Urban Fabric Types and Microclimate Response Assessment...
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Urban Fabric Types and Microclimate Response ‐
Assessment and Design Improvement.
Final Report R. Stiles, B. Gasienica‐Wawrytko, K. Hagen, H. Trimmel, W. Loibl, M. Köstl, T. Tötzer,
S. Pauleit, A. Schirmann, W. Feilmayr
Kapitel 8: Planungsempfehlungen K. Hagen, H. Trimmel, B. Gasienica‐Wawrytko, R. Stiles
Wien, April 2014
Ein Projektbericht im Rahmen des Programms
ACRP 3rd Call
Climate and Energy Fund of the Federal State – managed by Kommunalkredit Public Consulting GmbH
Gliederung
8 Planungsempfehlungen ................................................................................................................................ 8—1
8.1 Einleitung ........................................................................................................................................................ 8—1
8.2 Allgemeine Empfehlungen .............................................................................................................................. 8—2 8.2.1 Baumpflanzungen ................................................................................................................................... 8—2
8.2.1.1 Allgemein ......................................................................................................................................... 8—2 8.2.1.2 Straßennetz ...................................................................................................................................... 8—3 8.2.1.3 Höfe ................................................................................................................................................. 8—4 8.2.1.4 Offene Grünflächen ......................................................................................................................... 8—5 8.2.1.5 Platzflächen...................................................................................................................................... 8—5 8.2.1.6 Sonderflächen .................................................................................................................................. 8—5
8.2.2 Entsiegelung von Oberflächen ................................................................................................................ 8—6 8.2.2.1 Allgemein ......................................................................................................................................... 8—6 8.2.2.2 Straßennetz ...................................................................................................................................... 8—7 8.2.2.3 Höfe ................................................................................................................................................. 8—7 8.2.2.4 Grünflächen ..................................................................................................................................... 8—8 8.2.2.5 Platzflächen...................................................................................................................................... 8—8 8.2.2.6 Sonderflächen .................................................................................................................................. 8—8
8.2.3 Dachbegrünung ....................................................................................................................................... 8—8 8.2.3.1 Allgemein ......................................................................................................................................... 8—8 8.2.3.2 Dachflächen ..................................................................................................................................... 8—9
8.2.4 Weitere Aspekte und Empfehlungen ...................................................................................................... 8—9 8.2.4.1 Vegetation und Wasserflächen ........................................................................................................ 8—9 8.2.4.2 Alternative Beschattungsformen von Freiraumoberflächen ......................................................... 8—10 8.2.4.3 Jahreszeitliche Aspekte .................................................................................................................. 8—11
8.3 Maßnahmenpakete für die einzelnen Stadtraumtypen ................................................................................ 8—12 8.3.1 Einleitung .............................................................................................................................................. 8—12 8.3.2 Stadtraumtyp 1 “Industrie und Gewerbe“ ............................................................................................ 8—13 8.3.3 Stadtraumtyp 2a „Gründerzeitliche, zentrumsnahe Blockrandbebauung – Hanglage“ ....................... 8—15 8.3.4 Stadtraumtyp 2b „Gründerzeitliche, zentrumsnahe Blockrandbebauung“ .......................................... 8—16 8.3.5 Stadtraumtyp 3a „Stadterweiterung – Nachkriegszeit“ ........................................................................ 8—18 8.3.6 Stadtraumtyp 3b „Verdichtete Bebauung der Stadterweiterung und alte Dorfkerne“ ........................ 8—19
8.4 Anhang ......................................................................................................................................................... 8—21
Urban fabric types and microclimate response – assessment and design improvement
Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—1
8 PLANUNGSEMPFEHLUNGEN
8.1 Einleitung
Das Kapitel unterteilt sich in einen allgemeinen Maßnahmenkatalog (8.2) und in Planungsempfehlungen für
die einzelnen Stadtraumtypen (8.3). Beide beziehen sich in erster Linie auf die Reduzierung der lokalen
Hitzebelastung beziehungsweise der Steigerung des thermischen Wohlbefindens der StadtbewohnerInnen
an heißen Sommertagen. Der Fokus ist daher auf die heißeste Tageszeit (15 Uhr) gelegt, an der zu der
starken Belastung durch direkte Sonnenstrahlung auch noch das Lufttemperaturmaximum hinzukommt. Zu
diesem Zeitpunkt ist die thermische Belastung am stärksten und es können lokale Verbesserungen mit der
größten Wirksamkeit erzielt werden. Die nächtliche Abkühlung der Lufttemperatur ist für die
gesundheitlichen Auswirkungen einer sommerlichen Hitzephase ebenso entscheidend. Die simulierten
Tagesgänge zeigten hier für die untersuchten Maßnahmen keine negativen Auswirkungen durch die
verminderte Ventilation und erhöhte Luftfeuchte, sondern im Gegenteil sogar eine leichte Absenkung der
Minimumtemperatur.
