GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

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Spekulation Depot Trend Dividende Dax Aktien Aktien Analyse Analyse Trend Anlage Geld Geld Kurse Rendite Börse Geld Strategie Depot Anlage Rendite Anlage Geld Anlage Rendite Bullenmarkt Bullenmarkt Kurse Rendite Depot Depot Spekulation Bullenmarkt Aktien Aktien Strategie Bärenmarkt Bärenmarkt Spekulation Dividende Strategie Strategie Aktien Bullenmarkt Bärenmarkt Aktien Rendite Strategie Bullenmarkt Börse Bärenmarkt Kurse Depot Geld Analyse Depot Rendite Bullenmarkt Analyse Börse Dividende Bärenmarkt Trend Kurse Anlage Anlage Börse Bärenmarkt Strategie Dax Strategie Anlage Aktien Börse Dividende Bärenmarkt Börse Spekulation Depot Dividende Bullenmarkt Dax Aktien Analyse Dividende Trend Trend Trend Depot Depot Börse Börse Börse Börse Bärenmarkt Rendite Dividende Anlage Aktien Rendite Dividende Dax Geld Dax Geld Börse Spekulation Börse Bärenmarkt Bullenmarkt Kurse Trend Geld Strategie Analyse Dax Analyse Rendite Kurse Kurse Bullenmarkt Kurse Trend Analyse Kurse Kurse Analyse Depot Kurse Geld Dax Trend Geld Aktien Dax Rendite Rendite Dax Geld Aktien Dividende Dividende Bullenmarkt Dax Anlage Depot Dax Bullenmarkt Trend Dividende Spekulation Dax Trend Dax Geld Anlage Bärenmarkt Trend Dax Aktien Anlage Bärenmarkt Analyse Geld Geld Rendite Kurse Aktien Geld Dax Dax Kurse Geld Anlage Analyse Dividende Dax Strategie Bullenmarkt Börse Bullenmarkt Bärenmarkt Börse Strategie Spekulation Anlage Analyse EUROPA IN DER KRISE: DAS DESASTER BREITET SICH UNAUFHALTSAM AUS ° EXKLUSIV-INTERVIEW Prof. Dr. Helmut Kramer, einst Leiter des Wifo, über den Prozess der Selbstzerstö- rung des Finanzkapitalismus und warum eine Depression unvermeidlich ist. ° EXPERTEN-RUNDE Renommierte Anlageexperten zeigen Trends und Entwicklungen für 2015 auf: Wo gute Renditen zu erzielen sind und wo die größten Gefahren lauern. ° STEUER-TIPPS Die Steuerreform verspricht Entlastungen für Ihr Einkommen. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Strategien Sie bereits jetzt mehr von Ihrem Geld behalten können. Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte Ausgabe 12 | 2014 + 01 | 2015 4profit Verlag GmbH 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 Nr. 03Z035262 M € 3,60 2015

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EUROPA IN DER KRISE: DAS DESASTER BREITET SICH UNAUFHALTSAM AUS

° EXKLUSIV-INTERVIEWProf. Dr. Helmut Kramer, einst Leiter des Wifo, über den Prozess der Selbstzerstö-rung des Finanzkapitalismus und warum eine Depression unvermeidlich ist.

° EXPERTEN-RUNDERenommierte Anlageexperten zeigen Trends und Entwicklungen für 2015 auf: Wo gute Renditen zu erzielen sind und wo die größten Gefahren lauern.

° STEUER-TIPPSDie Steuerreform verspricht Entlastungen für Ihr Einkommen. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Strategien Sie bereits jetzt mehr von Ihrem Geld behalten können.

Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte

Ausgabe 12 | 2014 + 01 | 2015 4profi t Verlag GmbH

1010 Wien, Rotenturmstraße 12Nr. 03Z035262 M

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Das Magazin für Wirtschaft, Politik & InvestmentprodukteDas Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte

° EXKLUSIV-INTERVIEW

Analyse Rendite

Prof. Dr. Helmut Kramer, einst Leiter des Wifo, über den Prozess der Selbstzerstö-rung des Finanzkapitalismus und warum eine Depression unvermeidlich ist.

Renommierte Anlageexperten zeigen Trends und Entwicklungen für 2015 auf: Wo gute Renditen zu erzielen sind und wo die größten Gefahren lauern.

Die Steuerreform verspricht Entlastungen für Ihr Einkommen. Wir zeigen Ihnen, mit welchen Strategien Sie bereits jetzt mehr von Ihrem Geld behalten können.

EXKLUSIV-INTERVIEW ° EXPERTEN-RUNDE ° STEUER-TIPPS

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Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Die Wesentlichen Anlegerinformationen, den Verkaufsprospekt sowie die Berichte in deutscher Sprache erhalten Sie kostenlos bei der VerwaltungsgesellschaftETHENEA Independent Investors S.A., 9a, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, Graben 21, A-1010 Wien.

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editorial °12/2014 – 01/2015

° MedieneigentüMer 4profit Verlag GmbH ° MedieneigentüMer-, Herausgeber- und redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, [email protected] ° Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben ° gescHäftsfüHrung Mario Franzin, Snezzana Jovic

° cHefredakteur Mario Franzin ° redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) ° grafik Noura El-Kordy ° bildMaterial shutterstock.com, Manfred Burger ° cover 4Profit Verlag ° datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct ° verlagsleitung Snezana Jovic ° Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller ° druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 ° vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien

www.geld-magazin.atAbo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • [email protected]

* Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

Während in Europa der Ruf nach vermehrten staatlichen In­vestitionen lauter und der Sparwille von Angela Merkel vor

allem durch Italien und Frankreich untergraben wird, bemüht sich die Europäische Zentralbank, die Zinsen niedrig zu halten – mit zu­gegebenermaßen umstrittenen Methoden. Das entlastet aber wie­derum die Staatsfinanzen. Für Unternehmer und Anleger bedeutet das im Euroraum eine weitere Anpassung ihrer Strategie. Aus Un­ternehmersicht ergeben sich zum Beispiel gute Chancen durch niedrige Zinsen, sinkende Rohstoffkosten und einen schwachen Euro. Eine Studie von PwC gibt hier jedoch zu denken: Nur wenige Unternehmen nützen die andauernde Schuldenkrise als Chance, um Wachstum zu generieren. Obwohl rund 70 Prozent der Befrag­ten wesentliche Veränderungen erwarten – 19 Prozent sogar einen Totalzusammenbruch des Euroraums und 25 Prozent den Zerfall in einen Zwei­Zonen­Euroraum –, haben mehr als die Hälfte der Stu­dienteilnehmer keine Pläne für das Andauern der Krise parat.

Aus Anlegersicht gibt es die gleichen Einflussfaktoren, die ge­nützt werden können: Europäische Unternehmen werden – vor allem im Ausland – tendenziell wettbewerbsfähiger. Doch sollte die Spreu vom Weizen getrennt werden. Nur jene Unternehmen, die ihre Hausaufgaben machen, werden zu den Gewinnern zählen. Zahlreiche Beispiele und Tipps finden Sie in der Ihnen vorliegenden Ausgabe des GELD­Magazins.

Im Anleihenbereich ist im kommenden Jahr Vorsicht geboten. Im Europa zeichnet sich zwar noch keine akute Zinswende ab, doch die Renditen vor allem bei Staatsanleihen lassen sehr zu wünschen übrig. Hier hilft es, auf höher rentierliche Anleihen und auf Fremd­währungen zu setzen und z.T. auf eine weitere Abschwächung des Euro zu spekulieren. Diese Strategie sollte aber nur über ausgewähl­te Fonds umgesetzt werden, die nicht zum Euro gehedgt sind und deren Verwalter über das notwendige Research verfügen. In diesem Sinne wünscht Ihnen das Team des GELD­Magazins einen guten Start ins Erfolg versprechende neue Jahr!

Mit der Krise gut leben

Mario franzin Chefredakteur GELD-Magazin

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4 ° GELD-MAGAZIN – DEZbMEr 2014

Brennpunkt

06° pAnOrAMA. Land des Monats: Irland als Musterknabe + OECD: Kampf gegen Ungleichheit.

08° leserBriefe. Nachrichten an die Redaktion des GELD-Magazins.

10° interview Mit helMut krAMer. Der ehema-lige Wifo-Leiter über die Gefahr einer Rezession.

14° kOMMentAr zur steuerrefOrM. Der Kampf um Privilegien verhindert Steuersenkungen.

16° BilderBerg-treffen. G7-Gipfel muss auf Geheiß Angela Merkels dem Geheimtreffen weichen.

18° eu in der krise. Sechs Problemzonen drängen die Europäische Union an den Rand des Abgrunds.

24° finAnce wAtch. Wall Street: Geld-Regen für Banker + Goldman Sachs: Steuerzahler haften.

BAnking

26° pAnOrAMA. Weltbank: Ebola bedroht afrikanische Wirtschaft + Kommentar: OGH bestätigt Sicherungsrechte heimischer Banken.

28° interview Mit JOhAnnes hefel. Der Vor-stand der Hypo Vorarlberg über das Erfolgsrezept der „Blauen Couch“ und entspannte Anleger.

geldAnlAge

30° pAnOrAMA. Crowdfunding: Die heimische Conda expandiert ins Ausland + Saxo Bank: Apokalyp-tische Szenarien + Investmentlegende: Bill Gross bewegt Milliarden.

32° investMent-AusBlick 2015. Das GELD-Ma-gazin befragt eine hochkarätige Expertenrunde, wo im neuen Jahr erstklassige Anlagechancen zu finden sind.

38° eMerging MArkets. Schwellenländer verspü-ren wieder Rückenwind. China, Indien & Co. im Fokus.

42° eurOpA. Schwache Wirtschaft – gute Unterneh-men. Stock Picking als Erfolgsrezept für den vielgeprüf-ten „Alten Kontinent“.

45° interview Mit phil MilBurn. Der Anleihen-Spezialist bei Kames Capital erklärt, warum High Yield-Fonds weiter attraktiv bleiben.

46° dividendenfOnds. Eine optimale Symbiose aus Rendite und Sicherheit.

50° wAchstuMsBrAnchen. Informations- und Biotechnologie: Schon heute in die Zukunft investieren.

53° interview Mit thOMAs de sAint-seine. Der CEO von RAM Active Investments setzt auf strenge Fundamentalanalyse, um Top-Aktien zu finden.

54° rOhstOffe. Erdöl, Gold, Silber & Co. – die Commodity-Preise sind 2015 für Überraschungen gut.

58° nAchhAltig. Vom Mauerblümchen zum Megatrend: Ethische Investments sind nicht stoppen.

62° institutiOnAl investOrs cOngress. An-lagespezialisten bleiben für 2015 zuversichtlich.

65° interview Mit MAriO kMentA. Der trivium-Geschäftsführer verrät, wo sich mit Immobilien attrak-tive Renditen erzielen lassen.

EU in der Krise. Viele Baustellen sind noch nicht behoben: Schuldenproblematik, Krise der Geldpolitik und schwaches Management durch überforderte Politiker drohen die Europäische Union zu zerreißen.

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2015

INHALT °12/2014 – 01/2015

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 5

Aktien

66° pAnOrAMA. Manager-Boni: Die Kassa klingelt wieder kräft ig + China-Aktien: Morgan Stanley erwar-tet „Ultra-Bullenszenario“ + London Stock Exchange: „Flohmarkt“ wagt Börsenschritt.

68° weltBÖrsen. USA: Kein Kaufrausch + Europa: Warten auf die EZB + Russland: Wenn der Rubel nicht rollt + Japan: Nikkei im Höhenfl ug.

70° AnlAgetipps. Toyota: Auf der Überholspur + Ryanair: Lichte Höhen mit neuen Ideen + Rückblick: Die besten Tipps 2014.

74° BÖrse wien. Optimismus kehrt zurück. Plus: Die besten ATX-Werte zum Schnäppchenpreis.

76° BÖrse deutschlAnd. Der DAX glänzt mit einer Jahresendrally – geht es in dieser Tonart weiter?

AlternAtive investMents

78° pAnOrAMA. ETF Securities: Produktpalette erweitert + Strafzinsen: „Geldparken“ wird auch in den USA teuer + Zertifi kateprofi s: Die besten Tipps.

79° interview Mit gregOr kuhn. Der Head of Public Relations bei IG Markets erklärt, wie man von steigenden und fallenden Märkten profi tieren kann.

versicherung & vOrsOrge

80° pAnOrAMA. Früh übt sich: Lebensversiche-rungen für Kinder + USA: Vorsorge-Desaster ungelöst + Österreich: Versicherungswirtschaft freut sich über Prämienplus.

82° versicherungstrends. Das Pensionskonto schockt viele Österreicher – und steigert die Nachfrage nach Vorsorge lösungen.

85° interview Mit Oliver BrÜss. Der Vorstands-sprecher der Dialog Lebensversicherung erklärt, warum niemand biometrische Risiken unterschätzen sollte.

86° flv-listing. Der monatliche Überblick über die fonds gebundenen Lebensversicherungen.

87° wissen. Was haben die oft scharf kritisierten Asset Backed Securities mit mündelsicheren Pfandbrie-fen zu tun?

88° steuertipps. Ganz legale Tipps und Tricks für 2015, um kein Geld an den Fiskus zu verschenken.

90° Buchtipps. „Die neue Ordnung des Geldes“ + „Mythen des Reichtums“ + „Die perfi den Strategien des British Empire“

Investmentausblick 2015. Was bringt das neue Jahr? Geht der Aktien Bull-Run weiter? Sind Anleihen noch ihr Geld wert? Wo fi nden sich die attraktivsten Branchen und Länder? Die Antworten fi nden Sie ab Seite 32.

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Page 6: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

BRENNPUNKTPanorama

6 ° GeLD-mAGAzIN – Dezember 2014

sTArKe WOrTe ´´

„Das ist eiskalt. Automaten brauchen wir keine in diesem

Land!“

Bundeskanzler Werner

Faymann lehnt die von

der Volkspartei ins Spiel

gebrachte Pensionsauto-

matik dezidiert ab. Dass

populistische Ansagen

alleine unser Pensions-

system auf Vordermann bringen werden, ist

jedoch auch kaum anzunehmen.

poster-boy. Der Weg vom Prügel- zum Musterknaben ist oftmals ein recht kurzer. Das zeigt sich aktuell auch besonders deutlich am Beispiel Irlands. Wandelte der Inselstaat vor noch gar nicht allzu langer Zeit am äußers-ten Rande des wirtschaftlichen Abgrunds, wird Irland 2014 und – so die Prognosen der EU-Kommission – auch im kommenden Jahr das am stärksten wachsende Land der Euro-päischen Union sein. Jyrki Katainen, der EU-Kommissar für Wachstum, zeigte sich kürzlich, ob des für heuer angepeilten BIP-Wachstums von 4,6 Prozent, sehr optimistisch: „Die Me-dizin war bitter für die Bevölkerung – aber Ir-land kehrt zurück!“ Eines sollte man in Brüssel jedoch auch bei aller Euphorie nicht gänz-lich außer Acht lassen: Neben den Reformen im irischen Bankensektor und den teils dras-tischen Kürzungen der Staatsausgaben waren es vor allem die starken Exporte in die USA und nach Großbritannien, die Irland wieder zurück auf die Siegerstraße brachten.

IRLANDLand des Monats

eCKDATeN

Staatsform Parlamentarische RepublikHauptstadt DublinAmtssprache Englisch, IrischStaatsoberhaupt Michael D. HigginsRegierungschef Enda KennyFläche 70.282 km2

Einwohner etwa 4,6 MillionenBevölkerungsdichte etwa 65,5 pro km2

Währung EuroKfz-Kennzeichen IRLInternet-TLD .ieInternat. Telefonvorwahl +353Nationalfeiertag 17. MärzUnabhängig seit 1921Nachbarstaaten Vereinigtes Königreich (Nordirland)Größte Städte Dublin, Cork, Galway, TallaghtHöchste Erhebung Carrauntoohil (1.041 m)Verwaltungsgliederung 32 Grafschaften

„Wenn Marine Le Pen Präsidentin wird, ist Europa

am Ende.“

Der bekannte Ökonom

und ehemalige deutsche

Finanzstaatssekretär

Heiner Flassbeck stilisiert

die französischen

Präsidentschaftswahlen

im Jahr 2017 in einem

Interview mit dem Standard zum Schicksals-

ereignis für die Europäische Union hoch.

„Die Hendln sind eh keine Zugvögel,

die sollen einfach daheim bleiben!““

Jörg Leichtfried, SPÖ-

Delegationsleiter im

EU-Parlament, erntet mit

diesem launigen State-

ment zum Freihandelsab-

kommen TTIP im Rahmen

einer Podiumsdiskussion

viele Lacher aus dem Auditorium.

silicon Valley. Die Studienzeit ist die schönste Zeit des Lebens. Diesen Satz haben wohl schon viele von uns einst von ihren Eltern zu hören bekommen. Dass Mama und Papa da-mals nicht ganz falsch lagen, zeigt nun auch eine im Web kursierende Liste, in der die besten Praktikantengehälter bei US-Technologiefi rmen aufgelistet sind. Laut der von einer Informatik-studentin zusammengestellten und seitens zahlreicher „Insider“ bestätigten Erhebung be-zahlen amerikanische Internetkonzerne ihren Praktikanten astronomische Monatsgagen bis zu 9.000 Dollar, die darüber hinaus oftmals

noch von zusätzlichen Benefi ts wie etwa gra-tis Wohngelegenheiten abgerundet werden. Google, Apple und Co. erhoffen sich dadurch eine frühe Bindung mit den begehrtesten High Potentials, die nach beendeter Ausbildung nicht selten in jene Firma zurückkehren, in der sie das letzte Praktikum absolviert haben.

LUXUs-prAKTIKANTeN

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Dezember 2014 – GeLD-mAGAzIN ° 7

Verteilungsproblematik. „Der Kampf gegen Ungleichheit muss in das Zentrum der politischen Debatte rücken“, forderte OECD-Ge-neralsekretär Angel Gurria Anfang Dezember. Seine Organisation hatte kurz zuvor ein Arbeits-papier vorgelegt, das nicht nur ein düsteres Bild zur momentanen Wohlstands- und Ein-kommensverteilung in den Industrienationen zeichnet, sondern auch dessen drastische Fol-gen aufzeigt. Arm und Reich driften immer stärker auseinander, das ist Faktum. Während

eINe KLUFT UND IHre FOLGeN

zAHLeNspIeL

20.000kahlschlag? Das jüngst veröf-

fentlichte „Personalhandbuch“ des Bundes för-derte Erfreuliches zutage. Seit dem Jahr 2003 wurde der Personalstand um rund 20.000 Stel-len reduziert. Auch wenn ein Teil der Reduktion auf nunmehr knapp 130.000 Vollzeitbeschäftigte lediglich auf Ausgliederungen zurückzuführen ist, verfehlte auch der bereits vor Jahren verhängte Aufnahmestopp im öffentlichen Dienst seine Wir-kung offenbar nicht. Aktuell arbeiten hierzulande insgesamt 10,7 Prozent der Berufstätigen im öf-fentlichen Dienst. Verglichen mit dem OECD-Durchschnitt von 15,5 Prozent kann sich die hei-mische „Beamtenquote“ also wider Erwarten durchaus sehen lassen.

leicht Verbessert. Österreich ist mitt-lerweile etwas weniger korrupt als noch vor einem Jahr; zumindest auf dem Papier. Der jährliche CPI-Index von Transparency Internati-onal weist die Alpenrepublik aktuell auf Rang 23 aus, was einer Verbesserung um drei Plät-ze gegenüber dem Vorjahr entspricht. Laut dem besagten „Korruptions-Wahrnehmungs-index“ sind die am wenigsten korrupten Länder weltweit Dänemark und Neuseeland. Am an-deren Ende des Rankings finden sich Somalia

sTUDIe Des mONATs

und Nordkorea. Speziell die Emerging Markets sind momentan, so Transparency International, von einem sprunghaften Anstieg der Korrup-tion betroffen: Verschlechtert habe sich die Situation etwa in den BRIC-Staaten und in der Türkei. Transpa rency International nimmt dies-bezüglich speziell die internationalen Banken sowie die globalen Finanzzentren in die Pflicht, denn auch und vor allem London, New York und Frankfurt seien Drehscheiben für Be-stechungsgelder.

Vor gericht. Ein pensionierter Priester zog kürzlich vor Ge-richt, weil ihm das zuständige Finanzamt nicht gestattet hatte, seine Ausgaben für Arbeitsmittel, Fortbildung und Reisen als Wer-bungskosten abzusetzen. Die Begründung des Fiskus, wonach Werbungs kosten ausschließlich in Verbindung mit einem aktiven Einkommen geltend gemacht werden könnten, ließ der Geistliche nicht gelten; schließlich sei ein Priester „lebenslang im Dienst“. Eine nicht gänzlich unschlüssige Argumentation, der das Bundesfinanzgericht jedoch nicht folgen wollte und den Priester abblitzen ließ.

klerus – vs. – FIskus

die reichsten zehn Prozent der Deutschen vor 30 Jahren fünfmal so viel verdienten als die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung, liegt das Verhältnis heutzutage bereits bei sieben zu eins; OECD-weit sogar bei 9,5 zu eins. Diese massive und gleichzeitig weiter wachsende Un-gleichheit zwischen Arm und Reich bringt nicht nur soziale und gesellschaftliche Probleme mit sich, sondern ist, so die OECD, zugleich auch ein schwerwiegender Hemmschuh für das Wirt-schaftswachstum in den betroffenen Ländern.

102,5made in germany. Deutschland wird seinem

Ruf als Exportweltmeister einmal mehr gerecht. Trotz der anhaltenden weltwirtschaftlichen Pro-bleme kletterten die deutschen Exporte im Herbst auf einen neuen Rekordwert. Alleine im Septem-ber exportierten die Unternehmen in unserem Nachbarland Waren im Gesamtwert von 102,5 Milliarden Euro ins Ausland, was einem Plus von 5,5 Prozent im Vergleich mit dem Monat August entspricht. Während die Exporte unseres „großen Bruders“ in die Eurozone im September „ledig-lich“ um 3,4 Prozent zulegen konnten, stieg der Wert der verkauften Waren in EU-Staaten, die nicht der Eurozone angehören, um satte 13,8 Prozent.

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GELD-Magazin 7/2014

Gratulation! Ich finde es beim jetzigen Journalismus eine extreme Leistung und hohe Verantwortung, mit so ehrlicher Offenheit zu berichten. Ich werde das Gewinn-Abo stornieren, da es im Vergleich zu Ihrem Magazin nicht lesenswert ist. Bitte machen Sie so weiter, es ist so wichtig. Ich empfehle jedem Öster-reicher Ihr Magazin und sich mit dem Thema Finanzen zu be-schäftigen. Sicher braucht man Hintergrundwissen, weil Sie auf so hohem Niveau berichten. Aber wer das versteht, hat das Le-ben und sein Geld voll im Griff. Schade, dass es so ein Magazin nicht auch im Bereich Gesundheit und Ernährung gibt. Denn hier werden wir ja auch nur großteils zum Narren gehalten.

Manfred Riedl, 4971 Aurolzmünster

GELD-Magazin 9/2014

Zunächst danke ich sehr herzlich dafür, dass Sie meine frühen Warnungen zur Pensionsfrage

auf Seite 9 erwähnt haben. Aber Politiker können ja nicht rechnen. In Wahrheit wollen sie nicht rechnen.

Ich erinnere auch an mein Buch „Die Formeln für den Staatsbankrott (Am Beispiel des finanziellen Endes

der Republik Österreich)“, erschienen 1984. Ich muss Sie aber auf einen Punkt hinweisen. Die „Kalte Progres-

sion“ ist eine überschätzte Sache. Überdies: Die Kinder werden nicht zahlen, vorher werden wir enteignet. Grund-

sätzlich kann ich sonst alles unterschreiben, was Sie im Sep-tember-Heft niedergeschrieben haben.

DI Walter Lüftl, via E-Mail

SENDEN SIE IHRE LESERBRIEFE BITTE AN [email protected]

BRENNPUNKT ° Leserbriefe

8 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

GELD-Magazin 9/2014BRENNPUNKT STAATSHAUSHALT„Nicht mehr auf Kosten unserer Kinder“

Der Beitrag ist hochaktuell und m.E. insgesamt sehr gut auf-bereitet. Auf S. 8 schreiben Sie, dass sich als teuerster Kostentrei-ber unser Pensionssystem erweist. Auf S. 9 …„nach dem Gene-rationenvertrag sollen die aktiven Beitragszahler die Pensio-nisten finanzieren“. Wenn Sie ferner schreiben, dass die Baby-Boomer-Generation in wenigen Jahren Pensionsansprüche stel-len wird, die von den geburtsschwachen Jahrgängen finanziert werden sollen – dann fordern Sie Fairness für alle Generationen ein. Hier übersehen Sie etwas sehr Wesentliches: die Tatsache nämlich, dass die Generation der Baby-Boomer aus freien Stü-cken für zu wenig Nachwuchs sorgte und dadurch das Umlage-system außer Funktion setzt. Daraus folgt, dass diese Genera-tion selbst für diese Situation Schuld trägt, zumal sie sich in ihrer Gesamtheit durch Kinderlosigkeit bzw. weniger Kinder je Familie selbst in diese Lage hineinmanövriert hat. „In der ak-tiven Zeit gut leben und in der Pension dann über zu wenig Geld klagen.“ Ihren Betrachtungen fehlt eine besondere Sicht der de-mografischen Entwicklung – Sie blenden diese nicht aus; es wird aber auch keine Lösung dieses Problems aufgezeigt. Mein Vor-schlag hierzu, den ich in letzter Zeit mehreren Politikern zuleite-te (Hundstorfer, Mitterlehner, Karmasin): Den heute 30-Jähri-gen und Jüngeren ist zur Kenntnis zu bringen, dass, wenn sie das 50. Lebensjahr erreicht haben und nicht nachweisen können, ei-gene oder fremde Kinder großgezogen zu haben, sie SPÜRBAR IN EINE KINDERLOSENKASSE einzuzahlen haben. Hieraus erhält jede Frau für jedes großgezogene Kind – unabhängig von ihren sonstigen Einkünften – eine Pension. Gewissermaßen als Dank der Gesellschaft für das Großziehen von Kindern. Aus diesem Fonds werden auch Behinderte gefördert und ledige Mütter in wirt-schaftlichen Schwierigkeiten unter-stützt. Hierdurch würde der „Be-ruf “ Mutter und Hausfrau gesell-schaftlich aufgewertet und gleich-zeitig berufstätigen Frauen, die durch die Kindererziehung in ihrer beruflichen Karriere Nachteile hinnehmen muss-ten, ein gewisser einkom-mensmäßiger Ausgleich ge-währt. Nur ausreichender Nachwuchs garantiert langfristig die Sicherung der Pensionen ohne massiv zunehmende Staatsverschuldung.

Helmut Fröhlich, 6020 Innsbruck

GELD-Magazin 9/2014

Ich erinnere auch an mein Buch „Die Formeln für den Staatsbankrott (Am Beispiel des finanziellen Endes

der Republik Österreich)“, erschienen 1984. Ich muss Sie aber auf einen Punkt hinweisen. Die „Kalte Progres-

sion“ ist eine überschätzte Sache. Überdies: Die Kinder werden nicht zahlen, vorher werden wir enteignet. Grund-

sätzlich kann ich sonst alles unterschreiben, was Sie im Sep-tember-Heft niedergeschrieben haben.

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gefördert und ledige Mütter in wirt-schaftlichen Schwierigkeiten unter-stützt. Hierdurch würde der „Be-ruf “ Mutter und Hausfrau gesell-schaftlich aufgewertet und gleich-zeitig berufstätigen Frauen, die durch die Kindererziehung in ihrer beruflichen Karriere Nachteile hinnehmen muss-ten, ein gewisser einkom-mensmäßiger Ausgleich ge-

Helmut Fröhlich, 6020 Innsbruck

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GELD ° Herr Professor Kramer, die EU und Ös-terreich driften in die Rezession. Warum?HELMUT KRAMER: Zunächst darf nicht über-sehen werden, dass die Rezession 2008/09 kein konjunkturelles Ereignis war. Es war die Kon-sequenz der jahrelang zu lockeren Geldpolitik, die eine überzogene Verschuldung von Banken, Privaten und Staatshaushalten erlaubt hatte. Damit ergab sich ein höheres Wirtschaftswachs-tum, als dem längerfris tigen Trend entsprochen hätte, aber auch eine fundamentale Labilität. Hinzu kommen einige aktuelle Gründe: Uk-raine-Krise, Russland-Boykott, die Kriege im Nahen Osten, das Interregnum in Brüssel, das die ohnehin kraftlose europäische Politik wei-ter schwächte, und die möglichen Folgen einer Zinswende in den USA.

Labilität inwiefern?Eine kreditfinanzierte Konjunktur mündet früher oder später in dem Zwang, den Gürtel wieder enger zu schnallen. Hinzu kommt, dass unter dem Einfluss der Rezession und der Stüt-zung des Bankensystems die Staatsschulden so stark gestiegen sind, dass auch unter günstigen Annahmen die Rückführung auf ein vertret-bares Maß länger als ein paar Jahre in Anspruch nehmen wird. Oder das Problem ufert in hoher Inflation zum Schaden der Kreditgeber aus.

Die Regierung behauptet immer wieder, dass wir ohnedies bereits auf dem besten Weg der Sanierung sind. Stimmt das?Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn ein ungnädiges Schicksal will, dass in den nächsten zwei Jahrzehnten mehre-re epochale Belastun gen gleichzeitig auf die Wirtschaftspolitik zukommen. Die überhöhte

Staatsverschuldung muss in vielen Ländern gleichzeitig abgebaut werden, was die verfüg-baren Einkommen der Bevölkerung belastet. Gleichzeitig beschleunigt sich die Alterung der Bevölkerung. Drittens erfordert die Umstellung des Wirtschaftssystems als Folge der Klima- und Energieperspektiven einige Zeit hindurch hohe Investitionen, die erst langfristig positive Impulse liefern. Viertens erfordern die immer bedrohlicheren globalen Spannungen einen

höheren Aufwand, damit sie nicht eskalieren – und schon gar nicht militärisch. Und fünf-tens ist aus diesen Gründen ein Aufschwung, der die Problembewältigung erleichtern wür-de, eher nicht zu erwarten, sondern vielmehr eine anhaltend gedämpfte Wirtschaftsent-wicklung.

Was für Konsequenzen resultieren daraus?Wir werden weiterhin eine würgende budge-täre Enge haben – mit möglicherweise ernsten politischen Folgen. Nehmen Sie nur die un-vermeidliche Ausweitung der Sozialkosten. Die Alterung der Gesellschaft wird von den Demografen bis Mitte der dreißiger Jahre als besonders stark beschleunigend prognosti-ziert, mit entsprechenden Folgen nicht nur für die Finanzierung der Pensionen, sondern auch die auf uns zurollende Pflegelawine und für den Gesundheitsbereich. All dies setzt die So-lidarität zwischen der älteren und der jüngeren Generation einer starken Belastung aus.

Was müsste daher geschehen?Was mich daran besonders beunruhigt, ist, dass bisher kein Wort zu hören war, wie die für die österreichische Politik Verantwortlichen über diese Herausforderungen denken. Den-ken sie überhaupt darüber nach? Wenn ja, dann wird das nicht sachlich und öffentlich kom-muniziert. So nach der berühmten Taktik: Die Bevölkerung soll ja nicht beunruhigt werden und unbequeme Fragen stellen. Stattdessen hö-ren wir immer: „Die Pensionen sind gesichert.“ Was streng genommen ein Unsinn ist. Erstens ist prinzipiell nichts für alle Zukunft gesichert. Zweitens sind die entscheidenden Fragen nicht, ob es überhaupt staatliche Pensionen geben cr

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10 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Interview mit Professor Dr. Helmut Kramer, dem langjährigen Leiter des Österreichischen Instituts für Wirt-schaftsforschung (Wifo) und vormals auch Rektor der Donau-Universität Krems, über Wirtschaftskrise und die drängenden Probleme der Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Wolfgang Freisleben

Merkels veraltetes Lehrbuch der ökonomischen Navigation

„Die Krise ist ein Prozess der Selbstzerstörung des Finanzkapitalismus.“

Page 11: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

wird, sondern: In welcher Höhe, wie und von wem finanziert?

Wie lang kann das so weiter gehen?Die EU hat alle Mitglieder angehalten, den durch die Alterung ausgelösten Mehraufwand des Staates für Pensionen, Pflege, Gesundheit und Bildung bis 2060 umgehend durchzu-rechnen. Für das halbe Jahrhundert ergibt sich für Österreich im Basisszenario ein altersbe-dingter Anstieg des öffentlichen Aufwands um insgesamt 4,4 Prozent des BIP. Das scheint eini-germaßen verkraftbar, ist aber ohnehin ziemlich sinnlos, weil niemand weiß, was bis dahin pas-siert. Auf jeden Fall ist das nicht dazu geeignet, eine Beruhigung abzuleiten und einfach wie-der zu aktueller Tagespolitik zurückzukehren. Denn die Perspektive 2060 ergibt, dass aus demografischen Gründen in Österreich ein en-ormer Mehraufwand für die Pensionen schon bis Anfang der dreißiger Jahre fällig wird und zusätzlich auch noch der zu niedrig geschätzte Mehraufwand für Pflege. Wenn man den Pro-jektionen trauen kann, hat Österreich auf jeden Fall schon 2030 ein Mega-Problem. Denn das ist just der Zeitraum, in dem die Steuerzahler zusätzlich für den Abbau der Staatsschulden herhalten werden müssen. Und ein nicht altersbedingter, a b e r u nv e r m e i d l i c h e r Mehraufwand für das Ge-sundheitssystem und das Bildungswesen ist da noch gar nicht berücksichtigt.

Haben die Ökonomen nicht immer darauf hingewiesen, dass das Wirtschaftswachs-tum diese Probleme löst?Der Schluss, das Sozialpro-dukt werde vielleicht etwas weniger rasch, aber doch auch weiterhin wachsen, ist irreführend. Es wäre auch ein Gebot der Klugheit und Vorsicht, für die Zukunft mit geringeren Wachstumsraten als bisher zu rechnen. Denn ein weiterer Anstieg der Re-aleinkommen des größten Teils der Bevölkerung ist gar

nicht zu erwarten. Erstens ist die Kaufkraft der Nettoeinkommen der unselbstständig Er-werbstätigen seit 2000, also einschließlich der Jahre vor der Rezession, preisbereinigt nicht gestiegen, sondern um fast ein halbes Prozent pro Jahr gesunken, auch wenn dabei das reale BIP jährlich um 1,6 Prozent zugenommen hat. Wenn Sie nun fragen, wohin der Zuwachs des BIP gegangen ist, wenn nicht in die Haushalts-einkommen, dann ist die Antwort deutlich: in die rasch steigende Staatsfinanzierung und in die Einkommen aus Kapitalbesitz.

Wie sieht also diesbezüglich die Projektion in die Zukunft aus?Unsere Politik ist vollauf damit ausgelastet, die vereinbarten Ziele bis 2018 zu erreichen. Wenn das überhaupt gelingt, was sehr zweifelhaft ist, kommt gleich danach nicht ein nebuloses Jahr 2060, sondern folgen die zwanziger Jahre mit den stärksten Mehrbelastungen Jahr für Jahr. Es wäre hoch an der Zeit, sich ernsthaft mit

Strategien für diese schwierige Epoche aus-einanderzusetzen, damit uns die absehbaren Probleme nicht über den Kopf wachsen. Und dabei ist nicht zu übersehen, dass aus den Pro-blemen auch Chancen gemacht werden können. Das ist in diesem Land zu bewältigen, aber es geschieht nicht von selbst.

Was sprechen Sie damit konkret an?In dieser Situation kann sich Wirtschafts-politik nicht damit begnügen, die lahmende Konjunktur zu stützen, die Defizite der öffent-lichen Haushalte abzubauen, das Steuersystem leistungsfreundlicher zu machen, die kalte Pro-gression auszugleichen, den Finanzausgleich zu reparieren und das kurzfristige Über leben der Universitäten zu finanzieren. Das genügt nicht. Die Regierung muss auf epochale Herausfor-derungen Antworten finden. Die Slogans der Vergangenheit wie „Die Richtung stimmt“ oder „Wir sorgen für Beschäftigung“ oder „Die Pen-sionen sind sicher“ werden nicht mehr reichen. Einer Standortbestimmung wie „Es geht uns gut“ hält die Opposition und bisweilen auch Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl die Diagnose entgegen: „Abgesandelt.“ Die Koaliti-on muss sich also endlich einmal Fragen stellen:

„Wo stehen wir?“, „Wohin be-wegen wir uns?“, „Wohin wollen wir?“ und vor allem „Wie machen wir das?“ Das ist insofern drängend, als die möglichen Antworten nicht allein vom Ballhausplatz ab-hängen, sondern von der internationalen Umgebung. Man kann eben nicht mehr die Dinge weiter treiben las-sen, sondern muss endlich die Hausaufgaben angehen. Und auch auf der europäischen Ebene nicht nur mitschwim-men, sondern auch Akzente setzen.

Sind wir nicht bisher durch die Krise ab 2008 ganz gut durchgekommen?Die Regierungsbildung 2008 war unter dem Schock der Fi-nanzkrise gestanden. Damals

Im Gespräch mit Prof. Dr. Helmut Kramer ° brennpunkt

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 11

„Das Gesamtsystem wurde in 35 Jahren so verändert, dass eine Depression unvermeidlich ist .“

Page 12: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

war noch kaum abzusehen, welche Schrecken das taumelnde Finanzsystem noch bereithalten würde: platzende Immobilienblasen, abruptes Versiegen der Geldmärkte, insolvente Ban-ken, zwei Rezessionen, Budgetdefizite jenseits aller tragbaren Grenzen, Staatsinfarkt von Eu-ro-Ländern. Natürlich scheint sich der Sturm inzwischen gelegt zu haben. Aber das ruhigere Fahrwasser täuscht: Es ist fast nichts mehr, wie es war. Das war keine konjunkturelle Episode. Die Hoffnung auf eine Rückkehr zu „business as usual“ ist unrealistisch, weil die tiefen Ursachen der Krise keineswegs behoben sind.

Was meinen Sie konkret?Die soziale Lage hat sich generell verschlech-tert. Das europäische Wirtschaftssystem, das Schutz hätte bieten sollen, zeigt unterspülte Fundamente und tiefe Risse. Und der finanziel-le Spielraum des Staates und der Zentralbank ist, Keynes hin oder her, auf Jahre hinaus so ziemlich erschöpft. Diagnose und Therapie sind politisch und wissenschaftlich heftig um-stritten. Diensthabende am Steuerruder ist bis auf weiteres Angela Merkel – immerhin ist sie unaufgeregt und strahlt pragmatischen Hausverstand aus. Aber angeblich hat sie ein veraltetes Lehrbuch der ökonomischen Naviga-tion in internationalen Gewässern studiert.Der österreichischen Regierung, die ihr sicher nicht ins Steuer greifen wird, verschafft das Nachlassen des Sturms vielleicht eine Atem-pause, um das Wichtigste anzugehen. Nämlich das, was über Auf- oder Abstieg in den nächs ten fünfzehn bis zwanzig Jahren entscheiden wird, nicht nur bis in fünf Jahren. Ob einige Politiker den Ernst und die Schwierigkeit dieser Aufgabe schon richtig einschätzen, ließ sich am ehesten daran ablesen, worüber die Regierungsparteien im Wahlkampf tunlichst nichts sagten.

Was würden Sie vorschlagen?Erster Schritt wäre eine Bestimmung des ge-genwärtigen Standorts, der darauf wirkenden Kräfte und der sich ergebenden Szenarien für die Zukunft. Und das unter aktuellen Rah-menbedingungen, absehbaren Aufgaben und einer kompletten Inventur der Perspektiven der Staatsfinanzen. Angesichts der tiefgreifenden Änderungen in der Umgebung ist auch in Ös-terreich viel zu ändern. Wir sind in eine Epoche

mit anderen Vorzeichen als noch vor wenigen Jahren eingetreten. Die Bedingungen für ei-nen entsprechenden politischen Kurs sind viel schwieriger geworden. Dass man desungeachtet versichert, alles im Griff zu haben wie Arbeits-plätze, Pensionen und die Mieten und dass „die Menschen“ nicht unnötig verunsichert werden sollen, ist exakt, was sie tatsächlich beunruhigt.

Ist es auch tatsächlich beunruhigend?Natürlich. Der Staatshaushalt ist auf Jahre hi-naus zwischen dem notwendigen Abbau der Staatsschuld und dem rasch zunehmenden Sozialaufwand hauptsächlich als Folge der Al-terung eingeklemmt. Wenn man dann noch mit eher geringerer Dynamik der Wirtschaft infolge des Drucks von beiden Fronten rechnen muss, ergeben sich folgenreiche Entscheidungen. Die können ein wenig weicher ausfallen, wenn man

sie rasch trifft, oder hart und abrupt, wenn man sich weiterhin Zeit lässt. Auf den Ver-trauensgrundsatz der Verfassung in Bezug auf wohlerworbene Rechte zu pochen, ist zwar grundsätzlich legitim. Aber es geht nicht mehr, dass komfortable Vorlaufzeiten von zehn oder gar zwanzig Jahren für Änderungen zugrunde-gelegt werden. Diese Perspektive spricht für eine Zunahme von gesellschaftlichen Span-nungen. Damit sich die nicht in zerstörerischen Beben entladen, muss glaubhaft an der Fair-ness der Verteilung von Wohlstand und Lasten innerhalb der heutigen Gesellschaft und zwi-schen ihr und den nachfolgenden Generationen gearbeitet werden.

Was sagen Sie zu dem Tauziehen um eine Steuerreform?Die Besteuerung großer Vermögen überhaupt nicht ins Auge fassen zu wollen, weil es erstens überhaupt keine gebe, diese außerdem sofort auf die Bermudas flüchten, drittens den un-verzichtbaren Treibstoff für den Aufschwung darstellen und sich viertens der Aufwand nicht lohne, ist bei einem Steuersatz von 36,5 Pro-zent für Jahreseinkommen über 11.000 Euro eine Chuzpe und eine Gefahr: es lohnt sich, auch wenn der Einhebungsaufwand angeb-lich nicht dafür steht, Fairness im Steuersystem anzustreben, nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich.Bei der Steuerreform darf es nicht allein um eine Abgeltung der seit Jahren eingetretenen kalten Progression gehen. Eine Milderung der leistungsfeindlichen Steuer- und Beitragslasten auf kleinere und mittlere Einkommen aus Er-werbstätigkeit bis etwa 100.000 Euro muss vorrangiges Ziel sein. Vorschläge für die not-wendige Kompensation sind unvermeidlich politisch umstritten und können nur bis zur Schwelle von Werten und Weltanschauungen sachlich untermauert werden: Vermögensbe-steuerung einschließlich Grundsteuer, höhere Besteuerung klimaschädlicher Emissionen, höhere Steuern auf „Luxusgüter“ im Rahmen eines europäischen Vorstoßes. Dazu Studi-engebühren, Mehrwertsteuer, Reduktion des Privilegs der Kapitalertragsbesteuerung. Alle Punkte sind schwierig, alle sind umstritten, alle im Fokus irgendwelcher politischer Ideologien.Danke für das Gespräch! cr

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12 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

GeLDAnLAGe ° Im Gespräch mit Prof. Dr. Helmut Kramer

„Der Finanzlobby ist es gelungen, die Finanztransaktionssteuer

zu Fall zu bringen.“

Page 13: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Getrennte Entscheidungen Wechselkursschwankungen tragen maßgeblich zur Volatilität der in Lokalwährungen notierten Schwellenmarktanleihen bei. Die Trennung von Zins- und Währungsentscheidungen eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten

Nach einem enttäuschenden Jahr 2013 wurden europäische Anleger dieses Jahr für ihr Engagement in Lokalwährungsanleihen aus Schwellenländern gut entlohnt. Euro-Anleger haben dabei im bisherigen Jahresverlauf Renditen von 10,5 Prozent erzielt1 , die allerdings aufgrund von Marktstimmungen, lokalen Wahlen und diversen politischen Spannungen nicht ganz schwankungsfrei blieben. Der weithin erwartete Anstieg der US-Zinsen blieb unterdessen

und schleppendem Wirtschaftswachstum die Zentralbanken zur Ausweitung ihrer lockeren Geldpolitik, wovon auch die

Für einen europäischen Anleger machen Wechselkursschwankungen rund zwei Drittel der Preisvolatilität von Lokalwährungsbonds aus, der Rest entfällt auf die eigentlichen Anleihen. Portfoliomanager können diese doppelte Herausforderung unserer Ansicht nach am besten meistern, indem sie das Währungs- und Durationsrisiko isoliert betrachten. Wir haben daher getrennte Scorekarten entwickelt, die uns dabei helfen, Wechselkurs- und Durationschancen in den Schwellenländern wahrzunehmen. Diese Scorekarten basieren auf empirischen Analysen und stufen die Länder in unserem Anlageuniversum anhand verschiedener Kriterien ein, zum Beispiel Bewertungsfaktoren oder zyklische und technische Faktoren.

Unsere Positionierung in Kolumbien liefert ein gutes Beispiel für diese Dynamik. Aktuell setzen wir dort auf lange Laufzeiten, weil die Bewertungen attraktiv sind und wir außerdem glauben, dass die dortige Zentralbank ihren Zinserhöhungszyklus jetzt abgeschlossen hat. In den kommenden Monaten dürfte folglich mit sinkenden Renditen zu rechnen sein. Trotz unserer positiven Einschätzung zu kolumbianischen Anleihen sind wir in der Währung untergewichtet. Der Grund dafür ist die hohe Abhängigkeit des Landes vom Ölexport zu einer Zeit, in der die internationalen Ölpreisnotierungen deutlich nachgeben.

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attraktiven Bewertungen und verfügt zudem derzeit über einen günstigeren Rohstoff-Exportmix.

erfolgreich zu nutzen, bedarf es gründlicher Bottom-up-Fundamentalanalysen sowie einer großen Breite und Tiefe an Ressourcen. Wir verwalten seit 14 Jahren Fonds, die in Schwellenmarktanleihen (EMD) investieren. In dieser Zeit haben wir eine globale Investmentplattform aufgebaut, die es uns ermöglicht, die besten Gelegenheiten an diesen Märkten wahrzunehmen. Von London aus deckt unser Team von fünf spezialisierten Fondsmanagern das gesamte EMD-Spektrum ab. Dabei nutzen wir unsere globalen Ressourcen und schöpfen gleichzeitig aus den lokalen Kenntnissen unserer Mitarbeiter in Asien und Osteuropa. Unser auf EMD spezialisierter Execution Trader sowie unsere Devisenhändler runden das Bild ab und liefern ebenfalls wertvolle Marktinformationen.

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in Lokalwährung bei Aviva Investors Wer

bung

Page 14: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Steuersenkung mit Steuererhöhung, aber ohne Einsparungen. Reiche kassieren Sozialleistungen vom Staat wie Arme. Das Pensionsantrittsalter stagniert, die steigende Lebenserwartung erfordert immer höhere staatliche Pensionszuschüsse. 75 Milliarden Euro werden für Subventionen verschwendet. Schwachsinn ohne Ende.

Bei der von den Regierungsparteien festgefahrenen Steuersenkungsdebatte

geht es vorrangig nicht um Steuergerechtig-keit, sondern um Klientelpolitik – um jene Interessengruppen zu bedienen, denen die Politiker ihre gut dotierten Polit-Jobs ver-danken. Multi-Millionär Hans-Jörg Schel-ling auf dem Stuhl des Finanzministers lehnt eine Vermögenssteuer rundweg ab. Klar. Weder will er sich selber besteuern, noch die Freunde in den Lobbyorganisationen In-dustriellenvereinigung und Wirtschafts-kammer. Doch wenn die jammern, dass von einer Vermögenssteuer auch Betriebe betrof-fen wären, dann kann man nur fragen: Na und? Schmälert die Steuer eben die Gewin-ne. Da kommt die außerordentliche Divi-denden-Ausschüttung bei Semperit gerade zum rechten Zeitpunkt um zu zeigen, wie’s geht. Die Kredite sind billig, also werden auf Pump flüssige Geldreserven in Höhe von 120 Millionen Euro ausgeschüttet. Ohne dass Aktionäre einen Finger rühren muss-ten. Ob diese Art des parasitären Finanzka-pitalismus im Fleisch des Industriekapitalis-mus nach höherer Besteuerung geradezu schreit oder nicht, mag jeder anhand von Europas höchster Vermögenskonzentration in Österreich für sich selber beurteilen.

Statt einer höheren Stiftungsbesteue-rung sollten die USA als Vorbild dienen. Dort müssen Stiftungen nämlich, um die Steuerbegünstigung zu sichern, schon seit 100 Jahren alljährlich zwischen vier und sechs Prozent ihres Vermögens bzw. ihrer Gewinne im Dienste der Gemeinnützigkeit ausgeben, die klar definiert ist: Für For-schung, Medizin, Bildung etc. In Österreich ließen sich dringend notwendige Ausgaben für Forschung und Bildung auf diese Art

sprunghaft steigern. Ohne dass die Politiker dazwischenpfuschen könnten.

Weiters ist die Frage zu stellen: Warum müssen „die Reichen“ genauso wie „die Ar-men“ in den Genuss von Sozialleistungen des Staates kommen? Etwa, wenn eine Toch-ter angehalten wird, zu inskribieren, damit die Mutter die Familienbeihilfe erhält. Oder der Vater mit der E-Card seine Rezepte vom Hausarzt holen lässt, damit er die Medika-mente billiger kriegt. Die Transferleistungen des Staates an die 1,71 Millionen mit Ein-kommen von über 30.000 Euro pro Jahr ma-chen immerhin 2,27 Milliarden Euro aus. Und die Vermögenskonzentration in Öster-reich ist die größte in Europa.

Dass sich Gewerkschaft und SPÖ gegen eine deutliche Anhebung des Pensionsalters quer legen, ist reinster Schwachsinn und ge-radezu Hochverrat an der Republik. Seit mehr als drei Jahrzehnten weiß man auf-grund der demografischen Entwicklung, dass die steigenden Zuschüsse (2014: 9,1 Milliarden Euro) aus dem Staatshaushalt zum Schließen der immer größeren Löcher im System der Pensionsfinanzierung – nach dem ungeschriebenen „Generationenver-trag“ – zunehmend unfinanzierbar sind. Das durchschnittliche Lebensalter lag 1980 bei 72,4 Jahren, 2012 achteinhalb Jahre hö-her bei 80,9.

