergangenheit vielfach gemangelt hat.

    Neben den Pilotprojekten, die vorhandene F&E-Kapazitäten koordi-nieren und auf ein konkretes, zukunftsorientiertes Ziel ausrichten, wirdals zweiter Ansatz die Schaffung neuer Institutionen auf bestimmteninterdisziplinären Schwerpunktgebieten vorgeschlagen, die einen ent-sprechend weiten Zukunftshorizont haben. Mit der Gründung vonKompetenzzentren, oder etwa der Energieverwertungsagentur aufeinem ganz anderen Gebiet, wurden diesbezüglich bereits Schritteeiner innovationsorientierten Koordinierung gesetzt.

    Pilotprojekte und Koordinierungsinstitutionen sind in gewissem Maßekomplementär: Erstere sind dynamisch, flexibel, relativ billig, undkönnen rasch realisiert werden. Koordinierungsinstitutionen bietenhingegen Kontinuität, systematische Entwicklung und damit Umset-zung der Politik; Voraussetzung ist allerdings, daß es gelingt sieschlank zu halten, ihnen klare Aufgaben zu geben und deren Erfüllungregelmäßig zu evaluieren.

    Als eine weitere, für Österreich sehr wichtige Maßnahme verweist dasTechnologie-Delphi auf die Förderung der Clusterbildung in zentralenzukunftsorientierten Bereichen. Die Zersplitterung der österreichi-schen Entwicklungstätigkeit wie auch der Produktpalette erschwert dieBildung eines entsprechenden Fachkräftepotentials oder spezialisierterproduktionsnaher Dienstleistungsunternehmungen und verhindert, daßdie österreichische Wirtschaft überhaupt in das Bewußtsein poten-tieller ausländischer Kunden wie Investoren gerät. Das in wirtschaft-licher (weniger noch in innovativer) Hinsicht ungemein erfolgreicheBeispiel des Automobil-Clusters zeigt, daß – zumindest als Starthilfe –staatliche Anstöße und ein externes Management für die Cluster-bildung unverzichtbar sind. Die aktive Förderung von spinoffs ist einwichtiger und dynamisierender Bestandteil einer Cluster-Strategie.

    Schließlich seien zwei weitere kurzfristig umzusetzende Elementeeiner raschen Strategie zur Verbesserung der nationalen Innovations-kraft erwähnt: Erstens eine deutliche Differenzierung der Förderungzwischen Routine-Innovationen und riskanten langfristig ausgerich-teten Projekten. Zweitens deutlich spezifizierte Zielvorgaben bei allenFörderprojekten, deren regelmäßige Evaluierung und deren Be-endigung bei Nicht-Erreichung wie auch nach Erreichung der Ziele.Es ist zu hoffen, daß das Technologie-Delphi bereits einen ersten An-stoß zur intensiveren Beschäftigung mit den Erfordernissen künftigerMärkte und eigenständiger grundlegender Innovationen geführt hat:Immerhin haben sich 128 Arbeitsgruppenmitglieder und 1600 Re-spondenten mit diesen Fragen intensiv auseinandergesetzt. Ausländi-sche Erfahrungen zeigen jedoch, daß die post-foresight-Phase beson-

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    ders wichtig ist: Der endgültige Erfolg des Projekts hängt von der akti-ven Verbreitung der Ergebnisse und der Weiterführung des Prozessesin Arbeitsgruppen, Workshops, Pilotprojekten und ähnlichen Aktivi-täten ab.

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    Anders als in den meisten anderen Technologie-Delphi-Studien ginges beim Projekt Delphi-Austria nicht um das Aufspüren von Zukunfts-technologien („emerging technologies“), sondern um die Abgrenzungvon zukunftsträchtigen Gebieten, auf denen Österreich längerfristigeThemenführerschaft und nicht bloß vorübergehende Konkurrenzfähig-keit und Standortqualität erlangen könnte. Es ging auch nicht um eine(weitgehend deterministische) Technologieprognose, sondern um eineforesight-exercise zweiter Generation, um die Beschäftigung derBetroffenen mit unterschiedlichen Zukunftsentwicklungen, deren Re-alisierung durch ihre eigenen Entscheidungen mitgestaltet wird. Inso-fern entspricht das Technologie-Delphi-Austria auch nicht dem Typdes klassischen Delphi, sondern dem des Entscheidungs-Delphi (deci-sion-Delphi): Es geht nicht darum, Gesetzmäßigkeiten der Entwick-lung aufzuspüren, sondern eine Entwicklung, die durch zahllose kleineEinzelentscheidungen bestimmt wird, zu strukturieren und für die Be-teiligten transparent zu machen.2 Die Delphi-Methode ermöglichtMeinungsbildung und (indirekt) anonyme Diskussion ohne Gesichts-verlust. Demgemäß ist das Technologie-Delphi

    • strikt österreichbezogen – es konzentriert sich auf die Themenfel-der, die für Österreich in Zukunft relevant sein könnten;

    • selektiv – auf die erfolgversprechenden Bereiche konzentriert;• problemorientiert – es geht primär nicht von Technologien aus (die

    eine Anwendung suchen), sondern von Problemen;• umsetzungsrelevant – es konzentriert sich auf die Probleme, bei

    denen Österreich in der nächsten Dekade Themenführerschaft inder Dimension Forschung und Entwicklung, organisatorisch-ge-sellschaftliche Umsetzung oder wirtschaftliche Verwertung errei-chen könnte; sowie

    • dezentral – die Fragen wurden von fachspezifischen Experten-gruppen erarbeitet, und diese Gruppen waren auch an der Auswer-tung beteiligt.

    Das Technologie-Delphi kann daher als Beitrag zu einem zu entwik-kelnden Nationalen Innovationssystem verstanden werden.

