Komplex Nr. 8 2015

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K O M P L E X HAUS DER RELIGIONEN — ZENTRUM EUROPAPLATZ — HYBRIDE HÄUSER MALL OF SWITZERLAND — EIN HOCHHAUS FÜR DAS ZWICKY-AREAL — WOHNEN MIT SERVICES NR. 8 2015 DAS MAGAZIN DER HALTER AG

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  • Leidenschaftlich und konsequentIn allen unseren Unternehmensbereichen nimmt die Entwicklung einen hohen Stellenwert ein. Verstanden als das Suchen, Erkennen und Ausntzen von Chancen und Potenzialen. Aufbauend auf den spezifischen Gegeben- heiten und unter Verwendung des zugnglichen Wissens sowie vorhandener Erfahrungen. Im vorliegenden Komplex belegen mit dem Europaplatz, der Mall of Switzerland und dem Zentrum Ebikon gleich drei Immobilien-entwicklungen, wie sehr der Erfolg von orts- spezifischen Lsungen, der richtigen Idee und grossem Beharrungsvermgen abhngt. Bedingungen, die in hnlicher Form auch fr unsere Unternehmens- und Technologie- entwicklungen matchentscheidend sind. Doch die Bereitschaft, Verantwortung und Risiko zu bernehmen, ist nur gegeben, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und die Entwickler die Frchte ihrer Anstrengungen ernten drfen. Deshalb freut es uns, dass sich der Branchenverband Entwicklung Schweiz genau diesen Zielen verschrieben hat.

    Balz Halter, Verwaltungsratsprsident der Halter AG

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    Das neue Zrich 96

    Aufbruch am See 68

    Talk im Tal 72

    Hybride Huser 48

    Zum Leben erweckt 74

    Gefasstes Zentrum 26

    Expansion nach innen 64

    Rhythmus, Lrm und Melodie 20

    Planung ist ein Marathon 54

    Mischnutzung als Motor 30

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    Editorial: Leidenschaftlich und konsequent 1Inhalt 3Journal 7

    ArchitekturKolumne: Forschen, Messen, Lernen 19 Rhythmus, Lrm und Melodie 20Gefasstes Zentrum 26Mischnutzung als Motor 30Glaubensbekenntnis 44Hybride Huser 48

    StadtentwicklungPlanung ist ein Marathon 54Expansion nach innen 64Aufbruch am See 68Talk im Tal 72Zum Leben erweckt 74

    KapitalFremd, aber willkommen 79Fokussiert investiert 82

    Immobilien und MarktVom Markt verschmht 86Kolumne: Eingriffe vermeiden 90Die Rechnung geht auf 92Das neue Zrich 96Vom Planer zum Partner 106

    Planen und BauenWrme auf Bestellung 108Fast wie in den Ferien 110Auf eigenem Grund 114Bauen mit Verstand 116

    Halter AGHalter AG 125Halter Entwicklungen 128Halter Gesamtleistungen 134Halter Immobilien 138Halter Bauservice 144Beteiligungen 146

    Impressum 148

    Rob LewisDer Berner Fotograf (34) findet ber Umwege und in berraschungsmo-menten sein Motiv: den Kern einer Sache oder eines Menschen. Was dabei herauskommt, zeigt Komplex auf seinem Titelbild und in der Fotostrecke zum Zentrum Europaplatz und Haus der Religionen.

    Rob Lewis 30www.rob-lewis.ch

    Jol TettamantiEr bezeichnet sich selbst als Welten-bummler. Auf seinen Reisen nimmt sich der Fotograf (38) Zeit zum Sehen, Erforschen und Dokumentieren. Seine Arbeiten werden regelmssig aus-gestellt und sind Teil ffentlicher wie privater Sammlungen. Fr Komplex war er in Zrich unterwegs.

    Jol Tettamanti 96www.tettamanti.ch

    Denis JeitzinerDer Autor (48) des Beitrags zum Haus der Religionen ist als Texter und Jour-nalist seit 17 Jahren selbststndig und Inhaber der Kommunikationsagentur ZB Werbung AG. Daneben schreibt er Bcher, u.a. Heimat Marzili, Suure Mocke oder Direktabnahme.

    Denis Jeitziner 44www.zbwerbung.ch

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    Brava FrancaKeine andere als die Chefredakteurin der italiensichen Vogue, Franca Sozzani, legte im Hard Turm Park Hochhaus Hand an. Unter ihrer kreativen Fhrung entstand der Ausbau einer Penthouse-Wohnung im 23. und 24. Stock des 80 Meter hohen Gebudes. Dunkle Metallwnde und ein schwarzer Parkettboden kontrastieren zu den beeindruckenden Ausblicken ber die Stadt Zrich. Erlesene Vintage-Mbel und bequeme Sofas machen den Aufenthalt zum Design-Erlebnis. In einer der Loggien gibt es sogar eine begrnte Decke, die automatisch bewssert wird.

    Internet der DingeWas passiert, wenn nicht mehr nur Computer, sondern auch Alltagsgerte zu intelligenten Gegenstnden werden? Das zeigte die Hausmesse im Building Technology Park Zurich am 16. und 17. April 2015 in Schlieren. Das Innova-tionszentrum an der Brandstrasse 33 ist die schweizweit fhrende Plattform fr Vernetzung, Digitalisierung, Streaming und emissionsfreie Ge-bude. Neue Produkte und System-lsungen prsentierten die sechs Hightechunternehmen digitalSTROM, mivune, casacom, streamNow, BS2 und 2SOL.

    Jede Stimme zhltDas Zentrum Bren in Ostermundi-gen mit Platz, Hochhaus und Ge-schftsgebude soll zum Mittelpunkt der Berner Agglomerationsgemeinde werden. Voraussichtlich im Herbst 2015 werden die Brger ber die neue berbauungsordnung abstimmen. www.zentrumbren.chHalter Entwicklungen > Seite 128

    www.btpz.chHalter Beteiligungen > Seite 146

    www.hardturmpark.chHalter Entwicklungen > Seite 128

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    Bild Wohnung Sozzani

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    Im GrnenObfelden ist mit 5000 Einwohnern die jngste Gemeinde im Bezirk Affoltern. Mit der stetig wachsenden Bevlkerung steigt auch die Nach-frage nach hochwertigem Wohn-raum. Um dieser nachzukommen, wurde ein Architekturwettbewerb fr eine Wohnberbauung nahe dem Dorfkern ausgeschrieben. Im Som-mer 2014 ging der erste Platz an Egli Rohrer und Partner aus Baden. Ihr Entwurf mit drei Baukrpern nimmt den Charakter des lndlichen Ortes auf. Bis 2016 werden in drei Etappen 119 Wohnungen entstehen.www.erp-architekten.ch Halter Immobilien> Seite 138

    Hoch hinausAm 17. Dezember 1903 gelang den Brdern Orville und Wilbur Wright der erste Flug mit einem motorbe-triebenen Flugzeug. In zwlf Sekunden legten sie 35 Meter zurck. Die Pioniertat macht die zwei Amerikaner jetzt zu perfekten Namenspaten fr ein Bauprojekt im Glattpark Opfikon in nchster Nhe zum Flughafen Zrich-Kloten. Das Gebude Wright Place ist nicht das einzige seiner Art in dieser Gegend: In der Nachbarschaft stehen das Wohn- und Geschftshaus Lilien-thal, die Wohnberbauung Hamilton View, der Komplex Lindbergh-Allee und das Haus Jardin Dufaux. Im Wright Place von matti ragaz hitz Architekten werden Arbeiten, Retail und Wohnen zu einem urbanen Ganzen. Als Ankermieter bietet ein Migros Fitness Park seit der Erffnung Ende 2014 den neuen Bewohnern sportliche Abwechs-lung. Mit dem Projekt konnte Halter Gesamtleistungen bereits die vierte Liegenschaft im Glattpark realisieren. Das Ambassador House, ein Umbau, wird 2017 abgeschlossen sein.

    www.wright-place.chHalter Gesamtleistungen> Seite 134

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    BodenhaftungAm 23.10.2014 war es so weit: Die 5,2 Meter hohe Edelstahlskulptur Anne-Sophie wurde im Hard Turm Park vor dem Haus Pfingstweid-strasse 102 eingeweiht. Das Werk von Alex Hanimann ist eine Schenkung der Hardturm AG an die Stadt Zrich.www.hardturmpark.chHalter Entwicklungen > Seite 128

    KlartextAm 12. 12. 2014 sprach Jasmina Ritz, Geschftsfhrerin der Limmatstadt, aus dem Erkerfenster im Zentrum Karl der Grosse zu den Passanten in der Zrcher Altstadt. Sie war eine von 30 eingeladenen Vortragenden aus Politik, Kultur und Wirtschaft, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe Winterreden ihre Anliegen dem Publikum nher-brachten. Die Botschaft dieses Abends: Das Limmattal braucht ein neues Bewusstsein. Die Region zwischen Baden und Zrich soll sich als zusam-menhngende Limmatstadt verstehen und mit der Limmattalbahn stdtischen Charakter bekommen.

    MeilensteinSptestens 2016 wird das Transitlager in Basel, dessen Transformation vor ber zehn Jahren von einer Vision der Architekten Herzog&de Meuron angestossen wurde, fertiggestellt sein.Der Baubeginn wurde am 1. Oktober 2014 gefeiert. Da es sich bei dem vom dnischen Architekurbro BIG entworfenen Projekt nicht um einen Neubau, sondern um den Um- und Erweiterungsbau eines Lagerhauses zum hybriden Wohn- und Geschfts-haus handelt, musste kein Grundstein gelegt werden. Stattdessen enthllten die Beteiligten ein Werk des kubani-schen Knstlers Carlos Varela. Die farbig bedruckte Stahlplatte trgt den sinnigen Namen Transition und soll auch nach der Fertigstellung an die Zeit des Umbruchs erinnern.www.transitlager.chHalter Gesamtleistungen > Seite 134

    www.limmatstadt.chwww.karldergrosse.ch

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    Wohl bekomms!Das Projekt Montrouge nimmt mit seiner Massstblichkeit Bezug zur un-mittelbaren Umgebung und verfgt ber eine optimale Durchlssigkeit, begrndete die Jury ihre Wahl fr den Entwurf des Zrcher Bros giuliani.hnger im Studienwettbewerb fr das Zwicky-Areal NeuGuet in Wallisellen. Dort, wo einmal eine Seidenspinnerei stand, entsteht nun neuer Raum fr Gewerbebetriebe und Wohnungen. Den Anfang macht die Mikrobrauerei Hardwald, die ihre Gste zuknftig mit einem eigenen Biergarten im neuen Stadtteil empfangen wird.www.zwicky-neuguet.chHalter Entwicklungen > Seite 128

    HangoverLas Vegas ist nicht nur der richtige Ort fr ein Mnnerwochenende, sondern auch die Stadt, in der jedes Jahr die neusten Trends in Sachen Unterhal-tungselektronik vorgestellt werden. Die Consumer Electronics Show (CES) ist eine der weltweit wichtigsten Fach-messen in ihrem Bereich. Die grssten Player der Branche prsentieren ihre Produktneuheiten nicht selten genau an diesen vier Tagen Anfang Januar. 2015 war digitalSTROM zum ersten Mal dabei und konnte einem internationa-len Publikum einen Ausblick auf das Smart Home der Zukunft bieten. Eine der Attraktionen am Stand war die vollstndige Integration der lernfhi-gen Google-Nest-Thermostate. Durch das Vernetzungskonzept wurde der bekannte Funktionsumfang der Thermostate erheblich erweitert. Daneben zeigte das digitalSTROM-Team ein neues Bedienprogramm zur Steuerung des Smart Homes mit Multisensor-Technologie. So knnen Gerte im Haus ber beliebige Oberflchen gesteuert werden.

    www.digitalstrom.comHalter Beteiligungen > Seite 146

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    Kunst am BauDas Werk Iris von Kerim Seiler wurde mit Spannung erwartet: Regenbogenfarbene Lamellenstoren hllen das Brogebude im Schliere-mer Stadtteil amRietpark ein und setzen einen markanten Farbakzent. www.amrietpark.chHalter Entwicklungen> Seite 128Halter Immobilien> Seite 138

