NIGHTHAWKS – Next to the Roxy-live

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Troy Cassar-Daley – The World Today Das vergangene Album des Monats von den Nighthawks hat sich zum 3-Monate Album entwickelt. Der Grund ist einfach: in den letzten Monaten habe ich viel Zeit darauf verwendet, einige spezielle Bereiche meiner Klassik Bibibliothek zu ergänzen: von den Dirigenten Vaclac Talich, Hermann Scherchen und Kurt Sanderling fehlte mir so einiges, die amerikanischen Pianisten Van Cliburn und Byron Janis hatte ich für mich entdeckt und die Rudolf Buchbinder Veröffentlichungen aus dem Goldenen Saal des Wiener Musikvereins forderten ihre „Anhörzeit“. Ach ja, Abdel Rahman El Bacha, ein libanesischer Weltklasse Pianist, mit seinem formidablen Bach und Rachmaninov. Jazz und Rock hatte ich da nicht so sehr auf dem Schirm und ich wollte für das anstehende Album des Monats mal wieder etwas populäres, grooviges zum Mitsingen bringen, von einem Künstler, den hoffentlich von unseren Lesern niemand kennt. Nach wenigen Wochen wurde ich fündig bei einem Singer-Songwriter, dessen zahlreiche Alben mir schon seit einigen Jahren gefallen. Kennen gelernt habe ich den Country Musiker Troy Cassar-Daley ,

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Troy Cassar-Daley – The WorldToday

Das vergangene Album des Monats von den Nighthawks hat sichzum 3-Monate Album entwickelt. Der Grund ist einfach: in denletzten Monaten habe ich viel Zeit darauf verwendet, einigespezielle Bereiche meiner Klassik Bibibliothek zu ergänzen:von den Dirigenten Vaclac Talich, Hermann Scherchen und KurtSanderling fehlte mir so einiges, die amerikanischen PianistenVan Cliburn und Byron Janis hatte ich für mich entdeckt unddie Rudolf Buchbinder Veröffentlichungen aus dem Goldenen Saaldes Wiener Musikvereins forderten ihre „Anhörzeit“. Ach ja,Abdel Rahman El Bacha, ein libanesischer Weltklasse Pianist,mit seinem formidablen Bach und Rachmaninov. Jazz und Rockhatte ich da nicht so sehr auf dem Schirm und ich wollte fürdas anstehende Album des Monats mal wieder etwas populäres,grooviges zum Mitsingen bringen, von einem Künstler, denhoffentlich von unseren Lesern niemand kennt. Nach wenigenWochen wurde ich fündig bei einem Singer-Songwriter, dessenzahlreiche Alben mir schon seit einigen Jahren gefallen.

Kennen gelernt habe ich den Country MusikerTroy Cassar-Daley ,

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als ich ab 1998 über einen längeren Zeitraum mit zahlreichenProjekten in Sydney befasst war. Zu diesem Zeitpunkt war seinStern schon aufgegangen, heute ist er dorten längst einSuperstar und hat soeben mit dem hier vorgestellten The WorldToday sein 13. Studioalbum seit 1996 veröffentlicht.

Die australische Country Music hat viel Ähnlichkeit mit derUS-amerikanischen und mixt wie zwischenzeitlich dieseklassische Country Musik mit Country Rock/Pop. Hinzukommennoch starke Einflüße von Southern Rock Bands à la LynyrdSkynyrd, Marshall Tucker, Outlaws , Charlie Daniels undTravis Tritt, um nur einige zu nennen. Dennoch klingt derAustralier frischer, gefälliger und -obwohl, wie gewohnt,Strat,Telecaster und Les Paul das vordringliche Handwerkszeugsind- nicht so eingefahren wie die Bands, die mittlerweilemit bis zu 4 oder mehr gleichzeitig orgelnden Leadgitarristenaufwarten und den Groove totnudeln. Früher war das richtigaufregend, heute aber langweilt mich so etwas.

Troy Cassar-Daley singt und schreibt seit dem Debütalbum übersein Land. Aber noch nie hat er sich so tief in dieseseingegraben oder so viel von sich selbst preisgegeben, wie aufdem reichhaltigen 13. Album mit immerhin 14 Songs.

Wie bei uns in Europa auch, waren die zurückliegenden

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eineinhalb Jahres wohl die härteste Zeit für so viele Menschenin Australien: Buschfeuer, Covid, Abriegelung, Flut. All dasist in dem neuen Album verarbeitet.

Die Musik ist manchmal härter, mehr bluesiger Rock alskommerzieller Country, das pochende Parole (3) und Drive inthe Dark (6), eine Kleinstadtgeschichte, die von Tom Pettystammnen könnte, geschrieben und gesungen mit Ian Moss vonCold Chisel. Cassar-Daley ist ein großartiger E-Gitarrist, vorallem live. Auf den meisten Studioalben stand das bisher nichtso sehr im Vordergrund, aber hier geht es nicht umtraditionelle Country Music.

