Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self...

7
P.b.b. GZ02Z031108M, Verlagspostamt: 3002 Purkersdorf, Erscheinungsort: 3003 Gablitz Homepage: www .kup.at/ mineralstoffwechsel Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche P.b.b. GZ02Z031108M, Verlagspostamt: 3002 Purkersdorf, Erscheinungsort: 3003 Gablitz Indexed in SCOPUS/EMBASE/Excerpta Medica www.kup.at/mineralstoffwechsel Österreichische Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie Offizielles Organ der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Knochens und Mineralstoffwechsels Member of the Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF Preisinger E Journal für Mineralstoffwechsel & Muskuloskelettale Erkrankungen 2010; 17 (2), 72-75

Transcript of Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self...

Page 1: Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self care and quality of life. The guideline physiotherapy can be seen only as a basic

P . b . b . G Z 0 2 Z 0 3 1 1 0 8 M , V e r l a g s p o s t a m t : 3 0 0 2 P u r k e r s d o r f , E r s c h e i n u n g s o r t : 3 0 0 3 G a b l i t z

Homepage:

www.kup.at/mineralstoffwechsel

Online-Datenbank mit Autoren- und Stichwortsuche

P . b . b . G Z 0 2 Z 0 3 1 1 0 8 M , V e r l a g s p o s t a m t : 3 0 0 2 P u r k e r s d o r f , E r s c h e i n u n g s o r t : 3 0 0 3 G a b l i t z

Indexed in SCOPUS/EMBASE/Excerpta Medicawww.kup.at/mineralstoffwechsel

Österreichische Gesellschaftfür Orthopädie und

Orthopädische Chirurgie

ÖsterreichischeGesellschaft

für Rheumatologie

Offizielles Organ derÖsterreichischen Gesellschaftzur Erforschung des Knochens

und Mineralstoffwechsels

Member of the

Osteoporose: DVO-Leitlinien

Physiotherapie und ICF

Preisinger E

Journal für Mineralstoffwechsel &

Muskuloskelettale Erkrankungen

2010; 17 (2), 72-75

Page 2: Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self care and quality of life. The guideline physiotherapy can be seen only as a basic

T h o m a s S t a u d i n g e r

M a u r i c e K i e n e l

ECMO

für die Kitteltasche

Copyright 2018

Thomas Staudinger - Herausgeber

2. Auflage

Ab sofort in unserem Verlag

Krause & PacherneggGmbH

Bestellen Sie noch heute Ihr Exemplar aufwww.kup.at/cd-buch/75-bestellung.html

Thomas Staudinger Maurice Kienel

ECMOfür die Kitteltasche

2. Auflage Jänner 2019ISBN 978-3-901299-65-078 Seiten, div. Abbildungen19.80 EUR

Page 3: Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self care and quality of life. The guideline physiotherapy can be seen only as a basic

72 J MINER STOFFWECHS 2010; 17 (2)

Kurzfassung: Die Leitlinie Physiotherapie undBewegungstherapie bei Osteoporose wurde2008 veröffentlicht. Studienergebnisse mithohem Empfehlungsgrad wurden nur für dieSurrogatparameter Knochendichte und Sturzgefunden. Diese Übungs- und Trainingsempfeh-lungen zur Verbesserung der Knochendichtegelten ausschließlich für gesunde postmeno-pausale Frauen und Frauen mit Osteopenie oderpräklinischer Osteoporose. Die Übungs- undTrainingsempfehlungen zur Sturzprävention sindfür ältere Personen, die selbstversorgend imeigenen Haushalt leben, und nicht für Heim-bewohner geeignet. Nach der „InternationalClassification of Functioning, Disability andHealth“ (ICF) werden die durch Osteoporose be-dingten Funktionsdefizite auf der Körper-/Organ-,Aktivitäts- und Sozialebene im Kontext mit demUmfeld des Osteoporosepatienten definiert. Funk-tionelle Einschränkungen treten nach Osteoporose-

bedingten Frakturen auf. Nach ICF müssen dem-nach der Schmerz, die eingeschränkte Gelenks-funktion und Muskelleistung verbessert bzw.optimal kompensiert werden, um eine angepass-te Alltagsaktivität, Selbstversorgung und Lebens-qualität zu erreichen. Die Leitlinie Physiothera-pie kann dafür als Basis betrachtet, und nur in-dividuell adaptiert für die Rehabilitation vonOsteoporosepatienten angewendet werden.