    Die Entwicklung eines eigenständigen Nationalen Innovationssystemsist derzeit in allen Industriestaaten eine der drängenden Aufgaben:

    • Die Integration der Märkte von Ländern mit unterschiedlichemEinkommensniveau und die verstärkte Mobilität macht innovativeProdukte zunehmend zu dem dominierenden Wettbewerbsfaktor;entsprechende Programme laufen in Großbritannien unter demSchlagwort „Realising our potential“ und „Winning through fore-sight“, in den Niederlanden unter „Knowledge in action“ oder in

    1 Die theoretische Basis, das Konzept und die Methodik des Technologie-Delphi werden in den Kapiteln 1 bis 6 von Band I ausführlich dargestellt; hierkönnen bloß die zentralen Teile schlagwortartig skizziert werden.2 Siehe dazu Band I, 32.

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    Australien unter „Matching science and technology to futureneeds“.

    • Für kleine Länder ist die Entwicklung eigener innovativer Stärkenbesonders wichtig, weil sie sich zwangsläufig auf wenige Themen-felder konzentrieren müssen.

    • Kleine Länder müssen durch die Forcierung eigenständiger inno-vativer Stärken den Konzentrationstendenzen der multinationalenKonzerne entgegenwirken.

    • Österreich hat bisher überwiegend Technologie importiert; mitdem Vorstoß in die Gruppe der Hocheinkommensländer ist einÜbergang von der Strategie des Technologienehmers zu der des –zumindest partiellen – Technologieentwicklers unverzichtbar.

    Eine alleinstehende Technologie-Delphi-Erhebung wäre als Beitragzur Entwicklung eines Nationalen Innovationssystems allerdingssicherlich unzureichend. Demgemäß steht diese Erhebung auch imRahmen des umfassenden Projekts Delphi-Austria. Der eigentlichenTechnologie-Delphi-Umfrage waren zahlreiche Studien vorgeschaltet:eine Sekundäranalyse der ausländischen Delphi-Studien, eine Stärken/Schwächen-Analyse des österreichischen Technologiesystems, eineExpertenumfrage zwecks Co-nomination und Identifikation prioritärzu untersuchender Felder, eine Konsumentenumfrage und eine Media-analyse; des weiteren wird das Technologie-Delphi durch ein Gesell-schafts-/Kultur-Delphi mit teilweise überlappenden Themenfeldern er-gänzt, sowie durch eine zusätzliche Analyse der beiden Delphi-Er-hebungen gemeinsamen Bereiche.

    Für das eigentliche Technologie-Delphi wurden auf Grund der Vor-studien – im Einvernehmen mit dem Auftraggeber – sieben Bereicheausgewählt, auf denen überdurchschnittliche Chancen für österreichi-sche Themenführerschaft vermutet wurden. Für jeden dieser Bereichewurde eine Expertengruppe bestellt, die die entsprechenden Thesenformulierte. Um eine entsprechende Antwortquote sicherzustellen,wurde die Zahl der Thesen pro Bereich mit etwa 40 limitiert. Erfragtwurde für jede These: Sachkenntnis der Respondenten, Innovations-grad, Wichtigkeit, Realisierungschancen und Wünschbarkeit sowie dieösterreichischen Chancen hinsichtlich Forschung und Entwicklung,organisatorisch-gesellschaftlicher Umsetzung und wirtschaftlicherVerwertung in einem Zeitraum von 15 Jahren. Der Innovationsbegriffwurde dabei weit verstanden und umfaßte neben technischen auch or-ganisatorische Aspekte. Die Homogenität der Stichprobe der Befrag-ten, auch über die Bereiche hinweg, wurde durch „Megatrend“-Fragengetestet, die für alle Bereiche gleich waren; dabei zeigte sich in bezugauf die allgemeine Einstellungstypen („Weltbilder“) genügend großeHomogenität um eine Gesamtauswertung über alle Bereiche zu recht-fertigen.

    Fragen bezüglich Sachkenntnis, Innovationsgrad, Wichtigkeit undRealisierungschancen waren anhand einer fünfstufigen Skala gemäßdem Schulnoten-System zu beantworten, desgleichen die Eignung derMaßnahmen (1=sehr hoch, 2=eher hoch, 3=mittel, 4=eher gering,5=sehr gering). Bei den übrigen Fragen war die Zustimmung bzw.Ablehnung durch entsprechendes Ankreuzen auszudrücken; bei derFrage nach „guten Chancen für Österreich“ hinsichtlich der

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    Dimensionen „Forschung und Entwicklung“, „organisatorisch-gesell-schaftliche Umsetzung“ und „wirtschaftliche Verwertung“ war Mehr-fachnennung möglich. Um die Ergebnisdarstellung zu vereinfachen,werden in den folgenden Kapiteln bei den Fragen mit Notenskala inder Regel Antwort-Mittelwerte ausgewiesen, bei den übrigen Fragendie Prozentanteile zustimmender Antworten. Die detailliertenAntwortverteilungen und ein Muster des Fragebogens finden sich imgesonderten Materialienband (Technologie-Delphi III).

    Insgesamt wurden in der ersten Runde 3748 Fragebögen versandt, inder zweiten 1597; die Rücklaufquoten betrugen 46 % bzw. 71 %, so-daß in der zweiten Runde 1127 Fragebögen ausgewertet werdenkonnten, zwischen 90 und 218 pro Bereich. Sofern nicht anders ver-merkt, beziehen sich alle Aussagen auf die Antworten der Responden-ten mit zumindest mittlerer Sachkenntnis. Die Auswertung erfolgte inzwei Schritten, einer fachbereichsübergreifenden Gesamtanalyse inBand I, und den Fachbereichsanalysen in diesem Band. Die Fachbe-reichsanalysen wurden vom ITA erstellt und mit den Expertengruppendiskutiert. Dadurch konnten die Aussagen präzisiert werden; danatürlich nicht in jedem Punkt Konsens aller Experten erzielt und nichtjeder Einwand vollinhaltlich berücksichtigt werden konnte, fällt dieVerantwortung für die Schlußfolgerungen zwangsläufig dem ITA zu.Den Mitgliedern der Expertengruppen sei für ihren erheblichen zeitli-chen und intellektuellen Einsatz herzlich gedankt.

