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DNA-SYNTHESEHEMMUNG DURCH 5-FUDR 1475
DNA-Synthesehemmung durch 5-FUDR bei Sinapis alba (L.)
Inhibition of DNA-Synthesis by 5-FUDR in Sinapis alba (L.)
I n g r id C a p e s iu s u nd M a r t in B o p p
Botanisches Institut der Universität Heidelberg
(Z. Naturforsch. 25 b, 1475— 1477 [1970] ; eingegangen am 30. Ju li 1970)
In Sinapis alba seedlings the cell elongation is inhibited by 5-FUDR. At a concentration of 10-5 M FUDR reduces the incorporation of 3H-cytidine into the DNA of the hypocotyl by 50% in24 hours; if, however, the labeling begins two hours after application of FUDR the inhibition amounts to 63 per cent. In the cotyledons the corresponding values are 73 and 79 per cent. On the contrary, FUDR enhances the incorporation of 14C-thymidine into DNA by 48% and 44% in the hypocotyl and cotyledons, respectively. These experiments suggest that FUDR inhibits DNA synthesis by blocking the thymidine pool (or thymidine-5-phosphate pool).
5-FUDR * hemmt das etiolementbedingte Strek-
kungswachstum2 und andere morphogenetische
Schritte3 bei Blütenpflanzen. Mehrfach wurde eine
Verminderung des gesamten DNA-Gehalts in ge
hemmten Geweben gegenüber der Kontrolle nach
gewiesen 4. Häufig wird daher FUDR zur Blockie
rung von Zellteilungen verwendet5. Ein direkter
Nachweis der Beeinflussung der DNA-Synthese
durch 5-FUDR in Pflanzenorganen, deren Zellstrek-
kung durch diese Substanz gehemmt wird, liegt
dagegen bisher nicht vor. Auf autoradiographischem
Wege haben B e l l und W o l f 6 gezeigt, daß in den
Meristemen von Wurzelspitzen durch FUDR — aber
auch durch hohe Thymidingaben — der Einbau von
3H-Desoxycytidin in die Zellkerne verhindert wird.
Die verwendete Methodik und der gleichsinnige Ef
fekt hoher Thymidindosen erlauben jedoch zunächst
keine Verallgemeinerung dieses Resultats.
Um eine Änderung der DNA-Syntheserate durch
5-FUDR direkt zu erfassen, markierten wir Keim
pflanzen von Sinapis alba mit 14C-Thymidin bzw.
3H-Cytidin. Die Neusynthese wurde dann anhand
des Einbaus in Kotyledonen und Hypokotyle ge
trennt bestimmt.
Sonderdruckanforderungen an Dr. I. Capesius, Prof. Dr. M. Bopp, D-6900 Heidelberg, Bot. Institut, Hofmeisterweg 4.
* Der Firma Hofmann-La Roche, Grenzach/Baden, danken wir für die Überlassung des 5-FUDR.
1 M. Bopp, Z. Pflanzenphysiol. 57,173 [1967].2 M. Bopp u. I. Capesius, Planta 96, 35 [1914].
3 I. Z e e v a a r t , Plant Physiol. 37, 296 [1962] ; D. E. F o s k e t ,
Proc. nat. Acad. Sei. USA 59, 1089 [1968] ; M. Bopp,
Nature [London] 207, 83 [1965].
Experimentelles
Den nach standardisierten Bedingungen7 im Dunkeln bei 25 °C angezogenen Keimlingen wurde 36 Stdn. nach Aussaat die Samenschale entfernt. Gleichzeitig wurden sie auf neues vorbehandeltes Filtrierpapier überführt, das mit Knop- Nährlösung, radioaktivem Thymidin oder Cytidin und FUDR (10-5 bzw. 10~6 m )
getränkt war. Die Konzentration von 14C-Thymidin (Boehringer, Mannheim) betrug 0,25 //Ci/ml, die von 3H-Cytidin (The Radiochemical Centre Amersham)2,5 ^Ci/ml Lösung. Die intakten Keimlinge verblieben 24 Stdn. auf diesem Substrat. Danach wurden sie mit eisgekühltem destilliertem Wasser 3-mal gewaschen und auf eisgekühlter Platte in Kotyledon, Hypokotyl und Wurzel getrennt. Die Wurzeln wurden verworfen. Die weitere Verarbeitung erfolgte wie früher angegeben7. Einige Hypokotyle wurden in Alkohol : Eisessig 3 : 1 fixiert und für autoradiographische Zwecke bestimmt.
Die Extrakte aus thymidinmarkierten Pflanzen wurden auf MAK-Säulen getrennt und die ausschließlich im DNA-Gipfel befindliche Aktivität im Scintillations- zähler (Tricarb) in Toluol, dem PPO und POPOP zugesetzt war, gemessen. Die Extrakte aus den cytidin- markierten Pflanzen wurden zur Entfernung der markierten RNA entweder einer Behandlung mit RNase (5 //g/ml, 30 min bei 37°) unterzogen8, danach unmittelbar an einer MAK-Säule adsorbiert und chromato- graphiert oder die Gesamt-Nucleinsäuren an einer Sepharose 4 B (Pharmacia) -Säule (2,5 x 65 cm) chro- matographiert, bei welcher die DNA vollständig getrennt von der RNA eluiert wird 8> 9.