Das schmerzlich-schöne Heart Like a Small Town (5) spielt inden Straßen, wo die Traurigkeit wächst. Drei Songs handelnvon Inhaftierung: I Still Believe (8) findet Hoffnung,nachdem sich die Gefängnistür geschlossen hat, und ist sozärtlich, wie ein Lied über das Überwinden von Dämonen nursein kann. Erlösung gibt es auch in der rauen Ehrlichkeit vonMy Heart Still Burns for You (2).

Cassar-Daleys indigenes Erbe -die Vater stammt von Malta, dieMutter ist eine Aborigine – ist ein weiterer Grundstein inseinem Leben und seiner Musik. Das Eröffnungsstück Back onCountry bezieht sich auf die revitalisierende Kraft der Natur.Cassar-Daley singt über alte Geschichten, verschiedene Weltender Liebe, des Hasses und der Angst. Das Album endet so, wiees in I Hear My River (14) beginnt: tief im Land, in allseiner Schönheit und heutigen Trauer.

Wer`s wissen möchte, bevor er ins Outbackaufbricht:Troy Cassar-Daley (vocals/guitar/banjo)Matt Fell (bass/keys)Chris Kamzelas/Jim Moginie/Mark Punch (guitars)

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John Schuberth (drums)Clayton Doley (keys)James Church (dobro)Shane Howard (bodhran/whistle/violin)

NIGHTHAWKS – Next to theRoxy-liveJeder Musikliebhaber hat sie, die Songs und Alben, die etwasganz besonderes in ihm auslösen. Die zur Antwort auf dielängst abgedroschene Frage gehören, welcheÜberlebensutensilien man auf die einsame Insel mitnehmenwürde. Bei mir wären es so viele, daß ich mich nicht der Müheunterziehen möchte, zur Insel zu reisen. Ich bliebe da lieberdaheim, in der Nähe meines Musikreproduktionsequipments, alsoim wesentlichen in Griffnähe zu meinem Audioserver. �

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Ein paar von diesen Besonderen allerdings,einige wenige, spielen in meiner Oberliga,in der sich die Gänsehautaspiranten, diePerfekten, die überirdischen Musikerbegegnen. Mit ihren Werken, die manchmalStimmung brauchen, um Stimmung zuerzeugen, die den Hörer auf Schwingentragen oder abheben lassen, die Umgebung

einfach auflösen. Da geht mir so mit Arbour Zena und denTiteln Hourglass 1 und 2 (Staircase) von Keith Jarret, Witchi-Tai-To (Oregon, Out of the Woods), All Blues von Ron Carter(Pick em), Santana`s Caravanserai, Song of Aeolus und Out ofSeason von Soft Machine, Scarborough Fair von Sea Level und …und … und …. das Live-Album Next to Roxi der deutschen FusionBand Nighthawks. Das Album des Monats für Juni/Juli.

Deutsche Jazzrock Fusion Formationen haben es schwer inDeutschland. Diese Stilrichtung, die exzellente und sehrindividuelle Musiker braucht, ist etwas für eingefleischteLiebhaber, die gerne abwegig hören. Wird Fusion „angenehm“und spannungslos gespielt, landet sie meistens bei derKaufhaus- oder Fahrstuhlmusik. Dabei geht es sehr wohl auchanders, wie die Nighthawks seit 1998 mit ihren stetsabwechslungsreichen Alben beweisen. Eines davon gehört inmeine Oberliga: Next to Roxy, live aufgenommen im November2018 in der Hamburger Fabrik

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*Edward Hopper, Nighthawks, 1942: Das Bild hat die Bank zuihrem Namen inspiriert

Die zwei „Haupt-Nighthawks“ Dal Martino (Bass, Gitarre,Keyboard) und Reiner Winterschladen (Trompete, Flügelhorn,Saxes) werden live von exzellenten Musikern begleitet, diealle zur Topliga deutscher Künstler zählen und nahezu alleStilrichtungen beherrschen.

„Ohrenöffner“ auf dem Album sind Hace Mucho (3) und Blue SteelSilver (5). Unter die Haut gehende Bläsersätze, pulsierendeRhythmen, schnelle Gitarrenriffs und -soli. Eine perfekteMelange an Schwingungen, die vom Hörer regelrecht Besitzergreifen. Und am besten Nachts genossen werden sollte, wennmöglich im Freien.Und nun viel Vergnügen – ich gönne mir einen dazu einenBoulevadier, wahrscheinlich aber zwei.

Die derzeitig verfügbaren NIGHTHAWKS Alben

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*Edward Hopper, Nighthawks, 1942. From:The Art Institute of Chicago, Fifty-thirdAnnual Exhibition of American Paintingsand Sculpture. Chicago: 1942.

