magazin für akustikgitarristen
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WorkshopsNICK DRAKEDas vergessene
Fingerpicking-Genie
LED ZEPPELIN
HANK WILLIAMS
InterviewsGOTTHARD
NATHAN GRAYJOHN HIATT
HEXVESSEL
GRAND PACIFIC – DER NEUE TAYLOR-SOUNDJimmy Page
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0 2Acoustic-Dreams: MARTIN D-18 Authentic 1939 Aged + Porträt: STEFAN HAHL
Test & Technik: LAKEWOOD M-52 Edition 2019 + EYESTONE Modell OM Mahogany-Spruce + MEIGEL GUITARS D 12-Fret + ARTESANO Nuevo-Serie + ACUS ONE-T Simon U.V.M.
[2]2019
D: F 6,90 A: F 7,90 BeNeLux: F 8,10 CH: SFR 12,00 I: F 9,50 ESP: F 9,50
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GotthardMiss Me (Original-Song)
Neil YoungHarvest Moon
Biffy ClyroMany of Horror
Jamie LawsonWasn’t Expecting That
Editorial
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Wie die Zeit vergehtLiebe Leser,
nein, keine Angst, ich werde mich an dieser Stelle nicht in Wehklagen darüber verlieren, was früher angbelich besser war. Also, auch wenn das mitunter recht verlockend sein kann, zielgerichtet ist es nicht, und so sollte man sich stattdessen vielleicht ein Beispiel an Jimmy Page nehmen. Der wurde jüngst 75 Jahre alt und wird nicht müde, am Vermächtnis des Luftschiffes zu feilen. Dass er mitunter auch recht aku-stisch zu Werke ging, das zeigt unser Workshop ab Seite 30.
Brandneu auf unsere Testbank geflattert sind die neuen Grand-Pacific-Varianten 717e und 517e, zu finden ab Seite 78; unser Video vom Trip zur Vorstellung der beiden Gitarren inklusive Interview-Video mit Master-Luthier Andy Powers findet ihr auf unserem YT-Kanal „guitar Magazin“. Dass die heimischen Gitarrenbauer den Kollegen aus Übersee in nichts nachstehen, zeigen Instrumente von Stefan Meigel, Lakewood, Eyestone und Co. Aber lest selbst in unserem Testteil.
Musikalisch geht’s mit Nick Drake, Led Zeppelin, Gotthard, Jamie Lawson und Biffy Clyro ebenfalls recht bunt zu dieses Mal – wir finden’s gut!
Auf die Gitarre!
Euer Stephan
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Foto: Frank Ockenfels
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Inhalt
● INTERVIEWS & WORKSHOPS
18 Interview: Gotthard
22 Interview: John Hiatt
26 Interview: Nathan Gray
28 Interview: Hexvessel
30 Acoustic-Legends: Led Zeppelin
42 Acoustic-Legends: Nick Drake
52 Acoustic-Legends: Hank Williams
● WORKSHOPS 62 Classic Corner: Manuel Maria Ponce – „Scherzino Mexicano“
66 Ukulele: Elisabeth Cotton – „Freight Train“
68 Songbegleitung: Jess Glynne – „Thursday“
70 Fingerstyle: Delta-Blues
42Acoustic-Legends
Nick Drake
88Test: Meigel D 12-Fret
86Test: Lakewood M-52 Edition 2019
82Acoustic-Dreams: Martin D-18 Authentic 1939 Aged
100Test: AcusOne-6T Simon
78Acoustic-Dreams: Taylor Guitars Grand Pacific 517e & 7171e
86Test:LakewoodM-52 Edition 2019
82Acoustic-Dreams:Martin D-18 Authentic 1939 Aged
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Inhalt
26Interview: Nathan Gray
18Interview: Gotthard
22Interview: John Hiatt
● TEST & TECHNIK 74 Porträt: Stefan Hahl
78 Acoustic-Dreams: Taylor Guitars Grand Pacific 517e & 717e
82 Acoustic-Dreams: Martin D-18 Authentic 1939 Aged
86 Lakewood M-52 Edition 2019
88 Meigel D 12-Fret
90 Eyestone Guitars Modell OM Mahogany-Spruce