Der Maßnahmenkatalog im ersten Teil ist nach der Art der gesetzten Maßnahmen gegliedert, also:
Baumpflanzungen, Entsiegelung von Oberflächen und Dachbegrünung. Vorab werden allgemeine
Empfehlungen ausgesprochen, denen eine Literaturrecherche und Erkenntnisse aus einem vorherigen
Projekt der AutorInnen zur Seestadt Aspern (FREIRAUM UND MIKROKLIMA 2011) zu Grunde liegen. In
diesem Projekt wurden unter anderem Aspekte wie Baumbeschaffenheit (Höhe, Kronenbreite,
Blattflächendichte), Pflanzabstände und Verteilung im Freiraum und auch unterschiedliche
Oberflächeneigenschaften und Varianten zur Entsiegelung untersucht. Im Anschluss werden zusätzliche
wichtige Aspekte und Empfehlungen angesprochen.
Im zweiten Teil werden Planungsempfehlungen für die einzelnen Stadtraumtypen auf Basis der
ausgewählten Beispielquadranten entwickelt. Diese „Maßnahmen‐Pakete“ verdeutlichen die
charakteristischen Probleme, die in den jeweiligen stadträumlichen (Freiraum‐)Strukturen vorherrschen
und welche Prioritäten hinsichtlich der Maßnahmen gesetzt werden sollten. Die Planungsempfehlungen
sollen als Diskussions‐ und Argumentationsbasis für städtebauliche Entwicklungen und Prozesse dienen.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—2
8.2 Allgemeine Empfehlungen
8.2.1 Baumpflanzungen
8.2.1.1 Allgemein
Vegetation im Allgemeinen und Bäume im Besonderen spielen eine wesentliche Rolle für die Umwelt‐ und
Lebensqualität in der Stadt. Neben den ökologischen Funktionen (wie z.B. die Bereitstellung und
Vernetzung von Lebensraum für Flora und Fauna, der positive Einfluss auf den Wasserhaushalt und die
luftverbessernde Wirkung) erfüllen Grünräume auch viele soziale Funktionen (z.B. das Anbieten von
angenehmen Begegnungs‐ und Erholungsräumen, Orientierung). Besonders hervorzuheben sind die
klimatischen Aspekte sowohl im gesamtstädtischen als auch im lokalen Maßstab. Wichtige Aspekte sind
dabei die Blattmasse und der Grad an Beschattung, weshalb Bäume aus mikroklimatischer Sicht besonders
effektiv sind. Zum einen reduzieren sie die mittlere Strahlungstemperatur tagsüber massiv durch ihre
Beschattung (z.B.: Verschattung von Oberflächen, Bewegungsraum und Gebäudefassaden). Zum anderen
reduzieren sie die Windgeschwindigkeiten (Isolation der Gebäudefassaden), lassen dabei jedoch eine
Ventilation zu. Zudem erhöhen Bäume durch Evapotranspiration die Luftfeuchtigkeit und senken durch die
zusätzliche Verdunstung die Lufttemperatur ab. Die tatsächliche Wirkung von Bäumen ist von
unterschiedlichen Kriterien abhängig. Grundsätzlich gilt:
große Bäume mit breiten Kronen
Je größer und dichter die Krone, desto höher der mikroklimatische Effekt. Um eine rasche
Wirkung zu erzielen, sollten Bäume bereits in einer entsprechenden Größe und Qualität
eingebracht werden.
Baumgruppen > Baumreihen > Einzelbäume
Im Verbund stehende Bäume verstärken gegenseitig ihren jeweiligen mikroklimatischen Effekt.