Doch das tatsächliche Pen sionsantritts-alter wird in kaum wahrnehmbaren Mo-natsetappen jährlich erhöht. Würden sich alle Parteien im Staatsinteresse auf die not-wendige automatische Anhebung entspre-chend der steigenden Lebenserwartung und im ersten Schritt auf die Anpassung des Ver-hältnisses von Lebenserwartung zu Pensi-onsantrittsalter wie 1980 einigen, wird der

Staatshaushalt nachhaltig saniert und nie-mandem bei den nächsten Wahlen der Schwarze Peter zugeschoben.

Um den Staatshaushalt ausgeglichen zu gestalten und trotzdem eine Steuersenkung auf den Weg zu bringen, bedarf es ansonsten nur etwas Hirnschmalz und Arbeit. Es reicht ein Blick in den Bericht des Rechnungshofs zur notwendigen Verwaltungsreform mit hunderten Vorschlägen; und einer in den Subventionsbericht. Laut Parlamentskorre-spondenz vom 9. Jänner 2013 betrugen die Förderungen aller Gebietskörperschaften (Bund, Länder, Gemeinden) in Österreich 2011 sage und schreibe 75 Milliarden Euro oder 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)! Zum Vergleich: EU-27: 19 Prozent, Deutschland 18,5 Prozent, Frankreich 21,7 Prozent. Wenigstens damit wurde Öster-reich Europameister. Der Großteil der Geld-transfers, nämlich 19 Prozent des BIP, floss an Privatpersonen. 6,1 Prozent erhielten Unternehmen – in der EU-27 nur 2,3 Pro-zent, in Deutschland 2,0 Prozent und in Frank reich 2,2 Prozent.

Übrigens: In der Schweiz muss jede Legislaturperiode ohne Erhöhung der Schul-den beendet werden. So steht es in der Ver-fassung. Warum ist das nicht in Österreich möglich? cr

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beige

stellt

Brennpunkt ° Kommentar

„Warum kommt eine Schulden-

bremse wie in der Schweiz nicht in

die Verfassung?”Wolfgang Freisleben,

Herausgeber

Steuern, Stiftungen und Subventionen

14 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Page 15: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

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Page 16: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Das hat es noch nie gegeben: Die deut-sche Kanzlerin Angela Merkel ver-

schiebt als Gastgeberin den mit Millionen-Aufwand bereits vorbereiteten Beginn des dreitägigen G7-Gipfels im bayerischen Lu-xushotel Schloss Elmau wegen einer pri-vaten Veranstaltung um vier Tage von 3. auf 7. Juni 2015. Die Mächtigen weichen noch Mächtigeren: einem Kreis von rund 130 ein-flussreichen europäischen und US-ameri-kanischen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Militär, Politik und Medien. Sie kommen je-des Jahr zu den Bilderberg-Treffen an zu-nächst geheim gehaltenen Orten zusam-men, streng bewacht von großen Militär- und Polizeiaufgeboten.

Gegründet wurde dieser Kreis auf Ini-tiative des heute 99-jährigen David Rocke-feller. Er ist der letzte noch lebende Enkel des ersten Milliardärs der USA, des Öl-Ty-coons John D. Rockefeller. Als Präsident und Großaktionär der einst weltgrößten Bank Chase Manhattan – inzwischen fusio-niert zu JPMorgan Chase – begann er seine weltpolitischen Ambitionen und reiste per-manent um die Welt, um mit Staatschefs zu konferieren. Sich selbst als Weltpolitiker se-hend, verfolgte er den Plan einer Weltregie-rung unter Führung der Hochfinanz. Um in Europa Verbündete für seine Absichten zu gewinnen, inszenierte Rockefeller 1954 erst-mals das elitäre Treffen gemeinsam mit Prinz Bernhard der Niederlande, der sein Hotel „de Bilderberg“ in Oosterbeek (Holland) als Ta-gungsort zur Verfügung stellte und damit den Namen prägte. So begann Rockefeller, unter-stützt von prominenten Gefolgsleuten aus den USA, die Europäer mit der Idee einer Weltregierung vertraut zu machen. Die EU ist ein Schritt dorthin.

Für die Unterstützung dankte David Rockefeller seinen Verbündeten schon im Juni 1991 auf der Bilderberg-Konferenz in der deutschen Kurstadt Baden-Baden: „Wir sind der Washington Post, der New York Times, dem Time Magazine und anderen großen Publikationen dankbar, deren Chef-redakteure an unseren Treffen teilnahmen und die Zusage der Vertraulichkeit fast 40 Jahre lang respektierten. Es wäre für uns nie möglich gewesen, einen Plan für die Welt zu entwickeln, wenn wir während dieser Jahre im Licht der Öffentlichkeit gestanden hät-ten. Aber die Welt ist auf einem komplexen und vorbereiteten Weg hin zur Weltregie-rung. Die supranationale Souveränität einer intellektuellen Elite und der Welt-Bankiers ist sicherlich der nationalen Souveränität der letzten Jahrhunderte vorzuziehen.“

1994 orakelte er vor dem Wirtschafts-Ausschuss der Vereinten Nationen (UN Business Council): „Wir stehen am Rande

einer weltweiten Umbildung – alles, was wir brauchen, ist die richtige allumfassende Krise und die Nationen werden in die neue Weltordnung einwilligen.“ Die Krise beutelt bereits seit 2008 die Welt durcheinander und glost immer weiter.

Die Bilderberger pflegen nach den Tref-fen ihre Kontakte im Rahmen eines welt-weiten Beziehungsnetzes weiter, wobei die meisten europäischen Karrieristen wohl al-les dafür tun, um im Dunstkreis von Macht und Milliarden „dabei zu sein“. Eine Ver-schwörung wird selbstverständlich in Abre-de gestellt, die Geheimhaltungspflicht gilt aber trotzdem. Um es sich mit den Herr-schern der Welt nicht zu verscherzen, hal-ten sich die wenigen Österreicher strikt da-ran. So konnte sich Ex-Minister Rudolf Scholten, Vorstand der Österreichischen Kontrollbank, bis ins einflussreiche Exeku-tivkomitee der Bilderberger hochdienen. 2014 und früher gleichfalls dabei war auch Standard-Herausgeber Oscar Bronner.

Weitere temporäre Gäste aus Wien in der Vergangenheit: Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann, die Alt-Kanzler Franz Vranitzky und Alfred Gusenbauer, Ex-Vizekanzler Hannes An-drosch, die Banker Andreas Treichl (Erste Bank) und Walter Rothensteiner (Raiffei-sen), Ex-Banker Max Kothbauer, Diplomat Peter Jankowitsch und einst auch der legen-däre Industriellen-Präsident Hans Igler.

Das nächste Treffen findet nun von 4. bis 6. Juni 2015 nur 35 Kilometer entfernt vom Tagungsort der G7 im 5-Sterne S Interalpen-Hotel „Tyrol“ in Telfs/Buchen auf dem See-felder Plateau in Tirol statt. Es ist anzuneh-men, dass einige der G7-Teilnehmer zuvor bei den Bilderbergern vorbeischauen. cr

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Brennpunkt ° Geheimtreffen

16 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Die bedeutendsten Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industriestaaten (Gruppe der Sieben – G7) treffen sich im Juni 2015 in Bayern. Der angesetzte Gipfel wurde kürzlich wegen des privaten Bilderberg-Treffens im nahen Tirol um vier Tage verschoben. Die Mächtigen weichen noch Mächtigeren.

Wolfgang Freisleben

bilderberger verdrängen G7-Treffen

Hotel De Bilderberg: Hier inszenierte David Rockefeller 1954 das erste Treffen

Page 17: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

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Page 18: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Die Europäische Union entpuppt sich, je älter sie wird, umso mehr als

Schwindelkonstruktion, mit der die Bürger betrogen wurden. Noch im Jahr 2000 hatten die europäischen Staats- und Regierungs-chefs auf einem Sondergipfel in Portugal beschlos sen, die EU bis zum Jahr 2010 mit der sogenannten „Lissabon-Strategie“ zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ zu machen. Die Strategie ist kolossal gescheitert. Statt Prosperität und Vollbe-schäftigung manifestieren sich Siechtum und hohe Arbeitslosigkeit. Im Süden Euro-pas ist inzwischen mehr als die Hälfte der Jugendlichen arbeitslos – ohne Aussicht auf substanzielle Verän derung.

Nicht einmal das Geld ist mehr sicher. Die Null-Zinspolitik der Europäischen Zentral-bank (EZB) enteignet die Bürger, Realwert und Kaufkraft der Spargelder schmelzen. Der Außenwert des Euro wird überdies von der EZB mit Zwangsmaßnahmen so gedrückt, dass er seit Anfang Jänner 2014 gegenüber dem US-Dollar fast zehn Prozent an Wert ein-gebüßt hat. Um ebenso viel ist die Kaufkraft der Euro-Bürger im Ausland geschrumpft.

Gleichzeitig unterstützt die EZB die Banken, indem sie ihnen um hunderte Mil-liarden frisch gedruckter Euros minderwer-tige Hypotheken-Papiere und gefährdete Kreditpakete in Form von Asset Backed Securities (ABS) abnimmt. Geplant ist auch der Kauf von Staatsanleihen im Wert von einer Billion Euro. Martin Schulz, der Präsi-dent des EU-Parlaments, resümiert daher indigniert: „Die EU war jahrzehntelang ein Versprechen – nämlich die Lebenschancen für uns und unsere Kinder zu verbessern. Das funktionierte lange. Das Versprechen

gibt es noch, aber es wird nicht gehalten. Jüngeren Menschen bietet die EU kein Mehr an Stabilität und Sicherheit, sondern de-regulierte Märkte und durchgeknallte Ban-ken, die spekulieren und ganze Volksver-mögen verjubeln.“

Kommissions-Präsident mit noto-risCHem Hang zur LügeEin Garant für die Prolongation des

Schwindels ist der neue EU-Kommissions-Präsident Jean-Claude Juncker. Der bekannte freimütig: „Wenn es ernst wird, muss man lü-gen“ und er habe in den letzten 22 Jahren „oft lügen müssen“. Der Herausgeber der Frank-furter Allgemeinen Zeitung (FAZ) kommen-tierte dies kürzlich mit dem Sprichwort: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…“

Das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ überlieferte einen anderen

bemerkenswerten Juncker-Ausspruch aus dem Jahr 1999: „Wir beschließen etwas, stel-len das dann in den Raum und warten eini-ge Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir wei-ter ‒ Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“ Genau das war schon die Strate-gie des offiziellen EU-Lobbyisten im Dienste der USA, Jean Monnet, der dann sogar als Gründungsvater der EU hochgejubelt wur-de. So hat er die Regierungen ab der EU-Gründung immer wieder übertölpelt und vor vollendete Tatsachen gestellt. Und Jun-cker hat als Premierminister Luxemburgs kräftig mitgeholfen, dass Konzerne mit ei-ner Adresse in dem Zwergstaat in ihren Hei-matländern den Steuern entkommen konn-ten. Heute gibt er den Wendehals und for-dert scheinheilig, die von ihm mitgeöff-neten Steuerschlupflöcher zu schließen.

Angesichts der Gaunereien ist es kein Wunder, dass Österreichs ehemaliger Bun-deskanzler Franz Vranitzky überrascht fest-stellen musste, dass die EU ein neoliberales Projekt geworden sei, ein Europa der Kon-zerne. Außerdem klagt er: „Seit 2008 be-kämpft die Europäische Union ununterbro-chen Krisen, ohne dass diese weggehen. Un-unterbrochen werden Haushalte saniert, in Wirklichkeit bedeutet das aber einen Rück-gang der sozialen Sicherheit der Bürger in der Europäischen Union.“ Doch davon war noch keine Rede, als er sich einst für den EU-Beitritt Österreichs stark gemacht hatte. Auch nicht von den fast 20.000 Lobbyisten, die rund um die Brüsseler EU-Zentrale die Demokratie aushebeln und willige bis kor-rupte Kommissare, Abgeordnete und Mit- cr

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Brennpunkt ° Europa in der Krise

18 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Mit Jean-Claude Juncker hat die EU-Kommission einen überzeugten Lügner als Präsidenten. Dem entspricht der Zustand der Union. Viel versprochen, wenig gehalten. Inzwischen plagen gleich sechs unterschiedliche Krisen die Eurozone, für die es keine Lösung in Sicht. Das Desaster breitet sich unaufhaltsam aus. Wolfgang Freisleben

Lügen, Siechtum und hohe Schulden

Jean-Claude Junker: Ohne Geschrei macht er weiter, bis es kein Zurück mehr gibt

Page 19: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

arbeiter der Bürokratie mit Gesetzesvorla-gen im Interesse der Banken- und Indus-trie-Konzerne beliefern. Dies ist das US-amerikanische System der „gekauften De-mokratie“ in Washington, das nun auch Eu-ropa beherrscht.

sCHuLdenunion und eurobonds durCH die HintertürDie Lügen-Strategie von Monnet und

Juncker hat auch die immer geleugnete Schuldenunion ermöglicht. Der Europäi-sche Stabilitätsmechanismus (ESM) wurde 2010 mit EU-Steuergeldern in Höhe von 240 Milliarden Euro etabliert. Mit diesem kamen auch die nie offiziell beschlossenen Eurobonds durch die Hintertür. Seit Anfang 2013 verschuldet sich der ESM nämlich lau-fend durch Anleihen, die inzwischen ein Volumen von 50,365 Milliarden Euro er-reicht haben. So wird vorgesorgt. Denn die Eurozone taumelte in mehrere selbstver-schuldete Krisen, die einander überlappen.

1. die sCHuLdenKrise ist noCH Lange niCHt geLöstDie Schuldenkrise erscheint inzwischen

in fast allen Euroländern wie einzementiert. Um dennoch einen Erfolg vorzugaukeln, muss sogar schon das schwer geschundene Griechenland herhalten, dessen Volkswirt-schaft im zweiten und dritten Quartal 2014 minimal mehr gewachsen ist als die Euro-zone insgesamt. Die Arbeitslosenrate, im Herbst 2013 noch bei 27,8 Prozent, fiel bis August auf „nur“ 25,9 Prozent. Der Preis,

den die griechische Bevölkerung für diese Marginalie zahlen musste, war allerdings ge-waltig: Die Griechen mussten sich nämlich unter dem Diktat der EU-Troika kaputtspa-ren. Zwischen 2008 und 2013 ist das Brutto-inlandsprodukt (BIP) um sage und schreibe 30 Prozent auf 193,67 Milliarden Euro zwangsweise dezimiert worden. Eine Pleite-welle fegte durch Wirtschaft und private Haushalte. Riesige Steuerausfälle und ein sprunghafter Anstieg der Sozialkosten wa-ren die Folge. Inzwischen darben in Hellas 2,5 Millionen Menschen unterhalb der Ar-mutsgrenze. Diese lag im Jahr 2013 bei 432 Euro im Monat für eine Einzelperson und 908 Euro für eine vierköpfige Familie. Unter den Betroffenen waren rund 500.000 Kinder. Zusätzlich sind 3,8 Millionen Personen we-gen materieller Entbehrungen und Arbeits-losigkeit von Armut bedroht. Rund ein Vier-tel der griechischen Bevölkerung hat keine

Ressourcen, um Kindern täglich eine warme Mahlzeit mit Fleisch oder Fisch zu bieten. Meist haben diese Familien laut Statistik vier Kinder oder mehr. Diesen kinderreichen Fa-milien ist es dann zu 65 Prozent nicht mög-lich, ihren Buben und Mädchen Schulausflü-ge oder Geburtstagsfeste zu finanzieren.

Der sechs Jahre andauernde griechische Albtraum ist aber noch lange nicht zu Ende. Der erzwungene „Schuldenschnitt“ 2012 verringerte die Staatsschulden zwar um 15 Prozent auf 303,92 Milliarden Euro. Bis 2014 stiegen sie aber wieder um fünf Pro-zent auf 318,35 Milliarden Euro – 175 Pro-zent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Da-her soll die griechische Regierung im Rah-men sogenannter „vorbeugender Finanzhil-fen“ weitere zehn Milliarden Euro vom ESM als Kredit erhalten. Auch Irland ist keines-falls saniert. Obwohl der Staat mit einem Anleihen-Trick 30 Milliarden Euro einfach

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 19

eu-Parlament in brüssel: Gesetzesvor-lagen kommen von Konzern-Lobbyisten

der Wert des euro im Ausland wird durch Zwangsmaßnahmen nach unten gedrückt

sparguthaben bringen in der Eurozone kaum einen Ertrag mehr

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Page 20: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

20 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

in die Zentralbank verschoben hat, macht die Staatsverschuldung immer noch 124 Prozent des BIP aus.

2. die KonstruKtion des euro treibt die staaten auseinanderFür das Scheitern der Rettung von Hel-

las gibt es eine plausible Erklärung: Die Eu-rozone ist eine Fehlkonstruktion. Die „Me-thode Monnet/Juncker“ – „Wir machen mal und schauen, was passiert“ – brachte ein tris tes Ergebnis. Schon das Wagnis, in einer gemeinsamen Währung 17 verschiedene

Staatsanleihen zu emittieren, endete fatal. Als für Griechenland ein Schuldenschnitt diskutiert wurde, schnellten auch für Italien die Anleihezinsen über die Sieben-Prozent-Marke. Andernfalls hätten verunsicherte Investoren keine Anleihen mehr gekauft. Um die hohen Zinsen bezahlen zu können, musste Italien den Staatshaushalt kürzen, was die Wirtschaft schrumpfen ließ. Die Steuerausfälle bei gleichzeitig steigenden Arbeitslosenkosten erhöhten wiederum die Staatsverschuldung, die doch eigentlich ge-senkt werden sollte. Ein Teufelskreis.

Ohne Euro hätte Italien wie Großbri-tannien mit seiner eigenen Währung han-deln können. Dort würde ein Massenver-

kauf von Staatsanleihen sofort deren Kurs und jenen des britischen Pfund verfallen lassen. Ein Ausstieg wäre also nur unter schweren Kursverlusten möglich. Da über-legt man schon sehr genau. Außerdem würde die Bank of England eingreifen und auf den Finanzmärkten sofort britische Staatsanleihen aufkaufen. EZB-Chef Mario Draghi zögerte hingegen bis Juli 2012, ehe er in einer Rede ankündigte, dass man „alles“ tun würde, um den Euro zu retten. Investoren wussten, was gemeint war: Ab jetzt würde die Notenbank als „lender of last resort“ einspringen und unbegrenzt Staatsanleihen aufkaufen, um die Zinsen für Italien und Spanien zu drücken. Allein diese Aussage reichte, um die Märkte zu beruhigen.

3. WettbeWerbsKrise durCH deutsCHes LoHndumPingDie dritte Krise geht ebenfalls auf das

Konto des Euro. Weil nämlich die meisten Euroländer nicht mehr mit Deutschland konkurrieren können, verschafft die „Wett-bewerbskrise“ Deutschland Exportüber-schüsse, während fast alle anderen Staaten Defizite einfahren. Denn Deutschland be-treibt seit 2002 Lohndumping und hat die Arbeitskosten gezielt gesenkt. Die vier „Hartz-Gesetze“ der Agenda 2010 haben die meisten Beschränkungen bei der Leih-arbeit aufgehoben und zwingen Arbeitslose, fast jede Stelle anzunehmen. Gleichzeitig fehlt ein gesetzlicher Mindestlohn, sodass ein riesiger Niedriglohnsektor entstanden ist, der auch auf die normalen Gehälter drückt. Zwischen 2000 und 2010 fielen die deutschen Reallöhne im Mittel um 4,2 Pro-zent.

Zudem wurden die Arbeitgeber bei den Sozialleistungen entlastet. Es war eine klas-sische „beggar-thy-neighbor“-Politik, mit der die eigenen Probleme auf die anderen EU-Länder überwälzt wurden.

Dieses Lohndumping wäre ohne die Einführung des Euro nicht möglich gewe-sen. Vorher wäre nämlich die D-Mark so-fort im Kurs gestiegen, wenn Deutschland exorbitante Exportüberschüsse angehäuft hätte, sodass die Lohnvorteile wieder ver-

schwunden wären. Umgekehrt verhindert der Euro jetzt, dass die Randstaaten mit Währungsabwertungen ihre Wettbewerbs-fähigkeit retten können.

Griechenland, Portugal, Irland, Spa-nien, Zypern und Slowenien hatten schon vor der US-Finanzkrise ab 2007 mit auslän-dischem Geld hohe Schuldenberge aufge-türmt. Diese Kreditblasen sorgten für Wachstum, Beschäftigung, Inflation und steigende Löhne, was wiederum den Kon-sum ankurbelte. Es störte weder die EZB, noch die nationalen Notenbanken, dass die Immobilienkredite in Spanien oder Irland jährlich um mehr als 20 Prozent expan-dierten. Auch die deutsche Bundesbank, üblicherweise ein selbstgerechter Kritiker der heutigen Krisenländer, nahm an der drohenden Überschuldung keinen Anstoß. Über Nacht stiegen arme Randstaaten zu europaweiten Vorbildern auf. Irland wurde als „keltischer Tiger“ gelobt, und über Spa-nien schrieb die Deutsche Bank, dass es bis zum Jahr 2020 Deutschland überholen und eine höhere Wirtschaftsleistung pro Kopf aufweisen würde.

Die Kehrseite der Medaille war, dass die irischen und spanischen Lohnstückkosten zwischen 1999 und 2007 um 36 beziehungs-weise 28 Prozent zulegten. Das war natür-lich völlig übertrieben, weswegen Iren und cr

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Brennpunkt ° Europa in der Krise

mario draghi zögerte bis 2012 mit der An-kündigung, den Euro auf jeden Fall zu retten

martin schulz: „Das Versprechen gibt es noch, aber es wird nicht gehalten“

Page 21: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 21

Spanier nun gezwungen sind, auf einen Teil ihrer Gehälter wieder zu verzich-ten. Die französischen Reallöhne stie-gen hingegen seit 1999 lediglich analog zum Produktivitätszuwachs um 20 Prozent. Frankreich hat sich also an die Spielregeln gehalten, die alle Euro-staaten befolgen müssten, wenn es nicht zu Wettbewerbsverzerrungen zwischen den einzelnen Mitgliedslän-dern kommen soll. Dennoch müssen die Franzosen erleben, dass sie gegen die Deutschen nicht mehr wettbe-werbsfähig sind.

Wer nicht konkurrieren kann, muss Kosten und Preise reduzieren, fordern Ökonomen. Das nennt man „innere Abwertung“. Doch die Volks-wirtschaft hat andere Gesetzmäßig-keiten als die Betriebswirtschaft, auch wenn sie die Summe aller Einzelwirt-schaften darstellt. Und damit sind wir bei der nächsten Krise.

4. managementKrise der ezb-geLdPoLitiK Die gegenwärtige Wachstumskrise

wurde nicht nur durch Fehlent-scheidungen der Politiker, sondern auch der Zentralbanken ausgelöst. In der Bank für Internationalen Zah-lungsausgleich (BIZ) in Basel, der Zen-tralbank der Zentralbanken, heckten sie nämlich während der Finanzkrise 2009/10 bei ihren Meetings das Re-formpaket „Basel III“ mit der Eigen-kapitalstärkung der Banken aus. Da die laufenden Gewinne dafür nicht aus-reichten, muss te auf der anderen Seite der Bilanz das Aktivgeschäft, also die Forderungen aus Kreditvergaben an Wirtschaft und Private, eingeschränkt werden.

Weil aber die Geldmenge in der Realwirtschaft nur im Wege der Kre-ditvergabe durch die Geschäftsbanken erhöht werden kann, wurde mit der Geldmenge auch die Konjunktur abge-würgt. Basel III konterkariert somit die Geldpolitik der EZB. Lediglich die Finanzwirtschaft und die Börsen profi-

Europa in der Krise ° Brennpunkt

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tieren. Es ist wie 1936, als die US-Noten-bank Federal Reserve (Fed) zunächst die umlaufende Geldmenge von rund sieben Milliarden Dollar reduziert und dann eine Erhöhung des Grundkapitals der Banken auf das Doppelte verlangte. Dies verursach-te eine Beschränkung der Kredite um zwei

Milliarden Dollar. Diese Maßnahme wie-derholte die Fed im Frühjahr 1937. H. B. El-liston, Herausgeber der Washington Post, schrieb in einem Artikel im Atlantic Month-ly vom Juli 1938: „ Der Zusammenhang zwi-schen dem Anziehen der Bremsen durch das Federal Reserve-System und dem Nie-

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22 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

dergang der Wirtschaft ist in den Jahren 1936/37 offensichtlich.“

Basel III taugt überdies kaum zum Schutz der Banken vor kriminellen Betrü-gereien, wie jene der Wall Street im Stil und Volumen der 2000er Jahre. Rund 500 Mil-liarden Euro kostete allein die Rettung deut-scher Banken ab 2008. Für diese simulierte der heurige Stresstest der EZB aber nur Ver-luste von rund 30 Milliarden der 185 Mil-liarden Euro dicken Kapitaldecke. Und der europäische Bankenabwicklungsfonds soll für die gesamte Eurozone nach acht Jahren lediglich 55 Milliarden Euro bereit halten. Wiederholt sich 2008, müssen wohl wieder die Staaten einspringen.

Auch die für Anfang 2015 erwartete Geldflut in Form von Staatsanleihenkäufen dürfte bereits an der Quelle versiegen. Denn der negative Einlagenzins auf Gelder, die Banken bei der EZB horten, wird die Geld-häuser nicht gerade ermuntern, höher ver-zinste Staatsanleihen abzustoßen. Die Geld-institute halten rund ein Drittel der ausste-henden Staatsanleihen im Euro-Raum im Gesamtvolumen von 6,6 Billionen Euro.

5. managementKrise in brüsseL durCH den sParzWangIn der gegenwärtigen Rezession können

nun die Staaten nicht ausgleichend mit hö-heren Investitionen einspringen, weil die Bürokraten in Brüssel mit Unterstützung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und des Internationalen Währungsfonds (IWF) einen Sparkurs wünschen, damit die Staaten ihre Schulden wieder abbauen. Doch wenn alle Länder gleichzeitig sparen und die Löhne senken, wird Europa ärmer und nicht reicher. Denn die Konsumnach-frage schrumpft. Die Firmen bleiben auf ih-ren Produkten sitzen, Investitionen lohnen sich nicht mehr, die Produktionskapazitäten werden reduziert. Daher bricht jetzt in der gesamten Eurozone die Konjunktur ein. Die Staatsdefizite steigen weiter.

6. die WäHrungsunion Wird von innen gesPrengtDie Lösung wäre einfach, schreibt die

deutsche Wirtschaftspublizistin Ulrike Herrmann in Le Monde diplomatique: „Die Deutschen müssten ihre Gehälter kräftig erhöhen. Ein erster Schritt wäre ein gesetzlicher Mindeststundenlohn von zehn Euro. Darüber hinaus müssten die norma-len Gehälter jährlich um fünf Prozent stei-gen, bis Deutschland die Wettbewerbslücke wieder schließt, die es durch sein Lohndum-ping aufgerissen hat.“ Doch dann gehen womöglich Arbeitsplätze in der Exportin-dustrie verloren.

Aber Deutschland hat gar nicht die Wahl, wie es mit seinen Exportüber - schüssen umgeht und ob es seine Löhne erhöht, glaubt die Publizistin. Wenn die Deutschen ihren Nachbarn nicht bald ent-gegenkommen, wird die Anpassung erzwungen – indem der Euro auseinander-bricht. Pläne dafür gab es bereits in Deutsch-land und den Niederlanden am Höhepunkt der Krise 2012.

Binnen einer Nacht würde dann aber die neue D-Mark oder der neue „Nord- Euro“ so stark aufwerten, dass das gesamte Lohndumping der vergangenen zehn Jahre aufgezehrt wäre. Diesen Schock würde die deutsche Exportindustrie garantiert nicht verkraften. Daher wäre es viel geschickter, die Gehälter schrittweise zu erhöhen und die Unternehmen daran zu gewöhnen, dass das Lohndumping ein Ende hat. Mit ande-ren Worten: selber konsumieren statt den Konsum der anderen zu finanzieren.

Ulrike Herrmann bilanziert daher: „Es lohnt sich einfach nicht, Exportüber-schüsse anzuhäufen, denn die ökonomische Logik ist stärker: Wenn Deutschland darauf beharrt, stets mehr zu exportieren, als es importiert, dann können die anderen Länder die deutschen Waren nur kaufen, indem sie Kredite aufnehmen – bei Deutsch-land. Es ist eine reine Frage der Zeit, bis einige Importländer überschuldet sind und sich das deutsche Auslandsvermögen in nichts auflöst.“ Die Deutschen hätten somit faktisch ihre Waren ins Ausland verschenkt und dafür wertlose Schuldtitel erhalten. cr

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Brennpunkt ° Europa in der Krise

neues ezb-zentrale in Frankfurt: Simulierte Verluste für Banken nicht realistisch

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Page 24: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

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brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz

In Dallas/Texas steht die Schweizer Großbank Credit Suisse seit Dezember wegen falscher Bewertung von Immo-bilien Mitte der 2000er-Jahre – also noch vor der Finanzkrise – vor Gericht. Unter der Bezeichnung „Gesamtnetto-wert“ wurden Einnahmen, die theore-tisch in Zukunft zu erwarten waren, in die Bewertung mit einbezogen. Tradi-tionellere Bewertungsmethoden fußen dagegen darauf, wie der Markt die Immobilien einschätzt. Der Bank wird nun vorgeworfen, in unangemessener Weise den Wert der Immobilien aufge-bläht zu haben.

Die Bank hatte damals Kredite an die Eigentümer für in Planung befindliche Immobilienobjekte vermarktet. Da-bei handelte es sich um Golfanlagen, wie etwa Lake Las Vegas im US-Bundesstaat

Credit Suisse vor US-Gericht

Nevada mit Wohnbebauung, und Ski-urlaubsorte wie den Yellowstone Club in Montana, den Promontory Club in Utah und das Tamarack Resort in Idaho. Dabei konnten die Eigentümer einen Teil der Er-löse als Dividende oder als Kredit für sich beanspruchen. Die Bank leitete dann die Finanzierung für die Kredite aus Quellen im Nicht-Banken-Bereich, also etwa aus

der Hand von Beteiligungsgesellschaften, Hedgefonds und Managern von Fremd-mittelfonds, in die Wege. Im Gegenzug erhielten die Kreditgeber Zugang zum wachsenden Markt für Immobilien der oberen Preisklasse. Einer der Kreditinves-toren, der Hedgefonds Highland Capital Management, hat die schweizerische Bank nun verklagt. Auch in Idaho hat eine Gruppe Immobilienbesitzer ein Gerichts-verfahren über mehrere Milliarden Dollar wegen angeblich künstlich aufgeblasener Bewertungen angestrengt. Die Bank ver-diente als Vermittlerin Gebühren und Provisionen über viele Millionen Dollar. Die betreffenden Kredite waren während der Finanzkrise allerdings gekippt und hätten Anlegern größere Verluste be-schert, als dies der Fall gewesen wäre, wären die Bewertungen der Bank konser-vativer gewesen, behauptet Highland. (wf)

Die deutschen Steuerzahler verschaf-fen der US-Investmentbank Goldman Sachs (GS) womöglich Milliarden-gewinne. Denn auf Basis eines alten Vertrages kann sich die Bank noch bis zum Jahr 2036 von der deutschen Bad Bank FMS Wertmanagement (FMSW)

bis zu fünf Milliarden Dollar leihen – zu extrem günstigen Konditionen. Das Risiko trägt der deutsche Steuerzah-ler, der für mögliche Verluste der Bad Bank aufkommen muss.

Die FMSW wickelt die Altlasten der ver-staatlichten Hypo Real Estate und deren irischer Tochter Depfa ab. Die Finan-zierungslinie wurde 2006 von der Depfa vereinbart und läuft über einen sogenann-ten Total Return Swap. Wie das deutsche Nachrichtenmagazin SPIEGEL heraus-fand, zahlt GS dafür einen Minimalzins von 0,1 Prozentpunkten über dem Refe-renzzinssatz Libor – derzeit also rund 0,3 Prozent. Allein durch das Weiterverleihen zu Marktbedingungen könne die Invest-mentbank über die Kreditlinie derzeit rund 150 Millionen Dollar Gewinn pro Jahr erwirtschaften. Im Gegenzug reicht die Investmentbank de facto Wertpapiere

Deutsche Steuerzahler haften für Goldman Sachs

als Sicherheit ein. Dazu gehören aller-dings auch strukturierte Produkte wie die sogenannten Collateralized Debt Obli-gations (CDOs) und Collateralized Loan Obligation (CLOs), deren Wert Goldman als sogenannter Calculation Agent sogar selbst bestimmt. „Das ist, als ob jemand, der eine Hypothek aufnimmt, allein den Wert des Hauses bestimmt, das dafür als Sicherheit dient“, zitiert der SPIEGEL ei-nen Experten. Goldman nutze die Bad Bank als „extrem lukrativen Parkplatz für strukturierte Finanzprodukte“, heißt es im Umfeld der FMSW, an die die Kreditlinie 2012 übertragen wurde. Die FMSW ver-suchte 2012 vergeblich, in Verhandlungen mit Goldman eine Kürzung der Laufzeit oder des Kreditvolumens zu erreichen. „Die ursprüngliche Transaktion wurde 2006 zwischen professionellen Marktteil-nehmern zu einem marktüblichen Preis vereinbart“, erklärte GS. (wf)

Credit Suisse NY: Zu hohe Bewertungen?

24 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

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Goldman Sachs Tower: Die Bank kann sich bis 2036 billigst in Deutschland refinanzieren

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Meldungen aus der Hochfinanz ° brennpunkt

der Krisen-Ära hätten sich somit in Gold verwandelt, wird Alan Johnson von der Be-ratungsfirma Johnson Associates in „Crain‘s“ zitiert. Bei Goldman Sachs wurden nach 2009 Aktienboni im Wert von 3,6 Milliar-den Dollar ausgereicht, die ab Januar 2015 verkauft werden dürfen. Über die Dauer der Haltefrist hinweg wurde ein Kursplus von 40 Prozent verzeichnet. Bei Citigroup, Bank of America oder Morgan Stanley sieht es ähn-lich aus.Die Banken wollten sich ursprünglich mit der veränderten Boni-Strategie mit ihren Cash-Reserven gegen eine weitere Zuspit-zung der Krise schützen. Vor der Krise wurden laut „Crain‘s“ 25 Prozent der Boni an der Wall Street mit Haltefrist versehen, heu-

Wegen der Finanzkrise wurden an der Wall Street in den vergangenen Jahren viele Boni für Banker zunächst einge-froren. Statt in Barem bezahlten die Investmentbanken in Aktien, die erst nach Jahren zu Geld gemacht werden durften. Damals war die Empörung groß. Doch jetzt erhalten die Betrof-fenen nach Ablauf der Haltefristen we-sentlich mehr, als ursprünglich geplant.

Wie das Fachmagazin „Crain‘s New York Business“ berichtet, fallen die Sonder-vergütungen viel höher aus, als wären sie seinerzeit direkt ausgezahlt worden, weil die Aktienkurse seit den Krisen-Tiefständen kräftig gestiegen sind. Die Aktien-Prämien

Geldregen für banker an der Wall Street

Wall Street: Aktienboni haben sich durch Kursanstiege um 40 Prozent erhöht

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 25

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te sind es 75 Prozent. Bei der diesjährigen Bonusrunde müssen sich laut einer Studie von Johnson Associates Aktien- und Anlei-henhändler aber auf ein Minus von bis zu zehn Prozent zum Vorjahr einstellen. Nur Fusionsberater und Private Equity-Spezia- listen können große Zuwächse erwarten. (wf)

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BankingPanorama

26 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Düstere Prognose. Die grassierende Ebola-Epidemie ist nicht nur eine beispiellose medizinische und menschliche Katastrophe; sie entwickelt sich mittlerweile auch zu einem ökonomischen Fiasko für die betroffenen afri-kanischen Staaten. Guinea, Liberia und vor allem Sierra Leone werden laut den neuesten Prognosen der Weltbank größere wirtschaft-liche Schäden davontragen, als bisher erwar-tet. Während die Organisation für Sierra Leone noch im Oktober von einem Wirtschaftswachs-tum von 7,7 Prozent in 2015 ausgegangen war, wurde die Prognose nun drastisch nach unten revidiert. Nunmehr erwartet man bei der Weltbank, dass das BIP im westafrikanischen Land sogar um zwei Prozent schrumpfen wird.

SiERRa LEOnELand des Monats

ECKDATEN (Republik der Union Myanmar)Staatsform RepublikHauptstadt FreetownAmtssprache EnglischStaatsoberhaupt Ernest Bai KoromaRegierungschef ebendieserFläche 71.740 km2

Einwohner etwa 5,9 MillionenBevölkerungsdichte etwa 82,2 pro km2

Währung LeoneKfz-Kennzeichen WalInternet-TLD .slInternat. Telefonvorwahl +232Nationalfeiertag 27. AprilUnabhängig seit 1961 (von UK)Nachbarstaaten Guinea, LiberiaGrößte Städte Freetown, Bo, Kenema

Kürzlich musste sich der Oberste Ge­richtshof mit dem Bankpfandrecht als

Sicherungsinstrument heimischer Kreditinsti­tute auseinandersetzen. Das in den Allgemei­nen Bankbedingungen geregelte Bankpfand­recht dient dazu, Forderungen von Kreditinsti­tuten gegenüber ihren Kunden zu sichern, die aus der Geschäftsbeziehung mit dem Kunden entstehen. Quintessenz ist, dass es zu keiner Risikoverlagerung auf das Kreditinstitut kommt, sondern der Kunde für allfällige For­derungen aus der Geschäftsbeziehung einzu­stehen hat und der Bank ein Sicherungspool eingeräumt wird. Dem Kreditinstitut steht ein Pfandrecht an allen Sachen und Rechten des Kunden zu, die in die Innehabung des Kredit­instituts gelangen. Diese an sich sehr logisch klingenden Bestimmungen mussten jüngst vom Obersten Gerichtshof in ihrem Bedeu­tungsgehalt geklärt werden, weil sowohl das Handelsgericht Wien, als auch das Oberlan­

desgericht Wien die Voraussetzungen für die Gültigkeit des Sicherungsinstruments im An­lassfall als nicht erfüllt sahen.Erfreulicherweise und zur Rechtssicherheit aller heimischen Banken spricht der OGH klar aus, dass das Bankpfandrecht das je­weilige Kreditinstitut generell vor Schäden aus der Geschäftsbeziehung mit ihren Kun­den schützen soll und dies auch für bedingte Forderungen gilt. Zweifelsfrei bestätigt wur­de auch das Vorliegen einer bedingten Forde­rung im Anlassfall: eine potenzielle Regress­forderung des österreichischen Kreditinstituts gegen über ihrem Kunden. Der OGH bestätigt in seiner Entscheidung, dass die Geltendma­chung einer Forderung gegenüber dem öster­reichischen Kreditinstitut oder einem ihrer Ge­hilfen (wie z.B. einer ausländischen Lagerstel­le) als ausreichender Grund für die Aus übung des Bankpfandrechts zu qualifizieren ist. Ver­einfacht ausgedrückt: Sobald ein Rechtsstreit

anhängig ist, der zu einem potenziellen Regressanspruch der Bank gegenüber dem Kunden führen kann, ist die Bank berechtigt, ihr Bank­pfandrecht auszu­üben. Aufwände, die in Erfüllung des er­teilten Auftrags ent­stehen, sind vom Kunden ebenfalls zu ersetzen; auch wenn der jeweilige Aufwand noch nicht unbedingt entstanden ist, besteht ein Siche­rungsrecht des österreichischen Kreditinsti­tuts. Eine für die österreichische Banken­landschaft wichtige Klarstellung des Höchst­gerichts.

OGH bestätigt Sicherungsrechte österreichischer Banken gegenüber Kunden

eliSaBetH SticHmann

Rechtsanwältin und Vertrete-

rin des obsiegenden österrei-

chischen Kreditinstituts

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JUPITER ASSET MANAGEMENT

Der größte Planet etabliert sich

D er börsennotierte britische Invest-mentmanager Jupiter Asset Mana-

gement ist seit diesem Jahr mit einer eige-nen Niederlassung in Österreich präsent. Diese wird von Mag. Karl Banyai geleitet und im Fokus der Strategie für Österreich stehen neben dem Dachfondsmarkt ver-mehrt Pensions- und Vorsorgekassen so-wie die Betreuung von Vermögensverwal-tern und Privatbanken. Anleihen- und Ak-tienfondsprodukte stehen auf der Agenda, wobei eine nachhaltige Investmentlösung immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Neben dem boutiqueähnlichen Anlagestil ist das aktive Fondsmanagement das Erfolgs rezept des britischen Investmenthauses. Jupiter wurde 1985 gegründet und gehört in Groß britannien zu den fünftgrößten Retail-Fonds anbietern. Benannt nach dem größten Planeten unseres Sonnensystems verwaltet Jupiter aktuell ins-gesamt ein Vermögen von 40,2 Milliarden Euro.

LOKALE PRÄSENZ

„Jupiter ist in seinem Heimatmarkt an seine natürlichen Wachstumsgrenzen gestoßen, da-her wird nun noch stärker das internationale

Geschäft forciert“, so Andrej Brodnik, der seit 2013 Head of Germany, Austria and Switzer-land ist.Seit August dieses Jahres zeichnet Mag. Karl Banyai für das Österreich-Geschäft aus Wien heraus verantwortlich. Banyai, der seit mehr als 15 Jahren in der heimischen Finanzindustrie tätig ist und zuvor bei Blackrock Österreich ak-tiv war, wird neben institutionellen Investoren vermehrt auch das Retailgeschäft in Österrei-ch vorantreiben.

HIGH CONVICTION

Bei Jupiter wird Identifikation mit dem Unter-nehmen tatsächlich gelebt. Viele der Fonds-manager sind nicht nur in die von ihnen ge-managten Fonds, sondern auch in Aktien des börsennotierten Unternehmens investiert. An-geboten werden in Österreich ausschließlich Produkte, die sich schon am britischen Hei-matmarkt bewährt haben. „Aktuelle Trendthe-men stehen daher nicht ausschließlich im Fo-kus“, sagt Karl Banyai. „Vielmehr geht es bei Jupiter um solide Basisfonds, die sich Themen wie Anleihen und Aktien widmen.“ Einer dieser Investmentlösungen ist der Jupiter Dynamic Bond SICAV. Dieser flexible globale Renten-fonds zählt laut Morningstar zu den fünf erfolg-reichsten Fonds seiner Klasse und hat auf Jah-ressicht ein Plus von 6,5 Prozent erreicht. Im Ak-tienbereich zählt der Jupiter European Growth SICAV zu den Flagship-Produkten. In den letz-

ten fünf Jahren hat Stock-Picker Alexander Darwall mit diesem europäischen Aktien-fonds ein Plus von 129,1 Prozent pro Jahr er-reicht. Der Referenzindex wurde deutlich out- performed.

NACHHALTIGKEIT GEFRAGT

Das Thema Nachhaltigkeit genießt vor allem bei Jupiter oberste Priorität. Der Jupiter Glo-bal Ecology Growth SICAV, der in den letzten zehn Jahren eine Wertentwicklung von 80,3 Prozent erzielte, wurde letzten Monat mit dem Österreichischen Umweltzeichen für Nachhal-tige Finanzprodukte ausgezeichnet. Damit ist Jupiter das erste britische Fondshaus, dem in Österreich diese Auszeichnung zuteil wur-de. Dieses Zertifikat erhalten nur Investment-produkte, die in Unternehmen investieren, die einen aktiven Beitrag zur Lösung von Um-weltanforderungen leisten. In dem von Char-lie Thomas verwalteten globalen ökologischen Aktienfonds zählen dazu Themen wie Infra-struktur, Ressourceneffizienz und Demografie. Für Karl Banyai stellt diese Auszeichnung ein besonders schönes Weihnachtsgeschenk dar: „Wir freuen uns über diese Auszeichnung sehr, denn so ist es uns möglich, das institutionelle Geschäft mit Pensionskassen und Stiftungen intensiver voranzutreiben und Jupiter als einen der Top-Player unter den ausländischen Fondsgesellschaften am heimischen Markt zu etablieren.“

ANDREJ BRODNIK, Vertriebsleiter Jupiter AM, D, A, CH

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 27

PORTRAIT

Sources: FE, gross income reinvested, net of fees, in EUR, from 31.03.07 to 30.11.14. Past performance is no guide to the future

JUPITER EUROPEAN GROWTH

MAG. KARL BANYAI, Sales Director Jupiter AM, Austria

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GELD ° Herr Dr. Hefel, die Hypo Vorarlberg bedient als Regionalbank unterschied-liche Geschäftsbereiche. Wel-che Bedeutung kommt dabei dem Private Banking zu?DR. JoHannes Hefel: Die Hypo Vorarlberg ist als Un-ternehmer-, Wohnbau- und Anlagebank positioniert. Das Private Banking ist somit ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäfts. Unsere Kernkompetenzen in diesem Segment liegen in der pro-fessionel len, langfrist ig partnerschaftlichen Betreu-ung unserer Kunden und einer innovativen, nachhal-tigen Vermögensverwaltung – damit geben wir unseren Kunden die Sicherheit, in Anlagefra-gen den richtigen Partner zu haben.

Was sagen die Kunden über Ihr Private Ban-king?Lassen Sie mich hier den Elite Report zitie-ren, der uns für 2015 zum vierten Mal in Folge mit der höchsten Auszeichnung „sum-ma cum laude“ bewertet hat: „[…] Diese sehr gut geführte Bank steht für die Bedeutung die-ser international prosperierenden Region, indem sie ein Leistungsspektrum bietet, das allen Anforderungen an eine intelligente Ver-mögensverwaltung mehr als gerecht wird. Und zwar umfassend. Sie findet gut die Eck-punkte heraus, die für den anspruchsvollen Kunden berücksichtigt werden müssen. Das Vermögensstrukturierungskonzept basiert auf tiefgehenden Analysen und verrät hohe Kom-petenz und Zuverlässigkeit. […] All diese für den Kunden meist unsichtbaren Arbeitsfelder

bestimmen den Erfolg. Und der kann sich wirk-lich sehen lassen.“

Welche anforderungen werden aktuell seitens der Investoren gestellt?Investoren überdenken aufgrund des anhal-tenden Niedrigzinsumfeldes ihre gewohnten Anlageformen. Gefordert sind Lösungen, die trotz der heutigen Niedrigzinslandschaft dennoch eine vernünftige Rendite bei über-schaubarem Risiko erzielen. Um diesem Bedürfnis unserer Kunden nach sicheren und zugleich ertragreichen Anlageformen nachzu-kommen, haben unsere Spezialisten im Asset Management innovative Strategien entwickelt.

Wie trägt die Hypo Vorarlberg dem aktuell an-spruchsvollen Marktszenario in der anlagebe-ratung Rechnung? Mit der eigentlich klassischen Antwort auf das Investieren: Absolute Return in jeder Situati-on. Speziell zum Erhalt der Kaufkraft hat unser

Asset Management eine Ab-solute Return Strategie entwickelt, die versucht, eine definierte Mindestrenditevor-gabe bei möglichst geringem Gesamtrisiko zu erreichen. Unser neuer Hypo Absolut Return Fonds verfügt über das Potenzial, eine Brutto-Zielrendite von fünf Prozent p.a. bei einer Volatilität von kleiner als fünf Prozent über einen rollierenden Zeitraum von fünf Jahren zu erreichen. Eine breite Diversifikation und dauerhafte Absiche-rungsstrategien sorgen dabei für eine höhere Robustheit des Portfolios.

Welche assetklassen und Themen werden 2015 interessant sein, wovon sollte man eher die finger lassen?Wir gehen davon aus, dass die Zinsen noch län-ger tief bleiben werden. Im Zinsmarkt kann daher weder mit kurzfristigen noch mit lang-fristigen Investitionen eine Realwertsteigerung erreicht werden. Aufgrund des immer hö-her werdenden Zinsänderungsrisikos soll das langfristige Anleihensegment eher gemieden werden, aus Diversifizierungsgründen bietet sich eine selektive Beimischung von Unterneh-mensanleihen, Schwellenländeranleihen und Hochzinsanleihen an.Ich meine, dass Anleger – gerade in Hinblick auf den Erhalt der Kaufkraft – mittelfristig nicht darauf verzichten können, scheinbar risi-koreichere Klassen wie Aktien in ihr Portfolio aufzunehmen. Bei den Aktien ziehen wir Large Caps den Small Caps vor. Für defensive Akti-eninvestoren sind besonders dividendenstarke cr

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28 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Die blaue Couch, das traditionelle Symbol der Vorarlberger Hypo lädt zum Gespräch und zum Verweilen ein. Viele Anleger halten dank der exzellenten Beratung dem Unternehmen seit vielen Jahren die Treue. Die aktuell verliehene Auszeichnung des Elite Report ist ein Signum dieser Qualitätsarbeit.

blaue Couch für entspannte Anleger

Johannes Hefel, Mitglied des Vorstandes der Hypo Vorarlberg

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Titel und Unternehmen geeignet, die über einen hohen Substanzwert verfügen.

Die Hypo Vorarlberg berät auch institutionelle Investoren. Welche Produkte und Beratungslei-stungen sind hier gefragt?Institutionelle Anleger sind nach wie vor über-wiegend in festverzinsliche Wertpapiere und Liquidität investiert. Die Zielvorgaben las-sen sich derzeit aufgrund hoher Kursgewinne bei Anleihen infolge rückläufiger Zinsen noch recht gut erreichen, jedoch wird dies künftig deutlich schwieriger werden. Deshalb sind neue Ansätze gefordert. Intelligente und innovative Lösungen, die mittels eines quantitativen An-satzes noch vernünftige Rendite-Risiko-Profile gewährleisten, werden vermehrt nachgefragt. Zudem wollen institutionelle Anleger genau wissen, wie sie investieren und wo ihre Risiken liegen, daher haben Nachvollziehbarkeit und Transparenz höchste Priorität.

Was unterscheidet Ihr angebot von anderen Vermögensverwaltern?Neben den bereits erwähnten innovativen An-lagestrategien unterstützen wir unsere Kunden mit einem eigens entwickelten Rendite-/Risi-kooptimierungsprogramm. Dieses Instrument berechnet effiziente Portfoliokombinationen und findet somit optimale Rendite-/Risi-ko- Portfolios für den Investor. Regelmäßige Performancegespräche sowie eine Anpas-sung des Anlagemix auf neue Marktprognosen machen das angestrebte Renditewachstum mit-telfristig sehr wahrscheinlich.Entsprechend unseren Grundsätzen Vertrauen, Transparenz und Qualität sind wir zudem die einzige österreichische Bank, die ihre Vermö-gensverwaltung nach internationalen Standards - Global Investment Performance Standards (GIPS) - zertifizieren lässt.