92 Redemption Guitars Little K Reso
94 Baton Rouge AR21CM/ME
96 Artesano Nuevo-Series
100 Acus One-6T Simon
102 Korg Rimpitch-C2
● SONGS 107 Gotthard „Miss Me“
113 Neil Young „Harvest Moon“
118 Biffy Clyro „Many of Horror“
125 Jamie Lawson „I Wasn’t Expecting That“
● RUBRIKEN 3 Editorial
6 Downloads
7 CD-Booklet
10 Leserumfrage
12 Acoustic-News
16 Rezensionen
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73 Giveaway: Takamine CTP-3 Cool Tube Preamp & Takamine TRI-AX II
104 Händlerverzeichnis
106 Letzte Saite/Anzeigenindex/ Impressum
100Test: Acus One-6T Simon
Petteri Sariola Mike Dawes
Alex AuerXavier Naidoo/Lava/Solo
Petteri Sariola Mike Dawes
Alex AuerXavier Naidoo/Lava/Solo
Petteri Sariola Mike Dawes
Alex AuerXavier Naidoo/Lava/Solo
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Seit drei Jahrzehnten sorgen die Schweizer Gotthard um Gitarrist Leo Leoni fürsatten Zerrsound. 21 Jahre nach dem ersten Akustikalbum der Alpenrocker feiert die Band mit Defrosted 2 ihr 30-jähriges Jubiläum. guitar acoustic fragte nach.
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Interview Gotthard
Sein 30-jähriges Bestehen feiert das Schweizer Rock-Aushängeschild Gotthard. Gitarrist Leo Leoni und Bassist Marc Lynn waren dabei,
als Krak im Tessin an den Start gingen, Schlagzeuger Hena Habegger stieß dazu, als sich die Combo 1991 in Gotthard umben-annte. Sänger war seinerzeit Steve Lee, der bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall am 5. Oktober 2010 in Mesquite, Nevada, ums Leben kam.
Sein Nachfolger wurde im folgenden Jahr Nic Maeder, an der zweiten Gitarre mischt seit 2004 Freddy Scherer bei den Al-
AUBGETAUTE ROCK- KLANGFARBEN
penrockern mit, die nun mit Defrosted 2 ihr zweites Akustik-Live-Album heraus-gebracht haben. Leoni und Maeder ließen guitar hinter die Kulissen blicken.
Es sind 21 Jahre seit Defrosted vergangen – warum gerade jetzt ein zweiter Durchgang?Leo Leoni: Die Pläne für Defrosted 2 waren 2010 bereits geschmiedet, als Steve dann in den Urlaub ging, aus dem er nie zurück-kehrte, als diese Tragödie passierte, was alle Pläne über den Haufen geworfen hat. In-zwischen ist Nic eine Weile dabei und tief in der Band verwurzelt, und wir waren der
Meinung, dass es an der Zeit wäre, diese Idee wieder aufzugreifen. Wir haben es 2018 durchgezogen – gut, es hat 21 Jahre gedauert, aber jetzt ist es so weit.
Ich habe mich 1998 mit Steve über De-frosted unterhalten, und er sagte damals, dass es zwei wesentliche Gründe gegeben habe, diese Art von Album zu machen, Gott-hard in dieser Form zu präsentieren. Der erste Grund sei gewesen, nach drei Alben mal etwas anderes zu machen, und der zweite, um Zeit für das darauf folgende Pro-jekt oder Album zu gewinnen.
Bob Dylan, Bruce Springsteen, Three Dog Night, Ry Cooder, Dave Edmunds, Rosanne Cash und viele andere haben Songs von John Hiatt aufgenommen. Doch auch auf eigeneRechnung kann der 68-Jährige auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. 2018 war er zuletzt mit seiner früheren, einmalig reformierten Begleitband The Goners (mit Slidezauberer Sonny Landreth) in Deutschland unterwegs, und im Frühjahr will er wiederkommen, um sein neues Album The Eclipse Sessions live vorzustellen.