Summary: DVO-Guidelines Physiotherapyand Exercise Therapy in Osteoporosis. Theguideline physiotherapy and exercise therapy inosteoporosis was published in 2008. Resultswith high evidence level were found for the sur-rogate parameters bone density and falls. Rec-ommendations for exercise programmes aimedto improve bone density can be made for post-menopausal women and women with osteope-nia or non-established osteoporosis. Exercise

Osteoporose: DVO-Leitlinie Physiotherapie und ICFE. Preisinger

programmes aimed to prevent falls can be rec-ommended for elderly living in the communityand not for institutionalized subjects. Based onthe International Classification of Functioning,Disability and Health (ICF) it is possible to definethe typical problems in functioning of patientswith osteoporosis at the level of impairment,the body function and structure, the level ofactivity and the level of participation. All thesefunctional problems have to been seen in contextwith environmental factors. Functional deficitsoccurred after osteoporotic fractures. Based onthe ICF we have to treat or compensateoptimally pain, mobility of joint functions andlow muscle power to improve activity, self careand quality of life. The guideline physiotherapycan be seen only as a basic for an individuallytargeted rehabilitation programme in patientswith osteoporosis. J Miner Stoffwechs 2010;17 (2): 72–5.

!!!!! DVO-Leitlinie Physiotherapie und Bewe-

gungstherapie bei Osteoporose

In Absprache mit der Leitlinienkommission des Dachverban-des Osteologie (DVO) wurde in Zusammenarbeit mit Physio-therapeuten, Sportwissenschaftern und Ärzten aus Deutsch-land, Österreich und der Schweiz eine deutschsprachige Leit-linie zur Physio- und Bewegungstherapie bei Osteoporoseerarbeitet [1]. In einer umfangreichen Literaturrecherche wur-de ausschließlich nach randomisiert-kontrollierten Studien(RCTs) aus „Peer-reviewed“-Journalen im Zeitraum von1995–2005 gesucht. Primärer Endpunkt war die Wirksamkeitvon Trainings- und Übungsformen auf die Frakturrate. Da dieStudienlage zu diesem Endpunkt rar ist, kann dazu nur einevage Empfehlung abgegeben werden. Höhere Evidenzgradewurden hingegen zu den Surrogatendpunkten Knochendichteund Sturz gefunden (Abb. 1).

!!!!! Übungs- und Trainingsprogramme zur

Reduktion vertebraler Frakturen

Dazu wurde nur eine einzige verwertbare Studie mit positi-vem Ergebnis gefunden. Im Anschluss an eine randomisierteStudie über 2 Jahre wurden postmenopausale Frauen nach 10Jahren zu einer Nachuntersuchung einberufen [2]. Bei denFrauen der Verumgruppe, die ein progressives Widerstands-training mit Gewichten von 30 % des Einwiederholungsmaxi-mums (1 RM), 10 Wiederholungen (WH), 5×/Woche für die

Rückenstreckmuskulatur über 24 Monate als Heimprogrammdurchgeführt hatten, konnten nach 10 Jahren signifikant weni-ger Wirbeleinbrüche diagnostiziert werden (niedriger Evidenz-grad).

In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die Adherence mitÜbungsprogrammen, die über einen langen Zeitraum daheimdurchgeführt werden sollten, schlecht ist. Nach 7,6 ± 1,1 Jah-ren lag sie bei 33 % [3]. Dies wäre ein möglicher Grund für dieWirkungslosigkeit von Übungsprogrammen als alleinige In-tervention zur Frakturprävention bei einem Risikokollektiv(niedriger Evidenzgrad).