Die oben erwähnte Gänsehaut-Musik

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Charles Lloyd | Tone Poem(t)– mit 82Seit mehr als 60 Jahren hat der Saxophonist Charles Lloyd dieMusikwelt mit seiner Anwesenheit (und seiner gelegentlichenAbwesenheit) geprägt. Lloyd wurde 1938 in Memphis, Tennessee,geboren, wo er bei Jazz- und Blueslegenden wie PhineasNewborn, Howlin‘ Wolf und B.B. King in die Lehre ging. In denspäten 1950er musizierte er mit prominenten Künstlern derJazzszene von Los Angeles, darunter Ornette Coleman, EricDolphy, Charlie Haden, Billy Higgins und Gerald Wilson. 1960wurde Lloyd musikalischer Leiter des Chico Hamilton Quintettsund trat später für zwei Jahre dem Cannonball Adderley Sextetbei. Danach entwickelte er sich zu demjenigen, als der er seitgefühlten 100 Jahren unterwegs ist: als „Leader“ von bis heuteverschiedendsten Formationen. In den frühen 1970er Jahrengehörten auch Keith Jarrett und Jack DeJohnette zu seinemQuartett. Gestern erschien sein neues Album Tone Poem,wiederum mit seinen wahrhaft traumhaften Mitstreitern BillFrisell (G), Greg Leisz (Pedal Steel G), Reuben Rogers (B) undEric Harland (D) aufgenommen – aka Charles Lloyd & TheMarvels. Erschienen als CD und für die Zusatz-Geräuschliebhaber auch als Vinyl LP – an letzterer führtheutzutage wohl kein Weg mehr vorbei. Diese Doppel-Vinyl-Ausgabe ist übrigens die erste Neuveröffentlichung, die alsTeil der gefeierten Blue Note’s Tone Poet Audiophile VinylSerie erschienen ist.

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Charles Lloyd & The Marvels – mit Lucinda Williams

Es ist das dritte Marvels Album nach dem Debut I long to seeyou (2016, mit Norah Jones und Wilie Nelson) und demNachfolger Vanished Gardens (2018, mit Lucinda Williams),diesmal ohne Vokalisten. Und das hat was, denn die Künstlerlassen uns hören, was ich seit jeher als besondere Stärke vonUS-amerikanischen Musikern empfunden habe: auf fantastischgelungene Weise verweben Charles Lloyd & The Marvels dieverschiedensten Strömungen traditioneller amerikanischerMusik – Jazz, Blues, Gospel, Americana, Country und Rock – zueinem mitreißenden Mix.

Den Auftakt machen sieauf “Tone Poem” mit“Peace” und “Ramblin’”,zwei großartigen Stückenaus der Feder vonOrnette Coleman. BeideNummern gehörten bislangnicht zu LloydsRepertoire, aber dieBand läßt es so klingen,als spiele sie dieStücke schon seit einerEwigkeit. Auf das

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atemberaubende“Ramblin’” folgt eine ergreifende Version von Leonard Cohens“Anthem”, das Paradebeispiel für den Album-Titel: Tone Poem.

Es folgen zwei Lloyd Kompositionen, zuerst das subtile „DismalSwamp”, auf dem Lloyd das Tenorsax mit einer Querflötetauscht. Und dann das wunderbare Titelstück “Tone Poem”, daswieder gänzlich anders klingt, irgendwie ein bißchen nachUrlaub, der ja gerade vielen Menschen abgeht. Der Thelonious-Monk-Klassiker “Monk’s Mood” und die Live-Aufnahme mit demBolero “Ay Amor” führen zu “Lady Gabor”, eine Reminiszenz anseinen alten, verstorbenen Freund und allerersten GitarristenGábor Szabó . Mit einer weiteren Lloyd-Komposition, deminbrünstigen “Prayer”, endet das Programm und ich denke mir:endlich einmal wieder eine rundum begeisternde Scheibe.

Vielleicht geht es Ihnen, verehrte Hörer, ebenso…. dann lassen Sie es mich gelegentlich hier andieser Stelle wissen.

82 Jahre alt und immer noch auf der Suche:Einige der Töne und Schreie, die Sie jetzt auf meinemInstrument hören, hatte ich als junger Mann nicht. Sieartikulieren etwas. Dann habe ich diese Ensembles, die einemhöheren Ziel dienen. Empfindsame Menschen gibt es imÜberfluss auf diesem Planeten; sie werden nur nicht dafürgewürdigt. Betrunken zu sein und gleichzeitig ungiftig undnicht schädlich für die Welt zu sein, ist ein Beitrag, der eswert ist, geleistet zu werden, ein Lied, das es wert ist,gesungen zu werden. Ich bin Archäologe und Astronom undversuche, einen Durchbruch zu schaffen. Ich habe diesenTraum, dass ich mit der Musik verschmelze und ich werde, wassie ist. Es ist so ein wunderschönes Geschenk, das mirgegeben wurde, weiter erforschen zu können. Ich nehme dasInstrument in die Hand und spiele, und ich kann es nicht mehr