    AdlerhorstAbschalten vom Alltag. Die Natur geniessen. Sport treiben. Eine Atmo- sphre von ursprnglicher Schnheit und kulturhistorischer Bedeutung prgt das Bild von Falera. Noch dazu ist das vom Durchgangsverkehr verschonte Bndner Bergdorf mit seiner Talstation direkt an das Ski- und Snowboardgebiet Flims-Laax angeschlossen. Durch seine Lage auf einer Sonnenterrasse in 1220 Metern Hhe verfgt es ber einen einzigartigen Panoramablick in die Bergwelt. Hier wurde im letzen Jahr das erste von drei Husern der berbauung La Falera fertiggestellt. Es verfgt ber zwei Wohnungen mit exklusivem Ausbaustandard und eigenem Spa. Zum Einsatz kamen Valser Quarzit fr das Chemine, die Bder und die Sauna sowie honigfarbene Lrchendielen. Beide Einheiten sind bereits verkauft. Im Sommer 2015 entstehen in einer nchsten Etappe zwei weitere Huser mit vier je 169 Quadratmeter grossen Wohnungen bereit, die Trume vom eigenen Heim in den Bergen zu erfllen.

    www.lafalera.chHalter Entwicklungen > Seite 128

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  • Immobilien an bester Lage.Die SBB ist nicht nur das grsste Schweizer Transportunter-nehmen, sondern bewirtschaftet und entwickelt als eine der bedeutendsten Schweizer Immobilienfirmen landesweit rund 3500 Gebude und 4000 Grundstcke. Mit dem Ziel der nach-haltigen Wertschpfung bauen wir damit an einer Zukunft diesich am Bedrfnis der ffentlichkeit orientiert. Weil SBB viel mehr bedeutet als nur Zge. sbb.ch/immobilien

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    FilmreifDie 64 Doppel- und Einfamilien-huser der berbauung Am Brunnen in Httikon wurden von ihren neuen Bewohnern meist jungen Familien bezogen. Wie es sich hier lebt, zeigt eine Doku-Serie von Schweiz aktuell auf SRF ab Juli 2015.www.am-brunnen.chHalter Entwicklungen > Seite 128

    PaartanzDie erste Monografie zum Schaffen von Galli Rudolf Architekten, herausgege-ben von Sabine von Fischer, prsentiert ein Spektrum architektonischer Arbeiten an der Schnittstelle von Stdtebau und Landschaftsraum. Charakteristisch fr die Entwrfe von Andreas Galli (Jahrgang 1958) und Yvonne Rudolf (Jahrgang 1962) sind ihr umsichtiger und raffinierter Umgang mit typologischen, denkmalpflegeri-schen und raumplanerischen Fragen.Die Siedlungsentwicklung an den stdtischen Rndern und in ausser- stdtischen Gebieten stellt eine der dringendsten Planungsaufgaben der letzten Jahre dar. Anhand von rund zehn Bauten wird das Werk des Zrcher Bros detailliert vorgestellt. Dazu gehrt auch die Gebietsentwicklung amRietpark in Schlieren. Gerade konnte hier die Schlussetappe einge-weiht werden. Das Buch erscheint mit deutschen und englischen Texten im Verlag Scheidegger&Spiess. Es ist mit Plnen, Grundrissen und zahlreichen Fotografien illustriert.

    www.galli-rudolf.ch www.amrietpark.ch Halter Entwicklungen > Seite 128 Halter Immobilien > Seite 138

    Immobilien an bester Lage.Die SBB ist nicht nur das grsste Schweizer Transportunter-nehmen, sondern bewirtschaftet und entwickelt als eine der bedeutendsten Schweizer Immobilienfirmen landesweit rund 3500 Gebude und 4000 Grundstcke. Mit dem Ziel der nach-haltigen Wertschpfung bauen wir damit an einer Zukunft diesich am Bedrfnis der ffentlichkeit orientiert. Weil SBB viel mehr bedeutet als nur Zge. sbb.ch/immobilien

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    Hrsg. / Ed. Sabine von Fischer

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    Typologie im Kontext:

    Wohnsiedlungen in stdtischen Randgebieten

    und Umbauten von ffentlichen Gebuden

    sind Schwer punkte im Werk des Zrcher Bros

    Galli Rudolf Architekten.

    Ihre erste Monografie umfasst neben

    detaillierten Projektdokumentationen

    einsichtsreiche Essays von Sabine von Fischer,

    Reto Pfenninger, Yehuda E. Safran und

    Caspar Schrer, ein Gesprch von Inge Beckel

    mit Yvonne Rudolf und Andreas Galli sowie

    Fotografien von Hlne Binet, Ralph Feiner,

    Hannes Henz, Dominique Marc Wehrli

    und anderen.

    Typology in context:

    housing developments in urban peripheries

    and redevelopments of public buildings

    are focal points in the work of the Swiss firm

    Galli Rudolf Architekten.

    The architects first monograph presents

    detailed documentation of projects along

    with insightful essays by Sabine von Fischer,

    Reto Pfenninger, Yehuda E. Safran, and

    Caspar Schrer, an interview with Yvonne

    Rudolf and Andreas Galli by Inge Beckel, and

    photographs by Hlne Binet, Ralph Feiner,

    Hannes Henz, Dominique Marc Wehrli,

    and others.

    Printed in Germany

    ISBN 978-3-906027-50-09

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    Text: Christof Glaus, Stcheli Architekten Illustration: C2F

    Architekturwettbewerbe haben in der Schweiz eine lange Tradition. Macht ihr da auch mit?, fragen mich viele Aussenstehende. Auf die Bejahung folgt anerkennender Respekt. Der Wettbewerb wird ver-standen als Knigsdisziplin des architektonischen Entwurfs.

    Er ist tatschlich ein fantastisches, wenn auch konomisch frag-wrdiges Instrument der Projektentwicklung. Behrden nutzen ihn zur stdtebaulichen Qualittssicherung und zur Verankerung wichti-ger architektonischer Themen. Bauherren erhalten vielfltige Ideen und knnen zuweilen noch diffuse Zielsetzungen klren. Fr uns Ar-chitekten ist er Forschungs- und bungsstck zugleich und mit hin-reichendem Geschick wichtiges Mittel zur Akquisition.

    Genauso unterschiedlich und ambivalent wie die Erwartungen sind fr alle Projektbeteiligten die Resultate: Die Behrden bekom-men ein gehaltvolles Projekt vom richtigen Architekten, sehen sich aber unter Umstnden mit dem Zorn der ffentlichkeit konfrontiert, die das Vorgeschlagene als deplatzierte Vision wahrnimmt. Bauherr-schaften erkennen das Potenzial des Programms, oder aber sie sind entsetzt und fhlen sich von der Fachjury missverstanden. Wir Ar-chitekten rhmen uns, einen spannenden Auftrag erhalten zu ha-ben. Wenn nicht, sind wir zu Tode betrbt egal, ob ein besseres oder schlechtes, anpsslerisches Projekt den Sieg davongetragen hat.

    Architekten lieben Wettbewerbe. Sie sind ein Instrument des freien Entwickelns, Forschens, Messens und Lernens. Doch uns be-sorgt das Mass ungengend vorbereiteter, salopp jurierter und insbe-sondere nicht realisierter Wettbewerbe. Die erfolgreiche Tradition, die so viele gute Bauten und eine hohe Qualitt der Schweizer Archi-tektur hervorgebracht hat, erfordert die Kompetenz aller Beteiligten. Anders lsst sich der finanzielle und emotionale Aufwand auf Dauer nicht rechtfertigen. Das bedeutet auch, dass gute, durch konzeptio-nelle Klarheit bestechende Wettbewerbsergebnisse bei der Realisie-rung in ihrem Geist und Gehalt nicht beliebig strapaziert, angepasst und abgendert werden knnen.

    Forschen, messen, lernen

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    Mit einem stdtebaulichen Rhythmus, der aus der Nhe und Ferne jeweils ganz anders wirkt, setzt das Hochhausprojekt auf dem Areal der ehemali-gen Seidenspinnerei Zwicky in Wallisellen ein Zei-chen. Einen Gebudekomplex in die heterogene Umgebung einzupassen und darber hinaus einen identittsstiftenden Ort zu schaffen, stellte hohe Anforderungen. Durch eine stdtebauliche Rhyth-misierung des Volumens konnten die Architekten diese schwierige Aufgabenstellung in eine elegante Figur bersetzen. Daneben prgen auch Lrm und Melodie das Projekt: Dank ihrer erfinderi-schen Strategie, in der geltenden Lrmschutzpraxis Wohnqualitt herzustellen, und mit einer Aussen-raumgestaltung aus konkaven und konvexen For-men ist das Hochhaus mit dem Namen Waldhaus NeuGuet Landmarke fr das Areal und eine Wohn-welt in vier Trmen.

    Fernwirkung: Vier trmeEntlang der Neugutstrasse wickelt sich ein Schwei-zer Panorama stdtebaulicher Leitprojekte des 20. und 21. Jahrhunderts ab: An das seit 2010 mit Blockrand und Kolonnaden bebaute Richti-Areal reihen sich nicht nur das 1975 auf der grnen Wiese

    erffnete Einkaufszentrum Glatt, sondern sdlich der A1 auch verschiedene Neubauten auf dem seit 1993 umgenutzten und seit 2006 mit Wohnnutzun-gen besetzten Zwicky-Areal. Das geplante Hoch-haus Waldhaus NeuGuet ist eines unter vielen im Glatttal und lngst nicht das hchste, begrenzt doch die Anfluglinie des teilweise noch genutzten Militrflughafens Dbendorf die maximale Hhe auf unter 50 Meter. Damit das Haus trotzdem ele-gant in die Hhe ragt und nicht zur Scheibe oder zum Klumpen verkommt, gliedern die Architek-ten das Volumen in vier Trme, die ber Terrassen zusammengebunden sind. Auf dem steinernen So-ckel aus einem ebenerdigen Restaurant- und Ge-werbegeschoss sowie drei Hoteletagen trmen sich hundert Eigentumswohnungen in einer filigran an-mutenden Struktur. Aus der Ferne schimmert die Sonne zwischen den verglasten Balkonen hindurch und lsst das Hochhaus, das mit allen Mitteln der Technik von den Lrmimmissionen aus der Umge-bung abgeschirmt wird, wie durchlssig erscheinen. Aus der Nhe wirkt das grosse Haus ganz anders: Terrassen und Baukrper verbinden sich zu einem einzigen Volumen, dessen sanft rhythmisierte Fas-sade den zuknftigen Seidenplatz fasst.

    Text: Sabine von Fischer Visualisierungen: Raumgleiter

    rhythmus, Lrm

    und meLodie

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    Aus der Ferne erscheint das Hochhaus Waldhaus NeuGuet mit seinen verglasten Balkonen, als wre es durchlssig.

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    Wie verwobene Seidenstrnge: die Wellenstruktur der Metallverkleidungen auf den Wohngeschossen

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    nAhwirkung: ein grosser BAukrperDas Wechselspiel zwischen der aufgelsten Fern-wirkung und der geschlossenen Nahwirkung ergab sich in der Wettbewerbsphase aus der Suche nach einer maximalen Wohnqualitt innerhalb der viel-gestaltigen Lage zwischen Bahnviadukt, Neugut-strasse und Waldabstandslinie, welche parallel zur A1 verluft. Die geltende Lrmschutzpraxis erlaubt eine Wohnungslftung seitens des Bahnviadukts, nicht aber in Richtung der Autobahn, weil die Ge-rusche durch die Mittelung der Mess ergebnisse hier als lauter bewertet werden. Damit alle be-wohnbaren Zimmer belftet werden knnen, sind ihnen nach Sden gerichtete Loggien innerhalb der gesetzlichen Lrmgrenzwerte vorgelagert. Das Projekt weiss mit den schwierigen Rahmenbedin-gungen umzugehen und findet auf die mannigfalti-gen Anforderungen jeweils eine Antwort, befand das Preisgericht des Architekturwettbewerbs. Man lobte die Grundrisslsung mit den Terrassen und erkor das Projekt, das in der Wettbewerbsphase noch Papillon hiess, zum Sieger.