    Wollte man versuchen, die Ergebnisse des Technologie-Delphi in zweiSätzen zusammenzufassen, so läßt sich eine doppelte Botschaftherausfiltern: Eine positive, derzufolge es Österreich auf zahlreichenGebieten gelungen ist, Themenführerschaft in relevanten Marktnischenbereits jetzt zu erreichen oder jedenfalls die Grundlagen für Themen-führerschaft in der näheren Zukunft zu legen. Die negative Botschaftbesagt, daß die Notwendigkeit des Wandels der österreichischenWirtschaft vom Technologienehmer zum Technologieentwickler nochzu wenig bewußt und verbreitet ist, daß die meisten Respondenten voneinem zu wenig anspruchsvollen Innovationsbegriff ausgehen und sichauf die inkrementale Verbesserung traditioneller Produkte be-schränken; sie fragen zu wenig nach den Marktchancen der heutigenProdukte auf den Märkten des nächsten Jahrzehnts und übersehen, daßneue Produkte erhebliche Entwicklungs- und Markteinführungszeitenbenötigen.

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    Die Vorgangsweise bei der Erarbeitung der Teilstudie Produktion undVerarbeitung biologischer Lebensmittel entspricht der Vorgangsweiseder anderen Teilstudien des Projekts Technologie Delphi Austria: nachausführlichen Vorstudien erfolgte die Festlegung des Themas. EineExpertengruppe wurde konstituiert, die in drei moderierten Workshopsdie Thesen der Befragung und die vorgeschlagenen Maßnahmenentwickelten und nach Abschluß der Befragung auch Hinweise zurInterpretation der Ergebnisse gab. Die Mitglieder der Expertengruppesind in der folgenden Tabelle wiedergegeben. Ebenfalls im Anhangbefinden sich die Thesen des Fragebogens, sowie die vorgeschlagenenMaßnahmen zur Umsetzung der Thesen.

    Übersicht 2.1: Mitglieder der Arbeitsgruppe

    Name Organisation Ort

    Dipl.-Ing. H.R. Aichinger Inzersdorfer Nahrungsmittelwerke GmbH Wien

    Mag. Alex Belschan BM f. Land- u. Forstwirtschaft Wien

    Margit Eisler Biobäuerin Breitenfurt

    Andreas Inführ Permakultur Austria Wien

    Werner Lampert Ja Natürlich Wr. Neudorf

    Univ.-Ass. Dipl.-Ing. Thomas Lindenthal BOKU- Institut f. Ökologischen Landbau Wien

    Margot Matzer Hipp GesmbH Gmunden

    Univ.-Doz. Dr. Ludwig Maurer Ludwig-Boltzmann-Institut Wien

    Dr. Marlies Ortner Fachabteilung Gesundheitswesen Graz

    MR Dipl.-Ing. Alois Posch BM f. Land- u. Forstwirtschaft/Abtlg. II/B8 Wien

    Dr. Franz Salm Hipp GesmbH Gmunden

    Alfred Schwendinger Biobauer Maria Laach

    Peter Sitzwohl AG zur Förderung des biologischen Landbaus Wien

    Dr. Horst Steinmüller ÖVAF Wien

    Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Heinrich Wohlmeyer ÖVAF Wien

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    Der erste Delphi Fragebogen wurde an 434 Personen ausgesandt. 70 %der angeschriebenen Personen waren Biobauern und Unternehmer ausder Lebensmittelverarbeitung, 3 % aus Interessensvertretungen, 7 %aus der öffentlichen Verwaltung und 20 % aus der Wissenschaft. Die Rücklaufquote betrug in der ersten Runde 43 %, in der zweitenRunde 72 %. Insgesamt waren rund 120 Fragebögen in der zweitenRunde auswertbar, wobei die Zahl von Frage zu Frage etwas schwankt.Von den angeschriebenen Personengruppen war die Rücklaufquote aus

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    den Interessensvertretungen und dem öffentlichen Dienst und –weniger ausgeprägt – aus der Wissenschaft besonders hoch. Insgesamterscheint das Sample ausgewogen, da aus allen relevanten Bereicheneine signifikante Anzahl von Personen beide Runden mitgemacht hat.

    Übersicht 2.1.1: Die Respondenten

    Herkunft der Respondenten N Herkunft der Respondenten N

    Biobauern 28 Landwirtschaftsschulen 9

    Lebensmittelindustrie & Handel 18 Dienstleistungsunternehmen 9

    Wissenschaft 15 Verwaltung 8

    Bio-Verbände 13 Landwirtschaftskammern 4

    Bundesanstalten 11

    Rund ein Viertel der Befragten waren Frauen, das Alter der Respon-denten lag zu 40 % zwischen 30 und 39 Jahren, zu 26 % zwischen 40und 49 und zu 23 % zwischen 50 und 59 Jahren. Der überproportio-nale Anteil der Altersgruppe zwischen 30 und 39 spiegelt den hohenInnovationsgrad der Biologischen Landwirtschaft insgesamt wider, dervor allem eine jüngere Schicht von Akteuren anspricht.

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    Für die überwiegende Zahl der Statements war die Sachkenntnis derBefragten hoch: bei drei Viertel aller Statements schätzten weniger als20 % der Befragten ihre Sachkenntnis als eher gering oder sehr geringein. Bei der Auswertung wurden Antworten dieser Personen nichtberücksichtigt. Trotz dieser Reduktion konnten in fast allen Fällenüber 90 Fragebögen von Respondenten mit sehr hoher, hoher odermittlerer Sachkenntnis ausgewertet werden.