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Deep Purple … ein dunkles(Hör-)ErlebnisFür viele meiner Generation wurde nach der Initiierung fürpopuläre Musik durch Beatles, Stones, Kinks, Small Faces undandere, das Aufkommen von Hard Rock der nächste Schritt in diemusikalische Emanzipation von der längst überkommenen Kulturder Elterngeneration. Allen voran waren es Deep Purple, vondenen bereits zwei Alben vor ihrer 1970er DurchbruchscheibeDeep Purple in Rock auf meinem Plattenteller mit den erstenbeiden Alben Shades of Deep Purple und The Book of Taliesyn(beide 1968) heimisch geworden waren. Auf diesen zwei Albenwaren allenfalls Anklänge von dem Stil und von dermusikalischen Perfektion vorhanden, mit der die Band dann abDeep Purple in Rock aufwartete. Bis in die heutige Zeit gab esimmer wieder Umbesetzungen bei den Musikern, für den HardcoreFan allerdings zählt nur die sogenannte MK-II Besetzung mitIan Gillan, Jon Lord – Keys, Ritchie Blackmore – Gitarre,Roger Glover – Bass und Ian Paice an den Drums. Die beidenletzteren sind auch in der aktuellen MK-VIII- Besetzung unddamit unverändert seit 1970 an Bord. Sie bilden die legendäreRhythmusgruppe in der Band, als perfekte Ergänzung zur Orgel,den Gitarren sowie Ian Gillans Stimme. Die Veränderungen sindteilweise verwirrend, MK-II veröffentliche Alben von1969-1973, 1984-1989 und 1992-1993 und das war die „Hochzeit“von Deep Purple. Das Ende zeichnete sich mit dem endgültigenAusstieg von Ritchie Blackmore 1993 ab und wurde durch den vonJon Lord (†2012) im Jahre 2002 besiegelt. Das letzte Album alsMK-II war das hervorragende The Battle Rages On von 1993.

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Jon Lord war es, dererstmals diegewaltige Kraft einerHammond B3 und C3 mitMarshall Verstärkernund Leslie-Rotary-Speaker-Cabinet inden Vordergrundbrachte und mit demAusnahmegitarristenRitchie Blackmoreeinen kongenialen

Partner fand, wenn es auch später zum Bruch zwischen beidenkam. Beide waren den meisten Musikern des Genres in dieserZeit weit überlegen. Jon Lord mit seiner stilbildenden Melangeaus Jazz, Hardrock, Blues und klassischer Musik und der Tech-Freak Blackmore, der eigene Tonabnehmer und Effekte für seineStratocaster entwickelte und an dessen Spielweise undikonischem Ton sein (e) Nachfolger nie heranreichen konnten. .

Weder der Kurzzeit Purple Joe Satriani noch der blutleereSteve Morse. Letzterer ist nun seit 1994 der Gitarrist derBand, ein respektabaler Musiker, der aus der Jazz-Fusion-Eckestammt und tolle Sachen mit den Dixie Dregs veranstaltet hat,

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bei den Mainstreamern von Kansas aber auch schon nichtbesonders aufregend spielte. Aber er passt weder von derSpielweise noch mit seinem Frickle-Frackle Ton zu Deep Purple.(Gleiches gilt für die Dickie Betts Nachfolger Warren Haynesund Derek Trucks bei den Allman Brothers, eine ähnlicheSituation). Und dehnen wir diese Kritik dann auch gleich aufden auf Jon Lord nachfolgenden Keyborder Don Airey aus, einemUrgestein aus der britischen Blues und Rock Szene (u.a.Colosseum II), dessen Orgelton nur oberflächliche Hörer fürsich einnehmen kann. Ein Trauerspiel, das nur durch einescheinbar stets erfolgreiche Gelddruckmaschine aus Tourneenund Alben weitergeführt wird. Denn musikalisch ist dasVerfallsdatum seit 1993 erreicht. Eine Aussage, die für michdurch das neue Studioalbum Whoosh! unterstrichen wird, seitAugust 2020 ist es auf dem Markt.

Ein musikalisch sehr versierter Freund aus der Münchner Runde,dem Pfeifen- und Zigarrenclub, äußerte sich angetan von diesemEloborat und da ich über eine lückenlose Sammlung von DeepPurple Alben verfüge, besaß ich diese bereits, hatte sie abernoch nicht angehört. Das war nicht die schlechteste Situation,ich hätte es dabei bewenden lassen sollen. Alle meineVorbehalte bei den zurückliegenden Alben der nach MK-II Ära

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sind bestätigt. Gutes Songmaterial, eine überraschend perfekteIan Gillan Studiostimme (seine live Auftritte der letztenJahre waren stimmlich unterirdisch schlecht, das Alter!),Rhythmus sitzt wie eh und je. Aber die Kirmesorgel von DonAirey und die ölige Gitarre von Steve Morse, der keine Pausenkennt, (wie fehlt da die Blackmoresche Pentatonik) machen(fast) alles zunichte.

