Do It Yourself
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DO ITYOURSELFDenkanstöße zumKult des Amateurs
Hochschule München2010
“[...] It takes half your life before you discover life is a do-it-yourself project...“
DO ITYOURSELF
Eine Welt des Massenkonsum
Kaufen
Henry Ford
Guerilliakrieg
Crafting: Die Revolution
des Selbermachens
Web 2.0
Kapitalismus
Punk
Handmade 2.0
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Do-It-Yourself Büro, Risiko
und Arbeitswelt
Zen
29 BIS 99 Dollar pro Monat
Individualität
Märkte Marke Eigenbau
Ikearegale
Erfolgsrezepte Marke Eigenbau
Ein Magazin von Benjamin Asher. Herausgegeben im Frühjahr 2011
“If you want a thing done well, do it yourself.”
DO ITYOURSELF
Eine Welt des Massenkonsum
Kaufen
Henry Ford
Guerilliakrieg
S. 10
Eine Welt des Massenkonsum
Marke Eigenbau/Do It Yourself/
KAUFEN!
Angefeuert von einem Chor, der „Kau-fen! Kaufen! Kaufen!“ skandiert, stür-men Tausende die Rolltreppen hinauf, teils gegen die Laufrichtung. Es kommt zu Rangeleien und Prügeleien. Die Situ-ation eskaliert, als die Sicherheitskräfte versuchen, die Türen des bereits hoff-nungslos überfüllten Ladens zu schlie-ßen, dabei aber von der nachdrängenden Menge überrannt werden. Im atemlosen Gedränge prügeln sich Männer um auf Paletten gestapelte DVD-Player und Mo-biltelefone. Rentner und junge Frauen geraten in Panik oder erleiden Kreislauf-zusammenbrüche. Erst als eine zu Hil-fe gerufene Hundertschaft der Berliner Polizei anrückt und die Menschentraube vor den Toren gewaltsam zerstreut, ent-spannt sich die Lage.
FORD
Es gibt sie noch, die guten alten Massen-märkte. In Teilen ist die Welt der Mas-senproduktion noch so intakt, wie sie es für die Volumenanbieter bis weit in die Nachkriegszeit hinein war. Und das wegen und nicht trotz inszenierter oder systematisch auftretender Angebots-, Nachschub- und Lieferengpässe. Es sind die Überreste jener Versorgungsmenta-lität, die Henry Ford Anfang des letzten Jahrhunderts mit dem Denkwürdigen Satz auf den Punkt gebracht haben soll: «Der Kunde kann sein Auto in jeder ge-wünschten Farbe bekommen – vorausge-setzt sie ist schwarz.»
S. 11Eine Welt des Massenkonsum
S. 12
Müll wird zur Nahrungsergänung
Marke Eigenbau/Do It Yourself/
GUERILLAKRIEGDer Aufstand der Massen gegen die Massenproduktion ist keine spektaku-läre, laustarke und publikumswirksa-me Veranstaltung. Man kann schlecht an einen zentralen Ort fahren, um ihn dort zu besichtigen. Man muss schon genau hinschauen, um ihn dingfest zu machen und die Anzeigen des Kommen-den dahinter zu erkennen. Es wird keine Entscheidungsschlacht geben, denn die Auf lehnung gegen die Massenprodukti-on hat eher die Form einer klandestinen Widerstandsbewegung, eines Guerilla-kriegs, wenn man es pathetisch möchte. Dennoch breitet sie sich schleichend und verstreut überall aus, gewinnt Anhänger, Freunde und Sympathisanten.
Jede Revolution geht einher mit einem grundsätzlichen Nicht-Einverstanden-sein und der radikalen Verweigerung. Seit 1992 findet immer am Tag nach dem amerikanischen Thanksgiving-Feiertag der internationale „Buy Nothing Day“ statt, an dem Anti-Konsum-Aktivisten
in mittlerweile über 65 Ländern zum symbolischen Konsumverzicht für einen Tag aufrufen. Auch wenn der Einzelhan-del davon bislang noch nicht merklich in Mitleidenschaft gezogen wurde, gewinnt die Bewegung an Zulauf.
Im Juni 2007 berichtete die New York Times über die wachsende Gruppe der
„Freegans“, die – analog zu Veganern – den absoluten Konsumverzicht predigen und praktizieren. Sie bestreiten ihren täglichen Bedarf aus den Müllcontai-nern der Supermärkte. „Wenn man wirk-lich ethisch leben will, reicht es nicht aus, sich vegan zu ernähren, man muss sich völlig aus dem Kapitalismus verab-schieden“.
S. 13Eine Welt des Massenkonsum
Blaubeermuffin
Müll wird zur Nahrungsergänung
Chiquita Banane
Müll wird zur Nahrungsergänung
Kirschen, kostenlos
Müll wird zur Nahrungsergänung
“One characteristic of winners is they always look upon themselves as a do it yourself project.”