Baumreihen entlang der Fassade
Entlang der Fassaden können Baumreihen den größten Effekt erzielen, wobei die klimatische Wirkung bei Kronenschluss am größten ist. Hierbei werden sowohl die Fassadenoberfläche als auch der Bewegungsraum im Straßenprofil beschattet.
Grundsätzlich sind bei Baumpflanzungen die Auswirkungen auf den skyview‐Faktor zu bedenken. Dieser
Faktor quanitfiziert den Flächenanteil, der freie Sicht in den Himmel gewährt, wo also Wärme während der
Abend‐ und Nachtstunden in höhere Luftschichten abstrahlen bzw. auch kühlere Nachtluft aus höheren
Schichten nach unten verfrachtet werden kann. Der skyview‐Faktor nimmt mit zunehmender Gebäudehöhe
und zunehmender Menge und Größe an Baumkronen ab.
Im Folgenden werden die Ergebnisse des vorliegenden Projektes als Planungsempfehlungen in Form von
Prioritäten ausgesprochen.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—3
8.2.1.2 Straßennetz
Im Straßenraum wirken Baumpflanzungen je nach Positionierung unterschiedlich effektiv. Es ergeben sich
somit für unterschiedliche Straßen‐Situationen bestimmte Prioritäten. Das Projekt spricht folgende
Planungsempfehlungen aus:
breite Straßen > enge Straßen
Breite Straßen werden stärker besonnt als engere, daher können in breiten Straßen
Baumpflanzungen mehr zusätzlichen Schatten bringen.
großflächige Kreuzungsbereiche
Große Kreuzungsbereiche sind besonders sonnen‐ und windexponiert. Gleichzeitig sind sie
durch die NutzerInnen des Straßenraums höher frequentiert. Baumpflanzungen sind hier
besonders sinnvoll.
Straßenaufweitungen
Straßenbereiche, die sich über kurze oder längere Strecken aufweiten, sind ebenso wie
Kreuzungsbereiche sonnenexponiert, aber etwas geringer windexponiert. Gleichzeitig sind
diese innerstädtischen Freiflächen wertvoll für den Aufenthalt im Freien. Sie können durch
eine Beschattung im Sommer stark aufgewertet werden.
Ost‐West orientierte Straßen > Nord‐Süd orientierte Straßen
Nord‐Süd orientierte Straßen werden nur während der Mittagsstunden voll besonnt. Ost‐
West orientierte Straßen dagegen werden über den Tag gesehen am längsten besonnt,
wobei während der heißesten Mittags‐ und frühen Nachmittagszeit die Sonne im steilsten
Winkel strahlt. Daher bringen Baumpflanzungen in diesen Straßen die maximale
Verbesserung des thermischen Komforts. Die größte Reduktion der Lufttemperatur findet
in der Nacht statt, wodurch der nächtlichen Hitzebelastung in den angrenzenden
(Wohn)Bereichen entgegengewirkt wird. Da bei sommerlichen Hitzephasen der Wind in
Wien am häufigsten aus südlicher Richtung weht, wird die Ventilation dieser West‐Ost
orientierten Straßen durch die Baumpflanzungen nur geringfügig reduziert.
In dichter Bebauung: nördliche Straßenseite > südliche Straßenseite
In Ost‐West orientierten Straßen sind die südlichen Straßenseiten (Fahrbahn, Gehsteige
und Nordfassaden) zum größten Teil durch Gebäude verschattet. Die nördlichen
Straßenseiten (Südfassaden) sind dagegen vor allem bei breiten Straßenquerschnitten und
in den Sommermonaten intensiver Sonnenstrahlung ausgesetzt. Durch Wärmespeicherung
und dann folgende –abstrahlung kommt es zu einer zusätzlichen Wärmebelastung des
angrenzenden Straßenraums über den gesamten Tag sowie in den Nachstunden. Auch die
südausgerichteten Wohnräume heizen sich dadurch stärker auf. Baumpflanzungen vor den
Südfassaden sind daher besonders effektiv.
In dichter Bebauung: östliche Straßenseite > westliche Straßenseite
Ost‐ und Westfassaden sind während des Sommers vor‐ bzw. nachmittags ebenfalls stark
sonnenexponiert. Westfassaden spielen dabei zur heißeren Tageszeit eine wichtige Rolle
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—4
und sind somit analog zu den Südfassaden zu betrachten. Baumpflanzungen wirken sich
hier vor allem in den kritischen Nachmittagsstunden positiv aus und erhöhen die
Benutzbarkeit des Straßenraums deutlich.