Hinzukommen fürchterliche Arrangements mit dauerndverunglückten Keyboard-Orgel-Synthi Passagen, die vieleszumüllen und nicht annähernd an die Mischung zwischenGradlinigkeit und freien Melodienbögen von MK II heranreichen.

Insgesamt erscheint die ganze Abmischungkomprimiert und damit verhangen und verwaschen.Das erste Stück „Throw my Bones“ ist als ehestes(und vielleicht einziges) Lied für michakzeptabel und nach mehrmaligem Hören des Albumsmußte ich mir unbedingt den als ZUGABE untenhörbaren Booker T. Klassiker Green Onions vollaufgedreht anhören, den Jon Lord live inMulhouse/ Elsass 2011 mit den australischenHoochie-Coochie-Men so spielt, wie eine (JonLord) Deep Purple Hammond klingen muß, damitauch der Bauch etwas davon hat. Jedes Ding hatseine Zeit! Die von Deep Purple ist seit 27Jahren vorbei.

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Kian Soltani | … und ewigwinkt das CelloSeit Kindesbeinen hat mich das Cello neben dem Klavier in Banngenommen. Das Instrument war in unserer Familie irgendwieimmer Teil des Musikgenusses (und der Musikbildung) und PabloCasals, Rostropowitsch, Piatigorsky, Emmanuel Feuermann,Pierre Fournier und vor allem die viel zu früh verstorbeneJacqueline du Prè zählten scheinbar „angeboren“ zu meinemmusikalischen Alltag. Bis heute. Wobei ich weit davon entferntbin, nur die nostalgische Welle zu reiten und nach dem Yo-YoMa, Mischa Maisky und Heinrich Schiff (†2016) seit langem zumStreich-Establishment gehören, höre ich vermehrt die ganzjunge und auch die bereits schon nicht mehr ganz so jungeCellisten-Riege unserer Zeit. Sol Gabetta, Gautier Capuçon,Maximilian Hornung und Sheku Kanneh-Mason begeistern michgenauso, wie seinerzeit die altvorderen Meister. Etwas istheute anders. Waren z.B. Casals und Rostropowitsch Heroenihrer Zeit, für den Zuhörer teils unnahbar und vergöttert,sind die „Heutigen“ mehr denn je Musiker zum anfassen. Wereinmal gesehen hat, wie faszinierend Sol Gabetta die SendungKlickKlack moderiert, wie sie Musik nahebringt, versteht wasich meine.

© DG

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Genug name dropping, denn jetzt berichtet dieser Beitrag überdas neue Album des österreichischen Cellisten Kian Soltani(27), der -ähnlich dem noch jüngeren Briten Sheku Kanneh-Mason- bald zur Spitzenklasse gehören wird. Die Reife fehlt,aber wie soll das bei diesen Lebensaltern auch anders sein.Soltani veröffentlichte soeben sein zweites Album, DvořáksCello-Konzert, aufgenommen mit der Staatskapelle Berlin unterLeitung von Daniel Barenboim. Mit Barenboim (und seinem SohnMichael, Violine) verbindet ihn einiges, seit er als Solistmit dem West-Eastern Divan Orchestra aufgetreten ist.

Das Album ist die Wiedergabe eines magisch erscheinenden live-Konzertes in der Berliner Philharmonie, das mit dem Cello-Konzert in h-Moll op.104 von Dvořák eine der wichtigstenKompositionen der Cello-Literatur enthält. Kennt man dieEntstehungsgeschichte des Stückes, so erklärt sich diestringente, sehnsuchtsgeprägte Melancholie, die Grundstimmung,und erst dann wird erhörbar, erfühlbar, wie sensationell dieDarbietung in Berlin gewesen sein muß. Scheinbar mühelosgelingt es, den Farbenreichtum und die kompositorische Tiefedieser Tondichtung wiederzugeben und Kian Soltani`s Cello hat„den Ton“. Warm, filigran, einfühlsam und auch markant unddruckvoll bei den Passagen, bei denen es gefordert wird.Solist, Orchester und der Dirigent befanden sich auf einem„Höhenflug der besonderen Art“.

Viel Vergnügen und Entspannung bei diesen wundervollen 66Minuten.

Interview mit dem jungen Künstlerduo Kian Soltaniund Aaron Pilsan

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Martin Stadtfeld und Kian Soltani im Gespräch

LINK: Privatkonzert bei Daniel Barenboim

Danke an unseren aufmerksamen Leser Wolfgang Zeissfür den Hinweis

Bill Frisell Trio | ….gewohnt knapp vor kurzVielleicht ist es Ihnen auch schon einige Male so gegangen:das lang erwartete Album ist eingetroffen, Sie wollen sichZeit und Ruhe nehmen. Am Abend, in angenehmer Umgebung. Drink

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und Pfeife, respektive Zigarre, stehen bereit, das Licht istgedämpft. Und dann dämmern Sie hinweg, so wenig aufregend istdie Musik. Gestern Abend dachte ich, mal wieder derunaufgeregte, typische Bill Frisell. Aber – und das kenne ichbei ihm – plötzlich gräbt sich etwas in die Sinne, unbewußtund unterbewußt. Ein, zwei Tonfolgen, Melodiefetzen, einpräziser Schlagzeugakzent, ein Glockenklang von der G-Saite –und Du bist hellwach. Das neue Album vom Gitarristen BillFrisell im Trio Format ist wieder so eines, das sicheinschleicht ins Gemüt.

