#15 file#15 2012 #15 2012 smart future Architektur, Design und Technik I Architecture, Design and...
Transcript of #15 file#15 2012 #15 2012 smart future Architektur, Design und Technik I Architecture, Design and...
#15
201
2
# 15 2012
smart futureArchitektur, Design und Technik I Architecture, Design and Technology
Andrea MaurerCompanies, architecture, and people as a factor
Nikolaus HirschMemories in pencil
Light + Building The world’s leading trade fair for Architecture and Technology
The digitalization of light and buildingsA focal point of Light + Building 2012
The Light + Building accompanying programNumerous highlights that are beneficial to your work
And after the fair?Restaurant, club or bar
Services offered by Messe FrankfurtOrganize your visit to Light + Building to suit your wishes
Guided toursfor architects, engineers and designers
LuminaleLight culture biennial in Frankfurt
Messe Frankfurt strengthening global architecture and technology portfolio
USTED – the experiments of “You”Uruguayan artist and designer Felipe Ridao
titel: smart future
08 PlaNYC 2030Der Big Apple und der big plan
13 Die Digitalisierung des LichtsWie LED und OLED unsere Beleuchtung revolutionieren
17 Mein Heim, meine TankstelleIn Berlin steht ein Haus, das nicht nur sich selbst mit Energie versorgt!
22 Virenbatterien, Wasserstoff aus Sonnenlicht oder Smart Grid?Energiesysteme der Zukunft
08 PlaNYC 2030The Big Apple and the big plan
13 The digitalization of lightHow the innovations LED and OLED are revolutionizing our lighting
17 My house, my filling stationThere is a house in Berlin that supplies more than just itself with energy!
22 Virus batteries, hydrogen from sunlight or smart grid?Future energy systems
Magazin für Architektur, Design und Technik Magazine for Architecture, Design and Technology
03 Editorial04 Spots
HAUSMEISTER
27 Andrea MaurerUnternehmen, Architekturen und der Faktor Mensch
32 Nikolaus HirschGedenken mit dem Stift gedacht
MESSE FRANkFURT
38 Light + Building Weltleitmesse für Architektur und Technik
40 Digitalisierung von Licht und Gebäude
im Fokus der Light + Building
41 Das Rahmenprogramm der Light + Building
Zahlreiche Angebote mit Nutzwert für Ihre Arbeit
44 Und nach der Messe?Restaurant, Club oder Bar
45 Serviceangebote der Messe Frankfurt
Gestalten Sie Ihren Messebesuch effizient und bequem
46 Geführte Rundgänge für Architekten, Ingenieure und Designer
48 LuminaleBiennale der Lichtkultur in Frankfurt
49 Globales Angebot von Architektur und Technik
PEOPLE & PERSPECTIvES
50 USTED – die Experimente von „Sie“ Der uruguayische künstler und Designer Felipe Ridao
Wie werden wir leben, wohnen, arbeiten in den nächsten Jahren? So unterschiedlich die Antwort auf diese Frage auch ausfallen mag, eines ist sicher: Gebäude spielen dabei eine entscheidende Rolle. Aus zwei Gründen: Erstens, einen Großteil unseres Lebens verbringen wir in Ge bäuden – entsprechend ausgeprägt wirken sich veränderungen auf unser Wohlbefinden aus. Zweitens, Gebäude sind die Basis einer erfolgreichen Energiewende. Noch sind sie wahre Energieverschwender. Doch schon heute können wir Gebäude wandeln zu grünen kraftwerken, die intelligent vernetzt Energie effizient verbrauchen, erzeugen, speichern und verteilen.
Das zeigt, wie stark Gebäude unsere Lebensqualität beeinflussen. Und wir sehen, dass wirklich zukunftsweisende Gebäude mehr leisten müssen, als sparsam und regenerativ mit unseren Ressourcen umzugehen. In dieser Ausgabe präsentieren wir Ihnen eine Auswahl an Ideen, konzepten und Lösungen, die dieser gesamtheitlichen Betrachtung folgen und damit die Weichen stellen für eine nachhaltige Zukunft.
Das Überzeugende daran ist, dass wir mit dieser Weichenstellung sofort eine höhere Lebensqualität erzielen. Wir sparen Energie und damit kosten, aber was viel wichtiger ist: Wir erhalten völlig neue Handlungsoptionen für die Gestaltung von Büros, Geschäften, öffentlichen Räumen und Wohnungen.
Mit der Digitalisierung von Licht und Gebäude, denken wir nur an die LEDTechnologie, stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, die uns, ähnlich wie vor Jahren in der kommunikationstechnologie, eine Fülle neuer Möglichkeiten bieten wird. Der Erfinder Thomas Alva Edison sagte einst: „Wenn es einen Weg gibt, etwas besser zu machen: Finde ihn!“ Welche neuen Wege und Chancen sich uns mit dem Wechsel von der analogen in die digitale Welt eröffnen, das erfahren Sie nirgends eindrucksvoller als auf der weltgrößten Messe für Licht und intelligente Gebäude – der Light + Building in Frankfurt. Am besten im Rahmen einer Guided Tour. Informationen zur Messe und für welche Touren man sich anmelden kann, haben wir für Sie auf den folgenden Seiten zusammengestellt.
Und jetzt wünsche ich viel Freude bei der Lektüre!
Wolfgang Marzinvorsitzender der GeschäftsführungMesse Frankfurt
How are we going to live, reside and work in the next few years? As different as the answer to this question might be, one thing is for sure: Buildings are going to play an absolutely crucial role. For two reasons: First, we spend a large proportion of our life in them – and the impact of any change on our wellbeing is correspondingly noticeable. Second, buildings are the basis of a successful change in energy policy. At the moment they are still real energy wasters. Even today though we can turn buildings into green power stations, which, intelligently networked, can consume, generate, store and distribute energy efficiently.
This just goes to show how much buildings influence our quality of life. And we see that really trailblazing buildings have to do more than simply use regenerative resources sparingly. In this issue we present a selection of ideas, concepts and solutions that follow this holistic approach and thus pave the way for a sustainable future.
The convincing thing here is that in so doing we immediately achieve a new quality of life. We save energy and so cut costs, but what is far more important is that we enjoy totally new options with regard to the design of offices, businesses, public spaces and apartments.
With the digitalization of light and buildings, we need think no further than LED technology. Indeed, we are only at the very beginning of a development which, similar to communications technology some years ago, will offer us a wealth of new opportunities. The inventor Thomas Alva Edison once said: “If there is a way of doing something better, find it!” Nowhere can we experience more impressively the new approaches and opportunities offered by the transition from the analog to the digital world than at the world’s largest trade fair for light and intelligent buildings – Light + Building in Frankfurt. Best of all on a guided tour. On the following pages we have compiled information about the fair and the tours you can register for.
I hope you enjoy reading this issue.
Wolfgang MarzinPresident and Chief Executive Officer (CEO) ofMesse Frankfurt
editorial
Im Anschluss an den 24. Weltkongress der Union Internationale des Architectes UIA im Oktober 2011 in Tokio wurde diese Onlineplattform eröffnet, welche die weltweit innovativsten Projekte und Ideen für ein nachhaltiges Bauen dokumentieren soll. Gegliedert nach kontinentalen Zonen, bietet die Seite einen spannenden und extrem vielfältigen Überblick zum Thema, der zudem ständig erweitert und aktualisiert wird. Ergänzt wird das Angebot durch aktuelle Newsmeldungen und ein umfangreiches Filmarchiv.
Sustainable by Design 2050
Blob der Baumeister
Kindertagesstätte im französischen Sarreguemines
Die kleine Stadt Sarreguemines im Osten Frankreichs, direkt an der Grenze zu Deutschland gelegen, nennt seit Herbst 2011 eine spektakuläre kindertagesstätte ihr Eigen. Der verspielt organische Entwurf der beiden Straßburger Architekten Paul le Quernec und Michel Grasso orientiert sich am Aufbau und an der Form einer körperzelle mit dem Hauptgebäude als Zellkern, der umgebenden Freianlage als Zellplasma und einer sanft geschwungenen Mauer als Zellmembran, welche die kleinen Nutzer vor den umliegenden Straßen schützt. Raffinierte Oberlichter durchbrechen die teilweise dramatisch geschwungenen Decken und versorgen das Innere des Gebäudes zusätzlich mit Tageslicht. Lediglich Fenster, Türen und die rechtwinkligen trichterförmigen Öffnungen zu den Spielplätzen der Außenanlage bilden geometrische kontraste zur durchweg organischen Anmutung des Gebäudes. Überzogener DisneyFormenrausch – oder endlich ein fantasievolles, kindgerechtes Bauen? Die Antwort sollte man den kindern überlassen, die hier ihren Tag verbringen. Sie fühlen sich sicherlich wohl.
Blob the Builder
Daycare center in Sarreguemines, France
As of this fall, the small town of Sarreguemines in northeastern France, directly on the German border, has a spectacular new daycare center. The playfully organic design by the two Strasbourgbased architects Paul le Quernec and Michel Grasso is inspired by the structure and shape of a bodily cell: the main building is the nucleus, the surrounding open space the plasma and a gently curving wall the cell membrane, protecting the small users from the nearby streets. Intelligently positioned skylights break up the ceilings, which in part feature dramatic curves, and supply the interior with additional daylight. The windows, doors and rectangular funnelshaped exits to the outside play areas are the only geometric elements contrasting with the building’s thoroughly organic appearance. Disneyfever gone crazy – or finally imaginative, childfriendly architecture? We really should ask the children who spend the day here. They surely have no complaints.
04 05
spots
www.dam-online.de
Architekturpublikationen gibt es wie Sand am Meer. Doch wenn es darum geht, die Spreu vom Weizen zu trennen und zu entscheiden, welche veröffentlichungen zu den wirklichen Musthaves zählen, erfordert das bisweilen eine Recherchearbeit, die kaum noch Zeit für die eigentliche Lektüre lässt. Denn längst sind auch die großen verlagsnamen keine Garanten mehr für gut gemachte Fachbücher. Seit drei Jahren macht es das Deutsche Architekturmuseum gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse den Bücherwürmern mit dem DAM Architectural Book Award etwas einfacher. Auch in diesem Jahr wählte eine hochkarätige Fachjury aus rund 160 Einsendungen nach kriterien wie Gestaltung, inhaltliche konzeption, Material und verarbeitungsqualität, Grad an Innovation und Aktualität die 10 besten Architekturbücher des Jahres aus.
Architectural publications are twoapenny. However, when it came to separating the chaff from the wheat and deciding which publications were a musthave, the amount of research previously required meant that there was hardly any time left for actually reading them, because even the bigname publishers have long since no longer been a guarantor for good specialist books. For three years now Deutsches Architekturmuseum (DAM) and Frankfurt Book Fair have been making life somewhat easier for bookworms with the DAM Architectural Book Award. This year too, from around 160 entries a prestigious jury selected the ten best architectural books of the year based on criteria such as design, content concept, quality of the material and finishing, degree of innovation and topicality.
Das Beste für die ArchitektenbibliothekThe choice for the architects’ library
Aus anderer Sicht. Die frühe Berliner Mauer Hatje Cantz verlag (Deutschland)
Ein neuer Blick. Architekturfotografie aus den Staatlichen Museen zu BerlinErnst Wasmuth verlag (Deutschland)
Urban Code. 100 Lessons for Understanding the Citygta verlag (Schweiz)
Roman Bezjak. Socialist Modernism Hatje Cantz verlag (Deutschland)
Distance & Engagement. Walking, Thinking and Making LandscapeLars Müller Publishers (Schweiz)
This platform was opened following the 24th World Congress of the International Union of Architects (UIA) in October 2011 in Tokyo. It is intended to document the most innovative projects and ideas worldwide for sustainable building. Structured according to continental zones, the site offers an exciting, extremely diverse overview of the topic, which is constantly being expanded and updated. All this is rounded out by current news items and an extensive film archive.
www.sbd2050.org
05
www.caan.de
Allen Befürchtungen zum Trotz, das Ge-sundheitsgeschäft werde in Kürze kom-plett ins Internet abwandern, sind die Apotheken aus dem Stadtbild längst nicht verschwunden. Caan Architecten aus Gent in Belgien haben in Sint-Mar-tens-Latem ein so schlichtes wie über-zeugendes Apothekengebäude errichtet. Lager- und Laborräume befinden sich im Untergeschoss, darüber liegt der Kunden-bereich, der durch seine Transparenz die Service-Bereitschaft nach außen trägt. Ein Kubus aus grauen Ziegelsteinen bil-det das Obergeschoss, in dem sich eine komplette Wohneinheit befindet, nebst einer kleinen Terrasse auf dem begrünten Dach. Besonderes Augenmerk verdient
die elegante Schiebetür am Eingang, die im geöffneten Zustand ein grünes Apo-thekenkreuz weithin sichtbar werden lässt. Ist das Ladengeschäft geschlossen, gibt die Tür den Zugang zum Nachtschal-ter frei. Durch die zurückhaltende Farb-gebung fügt sich der Bau einerseits ge-lungen in die Vorortumgebung ein – trotz seiner minimalistischen Formgebung. Andererseits hat das Gebäude Land-mark-Charakter. So muss man nicht lan-ge suchen, wenn man einmal Fragen hat bezüglich der Risiken und Nebenwir-kungen.
Despite all the fears that the healthcare business will shortly have moved completely to the Internet and pharmacies will long since have disappeared from our cityscapes, Caan Architecten from Ghent in Belgium have designed a pharmacy building in SintMartensLatem that is as simple as it is impressive. The storerooms and laboratory are located in the basement, while by way of its transparency the customer area above projects the service mentality outside. The upper story takes the shape of a gray brick cube housing an entire residential unit, including a small terrace on the green roof. The elegant sliding door at the entrance, which, when open, reveals a green pharmacy cross that is visible from afar, is worthy of particular attention. If the pharmacy is closed the door provides access to the night counter. On the one hand, through the restrained color the edifice blends in superbly with the suburban surroundings – despite its minimalist design, while on the other it has landmark character. This means you don’t have to spend a long time looking should you need a remedy for a medical condition.
Gesundheit, Gent!
Bless you, Ghent!
06
spots
07
smart future
07
HäUSER UND WoHNViERTEL HOUSING AND NEIGHBORHOODS
PARkBEREiCHE UND öFFENTLiCHER RAUMPARKS AND PUBLIC SPACE
BRACHEN BROWNSFIELDS
BiNNENGEWäSSER WATERWAyS
WASSERVERSoRGUNGWATER SUPPLy
VERkEHR TRANSPORTATION
ENERGiE ENERGy
LUFTqUALiTäT AIR qUALITy
FESTER ABFALL SOLID WASTE
kLiMAWANDEL CLIMATE CHANGE
PlaNYC 2030The Big Apple and the big plan
08 09
smart future PLANYC 2030
Wer New York kennt, weiß: kurz hinter der glamourösen Fassade lauert eine völlig veraltete technische Infrastruktur, von der die New Yorker seit langem befürchten, dass sie ihnen irgendwann komplett um die Ohren fliegen könnte. Wie die maroden Dampfhochdruckleitungen zur Beheizung von Gebäuden das bisweilen tun – zuletzt riss eine solche Explosion im Sommer 2007 mitten in der Rushhour einen 20 Meter breiten krater in die Lexington Avenue.
Wenig besser steht es um das Stromversorgungsnetz – und das bei dem gewaltigen Energiehunger der Stadt, die niemals schläft. New York City’s „Stromstärkerekord“ liegt laut Berichten des lokalen Nachrichtensenders NY1 bei 13.100 Megawatt an einem heißen Sommertag im Jahr 2006. Zum vergleich: Man nehme 218.333.333 der konventionellen 60WattGlühbirnen gleichzeitig in Betrieb – damit könnte man theoretisch die gesamte Schweiz mit rund 5 Glühbirnen pro Quadratmeter ausleuchten. Dass dieser Rekord bislang nicht gebrochen wurde, verdankt sich dem zweifelhaften Umstand, dass das New Yorker Stromnetz dann schlichtweg kollabiert. Fast so legendär wie der mondäne Ruf der Metropole sind mittlerweile ihre Stromausfälle. Hauptursache: Unzählige, oft veraltete klimaanlagen, die den Bewohnern das fast subtropisch feuchtwarme klima im Sommer erträglich machen. In puncto Energieeffizienz und Infrastruktur ist im Big Apple also mehr als nur der Wurm drin. Deshalb hat Bürgermeister Bloomberg 2007 ein Programm ins Rollen gebracht, das die Metropole binnen 23 Jahren nicht nur auf den Stand der Zeit bringen, sondern gleich zur nachhaltigsten Stadt der vereinigten Staaten machen soll.
Bloombergs PlaNYC 2030 war ein Paukenschlag, der mit sage und schreibe 127 Einzelinitiativen sämtliche Umwelt und InfrastrukturProbleme der Stadt ausmerzen sollte. Auch bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum für eine Million zusätzlicher Einwohner, erfolgreiche Maßnah
Anyone familiar with New York, knows that immediately behind its glamorous façade is a completely outdated technical infrastructure, which for some time now New Yorkers have feared could blow up in their faces at any moment. As do from time to time the ailing highpressure steam pipes used to heat buildings – most recently in summer 2007 an explosion from one such pipe blew a 20meter wide crater in Lexington Avenue in the middle of rush hour.
The electricity network is not much better off, and that in the city that never sleeps, with its ravenous hunger for energy. According to reports from local news broadcaster NY1, New York City’s “electric current record” is roughly 13,100 megawatts, recorded on a hot summer’s day in 2006. By way of comparison, this equates to switching on 218,333,333 conventional 60watt light bulbs simultaneously – with which you could theoretically illuminate the whole of Switzerland with five light bulbs per square meter. That this record has not yet been broken is down to the dubious fact that the New York electricity network would then simply collapse. Nowadays the city’s blackouts are almost as legendary as its chic reputation. The primary cause: countless, often outdated air conditioning systems that make the hot and humid days of the almost subtropical climate in summer bearable for residents. So the Big Apple has a long way to go in terms of energy efficiency and infrastructure. Which is why Mayor Bloomberg launched a program in 2007 aimed not only at bringing New York up to date in terms of energy effi
09
men gegen den klimawandel und verbesserte Lebensqualität für alle New Yorker Bürger versprach Bloomberg. Jedoch nicht nur seinen schärfsten kritikern gilt der Mill iardär und Medienmogul als notorischer Hochstapler, wenn es um seine politischen Programme geht. Die NY Times mutmaßte, dass die hochfliegenden Pläne mit dem Ende von Bloombergs Amtszeit wieder in der versenkung verschwinden würden. Doch Bloomberg wurde wiedergewählt und die Erfolge – und Misserfolge – seiner Nachhaltigkeitsoffensive in jährlichen Tätigkeitsberichten fein säuberlich aufgelistet: 97 % der angekündigten Initiativen wurden innerhalb eines Jahres angestoßen. Über 64.000 Wohneinheiten und mehrere hundert Hektar Parklandschaft entstanden. Die Treibhausgasemission lag Mitte 2011 bereits 13 % unter dem Stand von 2005, in New York wurde der ambitionierteste Gesetzesrahmen aller amerikanischen Städte für die Gebäudeenergieeffizienz erlassen … Das ist nur die Eisbergspitze von Bloombergs großem Plan, der 2011 auf 132 Initiativen und 400 Meilensteine für die Zeit bis Ende 2013 erweitert wurde.