    In lediglich 5 Fragestellungen wiesen weniger als 30 % der BefragtenSachkenntnis zwischen 1 und 3 auf. Von diesen waren 2 Statementseher ungewöhnlich (neue Formen der Tauschwirtschaft, Permakultur)und eines spezieller Natur ( genetische Vielfalt heimischer Baumartenund Obstgehölze). Geringe fachliche Kompetenz fand sich auch fürdie Frage nach neuen schonenden Methoden der Haltbarmachungsowie für eine Frage aus dem Bereich Nachwachsende Rohstoffe.Dieser Bereich weist, zusammen mit dem Bereich Pflanzenbau dieniedrigsten Mittelwerte für die Sachkenntnis der Respondenten auf.Die höchste Sachkenntnis wiesen die Respondenten in den BereichenVermarktung und Kennzeichnung, Beratung und Bildung sowieArbeitskräfte und Förderungen auf.

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    Die generellen Orientierungen der Befragten wurden, wie in denanderen Themenbereichen anhand der Antworten zu den Megatrendsbestimmt. Die Befragten des vorliegenden Themenbereiches zeigen ineinigen Aspekten deutlich abweichende Einschätzungen vom Durch-

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    schnitt aller Befragten von Delphi Austria. So fällt auf, daß die Zu-stimmung zu den Thesen hinsichtlich katastrophaler Klimaentwick-lungen, steigender Arbeitslosenzahlen und verbreiteter Gesundheits-beeinträchtigungen durch Umweltschäden um rund 15 % über demDurchschnitt liegt. Auch der Bedeutungsverlust der nationalenWirtschaftspolitik wird von mehr Respondenten erwartet. Deutlichgeringere Zustimmung (25 %) findet die These, daß Österreich wiederein attraktiver Industriestandort wird.

    Hinsichtlich des Zeithorizonts, in dem es zu einer Realisierung derThesen kommt, fällt auf, daß die Befragten die Einführung einerEuroparegierung wesentlich früher erwarten. Früher wird auch einweitgehender Umstieg auf Heimarbeit, die Beeinträchtigung derGesundheit durch Umweltprobleme und ein hoher Anteil von Frauenin Führungspositionen erwartet. Deutlich später erwartet man, daß diemeisten Menschen in Österreich keine Familie mehr gründen.

    Auffällig ist, daß der Anteil der Befragten, die der These einerweitgehenden Umstellung der Landwirtschaft auf Biolandbau undregionale Vermarktung zustimmen, um 14 % geringer ist, als imSchnitt. Auch erwarten die Personen, die dieser These zustimmen, daßdie Umstellung längere Zeit in Anspruch nehmen wird, als der Durch-schnitt aller Befragten. Dagegen erwarten die Befragten für den Falleiner weitgehenden Umstellung auf Biolandbau einen wesentlichhöheren Einfluß dieser Entwicklung auf Wissenschaft und Technik.Die zurückhaltenderen Einschätzungen weisen wohl auf das deutlichhöhere Problembewußtsein der Respondenten hin. So dürfte auch dersehr hohe vermutete Einfluß auf Wissenschaft und Technik zuverstehen sein: der Fragebogen macht die umfangreichen diesbezüg-lichen Entwicklungsaufgaben deutlich.

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    Übersicht 2.2.1: TOP 10

    Nr. These Mittelwert

    30 Es werden Meßmethoden entwickelt, die die Unterschiede zwischen biologischen und konventionellenProdukten eindeutig nachweisen können.

    1,58

    21 Landwirtschaftliche Förderungen werden nicht nur auf die Fläche bezogen, sondern auch auf dieArbeitsplätze, die durch den Betrieb geschaffen werden.

    1,62

    29 Biologischer Landbau wird zu einem Schwerpunkt der Ausbildung an der Universität für Bodenkultur. 1,69

    34 Neue Methoden werden angewandt, um Aussagen über die Qualität von Lebensmitteln inganzheitlicher Betrachtung machen zu können (z.B. Steigbilder, Chromatest, Biophotonen, Analyseessentieller Aminosäuren).

    1,70

    28 Der biologische Landbau wird zum Leitbild im landwirtschaftlichen Schulwesen. 1,75

    35 Kriterien für die Qualität biologischer Lebensmittel werden umfassend definiert und berücksichtigenGeschmack, gesundheitlichen Wert, Zubereitungsweise sowie die Produktionsbedingungen.

    1,90

    5 Weiterentwickelte Pflanzenbehandlungsmittel für den Biolandbau sind verfügbar. 1,94

    31 Schonendere Methoden der Haltbarmachung, die auf einer Kombination von aufeinanderabgestimmten Maßnahmen beruhen (Hürden-Technologie), werden angewandt.

    1,94

    24 Ein Gesamtkonzept für die politische Förderung des biologischen Landbaus wird umgesetzt, das nichtnur Förderungen, sondern auch die Schaffung geeigneter Einrichtungen für Forschung, technischeEntwicklung, Weiterbildung und Beratung beinhaltet.

    1,95

    19 Biologischer Landbau ist eines der wesentlichen Leitbilder in Regionalentwicklungskonzepten. 1,96

    38 Die Richtlinien für biologische Landwirtschaft werden erweitert und beziehen sich auch aufökologischen Waldbau sowie die Produktion von Rohstoffpflanzen, Schnittblumen und Zierpflanzen.

    1,97

    27 Bildungsinitiativen für Konsumenten führen zu einem besseren Verständnis für die Produktion und denWert biologischer Lebensmittel.

    1,98

    Die Einschätzungen des Innovationsgrads der Thesen zeigen einebreite Streuung. Für 12 Thesen liegt der Durchschnittswert zwischen 1und 2. Es zeigt sich eine deutliche Häufung der Themen aus dem Be-reich Verarbeitung, Qualitätskriterien aus dem 4 Thesen stammen.Zentrales Motiv ist die objektivierte Erfassung der besonderen Qualitätbiologischer Lebensmittel und neue schonendere Methoden der Halt-barmachung. Zu den innovativen Thesen zählt auch die Entwicklungvon Pflanzenbehandlungsmitteln für den biologischen Landbau. Alleanderen besonders innovativen Thesen sind nicht technischer Natur.