!!!!! Übungs- und Trainingsprogramme zur

Verbesserung der Knochendichte

Für gesunde postmenopausale FrauenEs wurden insgesamt 33 RCTs gefunden, die den Effekt vonTrainingsprogrammen auf die Knochendichte gesunder post-menopausaler Frauen untersuchten. Durch Trainingsprogram-me, die multidimensionale Sprünge, Steppen und Laufen miteiner axialen Krafteinwirkung bis zum 5-Fachen des Körper-gewichts, 3×/Woche, beinhalten, konnte ein positiver Effekt

Aus dem Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation des KH Hietzing, Wien

Korrespondenzadresse: Univ.-Prof. Dr. med. Elisabeth Preisinger, Institut für Physi-kalische Medizin und Rehabilitation, KH Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosen-hügel, A-1130 Wien, Wolkersbergenstr. 1; E-Mail: [email protected] Abbildung 1: DVO-Leitlinie Physiotherapie und Bewegungstherapie

For personal use only. Not to be reproduced without permission of Krause & Pachernegg GmbH.

Page 4: Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self care and quality of life. The guideline physiotherapy can be seen only as a basic

J MINER STOFFWECHS 2010; 17 (2) 73

auf den Knochenmineralgehalt (BMC) der distalen Tibia [4](hoher Evidenzgrad) sowie ein positiver Effekt auf die Kno-chenmineraldichte (BMD) der Lendenwirbel [5] (mittlererEvidenzgrad) erreicht werden.

Durch ein progressives Widerstandstraining von 60–90 % des1 RM, 2–3×/Woche für die wichtigsten Muskelgruppen alleineoder in Kombination mit Sprungübungen und Steppen konnteein positiver Effekt auf die Knochendichte des proximalenFemurs und teilweise auch der Lendenwirbelsäule erreichtwerden [6–11] (mittlerer Evidenzgrad).

Für Frauen mit Osteopenie oder präklinischerOsteoporose nach WHOIn 8 RCTs wurde der Effekt von Übungs- und Trainingspro-grammen auf eine verminderte Knochendichte, wie bei Osteo-penie oder Osteoporose, untersucht. Durch die Kombinationvon progressivem Widerstandstraining mit 70 % 1 RM für diewichtigsten Muskelgruppen und Ausdauertraining mit 70 %der maximalen Herzfrequenz, wie Tanzen und Step-Aerobic,2×/Woche, konnte auch hier ein positiver Effekt auf dieKnochendichte der Lendenwirbel nachgewiesen werden [12](hoher Evidenzgrad).

Für Frauen und MännerIn einer einzigen Studie wurde der Trainingseffekt auf denKnochen bei Frauen und Männern untersucht [13]. Auch hierwurde ein progressives Widerstandstraining in Kombinationmit einem Ausdauertraining, wie Laufband-, Fahrrad- undStepptraining, 3×/Woche durchgeführt. Ein Effekt auf dieKnochendichte konnte allerdings nur in der Subgruppe derFrauen und nicht bei Männern nachgewiesen werden (niedrigerEvidenzgrad). Derzeit können für Männer keine evidenzbasier-ten Empfehlungen abgegeben werden.

!!!!! Übungs- und Trainingsprogramme zur

Sturzprävention

Der Sturz ist neben der Knochenstärke nahezu für alle nicht-vertebralen Frakturen verantwortlich. Deshalb wurde dasSturzrisiko als Surrogatparameter in die DVO-Leitlinien Phy-siotherapie und Bewegungstherapie bei Osteoporose aufge-nommen. Insgesamt konnten 32 RCT eingeschlossen werden.Empfehlungen zu Übungs- und Trainingsprogrammen alsüberwiegend alleinige Intervention können nur für im eigenenHaushalt lebende und selbstversorgende Senioren gegebenwerden.