In Iockerer Bebauung: südliche Straßenseite > nördliche Straßenseite
In lockerer Bebauung wie z.B. in Einfamilienhaus‐Siedlungen werden die Straßen durch die
meist niedrigeren und von der Grundstücksgrenze abgesetzten Gebäuden kaum beschattet.
Baumpflanzungen auf der südlichen Straßenseite beschatten sowohl Gehsteig als auch
Fahrbahn und reduzieren die Strahlungstemperatur deutlich. Baumpflanzungen auf der
nördlichen Straßenseite wirken weniger effektiv, da die Beschattung eher ohnehin kühlere
Gartenbereiche bzw. nur eine geringen Anteil der Fassadenfläche betrifft.
In lockerer Bebauung: westliche Straßenseite > östliche Straßenseite
Zur heißeren Tageszeit am Nachmittag kann durch eine Baumpflanzung an der westlichen
Straßenseite die versiegelte Fläche maximal beschattet werden.
8.2.1.3 Höfe
Höfe unterscheiden sich durch ihre Dimension (Grundfläche und Höhe der angrenzenden
Bebauung), ihre Geschlossenheit und Ausstattung. Auch hier ergeben sich für unterschiedliche
Hoftypen bestimmte Prioritäten an Maßnahmen. Das Projekt spricht folgende
Planungsempfehlungen aus:
großflächige Höfe > kleinteilig zusammenhängend Höfe > kleinteilig vereinzelte Höfe
Große Höfe haben stärkere mikroklimatische Schwankungen als kleine Höfe, da sie mehr
Sonneneinstrahlung erhalten, nachts stärker abstrahlen und sich insgesamt intensiver mit
den umgebenden Luftschichten austauschen. Während sich große Höfe tagsüber stärker
erwärmen, kühlen sie nachts auch mehr ab. Baumpflanzungen reduzieren hier deutlich die
Erwärmung und erhöhen zudem die Luftfeuchtigkeit und damit den Kühleffekt. Je
kleinteiliger Höfe sind, desto größer ist die Verschattung durch die umgebende Bebauung
beziehungsweise bereits bestehende Pflanzungen, wodurch (weitere) Baumpflanzungen
weniger effektiv sind. Zu dichte und hohe Kronen reduzieren mit den umliegenden
Fassaden den Skyviewfaktor – damit wird der Luftaustausch und eine Nachtabkühlung
verhindert.
offene Höfe > geschlossene Höfe
Offene Höfe werden besser durchlüftet, erhalten jedoch auch mehr Sonneneinstrahlung.
Über den Tag gesehen reduzieren Baumpflanzungen deutlich die Luft‐ und mittlere
Strahlungstemperatur und erhöhen die Luftfeuchtigkeit und damit den Kühleffekt. Durch
die Reduktion der Windgeschwindigkeiten kann jedoch am Vormittag die Erwärmung leicht
beschleunigt werden. In geschlossenen Höfen können Baumpflanzungen ebenfalls zu einer
kontinuierlichen Absenkung der Lufttemperatur beitragen. Der bereits geringe
Luftaustausch wird hier durch die Bäume nicht weiter behindert.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—5
8.2.1.4 Offene Grünflächen
Offene Grünflächen haben durch ihre entsiegelten und vegetationsbestandenen Flächen grundsätzlich
einen positiven Effekt auf das Mikroklima und das thermische Wohlbefinden. Sie unterscheiden sich dabei
in kleinteilige, zusammenhängende und großflächige Grünflächen, wobei die mikroklimatische Wirkung mit
der Größe der Gesamtfläche zunimmt. Bäume spielen auch hier eine entscheidende Rolle. Dabei sollten
sowohl durch Baumpflanzungen geschützte als auch exponierte Bereiche ausgewogen sein, um eine
nächtliche Ausstrahlung und die Ventilation ausreichend zu ermöglichen. Zu betonen ist, dass das Ausmaß
der Bewässerung und damit der Bodendurchfeuchtung einen positiven Beitrag für eine erhöhte
Evapotranspiration liefert und so durch Verdunstung zu einer verstärkten Temperaurabsenkung beiträgt.