Welche Bedeutung diesen Zahlen in der Praxis tatsächlich zukommt, ist nicht leicht zu beurteilen. Auch die 175 Seiten starke Broschüre zur Zwischenbilanz 2011 lässt wenig Rückschlüsse zu, welche Aktivitäten überhaupt auf das konto von PlaNYC gehen und welche konkreten Effekte daraus resultieren. Beispielsweise wird das „High Line“Projekt als einer der Erfolge angeführt. Die „High
94 %
iMPACT oF BUiLDiNGS iN NEW YoRk CiTY
STROMVERBRAUCHELECTRICITy USE
EMISSIONEN VON TREIBHAUSGASENGHG EMISSIONS
75 %
New Yorks Umweltsünder Nr. 1: seine zahllosen GebäudeNew York’s numberone polluters: its innumerable buildings
10 11
smart future PLANYC 2030
PROZENT DER GEBäUDEPERCENT FROM BUILDINGS
FESTER ABFALL (VOM BAUEN)SOLID WASTE (FROM CONSTRUCTION)
TRINKWASSERVERBRAUCHPOTABLE WATER USE
GENUTZTE LANDFLäCHE (GEBäUDEPARZELLEN)LAND AREA (BUILDING LOTS)
ZEIT, DIE INNEN VERBRACHT WIRDTIME SPENT INDOORS
50 % 85 % 55 % 90 %
ciency within 23 years, but indeed making it the most sustainable city in the US.
Bloomberg’s PlaNYC 2030 was like a thunderbolt, seeking to solve all the city’s environmental and infrastructure problems with, would you believe it, 127 individual initiatives. The mayor also promised affordable and sustainable housing for one million additional residents, effective measures to combat climate change, and an improved quality of life for all New Yorkers. Yet it is not only his severest critics who take the billionaire and media mogul for a notorious swindler when it comes to his political program. Indeed, the New York Times postulated that these highflying plans would fall into oblivion with the end of Bloomberg’s term of office. Yet Bloomberg was reelected and the successes – and failures – of his aggressive sustainability policy clearly listed in annual activity reports: 97 % of the initiatives announced were launched within a year. Over 64,000 apartments and several hundred hectares of parkland were created. In mid2011 greenhouse gas emissions were already down 13 % on 2005 levels, and in New York the hitherto farthestreaching legal framework of all American cities for energy efficiency in buildings was enacted … and that is just the tip of the iceberg of Bloomberg’s grand plan, which this year was expanded to include 132 initiatives and 400 milestones for the period until the end of 2013.
It is difficult to judge the significance of these figures in practice. Even the 175page interim assessment brochure published this year offers little in the way of conclusions regarding which activities can be attributed to PlaNYC and their real impact. The “High Line” project, for instance, is listed as one of the successes. Originally a 21kilometerlong elevated railway line for freight trains in west Manhattan, the “High Line” increasingly fell
Line“, ursprünglich eine 21 kilometer lange Hochbahntrasse im Westen Manhattans für den Güterverkehr, verlor ab den 50er Jahren an Bedeutung. 1980 erfolgte die endgültige Stilllegung. 2,3 kilometer sind bis heute erhalten geblieben und ab 2006 zu einer attraktiven und städtebaulich reizvollen Parkanlage umgestaltet worden, die sich heute größter Beliebtheit erfreut und vom Magazin Wallpaper gar zum „Lebensverbesserer des Jahres“ gewählt wurde.
Der eigentliche Initiator des „High Line Parks“ ist jedoch eine Bürgerinitiative, die sich bereits seit 1999 für die Umgestaltung der Trasse zur Parkanlage und gegen die Abrisspläne von Investoren durchzusetzen vermochte. Die Bürger initiative trägt zudem durch Spenden über 70 Prozent der bisherigen und zukünftigen Baukosten (dem letzten Abschnitt steht der Umbau noch bevor). Schmückt der PRExperte Bloomberg sich hier mit fremden Federn?
Mindestens so viel Aufsehen erregte PlaNYC durch die gesetzgeberischen Aspekte – hier vor allem bezüglich der Energieeffizienz von Bestandsgebäuden. Der „Greener, Greater Buildings Plan“ nimmt die 16.000 größten öffentlichen und privaten Gebäude der Stadt ins visier. Laut Angaben von PlaNYC sind sie für 45 Prozent des gesamten TreibhausgasAusstoßes der Stadt verantwortlich. Über die neue Gesetzgebung und daraus resultierende Maßnahmen sollen zwar nur annähernd 5 Prozent dieser Treibhausgase eingespart werden. Man verspricht sich davon
PROZENT DER ANDERENPERCENT FROM OTHER
11
jedoch auch eine jährliche Einsparung der Energiekosten um 700 Millionen Dollar (ab 2030) und die Schaffung von 17.800 Jobs im Baugewerbe.
Spätestens seit August 2011 müssen die Betreiber der 16.000 Großimmobilien unter Androhung von Bußgeldern den Energieverbrauch der Gebäude behördlich melden. Ziel der Datenerfassung ist es, die verbrauchszahlen auf einer Website zu veröffentlichen. Man hofft auf das schlechte „Umweltgewissen“ seitens der Betreiber, aber auch seitens potenzieller käufer oder Mieter. Umweltpolitische Augenwischerei oder eine sehr einfache, jedoch schlagkräftige Maßnahme für eine „smarte“ Zukunft und eigenverantwortliches Handeln?
Diesen und vielen anderen Fragen rund um PlaNYC will die OutlookRedaktion in den kommenden Monaten und Jahren auf den Grund gehen. Ab 2012 werden wir auf unserer neu geschaffenen Plattform Outlook Online in regelmäßigen Abständen über den verlauf und die Umsetzung des Big Plans für den Big Apple berichten. Sie dürfen gespannt sein – wir sind es auch.
von Michael Neser
Spazieren gehen im dritten Stock – der High Line Park macht es möglichA stroll on the third storey? – No problem at “High Line Park”
into disuse from the 1950s. In 1980 it was shut down altogether. 2.3 kilometers have survived and from 2006 the area was converted into an attractive park, an interesting feature within the cityscape, which today enjoys great popularity and was even named “Lifeenhancer of the Year” by Wallpaper magazine.
Yet the actual initiator of the “High Line Park” is a citizens’ initiative, which had worked from as early as 1999 to convert the railway line into a park and stave off investors’ demolition plans. Moreover, thanks to donations the citizens’ initiative is bearing over 70 % of construction costs, both hitherto and future costs (the final phase is yet to be completed). Is PR expert Bloomberg unjustly taking the credit?
PlaNYC caused at least just as much of a stir with the legal aspects – above all concerning the energy efficiency of existing buildings. The “Greener, Greater Buildings Plan” sets its sights on the city’s 16,000 largest public and private buildings. According to data from PlaNYC, they are responsible for 45 % of the city’s entire greenhouse gas emissions. Although new laws and resultant measures are only foreseen to save roughly 5 % of these emissions, annual energy cost savings are expected to be to the tune of $700 million (from 2030) and jobs created in the construction industry 17,800.
Since August 2011 at the latest, the operators of the 16,000 largest buildings are legally required to report each building’s energy consumption to the authorities. They face fines for not doing so. The goal of this data collection measure is to publish consumption figures on a website in the hope that operators’ “bad conscience” will get the better of them, and that potential buyers or tenants will consult the data and make their decisions based on a new environmental consciousness. Is this a case of political window dressing or a very simple yet effective measure to ensure a “smart” future and responsible behavior?
The editorial team at Outlook aims to take a closer look at these and many more questions revolving around PlaNYC in the coming months and years. From 2012 we will be reporting regularly on our new platform Outlook Online on the course and implementation of the big plan for the Big Apple. Watch this space – we are on the case.
12 13
smart future PLANYC 2030
Seit September 2011 hat die alte 60WattGlühbirne ausgedient und darf in Deutschland nicht mehr verkauft werden. verbraucher entscheiden sich bisher vor allem für die ökologisch umstrittene Energiesparlampe als Alternative. Doch auf dem Markt der Leuchtmittel steht eine Revolution an. Nichts Geringeres als die Digitalisierung des Lichtes hat begonnen: Elektronische Bauteile mit mini maler Energieaufnahme beleuchten unsere Zukunft.
Die Digitalisierung des Lichts – Wie LED und OLED unsere Beleuchtung revolutionieren
The digitalization of light – How the innovations LED and oLED are revolutionizing our lighting
The old 60watt light bulb reached the end of its useful life in September 2011 and may no longer be sold in Germany. As an alternative consumers have so far been plumping for the ecologically controversial energysaving light bulb. Yet a revolution is imminent in the lighting technology market. Nothing less than the digitalization of light has begun: electronic components with minimal energy intake will illuminate our future.
13
energieeffizient und modulierbar: leuchtdiodenLEDs, lichtemitierende Dioden, sind die vorreiter dieser Entwicklung. Fließt durch die elektronischen Halbleiter Strom, strahlen sie Licht ab. Doch anders als Glühlampen sind LEDs keine thermischen Strahler, sie emittieren Licht, aber keine Wärme. Entsprechend hoch ist ihre Energieausbeute: Während die klassische Glühlampe etwa 10 Lumen pro Watt Lichtleistung erreicht, liegen die Werte von LEDs zwischen 70 bis 85 Lumen pro Watt, so die Ergebnisse der Stiftung Warentest vom September 2011. Und auch den vergleich zu kompaktleuchtstofflampen – auch Energiesparlampen genannt – müssen die Dioden nicht scheuen: Der Spitzenreiter der kompaktleuchtstofflampen im Test schaffte knappe 70 Lumen pro Watt. Neben der Energieeffizienz ist es vor allem die leichte Modulierbarkeit des Lichtes, die die Leuchtdioden zur spannenden Alternative für klassische Leuchtmittel macht. „LEDs sind sehr einfach dimmbar und verschiedenfarbige Module lassen sich einzeln ansteuern“, so Bernhard Dessecker, Innenarchitekt und Partner des Lichtdesignerbüros Ingo Maurer. Damit emotionalisiert sich die Beleuchtung: Man wählt nicht mehr zwischen Ein oder Aus einer Lampe, sondern kann durch wechselnde Helligkeiten und Farbigkeiten das Raumgefühl verändern. Sensorgesteuerte Beleuchtung passt sich an die Tageslichtverhältnisse an oder reagiert interaktiv auf den Menschen im Raum.
energy efficient and modulatable: light-emitting diodesLEDs, lightemitting diodes, are the precursors of this development. When an electric current passes through the electronic semiconductors, they emit light. Yet unlike light bulbs, LEDs are not thermal radiators; they emit light but no heat. They thus have a high energy yield: whereas classic light bulbs have a light output of around ten lumens per watt, for LEDs the figure is between 70 and 85 lumens per watt, according to findings by the German watchdog Stiftung Warentest in September 2011. And the diodes also bear up well against compact fluorescent lamps – also called energysaving lamps. Indeed, the top compact fluorescent lamp in the test only made just under 70 lumens per watt. Alongside their energy efficiency, it is also the easily modulatable nature of the light that makes LEDs such an exciting alternative to classic light sources. “LEDs are very easy to dim and differentcolored modules can be controlled individually”, says Bernhard Dessecker, interior designer and partner of the lighting design studio Ingo Maurer. This emotionalizes light: we no longer just have a choice between on and off, but can influence the atmosphere in a space by changing the brightness and color of the light. Sensorcontrolled illumination adjusts to the daylight conditions or responds interactively to the people in the space.
two-dimensional and ultra thin: organic light-emitting diodesLEDs are not the only innovation on the path to the digitalization of light. The organic lightemitting diode, or OLED, is a thinfilm luminous component consisting of organic semiconducting materials. The advantage of this new light source is that the layers that produce the light are just a few nanometers thick, meaning an OLED module is a maximum of four to five millimeters thick. “So here we have a flat, luminous element that complements the LEDs with their spot light very well”, says Dessecker. OLEDs emit diffuse and homogeneous light and, like LEDs, negligible heat. Which means they are particularly well suited to being integrated directly in surfaces like walls and ceilings. No climate control is necessary and they are likewise easy to operate. Yet light designers like Dessecker see their greatest advantage in the general structure of the illuminant. For
Four times four: Die OLEDLeuchte von Ingo Maurer kommt ohne Schirm und Reflektor aus – die Leuchtkörper selbst bestimmen das LampenDesign .Four times four: Ingo Maurer’s OLED luminaire has no need for a shade or reflector – the illuminants themselves inform the design
Alles ist erleuchtet: Da die organischen Dioden nur vier bis fünf Millimeter stark sind, eignen sie sich besonders zur Herstellung von LichtskulpturenEverywhere light: As organic lightemitting diodes are only four to five millimeters thick, they are particularly suitable for use in light sculptures
14 15
smart future DIGITALISIERUNG DES LICHTS
flächig und ultradünn: organische leuchtdiodenLEDs sind nicht die einzige Innovation auf dem Weg zur Digitalisierung des Lichts: Die organic lightemitting diode, kurz OLED, ist ein dünnfilmiges leuchtendes Bauelement, bestehend aus organischen halbleitenden Materialien. Der vorteil des neuen Leuchtmittels: Die lichterzeugenden Schichten sind nur wenige Nanometer stark, ein OLEDModul kommt auf maximal 4 bis 5 Millimeter. „Damit haben wir ein flächig leuchtendes Element, das die LEDs mit ihrem Spotlicht gut ergänzt”, so Lichtdesigner Bernhard Dessecker. OLEDs strahlen diffuses und homogenes Licht und wie schon die LEDs kaum Wärme ab. So eignen sie sich vor allem als Leuchtmittel, die direkt in Oberflächen integriert werden, etwa Wände und Decken. Sie müssen nicht klimatisiert werden und sind ebenfalls leicht ansteuerbar. Den größten vorteil sehen Lichtdesigner wie Dessecker aber in dem generellen Aufbau des Leuchtmittels: Anders als bei den sonst im Markt verfügbaren Leuchten brauchen OLEDs keine Reflektoren, Blenden oder ähnliche Hilfsmittel, um das Licht zu lenken. „So wird das Leuchtmittel zur Lampe”, beschreibt er. Und dem Design dieser Lampe ist beinahe keine Grenze gesetzt: Schon heute kann man dem Trägermaterial, das noch beinahe ausschließlich aus Glas besteht, jede denkbare Form geben. „Ob Schriftzüge oder freie Formen – uns sind da keine gestalterischen Grenzen gesetzt”, schwärmt Designer Dessecker. Und das sogenannte Substrat soll zukünftig auch aus anderen beschichtbaren Materialien bestehen: So könnten schon bald biegsame Folien erstrahlen, Lichttapeten an den Wänden hängen oder das elektronische Papier Wirklichkeit werden.
Die Entwicklung der OLED ist noch jung und insbesondere in der Beleuchtungstechnik am Anfang. „kleinere Displays für Mobiltelefone oder Digitalkameras sind bereits Massenprodukte”, sagt Armin Wedel, der am FraunhoferInstitut für Angewandte Polymerforschung an der Weiterentwicklung von OLEDs arbeitet. Bevor es aber in Serie produzierte OLEDBeleuchtung gibt, werden nach Meinung des Forschers noch einige Jahre vergehen. „Das hohe Potenzial der Technik ist meiner Ansicht nach erst zu maximal 20 Prozent ausgeschöpft”, so Wedel.
Damit dies in ähnlich rasanten Schritten wie bei der Entwicklung der LEDs geht, hat sich ein konsortium großer deutscher Leuchtmittelhersteller gebildet. Mit finanzieller Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung in Millionenhöhe wollen die Partner die Entwicklung innovativer Materialien und Bauteilarchitekturen sowie neuartiger Fertigungsmaschinen für Beleuchtungslösungen mit hocheffizienten organischen Leuchtdioden forcieren. Im Fokus der Techniker steht vor allem die Langlebigkeit der Leuchtdioden. „Auch wenn Hersteller weit über 100.000 Stunden angeben, das sind nur Laborwerte, die mit den Lebensdauern in Anwendungen meist nichts gemein haben“, so Armin Wedel vom Fraunhofer Institut.
unlike other luminaires on the market, OLEDs do not require reflectors, covers or similar elements to direct the light. “The illuminant becomes the luminaire”, he explains. And there are virtually no limits to the design of this luminaire. Today we can already shape the base material, which still consists almost entirely of glass, in every conceivable way. “Be it lettering or freely formed shapes – there are no limits in terms of design”, the lighting designer says enthusiastically. And the substrate, as it is known, is destined to be made of other materials capable of being coated in future too, meaning that soon we could be seeing luminous flexible film, glowing wallpaper or electronic paper.
The development of the OLED is still in its infancy, particularly as regards illumination technology. “Smaller screens for cell phones and digital cameras are already mass products”, notes Armin Wedel, who is working on the advancement of OLEDs at the Fraunhofer Institute for Applied Polymer Research. According to the researcher, however, it will be several years before we see massproduced OLED lighting. “In my opinion, we have tapped only a maximum of 20 % of the technology’s great potential”, says Wedel.
In order for this to progress at a pace similar to the development of LEDs, a consortium of major German lighting manufacturers has been formed. With financial support in the order of millions of euros from the Federal Ministry of Education and Research, the partners wish to accelerate the development of innovative materials and component architectures, as well as novel production machines for lighting solutions with highly efficient organic lightemitting diodes. The experts are focusing in particular on the longevity of the diodes. “Even if manufacturers say way over 100,000 hours, they are just lab results, which usually have nothing in common with durability in applications”, says Armin Wedel from the Fraunhofer Institute. Another weak point of OLEDs is their energy efficiency, which is currently similar to that of fluorescent tubes.
That said, the technological principle of the OLED has foreseeable advantages, even in comparison to inorganic lightemitting diodes, as
Tapetenwechsel: Selbst Wandverkleidungen lassen sich heute bereits mit LEDTechnik kombinierenChange of scene: Even wall coverings can be combined with LED technology nowadays
15
Ein weiterer Schwachpunkt der OLEDs ist die Energieeffizienz, die momentan in etwa an die Sparsamkeit von Leuchtstoffröhren heranreicht.
Auf der anderen Seite bringt das technische Prinzip der OLED auch absehbare vorteile, sogar im vergleich zu den anorganischen Leuchtdioden: „Anders als bei den LEDs ist die Farbwiedergabe des roten Spektrums kein Problem“, so Lichtdesigner Bernhard Dessecker. Die organischen Dioden haben damit die besten voraussetzungen, angenehm warmes Licht zu verbreiten. Auch die Qualität des Lichtes ist um vieles besser als die konventioneller Leuchtmittel: Gemessen wird sie mit dem Farbwiedergabeindex, im englischen Colour Rendering Index (CRI). Der beschreibt, mit welcher Qualität Farben von beleuchteten Objekten wiedergegeben beziehungsweise reflektiert werden. LEDs erreichen nach heutigem Stand der Technik einen CRIWert von 80, ihre organischen varianten hingegen schaffen schon heute 90 – mit Potenzial nach oben.
Neben den technischen verbesserungen der organischen Leuchtdiode und der noch ausstehenden Massenproduktion wird die Zukunft vor allem über die tatsächlichen Anwendungen des neuen Leuchtmittels entscheiden. Denn so einige Ideen müssen auch ganz praktisch überdacht werden. Ein schönes Beispiel hierfür ist die transparente OLED: „Als erste Anwendung dachte man natürlich an Fenster, die Tageslicht durchlassen und bei Dunkelheit als Lichtquelle funktionieren“, erläutert Designer Dessecker. Allerdings würden 70 Prozent des Lichtes nach außen strahlen – ein doch eher unerwünschter Effekt bei einem normalen Fenster. Hingegen für ein Schaufenster wäre dies nicht schadhaft. „Außerdem eignet sich eine solche strahlende Wand als Raumteiler, der je nach Bedarf Räume mit Licht optisch voneinander trennen kann.“
Auch wenn es noch einige Jahre Entwicklungsarbeit bedeutet, bevor das Gespann aus LEDLichtspots und OLEDLichtflächen die Beleuchtung unseres Alltags auf den kopf stellt – schon heute zeigt sich, dass mit der Entwicklung neuer Leuchtmittel nicht nur die Energiesparziele der Bundesregierung verwirklicht werden sollen, sondern auch absehbar mehr Qualität in unsere Lichtwelten kommt.
von Peter Altmann
Bernhard Dessecker explains: “Unlike LEDs, OLEDs have no problem with emitting the red spectrum of light.” Organic diodes are perfectly equipped to radiate a pleasantly warm light. The light quality is also far better than that produced by the conventional version. It is measured by the Color Rendering Index (CRI). This describes the quality with which the colors of illuminated objects are reproduced or reflected. Based on today’s technology, LEDs have a CRI value of 80, whereas their organic cousins already have 90 – with upside potential.