In 3 Studien konnte bei > 80-jährigen Seniorinnen und Senio-ren durch ein Heimübungsprogramm eine Reduktion allerStürze, der Sturzhäufigkeit pro Person und der Verletzungennachgewiesen werden [14–16]. Das Übungsprogramm be-stand aus progressivem Widerstandstraining mit freien Ge-wichten von 0,5–6 kg für die Muskeln der unteren Extremitätenin Kombination mit einem Balance-Retraining, 3×/Woche je30 min., ergänzt durch Spaziergänge 2–3×/Woche (hoherEvidenzgrad).

In einer Studie konnte gezeigt werden, dass eine zusätzlichehäusliche Gefahrenreduktion und eine Visuskorrektur in Kom-

bination mit einem ähnlichen Übungsprogramm die Stürzedeutlich mehr minimieren könnte [17] (mittlere Evidenz).Durch ein ähnliches Übungsprogramm während des stationä-ren Aufenthalts über 32 Tage unmittelbar nach einem Sturzkonnte die Sturzhäufigkeit der Betroffenen langfristig reduziertwerden [18] (hoher Evidenzgrad). Ein Heimübungsprogramm,das in der Gruppe erlernt wurde, mit den Trainingskomponen-ten Verbesserung von Balance und Muskelleistung, führte ineinem Risikokollektiv von Frauen und Männern langfristig zueiner Reduktion der Stürzenden und der Sturzhäufigkeit [19](hoher Evidenzgrad).

Tai Chi eignet sich als Gruppentherapie für Senioren ab dem70. Lebensjahr zur Sturzreduktion [20]. Voraussetzung ist, dassdie Tai-Chi-Übungen progressiv aufgebaut und als Heimpro-gramm 2× täglich je 15 min. durchgeführt werden. Ziel ist dieVerkleinerung der notwendigen Unterstützungsfläche für si-cheres Stehen, die Zunahme des Bewegungsumfangs und derkoordinativen Fähigkeiten (mittlerer Evidenzgrad).

Übungsprogramme müssen leistungsabhängig bezüglich Wider-stand, Ausdauer und Balancefähigkeit dosiert werden, damit einEffekt zu erwarten ist [21] (mittlerer Evidenzgrad). Ein allei-niges Muskelaufbautraining für den M. quadriceps zur Sturz-reduktion hat keinen Effekt [22] (mittlerer Evidenzgrad).

Ergänzend ist anzumerken, dass in einigen Studien auch dieSturzangst mitberücksichtigt wurde [14, 18, 20]. Durch dieoben erwähnten Übungsprogramme konnte auch die Sturz-angst gesenkt werden (hoher bis mittlerer Evidenzgrad).

!!!!! International Classification of Functioning,

Disability and Health (ICF, WHO 2001)

Osteopenie und Osteoporose führen erst nach Frakturen zugesundheitlichen Problemen, funktionellen Einschränkun-gen, Behinderungen im täglichen Leben und einer Abnahmeder Lebensqualität [23–25]. Aufgrund der 2001 von der WHOveröffentlichten ICF wurde es möglich, die funktionellenProbleme von Osteoporosepatienten unter Berücksichtigungihres Umfelds zu definieren und in so genannten Kerngruppenoder „Core Sets“ zusammenzufassen [26, 27].

Die ICF beschreibt 3 Ebenen, die in einem engen Zusammen-hang stehen (Abb. 2). Dies sind die funktionellen oder struk-turellen Veränderungen auf der Körper- oder Organebene, die

Abbildung 2: ICF-Interaktionen

Osteoporose: DVO-Leitlinie Physiotherapie und ICF

Page 5: Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self care and quality of life. The guideline physiotherapy can be seen only as a basic

74 J MINER STOFFWECHS 2010; 17 (2)

Osteoporose: DVO-Leitlinie Physiotherapie und ICF

durch die Krankheit oder gesundheitliche Störungen bedingtsind, die Aktivitätsebene, welche die Aktivitäten beschreibt,die im täglichen Leben für die persönliche Selbstversorgungnotwendig sind, und die Sozialebene, welche die Teilhabe amsozialen Leben einschließt. Alle 3 Ebenen stehen in engemZusammenhang und müssen zusammen mit den Kontextfak-toren, den persönlichen Faktoren und dem Umfeld des Betrof-fenen betrachtet und gewichtet werden. Deshalb wurden fürdie manifeste Osteoporose „Core Sets“ erarbeitet. Im Folgen-den sind die wichtigsten zusammengefasst.