8.2.1.5 Platzflächen
Platzflächen sind mit zunehmender Größe extrem sonnenexponiert und heizen sich bei hohem
Versiegelungsgrades stark auf. Aufgrund der Materialdichte speichern sie die Wärme in einem höheren
Ausmaß. Die in dem Projekt gewonnenen Erkenntnisse führen zu folgenden Planungsempfehlungen:
offene, stark besonnte Flächen
Durch Baumpflanzungen wird hier die Aufenthaltsqualität im nahen Umfeld der Bäume
deutlich verbessert. Die Oberflächen und Luftschichten unter den Baumkronen erhalten
durch die Beschattung weniger Strahlungs‐ und damit Wärmeenergie. Die sich weniger
aufheizende Luft wird durch die Bäume langsamer verteilt und es entsteht tagsüber ein
kühleres Mikroklima.
vor südausgerichteten Fassaden
Auf Platzflächen erhalten Südfassaden am längsten direkte Sonnenstrahlung.
Baumpflanzungen können dort große Fassadenflächen beschatten und eine zusätzliche
Erwärmung der Fassaden und der umgebenden Luft verhindern.
8.2.1.6 Sonderflächen
Zumeist zeichnen sich Sonderflächen als offene und sonnenexponierte Bereiche aus (z.B. Parkplätze,
betriebliche Anlagen, Gleiskörper, landwirtschaftliche Flächen). Sie sind somit vergleichbar mit Platzflächen.
Je nach Nutzung der Flächen ist die Umsetzung von Maßnahmen jedoch erschwert, da strukturelle
Elemente wie Bäume deren Nutzung behindern können. Das Projekt empfiehlt den Fokus auf folgende
Bereiche:
wind‐ und sonnenexponierte Parkplätze
Besonders sonnenexponierte Parkplätze können stark von Baumpflanzungen profitieren,
wobei flächendeckende Baumpflanzungen anzuraten sind.
wind‐ und sonnenexponierte betriebliche Anlagen
Betriebliche Anlagen verhalten sich ähnlich wie Parkplätze. Sofern Baumpflanzungen
möglich sind, sind diese von Vorteil. Da flächendeckende Baumpflanzungen aus logistischen
Gründen selten möglich sind, sind zumindest lineare Pflanzungen an den Betriebsgrenzen,
entlang von Verkehrs‐ oder Lagerflächen und vor Betriebsgebäuden anzuraten.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—6
Übergang von großen versiegelten Flächen zu dichter Wohnbebauung
Grenzen große versiegelte Flächen an dichte Wohnbebauung an, kann abhängig von der
Windrichtung durch Baumpflanzungen das Einströmen von heißer Luft, die über den
versiegelten Flächen entsteht, reduziert und somit auch die Straßen innerhalb der
Bebauung kühler gehalten werden.
8.2.2 Entsiegelung von Oberflächen
8.2.2.1 Allgemein
Die Oberflächen der Stadt und ihre jeweilige Beschaffenheit haben einen bedeutenden Einfluss auf das
Mikroklima. Das betrifft sowohl die Freiraumoberfläche als auch die den Freiraum umgebenden
Fassadenflächen. Entscheidend sind dabei unter anderem Farbe und Struktur der Materialoberfläche und
die thermischen Eigenschaften (wie z.B. Wärmespeicherfähigkeit) des Materials. Helle Farben, raue
Oberflächen sowie poröse und wasseraufnahmefähige Materialien sind einige allgemeine Faktoren, die sich
dazu eignen, einer übermäßigen Erwärmung des Stadtraumes entgegenzuwirken. Zusätzlich spielt die
Freiraumoberflächenbeschaffenheit eine entscheidende Rolle für ökologische Aspekte (wie z.B. den
Wasserhaushalt und das Oberflächenwassermanagement) und soziale Aspekte (wie z.B. Nutzungsvielfalt
und Aufenthaltsqualität) in der Stadt.