In addition to the technological improvements to organic lightemitting diodes and the pending mass production, it will primarily be the future that will decide on the actual applications of the new lighting technology. Indeed, some ideas need to be reconsidered in practical terms. The transparent OLED is a good example: “The first application we thought of was of course windows that allow daylight in and function as light sources when it is dark”, notes lighting designer Dessecker. However, 70 % of the light would be emitted on the outside – which is not something you want normal windows to do. It would not present a problem for display windows, though. “Moreover, a luminous wall would make a good partition, one that can visually divide up a room as required using light.”
Even if it will take a few more years’ development before the combination of LED spotlights and OLED surface lights turns the illumination of our everyday lives upside down, even today it is evident that the development of new lighting technology is intended not only to achieve the government’s energysaving goals, but also to improve the quality of our lighting.
Stimmungsvoll: Für die Lichtplanung im Gebäude des BayerischenInnenministeriums griffen die Architekten auf LEDTechnik aus dem Hause Philips zurück, die sich dezent in die vorhandene Struktur einfügtMood lighting: For the lighting planning in the Bavarian Interior Ministry building, the architects looked to Philips LED technology, which blends subtly into the existing structure
Himmel über München: Die kuppel des Innenministeriums gehört inzwischen zu den nächtlichen Wahrzeichen der LandeshauptstadtMunich skyline: Today the dome of the Interior Ministry is one of the state capital’s nighttime landmarks
16 17
smart future DIGITALISIERUNG DES LICHTS
Mein Heim, meine TankstelleMy house, my filling stationin Berlin steht ein Haus, das nicht nur sich selbst mit Energie versorgt!
There is a house in Berlin that supplies more than just itself with energy!
17
Es ist beschlossene Sache: Bis zum Jahr 2022 steigt Deutschland aus der Atomenergie aus. Diese vom Großteil der Bevölkerung mitgetragene Entscheidung, die „Energiewende“, wird auch gewaltige Auswirkungen auf den verkehr und die gebaute Umwelt zwischen Flensburg und Füssen haben. Energieeffizienz – insbesondere im Gebäudesektor – wird dabei einer der Hauptaspekte sein. Deutschland ist da weltweit vorreiter. Schließlich wurde hier z. B. das Passivhaus geboren, das inzwischen ja schon Nachfahren hat, die sogar mehr Energie produzieren als sie selbst benötigen (siehe Outlook 13, 2010).
Doch es geht noch weiter, die Zukunft hat schon begonnen: Im Oktober 2011 startete das Bundesministerium für verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMvBS) im Rahmen der Bau und Elektromobilitätsforschung das Nachfolgemodell des PlusEnergieHauses, das nun die Schlüsselbereiche Bauen und verkehr kombiniert. Die Energie, die das Haus erzeugt (immerhin doppelt so viel, wie es verbraucht!), wird in passenden Hochleistungsbatterien gespeichert und tankt Elektrofahrzeuge auf. Das Forschungsprojekt wurde als 130 Quadratmeter großes Einfamilienhaus in der Fasanenstraße 87 in BerlinCharlottenburg gebaut. Es dient als „Schaufenster“ für die gemeinschaftliche innovative Entwicklung von Bau und Fahrzeugtechnik. Zwei Jahre wird dieses Gebäude nun unter realen Bedingungen genutzt, wissenschaftlich ge
It’s a done deal: the age of nuclear energy in Germany will end in 2022. This decision, the “energy turnaround”, supported by the majority of the population, will also have a huge impact on transportation and the urban environment from the very north to the very south of the country. And energy efficiency – particularly of buildings – will be one of the key aspects. Here, Germany is the global frontrunner. After all, the passive house, for instance, was born here, which even has offspring now that produce more energy than they require themselves (see Outlook 13, 2010).
Yet that is not all; the future has already begun. In October 2011, in the context of its research into building and electric mobility the Federal Ministry of Transport, Building and Urban Development (BMvBS) launched the followup model to the Energy Plus House, which now combines the key areas of building and transport. The energy that the house generates (twice the amount it consumes!) is stored in suitable highcapacity batteries and used to recharge electric vehicles. The research project, a 130squaremeter detached house, was built at 87 Fasanenstrasse in the Charlottenburg district of Berlin. It showcases joint innovative developments in building and vehicle technology. The house will now be used, scientifically
18 19
smart future MEIN HEIM, MEINE TANkSTELLE
Bereit für den Energiewandel? Das Effizienzhaus Plus wird sich bewähren müssenAre you ready for the energy revolution? The Energy Surplus House will have to prove itself
testet und öffent
lich gezeigt. Am Prototyp soll demonstriert
werden, dass es für eine Familie möglich ist, die vom Haus produzierte
Energie auch für Mobilität zu nutzen. Für den Entwurf des Projektes „Effizienzhaus Plus
mit Elektromobilität“, das von der FraunhoferGesellschaft und vom Berliner Institut für Sozialforschung (BIS) wissenschaftlich begleitet wird, wurde ein Wettbewerb unter Hochschulen in Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros ausgelobt. Gewinner war Ende 2010 Prof. Werner Sobek mit dem Institut für Leichtbau Entwerfen und konstruieren (ILEk) der Universität Stuttgart. Eine Testfamilie aus dem Großraum Berlin – vater, Mutter und zwei kinder, „mit Spaß am Entdecken neuer Lebensstandards und Technologien, offen gegenüber den Medien und der Bereitschaft, über ihre Erfahrungen zu berichten“ (BMvBS) – wurde über ein vom BIS auf der Grundlage sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse vorbereitetes Auswahlverfahren gefunden; sie darf nun für 15 Monate mietfrei Haus und Fahrzeuge nutzen.
Dazu Minister Ramsauer: „Dieses EnergiePlusHaus zeigt, dass nachhaltiges Wohnen und Fahren nicht mit verzicht auf Lebensqualität einhergeht. Damit neue, vielversprechende Ideen, Technologien und Materialien
tested and publicly displayed for two years under reallife conditions. The prototype is intended to demonstrate that it is possible for a family to use the energy produced by their house for their transport too.
A competition among universities in cooperation with engineering firms was held for the design of the “ehouse and emobility” project, which is being scientifically supervised by the FraunhoferGesellschaft and Berlin Institute for Social Research (BIS). The winner was announced at the end of 2010, namely Prof. Werner Sobek and the Stuttgart University Institute for Lightweight Structures and Conceptual Design (ILEk). A test family from greater Berlin – father, mother and two children “enthusiastic about discovering new living standards and technologies, open to the media and willing to report on their experiences” (BMvBS) – was found via a selection process conceived by BIS based on socialscientific criteria; now they can use the house and vehicles rentfree for 15 months.
Minister Ramsauer said of the project: “This Energy Surplus House demonstrates that sustainable living and driving does not necessarily mean a lower quality of life. For new, promising ideas, technologies and materials to find their way into practice more quickly, we need marketable products suitable for everyday use that impress users. We are now following this principle with our house. It is in an excellent location in Berlin and features every con
19
schneller den Weg in die Praxis finden, brauchen wir marktfähige, alltagstaugliche Produkte, die den Nutzer begeistern. Diesem Grundsatz folgen wir nun mit unserem Haus. Es steht in bester Berliner Wohnlage und ist mit allen erdenklichen Innovationen aus der Gebäudetechnik ausgestattet. Außerdem bekommt die Testfamilie die Chance, die neuesten deutschen Elektrofahrzeuge zu testen. Wer dennoch nicht gleich einziehen möchte, ist herzlich eingeladen, sich vor Ort über den Weg zum Bauen der Zukunft zu informieren.“
Unter der Überschrift „Mein Haus, meine Tankstelle!“ präsentiert das leicht um und abbaubare sowie vollständig recycelbare Haus die ressourcenschonende, nachhaltige Nutzung von Synergieeffekten zwischen Bau und verkehrsbereich. Die vom Haus gewonnenen überschüssigen Stromerträge können ins Netz eingespeist bzw. für Elektromobilität (Elektroautos, ERoller und Pedelecs) genutzt werden. Hierfür stellen die fünf Automobilhersteller Audi, BMW, Daimler, Opel und vW der Testfamilie jeweils für drei Monate Elektrofahrzeuge zur verfügung. Das mit modernster Photovoltaik und Energiemanagementtechnik ausgerüstete Berliner Modellprojekt kombiniert so innovative Entwicklungen aus der Bau und der Fahrzeugtechnik.
Und beim Prototyp soll es natürlich nicht bleiben: Das BMvBS hat ein neues Förderprogramm für Modellhäuser aufgelegt, die den sogenannten PlusEnergieStandard erfüllen. Mit dem Programm werden Bauherren unter
ceivable building technology innovation. Moreover, the test family has the
opportunity to try out the latest German electric vehicles. And those who are not quite ready
to move in are very welcome to visit the house and learn more about the path to the buildings of the future.”
Under the heading “My house, my filling station!”, the fully recyclable house, which can also be easily modified and dismantled, displays the resourcesaving, sustainable use of synergy effects between the building and transport sectors. The surplus energy produced by the house can be fed into the grid or used for electric vehicles (electric cars, scooters and pedelecs). To this end, the five automotive manufacturers Audi, BMW, Daimler, Opel and vW will be providing the test family with electric vehicles for three months each. In this way, the model project in Berlin, equipped with cuttingedge photovoltaic and energy management technology, combines innovative building and vehicle technology developments.
And of course, the prototype is just the beginning. The BMvBS has initiated a new program to promote model houses that satisfy the requirements of the socalled Plus Energy Standard. The initiative supports developers who construct buildings that produce significantly more energy than they require to run. This energy should be used in particular to run electric vehicles. The program is geared towards all building developers, but to begin with only residential buildings in Germany will receive support (detached, semidetached and terrace housing and apartment blocks). In addition to powering all the necessary
20 21
smart future MEIN HEIM, MEINE TANkSTELLE
Modern, komfortablel und mit allen erdenklichen Innovationen ausgestattetModern, comfortable and fitted with all conceivable innovations
functions such as heating, hot water, lighting and electric ity throughout the house, the buildings have to be able to charge electric vehicles or provide energy to further external users such as neighboring houses. They must be tested and evaluated under normal conditions, i.e. with residents. To this end, each developer will be supported by a group of experts. The research findings will then be published. The goal is to use the knowledge gained to improve the energy management of modern buildings and further develop the necessary components for energyefficient building shells and the use of renewable energies.
“Welcome to the future” was how the government referred to the initiative. Indeed, there are only ten years until 2022.
stützt, die Gebäude errichten, die deutlich mehr Energie produzieren, als für deren Betrieb notwendig ist. Diese Energie soll insbesondere für die Elektromobilität zur verfügung stehen. Die neue Fördermaßnahme richtet sich an alle Bauherren, gefördert werden zunächst ausschließlich Wohngebäude, die in Deutschland errichtet werden (Ein, Zwei, Reihen und Mehrfamilienhäuser). Die Gebäude sollen in der Lage sein, neben allen Funktionen des Hauses wie Heizung, Warmwasser, Beleuchtung oder Haushaltsstrom auch Elektrofahrzeuge oder weitere externe Nutzer wie zum Beispiel benachbarte Häuser zu bedienen. Sie sollen unter realen, das heißt bewohnten Bedingungen, getestet und evaluiert werden. Dazu wird den Bauherren jeweils eine Expertengruppe zur Seite gestellt. Die Forschungsergebnisse werden anschließend veröffentlicht. Dank der gewonnenen Erkenntnisse soll das Energiemanagement von modernen Gebäuden verbessert und die notwendigen komponenten für die energieeffiziente Gebäudehülle und die Nutzung erneuerbarer Energien fortentwickelt werden.
„Willkommen in der Zukunft“ titelte dazu die Bundesregierung. Es sind ja auch nur noch zehn Jahre bis 2022.
von Christof Bodenbach
21
Virenbatterien, Wasserstoff aus Sonnenlicht oder Smart Grid?
Energiesysteme der ZukunftFuture energy systems
Virus batteries, hydrogen from sunlight or smart grid?
22 23
smart future ENERGIESYSTEME DER ZUkUNFT
Die Zahl derer, die den Sinn der Energiegewinnung aus erneuerbaren bezie
hungsweise nachhaltig nutzbaren Quellen wie Wind, Wasserströmung und Sonnenlicht komplett in
Frage stellen, ist im verschwinden begriffen. Nach wie vor mangelt es jedoch an effizienten Speichertechnologien, und genau
diese sind entscheidend: Laut Angaben eines Energieversorgers ging alleine in Deutschland im Jahr 2010 Strom aus erneuerbaren Energien im Wert von rund 50 Millionen Euro verloren, weil er nicht gespeichert beziehungsweise zum jeweiligen Zeitpunkt genutzt werden konnte. Die Energieproduktion aus Sonne und Wind ist vor allem hier zeitlich nicht steuer und berechenbar. Technisch bewährte Pumpspeicherreservoirs, bei denen überschüssiger Strom genutzt wird, um Wasser in ein höher gelegenes Speicherbecken zu pumpen und bei Bedarf über Turbinen wieder abzulassen, sind stark von den geografischen Gegebenheiten abhängig oder – künstlich geschaffen – extrem kostspielig. Sämtliche heute zur verfügung stehenden Batterietechnologien sind nicht effizient genug und in Anbetracht der vergleichsweise kurzen Lebenszyklen und des hohen Recycling oder Entsorgungsaufwands alles andere als nachhaltig. Trotzdem kommen beispielsweise Bleibatterien heute in den ersten energieautarken Häusern zum Einsatz.
Allein eine gut finanzierte Forschung wird in der Lage sein, die Probleme der erneuerbaren Energien zu lösen. An der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften beispielsweise forschte man in enger Zusammenarbeit mit der De Montfort University Leicester und Partnern aus der Industrie von 2008 bis zum Herbst 2011 an der Effizienzsteigerung eines verbundbetriebs von sogenannten regenerativen MikroEnergieerzeugern, sprich, eines Smart Grids, das Energie aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben kann. Dieses Projekt mit dem Titel „Intelligente Gebäude Energie Systeme (IGES)“ wurde vom Land Niedersachsen und von der Europäischen Union gefördert. Zunächst untersuchte man dezentrale regenerative Energiesysteme zur Nutzung in Wohngebäuden, größe
The number of people who completely cast into question that we can generate energy from renewable or sustainable sources such as wind, flowing water and sunlight is dwindling ever further. However, there is still a lack of efficient storage technology, and it is precisely this that is alldecisive: According to one energy supplier, in 2010 electricity from renewable forms of energy worth some 50 million euros was lost in Germany alone because it could not be stored or used at the appropriate time. Primarily in this respect the production of energy from the sun and the wind is neither controllable nor predictable timewise. Technologicallyproven pumped storage reservoirs, which make use of superfluous electricity to pump water into a higher storage basin and, when required, to discharge it again by means of turbines, are heavily dependent on geographic circumstances or – created artificially – extremely expensive. None of the battery technologies available today are efficient enough, and, given their comparatively short life cycles and the high cost of recycling or disposal, anything but sustainable. Nonetheless, leadacid batteries, for example, are being used in the first energy selfsufficient houses.
Wellfinanced research alone will be in a position to solve the problems of renewable energies. Between 2008 and fall 2011, for example, Ostfalia University of Applied Sciences cooperated closely with De Montfort University in Leicester (Uk) and industrial partners on research to increase the efficiency of the combined operation of what are known as regenerative microenergy generators, in other words a smart grid, which can absorb energy and discharge it again when required. The project, entitled “Intelligente Gebäude Energie Systeme (IGES)” (Intelli
laut angaben eines energieversorgers ging alleine in deutschland im jahr 2010 strom aus erneuerbaren energien im wert von rund 50 millionen euro verloren.according to one energy supplier, in 2010 electricity from renewable forms of energy worth some 50 million euros was lost in germany alone.
23
ren Liegenschaften sowie kleinen Siedlungseinheiten, die durch den Anlagenverbund und den Einsatz elektrischer Energiespeicher das schwankende Leistungsangebot ausgleichen. Ziel war nicht ein völlig autarkes Netz – ein Energieaustausch mit dem versorgungsnetz des lokalen Energieversorgers erfolgt weiterhin. „Erst wenn ein Bedarf entsteht, sei es innerhalb des Gebäudes oder im versorgungsnetz, soll eine definierte Energiemenge ausgetauscht werden. Das Gebäude wäre so über weite Zeitbereiche zwar als energieautark anzusehen“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Ekkehard Boggasch vom Institut für energieoptimierte Systeme der Ostfalia. Doch hat das System eher die Funktion eines intelligenten Netzknotens, das Energie bedarfsgerecht aufnehmen und abgeben kann. Für diese Aufgaben ist ein intelligentes Management erforderlich, das die Regelung des Systems und die Interaktion übernimmt. Die einzelnen komponenten des regenerativen Anlagenverbundes sind in einem verteilten System vernetzt. Dabei wird ein standardisiertes Bussystem aus der Gebäudeautomation eingesetzt, das eine ganzheitliche Betrachtung des Gesamtsystems, eines sogenannten IGES, ermöglicht. Das Problem der ineffizienten Speichertechnologie wurde auch hier nicht gelöst, doch will man sich diesem Problem nun verstärkt widmen: „Als wir 2008 damit anfingen war noch nicht abzusehen, dass das Thema Stromspeicher und Smart Grid eine derartige Aktualität, insbesondere durch den kürzlich beschlossenen Ausstieg aus der kernenergie erlangen würde. Die Fakultät versorgungstechnik möchte jetzt einen Forschungsschwerpunkt im Bereich elektrischer Energiespeicherung einrichten. Das IGESProjekt hat hierzu die Grundlagen gelegt und war das richtige Projekt zum richtigen Zeitpunkt“, freut sich Dekan Prof. Dr. Jürgen kuck.
Einen ganz anderen sehr interessanten Ansatz veröffentlichte im August 2011 ein Ingenieur der renommierten Duke University Durham im USBundesstaat North Carolina. Das von ihm entwickelte Hybridsystem könnte die Effizienz herkömmlicher Photovoltaiksysteme deutlich übertreffen – und zugleich ein relativ effizientes Energiespeicherprinzip liefern. Bei seinem Hybridsystem erhitzt
gent energy systems for buildings), was sponsored by the state of Lower Saxony and the European Union. The researchers initially investigated decentralized regenerative energy systems for use in residential buildings, larger premises and small housing developments that were able to balance out the fluctuating supply through the combined systems and the use of electric energy storage. The goal was not a totally selfsufficient network – after all, there is still an exchange of energy with the local energy provider’s supply network. “Only when the need arises, be it in a building or in the supply network, is a defined amount of energy exchanged. This way the building could indeed be regarded as selfsufficient over protracted periods of time”, explains project head Prof. Ekkehard Boggasch from the Institute of Energyoptimized Systems at Ostfalia University. Yet if anything, the system has the function of an intelligent network node, which can store and discharge energy as required. Intelli
gent management, which takes over the regulation and interaction of the system, is required for tasks such as these. The individual components in the regenerative combined system are networked in a dispersed system. A standard building automation BUS system is used that enables the holistic observation of the entire “intelligent energy system for buildings”. The problem of inefficient storage technology was not solved here either, though the researchers
now intend to focus more on this problem: “When we began our research in 2008 you could not have predicted that electricity storage and smart grids would become so current a topic, in particular following the recent decision to phase out nuclear power. The Supply Technology Faculty now intends to establish a research focus on electrical energy storage. The IGES project has laid the foundations for this and was the right project at the right time”, Dean Prof. Jürgen kuck is pleased to report.