Crafting: Die Revolution
des Selbermachens
Web 2.0
Kapitalismus
Punk
Handmade 2.0
DO ITYOURSELF
WEB 2.0
Verleger Tim O‘Reilly, der schon den Begriff Web 2.0 geprägt und populär ge-macht hat, ist überzeugt davon, mit dem Titel und der dahinter stehenden Szene die Vorhut einer mächtigen Bewegung der Selbermacher zu bildern. Anfang Januar 2008 freut er sich im verlagseige-nen Weblog über die wachsende öffent-liche Beachtung, die das «Maker Mo-vement» erfährt, und prophezeit: «Was heute noch ›Do it yourself‹ heißt, ist das Big Business von morgen.
Der Hacker,der in den eigenen vier Wän-den Roboter zusammenschraubt, zeigt uns vielleicht die Zukunft der Robotik. Der Heimwerker, der neueste Technolo-gie mit traditionellem Handwerk kombi-niert, zeigt uns die allesdurchdringende Vernetzung des Alltags durch den Ein-satz intelligenter Gegenstände. Und die Leute, die mit Laser-Schneidbrennern und 3D-Druckern herumexperimentie-ren sind vielleicht das verarbeitende Ge-werbe der Zukunft.»
KAPITALISMUS
Es geht mitnichten darum, den Kapita-lismus abzuschaffen, es geht vielmehr darum, eine Gegenökonomie zu instal-lieren und eine Alternative zur Produk-tionsweise der globalen Konzerne auch ökonomisch tragfähig zu machen.
Das Ziel ist, die Bedingungen der freien Produzenten zu verbessern, indem man sie aus der Bastelecke herausholt und ih-nen die Infrastruktur für ein erkleckli-ches Einkommen baut.
S. 22Marke Eigenbau/Do It Yourself/
Crafting: Die Revolution des Selbermachens
S. 23
PUNK
Während traditionelle Handarbeiten ihre musikalische Entsprechung in Led Zeppelin fänden, «perfekt arrangiert, talentiert, aber hoffnungslos altbacken«, erinnert das neue Crafting mehr an die Ramones, die mit ihrem aus drei Ak-korden zusammengezimmerten Punk-stücken nicht nur extrem gute Laune verströmten, sondern eine ganz Gene-ration zum Ausprobieren und Selberma-chen motiviert hätten: Diese Ethik, der Do-it-yourself- Ansatz, macht heutiges Crafting so attraktiv für Hipster (in
Ermangelung eines besseren Begriffs). Praktiken wie Dumpster-Diving [das Stöbern auf Flohmärkten und im Sperr-müll] und Stricken bekommen etwas de-zidiert Antiautoritäres in einer Zeit, da Billigprodukte überall verfügbar sind und der Konzernkapitalismus und die globale Konsumkultur alles dominieren. Vielleicht ist im Zeitalter des Hyper-Ma-terialismus, in Zeiten von Paris Hilton und Tausend-Dollar-‹It›-Bags das Sel-bermachen von Dingen die ultimative Form der Rebellion.
HANDMADE 2.0
Rob Walker, der Konsumkolumnist der New York Times ging im Dezember 2007 in einem langen Artikel mit dem Titel «Handmade 2.0» der Frage nach, was das Wesen dieser neuen Handar-beitsrevolte ausmacht. Er kommt zu dem Schluss: «Obwohl man argumentieren könnte, dass es sich hierbei um eine Kunstströmung, ein ideologisches Sam-
melbecken oder eine Shoppingbewegung handelt, ist auch – und vermutlich am vorrangigsten Kern des Aufstands der Massen gegen die Massenproduktion: Produzenten und Konsumenten wollen beweisen, dass eine andere Arbeitswelt möglich ist.»
“There are three ways to get something done: Do it yourself, hire someone, or forbid your kids to do it.”
Do-It-Yourself Büro, Risiko
und Arbeitswelt
Zen
29 BIS 99 Dollar pro Monat
Individualität
DO ITYOURSELF
ZENDie Free Agent Nation beschreibt eine Arbeitswelt, die auch bei uns öffentlich zu wenig wahrgenommen wird und die statistisch kaum erfasst ist. Wir nennen sie freie Arbeit. Sie gewinnt an Bedeu-tung, seitdem ein Schreibtisch, ein Stuhl und eine Computer die wichtigsten Pro-duktionsmittel sind und es nicht mehr Kapitalisten vorbehalten ist, diese zu besitzen.
Die Welt der freien Agenten ist bisher schlecht kartografiert, den sie entwischt den Parametern, mit denen Statistiker für gewöhnlich arbeiten. Daniel Pink sieht
das so: «Freie Agenten, und eigentlich arbeitende Menschen allgemein, passen immer schlechter in die Kategorien: Un-ternehmer und Angestellte. Freie Agen-ten sind beides. Das mag sich nach einem seltsamen Zen-Spruch anhören, doch ist es ein zentrales Charakteristikum dieser neuen Ökonomie.»