Funktionsstörungen auf Körper- bzw. Organ-ebeneDiese Ebene beinhaltet alle neuro-muskuloskelettalen und dieBewegung betreffende Funktionen. In Zusammenhang mitOsteoporose beinhaltet sie [27]: Schmerz, Muskelleistung(Kraft und Ausdauer), Gelenksfunktion und emotionaleFunktionen. Auch unwillkürliche reaktive Bewegungsfunkti-onen, wie das Beibehalten der Körperbalance, gehören dazu.

Strukturelle Veränderungen auf Körper- bzw.OrganebeneFolgende Organe und Körperteile können davon betroffensein [27]: der Rumpf und die unteren Extremitäten. Durchmultiple vertebrale Frakturen wird der Rumpf regelrecht zu-sammengestaucht, der Taillenumfang nimmt zu und durch diezunehmende Kyphosierung kann es zum Kontakt von Rippen-bogen und Beckenkamm, zu einem schmerzhaften Reiben,kommen. Insbesondere nach proximalen Femurfrakturen kön-nen Beinlängendifferenzen und bewegungseingeschränkteGelenke verbleiben.

Funktionelle Veränderungen auf der Aktivitäts-und SozialabeneDie oben erwähnten Veränderungen können Alltagsaktivitä-ten, die für die Selbstversorgung, die soziale Integration, denBeruf, die Freizeit und Erholung notwendig sind, einschrän-ken. Die häufigsten Einschränkungen beziehen sich auf [27]:Gehen, Heben und Tragen von Gegenständen, Erholung undFreizeitgestaltung – beispielsweise ist langes Sitzen im Thea-ter, Kino oder Konzert nicht mehr möglich, manche Hobbyskönnen nicht mehr ausgeführt werden.

KontextfaktorenEin strukturelles oder funktionelles Defizit kann in unter-schiedlicher Ausprägung notwendige Alltagsaktivitäten be-einflussen oder sogar unmöglich machen und das soziale Le-ben beeinträchtigen. Wie sehr ein Osteoporosepatient dadurchin seiner Lebensqualität, der Selbstversorgung etc. beeinflusstwird, hängt auch von vielen Umfeldfaktoren ab, wie dem je-weiligen Gesundheitssystem, der Gesundheitspolitik, demAngebot von Waren und Dienstleistungen für den persönli-chen Bedarf und den zur Verfügung stehenden Gesundheits-einrichtungen.

!!!!! DVO-Leitlinie Physiotherapie aus der Sicht

des ICF

Die DVO-Leitlinie Physiotherapie bezieht sich, wie auchsämtliche Arzneimittelstudien, auf die Prävention von Fraktu-

ren. Empfehlenswerte Ergebnisse wurden zu den Zielparame-tern Knochendichte und Stürze gefunden. Im Gegensatz zuden meisten Medikamentenstudien sind die Studienergebnis-se ausschließlich auf gesunde postmenopausale oder Frauenmit Osteopenie oder präklinischer Osteoporose übertragbar.In keiner dieser Studien waren Patienten mit manifesterOsteoporose eingeschlossen. Sämtliche Studienergebnisse derLeitlinie mit dem Zielparameter Knochendichte sind somitnur in der Prävention anwendbar. Die Leitlinienempfehlungzum Zielparameter Reduktion der zu Sturz kommenden Per-sonen und der Sturzhäufigkeit pro Person gilt für alle sturz-gefährdeten älteren Personen und nicht speziell für Osteo-porosepatienten.