In August 2011 an engineer at the renowned US Duke University in Durham, North Carolina published a quite different, very interesting approach. The hybrid system he had developed could clearly outdo the efficiency of traditional photovoltaic systems – and at the same time provided a relatively efficient energy storage principle. With his hybrid system, sunlight heats a mixture of water and methanol in a test tube mesh on a building roof. Through two catalytic processes the system creates hydrogen – i.e., the exact reverse of familiar systems, in which hydrogen production from previously generated electricity is used as a less efficient storage process. “The hybrid system achieved an exergetic impact level of 28.5 percent in summer and 18.5 percent in winter, compared with between 5 and 15 percent with conventional systems in summer and 2.5 to
das hybridsystem erreichte einen exergetischen wirkungsgrad von 28,5 prozent im sommer und 18,5 prozent im winter, verglichen mit zwischen 5 und 15 prozent bei konventionellen systemen im sommer und 2,5 bis 5 prozent im winter.
the hybrid system achieved an exergetic impact level of 28.5 percent in summer and 18.5 percent in winter, compared with between 5 and 15 per-cent with conventional systems in summer and 2.5 to 5 percent in winter.
24 25
smart future ENERGIESYSTEME DER ZUkUNFT
Assistenzprofessor Nico Hotz von der Duke University in North Carolina ist von seinem Hybridsystem überzeugtAssistant Professor Nico Hotz of Duke University in North Carolina is convinced his hybrid system is the way forward
HyBRIDER SOLAR-WASSERSTOFF- GENERATORHyBRID SOLAR H2
GENERATION
SONNENLICHTSUNLIGHT
H20
H2
BRENNSTOFFZELLEFUEL CELL
H2
TAGDAy TIME
NACHTNIGHT TIME
BIOMETHANOLBIOMETHANOL
KOMPRESSORCOMPRESSOR
GASTANKGASTANK
25
das Sonnenlicht eine Mischung aus Wasser und Methanol in einem Glasröhrengeflecht auf dem Hausdach. Durch zwei katalyseprozesse erzeugt das System direkt Wasserstoff – also genau umgekehrt wie in bekannten Systemen, bei denen die Wasserstoffproduktion aus zuvor erzeugtem Strom als wenig effizienter Speicherprozess genutzt wird. „Das Hybridsystem erreichte einen exergetischen Wirkungsgrad von 28,5 Prozent im Sommer und 18,5 Prozent im Winter, verglichen mit zwischen 5 und 15 Prozent bei konventionellen Systemen im Sommer und 2,5 bis 5 Prozent im Winter“, erläutert Nico Hotz, der als AssistenzProfessor an der Duke’s Pratt School of Engineering tätig ist, seine Entwicklung.
Durch Forschungsarbeiten wie diese, die den Problemen der regenerativen Energiegewinnung von ganz unterschiedlichen Richtungen begegnen, darf man darauf hoffen, dass hier durch viele Teilinnovationen eines Tages eine vernünftige technologische Basis entstehen wird. kürzere Lösungswege und echte Innovationssprünge könnten jedoch von Seiten der wissenschaftlichen Avantgarde kommen. Beispielsweise von der amerikanischen Forscherin Angela Belcher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), die viren „beibringt“, hochleistungsfähige Nanostrukturen zu bilden, durch die eines Tages extrem effiziente Stromspeicher zur verfügung stehen könnten. Oder der ebenfalls am MIT tätige Daniel C. Nocera: Ihm ist es nach eigenen Angaben gelungen, auf Basis sehr leicht verfügbarer Materialien ein photosynthesefähiges „künstliches Pflanzenblatt“ zu erzeugen, das die Energieprobleme der Welt auf revolutionäre Weise lösen könnte. ScienceFiction? Längst nicht mehr. Diese Art der Forschung bringt jedoch vor allem in finanzieller Hinsicht hohe Risiken mit sich und ist noch weit entfernt von alltagstauglichen Massenanwendungen. Solange wir jedoch nicht wissen, ob vorsichtige Teilinnovationen nicht vielleicht das sehr viel höhere Risiko bergen, indem sie zu spät zum Ziel führen, sollten wir alle wissenschaftlichen Optionen im Auge behalten und fördern.
von Michael Neser
5 percent in winter”, Nico Hotz, Assistant Professor at Duke’s Pratt School of Engineering said, explaining his development.
Through research projects such as these, which tackle the problems of regenerative energy sourcing from totally different directions, there is hope that one day, on the back of many minor innovations, a sensible technological basis will emerge. Shorter paths to solutions and genuine innovation leaps could, however, come from the academic avantgarde. For example from the American researcher Angela Belcher at the Massachusetts Institute of Technology, who “teaches” viruses to create highly efficient nanostructures, through which extremely efficient electricity storage devices could one day become available. Or Daniel C. Nocera, likewise from MIT. In his own words he has succeeded, on the basis of readily available materials, in creating an “artificial plant leaf” capable of photosynthesis, which could solve the world’s energy problems in a revolutionary way. Science fiction? That has not been the case for some time now. However, in particular in a financial respect, this type of research involves high risks and is still a long way from everyday mass applications. That said, as long as we do not know whether careful minor innovations bear the much greater risk of reaching the ultimate goal too late, we should keep in mind, and sponsor, all scientific options.
durch forschungsarbeiten, die den problemen der regenerativen energiegewinnung von unter-schiedlichen richtungen begegnen, wird eine vernünftige technologische basis entstehen.
research projects that tackle the problems of regenerative energy sourcing from different directions will one day create a sensible tech-nological basis.
2726
smart future ENERGIESYSTEME DER ZUkUNFT
27
Das steht es, das neue verwaltungsgebäude: Eine weithin sichtbare Landmark, durch und durch Ausdruck der neuen Unternehmensvision, technologisch und ästhetisch absoluter State of the Art. Und eigentlich könnten sich die Unternehmensleitung, die Architekten und die zahlreichen anderen Projektbeteiligten zufrieden auf die Schulter klopfen – wären da nicht die Menschen, die in dem neuen Prachtbau ihre tägliche Arbeit verrichten sollen, in dem visionären Gebäude jedoch nichts als Geldverschwendung und Schikane erkennen. Man hatte sich erhofft, dass der Umzug in die technisch hervorragend ausgestatteten neuen Räumlichkeiten gerade bei den Mitarbeitern einen Motivationsschub erzeugt. Fehlanzeige. Andrea Maurer wundert das nicht. Als systemische Organisationsberaterin weiß sie, wie groß die Gefahr ist, dass sich solche Projekte in ein unternehmerisches Pulverfass verwandeln. Und die aufgebrachten Mitarbeiter wieder auf eine produktive Linie zu bringen, kann sehr viel Zeit kosten – und damit auch sehr viel Geld.
Der bewusst vollzogene Wandel in Unternehmen, man nennt das gerne „Change“, ist heute mehr denn je unumgänglich. Häufig geht das auch mit räumlichen veränderungen einher. Zum einen aus ganz profanen betriebs
There it is, the new headquarters: a landmark, visible from afar, through and through the expression of the new corporate vision, in technological and aesthetic terms absolutely stateoftheart. And actually the management, architects and numerous others involved in the project could deservedly give themselves a pat on the back – if it weren’t for the people who go about their daily work in the magnificent building and who see nothing but a waste of money and chicanery in the visionary edifice. There had been hopes that precisely where the employees were concerned, the move to the new premises would boost motivation. No chance. That does not surprise Andrea Maurer. As a systemic organization consultant she knows how great a danger there is of projects such as this becoming a corporate powder keg. And getting the incensed employees fully productive again can take a lot of time – and cost an awful lot of money.
Nowadays, a conscious change in companies is more imperative than ever. It frequently goes hand in hand with a change in premises. On the one hand for totally straightforward business reasons such as the more efficient use of space, and on the other because it is strategically necessary in order to bring the organization or corporate culture in line with future requirements by way of spatial change. Andrea Maurer specializes in assisting companies with processes such as these. She initially studied Architecture and Urban Planning, majoring in Structural Engineering at Bauhaus University in Weimar, Stuttgart Technical University and the
Unternehmen, Architekturen und der Faktor Mensch
Companies, architecture, and people as a factor
andrea maurer
2727
wirtschaftlichen Gründen wie einer effizienteren Flächennutzung, zum anderen aber auch aus der strategischen Notwendigkeit heraus, über räumliche veränderungen die Organisation oder die Unternehmenskultur den Erfordernissen der Zukunft anzupassen. Andrea Maurer hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen bei solchen Prozessen zu unterstützen. Zunächst hatte sie Architektur und Stadtplanung mit dem Schwerpunkt Hochbau an der Bauhaus Universität Weimar, der Technischen Universität Stuttgart sowie an der École d’architecture de Lyon studiert. Im Anschluss war sie als Architektin für Entwurfs und Ausführungsplanung bei Eike Becker Architekten, Berlin tätig. Dann platzte die berühmte DotcomBlase mit all den bekannten Folgen und es kam eine Zeit, „in der man in Architekturbüros vielleicht mal unbezahlt arbeiten durfte – wenn überhaupt“, erinnert sich Andrea Maurer. Manchmal ist das Bonmot von der krise als Chance jedoch mehr als eine Floskel: Sie kehrte dem Architektenberuf – zumindest partiell – den Rücken und begann für das Quickborner Team zu arbeiten, ein Beratungsunternehmen in Hamburg, das sich auf organisatorische Gebäudeplanung spezialisiert hatte. Nach ersten Projekten für Unternehmen wie Shell Deutschland wartete eine unglaubliche Herausforderung auf sie, von der sie heute weiß, „dass man so eine Chance als junger Mensch in Deutschland eigentlich nicht kriegen kann.“ So wurde sie Director Real Estate Project Management für die rumänische Petrom S.A., einen von der österreichischen OMv Group übernommenen, ehemals staatlichen Öl und Gaskonzern.
Was auf den ersten Blick nach einer gediegenen Position klingt, war in Wirklichkeit Abenteuer pur. „Da trafen zwei extrem unterschiedliche kulturen aufeinander. Das postkommunistische Rumänien mit vielen Mitarbeitern, die noch nie an einem Computer gearbeitet hatten, und einer völlig maroden Infrastruktur auf der einen Seite, auf der anderen die Österreicher mit sehr hohem Erfolgsdruck.“ Maurers Aufgabe war es, den Merger mit der Entwicklung einer konzernzentrale in Bukarest mit verbindlichen und betriebstauglichen Arbeitsplatzstandards zu unterstützen. „Das Hauptproblem in Bukarest war zunächst der Mangel an geeigneter Bürofläche. Das Unternehmen war deshalb auf elf Standorte in der ganzen Stadt verteilt, zwischen denen die Mitarbeiter hin und herpendelten. Die Organisation drohte angesichts der eigentlich nicht vorhandenen Infrastruktur buchstäblich im verkehrsstau zu ersticken.“ Doch auch geeignetes Bauland für ein zentrales Gebäude war Mangelware. Die „Wahl“ fiel schließlich auf ein ehemaliges TanklagerAreal der Petrom – eine nach westlichen Maßstäben unvorstellbar kontaminierte Industriebrache.
École d’architecture de Lyon. She then worked as an architect specializing in design and construction planning for Eike Becker Architekten in Berlin. Then the famous dotcom bubble burst, with all the wellknown consequences, and there ensued a time, “in which you might have been able to work in an architectural firm for nothing – if at all,” she remembers. Sometimes though, the clever remark about seeing an opportunity in a crisis is more than just an empty phrase: She turned her back on architecture as a profession – in part at least – and began working for Quickborner Team, a consulting company in Hamburg that specializes in organizational building planning. After initial projects for companies such as Shell Deutschland there was an incredible challenge waiting for her, which, she now knows, “was an opportunity the likes of which as a young person in Germany you actually have no chance of getting.” She was made Director Real Estate Project Management of the Romanian company Petrom S.A., a former stateowned oil and gas group that had been taken over by the Austrian OMv Group.
What at first sight looked like a prestigious position was in reality nothing if not an adventure. “It was a clash of two extremely different cultures. PostCommunist Romania with lots of employees who had never worked on a computer and a totally dilapidated infrastructure on the one hand, and on the other the Austrians, who were hungry for success.” Maurer’s task was to support the
Im Inneren der konzernzentrale von Petrom S.A.: Heute erinnert hier nichts mehr an die marode Infrastruktur in BukarestInside the Petrom S.A. headquarters: Nowadays nothing is reminiscent of the dilapidated infrastructure in Bucharest
28
Hausmeister AndreA MAurer
29
merger by designing corporate headquarters in Bucharest with binding, operational workplace standards. “The main problem in Bucharest was initially the lack of suitable office space. For this reason the company was scattered over eleven sites throughout the city, between which the employees journeyed to and fro. Given the if anything nonexistent infrastructure, the organization was threatened with literally being choked in the traffic jam.” However, suitable construction land for a main building was also in short supply. Ultimately a former Petrom storage tank site was chosen – an industrial wasteland that by Western standards was contaminated to an unimaginable degree.
With Andrea Maurer heading the project it proved possible to build a modern HQ on the formerly contaminated site that meets Western standards in every respect. And as if that alone were not a big enough challenge, at the same time she completed an MBA at Zollverein School in Essen. “The great thing was that I could use what I learned there the very next day”, the 38year old jokes today. This degree course, which she completed with a Master’s thesis entitled “Architecture as the strategic Intervention of cultural Change Processes in international Companies”, fits in very well with the overarching topic that has actually interested Maurer since she began studying and which drives her to continue her education: sounding out and using interfaces that emerge when different cultures meet spatially, be they of a regional or corporate nature. Primarily, though, the interfaces between people, organizations and architecture – the subject matter around which her activities predominantly revolve today. In order to be able to manage these interfaces success fully you need to have an eye for the entire system. Architectural expertise or a corporate mindset alone always entail the danger of neglecting factors outside one’s area of expertise that are of relevance to the system.
Andrea Maurer knows that “if you are aware of what the space can do and how architecture influences behavior, you can use this purposefully as an intervention to achieve specific organizational goals”. Architecture
Unter Andrea Maurers Projektleitung ist es schließlich gelungen, ein modernes verwaltungsgebäude aus dem ehemals kontaminierten Boden zu stampfen, das in jeder Hinsicht westlichen Standards genügt. Und als wäre das alleine nicht bereits Herausforderung genug gewesen, absolvierte sie während dieser Zeit parallel noch ihren Master of Business Administration an der Zollverein School in Essen. „Das Schöne war, dass ich das, was ich da lernte, gleich am nächsten Tag anwenden konnte“, scherzt die 38Jährige heute. Diese Ausbildung, die sie mit ihrer Masterthesis „Architektur als strategische Intervention von kulturellen Wandelprozessen in internationalen Unternehmen“ abschloss, reiht sich sinnvoll in das übergeordnete Thema ein, das Maurer eigentlich seit Beginn ihres Studiums interessiert und sie bis heute dazu antreibt, sich weiterzubilden: das Ausloten und Nutzen von Schnittstellen, wie sie gegeben sind, wenn unterschiedliche kulturen räumlich aufeinandertreffen, seien sie regionaler oder unternehmerischer Natur. vor allem aber auch die Schnittstellen zwischen Mensch, Organisation und Architektur – der thematische komplex, um den sich ihre Tätigkeit heute hauptsächlich dreht. Um diese Schnittstellen erfolgreich managen zu können, muss man den Blick für das gesamte System haben. Architek to nisches Fachwissen oder unternehmerische Denke alleine laufen stets Gefahr, systemrelevante Faktoren außerhalb des eigenen Fachgebiets zu vernachlässigen.
„Wenn man weiß, was der Raum kann und wie Architektur verhalten beeinflusst, dann kann man das ganz gezielt als Intervention zur Erreichung bestimmter organisationeller Ziele einsetzen“, weiß Andrea Maurer. Architektur kann Realitäten schaffen, die ganz einfach nicht mehr wegzudiskutieren sind – im positiven wie im negativen Sinne. Andrea Maurer beschreibt das so: „Ich kann mit meinen Mitarbeitern in ein tolles Hotel gehen und ihnen erzählen, dass wir ab morgen alles anders machen. Ab morgen sind wir das offene, serviceorientierte Unternehmen. Ab morgen kommunizieren wir viel mehr miteinander. Dann kommen alle zurück und sitzen wieder in ihren Einzelbüros. Da sind dann wieder all diese Wände und nichts verändert sich hinsichtlich der gesteckten Ziele. Gehe ich nun aber hin und verändere das Arbeitsumfeld, nehme z. B. diese Wände raus oder biete unternehmensspezifische Bereiche für kommunikation an, schaffe ich eine für alle erlebbare räumliche Gegebenheit, die meinen Zielen den Weg ebnet.“
Die Unternehmensziele und die Mitarbeiter unter ein Dach bringen: Andrea Maurer (rechts) schafft das durch eine ganzheitliche BetrachtungBringing the corporate goals and employees under one roof: Andrea Maurer (r.) does so with a holistic approach
29
can create the necessary realities – in a positive and negative sense. She describes it as follows: “I can take my employees to a great hotel and tell them that from tomorrow we are going to be doing everything differently. From tomorrow we are going to be an open, serviceoriented company. From tomorrow we will communicate far more with one another. Then they all come back and sit down again in their individual offices. There are all these walls everywhere and as far as the intended goals are concerned nothing changes. However, if I go along and change the working environment, rip out these walls, for example, or offer companyspecific areas for communication, I create spatial circumstances that everyone can experience, and pave the way to my target.”
As these interventions impact on daily operational procedures they trigger a change process for every employee. As such, the greatest challenges with regard to change processes of this nature occur at the interface with employees, who for this reason are also a focal point of Maurer’s consulting activities. “First of all I take a look at the company. Where is it in the market? What are its goals? What is the forthcoming project intended to change? What goals for the project have already been defined?” So as to get a feel for the company in question Andrea Maurer often finds it very helpful to analyze the existing premises – they often reveal more about the existing corporate culture than the client is aware of. The second stage involves her conducting interviews in all the departments involved: “For the most part people speak to me very openly about what positive aspects they expect of the project or where their fears lie.” Maurer then goes about tying up all these loose ends: To a certain extent corporate goals, user needs and organizational decisions need to be put on the same wavelength and in the process she often discovers still hidden potential in the project.
Da man mit diesen Interventionen in die täglichen Ablaufprozesse eingreift, wird ein veränderungsprozess bei jedem Mitarbeiter angestoßen. So entstehen die größten Herausforderungen bei solchen veränderungsprozessen an der Schnittstelle zum Mitarbeiter, der deshalb auch ins Zentrum von Maurers Beratertätigkeit gerückt ist. „Erstmal schaue ich mir das Unternehmen an. Wo steht es am Markt? Was sind seine Ziele? Was soll sich durch das bevorstehende Projekt verändern? Welche Ziele wurden für das Projekt bereits definiert?“ Um ein Gefühl für das jeweilige Unternehmen zu bekommen, ist es für Andrea Maurer oft schon sehr hilfreich, die bestehenden Räumlichkeiten zu analysieren – die bringen oft mehr über die bestehende Unternehmenskultur zum Ausdruck als den kunden klar ist. In einem zweiten Schritt führt sie Interviews in allen beteiligten Abteilungen: „Die Menschen sprechen mir gegenüber meistens sehr offen darüber, was sie von dem Projekt positiv erwarten oder wo ihre Befürchtungen liegen.“ Dann gilt es für Maurer, diese losen Enden miteinander zu verknüpfen: Unternehmensziele, Nutzerbedürfnisse und organisatorische Entscheidungen müssen gewissermaßen auf die gleiche Wellenlänge gebracht werden und oft entdeckt sie bei dieser Arbeit auch Potenziale, die noch unentdeckt in dem Projekt schlummern.