In Wien wird Ihr Unternehmen nächstes Jahr in neue, größere Räumlichkeiten umziehen. Ge-winnt dieser standort künftig an Bedeutung?Definitiv ja. Wir werden unsere Präsenz im ös-terreichischen Finanzzentrum weiter stärken. Derzeit wird mit Hochdruck an den neuen Ge-schäftsräumen gearbeitet. Der Umzug in das architektonisch bedeutende Zacherlhaus in der Brandstätte – nur einen Steinwurf vom Ste-phansplatz entfernt – wird im zweiten Halbjahr 2015 erfolgen. Mit dem neuen Standort setzen wir ein klares Zeichen für unseren kontinuier-lichen Wachstumskurs in Wien und schaffen geeignete Voraussetzungen für den Ausbau im Firmen- und Privatkundengeschäft sowie im Private Banking. Diese Ausweitung der räum-lichen Situation ist dringend gefordert, da wir nicht zuletzt unser Team im Private Banking /

Wealth Management in den letzten Monaten deutlich verstärkt haben.

Was waren die Beweggründe dafür, in Wien ei-nen Wachstumskurs einzuschlagen?Wir sehen die Chance, den guten Ruf der Hypo Vorarlberg als erfolgreiche, regional ver-ankerte und innovative Bank zu nutzen und damit vermögende Privatkunden, Freiberufler, Unternehmer und deren Stiftungen im Groß-raum Wien und Umgebung als Kunden zu gewinnen. Die bereits sehr gute Vernetzung in Wien und unsere langjährige Erfahrung im Private Banking sind eine solide Basis für die Erreichung dieses Ziels am begehrten „Wiener Parkett“.

Vielen Dank für das Gespräch.

Tradition trifft Moderne: Zentrale der Hypo Vorarlberg in Bregenz

Im Gespräch mit Dr. Johannes Hefel, Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank AG ° geldanlage

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 29

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ZAHLENSPIEL

770ANZIEHUNGSKRAFT. Von we-gen Namen wären nur Schall

und Rauch. Manche Namen besitzen sogar eine schier unglaubliche Anziehungskraft; so etwa je-ner der Investmentlegende Bill Gross. Hatte sein überraschender Abschied vom Branchenprimus Pimco noch vor einigen Monaten hohe Wellen geschlagen, sorgt der ehemalige Black Jack-Profi nunmehr wieder für positive Schlagzeilen. Inner-halb von lediglich zwei Monaten ist es Gross nämlich (per Ende November) gelungen, das Vo-lumen seines neuen „Babys“, des Janus Global Unconstrained Bond Fund, auf über 1,2 Milliar-den Dollar aufzublasen. Gar nicht schlecht, aber doch nur Peanuts, verglichen mit den enormen Mittelabflüssen, die der zuvor von Bill Gross ge-managte Pimco Total Return Fonds seit seinem Abgang zu verzeichnen hatte: Das Wall Street Journal spricht in diesem Zusammenhang von astronomischen 60 Milliarden Dollar.

STARKE WORTE ´´

„Das geht bei großen Mandaten schon in die Millionen, die dann

zurückbezahlt werden.“

Markus Wintsch, CEO

des Vermögensverwalters

Swisspartners, spricht in

einem Interview mit der

Presse über die Erfolge ei-

ner Kontroll-Dienstleistung

seines Unternehmens.

Beim Investment Integrity Audit werden im Auf-

trag von Kunden deren Mandate bei anderen

Banken und Vermögensverwaltern überprüft

und gegebenenfalls beanstandet.

ZEHN APOKALYPTISCHE SZENARIEN. Inves-toren mit schwachen Nerven sollten sich die Lektüre der folgenden Zeilen vielleicht nicht unbedingt zumuten. Bereits traditionell ver-öffentlicht die Saxo Bank im Dezember zehn provokante Thesen für das kommende Jahr. Und jene für 2015 haben es wahrlich in sich. Viele Anleger würden sich aktuell „in falscher Si-cherheit“ wiegen, heißt es aus den Reihen des dänischen Institutes. Unter Zuhifenahme der extrem negativen (und sehr theoretischen) Sze-narien könnten Investoren ihre Portfolios daher gewissermaßen einer Art „Stresstest“ unterzie-hen. Die „Liste des Schreckens“ liest sich wie folgt:

Japan verliert die Kontrolle über den Yen und die Infl ation im Land erreicht die 5-Prozent-Marke.

Russland gerät – nicht zuletzt aufgrund des fallenden Ölpreises – in eine veritable Schul-denkrise.

Internet-Hacker zerschlagen den E-Com-merce mit unabsehbaren Folgen für den globalen Handel.

Ein Vulkanausbruch in Europa schürt die Angst vor Ernteausfällen und lässt die Ge-treidepreise um 100 Prozent in die Höhe schnellen.

Die Nachfrage und das Angebot an Kakao driften immer weiter auseinander; Kakao-Futures knacken daraufhin die Rekordmarke von 5.000 Dollar pro Tonne.

Die Spreads bei hochverzinslichen Unter-nehmensanleihen verdoppeln sich, was die europäische Wirtschaft in schwerwiegende Turbulenzen stürzt.

Großbritannien droht nach einem über-wältigenden Wahlsieg der UKIP, aus der EU auszutreten.

Mario Draghi tritt von seinem Amt als EZB- Präsident zurück, um für den Bundesbanker Jens Weidmann Platz zu machen.

Um den Defl ationsdruck im Land zu verrin-gern, wertet China den Yuan um 20 Prozent ab.

Der britische Immobilienmarkt crasht, was mit einem Preisrückgang von bis zu 25 Pro-zent einhergeht.

CROWDED. Die heimische Crowdinvesting-Plattform Conda rundet 2014 mit einer Expan sionsmeldung ab: Ab sofort ist das Unter-nehmen auch in Deutschland und der Schweiz tätig. Ermöglicht wurde dies durch ein Joint Venture mit der bayerischen Plattform Mas-hup Finance, die nun in Conda aufgehen wird. „Die Expansion in den DACH-Raum ist der er-ste Schritt unserer internationalen Strategie.

EXPANSION

Wir freuen uns sehr, dass uns dieser Schritt noch 2014 gelungen ist – ein schöner Abschluss für das Conda-Erfolgsjahr 2014“, kommentiert Co-Geschäftsführer Paul Pöltner, dessen Unter-nehmen hierzulande bereits stolzer Marktführer ist. Durch die Beteiligung von mehr als 1.000 Crowd-Investoren konnte seit dem Marktstart im Jahr 2013 bereits über eine Million Euro fi nan-ziert werden.

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GELDANLAGEPanorama

30 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

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LIPPER RESEARCH

KOLUMNE

Anleger auf der Jagd nach Rendite – Der Ausblick für das Jahr 2015

W ie die Mittelzuflüsse in Invest-mentfonds in Europa zeigen, wa-

ren Rentenfonds auch im Jahr 2014 die meistgekaufte Anlageklasse. Die hohe Nachfrage hat dazu geführt, dass die Zin-sen in allen Anlagesegmenten weiter ge-fallen sind.

Immer mehr Investoren sind dazu gezwungen, ihre Anlagestrategien zu überdenken, da sie im Niedrigzins-Umfeld die von ihnen erwarteten Renditen nicht mehr mit risikolosen Strategien erwirtschaften können. Diese Jagd nach Ren-dite könnte im Jahr 2015 dazu führen, dass die Nachfrage nach Dividendentitel weiter steigt. Auch wenn das politische und wirtschaftliche Umfeld für das Jahr 2015, aus heutiger Sicht, durchaus als positiv angesehen werden kann, gibt es geopolitische und unternehmensspezi-fische Faktoren, die sich zu einem Störfeuer für die Entwicklung der Wertpapiermärkte entwi-ckeln könnten. In diesem Zusammenhang sind unter anderem die Ukraine mit den wirtschaft-lichen Sanktionen gegen Russland und dem Verfall des Rubels sowie mögliche schlech-te Nachrichten hinsichtlich der Gewinnsitua-tion bei einigen Unternehmen zu nennen. Auch wenn beide Faktoren auf den ersten Blick eher geringe Auswirkungen auf die Märkte zu haben scheinen, können sie doch zu einer Verunsiche-rung der Investoren und daraus resultierenden Marktschwankungen führen. Ebenso könnten einzelne politische Entscheidungen und/oder geldpolitische Maßnahmen in 2015 negative Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben.

ANLEIHEN

Auch wenn es aufgrund der letzten Makro-daten (Wirtschaftswachstum, Inflationserwar-tung etc.) derzeit nicht danach aussieht, als ob es im Jahr 2015 in den USA oder der Euro-zone zu einem unerwarteten Zinsanstieg kom-men könnte, sollten Anleger sich auf steigende Volatilität an den Märkten für festverzinsliche Wertpapiere vorbereiten. Diese Schwankungen

könnten durch einen unerwarteten Zinsanstieg, zum Beispiel aufgrund einer Spreadausweitung bei Unternehmens- oder Schwellenländeranlei-hen, ausgelöst werden. Da die Anleger mittler-weile zum Teil in sehr exotische Märkte inves-tieren, um die von ihnen erwarteten Renditen zu erzielen, könnte es bei einer Spreadaus-weitung zu einem Ansteckungseffekt für qua-litativ hochwertige Anleihen kommen. Weiter-hin könnte ein weiterer Anstieg des US-Dol-lars im Vergleich zum Euro der entscheidende Werttreiber für Mehrerträge von Anleihen in US-Dollar sein. Vor diesem Hintergrund sollten sich Anleger mit verschiedenen Arten von Euro-An-leihen sowohl am langen wie auch am kurzen Ende der Zinskurve positionieren, um von einem möglichen weiteren Zinsrückgang zu profitieren. Mutige Anleger können hierbei auch Anleihen in Fremdwährungen beimischen, um eine mögliche weitere Schwäche des Euros zu nützen.

AKTIEN

Nachdem verschiedene Aktienmärkte in den Industrienationen im Jahr 2014 neue Höchst-stände erzielen konnten, stellt sich die Fra-ge, wie viel Luft diese Märkte noch nach oben haben. In dem derzeitigen Niedrigzins-Um-feld erscheinen Aktien mit ihren teilweise sehr hohen Dividenden für viele Investoren alterna-tivlos zu sein. Dementsprechend könnten die er warteten Rekorddividenden der Unterneh-men im Deutschen Aktienindex (DAX) zu ei-ner erhöhten Nachfrage und damit steigenden Kursen führen. Andererseits könnten einzelne nega tive Meldungen aus den Unternehmen ei-nen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Aktienmärkte haben. Bei der Titel- bzw. Fonds auswahl sollten Anleger im Jahr 2015 auf sogenannte Qualitätsaktien setzen – also auf Dividendenpapiere von Unternehmen, die in ih-rem Kerngeschäft führend sind und ein gutes auf die Aktionäre ausgerichtetes Management haben. Gerade im Bereich der Aktien könnte eine breite Streuung über verschiedene Länder

und Branchen hilfreich sein, um die bei mög-lichen Kursschwankungen auftretenden Ver-luste zu reduzieren.

AUSBLICK

Auch wenn die Rahmenbedingungen für das Gesamtjahr 2015, insbesondere im Bereich der Aktien, eher positiv einzuschätzen sind, sollten Anleger vorsichtig sein und ihr Portfo-lio über die unterschiedlichen Anlageklassen diversifizieren. Denn trotz der vielen positiven Faktoren könnten sich sowohl politische Ent-scheidungen wie auch unternehmensspezi-fische Nachrichten zu einem Störfaktor für die Wertpapier märkte entwickeln. Zudem wird es darauf ankommen, die Chancen und Risiken einzelner Märkte und Segmente richtig zu be-urteilen, um so Investitionen in die möglichen Verlierer zu vermeiden. Ebenso wird die rich-tige Einschätzung der Entwicklung des Eu-ros im Vergleich zu anderen Währungen einen Einfluss auf die Wertentwicklung der Portfo-lios von Investoren haben. Auch im Jahr 2015 sollten mögliche Rückschläge genutzt werden, um nach entsprechender Prüfung einzelne Po-sitionen im Portfolio nachzukaufen. Um diese taktischen Transaktionen durchführen zu kön-nen, ist es notwendig, einen Teil des Portfolios in Kassa zu halten.

www.lipperleaders.com

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 31

Page 32: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

In Europa haben wir seit 2009 ununter-brochen Abwärtsrevisionen für die Un-

ternehmensgewinne gesehen – die längste Periode seit gut 20 Jahren. Der Aktienmarkt dagegen hat sich stark erholt, sodass es zu einer KGV-Ausweitung von fast 50 Prozent gekommen ist. Auch die aktuelle, relativ gute Q3-Quartalsberichtssaison hat den Gewinn-Downgrades kein Ende gesetzt. Da hängt der Aktienmarkt wohl ziemlich in der Luft? Dazu meint Peter Brezinschek, Chef-analyst Raiffeisen Research: „In Europa be-finden sich die Gewinne immer noch fast 40 Prozent unter ihren Höchstständen von 2008, während die US-Gewinne 20 Prozent höher sind als im Rekordjahr 2008. Das hat auch strukturelle Gründe: In Europa sind in den Indizes die vielfach schwachen Finanz-werte viel stärker gewichtet, in den USA aber der expandierende Technologiesektor mit 18 Prozent, während es in Europa nur drei Prozent sind. Das Resultat: 2014 sind die DAX-Gewinne von einer ursprüng-lichen Erwartung von plus acht bis zehn Prozent auf 1,5 Prozent herunterrevidiert worden. Das sollte sich 2015 verbessern. Wenn viele Wertberichtigungen bei den Banken und den Versorgern endlich ver-daut sind und die operativen Gewinne un-

belastet wachsen können, sollten die Unter-nehmensgewinne um acht bis zehn Prozent steigen. Derzeit wird allerdings noch immer zu viel geschätzt – Analysten prognostizie-ren noch ein Plus von zehn bis 13 Prozent. Daher erwarten wir eine Aktienperfor-mance von rund acht bis zehn Prozent, in den USA nur von ca. fünf Prozent. Export-lastige Unternehmen werden unter dem starken Dollar leiden. Auch die Aktienrück-käufe sind nicht nur positiv zu sehen: Sie kaschieren das operative Wachstum. Die Unternehmen, die in den Emerging Mar-kets aktiv sind, zeigen eine höhere Wachs-tumsdynamik, selbst wenn China nur mit sieben Prozent wächst. Allerdings belastet der starke Dollar dort die Gewinnmargen.“

US-AKTIEN SIND RECHT TEUERAuch der deutsche Vermögensverwalter

und ausgewiesene Value-Experte Hendrik Leber gibt eine recht positive Einschätzung: „US-basierte Unternehmen sind eher teuer bewertet, europäische Firmen gibt es ak tuell recht günstig (unter anderem auch in Skan-dinavien), Osteuropa ist extrem günstig an-gesichts der Russland-Krise und in Asien, das man nicht als einen Block betrachten kann, gibt es in Ländern wie China, Japan,

Thailand oder Korea recht günstig bewer-tete Aktien. Wir tun uns schwer mit Süd-ame rika, weil dort Inflation die Aussage-kraft der Bilanzen erschwert. Meiner An-sicht nach wird sich der positive Trend aus 2014 deutlich fortsetzen, denn die Kombi-nation aus billigem Zinsumfeld, günstigen Rohstoffpreisen, einer moderaten Inflation und zurückhaltenden Gewerkschaften ist ungemein positiv für die Aktienmärkte.“ Und zur Frage, ob die US-Gewinnsteige-rungen weniger durch operative Erfolge, sondern vielmehr durch Financial Enginee-ring zustande kommen, also Aktienrück-kaufprogrammen sowie niedrigen Zinsen (= weniger Kreditkosten), meint Leber: „Wir beobachten mehr und mehr, dass den amerikanischen Unternehmen der Dampf bei Umsatz und Gewinn ausgeht. Kosten-senkungen, ersparte Zinsen, Steuertricks und Aktienrückkäufe führen dazu, dass der Gewinn pro Aktie steigt, obwohl der Um-satz sich seitwärts entwickelt. Das kann noch eine Zeit so weitergehen. Wir bevor-zugen aber Firmen, die neben der Trickkiste des Financial Engineering sich tatsächlich noch am Markt nach vorne bewegen. Ich er-warte ein positives Aktienjahr 2015 – das Notenbankgeld wird die Aktien weiter nach oben treiben. Anleger und Wirtschaftssub-jekte verhalten sich in einem solchen Um-feld anders, sie kaufen Aktien, lancieren Übernahmen und Aktienrückkäufe. Was die US-Zinsen anbelangt, so werden diese so schnell nicht nennenswert erhöht wer-den, denn sonst müsste sich die US-Regie-rung mit ihrem hohen Staatsdefizit noch CR

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GELDANLAGE ° Roundtable

32 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Wird es einen neuerlichen Ausbruch der Eurokrise geben, werden die Finanzmärkte angesichts steigender US-Zinsen ins Trudeln geraten, ja kommt es in China gar zu einem Crash? Wie sollte die Europäische Zentralbank (EZB) das Wachstum in der Eurozone ankurbeln? Und welche sind die favorisierten Assetklassen? Viele Fragen für unsere Expertenrunde. Wolfgang Regner

Expertenrunde: Positiver Ausblick für 2015

° DIE INVESTMENTFONDS DER EXPERTENISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERLU0267984937 Invesco Global Structured Equity 184 Mio. € 26,8 % 18,3 % 15,3 % 1,35 %AT0000859525 Raiffeisen-Global-Aktien 487 Mio. € 14,9 % 16,8 % 13,5 % 1,69 %DE0009781740 Acatis - Aktien Global Fonds UI 301 Mio. € 17,2 % 15,1 % 10,0 % 1,58 %LU0159550150 DJE - Dividende & Substanz 1.091 Mio. € 11,8 % 12,9 % 8,3 % 1,87 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 10. Dezember 2014

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

höher verschulden, der Schuldendienst würde teurer. Auch die US-Wirtschaft ist nicht so stark, dass sie rasche Zinserhö-hungen verkraften könnte. Zudem würde der Dollar noch stärker werden, und daran hat die Fed kein Interesse“, erläutert Leber.

ÖLPREIS-ABSTURZ BELASTET S&P 500Stefan Breintner, Portfoliomanager bei

der DJE Kapital AG, ergänzt: „Die S&P 500-Unternehmen erzielen fast 45 Prozent ihrer Gewinne im Ausland und werden in Q1 und Q2/2015 einen starken Währungs-Ge-genwind verspüren. Dieser könnte dem US-Konjunkturaufschwung einen Dämpfer ver-setzen, auch deshalb, da viele US-Bürger Aktien besitzen. Zudem ist der S&P 500 durch Energieunternehmen belastet, die aufgrund des Absturzes des Ölpreises starke Gewinnrückgänge verbuchen werden. Und in den US-Index-Gewinnschätzungen sind diese Rückgänge noch nicht adäquat erfasst. Zudem sind die US-Technologie und die Konsumwerte extrem gut gelaufen. US-Ak-tien glänzen aber vielfach durch stabile Ge-schäftsmodelle, starke Free Cashflow-Ge-nerierung und stabile Ausschüttungen so-wie durch Aktienrückkäufe und sind inso-fern nicht generell überbewertet. Zudem operieren sie mit weit höheren Gewinnmar-gen als europäische Unternehmen. Aller-dings wird es 2015 keine so großen Volumi-na an Aktienrückkäufen – vielfach durch Kreditaufnahmen – geben. Die Unterneh-men werden wohl mehr investieren – und das ist oft eine Belastung für Aktienkurse. Die Geldmengenentwicklung in den USA ist aber weiterhin gut. 2015 wird es einige Belastungsfaktoren für die US-Gewinne ge-ben – steigende Investitionen, der negative

Dollar-Effekt und eventuell steigende Löh-ne. Das heißt: Die Outperformance der US-Wirtschaft wird weitergehen, jene der US-Börsen jedoch nicht mehr.“ Dagegen war die Q3-Berichtssaison in Europa nicht so schlecht, allerdings vor allem deshalb, da die Erwartungen im Vorfeld schon deutlich zurückgekommen waren. „Die Gewinn-schätzungen für Q4 sowie Q1 und Q2/2015 sehen aber sogar besser aus als für die USA. Und es gibt auch nur mehr wenige negative Gewinnrevisionen. Manche Investment-banken erwarten für Europa einen Gewinn-anstieg von mehr als 20 Prozent, aber das könnte sich als zu optimistisch erweisen. Wir erwarten rund zehn Prozent Gewinn-plus“, erklärt Breintner.

WIE GEHT ES IN EUROPA WEITER? Könnten etwa negative Einlagezinsen

helfen, einen positiven Zyklus auszulösen? Raiffeisen-Chefanalyst Brezinschek: „Nega-

tive Zinsen für private Haushalte und Un-ternehmen sind problematisch – die kön-nen einfach die Bank wechseln oder sie wechseln in Bargeld, um nicht bestraft zu werden. Allerdings kann das das gesamte Geld- und Bankensystem ins Wanken brin-gen. Nur zehn Prozent des Geldvolumens (von 10.000 Milliarden Euro) der Eurozone ist Bargeld. So viel Geld kann gar nicht nachgedruckt werden. Und negative Einla-genzinsen bei der EZB werden von den Ban-ken weitergegeben – was noch tiefere Kre-ditkosten bewirken würde. Doch das ist nicht das Kernproblem. Denn die Kredite sind immer noch leicht rückläufig. Das zeigt: Liquidität ist genug da, die EZB-Bi-lanz bräuchte also gar nicht ausgeweitet werden. Was knapp ist, ist das Kapital. Auf-grund der schärferen Regulierungsvor-schriften müssen die Banken immer noch neues Eigenkapital aufbauen, sofern sie ihre Assets (sprich Kredite) nicht abbauen. Doch

Roundtable ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 33

„Negative Zinsen sind keine Lö-

sung, sondern ein Problem.“

Peter Brezinschek, Chefanalyst

Rai� eisen Research

„Die US-Wirt-scha� wird out-performen, die

Börsen nicht.“Stefan Breitner,

Portfoliomanager DJE Kapital AG

Obwohl die EZB 2011/2012 mehr als eine Billion Euro in die Geschäftsbanken pumpte und damit ihre Bilanz ausweitete, gingen deren Kreditvergaben zurück

EZB-KREDITE AN GESCHÄFTSBANKEN WURDEN NICHT WEITERGEGEBEN

EZB-Bilanzsumme(linke Skala)

in Bio.€

4%

6%

2%

0%

-2%

-4%

-6%

3,0

2,8

1,8

2,0

2,6

2,4

2,2Kreditvergabe der Geschäftsbanken

(rechte Skala)

2010 2011 2012 2013 2014

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

34 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

angesichts der tiefen Börsenkurse von Ban-ken und deren schlechter Ertragslage sind Kapitalerhöhungen schwer umzusetzen. Und Tier 2-Anleihen (nachrangige Papiere) relativ teuer.“ Hendrik Leber dagegen meint: „Negativzinsen – warum eigentlich nicht? Diese zwingen Bargeld in den Wirtschafts-kreislauf. Bei Privatleuten sind es Konsum-ausgaben, bei Firmen Investi tio nen, Akti-enrückkäufe oder Übernahmen. Langfristig entstehen hohe Kosten, denn Wirtschafts-subjekte verschulden sich und müssen in ferner Zukunft diese Schulden wieder til-gen.“ Doch was sollte die EZB tun, um den Wirtschaftskreislauf in Gang zu bringen?

NEGATIVZINSEN BRINGEN KEINEINVESTITIONSBEREITSCHAFT„Aufgrund der höheren Eigenkapital-

kosten und deutlich schrumpfender Zins-margen für die Banken verspüren diese we-nig Lust, mehr Kredite zu vergeben. Para-doxerweise sind die EZB-Assetkäufe, die die Erträge von Wertpapieren und Krediten in den Keller drücken, an der Zinsmargen-erosion wesentlich mitbeteiligt. Da kann die EZB den Banken noch so viel abkaufen. So-lange Stimmung und Gewinnerwartungen unter den Unternehmen schlecht sind, wer-den kreditfinanzierte Investitionen zurück-gestellt. Die Übertragung, wie EZB-Geld in der Realwirtschaft ankommt, ist bei Null-zinsen und Krediten verbaut, nur der

schwache Wechselkurs kann vorüberge-hend helfen“, analysiert Raiffeisen-Experte Brezinschek. „Und dass das erste T-LTRO-Programm kaum nachgefragt wurde, sehe ich nicht negativ: die Banken benötigen es offensichtlich nicht. Das heißt: Die Pro-gramme zur Hauptrefinanzierung und die langfristigen Geldmarktoperationen sollte die EZB durchaus unlimitiert fortsetzen.“ Kritisch sieht er hingegen mögliche QE-Programme: „In einem Umfeld, wo die Zin-sen für Staatsanleihen sich immer mehr der Null-Linie annähern (etwa bei deutschen Staatsbonds), wären QE-Kaufprogramme wenig sinnvoll. Sie würden für die Konjunk-tur langfristig nichts bringen und wären ein gefährliches Spiel (siehe die Funktionsfä-higkeit der Pensionssysteme und Versiche-rungen). In den USA mit 75 Prozent Anlei-henfinanzierung und nur 25 Prozent Kre-ditfinanzierung der Unternehmen machen QE-Programme Sinn. Zudem würde davon keinerlei Reformdruck auf die Länder der Eurozone ausgeübt. Was das betrifft, so ha-ben Spanien, Portugal und Irland schon nennenswerte Fortschritte gemacht, wäh-rend Frankreich und Italien deutlich hinter-herhinken.“ Auch Leber sieht dies skep-tisch: „Ich bin sehr gegen die verzerrenden Eingriffe der EZB in unser Finanzsystem. Die Risiken werden auf diese Weise zwar aus dem Bankensystem herausgelöst, aber sie verschwinden deswegen nicht und sie

wiegen die investierende Öffentlichkeit in einer fälschlichen Investitionssicherheit.“ Doch die negativen Zinsen sieht er auch als Funktion der Marktpsychologie: „Negative Zinsen sind das Ergebnis zu geringer Inves-titionen, da sowohl Privatleute als auch Fir-men sparen und das Geld nicht in Umlauf bringen. Schulden werden abgebaut, weil man ängstlich in die Zukunft schaut. Die Angst vor der Zukunft hat negative Zinsen und ein Überangebot von Geld zur Folge, für das es wenig Nachfrage gibt.“

MANGELNDE KONKURRENZFÄHIGKEIT UND HOHE VERSCHULDUNGDies leitet zur nächsten wichtigen Frage

über, wie denn die Wettbewerbsfähigkeit in Europa wieder gesteigert werden kann. Dazu Brezinschek: „Europa ist wegen man-gelnder Konkurrenzfähigkeit und zu hoher Verschuldung in die Krise gerutscht. Die unterschiedliche Entwicklung der Unter-nehmensgewinne zwischen USA (+) und Europa (-) seit 2008 zeigt noch Handlungs-bedarf. Aber nicht nur die Produktpreise sind wichtig (und damit ein wichtiger Input wie die Lohnkosten), sondern vor allem der Produktmix, und da sind die Deutschen führend. Das ist keine Frage der deutschen Löhne. Die Euro-Konkurrenten werden etwa am chinesischen Automarkt von den deutschen Anbietern weggeblasen, und dennoch hatten die Deutschen in den letz-ten 15 Jahren im Handel keine Marktan-teilsgewinne in Europa, dafür aber ein starkes Exportgeschäft und Re-Exporte aus den Emerging Markets, wo sie in neue Werke investiert haben. Eine Steigerung der Arbeitsproduktivität ist essentiell für Ex-porterfolge auf globaler Ebene. Spanien hat gelernt und zeigt es vor. Markant wachsen-de Exporte trotz bescheidener Konjunktur CR

EDITS

: beig

estel

lt

GELDANLAGE ° Roundtable

„Die Europäi-sche Zentral-

bank hat bisher völlig versagt.“

John Greenwood, Chief Economist

Invesco Ltd.

Trotz aller Anstrengungen der EZB verharren das Geldmengenwachstum auf niedrigen und das Volumen der Neukredite sogar auf negativen Niveaus

Quelle: Datastream/Invesco

EUROPA: GELDMENGE UND KREDITVERGABE IM RÜCKWÄRTSGANG

Geldmenge M3

2004 2006 2008 2010 2012 2014

15%

10%

5%

0%

-5%

Privatkredite

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 35

in der Eurozone haben eine Trendwende zu mehr Beschäftigung am Arbeitsmarkt ein-geleitet. Demgegenüber bringen staatliche Fiskalprogramme, die sogenannten Kon-junkturspritzen, wenig.“ Leber sieht dies differenzierter: „Das Problem liegt darin, dass wir im Euroblock unterschiedliche Produktivitätsentwicklungen haben. Diese Divergenz wird üblicherweise durch unter-schiedliche Wechselkursentwicklungen auf-gefangen. In der Eurozone geht dies nicht. Es wäre sinnvoll, die Löhne in Deutschland steigen und in Griechenland sinken zu las-sen. Da aber Löhne normalerweise nicht deutlich sinken, ist die Konsequenz Arbeits-losigkeit. Hätten wir in Europa regionale Lohnniveaus, die deutlich steigen oder fal-len können, so wäre ein großer Teil der Eu-ro-Schwierigkeiten gelöst.“ Und zum The-ma Lohnniveaus: „Weil in Italien die Löhne nicht fallen, wandert die Industrie ab. Das beste Beispiel dafür ist Fiat. Der Autokon-zern hat den Gewerkschaften in Italien Lohnsenkungen abgefordert, diese sind aber darauf nicht eingegangen. In Folge hat Fiat den Hauptsitz außer Landes verlagert und öffnet neue Werke außerhalb Italiens. Lohnflexibilität in Kombination mit fle-xiblen Kündigungsregeln hätte also Arbeits-plätze erhalten. Fallende Löhne sind aber schmerzhafter als fallende Wechselkurse: Bei fallenden Wechselkursen kann ich die Kapitalmärkte verantwortlich machen, bei fallenden Löhnen sind es die ausbeute-rischen Arbeitgeber“, sagt Leber. Von staat-lichen Finanzspritzen halten sowohl Leber als auch Brezinschek wenig. „Es muss nicht unbedingt eine staatliche Fiskalpolitik sein, bei der der Staat Steuern einnimmt und dieses Geld wieder ausgibt. Der Staat kann auch Hilfe dabei geben, aufgestautes Kapital in sinnvolle volkswirtschaftliche Investitio-nen zu lenken, zum Beispiel durch Erleich-terungen bei Straßenbauinvestitionen oder den Bau von Stromleitungen“, sagt Leber. Dafür fordert der Raiffeisen-Chefanalyst: „Insbesondere Änderungen für einen flexib leren Arbeitsmarkt und ein Pensions-system wären dringend erforderlich, um Beschäftigung und Wachstum zu fördern.“ So werden in Italien zwei Drittel aller Kün-

digungen erst nach 950 Tagen entschieden – meist zugunsten der Arbeitnehmer.

KEIN POSITIVER EFFEKT DURCH AUSWEITUNG DER EZB-BILANZNeue Euro-Probleme befürchtet auch

John Greenwood, Chefökonom bei Invesco Ltd., falls die EZB ihre Politik nicht ändert. „In Europa wurde zwar die EZB-Bilanz von 2011 bis 2012 um 1.000 Milliarden Euro ausgeweitet, doch der Effekt auf das Kredit-geschäft der Banken war gleich null. Das Kreditwachstum ist in die Negativzone ab-gedriftet und verharrt dort noch heute. Kein Wunder, denn die EZB-Bilanz wurde seit Ende 2012 wieder um 1.000 Milliarden Euro verkürzt, was zwingend darauf schließen lässt, dass die EZB eine restriktive Geldpoli-tik betreibt, ganz entgegen den öffentlichen Bekanntmachungen des Herrn Draghi. Man nehme etwa das neue T-LTRO-Programm (Targeted Long-Term Refinancing Opera-tion): Abgesehen davon, dass die Banken-nachfrage bisher sehr gering war, hilft es nicht viel, wenn die EZB Assets von den Banken kauft. Dabei handelt es sich nur um Asset-Swaps – also einen Tausch von einem gegen ein anderes Asset. Die Banken erhal-

ten Notenbank-Kredite und müssen Sicher-heiten an die EZB übertragen. Schon die LTROs der Jahre 2011 und 2012 waren des-halb kein Erfolg. Wenn die EZB von Nicht-banken Assets ankauft, etwa von Versiche -rungen, Pensionsfonds oder Wirtschafts-subjekten (Investoren), wobei die Käufer das Geld bei Kommerzbanken deponieren, könnte das schon eher helfen. Doch auch die ABS-Ankäufe werden kaum etwas än-dern: Banken sind die wichtigsten Halter der ABS und gedeckten Wertpapiere. Daher dürfte auch das T-LTRO-Programm vor-wiegend auf Asset-Swaps hinauslaufen. Die Banken werden die Liquidität ganz simpel als günstigere und sicherere Refinanzie-rungsquelle betrachten als zB. Interbanken-kredite und kaum die Kreditvergabe erhö-hen. So wird sich die Geldmenge nicht aus-weiten lassen. Die QE-Kaufprogramme der Fed waren auf Nicht-Nanken fokussiert und injizierten frisches Geld direkt ins Finanz-system. Die Programme der EZB dagegen erhöhten nicht die Liquidität (Geldmenge M3). Zudem hat das Euro-Bankensystem weder ausreichend Kapital, noch ausrei-chend starke Bilanzen, um für ein Kredit-wachstum zu sorgen. Dazu hat es in Europa noch so gut wie kein Deleveraging gegeben – im Privatsektor ist die Verschuldungsrate minimal gesunken, im öffentlichen Bereich steigt sie sogar noch. Die Folge: Kaum Geld-mengen- oder Kreditwachstum. Und das erinnert mich fatal an Japan zu Beginn der 90er-Jahre. Dort entstanden durch das Aus-bleiben des Verschuldungsabbaus „Zombie-banken“ und „Zombieunternehmen“, die so

Roundtable ° GELDANLAGE

„Auch amerika-nische Unter-

nehmen verlie-ren an Dampf.“

Hendrik Leber, Chef der Acatis

Investment GmbH

° ACHT THESEN VON ASOKA WÖHRMANN, CHIEF INVESTMENT OFFICER, DEUTSCHE ASSET & WEALTH MANAGEMENT

Die Weltwirtschaft erholt sich weiter: +3,8 Prozent (BIP-Prognose für 2015). Die USA führen beim Wachstum, gefolgt von Großbritannien und Japan. 2015 beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone auf plus 1,2 Prozent. Infl ation bleibt in den Industrieländern niedrig. Die US-Leitzinsen sollten im kommenden Jahr moderat anziehen. Die Europäische Zentralbank dürfte 2015 Staatsanleihen kaufen. Die ultralockere Geldpolitik treibt die Aktienmärkte an. Erwartete Zinserhöhung der Fed gibt dem US-Dollar Auftrieb.

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

36 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

verschuldet waren, dass sie kaum noch ope-rativ tätig werden konnten, aber vom Staat durchgefüttert wurden. Das Fehlen größe-rer Insolvenzen und des Deleveraging hat dann zu sehr langsamem Geldmengen-wachstum und zur Deflation geführt.

DEFLATION IN EUROPA RÜCKT NÄHERIn Europa hat bisher nur Spanien die

bittere Pille geschluckt und die Privatver-schuldung nennenswert abgebaut. Die Staatsschulden dagegen wachsen unge-bremst weiter und haben, gemessen am BIP, die Rate von 145 Prozent erreicht. Ähnlich ist es in Irland, nur dass dort der staatliche Schuldenberg wenigstens nicht mehr weiter wächst. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass die Zinsen für zehnjährige deutsche Bundesanleihen unter jene für japanische Staatsanleihen fallen – damit wäre die De-flation perfekt.“ Auch DJE-Portfoliomana-ger Breintner ist skeptisch: „Die EZB ver-folgt eigentlich einen relativ restriktiven Kurs – von den angekündigten Maßnah-men ist noch kaum etwas umgesetzt wor-den. Dabei ist eine Bilanzsummenauswei-tung von zwei auf drei Milliarden Euro ge-plant. 200 Milliarden könnten durch den Kauf von ABS-Papieren hereinkommen, 500 Milliarden durch den Ankauf von Staatsanleihen und der Rest durch den An-kauf von Unternehmensanleihen. Beson-ders die Staatsanleihenkäufe sind gemäß EZB-Statut eigentlich untersagt und es gibt erhebliche Widerstände von innerhalb und außerhalb (Deutschland) der EZB. Damit

ist unklar, ob diese Operation gelingt. Darin sehe ich eines der Risiken für 2015.“ Peter Brezinschek dagegen hält nichts von Ver-gleichen mit Japan: „Japan war kurz vor dem Platzen der Immobilienblase ganz ein-fach ein sauteures, abgeschottetes Land, die Unternehmen, aber vor allem auch die Ban-ken, hatten Überkreuz-Beteiligungen an anderen Unternehmen, die bei sinkenden Aktienkursen bzw. Insolvenzen abgewertet werden mussten. Ein enorm hohes Levera-ging aufgrund marginal niedriger Fremd-kapitalzinsen musste langfristig abgebaut werden. Extremes financial engineering – Unternehmens- & Wandelanleihen wurden zum Teil zu 0 % Konditionen ausgegeben – fiel in sich zusammen. Gleiches galt für den maßlos überteuerten Immobilienmarkt. Das geflügelte Wort war, der japanische Kai-serpalast sei so viel wert wie ganz Kalifor-nien. So etwas gibt es in Europa nicht.

ANLAGEEMPFEHLUNGEN „Unser Indikatorenmodell FMM ist,

was den fundamentalen und monetären Teil anbelangt, noch positiv eingestellt. Was die markttechnische Komponente betrifft, so gibt es Warnsignale: Vor allem große US-In-vestoren sind bereits sehr optimistisch und die US-Aktienkäufe auf Kredit nähern sich dem Rekordniveau von 2007, kurz bevor die Finanzkrise über die Märkte hereinbrach. Das große euphorische Finale vor dem Ab-sturz fehlt jedoch noch. Allerdings müssen wir zugeben, dass in diesen Märkten, die doch teilweise viel anders sind als früher,

die Stimmungsindikatoren manchmal nicht mehr so gut funktionieren wie früher. So war das Ölsentiment schon lange Zeit sehr tief, trotzdem kam es zu einem erneuten kräftigen Einbruch beim Ölpreis“, erklärt DJE-Manager Breintner. Value-Investor Le-ber kauft und hält derzeit besonders gern Technologieaktien, wie etwa Apple oder Microsoft. „160 Milliarden US-Dollar in Cash, massive Aktienrückkäufe, ein alle Pro duktlinien überspannendes Ökosystem, auf dem alle Apple-Produkte optimal mit-einander laufen und jetzt noch das neue Be-zahlsystem Apple Pay (per iPhone) – es spricht alles für Apple.“ Auch die jahrelang langweilige Microsoft macht seit einiger Zeit vieles richtig. So die Überführung von Office-Anwendungen auf das iPad, also die Öffnung des eigenen Betriebssystems für andere Anwendungen, 2015 kommt ein neues Betriebssystem und dazu ist der Marktwert der MS-Aktie nur halb so hoch wie jener von Apple. Zudem hat der Kon-zern im Bereich Smartphones und Tablets Boden gut gemacht, nachdem Allianzen mit zwei chinesischen Herstellern geschlossen wurden. Breintner gefallen in Asien nach wie vor japanische Aktien. „Monetär und fundamental stehen die Indikatoren auf Grün, der schwache Yen führt bei Export-konzernen zu einer Margenexpansion. Ge-nerell ist das Gewinnwachstum hoch. Dazu kommen Aktienrückkäufe und erwartete größere Aktienkäufe des staatlichen Pen-sionsfonds. Die Stimmung ist nicht über-hitzt, somit sind alle drei FMM-Faktoren positiv.“ China kann trotz der sich abschwä-chenden Wirtschaft 2015 ein gutes Börsen-jahr erleben, denn die Zentralbank wird wohl die Zinsen weiter senken. „Auf Bran-chenebene waren 2014 die defensiven Sek-toren wie Gesundheit, Versorger und nicht dauerhafter Konsum vorne, 2015 könnten zyklischere Sektoren in Führung gehen, also der zyklische Konsum, Grundstoffe und die Industrie. Dennoch sehen wir auch die IT- und Biotech-Branche positiv. Bei Finanz-werten, vor allem europäischen Banken, wäre ich nach wie vor vorsichtig“, erläutert Raiffeisen-Chefanalyst Brezinschek seine Strategie. CH

ARTS

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syste

ms.at

GELDANLAGE ° Roundtable

INVESCO GLOBAL STRUCT. EQUITY DJE DIVIDENDE & SUBSTANZ

Der vor allem quantitativ gemanagte Invesco-Fonds überzeugt in allen Marktphasen

Der sehr konservativ verwaltete Dividenden-fonds ist für risikoscheue Anleger geeignet

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

Es ist eigentlich nicht korrekt verallge-meinernd von „den“ Emerging Markets

zu sprechen – zu unterschiedlich ist der Entwicklungsgrad der einzelnen Länder, was die Reife der Aktienmärkte sowie der Volkswirtschaften selbst betrifft. „Im We-sentlichen lässt sich das Anlageuniversum der Schwellenländer in drei große Bereiche aufschlüsseln: Asien, das mit rund zwei Drittel den größten Anteil stellt, Lateiname-rika und EMEA (Europa, Mittlerer Osten und Afrika, Anm.)“, erklärt Gabriela Tinti, Emerging Marekts-Expertin und Fondsma-nagerin bei der Erste Asset Management (EAM). Wir haben es hier also mit stark differierenden politischen Akteuren, Kul-turen und wirtschaftlichen Grundvoraus-setzungen zu tun. Ebenso differenziert wir-ken sich makroökonomische Impulse auf die einzelnen Schwellenländer aus. Ein gutes Beispiel liefern dafür die sehr nied-rigen Rohstoff- und vor allem Erdölpreise. „Asien, und hier insbesondere China, ist stark auf Rohstoffimporte angewiesen. Fol-gerichtig profitieren diese Länder und Re-

gionen überproportional von den niedrigen Weltmarktpreisen für Commodities“, so Tinti. Auf der Verliererseite stehen andere Emerging Markets, die stark von ihren Roh-stoffexporten abhängig sind, dazu zählen Russland, Brasilien, Venezuela, Mexiko oder Kolumbien. Russland ist bereits jetzt schon stark negativ betroffen, Mexiko bei-spielsweise hat sich gegen fallende Ölpreise bis ins Jahr 2015 abgesichert (gehedged), eine länger andauernde Flaute würde aber auch diesen Staat belasten.

POSITIVES BILDMit einem Blick auf die nähere Zukunft

sieht Tinti, sie managt auch den ESPA Stock Global-Emerging Gestion Markets, vor allem die Wachstumsaussichetn für Asien positiv: „Ich bin insbesondere für Indien und China optimistisch eingestellt. Auch wenn sich die Konjunktur im Reich der Mit-te etwas abgeschwächt hat, wird noch im-mer mit einem starken Wachstum von rund sieben Prozent gerechnet. Das ist nach wie vor sehr hoch.“ Mit Blick auf die chinesische

Wirtschaft geht Xing Hu, Leiter Aktien Chi-na bei Edmond de Rothschild Asset Ma-nagement, sogar von einem Wachs tum aus, das über den Erwartungen liegen könnte: „Wir rechnen damit, dass das chinesische Bruttoinlandsprodukt um 7,2 Prozent wächst, das ist mehr als der Markt prognos-tiziert. Die Regierung strebt ein Wachstum von sieben Prozent an. Wir glauben nicht, dass neue starke Anreize nötig sind, um ein Ergebnis über den Markt erwar tungen zu erzielen. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die Regierung ihre gezielten stimulie-renden Maßnahmen fortführt.“ 2015 dürfte Chinas Geldpolitik laut dem Experten wei-terhin locker bleiben und die nötige Unter-stützung für die Wirtschaft liefern.

EINE FRAGE DES WACHSTUMSVon weniger Wachstum geht hingegen

Sandra Crowl, Mitglied des Investment-komitees bei Carmignac Gestion, aus – nämlich von weniger als fünf Prozent per annum über einige Jahre hinweg. Das deutet die Expertin aber keineswegs als Katastro-phe: „Chinas Konjunkturabschwächung läuft kontrolliert ab. Das Wachstum wird jetzt auf ein stärker nachhaltigeres Niveau heruntergefahren.“ Die Lieblingssektoren im Reich der Mitte sind für Crowl das Trans-portwesen sowie die Freizeitindustrie, an- CR

EDITS

: beig

estel

lt

GELDANLAGE ° Emerging Markets

38 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Es war kein leichtes Jahr für Emerging Markets: DasWachstum ist schon einmal stärker ausgefallen und hat so manchen Beobachter enttäuscht. Im Vergleich zu den hoch entwickelten Industrienationen sind die Schwellen-länder aber Konjunktur-Lokomotiven, die Aktien sind überdies günstig bewertet. Harald Kolerus

Erfolgsschwelle überschritten?

CHINA: BIP JE EINWOHNER

Pro Kopf ist das BIP in China noch immer gering – das bedeutet hohes Aufholpotenzial

„Chinas Trans-formationspro-zess ö� net inte-ressante Anla-gechancen.“

Baijing Yu, Comgest

CHINA: BIP-WACHSTUM REAL

Die Konjunktur Chinas läuft gebremst, aber noch immer stark weiter

Quelle: WKOQuelle: WKO

2.12

5

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

2.65

2

3.42

4

3.82

6

4.43

7 5.42

9

6.19

4

6.95

9

7.57

2

12,7

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014

14,2

9,6 9,2 10,4 9,37,7 7,7 7,4

in Prozent zum Vorjahrlaufende Preise, in USD

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

getrieben durch die Ankurbelung des Bin-nenkonsums. Sie sieht aber auch gute Chan-cen im Bereich der Umwelttechnologie un-ter den Schlagworten „clean energy“ und „clean transport“. Ähnlich klingen hier die Einschätzungen von Hu. Aus Anlegerper-spektive überzeugt ihn Chinas „New Eco-nomy“. Dazu zählt er Sektoren, die auf Tech-nologie und Fachkräfte angewiesen sind: „Unsere Portfolios sind zu rund 75 Prozent in Unternehmen der New Economy inve-

stiert. Die Schwerpunkte liegen auf Um-weltschutz und neuen Energien, dem Ge-sundheitswesen, Konsum und neuem Le-bensstil sowie auf IT- und Technologie-In-novation“, so Hu. Die „Old Economy“ hin-gegen ist von Kapital und ungelernten Ar-beitern abhängig und leidet tendenziell un-ter Überkapazitäten und Überschuldung. Hu meint weiter: „Es ist offensichtlich, dass Chinas Wirtschaft sich im strukturellen Wandel befindet. Im vergangenen Jahr hatte

der Dienstleistungssektor mit 46 Prozent zum ersten Mal einen größeren Anteil an der Wirtschaftsleistung als der industrielle Sektor mit 44 Prozent. Der tertiäre Sektor sollte auch künftig stärker wachsen als der Sekundär- und der Primärsektor.“ Baijing Yu, Emerging Markets- und China-Spezia-listin bei Comgest, pflichtet bei, dass sich das Reich der Mitte in einem beispiellosen Transformationsprozess befindet, der über-aus interessante Investmentchancen eröff-

Emerging Markets ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 39

Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Aberdeen Global („der Fonds“) ist ein OGAW-Fonds unter Luxemburger Recht. Die in diesen Marketing-Unterlagen enthaltenen Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Zeichnungen von Fondsanteilen dürfen nur auf der Grundlage des letzten Verkaufsprospektes, den wesentlichen Anlegerinformationen (“KIID”) sowie dem letzten Jahres- bzw. Halbjahresbericht getroffen werden, die bei der Informationsstelle und Zahlstelle, Raiffeisen Zentralbank Österreich Aktiengesellschaft, Am Stadtpark 9, A-1030 Wien kostenlos bezogen werden können. Herausgegeben von Aberdeen Asset Managers Limited, einer in Großbritannien der Zulassung und Aufsicht der Financial Conduct Authority unterliegenden Gesellschaft. aberdeen-asset.com

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„In China beein-druckt die New Economy, zum

Beispiel der Ener-giebereich.“

Xing Hu, Edmond de Rothschild

Page 40: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

40 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

net: „In Wirklichkeit ist es ein fundamen-taler Beweggrund für einen Anleger, um in einem Emerging Market aktiv zu werden: Die Chance auf den Übergang eines Schwel-lenlandes in einen hoch entwickelten Markt.“

CHINA IM UMBRUCHDas Zauberwort lautet dabei Transfor-

mation – diese betrifft sehr viele entschei-dende Bereiche wie zum Beispiel das Ge-sundheitswesen. „Wie in vielen anderen Emerging Markets ist auch im Reich der Mitte das Gesundheitssystem unterentwi-ckelt. Die Bevölkerung fordert hier zuneh-mend bessere Leistungen, die bisher von der Regierung nicht zulänglich erfüllt wer-den konnten“, so Yu. Mit dem Umschwen-ken Pekings von einer exportorientieren auf eine vom Binnenkonsum getriebene Wirt-schaft ist aber einiges in Bewegung geraten. „Man sieht etwa im Pharma- und Kranken-hausbereich erste Anzeichen massiver In-ves titionen, um die Qualität des Gesund-heitssystems zu verbessern“, so die Com-gest-Expertin weiter. Davon können so un-terschiedliche Unternehmen wie die staatli-che China Life oder die private Wuxi Phar-ma profitieren. Yu führt weiter aus: „Der chinesische Finanzmarkt wird einer schritt-weisen Öffnung unterzogen, wovon nicht nur dieser Sektor, sondern auch viele andere Titel profitieren.“ Das sind laut der Exper-tin beispielsweise Moutai, die bekannteste Spiri tuosen-Marke China, Saic als größtes Automobilunternehmen des Landes oder

Daqin Railways, der weltweit größte Anbie-ter für Frachtverkehr auf der Schiene.

SCHATTENBANKEN ALS PROBLEMEine umfassende Reform des chine-

sischen Finanzsystems ist auch aufgrund des Unwesens von Schattenbanken notwen-dig. Denn viele Finanzierungen im Reich der Mitte laufen nicht über offizielle Ban-ken, sondern via wenig regulierte Zweckge-sellschaften, eben den sogenannten Schat-tenbanken. Dieses System ist in den letzten Jahren analog zum beispiellosen Wirt-schafts-Boom sehr schnell gewachsen. Seit 2010 hat sich der Umfang des Systems Schätzungen zufolge verdoppelt. Allein im Jahr 2012 wuchs der Markt gemäß einem Bericht des International Financial Stability Boards um 42 Prozent. Moody’s schätzt, dass allein das Kreditvolumen der Lokalre-gierungen inzwischen knapp 50 Prozent des chinesischen BIP ausmachen könnte. Da eben die Vergabe dieser Kredite bzw. die Bonität der Schuldner kaum nachvollzogen werden kann, droht möglicherweise eine Lawine von nicht gedeckten Krediten ins Rutschen zu geraten.