4 I. N it s a n and A. L a n g , Plant Physiol. 41, 965 [1966] ; R. E. H o lm and I. L . K ey, Plant Physiol. 44, 1295 [1969].
5 M. Bopp u . L. B ö h r s , Planta 67, 357 [1965] ; W . S a c h
senm a ie r , in: Problem der Biol. Reduplikation, p. 139,
Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1966.
6 S. B e l l and S. W o l f , Exp. Cell Res. 42, 403 [1966].
7 I. Capesius u . M. Bopp, Planta 94, 220 [1970].
8 I. Capesius u . G. R ic h t e r , Z. Naturforsch. 23, 570 [1968].9 R . B e id e rbe ck u . G. R ic h t e r , Arch. Mikrobiol. 67, 256
[1969].
This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License.
On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage.
Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 DeutschlandLizenz.
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Imp
/min
/ml
1476 I. CAPESIUS UND M. BOPP
Ergebnisse
Rechromatographie des DNA-Peaks an MAK
zeigt, daß sich nach Sepharosetrennung die Radio-
KONTROLLE
25 F ra k tio n
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M AK j •-2000 i i
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10 15 20r i i
25 30
Abbn. 1 — 3. Chromatographische Auftrennung der Nuclein- säuren nach Einbau von 3H-Cytidin (spez. Aktiv. 2,5 ,aCi/ml) in Hypokotyle von Sinapis alba, von Std. 36 — 60 nach Aussaat. O — O UV-Absorption, • — • Radioaktivität (Imp/min/ ml). 1. Chromatographie an Sepharose 4 B. a) Kontrolle, b) mit 10—5 M FUDR. 2. Rechromatographie der an Sepharose getrennten DNA an einer MAK-Säule. a) Kontrolle, b) mitIO-5 M FUDR. 3. Chromatographie an MAK nach RNase-Ab
bau. a) Kontrolle, b) mit 10~5 m FUDR.
aktivität nur in der DNA-Region befindet und tat
sächlich von den restlichen Nucleinsäurekompo-
nenten abgetrennt wurde. Beide Methoden lieferten
völlig übereinstimmende Resultate (Abbn. 1—3).
Absorption und Aktivität zeigen den gleichen typi
schen Verlauf wie bei B e id e r b e c k und R i c h t e r 9.
Die Ergebnisse der Markierungsversuche sind in
Tab. 1 für Hypokotyle, in Tab. 2 für Kotyledonen
zusammengefaßt. Die cytidinmarkierten Experi
mente sind unmittelbar vergleichbar. Die Thymidin-
Versuche bei denen es sich um 14C-Markierung han
delt, können dagegen nur in bezug auf die Hem
mung bzw. Förderung verglichen werden.
Bei den mit 3H-Cytidin markierten Pflanzen ist
der Einbau bei gleichzeitiger FUDR-Zugabe in Ab
hängigkeit von der Konzentration in den Hypokoty-
len bis zu 50% in den Kotyledonen bis zu 70% ge
hemmt. Der Einbau vermindert sich noch weiter,
wenn die Pflanzen bereits 2 Stdn. vor der Markie
rung (34 —36 Stdn. nach Aussaat) FUDR bekom
men. In diesem Falle ist die Hemmung schon zu
Beginn des Cytidineinbaus wirksam. Die Gesamt-
DNA-Menge ist in allen Experimenten nicht signifi
kant verändert7.
14C-Thymidin wird bei gleichzeitiger FUDR-
Applikation (die etwa zu einer Streckungshemmung
von 25% führt) in Hypokotylen etwa 50% in den
Kotyledonen über 40% stärker eingebaut als in der
Kontrolle. Die Aktivität findet sich fast ausschließ
lich in den Zellkernen, wie durch Autoradiographie
festgestellt Averden konnte.
Die Ergebnisse der Tabn. sind zu erwarten, wenn
FUDR auch in den Geweben mit geringer Zelltei
lung aber fortgesetzter DNA-Synthese2 die Thymi-
dilatsynthetase 6 hemmt. Auch geringe Mengen von
14C-Thymidin können dann infolge des durch die
FUDR konz.
[M]
Zeitp. d. Behandlung, Stdn nach Aus
saat
Markiertmit
Kontrolle spez. Aktivität
beh. Pflanzen spez. Aktivität
Hemmung bzw. Förderung der DNA- Synthese in % der
Kontrolle
IO"6 36-60 3H-Cyt. 82,5 • 104 * 46,6 • 104 - 4 410~5 36-60 3H-Cyt. 82,5 • 104 b 41,8 ■ 104 - 5010~5 34—60a 3H-Cyt. 84,5 • 104 c 31,4 • 104 - 6310-6 36—60 14C-Thym. 5,7 • 106 d 8,45 •• 106 + 48
Tab. 1. Änderung des Einbaus von 3H-Cytidin bzw. 14C-Thymidin innerhalb 24 Stdn. in Hypokotyle von Sinapis alba bei gleichzeitiger Gabe von 5-FUDR. Der Einbau beginnt immer 36 Stdn. nach Aussaat. a Zugabe von FUDR 2 Stdn. vor der radioaktiven Lösung, b Behandlung des Extraktes mit RNase (5 /ug/ml, 30 min, bei 37 °C) und Trennung an einer MAK- Säule. c Trennung des Extrakts auf Sepharose 4 B (Pharmacia, Stockholm) und anschließender Rechromatographie an MAK. Die Kontrollen von b und c ergeben identische Werte. Angegeben ist die spezifische Aktivität des DNA-Peaks nach chromato
graphischer Trennung an einer MAK-Säule. d Bestimmung der spezifischen Aktivität nach Chromatographie an MAK.