Um den Mitarbeitern die komplexen Entscheidungsvorgänge anschaulich zu machen, bildet sie abteilungsübergreifende Teams, die mit einer klar definierten Entscheidungsgewalt ausgerüstet sind und nach erfolgtem Aufbau von notwendiger fachlicher kompetenz beispielsweise das Mobiliar oder bestimmte ServiceEinrichtungen mitbestimmen können. „Das Erstaunliche in diesen Entscheidungsgremien ist, dass die abteilungsübergreifenden Teams fast immer genau so entscheiden, wie die Unternehmensführung es getan hätte.“ Die Ergebnisse sind also unterm Strich die gleichen. Nur: Mit diesem Mehraufwand wurde eine abteilungsübergreifende verstehensbasis für die Entscheidungsproblematik und ihre oft komplexen Hintergründe geschaffen. Die so entstandenen Gegebenheiten laufen nicht mehr Gefahr, als rücksichtslose Willkür der Führungsebene interpretiert zu werden. In jeder Abteilung sitzen kollegen, die die Entscheidung mitgetragen haben und in der Lage sind, sie argumentativ zu untermauern. Der komplementäre Beratungsansatz von Andrea Maurer wird an der Stelle sehr deutlich: die verbindung von fach
30
Hausmeister AndreA MAurer
31
So as to make the complex decision processes clear to employees she forms crossdepartmental teams, which enjoy clearly defined decisionmaking powers and which, having compiled the requisite specialist expertise, are able to codetermine the furniture or specific service fittings. “What is surprising about these decisionmaking committees is that the crossdepartmental teams almost always make the same decision the management would have.” So overall, the results are the same, but this extra effort creates a crossdepartmental basis for understanding the problems relating to the decisionmaking and the frequently complex backgrounds. There is no longer any danger of the situation that now exists being interpreted as ruthless arbitrariness on the part of top management. In every department there are colleagues who were involved in the decision and are in a position to argue in its favor. At this point Andrea Maurer’s complementary consulting approach becomes very clear: The combination of specialist expertise and process management for steering employee communication and integration is decisive. She acquired this important skill in her further training to become a systemic organization consultant.
Andrea Maurer is currently helping Fraport AG, the owner and operator of Frankfurt Airport and one of the leading companies in the airport business, construct new headquarters at the Frankfurt site. Those invol ved were fully aware of the risks and potential the move to a new building with a more open office concept entailed, and for several months now have been working on implementing the change such that it is as beneficial as possible for everyone affected. And not just in a business sense: Fraport’s top priority is the construction of a companyspecific, future oriented working environment. This is characterized by a building structure and interior fittings that promote organizational flexibility, client and service orientation, as well as communication and knowledge transfer.
According to the ageold saying, man is a creature of habit. Anything new he is confronted with he first has to understand and practice. Decisions have to be as transparent as possible and the reasons for change plausible. Then, very smoothly, what was new becomes a habit he has become fond of. If this aspect of human nature is ignored, a sense of being overwhelmed and insecurity emerge, which can quickly turn into rejection. Unfortunately this grievance is not only channeled into irrational trivialities (Where is the wall for my vacation snaps? Why do I have to use a standard cup instead of my Mickey Mouse cup?) but also very quickly into expensive matters such as airconditioning, subsequent conversion measures and an attitude of refusal among employees, which not infrequently spells a drop in efficiency for the company. This demonstrates that architecture, which stands for quite specific values, produces real experiences. As such, architecture is not automatically a platform or a “stage” for organizational change processes. “I see exploiting this positively in the interest of the company as the main objective of my consulting activity. To do so the design of the spatial environment has to undergo a conscious decisionmaking process, which ‘translates’ corporate values and goals and makes them tangible for everyone.”
licher Expertise und Prozessmanagement zur Steuerung von Mitarbeiterkommunikation und einbindung ist entscheidend. Diese wichtige kompetenz hat sich Andrea Maurer durch die Weiterbildung zur systemischen Organisationsberaterin angeeignet.
Zurzeit begleitet Andrea Maurer die Fraport AG, Eigentümer und Betreiber des Frankfurter Flughafens und eines der führenden Unternehmen im AirportBusiness, bei der Errichtung ihrer neuen Unternehmenszentrale am Standort Frankfurt. Hier war man sich der Risiken und Potenziale des Umzugs in ein neues Gebäude mit einem offe neren Bürokonzept voll bewusst und arbeitet seit vielen Monaten daran, diesen Wandel für alle Beteiligten möglichst gewinnbringend zu vollziehen. Und das nicht nur im betriebswirtschaftlichen Sinne. Für Fraport steht vor allem die Erreichung eines unternehmensspezifischen und zukunftsorientierten Arbeitsumfelds im vordergrund. Dies zeichnet sich für sie durch eine Gebäudestruktur samt Innenausstattung aus, die organisatorische Flexibilität, kunden bzw. Serviceorientierung und kommunikation bzw. Wissenstransfer unterstützt.
Ein uralter Gemeinplatz sagt: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Alles Neue, mit dem er konfrontiert wird, muss er erstmal verstehen lernen und üben. Entscheidungen müssen möglichst transparent und die Gründe für veränderungen plausibel sein. Dann wird das Neue meist recht reibungslos zur liebgewonnenen Gewohnheit. Lässt man diese Gegebenheit in der menschlichen Natur außer Acht, entstehen Überforderung und Unsicherheit, die sich schnell in Ablehnung verwandeln können. Der Unmut kanalisiert sich leider nicht nur in irrationalen Nebensächlichkeiten: Wo ist die Wand für meine Urlaubsfotos? Warum musste meine DiddlMausTasse einer Standardtasse weichen? – sondern auch schnell in kostspieligen Themen, wie Raumklimatisierung, nachträgliche Umbaumaßnahmen und einer verweigerungshaltung bei den Mitarbeitern, die nicht selten einen Effizienzverlust für das Unternehmen bedeutet. Daran wird deutlich, dass Architektur reale Erlebnisse generiert, die immer für ganz bestimmte Werthaltungen stehen. So ist Architektur auch automatisch Plattform oder „Bühne“ für organisatorische Wandelprozesse. „Dies im Sinne des Unternehmens positiv zu nutzen, sehe ich als wesentliches Ziel meiner Beratungstätigkeit an. Dafür muss die Gestaltung des räumlichen Umfeldes einen bewussten Entscheidungsprozess durchlaufen, der Unternehmenswerte und ziele für alle Beteiligten ‚übersetzt‘ und greifbar macht.“
von Michael Neser
Zukunftsmusik: Noch befindet sich die neue Unternehmenszentrale der Fraport AG im Bau. Aber schon heute arbeitet Andrea Maurer daran, dass nach dem Umzug nichts aus dem Takt läuftThe shape of things to come: The new Fraport AG headquarters are still under construction. Even today though, Andrea Maurer is working on ensuring nothing gets out of step after the move
31
Nikolaus Hirsch
Gedenken mit dem Stift gedachtMemories in pencil
32 33
Hausmeister nikolAus HirscH
Manchmal bewirkt erst eine kleine Geste eine wahrhaft große. Das gilt vor allem in sensiblen Bereichen des Zwischenmenschlichen. Aber eben auch in der Architektur. In einem Land, dessen architekturhistorisches Erbe von vielen Fasern autoritärer Gesten durchwoben ist, kann ein Bekenntnis zum Minimalismus daher mehr sein als ein „Less is more“.
So wie bei Hirschs erstem Werk, das Denkmal für die ermordeten Juden Frankfurts. Tausende von kleinen Stahlkuben sind an die historische Mauer des Judenfriedhofs geschraubt. Jeder trägt den Namen aller Opfer Frankfurts, die allein aus der Willkür einer in Rage geratenen Nation ihr Leben lassen mussten. Die Installation erinnert an die Werke des kom
ponisten Phillip Glass, bei der die scheinbar immergleichen Repetitionen einen kraftvollen Musikfluss erzeugen. Die nur wenige Zentimeter großen kuben fügen sich zu einer fast endlosen Reihe, die über 300 Meter dem verlauf der Straße folgt. Ein in seiner Schlichtheit berührendes Werk aus dem Jahr 1996, das 2010 noch durch einen kubus aus Steinen von im krieg zerstörten Häusern des ehemaligen Judenviertels erweitert wurde.
Mit der 2001 fertiggestellten Synagoge in Dresden, einer kooperation von Nikolaus Hirsch, Andrea Wandel, Andreas Hoefer und Wolfgang Lorch, hat das Team wohl einen der wichtigsten Bauten Deutschlands nach dem Jahr 2000 geschaffen. Der Neubau schließt die historische Lücke, die durch die Zerstörung des vorgängerbaus von Gottfried Semper gerissen worden war. Semper verband eine ottonische Stilsprache mit maurischen Anklängen im Innern der Synagoge und hat so zwei wichtige jüdische kulturpfade miteinander verbunden. Wie ein Gegenlager fügte sich die alte Synagoge in die kulturachse in Elbflorenz, der Brühl’schen Terrasse, ein. Doch dann kam die Pogromnacht 1938 und der Bau fiel dem staatlich organisierten Terror zum Opfer.
Der Synagogenneubau besteht nun aus zwei kuben, einem Andachtsraum und einem Gemeindezentrum, die das schmale und lange Grundstück begrenzen, dazwischen liegt ein mit Platanen bestandener Innenhof, wo die Semper’sche Synagoge stand. An dieser Stelle kommt wieder die kleine, minimalistische Geste ins Spiel. Hirsch und seine Projektpartner entschieden sich dafür, den einen kubus mit einer deutlichen Torsion zu versehen, sodass der aus gleichmäßigen Quadern gesetzte Bau Schicht für Schicht um jeweils einige Zentimeter zur darunterliegenden
Sometimes a small gesture leads to a big one. This is true primarily of the sensitive field of interpersonal relationships. Including in architecture. In a country whose architectural heritage has several threads of authoritarian gestures running through it, an avowal of minimalism can for this reason entail more than “less is more”.
As in Hirsch’s first work, the monument to the murdered Jews of Frankfurt. There are thousands of small steel cubes screwed to the historical wall of the Jewish Cemetery. They bear the names of all Frankfurt’s victims,
who had lost their lives solely on account of the capriciousness of a nation that had become incensed. The installation is reminiscent of the works of composer Phillip Glass, in which the seemingly identical repetitions create a powerful flow of music. The cubes, which measure only a few centimeters, join up to create an almost infinite row, which follows the course of the road for over 300 meters. It is a work from 1996 that is touching in its simplicity, and to which in 2010 a cube was added made of stone from one of the houses in the Jewish quarter that was destroyed in the War.
In the synagogue completed in 2001 in Dresden, a cooperation between Nikolaus Hirsch, Andrea Wandel, Andreas Hoefer and Wolfgang Lorch, the team created one of the most important post2000 edifices in Germany. The new building fills the historical gap left by the destruction of Gottfried Semper’s predecessor. Inside the synagogue Semper combined an Ottonian stylistic language with Moorish echoes, thereby bringing together two important Jewish cultural paths. The old synagogue was integrated like a counterbearing on “Brühl’s Terrace”, the cultural promenade of the city known as Florence on the Elbe. Then, however, came the Night of Broken Glass in 1938 and the building fell victim to the stateorganized mob.
Der 2001 fertiggestellte Synagogenbau in DresdenThe synagogue building in Dresden, completed in 2001
33
verdreht und damit aus dem Lot gebracht wird. So als hätte ein Riese im Spiel den sauber gefügten Würfel aus der Ordnung gebracht und eine verstörende, neue geschaffen. Dieser sorgsam verdrehte und nach außen bis auf eine Tür völlig öffnungslose Bau findet sein Pendant auf der anderen Seite des Grundstücks. Zwischen den beiden ist in die Materialoberfläche des Platzes der
Grundriss der verschwundenen SemperSynagoge eingezeichnet. Der eine kubus ist introvertiert, der andere mit seiner Glasfassade extrovertiert. Nikolaus Hirsch legt besonders auf die Detailarbeit Wert: „Entscheidend ist für uns immer die Materialsuche. Wir vertrauen dabei nicht nur auf bereits existierende Materialien, sondern gehen auch immer in die kooperation mit den Herstellern. So sind wir auf die raue Oberfläche der Betonfertigteile gestoßen, die eigentlich als Fehlversuche ausgemustert worden waren.“
Bleibt das Innere des Tempels. Ein feines, goldschimmerndes Gewebe aus Metallringen fällt wie ein weiches Tuch an den beiden Wänden herab und wird an der Decke durch abhängende Stangen in ein wogendes Rippendach verwandelt. Dabei bleibt der Raum in ein mystisches Licht getaucht. „Wir haben das Material zusammen mit Bekleidungsherstellern entwickelt, die auch für Paco Rabanne arbeiteten“, berichtet Hirsch. Dessen anmutige Materialität setzt auf wundersame Weise eine Assoziation mit der maurischen Sprache des Semper’schen Innenraums frei. Der Raum und das textil wirkende Interieur finden sich in einer federleichten Balance – trotz der Schwere des einen und der Zartheit des anderen. Der Davidstern wird hinter dem Altarbereich aus Linien und Diagonalen ins Zigfache multipliziert und zu einem Netzwerk, das Symbol und Ornament zugleich ist.
2006 folgte das Dokumentationszentrum Hinzert bei Trier, das ebenfalls unter der gemeinsamen Regie von
The new synagogue comprises two cubes, a prayer room and a community center, which border the long, narrow plot of land; inbetween there is an inner courtyard with sycamore trees where Semper’s synagogue once stood. Here, the small, minimalist gesture comes into play again. Hirsch and his project partners decided to clearly twist one of the cubes, such that each layer of the structure, which is made of uniform slabs, is at an angle to the layer below, and thus out of line. It is as
though, in play, a giant had disrupted the neatly arranged die and created a new unsettling order. There is a counterpart to this carefully twisted structure, which apart from a single door has no openings to the outside whatsoever, on the other side of the complex. Between the two, in the surface of the material covering the plaza, the footprint of Semper’s synagogue, which has long since disappeared, is marked. The one cube is introverted, the other, with its glass façade, extroverted. Nikolaus Hirsch places particular importance on details in his work: “For us the search for materials is always decisive. We put our faith not only in already existing materials but also always cooperate with manufacturers. This is how we came across the coarse finish of the prefabricated concrete parts, which had actually been classified as rejects.”
Which leaves the inside of the temple. A delicate, shimmering gold mesh made of metal rings hangs like a soft cloth down both walls, and the ceiling is transformed by suspended rods into an undulating ribbed roof. The room remains bathed in mystical light. “We developed the material together with clothing manufacturers, who also work for Paco Rabanne”, Hirsch says. Wondrously, its delicate materiality engenders an association with the Moorish language of Semper’s interior. There is an extremely fine balance between the room and the textilelike interior – despite the gravity of the one and the tenderness of the other. Behind the altar area, the Star of David is multiplied several times over in lines and diagonals, creating a network that is at once a symbol and an ornament.
In 2006 the Hinzert Documentation Center near Trier followed, which was likewise designed and constructed under the joint direction of Hirsch, Hoefer, Lorch and Wandel. Between 1939 and 1945 there was a concentration camp here for up to 1,500 people, who were detained in the most oppressive conditions. The team created a space comprising tri
Das Dokumentationszentrum Hinzert auf dem Gelände eines ehemaligen konzentrationslagersThe Hinzert documentation center on the site of a former concentration camp
3534 35
Hausmeister nikolAus HirscH
Hirsch, Hoefer, Lorch und Wandel entworfen und realisiert wurde. Hier befand sich von 1939 bis 1945 ein konzentrationslager mit bis zu 1.500 Menschen, die dort unter bedrückendsten Bedingungen inhaftiert wurden. Das Team hat hier einen Raum geschaffen, der sich in faszinierender Weise aus dreieckigen, verschweißten und gewachsten Cortenstahlplatten zu einem komplexen, fließenden Raumgebilde zusammenfügt, das gleichzeitig auch die Tragstruktur des Gebäudes bildet. Je nachdem wie stark diese Dreiecke gegeneinander verdreht sind, entsteht in radikaler Einfachheit eine sich auffaltende, wellenförmige Struktur, die aus der umgebenden Mittelgebirgswiese herauswächst. von innen öffnet sich die Fensterwand zur Landschaft und überblendet den Blick hinaus mit dem gerasterten Siebdruck eines Fotos des ehemaligen konzentrationslagers. Der Baukörper wirkt gerade wegen seiner fremdartigen, erdroten Materialität nicht als fremd, sondern erinnert an ein stählernes Tier mit rostrotem Panzer, das sich zur Ruhe gelegt hat. Doch trotz dieser komplexen Form ist der Computer als Zei
angular, welded and waxed Corten steel panels which are fascinating in the way they form a complex, fluid spatial structure that also serves as the building’s loadbearing structure. Depending on the degree that these triangles turn away from one another, an unfolding corrugated structure, radical in its simplicity, emerges from the surrounding highland meadow. From inside, the glass front looks out over the surroundings, superimposing a screen print of a photo of the former concentration camp over the view outside. Precisely because of its unfamiliar, earthy red materiality the edifice does not appear strange, but is rather reminiscent of a steel animal with rustred armor that has laid down to rest. However, despite the complex shape, the computer is not decisive as a medium for drawing: “I love being able to think with a pencil, it means I can be mobile and can work on the road – which is when you have the best ideas anyway.”
In view of this show of works, including another synagogue project in Munich, a particular phrase could well creep in slyly: “compassionate architecture”, “Betroffen
Im Inneren des Dokumentationszentrums: ein komplexes RaumgebildeInside the documentation center: a complex spatial structure
3535
chenmedium nicht entscheidend: „Ich liebe es, mit dem Stift denken zu können, da bin ich mobil und kann auch unterwegs arbeiten – da kommen einem ohnehin die besten Gedanken.“
Angesichts dieser Werkschau inklusive eines weiteren Synagogenprojekts in München könnte sich hinterrücks ein Wort einschleichen: „Betroffenheitsarchitektur“. Die deutsche Sprache ist eben zu einzigartigen Wortschöpfungen in der Lage und dieser Ausdruck ist beileibe kein Wort des Wohlgefallens. Der Architekturkritiker Alan Posener hat es 2000 ins Spiel gebracht und damit seinen Artikel über das jüdische Museum in Berlin betitelt, ein Werk des Architekten Daniel Libeskind. Das Wort, einmal in die Welt gesetzt, hat seinen Weg genommen. von der Betroffenheitsarchitektur zum kitsch, so schwingt es unausgesprochen mit, ist es nur einen Steinwurf entfernt. Wie vom Dienst an der guten Sache hin zum Gutmenschentun. Die individuellen Lösungen, die das Team von Hirsch, Hoefer, Wandel und Lorch für jedes ihrer thematisch komplexen und historisch aufgeladenen Bauaufgaben schafft, ist in dieser Beziehung aber über jeden Zweifel erhaben. Denn stellt nicht praktisch jeder Ort, an dem gebaut wird und das Alte dem Neuen weichen muss oder an denen tiefer liegende Schichten freigelegt werden oder wo der umgebende kontext sich mit aller Macht dazwischendrängt, ganz besondere Aufgaben an den Baukünstler? „Architektur liegt stets auch im Bereich des Spekulativen“, sagt Nikolaus Hirsch, der von 2000 bis 2004 an der Architectural Association in London gelehrt hat und eine Gastprofessur in Harvard innehatte. „Architektur muss utopisch sein dürfen.“
Deshalb tut man gut daran, bei Hirsch zwischen den Zeilen zu lesen, seine Bauten sind stets voll verborgener Zeichen, deren Sinn sich erst bei der Betrachtung des Ganzen, des Sichtbaren und Unsichtbaren ergibt, meist sogar noch zwischen den einzelnen, immer miteinander verzahnten Projekten. vielleicht ist dies auch ein Grund, weshalb es Hirsch, der seit 2010 die Leitung der Städelschule in Frankfurt am Main übernommen hat, auch zur bildenden kunst zieht: „Dort sind die Planungszeiträume einfach
heitsarchitektur” in German. The German language is indeed capable of unique word creations, and this particular expression is by no means one of pleasure. The architecture critic Alan Posener introduced it in 2000 and used it for the title of his article about the Jewish Museum in Berlin, the work of architect Daniel Libeskind. Once coined, the phrase became established. From compassionate architecture to kitsch, so the unspoken word, it is only a stone’s throw. As it is from serving a good cause to becoming a dogooder. The individual solutions that the team of Hirsch, Hoefer, Wandel and Lorch comes up with for each of its thematically complex and historically charged construction assignments are in this respect beyond any doubt. For doesn’t practically any place being developed and where the old has to make way for the new, or where lower layers are exposed, or where the surrounding context gets in the way with full force, present the architect with particular challenges? “There is always something speculative about architecture as well”, says Nikolaus Hirsch, who from 2000 to 2004 taught at the Architectural Association in London and was a visiting professor at Harvard. “Architecture does not always have to be Utopian”.