    Mit den privaten Aussenrumen auf den durch-laufenden Loggien gelang es den Architekten, die Wohnungen gleichzeitig optimal zur Sonne auszu-richten. Wie bei Le Corbusiers jardin ltage hier in eingeschossiger Variante gehrt zu jeder der Wohnungen eine Terrasse von bis zu 40 Qua-dratmetern. Auch aus baukonomischer Sicht sind die Terrassen ein geschickter Zug, geben sie dem Baukrper seine geschwungene Form, ohne dass die Wohnungsfassaden oder -fenster in aufwendi-gen runden Elementen gebaut werden mssten.

    Wie verwobene Seidenstrnge wirkt die verti-kale Wellenstruktur der Metallverkleidungen auf den Wohngeschossen. Zwischen der kontrastrei-chen Leichtigkeit dieser textil wirkenden Fassade zeichnen Faserbetonelemente die Geschossplatten nach und betonen die Hhe der vier Wohntrme. Der Sockel aus eingefrbten Betonelementen dage-gen ist zugunsten einer geschlossenen Nahwirkung homogen gestaltet und fasst den stdtischen Platz als Zentrum fr das gesamte Areal.

    konkAV und konVex im AussenrAumWo der Baukrper aber auf den Boden einwirkt, sind auch die massiven Teile der Fassade geschwungen: Im Sockelbau mit Gewerbe- und Hotelnutzung er-weitert sich der fr das ganze neue Quartier zen-trale Seidenplatz in drei konkave Nischen. So ist

    der Platz grosszgig und doch gegliedert. Unter dem Eisenbahnviadukt bildet die konvexe Hlle ei-nes Pavillons mit Caf und Imbiss ein Gegenber, an der Neugutstrasse die Tramhaltestelle und auf der anderen Strassenseite die weiterhin bewohnte Fabrikantenvilla.

    Das Areal der ehemaligen Nhfadenfabrik wurde seit 1993 sukzessive umgenutzt und seit 2012 mit rechtskrftigem Gestaltungsplan intensiv wei-terentwickelt. Hochhaus und Seidenplatz setzen einen Anker in diese Wogen der Urbanisierung an der einstigen Peripherie, die unterdessen geradezu zum Brennpunkt in der Agglomeration des Glatttals geworden ist. Dabei gibt es kein hartes Anstossen zwischen den frheren und heutigen stdtebauli-chen Anstzen. Vielmehr vermag das Projekt mit dem rhythmisch gegliederten Baukrper, dem ge-schlossenen Sockel und dem filigranen Aufbau so-wie den konkaven und konvexen Formen nachhal-tige Akzente zu setzen.

    In energetischer Hinsicht nach Minergie-Stan-dard und als Smart Home geplant, wird das Haus nicht bewirken knnen, dass hier in dieser bewe-gungs- und verkehrsreichen Umgebung alles still wird. Im Gegenteil. Wie Jacques Attali in seinem viel zitierten Buch Bruits die Gerusche in ver-schiedenen historischen Organisationsformen be-schrieben hat, ist Lrm immer Ausdruck gesell-schaftlicher Zustnde und sogar die Grundlage von Attalis Prognosen fr die Zukunft. So erklin-gen aus dem Rhythmus der stdtebaulichen Set-zung und aus der Melodie des Projekts Waldhaus NeuGuet von Ramser Schmid Architekten die Vor-stellungen heutiger und zuknftiger Stadtentwick-lungen, die uns noch eine Weile lang beschftigen werden.www.waldhaus-neuguet.chHalter Entwicklungen > Seite 128

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    rAmser schmid ArchitektenChristoph Ramser (Jahrgang 1974) und Raphael Schmid (Jahrgang 1972) fhren seit 2002 ein eigenes Architekturbro in Zrich. Ihr Diplom als Architekten erhielten beide Broinhaber an der ETH Zrich. Seit 2011 sind sie Mitglie-der des Bunds Schweizer Architekten. Neben der beruflichen Praxis interes-sieren sich die Partner fr die Vermitt-lung von Architektur in der Lehre. Verschiedenen Engagements als Assistenten an der ETH bei Adrian Meyer und Annette Spiro (Christoph Ramser) sowie bei Christian Kerez (Raphael Schmid) folgten Berufungen als Dozenten der Abteilung Architektur der Hochschule Luzern, wo Raphael Schmid noch heute als Professor fr Entwurf und Konstruktion ttig ist.Eine thematische Grundkonstante in der Arbeit von Ramser Schmid Architekten besteht im Interesse fr den gebauten und topografischen Kontext. Diese Auseinandersetzung beschrnkt sich nicht nur auf eine Fortentwicklung bestehender Verhlt-nisse. Vielmehr geht es um das Weiterspinnen vorgefundener Erzhl-strnge zu neuen Geschichten. Dafr werden schon in der volumetrischen Erscheinung eines Projekts plastisch-erzhlerische Elemente entworfen. Gleichzeitig gilt ihre Suche stets dem grundrisstypologischen Potenzial, das im spezifischen Charakter eines Baukrpers steckt.www.ramserschmid.ch

    Schnitt: Schichtung von ffentlichen Nutzungen, Hotel und Wohnen

    4. bis 14. Obergeschoss: Etagen- und Maisonettewohnungen mit Loggien

    1. bis 3. Obergeschoss: Hotel mit Modulsystem

    Erdgeschoss: Restaurant und Gewerbe, Pavillon mit Caf

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    strAVinsky2. Platz WettbewerbArchitektur: Christ&Gantenbein, BaselAuch das Projekt Stravinsky organisiert die geforderten Pro-gramme in vier vertikalen Volumen, die in einem Fcher aufgefaltet sind. Die Jury lobte den Stdtebau und den Aus-druck des Baukrpers als klare Geste mit eleganter, schnr-kelloser und massstblich gut integrierter Prsenz. Das Ver-schrnken der vier Trme zu einem einzigen Volumen fhrt allerdings zu berlagerten Grundrissen und einem kompli-zierten Innenleben. Die Anlage der Grundrisse in Wohnun-gen und Hotel liess befrchten, dass die Anforderungen be-zglich Lrmschutz nicht erfllt werden knnten.

    seidenturm3. Platz WettbewerbArchitektur: e2a eckert eckert architekten, ZrichDie radikale Haltung der Hochhausscheibe Seidenturm be-eindruckte und irritierte die Jury zugleich: Die Qualitt die-ses Projekts liegt in seiner strukturellen Klarheit und seiner subtil durchbrochenen Monotonie, die zusammen den Ge-danken von elementarer Gleichheit und deren gestalteter Strung aufblitzen lassen. Zwar zeichnet der monolithische Baukrper eine klare Linie in die schwierige Geometrie der Parzelle, teilt dabei aber den Seidenplatz in einen ffentlichen und einen privaten Teil. Vielmehr wnscht man sich ein ruhi-ges und beruhigendes Zentrum.

    Durch die Fcherform des Baus entstanden aufwendige Grundrisse.

    Die Fassade ist durch Rck- bzw. Vorsprnge gegliedert.

    Im Modell gut erkennbar: die verschiedenen Verkehrsbewegungen

    Der Baukrper hat nahezu monumentalen Charakter.

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    Beide Gebude tragen irisierende Zementfaserplatten. Die Pflanztrge auf dem Dorfplatz dienen auch als Sitzgelegenheiten.

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    GefAsstes Zentrum

    Mitten in Ebikon und direkt an der Hauptverkehrsader entstand die Zentrums- bebauung Riedmatt: zwei Minergiebauten mit Wohnungen und Gewerbe-flchen, die den bergang von der Strasse zum neuen Dorfplatz bilden. Die Agglomerationsstadt vor den Toren Luzerns erhlt damit einen sichtbaren, verkehrsfreien Siedlungs-kern und beseitigt eine langjhrige Brache an prominenter Lage.

    Text: Manuel Joss Fotos: Lucas Peters

    Industrie-Architektur, der dazugehrige Liftprf-turm ein von weither sichtbares Wahrzeichen im flachen, lang gestreckten Rontal. Im Zentrum von Ebikon entstanden derweil Ladenpassagen und berbauungen mit Mischnutzung, aber die Ge-staltung der ffentlichen Aussenrume hielt nicht Schritt mit der rasanten Entwicklung. Zwar sah ein Architekturwettbewerb schon Anfang der 1970er-Jahre eine Zentrumsberbauung vor mit einer breiten Fussgngerberdeckung der Zentralstrasse als Herzstck , das Wachstum fand aber spter vor-wiegend in der Peripherie statt. In der Mitte blieb eine Baulcke, wohl auch wegen der anspruchsvol-len Lage und den Besitzverhltnissen.

    Architektur mit klAren VolumenIm Jahr 2010 lste sich die festgefahrene Situation: Halter Gesamtleistungen nahm die Entwicklung in die Hand und gewann mit dem optimierten Projekt die Denner Pensionskasse als Investorin fr die Neubauten. Damit war auch der Weg frei fr den Bau eines Dorfplatzes, der nun eine klare Begren-zung erhalten wrde. Ein lang gehegter Wunsch der Gemeinde, beim bestehenden Gemeindehaus einen neuen Kern zu schaffen, erfllte sich.

    Die Gestaltung der Neubauten ist ruhig, zurck-haltend und sorgfltig detailliert. Hornberger Ar-chitekten, die ber lange Erfahrung mit Zentrums-berbauungen und Platzgestaltungen verfgen, bringen mit zwei klaren Volumen die vielfltigen Anforderungen und Vorgaben dieses Ortes unter einen Hut. Die rote Fassade aus Zementfaserplat-ten stellt an der schnurgeraden Zentral strasse ei-nen Blickfang dar und markiert den Eingang zum Dorfplatz. Das Rot erinnert an die Schindler-Bau-ten, ist aber auch die Komplementrfarbe zum Grn der neuen Strassenbume. Je nach Sonnen-einstrahlung verndert sich das Erscheinungsbild der Zementfaserplatten, denn die Platten besitzen eine gerichtete, irisierende Beschichtung, zudem sind sie in zwei Richtungen verlegt. Durchgngig gleich hohe, liegende Fenster und Loggien prgen das Fassadenbild der Wohngeschosse. Die Brs-tungshhe erlaubt auch bei sitzender Position vom Sofa aus eine gute Aussicht in die umliegenden H-gel und oft bis zum Pilatus.

    Der Wohnungsspiegel der beiden Huser setzt sich aus 52 Kleinwohnungen zusammen: Studios sowie 2,5- und 3,5-Zimmer-Wohnungen fr Ein- und Zweipersonenhaushalte. Der Grund dafr liegt

    Ebikon ist neben Emmen, Horw und Kriens eine der grssten Agglomerationsgemeinden in der Region Luzern und ein wichtiger Entwicklungs-schwerpunkt des Kantons. Das war nicht immer so. Erst in der Nachkriegszeit wuchs das Strassen-dorf zu einem bedeutenden Wohn- und Gewerbe- standort direkt neben der Stadt Luzern und er-reichte selbst in den 1980er-Jahren Stadtgrsse. Besonders befrdert wurde das Wachstum im Jahr 1957, als die Aufzugfabrik Alfred Schindler ihren ge-samten Sitz von der Luzerner Allmend hierher ver-legte. Das weiss-rote Schindler-Gebude an der Zentralstrasse ist ein wichtiger Zeitzeuge damaliger

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    Schnitt: Die Einfahrt zur Tiefgarage liegt im Gemeindehaus nebenan.

    Erdgeschoss: verglaste Geschftsflchen am Dorfplatz

    1. bis 4. Obergeschoss: Studios, 2,5- und 3,5-Zimmer-Wohnungen

    Das Treppenhaus wurde in einem hellen Gelb gestrichen.