    Drei der innovativsten Thesen stammen aus dem Bereich Beratungund Bildung: sie betreffen die Ausbildung an der Universität für Bo-denkultur und in landwirtschaftlichen Schulen sowie die Realisierungvon Bildungsinitiativen, die Konsumenten ein besseres Verständnis fürden Wert biologischer Lebensmittel vermitteln.

    Als besonders innovativ wird die Berücksichtigung der Zahl derbetrieblichen Arbeitsplätze bei der landwirtschaftlichen Förderung ein-geschätzt. Auch die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die politi-sche Förderung des biologischen Landbaus gehört zu den innova-tivsten Thesen. Ein solches Gesamtkonzept wird auch als besonderswichtig eingestuft.

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    Übersicht 2.2.2: TOP 10

    Nr. These Mittelwert

    13 Für Bioprodukte werden gerechte Preise erzielt, die auch Kleinbetrieben das wirtschaftliche Überlebenermöglichen.

    1,27

    10 Vertriebssysteme sind etabliert, die die biologische Herkunft von Lebensmitteln für die KonsumentInnenglaubwürdig sicherstellen.

    1,28

    8 Weiterentwickelte Konzepte für die artgerechte Tierhaltung und Fütterung werden breit angewandt. 1,32

    20 Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit gewinnt der Arbeitsplatz Biobauernhof ein positivesgesellschaftliches Image und bietet Beschäftigung im ländlichen Raum.

    1,36

    3 Effektive und kostengünstige Techniken zur schonenden Bodenbearbeitung und Beikrautregulierungwerden im Biolandbau allgemein angewandt.

    1,37

    35 Kriterien für die Qualität biologischer Lebensmittel werden umfassend definiert und berücksichtigenGeschmack, gesundheitlichen Wert, Zubereitungsweise sowie die Produktionsbedingungen.

    1,41

    24 Ein Gesamtkonzept für die politische Förderung des biologischen Landbaus wird umgesetzt, das nichtnur Förderungen, sondern auch die Schaffung geeigneter Einrichtungen für Forschung, technischeEntwicklung, Weiterbildung und Beratung beinhaltet.

    1,42

    6 Bei der Züchtung von Tierrassen für den biologischen Landbau setzen sich Zuchtziele wie Vitalität,Robustheit und hohe Lebensleistung generell durch.

    1,45

    30 Es werden Meßmethoden entwickelt, die die Unterschiede zwischen biologischen und konventionellenProdukten eindeutig nachweisen können.

    1,45

    22 Umweltbezogene Leistungen der Landwirtschaft (Biotoppflege, Kulturlandschaftsgestaltung,Wasserschutz etc.) werden angemessen abgegolten.

    1,46

    1 Strukturen für eine eigenständige (gentechnikfreie) Züchtung und Vermehrung von Saatgut für denbiologischen Landbau werden geschaffen.

    1,47

    28 Der biologische Landbau wird zum Leitbild im landwirtschaftlichen Schulwesen. 1,48

    Im Unterschied zu anderen Ausprägungen zeigt die Wichtigkeit derThesen ein sehr einheitliches Bild: der überwiegende Teil der Thesenwird als sehr wichtig eingestuft. 32 der 41 Thesen weisen eine Wich-ig-keit zwischen 1 und 2 auf. Die restlichen Thesen liegen zwischen 2und 3.

    Die 12 Thesen mit der höchsten Wichtigkeit zeigen eine relativ gleich-mäßige Verteilung über alle Themenbereiche, mit Ausnahme des Be-reichs Nachwachsende Rohstoffe.

    Drei Thesen kommen aus dem Bereich Arbeitskräfte und Förderungen,zwei jeweils aus den Bereichen Pflanzenbau, Nutztierhaltung, Ver-marktung und Qualitätskriterien und eine These aus dem BereichBeratung und Bildung. Die Korrelationsanalyse (Pearsons Korrela-tionskoeffizient r) zeigt, daß ein ausgeprägter Zusammenhang zwi-schen der Wichtigkeit und dem Innovationsgrad der Thesen besteht(0,46). Das bedeutet, daß Innovationen für die Entwicklung desBereichs Biolandbau eine sehr hohe Wichtigkeit besitzen. Noch höherist die Korrelation zwischen Wichtigkeit und Wünschbarkeit derThesen (0,56).

    Der breite Konsens der Befragten über die hohe Wichtigkeit der ange-sprochenen Themen kann als Bestätigung der Arbeit der Experten-gruppe gewertet werden, die die Thesen vorbereitet hat.

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    Übersicht 2.2.3: TOP 10

    Nr. These Mittelwert

    10 Vertriebssysteme sind etabliert, die die biologische Herkunft von Lebensmitteln für die KonsumentInnenglaubwürdig sicherstellen.

    1,87

    3 Effektive und kostengünstige Techniken zur schonenden Bodenbearbeitung und Beikrautregulierungwerden im Biolandbau allgemein angewandt.

    2,01

    25 Eine umfassende und kompetente Beratung der Biobauern und Umstellungsbetriebe ist sichergestellt. 2,03

    26 Spezielle Ausbildungsangebote für bäuerliche Verarbeiter biologischer Lebensmittel werden entwickelt. 2,12

    8 Weiterentwickelte Konzepte für die artgerechte Tierhaltung und Fütterung werden breit angewandt. 2,16

    12 Die Vermarktung von Bioprodukten erfolgt über eine Vielfalt von Vermarktungseinrichtungenüberwiegend regional.

    2,24

    19 Biologischer Landbau ist eines der wesentlichen Leitbilder in Regionalentwicklungskonzepten. 2,26

    2 Einrichtungen zur Sicherung der genetischen Vielfalt der heimischen Baumarten und Obstgehölzewerden geschaffen.

    2,27

    27 Bildungsinitiativen für Konsumenten führen zu einem besseren Verständnis für die Produktion und denWert biologischer Lebensmittel.