Which is why in the case of Hirsch’s work it is a good idea to read between the lines; his buildings are always full of concealed symbols, whose meaning only becomes clear on observation of the whole, what is visible and invisible, mostly even between the individual projects, which are always interlinked. Perhaps this is also a reason why Hirsch, who has been Director of the Städel Academy in Frankfurt/Main since 2010, is drawn to the visual
Durch die Auffaltung dreieckiger Cortenstahlplatten entsteht gleichzeitig auch die Tragstruktur des GebäudesUnfolded triangular Corten steel panels simultaneously serve as the loadbearing structure for the building
3736 37
Hausmeister Nikolaus HirscH
von Fabian Lange
viel kürzer. Bei einem experimentellen Ausstellungsprojekt in Delhi hatten wir nur vier Monate von der ersten Idee bis zur Realisierung. Ich genieße solche Projekte, die nicht für die Ewigkeit sind.“ Doch Hirsch gibt noch etwas zu bedenken: „Die Architektur ist ein langsames Medium – und hat es in unserer Zeit naturgemäß schwerer als die schnellere bildende kunst.“ Ohnehin sieht Hirsch unsere Zeit als eine neue Ära des Übergangs vom Architekten zum künstler und vice versa: „ Nehmen wir die künstler Olafur Eliasson oder Tobias Rehberger. Diese sind mit ihren neuesten Projekten an der Schwelle zur Architektur.“
So auch bei einem Projekt, das sich gerade in der Realisierungsphase befindet, die archäologische Zone im Zentrum von köln zwischen Rathaus und WallraffRichartzMuseum. Hier sind im Untergrund wie in einem Palimpsest uralte, verwischte Spuren freigelegt worden, eine von den Zeitläuften überschriebene Textur des Stadtraumes. Lauter Spuren menschlicher Existenz, die sich als Gänge unter die dünne Oberflächenhaut gebohrt haben. Eine subversive historische Unterminierung des Stadtgebietes mit dem überraschenden Fund von Spuren der ältesten Synagoge Deutschlands, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht. Hier besteht nun die Herausforderung, den diffusen Spuren einen konkreten, sichtbaren Ort zu bieten, an dem sich die vielen Spuren der vergangenheit quasi auskristallisieren. Die komplexe, durch die Grabungen labyrinthische Wegeführung wird von einem steinernen, 16 Meter hohen und stützenfreien kubus umschlossen. Das Gebäude übernimmt außerdem eine subtile und großartige städtebauliche Neuordnung vor, in dem aus dem großen Freiraum mehrere kleine Plätze geschaffen werden, die diesem Bereich seine mittelalterliche Maßstäblichkeit wieder zurückgeben. Damit zeigt das Team um Hirsch, welche kraft subtile Eingriffe entfalten können.
arts: “The planning time is simply far shorter. For an experimental exhibition project in Delhi we had just four months from the initial idea to realization. I enjoy projects like that, which are not for eternity.” Hirsch also draws attention to something else: “Architecture is a slow medium – and in our day and age naturally has a tougher time than the faster, visual arts.” In any case Hirsch sees the present day as a new era of transition from architect to artist and vice versa: “Take the artists Olafur Eliasson and Tobias Rehberger. Their latest projects put them on the threshold of architecture.”
As is a project that is currently at the realization stage, the archeological zone in downtown Cologne between City Hall and Wallraff Richartz Museum. Here, in the subsoil, as in a palimpsest, ancient, blurred traces were uncovered, a chronicle of the city overwritten over the course of time. Nothing but traces of human existence that had buried themselves as passages under the thin surface. A subversive historical undermining of the city with the surprising find of traces of Germany’s oldest synagogue, which dates back to the 8th century. The challenge presented here was to offer the diffuse traces a concrete, visible platform, where the many vestiges of the past can be revealed, as it were. The complex, labyrinthine walkway through the excavations is surrounded by an unsupported, 16meterhigh stone cube. Moreover, by creating several small plazas from the large open space, thereby restoring the Medieval scale of the area, the building subtly and brilliantly restructures the urban space. Here Hirsch and his team demonstrate the power of subtle interventions.
Nikolaus Hirsch in der Frankfurter StädelschuleNikolaus Hirsch at the Städel Art Academy in Frankfurt
Zwischen Rathaus und WallraffRichartzMuseum in köln entsteht die “archäologische Zone” (beide Bilder)The “archeological zone” is being created between City Hall and WallraffRichartzMuseum in Cologne (both pictures)
3737
Weltleitmesse für Architektur und TechnikThe world’s leading trade fair for Architecture and Technology
Hallen/Halls 8.0/9.0/11.0/11.1
elektrotechnik/electrical engineering
Halle/Hall 8.0 energieeffiziente Gebäudesystemlösungen und elektroinstallation /Gebäudeinfrastruktur energy-efficient building system solutions and electrical installation /Building infrastructure
Halle/Hall 11.0 elektrische installations- und Netzwerktechnik electrical installation and network technology
Halle/Hall 11.1 Designorientierte elektroinstallation und Gebäudesystemtechnik Design-oriented electrical installation and building system technology
Hallen/Halls 9.0/11.0
Haus- und Gebäudeautomation, facility management, Contracting, photovoltaiksysteme Weitere Gebäudesystemtechnik/elektrotechnik software für das Bauwesen Home and building automation, facility management, Contracting, photovoltaic systems further building system technology/electrical engineering software for the Construction industry
Halle/Hall 9.1
Werkstattstraße, arbeitssicherheitsseminare Workshop street, safety at work seminars
Hallen/Halls 4.0/4.1/4.2
Lichttechnische Komponenten und Zubehör/LeD Components for lighting technology and accessories/LeD
Hallen/Halls 3.0/3.1/4.1/4.2/10.1forum 0/festhalle 2.0
technische Leuchten und Lampen technical lighting and lamps
Halle/Hall 5.0
urban Lighting/schwerpunkt außenleuchten für öffentliche Bereiche urban Lighting/main focus on external lights for public space
Hallen/Halls 5.1/6.0/6.1/10.1
Dekorative Leuchten/Decorative lighting
modernes Design Halle 5.1 für den objekt- und Wohnbereich
Klassisch-modern Hallen 5.1/6.1 für den objekt- und Wohnbereich
Klassisch-traditionell Halle 6.1 für den objekt- und WohnbereichVollsortimenter Hallen 6.0/10.1 Dekoratives Zubehör Halle 6.0
modern Design Hall 5.1 for the contract business and home interior decoration
Classic-modern Halls 5.1/6.1 for the contract business and home interior decoration
Classic-traditional Hall 6.1 for the contract business and home interior decoration
full range companies Halls 6.0/10.1Decorative accessories Hall 6.0
Hallen/Halls 1.1 /1.2/5.1
technische Designorientierte Leuchten architectural lighting and design lighting
agora
außenleuchten, Boulevard außenleuchten outdoor Lighting, outdoor Lighting Boulevard
38 39
messe frankfurt
15. – 20. 4. 2012 / frankfurt am main www.lightbuilding.com
Light + Building auf einen Blick
ÖffNuNGsZeiteN
15. – 19. April 2012 täglich von 9 bis 18 Uhr 20. April 2012 von 9 bis 17 Uhr
eiNtrittspreise
Tageskarte vorverkauf 14 € / kasse 16 € Dauerkarte vorverkauf 30 € / kasse 35 € ermäßigter Eintrittspreis 9 €, nur im kassenverkauf
oNLiNe-tiCKets
Wer das Ticket online unter www.lightbuilding.com vor seinem Messebesuch erwirbt, erspart sich Wartezeiten an den kassen und profitiert von der kostenlosen Anreise im öffentlichen Nahverkehr im RheinMainverkehrsverbund. Das gilt aber nur für vorab gekaufte oder per Gutschein erworbene Eintrittskarten. Gutscheine müssen spätestens an der kasse getauscht werden.
app
Die mobile Anwendung für Smartphones ist ca. drei Monate vor veranstaltungsbeginn kostenlos erhältlich.
Light + Building at a glance
opeNiNG times
April 15 – 19, 2012 daily from 9 a.m. through 6 p.m. April 20, 2012 from 9 a.m. through 5 p.m.
eNtraNCe priCes
Day ticket (advance booking) € 14/ at box office € 16 6day ticket (advance booking) € 30/ at box office € 35 reduced entrance price € 9, at box office only
oNLiNe tiCKets
Buying your ticket beforehand at www.lightbuilding.com saves you time waiting in line and enables you to get to the trade fair grounds free of charge using the public transport operated by RheinMainverkehrsverbund (RMv). This applies only to entrance tickets booked in advance or on presentation of a voucher. vouchers must be redeemed at the box office at the latest.
app
The mobile application for smartphones can be acquired free of charge approx. three months before the event.
Hallen/Halls 1.1 /1.2/5.1
technische Designorientierte Leuchten architectural lighting and design lighting
agora
außenleuchten, Boulevard außenleuchten outdoor Lighting, outdoor Lighting Boulevard
39
Gebäude sind der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende. Warum? Die weltweite Energiewende gelingt nur mit intelligenten Netzen, sogenannten Smart Grids, die mit effizienten und intelligenten Gebäuden verbunden sind. Energieeffizienz ist die wichtigste Brückentechnologie hin zur Erreichung der Energiewende. Denn der Gebäudesektor bietet mit 40 Prozent Anteil am Gesamtenergieverbrauch immer noch hohe Einsparpotenziale. Hier steht die Entwicklung des Gebäudes vom Energieverschwender zum intelligent arbeitenden, effizienten Energieverbraucher, speicher und erzeuger im vordergrund. Das Gebäude wird zum grünen kraftwerk, bei gleichzeitiger Erhöhung von komfort und Sicherheit – sowohl in Wohn wie auch Objektgebäuden. Dabei spielt die Digitalisierung von Licht und Gebäude eine entscheidende Rolle. Denn die neuen Technologien ermöglichen nicht nur einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen. Der Abschied vom analogen Zeitalter bietet vielmehr, ähnlich wie vor Jahren in der mobilen kommunikation, schon heute zugleich völlig neue Möglichkeiten für die kreative Planung und Gestaltung – etwa bei der Beleuchtung von Wohnung, Büro, Geschäft oder öffentlichen Räumen mittels LEDTechnologie.
Genau hier setzt die Light + Building als weltgrößte Messe für Licht und intelligente Gebäude an. Auf dem Frankfurter Messegelände präsentieren vom 15. bis 20. April 2012 rund 2.100 internationale Hersteller ihre Weltneuheiten zu Licht, Elektrotechnik, Haus und Gebäudeautomation sowie Software für das Bauwesen. Unter dem Leitthema Energieeffizienz fokussiert das Angebot zum einen auf das Gebäude als grünes kraftwerk und seine damit verbundene Rolle im Smart Grid. Den zweiten Schwerpunkt bilden die mit Wechsel ins digitale Zeitalter verbundenen Chancen für die Gebäudeplanung. Die Light + Building zeigt fertige, sofort einsetzbare Technologien und Lösungen. Das Angebotsspektrum bietet einen einzigartigen Überblick an Innovationen, von HighTech bis HighEndDesign.
Auch im Rahmenprogramm stehen die Themen Energieeffizienz und Digitalisierung im Fokus. Ein neues Highlight ist die Sonderschau „Das Gebäude als kraftwerk im Smart Grid“. Im Mittelpunkt steht das Gebäude als kraftwerk, das seine Energie selbst erzeugt, nutzt, steuert und in ein intelligentes Netz eingebunden ist. Der Building Performance Congress vertieft mit seinen fachlichen vorträgen die Themen der Produktbereiche. Das Trendforum präsentiert die Wohntrends für 2012/13. Darüber hinaus besteht zur Light + Building die Möglichkeit, sich für themengeführte Rundgänge anzumelden. Weitere Informationen hierzu gibt es auf der Light + BuildingHomepage unter der Rubrik „Events“. www.light-building.com
Digitalisierung von Licht und Gebäude im Fokus der Light + Building 2012The digitalization of light and buildings – a focal point of Light + Building 2012
Buildings are the key to a successful change in energy policy. Why? A worldwide change in energy policy can only succeed with smart grids, which are linked to efficient, intelligent buildings. Energy efficiency is the most important bridging technology for achieving a change in energy policy, because, accounting for 40 percent of total energy consumption, the building sector still offers enormous saving potential. Here the prime focus is on transforming buildings from energy wasters into intelligent, efficient energy consumers, stores, and generators. Buildings are to become green power stations, while at the same time raising comfort and safety standards – in both home and contract buildings. The digitalization of light and buildings plays a decisive role here; cuttingedge technology not only enables the sustainable treatment of our resources. Rather, even today, similar to mobile communication a few years ago, the passing of the analog era offers totally new opportunities in terms of creative planning and design – for example with regard to lighting in residential, office, business and public spaces using LED technology.
It is precisely here that Light + Building, the world’s largest trade fair for light and intelligent buildings comes into its own. From April 15 through 20, 2012 at the trade fair grounds in Frankfurt, some 2,100 international manufacturers will be presenting their latest products in the field of light, electrical engineering, home and building auto mation, and software for the construction industry. Taking energy efficiency as its main theme, the fair will focus on the one hand on buildings as green power stations and their corresponding role and in smart grids, and on the other on the opportunities the emergence of the digital era opens up in terms of building planning. Light + Building will be showcasing ready technologies and solutions that are available for immediate use. The range of products will provide a unique overview of innovations, from hightech to highend design.
Energy efficiency and digitalization are also the focal points of the accompanying program. The special show “Buildings as power stations in smart grids” will be a new highlight. This will feature buildings as power stations, which generate, use, and control their own energy, and are integrated in a smart grid. With its specialist lectures the Building Performance Congress will investigate in depth the areas the products relate to. The trend forum will present living trends in 2012/13. Furthermore, visitors to Light + Building have an opportunity to register for themed guided tours. For further information please go to the „Events“ section on the Light + Building homepage.www.light-building.com
40 41
messe frankfurt
„Das Gebäude als Kraftwerk im Smart Grid“Die weltweite Energiewende braucht innovative Technologien. Gebäude spielen dabei eine entscheidende Rolle, und wir können schon heute die Weichen für eine nachhaltige Zukunft stellen. Wie das gelingen kann, sehen Sie in der Sonderschau „Das Gebäude als kraftwerk im Smart Grid“, ein Modellprojekt zum Thema intelligentes Energiemanagement. Wie kann die Zukunft hinsichtlich dezentraler Energieerzeugung unter Nutzung regenerativer Energien aussehen? Die Schau zeigt das vernetzte Gebäude als kraftwerk, das nachhaltig Energie erzeugt, nutzt, speichert und in ein intelligentes Netz (smart grid) eingebunden ist. Eine ideale Er gänzung dazu ist die Sonderschau „Das EHaus – Energie, Effizienz, Elektrotechnik und Intelligenz in einem“ des ZvEH (Zentralverband der Deutschen Elektro und Informationstechnischen Handwerke).
“Buildings as power stations in smart grids”The worldwide change in energy policy needs innovative technologies. Buildings play a decisive role here and even today we can set the course for a sustainable future. The special show “Buildings as power stations in smart grids”, a model project on the subject of intelligent energy management, will reveal how this can succeed. What does the future hold in store in terms of the decentralized gene ration of energy using regenerative energy forms? The show presents networked buildings as power stations, which gen e rate, use, and store energy on a sustainable basis and are integrated in a smart grid. The special show “Ebuildings – energy, efficiency, electrical engineering and intelligence all in one”, organized by the Central Association of the German Electrical Engineering and IT Trades (ZvEH) complements the subject ideally.
Das Rahmenprogramm der Light + Building: zahlreiche Angebote mit Nutzwert für Ihre Arbeit
The Light + Building accompanying program: numerous highlights that are beneficial to your work
Parallel zu dem umfassenden Produktangebot der 2.100 Ausstel-ler bietet das vielfältige Rahmenprogramm Gelegenheit zum Informationsaustausch und zur Vertiefung der aktuellen Bran-chenthemen. Über alle Angebote des Rahmenprogramms hin-weg steht das Thema Energieeffizienz im Mittelpunkt.
Parallel to the extensive range of products the 2,100 exhibitors will be presenting, the diverse accompanying program provides an opportunity to exchange information and address current topics of interest. In the sector, energy efficiency is the over-arching theme of all the features in the accompanying program.
41
Trendforum 2012: neueste Entwick-lungen in der RaumgestaltungEinen Anziehungspunkt für Architekten und Innenarchitekten, den Fachhandel und Designer schafft das Trendforum, das die Wohntrends für 2012/13 exklusiv zur Light + Building präsentiert. Die Schau zeigt im Foyer zwischen den Hallen 5.1 und 6.1 ungewöhnliche Rauminszenierungen in verschiedensten Stilrichtungen. Im Mittelpunkt stehen natürlich besondere und innovative Leuchten und Lichtinstallationen. Die Umsetzung übernimmt das international renommierte Stilbüro bora.herke.palmisano aus Frankfurt am Main und Berlin.
Trend forum 2012: the latest trends in spatial designThe trend forum, which presents the 2012/13 living trends exclusively at the Light + Building fair, is an attraction for architects and interior designers, the trade, and designers. The show in the foyer between Halls 5.1 and 6.1 presents unusual spatial orchestrations in various styles. The focus is naturally enough on special, innovative luminaires and light installations. The internationally renowned style studio bora.herke.palmisano in Frankfurt/Main and Berlin will be responsible for staging the show.
Building Performance Congress, 15. – 20. AprilEnergieeffizienz ist das Leitthema des Building Performance Congress und wird in allen Fachforen diskutiert werden. Das hochkarätige Programm dient dem Wissenstransfer, denn hier präsentieren Branchenexperten aus aller Welt neueste Erkenntnisse rund um das Thema integrierte Gebäudetechnik. Während die Messe über neue Produkte informiert, vertieft der kongress die Trendthemen der Branche. Diese lauten zum einen das Gebäude als grünes kraftwerk, bei dem es gleichzeitig um Lösungen für die integrierte Gebäudeplanung geht und zum anderen die Digitalisierung von Licht und Gebäude und den damit verbundenen neuen Möglichkeiten für mehr komfort, kreative Gestaltung und Sicherheit. Profitieren Sie von der kombination Fachmesse plus kongress. Der gesamte kongress ist von der Architektenkammer Hessen als Weiterbildung anerkannt, die Prüfung durch weitere kammern ist vorgesehen. Auf der Light + BuildingWebseite werden wir Sie zu gegebener Zeit über die Ergebnisse informieren.