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Interview John Hiatt
Die neuen Songs sind weitestge-hend akustisch angelegt, man-che elektrisch angereichert – wie kam’s?
Ich bin ohne irgendwelche Pläne ins Studio gegangen. Ich hatte zwar 15 Stücke fertig, wusste aber noch nicht, wie ich sie aufneh-men und präsentieren wollte. Kenny Ble-vins, der seit vielen Jahren Schlagzeug bei mir spielt, und ein anderer Freund, der großartige Bassist Patrick O’Hearn, waren mit dabei. Wir haben als Akustiktrio ein-fach mal drauflos gespielt.
Wir arbeiteten im Studio von Kevin McKendree in Franklin bei Nashville – er ist ein fantastischer Keyboarder; sein Sohn Yates McKendree spielt exzellent Gitarre und saß am Mischpult. Kevin hat die Auf-nahmen gewissermaßen überwacht, kam am Ende des Tages an und schlug vor, die eine oder andere Nummer mit Piano oder Orgel anzureichern. Und Yates hat dann hier und da in der Nacht E-Gitarrenparts dazu gemacht und uns angeboten.
Stimmt es, dass Yates gerade mal 16 Jahre alt ist?Ja, als wir aufnahmen, war er noch 16. Er ist unglaublich begabt. Seine Eltern haben ihm mit drei Jahren ein Drumkit hingestellt, mit vier hat er begonnen, Keyboards zu spielen, ein wenig später auch noch Gitarre – er ist unglaublich! Er hat das Studio voll im Griff – ich sage immer, dass er eine alte Seele in einem jungen Körper besitzt!
Hat er das akustische Slide-Solo auf „The Odds of Loving You“ gespielt?
EINFACH DRAUFLOSGESPIELT
Ja. Er hat, wie gesagt, auch elektrische Gi-tarre auf einigen Songs gespielt, die meis-ten elektrischen Solos. Alle außer dem von „All the Way to the River“ – wenigstens eines wollte ich doch selber machen. [lacht]
Was hat dich diesmal so daran gereizt, den akustischen Weg zu gehen? Du hast ansons-ten mit der Band ja auch viel elektrisch ge-spielt.So habe ich es meistens gehalten. Ich spiele ja auch live meist Akustikgitarre, greife nur gelegentlich für bestimmte Sachen mal zu meiner Telecaster. Aber ich entwickle mich auf der Akustischen immer noch weiter, spiele meist mit dem Daumen, dem Zeige- und Mittelfinger, pflege meinen Rhythmus-stil, habe gerade mit Patrick O’Hearn am Bass ein enges Miteinander entwickelt – es hat etwas Magisches, wenn wir zusammen
spielen. Ich habe meist meine alte Gibson LG-2 aus den frühen '50er Jahren gespielt. Kürzlich habe ich mir eine zweite zugelegt, die aus den '40er Jahren stammt.
Was ist für dich das Besondere an der Gib-son LG-2?Sie hat gerade im Midrange-Bereich einen speziellen Push. Sie klingt manchmal wie die Schrammelgitarren, die man für wenig Geld erstehen kann, aber sie hat ihren ganz eigenen Ton – sie bellt fast schon. Das klingt zwar nicht immer unbedingt beson-ders schön, erinnert manchmal ein wenig an Charley Patton oder Lightnin’ Hopkins, aber mir taugt es genau so!
Wie hast du sie aufgenommen? Macht es für dich einen Unterschied, ob du sie live oder im Studio spielst?Im Studio haben wir sie natürlich mit Mi-krofonen abgenommen. Dafür haben wir vor allem verschiedene Neumanns herge-nommen. Live habe ich im Laufe der Jahre alle möglichen Pickups ausprobiert, habe lange mit denen von Fishman operiert, aber seit Neuestem benutze ich magnetische Ton-abnehmer von L. R. Baggs, die einen einzig-artigen Klang schaffen, die auch die Vibra-tion des Holzes einbeziehen und so eine spezielle Wärme des Klangs entwickeln.