Das vorliegende Projekt konzentriert sich auf die Freiraumoberfläche und den mikroklimatischen Effekt
einer Entsiegelung. Entsiegelte Oberflächen wirken grundsätzlich als klimatische Puffer. Sie unterscheiden
sich in der mikroklimatischen Wirkung aufgrund ihrer Materialeigenschaft und der vorhandenen
Feuchtigkeit, wobei feuchte Oberflächen einen intensiveren Effekt haben. Vegetationsflächen wirken
zusätzlich durch die Transpiration der Pflanzen und je nach Wuchshöhe durch eigene Beschattung. Bei
Wasserflächen und intensiv bewässerten Grünflächen findet eine stetige Verdunstung statt und sie wirken,
abhängig von der Tiefe der Wasserfläche und dem Grad der Durchfeuchtung, temperaturausgleichend.
Vegetation und Wasserflächen sind somit die mikroklimatisch ‚effektivsten’ Materialien unter den
möglichen Freiraumoberflächen. Hierauf wird im Kapitel „Weitere Aspekte und Empfehlungen“ gesondert
eingegangen (s. 8.2.4).
Der Fokus der Untersuchung wurde auf eine Entsiegelung der städtischen Oberflächen ohne Vegetation
und Wasser gelegt. Hierbei gelten folgende Empfehlungen:
unversiegelt > wasseraufnahmefähig > versiegelt
Bei nicht begrünten Freiraumoberflächen ist darauf zu achten, möglichst viele unversiegelte (und somit versickerungs‐ und verdunstungsfähige) Flächen anzubieten. Hier bieten sich Beläge wie wassergebundene Wegedecke bzw. Kies, Rasenpflaster bzw. Rasenfugen oder aber auch versickerungsfähiger Beton an. Bei Letzterem ist jedoch zu bedenken, dass Beton eine hohe Wärmespeicherfähigkeit aufweist. Generell sollte auf hohe Porosität und damit eine hohe Wasseraufnahmefähigkeit der Materialien geachtet werden.
helle Materialien > dunkle Materialien
Helle Oberflächen haben einen höheren Reflektions‐ und somit einen dementsprechend geringeren Absorptionsgrad. Je dunkler die Farbe desto mehr Wärme wird tagsüber durch das Material aufgenommen, gespeichert und später (auch während der Nachtstunden) wieder an die Umgebung abgegeben.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—7
Aufgrund des begrenzten Projektrahmens wurden die Simulationen auf eine Entsiegelungswirkung von
städtischen Flächen ähnlich jener einer wassergebundenen Wegedecke beschränkt. Dabei ist zu bedenken,
dass derart entsiegelte Flächen rascher austrocknen als vegetationsbestandene Flächen. Im trockenen
Zustand erwärmen sie sich durch ihre isolierende Wirkung jedoch deutlich geringer als Asphalt oder
Betonflächen. In der Nacht kühlen sie somit auch rascher aus und wirken so selbst bei geringer Feuchte der
sommerlichen Überhitzung entgegen. Weiter ist zu bedenken, dass sich eine unversiegelte Fläche bei einer
starken Verdichtung der Oberfläche, z.B. aufgrund von intensiver Nutzung, der einer versiegelten
Oberfläche annähern kann und somit ihre mikroklimatische Wirkung verringert wird.
Der Maßnahmenkatalog basiert auf den entsprechenden Ergebnissen, möchte aber explizit auf die
grundsätzlichen, oben genannten Vorteile einer Entsiegelung durch Vegetation hinweisen.
8.2.2.2 Straßennetz
Das Straßennetz ist ein hochfunktionaler Stadtraum, weshalb Änderungen in der Bodenoberfläche nur
eingeschränkt möglich sind. Maßnahmen der Entsiegelung sind grundsätzlich z.B. im Bereich von
Gehsteigen, Parkstreifen und Straßenbahngleisen denkbar. Das Projekt hat sich auf Maßnahmen in
besonderen, aufgeweiteten Bereichen fokussiert und spricht folgende Empfehlungen aus:
Entsiegelung von Aufweitungen entlang von Straßenzügen
Aufweitungen entlang von Straßenzügen sind stärker exponiert, weswegen dort eine
Entsiegelung besonders effektiv ist. Gleichzeitig gibt es dort den flächenmäßig notwendigen
Spielraum, entsiegelte Flächen zu schaffen.
Auflassung von Straßenabschnitten
Durch das Auflassen von verkehrstechnisch nicht unbedingt notwendigen
Straßenabschnitten besteht die Möglichkeit, zusätzliche klimatische Puffer und angenehme
Aufenthaltsräume zu schaffen.