Building Performance Congress, April 15 – 20Energy efficiency is the main theme of the Building Per for mance Congress and will be discussed in all the specialist forums. The topclass program serves the transfer of knowledge, as sector experts from all over the world will be presenting the latest findings in all aspects of integrated building services engineering. Whereas the trade fair itself provides information about new products, the congress explores in detail those topics that are trends in the sector. These include on the one hand buildings as green power stations, which at the same time involves solutions for integrated building planning, and on the other the digitalization of light and buildings and the associated new opportunities for more comfort, creative design, and security. Make sure you benefit from the combination of trade fair and congress. The Hessen Chamber of Architects recognizes the entire congress as further education, and other chambers are also intending to examine whether to do so. We will inform you of the results in due course on the Light + Building website.
42 43
messe frankfurt
Design Plus powered by Light + Building displays the avantgardeThe award of the Design Plus powered by Light + Building prize on the first day of the fair is a popular, indeed indispensable place where designers, architects, and planners all meet. The renowned competition honors outstanding products by exhibitors at Light + Building and displays them for the duration of the fair in a special area. An international jury judges the entries with regard to their overall concept and their practical value, as well as technology, ecology and design criteria. Design Plus powered by Light + Building is a competition staged by Messe Frankfurt. The prize is organized by the German Design Council, the national competence center for design.
Design Plus powered by Light + Building zeigt die AvantgardeEin beliebter und unverzichtbarer Treffpunkt für Designer, Architekten und Planer ist die verleihung des Preises Design Plus powered by Light + Building am ersten Messetag. Der renommierte Wettbewerb prämiert herausragende Produkte der Aussteller der Light + Building und zeigt sie während der gesamten Messe in einem Sonderareal. Eine internationale Fachjury beurteilt die Einreichungen nach ihrer Gesamtkonzeption und ihrem Gebrauchswert, aber auch nach den kriterien Technologie, Ökologie und Design. Design Plus powered by Light + Building ist ein Wettbewerb der Messe Frankfurt. Ausgerichtet wird der Preis für die Messe Frankfurt vom Rat für Formgebung, dem auf Bundesebene agierenden kompetenzzentrum für Design.
43
Ivory ClubDie kolonialzeit ist vorüber – es lebe die kolonialzeit. Unter dem Motto „Contemporary Colonial Cuisine“ trifft hier europäische Fleischeslust auf indische Gewürzvielfalt – und zwar auf gediegenem Niveau und mit PromiFaktor. www.ivory-club.de
Jimmy’s BarSeit über 50 Jahren der unumstrittene klassiker unter Frankfurts Bars. Direkt gegenüber der Messe im Hotel Hessischer Hof gelegen. Hier gibt es alles, was die Barfly braucht: exzellente Drinks, schwere Ledersessel, täglich LiveJazz und warme küche bis morgens um 3:00 Uhr. Nichts für Heranwachsende.www.hessischer-hof.de/de/jimmys-bar-frankfurt
King KamehamehaEbenfalls mittlerweile ein klassiker und unter den „World’s Finest Clubs“ gelistet. Hier kann sich bei Soul und House die Füße vertreten, wer auf der Messe noch nicht genug Auslauf hatte. Natürlich kann man aber auch sitzen und sehen – oder gesehen werden. www.king-kamehameha.de
Apfelwein DaxFrankfurter küche, also nicht im Sinne von Margarete Schütte Lihotzky, sondern in Form von Apfelwein, Handkäse, Rippchen, kraut & Co. Der Dax ist eine der letzten Apfelweinkneipen, die noch nicht dem touristischen Allerweltsgaumen zum Opfer gefallen sind. Lecker, preiswert, bodenständig und echt frankforterisch. www.apfelwein-dax.de
Ivory ClubThe colonial era is over – long live the colonial era. Taking as its motto “contemporary colonial cuisine” European carnal desire meets the diversity of Indian spices here – with very high standards, and the chance of seeing someone famous thrown in. www.ivory-club.de
Jimmy’s BarThe undisputed classic among Frankfurt’s bars for over 50 years. Located directly opposite the trade fair in the Hotel Hessischer Hof. It has everything a bar fly could possibly need: excellent drinks, heavy leather chairs, live jazz every evening and hot food until three in the morning. Not for youngsters.www.hessischer-hof.de/de/jimmys-bar-frankfurt
King KamehamehaLikewise a classic now and listed among the “World’s Finest Clubs”. Those not exhausted by the fair can groove to the sound of soul and house here. Of course you can also just sit around and see – or be seen. www.king-kamehameha.de
Apfelwein DaxFrankfurt kitchen, not what Margarete SchütteLihotzky meant, but in the form of the local cider (Apfelwein), the regional sour milk cheese (Handkäse), ribs, sauerkraut & co. Dax is one of the last cider pubs not to have fallen victim to attracting the tourist crowd. Good value, down to earth and the real Frankfurt.www.apfelwein-dax.de
Und nach der Messe? Restaurant,
Club oder Bar.
And after the fair? Restaurant, club or bar.
44 45
messe frankfurt
Nutzen Sie die Service- angebote der Messe Frankfurt
und gestalten Sie Ihren Besuch der Light + Building ganz nach Ihren Wünschen
Make the most of the services offered by Messe Frankfurt and organize your visit
to Light + Building to suit your wishes
Herzlich willkommen in der Outlook Lounge, Halle 4.2Nutzen Sie die exklusive Outlook Lounge für entspannte Gespräche mit kollegen oder einfach für eine kurze Messepause bei kostenlosen Getränken und Snacks. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Geführte Messe-Rundgänge für Architekten, Ingenieure und Designerkompetente Guides führen Sie über die Light + Building und präsentieren Ihnen eine subjektive Auswahl spannender Produkte und interessanter Hersteller. Nutzen Sie diese exklusive Gelegenheit, um Neues zu entdecken und lassen Sie sich inspirieren. Die kostenlosen Rundgänge, einige auch auf Englisch, dauern ca. zwei Stunden und finden an allen Tagen der Messe statt. Sie starten und enden in der Outlook Lounge.Melden Sie sich jetzt an unter: www.light-building.com in der Rubrik „Events“.
Eintrittskarten kaufen und Gutscheine umwandeln: praktisch im Internet Zu einem Service mit vielen vorteilen zählt das OnlineTicketing: Erwerben Sie vor Ihrem Messebesuch die Eintrittskarte im Internet oder wandeln Sie Ihren Gutschein um. So sparen Sie Wartezeiten an den kassen und profitieren schon von der kostenlosen Anreise zum Messegelände im RheinMainverkehrsverbund.
Mobil und aktuell: die Light + Building App fürs SmartphoneLaden Sie sich die Light + Building App kostenlos auf Ihr Smartphone. Damit sind Sie auch mobil immer topaktuell informiert. Mit der App finden Sie die Aussteller, die Sie besuchen wollen. Außerdem bietet die neue Anwendung aktuelle Informationen zu allen Events und vorträgen auf der Light + Building. Zudem finden Sie dort einen interaktiven Geländeplan.
Wir helfen Ihnen bei der Vorbereitung des MessebesuchsBuchen Sie über die Light + BuildingWebsite Ihr Hotel oder Ihre Privatunterkunft. Hier finden Sie weitere maßgeschneiderte Angebote für einen erfolgreichen Messebesuch.
Welcome to the Outlook Lounge in Hall 4.2Why not use the exclusive Outlook Lounge for relaxed meetings with other visitors, or just for a short break for free drinks and snacks. We are looking forward to seeing you.
Guided tours of the fair for architects, engineers, and designersProficient guides will take you round Light + Building and show you a subjective selection of exciting products and interesting manufacturers. Be sure to make use of this exclusive opportunity to discover something new and gain inspiration. The free guided tours, some in English as well, take approx. two hours and are conducted on all trade fair days. They start and finish in the Outlook Lounge. To register please go to the “Events” section at: www.light-building.com
Buying entrance tickets and redeeming vouchers: It’s practical on the InternetAs a service, online ticketing has several advantages: On the Internet you can buy your entrance ticket or redeem your voucher before you get to the fair. This way you save time waiting in line and can even travel to the trade fair grounds free of charge on services operated by RheinMainverkehrsverbund (RMv).
Mobile and up-to-date:The Light + Building app for smartphonesYou can download the Light + Building app on your smartphone for free. This ensures you are always well informed, even when on the move. The app helps you find the exhibitors you wish to visit. It also provides current information about all the events and lectures at Light + Building. And what‘s more, there is also an interactive site map.
We will be delighted to help you prepare your visit to the fairYou can book your hotel or private accommodation on the Light + Building website. You will also find other custommade features for making your visit a success.
www.lightbuilding.com
45
„Der geführte Rundgang durch die Light + Building mit Ulrike Brandi bot eine exklusive Gelegenheit, die
neuesten innovationen anzuschauen. Der Besuch einer Fachmesse kann komprimierter und effektiver nicht sein! Für mich als Energie-Designer mit Schwerpunkt Gebäudetechnik war es ein großartiger Service, in der überwäl-tigenden Vielfalt an Produkten im Be-reich Beleuchtung die entscheidenden innovationen gezeigt zu bekommen. Das nächste Mal nehme ich wieder an der Führung teil – und werde mir auch eine weitere Stunde Zeit nehmen, um andere Teilnehmer kennenzulernen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und Gedanken auszutauschen.“
“it was an exclusive occasion to see the latest innovations on Light + Building with Ulrike Brandi’s guided tour. A visit to a trade fair can’t be more condensed and effective! For me, as an energy de-signer with a focus on HVACR building equipment, it was a great service to be shown the most crucial innovations among a mind-boggling variety of products in the field of lighting. Next time i’ll join the tour again. Moreover i’d spend an extra hour on the tour to meet other participants, sidetalk and exchange ideas.”
Markus Pfeil, Engineer, Managing Director
Geführte Rundgänge für Architekten, Ingenieure und Designer auf der Light + Building 2012 Guided tours for architects, engineers and designers at the Light + Building 2012
1 DANIEL kLAGES
2 GERD PFARRÉ
„Jan Blieske und Jan Dinnebier waren sehr sympathisch und kompetent. Sie haben uns einen interessanten und subjektiven Gesamtüberblick geboten. Unsere Erwar-tungen wurden übertroffen.“
“With Jan Blieske and Jan Dinnebier we had two very competent and sympathic guides who gave us an interesting subjective overview throughout. We’ve got more than expected.”
Norman Schneider, Architect, 3deluxe
„Ich fand den geführten Rundgang mit Gabriele Allendorf sehr informativ und fa cettenreich. Thema waren nicht nur die
großen deutschen Hersteller, sondern es wurden auch einige hochinteressante Produkte kleinerer Firmen vorgestellt, die in so riesigen Ausstellungen sonst nur schwer zu finden sind. Hoffentlich findet die Sache 2012 wieder statt!“
“i found the guided tour by Gabriele Allendorf to be extremely informative and diverse. it did not just concentrate on the large German manufacturers – it also looked at some of the interesting gems from the smaller companies that are hard to find in such a huge show. i hope it happens again in 2012!”
Paul James, Editor mondo*arc
46 47
messe frankfurt
„Der geführte Rundgang für Architekten auf der Light + Building war sehr interessant. Er war sehr gut vorbereitet und die Auswahl der Aussteller und Pro-
jekte genau recherchiert und sorgfältig getroffen. Die Füh-rung konzentrierte sich auf die für uns wichtigsten Bereiche – Design und neue Lichttechniken – und bot uns einen sehr guten Überblick.““The guided tour for architects at the Light + Building was very interesting. The tour was very well prepared and the selection of exhibitors and projects carefully researched. The focus of the tour was on the most relevant areas for us – Design and new lighting techniques – which provided us with a very good overview.”
Jutta Blocher, Managing Director, Blocher Blocher Partners
„Herzlichen Dank für die Gelegenheit, an den geführten Rundgängen teilnehmen zu können! Ich habe zwei mit-gemacht, beide waren perfekt organisiert. Ich habe dabei
nicht nur neue Aspekte der LED-Technik kennengelernt, son-dern auch Hersteller entdeckt, von denen ich vorher nie gehört hatte. Gerd Pfarré und Ulrike Brandi, die uns durch die Ausstel-lung geführt haben, waren sehr gut vorbereitet. Ohne sie hätte ich diese Aussteller und ihre tollen Produkte sicherlich nicht entdeckt. Zudem hatte ich einige sehr interessante Diskussio-nen über die Produkte mit anderen Führungsteilnehmern, was ebenfalls sehr inspirierend war.““Thank you so much for letting me join your guided tours! i attended two; each was perfectly organized. Not only i got to know new aspects about the LED technology but also discovered manufacturers i have never heard of before. Without the excellent prepared guides Gerd Pfarré and Ulrike Brandi i surely would not have noticed these exhibitors and their stunning products. Moreover i had some interesting discussions about the products with other tour attendants which was also very inspiring.”
Alexandra Goebel, Journalist
3 JAN DINNEBIER, JAN BLIESkE
4 GABRIELE ALLENDORF
5 ULRIkE BRANDI
„Dass führende Licht-designer Führungen anbieten, war ein neuer und einzigartiger
Höhepunkt auf der Lichtmesse 2010 in Frankfurt. Es ist ein hervorra-gendes konzept. Die Light + Building dürfte wohl die größte Messe der Branche sein und bietet eine enorme Bandbreite von verschiedensten Produkten aus allen Bereichen. Da-her war die Erfahrung, von jemand durch die Messe geführt zu werden, sie von ihrer besten und beein-druckendsten Seite zu sehen und Gelegenheit zu haben, andere mit derselben Leidenschaft für Licht zu treffen, eines der spannendsten und stimulierendsten Erlebnisse auf der diesjährigen Messe.“
“The idea of guided tours by leading lighting designers was a novel and unique highlight at the 2010 light-ing fair at Messe Frankfurt. The concept in itself is wonderful – the Light + Building is possibly the largest trade fair for the industry with its extensive range of products of all types and for all sectors. So the facility of having someone guide us through the fair to see its best and most impressive side, and the op portunity to meet with others who shared our passion for lighting, made up for a most exciting and stimulat ing experience at this year’s fair.”
Nivedita Malik and Harmeet Singh, Lighting Designers
47
Biennale der Lichtkultur in Frankfurt Light culture biennial in Frankfurt
Weltweit bekannt, erfolgreich und ein weiteres Highlight ist die bereits zum siebten Mal parallel zur Light + Building stattfindende Luminale – die Biennale der Lichtkultur in Frankfurt. Die Luminale bietet abends nach Messeschluss ein einzigartiges Angebot an faszinierenden Lichtereignissen und veranstaltungen in und um Frankfurt. Mit einem Mix aus unterhaltsamem Lichtzauber, avantgardistischer kunst und anspruchsvollen vorträgen und Führungen transportiert das LichtkulturSpektakel auf besondere Art und Weise Lichtthemen in die Stadt. Die Luminale ist immer wieder ein Highlight für die Besucher der Light + Building, die interessierte Öffentlichkeit und die Einwohner Frankfurts und der Region. Näheres unter: www.luminale.de
The Luminale – the light culture biennial which is being staged in Frankfurt parallel to Light + Building for the seventh time now, is famous worldwide, successful and yet another highlight. After the fair closes in the evening it provides a unique offering of fascinating occurrences and events featuring light in and around Frankfurt. With a mix of entertaining light wizardry, avantgarde art and highbrow lectures and guided tours, the light culture spectacle takes lightrelated themes out into the city in a special way. The Luminale is always a highlight for visitors to Light + Building, those members of the public with an interest in the subject, and the inhabitants of Frankfurt and the region. For more detailed information visit: www.luminale.de
48 49
messe frankfurt
STEFAN SEITZ
With ISH and Light + Building, Messe Frankfurt organizes the world’s two largest trade fairs for architecture and building services engineering. The leading fairs show what the industry has to offer in terms of sustainable solutions, energy efficiency, networking, comfort and security in buildings, from cuttingedge highend design to intelligent building services engineering. The range of products and services encompasses lighting, electrical engineering, building automation, software for the construction industry as well as bathroom design and sanitation solutions, heating, airconditioning and ventilation technology in combination with renewable energies.
In addition to the two leading international trade fairs in Frankfurt/Main, Messe Frankfurt also organizes eight specialist trade fairs for architecture and building services engineering in regional markets. In so doing it offers exportoriented technology suppliers worldwide the opportunity to present their innovations in growth regions such as Eastern Europe, Asia and South America and network with other industry representatives. In the security technology market Messe Frankfurt presents, together with the global event family Intersec, seven further trade fairs for building, site and urban security.
Messe Frankfurt offers the optimum platforms for the globally increasing need for innovative building and security solutions and is continually adapting them to industry and market requirements. It consistently invests in the international development of relevant tradefair themes. In order to advance this development even more effectively, Messe Frankfurt has restructured global responsibility and management of the individual topics and areas, setting out clearer organizational guidelines. Maria Hasselman is now responsible for Light + Building and the relevant events abroad. Stefan Seitz now manages the ISH brand, both on the national and international level. And Ulla Reinehr is in charge of Intersec and its global event portfolio.
Mit der ISH und der Light + Building veranstaltet die Messe Frankfurt die zwei weltgrößten Messen für Architektur und Gebäudetechnik. Die Leitmessen zeigen von modernem HighEndDesign bis hin zu intelligenter Gebäudetechnik, was die Industrie im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, vernetzung, komfort und Sicherheit in Gebäuden zu leisten vermag. Das Angebotsspektrum umfasst Licht, Elektrotechnik, Haus und Gebäudeautomation, Software für das Bauwesen sowie Baddesign und Sanitärlösungen, Heizungs, klima und Lüftungstechnik in kombination mit erneuerbaren Energien.
Neben den beiden Weltleitmessen am Standort Frankfurt organisiert die Messe Frankfurt acht Fachmessen für Architektur und Gebäudetechnik in regionalen Märkten. Sie bietet damit den exportorientierten Technologieanbietern aus der ganzen Welt die Möglichkeit, ihre Neuheiten in Wachstumsregionen wie etwa Osteuropa, Asien und Südamerika vorzustellen und sich mit der Branche vor Ort auszutauschen. Im Markt der Sicherheitstechnik präsentiert die Messe Frankfurt mit der globalen veranstaltungsfamilie Intersec sieben weitere Messen für Gebäude, Gelände und Stadtsicherheit.
Für den weltweit steigenden Bedarf an innovativen Gebäude und Sicherheitslösungen bietet die Messe Frankfurt die optimalen Plattformen und passt diese den Bedürfnissen der Branchen und Märkte kontinuierlich an. Sie investiert dabei konsequent in den internationalen Ausbau relevanter Messethemen. Um diesen Ausbau noch effektiver voranzutreiben, wurde die globale verantwortung und Steuerung der einzelnen Themen und Bereiche organisatorisch stärker gebündelt. Für die Light + Building und die relevanten Auslandsveranstaltungen übernimmt Maria Hasselman diese Aufgabe. Stefan Seitz leitet das Brandmanagement ISH. Für die Marke Intersec und ihr weltweites veranstaltungsportfolio zeichnet Ulla Reinehr verantwortlich.