Aus der Sicht der ICF müssen für die Rehabilitation dieserfunktionellen Defizite Grundlagen der DVO-Leitlinie Physio-therapie berücksichtigt werden. Die direkte Anwendung derLeitlinienempfehlungen ist jedoch nur für die Prävention vonKnochenmasseverlust und zur Sturzprävention jeglichen Ri-sikokollektivs geeignet. Eine Rehabilitation für einen Osteo-porosepatienten muss ICF-orientiert nach Prioritäten aufge-baut und vor dem Hintergrund der Leitlinie Physiotherapiedurchgeführt werden.

Literatur:

1. http://www.dv-osteologie.org

2. Sinaki M, Itoi E, Wahner HW et al.Stronger back muscles reduce the incidenceof vertebral fractures: a prospective 10 yearfollow-up of postmenopausal women. Bone2002; 30: 836–41.

3. Preisinger E, Kerschan-Schindl K, WöberC et al. The effect of calisthenic home exer-cises on postmenopausal fractures – a long-term observational study. Maturitas 2001;40: 61–7.

4. Uusi-Rasi K, Kannus P, Cheng S et al.Effect of alendronate and exercise on boneand physical performance of postmenopau-sal women: a randomized controlled trial.Bone 2003; 33: 132–43.

5. Grove K, Londeree B. Bone density inpostmenopausal women: high impact vs.low impact exercise. Med Sci Sports Exerc1992; 24: 1190–4.

6. Nelson, ME, Fiatarone MA, MorgantiCM et al. Effects of high-intensity strengthtraining on multiple risk factors for osteo-porotic fractures. A randomized controlledtrial. JAMA 1994; 272: 1909–14.

7. Kerr D, Morton A, Dick I et al. Exerciseeffects on bone mass in postmenopausalwomen are sitespecific and load-dependent.J Bone Miner Res 1996; 11: 218–25.

8. Kerr D, Ackland T, Maslen B et al. Resist-ance training over 2 years increases bonemass in calcium-replete postmenopausalwomen. J Bone Miner Res 2001; 16: 175–81.

9. Stengel SV, Kemmler W, Pintag R et al.Power training is more effective than strengthtraining for maintaining bone mineral den-sity in postmenopausal women. J Appl Phy-siol 2005; 99: 181–8.

10. Going S, Lohman T, Houtkooper L et al.Effects of exercise on bone mineral densityin calcium-replete postmenopausal womenwith and without hormone replacementtherapy. Osteoporos Int 2003; 14: 637–43.

11. Milliken LA, Going SB, Houtkooper L etal. Effects of exercise training on bone

remodeling, insulin-like growth factors, andbone mineral density in postmenopausalwomen with and without hormone replace-ment therapy. Calcif Tissue Int 2003; 72:478–84.

12. Bravo G, Gauthier P, Roy PM et al. Impactof a 12-month exercise program on thephysical and psychological health of osteo-penic women. J Am Geriatr Soc 1996; 44:756–62.

13. Stewart KJ, Bacher AC, Hees PS et al.Exercise effects on bone mineral densityrelationships to changes in fitness and fat-ness. Am J Prev Med 2005; 28: 453–60.

14. Campbell AJ, Robertson MC, GardnerMM et al. Randomised controlled trial of ageneral practice programme of home basedexercise to prevent falls in elderly women.Br Med J 1997; 315: 1065–9.

15. Campbell AJ, Robertson MC, GardnerMM et al. Falls prevention over 2 years: arandomized controlled trial in women 80years and older. Age Ageing 1999; 28: 513–8.

16. Robertson MC, Devlin N, Gardner MMet al. Effectiveness and economic evaluationof a nurse delivered home exercise pro-gramme to prevent falls. 1: Randomised con-trolled trial. Br Med J 2001; 322: 697–701.

17. Day L, Fildes B, Gordon I et al. Random-ised factorial trial of falls prevention amongolder people living in their own homes.Br Med J 2002; 325: 128.