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TETRAPHENYLBORAT UND FEINSTRUKTUR VON ZELLEN 1477
FUDRKonz.
[M]
Zeitp. d. Behandlung, Stdn. nach
Aussaat
Markiertmit
Kontrolle spez. Aktivität
beh. Pflanzen spez. Aktivität
Hemmung bzw. Förderung der DNA- Synthese in % der
Kontrolle
IO"6 36-60 3H-Cyt. 42,3 • IO4* 13,2 -IO4 - 69IO“5 36-60 3H-Cyt. 42,3 • 104b 11,6 -IO4 - 73IO"5 34—60a 3H-Cyt. 42,7 • 104c 8,85 • 104 - 79IO“6 36-60 14C-Thym. 3,4 • IO6* 4,9 -IO6 + 44
Tab. 2. Änderung des Einbaus von 3H-Cytidin und 14C-Thymidin in die Kotyledonen von Sinapis alba. (Für Versuchsdurchführung und Bezeichnung siehe Tab. 1.)
Hemmung verringerten Thymidinpools bzw. Thy-
midin-5-Phosphatpools in hohem Maße eingebaut
werden.
Die Markierung mit Cytidin, das direkt in Des-
oxycytidin umgewandelt wird, aber die Blockierung
der Thymidilatsynthetase nicht umgehen kann, zeigt
die durch FUDR bedingte verminderte Syntheserate
der DNA unmittelbar an.
Damit ist gezeigt, daß auch in den Objekten,
deren Zellstreckung durch FUDR (direkt oder in
direkt 2) gehemmt wird, während der Zeit der stärk
sten Streckungshemmung1 eine beträchtliche Hem
mung der DNA-Synthese erfolgt. Ob FUDR seine
morphogenetische Wirkung auf diesem Wege aus
übt, ist damit zwar noch nicht endgültig geklärt aber
wahrscheinlich geworden, zumal die Hemmung durch
FUDR ausschließlich durch Thymidin10 reversibel
ist.
Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Fräulein M. K e s t e n danken wir für sorgfältige Hilfe bei der Durchführung der Versuche.
10 M . B o p p , Physiol, veg. 8, 215 [1970].
Einfluß von Tetraphenylborat auf die Feinstruktur von Zellen
der Maiswurzelspitze
Influence of Tetraphenylboron on Fine Structure of Cells of Corn Root Tips
Ch a r l o t t e H e c h t -Bu c h h o l z und H o rst M a r s c h n e r
Institut für Pflanzenernährung der Technischen Universität Berlin
(Z. Naturforsch. 25 b, 1477— 1479 [1970] ; eingegangen am 17. Ju li 1970)
Treatment (1 — 3 h) of corn root tips with 5 x 10_5 m tetraphenylboron (TPB) caused characteristic changes of the membrane structure in the outer layers of the root cortex cells. The mitochondria had lost their inner structure. At the double membrane of the mitochondria and at the membrane plasmalemma, tonoplast, and endoplasmatic reticulum there appeared numerous osmio- philic globuli (ca. 50 nm). The permeability of the membranes seemed to be increased extremely. It is suggested that the lipoproteine complex of the membranes was destroyed by interaction of TPB with ammonium groups of the membrane constituents.
Tetraphenylborat (TPB) — auch als „Kalignost“
bezeichnet — ist als Fällungsmittel für Kalium be
kannt. TPB wurde auch eingesetzt, um Rückschlüsse
auf die Rolle von Kalium im Stoffwechsel zu
ziehen1’2. Auch für Untersuchungen über Ver-
Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. H. M a r s c h n e r ,
Institut f. Pflanzenernährung d. T.U. Berlin, D-1000 Ber- lin-33, Lentzeallee 55 — 57.
1 K. U ts u m i u . L. P a c k e r , Arch. Biochem. Biophysics 122, 509 [1967].
änderungen der Feinstruktur von Maiswurzelzellen
bei Entzug von Kalium3 wurde u. a. TPB ange
wandt. Dabei traten charakteristische Veränderungen
der Feinstruktur auf, über die hier berichtet werden
soll.
2 A. A. H o r t o n u . L. P a c k e r , Arch, biochem. Biophysics 128, 820 [1968].
3 C h . H e c h t - B u c h h o l z u . H . M a r s c h n e r , Z. Pflanzen- physiol., im Druck.