Doch Peking hat zumindest erkannt, dass die Zeitbombe ticken könnte und steu-ert entgegen. Es gab eine neue Gesetzge-bung für den Finanzhaushalt und das Steu-ersystem. Die Regulierung für die Verschul-dung von Kommunen wurde überarbeitet,

um die Risiken zu reduzieren. Hu von Edmond de Rothschild kommentiert die Entwicklung: „Mittlerweile ist das soge-nannte Total Social Financing, das neben Bankdarlehen auch Finanzierungsinstru-mente anderer Kreditgeber umfasst, weiter zurückgegangen. Ein Zeichen, dass die Re-gulierung wirkt und Schattenbankenge-schäfte schnell geschrumpft sind. Das Kre-ditgeschäft von Investmenttrusts war im Oktober im vierten Monat in Folge rückläu-fig und ist um 21,5 Milliarden Renminbi ge-sunken, Bankakzepte um 241,3 Milliarden Renminbi.

Wir halten die Situation für beherrsch-bar und glauben, dass die Regierung gute Fortschritte bei der Kontrolle des Schatten-bankings macht.“ Ein systemisches Risiko für Chinas Wirtschaft kann der Experte da-rin jedenfalls nicht erkennen.“ Innerhalb des chinesischen Finanzsektors bevorzugt er Broker und Immobilienfirmen: „Das tra-ditionelle Brokergeschäft dürfte seinen Tief-punkt erreicht haben und die Segmente Margin Financing und Eigenhandel haben wieder begonnen, gut zu performen. Zu-sätzlich zum Start des gemeinsamen Markt-zugangs der Börsen in Hongkong und Shanghai sowie der Wiederaufnahme von Börsengängen von A-Aktien wird der Rück-gang der Risikoprämie wieder mehr Liqui-dität in den Aktienmarkt bringen“, erläutert Hu. Aber die Welt der Emerging Markets

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GELDANLAGE ° Emerging Markets

° DIE BESTEN AKTIENFONDS EMERGING MARKETS ASIEN

° DIE BESTEN AKTIENFONDS EMERGING MARKETS GLOBAL

ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERGB00B0TY6S22 First State Asia Pacifi c Sustainability 384 Mio. € 30,9 % 22,4 % 18,7 % 1,68 %IE00B16C1G93 Comgest Growth Asia ex Japan 150 Mio. € 35,0 % 15,5 % 10,5 % 1,65 %LU0084408755 Vontobel Fund Far East Equity 744 Mio. € 29,8 % 13,9 % 13,5 % 2,06 %LU0188438112 Schroder ISF Asian Equity Yield 2.014 Mio. € 19,9 % 13,6 % 13,3 % 1,93 %GB00B0MY6Z69 Newton Asian Income 829 Mio. € 15,3 % 13,1 % 15,3 % 1,64 %

Quelle: Lipper Hinsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 10. Dezember 2014

ISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERGB00B64TS881 First State Global EM Sustainability 367 Mio. € 16,2 % 16,0 % 14,3 % 1,69 %LU0160155395 RAM (Lux) SF-Emerging Markets Equities 1.879 Mio. € 11,6 % 12,7 % 14,1 % 1,85 %GB0033873919 First State Global Em. Markets Leaders 4.139 Mio. € 12,3 % 11,3 % 12,0 % 1,57 %LU0048575426 Fidelity Funds - Emerging Markets 3.482 Mio. € 12,0 % 10,7 % 9,3 % 1,96 %LU0040507039 Vontobel Fund Emerging Markets Equity 4.597 Mio. € 17,7 % 8,2 % 12,3 % 2,08 %

Quelle: Lipper Hinsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 10. Dezember 2014

AKTIEN EM. MARKETS GLOBAL

Aktien aus Emerging Markets warten noch auf den Durchbruch nach oben.

2010 2011 2012 2013 2014

100%

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Aktien Global

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 41

besteht ja nicht nur aus China. Welche inte-ressanten Investmentchancen finden sich noch in anderen Regionen und Ländern?

INDIEN UND TAIWAN ALS FAVORITENTinti von EAM gefällt zum Beispiel In-

dien sehr gut, vor allem wegen der politisch-makroökonomischen Situation, die für wei-ters Wachstum spricht. „Indien hat sehr lan-ger Zeit wieder eine Alleinregierung, die notwendige wirtschaftliche Reformen durchsetzen kann. Den Aktienmarkt halte ich für fair bewertet.“ Thomas de Saint-Sei-ne, CEO von RAM Active Investments, ver-folgt einen Bottom up-Ansatz und favori-siert aktuell wiederum besonders Aktien aus China oder Taiwan. „Chinesische Un-ternehmen waren überinvestiert, das heißt, sie haben ständig mit voller Kraft weitere Kapazitäten aufgebaut, als ob das Wachs-tumstempo der Wirtschaft nie enden wür-de. So sind Überkapazitäten entstanden, die

sich jetzt aber wieder reduziert haben. Auch sind die hohen Bewertungen wieder auf ein attraktives Niveau zurückgekommen.“ Tai-wanesische IT-Unternehmen sind für den Experten wiederum attraktiv, weil sie vom fortschreitenden Boom der Internet- und Informationstechnologie profitieren sollten. Obwohl die Basis der Asset Allocation bei RAM Active Investments die fundamentale Unternehmensanalyse darstellt, erkennt der Experte übergeordnete positive Trends in den Emerging Markets: „Dazu zählt eben der IT-Boom, aber auch eine zunehmende Vernetzung der Finanzwirtschaft. So ist es in der jüngeren Vergangenheit für chine-sische Investoren einfacher geworden, Ak-tien in Hongkong zu kaufen. Gleichzeitig hat sich der Aktienmarkt Festlandchinas schrittweise in Richtung ausländischer An-leger geöffnet.“ Alles in allem stellt Saint-Seine somit den Emerging Markets ein po-sitives Zeugnis aus, wobei die Investment-

chancen natürlich von Land zu Land diffe-rieren: „Das Wachstumstempo der Schwel-lenländer ist nicht mehr so hoch wie in der Vergangenheit. Es bleibt aber dennoch kräf-tig und wird auch in Zukunft die Developed Markets übertreffen.“ (Ausführliches Inter-view mit Thomas de Saint-Seine, Seite 51) Fazit: Anleger sollten trotz aller positiven Argumente nicht vergessen, dass Emerging Markets ein schwieriges Terrain bleiben. Es empfehlen sich renommierte Fonds (siehe linke Seite) zur Risikostreuung und Abrun-dung eines Gesamtportfolios.

Emerging Markets ° GELDANLAGE

CRED

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„Das Wachs-tum Asiens wird auch

weiterhin stark ausfallen.“

Gabriela Tinti, Erste Asset Management

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Page 42: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

Zerbrechlich – so einfach auf den Punkt gebracht kann man die wirtschaftliche

Situation am Alten Kontinent zusammen-fassen. Wobei manche Pessimisten diesen Ausdruck noch als Euphemismus bezeich-nen würden. Denn die Wirtschaft will in Europa nicht nur nicht so richtig ansprin-gen – entscheidende Staaten drohen sogar in die Rezession abzudriften (von einer Re-zession sprechen Ökonomen, wenn das BIP in zwei aufeinander folgenden Quartalen nicht wächst).

DEUTSCHLAND IN GEFAHRDas betrifft jetzt nicht so sehr die „Peri-

pherie“ oder nur klassische „Problemlän-der“, auch „Musterschüler“ wie Deutsch-land können Probleme nicht mehr ver-schweigen. Bereits im August 2014 ließ das deutsche Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) aufhorchen: „Erstmals seit Dezember 2012 ist das Risi-ko, dass die deutsche Wirtschaft in eine Re-zession gerät, stark gestiegen“, hieß es. Das signalisiert der Konjunkturindikator des In-

stituts: Für den Zeitraum von August bis Oktober 2014 weist das IMK-Frühwarnin-strument eine mittlere Rezessionswahr-scheinlichkeit von 25,2 Prozent aus. Im Juli waren es lediglich 7,5 Prozent. Damit liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit nach dem „Ampelsystem“ des Indikators zwar noch im „grünen Bereich“ (geringes Risiko unter 30 Prozent), hat aber spürbar zugenommen. „Der deutliche Sprung mahnt zur Wach-samkeit. Er könnte ein Anhaltspunkt dafür sein, dass die seit Dezember 2012 währende Phase sehr geringer Rezessionswahrschein-lichkeiten zu Ende ist und die deutsche Wirtschaft nunmehr in ein unruhiges Fahr-wasser mit deutlich erhöhter Unsicherheit gerät“, warnt IMK-Forscherin Sabine Ste-phan. Auch das Deutsche Institut für Wirt-schaftsforschung (DIW) warnte vor einem Abgleiten in die Rezession: „Die Gefahr ei-ner Rezession ist durchaus ernst zu neh-men“, wird DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner in der Süddeutschen Zeitung zi-tiert. Das Bruttoinlandsprodukt Deutsch-lands stieg dabei von Juli bis September um lediglich 0,1 Prozent im Vergleich zum Vor-quartal. Für das Gesamtjahr 2014 rechnen Experten mit einem Plus von rund 1,2 Pro-zent, für 2015 schwanken die Prognosen zwischen 1 und 1,3 Prozent. Aber auch mit Frankreich und Italien sind zwei weitere Schwergewichte ins Trudeln geraten – Ita-lien befindet sich bereits offiziell in einer Rezession. Schwere Zeiten also für Europa, sollten Anleger deshalb ihr Glück in der Ferne suchen? Die Antwort lautet: Auch wenn Europa vielleicht nicht die erste Wahl für breite Aktieninvestments darstellt, sollten erstklassige Unternehmen nicht links liegen gelassen werden.

RUF NACH DER EZBBevor wir aber zu den konkreten Anla-

gemöglichkeiten kommen, stellt sich noch die entscheidende Frage, wie Europa aus sei-nem wirtschaftlichen Schlamassel herausge-holfen werden soll? Sandra Crowl, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac Ge-stion, fasst zusammen: „Natürlich befindet sich Europa in einer fragilen Situation. Als offene Ökonomie ist Europa anfällig für die wirtschaftlich gedämpfte Entwicklung in China. Aber nicht nur das: Europa wurde auch durch die Sanktionen über Russland getroffen. Im Speziellen sind Nationen wie Deutschland und Polen betroffen. Die zweit-größte und drittgrößte Volkswirtschaft Eu-ropas, Frankreich und Italien, haben eben-falls einen negativen Einfluss auf den Rest des Kontinents.“ Die Expertin glaubt, dass weniger strenge disziplinäre Maßnahmen den beiden letztgenannten Ländern eine ge-wisse Bedenkzeit verschaffen. Die Invest-ment- und Konsumaktivitäten stagnieren allerdings und es herrscht auch wenig Ver-trauen, dass als Anreiz für verstärkte Ausga-ben in der Zukunft sorgen könnte. „Wir be-nötigen weitere Aktionen der EZB in Form von Quantitative Easing, um wieder den Vertrauens-Schub herzustellen, den die Wirtschaft dringend benötigt“, so Crowl CR

EDITS

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estel

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GELDANLAGE ° Europa

42 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Während die Vereinigten Staaten mühsam auf den Wachstumspfad zurückgefunden haben, dümpelt die europäische Konjunktur vor sich hin. Einigen wichtigen Volkswirtscha� en droht sogar der Absturz in die Rezession. Welche Argumente sprechen trotzdem für Investments in Europa? Harald Kolerus

Alter Kontinent auf dem Scheideweg

„Europa ist noch immer

die Heimat ei-niger der welt-

weit führenden Unternehmen.“

Marcus Morris- Eyton, Allianz GI

AKTIEN EUROPA

Europäische Aktien weisen im internationa-len Vergleich Nachholpotenzial auf.

2010 2011 2012 2013 2014

100%

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Aktien Global

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

weiter. Das BlackRock Investment Institut (BII) pflichtet dieser Einschätzung im We-sentlichen bei und bezeichnet die Eurozone als „niedrig fliegendes Flugzeug, das immer wieder in Luftlöcher gerät, mit gelegent-lichen Aufwärtsphasen und Nahtod-Erfah-rungen.“ Die Region habe sich von der Fi-nanzkrise bei weitem nicht so gut erholt wie nach früheren globalen Krisen. Im Vergleich zu früheren Rezessionen falle der Auf-schwung noch verhaltener aus.

POSITIVE ÜBERRASCHUNG?Das Wachstum der Eurozone könnte

nach Meinung des BII dennoch positiv über-raschen: „Denn die Erwartungen liegen sehr tief und die Europäische Zentralbank dürfte die Erwartungen des Marktes im Hinblick auf ein Programm zum Quantitative Easing erfüllen“, heißt es in einer aktuellen Analyse. Es ist unwahrscheinlich, dass der „Wohl-standseffekt“ einer solchen Maßnahme (der Einfluss auf die Verbraucherausgaben durch steigende Preise der Vermögenswerte) die Entwicklung in den USA widerspiegelt. „Denn in Europa liegen die Raten der Ak-tien- und Immobilienbesitzer niedriger. Aber nichtsdestotrotz könnte ein Quantita-tive Easing-Programm einen großen Ein-fluss auf die Zuversicht haben“, so das BII. Auch wenn der zyklische Aufschwung ver-halten ausfällt, dürfte er risikoreichere Ver-mögenswerte, in erster Linie also Aktien, dem BII zufolge unterstützen. Auch Marcus Morris-Eyton, Portfolio Manager des Euro-pe Equity Growth bei Allianz Global Inves-tors (AGI), glaubt, dass die EZB unter Druck kommen könnte, weitere Quantitative Ea-sing-Maßnahmen zu ergreifen: „Angesichts der enttäuschenden Wirtschaftsdaten in der

Eurozone könnte eine gelockerte Geldpoli-tik als Instrument eingesetzt werden, um das Abrutschen in die Rezession zu verhindern. Dabei stehen Frankreich, Italien und Deutschland jeweils vor eigenen Herausfor-derungen, um ihre Wirtschaftsleistung wie-der anzukurbeln. Jedenfalls hat es sich in der Praxis gezeigt, dass die Reduktion von Staatsschulden schwierig ist, angesichts von Bürgern, die vor finanziellen Einschnitten der nationalen Regierungen zurückschre-cken“, so der Experte. Führt also am Quanti-tative Easing kein Weg vorbei?

KRITIK AN LOCKERER GELDPOLITIKDie Ausweitung der Politik des billigen

Geldes stößt keineswegs auf uneinge-schränkte Zustimmung. Im Gegenteil: Sie stellt für viele institutionelle Investoren eine Gefahr für den Finanzmarkt dar. Unabhän-gig davon hat bereits jetzt das Niedrigzins-umfeld erhebliche Auswirkungen auf die Strategische Asset Allocation von Pensions-kassen, Versorgungswerken, Versiche-rungen, Stiftungen und Kreditinstituten. Das ergab eine Umfrage der Investmentge-sellschaft Universal-Investment zur Zu-kunft der institutionellen Kapitalanlage. Be-sonders das Vorhaben der Europäischen Zentralbank, künftig auch ABS-Papiere an-zukaufen, wird kritisch bewertet. In der

Analyse waren zwei Drittel der befragten Investoren der Meinung, dass durch den potenziellen Ankauf von ABS-Papieren und andere EZB-Maßnahmen der Grundstein für die nächste Finanzkrise gelegt werde. Teils uneins sind die Investoren, was die weitere EZB-Zinspolitik angeht. Während 80 Prozent der Befragten nicht glauben, dass die Zentralbank im kommenden Jahr die Zinsen erhöhen wird, erwarten 20 Pro-zent für 2015 Zinssteigerungen. Jedenfalls stellt bereits jetzt beinahe jeder zweite Um-frageteilnehmer fest, dass die Niedrigzinsen die Gesamtrendite negativ beeinflussen.

STOCK PICKING GEFRAGTQuantitative Easing oder nicht? Der

Stein der Wirtschaftsweisen ist in diesem Fall noch nicht gefunden. Wer Recht hat, kann nur die Zukunft zeigen. Eines steht aber jedenfalls fest: Man muss nach all dem Gesagten kein Wirtschafts-Genie sein, um zu erkennen, dass die Ökonomie in Europa schon einmal rosiger ausgefallen ist. Aber deshalb auf europäische Aktien gänzlich zu verzichten, wäre ein schwerwiegender Feh-ler, wie Morris-Eyton weiß: „Europa, eben-so wie die Vereinigten Staaten und andere Developed Markets, ist die Heimat für eini-ge der weltweit führenden Unternehmen, die in höchst attraktiven Verbrauchermärk-

Europa ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 43

° DIE BESTEN AKTIENFONDS EUROPAISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERLU0313923228 BSF European Opportunities Extension 627 Mio. € 23,6 % 28,8 % 19,3 % 1,87 %LU0107398538 JPM Europe Strategic Growth 264 Mio. € 15,8 % 21,8 % 15,6 % 1,90 %DE0008481821 Allianz Wachstum Europa 1.021 Mio. € 15,2 % 17,5 % 15,4 % 1,81 %LU0119750205 Invesco Pan European Structured Equity 4.699 Mio. € 17,5 % 18,5 % 14,6 % 1,58 %LU0260085492 Jupiter JGF European Growth 992 Mio. € 16,4 % 21,6 % 14,5 % 1,79 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2014

„In Europa � n-den sich hoch qualitative Ak-

tien mit starkem Wachstums-

potenzial.“Franz Weis,

Comgest

„Die EZB sollte durch Quan-

titative Easing Vertrauen in

die Wirtscha� herstellen.“

Sandra Crowl, Carmignac

Page 44: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

44 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

ten operieren. Diese Unternehmen gilt es aufgrund eines fundamentalen Basis-Re-search zu identifizieren, die makroökono-mische Top down-Analyse tritt dabei in den Hintergrund.“ Stock Picking ist somit also gefragt, wobei Morris-Eyton einen wesent-lichen Vorteil der europäischen Aktien in ihrer günstigen Bewertung im Vergleich zu anderen Märkten sieht. Europäische Top-Unternehmen sind auf Basis des Kurs-Ge-winn-Verhältnisses laut dem Experten zu einem erheblichen Discount zu vergleich-baren Aktien in den USA oder in Japan zu haben. „In einer globalisierten Welt haben wir die einmalige Gelegenheit, Unterneh-men, die ihr Hauptquartier in Europa ha-ben, mit einem signifikanten Abschlag zu ihrer Peer Group in Übersee zu kaufen“, so Morris-Eyton.

DIE MACHT DER MARKEIm Vergleich zu Emerging Markets wei-

sen europäische Unternehmen wiederum den Vorteil einer langen Konzerngeschichte sowie eines etablierten Namens bzw. Brands auf. „Sowohl im Konsumsektor als auch in der Industrie profitieren viele europäische Unternehmen von ihrem guten Image und haben es genutzt, um die Eintrittsbarriere in neue Absatzmärkte zu verringern“, so der Experte weiter. Das beste Beispiel für die „Macht des Marke“ bietet laut Morris-Eyton das Luxusgüter-Segment. „Unternehmen

wie Louis Vuitton und Cartier haben die Möglichkeit, ihre Produkte zu höheren Prei-sen im Vergleich zu lokalen Konkurrenten zu verkaufen. Gleichzeitig steigen die Ge-winne“, analysiert der AIG-Spezialist.

QUALITATIVES WACHSTUMAber natürlich gibt es noch in zahl-

reichen anderen Sektoren europäische „Per-len“ zu finden, wie Franz Weis, Mitglied des Investment Teams des Comgest Growth Greater Europe Opportunities Fund, zu be-richten weiß: „Unsere Anlagephilosophie bei Comgest ist es, Aktien aufzuspüren, die gleichzeitig für Qualität und Wachstum auf lange Sicht stehen. Solche Unternehmen finden wir natürlich auch in Europa.“ Als Stock Picker stößt Weis dabei immer wieder auf Aktien, die vielleicht nicht jedem Anle-ger geläufig sind und gerade deshalb hohes Wachstum- und Gewinnpotenzial aufwei-sen. Als Beispiel wäre hier etwa die deutsche CTS Eventim zu nennen, der weltweit im-merhin drittgrößte Unterhaltungsprovider ist in 23 Ländern rund um den Globus aktiv. CTS Eventim bietet via Internet Originalti-ckets für Musicals, Konzerte, Theater, Sport und viele weitere Veranstaltungen an und profitiert dabei von der fortschreitenden Transformation des Offline- zum Online-Ticketverkauf. Eva Fornadi vom Invest-ment-Team des Comgest Growth Mid Caps Europe ist ebenfalls auf der permanenten

Suche nach hoch qualitativen europäischen Wachstumswerten, wobei der Fokus auf Ak-tien mit einer Marktkapitalisierung zwi-schen 300 Millionen und zehn Milliarden Euro liegt. „Das Gewinnwachstum ist hier-bei ein wesentliches Auswahlkriterium, denn es ist ein Treiber für die Entwicklung einer Aktie auf lange Sicht.“

ÜBER DEN TELLERAND HINAUSWas sollten Investoren, abgesehen von

penibler Fundamentalanalyse und sorgfäl-tigem Stock Picking (was natürlich am bes-ten von professionellen Fondsmanagern durchgeführt werden sollte), noch beach-ten? Es darf nicht der Fehler begangen wer-den, europäische Unternehmen mit der verkorksten europäischen Wirtschaftslage eins zu eins gleichzusetzen. Denn gerade aufgrund der guten Marktpositionierung und dem Know-how-Vorsprung auf vielen Gebieten sind europäische Top-Unterneh-men international konkurrenzfähig. Natür-lich sind Steuern und Arbeitskosten am Al-ten Kontinent höher als in den Emerging Markets. Aber das haben selbstverständlich auch europäische Großkonzerne längst er-kannt und produzieren kos tengünstig in den Schwellenländern. Diese werden mit ihren steigendem Wohlstandsniveau und einer wachsenden, konsumfreudigen Mit-telschicht auch zu immer wichtigeren Ab-satzmärkten für europäische Unternehmen. Abschreiben darf man Europa als Invest-mentregion also nicht – außerdem sind „wir Europäer“ auch immer für Überraschungen gut: Laut dem BlackRock Investment Insti-tut könnte Griechenland die Volkswirt-schaft in der Eurozone werden, die 2015 am schnellsten wächst. Wer hätte das noch vor rund zwei Jahren gedacht? CR

EDIT:

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stellt

GELDANLAGE ° Europa

„Das Gewinn-wachstum ist

ein wesent-licher Treiber für die Entwicklung

einer Aktie.“Eva Fornadi,

Comgest

Trotz aller wirtschaftlichen Probleme bleibt die Eurozone eine Region des Wohlstands. An der Spitze des BIP pro Kopf liegt Luxemburg, Österreich rangiert auf Platz vier.

BIP JE EINWOHNER 2015 IM EU-VERGLEICH

Quelle: WKO

70.587 €

36.528 €

35.763 €

LuxemburgIrland

NiederlandeÖsterreich

DeutschlandDänemark

BelgienBelgien

EU (15)Eurozone (18)

EU (28)Bulgarien

30.518 €29.879 €

35.579 €34.481 €34.323 €

32.790 €

28.109 €13.107 €

EUR, in Kaufkraftstandards

38.301 €

Page 45: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015CR

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Interview mit Phil Milburn ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 45

GELD ° Was sollten Anleihenanleger ange-sichts von niedrigen Zinsen tun?PHIL MILBURN: 2014 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem die Rentenmärkte einbrechen sollten. Dazu kam es jedoch nicht. Im Gegenteil, sie sind nach wie vor gesund. Die Rentenmärkte werden auch 2015 positive Renditen erzielen, die aber mit Blick auf die Du-rationsentwicklung im Jahr 2014 verhaltener ausfallen werden. Unseres Erachtens werden die Zinsen in Großbritannien nicht vor 2016 stei-gen, in den USA vermutlich im zweiten Halbjahr 2015 und in der Eurozone wohl erst in einigen Jahren. Die EZB hat bisher noch keine bedeu-tenden Quantitative Easing (QE)-Maßnahmen umgesetzt, seit Banken ihre LTRO-Kredite zu-rückgezahlt haben. Eine Anhebung der Zinsen in den USA und Großbritannien hängt maß-geblich von besseren Beschäftigungszahlen und Anzeichen für Lohnwachstum ab. Wir ge-hen davon aus, dass Anleger festverzinslichen Wertpapieren treu bleiben, jedoch in Strate-gien mit weniger Beta rotieren werden, was der Beliebtheit von High Yield Bond Fonds zugute kommen dür� e.

Sollten die Zinsen niedrig bleiben, welche Alternativen zur Generierung attraktiver Rendi-ten sehen Sie dann für Anleiheninvestoren?Sollten die Zinssätze nicht steigen, bieten die Rentenmärkte Anlegern nach wie vor eine Viel-zahl an Möglichkeiten. Hochzinsanleihen sind immer noch attraktiv, da sie neben Zinserträ-gen auch Kapitalwachstum liefern können. Mit Blick auf das derzeitige europäische Zinsni-veau sollten Anleger nicht auf Mandate setzen, die ausschließlich auf Europa ausgerichtet sind, sondern ihr Portfolio diversi� zieren. Globale High Yield Bond Fonds bieten deutlich bessere Chancen auf wettbewerbsfähige Renditen.

Welche Vorteile bieten die Hochzinsanleihen?Hochzinsanleihen sind Anleihen, deren Bo-nitätsrating unter BBB- liegt. Ihre Emittenten weisen häu� g höhere Schulden und weniger so-lide Geschä� spro� le auf als Unternehmen mit höherer Bonität. Da sie als risikoreicher gel-ten, werfen sie gewöhnlich höhere Renditen ab. Der Hochzinsmarkt deckt viele Unternehmen und Sektoren ab. Zu den bedeutendsten zählen unter anderem Kabelgesellschaften und Ge-sundheitsunternehmen.Global gesehen bietet der Hochzinsbereich auch einige Diversi� kationsmöglichkeiten. Die-se können das Kursvolatilitätsrisiko verringern und dabei angemessene Erträge ermöglichen angesichts des aktuellen Renditeniveaus von etwa sechs Prozent. Dieses Segment ist risiko-reicher als andere Anleihesegmente, dafür aber auch lukrativer. Das größte Risiko besteht in einer höheren Ausfallwahrscheinlichkeit bei Zinszahlungen und in dem Verlust des einge-setzten Kapitals, aber mit Blick auf das starke US-Wachstum und QE-Maßnahmen der EZB

erwarten wir für 2015 weiterhin sehr niedrige Kreditausfallraten von ein bis zwei Prozent.

Welche Spezialfonds bietet Kames Capital an, um in den Hochzinsmarkt zu investieren? Können Sie die Fondsstrategie bitte in wenigen Worten zusammenfassen?Das verwaltete Vermögen des Kames High Yield Global Bond Fund und der in Großbritan-nien zugelassene Kames High Yield Bond Fund beläu� sich auf insgesamt über 2,5 Milliarden US-Dollar. Wir verfolgen für unsere Hochzins-fonds eine globale Anlagestrategie und können daher sowohl im amerikanischen als auch im europäischen Markt zusätzlichen Mehrwert für unsere Anleger generieren. Hingegen dür-fen viele andere Fonds entweder nur in Europa oder ausschließlich in den USA investieren.

Welche Rendite haben Sie bisher im Jahr 2014 mit Hochzinsanleihen erwirtschaftet? Welche Renditen sind 2015 möglich?Unser High Yield Global Bond Fund erzielte im Jahresverlauf eine Rendite von 5,7 Prozent. Wir haben 2014 zahlreiche Herausforderungen sehr erfolgreich gemeistert und erwarten für 2015 ähnliche Renditen.

Haben Sie grundsätzliche Ratschläge für Anleger parat, die in Hochzinsanleihen investieren möchten?Anleger sollten keine Scheu vor dem Renten-markt haben. High Yield Bond Fonds weisen eine deutlich geringere Korrelation gegenüber Zinsen auf als Investment Grade-Fonds. Anleger müssen Fondsmanagern mehr Flexibilität bei der Renditesuche einräumen. Globale Mandate sind sinnvoller und bieten Anleihenanlegern mehr Vielfalt und Möglichkeiten, derweil sie zudem zur Risikoverringerung beitragen.

Kassandra-Rufer hatten für 2014 einen Crash des weltweiten Bond-Systems vorhergesagt – die dunklen Prophezeiungen sind aber nicht aufgegangen. Warum das so ist und weshalb er an schöne Renditen mit Renten auch im Jahr 2015 glaubt, erklärt Kames-Experte Phil Milburn. Harald Kolerus

„Rentenmärkte bleiben gesund“

Phil Milburn, Co-Fund Manager des Kames High Yield Global Bond Fund

Page 46: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Was Anleger suchen, ist klar: Rendite und Sicherheit. Beides zusammen

ist aber in Zeiten wie diesen schwer zu fin-den. Denn die Zinsen lassen im (Nahe-)Null-Zins-Zeitalter als Veranlagungsziel nahezu gänzlich aus. Festgelder und Tage-gelder werfen nur noch Jahresrenditen von 0,15 bis 0,5 Prozent ab. Sichere Staatsanlei-hen wie die deutschen Bundesanleihen ren-tieren mit Restlaufzeit zwischen fünf und zehn Jahren nur noch zwischen 0,11 und 0,7 Prozent, österreichische zwischen 0,66 und 1,17 Prozent. Unternehmensanleihen brin-gen natürlich mehr, wobei mit der Höhe der Zinsen auch die Unsicherheit steigt.

In den Fokus der Investoren rücken aber andere Werte: Dividendenpapiere. Jene Aktien also, die sich durch eine hohe und zugleich verlässliche Dividendenrendite auszeichnen. Schon der Öl-Tycoon John D. Rockefeller, 1910 der erste Milliardär der USA, stand dazu: „Wissen Sie, was das ein-zige ist, was mir Freude bereitet? Zu sehen, wie meine Dividenden hereinkommen“, er-klärte er einst.

Als attraktiv gelten Dividendenrenditen ab drei bis vier Prozent. Nahe fünf Prozent wie bei Münchner Rück und Allianz, den dividendenstärksten Titeln im Deutschen Leitindex DAX, oder sogar darüber sind eher die Ausnahme.

Doch DAX-Unternehmen haben ca. 140 Milliarden Euro auf der hohen Kante liegen, die kaum verzinst werden oder sogar mit Strafzinsen belegt sind. Und da stellt sich die Frage, ob die Unternehmen nicht doch lieber eigene Aktien zurückkaufen und die Dividenden erhöhen. Es braut sich also für liquide Dividendenwerte einiges zusammen. Denn auch Versicherungen und Fondsgesellschaften werden sukzessive ihre Cashquoten reduzieren.

So weisen aktuell die 1.000 größten Fir-men weltweit außerhalb des Finanzsektors Barreserven von 2,8 Billionen Dollar aus. Zudem verweisen Experten von Deloitte darauf, dass die global gezahlten Dividen-den im ersten Quartal 2014 um ein Drittel oder fast 55 Milliarden Dollar auf einen neuen Rekordwert von 228,4 Milliarden Dollar angestiegen sind. Henderson Global Investors erwartet für das Gesamtjahr ei-nen Zuwachs der weltweit gezahlten Divi-denden um 12,6 Prozent auf 1,19 Billionen Dollar. Im kommenden Jahr soll die Sum-me auf 1,24 Bil lionen Dollar steigen – trotz der ungewissen Aussichten für die Welt-wirtschaft.

DIVIDENDEN STEIGEN IMMER WEITER – DAS BRINGT RUHE INS DEPOT Im Aktienindex MSCI Europe stammten

von der jährlichen Rendite von 9,8 Prozent zwischen 1970 und 2012 immerhin 4,1 Pro-zentpunkte aus den Dividenden. Und die

Erträge der Unternehmen garantieren, dass es auch so bleibt. Bei manchen Konzernen macht die Dividende mittlerweile 40 bis 50 Prozent und mehr der Gesamtrendite aus. Wer beispielsweise Anfang 1995 in BASF-Aktien eingestiegen ist, sitzt seither inklu-sive Dividenden auf Gewinnen von etwa 680 Prozent. Aufs Jahr heruntergerechnet entspricht dies einer Rendite von gut 13 Prozent p.a.

HOHE DIVIDENDEN STÜTZEN DEN AKTIENKURSIm Übrigen tragen die Dividenden ei-

nen wichtigen Anteil zur Performance bei. Das gilt vor allem für Versicherungsaktien. Dividenden fallen im weltweiten Vergleich der Versicherungen nicht nur üppig aus, sondern auch gemessen daran, was andere Branchen ausschütten. Laut Bloomberg be-wegt sich die durchschnittliche Dividen-denrendite bei den Vertretern des Stoxx Europe 600 Insurance für 2014 bei 4,5 Pro-zent und für 2015 bei 4,8 Prozent. Das dürf-te entscheidend dafür gewesen sein, dass die Kurse der Versicherungsaktien trotz der jüngsten Abwärtsbewegung bei den Rendi-ten der deutschen Bundesanleihen zuletzt ganz gut gelaufen sind. Im Index schlug sich dies mit einem Plus von 8,2 Prozent in den letzten sechs Monaten und von 13,2 Prozent binnen einem Jahr nieder. Trotz der Pro-bleme der Branche wiegt offenbar schwerer, dass einige Branchenvorstände höhere Dividenden sowie anhaltende Aktienrück-käufe in Aussicht gestellt haben.

Mit einer besonders üppigen Ausschüt-tung warteten im Versicherungsbereich zu-letzt Lancashire Holdings aus Großbritan-nien und Swiss Re aus der Schweiz mit je- CR

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GELDANLAGE ° Dividenden-Fonds

46 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Angesichts der extrem niedrigen Zinsen auf Sparkonten und Anleihen rücken an den Börsen die Dividenden-zahlungen in den Fokus. Renditen zwischen vier und fünf Prozent sind keine Seltenheit. Die Veranlagung wird durch einschlägige Investmentfonds, Indizes oder einen Basket aus ausgewählten Papieren erleichtert.

Wolfgang Freisleben

Gewinnen durch Dividenden

DIVIDENDEN-AKTIEN GLOBAL

Aktien mit hohen Ausschüttungen zeigen eine etwas bessere Kursentwicklung.

2010 2011 2012 2013 2014

100%

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140%

120%

Aktien Global

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weils 8,7 Prozent auf. Auch für 2015 werden Ausschüttungen in dieser Größenordnung erwartet. CNP Assurances aus Frankreich wird auf eine Dividendenrendite für 2014 von 5,5 Prozent geschätzt. Mit 4,8 Prozent rentiert die Aktie der Münchner Allianz zwar nur im Branchendurchschnitt, doch stimmt bei einem noch einstelligen KGV die Bewertung. Und möglicherweise ist auch der Abgang von Bill Gross, dem Ex-Chef der Fondstochter Pimco, eher als Be-freiungsschlag denn als anhaltende Bedro-hung anzusehen.

NEUES ZERTIFIKAT FÜR AKTIEN MIT HOHEN DIVIDENDENDie Schweizer Bank Vontobel hat An-

fang Dezember in einem Zertifikat (ISIN DE000VZ7HDL4) auf den Solactive Euro-pean High Dividend Low Volatility-Index eine neue Dividendenstrategie verbrieft. In diesem Index sind europäische Unterneh-men vertreten, die durch nachhaltiges Divi-dendenwachstum und zudem geringe Vola-tilität auf sich aufmerksam machen. Dabei werden rund 500 europäische Firmen, die bestimmte Kriterien hinsichtlich Börsenno-tiz, Größe, Handelbarkeit und Liquidität er-füllen und in den zurückliegenden zwölf Monaten keinen Verlust erzielt haben, er-fasst.

Nur Gesellschaften, die in den letzten fünf Jahren niemals Dividendenkürzungen vornahmen und außerdem das letzte Jahr verlustfrei abschlossen – wodurch die Auf-nahme von substanzausschüttenden Un-ternehmen verhindert wird –, qualifizieren sich für die zweite Auswahlphase. Dann werden 30 Titel mit dem höchsten durch-schnittlichen Dividendenwachstum über

die vergangenen fünf Jahre herausgefiltert und daraus die 20 Aktien mit der nied-rigsten Volatilität in den Index genom-men.

Im 5-Jahres-Backtest schlägt der Index die rein dividendenorientierten Indizes S&P Aristocrats High Yield Dividends und STOXX Europe Select Dividends Index. Beide tragen nämlich nicht dem Phänomen Rechnung, dass insbesondere Aktien mit geringeren Schwankungsbreiten in den letzten Jahrzehnten regelmäßig mit einer Outperformance aufwarten konnten. Index überprüfung und -neugewichtung (Rebalancing) finden einmal jährlich statt, wofür eine relativ moderate Management-gebühr von 1,2 Prozent pro Jahr anfällt. Eine Überraschung ergibt der Blick in den Aktienkorb: Während die Sektoren – 25 Prozent Finanzunternehmen, 20 Prozent Versorger und Konsumdienstleister, 10 Prozent Öl&Gas und Konsumartikel sowie fünf Prozent Healthcare, Industrie und Technologie – erwartungsgemäß vertreten sind, weist die Länderallokation mit einem 65-prozentigen Großbritannien-Anteil auf ein Klumpenrisiko hin. Euro-Aktien (je 5 Prozent in Spanien, Finnland und Frank-reich; kein deutscher Titel) sind unterre-präsentiert. Dies muss kein Nachteil sein, beinhaltet aber ein Währungsrisiko.

EXPERTEN TREIBEN DIVIDENDEN-FONDS ZU HOHEN RENDITENFür Dividendenfonds sind Aktien mit

einer Dividendenrendite von drei Prozent aufwärts interessant. Die Fonds gelten als eher defensives Investment, weil die Aus-schüttungen in schlechten Marktphasen der Börsen die Verluste abmildern können. Ei-ner der besten Fonds dieser Kategorie ist der M & G Global Dividend. Sein Wert stieg in den vergangenen fünf Jahren um 178 Prozent – kein Konkurrent war erfolg-reicher. Die Anleger, die in den Fonds unter der Leitung von Stuart Rhodes investieren, müssen aber etwas stärkere Schwankungen akzeptieren als bei anderen Dividenden-fonds. Die höhere Volatilität resultiert aus der Strategie, die Rhodes verfolgt. Er be-schränkt sich nicht auf die klassischen de-fensiven Branchen, in denen hohe Dividen-den ausgeschüttet werden, sondern fügt ei-nige schnell wachsende Dividendenstars hinzu. Auf diese Weise will er das typische Manko vieler Dividendenfonds vermeiden, die während einer Hausse aufgrund ihrer defensiven Natur hinter dem breiten Markt zurückbleiben. Zudem scheut er sich nicht, zyklische Unternehmen beizumischen.

Auch für Rhodes ist die Kontinuität der Dividende wichtig. „Nicht die Höhe der Di-videndenrendite ist entscheidend, sondern

Dividenden-Fonds ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 47

° DIE BESTEN AKTIENFONDS DIVIDENDENWERTE GLOBALISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERBE0940704951 KBC Equity Fund High Dividend 807 Mio. € 18,6 % 17,7 % 14,5 % 1,86 %LU0225284248 Schroder ISF Global Equity Yield 497 Mio. € 20,3 % 17,0 % 13,1 % 1,94 %LU0292096186 db-x STOXX Gl. Sel. Div. 100 UCITS ETF 489 Mio. € 21,5 % 14,3 % 13,7 % 0,50 %DE0009848119 DWS Top Dividende 10.960 Mio. € 17,8 % 13,5 % 12,2 % 1,45 %LU0309191657 BL Equities Dividend 627 Mio. € 17,3 % 11,5 % 11,0 % 1,23 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2014

Page 48: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

48 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

ein beständiges Wachstum der Ausschüt-tung“, betont er. Konzerne, die die Dividen-de fortlaufend erhöhen, seien finanziell be-sonders diszipliniert. Denn: „Spielt die Di-vidende kontinuierlich eine wichtige Rolle bei der Finanzplanung, kommt es im Unter-nehmen zu einem Wettbewerb um das ver-fügbare Kapital.“ Das führe dazu, dass nur die lukrativsten und aussichtsreichsten Pro-jekte verwirklicht würden – was dem Unter-nehmen und damit dem Aktienkurs lang-fristig gut tue.

Fondsmanager Thomas Schüßler be-vorzugt eine defensivere Strategie. Sein DWS Top Dividende ist inzwischen das Flaggschiff der DWS-Fondsgesellschaft. Mit einem verwalteten Vermögen von mehr als zehn Milliarden Euro ist er zudem der größ-te Aktienfonds aus Deutschland. Besonders die langfristige Rendite sticht hervor: Ein Plus von rund 111 Prozent erzielte der Fonds in den vergangenen zehn Jahren – Platz eins unter allen Dividendenfonds, die mit „€uro FondsNote 1“ oder „2“ bewertet sind. Auch die niedrige Volatilität beein-druckt: Auf Fünfjahressicht gelang es Schüßler, unter zehn Prozent zu bleiben, was für einen globalen Aktienfonds sehr wenig ist.

Seit der Auflegung des Fonds liegt die Dividendenrendite im Portfolio durch-schnittlich bei vier bis 4,5 Prozent. Das soll auch in Zukunft Orientierungsgröße blei-ben. Aktien, die in die engere Auswahl für das Portfolio kommen, müssen jedoch wei-tere Bedingungen erfüllen. Zum einen muss ein Wachstum der Dividende wahrschein-lich sein, zum anderen darf die Ausschüt-tungsquote nicht zu hoch sein. Denn wird ein zu großer Teil des Gewinns als Dividen-de ausgeschüttet, verbleibt beim Unterneh-men möglicherweise nicht genug Geld, um

weiteres Wachstum zu finanzieren. Und na-türlich kauft Schüßler nur Titel, deren Fun-damentaldaten überzeugen. „Denn nur ein fundamental starkes Unternehmen hat die Chance, nachhaltig hohe Dividenden zu zahlen“, so Schüßler.

SEHR GUTES RENDITE-RISIKO-PROFIL Auch der KBC Equity Fund High Divi-

dend zählt zu den herausragenden globalen Dividendenfonds. Manager Ian Madden ge-staltet sein Portfolio möglichst ausgewogen. Er sucht aus jedem Sektor die dividenden-stärksten Werte heraus und will dadurch si-cherstellen, dass sein Fonds nicht am Wohl und Wehe weniger Sektoren hängt.

In der Vergangenheit hat sich diese Stra-tegie ausgezahlt. Der KBC High Dividend legte in den vergangenen fünf Jahren um 135 Prozent zu, schwankte dabei aber nur etwa elf Prozent. Weil der Fonds eine relativ gute Wertentwicklung mit einer überschau-baren Volatilität kombiniert, ist das Rendi-te-Risiko-Profil ausgezeichnet. Auf Drei-jahressicht hat er eines der besten Sharpe Ratios aller Dividendenfonds. Diese Kenn-zahl setzt die erzielte Rendite ins Verhältnis zum Risiko, also zur Schwankungsbreite eines Fonds.

Bei der Titelauswahl verlässt sich Mad-den vollständig auf eine automatisierte Ana-lyse der Kennzahlen. In einem ersten Schritt werden aus jeder Branche diejenigen Unter-nehmen herausgefiltert, die eine überdurch-schnittliche Dividendenrendite aufweisen. Im zweiten Schritt untersucht der Manager, ob die Ausschüttungen nachhaltig waren. Dazu ist unter anderem erforderlich, dass die Dividenden in den vergangenen fünf Jahren gewachsen sind sowie Gewinn und freier Cashflow des Unternehmens ausrei-chen, um sie zu zahlen.

Alle drei genannten Fonds eignen sich als Basisinvestment für ausgewogene De-pots. Dank ihres relativ defensiven Ansatzes sind sie auch für konservative Anleger taug-lich, die sich in Aktien engagieren möchten. Und vor allem sind sie ein bequemer Weg, einen Teil des Eine-Billion-Dollar-Regens aufzufangen, der heuer weltweit ausge-schüttet wird.

Wer statt Fonds einzelne Aktien bevor-zugt, kann sich auf den von der Deutschen Bank erstellten DB Dependable Dividends 2014 Basket stützen, der Verlässlichkeit der Ausschüttungen sowie weitere Sicherheits-elemente berücksichtigt. Im Schnitt beträgt die Dividendenrendite der 16 enthaltenen europäischen Werte aus dem STOXX 600 Index mehr als fünf Prozent. Die sogenann-te Cash Dividend Cover soll bei mindestens dem 1,5-fachen liegen. Ermittelt wird diese, indem der operative Cashflow durch die Di-vidende geteilt wird. Im Schnitt beläuft sich die Cash Dividend Cover der 16 Basket-Mitglieder auf das 2,5-fache. Die Ausschüt-tungsquote beträgt 61 Prozent und das ge-schätzte KGV 12,6.

Auf Sicht der nächsten drei Jahre wer-den von einem Basket-Mitglied steigende oder zumindest stabile Dividendenzah-lungen erwartet. Aktien mit einer Verkaufs-empfehlung der Deutschen Bank finden keine Berücksichtigung. Dominiert wird der Basket regional gesehen mit einem An-teil von 37 Prozent von britischen Gesell-schaften. Die Branchenschwerpunkte liegen auf defensiven Sektoren wie Versorgern, Haushaltsgütern, Telekom und Gesundheit. Sie machen rund 60 Prozent der Gewich-tung aus.

Mit Abstand der attraktivste Dividen-denbringer im Basket erscheint für die kom-menden zwölf Monate AstraZeneca. Für die Aktien des britischen Pharmakonzerns wird die Dividendenrendite mit satten 7,3 Pro-zent angegeben. Als Top-Ausschütter folgen aus dem Rohstoffsektor BHP Billiton, aus dem Energiesektor der portugiesische Stromproduzent EDP – Energias de Portu-gal und der holländisch-britische Ölriese Royal Dutch Shell Plc. sowie die britische Imperial Tobacco Group auf.

GELDANLAGE ° Dividenden-Fonds

° DIE BESTEN AKTIENFONDS DIVIDENDENWERTE EUROPAISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERDE0009779611 First Private Euro Dividenden STAUFER 108 Mio. € 13,7 % 21,3 % 11,2 % 1,79 %LU0562822386 BGF European Equity Income 1.553 Mio. € 16,0 % 18,8 % – 1,83 %GB00B131RB65 Threadneedle Pan European Equ. Div. 57 Mio. € 11,8 % 16,9 % 13,1 % 1,94 %LU0169527297 JPM Europe Strategic Dividend 2.658 Mio. € 12,5 % 16,7 % 10,8 % 1,92 %DE0002635281 iShares EURO STOXX Select Dividend 30 481 Mio. € 16,9 % 16,1 % 10,3 % 0,31 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2014

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015DJE – Zins & DividendeStabile Erträge durch fl exible Anleihe- und Aktienanlagen

Alle veröffentlichten Angaben dienen ausschließlich Ihrer Information und stellen keine Anlageberatung oder sons-tige Empfehlungen dar. Aktienkurse können markt-, währungs- und einzelwertbedingt relativ stark schwanken. Auch festverzinsliche Anlagen unterliegen je nach Zinsniveau Schwankungen und bergen Bonitäts- und Währungs-risiken. Weitere Informationen zu Chancen und Risiken fi nden Sie auf der Webseite www.dje.de. Der Verkaufspros-pekt und weitere Informationen sind kostenlos bei der DJE Kapital AG erhältlich.

Absolute, stetige Erträge bei moderatem Risiko: Der DJE – Zins & Dividende (ISIN: LU0553164731) verfolgt dieses Ziel, indem er aus allen Segmenten des Anleihemarktes die aussichtsreichsten Anlageideen herausfi ltert und mindestensfünfzig Prozent des Fondsvermögens darin investiert. Der fl exibel gesteuerte Aktienanteil enthält nur substanzstarke Werte, die langfristig ertragsstärker und risikoärmer sein können als Aktien mit niedriger Ausschüttung.

Seit 40 Jahren zeigt der familiengeführte und bankenunabhängige Vermögens-verwalter DJE Kapital AG, wie man sich langfristig in guten und schlechten Zeiten behaupten kann. Das Erfolgsgeheimnis ist eine Analysemethode, die mit Hilfe fundamentaler, monetärer und markttechnischer Indikatoren die Anlagequote dem Risiko des Marktumfeldes anpasst. Somit werden weniger riskante und wertstarke Anlagen identifi ziert.

Sie haben Fragen? Unser Team steht Ihnen gerne unter 089/790453-0 oder [email protected] zur Verfügung. Weitere Informationen fi nden Sie auch unter www.dje.de.