18. Davison J, Bond J, Dawson P et al. Pa-tients with recurrent falls attending Accident& Emergency benefit from multifactorialintervention – a randomised controlled trial.Age Ageing 2005; 34: 162–8.

19. Barnett A, Smith B, Lord SR et al. Com-munity-based group exercise improvesbalance and reduces falls in at-risk olderpeople: a randomised controlled trial. AgeAgeing 2003; 32: 407–14.

20. Wolf SL, Barnhart HX, Kutner NG et al.Reducing frailty and falls in older persons:

Page 6: Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self care and quality of life. The guideline physiotherapy can be seen only as a basic

J MINER STOFFWECHS 2010; 17 (2) 75

Osteoporose: DVO-Leitlinie Physiotherapie und ICF

an investigation of Tai Chi and computerizedbalance training. Atlanta FICSIT Group.Frailty and Injuries: 85 Cooperative Studiesof Intervention Techniques. J Am Geriatr Soc1996; 44: 489–97.

21. Morgan RO, Virnig BA, Duque M et al.Low-intensity exercise and reduction of therisk for falls among at-risk elders. J GerontolA Biol Sci Med Sci 2004; 59: 1062–7.

22. Latham NK, Anderson CS, Lee A et al.A randomized, controlled trial of quadricepsresistance exercise and vitamin D in frailolder people: the Frailty Interventions Trialin Elderly Subjects (FITNESS). J Am GeriatrSoc 2003; 51: 291–9.

23. Nevitt MC, Ettinger B, Black DM et al.The association of radiographically detect-ed vertebral fractures with back pain and

function: A prospective study. Ann Int Med1998; 128: 793–800.

24. Genant HK, Cooper C, Poor G et al. In-terim report and recommendations of theWorld Health Organization Task-Force forOsteoporosis. Osteoporos Int 1999; 10:259–64.

25. Cummings SR, Melton J 3rd. Epidemio-

logy and outcomes of osteoporotic fracture.Lancet 2002; 359: 1761–6.26. World Health Organization. Internatio-nal Classification of Functioning, Disabilityand Health: ICF. WHO, Geneve, 2001.27. Cieza A, Schwarzkopf SR, Sigl T, StuckiG, Melvin J et al. ICF core sets for osteo-porosis. J Rehabil Med 2004; 44 (Suppl):81–6.

Page 7: Osteoporose: DVO-Leitlinien Physiotherapie und ICF · low muscle power to improve activity, self care and quality of life. The guideline physiotherapy can be seen only as a basic

Mitteilungen aus der Redaktion

Haftungsausschluss

Die in unseren Webseiten publizierten Informationen richten sich ausschließlich an geprüfte und autorisierte medizinische Berufsgruppen und entbinden nicht von der ärztlichen Sorg-faltspflicht sowie von einer ausführlichen Patientenaufklärung über therapeutische Optionen und deren Wirkungen bzw. Nebenwirkungen. Die entsprechenden Angaben werden von den Autoren mit der größten Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Die angegebenen Do-sierungen sind im Einzelfall anhand der Fachinformationen zu überprüfen. Weder die Autoren, noch die tragenden Gesellschaften noch der Verlag übernehmen irgendwelche Haftungsan-sprüche.

Bitte beachten Sie auch diese Seiten:

Impressum Disclaimers & Copyright Datenschutzerklärung

e-Journal-AboBeziehen Sie die elektronischen Ausgaben dieser Zeitschrift hier.

Die Lieferung umfasst 4–5 Ausgaben pro Jahr zzgl. allfälliger Sonderhefte.

Unsere e-Journale stehen als PDF-Datei zur Verfügung und sind auf den meisten der markt-üblichen e-Book-Readern, Tablets sowie auf iPad funktionsfähig.

 Bestellung e-Journal-Abo

Besuchen Sie unserezeitschriftenübergreifende Datenbank

Bilddatenbank Artikeldatenbank Fallberichte