Benutzt du die LG-2 auch fürs Songwriting?Ja, schon immer dieses kleine Instrument. Meine 1954er habe ich 1986 in Nashville einem Typen für 600 Dollar abgekauft, und sie ist im Dauereinsatz, seit ich sie für Bring the Family erstmals im Einsatz hatte. Ich
Blues über Hardrock bis hin zu akustischer Musik – nicht zuletzt ein Vermächtnis sei-ner Zeit bei den Yardbirds. Bei ihnen hat er die Möglichkeit, viel zu improvisieren und auszuprobieren. Er umschreibt es mit „viel Licht und Dunkel in der Musik“.
Schelte für Zeppelin Die erste Kostprobe dieser Aufgeschlossen-heit und damit der Lagerfeuer-Zeppeline findet man in Form des zweiten Lieds auf dem selbstbetitelten Debüt. Das Original stammt von der Amerikanerin Anne Bre-don. Page hört den Song zum ersten Mal als Coverversion auf einem Joan-Baez-Album. Aus dem hektischen Picking im Dreiviertel-takt von Baez macht Page ein angenehmeres Vierviertel-Picking auf A-Moll.
Das dramatische Akustik- und Clean-Strumming im Folgeteil macht die Led-Zep-pelin-Version von „Babe, I’m Gonna Leave You“ zur stärksten Interpretation des Anne-Bredon-Klassikers. Für Page und Sänger Robert Plant ist es zudem ein persönlich wichtiger Song. Jimmy soll es Plant bei der ersten Zusammenkunft im August 1968 vorgespielt haben. Nur ein halbes Jahr spä-ter erscheint ihr erstes gemeinsames Al-bum: Led Zeppelin.
Hat die Welt auf Led Zeppelin gewartet? Jein! Nicht nur das US-amerikanische
Sein Schicksal war es, an Pfeif-ferschem Drüsenfieber zu er-kranken. Denn James Patrick Page alias Jimmy Page, gebo-ren am 9. Januar 1944, ver-
dankt diesem Fieber alles. Zur Zeit seiner Krankheit ist der Teenager 15 Jahre alt und bereits Gitarrist von Neil Christian & The Crusaders, mit denen er durch die Clubs tin-gelt. Wegen seiner schlechten körperlichen Verfassung muss er sich umorientieren. Er beschließt, Studiomusiker zu werden, und konzentriert sich ganz auf dieses Ziel. Sein Enthusiasmus wird Früchte tragen: Page ist nur wenige Jahre später auf legendären Al-ben von The Who, den Rolling Stones, Tom Jones und Joe Cocker zu hören.
Böse Zungen behaupten, er hätte zwi-schen 1963 und 1966 auf sechzig Prozent aller in England erschienenen Platten ge-spielt: Das ist natürlich maßlos übertrieben. Es zeigt aber, wie erfolgreich Page bereits zu dieser Zeit ist. Diese Arbeit und sein spä-teres Engagement bei den Yardbirds brin-gen ihm genug Inspiration, um den Weg von Led Zeppelin von 1968 bis 1980 mit unvergesslichen Riffs zu pflastern. Jimmys musikalische Offenheit verhilft Led Zeppe-lin ein ums andere Mal zu Songs, die man noch heute gerne am Lagerfeuer spielt. Pages Idee von Led Zeppelin reicht von
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Led Zeppelin Acoustic-Legends
Led Zeppelin gelten als die Proto-Heavy-Metal-Bandschlechthin. Doch Jimmy Page (g), Robert Plant (voc),John Bonham (d) und John Paul Jones (b, keys) auf„laut und hart“ zu reduzieren, würde ihnen Unrechttun. Einige ihrer sehr Folk- und Skiffle-lastigen Akustik-stücke beweisen es. guitar acoustic stellt euch dieleiseren Led Zeppelin vor.