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Page 50: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

Die Technologiebranche zeigt deutliche Wachstumsdivergenzen auf. So rech-

nen Marktforscher mit einer tiefen Wachs-tumsdelle im Geschäft mit Tablet-Compu-tern. Der Absatz werde 2015 nur um 7,2 Prozent zulegen, prognostiziert die Analy-sefirma IDC. Im Vorjahr war der Markt noch um mehr als 50 Prozent gewachsen. Es werde auch das erste Jahr mit gesunkenen Verkäufen von Apples iPad seit der Markt-einführung 2010 sein, schätzt IDC. Beson-ders Smartphones graben den größeren Ge-räten verstärkt das Wasser ab. Aber auch der Smartphone-Bereich hat zu kämpfen. 2014 dürften die Verkäufe noch auf 1,3 Milliar-den Geräte (+30%) steigen. Für 2015 rech-nen die Experten mit einem Anstieg auf 1,5 Milliarden abgesetzte Smartphones – ein Wachstum von nur noch 15 Prozent. Mit dem zunehmenden Absatz in den Emerging Markets werde der durchschnittliche Ver-kaufspreis von aktuell knapp 300 Dollar auf rund 240 Dollar im Jahr 2018 sinken. In Ländern wie Indien werden die Preise auf

100 Dollar einbrechen. Dennoch gibt es sie, die Wachstumsinseln der Tech-Branche. Anders Tandberg-Johansen, Manager des DNB Technology Fund, hat sechs Mega-trends identifiziert. „Erstens wird die Inter-net-Marktpenetration nahezu 100 Prozent erreichen, zweitens wird das Thema ‚Inter-net der Dinge‘ – zB. die Vernetzung von Haushaltsgeräten eines Wohnhauses mit dem Internet, ein weiteres Thema antrei-ben, nämlich Big Data. Dazu kommen noch: Der Kampf um den TV-Schirm, die Online-Werbung und das mobile Bezahlen per In-ternet.“ Franklin Technology-Fondsmana-ger JP Scandalios ergänzt: „Ein weiterer Trends ist zweifellos SaaS (Software-as-a-Service). Dazu kommt die Ausbreitung des E-Commerce, zuletzt vor allem auch in Richtung größerer mobiler, persönlicher Funktionalität. Im Internet der Dinge findet die Interaktion zwischen internetbasierten Geräten und deren virtuelle Darstellung in einer dem Internet ähnlichen Struktur statt – automatisch, ohne Zutun des Menschen.“

STÄRKERES WACHSTUMDie starke US-Konjunktur sollte der

Technologiebranche als Ganzes neuen Schwung verleihen. Je stärker sich die Er-tragslage entwickelt, umso mehr investieren Unternehmen in ihre technologische Infra-struktur. Innerhalb des Technologie-Uni-versums haben sich zwei Cluster gebildet: Auf der einen Seite der „New Technology Club“ mit den führenden Social Media- Plattformen und den hoch innovativen 3-D-Printing-Firmen. Auf der anderen Seite die etablierten Top-Unternehmen wie Google, Apple oder Samsung. Viele Aktien, vor allem der Newcomer wie Facebook, Linke-dIn, 3D Sys tems oder Twitter weisen exor-bitante Bewertungen auf. Doch es gibt auch die fair bewerteten Technologieriesen mit Potenzial. „Bestes Beispiel ist Samsung. Das KGV liegt bei sieben. Falls man die Cash-Positio nen abzieht, sogar deutlich darunter. Nicht von der Hand zu weisen ist, dass die Margen im profitablen Smartphone-Ge-schäft unter Druck geraten sind. Im Kampf

GELDANLAGE ° Technologie

50 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Der Technologiesektor ist ein sehr heterogener Bereich – einige Segmente präsentieren sich als echte Über� ieger, andere dagegen leiden unter schwachen Investitionen und technologischen Umbrüchen. Wir haben einige Fondsmanager zu den Aussichten der Branche im Jahr 2015 befragt. Wolfgang Regner

Die Top-Wachstumsbranchen:Informations- und Biotechnologie

NACHHALTIGES ZWEISTELLIGES BIOTECH-WACHSTUM

Das jährliche Umsatzwachstum wird anhaltend stark erwartet.

NUR 40 PROZENT DER BEVÖLKERUNG SIND ONLINE

Die Anzahl der Internet-User wächst überproportional starkQuelle: DNB

8.0007.0006.0005.0004.0003.0002.0001.000

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

in Millionen

Weltbevölkerung

Internet-User

2009 2010 2011 2012 2013 2014e 2015e 2016e

30%

20%

10%

0%

6,0%

11,7%

17,0%13,7%

10,8%

11,1%

16,8%15,3%

11,5%

Quelle: BB Biotech, e=erwartet

festgestelltes Wachstumerwartetes WachstumWachstum von Gilead extra ausgewiesen

Page 51: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015gegen Apples iPhones punktet Samsung mit größeren Bildschirmen, was vor allem in Asien sehr gefragt ist. Rückenwind erhält Samsung vom Mobilitätswachstum in den Schwellenländern und auch von der starken Zunahme der Internet-Speicherung (hohe Skaleneffekte bei Speicherchips). Aus einer Risiko/Ertrags-Perspektive bietet Samsung viel Potenzial zum vernünftigen Preis“, meint der DNB-Fondsmanager. Ebenfalls in diese Klasse gehört Google, die wohl am besten positionierte Internet-Gesellschaft weltweit, mit ihrem Suchmaschinen-Ge-schäft und profitablen Online-Advertising, YouTube und dem Android-Betriebssy-stem. „Das Kerngeschäft mit Online-Wer-bung wächst mit über 20 Prozent jährlich. Die Aktie ist nur mit dem 20-Fachen des 2014er-Gewinns bewertet, ohne dass der Unternehmenswert um die große Cash-Po-sition bereinigt wurde. Dagegen hat Face-book heute mehr als eine Milliarde User weltweit und sich zu einem fantastischen Mobile Advertising Tool entwickelt, nur verlieren die Jugendlichen langsam das In-teresse an dieser Plattform. Eventuelle grö-bere Probleme daraus für Facebook & Co. sind in den heutigen Preisen nicht berück-sichtigt“, analysiert Tandberg-Johansen.

TECHNOLOGIEFONDS IM FOKUSStellvertretend für die vielen guten Pro-

dukte im Bereich Technologiefonds wie den Franklin Technology oder den Henderson bzw. Fidelity Global Technology soll auf den DNB Technology etwas näher eingegangen werden. Die fünf größten Positionen sind Google (9,5 Prozent), Apple (8,5 Prozent), Oracle, SAP und Samsung. Über die Aus-sichten meint Fondsmanager Tandberg-Jo-hansen: „Technologieaktien sind nicht teuer – bei einer zweistelligen mittelfristigen Wachstumsrate von elf Prozent liegt das Branchen-KGV bei 15.“ Bestes Beispiel ist Google: Der IT-Riese wächst immer noch um 20 Prozent pro Jahr, und das bei einem KGV 2015 von 15,8, wenn man die Netto-cashposition von 45 Milliarden Dollar ab-zieht. Bisher sind 40 Prozent der Weltbevöl-kerung online unterwegs, also ans Internet angebunden. Das größte Wachstum kommt

aus dem Bereich Smartphones in den Emerging Markets. Und zu Oracle/SAP meint der DNB-Fondsmanager: „Sie sind gut positioniert in der Cloud – und das Cloud-Risiko für die noch überwiegend mit Software-Lizenzen operierenden Unterneh-men wird übertrieben. Dazu verfügen sie über eine globale dominante Position im Bereich Datenbanken und Business Soft-ware und eine hohe Profitabilität. „Oracle erwirtschaftet eine freie Cashflow-Rendite von um die zehn Prozent und wird mit einem KGV von nur elf bewertet (ex-Cash).“ eBay wurde vom führenden Internet-Auk-tionshaus zum Leader im Bereich mobiles Bezahlen. Die Anzahl der PayPal-User steigt

mittelfristig um 15 Prozent, die Anzahl der Bezahlvorgänge sogar um 28 Prozent. Die vom „aktivistischen Investor“ Charles Icahn lancierte Abspaltung macht transparenter, was die Tochter PayPal wirklich wert ist. Sie wird mit einem EBITDA-Multiple von 15 bewertet, bei einem EBITDA-Wachstum von 20 Prozent. „Wir sehen aufgrund alle-dem ein Kurspotenzial von 30 Prozent“, meint Tandberg-Johansen.

BIOTECH-WACHSTUMSTRENDSAuch die Biotechnologiebranche profi-

tiert von langfristigen Wachstumstrends. So gibt es ein signifikantes Aufholpotenzial in den Gesundheitsmärkten der Schwellenlän-

Technologie ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 51

° APPLE-MANIA: DIE AKTIE BLEIBT AUSSICHTSREICH

Apple ist mit 700 Milliarden Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt. Und die Tech-Ikone hat noch einige Pfeile im Köcher. Als Pluspunkt zu werten ist das neue iPhone 6 und das größere iPho-ne 6 Plus. Deutlich nachgelassen hat der Schwung beim iPad. Doch das wird wettgemacht mit dem traditionellen Mac, dessen Quartalsabsatz passend zum 30. Geburtstag des ersten Macintosh-Computers zuletzt um satte 21 Prozent gestiegen ist. Der Mac ist dadurch jetzt mit einem Umsatz von 6,63 Milliarden Dollar die Produktlinie mit dem zweithöchsten Umsatz nach dem iPhone. Damit zeigt sich, die Popularität des iPhone strahlt auch auf andere Produktlinien aus. Etwa auf die Apple Smartwatch, die 2015 zu einem Preis von 350 Dollar auf den Markt kommen soll. Der Marktstart des elektronischen Zahlungssystems Apple Pay ist bereits erfolgt und das größte Angebot für mobi-les Bezahlen. Dazu kommt eine Kooperation mit Alibaba auf dem chinesischen Markt. Für das vierte Quartal erwarten die Analysten beim Umsatz 66 Milliarden Dollar und beim Gewinn 14,9 Milliarden Dollar. Der Vergleich mit den vor fünf Jahren erzielten Werten, als bei einem Umsatz von 15,7 Milliarden Dollar ein Gewinn von 3,4 Milliarden Dollar hängen blieb, zeigt, in welche Dimension das Unternehmen hi-neingewachsen ist. Auf Basis 2015 liegt das KGV bei nur 12,9. Zumal vom Börsenwert eine Netto-Cash-Position von 120 Milliarden Dollar abzuziehen ist. ISIN US0378331005 Börse Nasdaq

° DIE BESTEN TECHNOLOGIEFONDSISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERLU0099574567 Fidelity Funds - Global Technology 369 Mio. € 31,6 % 20,8 % 16,5 % 1,92 %LU0302296495 DNB Fund Technology 132 Mio. € 20,9 % 20,8 % 19,2 % 2,79 %AT0000753504 ESPA Stock Techno 24 Mio. € 28,6 % 20,4 % 15,1 % 2,02 %AT0000688858 Raiffeisen-Technologie-Aktien 26 Mio. € 37,6 % 20,3 % 15,1 % 2,23 %LU0101441672 UniSector: HighTech 63 Mio. € 28,7 % 19,6 % 16,1 % 2,08 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2014

Page 52: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

52 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

der, einen Wandel von Lifestyle und glo-baler Demografie, dazu bringt die persona-lisierte Medizin Kosteneinsparungen und erhöhten Nutzen für Patienten. Aufgrund der starken Innovation glänzt die Branche mit zweistelligen Wachstumsraten, die zum Großteil struktureller Natur sind. So eine höhere Lebenserwartung und Zunahme von chronischen Krankheiten und zuneh-mende Healthcare-Ausgaben aufgrund stei-genden Wohlstands in den Emerging Mar-kets. Dazu kommen auf Forschungsebene große Fortschritte und als direkte Folge stei-gende Produktzulassungen: So wurden 2014 24 neue Biotech-Medikamente zum

Markt zugelassen. Dazu meint Lydia Bän-ziger, Research-Analystin der Biotech-Be-teiligungsgesellschaft BB Bio tech: „Die ho-hen Kurssteigerungen wurden durch eben-so hohe Steigerungen bei den Unterneh-mensgewinnen untermauert. Dazu weiter-hin große Erfolge in der klinischen For-schung und starke Marktlancierungen. “

EINE NEUE ÄRA: BIOTECH- BLOCKBUSTER-MEDIKAMENTEBeispiel Soliris: Für das Medikament,

das zur Behandlung zweier erblich be-dingter Bluterkrankungen zugelassen wur-de, hat Alexion Pharma einen jährlichen

Preis von etwa 400.000 Dollar festgesetzt – pro Patient, wohlgemerkt. Dementspre-chend wird Alexion als heißer Übernahme-kandidat gehandelt. Auch in der Krebsthe-rapie tut sich Spannendes: Die Immunthe-rapie ist technologisch top und in klinischen Tests weit fortgeschritten. Dabei geht es z.B. darum, normale T-Zellen in echte Krebskil-lerzellen zu verwandeln.

Sehr interessant sind auch sogenannte Checkpoint-Blocker zur Stimulierung des Immunsystems bei Krebserkrankungen. Neben Bristol Myers haben auch Roche und Merck USA diese PD-1 Blocker in der kli-nischen Entwicklung. Attraktiv ist auch CAR-T-Zell-Technologie, die Novartis von der University of Pennsylvania lizenziert hat. Dabei werden dem Patienten T-Zellen entnommen, im Labor mit den Tumor-An-tigenen CD19 „geimpft“ und dem Patienten danach wieder infundiert. Die so verän-derten T-Zellen sind nun in der Lage, Tu-morzellen zu erkennen. Mit dieser persona-lisierten T-Zell-Therapie konnten bei Pa-tienten mit Leukämie (ALL) bahnbrechende Resultate erzielt werden. Neu lancierte Bio-tech-Heilmittel erreichen jeweils Milliar-denumsätze, etwa das Hepatitis C-Medika-ment Sovaldi von Gilead (verkürzt die Be-handlungsdauer von 48 auf 12 Wochen und erhöht die Heilungsrate auf bis zu 100 Pro-zent). Ein weiteres Beispiel ist Opsumit des Schweizer Biotech-Konzerns Actelion ge-gen arteriellen Bluthochdruck im Lungen-kreislauf. Auch im Kampf gegen Krebs ge-lingen spektakuläre Forschungserfolge. Etwa das Medikament Kadcyla, ein Anti-körper für eine spezifische Gruppe von an soliden Tumoren Erkrankten des Herstel-lers Immunogen. Auch gegen Leukämie sind zuletzt einige neue Präparate auf den Markt gekommen, so etwa Pomalyst von Celgene und gleich mehrere Produkte von Gilead. An all diesen Herstellern ist BB Bio-tech namhaft beteiligt, etwa mit 9,9 Prozent an Gilead, mit 9,3 Prozent an Actelion oder mit über zwölf Prozent an Celgene. Seit No-vember 1993 erzielte BB Biotech eine Per-formance von 1.783 Prozent, während der Nasdaq Biotech-Index „nur“ auf 1.430 Pro-zent kam.

GELDANLAGE ° Technologie

° BB BIOTECH: GEWINNE SPRINGEN AN

Viele Anleger schrecken angesichts der hohen Kursgewinne von Biotech-Aktien von einem Invest-ment zurück. Fundamental sprechen allerdings einige Gründe dafür. Denn der technologische Vor-sprung der Biotech-Forscher macht sich auch bei der Preissetzung positiv bemerkbar. Zielgerichtete Therapien auf genau defi nierte Patientengruppen werden von den Zulassungsbehörden auch unter Kostengesichtspunkten bewertet – und festigen zugleich die Position der Biotech-Konzerne bei der Preissetzung. Dazu kommen steigende Zulassungszahlen bei der US-Gesundheitsbehörde, eine M&A-Welle, die noch an Fahrt zulegt sowie die Ebola-Krise. In kürzester Zeit konnten die Biotech-Forscher einige experimentelle Medikamente gegen die gefährliche Tropenkrankheit in die klinische Erprobung bringen. Die schweizerische Beteiligungsgesellschaft BB Biotech investiert vor allem in US-Biotech-Konzerne, etwa Celgene, Gilead oder Isis Pharma, deren Gewinnwachstum nach wie vor zwischen 20 und 25 Prozent liegt. Die Manager legen den Fokus auf aussichtsreiche Mid Caps mit mindestens einem Medikament am Markt bzw. mehreren Medikamenten in der klinischen Testphase II/III. Auf Therapieebene konzentriert sich BB Biotech auf Krebs- und Infektionser-krankungen. Interessant ist auch, dass die BB Biotech-Aktie zu einem deutlichen Abschlag zu ihrem Inneren Wert (NAV) zu haben ist. Um diesen Discount zu reduzieren, ist vor Kurzem ein Hedgefondsmanager bei BB Biotech ein-gestiegen. US-Milliardär Paul Singer will das Unternehmen zu Aktienrückkäufen drängen. ISIN CH0038389992 Börse Frankfurt

° DIE BESTEN BIOTECH- UND MEDTECH-FONDSISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERLU0415392322 Bellevue (Lux) BB Biotech 56 Mio. € 59,2 % 51,4 % 29,7 % 2,42 %LU0108459040 Candriam Equities L Biotechnology 577 Mio. € 57,0 % 49,9 % 36,2 % 1,80 %LU0069152568 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech 1.165 Mio. € 64,0 % 49,8 % 34,2 % 2,11 %DE0009769976 DWS Biotech 396 Mio. € 58,5 % 48,0 % 34,5 % 1,66 %AT0000746748 ESPA Stock Biotec 165 Mio. € 55,2 % 47,6 % 34,8 % 2,11 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2014

Page 53: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 53

GELD ° Können Sie bitte das Anlagekonzept von RAM Active Investments näher vorstellen? THOMAS DE SAINT-SEINE: Wir bieten haupt-sächlich UCITS-Produkte an, wobei wir sowohl Long-only-, als auch Long-short-Varianten er-möglichen. Mit unserem Angebot decken wir die Bereiche Fixed Income sowie Aktien ab, wo-bei der Schwerpunkt auf letztgenanntem Punkt liegt. Wir verfolgen einen Bottom up-Ansatz, wobei wir Ine� zienzen im Markt nützen und nach Aktien suchen, die unterschätzt werden – also im Vergleich zu ihrer Peer Group unter-bewertet, aber dennoch sehr gute Unternehmen sind. Uns gefallen dabei besonders Aktien, die eine hohe Visibilität aufweisen und eine hohe Dividendenrendite bieten. Wir decken dabei das gesamte Spektrum von Small- über Mid- bis zu Large Caps ab, Benchmarks haben für uns eine geringe Bedeutung. Die fundamentalen Kennzahlen der Unternehmen legen also die Grundlage für die Bewertung, darauf au� auend ziehen wir auch Faktoren der Behavioural Fi-nance in Betracht, die uns Wachstumstrends aufzeigen.

Welche Trends beobachten Sie in diesem Zusammenhang aktuell?Wir sehen etwa die Entwicklung der Informa-tionstechnologie als einen starken und positiven Trend an. Wir sehen das etwa am Vormarsch der Smartphones – prinzipiell verlagern im-mer mehr Menschen einen großen Teil ihrer Aktivitäten in die „elektronische Welt“. Da-von pro� tiert natürlich die IT-Industrie, etwa die Produzenten von Halbleitern oder elektro-nischen Geräten.

Die Welt der Wirtschaft befi ndet sich ständig in Bewegung, was wird auf die Investoren im Jahr 2015 zukommen?

Wie erwähnt, verfolgen wir keinen expliziten Top dow-Ansatz, aber auch aus dem Bottom up Research lassen sich gewisse Tendenzen ab-leiten. Für das kommende Jahr gehen wir etwa von anziehenden Unternehmensgewinnen und in Folge auch von höheren Gewinnen pro Aktie aus. Die Steigerungen bei den Aktienbewer-tungen sollten somit hingegen limitiert bleiben. All das führt dazu, dass innerhalb einer über-geordneten Asset Allocation Aktien gegenüber Bonds bevorzugt werden sollten. Nicht zu ver-gessen in diesem Zusammenhang sind die Emerging Markets.

Gerade diese hatten in der jüngeren Vergan-genheit aber mit Problemen zu kämpfen...Man darf die Emerging Markets nicht über ei-nen Kamm scheren, außerdem sehen wir dort noch immer schönes Wachstum. Auch wenn es derzeit nicht so hoch ausfällt wie in der Vergangenheit, übertrifft es die Aus-sichten in den Industrienationen. Es gibt auch attraktive Trends, die vor allem den Schwel-lenländern zugute kommen, wie die bereits angesprochene steigende Bedeutung des IT-Sektors. Wir haben etwa Taiwan übergewichtet, weil das Land ein hohes Exposure im IT-Sek-tor aufweist. Nicht zu vergessen ist, dass viele Emerging Markets-Aktien jetzt günstig bewer-tet sind. Länder wie China und Indien werden außerdem von niedrigen Rohsto� -Preisen, vor allem beim Erdöl, besonders profitieren. Ich glaube, wir werden hier nächstes Jahr noch po-sitive Überraschungen sehen. Wobei wir aktuell chinesischen Unternehmen im Vergleich zu in-dischen den Vorzug geben, was hauptsächlich auf die günstigere Bewertung chinesischer Ti-tel zurückzuführen ist. China hatten wir in den letzten rund zwei Jahren untergewichtet, in den vergangenen Monaten haben wir aber zu ei-

ner Übergewichtung gewechselt. Chinesische Unternehmen hatten teilweise zuviel investiert und Überkapazitäten aufgebaut. Hier ist es aber zu einer gesunden Bereinigung gekommen.

In Ihrem Emerging Markets-Portfolio fi nden sich auch Länder, die gemeinhin nicht zu den Schwellenländern gerechnet werden...Unternehmen aus Australien, Israel oder etwa Neuseeland weisen eine hohe Sensibilität für die Emerging Markets und vor allem China auf. Diese Aktien dienen zur weiteren Ausba-lancierung des Portfolios und sollten von den positiven Trends der Schwellenländer pro� tie-ren. In Australien beispielsweise haben wir sehr gute Unternehmen im Finanzsektor gefunden, wobei man eben nicht den Fehler begehen darf, Australien mit Rohsto� en gleichzusetzen. Für Commodities sind wir nämlich nicht so positiv eingestellt. Das betri� etwa auch den Rohsto� -sektor in Brasilien. Südkorea ist ein weiteres Land, das aktuell kein positives Momentum aufweist.CR

EDIT:

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Fundamentale Unternehmensanalyse steht im Fokus der Anlagestrategie von � omas de Saint-Seine. Für RAM Active Investments sucht er rund um den Globus nach den besten Aktien – fündig wird er unter anderem in den Emerging Markets, aber Perlen sind auch in anderen Regionen zu entdecken. Harald Kolerus

Strenger Bottom up-Ansatz

Thomas de Saint-Seine, CEO von RAM Active Investments

Interview mit � omas de Saint-Seine ° GELDANLAGEAUSBLICK 2015AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015Interview mit � omas de Saint-SeineAUSBLICK 2015Interview mit � omas de Saint-Seine

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

Bei den führenden Rohstoffindizes nahm die Abwärtsdynamik zuletzt

zwar deutlich ab, eine Bodenbildung ist aber Analysten zufolge noch nicht auszumachen. Der Bloomberg Commodity Index, der in den vergangenen Wochen bereits auf das Niveau von 2009 gefallen war, scheint sich inzwischen aber zu stabilisieren. Gegenwär-tig ist technisch aber eher von einem labilen als von einem stabilen Gleichgewicht auszu-gehen. Der ETFS All Commodities, der die Wertentwicklung aller Rohstoffe widergibt, verlor seit Jahresanfang 7,6 Prozent.

SAUDI-ARABIEN ERWARTET STABILISIERUNG DER ÖLPREISE Die Preise für Rohöl sinken seit Mona-

ten. Denn die Ölförderung der USA ist auf den höchsten Stand angestiegen, seit die US Energy Information Administration (EIA) ab 1983 wöchentliche Daten erfasst, und hat damit ein Überangebot verursacht. Saudi-

Arabien, der größte Produzent der Organi-sation Erdöl exportierender Staaten (Opec), geht davon aus, dass der Preisverfall bei rund 60 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) gestoppt wird. Die Golfstaaten hätten zwar kein Preisziel, doch „wenn die Preise weiter unter 60 Dollar fallen, wird das nicht lange andauern“, wird ein Vertreter der Golf-staaten vom Wall Street Journal zitiert.

Ein Barrel der Nordseesorte Brent kos-tete Anfang Dezember rund 70 US-Dollar, während der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI bei etwa 67 Dollar notierte. Im Som-mer lag der Preis für Brent noch bei über 110 Dollar – der Preis ist also um etwa 40 Prozent eingebrochen. Die Opec hat unter Führung Saudi-Arabiens bisher nicht mit einer Produktionskürzung auf den Preis-verfall reagiert, sondern will laut Beobach-tern lieber seine Marktanteile verteidigen und hat damit der US-Schieferölproduktion den Kampf angesagt. Diese hat erheblich höhere Produktionskosten. Niedrige Öl-preise dürften daher weitere Investitionen bremsen.

GOLDPREIS WIRD BILLIGER, WENN DER DOLLAR STEIGTBei den Edelmetallen brachte die

Schweizer Volksabstimmung Ende Novem-ber betreffend höhere Goldreserven bei der Zentralbank Unruhe in den Markt. Unmit-telbar davor war die New Yorker Citibank auf eher skurrile Art bemüht, in einem ei-gens lancierten Goldreport den Wert des Edelmetalls herunterzuspielen. Mehr noch als das: er sei real eigentlich gleich null, ver-

gleichbar mit Bitcoins. Allerdings hatte Gold seit 6000 Jahren einen hohen Wert und es sieht nicht so aus, als ob sich der Goldwert plötzlich in Luft auflösen würde. Zudem kann man sich fragen: Wenn Gold ohnehin nichts wert ist, warum halten die Zentralbanken über 30.000 Tonnen (z.B. USA über 8000 Tonnen, Deutschland und Italien je über 3000 Tonnen). Und warum hat soeben die niederländische Zentralbank unter strengster Geheimhaltung 122,5 Ton-nen Gold aus den Kellern der Federal Re-serve Bank of New York nach Amsterdam zurückgeholt? Laut dem World Gold Coun-cil (WGC) belaufen sich die offiziellen Goldbestände der Niederlande aktuell auf 612,5 Tonnen.

Deutschland beschloss bereits 2012, die Hälfte seiner etwa 3.400 Tonnen Gold wie-der heimzuholen. Der ursprüngliche Plan lautete, diese Aktion über 34 Jahre zu stre-cken und so jährlich 50 Tonnen zurückzu-transportieren. 2013 schaffte man es – offi-ziell aus schwierigen logistischen Gründen – aber nur, ganze fünf Tonnen aus den USA nach Deutschland zu schaffen. Wenn man jetzt noch weiß, dass Venezuela seine 160 Tonnen Gold innerhalb von nur acht Wo-chen aus den USA zurückholte, muss man sich fragen, warum Venezuela und die Nie-derlande das zu Stande bringen und Deutschland nicht.

Der seltsame Citibank-Bericht signali-siert jedenfalls die Angst, dass Gold wo-möglich wieder den ihm gebührenden Platz in einem neuen Währungssystem einneh-men könnte. Derartiges wird ja immerhin CR

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GELDANLAGE ° Rohsto� e

54 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Die Welt der Rohsto� e ist derzeit unkalkulierbar. Im Gegensatz zu Aktien und anderen Finanzpapieren sind sie nicht nur Investment-Produkte, sondern auch physisch gehandelte Güter. Die Entwicklung der Realwirtscha� spiegelt sich in deren Preisen wesentlich direkter und schneller wider. Wolfgang Freisleben

Noch keine Entwarnung bei Rohstoffpreisen

ROGERS COMMODITY INDEX (RICI)

Der Rohstoff-Index läßt noch keine Trend-wende erwarten.

2010 2011 2012 2013 2014

100%

160%

140%

120%

Aktien Global

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

von den BRICS-Staaten unter Führung Chi-nas angesteuert. Und das macht die USA nervös. Denn die seit dem Bretton Woods Abkommen 1944 bestehende weltweite Stel-lung des US-Dollars als Weltleitwährung ist in Gefahr. Daher wird der Preis des Goldes nach unten geprügelt, um seine Glaubwür-digkeit als sicheres Veranlagungsmedium in Zweifel zu ziehen.

Charttechnisch läuft der Goldpreis in ein sich schließendes Dreieck hinein und könnte daraus zu Jahresbeginn einen Aus-bruch nach oben versuchen. Short-Attacken wurden zuletzt jedenfalls postwendend wie-der „bereinigt“ und die Long-Positionen der Non-Commercials auf dem Termin-markt stiegen sprunghaft an. Außerdem kauften mehrere Notenbanken große Men-gen Gold an. Von seinem Tief am 6. Novem-ber bei 1.142 US-Dollar je Feinunze begann der Goldpreis einen Aufstieg bis über die 1.200 Dollar-Marke. Das Edelmetall neigt jedoch bei jeder Aufwertung des Dollars zur Schwäche. Für Anleger aus dem Euroraum bedeutet eine Seitwärtsbewegung des Gold-preises in Dollar jedoch eine leichte Verteu-erung, sofern sich die Aufwertung der US-Währung fortsetzt. Wenn im Nahen Osten der „Islamische Staat“ tatsächlich wieder Gold- und Silbermünzen als Zahlungsmit-tel einsetzt, dann wird dies gleichfalls nicht ohne Einfluss auf den Preis bleiben.

AUCH SILBERPREIS OPFER DER SCHWÄCHEREN KONJUNKTUR Die Verbesserung des charttechnischen

Gesamtbilds gilt auch für Silber. Der Silber-

preis hat nämlich mit dem Anstieg über 16,36 Dollar je Unze auf Wochenschlussba-sis den jüngsten Abwärtstrend durchbro-chen. Zudem scheinen Silber-Investoren weitaus mehr von ihrem Investment über-zeugt zu sein als Gold-Anleger. Das zeigt sich vor allem daran, dass die globalen Gold-ETFs weiterhin Abflüsse verzeichnen, während sich die Silber-ETFs volumsmäßig recht stabil halten. An den Terminmärkten erhöhten die Großspekulanten (Non-Com-mercials) Ende November ihre Netto-Long-Position von 11.754 auf 15.456 Futures (+31,5 Prozent) und offenbarten damit eine optimis tische Markterwartung.

Dies lag vor allem daran, dass die Short-Seite deutlich stärker reduziert wurde als das Long-Exposure. In der ersten Dezem-ber-Woche legte der Silberpreis einen stür-mischen Start hin und schwankte auf Tages-basis zwischen 14,16 und 16,81 Dollar, was einer Bandbreite von über 18 Prozent ent-sprach. Da Silber aber im Vergleich zum großen Bruder Gold eine weitaus größere Bedeutung für die Industrie hat (rund 70 Proent der Förderung), macht sich eine schwächere Konjunktur negativ auf der Nachfrageseite bemerkbar.

PLATIN, PALLADIUM UND RHODIUM: IMMER GRÖSSERES ANGEBOTSDEFIZITDer Markt für Platin, Palladium und

Rhodium weist derzeit ein hohes Angebots-defizit auf. Dennoch sind die Preise so nied-rig, dass viele Platinminen auf dem aktuel-len Preisniveau nicht mehr profitabel ab-bauen können. Für 2014 wird bei Platin mit einem Mengendefizit von 1,13 Millionen Unzen gerechnet. Die größte Rolle spielte 2014 sicherlich der Platin- und Palladium- Streik in Südafrika, der nicht nur zu Minen-schließungen, sondern auch zu einem glo-balen Fördereinbruch von 12,4 Prozent bei Platin und 5,7 Prozent bei Palladium ge-führt hat. Die Nachfrage ging zwar auch zu-rück, aber im Falle von Platin nur um 2,7 Prozent. Auch für 2015 ist ein signifikantes Angebotsdefizit bei Platin, Palladium und in kleinerem Maßstab auch bei Rhodium zu erwarten. Zünglein an der Waage und Hauptschuldiger dafür, dass Platin trotz-dem weiterhin schwach notiert, ist die lah-mende Investmentnachfrage. Diese wird 2014 vermutlich von 871.000 auf 300.000 Unzen sinken. Größter Nachfrager für Pla-tin und Palladium bleibt weiterhin die Au-to-Industrie, die ihre Nachfrage weiter aus-

Rohsto� e ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 55

° DIE BESTEN ROHSTOFF-FONDSISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERFR0010270033 Lyxor UCITS ETF Comm ThReuters/Core 658 Mio. € -1,3 % -4,9 % 1,3 % 0,35 %IE00B1FZR055 PIMCO GIS CommoditiesPlus Strategy 265 Mio. € -2,6 % -4,9 % 0,9 % 1,64 %LU0244125711 Julius Baer Commodity Fund 182 Mio. € -4,1 % -5,6 % 0,9 % 1,92 %AT0000A04UL2 Strategic Commodity Fund 35 Mio. € -6,4 % -4,6 % -0,8 % 1,33 %DE000A1C6G76 Lupus alpha Commodity Invest 53 Mio. € -1,2 % 0,7 % – 1,29 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2014

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

56 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

bauen dürfte. Interessant ist in diesem Zu-sammenhang auch, dass der Unzenpreis von Platin, der lange Zeit niedriger war, den Goldpreis wieder überholt hat. Das war schon vor 2008 überwiegend der Fall. Erst mit dem Goldpreisanstieg bis 2011 änderte sich dies. Charttechnisch hat Platin den seit Mitte Juli bestehenden Abwärtstrend nach oben verlassen. Nun kann eine Aufwärtsbe-wegung bis in den Bereich von 1.280 bis 1.292 US-Dollar führen, ehe sich Platin wei-ter bis zum Tief von Dezember letzten Jah-res bei 1.311 US-Dollar vortasten kann.

PALLADIUM MACHT SICH AUF ZUM NÄCHSTEN HOCH Im Gegensatz zu Platin hat die Palla-

dium-Nachfrage 2014 um 10,7 Prozent an-gezogen und damit ein Sechs-Jahres-Hoch erreicht. Die Investmentnachfrage dürfte um über 800.000 Unzen zulegen. Sollte die Nachfrage aus dem Investment-Sektor nicht einbrechen, ist auch 2015 mit einem enor-men Angebotsdefizit zu rechnen, zumal Russland bereits mehrfach ankündigte, ab dem ersten Quartal 2015 Palladium-Bestän-de aus der eigenen Förderung aus dem Markt zu nehmen. Russland ist immerhin der größte Palladium-Produzent weltweit.

In den USA sind derweilen sowohl der Chemieriese BASF als auch die Großbanken Goldman Sachs, HSBC und Südafrikas Standard Bank Group wegen mutmaßlicher Manipulationen des Marktes angeklagt. Konkret geht es vor allem bei Palladium um Fake-Bestellungen, mit denen der entspre-chende Palladium- Preis in die gewünschte Richtung gebracht worden sein soll. BASF hätte daran sicherlich ein gewisses Interes-se, da der Konzern jedes Jahr Unmengen an Palladium für die Katalysatoren-Herstel-lung nachfragt. 2013 handelte allein BASF

mit Edelmetallen im Wert von über 2,3 Mil-liarden Euro.

INDUSTRIEMETALLE WEITER UNTER DRUCKBei den Industriemetallen ist der Alu-

miniummarkt nach Ansicht von Analysten noch immer durch einen Angebotsüber-schuss belastet. Die Unternehmen bauen je-doch ihre Lager stetig ab. Wie fastmarkets.com mitteilte, sind die Aluminiumbestände an der LME um 5.675 auf 4,325 Millionen Tonnen gefallen. Die weltweite Nachfrage nach Aluminium dürfte 2014 um bis zu 6,6 Prozent und 2015 um 7,4 Prozent wachsen, was vor allem auf die steigende Nachfrage aus der Automobilindustrie in den USA und die starke Zunahme des Verbrauchs in China zurückzuführen ist. Die US-Invest-mentbank Morgan Stanley hat die Prognose für den Aluminiumpreis im Jahr 2015 um acht Prozent und im laufenden Jahr um drei Prozent angehoben. In Europa liegen die Marktpreise dennoch im längerfristigen Vergleich auf einem sehr bescheidenen Ni-veau. Aluminium bleibt damit seinem Ruf treu, nicht nur ein optimaler, sondern auch ein preisgünstiger Rohstoff für die verschie-densten Anwendungen zu sein und auch zu bleiben. Die Umarbeitungspreise sind wei-terhin hoch und könnten aufgrund der ho-hen Prämien für das Vormaterial und der guten Nachfrage sogar noch weiterhin leicht ansteigen.

Der Preisanstieg und die weltweit hohe Nachfrage nach Aluminium animieren Pro-duzenten, ihre Kapazitäten zu erweitern oder ruhende Produktionen wieder in Be-trieb zu nehmen. Die derzeit günstigen Ener giepreise unterstützen die ausreichende Kostendeckung insbesondere von älteren Anlagen. Dadurch könnten wieder jene

Überkapazitäten auf den Markt kommen, die in den letzten Jahren durch Stilllegungen eliminiert worden sind. Die jüngste Prei-sprognose von Morgan Stanley lautet auf 2.072 Dollar pro Tonne im Jahr 2015. Der Bericht erwartet am globalen Aluminium-markt ein Defizit von 230.000 Tonnen im Jahr 2017.

KUPFERPREIS GEFALLEN, ZINK DEUTLICH GESTIEGENKupfer fiel Anfang Dezember unter die

Marke von 6.500 Dollar je Tonne und ver-zeichne damit ein Acht-Monats-Tief. Ne-ben anderen externen Einflussfaktor haben wohl auch Nachrichten aus Peru den Preis belasten. Dort haben nämlich die Arbeiter einen dreiwöchigen Streik in der „Antamina“-Kupfer-Zink-Mine beendet, nachdem dieser vom Arbeitsministerium für illegal erklärt worden ist. Jetzt wird zwi-schen dem Minenbetreiber und der Ge-werkschaft unter Vermittlung der Regie-rung verhandelt, obwohl der im Juli 2012 abgeschlossene Tarifvertrag mit dreijäh-riger Laufzeit noch nicht ausgelaufen ist. Die Mine hat im letzten Jahr über 460.000 Tonnen Kupfer und gut 315.000 Tonnen Zink produziert.

Angesichts eines stärker werdenden US-Dollars könnte der Kupferpreis weiter fal-len, schreibt die amerikanische Großbank Goldman Sachs in einer aktuellen Studie. Außerdem werde der gefallene Ölpreis zu einer Senkung der Grenzkosten der Pro-duktion bei Kupfer führen, was ebenfalls preisbelastende Auswirkungen habe. Die Analysten senken ihr Preisziel für das Jahr 2015 von 6.400 auf 6.217 US-Dollar/Tonne. Die Grenzkosten der Produktion könnten im kommenden Jahr zwischen 5.600 und 6.300 Dollar/Tonne liegen.

Eines der wenigen Basismetalle, das die Berichtswoche mit einer positiven Perfor-mance beendet hat, war Zink. Auch im bis-herigen Gesamtjahresverlauf war die Zink-notierung deutlich angestiegen. Hinter-grund dafür waren neben einer defizitären Marktbilanz rückläufige Lagerbestände so-wie ein sich abzeichnender Engpass in der Konzentratversorgung.

GELDANLAGE ° Rohsto� e

° DIE BESTEN ROHSTOFF-AKTIENFONDSISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERLU0384406087 Vontobel Future Resources 57 Mio. € 3,6 % 7,2 % 7,1 % 2,12 %DE0009779884 Pioneer Invest Aktien Rohstoffe 95 Mio. € 8,1 % 3,6 % 5,8 % 0,62 %AT0000A01VR3 ESPA Stock Commodities 37 Mio. € 2,6 % 2,0 % 2,8 % 2,20 %LU0612318385 BGF Natural Resources 6 Mio. € 3,8 % 1,2 % – 1,99 %LU0164455502 Carmignac Pf Commodities 513 Mio. € 8,3 % -4,8 % 1,0 % 2,49 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2014

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Hilfe zurSelbsthilfe

wirkt!

Lalise und Abdeta haben heute genug zu essen. Ihre Mutter Hobse Chela hat an Schulungen von Menschen für Menschen teilgenommen und viel über Obst- und Gemüseanbau gelernt. „In unserem Garten wachsen jetzt rote Rüben, Mangold, Karotten, Tomaten und sogar Papaya! Hunger wie früher kennen wir nicht mehr.“

Mehr zu Hobse Chela und ihrer Familie:www.mfm.at/hobse

Helfen auch Sie!Spendenkonto:IBAN: AT28 3200 0000 0022 2000 BIC: RLNWATWW

Online spenden: www.mfm.at/helfen Men

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

Was mussten sich ethisch motivierte Investoren in der Vergangenheit

nicht alles anhören: Sie seien realitätsfremde „Gutmenschen“ bzw. träumerische Alt-Hip-pies; eine attraktive Rendite und nachhal-tige Veranlagungen seien nicht miteinander zu vereinbaren – so oder so ähnlich klangen die (unreflektierten) Vorwürfe. Der Spott ist mittlerweile schon lange verklungen: Zahlreiche empirische Methastudien zeigen klar auf, dass ethische den „konventio-nellen“ Investments in keinster Weise bei den Performance-Ergebnissen nachstehen. Im Gegenteil: Bei langfristiger Betrachtung werfen die nachhaltigen Produkte sogar eine höhere Rendite ab.

„INFLATION“ DER ETHIKMittlerweile gibt es kaum eine namhafte

Kapitalanlagegesellschaft, die keine Ethik- bzw. Nachhaltigkeit- oder SRI-Produkte (Social Responsible Investments) im Ange-bot führt. Was sozusagen zu inflationären Tendenzen in diesem Bereich geführt hat –

sprich: die Investoren stehen vor der schwie-rigen Aufgabe, die Streu vom Weizen zu trennen. Anders ausgedrückt: Welcher An-bieter hält nun tatsächlich, was er verspricht und wer versucht sich lediglich ein grünes oder soziales „Deckmäntelchen“ überzu-streifen? Als Orien tierungshilfe stehen heu-te bereits mehrere seriöse Gütesiegel zur Verfügung, wie z.B. das „Österreichische Umweltzeichen“. Dabei handelt es sich um ein Label, das vom heimischen Lebensmini-sterium vergeben wird. Ausgezeichnet wer-den verschiedene Produkte, Einrichtungen und Serviceleis tungen, darunter eben auch nachhaltige Finanzprodukte, insbesondere Fonds. Vom Umweltzeichen definitiv ausge-schlossen sind Produkte, die in Atomkraft und Rüstungsgüter investieren oder in Un-ternehmen veranlagen, die systematisch Menschen- und Arbeitsrechte sowie diverse Umweltstandards verletzen. Ein internatio-nal anerkanntes Gütesiegel ist auch das „Transparenzlogo“ von Eurosif (Europä-ischer Dachverband für nachhaltige Geld-anlage), das ausschließlich an Fonds verge-ben wird. Wie der Name schon sagt, geht es hier vor allem um Transparenz: Die Offenle-gung aller relevanten Informationen für An-leger steht dabei im Mittelpunkt. Hier heißt es allerdings aufzupassen, denn eine Aus-zeichnung mit diesem Gütesiegel verspricht zwar, dass der entsprechende Fonds trans-parent ist, das sagt aber noch nichts darüber aus, wie nachhaltig die getätigten Invest-ments tatsächlich sind. Ein Problem, das auch Richard Lernbass anspricht. Er ist Gründer der Finanzdatenbank software-sy-stems.at und gilt als einer der Pio niere am heimischen Nachhaltigkeitsmarkt: „Viele Gütesiegel zielen weniger auf den Inhalt der

in den Fonds berücksichtigten Einzeltitelbe-stände ab, sondern darauf, in welchem Aus-maß Transparenz bzw. CSR-Maßnahmen einfließen.“ Fazit: Kontrolle und bewusste Auswahl bleiben dem verantwortungsvollen Investor auch trotz Gütesiegel nicht erspart.

SONNE GEHT WIEDER AUFWas sind nun aktuell die dominierenden

Trends und Themen im Bereich Nachhaltig-keit – und wie können sie abgedeckt wer-den? Dazu meint Thiemo Lang, Portfolio-manager für den RobecoSAM Smart Energy Fund: „Ein großes Thema ist nach wie vor der effiziente Umgang mit Ressourcen. Sei dies Wasser, Energie, Nahrungsmittel oder Basismaterialen. Seit bald rund 20 Jahren hat sich RobecoSAM dem Anlagethema ,Re-source Efficiency‘ verschrieben und bietet entsprechende Anlagelösungen sowohl im Bereich listed equity als auch im Bereich pri-vate equtiy an.“ Natürlich sind auch ethisch/nachhaltige Investments keine „Selbstläu-fer“ – vor allem in der Solarenergie-Branche herrschen harter Wettbewerb bzw. starke Konkurrenz aus Asien. In den vergangenen Monaten wurde aber von einer Verbesse-rung der Situation berichtet. Diese Ansicht teilt auch Lang: „Die Fundamentaldaten im Solarsektor haben sich schon seit Mitte letz-ten Jahres stetig verbessert, ausgehend von den Märkten in USA, Japan und China. Eine gewisse Konsolidierung im Sektor ist sicher-lich zu beobachten, jedoch bisher nicht so sehr durch Zusammenschlüsse, sondern eher durch Marktanteilsgewinne der größe-ren Spieler.“ Die in den vergangenen Wo-chen durch den fallenden Ölpreis stark er-folgte Korrektur im Solarsektor hält er nicht für gerechtfertigt, da insbesondere in den CR

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GELDANLAGE ° Nachhaltigkeit

58 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Nachhaltige Investments haben sich von einem Nischenprodukt zum stabilen Trend entwickelt, der weit über das kommende Jahr hinausreichen und höchstwahrscheinlich noch an Bedeutung zunehmen wird. Das GELD-Magazin stellt die besten Anlagemöglichkeiten für 2015 vor. Harald Kolerus

Von Solarenergie bis Mikrofinanz

FIAP ETHIK INDEX ZU FIAP WELT

Nachhaltige Investments konnten den Gesamtmarkt klar outperformen

Page 59: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

westlichen Ländern Öl für die Elektrizitäts-erzeugung keine Rolle mehr spielt. Wer an die weiter erstarkende Strahlkraft der Son-nenenergie glaubt, könnte einen Blick auf den Solactive Global Solar Performance In-dex riskieren. Er bildet die Kursentwicklung der größten Unternehmen aus der globalen Solarenergieindustrie eins zu eins ab, am Kursverlauf können Interessierte mit dem Solactive Global Solar Index Open End Zer-tifikat (ISIN: DE000DB1SUN4) partizipie-ren. Selbstverständlich stehen auch eine Rei-he von Einzelwerten zur Verfügung, wobei viele Analysten Aktien aus dem Reich der Mitte favorisieren. Peking pusht seine Solar-produzenten mit kräftigen Subventio nen, den EU-Wettbewerbshütern ist das natür-lich ein Dorn im Auge, die Chinesen sitzen aber am längeren Hebel. Tatsache ist, dass die chinesischen Solarunternehmen durch die ohnedies günstigen Produktionskosten, staatliche Unterstützung und zunehmenden Technologietransfer zu den Stars der Bran-che aufsteigen bzw. diesen Weg bereits er-

folgreich hinter sich gebracht haben. Immer wieder gerne empfohlen wird etwa Trina So-lar (ISIN: US89628E1047).

WIND & ENERGIE-EFFIZIENZWechseln wir von der Sonne zu einem

anderen Element, der Windkraft. Der Wind energiesektor war laut Lang schon in der Vergangenheit gut konsolidiert: „In den letzten Jahren haben die Firmen ihre Über-kapazitäten abgebaut mit der Folge, dass selbst die derzeitige verhaltene Auf-schwungsphase schon eine erfreuliche Mar-genausweitung ermöglicht“, so der Experte von RobecoSAM. Aber auch thermische Sanierung, Energieeffizienz oder diverse Energiesparkonzepte werden immer wich-tiger, wie Experte Lang bestätigt: „Das weit-umfassende Thema der Energieeffizienz nimmt in der Tat immer mehr an Bedeu-tung zu, was sich auch in einer stetigen Er-höhung des Gewichts im Portfolio des Ro-becoSAM Smart Energy widerspiegelt. So investieren wir derzeit ca. 40 Prozent des Portfolios in den unterschiedlichsten Teil-bereichen der Energieeffizienz.“ Sei es im Bereich der Gebäudeeffizienzen über Un-tersektoren wie effiziente Beleuchtung durch LEDs oder Heimautomatisierung, der industriellen Prozesse bzw. Industrie-automatisierung, im Transportsektor über

verbrauchssparende Motoren oder neuen leichten Materialien, oder im Bereich des Halbleiter-Powermanagements bei der Ent-wicklung verbrauchsoptimierender Halb-leiter oder Schnellladegeräten.

KLEINE KREDITE – GROSSE WIRKUNGEine interessante Variante für ethisch

orientierte Investoren bietet auch das weite Feld der Mikrofinanz. Einer breiten Öffent-lichkeit bekannt wurden diese Kleinkredite durch den bengalesischen Ökonomen Mu-hammad Yunus. Er gründete die auf Mikro-kredite spezialisierte Grameen Bank und wurde für sein Engagement 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Was ist nun der Grundgedanke von Mikrofinanz? Vor allem in Entwicklungsländern haben es viele ärmere Menschen schwer, an Kredite zu kommen. Weil sie nicht über die entspre-chende Bonität verfügen, werden sie von herkömmlichen Banken links liegen gelas-sen. Wer dennoch einen Kredit erlangen möchte, landet oft bei lokalen, kaum kon-trollierten Geldgebern – um nicht zu sagen „Kredithaien“. Sie verlangen nämlich Wu-cherzinsen im Ausmaß von 400, 500 Pro-zent oder mehr im Jahr (kein Druckfehler). Nicht selten vergeben die „Sharklanders“ Konsumkredite, etwa für einen Fernseher, was aus ökonomischer Sicht natürlich voll-

Nachhaltigkeit ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 59

° DIE BESTEN NACHHALTIGKEIT/ETHIKFONDSISIN FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. TERLU0428704042 LO Funds - Generation Global 829 Mio. € 24,9 % 20,5 % 14,7 % 1,88 %BE0133741752 KBC Eco World 28 Mio. € 19,9 % 18,3 % 13,1 % 1,86 %LU0144509717 Pictet-European Sustainable Equities 84 Mio. € 16,7 % 15,2 % 9,9 % 1,23 %LI0015327906 LGT Sustainable Equity Fund Europe 67 Mio. € 11,3 % 16,0 % 9,9 % 1,77 %GB00B64TS881 First State Global EM Sustainability 369 Mio. € 16,2 % 16,0 % 14,3 % 1,69 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 10. Dezember 2014

„Mikro� nanz-investments

weisen eine ge-ringe Korrelati-on zu anderen

Assets auf“Martin Cech, Erste Asset Management

„Energiee� zenz-konzepte und

thermische Sanierung

werden immer wichtiger“

� iemo Lang, RobecoSAM

MICROFINANCE INVESTMENTS

Das Volumen von Kleinkrediten hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen

Quelle: Microrate

Volumenswachstum in Milliarden Dollar10

8

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4

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0

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2006

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2011

2012

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1,22

3,94,9

66,4

7

8,6

9,9

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AUSBLICK 2015AUSBLICK 2015

60 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

kommen sinnlos ist. Um solche Auswüchse zu verhindern, kommen Mikrofinanzinsti-tute ins Spiel. Sie ermöglichen Kredite zu fairen Konditionen: Die Range reicht von rund fünf bis an die 30 bis 40 Prozent, oft ist die Rückzahlung auf 15 Monate angesetzt. Die Menschen vor Ort können mit Krediten von – nennen wir eine realistische Größe – 1500 Dollar dann viel anfangen. Peter A. Fanconi, CEO von Blue Orchard Finance, einem weltweit führenden Spezialisten für Mikrofinanz-Investments: „Die weltweite Nachfrage nach Mikrofinanz-Produkten steigt weiter an, wir sehen hier jährliche Wachstumsraten von rund 20 Prozent. So-wohl private als auch öffentliche nationale und supranationale Investoren wie zum Beispiel die Weltbank oder die Vereinten

Nationen zeigen reges Interesse.“ Auch die Performance kann sich sehen lassen: So legte der SMX Microfinace Index in den vergangenen zehn Jahren um knapp vier Prozent p.a. zu. Bei BlueOrchard waren es seit Gründung 2001 sogar durchschnittlich 4,3 Prozent jährlich (die Produkte von Blue-Orchard sind nicht zum öffentlichen Ver-trieb in Österreich zugelassen, eventuelle Schritte in diese Richtung sind laut Fanconi aber in Diskussion). Seit Bestehen hat das Unternehmen über zweieinhalb Milliarden Dollar an Krediten für rund 300 Mikrofi-nanzinstitute zur Verfügung gestellt, die 30 Millionen Menschen in 60 Ländern erreicht haben. Ein Vorteil von Mikrofinanzinvest-ments ist die stabile Schuldenrückzahlung: „Über einen Beobachtungszeitraum von

rund 15 Jahren liegt die Ausfallsrate unter einem Prozent“, weiß Fanconi aus Erfah-rung. Im Sinne der Inves toren und Kredit-nehmer setzt BlueOrchard sehr stark auf Transparenz: „Wir sind in dieser Hinsicht ,splitternackt‘. Vor Ort arbeiten wir nur mit verlässlichen Partnern zusammen, die eben-falls volle Transparenz gewähren“, so der Experte (siehe Interview unten). Zum Ver-trieb in Österreich zugelassen ist der Erste Responsible Microfinance der Erste Asset Management. Fondsmanager Martin Cech lobt u.a. die niedrige Korrelation von Mi-krofinanz zu anderen Assetklassen. Der Fonds hat unlängst bei den Dachfonds Awards des GELD-Magazins einen ersten Platz abgeräumt. Gute Rendite und reines Gewissen sind eben doch vereinbar.