    2,38

    5 Weiterentwickelte Pflanzenbehandlungsmittel für den Biolandbau sind verfügbar. 2,4

    6 Bei der Züchtung von Tierrassen für den biologischen Landbau setzen sich Zuchtziele wie Vitalität,Robustheit und hohe Lebensleistung generell durch.

    2,42

    35 Kriterien für die Qualität biologischer Lebensmittel werden umfassend definiert und berücksichtigenGeschmack, gesundheitlichen Wert, Zubereitungsweise sowie die Produktionsbedingungen.

    2,43

    Realisierbar erschienen den Befragten sowohl grundlegende Fragendes biologischen Pflanzenbaus, als auch der biologischen Nutztier-haltung. Auch zentral wichtige Entwicklungen wie die Etablierungglaubwürdiger Vertriebssysteme und die überwiegend regionale Ver-marktung erschienen realisierbar. Im Bereich Beratung und Bildungliegen die höchsten Chancen bei der Etablierung von kompetenterBeratung, bei Ausbildungsangeboten für bäuerliche Verarbeiter vonBioprodukten sowie bei Bildungsinitiativen für Konsumenten.

    Die Auswertung zeigt eine breite Streuung der Einschätzungen.Generell wird die Realisierbarkeit eher zurückhaltend bewertet.Auffällig ist die hohe Übereinstimmung zwischen den jeweils 15 Ent-wicklungen, die realisierbar erscheinen (

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    zung eines breiten Expertenkreises um einen Bereich, in dem Öster-reich in einigen Aspekten gute Chancen auf Themenführerschaft hat.

    Die insgesamt eher zurückhaltende Einschätzung der Realisierbarkeitmacht freilich auch deutlich, daß ein entschlossenes Vorgehens seitensder Politik notwendig wäre, um die aktuellen Chancen auf Themen-führerschaft zu nutzen (bevor sie andere Länder nutzen).

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    Zunächst fällt auf, daß die Chancen für F&E aber auch die Chancenfür gesellschaftliche Umsetzung oder wirtschaftliche Verwertungscheinbar optimistischer beurteilt werden, als die Realisierungschan-cen. Dies dürfte auf die unterschiedliche Art der Fragestellung zurüc-zuführen sein: während bei der Frage nach der Realisierung eine Notezu vergeben ist, wird bei der Frage nach Chancen eher grundsätzlichgefragt und es schien sich anzubieten, zumindest ein Feld anzu-kreuzen. In diesem und den folgenden Aspekten werden immer die 10Statements mit den höchsten Bewertungen diskutiert.

    Gute Chancen im Bereich Forschung und Entwicklung werden in zweiBereichen gesehen. Fünf Statements aus dem Bereich Verarbeitungund Qualitätskriterien führen die Hitliste klar an. Die Frage der ein-deutigen Unterscheidung biologischer und konventioneller Nahrungs-mittel durch Entwicklung geeigneter Analysemethoden und Qualitäts-kriterien zählt nicht nur zu den größten Chancen im Bereich For-schung, sondern auch zu den innovativsten und wichtigsten Fragen –hier deutet sich ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung an.

    Vier weitere Statements kommen aus dem Bereich NachwachsendeRohstoffe. Die eher niedrigen Bewertungen, die Nachwachsende Roh-stoffe in anderen Dimensionen erhielten (z.B. bei der Realisierbarkeitliegen vier der sechs Thesen unter den zehn schlechtesten Be-wertungen) decken sich mit der Einschätzung, daß es in diesem Be-reich in erster Linie um ein neues Forschungsgebiet geht, das nochrelativ weit von der konkreten Umsetzung entfernt ist. Einschränkendmuß freilich daran erinnert werden, daß die Sachkenntnis der Respon-denten im Bereich Nachwachsende Rohstoffe eher gering war. DieserUmstand könnte zu der vorliegenden Einschätzung beigetragen haben.

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    Gute Chancen für die gesellschaftlich organisatorische Umsetzungwerden drei Themenbereichen zugeordnet: vier Statements kommenaus dem Bereich Arbeitsplätze, Förderungen, drei Statements aus demBereich Beratung, Bildung und zwei Statements aus dem Bereich Ver-marktung.

    Sehr optimistisch sehen die Respondenten die Möglichkeit, das Imagedes Arbeitsplatzes Biobauernhof zu verbessern und damit Beschäfti-gungsimpulse für den ländlichen Raum zu schaffen. Ebenfalls opti-mistisch – hier allerdings im deutlichen Gegensatz zur Einschätzungbei der Realisierbarkeit – wird die Möglichkeit gesehen, landwirt-schaftliche Förderungen an die Arbeitsplätze zu binden. Auch die all-gemeine Verbreitung von Modellen für die kurzfristige Bereitstellungqualifizierter Arbeitskräfte scheint umsetzbar zu sein, ebenso dieLukrierung von Förderungen für die Biotoppflege.

    Im Bereich Beratung und Bildung wird die Etablierung einer um-fassenden und kompetenten Beratung für chancenreich gehalten, eben-so die Umsetzung von Bildungsinitiativen für Konsumenten, die einbesseres Verständnis für den Biolandbau zum Ziel haben. Etwasgeringer der Wert für die Umorientierung des landwirtschaftlichenSchulwesens – allerdings wiederum ein klarer Gegensatz zur Einschät-zung der Realisierbarkeit. Überraschend hoch sind auch die Werte fürzwei Randthemen im Bereich Vermarktung, neue Formen der Tausch-wirtschaft und Erzeuger-Verbraucher Kooperation.