    Der Blick aus einer der Loggien auf die Zentralstrasse und den Pilatus.

    in der exponierten Lage, die sich weniger fr Gross- und Familienwohnungen eignet, dafr aber ideal ist fr mobile Berufsttige, denn Bahnhof und Bus sind gleich nebenan und der neue Autobahnzubrin-ger Rontal ist nur wenige Fahrminuten entfernt. Die Volumetrie der Gebude war im Richtplan vorgege-ben und ist fr ein Anlageobjekt eher klein. Doch kann sie hier gut genutzt werden: Der hohe Fassa-denanteil bietet gerade bei Kleinwohnungen einen entscheidenden Vorteil, lassen sich diese so meist auf mehrere Seiten ausrichten. Grosse Bauvolumen bieten viele Vorzge beim Bau und bei der Bewirt-schaftung. Sie haben aber auch den Nachteil, dass kleine Wohnungen oft nur zu einer Himmelsrich-tung angeordnet werden knnen.

    trAnspArenZ schAfft VerbindunGenTausende von Fahrzeugen rollen tglich mitten durch Ebikon und setzen auch die Zentrumsbebau-ung auf drei Seiten dem Lrm aus. Fr den Schutz davor sorgen verglaste Loggien, eine kontrollierte Wohnungslftung und hochwertige Fenster. Die grossen Putzflgel dieser Holz-Metall-Fenster sind so dimensioniert, dass sie sich von Hand ge-rade noch ffnen lassen. Eine Fabrik in Ebikon hat sie gefertigt. Auch der hohe Anteil an Beton in den Aussenwnden schtzt vor Lrm. Fr die Erd-bebensicherheit braucht es in den oberen Geschos-sen aussteifende Aussenwnde. Dafr kommt das Erdgeschoss mit wenigen Sttzen aus und erreicht die gewnschte Transparenz.

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    Mit ebenerdigen, hohen und offenen Gewerbe- und Geschftsflchen setzen sich die Neubauten von den umliegenden Geschftshusern ab. Die vollfl-chige Verglasung reicht nmlich bis an die Gebu-deaussenkante. Damit lsst sich die Grundflche besser nutzen, vor allem aber erhalten die Huser eine offene, einladende Ausstrahlung. Die Erdge-schosse sind von der Strasse und vom Gehsteig aus gut sichtbar, direkt zugnglich und gehen stufenlos in den Dorfplatz ber. Besonders auch in der dunk-leren Jahreszeit beleuchten die grossen Glasflchen den Platz. In einem der Erdgeschosse hat sich be-reits die Bibliothek Ebikon eingemietet, was eine sinnvolle Ergnzung und Belebung fr den Orts-kern bedeutet.

    der GemeindeplAtZ Als ZentrAler ortDer hintere Bereich des Platzes liegt direkt vor dem Gemeindehaus, einem reprsentativen, aber nach aussen eher verschlossen wirkenden Bau aus dem Jahr 2003 von Lustenberger&Condrau Architekten. Hier haben ASP Landschaftsarchitekten im Auftrag der Gemeinde einen Erlenhain in drei Pflanztrgen aus Eichenstmmen errichtet. Die Trge wurden von einem Holzknstler gestaltet und dienen auch als Sitzelement. Der Erlenhain erinnert bewusst an die Uferbewachsung des nahen Rotsees dort, wo auch das malerische Freibad der Gemeinde steht und bildet einen willkommenen Fotohintergrund fr die Trauungen im Gemeindehaus. Zwischen den beiden Neubauten befinden sich Parkpltze. Ohne Autos und mobile Pflanzgefsse reicht der Dorfplatz bis zur Zentralstrasse und kann auch fr grssere Veranstaltungen genutzt werden.

    Die vierspurige Zentralstrasse wird wohl auch knftig ein dominierendes Element im Ort blei-ben, da sie zugleich Kantonsstrasse ist. Die Zen-trumsberbauung Riedmatt setzt aber zusammen mit dem Dorfplatz ein wichtiges Zeichen, nmlich dass der Ortskern und seine Aussenrume Gewicht haben und weitergestaltet werden sollen. Ebikon ab 2017 mit der sich im Bau befindlichen Mall of Switzerland weit ber das Rontal hinaus exponiert (s. Seite 74) macht damit einen grossen Schritt nach vorne und hin zur Bildung ihrer Identitt als eigenstndiger Agglomerationsgemeinde.www.ebikon-riedmatt.chHalter Gesamtleistungen > Seite 134

    hornberGer ArchitektenKlaus Hornberger dissertierte 1980 an der ETH Zrich zum Thema Wechsel-seitige Abhngigkeiten von Stadtge-staltung und Baugesetz und grndete zwei Jahre spter die Hornberger Architekten mit heute ber 20 Mitar-beitenden. Neben dem Grnder Klaus Hornberger wurde die Leitung 2010 mit den Bropartnern Oliver Majer und Roland Meier erweitert und fr die Zukunft aufgestellt. Die Arbeitsschwer-punkte liegen in den Bereichen ffentliche Bauten und Schulbauten, Wohnbauten und Gewerbebauten, Zentrumsberbauungen und Pltze in der gesamten Schweiz sowie Baubera-tung und Juryttigkeit. Zahlreiche Werke des Zrcher Bros entstanden aus Wettbewerbserfolgen, etwa der viel beachtete Neubau des Bahnhofs Zug, der 2003 eingeweiht werden konnte und gleich zweifach mit dem interna-tionalen Brunel Award in der Kategorie Architektur und Licht ausgezeichnet wurde.www.hornberger.ch

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    Verdichtung heisst auch, Restflchen zu nutzen. Die als Parkplatz zwischengenutzte Restflche zwi-schen den Vororten Bmpliz und Bethlehem west-lich der Stadt Bern wartete auf ihre Aufwertung, seitdem das Stadtplanungsamt Bern vor gut 20 Jah-ren im Rahmen eines stdtebaulichen Entwick-lungsschwerpunkts Handlungsbedarf definiert hatte. Bald ergnzte das Tram Bern-West die beste-henden Verkehrsverbindungen des SBB-Bahnhofs, der Kantonsstrasse und der Autobahn. Die Frage al-lerdings, wer sich hier aufhalten wrde, blieb.

    Die Dinge fgten sich. Am 14. Dezember 2014 konnte das Zentrum Europaplatz mit dem Haus der Religionen an eben dieser Stelle mit einer grossen Feier erffnet werden. Die Zeit fr die Realisierung einer ersten von drei Etappen eines Bebauungs-plans mag lang erscheinen. Angesichts der Tatsa-che, dass am gleichzeitig benannten Afrikaplatz und am Asienplatz kaum etwas passierte, der Eu-ropaplatz nun aber in aller Munde ist, sind hier in stdtebaulicher Hinsicht sprichwrtlich Kontinente verschoben worden. Und dies nur dank dem Glau-ben an die Idee eines Europaplatzes als Treffpunkt der Kulturen und Religionen und als Brennpunkt der stdtebaulichen Entwicklung.

    Architektur und kultur im diAlogDer Europaplatz, wie der Ort bereits im Rahmen der Aufwertung getauft worden war, wurde 1999 Teil des fnften Europan-Wettbewerbs. Die von 19 europischen Staaten getragene und im Zweijah-resrhythmus durchgefhrte Initiative versteht sich als Sprungbrett fr Architekten und Stdteplaner unter 40 Jahren und als Ideenpool fr schwierige Stadtplanungen. Mit dem ersten Preis ausgezeich-net wurde Urbanoffice aus Amsterdam. Das junge Architekturbro unter der Leitung von Madir Shah sah auf der Restflche entlang der Bahnlinie ein etappierbares, zehngeschossiges Bebauungsband von mindestens zwanzig Metern Tiefe mit einem Kopfbau am Europaplatz vor. Im Fluss der vorhan-denen Bewegung sollten Rume mit Aufenthalts-qualitt entstehen.

    Unabhngig vom Europan-Wettbewerb fhrte das Stadtplanungsamt Bern unter der Leitung von Christian Jaquet die Image-Studie Ohne Grund geht niemand nach Bmpliz durch, in der als eines der Ziele fr das multikulturelle Stadtge-biet ein Runder Tisch der Religionen formu-liert wurde. Pfarrer Hartmut Haas kam nach Bern, um vor dem Hintergrund seiner vielfltigen

    Text: Sabine von Fischer Fotos: Rob Lewis

    misch- nutzung Als

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    7. Obergeschoss: Maisonette- und Etagenwohnungen

    1. Obergeschoss: Foyer Haus der Religionen, Verkauf Schnitt durch die vertikal geschichteten Nutzungen

    Situation am Verkehrsknotenpunkt von Bern-West2. Obergeschoss: obere Ebene Haus der Religionen, Broflchen

    3. Obergeschoss: Broflchen

    Apartments Studios Bros Haus der Religionen Verkaufsflchen

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    interreligisen Erfahrungen ein Haus der Reli-gionen aufzubauen. 2001 erhielt die Bauart Archi-tekten und Planer AG den Auftrag fr eine Mach-barkeitsstudie. 2002 wurde der Verein Haus der Religionen Dialog der Kulturen gegrndet. Eine Standortstudie fhrte schliesslich zum Projektein-tritt des Berner Architekturbros Bauart, das sich ab 2004 gemeinsam mit Urbanoffice fr die Ent-wicklung der Restflche engagierte. 2008 such-ten alle Beteiligten einen professionellen Entwick-ler, der ihre Ideen bis zur Realisierung weitertragen knnte, und entschieden sich fr die Halter AG.

    Das enorme Engagement verschiedenster Per-sonen und Firmen sowie die Synergien zwischen dem planerischen Wettbewerb, der Idee fr eine kulturelle Nutzung und den wirtschaftlichen Inte-ressen an der komplexen stdtebaulichen Schnitt-stelle schufen die Voraussetzungen dafr, dass das Projekt von der Studie in die Entwicklung und schliesslich zur Ausfhrung kam. Seine Einweihung kann als Erfolg sowohl auf stdtebaulicher wie in-terkultureller Ebene gewertet werden.

    zentrum europAplAtz hAus der religionenDer gestapelte Mikrokosmos des Zentrums Europa-platz umfasst ber 20000 Quadratmeter Nutzfl-chen in einem ber 80 Meter langen und im Sockel-bau fast 40 Meter tiefen Haus. Darber legt sich ein Band mit vornehmlich Wohnnutzungen von 20 Me-tern Tiefe. Es gibt zwei Eingangsbereiche: einen im unteren Erdgeschoss am Europaplatz, wo die Filiale eines Grossverteilers und eine Bckerei die Aktivi-tten bringen, die fr eine stdtebauliche Initial-zndung notwendig sind; und einen im hher ge-legenen Haus der Religionen, hinter dem das Foyer liegt. Madir Shah nennt diese Nutzungen trans-fer programs, weil sie den Austausch zwischen ffentlichen und privaten Sphren antreiben und die Passanten dazu bewegen, das Gebude zu be-treten. Stefan Graf von Bauart betont die Wichtig-keit der Mischnutzung fr die weitere Entwicklung des Gebiets, dessen rumliche Fortsetzung heute keine Frage mehr ist. Verglichen mit anderen Ber-ner Entwicklungsschwerpunkten wie Wankdorf, wo eine fast monofunktionale Arbeitswelt entstanden ist, sind am Europaplatz die Weichen fr die Ver-netzung von Wohnen, Gewerbe und Kultur gestellt.

    Herzschlag und Gemtslage des grossen Baus bestimmt das Haus der Religionen, das fast 20 Pro- zent der Nutzflchen belegt. Das Foyer mit

    Restaurant und der unterteilbare Bewegungs- und Theaterraum mit Bibliothek und Brorumen im oberen Geschoss sind Teil der gemeinsamen Inf-rastruktur des interkulturellen Hauses, das von ei-ner Stiftung getragen und an einen Verein vermietet wird. Die verschiedenen Religionen sind entspre-chend ihrem Raumbedarf beherbergt: Den grssten Raum belegen mit 350 Quadratmetern die Hindus, den zweiten grossen Raum auf der gegenberlie-genden Seite des Foyers die Muslime. Weiter hinten treffen sich die Buddhisten, im oberen Geschoss die Christen und die Aleviten. Drei weitere Weltreli-gionen sind im Verein vertreten. Sie zeigen sich nicht mit einem Raum, sondern je mit einer Vitrine: Entlang der bhnenpodestartigen Stufung im Split- Level des Dialograums prsentieren die jdische Gemeinde, die Bah und die Sikh Objekte aus ih-rer religisen Kultur. Wie die christliche Kirche sich hier kumenisch zusammengeschlossen hat, ver-stehen sich alle vertretenen Gemeinschaften als of-fene und berregionale Gruppen der Dialog findet also nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Religionen statt.