Messe Frankfurt stärkt globales Angebot von Architektur und TechnikMesse Frankfurt strengthening global architecture and technology portfolio
ULLA REINEHR
MARIA HASSELMAN
49
50
people and perspectives
51
Geboren wurde Felipe Ridao 1978 in Montevideo, der Hauptstadt Uruguays. Das kleinste Land des südamerikanischen kontinents steht seit vielen Jahren unter hohem wirtschaftlichen Druck und gilt in Sachen Architektur, kunst und Design als unbekannte Größe in der Welt. Weniger, weil es diesbezüglich nichts zu bieten hätte, eher weil das globale Aufmerksamkeitsgeschäft den Blick auf vieles verstellt.
Im Alter von vierzehn Jahren antwortete Felipe Ridao bei einem Berufsorientierungskurs auf die Frage, was er einmal werden wolle: „Ich bin Grafikdesigner!“ Lehrer und Mitschüler fanden das amüsant. Ihm jedoch war die Sache durchaus ernst. Und schon lange bevor er eine Hochschule von innen gesehen hatte, arbeitete Ridao auf professionellem Niveau als Entwickler von visuellen Marken und Erscheinungsbildern für kleinere Unternehmen. Mit 19 folgte die erste Festanstellung in einem Büro für Design und Architektur. Ein Jahr später wurde er Partner dieser Firma, folgte aber bereits nach weiteren zwei Jahren dem Ruf von i+D, einem der bedeutendsten Designbüros des Landes. Hier war er maßgeblich an der Entwicklung der Marke des Landes Uruguay beteiligt.
Der uruguayische künstler und Designer Felipe RidaoUruguayan artist and designer Felipe Ridao
USTED Die Experimente von „Sie“ The experiments of “You”
Felipe Ridao was born in 1978 in Montevideo, the capital of Uruguay. The smallest country in South America has been under high economic pressure for many years now and is considered an unknown quantity in the world as far as architecture, art and design are concerned. Not because it has nothing to offer in these fields, but because the world’s attention passes a great deal by.
At 14 years of age, Felipe Ridao attended a career orientation course and when asked what he wanted to be when he was older he responded: “I am a graphic designer!” His teachers and fellow students found that amusing. He was being entirely serious, though. And long before he had even seen what the inside of a university looked like, Ridao was working professionally as a developer of visual brands and corporate identities for small companies. At 19 he started his first permanent job at a design and architecture studio. One year later he became a partner of the compa
Felipe Ridao erläutert sein kunstprojekt Subte Store im Fernsehen
Felipe Ridao explains his art project Subte Store on television
51
Die frühe berufliche Gewissheit wich jedoch recht schnell einem pluralistischen konzept. Felipe Ridao ist zwar noch immer auch Grafikdesigner, aber heute eben weit mehr als das – ein interdisziplinärer konzeptkünstler und experimenteller Gesellschaftskriti
ker. Als Initialzündung für diese Entwicklung nennt er die Auseinandersetzung mit den Arbeiten Guy Debords, dem französischen künstler und Mitbegründer der Situationistischen Internationalen, einer linksradikalen künstlergruppe, die maßgeblichen Einfluss auf die 68erBewegung und auf die Entwicklung der sogenannten kommunikationsguerilla hatte. 2002 nahm Ridao zudem an vorlesungen und einem Workshop des japanischen Architekten Hiroshi Hara teil – und traf in ihm schließlich seinen wichtigsten Lehrmeister. „Wir sind etliche Male zusammen auf einen Drink losgezogen und haben interessante Gespräche geführt.“ 2003 folgte schließlich die Gelegenheit, im Rahmen eines kulturaustauschprogramms in Haras Architekturbüro in Tokio zu arbeiten. „Ich glaube, dass mein Gehirn damals begann, anders zu funktionieren. Hiroshi Hara hat mich gelehrt, möglichst alle Details und auch die Details der Details zu sehen, und sie in mein Denken und meine Arbeit mit einzubeziehen und in viel mehr Möglichkeitsweisen zu denken.“
„Ich begann schließlich, eigene Projekte zu konzipieren, in denen ich kunst, Architektur, Design und das Spektakel auf vielschichtige Weise miteinander zu mischen versuche.“ Diese interdisziplinären Hybriden sind auf den ersten Blick spielerisch, folgen aber sehr komplexen und detaillierten Überlegungen. Ihre vielschichtigkeit wird vielleicht an einem Projekt am deutlichsten, das Ridao im kontext eines zeitgenössischen kulturzentrums in Montevideo entwickelte. „2004 schenkte ich dem Zentrum zunächst eine Marke beziehungsweise ein neues Markenerscheinungsbild und verschiedene kommunikationsmittel.“ Ein Geschenk, das Ridao quasi als Bürgerpflicht begreift. Das Zentrum hätte sich die Entwicklung einer neuen visuellen Identität nicht leisten können und: „Wenn man Müll herumliegen sieht, dann ist es doch normal, dass man ihn aufhebt und in die Mülltonne wirft.“ In diesem Fall eben visuellen Müll, der eine öffentliche kultureinrichtung repräsentieren sollte. „2006 schlug ich dort dann ein Projekt vor,
USTED
ny, but just two years after that followed the call of i+D, one of the country’s most important design studios. It was there that he played a major part in developing the brand of his home country.
Yet this early professional linearity soon gave way to a pluralistic approach. Felipe Ridao is still a graphic designer, but nowadays he is also far more than that – he is an interdisciplinary concept artist and experimental social critic. He claims this development was sparked by his study of the works of Guy Debord, the French artist and cofounder of Situationist International, a radical leftwing group of artists that had a considerable influence on the movement of 1968 and the development of socalled guerilla communication. Moreover, in 2002 Ridao attended lectures and a workshop by Japanese architect Hiroshi Hara, who would become his most important teacher. One year later he had an opportunity to work at Hara’s architecture studio in Tokyo as part of a cultural exchange program. “I believe my brain started functioning differently from that point on. Hiroshi Hara taught me to see all the details I possibly could, and the details of the details, and to integrate them in my thoughts and my work, and to think on many more plans of possibility.”
“I ultimately began conceiving my own projects, in which to this day I try to fuse art, architecture, design and spectacle on multiple levels.” At first glance these interdisciplinary hybrids are playful, but they are based on highly complex and detailed considerations. Their multilayered nature is perhaps clearest in one particular project that Ridao created in the context of a contemporary culture center in Montevideo. In 2004 he initially donated to the center a brand, or rather a new brand identity, and various means of communication. A gift Ridao almost sees as his duty as a citizen. The center would not have been able to afford to have a new visual identity developed specifically for it and, as he says, “If you see garbage lying around, it’s perfectly normal to pick it up and throw it in the trash can.”
52
people and perspectives
53
In this case visual garbage meant to represent a public cultural institution. “So in 2006 I proposed a project there, a kind of art salon. My own artistic contribution was the installation of a store like those you find at museums today. This culture center didn’t have anything like that. The art salon ultimately took place and a selection of ten artworks were judged. Including my spatial intervention. I set up my allocated space like a regular store with a sales counter and used the corporate design I had already conceived for the culture center. The camouflage was perfect.” The store and culture center formed a single visual unit. The items Ridao sold there included the works of those artists rejected by the curators of the actual exhibitions. In this quasiprivate space he had created within the public space of the culture center, he also organized his own events. The exhibition visitors did not perceive the border between art and reality. They saw Ridao not as an artist who had copied a museum store as part of an artistic installation, but a normal owner of a normal store. They asked him about works in the exhibition and bought the exhibition catalog from him, which in turn he had designed himself, and in which his store was presented as a work in the exhibition. At first glance a pure prank – on closer inspection masterful mimicry, a game of confusion between art and reality and their ontological gray areas.
Experiments in art and communication such as this can be found throughout Ridao’s oeuvre, a collection of actions and collaborations with creative minds from all kinds of disciplines in Uruguay, as well as wellknown international figures such as Catalonian media artist Antoni Muntadas and American graphic artist and former enfant terrible of typography David Carson. In 2006 Felipe Ridao founded “USTED” (Spanish for “You” [polite form of address]), a sort of open and mobile studio for all kinds of
eine Art kunstsalon. Mein eigener künstlerischer Beitrag dazu war die Installation eines Shops, wie man ihn heute von Museen kennt. In diesem kulturzentrum gab es so etwas jedoch nicht. Der kunstsalon wurde schließlich realisiert und eine Auswahl von zehn kunstwerken dafür juriert. Unter anderem meine räumliche Intervention. Ich richtete die mir zur verfügung stehende Fläche wie eine gewöhnliche verkaufsfläche mit einem Tresen ein und bediente mich dabei des Corporate Designs, das ich zuvor für das kulturzentrum entworfen hatte. Die Tarnung war perfekt.“ Shop und kulturzentrum bildeten eine visuelle Einheit. Dort verkaufte Ridao dann unter anderem die Arbeiten jener künstler, die von den kuratoren der eigentlichen Ausstellungen abgelehnt worden waren. In seinem „kunstladen“ veranstaltete er außerdem Events und lud Leute ein, zum Beispiel die Leiter des kulturvereins, in diesem quasiprivaten Raum, den er innerhalb des öffentlichen Raums des kulturzentrums geschaffen hatte, etwas zu tun. Für die Ausstellungsbesucher war die Grenze zwischen kunst und Realität nicht wahrnehmbar. Sie sahen in Ridao nicht den künstler, der im Rahmen einer künstlerischen Inszenierung einen Museumsshop nachahmt, sondern den „normalen“ Inhaber eines „normalen“ Shops. Sie befragten ihn über Werke der Ausstellung
53
art, design and cultural projects and also the brand that represents him today. Felipe Ridao is “You”. He has been a member of Laboratorio de Urbanismo Politico, or LUP, since 2008, which conceived Uruguay’s contribution to the 11th Architecture Biennial in venice that same year. LUP is a kind of think tank that focuses on the social dimensions of architecture.
Ridao was originally supposed to design a logo for the group, but instead created a spatial installation, a simple table with six chairs that is always set up wherever the think tank is working to symbolize the discussion taking place. And ultimately, as cocurator, he was involved in the work for the venice Biennial to a much greater extent. The presentation centered on a book conceived by Ridao documenting the work and ideas of LUP. It begins with a brief line in Braille countering the Biennial motto of “Out There – Architecture Beyond Building” with: “Beyond you – if you can’t see”. An allusion to the fact that architecture is hardly ever conceived with the needs of visuallyimpaired users in mind, indeed, is far too rarely conceived with the needs of any users in mind. Unless they are of an economic nature. This semiotic gesture of excluding certain users, of which in turn only those are aware who can read Braille, i.e. primarily blind people, sets the tone regarding the information contained in the book. The 500 pages, which reflect the history and status quo of architecture in Uruguay as well as containing fundamental considerations on the role of architecture, feature articles in Spanish, English and Italian. Yet these are not accurate translations, as we would initially expect. They differ significantly in parts or expound completely new ideas. “If you speak all three languages, this is a very comprehensive book”, comments Ridao. If not, it is a less comprehensive one. Beneficiaries of architectural navelgazing, a stage for national representation, are deliberately excluded – instead all graduates of the architecture faculty at the state university of Uruguay from 2000 to 2008 are listed with their telephone numbers in a Yellow Pagesstyle section. They are normally clearly “beyond” the glamour of the international architecture scene.
und kauften von ihm den Ausstellungskatalog, den wiederum er selbst entworfen hatte und in dem sein Shop als Ausstellungsstück präsentiert wurde. Auf den ersten Blick eine einzige Eulenspiegelei – auf den zweiten ein virtuoses Mimikry, ein verwirrspiel zwischen kunst und Realität und deren ontologischen Grauzonen.
Solche kunst beziehungsweise kommunikationsexperimente ziehen sich durch Ridaos gesamtes Schaffen, ein konvolut von Aktionen und kollaborationen mit kreativen der verschiedensten Genres aus Uruguay, aber auch mit internationalen Größen wie dem katalonischen Medienkünstler Antoni Muntadas oder dem amerikanischen Grafiker und ehemaligen Enfant terrible der Typografie, David Carson. 2006 gründete Felipe Ridao schließlich „USTED“ (span. Anrede „Sie“), eine Art offenes und mobiles Studio für alle Arten von kunst, Design und kulturprojekten und zugleich die Marke, unter der er heute in Erscheinung tritt. Felipe Ridao ist „Sie“. Seit 2008 ist er Mitglied des Laboratorio de Urbanismo Politico, kurz LUP, das im gleichen Jahr für Uruguays Beitrag zur 11. ArchitekturBiennale in venedig verantwortlich zeichnete. LUP ist eine Art ThinkTank, der sich den gesellschaftlichen Dimensionen des Bauens widmet.
Ridao sollte ursprünglich ein Logo für die Gruppe kreieren, schuf stattdessen jedoch eine räumliche Installation, einen einfachen Tisch mit sechs Stühlen, der als Symbol des Diskurses immer dort platziert wird, wo das Denklabor aktiv ist. Und schließlich involvierte er sich auch beim BiennaleBeitrag noch sehr viel tiefer, indem er Cokurator wurde. Im Zentrum der Präsentation stand ein von Ridao konzipiertes Buch, das die Arbeit und die Gedanken von LUP dokumentierte. Es beginnt mit einer kurzen Zeile in Braille, also Blindenschrift, die das Motto der Biennale „Out there – Architecture beyond Building“ konterkariert: Beyond you. Jenseits von Dir – wenn Du nicht sehen kannst. Eine Anspielung darauf, dass Architektur fast nie aus den Bedürfnissen von sehbehinderten Nutzern heraus entwickelt wird, ja, viel zu selten überhaupt aus Nutzerbedürfnissen heraus. Es sei denn, sie sind
ökonomischer Natur. Diese semiotische Geste des Ausschließens bestimmter Nutzer, die sich wiederum nur denen erschließt, die BrailleSchrift lesen können, also vorwiegend Blinden, erweist sich als programmatisch für den Umgang mit Information in dem Buch. Auf den 500 Seiten, welche die Geschichte und den Status quo der Architektur in Uruguay reflektieren, aber auch Grundsätzliches zur Rolle der Architektur, finden sich Texte in Spanisch, Englisch und Italienisch. Doch handelt es sich
Tisch und Stühle als Markenzeichen des ArchitekturThinkTanks und das Buch zur 11. ArchitekturBiennale von venedig Table and chairs as the trademark of the architecture think tank and the book for the 11th venice Architecture Biennial
5554
people and perspectives
55
LiBeraLLIBERAL
KoNserVatiVCONSERVATIVE
LiNKsLEFT
reCHtsRIGHT
persÖNLiCHe freiHeitPERSONAL FREEDOM
WirtsCHaftLiCHe freiHeitECONOMICAL FREEDOM
dabei nicht um 1:1Übersetzungen, wie man sie zunächst erwarten würde. Sie weichen teilweise erheblich voneinander ab oder beinhalten völlig neue Gedanken. „Wenn man alle drei Sprachen spricht, hat man ein recht umfangreiches Buch“, meint Ridao dazu. Wenn nicht, dann eben ein weniger umfangreiches. Rezipienten der sehr auf nationale Repräsentation ausgelegten Architekturnabelschau werden bewusst ausgeschlossen – dafür sind sämtliche Absolventen der Architekturfakultät der Staatlichen Universität von Uruguay von 2000 bis 2008 in einem GelbeSeitenTeil mit Telefonnummer gelistet. Sie befinden sich normalerweise deutlich „beyond“ des internationalen Architekturglamours.
Ridaos Buch und das kommunikationskonzept für LUP wurde 2010 als offizieller Beitrag Uruguays zur 2. Iberoamerikanischen DesignBiennale in Madrid ausgewählt, seine Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen weltweit zu sehen – zuletzt bei der Gwangju Design Biennale 2011 in Südkorea – und auch mit vorträgen und Präsentationen ist er immer wieder in der halben Welt vertreten. Wäre Ridao nicht ein hervorragender Botschafter für das „kreative“ Uruguay? In seinem jüngsten Projekt nähert er sich diesem Thema zumindest. „Zurzeit setze ich mich mit Länderbotschaften auseinander und damit, wie Nationen sich in anderen Ländern präsentieren. Ich arbeite an einem konzept für uruguayische Botschaften in anderen kleinen Ländern. Ich möchte diese Botschaften näher an die FlagshipStores großer Marken wie Louis vuitton rücken. Im Zentrum der Stadt, wo die Menschen shoppen gehen …“
von Michael Neser
In 2010 Ridao’s book and communication concept for LUP was selected as Uruguay’s official presentation for the second IberoAmerican Design Biennial in Madrid. His works have featured in numerous international exhibitions (most recently at the 2011 Gwangju Design Biennial in South korea) and he regularly gives lectures and presentations throughout the world. Would not Ridao be an excellent ambassador for “creative” Uruguay? In his latest project he is at least approaching this idea. “At the moment I am focusing on national embassies and how nations present themselves in other countries. I am working on a concept for Uruguayan embassies in other small countries. In terms of design I would like to base these embassies on the flagship stores of major brands such as Louis vuitton. And put them in city centers, where people go shopping …”
Ridaos Beitrag zur DesignBiennale in Gwangju: eine kartografie der internationalen politischen LandschaftRidao’s contribution to the Guangzhou Design Biennial: charting the international political landscape
Feedback
impressum imprint
Outlook – Building Perspectives Magazin für Architektur, Design und Technik Magazine for Architecture, Design and Technology
Herausgeber Published by Messe Frankfurt Exhibition GmbH · LudwigErhardAnlage 1, 60327 Frankfurt am Main, Germany · Tel. +49 69 75 75 64 74 Fax +49 69 75 75 67 58 · www.messefrankfurt.com
Chefredaktion Editor-in-chief and responsible for the content Dr. Michael Sturm (v.i.S.d.P.), Messe Frankfurt Exhibition GmbH, Frankfurt am Main
Redaktion Editorial desk Antje Schwickart, Messe Frankfurt Exhibition GmbH, Frankfurt am Main · Fuenfwerken Design AG, Wiesbaden www.fuenfwerken.com
Autoren Authors Peter Altmann, Christof Bodenbach, Fabian Lange, Michael Neser
Konzeption & Gestaltung Concept & Design Fuenfwerken Design AG, Wiesbaden · www.fuenfwerken.com
Übersetzungen Translations Dr. Jeremy Gaines, Frankfurt am Main · www.gainestranslations.de
Lithografie Lithos medienservicegmbh, Frankfurt am Main, www.msg.de
Druck Printed by Messe Frankfurt Medien und Service GmbH, Frankfurt am Main, Germany · www.verlag.messefrankfurt.com
Auflage 14 000 Print run 14 000
Bildnachweis Picture Credits 03: Messe Frankfurt, 04: Paul le Quernec & Michel Grasso, Deutsches Architektur Museum, 08–12: Carola Bieser, 13– 17: Philips, 17: BMvBS Bundesministerium für verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 18–21: Werner Sobek, 22–23: Messe Frankfurt, 25: Fuenfwerken, 26: Messe Frankfurt, Fuenfwerken, 27–29: Andrea Maurer, 30: Andrea Maurer, AS&P, 32–37: Prof. Nikolaus Hirsch, 38–49: Messe Frankfurt, 50–54: Felipe Ridao
Nachdruck von Texten, Fotos, Zeichnungen und Beiträgen auch in digi-taler Form nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers. Copy, photos, drawings and contributions may only be reproduced in analog or in digital form with the express prior permission of the publishers.
Outlook erscheint einmal jährlich. Schutzgebühr 5,– € Outlook appears once a year. Cover Charge € 5.–
© 2011 Messe Frankfurt Exhibition GmbH
Wenn Sie uns Ihre Meinung zu diesem Magazin mit teilen oder es kostenlos beziehen möchten, senden Sie bitte eine EMail an folgende Adresse: [email protected]
If you wish to inform us of your opinion on this magazine or receive it free of charge, please simply send an email to the following address: [email protected]
www.outlook.messefrankfurt.com
5555