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GELDANLAGE ° Nachhaltigkeit

GELD ° Wie stellt BlueOrchard sicher, dass Mikrokredite an die richtigen Menschen vergeben werden, sprich, dass es ihnen auch möglich ist, das Geld zurückzuzahlen? PETER FANCONI: Wir gehen bei der Aus-wahl sehr vorsichtig vor. Research und sogenannte Due Diligence sind essenziell, zuerst wird untersucht, ob die Rahmen-bedingungen im jeweiligen Land stimmig sind. Das heißt zum Beispiel, ob die Zen-tralbank Garantien gibt, damit das Geld repatriiert werden kann. Dann betrachten wir innerhalb der Staaten die Regionen und Sektoren, in der eine Vergabe von Mikro-krediten sinnvoll erscheint. Vor Ort werden dann lokale Mikro� nanzinstitute aktiv, die überprüfen, welche Menschen für welche Kredite in Frage kommen. Mitarbeiter die-ser Institute suchen den Kontakt zu den potenziellen Kreditnehmern, sie pflegen auch das Gespräch im familiären und sozi-alen Umfeld, recherchieren den � nanziel len Hintergrund und die Einbettung in die Dorfgemeinscha� , wenn wir von ländlichen Regionen sprechen. Natürlich muss auch die Geschä� s idee selbst nachvollziehbar sein,

was nicht zuletzt vom Umfeld und der In-frastruktur abhängig ist. Es stellen sich sehr praktische Fragen: Etwa wenn jemand ei-nen Imbissstand erö� nen möchte und Geld für einen Kühlschrank sucht. Gibt es dafür überhaupt eine Stromversorgung, kann er sich die Kosten für die Energierechnung lei-sten etc.?

Das klingt nach mühseliger Kleinarbeit, wer sind nun die Menschen, die diesen Job vor Ort erledigen?Diese „Investment O� cers“ sind bei den lo-kalen Mikro� nanzinstituten angestellt und sehr gut ausgebildet. Das reicht bis zum Stu-dium an internationalen Business Schools. Sie genießen dementsprechend auch einen hohen sozialen Stellenwert und verdienen überdurchschnittlich gut. In Kambodscha beispielsweise sind Gehälter von 25.000 Dol-lar pro Jahr möglich, was in so einem Land wirklich viel ist. Die Arbeit ist tatsächlich nicht einfach. O� kämpfen sich die O� cers mit dem Tuk-Tuk (Motorrikscha, Anm.) über Stock und Stein in entlegenste Gebiete, um ihre Klien ten zu erreichen. Fünf, sechs

PETER FANCONI, CEO VON BLUEORCHARD

Stunden kann das schon dauern. Wobei es sich dabei natürlich um keine einmaligen Aktionen handelt, weil die Entwicklung des Geschä� s regelmäßig beobachtet wird.

Wie wird das nicht unerhebliche Salär der „Investment Offi cers“ fi nanziert?Sie werden direkt von den lokalen Instituten bzw. Banken bezahlt, bei denen sie angestellt sind. Letztlich wird ihr Lohn auch aus den Kreditrückzahlungen � nanziert. Die Entlöh-nung ist aber notwendig, um die Qualität der Arbeit zu gewährleisten. Die O� cers sind � -nanziell gut gestellt, was sie gegen Ein� üsse von außen, wie Korruption oder das Wirt-scha� en in die eigene Tasche, wappnet.

INTERVIEW °

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AUSBLICK 2015Seit 2007 veranstaltet das GELD-Magazin in regelmäßigen Abständen Kongresse für institutionelle Investoren. In Halbtages-Seminaren stellen dabei jeweils vier bis fünf Gesellscha� en ihre Expertise in ihrem speziellen Investmentbereich vor.Abgerundet wird die Veranstaltung durch Impulsreferate unabhängiger Experten, die in inhaltlichem Zusammenhang zur � ematik stehen.

18. März 2015 – Vermögensverwaltende Fonds & Total-Return-ProdukteDIE STRATEGEN. Auch in extrem schwierigen Marktphasen eine positive Perfor-mance zu erzielen – diesen hohen Anspruch setzen sich Vermögensverwaltungs- und Total-Return-Fonds. Erfahren Sie, welche Strategien zu einem nachhaltigen Erfolg führen und welche wahrscheinlich � oppen werden.

22. April 2015 – Die aussichtsreichsten Asset-KlassenRICHTIGE POSITIONIERUNG. Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohsto� e. Welche Asset-Klassen heuer die Nase vorne haben werden. Wo Sie das größte Chancen/Risiko-Verhältnis in den kommenden Monaten erwarten können. Experten stellen die interessantesten aktuellen Trends vor.

19. Mai 2015 – Wachstumsregionen und -branchenAUFSTEIGER. Branchen wie IT, Healthcare, Infrastruktur oder Automotive-Sys-tems sind aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Ein jahrzehnte-langer Au� olbedarf wird bestimmte Länder und Regionen auch weiterhin zu einem Eldorado machen. Wie Sie am meisten davon pro� tieren können, erfahren Sie hier.

24. Juni 2015 – Nachhaltige Investments & Neue EnergienVERANTWORTUNG. Vom Nischenprodukt zum Mainstream – immer mehr Investoren setzen auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Wirtscha� sleben. Mit Neuen Energien, Ressourcene� zienz und vielen anderen „SRI/ESG“ � emen lässt sich mit gutem Gewissen auch gutes Geld verdienen.

22. September 2015 – Die besten Anleihen-StrategienZINSEN & WÄHRUNGEN. Bei geschickter Diversi� zierung lässt sich aus der Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High-Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio zaubern. Hier erfahren Sie die besten Strategien für Ihre festverzinsliche Geldanlage.

21. Oktober 2015 – Die aussichtsreichsten AktienmärkteEIGENKAPITAL. Mit Aktien sind generell höhere Renditen zu erzielen. Doch es kommt auf die richtige regionale Positionierung und ein geschicktes Timing an. Hier erfahren Sie, welche Märkte in nächster Zeit ein gutes Chancen/Risiko-Pro� l aufweisen und in welchen Branchen das meiste Geld verdient wird.

26. November 2015 – Investmentausblick 2016MEGATRENDS. Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2016am meisten pro� tieren? Ein umfangreicher Expertenausblick gibt Ihnen hier Ant-worten auf diese Fragen.

VeranstalterGELD-MAGAZIN

Kontakt4profi t Verlag GmbHRotenturmstraße 12/1

1010 Wien

ANFRAGEN & RESERVIERUNG:

Anatol Eschelmüllera.eschelmueller @ geld-magazin.at

T: +43 1 997 17 97 21

Snezana Jovics.jovic @ geld-magazin.at

+43 1 997 17 97 12

Empfang: 8:30 bis 9:00 UhrVorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr

anschließend Mittagsbuffet

Ort der VeranstaltungHaus der Industrie

Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien„Ludwig Urban – Saal“

Zielgruppen/GästeFondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen,

CFOs, Private Banker,Kundenbetreuer von Banken, etc.

Empfang:Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr 8:30 bis 9:00 Uhr 8:30 bis 9:00 UhrVorträge:Vorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr 9:00 bis ca. 12:00 Uhr 9:00 bis ca. 12:00 Uhr

anschließend Mittagsbuffetanschließend Mittagsbuffetanschließend Mittagsbuffetanschließend Mittagsbuffetanschließend Mittagsbuffetanschließend Mittagsbuffetanschließend Mittagsbuffetanschließend Mittagsbuffet

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Welt. Der moderate Aufschwung sollte sich in den USA und in Europa fortsetzen. in Ja-pan und China ist hingegen eine leichte Wachstumsverlangsamung zu erwarten. Die Liquidität bleibt reichlich, denn das Tapering der Fed wird durch eine Bilanzausweitung der EZB und der Bank of Japan ersetzt. Damit geht aber der Gleichklang der Noten-bank-Strategien zu Ende. Da sich der US-Dollar-Wechselkurs in langen Wellen bewegt, dürfte sich der 2012 eingesetzte Aufschwung auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Korrekturen sehen wir derzeit als Gelegenheiten zur Long-Positionierung.Niedrigrendite-Umfeld: Seit Mitte 2009 sahen wir in nahezu allen Anlageklas-sen hohe Erträge. Jetzt wird im Zinstief nach zukünftig auskömmlichen Renditen gesucht. Dabei nimmt der Stellenwert eine aktiven Asset-Allokation zu, die das Manko der per se niedrigen Kapitalmarkterträge kompensieren kann.Im Bereich Staatsanleihen sehen wir aufgrund zahreicher Gründe anhaltend niedrige Umlaufrenditen. Bei Unternehmensanleihen liegt das Beste bereits hinter uns. Ver-schuldungen steigen moderat, zudem besteht durch die in der Vergangenheit hohen

Investitionen in diesen Bereich ein Positionsrisiko. Rückenwind kommt ev. von Seiten des EZB-Ankaufprogrammes. Für Aktieninvestments ist es zwar spät, doch nicht zu spät. Das Kurspotenzial ergibt sich aus den erwarteten Ge-winnanstiegen für 2015 von sieben bis neun Prozent – sowohl in den USA als auch in der EU. Wir legen den Fokus auf Europa und Japan zu Lasten der USA. Bei Rohstoffen sehe ich Gegenwind von der US-Dollar-Aufwertung, der moderaten Konjunkturentwicklung und strukturellen Lasten. Doch sollte eine Erholung vom derzeitigen Ausverkauf stattfinden. Unsere Favoriten auf zwölf Monate sind Energierohstoffe (Rohöl) und Industriemetalle (z.B. Nickel).institutional.union-investment.de

Michael herzuM, head of Multi

asset & commodities Strategy,

union investment institutional Gmbh

Union investment ° Multi Asset-Ausblick: Anlagechancen trotz Zinsdilemma

„Risikoloser Zins“ – es war einmal: Die letzten Jahre waren von Notfall-Maßnah-men der Zentralbanken geprägt. Unkonventionelle Geldpolitik trat an die Stelle „erprobter“ Maßnahmen. Entscheidend wird sein, wie der Ausstieg aus dem Krisen-Modus gelingen wird. Aufgrund der Zinsrückgänge waren die vergangenen 30 Jahre für Anleihen-Invest-ments außergewöhnlich gut. Die Frage ist nun, was 2015 bei den Festverzinslichen zu erwarten ist. Bleibt das Zinsniveau unverändert, kann man mit einer Rendite von etwa 1,1 Prozent rechnen. Der bisher größte Erfolg der EZB ist die weitgehende Stabilisierung des europäischen Staatsanleihen-Marktes. Nun folgt die Bekämpfung der deflationären Ten-denzen. Hierfür sind aber neben der Energiepreisentwicklung auch strukturelle Faktoren verantwortlich, die nicht so rasch gelöst werden können. Das spricht für weiterhin tiefe Inflationsraten. Im Gegensatz zu Europa stimmen in den USA die Vorlaufindikatoren zu-versichtlich, daher ist in Übersee ein Wachstumseinbruch unwahrscheinlich, was uns zu einer Übergewichtung von US-Investments veranlasst.Aktiencrash? In der Vergangenheit reagierten Aktien rund um eine erste Zinsanhe-

bung im Schnitt nur kurz verhalten. Der laufende Ertrag von Aktien ist derzeit deutlich höher als die Rendite von Anleihen. Auch lange Phasen von Aufschwüngen sind nichts Ungewöhliches am Aktienmarkt. Emerging Markets-Aktien sind attraktiv, deren Entwicklung hinkte in den letzten Jahren deutlich hinter den Wachstumsraten her.Aussichtsreich für 2015 sind: Non-Euro-Assets wie US-Aktien (starkes Wachstum), US-Cash und US-Anleihen (nach der ersten Zinserhöhung), Emerging Markets-Lokalwährungen und höher verzinste Anleihen (EM-Anleihen und EUR-Peripherie). Opportunistisch kann man EM-Aktien und Rohstoffe beimischen.www.macquarie.at/mim

macqUarie ° Marktausblick 2015

JürGen Wurzer, Ma, cFa,

Macquarie investment Management

austria KaG

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Schwieriges Umfeld. Die Konjunktur stottert – sowohl in den USA als auch in Euro-pa. In den USA wurde der BIP-Rückgang im 1. Quartal auf den kalten WInter zurückgeführt, doch stecken auch andere Faktoren dahinter. Zum Beispiel sieht der Rückgang der US-Arbeitslosenrate im ersten Moment gut aus. Aber berücksichtig man den gleichzeitigen Rückgang der Ewerbstätigen (viele ehemals Arbeitsuchende fallen aus der Statistik raus), sieht das Bild anders aus. 47 Millionen Amerikaner befinden sich derzeit im Essenszu-satzmarken-Programm (112 Dollar pro Monat). Da kommen bei mir Zweifel über eine starke Binnennachfrage auf. Ich denke, dass wir im vierten Quartal wieder einen Rück-gang sehen werden. Das heißt, die USA sind nicht so robust, wie viele annehmen.In Europa kommt die Wirtschaft nicht in Schwung. Die Interventionen der EZB kann man bereits als Verzweiflungstat sehen. Kommendes Jahr wird sie auch damit beginnen, Staatsanleihen zu kaufen. Daher investieren wir verstärkt in Anleihen aus Südeuropa. Ist diese Story gelaufen, sollte man sich aus den Anleihenmärken in Europa verabschie-

den. Von Seiten der Inflation gibt es keinen Grund zur Sorge – eher von stellenweiser ungewollter Deflation. Die Zins erhöhungen in der Eurozone liegen in ferner Zukunft, die Renditen werden niedrig bleiben. Die Gefahr von tem-porären Rückschlägen wächst, wie wir bereits gesehen haben – solide globale Aktien bleiben jedoch ein „Kauf“.Ethna-Fonds: Ethenea Independent Investors verwaltet nach fundamentalen Kriterien 9,6 Milliarden Euro in drei flexibel gemanagten gemischten Fonds: Ethna-AKTIV (Aktienquote null bis 49 Prozent, überwiegend Europa), Ethna-GLOBAL Defensiv (Schwerpunkt Anleihen) und Ethna-GLOBAL Dynamisch (Aktienquote null bis 70 Prozent, global). Bei allen drei Fonds stehen Substanzerhalt und niedrige Volatilität im Vordergrund.www.ethenea.com

Guido BarthelS, Portfoliomanager,

ethenea independent investors S.a.

ethna FUnds ° Die Märkte im Blick – bleibt alles anders?

Aufgrund der schleppenden Wirtschaftsentwicklung und der niedrigen Kapitalrenditen sind Anleger auf der Suche nach Alternativen. Wir stellen Ihnen drei Bereiche vor, in de-nen in Zukunft ansprechende Renditen erzielt werden können.Energie-Infrastruktur via MLPs: Der Fracking-Boom in den USA führte interna-tional zu einem starken Rückgang des Ölpreises. Die Sorte Brent notiert mittlerweile bei rund 80 Dollar. Ein besonders interessanter Anlagebereich in diesem Segment ist der Mid Stream-Bereich – also Unternehmen, die Infrastruktur für die Beförderung von Öl und Gas zur Verfügung stellen. Die Margen sind kaum von der Ölpreisentwicklung abhängig, son-dern entsprechen steuerlich begünstigten Infrastrukturinvestments (via MLPs), die mit großzügigen Ausschüttungen aufwarten. Die Renditen liegen hier zwischen sieben und neun Prozent. Auf diesen Trend können Sie z.B. über den ETFS US Energy Infrastructure MLP GO UCITS ETF setzen und die hohen Ausschüttungen 1:1 vereinnahmen.Chinesische Aktien: Chinesische A-Aktien sind mit einem durchschittlichen KGV von 12 so billig wie seit der Finanzkrise 2007 nicht mehr. Und die Wachstumsstory stimmt

in China weitestgehend noch. Davon werden besonders die A-Aktien durch die Öffnung des inländischen Kapital-marktes profitieren. Hier bietet sich als Investition z.B. der ETFS Fund MSCI China A GO UCITS ETF an.Währungen: Als alternative Vermögenswerte bieten Währungspaare eine gute Portfolio-Diversifikation bzw. Währungsabsicherungen mit geringerer Volatilität als Aktien. Currency-ETCs weisen im Vergleich zu Cash, For-wards, Futures und Optionen zahlreiche Vorteile auf. Hier können Sie via ETCs auf einzelne Währungspaare, ganze Währungskörbe setzen oder sogar auf systematisch gehandelte Währungspaare.www.etfsecurities.com

etF secUrities ° Investment-Chancen 2015: Rohstoffe, China und Währungen

Bernhard WenGer, executive

director – head of european

distribution, etF Securities (uK) ltd.

INStItUtIoNAL INvEStoRS CoNgRESS ° Trends 2015

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Zukunftsthemen: Der rasante technologische Fortschritt ist nicht aufzuhal-ten. Megatrends sehen wir z.B. in der zunehmenden Vernetzung von Wohnungen bzw. Einfamilienhäusern (Fernsteuerung von Thermoregulierung, Überwachung), in der Ent-wicklung von Daten-Brillen und Computeruhren, selbstfahrenden Autos, Big Data und Cloud-Computing, 3-D-Druck, Smartphones & Tablets, Onlinedienste usw. Alle die se Be-reiche wachsen wesentlich schneller als die Wirtschaft. Doch um von diesen Themen zu den richtigen Investments zu gelangen, muss man Unternehmen suchen, die einerseits von der Wertschöpfungskette tatsächlich profitieren und noch günstig bewertet sind.Das Internet erobert die Welt: Während die Weltbevölkerung seit 2005 um rund acht Prozent gewachsen ist, verdreifachten sich die Internetanschlüsse. Und dennoch sind erst 40 Prozent der Bevölkerung online. Besonders in den Wachstumsmärkten zei-gen Smartphones seit 2005 eine Zunahme von 400 Millionen auf 1,8 Milliarden. Als solideste und günstigste Unternehmen finden wir hier beispielsweise Samsung oder Apple. Samsung ist zudem Weltmarktführer bei mobilen Speicherchips. Apple seinerseits

weitet die Wertschöpfung auf Bezahldienste, Videostreaming und iWatch aus. Gleichzeitig liegen die Kurs-Ge-winn-Verhältnisse ex Cash bei günstigen fünf bzw. elf. Ebenso gefällt uns Ebay – oder günstig sind derzeit auch die Cloud-Profiteure Oracle und SAP, usw. Prinzipiell bietet der IT-Sektor mit einem KGV von 16 im Vergleich zum Ge-winnwachstum/Jahr von 13,9 Prozent weiterhin hervorragende Investmentchancen.DNB technology: Durch das aktive Fondsmanagement konnte der DNB Technology Fund seit Auflage um 135 Prozent zulegen – das sind 12,5 Prozent p.a. – und damit um 86 Prozent stärker als der MSCI World-Index.www.dnb.no/lu/de/fonds.html

MiKe Judith, country head austria

und Vice President von dnB asset

Management S.a.

dnB ° Technologie verändert die Welt – Trends, die Sie nicht verpassen sollten

vieles spricht für Immobilien-Aktien. Der generelle Ausblick für Immo-bilien-Veranlagungen ist gut. Die starke Nachfrage und die Suche nach Rendite treibt die Preise. Gleichzeitig divergiert die Wirtschaft. Säkulares Wachstum trifft auf niedrige Inflation. Überbewertete Immobilienmärkte finden wir global gesehen lediglich in Teil-bereichen. In anderen Märkten lassen sich noch durchaus attraktive Renditen finden – Dividendenrenditen, die um einiges höher liegen als jene von Staatsanleihen und denen gleichzeitig ein Gewinnwachstum zugrunde liegt. Auch die Bewertungen sind durchaus attraktiv. Die Unternehmen weisen starke Bilanzen auf und haben einen gu-ten Zugang zu den Kapitalmärkten. Bei REITs (Real Estate Investment Trusts) in den USA liegen die Dividendenrenditen bei 4,5 Prozent, hingegen jene der 10yr-Treasury Bonds bei 2,5 Prozent. In Europa ist der Unterschied noch wesentlich größer: Vier Prozent bei Immobilieninvestmens versus ein Prozent bei Staatsanleihen. Gleichzeitig weisen die Immobilienunternehmen je nach Segment ein FFO (Funds from Operations)-Wachstum zwischen 5,2 und 11,9 Prozent auf sowie eine robuste Kapitalstruktur – bei US-REITs liegt

z.B. der Aktienkurs derzeit im Durchschnitt knapp unter dem jeweiligen Net Asset Value (NAV). Ein besonderer Hot Spot im Immobilienbereich ist derzeit Japan. Hier spielen drei Sonderfaktoren eine Rolle: Die expansive Geldpoli-tik, die finanziellen Stimuli und die Wachstumsstrategie. Besonders interessant ist hier der Büromarkt.Henderson Horizon global Property Equities Fund: Der knapp eine Milliarde US-Dollar schwe-re und seit September 2009 von Guy Barnard verwaltete Fonds investiert in börsenotierte Immobilien-Aktien und legte in den vergangenen drei Jahren um 17,1 Prozent p.a. zu, über fünf Jahre um 14,0 Prozent p.a.www.henderson.com

henderson ° Globale Immobilien-Märkte in 2015

Guy Barnard, Fondsmanager des

henderson horizon Global Property

equities Fund

INStItUtIoNAL INvEStoRS CoNgRESS ° Trends 2015

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Die Wirtschaftskrise ist noch nicht ausgestanden, deshalb drängen viele Anleger in den Immobilienmarkt. An eine Blase in diesem Segment glaubt trivium-Geschä�sführer Mario Kmenta aber nicht. Er �ndet noch immer renditeträchtige Objekte inner- und außerhalb Österreichs.

„Betongold“ weiter stark im Rennen

GELD ° Welche Trends haben den Immobilien - markt 2014 beherrscht?MARIO KMENTA: Der Immobilienmarkt 2014 wurde vor allem von einer gesteigerten Nach-frage im Bereich gebrauchter Wohnungen und einem weiteren Anstieg der Mieten geprägt. Erkennbar wird dadurch, dass die Preise für Neubauwohnungen in vielen Bereichen des Landes bereits ihren Zenith erreicht haben und sich seitwärts entwickeln. Die Miete im Ver-gleich zum Eigentum bietet Flexibilität, ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis und vor allem mehr Liquidität. Personen und Familien, die sich für ein Eigenheim entscheiden, wollen dieses perfekt. Hier geht die Schere auseinander. Der Preis ist o� nicht ausschlaggebend, Quali-tät, Grundriss und Lage zählen. Für das neue Jahr sehen wir eine Fortsetzung dieses Trends. Nachfrage nach gebrauchten Wohnungen am Stadtrand und in regionalen Zentren. Ein wei-terer Anstieg der Mieten, da die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Alles drängt zum „Betongold“. Wie finden Sie noch attraktive Objekte?Wenn man in Immobilien investiert, dann muss man für die in Kauf genommene Illiquidität einen Mehrertrag erzielen. Dieser „Vergleichs-ertrag“ liegt derzeit sehr niedrig. Die deutsche zehnjährige Bundesanleihe bietet Renditen un-ter einem Prozent per annum. Es stimmt zwar, dass die Kaufpreise in den letzten Jahren gestie-gen sind und die Renditen laufend zurückgehen, dies aber auch eine Widerspiegelung des Fi-nanzmarktes darstellt und man den Vergleich anstellen muss, welche anderen Möglichkeiten man hat, um Geld zu investieren. Trotzdem ist es in den letzten Jahren wesentlich schwieriger geworden, vernünftige Investmentimmobi-lien zu �nden. Der von vielen Anbietern stark propagierte Bereich der Neubau-Anlegerwoh-

nungen ist in den meisten Fällen unattraktiv. Der Grund dafür ist der extrem hohe Einkaufs-preis und die im Vergleich dazu kaum höheren Mieten. Gebrauchte Wohnungen, saniert oder unsaniert, können für den Anleger gute Invest-ments mit Nettorenditen zwischen drei und 4,5 Prozent darstellen. Hier sehen wir vor allem im Westen Österreichs, zum Beispiel Vorarl-berg, gute Möglichkeiten. In Wien �nden wir in den Bezirken außerhalb des Gürtels und vor allem auch in den klassischen Entwicklungs-bezirken wie 10, 11 und 12 renditeträchtige Objekte. Für größere Investoren, die langfristig veranlagen, haben wir in den letzten Jahren in Gewerbe immobilien in den österreichischen Landes- und Bezirkshauptstädten investiert. Die regionale Wirtscha�ssituation und Nach-frage bietet o� ertragreiche Investments.

Welche Renditen sind bei trivium zu erwarten?trivium ist ein Unternehmen, das sich auf Im-mobilieninvestments für unternehmerisch denkende Investoren konzentriert. Unsere Kun- den nehmen Teil am unternehmerischen Ri-siko und an den möglichen Gewinnen, die

Investments in Immobilien versprechen. Somit können wir bei kurzfristigen Investments Ren-diten zwischen 40 und 60 Prozent über einen Zeitraum von ca. vier Jahren bieten. Bei langfris-tigen Investments von über zehn Jahren sind im Wohnbereich sechs Prozent jährlich möglich, im Gewerbebereich sieben bis neun Prozent.

Für welche Investoren eignen sich welche Anlagevarianten?Prinzipiell ist es wichtig, zu verstehen, dass Immobilien nur beschränkt teilbar und gene-rell wenig liquide sind. Das kleinste echte reale Investment stellt eine Investorenwohnung dar. Mit einem Eigenkapital in Höhe von rund 30.000 Euro kann man eine gut vermietbare Kleinwohnung kaufen, den Kredit über die Mieterträge rückzahlen und nach 15 bis 20 Jah - ren eine unbelastete Wohnung als Pensions-vorsorge besitzen. Wir haben viele Kunden, die alle paar Jahre eine Wohnung kaufen, um für die Pension vorzusorgen. Dies ist eine konser-vative und vernün�ige Art, in Immobilien zu investieren. Für Investoren, die größere Beträ-ge einsetzen, bieten wir Investorenprojekte mit Mindestinvestments von 100.000 Euro an. In der Regel handelt es sich um die Entwick-lung eines Wohn- und Geschäftshauses. Die trivium stellt in solchen Fällen ihre Ma-nagementkompetenz zur Verfügung, die Inves toren das notwendige Eigenkapital. Die Gewinne werden 50:50 geteilt. Für große Inves-toren – Unternehmen und Stiftungen –, die langfristig investieren, o�eriert unser Haus maß - geschneiderte Problemlösungen und auch reine Beratungsleistungen. trivium bietet aktuell zwei Zinshausprojekte im 12. und im 17. Be-zirk in Wien an, hat soeben ein wunderschönes Haus im Zentrum von Prag gekau� und ent-wickelt ein Wohn- und Geschä�shaus auf der Insel Lindau in Bayern.

Mario Kmenta, Geschäftsführer trivium GmbH

Im Gespräch mit Mario Kmenta, trivium GmbH ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 65

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aktienPanorama

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StArkE WortE ´´

„Ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt für eine neue

Führung (...).“

Mit Abercrombie & Fitch-

Boss Mike Jeffries nimmt

einer der umstrittensten

US-CEOs seinen Hut.

Jeffries war unter an-

derem aufgrund seiner

Aussagen über dicke

und alte Menschen, die er nicht in Kleidung

von Abercrombie sehen wolle, einer breiteren

Öffentlichkeit bekannt geworden.

ZAhLENSpIEL

30Europa – alt, abEr oho. Euro-päische Aktien sind im Moment, so die

Experten von ING Investment Management, au-ßerordentlich attraktiv. Speziell im Vergleich mit US-Papieren schneiden die Titel vom „Alten Konti-nent“ gut ab. Der Abstand zwischen den KGVs der Aktienmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks sei so groß wie seit 30 Jahren nicht mehr, heißt es aus den Reihen der Fondsgesellschaft. Euro-päische Aktien sind aktuell um rund 22 Prozent niedriger bewertet als ihre amerikanischen Pen-dants. Neben der Aussicht auf eine weiterhin lo-ckere Geldpolitik seitens der EZB spricht laut ING vor allem auch ein potenziell fallender Euro für stärkeres Unternehmenswachstum in Europa.

127Kult-Ipo. Der Londoner Börse steht ein etwas ungewöhnliches

IPO ins Haus. Der Camden Market, mit etwa 28 Millionen Besuchern jährlich einer der belieb-testen Marktplätze der britischen Metropole, wagt den Schritt an die Börse. Der als etwas alternativ angehauchter Touristenmagnet bekannte Markt, beziehungsweise dessen Betreibergesellschaft, hat sich vorgenommen, mit dem im Dezember geplanten Börsengang bis zu 100 Millionen Pfund, also umgerechnet rund 127 Millionen Euro, einzunehmen.

... jEtzt jubEln. Ein Anfang Dezember im US-Finanzmagazin Crain’s erschienener Artikel bedeutet erneut „hektoliterweise“ Wasser auf die Mühlen der Kritiker von überhöhten Banker-Gehältern und -Boni. Wie es aussieht, dürften viele Wall Street-Größen das neue Jahr nämlich mit einem noch bombastischeren Silvester-feuerwerk willkommen heiße als sonst. Grund dafür ist die einstige Regelung vieler Groß-banken, die Boni ihrer Mitarbeiter in der Krise nicht in cash, sondern in eigenen Aktien auszu-zahlen, die erst nach einer längeren Haltefrist zu Geld gemacht werden können. Ein Vorgehen, das bei den betroffenen Managern selbst natur-

ErSt JAMMErN ...

aufbruchstImmung. An Chinas Börsen herrscht aktuell der Optimismus. Immer mehr Experten lassen sich sogar zu wahren Super-lativen hinreißen, wenn es um die zukünftigen Entwicklungschancen im Reich der Mitte geht. Jonathan Garner von Morgan Stanley etwa sieht gar ein „Ultra-Bullenszenario“ am östlichen Ho-rizont aufziehen und geht davon aus, dass sich die Aktienkurse in China innerhalb von 18 Mo-naten verdoppeln werden. Einerseits hätte die chinesische Zentralbank die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Unterstützung der Konjunk-tur erkannt und begonnen, diese umzusetzen. Andererseits hätten auch viele chinesische (Retail-)Investoren die Aktie als Anlageinstru-ment wiederentdeckt und kürzlich massenhaft Depots eröffnet.

ChINA-CoMEbACk

„Ich habe Milliarden Dollar

in den Sand gesetzt!“

Amazon-Boss Jeff Bezos

gibt sich selbstkritisch,

aber keinesfalls reumütig.

Kühnheit sei im Endeffekt

ein Schlüssel zum Erfolg

und das Eingehen von

unternehmerischen Wet-

ten und Experimenten – wie dem erfolglosen

Amazon-Smartphone „Fire Phone“ – trage das

Scheitern schon in sich. Cred

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gemäß nur für wenig Begeisterung sorgte. Nun, da viele der besagten Haltefristen Anfang 2015 auszulaufen beginnen und die Aktien der Geld-häuser massiv gestiegen sind, hat sich das Blatt gewendet. „Die Aktienprämien der Krisenära haben sich in Gold verwandelt“, wird Alan John-son von der gleichnamigen Consulting-Firma in Crain’s zitiert. Und das ist noch beinahe unter-trieben, wie das Magazin vorrechnet: Goldman Sachs etwa hatte 2009 eigene Aktien im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar an seine Mitarbei-ter ausgegeben. Zu ihrem aktuellen Kurs sind die Papiere mittlerweile jedoch bereits rund 5,1 Milliarden Dollar wert.

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DEUTSCHE BÖRSE AG

PORTRAIT

Vorteil Börse Frankfurt

Am Ende jedes Börsengeschäftes zählt nur eines: Gewinn oder Ver-

lust. Dabei vergessen Anleger oft, dass für einen positiven Ausgang nicht nur die Auswahl der richtigen Aktie oder des rich-tigen Zertifikats entscheidend ist, sondern auch die Ausführung der Order.

Wer zu besseren Kursen handelt, hat da-mit auch eine bessere Performance – so ein-fach ist das. Es gilt die Faustregel: Den besten Kurs erhalten Sie immer an der Börse. Der Han-delsplatz Frankfurt ist dabei die Best-Executi-on-Wahl vieler Banken und Sparkassen, und das aus gutem Grund. Hier sind zehn gute Ar-gumente, warum Sie beim Ordern „Frankfurt“ als Handelsplatz wählen sollten – egal ob Aktie, Zertifikat oder Fonds.

VORTEIL 1: SPEZIALISTENHANDEL

Rund 100 Börsenhändler, sogenannte Spe-zialisten, unterstützen in Frankfurt die Kurs-stellung – mehr als an jedem anderen Han-delsplatz. Sie sorgen fortlaufend für verbind-liche Kurse, auch bei Nebenwerten mit ge-ringem Handelsumsatz. Bei Zertifikaten und Hebelprodukten sorgt der Emittent für Liquidi-tät. Um stets ausreichende Volumina sicherzu-stellen, verpflichtet Börse Frankfurt alle Premi-um-Emittenten, für festgesetzte Mindestvolu-mina zu quotieren. Zudem profitieren Anleger vom Best-Price-Prinzip.

VORTEIL 2: HANDELSZEITEN

Privatanleger können Aktien über Frankfurt täglich von acht bis acht handeln. Dann ist die Liquidität am höchsten und die Kurse sind am besten. Umgekehrt führt außerbörslicher Han-del außerhalb der Kernzeiten oft zu schlech-teren Preisen. Das bestätigen Analysen.

VORTEIL 3: LEISTUNGSBEZOGENE ENTGELTE FÜR HÄNDLER

In Frankfurt erhalten die Wertpapierhandels-banken leistungsbezogene Entgelte, wenn sie fortlaufend verbindliche Kurse stellen und

für enge Geld-Brief-Spannen sorgen. Je bes-ser also die Handelsqualität für Privatanleger, desto besser für die Bank. Das Argument zieht für beide Seiten.

VORTEIL 4: HANDELN WIE AN DER HEIMATBÖRSE

In Frankfurt gibt es eine Qualitätsgarantie für internationale Bluechip-Werte aus dem EURO STOXX 50® und dem amerikanischen S&P 100, für deutsche Aktien sowohl aus DAX®, MDAX® und TecDAX® als auch für ETFs und ETPs. Bis zu einer Größe von 7.500 Euro wer-den Ihre Orders mindestens zu den Kursen aus-geführt wie am jeweiligen Referenzmarkt. Bei Auslandsaktien können Sie sich also teure Aus-landsbörsengebühren einfach sparen und be-quem zu Hause ordern und obendrein noch Kosten sparen.

VORTEIL 5: KEINE COURTAGE

In Frankfurt zahlen Sie keine Courtage. Die so-genannten Handelsplatzgebühren hingegen gibt es im börslichen und im außerbörslichen Handel.

VORTEIL 6: GÜNSTIGER HANDELN

Wer glaubt, der außerbörsliche Direkthandel sei günstiger, sollte einmal die Kursunterschiede beachten. Ist der Kurs in Frankfurt nur 1 Cent besser als im Direkthandel – und meist ist der Unterschied weitaus größer –, fahren Sie trotz Börsenspesen deutlich günstiger.

VORTEIL 7: GESCHWINDIGKEIT

Kein Börsenplatz ist schneller als Frankfurt, denn alle Geschäfte werden über das Handels-system Xetra® abgewickelt. Orders dauern in der Regel nur Millisekunden – egal ob Aktie, Zertifikat oder Hebelprodukt.

VORTEIL 8: HÖCHSTE LIQUIDITÄT

Das Handelssystem Xetra sorgt neben einer op-timalen Performance auch für eine überdurch-schnittlich hohe Liquidität. Über 4.600 Händ-ler aus 18 Ländern schicken ihre Aufträge in

dieses System. In Spitzenzeiten sind das mehr als 1,8 Millionen Trades pro Tag.

VORTEIL 9: MAXIMALE VIELFALT

Am Handelsplatz Frankfurt stehen derzeit über 10.617 Aktien, 24.363 Anleihen, 3.077 Fonds, 1.024 ETFs und über 1,1 Millionen Zertifikate und Hebelprodukte zur Auswahl. Mehr Pro-dukte bietet kein anderer Handelsplatz.

VORTEIL 10: SICHERSTER ZERTIFIKATE-HANDEL

Frankfurt arbeitet als einzige Börse im Zertifi-katehandel mit Automatic Trade Control®, kurz ATC. Dieses elektronische System macht nach jedem Geschäft einen automatischen Sicher-heitscheck und verfolgt Auffälligkeiten. ATC ist für Sie kostenfrei.

www.frag-die-boerse.de

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 67

Wer börslich handelt, ist klar im Vorteil

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Page 68: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

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aktien ° Börsen International

68 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Rubel-dRama. Die russische Wirtschafts-krise wird angesichts des weiter abstürzenden Rubels – allein in den letzten drei Monaten um fast 35 Prozent gegenüber dem Euro – immer größer. Und die westlichen Sanktionen grei-fen offenbar immer besser. Als Reaktion darauf kauft die russische Zentralbank verstärkt Gold aus heimischen Minen, um die russischen Banken als Abnehmer der heimischen Edelme-tallproduktion zu entlasten. Zudem muss die Zentralbank ihre Banken mit Kapital in Multi-Milliarden-Höhe unterstützen. Sie hat zugleich den Wechselkurs des Rubels freigegeben und hält sich Interventionen zur Stützung offen. Russland leidet wegen der im Zuge des Ukraine-Konflikts vom Westen verhängten Sanktionen unter einer Kapitalflucht. Die stark gesunkenen Ölpreise reißen zudem Löcher in den Haushalt der Rohstoffmacht – 50 Prozent der Budgetein-nahmen stammen aus den Öleinnahmen. In der verarbeitenden Industrie verzögern sich die Lohnzahlungen, Prämien werden gestrichen und Arbeiter gekündigt. Die Preise für Lebensmit-tel steigen rapide – es gibt Hamsterkäufe bei Grundnahrungsmitteln. Viele Sparer beginnen Berichten zufolge damit, Konten zu leeren – aus Angst, die Ersparnisse könnten wie nach dem Zerfall der Sowjetunion einfach im Nichts verschwinden. Mancher Russe erinnert sich daran, dass der Rubel 1994 an einem Tag über 70 Prozent seines Wertes verlor. (wr)

ZinseRhöhung schon fRüheR als eRwaRtet? In den USA kommt der Arbeitsmarkt immer stärker in Schwung. Im November entstanden so viele neue Arbeitsplät-ze wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Außerhalb der Landwirtschaft kamen 321.000 Stellen hinzu. Das ist der höchste Wert seit Jänner 2012. US-Präsident Barack Obama sprach von einem Tempo, das es seit den 1990er Jahren nicht mehr gegeben habe. Die US-Arbeitslo-senquote lag wie im Vormonat bei 5,8 Prozent und damit auf dem tiefsten Stand seit sechs Jahren. Die weiter sinkende Arbeitslosigkeit könnte die US-Notenbank veranlassen, bald erst-mals seit acht Jahren ihren Leitzins anzuheben. Allerdings ist derzeit die Inflation noch zu niedrig. Experten rechnen nicht mit einer Zinserhöhung vor Mitte 2015. Und das, obwohl die Einzelhandelsumsätze an den traditionellen Weihnachts-Shopping-Tagen eher enttäuschend ausfielen. Trotz des starken Arbeitsmarktes gibt es seit Jahren nur geringe Lohnsteigerungen. Dennoch war der vergangene Monat der ver-kaufsstärkste der US-Automobilindustrie seit elf Jahren. In der verarbeitenden Industrie läuft jedoch nicht alles rund. Die Auftragseingänge waren letzten Monat um 0,7 Prozent rückläufig. Dennoch hat sich die Stimmung in der US-In-dustrie zuletzt zwar eingetrübt, aber weniger als von Volkswirten erwartet: Das zeigt der vom Institute for Supply Management (ISM) erho-bene Einkaufsmanagerindex. (wr)

kRäftige koRRektuR ° Die Talfahrt

scheint kein Ende zu nehmen. Nach dem Unterschreiten

der 420 Punkte-Marke fällt der Index wie ein Stein und

verlor innerhalb kürzester Zeit weitere 30 Prozent. Mutige

kaufen erste Positionen, vorsichtige Anleger warten ab.

neues RekoRdhoch ° Der S&P 500

Index konnte schon nach kurzer Zeit nach dem alten Top

bei 2.020 Punkten auf ein neues Rekordhoch bei 2.079

Punkten klettern. Kurzfristig ist nun eher eine kleinere

Korrektur zu erwarten.

Russland ° Schwere Wirtschaftskrise

usa ° Konsumenten halten sich zurück

S&P 500

2011 2012 2013 2014

1600

1400

1200

1000

1800

2000

DAXGLobAL ruSSIA

900

800

700

600

500

400

300 2011 2012 2013 2014

Page 69: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Börsen International ° aktien

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 69

finanZbRanche pRofitieRt. Trotz massiver Kapitalinjektionen in die japanische Wirtschaft hat die Konjunktur einen Rückfall er-litten. Auch die Inflation will nach wie vor nicht so recht anspringen, zumal Japan ein starker Ölimporteur ist und nun von den tiefen Preisen für Energieträger profitiert. Die neben den Geld-spritzen erforderliche Haushaltskonsolidierung und Strukturreform zur Wachstumsförderung sind bislang noch nicht so recht vom Fleck ge-kommen. Auch die Inflationsrate ist im Oktober weiter gesunken und erstmals seit der Mehr-wertsteuererhöhung vom April wieder unter die

Marke von drei Prozent gefallen. Dies war der fünfte Rückgang der Inflation in Folge. Für den Großraum Tokio fiel die Inflationsrate im November von 2,5 Prozent auf 2,1 Prozent. Zudem stufte die Ratingagentur Moody’s das Kreditrating Japans von der viertbesten Stufe ‚Aa3‘ um eine Stufe auf ‚A1‘ zurück. Der Grund: Moody’s zweifelt an der Erreichbarkeit der Budgetziele und der Effektivität der Maßnahmen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums. Schon zuvor war die Wirtschaft in eine Rezession geschlittert. Daher wird befürchtet, dass die Sanierung der Staatsfinanzen auf die lange Bank geschoben wird. Immerhin steigen die Unternehmens-investitionen – auch dank einer Senkung der Körperschaftsteuer. In der Deflationsphase war kaum in neue Anlagen investiert worden. (wr)

gemischte daten. Die Aufträge der deutschen Industrie stiegen im Oktober um 2,5 Prozent zum Vormonat. Mit einem zur Schwäche neigenden Euro und einem gesunkenen Öl-preis war bei den deutschen Unternehmen im November eine Verbesserung der Stimmung zu sehen. Die EZB beschränkte sich auf verbale Kommentare, Mario Draghi will erst im Januar Bilanz ziehen. Dabei zeichnet sich schon jetzt ab, dass die „zielgerichteten langfristigen Re-finanzierungsgeschäfte“ T-LTRO nur schwach nachgefragt werden. Die Banken verfügen ohnehin über genügend Liquidität – was ihnen fehlt, ist Eigenkapital. Wie Draghi so die Bilanz-summenausweitung der EZB um rund eine Billion Euro erreichen will, bleibt sein Geheimnis. Damit besteht weiter Deflationsgefahr. Während die Gesamtinflation im Oktober sogar leicht angezogen hat, ging die Kernrate von 0,8 auf 0,7 Prozent zurück. Das spricht für ein Über-

greifen der schwachen Preisentwicklung, die sich zuvor auf Energie und Nahrungsmit-tel konzentriert hatte, auf andere Waren und Dienstleistungen. Das Wachstum war zuletzt in Spanien, Deutschland, Frankreich und Ita-lien rückläufig. Italiens BIP ist sogar auf den Stand von 2000 gesunken. Deutschland soll auch 2015 nur um rund ein Prozent wachsen. Neue Problem-News kamen aus Griechenland: Das Land benötigt schon wieder eine Milliar-den-Finanzspritze – und das angesichts einer drohenden innenpolitischen Krise. (wr)

euRopa ° EZB agiert zögerlich

gegenbewegung ° Nach der ersten Erho-

lungswelle, die den Euro Stoxx 50 auf 3.100 Punkte beför-

derte, kam nach kurzer Pause eine zweite, die das Börsen-

barometer nahe an den harten Widerstand bei 3.300

Punkten brachte. Ein Ausbruch wird ein hartes Stück Arbeit.

kuRsexplosion ° Nach dem Überwinden

des Widerstands bei 16.500 Punkten gab es für den

Nikkei Index kein Halten mehr und er zog fast bis auf die

18.000-Punkte-Marke davon. Wird diese Marke auch noch

geknackt, sind die 20.000 Punkte das nächste Kursziel.

japan ° Aktien auf Höhenflug

NIkkEI 225

10000

12000

14000

8000

18000

16000

2011 2012 2013 2014

Euro StoXX 50

2500

2000

3000

2011 2012 2013 2014

Page 70: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Die irische Ryanair ist Europas größte Billig-fl uglinie mit täglich über 1.600 Flügen durch 30 Länder. Im vergangenen Jahr sind rund 82 Millionen Passagiere befördert worden. Nach einem Gewinnrückgang wächst Ryanair wie-der profi tabel. Im ersten Quartal stiegen der Umsatz um 11,4 Prozent und der Gewinn um das Zweieinhalbfache. Die Zahl der Passagiere wuchs um 4,7 Prozent auf 24,3 Millionen. Die Jahresprognose wurde zum zweiten Mal ange-hoben. Der Gewinn im Geschäftsjahr 2014/15 (Ende März) soll auf 750 bis 770 Mllionen Euro, die Zahl der Passagiere auf 89 Millio-

nen wachsen. Anfang September begann die Auslieferung von 180 neuen Boeing-Maschi-nen, die ältere Modelle ersetzen und auf neu-en Strecken eingesetzt werden sollen. Denn Ryan air will in Zukunft vermehrt Großstädte an steuern. Ferner zahlt sich die neue Service-Offensive aus, mit der Ryanair die Gunst der Kunden zurückgewinnen will: geringere Ge-bühren für Gepäck, fest zugeordnete Sitzplätze und Gratisleistungen für Kinder. Und schließ-lich profitiert Ryanair auch von sinkenden Kerosinpreisen. Die Dividendenrendite von 5,1 Prozent ist auch interessant.

RYanaiR ° Neue Strategie

Umsätze und Gewinne in der Vergangen-heit kontinuierlich gesteigert haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie dies auch in Zukunft schaffen. Auch hohe und stetige Dividenden sind wichtig: Studien belegen, dass die regelmäßigen Ausschüttungen rund 40 Prozent der Performance von Ak-tien ausmachen. Achten Sie nicht nur auf eine hohe aktuelle Dividendenrendite, son-dern auch auf stetig steigende Ausschüt-tungen. Last, but not least sollte die Eigen-kapitalquote (prozentualer Anteil des Eigen-kapitals an der Bilanzsumme) mindes tens 30 Prozent betragen. Doch es gibt umge-kehrt auch Kontraindikatoren: Etwa wenn Insider größere Bestände der Aktien absto-ßen, es sei denn, es handelt sich um die Aus-übung von Optionen. Zweitens: Verlierer-aktien bleiben in den meisten Fällen Verlie-reraktien. Drittens: Eine hohe Dividenden-rendite wird durch (zu) hohe Ausschüt-tungsquote erkauft. Viertens: Eine Eigen-kapitalquote unter 20 Prozent.

Daher ist es von Vorteil, wenn Sie ein global agierendes Unternehmen kaufen. Dafür muss es kein Weltkonzern mit 100 Milliar-den Dollar Jahresumsatz sein. Auch ein so-genannter „Nischenplayer“ kann seine Pro-dukte überall auf der Welt verkaufen.

Und schließlich sollte die Aktie eine er-folgreiche Vergangenheit besitzen. Es klingt fast schon zu einfach, um wahr zu sein: Mit Aktien, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, besitzen Sie bessere Aussichten für die Zukunft als mit bislang erfolglosen Ak-tien. Statt bei einem krisengeschüttelten Unternehmen ewig auf einen Turnaround zu warten, ist es daher lukrativer, auf Aktien zu setzen, die seit Jahren oder gar Jahr-zehnten gut laufen. Damit kommen wir zu den quantitativen Auswahlkriterien. Eine Kontinuität im Geschäftsverlauf, ein ste-tiges Umsatz- und Gewinnwachstum ist besser als stark zyklische Schwankungen. Ein klares Indiz für die Qualität eines Un-ternehmens: Bei Unternehmen, die ihre

Eines wird dabei schnell klar: Kapital-anlage ist bisweilen harte Arbeit, denn

man hat einige Hausaufgaben zu erledigen. Beginnen wir mit einigen qualitativen Merkmalen attraktiver Aktien, also etwa der Marktführerschaft. Das favorisierte Un-ternehmen sollte zu den Top drei der Bran-che gehören. Aktien von Marktführern bie-ten Ihnen gleich mehrere Vorteile: Zum einen können diese von der Konkurrenz kaum vom Markt verdrängt werden. Zum anderen besitzen diese Unternehmen mit ihrer starken Marke bei der Preisgestaltung für ihre Produkte einen größeren Spiel-raum. Das macht sich in höheren Gewinn-margen bemerkbar. Und im Fall von hohen Infla tionsraten können steigende Herstel-lungskosten leichter an die Kunden weiter-gegeben werden.