METAL OHNE STROM
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Die verbliebenen Zeppeline (v. l.): John Paul Jones, Robert Plant, Jimmy Page
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Acoustic-Legends Led Zeppelin
LED ZEPPELIN BY LED ZEPPELIN
E s gibt viele Fotobände über Bands – viele davon sind ge-lungen, andere weniger. Aber was Led Zeppelin zum 50-jäh-
rigen Jubiläum ihres Plattendebüts im Verlag RAP Reel Art Press auf den Markt bringen, kann einen gut und gern zur Schnappatmung verleiten. Jawohl, rich-tig gelesen, dies ist, wie auch der Titel unmissverständlich klarstellt, ein von den drei lebenden Bandmitgliedern zusammen-gestelltes Buch – und zudem der erste of-fizielle Zeppelin-Fotoband. Dafür haben Jimmy Page (g), Robert Plant (voc) und Multiinstrumentalist John Paul Jones tief in ihren privaten Archiven gegraben. Beim ehrfürchtigen Durchblättern stößt man zu-weilen auf Fotos, die man bereits kennt, aber der bei weitem größte Teil ist zumin-dest dem gewöhnlichen Fan unbekannt.
Auf 400 Seiten sind Bilder aus allen Zep-Lebenslagen in Schwarzweiß und Far-be versammelt: auf der Bühne, Backstage, bei Fotosessions, mit Wegbegleitern, als Porträts, seltener auch private Aufnahmen. Herausragend sind dabei wiederum die Fo-tos, welche die unvergleichliche Energie der Briten bei Live-Gigs einfangen, aber auch sehr intime Momente, bei deren Betrach-tung man einen Blick in die Seele der Pro-tagonisten zu erhaschen glaubt – wie etwa eine Schwarzweißfotografie eines auf der Bühne entspannt sinnierenden Robert Plant mit Bierpulle und Zigarette in der einen und weißer Taube in der anderen Hand. Dass sämtliche Aufnahmen datiert sind, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
Unterteilt ist der prächtige Band in fünf chronologische Abschnitte mit einer Aus-sparung der Zeit zwischen 1982 (Erscheinen des finalen Zeppelin-Albums Coda) und 2007 (Live-Comeback in der O2-Arena, London). Nicht dokumentiert sind deshalb etwa der desaströse Gig bei Bob Geldofs Live Aid 1985 mit Phil Collins als Ersatz-schlagzeuger für den 1980 verstorbenen John Bonham oder die Page-und-Plant-Projekte in den Neunzigern.
Ein umfangreicher, äußerst aufschluss-reicher und unterhaltsamer Teil mit Anmer-kungen von Page, Jones und Plant zur Bandgeschichte und den Alben beschließt das Buch.
Angesichts der Fülle an genialen Fotos und der edlen Aufmachung ist der Preis von knapp 60 Euro für das imposante Buch tat-sächlich sehr moderat. Neben der englisch-sprachigen Ausgabe erscheint zum gleichen Kostenpunkt auch eine Version auf Deutsch. Statt einer abschließenden Wertung an die-ser Stelle drei Tipps: kaufen, wünschen oder selbst verschenken! Gibt’s zum Beispiel in unserem Online-Shop www.ppvmedien.de. Wer kein Zep-Fan ist und hier einen Blick reinwirft, der läuft Gefahr, doch noch einer zu werden. ●
Jürgen Ehneß
RAP, Hardcover, 400 Seiten, 59,90 Euro
Nach und nach kristallisieren sich damals beliebte stilistische Elemente unterschied-licher Prägung heraus, die man heute Genres wie Swing, Jazz, Singer-Songwriter, Blues oder Bluegrass zuordnen würde. Auch der Einfluss des seit etwa 1860 populären, „Vau-deville“ genannten Unterhaltungstheaters ist erkennbar – schon damals legen die US-Amerikaner Wert auf eine gute Show.