    Nach aussen kommuniziert das von den Knst-lerinnen Nika Spalinger und Daria Tchapanova ent-worfene Ornament, wie hier die verschiedenen Re-ligionsgemeinschaften unter einem gemeinsamen Dach die Menschenrechte und den kulturellen Di-alog thematisieren: Aufbauend auf einer Fnfeck-struktur, berlagern und verweben sich die im Or-nament verborgenen Verbindungen und Muster durch verschiedene Betonungen, Spiegelungen, Diskontinuitten und Brche zu einer magischen Hlle, welche sich wie ein Schleier um das mutige Projekt legt.

    offenheit Als progrAmmIn stdtebaulicher Hinsicht war das Haus von An-fang an fr Mischnutzungen gedacht, musste es doch Ausserordentliches leisten, nmlich den brachliegenden stdtischen Raum beleben. Im Kopfbau, wo heute Apartments vermietet werden, war bei der ersten Baueingabe ein Hotel vorgese-hen. Eine solche Nutzung scheint sich angesichts der guten verkehrstechnischen Anbindung aufzu-drngen, doch konnte dafr nur ein Trger, aber kein Investor gefunden werden. So wurde eine zweite, auch eine dritte Baueingabe gemacht, bis das Programm feststand. Die Offenheit zum Dialog zwischen verschiedenen Kulturen war nicht nur das

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    urbAnoffice ArchitectsDas Architekturbro wurde 2000 von Madir Shah in Amsterdam gegrndet. 2001 wurde es mit dem Zuiderkerk-Preis fr das beste Wohnbauprojekt in Amsterdam ausgezeichnet, 2003 fr ein Veranstaltungsgebude in Water-ford, Irland. In der Schweiz arbeitet Urbanoffice seit 2004 am Europaplatz in Bern und seit 2012 am Wohngebude Frrlibuck Terrassen in Zrich. Projekte auf dem Gebiet der Stadt-planung sind der Masterplan Amstel-station, Amsterdam, oder der Stadtre- vitalisierungsplan Diezepoort, Zwolle.

    bAuArt Architekten und plAner AgDie Partner von Bauart wirken seit 1987 unter gemeinsamem Namen und aktuell in Bern, Neuchtel und Zrich. Ihre Arbeit will einen Beitrag zur zeitgenssischen Baukultur leisten. Angestrebt wird eine differenzierte, stdtebauliche Haltung. Schwerpunkte sind die Projektierung und Ausfhrung von Neu- und Umbauten (Bundesamt fr Statistik, Neuchtel), stdtebauliche Studien (SBB-Areal, Olten), Nachhal- tigkeit, Forschungsarbeiten, Expertisen sowie die Teilnahme an Wettbewerben.www.bauart.ch

    www.urbanoffice.eu

    www.europaplatz-bern.chwww.haus-der-religionen.chHalter Entwicklungen > Seite 128

    Motiv fr die Mieterschaft aus mehreren Weltreli-gionen, sondern auch fr die Planer und Entwickler, die fr diese besondere Idee, einen Unort in einen Ort zu verwandeln, eine mchtige Portion Geduld brauchten.

    Im Innern entfaltet sich eine rumliche Offen-heit ber die vielen Oberlichter im zweigeschossi-gen Sockelbau, ber die raumhohen Verglasungen und ber die rumlichen Verbindungen. Bro- und Apartmentmieter teilen sich ein Treppenhaus und schlagen so alle Vorurteile ber ineffiziente Weg-fhrungen bei Mischnutzungen in den Wind. Eben-falls usserst effizient ist die rue intrieure auf dem siebten Geschoss, welche in die Maisonette-wohnungen mit 2,5 und 3,5 Zimmern zwischen der sechsten und der achten Etage fhrt. Im vierten und fnften Geschoss liegt der dritte Wohnungstyp der kleineren Business-Apartments, wie sie in Folge der zunehmenden Nachfrage nach temporren Klein- und Zweitwohnungen vielerorts Teil zeitge-nssischer Wohnbauprojekte sind.

    Die Geste des Hauses am Europaplatz gibt dem vielfltigen Innenleben einen Ausdruck: Das Vo-lumen ist abgestuft, und seine Fenster sind unter-schiedlich geschnitten. Erklren lsst sich diese Geste aber nicht durch einen Willen zur Gestaltung, sondern nur durch die besondere Entstehungsge-schichte. Whrend die einzelnen Programme aus-tauschbar sind, ist deren Vielfalt fr eine nachhal-tige stdtebauliche Aufwertung des Europaplatzes ein Imperativ. Rcksprnge und Abstufungen bre-chen die Grsse des zehngeschossigen Baus und fgen ihn fast selbstverstndlich in die hetero-gene Umgebung mit ihren sehr unterschiedlichen Massstben ein. Die ffentlichen wie die privaten Rume wenden sich explizit nach aussen: Der Platz schiebt sich unter die Autobahnbrcke, die Ver-sammlungsrume haben Ausblicke in die Umge-bung, die Wohnungen in den oberen Stockwerken blicken weit ber der Autobahn zum Bundeshaus und nach Bmpliz. Diese rumliche Offenheit ver-bindet sich zusammen mit der Weltoffenheit, wel-che das Projekt seit seinen Anfngen begleitet hat, zu einem Geist, mit dem die verschiedenen Nutzer das Haus und mit ihm den Europaplatz zum Leben erweckt haben.

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    Zentrum Europaplatz1 Der Eingang zum Haus der Religionen

    liegt am oberen Platz in einer von Ornamenten geschmckten Glasfront.

    2 Die S-Bahn-Haltestelle wurde von Ausser-holligen in Europaplatz umbenannt.

    3 Fassadendetail auf der Terrasse einer der Wohnungen. Die Fenster werden von goldenen Rahmen akzentuiert.

    4 Direkt am neu geschaffenen Platz liegt die Einkaufspassage. Gleich daneben befindet sich der gemeinsame Eingang zu den Bros und Wohnungen.

    5 Die Loggien der Wohnungen sind mit lrmabsorbierenden Platten verkleidet.

    Haus der Religionen6 Aus Angst vor einem erneuten

    Diebstahl deckten die Hindus ihre Heili-genfiguren auf der Baustelle ab.

    7 Ein Deckenornament aus Kreissegmenten berspannt den Bereich der Christen.

    8 Mnner aus Istanbul installieren den Kronleuchter in der Moschee der Muslime.

    9 Der Tempelbauer aus Sdindien ver- steht sein Handwerk. Er formt die Figuren im Hindu-Tempel ohne Vorlage.

    10 Die Maurer leisten Knochenarbeit. Weit ber 3000 Quadratmeter Nutzflchen wurden im Haus der Religionen realisiert.

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    glAubens-bekenntnis

    Im Haus der Religionen ist der Himmel gleich mehr-fach vertreten. Berns ein-zigartige Kultursttte bringt acht Weltreligionen unter ein Dach. Eingebettet in das Zentrum Europaplatz, wurden die meisten Arbei-ten fr den Innenausbau direkt an die einzelnen Glaubensgemeinschaften bertragen. Der interkul- turelle Austausch begann also schon lange vor der eigentlichen Erffnung am 14. Dezember 2014.

    Text: Denis Jeitziner Fotos: Rob Lewis

    Die Idee ist simpel, doch bestechend. Ein Haus der Religionen. Mit einem Dialog der Kulturen. Warum ist eigentlich nicht schon frher jemand darauf ge-kommen? Der Gedankenaustausch als Basis fr das Zusammenleben. Und wieso wurde diese Idee aus-gerechnet im an und fr sich beschaulichen Bern geboren?

    Der Grundgedanke zum Haus der Religionen stammt nicht etwa aus dem religisen Umfeld, son-dern aus der Politik und Zivilgesellschaft. Tatsache war: Es fehlte in und rund um Bern schon immer an wrdigen Kultusrumen. Etwas, was Christian Jaquet dem Verfasser einer Image-Studie zum Thema sauer aufstiess. Das war 1998. Hier ent-stand erstmals die Idee zum Haus der Religionen. Vier Jahre spter wurde der Verein unter der Lei-tung von Hartmut Haas gegrndet. Faszinierend, was daraus alles entstanden ist. Mit dem Geburts-ort Bern das ist einerseits politisch bedingt, an-dererseits Zufall, weil die innovativen Exponenten sich einfach dort aufhielten.

    Das Haus der Religionen ist in erster Linie ein Gemeinschaftswerk. Dass sich in der heutigen Zeit verschiedene Religionsgemeinschaften zusam-menraffen, um ein solch gesellschaftsbergreifen-des Projekt zu realisieren, ist an und fr sich schon bewundernswert genug. Dass es auf dem Papier funktionieren wrde, war den Machern eigentlich im Voraus bewusst. Das gute Einvernehmen kannte und die positiven Erfahrungen machte man ja be-reits seit Jahren am alten Standort im Berner Obst-bergquartier. Doch das Neben- und Miteinander wurde am neuen Standort von neuem auf die Probe gestellt. Wie wrde es funktionieren, wenn pltz-lich Dutzende von Arbeitenden unter Zeitdruck auf einer Baustelle gemeinsam kooperieren mssten?

    sAmstAg, 1. november 2014Europaplatz Bern: Unvorstellbar, dass hier in sechs Wochen ein Haus der Religionen stehen soll. Bala-kumar kauert vor seinem Werk einer Tempelfas-sade, die hier im Haus der Religionen in der hin-duistischen Tempelanlage zurzeit entsteht. Der 29-Jhrige wurde bereits als Tempelmaurer ge-boren. Sein Beruf wurde ihm von seinem Vater bertragen. Und er wird, falls er mal selbst Nach-wuchs zeugt, diesen Beruf an seinen Sohn bezie-hungsweise seine Shne weitergeben. Balakumar wurde speziell fr diesen Auftrag aus Indien in die Schweiz geholt. Er absolvierte in der Heimat eine

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    Maschinenmechaniker-Ausbildung und gilt als Ko-ryphe in seinem Metier. Vier Monate verbringt er mit seinen zahlreichen Tempelbauerkollegen in Bern. Danach wird er zurck in der Heimat erwar-tet. Von der Schweiz wird er nicht viel gesehen ha-ben zu arbeitsintensiv ist die Zeit, zu eng gedrngt der Fertigstellungsplan. Immerhin waren wir in den Bergen und haben zum ersten Mal im Leben Schnee gesehen, erzhlt er begeistert.

    Die Hindus arbeiteten monatelang an ihrem Tempelbau von allen vertretenen Religionen am lngsten. Das hat mit der aufwendigen Konstruk-tionsweise und den Detailarbeiten an ihren Figuren zu tun. Im August wurden die Arbeiten allerdings jh unterbrochen, und die hinduistische Gemeinde war geschockt: Im ersten Obergeschoss ihres Tem-pelbereichs am Europaplatz wurden einige bereit-stehende Figuren entwendet. Bis heute ist nicht klar, wer hinter der Tat steckt und warum sie gestohlen wurden. Fr David Leutwyler vom Haus der Religi-onen ist der Diebstahl ein Rtsel. Und eine kleine Tragdie. Die Figuren haben fr die Tempelbauer einen grossen symbolischen Wert. Wenn etwas der-art Heiliges gestohlen wird, ist das fr alle Beteilig-ten etwas sehr Unangenehmes, sagt er. Die Tem-pelbauer fertigten schliesslich alle Figuren noch einmal neu an. Das hatte zur Folge, dass wir von manchen die Aufenthaltsbewilligungen verlngern lassen mussten.