Weiters sollten Sie „Global Players“ be-vorzugen. Wirtschaftskrisen wird es immer wieder geben. Aber nicht jedes Land bzw. jede Region ist gleich hart davon betroffen.

CHar

tS: o

nvist

a.de

Ryanair plant die Ausschüttung einer Sonderdividende von 37,5 Cent pro Aktie im vierten Quartal. Nach dem kürzlichen Kurs-sprung der Aktie sollten Investoren nun auf einen Rücksetzer warten, um bei rund acht Euro einzusteigen.ISIN IE00B1GKF381 Börse Frankfurt

Wir � nden, es ist eine bessere Idee, an dieser Stelle nicht den x-ten Marktausblick abzudrucken. Vielmehr wollen wir Ihnen, dem Anleger, einen kleinen Leitfaden mit einigen Tipps zur besseren Aktienauswahl an die Hand geben, der auch für jeden Durchschnittsinvestor nachvollziehbar ist.

Wolfgang Regner

Das kleine Aktien-Investment-Abc

aktien ° Anlagetipps

70 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Page 71: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Anlagetipps ° aktien

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 71

Mit einem neuen RAFI-ETF investieren Anle-ger in günstig bewertete Aktien aus aller Welt. Langfristig können sie damit den Markt schlagen. Denn dass die gängigen Aktienin-dizes nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind, ist bei Börsenprofi s kein Geheimnis mehr. Bei alternativen Indizes richtet sich die Zusam-mensetzung nicht nach dem Börsenwert der Aktien, sondern nach anderen Kriterien, etwa dem Kurs-Gewinn-Verhältnis. Der neue Po-werShares FTSE RAFI All-World 3000 UCITS ETF basiert genau auf solch einem neuarti-gen Index, dem FTSE RAFI All-World 3000 In-

dex. Der Index bildet die Wertentwicklung der größten Aktien der Welt nach. Ausgewählt und gewichtet werden die Aktien auf Basis von vier fundamentalen Kennzahlen: Umsatz, Cash-fl ow, Buchwert und Dividenden. Bestimmt da-gegen der Börsenwert der Unternehmen ihr Gewicht im Index, dann kommt es zu einer Übergewichtung hoch bewerteter Aktien und zu einer Untergewichtung niedrig bewerteter Aktien. Dieser „Return-Drag“ (Rendite-Hemm-nis) liegt zwischen zwei Prozent pro Jahr bei entwickelten Aktienmärkten und bis zu zehn Prozent in den Emerging Markets.

Mit ETF auf RAFI-Indizes setzen ° etF

Die Kion Group ist mit sechs Marken Markt-führer für Flurförderzeuge in West- und Ost-europa, weltweit die Nummer zwei ihrer Bran-che und führender ausländischer Anbieter in China. Kion bietet Logistiklösungen, Lager-technik- und Flurförderzeuge, vor allem aber Gabelstapler. Die Marken Linde und STILL be-dienen das Premium-Segment weltweit. Die Marke Baoli konzentriert sich auf das Econo-my-Segment, vor allem in den Emerging Mar-kets wie vor allem China; Voltas ist ein führen-der Anbieter von Flurförderzeugen in Indien. Kion erzielte 2013 einen Umsatz von 4,5 Mil-

liarden Euro. Im aktuellen dritten Quartal prä-sentierte Kion starke Zahlen: Der Konzernum-satz lag bei 1,14 Milliarden Euro und übertraf damit das hohe Vorjahresniveau um 5,2 Pro-zent. Im Neun-Monats-Zeitraum lag der Um-satz leicht über dem Vorjahreswert. Bereinigt um Währungseffekte betrug das Umsatzplus 2,9 Prozent. Besonders erfreulich ist, dass das Servicegeschäft, das Kion stetige Umsätze liefert, maßgeblich zu diesem guten Ergebnis beigetragen hat. Der operative Gewinn (EBIT) kletterte im dritten Quartal um 11,3 Prozent auf 111,8 Millionen Euro.

kiOn ° Der Logistik-Leader

Der weltgrößte Autobauer Toyota Motor steuert seinen zweiten Rekordgewinn in Serie an. Weil der Yen erneut an Wert verliert und die Geschäfte vor allem in den USA rund laufen, peilen die Japaner für das Ende März 2015 ablaufende Geschäftsjahr 2,0 Billionen Yen (knapp 14 Mrd. Euro) Überschuss, nach 1,82 Billionen im Vorjahr, an. Das sind rund zwölf Prozent mehr als erwartet. Über die Hälfte kommt aus den günstigeren Wechselkursen. Auch Umsatz und operativer Gewinn sollen höher ausfallen als bisher prognostiziert. Im Ende September abgelaufenen zweiten Ge-

schäftsquartal hatte Toyota seinen Überschuss schon um ein Viertel auf 539 Milliarden Yen gesteigert. Noch stärker als der Währungs-effekt sorgten dabei gesunkene Kosten für ei-nen Schub. In Nordamerika konnte Toyota den Gewinn sogar um mehr als die Hälfte steigern, während der Heimatmarkt Japan rund ein Fünftel weniger abwarf. Der weltweite Umsatz stieg um vier Prozent auf knapp 6,6 Billionen Yen. So können die Japaner den angepeilten Rekordgewinn sogar mit weniger verkauften Autos erreichen. Toyota rechnet weltweit mit 10,1 Millionen verkaufter Neuwagen.

tOYOta ° Schwacher Yen bringt Gewinnschub

Im Neun-Monats-Vergleich lag der Gewinn mit 309 Millionen Euro knapp über dem sehr guten Vorjahreswert. Das Kurs-Ge-winn-Verhältnis auf Basis 2015 liegt nur bei 12 – das verleiht Aufholpotenzial. Kauf bei rund 28 Euro, Stopp bei 23,78 Euro.ISIN DE000KGX8881 Börse Frankfurt

Bei langer Anlagedauer können sich die RAFI-Indizes von tradi-tionell gewichteten Aktienindizes absetzen. Nur in Phasen, in denen vor allem Growth-Aktien gefragt waren, gelang dies nicht. Die Gesamtkosten des ETF liegen bei nur 0,5 Prozent pro Jahr.ISIN IE00B23LNQ02 Börse Stuttgart

Für 2015 ist Toyota zuversichtlicher als bisher: Die Prognose für den operativen Gewinn wurde um neun Prozent angehoben – auf jetzt 2,5 Billionen Yen (17,44 Milliarden Euro). Kauf bei rund 46,5 Euro, vorerst kein Stopp Loss platzieren. ISIN JP3633400001 Börse Frankfurt

Page 72: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

aktien ° Anlagetipps

72 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

ANLAGEtIpps – rückbLIck

Name ISIN kaufkurS aktueller kurS gewINN/verluSt g/v (pro 1000 €)Harley Davidson US4128221086 46,80 € 56,10 € + 19,9 % 198,70 €

united Internet DE0005089031 24,85 € 35,42 € + 42,5 % 425,40 €

Johnson Controls uS4783661071 30,80 € 40,20 € + 30,5 % 305,20 €

Drillisch DE0005545503 17,83 € 29,51 € + 65,5 % 655,10 €

BaSf DE000BASF111 71,52 € 74,20 € + 3,8 % 37,50 €

Prudential plc. GB0007099541 15,22 € 19,57 € + 28,6 % 285,80 €

Bucher Industries CH0002432174 189,30 € 201,20 € + 6,3 % 62,90 €

Boulder Brands US1014051080 11,35 € 8,94 € (Stopp Loss) - 21,2 % - 212,30 €

microsoft US5949181045 26,80 € 38,s90 € + 45,2 % 451,50 €

Bayer DE000BAY0017 91,50 € 120,95 € + 32,2 % 321,80 €

asos GB0030927254 64,50 € 47,50 € (Stopp Loss) - 26,4 % - 263,60 €

evonik DE000EVNK013 25,50 € 26,80 € + 5,1 % 50,90 €

united technologies US9130171096 81,50 € 88,75 € + 8,9 % 89,00 €

renault FR0000131906 62,20 € 64,50 € + 3,7 % 37,00 €

unilever GB00B10RZP78 27,12 € 32,78 € + 20,9 % 208,70 €

Schweizer electronic De0005156236 21,50 € 21,20 € - 1,4 % - 14,00 €

Statoil NO0010096985 18,70 € 15,32 € + 18,1 % - 181,20 €

Nike US6541061031 52,50 € 79,58 € + 51,6 % 515,80 €

Stroer media DE0007493991 12,52 € 22,82 € + 82,3 % 822,70 €

general electric US3696041033 18,25 € 21,32 € + 16,8 % 168,20 €

unibail rodamco FR0000124711 188,90 € 212,55 € + 12,5 % 125,20 €

leifheit DE0006464506 36,80 € 44,25 € + 20,2 % 202,40 €

konecranes FI0009005870 23,40 € 23,38 € 0,0 % 0,00 €

kühne & Nagel CH0025238863 95,20 € 107,70 € + 13,1 % 131,30 €

gt advanced technologies US36191U1060 13,80 € 9,58 € (SL) - 30,6 % - 305,80 €

Nutreco NL0010395208 32,20 € 46,20 € + 43,5 % 434,80 €

tui DE000TUAG000 11,82 € 13,80 € + 16,8 % 167,50 €

guangdong Investments HK0270001396 0,798 € 1,13 € + 41,7 % 417,00 €

Sika CH0000587979 2.760,00 € 3.062,00 € + 10,9 % 109,40 €

29 Positionen x 1.000 Euro = 29.000 Euro Investment-Summe, gewinn (absolut) = 5.246,9 euro, Performance (relativ) = 18,1 Prozent

Quelle: eigene Recherche

Der Rückblick auf unsere internationa-len Anlagetipps zeigt diesmal ein

klares Bild: Von 29 Positionen endeten nur vier mit einer negativen Performance. Und man sieht auch, dass einige schwere Ver-luste locker verkraftet werden können,

wenn die große Mehrheit der Trades im Plus abschließt. Zugegebenermaßen haben wir durch unsere recht zahlreichen US-Invest-ments auch vom schwachen Euro profitiert, doch dies war voll und ganz so beabsichtigt. Wir glauben auch, dass sich dieser Trend im

Das brachten die Anlage-tipps 2014Jahr 2015 fortsetzt. Grundsätzlich gilt, dass alle positiven Investments weiter gehalten werden können – die negativen Positionen sollten ab einem Verlust von 20 Prozent ver-kauft werden. Wer will, kann aber durchaus auch einige der Gewinne mitnehmen.

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aktien ° Österreich

74 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Schnäppchen-PreiseMit der Ankündigung der EZB, rund 1.000 Milliarden Euro in Anleihen zu investieren und der Erstarkung des US-Dollars kehrt auch an der Wiener Börse wieder der Optimismus zurück. Als Geldanlage sind solide Aktien langfristig jedenfalls unschlagbar – wir stellen Ihnen die besten für das Jahr 2015 vor.

Mario Franzin

Polytec ein Schuldscheindarleihen mit einer Verzinsung von 2,15 Prozent auf. Im kom­menden Jahr sollte daher nicht nur der Aus­bau der Spritzgusstechnik, sondern auch Plastic Solutions zu einer Gewinnsteige­rung der Polytec um rund 20 Prozent auf 18 Millionen Euo führen. Das wird die Rendite auf das Aktienkapital auf über zwölf Pro­zent treiben. Einer der Favoriten ist auch Uniqa. Der Versicherungskonzern konnte in den ersten drei Quartalen das EGT um 3,3 Prozent auf 275 Millionen Euro steigern und dürfte im Gesamtjahr rund 280 Millio­nen Euro netto verdienen. Das entspricht einem KGV von 8,9 bzw. einer Rendite auf das Aktienkapital von 11,2 Prozent. Als Di­vidende sind 40 Cent je Aktie vorgesehen (4,84%). Bei AT&S nimmt das neue Werk in China langsam Formen an. Bis 2016 solle der Gewinn damit auf rund 40 Millionen Euro steigen (KGV 8,8). Bei dieser Aktie spekuliert man stärker auf einen Kursan­stieg, denn die Dividende von rund 20 Cent macht lediglich ein Körberlgeld von 2,2 Prozent aus. RHI hingegen musste im drit­ten Quartal noch einen Umsatzrückgang hinnehmen und meldete ein mit 100 Millio­nen Euro um acht Prozent niedrigeres ope­ratives Egebnis. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn von 80 Millionen Euro erwartet (Rendite 10,3%). Auch EVN weist eine Ren­dite auf das Aktienkapital von rund zehn Prozent aus. Der Buchwert liegt bei rund 16 Euro je Aktie – derzeit notiert sie bei 10,40 Euro. Wertminderungen werden das mit Ende September abgelaufene Geschäftsjahr zwar mit knapp 300 Millionen Euro belas­ten, die sind aber nicht zahlungswirsam. Die Dividende wird 42 Cent pro Aktie be­tragen und ergibt eine Rendite von gut vier Prozent.

Heuer werden die Gewinne aller ATX­Unternehmen zusammengerechnet

von 6,1 Milliarden auf etwa zwei Mil liarden Euro schrumpfen. Unter diesem Gesichts­punkt ist der ATX­Rückgang seit Jahresbe­ginn von rund zehn Prozent ausgesprochen milde. Doch die Spreu trennte sich vom Weizen. Während Zumtobel, Flughafen Wien und Lenzing in diesem Zeitraum um 30 Prozent und mehr zulegen konnten, ver­lor Schoeller­Bleckmann 23 Prozent, OMV 36 Prozent und Raiffeisen Bank Internatio­nal 38 Prozent im Kurs. Betrachtet man alle an der Börse Wien notierten Aktien, geht die Schere noch viel weiter auf: Den Gewin­nern KTM Power Sports (+112%), Porr (+99%) und ams (+79%) standen die Verlie­rer HTI (–44%), Warimpex (–47%) und Kapsch TrafficCom (–50%) gegenüber. Doch wenden wir uns der Zukunft zu, die ja bekanntlich an der Börse gehandelt wird.

ATX soll Auf 2.550 PunkTe sTeigenDie Analysten der Erste Bank rechnen

für 2015 mit einem deutlichen Aufschwung des ATX. Bis Jahresende soll der Index auf 2.550 Punkte klettern. Das wäre vom der­zeiti gen Niveau ein Plus von rund zehn Pro­

zent. Einzelne Werte werden dabei natür­lich wieder überproportional steigen. Aber welche?

Einer der Top­Favoriten ist die OMV (siehe auch Kasten rechts). Der Ölkonzern leidet unter dem massiven Preisverfall bei Öl und Gas. Der Kurs der Aktie notierte zu Jahresbeginn noch bei 35 Euro, jetzt ist sie um 22 Euro zu haben. Setzt man den erwar­teten Gewinn von rund einer Milliarde Euro in Relation zum Aktienkurs, liegt die Ren­dite bei 13,7 Prozent. Selbst wenn die Ge­winnschätzung nicht halten sollte, ist in dieser Rendite bereits ein hoher Puffer ein­gepreist. Bei der Dividende gehen wir von 1,25 Euro aus, was einer Dividendenrendite von 5,5 Prozent entspricht. Hier kann man mit einem Investment nicht viel falsch ma­chen (siehe auch Kasten rechts).

Betrachtet man sich die Gewinnerwar­tungen für das kommende Jahr, stechen als Favoriten besonders Polytec, Uniqa, AT&S, FACC (siehe Kasten rechts), RHI und EVN hervor. So übernahm der österreichische Autozulieferer Polytec kürzlich die Kunst­stoffsparte von voestalpine, die 2015 rund 100 Millionen Euro zum Umsatz besteuern sollte. Um den Kauf zu finanzieren, nahm

AuStrIAN trADED INDEx (Atx)Tief gefallen. In der zweiten Jahreshälfte trübte sich die Konjuktur in Europa ein, die Gewinnerwartungen der Unternehmen wurden z.T. kräftig reduziert. Das führte an der Börse zu einem Ausverkauf und bescherte dem ATX Mitte Oktober ein Intraday-Tief bei 1.980 Punkten. Von da an ging es wieder steil bergauf. Derzeit kämpft der Index mit dem Widerstand bei 2.300 Punkten. Analysten sind zuversichtlich, dass der ATX Ende 2015 wieder auf gut 2.500 Punkte steigen wird. Ch

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Börse

Page 75: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Österreich ° aktien

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 75

immowerTe weiTerhin gefrAgTAufgrund des niedrigen Zinsniveaus

sprechen zwei Gründe für Immobilien­Ak­tien: Erstens treibt die Nachfrage nach rea­len Werten die Immobilienpreise in die Höhe und zweitens werden Finanzierungen immer günstiger. Der Wohnimmobilien­Konzern Buwog ist hier eine glänzende Geldanlage. Seit der Börseneinführung zu 13,50 Euro kletterte der Kurs auf knapp 16 Euro. Auf diesem Niveau liegt die Rendite auf das Aktienkapital bei knapp sieben Pro­zent. Als Dividende werden 70 Cent je Aktie ausgeschüttet, was einer Rendite von knapp fünf Prozent entspricht. Die Aktie notiert noch knapp unter ihrem NAV von 16,70 Euro. Der Anstieg des Aktienkurses in den vergangenen Monaten schränkt das weitere Kurspotenzial aber ein, als Dividendenaktie ist sie eine Halteposition. Immofinanz­Ak­tionäre profitierten von ihrem Engagement durch die Zuteilung von Buwog­Aktien. Das Spin­off führte jedoch bei der Immofi­nanz selbst zu einem konstanten Kursrück­gang, obwohl nach den erwarteten Gewinn­zahlen die Rendite auf das Aktienkapital rund 7,7 Prozent ausmacht (siehe Kasten rechts). Bei CA Immobilien kam es heuer zu einem kräftigen Kursanstieg um 22,6 Pro­zent. Das drückt die Rendite auf rund fünf Prozent. Grund dafür war unter anderem das Teil­Übernahmeangebot der O1 Group in der Höhe von 18,50 Euro je Aktie – daher ist CA Immo derzeit eine Halteposition. Hingegen ist die auf Gewerbeimmobilien spezialisierte S Immo noch einen Kauf wert. Sie wird heuer voraussichtlich rund 30 Mil­lionen Euro verdienen (Rendite auf das Ak­tienkapital: 7,7%). Der Aktienkurs liegt mit 6,30 Euro noch um 26,7 Prozent unter dem Buchwert von 8,60 Euro.

gute auftragslage. FACC lukrierte mit der Kapitalerhöhung im Juni 150 Millionen Euro. Damit wurden die Verbindlichkeiten reduziert und in den Ausbau der Produktion investiert. Letzteres führte im ersten Halbjahr trotz eines Umsatzanstieges um 3,4 Prozent zu einem negativen Ergebnis von 14,5 Millionen Euro. Beruhigend wirken jedoch die kürzlich akquirierten Aufträge: ein Fertigungspaket für die A320-Familie und der Auftrag zum Bau von Triebwerksverkleidungen für den A330neo. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn von rund 25 Millionen Euro erwartet (KGV 11,5), was die Aktie günstig erscheinen lässt – zudem notiert sie unter dem Buchwert von 8,26 Euro je Aktie.

IsIN at00000FaCC2Kurs (05.12.2014) 7,50 € KGV 2014/15 e 11,5

MarKtKap. 328 Mio. € KGV 2015/16 e 8,9

uMsatz 2014/15 e 580 Mio. € KGV 2016/17 e 7,3

BuChwert 2014/15 e 378 Mio. € DIVID. 2014/15 e 2,93 %

abgestraft. Der Aktienkurs der Immofinanz ist seit der Abspaltung der Buwog im April auf Sinkflug. Anleger scheuen vor den in Russland gehaltenen Immobilien – fünf Einkaufs-Center in Moskau und eine Logistik-Immobilie in St. Petersburg. Zusammen machen sie ein Vier-tel des Immofinanz-Portfolios aus. Der Buch-wert des gesamten Portfolios liegt bei 4,67 Milliarden Euro, die Marktkapitalisierung bei 2,65 Milliarden Euro. Das heißt, die Russland-Immobilien sind an der Börse faktisch mit null bewertet. Gleichzeitig wird für 2014/15 eine Dividende zwischen15 und 20 Cent je Aktie ausgeschüttet, was einer Rendite von 6,1 bis 8,2 Prozent entspricht – ein klarer Kauf.

ImmofInanz ° Russland-Portfolio belastet Aktienkurs

faCC ° Hohe Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte

Ölpreis-Debakel. Die OMV beteiligte sich in den vergangenen zwei Jahren stark in Gas- & Ölexploration und -produktion – v.a. in Norwegen, Großbritannien, Madagaskar und Tunesien. Die Aufwendungen dafür lagen bei rund vier Miliarden Euro. Damit konnte die OMV zwar die Produktion erhöhen, doch der derzeit fallende Ölpreis macht dem Ölkonzern einen Strich durch die Rechnung. Heuer wird mit einem Gewinnrückgang von 1,73 auf rund eine Milliarde Euro gerechnet. Positiv werden sich in Zukunft der stärkere US-Dollar und das niedrige Zinsniveau bemerkbar machen. Die letzte Anleihe im Nominale von 750 Millionen Euro weist einen Kupon von 0,6 Prozent auf.

omV ° Hohe Investitionen in Exploration und Produktion

IsIN at0000809058Kurs (05.12.2014) 2,35 € KGV 2014/15 e 13,1

MarKtKap. 2,65 Mrd. € KGV 2015/16 e 11,8

uMsatz 2014/15 e 625 Mio. € KGV 2016/17 e 10,7

BuChwert 2014/15 e 4,67 Mrd. € DIVID. 2014/15 e 6,38 %

IsIN at0000743059Kurs (05.12.2014) 22,12 € KGV 2014 e 8,0

MarKtKap. 7,25 Mrd. € KGV 2015 e 7,9

uMsatz 2014 e 39,82 Mrd. € KGV 2016 e 6,4

BuChwert 2014/15 e 12,28 Mrd. € DIVID. 2014 e 5,19 %

Page 76: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

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aktien ° Deutschland

76 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Cap-Index SDAX aufgenommen. Die Ak-tien der Centrotec Sustainable verlassen den Index. Die Zusammensetzungen der DAX, MDAX und TecDAX Indizes bleiben anson-sten unverändert.

Merck treibt Fusion in den usA energisch vorAnDer Darmstädter Pharma- und Che-

miekonzern Merck KGaA ist bei der ge-planten Milliarden-Fusion mit dem US-Spezialisten Sigma Aldrich einen wichtigen Schritt weiter. Die Aktionäre des US-Kon-zerns haben zu rund 78 Prozent bereits zu-gestimmt. Der Preis für den Zukauf liegt bei rund 17 Milliarden US-Dollar (13,8 Milliar-den Euro). Damit würde einer der führen-den Anbieter in der weltweit 130 Milliarden Dollar schweren sogenannten Life Science-Industrie entstehen.

Morphosys testet Antikörper gegen blutkrebs positivDie Biotech-Firma Morphosys hat nach

eigenen Angaben ermutigende Testergeb-nisse mit einem Antikörperwirkstoff zur Behandlung von Blutkrebs-Erkrankungen erzielt. Die Ergebnisse einer Phase 1/2a-Stu-die des Antikörpers MOR208 zeigten, dass der Wirkstoff gut verträglich gewesen war und bei Hoch-Risiko-Patienten mit schlech-ten Heilungschancen gewirkt habe. Das Programm MOR208 hat sich im Jahr 2014 deutlich weiterentwickelt; die klinische Da-tengrundlage für das Programm ist stärker als je zuvor.

Der Medizintechnik-Hersteller Carl Zeiss Meditec zeigt sich nach einem deut-lichen Gewinnrückgang im Geschäftsjahr 2013/14 vorsichtig. Die Marge werde kurz-

Nach der Ankündigung der Europäi-schen Zentralbank (EZB) über wei-

tere Geldflüsse an die Banken sowie überra-schend starken Konjunktur- und Arbeits-marktdaten aus den Vereinigten Staaten ha-ben die deutschen Börsen ab Mitte Novem-ber eine sehenswerte Jahresendrally vorge-zogen. Sie trieb den deutschen Leitindex DAX über die 10.000 Punkte-Marke und zwischendurch auf den neuen Allzeit-Re-kord von 10.093 Punkten. Doch chinesische Konjunkturdaten sorgten Anfang der zwei-ten Woche dann für Enttäuschung, ehe po-sitive US-Daten über unerwartet hohe Ein-zelhandelsumsätze und den Arbeitsmarkt die Stimmung wieder drehten. Auch die ra-sante Abwärtsbewegung der Ölpreise be-wirkte an den Märkten Verstimmung. Die Entwicklung in Russland belastete zusätz-lich. Da keine Änderung der Rahmenbe-dingungen zu erwarten ist, könnt die letzte volle Handelswoche vor Weihnachten und Silvester für die Anleger nervenaufreibend statt besinnlich werden.

Wie in der November-Ausgabe des GELD-Magazins erwartet, hat die Deutsche

Lufthansa abgehoben und schaffte binnen eines Monats ein Kursplus von fast 20 Pro-zent. Die Börse honorierte offenbar, dass das Airline-Management die neue Billig-fluglinie gegen den Widerstand der Piloten durchboxt. Außerdem senkt der fallende Rohölpreis den Kerosinpreis – einen der größten Kostenblöcke bei Airlines.

Jungheinrich in den MdAX AuFgestiegenAuch die zweite Aktie, die wir im No-

vember besprochen haben, bestätigte ihre Qualität. Die Jungheinrich-Aktie stieg näm-lich aus dem SDAX außerhalb der norma-len Umreihungen in den MDAX auf. Wie die Deutsche Börse bekannt gegeben hat, musste Sky Deutschland aus dem MDAX ausscheiden, nachdem der Streubesitzanteil infolge der Übernahme durch die Sky Ger-man Holding, eine hundertprozentige Toch-ter der britischen Sky, auf 9,96 Prozent ge-sunken ist. In den SDAX rückte VTG nach. Außerdem wurde der Börsenneuling Zalan-do bei der regulären Indexüberprüfung mit Wirkung am 22. Dezember in den Small

DAxverunsicherung. Der Ölpreisrutsch und die Sorge um die Konjunkturerholung in Europa treiben die Börsen um. Ein Signal für eine definitive Zinsan-hebung 2015 in den USA steht bislang aus und könnte die Finanzmärkte ordentlich durchrütteln.Es gibt jedenfalls sehr viele Faktoren am Aktien-markt, die eine Rolle spielen könnten. Wohin das Pendel schlägt, ist ungewiss. Es kommt darauf an, auf welchem Fuß die Anleger gerade erwischt werden. Wenn die technischen Haltemarken beim DAX nicht halten, ist der Weg nach unten frei.

Nach dem neuen Rekordhoch im deutschen Leitindex DAX wurde die Luft zunehmend dünner. Die deutsche Industrie zeigte erste Schwächen. Auch aus China erhielten die Börsen einen Dämpfer. Gute Konjunkturnach-richten aus den USA und der Wille der EZB zur Prolongation der lockeren Geldpolitik reichten nicht.

Wolfgang Freisleben

Turbulent nach früher Jahresendrally

Page 77: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Deutschland ° aktien

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 77

fristig wegen Investitionen im Bereich Augenheilkunde zusätzlich belastet, schrieb Unternehmenschef Ludwin Monz im Aktionärsbrief.

drillisch plAtziert 143 Millionen euro iM MArktDer Mobilfunkanbieter Drillisch sorgte

mit einer Aktienplatzierung im Wert von 142,7 Millionen Euro für Aufsehen. Mit dem frischen Kapital soll der Zukauf der E-Plus-Tochter Yourfone finanziert werden, für die Drillisch einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen wird. Goldman Sachs stuft den Tec-DAX-Titel angesichts der generellen Erho-lung im Handygeschäft mit „Buy“ und einem Kursziel von 40 Euro ein, was einem Potenzial ab der zweiten Dezember-Woche von über 35 Prozent entspricht. Kurstrei-bend dürfte auch die attraktive Dividenden-rendite von 5,45 Prozent wirken.

Keine positiven Nachrichten gibt es hin-gegen von Lanxess. Das triste Marktumfeld dürfte die Auslastung 2015 und 2016 weiter sinken lassen. Mit einem Gewinnwachstum ist im kommenden Jahr nicht zu rechnen. Der Aktie des Spezialchemie-Konzerns könnte sogar der Abstieg aus dem DAX be-vorstehen. Aktuell steht das Papier nach einem Kursrutsch von 30 Prozent seit April 2014 in der Rangliste der Deutschen Börse in der Marktkapitalisierung auf Platz 43. Geht es bis zur nächsten Index-Überprü-fung noch zwei weitere Plätze nach unten, dann droht der Abstieg. Austiegskandidat wäre dann die Aktie von ProSiebenSat.1.

trendWechsel. Sechs Jahre befand sich die E.ON-Aktie in einem Abwärtstrend, der sie bis 11,75 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit 2003 führte. Nach einem Doppeltief konnte sich die Aktie dann Anfang 2014 aus dem Ab-wärtstrendkanal befreien. Anfang Juli notierte sie auf einem Zwei-Jahres-Hoch bei 15,37 Euro. Anschließend ging es aber wieder abwärts – bis auf 12,25 Euro. Seit Mitte Oktober geht es deutlich aufwärts. Positive Schlagzeilen über die Umstellung von E.ON auf erneuerbare Energien sorgten Anfang Dezember für ein Gap, mit dem der mittelfristige Abwärtstrend verlassen werden konnte. Per 5. Dezember hatte die Aktie binnen eines Monats fast 14 Prozent zugelegt.

E.ON ° Gute Nachrichten, positive Stimmung

iSiN de000eNAG999KurS (09.12.2014) 14,64 € KGV 2014 e 16,4

MArKtKAp. 29,37 Mrd. € KGV 2015 e 16,0

uMSAtz 2014 e 118,03 Mrd. € KGV 2016 e 16,4

Buchwert/AKtie 2014 e 17,32 € diVid.-reNd. 2014 e 3,39%

neues ForschungszentruM. Bei der Conti-nental-Aktie stehen seit dem Tief unter 140 Euro im Oktober rund 25 Prozent plus zu Buche. Mit dem Überwinden des mittelfristigen Abwärts-trends ist zudem eine wichtige charttechnische Hürde geknackt worden. Continental ist nach wie vor ein Top-Unternehmen. Langfristig sind die Aussichten des Reifenherstellers trotz rück-läufigen Wachstums gut. Mit einem neuen Forschungszentrum in Singapur soll der große asiatische Markt besser abgedeckt werden, zudem ist der Konzern für mögliche Zukunfts-trends sehr gut positioniert. Die dynamische Aufwärtsbewegung kann sich durchaus Rich-tung 180 Euro und darüber hinaus fortsetzen.

cONtiNENtal ° Dynamisch unterwegs

neuer grossAktionÄr. Nach dem Kurs-anstieg 2014 von rund 80 Prozent hat die Kuka-Aktie die erwartete Konsolidierung begonnen. Nach dem Einstieg des Großaktionärs Voith bei dem Roboter-Hersteller mit gut 25 Prozent wäre eine Korrektur um rund 20 Prozent mit einer Bodenbildung zwischen 50 und 55 Euro keine Überraschung. Zuletzt konnte der Quartalsge-winn um 54 Prozent auf 22,6 Millionen Euro gesteigert werden, der Umsatz um 19 Prozent auf 539 Millionen Euro. Für das laufende Jahr peilt das Unternehmen zwei Milliar den Euro Umsatz an. Fundamental spricht für die Aktie ein simpler Vergleich: Ein Arbeiter kostet 50 Euro in der Stunde, ein KUKA-Roboter nur fünf.

kuka ° Profitiert von Robotern

iSiN de0005439004KurS (09.12.2014) 171,65 € KGV 2014 e 12,1

MArKtKAp. 34,37 Mrd. € KGV 2015 e 11,1

uMSAtz 2014 e 34,53 Mrd. € KGV 2016 e 10,2

Buchwert/AKtie 2014 e 55,29 € diVid.-reNd. 2014 e 1,97 %

iSiN de0006204407KurS (09.12.2014) 56,15 € KGV 2014 e 29,9

MArKtKAp. 2,02 Mrd. € KGV 2015 e 21,8

uMSAtz 2014 e 2,02 Mrd. € KGV 2016 e 19,5

Buchwert/AKtie 2014 e 13,17 € diVid.-reNd. 2014 e 0,77 %

Turbulent nach früher Jahresendrally

Page 78: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

78 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

alternative investmentsPanorama

MITTELSTAND – TRIEBWERK DES ERFOLGS Ziel der Strategie des Mittelstand Dynamik An-leihe-Index-Zertifikates (ISIN: DE000LS8H-KR5) der HKR Vermögensverwaltungs GmbH ist die Generierung eines überdurchschnitt-lichen Wertzuwachses über einen kurzen bis mittleren Anlagezeitraum durch Investition in Anleihen, Wandel- und Optionsanleihen von mittelständischen Unternehmen im europäi-schen Raum mit Schwerpunkt in der D-A-C-H Region. Investiert wird in Mittelstandsanleihen mit Basisinvestments in bonitätsmäßig gut eingeschätzte Anleihen als Buy-and-Hold. Durch Hebelung und begrenzte Kreditaufnah-me kann eine Potenzierung der Kursgewinne sowie ein zusätzlicher Gewinn durch die Zins-differenz zwischen Soll- und Habenzins er-reicht werden. Man ist zudem spezialisiert auf Sondersituationen (z.B. Kauf von Anleihen unter Pari kurz vor Fälligkeit beim Zweifeln im Markt über die Rückzahlungsfähigkeit des Un-ternehmens, Ausnutzen von Kursdifferenzen zwischen alter und neuer Tranche bei Auf-stockungen).

MITTELSTAND – RÜCKGRAT DER WIRTSCHAFTDas Open-End-Index-Zertifikat auf den Mid Cap Germany MinRisk TR Performance-Index (ISIN: DE000HY41P23) der VILICO Investment Service GmbH wird von der Solactive AG berechnet. Der Index bildet die Wertentwicklung ausgewählter Unter-nehmen aus dem Börsensegment des deut-schen Mittelstands (Mid Cap) ab, die, bezo-gen auf ihre Marktkapitalisierung, den 30 Titeln des DAX bis auf Platz 100 folgen. Auf Basis historischer, finanzmathematischer Ri-sikokennzahlen der Einzeltitel (historische Volatilitäten der Einzeltitel, Korrelationen) wird quartalsweise das Portfolio konstruiert, das für die nächsten 3 Monate das geringst-mögliche Kursrückschlagpotenzial (MinRisk) erwarten lässt. Mittel- bis langfristig soll eine Outperformance im Vergleich zu einem pas-siven Indexinvestment (z.B. MDAX-ETF) bei gleichzeitig geringerer Volatilität erzielt wer-den. Die Prüfung der risikominimalen Port-foliozusammensetzung und Neugewichtung erfolgt quartalsweise.

MITTELSTAND – MIT 4-FACH HEBEL Das Unlimited-Zertifikat, bezogen auf den Faktor 4x Long MDAXF Index der Commerz-bank AG (ISIN: DE000CZ34NL7). Der Faktor 4x Long MDAXF Index ist ein Index, der sich auf den in EUR gehandelten MDAX®-Futures-Kontrakt mit der kürzesten Laufzeit (Termin-geschäft/Futures-Kontrakt) bezieht. Der Index soll die tägliche Kursbewegung des Futures-Kontrakts unter Anwendung des Faktors 4 ab-bilden. Der Index setzt sich aus einer Hebel- und einer Zinskomponente zusammen und wird während der Handelszeit des Futures-Kontrakts fortlaufend neu berechnet. Die He-belkomponente spiegelt bei der Indexberech-nung den 4-fachen Kauf (Long Position) des dem Index zugrunde liegenden Futures Kon-trakts wider. Grundlage für die Berechnung ist die tägliche Veränderung des Preises des Fu-tures-Kontrakts zwischen zwei festgelegten Zeitpunkten (Bezugswertschlusskurs). Jeder neue Bezugswertschlusskurs bildet wiede-rum die Basis für die prozentuale Wertent-wicklung des Folgetages.

Die besten tipps Der zertifikateprofis

THEMEN-ETFs. Der in London ansässige ETP-Spezialist ETF Securi-ties hat Ende November die Österreich-Vertriebszulassung für eine Reihe neuartiger Aktien-ETFs erhalten. Unter den Produktinnova-tionen des Emissionshauses befindet sich mit dem „ETFS-E Fund MSCI China A GO UCITS ETF“ etwa der erste physisch hinterlegte UCITS ETF in Europa, der auf dem MSCI China A Index basiert. Der

ETF bildet den Verlauf des MSCI China A Index ab, indem die „A-Shares“ – also Aktien von Unternehmen, die auf dem

chinesischen Festland ansässig sind – aus dem Index physisch erworben werden. Darüber hinaus wurde

die hierzulande erhältliche ETF Securi-ties-Produktpalette auch um den „ US

Energy Infrastructure MLP GO UCITS ETF“ sowie den „ ROBO-STOX Glo-bal Robotics and Automation GO UCITS ETF“ erweitert. Letzterer er-

möglicht seinen Investoren Zugang zum weltweiten Robotik- und Automa-

tisierungssektor und stellt ebenfalls eine Europa-Premiere dar.

NEU AM MArKT

sTraFziNsEN. Üblicherweise entstehen Trends in den USA und schwappen dann allmählich auch auf Europa über. In diesem Fall jedoch scheint es genau umgekehrt zu sein: Während deutsche Banken ihren Großkunden bereits seit längerem Negativzinsen be-rechnen – beziehungsweise jene der Europäischen Zentralbank weitergeben –, waren ihre amerikanischen Pendants diesbezüglich eher zurückhaltend. Nun wird gemunkelt, dass man auch in den US-Banken darüber nachzudenken beginnt, vor allem Hedgefonds, die ihr überschüssiges Cash gerne auf Bankkonten „parken“, verstärkt zur Kassa zu bitten. Ärger scheint dabei insofern „vorprogrammiert“ zu sein, als dass die Fed, anders als die EZB, keine Negativzinsen er-hebt und die US-Banken die geplanten Strafzinsen für ihre Kunden einzig mit den momentan allgemein höheren Kosten argumentie-ren, wie das Wall Street Journal berichtet.

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Page 79: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

GELD ° Was ist das Besondere an CFDs ge-genüber anderen Investment-Instrumenten? GREGOR KUHN: CFDs erfahren einen derart großen Zuspruch, da sie im Gegensatz zu her-kömmlichen Derivaten sehr transparent sind. Dabei bildet ein CFD die Kursentwicklung des jeweiligen Basiswertes im Verhältnis 1:1 ab - vorausgesetzt der Broker o�eriert für die betre�ende Anlageklasse einen direkten Markt-zugang. Zeitwerte, implizite Volatilitäten oder andere sog. Griechen, wie man sie bspw. von Optionen her kennt, spielen beim CFD-Handel keine Rolle. Bei sekundenaktueller Preisstellung ist die Spekulation in beide Marktrichtungen möglich, und das ohne Laufzeitbegrenzung. Zudem ermöglicht der CFD-Handel ein sehr kapitale�zientes Trading, da das aufgewendete Nettokapital (Margin), in Relation zur bewegten Positionsgröße, sehr gering ist. Einfachheit und Transparenz des CFD-Handels erklären den Zu-lauf von Tradern gerade aus dem Segment des klassischen Derivatehandels.

Wie lassen sich CFDs als Hedging-Instrument einsetzen?Angenommen, ein Anleger möchte Direkti-nvestments in deutsche Blue Chips temporär gegen Abwärtsrisiken absichern. Sei es, weil der Markt zu schnell nach oben gelaufen ist, die geopolitischen Risiken überhand nehmen oder er einfach nur auf der sicheren Seite sein will. Da die größten DAX-Titel zusammengenommen nahezu eins zu eins mit dem deutschen Leitin-dex korrelieren, bieten sich für unseren Investor CFD-Short-Positionen auf den DAX an. Ob er das Volumen seines Exposure nun komplett oder nur teilweise hedged, ist ihm überlassen. Der mögliche Verlust im Aktiendepot wird nun jedenfalls über Gewinne aus der Short-Position ausgeglichen. Der Kapitalaufwand für den Han-del eines DAX-Kontraktes beläu� sich dabei auf

gerade mal 28,- Euro. Ebenso einfach können Investoren einzelne Aktien oder Währungsposi-tionen gegen Wechselkursrisiken über passende Gegenpositionen absichern.

Welche Investorengruppen sprechen Sie dabei primär an?Die fallen ganz unterschiedlich aus. Das zeigt aber, wie vielfältig die Hebelpapiere einsetzbar sind. Trader suchen die schnellen Erfolge und investieren recht aggressiv. In diesem Kontext wird bspw. auf eine bestimmte Nachrichtenlage, Konjunkturdaten oder charttechnische Signale spekuliert. In mittelfristigen Anlagehorizonten bewegen sich wiederum vor allem Trendfol-ger. Konservative Anleger hingegen bedienen sich der CFDs als Versicherung gegen fallende Kurse. Vor diesem Hintergrund schätzen auch Vermögensverwalter CFDs, die ihr Portfolio auf diese Weise schnell und vor allem kosten-günstig absichern können.

Was ist zu den Kosten zu sagen?Zwei Kostenträger sind zu berücksichtigen. Eine Kommission fällt nur für Aktien und ETFs an. Diese beträgt 10,- Euro �at pro Turn bis zu einem Volumen von 100.000,- Euro. Alle anderen An-lageklassen sind komplett kommissionsfrei handelbar. Da CFDs zu den Hebelprodukten gehören, gilt es zudem Finanzierungskosten zu beachten. Letztere fallen aber nur dann an, wenn Positionen über Nacht gehalten werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass alle Po-sitionen, die intraday eröffnet und wieder geschlossen werden, frei von Finanzierungs-kosten sind. Bei der Berechnung legt IG den einmonatigen Euribor zugrunde nebst eines 2,5-prozentigen Aufschlages. Für eine Position, die sich auf rund 10.000 Euro beläu�, würden damit pro Nacht aktuell rund 70 Cent an Finan-zierungsgebühren anfallen.

Welche Marktchan-cen sehen Sie für 2015?Q u a l i t äts a kt ien u nd i n d i e s e m Kontext vor allem Dividendent ite l dürften weiterhin gesucht werden. Die weltweit expan-sive Geldpolitik hat die Zinsen nahezu auf null gedrückt. Aufgrund des resultierenden Anlagenotstandes werden Privatanleger um diese Anlageklasse kaum he-rumkommen. Dies gilt übrigens auch für institutionelle Adressen. Allerdings gibt es auch eine Menge geopolitischer Risiken, die als po-tenzielle Belastungsfaktoren fungieren. Vor diesem Hintergrund wird der DAX zwar weiter zulegen können, dies gilt jedoch auch für die Volatilität: optimale Rahmenbedingungen für Trader. Weitere Chancen bieten auch die Forex-Märkte. Während die US-Konjunktur zusehends Fahrt aufnimmt und die Fed sich sukzessive von ihrer laxen Geldpolitik verabschiedet, stehen die Vorzeichen für die EU genau anders herum. Vor diesem Hintergrund ergeben sich Handels-opportunitäten besonders für den Euro/USD. Gegenüber dem Greenback dürfte der Euro weiter unter Druck bleiben.

www.ig.com/de

CFDs bilden die Kursentwicklung eines Basiswertes im Verhältnis 1:1 ab und ermöglichen so eine Spekulation auf steigende und fallende Märkte, und das ohne Laufzeitbegrenzung.

CFDs: Marktpartizipation mit Netz

Gregor Kuhn, IG Markets Head of Public Relations,

Im Gespräch mit Gregor Kuhn, IG Markets ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 79

PROFIL

Gregor Kuhn leitet bei IG Germany die Ressorts Public Re-

lations & Marktanalysen. Die IG Group gehört zu den glo-

bal führenden OTC-Handelshäusern und betreut in welt-

weit über 15 Niederlassungen mehr als 150.000 Privatan-

leger und institutionelle Investoren.

Page 80: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

profi tieren werden.“ D a Ä r z t e und Spitä-ler in den Vereinigten Staaten auf-grund von Strukturänderungen und Zusammenschlüssen aktuell einen großen Preisdruck auf ihre Liefe-ranten ausüben könnten, gelte es, so Mullen, beispielsweise auf Unternehmen zu setzen, die diesem „Buyer’s Market“ entweder durch ihre Größe und eigene Marktmacht oder durch Produkt innovationen Paroli bieten würden.

ZAHLENSPIEL

14MÄNNLICHES DEFIZIT. Männer sind wahre Vorsorgemuffel, zu diesem

Schluss kommt man spätestens, wenn man sich die jüngst veröffentlichten Zahlen der Vorarlber-ger Gebietskrankenkasse zu Gemüte führt. Wäh-rend im Jahr 2013 rund 40 Prozent der Frauen das Angebot zur kostenlosen Vorsorgeuntersu-chung in Vorarlberg nützten, wurde diese im sel-ben Zeitraum lediglich von 14 Prozent der Män-ner in Anspruch genommen. Die besorgniserre-gende Vermutung, dass besagter Prozentsatz aus dem westlichsten Bundesland Österreichs auch im restlichen Bundesgebiet ähnlich niedrig aus-fällt, ist wohl nahe liegend.

9PLUS. Das erste Halbjahr 2014 war für die österreichische Versicherungswirtschaft

ein erfolgreiches. Während die Prämieneinnah-men im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,89 Prozent auf 9,25 Milliarden Euro stiegen, kletterte das EGT der heimischen Assekuranzen sogar um rund neun Prozent in die Höhe und lag schlussendlich bei 1,1 Milliarden Euro. Laut einem im November veröffentlichten FMA-Bericht stammten dabei mehr als 55 Prozent aller Prä-mien aus den Sparten Schaden und Unfall. Auf Platz zwei folgen mit knapp 35 Prozent Anteil die Lebensversicherungen; Platz drei belegt – mit 9,4 Prozent schon weit abgeschlagen – die Spar-te Krankenversicherung.

STARKE WORTE ´´

„Wir werden eine ganze Reihe von

Maßnahmen sehen.““

Der Chef der europäi-

schen Versicherungs-

aufsicht Eiopa, Gabriel

Bernardino, ist davon

überzeugt, dass viele Ver-

sicherungskonzerne 2015 unter anderem mit-

tels Kapitalerhöhungen auf die bescheidenen

Ergebnisse der Versicherungen-Stresstests

reagieren werden müssen.

„Wenn die Niedrigzinsphase länger anhält, droht die Gefahr, dass wir japanische Verhältnisse

bekommen!““

Helmut Posch, Boss der

deutschen Continentale,

befürchtet, dass einzelne

Lebensversicherer ihre

Garantiezinsen nicht

mehr erfüllen werden können. In weiterer Folge

würden diese Gefahr laufen, wie ihre japa-

nischen Pendants Anfang des neuen Jahrtau-

sends, in die Pleite zu schlittern.

LEBENSVERSICHERUNG FÜR KINDER. Seit Kurzem bietet die

Helvetia Versicherung ein neues Versicherungsprodukt für Kinder an. Die Lebensver-sicherung „Bambino“ kann bereits ab der Geburt des Kindes und ab einer Mo-natsprämie von 25 Euro abgeschlossen werden. Die garantierte Mindestverzin-

sung für die gesamte Laufzeit beträgt 1,5 Prozent. Eine jährliche Gewinnbe-teiligung ist vorgesehen. Zuzahlungen, zum Beispiel Geburstagsgeld, sind jederzeit möglich. Entnahmen, wie beispielsweise für den Führer-schein, können ohne Abschlag bereits ab dem zweiten Jahr erfolgen. Die inkludierte Auszeit-vereinbarung ermöglicht außerdem, dass bei bestimmten Ereignissen die Prämienzahlung für einen bestimmten Zeitraum eingestellt wer-den kann, ohne dass der Vertrag aufgelöst wird. Besonders interessant: Sollte der Versorger, der Bambino für das Kind abgeschlossen hat, wäh-rend der Prämienzahldauer sterben, greift die Versorgerklausel. Sie garantiert, dass Helvetia die Prämienzahlung bis Ende der Vertrags dauer beziehungsweise bis zum 27. Lebensjahr des Kindes übernimmt.

NEU AM MARKT

VORSORGE-DESASTER. Rund 50 Millionen Amerikaner sind nach wie vor nicht krankenver-sichert. „Die eine Hälfte sind junge Menschen, die sich einfach nicht versichern wollen, die an-dere Hälfte gehört sozial schwachen Schichten an, die Unterstützung vom Staat benötigen“, kommentiert Mike Mullen, US-Analyst für den Lacuna - Adamant Global Healthcare Fonds. „Das komplette Gesundheitssystem in den USA ist einfach ineffi zient“, so der Investment-Exper-te weiter. Dies sei jedoch Fluch und Segen zugleich, zumindest für Anleger: „Als Investoren müssen wir uns auf die Probleme der Märkte fo-kussieren und analysieren, welche Unternehmen von den vorherrschenden Gegebenheiten

DER AMERIKANISCHE PATIENT

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VERSICHERUNGPanorama

80 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2014

Page 81: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

RAKETEN VERPUFFEN – Ihr Engagement für Tiere nicht!

WER BÖLLERT, QUÄLT TIERE!Geld verpuffen oder sinnvoll investieren? So unterhaltsam der Jahreswechsel für uns Menschen auch sein mag - für Tiere bedeutet Silvester Stress.

Der Lärm durch Knallkörper und Raketen ist für Haustiere und Wildtiere eine uner-trägliche Qual.

FUTTERBERG STATT FEUERWERKWarum also nicht Tierfutter statt Böller kaufen? Geld lässt sich in viel Sinnvolle-res investieren als in Knallkörper.

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Page 82: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe“, heißt es bei Wilhelm Busch.

Das kann auch freiweg auf das Ende des Be­rufslebens gemünzt werden, sprich auf die Rente. Laut einer Umfrage der Allianz aus dem heurigen März glauben 30 Prozent der Österreicher überhaupt nicht mehr an eine staatliche Pension, 75 Prozent rechnen mit Pensionskürzungen aus der ersten Säule. Unter den Versicherten herrscht also Ver­unsicherung, wozu letztlich das Pensions­konto Neu beigetragen hat, das jetzt bei­nahe ein Jahr alt ist. Hier kann man seine voraussichtliche Rentenhöhe ablesen, die bei vielen Menschen weit unter den Erwar­tungen ausfällt.