Bill Frisells Karriere als Gitarrist und Komponist umfassttatsächlich mehr als 40 Jahre und viele gefeierte Aufnahmenfür Labels wie z.b. ECM. Sein Album Harmony aus dem Jahre 2019war sein Debüt bei Blue Note Records. Frisells Verbindung zuBlue Note aber reicht fast drei Jahrzehnte zurück bis zuseiner Mitwirkung auf John Scofields Album Grace UnderPressure (1992) – und er hat unschätzbare Beiträge zu den BlueNote-Alben von Don Byron (Romance With The Unseen) und RonCarter (Orfeu), Norah Jones (Come Away With Me) undzahlreichen anderen geleistet.

Und nun erschien gestern sein zweites Album bei Blue Note,Valentine. Ein Werk mit 13 Liedern, das neue und alte Frisell-Originale, Jazz-Standards, traditionelle Lieder und Covers

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mischt. Valentine erforscht die kreative Freiheit des Trio-Formats und die tiefe Beziehung, die zwischen diesen dreiMusikern nach Jahren der Tourneen besteht: Thomas Morgan, Bassund Rudy Royston, Drums, sind auf Frisell eingespielt, sietouren gemeinsam seit über 5 Jahren. Eine praxiserprobte Band,die sich im Studio von ihrer besten Seite zeigt.

Frisell ist einer der lyrischsten Gitarristen imkontemplativen Jazz und ein Grenzgänger (Album Nashville,2000). Und das genau ist die Grundstimmung auf diesemwunderbaren Album ….. nehmen Sie sich Zeit und seien Sie zuBeginn ein wenig geduldig mit sich selbst, wenn Sie nichtlängst ein Bill Frisell Anhänger sind.

© Monica Jane Frisell

Gleich das erste Stück, das allseits bekannte House of therising sun, schafft Gänsehaut …..

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John Scofield (Trio) |Swallow TalesEr gehört zu den lebenden Legenden unter den Gitarristen desModern Jazz, spielt in der Klasse von Wes Montgomery †1968,Jim Hall †2013 , Joe Pass †1994 und Larry Coryell †2017, inder von Bill Frisell, Larry Carlton, Ralph Towner und PatMetheney: John Scofield, Jahrgang 1951. Eine lebenslangeFreundschaft, die am renommierten Berkley College of Musicbegann, verbindet ihn mit seinem früheren Mentor, demBassisten Steve Swallow, der seit 1991 mit der Jazzpianistinund angesehenen Komponistin Carla Bley verheiratet ist. Und soschließt sich der Kreis um die zahlreichen Formationen, indenen John Scofield und Steve Swallow ihre musikalischenSpuren hinterlassen haben, teilweise gemeinsam: Gary Burton,Art Farmer, Paul & Carla Bley, Miles Davis, McCoy Tyner, JoeLovano und hunderte mehr. Heute im Focus ist das neue Album,das ausschliesslich Kompositionen von Steve Swallow enthältund als Trio aus John Scofield, Steve Swallow und ihremlangjährigen Begleiter, dem Schlagzeuger Bill Stewart,besteht: Swallow Tales.

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Roberto Cifarelli / ECM Records

Das Album ist eine Würdigung von Steve Swallow, demKomponisten. Seine Kompositionen swingen, sie grooven, fastalles Uptempo Bob`s. Das Trio hat das komplette Album live annur einem Nachmittag aufgenommen, nahezu ungeschnitten. Werüber einen so langen Zeitraum gemeinsam musiziert, kann das.Zählen alle drei Musiker zur Elite des modernen Jazz, kann manauch nur ein Spitzenalbum erwarten. Und so ist es !

Originalton John Scofield:Ich liebe diese Songs, manchmal, wenn wir spielen, wirkt eswie eine große Gitarre, die Bassstimme und mein Partzusammen, [und] was Bill macht, ist mehr als ‚Schlagzeugspielen‘. Er ist eine melodische Stimme in der Musik, erspielt Kontrapunkt und begleitet, während er gleichzeitigrichtig hart swingt.

Um festzustellen, wie genial die Musiker heute als„freischaffendes Team“ harmonieren, empfehle ich, einige Titeldurch früher aufgenommene Formationen zum Vergleichheranzuziehen, z.B. She was Young in der Vocalversion von 1979

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(mit Lyle Mays) oder Falling Grace und Portsmouth Figurations(Gary Burton 1966, 1967), zu hören am Ende des Artikels.