    Gleichentags in der Moschee nur wenige Schritte von der hinduistischen Tempelanlage ent-fernt: Fleissige Arbeiter ziehen elektrische Kabel, machen Lcher, erledigen Gipserarbeiten. So auch Agim Andov (43), ein emigrierter Mazedonier, der schon seit Jahren das Schweizer Brgerrecht besitzt. Er beschftigt sich derzeit mit Deckenarbeiten. Eigentlich arbeitet er als Rangierer bei der Bahn, doch als er hrte, dass der Muslimische Verein Bern freiwillige Arbeiter fr das Haus der Religio-nen sucht, hat er, ohne zu zgern, zugesagt. In ak-zentfreiem Berndeutsch sagt er: Das bin ich mei-ner Gemeinde und meiner Religion schuldig. Es ist eine Ehre, dass ich hier mit anpacken kann.

    Mit seinen Voten fr einen progressiven Islam hat der Berner Imam Mustafa Memeti grosses Me-dieninteresse geweckt. Als Respektsperson wird er wegen seiner Zugnglichkeit und Gesprchsbe-reitschaft weit ber seine Muslimgemeinschaft ge-schtzt und akzeptiert. Der Dialog mit Anders-denkenden und -glubigen ist mir sehr wichtig. Aus

    diesem Grund gehe ich offen auf alle Menschen zu und versuche, dort, wo ich kann und es notwen-dig ist, zu vermitteln, unterstreicht Memeti. Er ist denn auch stolz auf seine zahlreichen Helfer, die am Haus der Religionen freiwillig mitgebaut ha-ben. Viele stammen wie er selbst ursprnglich aus Mazedonien. Meine Landsleute sind sehr en-gagierte und treue Vereinsmitglieder, die sich mit Leib und Seele dem Haus der Religionen verschrie-ben haben. Entscheidend zum Bau trugen auch Abaz Imeri und Bujar Luma bei, die als Architek-ten und Bauleiter im Einsatz standen und sich ber viele Jahre im Vorstand des Hauses der Religionen fr die Bedrfnisse der Muslime eingesetzt haben.

    Eine zentrale Bedeutung hat der inmitten des Gebetsraums hngende Kronleuchter. Er wurde in der Trkei hergestellt, jedoch in Madezonien be-stellt, wie Mustafa Memeti erzhlt: Ich weiss nicht genau, wer den Leuchter angefertigt hat. Ich weiss nur, dass er durch viele Hnde ging, bis er hier auf-gehngt wurde. Der Aufwand hat sich gelohnt. Mchtig und prchtig strahlt er von der Decke des Gebetsraums und inspiriert die Glubigen.

    donnerstAg, 13. november 2014Auf der Baustelle. Elvira Camici und Hardy Blank haben sich gerade einen berblick ber die Arbei-ten im christlichen Gebetsraum verschafft. Hier ge-ben sich Katholiken, Protestanten, orthodoxe Chris-ten, Mitglieder der Herrnhuter Soziett und vieler anderer Kirchen die Klinke in die Hand. Ein frisch-frhliches Miteinander innerhalb des christlichen Glaubens. Dass Elvira Camici hier ttig wurde, ist so gewhnlich wie aussergewhnlich. Zu diesem Engagement kam ich wie die Jungfrau zum Kind. An einer Abdankungsfeier hatte ich ein Gesprch mit dem reformierten Pfarrer der Kirche Bmpliz, erzhlt sie. Bereits kurze Zeit spter stand die uner-fahrene Bernerin im Einsatz. Ich habe mir zuerst das Handwerk zeigen lassen, und schon war ich mittendrin. Abschleifen, malen, ablaugen...

    Auch Hardy Blank kam hchstens per Zufall zum Engagement im Haus der Religionen. Seine Geschichte: Ich hatte mein jngstes Grosskind durch einen Unfall verloren. Da sprte ich am eige-nen Leib, wie es ist, wenn ein ganzes Quartier hin-ter dir steht. Ich wurde von der gesamten Gemein-schaft aufgenommen und getrstet. Mir wurde Mut gemacht, ich konnte neue Krfte tanken. Blank, katholisch aufgewachsen, hatte sich vom Glauben

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    www.haus-der-religionen.chwww.europaplatz-bern.chHalter Entwicklungen > Seite 128

    abgewendet. Jetzt, in Augenblicken der Trauer, fand er den Weg zurck. Religion ist fr mich zu einem Ort des Rckzugs geworden. Mit seiner Ar-beit als Elektroinstallateur konnte er der Gemein-schaft etwas zurckgeben.

    Auch fr den Buddhisten Peter Klatt stehen Mitgefhl und Selbstlosigkeit im Vordergrund. Der gelernte Maler ist gerade mit Natursteinarbeiten beschftigt. Ich sehe mein Engagement als spiri-tuellen Akt. Meine Frau ist Japanerin, ich habe ur-sprnglich eine Ausbildung als hinduistischer Pries-ter gemacht. Fr mich sind alle Menschen gleich, lautet seine Botschaft.

    donnerstAg, 20. november 2014Fr Thomas Roth ist Religionsangehrigkeit zweit-rangig, nicht aber der Glaube an und fr sich. Er engagiert sich im Haus der Religionen mit einer Wandbeschriftungstechnik fr die alevitische Ge-meinschaft, obwohl er selbst rmisch-katholischen Glaubens ist. Ich kenne einige alevitische Kur-den, die mich aufgrund meines Berufs fragten, ob ich mir eine Mitarbeit vorstellen knne, erzhlt er. Roth fackelte nicht lange, war Feuer und Flamme und liess sich mit Malerarbeiten eindecken. Die Glaubensrichtung spielte in diesem Moment keine Rolle. Er war einfach dankbar, dass er sich einbrin-gen konnte. Etwas zurckgeben, nachdem er als Kind eine schwere Beinverletzung erlitten hatte, zwei Monate ans Spitalbett gefesselt war und nicht wusste, ob gar sein Bein amputiert werden musste. In dieser Zeit half mir mein Glaube, das Gesche-hene zu verarbeiten. Ich merkte, wie stark ich mit meiner Religion verwurzelt war. Roths Arbeit war zwar teilweise bezahlt, sein Lohn sei aber beschei-den und bloss ein kleines Zeichen der Wertscht-zung gewesen. Schn, dass ich mit meinem Wis-sen und meinem Handwerk einen kleinen Beitrag zu diesem einzigartigen Projekt leisten konnte, merkt Roth an.

    Apropos einzigartig: Die von Spezialisten in-stallierte Orgel an der Rckseite des Gebetsraums der Christen ist ein Unikat. Sie ist mit in die Wand eingelassenen Schaltern statt mit einer Klaviatur ausgerstet und kann somit von jeder und jedem bedient werden. Die Klnge werden dabei von ei-nem speziellen Schalter ausgelst. Fr Orgelbauer Lukas Stettler ein Novum: Wir haben zum ersten Mal so etwas gebaut. Es war eine besondere Erfah-rung. Die Orgel ist extra fr den Einbau im Haus

    der Religionen entwickelt und angefertigt wor-den. Die Grundidee dafr wurde praktisch aus dem Nichts geboren, wie der Architekt Patrick Thurston erklrt: Ein Musikliebhaber wollte Musik stiften. Sein Wunsch war, den Klang des Himmels hierher-zubringen. Darum ist das Instrument ein Chor aus Himmelsflten, der von allen Menschen gespielt werden kann.

    Im Himmel ist, wer sich im Kirchenraum der Christen im Haus der Religionen befindet. Hier wurde die Decke in Form eines Himmels, der aus in sich greifenden Kreissegmenten besteht, kon-zipiert. Fr Patrick Thurston stellte sich die Frage, wie eine christliche Kirche gebaut sein msse, um in dieser Situation zwischen Autobahn und Ei-senbahnlinie Sinn zu machen? Der Ort braucht Kraft und etwas Weiterfhrendes, was die blichen Grenzen durchbricht. Mit der Decke als quasi un-antastbarem Element wollten wir bewirken, dass die Architektur eine Dimension hat, die ber Funk-tionalitt, Sicherheit und Haftungsfragen hinaus-reicht, beschreibt er seinen Beitrag.

    Unsere Reise endet im Gemeinschaftsraum, wo der Boden, die Wnde, das Gelnder und die Trep-pen mit Klebeparkett aus massiver Eiche eingeklei-det wurden. Was nach einfacher Arbeit aussieht, ist in Tat und Wahrheit hchste Einrichtungskunst. Markus Hirsbrunner von der Zimmerei Hirsbrun-ner in Eggiwil erinnert sich an den Einbau: Nor-malerweise schleifen wir die Bden mit schweren Maschinen aber die bringt man einfach nicht die Wnde hoch. Deshalb haben wir ein eigenes System entwickelt und das Parkett vorgngig ausgearbei-tet. Hirsbrunner musste also jedes Parkettteil vor der Montage stationr schleifen und danach noch-mals behandeln. Am Ende ist alles gut gegangen. Einzig ein paar Kinderkrankheiten wegen der tro-ckenen Luft, die zurzeit herrscht, mssen wir noch beheben, resmiert er.

    Hirsbrunners Arbeit bereitete quasi den Boden fr den Gemeinschaftsraum, wo alle Parteien zu-sammenkommen. Hier mssen und werden sie sich finden und gemeinsam den Dialog und die Idee vom Haus der Religionen aufrechterhalten und wei-tertragen. Nach innen. Wie auch nach aussen.

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    hybride huser

    Mischnutzungen bereichern die Stadt. Das Neben- und bereinander verschiedener Aktivitten macht ein reges und viel-fltiges Leben mglich. Allerdings zu einem hohen Preis: Die Gebude mssen unterschiedlichste bauliche Anforderungen gleichzeitig erfllen, und die verschiedenen Nutzer brauchen meist mehrere Er schliessungen. So erscheinen Huser mit hybriden Programmen nicht selten als anspruchsvolle Zwitter.

    Text: Sabine von Fischer Fotos: Michael Egloff, diverse

    Hybrid bedeutet gemss Duden aus Verschie-denartigem zusammengesetzt, von zweierlei Her-kunft. Zwitterhaft seien die Hybride Zwittern hnlich, aber nicht gleich. Zwitter, weder das eine noch das andere, sind Aussenseiter. Hybride bil-den aus Unterschiedlichem Einheitliches und sind tief in unserer Kultur verankert: Beginnend bei der Sprache, die das griechische auto und das lateini-sche mobil zum Automobil oder das franzsische bureau und die griechische kratie zur Brokra-tie zusammensetzt. Wir haben uns an die hybriden Wrter lngst gewhnt. Auch Hybridfahrzeuge sind schon fast so alltglich wie hybride Huser.

    Mischung und VerdichtungNie war die Mischung der Funktionen in der Bau-kunst so grosser Kritik ausgesetzt wie im frhen 20. Jahrhundert. Die in der Folge propagierte Tren-nung der Funktionen stiess allerdings auf noch hef-tigere Gegenwehr. Meist nahmen diese Debatten Bezug auf die 1933 verabschiedete und 1943 von Le Corbusier verffentlichte Charta von Athen. Die Charta ist vor allem dafr bekannt, dass sie eine rumliche Trennung der Funktionen Wohnen, Ar-beiten und Freizeit postulierte. Als Reaktion auf monotone und seelenlose Neubauquartiere der 1960er-Jahre und spter mit dem Ruf nach einer Verdichtung der Stdte sind die Heilsversprechen der Charta (die vor allem auf die katastrophalen hy-gienischen Zustnde in den industrialisierten Std-ten reagierte) in Ungnade gefallen.

    Es waren praktische, organisatorische Grnde, weshalb auf den rmischen Foren die Bros der Verwaltung neben und ber den Marktstnden und Lagerrumen angeordnet waren. Und wenn Hnd-ler heute die Touristenstrme beim berqueren der Brcken von Venedig abpassen, ist das ebenfalls keine neue Idee. Vielmehr ist es naheliegend, dass sich rumliche Knotenpunkte anbieten, dort Aus-tausch und Handel stattfinden zu lassen.