Private vorsorge nimmt zuWolfram Littich, Vorstandsvorsitzender

der Allianz Elementar Versicherungs­AG, kommentiert dazu: „Herr und Frau Öster­reicher sind sensibilisiert und reagieren auf die neuen Bedarfslagen, die sich auf Basis des demografischen Wandels ergeben. Eine steigende Nachfrage bei Lebensversiche­rungs­ und Vorsorgeprodukten lässt sich auch aus aktuellen Ergebnissen der Allianz in Österreich ableiten: In den ersten drei Quartalen 2014 konnten die Prämienein­nahmen in der Lebensversicherung gestei­gert werden. Diese legten von 285,5 Millio­nen Euro in den ersten neun Monaten 2013 um 2,6 Prozent auf 293 Millionen Euro zu.“ Peter Thirring, Vorstandsvorsitzender der Generali Gruppe Österreich, bestätigt: „Das geänderte Bewusstsein der Kunden hin­sichtlich der zu erwartenden Pension und dem daraus resultierenden Vorsorgebedarf ist deutlich spürbar. Vermehrt nachgefragt werden zum Beispiel klassische Lebensver­

sicherungen, fondsgebundene Produkte etc. Die Produktwahl ist neben dem Alter und der Risikofreude unter anderem auch vom frei verfügbaren Einkommen sowie der familiären, beruflichen und steuerlichen Situation abhängig.“ Franz Meingast, Vor­stand UNIQA Österreich, fügt hinzu: „Na­türlich hat das neue online Pensionskonto bei vielen unserer Kunden einen Aha­Effekt ausgelöst. Die private Pensionsvorsorge ist damit wieder mehr ins Bewusstsein gerückt und das haben wir auch bei den Abschlüs­sen gespürt. Wie ausschlaggebend das on­line Pensionskonto für die gute Nachfrage aber war, lässt sich schwer abschätzen.“

Der schock sitzt tiefTatsächlich kursieren wahre Horror­

meldungen zum Pensionskonto, zum Bei­spiel in diversen sozialen Foren. Bei Freibe­ruflern (nur sporadisch sozialversichert) und Menschen, die relativ wenig verdienen (v.a. sozialer Bereich, Kinderbetreuung), wird nicht selten eine voraussichtliche Pen­sionshöhe von rund 500 Euro errechnet. Die Betroffenen sind oft um die 40 Jahre alt. Es erscheint nun zweifelhaft, ob diese Lücke noch geschlossen werden kann, auch weil diese Personengruppen eben häufig über wenig Einkommen und Erspartes verfügen. Der UNIQA­Chef meint dazu: „Vor allem Menschen, die regelmäßig als Freiberufler arbeiten und die somit nur sporadisch ver­sichert sind, wird es härter treffen als jene, die über einen langen Zeitraum fix ange­stellt sind. Wer ohnehin über wenig Ein­kommen verfügt, wird es natürlich noch schwerer haben, Geld auf die Seite zu legen. Vor allem für diese Gruppe wird private Vorsorge ohne Konsumverzicht nicht funk­

tionieren. Denn es ist besser, wenig vorzu­sorgen als gar nicht. Leider melden sich viele Menschen, die davon ausgehen, dass sie sich sowieso keine private Pensionsvor­sorge leisten können, gar nicht bei uns.“ Ralph Müller, Vorstand der Wiener Städ­tischen, meint weiter: „Die Hälfte der Kun­dinnen und Kunden hat sich mit dem The­ma noch gar nicht beschäftigt – da gibt es ein hohes Defizit an Information. 70 Pro­zent sehen in ihrem Versicherungsberater die Hauptinformationsquelle. Deshalb ist es so wichtig, sich dem Thema zu stellen. Wir erwarten dadurch auch eine Belebung des Geschäftes in der Lebensversicherung, wo­bei dies im mehrjährigen Kontext zu sehen ist. Das Thema ist ob der gewaltigen Fall­zahlen nicht in zwei oder drei Monaten ab­zuarbeiten, sondern wird uns die nächsten Jahre beschäftigen.“

streitPunkt: automatismusBeschäftigen werden uns alle bis auf

weiteres auch die prinzipiellen Reformmög­lichkeiten des Pensionssystems. „Kein Schrecken, aber auch kein Ende“ – so fasst Pensionsexperte Bernd Marin den Status quo der österreichischen Pensionsreform­bemühungen bei einer Expertenveranstal­tung der HDI Lebensversicherung zusam­men. In keinem anderen Land der EU gibt cr

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Vorsorge ° Versicherungstrends

82 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

2014 erhielten die Österreicher einen detaillierten Einblick in ihre voraussichtliche Rentenhöhe. Das Resultat fiel bei vielen Menschen mehr als ernüchternd aus. Versicherungsgesellschaften profitieren nun von dem oft bitteren Realitsgewinn der Versicherungsnehmer. Harald Kolerus

Pensionskonto steigert Nachfrage

„In Österreich stammen ledig-lich 3,5 Prozent der Pensionen

aus privater Vorsorge.“

Michael Miskarik, HDI LV

Page 83: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

es laut Marin einen so langen Zeitraum der „bezahlten Nichtarbeit“ wie in Österreich und in keinem anderen Land ließe sich die Politik so viel Zeit mit der Angleichung des Pensionsantrittsalters von Männern und Frauen. „Und damit hätten wir auch die zwei wichtigsten Gründe für das österrei­chische Pensionsdilemma: 1. zu wenig Er­werbstätigkeit und 2. die Langlebigkeit“, so Marin. Der Experte spricht sich daher auch ausdrücklich für einen Pensions­Automa­tismus aus, der sich an der ständig stei­genden Lebenserwartung orientiert. „Eine Indexierung ist ein wichtiger Bestandteil vieler Verträge. Warum nicht in der Pen­sionsversicherung?“ Nicht nur die EU ver­lange eine entsprechende Anpassung in den Pensionssystemen, auch ein Großteil der OECD­Länder habe seit vielen Jahren eine entsprechende Klausel in den staatlichen Vorsorgemodellen integriert – nur Öster­reich nicht. Es geht auch anders, wie vor allem Schweden vorzeigt. Weltweit wird das schwedische Pensionsmodell als Vorbild angesehen und kopiert. Es beruht auf Bei­tragskonten über Umlageverfahren. Grund­prinzip ist, dass auf einem Konto die Beiträ­ge eingezahlt und dann real verzinst wer­den. Der Zeitpunkt des Pensionsantritts bleibt jedem selbst überlassen, Richtwerte sind frühestens das 61., spätestens das 80. Lebensjahr. Länger arbeiten zahlt sich hier laut Marin – anders als in Österreich – aus. Die Pensionen in Schweden stellen etwa 50 bis 60 Prozent des Erwerbseinkommens, hinzu kommen Betriebspensionen und Pri­vatvorsorge. Während die Schweden die private Vorsorge bereits fest in ihr Pensions­system integriert haben, kommen in Öster­reich erst magere 3,5 Prozent der Pensions­

einkommen aus privater Vorsorge. Dieser Wert entspricht etwa einem Drittel des Pri­vat­Pensions­Anteils in Schweden, Däne­mark und Großbritannien. In der Schweiz liegt der Wert sogar beim Vierfachen. Mi­chael Miskarik, Niederlassungsleiter der HDI Lebensversicherung AG in Österreich, sieht hierzulande daher eine eindeutige Be­darfssituation für die private Vorsorge – vor allem bei der jüngeren Generation. „Private Vorsorge führt in Österreich noch ein Schat­tendasein“, so der Experte.

Wohin mit Dem kaPital?Manche Menschen stehen vor einem

ganz anderen „Problem“, wenn sie sich ihre private Altersvorsorge als Einmalerlag aus­zahlen lassen. Viele werden diese mitunter beträchtliche Summe „genießen“ (konsu­mieren, verschenken, vererben). Was ist aber denjenigen zu raten, die dieses Geld bei Versicherungen weiter veranlagen

möchten? Dabei ist festzuhalten, dass auf­grund der heurigen „Gesetzesreparatur“ über 50­Jährige wieder Einmalerläge mit zehnjähriger Laufzeit und vier Prozent Ver­sicherungssteuer abschließen können. Thir­ring von der Generali meint dazu. „Die Ver­anlagung eines Einmalbetrages wird ab einem Abschlussalter von 50 Jahren bei ei­ner Mindestdauer von zehn Jahren mit dem normalen Versicherungssteuersatz von vier Prozent belegt. Damit ist gerade hier ein Anreiz geschaffen worden, dieses Kapital der Pensionsvorsorge zu widmen. Sehr häu­fig nutzen unsere Kunden die Möglichkeit einer Pensionsversicherung mit sofort be­ginnender Pensionszahlung.“ Die Vertrags­gestaltung ist hierbei laut dem Experten sehr flexibel und kann auf die familiäre Si­tuation zum Abschlusszeitpunkt abge­stimmt werden. „Neben einer lebenslangen steht auch eine zeitlich begrenzte Pensions­zahlung zur Auswahl. Diese Basisvariante

Versicherungstrends ° Vorsorge

DEZEMbEr 2014 – GELD-MAGAZIN ° 83

„Bei Pflege, Be-rufsunfähigkeit und Pensions-lücke herrscht

noch Nachhol-bedarf.“

Peter Thirring, Generali

„Das Pensions-konto lässt eine

Belebung bei Lebensversi-cherungen erwarten.“

Ralph Müller, Wiener Städtische

siempre fiesta! Spanier leben innerhalb der EU am längsten

LEbENsErwArtuNG IM Eu-vErGLEIch

Quelle: WKO

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Spanien

Italien

Frankreich

Schweden

EU (15)

Luxemburg

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Niederlande

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Österreich

Großbritannien

81,5

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81,2

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81,1

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bei derGeburt inJahren

Page 84: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

84 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

kann mit einem Pensionsübergang auf den Partner, eine Kapitalrückgewähr im Able­bensfall oder eine im Vorhinein definierte Garantiezeit individuell ausgestattet wer­den“, so Littich. UNIQA­Vorstand Meingast berichtet aus seinen praktischen Erfah­rungen wie folgt: „Der Großteil unserer Kunden lässt sich das Kapital, das in einer klassischen Lebensversicherung angespart wurde, am Ende der Laufzeit auf einmal auszahlen. Nur zwischen fünf und zehn Prozent der Versicherten entscheiden sich für eine lebenslange Rente. Hier sind wir ge­rade dabei, mehr Bewusstsein für das The­ma des biometrischen Risikos der Lang­lebigkeit zu schaffen, indem wir immer wie­der darauf hinweisen. Wir raten in diesem Fall ganz klar zu einem Rententarif, mit dem wir unseren Kunden eine monatliche lebenslang garantierte Pension zusichern können.“

Wie hoch ist Die renDite?Letztlich gilt es noch folgende, immer

wieder aufkeimende bange Frage von Kun­denseite abzuklären: Wie können Lebens­versicherungen noch attraktive Renditen abwerfen? Denn das Zinsumfeld ist be­kanntlich äußerst ungünstig und wird es bis auf absehbare Zeit wohl auch bleiben. Dazu kommen Verwaltungskosten der Anbieter und als Spezifikum die Versicherungs steuer. Wie können Lebensversicherer nun agie­ren, auch angesichts der Tatsache, dass der Weg zu renditeträchtigeren Anlageformen (Aktien beispielsweise) limitiert ist? Dazu Allianz­Vorstand Littich: „Wir veranlagen nach wie vor den Großteil in Staatsanleihen mit einer bekanntlich derzeit relativ gerin­gen Verzinsung. Verstärkt werden Unter­nehmensanleihen gekauft. Auch die Chan­cen in den Emerging Markets werden ge­nützt. Nach der Reduktion der Aktienquote wird dieses Segment in kleinerem Umfang wieder ausgebaut und alternative Investi­tionen werden vorgenommen. Zu nennen sind vor allem Infrastrukturinvestitionen.“ Die Allianz ist zum Beispiel am norwe­gischen und am tschechischen Gasleitungs­netz und an Windparks beteiligt. Thirring antwortet wie folgt: „Die Generali steht wei­

terhin zur klassischen Lebensversicherung und auch zum Garantiezins. Mit einer Ge­samtverzinsung von derzeit 3,4 Prozent bie­tet die Generali ein sehr attraktives Ange­bot.“ Allerdings merkt auch Littich, dass die Kunden vermehrt nach zusätzlichen Er­trags chancen suchen: „Für diese Gruppe ist der Generali LifePlan, ein Hybrid­Produkt, das die Sicherheit einer klassischen Lebens­versicherung mit den Ertragschancen einer Fondsveranlagung verbindet, die passende Alternative. Der Generali LifePlan wird im­mer stärker nachgefragt.“ Bei der UNIQA führt Meingast folgenden Gedanken ins Treffen: „In der Lebensversicherung stehen nicht hohe Renditen im Vordergrund, son­dern Sicherheit, Verlässlichkeit, finanzielle Absicherung von Schicksalsschlägen und die garantierte lebenslange Rente. Dem

Niedrigzinsumfeld muss Rechnung getra­gen werden durch ein schlanke und faire Kostenstruktur.“ Damit ist eine Verteilung der Kosten über die gesamte Laufzeit und eine „mitatmende“ Kostenstruktur, die je nach erzielter Rendite höher oder niedriger ausfällt, gemeint. „Der einheitliche De­ckungsstock sichert einen Ausgleich im Kollektiv und über die Zeit“, so Meingast weiter. Ähnlich argumentiert auch Müller von der Wiener Städtischen: „Gerade Le­bensversicherungen – mit der ihnen imma­nenten längeren Laufzeit – sind im Beson­deren dazu geeignet, die gegenwärtige Nied­rigzinsphase zu überdauern. Das liegt vor allem an dem unterschiedlichen steuer­lichen Regelungsregime im Vergleich zu KESt­pflichtigen Produkten.“ Die 25­pro­zentige KESt wird ja bekanntlich ganz am Ende und vom Ertrag in Abzug gebracht (und schwankt daher der Höhe nach), wäh­

rend die vierprozentige Versicherungs­steuer bereits zu Beginn von der Prämie ab­gezogen wird. Aufgrund des unterschied­lichen Zeitpunktes (und Höhe), in dem die Steuer schlagend wird, sind laut Müller Ver­sicherungsprodukte bereits von ihren steuer lichen Rahmenbedingungen besser für lange Laufzeiten konzipiert. Der Exper­te führt weiter aus: „Einhellige Expertenan­sicht ist nunmehr, dass man dem aktuellen, sehr bescheidenen Zinsniveau nur dann ,entgehen‘ kann, wenn man sich für Lauf­zeiten entscheidet, die für Lebensversiche­rungen geradezu typisch sind. Mit einer Le­bensversicherung ist man in der gegenwär­tigen Situation daher besser aufgehoben als mit einem Produkt, das der 25­prozentigen KESt unterliegt.“

Weitere trenDsDie Recherche des GELD­Magazins in

der heimischen Versicherungsbranche brachte auch zum Vorschein, dass die Asse­kuranzen im Bereich Vorsorge nach wie vor großes Wachstumspotenzial sehen; pro­duktseitig stehen hauptsächlich Sicherheit, Flexibilität und Bedarfsdeckung im Mittel­punkt. Thirring fasst zusammen: „Das The­ma Vorsorge wird uns auch im kommenden Jahr permanent begleiten. Einhergehend mit der steigenden Lebenserwartung sehen wir bei der österreichischen Bevölkerung Handlungsbedarf im Bereich der Pensions­, Pflege­, Gesundheits­ und Berufsunfähig­keitsvorsorge. Mit dem Zugang zum Pen­sionskonto ist vielen Menschen – mögli­cherweise erstmals – bewusst, wie wichtig die 2. und 3. Säule, also die betriebliche und die private Pensionsvorsorge, ist.“ Weiters sieht er und andere Experten vor allem auch für die Bereiche Pflege und Berufsunfähig­keit Nachholbedarf in der Alpenrepublik. cr

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Vorsorge ° Versicherungstrends

„Sicherheit, Fle-xibilität und Be-darfsdeckung

stehen pro-duktseitig im Mittelpunkt.“

Wolfram Littich, Allianz

„Bei der Lebens-versicherung

stehen Sicher-heit und Ver-

lässlichkeit im Vordergrund.“

Franz Meingast, UNIQA

Page 85: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

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Oliver Brüß, Sprecher des Vorstandes der Dialog Lebensversicherung

Im Gespräch mit Oliver Brüß, Dialog Lebensversicherung ° GELDANLAGE

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 85

GELD ° Wie hat sich 2014 für die Dialog ent-wickelt, welche Trends waren beherrschend? OLIVER BRÜSS: Für uns hat sich der österrei-chische Markt sehr zufriedenstellend entwickelt. Noch ist das Jahr nicht ganz vorbei, die Dialog Lebensversicherung wird bei den Prämienein-nahmen aber voraussichtlich ein Plus von rund zwölf Prozent verzeichnen. Wir werden mit so einem Ergebnis wahrscheinlich weit über dem Branchendurchschnitt liegen und konnten auch Marktanteile hinzugewinnen. Bei Ablebens-versicherungen haben wir in Österreich bereits einen Marktanteil von rund 30 Prozent erreicht, das ist beachtlich: In Deutschland sind wir mit acht Prozent Marktanteil in diesem Bereich be-reits führend. Besonders positiv entwickelte sich der Bereich der Berufs- und Erwerbsunfä-higkeitsversicherungen: Hier sehen wir einen Zuwachs um 30 Prozent im Vergleich zu 2013.

Wie erklären Sie diese Steigerungsraten?Durch Maßnahmen des Gesetzgebers traten bereits Anfang 2014 bei der Berufsunfähig-keits- und Invaliditätspension Änderungen in Kra�. Das Motto lautet dabei kurz zusam-men gefasst: Rehabilitation vor Pension. Das bedeutet, ein Pensionsanspruch soll nur dann bestehen, wenn Versicherte nicht medizinisch oder beru�ich rehabilitiert werden können. Das ist prinzipiell ein löblicher Gedanke, führt aber in der Praxis eben auch dazu, dass man nicht mehr automatisch eine Berufsunfähigkeits- und Invaliditätspension erhält (gilt für Menschen, die ab dem 1.1.1964 geboren sind, Anm.). Je-denfalls bewirkt die Gesetzesänderung, dass unter den Kunden mehr Bedarf nach entspre-chenden privaten Versicherungsprodukten besteht. Als Spezialversicherer für biometrische Risiken profitieren wir zweifellos von dieser verstärkten Nachfrage. Natürlich �iegt uns der Erfolg dabei nicht von selbst zu: Information

ist bei komplexen Produkten wie Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherungen besonders wichtig.

Das Bewusstsein für BU-Versicherungen könnte in Österreich etwas stärker ausgeprägt sein? Das stimmt, denn das Risiko der BU kann jeden Menschen jederzeit tre�en. Wobei die durch-schnittliche staatliche BU-Pension bei Männern knapp 1050 Euro beträgt; Frauen kommen auf rund 850 Euro. Die Lücke zum gewohnten Einkommen kann also durchaus existenzbe-drohend ausfallen und sollte durch private Versicherungen geschlossen werden! Deshalb stehen wir auch in engem Kontakt mit unseren Beratern, die wieder ihre Kunden über die er-heblichen Risiken aufzuklären versuchen.

Was wird im neuen Jahr auf die Versicherungs-branche zukommen? Auch für 2015 sind wir sehr positiv gestimmt, wobei sich einiges an den Rahmenbedingungen ändern wird. Denken Sie nur daran, dass der Garantiezinssatz von 1,75 auf 1,5 Prozent ge-senkt werden wird. Dadurch müssen in der Branche verschiedenste Produkte neu kalku-liert werden. Das wird auch in einem gewissen Ausmaß zu neuem Wettbewerb führen, was es vor allem im ersten Quartal 2015 zu beobach-ten gilt.

Welche Neuerungen plant die Dialog? Im Bereich der Ablebensversicherungs-Pro-dukte wird es sozusagen zu keiner großen Revolution kommen. Wir sind hier bereits sehr breit und tief aufgestellt. Wir bieten viel Flexi-bilität und der Berater kann entsprechend den individuellen Bedürfnissen seiner Kunden un-ter 21 verschiedenen Tarifvarianten wählen. Die Produkte haben wir so kalkuliert, dass auch nach Herabsetzung des Höchstrechnungszinses

sich das Preis-Leistungs-Verhältnis auf keinen Fall verschlechtern wird. Mehr wird sich im Bereich der Berufs- und Erwerbsunfähigkeit verändern. Wir erweitern unser Angebot von bisher fünf auf acht Berufsgruppen – das sorgt für mehr Diversi�zierung. Kurz zur Erklärung: Die Berufsgruppen entsprechen Risikoklassen. Nach bisheriger Einteilung: In Klasse 1 besteht ein relativ geringes Risiko, berufs- oder er-werbsunfähig zu werden. Darunter fallen zum Beispiel Personen in leitenden Positionen. Das Risiko steigt bis zur Gruppe 5, in die etwa Hand-werker und Personen fallen, die einer starken körperlichen Belastung ausgesetzt sind. Das Problem dabei ist, dass diese Menschen in der Praxis kaum mit einer BU-Versicherung ge-schützt werden können, weil sie aufgrund des höheren Risikos hohe Prämien zahlen müssten. Dabei zählen gerade diese Berufsgruppen nicht zu den Großverdienern. Einen Ausweg bietet in diesen Fällen die erwähnte Erwerbsunfä-higkeitsversicherung, die günstiger kommt als eine BU-Versicherung. So wird Absicherung für praktisch alle erschwinglich.

Gefahren wie Berufsunfähigkeit oder Invalidität werden von vielen Menschen gerne von sich weggeschoben. Doch Oliver Brüß,Vorstandssprecher der Dialog Lebensversicherungs AG, beobachtet hier aber einen gewissen Wandel. Sein Haus pro�tiert vom Trend zur Absicherung biometrischer Risiken. Harald Kolerus

Das Risikobewusstsein wächst

Page 86: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

Portfolios am Prüfstand

86 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

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Fondsgebundene Lebensversicherungen ° Listing

Performance fondsgebundene LebensversicherungenAnbieter Portfolio VermögensAufteilung 2011 2012 2013 1.1.-28.11. Ø seit stArt (P.A.) Allianz Elementar Lebensversicherung AG Dachfonds:1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Allianz Invest Defensiv 100 % Renten 0,1 % 11,6 % 2,0 % 8,2 % 5,0 %Tel.: +43 1/878 07-0 Allianz Invest Konservativ 75 % Renten / 25 % Aktien -3,9 % 11,6 % 5,6 % 10,0 % 4,9 %Fax: +43 1/878 07-2830 Allianz Invest Klassisch 50 % Renten / 50 % Aktien -7,4 % 10,8 % 10,1 % 9,6 % 4,1 %www.allianz.at Allianz Invest Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien -11,1 % 9,8 % 12,3 % 12,8 % 3,0 % Allianz Invest Progressiv 100 % Aktien -14,9 % 9,0 % 16,1 % 13,9 % -1,0 % Allianz Invest Portfolio Blue vermögensverwaltend – – 5,2 % 9,4 % 2,5 % Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds 100 % Renten 2,3 % 9,9 % 0,1 % 7,5 % 5,3 % Allianz Invest Rentenfonds 100 % Renten -0,4 % 13,5 % 4,0 % 11,9 % 5,6 % Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds 100 % Renten -2,8 % 15,9 % 0,4 % 5,4 % 6,6 % Allianz Invest Osteuropafonds 100 % Aktien -26,2 % 15,4 % -9,0 % -5,9 % 2,5 % Allianz Invest Aktienfonds 100 % Aktien -20,9 % 16,9 % 19,8 % 6,4 % 3,2 % Allianz PIMCO Corporate 100 % Renten 2,4 % 12,6 % -4,7 % 17,5 % 3,3 % Allianz PIMCO Mortgage 100 % Renten 8,9 % 2,7 % -3,2 % 5,9 % 4,9 % Allianz Invest Austria Plus 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04) -33,2 % 20,9 % 8,9 % -6,6 % 5,8 %

FinanceLife Lebensversicherung AG FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen1029 Wien, Untere Donaustraße 21 I Hohe Sicherheit 100 % Renten 4,6 % 8,6 % 0,3 % 5,2 % 4,8 % (02.01.96)Service-Telefon: 0810/200 541 II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,7 % 3,8 % 7,7 % 5,5 % (02.01.96)Fax: +43 1/214 54 01/3780 III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien -4,9 % 7,6 % 2,8 % 8,9 % 5,9 % (02.01.96)E-Mail: [email protected] IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien -8,6 % 9,6 % 8,5 % 9,7 % 6,3 % (02.01.96) www.financelife.com FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten 3,5 % 4,0 % -0,7 % 4,1 % 3,3 % (01.04.99) II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -3,3 % 7,2 % -1,4 % 7,8 % 3,3 % (31.10.97) III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien -9,4 % 8,8 % 3,5 % 10,1 % 2,6 % (31.10.97) IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien -15,3 % 10,0 % 7,0 % 12,0 % 1,3 % (01.04.99) FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 4,8 % 11,4 % 1,5 % 7,0 % 4,7 % (01.01.00) II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 3,3 % 13,7 % 4,8 % 8,0 % 3,6 % (01.01.00) III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien -1,6 % 13,5 % 9,5 % 10,7 % 1,7 % (01.01.00) IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien -6,1 % 13,4 % 15,2 % 13,4 % -0,3 % (01.01.00) FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 4,1 % 8,2 % 0,0 % 6,0 % 4,2 % (01.09.95) II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,0 % 7,3 % 1,6 % 9,6 % 4,7 % (01.09.95) III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien -3,4 % 7,2 % 3,4 % 9,9 % 4,4 % (01.09.95) IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien -7,9 % 9,1 % 8,1 % 10,3 % 4,2 % (01.09.95)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG Aktienanteil Kurs 31.12.11 Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 28.11.14

1011 Wien, Landskrongasse 1–3Tel.: +43 1/534 01-0 Sicherheitsklasse ca. 25 % 14,04 € 15,13 € 15,75 € 16,66 €Fax: +43 1/534 01-4113 Balanceklasse ca. 50 % 12,16 € 13,50 € 14,62 € 15,83 €www.generali.at Dynamikklasse ca. 75 % 10,28 € 11,77 € 13,25 € 14,68 € Aktivklasse ca. 100 % 6,65 € 7,81 € 9,05 € 10,24 €

A 25 ca. 25 % 9,58 € 10,32 € 10,74 € 11,36 € A 50 ca. 50 % 7,70 € 8,56 € 9,27 € 10,03 € A 75 ca. 75 % 6,41 € 7,33 € 8,25 € 9,15 € A 100 ca. 100 % 5,00 € 5,87 € 6,80 € 7,69 €

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Portfolio VermögensAufteilung 2011 2012 2013 1.1.-30.11 . Ø seit stArt (P.A.)Vienna Insurance Group UNITED FUNDS OF SUCCESS1010 Wien, Schottenring 30Hotline: 050 350 351 WSTV ESPA Traditionell 2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds -4,1 % 7,7 % 5,7 % 8,0 % 4,2 % (15.07.03)www.ufos.at WSTV ESPA Dynamisch 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds -9,2 % 8,1 % 10,4 % 8,5 % 3,8 % (15.07.03) WSTV ESPA Progressiv 100 % Aktienfonds -11,8 % 10,7 % 11,1 % 12,4 % 4,5 % (15.07.03) RT Active Global Trend – -13,4 % 4,8 % 14,1 % 6,3 % 1,4 % (17.01.00) RT Panorama Fonds – – – 8,6 % 9,3 % 7,3 % (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

Page 87: GELD-Magazin, Dez. 2014 / Jän. 2015

ASSET BACKED SECURITIES (ABS) WISSEN

DEZEMBER 2014 – GELD-MAGAZIN ° 87

Als die Europäische Zentralbank (EZB) den Kauf von Asset Backed Securities

(ABS) ankündigte, mögen viele entsetzt ge-wesen sein. Waren doch genau das die teuf-lischen Instrumente, mit denen das Platzen der Kreditblase in Amerika und die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 provoziert wurde. Weil diese Papiere völlig intransparent sind, stellte sich im Zuge der Krise 2008 zu spät heraus, dass die den Papieren zugrunde liegenden For-derungen, meistens Hypothekenkredite, entweder kaum noch oder sogar gar nicht mehr werthaltig waren.

Die nun zur Diskussion stehenden ABS-Strukturen sollen aber nicht auf den Markt kommen, um von Anlegern gekauft zu wer-den. Vielmehr will sie die EZB aufkaufen, um die Bankbilanzen zu entlasten. Mario Draghi ist nämlich wild entschlossen, das seit seinem im Sommer 2012 gegebene Ver-sprechen, alles zum Erhalt des Euro zu tun, auch tatsächlich einzulösen. Aber die Zins-pfeile sind alle verschossen, die Geldschleu-sen geöffnet – und trotzdem kommt Euro-pas Wirtschaft einfach nicht in Schwung. Im Gegenteil: jetzt droht sogar der Kon-junkturlokomotive Deutschland Dampf ab-zulassen.

ASSET BACKED SECURITIES ALS KREDITDERIVATEDie ABS als „forderungsbesicherte

Wertpapiere“ gehören zur Kategorie der Kreditderivate. Dabei werden Forderungen (zum Beispiel Hypotheken- oder Konsu-mentenkredite), die Banken oder andere große Kapitalsammelstellen in ihren Bü-chern stehen haben, gebündelt und als Wertpapier weiterverkauft. Dadurch entlas-ten die Banken ihre Bilanzen. Der Fantasie

der Emittenten sind dabei keine Grenzen gesetzt. Sogar Studentenkredite, Autokre-dite, Konsumentenkredite, Firmenkredite oder Kreditkartenforderungen werden zu-sammengefasst und am Markt verkauft.

Aber kaum jemand wird wissen, dass die in Österreich seit Jahrzehnten äußerst beliebten Pfandbriefe, Inbegriff der Sicher-heit und in jedem mündelsicheren Portfo-lio von Banken, Versicherungen oder Pen-sionskassen enthalten, geradezu Paradebei-spiele für ABS-Papiere sind. Denn die mit grundbuchbesicherten Immobilien oder Krediten an die öffentliche Hand gedeckten Papiere, im Fachjargon Covered Bonds ge-nannt, sind noch nie ausgefallen.

Unterteilt werden die Papiere in ver-schiedene Tranchen, je nach Bonität der zu-grunde liegenden Portfolios. Der größte Teil, üblicherweise mit der Bestnote AAA bis hin zu AA- bewertete Forderungen, fin-det sich im Schnitt mit knapp der Hälfte der Emission in der sogenannten Senior Tran-che. Hier ist die Ausfallwahrscheinlichkeit am geringsten. Zweitbeste Tranche ist die Mezzanine-Tranche, gefolgt von der Junior-Tranche und dem First Loss-Anteil. Zinsen werden dabei nach dem Wasserfallprinzip gezahlt, also von oben (Senior) nach unten (First Loss). Bei Verlusten ist es umgekehrt.

SOGAR DAVID BOWIE VERKAUFTE EIGENE ABSSogar der britische Popstar David Bo-

wie hat einst eigene ABS kreiert, als er im Jahr 1997 die zukünftigen Erlöse aus dem Verkauf einiger seiner älteren Tonträger, also sein geistiges Eigentum, verbrieft hat. Der Bowie-ABS mit einer Laufzeit von zehn Jahren war mit einem Zins von 7,9 Prozent ausgestattet. Bowie veröffentlichte bis 2006

zahlreiche Alben und war ausgiebig auf Konzerttournee. Nach zehn Jahren gingen die Rechte wieder an den Künstler zurück. Gekauft hatte das Papier übrigens der bri-tische Versicherer Prudential.

ERFOLG DER EZB-KÄUFE MEHR ALS FRAGLICH Draghis Vorstellung ist, dass die Geld-

häuser via ABS Kreditportfolios an die EZB verkaufen und wieder frische Kredite verge-ben können, mit denen dann die europäi-sche Wirtschaft angekurbelt und deflato-rischen Tendenzen entgegengewirkt wird. Ob der Plan aufgeht, wird von Fachleuten bezweifelt. Denn Interesse haben die No-tenbanker nur an den Senior-Tranchen, an Mezzanine-Tranchen nur bei zusätzlichen Staatsgarantien. Während Deutschland und Frankreich dies übrigens abgelehnt haben, will Italien darüber nachdenken. Sogar ei-gene komplexe Qualitätsstandards werden definiert, sogenannte HQS (High Quality Standards). Aber die Überlegungen könnten sich erübrigen. Denn die qualitativ guten Covered Bonds wollen sich die Banken all-zu gern in der eigenen Bilanz behalten.

Heftige Kritik gibt es auch an der Vorge-hensweise der Notenbanker. Denn die EZB wird ihre Markttransaktionen über Dritt-banken abwickeln. Die Notenbank gibt of-fen zu, dass sie selber keine Kapazitäten hat, um diese Geschäfte abzuwickeln. Der Stutt-garter Bankenprofessor Hans-Peter Burghof sieht daher Interessenskonflikte.

Denn ausgerechnet die amerikanische Anlagefirma Blackrock, einer der ganz großen ABS-Spieler auf dem Markt, fun-giert als Berater. So soll Blackrock selbst noch ABS-Bestände halten, die seinerzeit günstig aufgekauft wurden.

Mit der Ankündigung, Asset Backed Securities (ABS) kaufen zu wollen, löste die Europäische Zentralbank he� ige Diskussionen aus. Denn diese Art von Wertpapieren ist übel beleumundet. Hat sie doch die große Finanzkrise verursacht. Doch auch die beliebten und als mündelsicher bekannten Pfandbriefe gehören dazu. Wolfgang Freisleben

Heilsbringer oder tickende Zeitbomben?

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Die Fronten rund um die lange ange­kündigte und heiß diskutierte Steuer­

reform sind verhärtet: Mit der „Millionärs­steuer“ der SPÖ will sich die ÖVP beim bes­ten Willen nicht anfreunden; die von den Konservativen favorisierte Erhöhung der Mehrwertsteuer will wiederum den roten Genossen nicht so recht schmecken. Es wird also noch viel verhandelt und gefeilscht werden müssen, eine Steuerreform und nicht nur ein „Reförmchen“ sollte unterm Strich allerdings doch rauskommen – sonst scheint das Ende der rot­schwarzen Koali­tionsregierung besiegelt.

nebeneffekt: Schwarzarbeit Abgesehen von diesen politischen Un­

tiefen wird eine Entlastung der Steuerzahler und vor allem eine Änderung beim sehr ho­hen Einstiegssteuersatz (36,5 Prozent ab einem Jahreseinkommen, das 11.000 Euro überschreitet) von praktisch allen Experten als überaus sinnvoll angesehen. Denn unter 11.000 Euro bezahlt man überhaupt keine Lohn­ bzw. Einkommensteuer; der „Sprung“ in der ersten Steuerstufe fällt also sehr hoch aus, was nicht gerade leistungsfördernd wirkt und wohl auch so manchen dazu ani­miert, sich ein kleines, unversteuertes „Kör­berlgeld“ durch Schwarzarbeit zu verdie­nen. Eine Steuerreform, die hier ansetzt, wäre also begrüßenswert und wird auch nach Ansicht von Peter Bartos von BDO Österreich wahrscheinlich verwirklicht werden. Der Experte des internationalen Netzwerks von Wirtschaftsprüfungs­ und Steuerberatungsgesellschaften weiß natür­lich auch nicht, wie die Neuerungen ausse­hen werden, hat aber einen Tipp parat: „Es wäre vielleicht ratsam, die Einnahmen für

2014 etwas zu reduzieren, wenn das mög­lich ist. Zum Beispiel könnten Selbststän­dige eine Honorarnote nicht Ende 2014, sondern erst 2015 stellen.“ So würde also das Geld erst 2015 aufs eigene Konto flie­ßen, womit man möglichweise – nach er­folgter Steuerreform – in einer güns tigeren Steuerklasse unterkommt als 2014. Bartos fügt hinzu, dass es sich hierbei natürlich um eine gewisse Spekulation auf zukünftige Entwicklungen handelt, da ja der Ausgang der Steuerreform noch nicht sicher ist. Wenn man es sich leisten kann, schadet es aber auch nicht, die eine oder andere Hono­rarnote später zu stellen – oder der gleichen Logik folgend auch Anschaffungen in 2014 vorzuverlegen, die ursprünglich für 2015 geplant waren. „Es bleibt abzuwarten, ob bzw. wie der Gesetzgeber eine längst fällige Tarifreform umsetzt. Bis dahin bleibt nichts anderes übrig, als jede abzugsfähige Ausga­be steuermindernd anzusetzen. Das gilt längst nicht mehr nur für ,Großverdiener‘, sondern praktisch für jeden Steuer zahler.“

VorSicht bei GewinnfreibetraGAbgesehen von einem möglicherweise

„großen Wurf “ der Steuerreform sind be­reits heute Änderungen in Steuerrecht und ­Praxis für 2015 bereits bekannt. Stichwort: Gewinnfreibetrag. Auch heuer empfiehlt sich wieder die Steuerbelastung zu reduzie­ren, indem man den sogenannten Gewinn­freibetrag geltend macht. Einzelunterneh­men und Personengesellschaften können für Gewinne bis zu 30.000 Euro den soge­nannten Grundfreibetrag in Höhe von 13 Prozent und zusätzlich für den 30.000 Euro übersteigenden Gewinn einen Gewinnfrei­betrag – ebenfalls beginnend mit 13 Prozent

– geltend machen. Die Höhe des Gewinn­freibetrages ist für Besserverdiener übri­gens eingeschliffen, der maximale Gewinn­freibetrag beträgt 45.350 Euro. Vorausset­zung für die Geltendmachung des Gewinn­freibetrages sind Inves titionen in begünsti­gte Wirtschaftsgüter. Begünstigte Wirt­schaftsgüter sind (nicht gebrauchte) kör­perliche Wirtschaftsgüter (wie zum Beispiel Büro­ oder EDV­Ausstattung) oder Wohn­bauanleihen. Die Behaltefrist dieser Wirt­schaftsgüter beträgt vier Jahre. Zu beachten ist, dass nach der zuvor geplanten gänz­lichen Abschaffung der Investition in Wert­papiere nun ein Kompromiss dahingehend gefunden wurde, dass zumindest noch Wohnbauanleihen zur Geltendmachung des Freibetrages führen. Casandra Her­mann, Geschäftsführerin der taxservices Steuerberatungs­ & Unternehmensbera­tungsgesmbH, hat in diesem Zusammen­hang einige Ratschläge parat: „Sollte Sie beim Kauf von Wohnbauanleihen die in der Regel geringe Rendite abschrecken, ist zu beachten, dass diese im Normalfall steuer­frei ist. Lediglich während der Behaltefrist von vier Jahren wird KESt abgezogen. Da­nach sollten Sie die Bank informieren, dass diese wieder in das Privatvermögen über­führt wurden, um den KESt­Abzug zu ver­meiden.“ Die Geltendmachung des Ge­ cr

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service ° Steuertipps

88 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2014

Eine Steuerreform steht für 2015 im Raum – ihre Sinnhaftigkeit und die Entlastung der Erwerbstätigen steht dabei außer Frage. Über die Details wird aber noch heftig gestritten. Schon heute können Sie aber einige wichtige Ratschläge berücksichtigen, um nicht zuviel an den Finanzminister abzuliefern. Harald Kolerus

Dem Fiskus keinen Euro schenken

„Der Gewinn­freibetrag

bringt erheb­liche Steuer­

ersparnis.“Casandra Hermann,

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winnfreibetrages bringt laut der Expertin eine nennenswerte Steuerersparnis mit sich – das heißt, es lohnt sich mitunter sogar, über eine Fremdfinanzierung nachzuden­ken und die angeschafften Wertpapiere als Sicherstellung zur Verfügung zu stellen. Hierzu ein Beispiel: Bei einem Gewinn von 60.000 Euro müssen zur gänzlichen Aus­nützung des Freibetrages Wohnbauanlei­hen in Höhe von 3.900 Euro angeschafft werden, die Steuerersparnis beträgt immer­hin 1.600 Euro. Hermann weiter: „Mit dem Grund­ bzw. Gewinnfreibetrag geht auto­matisch eine Verringerung der Sozialversi­cherungsgrundlage einher. Sollte dies nicht gewünscht sein, kann beim Grundfreibe­trag darauf verzichtet werden.“

neuerunG bei keStGrundsätzlich wird die Besteuerung der

Kapitaleinkünfte (KESt) bei Inländern durch die Banken vorgenommen. Es wird sowohl von den Kapitalerträgen (Dividen­den, Zinsen), als auch von den Kursgewin­nen eine Steuer in Höhe von 25 Prozent ein­behalten und an das Finanzamt abgeführt. Neu ist hingegen, dass ab 2015 auch Steuer­ausländer (mit Ausnahme von Diplomaten) dem KESt­Abzug in Österreich unterliegen. Ein Tipp hierzu: Wie in den vergangenen Jahren ist es auch heute sinnvoll, über eine vorzeitige Realisierung von Verlusten und Verrechnung mit allfälligen Gewinnen nachzudenken. Ein sofortiger Kauf der zu diesem Zwecke veräußerten Aktien wird voraussichtlich nicht als Missbrauch dekla­riert werden. Bei ausländischen Dividenden wird in der Regel bereits vom Quellenstaat eine Abzugssteuer einbehalten. Diese wird von den österreichischen Banken mit 15

Prozent angerechnet, ist aber mitunter hö­her (zum Beispiel Schweiz: 35 Prozent). In solchen Fällen kommt es zu einer höheren Steuerbelas tung. Um dies zu vermeiden, können die ausländischen Quellensteuern auf Antrag rückerstattet werden.

nur keine GeldGeSchenkeGerade zur Weihnachtszeit und zum

Jahreswechsel freuen sich Arbeitnehmer über kleine Aufmerksamkeiten. Aber auch der Arbeitgeber kann von diesen Präsenten steuerlich profitieren. Sie sind nämlich in­nerhalb eines Freibetrages von 186 Euro jährlich lohnsteuer­ und sozialversiche­rungsfrei. Doch hier ist Vorsicht geboten: Geldgeschenke, also zum Beispiel Gold­münzen, machen zwar ein großes Aufsehen, sie sind aber immer steuerpflichtig! „Von solchen Präsenten ist also aus steuerlicher Sicht ab zuraten. Man kann hier aber sehr

leicht gleichwertige Alternativen finden, wie etwa Gutscheine für Boutiquen oder auch Supermärkte – sie sind nicht steuer­pflichtig“, weiß Reinhard Rindler von BDO. Man kann Mitarbeitern aber auch auf ande­re Art und Weiser steuerschonend seine Aufmerksamkeit zeigen: So ist etwa der Ko­stenersatz für das billigste Massenbeförde­rungsmittel lohnsteuer­ und beitragsfrei. Auch empfiehlt sich die Einzahlung in eine Lebens­, Kranken­ oder Unfallversicherung bis zu einem Betrag von 300 Euro pro Jahr oder auch die Einzahlung in eine Pensions­kasse bis zu zehn Prozent der Lohn­ bzw. Gehaltssumme. Auch nicht zu unterschät­zen: Der Zuschuss zur Kinderbetreuung ist bis zu 500 Euro jährlich steuerfrei. Man muss also nicht auf die „große Steuerre­form“ warten, um schon heute steuerliche Vorteile für das abgelaufene und kommen­de Jahr zu lukrieren.

Steuertipps ° service

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° WohIN DIE stEuErN FLIEssEN

Preisfrage: Wer bezahlt schon gerne Steuern? Die wenig überraschende Antwort lautet: Niemand.Das liegt auch daran, dass wir uns oft nicht bewusst sind, was mit unseren Beiträgen für den Steuer­topf passiert. Klarheit verschafft ein Blick hinter den sogenannten Finanzausgleich; er regelt die finanziellen Beziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden und wird etwa alle vier bis sechs Jahre neu von den Gebietskörperschaften verhandelt (das nächste Mal im März 2015). Hauptsäch­lich wird die Aufteilung der gemeinschaftlichen Bundesabgaben geregelt. Hierbei handelt es sich um alle „großen“ Steuern wie Lohn­, Umsatz­, Einkommen­ und Körperschaftsteuer, deren Erträge nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt werden. So erhält der Bund aktuell 67 Prozent, die Länder 20 und die Gemeinden rund zwölf Prozent der Steuereinnahmen aus den gesamten Ein­nahmen der genannten Steuern. Zweckgebunden sind hingegen Abgaben mit manchmal kurisosen Bezeichnungen wie Luft­ oder U­Bahnsteuer: Bei der letztgenannten handelt es sich in Wirklich­keit um eine Dienstgeberabgabe zur Errichtung der U­Bahn. Sie darf nicht auf die Beschäftigten überwälzt werden; bezahlen muss sie der Arbeitgeber direkt an das Magistrat. Die Höhe beträgt zwei Euro pro Beschäftigtem für jede angefangene Kalenderwoche und ist monatlich zu bezahlen.

„Geldge­schenke sind

steuerpflichtig, Gutscheine aber nicht.“Reinhard Rindler,

BDO

„Es gilt, mög­lichst jede ab­

zugsfähige Aus­gabe steuer­

mindernd anzusetzen.“Peter Bartos, BDO

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BUCHTIPPSNEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE

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Wo andere am bestehenden Finanzsystem herumdoktern, es mit Regulierungen krisenfest machen wollen, legt der Geldexperte Thomas Mayer den Finger in die Wunde und stellt die Geldsystemfrage. Der frühere Chefvolkswirt der Deutschen Bank fordert rundweg einen Systemwechsel, eine Abkehr vom teilgedeckten Bankensystem auch als Ausweg aus der Euro-krise. Ein Frontalangriff gegen das herrschende Geldwesen als verständlich geschriebenes, aufklärendes Buch eines Insiders. Bekannt auch als Kolumnist der FAZ behandelt er in den ersten fünf Kapiteln seines neuen Buchs umfassend die zentralen Fragen „Was ist und wie entsteht Geld?“, „Was machen Ban-ken?“, „Wie entsteht Infl ation?“ und „Was ist Zins?“. Er weist darauf hin, dass im heutigen Geldsystem alles Geld bis auf die Münzen von den Geschäftsbanken durch Kredit in nahezu unbegrenzter Menge erzeugt, aber auch wie-der vernichtet werden kann. Daraus ergeben sich die Unsicherheit des Geldes, überzo-gene Konjunkturausschläge und die Instabi-lität der Finanzmärkte. Der Autor geht davon aus, dass jedes mit dem Staat verbundene Geldsystem instabil ist, woraus er den Vor-schlag eines neuen Geldsystems entwickelt. Im Klartext: Er will den Banken und Staaten jeden Zugriff auf die Schöpfung neuen Geldes entziehen, die begrenzt werden müsse. Das nennt er „Aktivgeldsystem“.Schließlich schildert er, wie es aus seiner Sicht mit dem Euro weitergehen wird. Er hält den Euro für ein von Anfang an zum Schei-tern verurteiltes Projekt, weil er als Staats-geld ohne Staat etabliert worden sei. Und allein das könne schon nicht gut gehen.

Peter Haisenko kritisiert die seiner Meinung nach zutiefst amoralische englische Außenpo-litik und ordnet ihr die Inszenierung der großen Revolutionen und der beiden Weltkriege zu. Im Visier hat er auch die Gangart der anglo-amerikanischen Hochfi nanz und deren Zen-tralbanken in London und Washington. 1952 zunächst staatenlos in München als Sohn von Kriegsfl üchtlingen geboren, nimmt Haisenko die Juden gegen alle Verschwörungstheorien in Schutz und bezeichnet sie als das am meis-ten missbrauchte Volk für die Machtinteres-sen ganz anderer Hintermänner. Den Gräuel der Nazizeit stellt er die seitens der Alliierten, Rotarmisten, Polen und Jugoslawen während und nach dem Zweiten Weltkrieg begangenen extremen Gräueltaten und die Repressionen Polens in den 20er und 30er Jahren an Deut-schen und Juden gegenüber: Ein bis zwei Millionen tote Kriegsgefangene in den Lagern der Westalliierten und rund sechs Millio-nen Menschen mit einer Kindersterblichkeit bis zu 60 Prozent durch deren methodische Mangelversorgung der deutschen Bevölke-rung (Instruction Nr. 1067). Die Tschechen unterhielten bei und nach Kriegsende 1215 Internierungslager, 846 Arbeits- und Strafl a-ger und 215 Gefängnisse. Viele der 300.000 zunächst gefangen gehaltenen Deutschen wurden nicht einfach umgebracht, sondern grausamst zu Tode gefoltert. Die Zahl der bei und nach Kriegsende durch direkte Kriegsein-wirkung, Hunger, Vertreibung, Vergewaltigung und Ermordung umgekommenen Deut-schen beziffert Haisenko mit 14 Millionen.

Reichtum und Armut sind die beiden Pole sozialer Ungleichheit. In der Forschung hat Armut lange Zeit deutlich mehr Aufmerksam-keit erhalten als Reichtum. Zu Letzterem gibt es weniger Datenmaterial und verbreitetes Faktenwissen. Reichtum fasziniert dafür me-dial, beispielsweise über Reichenrankings und Millionärs- oder Millionärinnen-Homestorys. Die so entstehenden Bilder haben einen Nachteil: Sie verschleiern die wirtschafts- und sozialpolitische Dimension von Reichtum und tragen zur Mystifi zierung bei. Dieses Buch stellt den bestehenden Mythen des Reich-tums Fakten entgegen. Aus verschiedenen Perspektiven wird den Strategien der Rechtfer-tigung von Reichtum und sozialer Ungleich-heit nachgegangen. Dabei setzen sich die AutorInnen mit Gerechtigkeits- und Leistungs-begriffen auseinander, erörtern die empirische Vermögensforschung, auch mit Bezug auf die vieldiskutierten Arbeiten von Thomas Piketty, und untersuchen die Gefahren der Vermögens-konzentration für die Demokratie. Im Nachwort ist ein von Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek eigens für die Reichtumskonferenz verfasster Text erstabgedruckt. Die Herausge-ber: Der Beirat für gesellschafts-, wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen (BEIGE-WUM) verfolgt das Ziel, Ergebnisse kritischer Forschungstätigkeit in die laufende politische Debatte einzubringen. Attac setzt sich für die demokratische und soziale Gestaltung der Wirtschaft ein. Die Armutskonferenz thema-tisiert Hintergründe, Ursachen und Maßnah-men gegen Armut & soziale Ausgrenzung.

DIE NEUE ORDNUNG DES GELDES

Thomas Mayer. FinanzBuch Verlag. 252 Seiten.

ENGLAND, DIE DEUTSCHEN,

DIE JUDEN UND DAS 20. JAHRHUNDERT:

DIE PERFIDEN STRATEGIEN DES BRITISH EMPIRE

Peter Haisenko. Anderwelt Verlag. 320 Seiten.

MYTHEN DES REICHTUMS. WARUM UNGLEICHHEIT

UNSERE GESELLSCHAFT GEFÄHRDET

Herausgeber: BEIGEWUM, Attac, Armutskonferenz.

VSA-Verlag. 171 Seiten

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