Erschienen am 12.06.2020, ECM München als LP undCD

Hören Sie zum Vergleich zu den neuen Interpretationen dieserTitel auf „Swallow Tales“ die Ur-Versionen, einmal von SteveSwallow aus dem Jahre 1979 und von Gary Burton aus 1976 und1977.

Aaron Parks – nur keinBallastBallast – in der Schiffahrt und z.b. bei Regattaseglern – istein wichtiges, technisch vielfach entscheidendes Hilfsmittel,im „restlichen“ Leben aber ein negativ besetzter Begriff. VonBallast befreit man sich, Ballast wird tunlichst vermieden.Ballast will kein Mensch mit sich herumschleppen. FehlenderBallast ist das wesentliche Merkmal der Musik des

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amerikanischen Jazz Pianisten und Multiinstrumentalisten AaronBanks. Es ist gewissermaßen eine neue Musik, mit der Parks undseine Band seit einigen Jahren die Kultivierung einerMusiksprache fortsetzt, die kreativ improvisierte Musik mitMelodien verbindet, die sich immer um einen Groove als Zentrumbewegen. Es ist ein sehr erstaunlicher Groove, um den sichromantische Melodien und innovative, multiple Rhythmengruppieren. Die Musiker sind nicht nur perfekteInstrumentalisten, sie verstehen sich symbiotisch. Einfachfaszinierend.

Eine gewisse Ähnlichkeit zum frühen Pat Metheny macht sich zuBeginn vermeintlich, das liegt wohl am ausgezeichnetenGitarristen Greg Tuohey, aber sobald man den Zugang zur Bandgefunden hat, verflüchtigt sich dieser Eindruck sofort und dieEigenständigkeit der Darbietungen beweist sich von Note zuNote, von Ton zu Ton.Während „das Maß aller Dinge“ im zeitgenössischen Piano Jazz,Keith Jarrett, gigantische Improvisationen streng mathematischentwickelt, deren Zentrum im Laufe des Vortrags fließen kann,Brad Mehldau und Marcus Roberts ihren Jazz schlichtwegklassisch spielen und Herbie Hancock durch zahlreiche Ausflügein Popgefilde kaum mehr richtig bestimmbar ist, hat sich AaronParks gänzlich anders entwickelt: Indie-Rock, Hip-Hop, ElektroJazz und Psychedelia – aber ohne eine Spur angestrengt

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bemühter Hinwendung zum „Fusion-Jazz“, alles wirkt aus einemGuß und die vielfachen Stile integrieren sich vollkommen indas Gesamtkonzept der Kompositionen. Ich beobachte seineVeröffentlichungen seit einigen Jahren. Das am 08. Mai 2020erschienene neue Album Dreams of a Mechanical Man ist wieder“ eins draufgesetzt“ zum 2018er Little Big und rundumwunderschön, romantisch und doch aufregend gelungen.

Das Einfache kompliziert zu machen ist gang und gäbe. DasKomplizierte einfach, unglaublich einfach zu machen, das istKreativität.Charles Mingus, legendärer, einflußreicher Bassist, Komponist

Line upAaron Parkspiano, synthesizers, Wurlitzer, Rhodes, celeste, vibraphone,glockenspiel, chimes, voiceGreg Tuohey – guitarDavid Ginyard, Jr – bassTommy Crane – drums, percussion

Es macht Sinn, in die zwei Vorgänger-Alben aus2018 und 2013 hineinzuhören, deshalb gibt es hierjeweils einen Titel daraus zu hören:

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Avishai Cohen | Big ViciousEs kommt selten vor, daß mich ein Album so begeistert, daß ….ach Quatsch, es kommt bei dem Umfang meines Musikkonsumshäufig vor, daß mich ein Album oder ein Künstler sobegeistern, daß diese Werke fast einen ganzen Tag lang raufund runter gespielt werden. So ergeht es mir heute mit demneuen Album des Trompeters Avishai Cohen, den wir gerade erst

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mit seiner 2019er CD Arvoles als Album des Monats eingestellthaben. Big Vicious ist so außergewöhnlich gelungen, daß esleider das neue Pat Metheny Album ablösen mußte, dieses findenSie dauerhaft vorhanden mit dem Pool-Button CD der Woche (amEnde eines jeden Audio-Artikel). Da wird es ganz bestimmtlänger als eine Woche zu hören sein.

Nachdem im aktuellen Beitrag über Avishai Cohen ausgiebig überden Musiker berichtet wurde, kann ich nun direkt auf das neueAlbum übergehen und es -wie gewohnt- hörbar machen. Da ichnach anfänglichem Staunen mittlerweile beim reinen Hörgenußangelangt bin, gilt es, eine entsprechende Wohlfühlumgebung zuschaffen. Bei mir sind es diesmal ein kühler, trockenerumbrischer Torre di Giano von Lungarotti, begleitet vonDrucquers The Devilss Own in einer 1970er Jörgen Larsen in deralten dänischen Freehand Formensprache und einer seltenenrundum straight grain Maserung.