    In Rem Koolhaas Buch Delirious New York (1977), mit dem er die Architektur- und Stdtebau-theorie aufwhlte, spielt das schmale Hochhaus des Downtown Athletic Club, hinter dessen gleich-frmiger Fassade das wahre Leben die Ordnung der klassischen Typologien der Architektur aufmischt, die Hauptrolle. Urbane Dichte und die Entwick-lung der Bautechnik haben die Mischung und das Aufeinanderstapeln der Funktionen bewirkt und jenen Kritikern Unrecht gegeben, die behaupten,

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    dass ein Gebude so aussehen msse, wie es ist, schrieb Steven Holl dann 1985 zusammen mit Jo-seph Fenton im Buch Hybrid Buildings und er-neut im Vorwort zur aktuellsten Ausgabe der spa-nischen Beispielsammlung This is Hybrid (2014). In den 30 Jahren, die zwischen diesen beiden B-chern liegen, hat sich das Interesse der Architekten am Potenzial unterschiedlicher sogar gegenstzli-cher Nutzungen vervielfacht.

    die Logik des hybridenDer Wert hybrider Huser ist, dass sie als grosses Ganzes gelesen werden knnen. Das Neben- und bereinander der Nutzungen ist dabei allerdings kein 1+1=2, sondern eher ein 1+1=3. Die Synergien zwischen Bros und Restaurants, Wohnungen und Kindergrten, Sportanlagen und Einkaufszentrum knnten sogar so paraphrasiert werden, dass sich aus den Kombinationen keine Additionen, sondern exponentielle Entwicklungen ergeben. Nutzungen stapeln, reihen und berlagern sich zu Hybriden, die Aktivitt und Energie in die Stadt abstrahlen wovon die Huser selber profitieren, weil sie zur ge-fragten Adresse werden.

    Bei der Betrachtung der in der Folge beschrie-benen neun Bauten tritt die Kritik der sogenann-ten anspruchsvollen Zwitter in den Hintergrund. In naher Zukunft wird es zum allgemeinen Erfah-rungsschatz der Bauplaner gehren, die vielfachen baupolizeilichen Anforderungen wie Brand- und Lrmschutz, Erdbebensicherheit sowie Personen-lasten miteinander zu vereinbaren. Und wo es meh-rere Erschliessungen und separate Treppenhuser braucht, haben Architekten dies an vielen Beispie-len in eine rumliche sthetik der verschiedenarti-gen Wege und Raumerfahrungen umgesetzt.

    Zauber und Zwitter, Chance und Notwendig-keit zugleich: Hybride Huser werden die Archi-tekten auch im 21. Jahrhundert beschftigen. Unter den Vorzeichen der Verdichtung der Stdte und der Verkrzung der Arbeitswege deutet sich an, dass verschiedene Nutzungen immer mehr und manch-mal in unerwarteter Weise nach der Regel von 1+1=3 gemischt werden.

    Ponte di riaLtoVenedig, 1591Architektur: Antonio da PonteDie lteste der vier Brcken ber den Canal Grande wurde nach mehreren Einstrzen und Brnden als steinerne Brcke in hnlicher Form wie die Vorgngerbrcke in Holz wieder aufge- baut. Seit dem 12. Jahrhundert verband eine schwimmende Brcke die beiden Ufer. Spter ermglichten die zum zentralen Portikus ansteigenden Rampen den Schiffen, unter der Brcke zu passieren. Fr Fussgnger ist die Brcke seit ber 400 Jahren eine Verbin- dung zwischen den Ufern der Quartiere San Marco und San Polo. Die bereits in der hlzernen Brcke eingebauten Lden erzeugten Einnahmen fr die Staatskasse und halfen, den Unterhalt der Brcke zu finanzieren. Die gewagte Konstruktion und die grossen Men-schenmassen, die tglich die Brcke benutzen, verleiteten kritische Stimmen immer wieder zur Vorhersage, dass die Brcke bald einstrzen werde.

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    shoPhousesSingapur, um 1900Architektur: diverseAls Erbstcke aus der Kolonialzeit waren die in ganz Sdostasien verbrei- teten Shophouses lange Zeit nur fr die Denkmalpflege interessant. Viele wurden im Zug von Quartier-erneuerungen abgerissen. Doch der Investorenblog PropertyGuru prognostiziert, dass die traditionellen chinesischen Huser mit Laden-geschften im Erdgeschoss wieder-entdeckt werden. Shophouses knnen ein-, zwei- oder dreigeschossig sein, mit Wohnrumen hinter dem Laden oder im Stockwerk darber. Typischer-weise sind die Besitzer des Kleinge-werbes auch die Bewohner des Hauses, aber es ist ebenso gut mglich, dass Angestellte oder fremde Familien die privaten Teile mieten. Diese Kombina-tion von ffentlicher, halb ffentlicher und privater Nutzung gibt dem Strassenraum sdostasiatischer Stdte seinen typischen lebhaften Charakter.

    downtown athLetic cLubNew York City, 1930Architektur: Starrett&van VleckMit 38 Stockwerken wirkt der Down-town Athletic Club ausgesprochen schmal. Seine Fassadengliederung betont die Vertikalitt. Der hohe Kaufpreis des Grundstcks am Hudson River verlangte eine hohe Ausntzung. So wurden die verschiedensten Funktionen und Einrichtungen fr den 1926 gegrndeten Downtown Athletic Club in der Vertikalen gestapelt: Klub, Kasino, Schwimmbecken, Turnhalle, Minigolf, Squash, Tennis, Ess- und Schlafrume und sogar ein Gewchs-haus. Die verschiedenen Rcksprnge der Gebudehlle resultierten aus den Anforderungen des 1916 erlassenen New Yorker Baugesetzes. Gleichzeitig strukturieren sie das Hochhaus in einzelne versetzte Volumen. Die Faszination des heute zum Wohnhoch-haus umgebauten Turms lag sptestens seit Rem Koolhaas Buch von 1977 im einstmals hybriden Innenleben.

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    unit dhabitationMarseille, 1952Architektur: Le CorbusierGerade weil die monofunktionale Stadt so oft mit Le Corbusier assoziiert wird, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Wohnmaschine von Marseille. Als Abhilfe zum Wohnungsmangel nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf Le Corbusier einen Wohnhaustyp nach dem Prinzip einer vertikalen Stadt, in dem die verschiedenen Funktionen des Alltags gemeinsam untergebracht sind. Die erste und bekannteste der Units dHabitation wurde am 14. Oktober 1952 in Marseille erffnet. Der achtzehngeschossige Bau mit 337 Wohnungen ist eine Stadt im Haus: Geschfte, Coiffeur, Bckerei auf der Einkaufsstrasse im Innern, Kindergar-ten, Schwimmbecken und Bhne auf der Dachterrasse. Gleichzeitig findet das Wohnen in der Ruhe des stdtischen Grngrtels statt, der die Marseiller Unit dHabitation 1952 noch umgab.

    torre VeLascaMailand, 1958Architektur: BBPRNach den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg htte das Baugesetz eigentlich einen Flachbau verlangt, der die gesamte Parzelle mitsamt dem frheren Platz besetzt htte. Die Architektengruppe BBPR Gianluigi Banfi, Lodovico Barbiano di Belgiojoso, Enrico Peressutti und Ernesto Nathan Rogers machte den Vorschlag fr einen Turm mit Mischnutzungen, der das Gegenber zu einem ffentlichen Platz bildet. Auf den 26 Geschossen werden ber einem zweigeschossigen Gewerbesockel im schlankeren Teil des Turms Bros und Atelierwohnungen kombiniert. Im auskragenden Teil, der seinen Ausdruck den mittelalterlichen lombardischen Wehrtrmen entlehnt und unter den Anhngern der rationalistischen Architektur heftige Kontroversen auslste, sind aus-schliesslich Wohnungen, viele davon Maisonetten, untergebracht.

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    John hancock centerChicago, 1970Architektur: SOM PartnershipDer Architekt Bruce Graham und der Ingenieur Fazlur Khan planten ursprnglich zwei Trme: einen fr Bros und einen mit Wohnnutzung. Nach der Zusammenlegung entstand ein 100 Stockwerke hoher Turm mit 2 Einkaufsebenen, 8 oberirdischen Parkgeschossen, 32 Brogeschossen, 49 Wohngeschossen und einer Aussichtsplattform. Dass die Form des Hochhauses sich nach oben verjngt und abgeschnitten ist, lste das Pro blem der grossen Windlasten. Die kleineren Geschossflchen im oberen Teil fgten sich gut in das Nutzungs-konzept, da fr Wohnungen typischer-weise weniger tiefe Grundrisse als fr Bronutzungen gefragt sind. Bei seiner Erffnung war das John Hancock Center mit 344 Metern das hchste Haus Chicagos und nach dem Empire State Building (381 Meter) das zweit-hchste Haus der Welt.

    kiryat onoTel Aviv, 1971Architektur: Justus DahindenWie schon beim Vorgngerprojekt, der Radio City, verfolgte der Zrcher Architekt Justus Dahinden bei der Freizeitstadt Kiryat Ono die Absicht, private und ffentliche Nutzungen in einen Austausch zu setzen und zugleich mit ausreichenden Abstnden zu planen. Ideal dafr erschienen ihm terrassierte Kuppeltrme, welche er wie Hgel in die Landschaft setzte. Die privaten Nutzungen sind nach aussen, die Gemeinschaftsbereiche nach innen gerichtet. In Anlehnung an die japanischen Metabolisten fasst Dahinden die Stadt als Organismus auf, der wachsen und schrumpfen kann und sich in stndiger Bewegung befindet. Aus diesem Fluss entwickelt sich das Leben unter der semitransparenten Kuppel, die gleichzeitig Projektions-flche fr Lichtspiele ist. Die Vision war fr 3000 Menschen konzipiert.

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    berbauung kaLkbreiteZrich, 2014Architektur: Mller Sigrist ArchitektenFr eine berbauung wie die der Genossenschaft Kalkbreite gab es in der Stadt Zrich eigentlich keinen Platz ausser auf dem Dach des Tramdepots, das weiterhin im Stadtzentrum in Betrieb bleiben sollte. Umringt von Restaurants, Bars, kleinen Ladenge-schften und fnf Kinoslen, bewegt sich in diesem jngsten Hochhaus der Stadt Zrich zu jeder Tages- und Nachtzeit vieles: Um den ffentlichen Innenhof ber der Tramhalle grup-pieren sich eine Kinderkrippe, Bros, Sitzungszimmer und vor allem Wohnungen aller Grssenordnungen. Die berbauung Kalkbreite macht exemplarisch vor, wie gerade in der stdtischen Verdichtung unerwartete Nutzungskombinationen hier die Tramhalle der stdtischen Verkehrs-betriebe und die Wohnvision einer Genossenschaft Synergien entfalten knnen.

    Linked hybrid housing coMPLexBeijing, 2009Architektur: Steven Holl ArchitectsWolkenbgelartige Horizontalverbin-dungen spannen sich zwischen sieben Wohntrmen und einem Hotelbau in der Nhe des alten Stadtzentrums von Beijing. Zwischen dem 12. und dem 18. Geschoss schweben unter anderem ein Hotel, eine Sporthalle und ein Kulturzentrum in der Hhe. Im Widerspruch zur zunehmenden Privatisierung einstmals ffentlicher Rume sind diese in der Waagerechten angelegten Nutzungen in den Horizon-talverbindungen wie auch in den Erdgeschossen fr alle frei zugnglich. Das Hybride, das mit dem Namen des Projekts unterstrichen wird, entsteht nicht in den Hochhusern selbst, sondern in ihrer Verschrnkung, welche die Qualitten der einstmals horizontal organisierten Stadt in die moderne chinesische Hochhausstadt einflechten soll.