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    Bei den Chancen der wirtschaftlichen Verwertung gibt es eine deut-liche Überschneidung mit den als realisierbar angesehenen Bereichen– es sind Kernfragen des Pflanzenbaus (die Bereitstellung von geeig-netem Saatgut und Techniken zur Bodenbearbeitung und Beikrautre-gulierung), der Nutztierhaltung (Zuchtziele), der Vermarktung (glaub-würdige Vertriebssysteme, ein österreichisches Biozeichen, regionaleVermarktung) sowie der Kooperation (bei der Veredelung und mit an-deren Sektoren). Als „Randthemen” werden auch fahrenden Schlacht-höfen (trotz niedriger Reihung bei der Realisierung) und mittlerenVerarbeitungstechnologien Chancen für die wirtschaftliche Ver-wertung gegeben.

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    Im folgenden werden die Thesen der Delphi Befragung überblicksartigund in Relation zueinander beurteilt, um einen ersten zusammen-fassenden Einblick in ihre jeweilige Bedeutung zu geben. Dazu wer-den die zu jeder These gestellten Unterfragen in zwei Gruppenzusammengefaßt. Die erste Gruppe faßt die Fragen nach dem Innova-tionsgrad, der Wichtigkeit, den Chancen auf Verwirklichung sowie dieFrage, wieweit die jeweils genannte Entwicklung als wünschenswerterachtet wird zu einer einzigen neuen Variable zusammen, die die„relative Einschätzung“ der gefragten Entwicklung charakterisiert.

    Die relative Einschätzung ist umso höher, je höher der Innovations-grad, die Wichtigkeit, die Realisierungschance und die Wünschbarkeitist. Die Aggregation erfolgt durch Mittelwertbildung und an-schließende Rangreihung der Bewertungen. Dadurch wird eine ver-gleichende Bewertung der Statements möglich.

    Die zweite Gruppe betrifft die Fragestellung nach den Chancen aufösterreichische Themenführerschaft. In der Befragung wurden dieChancen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, organisato-risch-gesellschaftliche Umsetzung und wirtschaftliche Verwertungunterschieden. Zwecks überblicksartiger Beurteilung werden diese dreiDimensionen wie oben zu einer Variablen zusammengefaßt. Diedadurch entstehende neue Variable „Chancen auf Themenführer-schaft“ hat umso höhere Werte je höher die Chancen bezüglich deneinzelnen Dimensionen sind. Da technische Innovationen oft in zweiDimensionen (F&E, Wirtschaft), organisatorisch-gesellschaftlicheInnovationen aber meist nur in einer Dimension (organisatorisch-gesellschaftliche Umsetzung) Chancen auf Themenführerschaft er-zielen, wurden die jeweiligen Thesen getrennt ausgewertet, um eineVerzerrung der Ergebnisse zu vermeiden.

    Diese auf der Rangreihung der Thesen beruhende Analyse mußallerdings ergänzt werden durch die Auswertung der „absoluten“ vonden Thesen jeweils erzielten mittleren Bewertungen. Und zwar des-halb, weil ein Statement zwar im Vergleich zu anderen Statementsschlechter abschneiden kann, die erziele Benotung aber dennochdurchaus gut sein kann. Dieser Schritt erfolgt im nächsten Abschnittbei der detaillierten Diskussion der Thesen nach Themenbereichen.

    Rund die Hälfte der Thesen sind im weitesten Sinn organisatorischerNatur, d.h. sie beziehen sich nicht auf technische Neuentwicklungen,sondern auf politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, diefür die weitere Entwicklung des Biolandbaus in Österreich einewichtige Rolle spielen. Von diesen stechen vier sowohl hinsichtlichihrer relativen Einschätzung, als auch hinsichtlich der Chancen aufThemenführerschaft heraus: die Etablierung von Vertriebssystemen,die die biologische Herkunft von Lebensmitteln glaubwürdig sicher-stellen, die Integration des Biolandbaus als Leitbild in Regionalent-wicklungskonzepte, die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für diepolitische Förderung des Biolandbaus sowie die Entwicklung spe-

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    zieller Ausbildungsangebote für bäuerliche Verarbeiter biologischerLebensmittel.

    Übersicht 2.3.1: Vergleichende Beurteilung der organisatorischen Thesen

    Relative Einschätzung

    hoch mittel niedrig

    hoch

    Glaubwürdige Vertriebssysteme

    Leitbild Regionalentwicklung

    Gesamtkonzept Förderung

    Ausbildungsangebote Verarbeiter

    Vielfalt Obstbäume

    Kooperation andere Sektoren

    Öko Waldbau Blumen

    mittel

    Schwerpunkt Bodenkultur

    Arbeitsplatz Image

    Biotoppflege abgegolten

    Zusammenarbeit Veredelung

    Kurzfristige Arbeitsplätze

    Gerechte Preise

    Regionale Vermarktung

    Erzeuger Verbraucher Kooperation

    niedrig

    Bildungsinitiativen Konsumenten Förderungen Arbeitsplätze

    Kompetente Beratung

    Leitbild Schulwesen

    Österreichisches Biozeichen

    City Farming

    Tauschwirtschaft

    Sehr hohe Chancen auf Themenführerschaft und eine mittlere relativeEinschätzung werden der Schaffung von Einrichtungen zur Sicherungder Vielfalt der heimischen Baumarten und Obstgehölze und derKooperation des Biolandbaus mit anderen Sektoren zur Schaffungregionaler Märkte eingeräumt. Umgekehrt werden mittlere Chancenfür Themenführerschaft bei hoher relativer Einschätzung für dieEtablierung eines Schwerpunkts Biolandbau an der Universität fürBodenkultur und für die Verbesserung des Images des Biobauernhofsals Arbeitsplatz gesehen. Der Bereich mittlerer Bedeutung in beidenDimensionen greift dieselben Themen auf, wie die bereits genanntenBereiche: die Förderung, die Notwendigkeit der Kooperation und dieProblematik des Arbeitskräftemangels im Biolandbau.