Country wird geborenIn den Südstaaten des Landes ticken die Uhren bereits zu jener Zeit anders. Vor allem langsamer. Die Industrialisierung ist weniger fortgeschritten als in den Metropolen des Nordens; Baumwollfelder und Eisenbahn-gleise sind die größten Arbeitgeber, Holzhüt-ten und staubige Straßen bestimmen das Bild der Ortschaften. Inmitten dieser kargen Landschaft entspringt Countrymusik, gestal-tet von musikalischer Farbenpracht.
Insbesondere die Baumwollmühlen in At-lanta ziehen viele Menschen aus den Appa-lachen an, die ihre Instrumente mitbringen. Fiddlin’ John Carson gehört zu den ersten Künstlern, deren Musik den Lebensstil der einfachen Arbeiter in der Landwirtschaft perfekt widerspiegelt und den Menschen aus dem Herzen spricht.
1925 öffnet mit der Grand Ole Opry in Nashville, Tennessee, eine regelmäßige Kon-zertveranstaltung ihre Pforten, die Künstler
Dort, wo die Countrymusik herkommt, aus den weiten Hügeln der Appalachen, aus den Händen der eingewan-derten Minenarbeiter und
Farmer, ist das Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts mühselig. Die hier ansässigen Menschen vertreten die Auffassung, das Le-ben laufe nicht so, wie man es sich wünscht – sondern so, wie es eben läuft. Wer sich all-zu optimistisch gibt, scheint schlecht auf das vorbereitet, was ihm widerfahren kann. Was nach Selbstschutz klingt, ist bloß die Er-kenntnis des einfachen Mannes – und der ewige Jungbrunnen der Countrymusik. Der wahren Countrymusik.
Als in den Zwanziger Jahren erste Sänger dessen für Verzückung sorgen, was später als „Country“ bezeichnet werden wird, nennt man die Musik der ländlichen Regionen der USA „hillbilly music “. Ein grandioser Irrtum, denn „Hinterwäldler-Musik“ ist dies beileibe nicht: Aus aller Welt fließen Melodien, Rhythmen und Instrumente zusammen: aus Irland die Fiddle, aus Deutschland die Dul-cimer, aus Italien die Mandoline, aus Westafrika das Banjo. In Zeiten, in denen kaum jemand Notiz davon nimmt, was 50 Kilometer weiter passiert, erstreckt sich ein bunter musikalischer Gemüsegarten von höchster Fruchtbarkeit über die Vereinigten Staaten.
aus verschiedenen Regionen des Südens prä-sentiert und als Radiosendung großen Erfolg hat. Bis zum heutigen Tag existiert die „Scheunen-Show“, bringt die Größen des Genres auf die Bühne und gilt als älteste durchgängig existierende Sendung der Welt. Hier tun sich beispielsweise die Carter Fami-ly hervor – in ihren Kreisen singt Johnny Cashs spätere Frau June Carter – sowie Ver-non Dalhart, der kurz zuvor mit „Wreck of the Old ’97“ den ersten überregionalen Hill-billy-Hit landet. Columbia Records bringen zu dieser Zeit Platten unter der Bezeichnung „Hillbilly Music“ heraus und etablieren so vorerst die Genrebezeichnung.
Dann taucht der Eisenbahnbremser Jim-mie Rodgers mit seinen Songs auf. Rodgers verbindet viele verschiedene Stilelemente wie Folk, Gospel, Blues, Jazz und sogar das Jodeln mit der nötigen Show, singt über die Themen des einfachen Mannes und verkauft über eine Million Schallplatten. Sein Erfolg und sein Stilmix definieren gegen 1927 ein neues Genre: Rodgers wird zum „Vater des Country“, und „Country“ wird zum Überbe-griff.