S. 28Marke Eigenbau/Do It Yourself/
Büro Risiko und Arbeitswelt
S. 29
INDIVIDUALITÄTUnter den Gründern sind ehemalige Füh-rungskräfte bislang eine radikale Min-derheit. Auch von ihren Subalternen: mittlere Angestellte, die mit anständigen Sozialleistungen, Urlaubs- und Weih-nachtsgeld versehen unglücklich jeden morgen ins Büro pendeln, wagen weni-ge den Schritt in die Selbstständigkeit. Es ist wie im Film Matrix. Viele ahnen sehr wohl: Es gibt ein anderes, vermut-lich freieres Leben da draußen, aber das wird überlagert von der Zweitrealität im Unternehmen.
Vom warmen und dennoch unbequemen Plätzchen in der Zentrale aus scheint der Ort der freien Arbeit unendlich weit
entfernt und unerreichbar. Sie finden einfach nicht den Ausweg aus der Mat-rix. Die Exit-Strategie, auf die sich die Sehnsüchte projizieren, bleibt verdammt langfristig und heißt Rente. Nicht ein-mal die ist mehr sicher und muss um das staatlich geförderte Präfix „Riester“ ergänzt werden. Aber die Matrix selber bekommt immer mehr Risse. Und immer mehr Insassen merken es.
29 BIS 99 DOLLAR PRO MONATModulares Gründen eröffnet dem globa-lisierten Individuum plötzlich die Mög-lichkeit, als Ein-Personen-Unternehmen bei Preis und Vertrieb mit den Großen Mithalten zu können. Und das ohne den schwerfälligen Verwaltungsapparat, der die Dickschiffe so unbeweglich macht und ihre Kosten in die Höhe treibt. Das gleiche gilt für den Umgang mit «perso-nellen Ressourcen», wie es in der Kon-zernsprache hieße. Bis vor kurzem war der persönliche Assistent ein Tool von Konzernhierarchen und «vom Chef» im Mittelstand. Die Dienstleistungs-Mo-dularisierung – also die fortschreitende Arbeitsteilung – hat auch hier kräftig
zugeschlagen. Das globalisierte Indivi-duum der westlichen Welt kann sich zum Beispiel für 29 bis 99 Dollar im Monat einene persönlichen Assistenten leisten. Dieser sitzt 8000 Kilometer entfernt – meist in Neu Dehli, Mumbai oder Banga-lore – passt sich im Lebensrhytmus der eigenen Zeitzone an und übernimmt vie-le der lästigen kleinen Aufgaben, die im Alltagsgeschäft so viel Zeit fressen. An-zeigen für «virtual personal assistens» von indischen Firmen ebenso wie von Firmen wie GetFriday, AskSundy oder Brickwork fehlen zurzeit in keinem eng-lischsprachigen Wirtschaftsmagazin.
[…] ausgebrochen
“The whole punk ethic was do-it-yourself, and I‘ve always been very literal, especially as a kid. Whem they said that anybody can do this, I was like, ‚OK, that‘s me.‘”
Märkte Marke Eigenbau
Ikearegale
DO ITYOURSELF
IKEA-REGALE
Wir haben gelernt, unserer Bankge-schäfte am Bankingterminal abzuwi-ckeln und unsere Reisen online zu bu-chen, ohne dafür die Beratungsleistung von Reisebüros in Anspruch zu nehmen. Selbst dem Staat nehmen wir Arbeit ab, indem wir selbst (oder der Steuerberater) die Steuererklärung im Elster-Verfahren online erledigen.
Es ist legitim, darauf hinzuweisen, dass vielen Verbrauchern diese übertragenen Aufgaben in der Summe lästig sind – sie vielleicht auch gelegentlich überfordern.
Doch umgekehrt gilt: Wären diese Ver-fahren als Kulturtechniken nicht erlern-bar, hätten sie am Markt keine Chance. Selbst der anleitungsgemäße Zusam-menbau von Ikea-Regalen gehört heute zu den zivilisatorischen Standards.
Der springende Punkt ist: Menschen sind bereit, Planung Transport und Auf-bau von Möbeln zu übernehmen, wenn sie dafür mit niedrigen Preisen belohnt werden und von zudringlichen Bera-tungsgesprächen verschont bleiben.
Ikea befördert den D.I.Y.-Gedanken, weil es schon über ein eige-nes System des Mixens und Kombinierens von dem Rahmen mit jener Verblendung und diesem Türknauf verfügt. Das Hacking dreht die Schraube ein Stück weiter, indem man es kompromisslos den eigenen Bedürfnissen unterwirft.
Wir halten fest: Auch eine Eigenbau-Marke wie Ikea ist vor dem «unfriendly takeover» durch die Marke Eigenbau nicht mehr sicher.
S. 34Marke Eigenbau/Do It Yourself/
Crafting: Die Revolution des Selbermachens
S. 35
142cm
70cm
202cm
84cm
Ein «gehacktes» Ikea Billy Regal.
142cm
70cm
202cm
84cm
«Ikea-Hack» (www.ikeahackers.net)
“As technology advances, it reverses the charac-teristics of every situation again and again. The age of automation is going to be the age of „do it yourself“
Erfolgsrezepte Marke Eigenbau
DO ITYOURSELF
►Abus Sicherheitsschloss
◄Durchlauferhitzer
►Tesa Panzertape
Hochschule München2010