    Die vergleichende Untersuchung der zehn technischen Thesen zeigt jeeine zentrale These der Nutztierhaltung und des Pflanzenbaus alsSpitzenreiter. Bei der breiten Anwendung weiterentwickelter Systemefür die artgerechte Tierhaltung und bei der Bodenbearbeitung undBeikrautregulierung liegen die größten Chancen für österreichischeThemenführerschaft. Beide Themen werden auch sehr positiv einge-schätzt. Chancenreich, wenngleich nur durchschnittlich positiv wirddie Weiterentwicklung von Pflanzenbehandlungsmitteln für denBiolandbau gesehen. Eindeutige Meßmethoden werden als sehrpositiv, jedoch nur durchschnittlich chancenreich eingeschätzt.

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    Übersicht 2.3.2: Vergleichende Beurteilung der technischen Thesen

    Relative Einschätzung

    hoch mittel niedrig

    hoch

    Artgerechte Tierhaltung

    Beikrautregulierung

    Pflanzenbehandlungsmittel

    mittel

    Eindeutige Meßmethoden Bio-Zusatzstoffe

    Schonendere Haltbarmachung

    Permakultur

    niedrig

    Ganzheitliche Analysemethoden Fahrende Schlachthöfe

    Gras Alkohol

    Neun Thesen können als „Mischthesen“ bezeichnet werden, diesowohl technische, als auch organisatorische oder politische Aspektebeinhalten. Spitzenreiter unter diesen Thesen sind die Entwicklungvon Strukturen für die eigenständige Züchtung und Vermehrung vonSaatgut für den biologischen Landbau, die Züchtung geeigneter Tier-rassen und die Entwicklung umfassender Qualitätskriterien fürBioprodukte. Von mittlerer Bedeutung in beiden Dimensionen sinddrei Thesen aus dem Bereich Anbau nachwachsender Rohstoffe.

    Übersicht 2.3.3: Vergleichende Beurteilung der „Mischthesen“, die technische undorganisatorische Aspekte beinhalten

    Relative Einschätzung

    hoch mittel niedrig

    hoch

    Saatgut

    Zuchtziele Tierrassen

    Umfassende Qualitätskriterien

    mittel

    Rohstoffpflanzen

    Flurgehölze

    Hochwertige Nutzung NR

    niedrig

    Langlebige Produkte NR

    Alte Tierrassen

    Mittlere Verarbeitung

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    Die Detailauswertung der Thesen erfolgt nach Themen. Sie orientiertsich an den Mittelwerten der Noten für die einzelnen Unterfragen. Fürdie einfachere Lesbarkeit wurden die Notenwerte in eine sprachlicheBeschreibung von sehr hoch bis sehr niedrig übersetzt. Die Werte-Intervalle, die den Kategorien sehr hoch, hoch etc. zugeordnet sind,wurden so gewählt, daß sie zwar grob im selben Bereich liegen, aberdoch auf die Verteilung der Ergebnisse Rücksicht nehmen, sodaß es zueinigermaßen gleichmäßigen Besetzungen der Intervalle kommt. Dienumerischen Bewertungen der Statements, sowie die Tabelle, die dieWerteintervalle den sprachlichen Beschreibungen zuordnet, befindensich im Anhang.

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    Der Bereich Pflanzenbau ist, verglichen mit den anderen siebenBereichen der Befragung ein Bereich, in dem die Respondenten ehergeringe Sachkenntnis hatten. Hinsichtlich des Innovationsgrads undder Wichtigkeit liegt er im Mittelfeld, die Realisierbarkeit wird imSchnitt eher günstig eingestuft. Sehr optimistisch ist die Einschätzungder Chancen auf Themenführerschaft, vor allem hinsichtlich derwirtschaftlichen Verwertung aber auch im Hinblick auf Forschung undEntwicklung.

    Übersicht 2.4.1: Bewertung der Thesen zum Pflanzenbau

    Innova-tionsgrad Wichtigkeit

    Realisierbar-keit Chance F&E

    ChanceUmsetzung

    ChanceWirtschaft

    1 Saatgut mittel sehr hoch mittel mittel mittel hoch

    2 Vielfalt Obstbäume mittel hoch hoch mittel hoch eher niedrig

    3 Beikrautregulierung mittel sehr hoch hoch mittel eher niedrig sehr hoch

    4 Permakultur mittel mittel eher niedrig hoch mittel eher niedrig

    5 Pflanzenbehandlungsmittel hoch hoch niedrig hoch hoch hoch

    Betrachtet man die Thesen im einzelnen, stechen drei Thesen mitbesonders hohen Bewertungen hervor: Saatgut, Beikrautregulierungund Pflanzenbehandlungsmittel.

    Die Schaffung von Strukturen für die Züchtung und Vermehrung vonSaatgut für den biologischen Landbau wird als sehr wichtig einge-schätzt und hat hohe Chancen bei der wirtschaftlichen Verwertung.Aus den zahlreichen Kommentaren zu diesem Statement wird deutlich,daß die Verfügbarkeit von geeignetem Saatgut eine grundlegendeVoraussetzung für den Erfolg des Biolandbaus in Österreich darstellt.Strukturen für die Saatgutproduktion sind bereits im Aufbau begriffen,keine Ansätze gibt es aber bislang für die Entwicklung bzw. Züchtungeigener Sorten. Österreich hat durch seine geographische und klima-tische Vielfalt gute Voraussetzungen, erfolgreich die Züchtung vonPflanzen für den Biolandbau zu betreiben, die an diese Kleinklimategebunden sind. Weniger Chancen werden für universelle Pflanzen wieMais gesehen, für die der österreichische Markt viel zu klein fürEigenzüchtungen ist.

    Generell wird auf die Wichtigkeit der internationalen Zusammenarbeitverwiesen. Als wichtige, nur politisch umsetzbare Rahmenbedingung,wir