In den Folgejahren sucht die Große De-pression das Land der unbegrenzten Mög-lichkeiten heim, und die Menschen japsen nach Erfreulichem. Dies bietet ihnen die Western-Musik mit ihren sogenannten Sin-ging Cowboys und tatkräftiger Unterstützung
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Acoustic-Legends Hank Williams
Thomas Brendgens-Mönkemeyer
Die Geschichte der ursprünglichen, unberührten Countrymusik ist auch die ihres größten Problemkinds: Zu Beginn seiner Karriere gelten seine Lieder noch alsHinterwäldler-Sound – als er mit 29 Jahren stirbt, ist er in ganz Amerika zum ersten Superstar des Country geworden. Hank Williams hinterlässt einen musikalischen Reichtum, mit dem Elvis Presley sein Songwriting nährt, Bob Dylan seine Erzählkunst und Johnny Cash seine Traurigkeit.
HANK WILLIAMS – WIE COUNTRYMUSIK AMERIKA EROBERTE
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Porträt Stefan Hahl
ihrem eigenen Stil beim Gitar-renbau, auf den sie besonders stolz sind. Bei Stefan Hahl geht das übliche Klischee nicht auf. Nur sehr kurz und zurückhal-tend spricht er anfangs von seiner Karriere, seiner Vorge-hensweise. Und kurz stockt das Gespräch.
Das Auffällige an Hahl ist allerdings, dass er sich nicht auf einen speziellen Gitarren-typus wie Flattops, Western, Klassik, E-Gitarre oder Archtops spezialisiert hat. Er stellt nahezu alles her. Unge-wöhnlich. Der journalistische Gedanke: Gibt es da was auf-zudecken, aus Hahl herauszu-kitzeln? Jeder hat doch
Lagrène hegt er ein sehr enges Verhältnis.
Für letzteren hat er eine wunderschöne Signature-Semi-Hollow gebaut. Ein High-End-Instrument mit Potis und Wir-beln aus Holz. Der Wert? Lo-cker so viel wie ein Neuwagen.
Leihen & tauschenSeine Kontakte in die Gipsy-Szene nutzt er für seine Art des „Endorsements“: „Die Spieler, mit denen ich in engem Kon-takt stehe, leihen sich bei mir Gitarren und geben sie zurück, wenn sie keine Lust mehr dar-auf haben. Oder sie können sie gegen ein anderes Instrument von mir tauschen. Das klappt
Mit einem breiten Lächeln öffnet Stefan Hahl die Tür zu seinem
Zuhause. Stolz präsentiert er sein großes Haus im kleinen Dörfchen Mudershausen in der Nähe von Wiesbaden, Hessen. In unzähligen Zimmern im ganzen Haus hat er sich ausge-breitet und baut hier mit Lei-denschaft hochpreisige Gitar-ren. Bei Kaffee und Keksen beginnt das Gespräch auf der Wohnzimmergarnitur im Aus-stellungsraum. Viele Gitarren-bauer, die die Autorin dieses Artikels für guitar acoustic porträtieren durfte, erzählen zunächst mit Leidenschaft von
Der Meister der AbwechslungStefan Hahl baut Gitarren aller Art aus jahrzehntelang gelagerten Hölzern. Kein Modell gleicht dem anderen, Form und Klang variieren. Je nach Kunde und je nach Hahls Experimentierfreudigkeit. Dabei nutzt Hahl nahezu sein ganzes Haus als Werkstatt und Ausstellungsraum. Wir sprachen mit dem leidenschaftlichen Gipsy-Jazz-Fan über seine ungewöhnlichen und exklusiven Gitarren.
schließlich eine ganz persön-liche Note, die er an seine Gitarren weitergibt.
Tatsächlich sprudelt es dann nur so aus ihm heraus – und es wird schnell deutlich, dass er ein Gitarrenbauer der Extra-klasse ist. Er erzählt von seiner Leidenschaft für verschiedene Gitarrenformen. Mit 15 spielte er zunächst klassische Gitarre, entdeckte aber bald den Gipsy-Jazz für sich. Die Begeisterung, mit der er über diese doch recht spezielle Musikrichtung spricht, ist spürbar und gerade-zu ansteckend – und letzten Endes Teil eins seines Erfolgs-rezepts: Zu Koryphäen wie Stochelo Rosenberg und Biréli FO
TOS:
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