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    planung ist ein

    MarathonMehr als zwei Jahrzehnte war Fritz Schumacher als Kantonsbaumeister verantwortlich fr die Stadtentwicklung von Basel. Im Gesprch zieht er eine Bilanz aus diesen Jahren und pldiert fr das Verstndnis der Stadt als lebendigen Organismus. Die Zeit einer starren Planung ist vorbei. Notwendig sind Prozesse, die auf zuknftige Vernderungen reagieren knnen, und Instrumente, die sich als revisionsfhig erweisen.

    Text: Hubertus Adam Fotos: Giuseppe Miccich

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    Komplex: Sie sind 1994 von St. Gallen nach Basel gekommen. Die Jahre vorher waren im Hochbauamt von Carl Fingerhuth geprgt, der dort von 1979 bis 1993 als Leiter fungierte. In seine Zeit fllt die Etablierung einer deutschschweizerischen Architektur, die auch international Aufsehen erregte. Nach dem Abgang Fingerhuths fusionierte BaselStadt die Leitung von Hochbauamt und Planungsamt. Was waren Ihre Eindrcke?

    Fritz Schumacher: Basel unter Carl Fingerhuth war durch sein Wettbewerbswesen seinerzeit ein Begriff fr alle, auch ber die Landesgrenzen hinaus, und man hat interessiert auf die jungen Architekturbros geschaut. Wenn ich heute zurckblicke, war das, was Carl Fingerhuth gemacht hat, geschicktes Marketing: gut fr ihn und gut fr die Architekten. Aber wirklich viel ist den Jahren von Fingerhuth in Basel eigentlich gar nicht geschehen. Ohne Zweifel aber hat er der Architekturszene sehr geholfen. Und vor allem ist es ihm gelungen, den Begriff der Baukultur jenseits der Zustndigkeiten der ffentlichen Hand ins Bewusstsein der Privaten und der Privatwirtschaft zu bringen. Das hat in Basel durchaus Tradition Roche beispielsweise hat Firmenkultur immer als Baukultur gepflegt. Aber wenn ich an CibaGeigy oder Sandoz zurckdenke, so war dort in dieser Zeit wenig Sensibilitt vorhanden.

    Meine eigentliche Verbindung zu Basel kam ber Lucius Burckhardt. Ich habe in Kassel bei ihm studiert und bin in ein anderes Basel eingefhrt worden, nmlich das historische Basel und das Basel der Gesellschaft. Ich unterhielt zu Lucius Burckhardt auch nach meinem Studium ein enges und freundschaftliches Verhltnis. In Basel hatte ich ursprnglich wenige persnliche Kontakte. Aufgrund der Entscheidung, Hochbauamt und Planungsamt des Stadtkantons zusammenzulegen, war mir aber klar, dass es in meinem Berufsfeld keinen spannenderen Job in der Schweiz geben wrde als dort. Der umtriebige CVP-Regierungsrat Christoph Stutz hat sich als Departementsvorsteher dazu entschieden, es mit mir zu wagen. Fr mich war das fachlich wie privat ein sehr positiver Schritt eine Herausforderung, wie man sie sich mit 44, mitten im Leben, wnscht.

    21 Jahre im Amt sind eine lange Zeit, und die Situation entwickelte sich viel dynamischer, als Sie anfangs dachten. Sie haben eine Menge an

    Projekten angestossen, bearbeitet und begleitet vor allem auch grossmassstbliche, welche Basel noch in den kommenden Jahrzehnten prgen werden. Welches waren und sind die wichtigsten?

    Lassen Sie mich chronologisch antworten. Eines der wichtigen Themen, denen Franz Eberhard als Stadtbaumeister und ich als Stadtplaner uns in St. Gallen gewidmet haben, waren die Verkehrsplanung und deren Potenziale fr stdtebauliche Reparaturmassnahmen. In Basel begann man gerade, sich dieses Themas anzunehmen: Nach dreissigjhriger Diskussion wurde 1995 der Bau der Nordtangente als Verbindung zwischen Deutschland und der Schweiz auf Basler Boden beschlossen. Fr mich ergab sich eine gute Gelegenheit, das, was ich in St. Gallen versucht hatte, auch der hiesigen, in baukulturellen Dingen kompetenteren Bevlkerung nahezubringen. Die stdtebauliche Begleitplanung beim Bau der Nordtangente ist fr mich deswegen so wichtig, weil es dabei gelungen ist, verkehrsplanerische, stdteplanerische und architektonische Aspekte zusammenzubringen etwas, was es vorher aufgrund institutioneller Zersplitterung so nicht in Basel gegeben hat. Auf der Kleinbasler Seite kamen wir etwas zu spt, aber in Grossbasel ist von der Dreirosenbrcke ber das VoltaQuartier bis hin zum Bahnhof St. Johann tatschlich Neues entstanden. Wir haben gezeigt, dass Basel in der Lage ist, in der Kombination von Stdtebau, Verkehrsplanung und Architektur einen Input zu geben, den andere Stdte so nicht geleistet haben.

    Das zweite Projekt, das mir besonders am Herzen liegt, ist die Erlenmatt, also das Areal des auf Basler Boden gelegenen frheren deutschen Gterbahnhofs. Basel litt in den Neunzigerjahren beim Thema Wohnungsbau unter der gleichen Problematik wie andere Stdte auch: zu wenig Baulandressourcen, geringer Wohnungsleerstand. Die Frage, wie man mehr Wohnungen auf den Markt bringen knnte, hat mich whrend meiner gesamten Basler Zeit beschftigt. Die Planung fr die Erlenmatt war lange Zeit blockiert, weil der Streit zwischen der Deutschen Bahn und dem Kanton, dem das Grundstck eigentlich gehrt, zum Thema der juristischen Auseinandersetzung geworden war. Wir haben versucht, anders zu denken, nmlich zu fragen, was dort entstehen knnte. 20 Hektar sind fr Basel eine riesige Flche. Wir veranstalteten einen grossen europischen Wettbewerb mit

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    270 Teilnehmern und haben das Verfahren dann auf drei Stufen heruntergebrochen. Am Schluss stand ein Referendum, das vom Volk positiv beschieden wurde. Schaue ich heute allerdings auf das gebaute Resultat, so muss ich feststellen, dass es unter dem Potenzial der Erlenmatt geblieben ist.

    Htte die Stadt das Heft lnger in der Hand behalten und das Areal selbst entwickeln sollen?

    Wir haben in einer sehr liberalen und marktaffinen Art die Baureife erzielt, aber die Qualittssicherung hat ein Stck weit gefehlt. Wenn die Stadtbildkommission fertige Projekte bewerten muss und vorher mangelhafte oder keine Verfahren fr die einzelnen Baufelder durchgefhrt wurden, ist die Sache schwer zu retten. Man htte zweierlei machen knnen: Entweder htte die Stadt bei der Entwicklung dieses Stadtteils lnger die Rolle des Grundstckverfgers beibehalten, oder man htte auf politischer Ebene durchsetzen mssen, dass sich private Investoren an Qualittsmassstbe halten. Der erste Baustein von Morger+Dettli ist unbestritten gut, bedauerlich indes bleibt, dass in der Nachbarschaft nicht Bausubstanz von gleicher Qualitt entstanden ist. Vielleicht kann aber demnchst mit der Stiftung Habitat auf der Ostseite des Areals ein besseres Ergebnis erzielt werden.

    Wichtig bei der Erlenmatt war auch das Thema Partizipation. Mit der Werkstatt Basel hat man die Bevlkerung dazu eingeladen, ber die rumlichstrukturellen Vernderungen nachzudenken. Auch in der Erlenmatt kam es zu einem sehr intensiven Diskussionsprozess. Die Mglichkeit, unter diesen Bedingungen ein Produkt zu qualifizieren, ist eine grosse Herausforderung. Es ist nicht immer leicht, die Sicht eines Bewohners auf die Stadt und die fachliche planerische Arbeit zusammenzubringen.

    Und das dritte Projekt?Ist der Dreispitz, ein als Lager und Logistikzentrum seit mehr als 100 Jahren genutztes Areal, dessen 50 Hektar halb auf dem Gebiet von BaselStadt und halb auf dem von BaselLand liegen und Eigentum der ChristophMerianStiftung (CMS) sind. Im Sinne des Strukturwandels wurden hier in den zurckliegenden Jahren diverse Zwischennutzungen umgesetzt, was zu einem lebendigen Nebeneinander von heterogenen Akteuren gefhrt hat. Man kann diese Entwicklung als BottomupStadtvernderung begrssen und als attraktiv werten, aber grundstzlich bergen solche Prozesse natrlich das Risiko, dass die planerische

    Verantwortung gar nicht mehr zurckgeholt werden kann. Deswegen haben wir 2001 zusammen mit der CMS eine Auslegeordnung gemacht und mit Herzog&deMeuron eine fast zweijhrige Planung durchgefhrt. Am Ende stand mit der Vision Dreispitz eine Perspektive, wie sich dieses Areal entwickeln knnte. Und heute, fast 15 Jahre spter, ist mit dem Kunstfreilager der erste Baustein realisiert. Mit der Hochschule fr Gestaltung und Kunst, den kulturellen Bauten der CMS und den ersten Wohngebuden zeichnet sich ab, dass die Vision kein theoretisches Konstrukt geblieben ist.

    Beim Dreispitz handelt es sich um ein Projekt, das extrem langfristig angelegt ist und fr das Regeln existieren, aber kein fixiertes Zielszenario. Der Dreispitz wird sich so, den zuknftigen Bedrfnissen entsprechend, verndern oder anpassen knnen.

    Die zeitliche Dimension ist bei derartig grossen Planungen tatschlich von entscheidender Bedeutung. 15 bis 20 Jahre sind nichts Ungewhnliches. Planung ist eine Marathondisziplin, bei der man gut konditioniert an den Start gehen und seine Krfte einteilen muss. Darber hinaus muss man sehr flexibel sein was nicht heisst, dass man sich anpassen soll. Man muss fhig sein, im Sinne der Qualifizierung der Grundidee die Vernderungen im Laufe der Zeit zu bercksichtigen. Manchmal entstehen ganz neue Optionen. So haben wir aufgrund der Entscheidung von Novartis, den eigenen Firmencampus zu errichten, erreicht, dass eine Anschubenergie fr die Hafenumplanungen auf der anderen Rheinseite entstanden ist. Mich hat es immer gereizt, angesichts gegebener Situationen Fenster zu ffnen; also in einem Planungsprozess Mglichkeiten zu nutzen, mit denen man eine andere Geschichte anstossen kann. So ergab sich durch die etwas imperialistische Geste des damaligen NovartisCEOs Daniel Vasella, sich die dem Firmengelnde vorgelagerten Hafengebiete gleichsam einzuverleiben, die Chance, den linksrheinischen Uferweg zu komplettieren und damit eine wichtige grenzberschreitende Fussgngerverbindung in der trinationalen Agglomeration zu etablieren.

    Sie haben im Anschluss an eine Maurer und Hochbauzeichnerlehre sowohl Architektur als auch Stadtplanung studiert. Worin besteht fr Sie der Reiz der Ttigkeit eines Stadtplaners?

    Ich habe mich bei meiner beruflichen Orientierung nicht in die Richtung eines klassischen Architekten

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    entwickelt. Seit meinem Studium galt der Thematik der Stadtplanung meine eigentliche Leidenschaft. Bei der Organisation von Hochbauprojekten habe ich mit Wettbewerbsverfahren geholfen, eine gute Ausgangssituation fr ein Projekt zu schaffen. Interessiert hat mich die Stadt als Schnittstelle von gesellschaftlicher, politischer, historischer und kultureller Bedeutung sowie die berlegung, wo man an der Stadt weiterarbeiten kann. Der Versuch, Themen in Bewegung zu halten, war das Motivierendste an meiner Ttigkeit. Das gab mir die Mglichkeit, nicht unter dem Diktat der Politik Stadtplanung zu betreiben, sondern eigenverantwortlich an der Stadt zu arbeiten. Was auch bedeutet, der Politik immer wieder Anstsse zu geben, ein Thema zu behandeln. Andererseits kommen viele Inputs direkt von der Politik: Dass whrend meiner Amtszeit so viele Schulhuser errichtet wurden, war das Resul