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Pat Metheny | From This PlaceSoeben verstarb sein langjähriger musikalischer Partner, derPianist Lyle Mays, mit dem er bis zum Ende der Pat MethenyGroup 2005 eng zusammen gearbeitet hat. Seitdem ist dermeisterhafte Fusion-Gitarrist und 20-fache Grammy Gewinner (in12 verschiedenen Kategorien!) solo, als Sideman, mit Trio oderQuintett unterwegs. Obwohl Mays auf dem soeben erschienen Fromthis Place nicht vertreten ist, spielt Pianist Gwilym Simcockso unglaublich atmosphärisch, wie es einst Lyle Mays tat. Manmeint, jenen zu hören. Und überhaupt: was für ein Album!

Es ist seit drei Jahren endlichwieder eine neue Studioarbeitvon Pat Metheny, dessenbisheriges Œuvre seit der erstenCD Bright Size Life aus demJahre 1976 über 40 Alben umfaßt,hinzu kommen zahlreicheBeteiligungen an Werken vonOrnette Coleman, Steve Reich,Brad Mehldau, Jaco Pastorius und

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Charlie Haden, um nur ganzwenige aufzuführen. Hier nun das am 22. Februarveröffentlichte Album mit folgender Besetzung:

Pat Metheny – Gitarre, SynthiAntonio Sanchez – DrumLinda May Han Oh – BassGwilym Simcock – PianoHollywood Studio Symphony Orchester unter Joel McNeely.

In der Grundstimmung des Albums erleben wir Pat Metheny wieeh und je, wenn sich auch die 10 Kompositionen starkunterscheiden. Wir hören klassischen und modernen Jazz,Filmmusik-artige Klanggewölbe und sehr gut könnte ich mirdazu passende Gemälde vorstellen. Als Ohröffner empfehle ichdas erste, 13 minütige America Indefined mit seinemfulminanten Schluß sowie das melancholische, sich starkentwickelnde You are (Titel 3). Vor allem beim dritten Titelunbedingt auf den Schlagzeuger Antonio Sanchez achten, einender Besten seiner Zunft.

Foto und folgender Text aus der Leipziger Volkszeitung vom22.10.2017

Die Stoffe eines Lebens – zu den 41. LeipzigerJazztagen 2017 – von Ullrich Steinmetzger

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[…] Und dann sitzt der alterslose Pat Metheny da auf dergroßen Bühne im Ringelshirt und spielt zunächst seinefuturistische Orchestrion-Gitarre, ehe seine aktuelle Band zuihm kommt: die malaiische Bassistin Linda Oh, der mexikanischeSchlagzeuger Antonio Sanchez und der walisische Pianist GwilymSimcock. Es werden grandiose drei Stunden. Mit der neuenPositionierung der Gitarre im Jazz hat Pat Metheny wenig zutun, denn er ist wie immer schon da. Wie aus einem Baukastensetzt er die Stoffe seines Lebens neu zusammen, verströmtOptimismus, Leichtigkeit und das sichere Gefühl, einen dergrößten Musiker unserer Tage erleben zu dürfen. Seine Musikstrahlt wie die Sonne über einer schönen neuen Welt. Er istein neben allen Moden in sich Ruhender, der nichts mehrbeweisen muss und dann doch viel mehr tut, als nur sich selbstzu reproduzieren. Immer neu erzählt und verwandelt er mitseinen Gitarren diese unendliche Geschichte, und je länger erdas an diesem denkwürdigen Abend tun wird, um so plausiblerwird es, auch weil nicht nur Antonio Sanchez Raum bekommt,Metheny hin ins Offene zu navigieren, wo dieser Magier zuimmer neuen Volten abhebt. Was für ein Finale! Eingrößtmöglicher gemeinsamer Nenner und natürlich StandingOvations für diese Krönung der 41. Jazztage.[…]

Metheny geht ab Mai mit seinen kongenialen Mitspielern, demwalischen Pianisten Gwilym Simcock, der malaysisch-australischen Bassistin Linda May Han Oh und dem langjährigen

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Drummer Antonio Sanchez auf Europa Tournee:

17.05. München, Philharmonie, 19.05. Stuttgart, Liederhalle(Beethoven-Saal), 20.05. Dortmund, Konzerthaus, 23.05.Düsseldorf, Tonhalle, 24.05. Hamburg, Laeiszhalle, 29.05.Frankfurt, Alte Oper, 30.05. Bremen, Die Glocke, 31.05.Berlin, Philharmonie

Wenn diese 6 Alben in Ihrer Plattensammlungfehlen, dann FEHLT ETWAS !

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Es gibt diese Alben auch als Super Audio CD (SACD) und als180g Vinyl LP.