8.2.2.3 Höfe
Es wird grundsätzlich empfohlen, Hofflächen möglichst flächendeckend zu entsiegeln. Neben der
mikroklimatischen Wirkung erfüllt eine Entsiegelung auch ökologische und nutzungsbezogene Aspekte. Das
Projekt legt dabei folgende Prioritäten fest:
große Höfe > kleine Höfe
Kleine Hofstrukturen sind meist stark durch die umgebenden Gebäude beschattet. Die
Auswirkung einer Entsiegelung auf das Temperaturregime fällt in diesem Fall geringer aus.
Die positive drainagierende Wirkung der Entsiegelung bleibt immer gegeben.
Höfe ohne Bäume > baumbestandene Höfe
Wenn Höfe bereits durch bestehende Bäume beschattet sind, ist die Auswirkung einer
Entsiegelung auf das Temperaturregime ebenfalls geringer.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—8
8.2.2.4 Grünflächen
Grünflächen bieten in der Regel bereits einen hohen Entsiegelungsgrad durch den für die Bepflanzung
offenen Boden an. Darüber hinaus ist es empfehlenswert, breite Wege und Aufenthaltsflächen soweit
möglich ebenfalls zu entsiegeln.
8.2.2.5 Platzflächen
Platzflächen stellen in der Regel stark versiegelte Flächen dar. Es wird grundsätzlich empfohlen, je nach
Nutzungsansprüchen möglichst große Platzbereiche zu entsiegeln.
sonnenexponierte Plätze > durch Gebäude oder Bäume beschattete Plätze
Je sonnenexponierter ein Platz ist, desto effektiver ist eine Entsiegelung. Die Wirkung von
Entsiegelung geschlossener Plätze ist in erster Linie am Platz selbst spürbar. Gut
durchlüftete Plätze haben zwar am Platz selbst eine geringere Kühlwirkung, dafür wirken sie
auch in die in Windrichtung liegende Umgebung hinein. Durch höhere
Windgeschwindigkeiten wird die Verdunstung der Bodenfeuchte beschleunigt, so dass
höhere Kühlleistungen erzielt werden. Allerdings trocknen diese Flächen dadurch bei
geringem Wassernachschub früher aus.
8.2.2.6 Sonderflächen
Grundsätzlich gilt für Sonderflächen das gleiche wie für Platzflächen. Dabei muss jedoch berücksichtigt
werden, inwieweit eine Entsiegelung logistisch sinnvoll ist z.B. Hinblick auf Gefahrenstoffe,
Schwertransport, etc. Ebenfalls zu berücksichtigen ist die Größe und Lage der Flächen im Stadtraum. Das
Projekt spricht hierzu folgende Empfehlung aus:
Übergang von großen versiegelten Flächen zur Wohnbebauung
Grenzen große versiegelte Flächen an Wohnbebauung an, kann abhängig von der
Windrichtung durch eine Entsiegelung eine effektive Kühlung der Wohnbebauung erreicht
werden
8.2.3 Dachbegrünung
8.2.3.1 Allgemein
Dachflächen spielen eine wichtige Rolle für das Stadtklima im Allgemeinen. Sie stellen in ihrer Gesamtheit
eine extrem große versiegelte Fläche dar, die sich im Laufe des Tages stark erwärmt und diese Wärme an
die umgebenden Fassaden und Luftmassen rückstrahlt. Somit sind sie mit verantwortlich für die Aufheizung
der Städte und deren Wärmeinseleffekt. Dachbegrünungen wirken diesem Effekt entgegen indem sie
einerseits die Dachhaut beschatten und andererseits durch die besondere Beschaffenheit der Vegetation
(z.B. Blattstruktur, Transpiration, Luftdurchlässigkeit) eine Erwärmung der eigenen Blattoberfläche
verhindern. Zusätzlich bieten begrünte Dachflächen aus ökologischer Sicht Wasserrückhaltefähigkeit und
Lebensraum und erweitern je nach Ausformung auch die nutzbaren Freiräume für die
Stadtbewohner/innen.
In Bezug auf die auf Straßenniveau befindlichen angrenzenden Freiräume zeigen Dachbegrünungen
grundsätzlich erst bei einer sehr intensiven Ausformung eine direkte mikroklimatische Auswirkung. Aus den
oben genannten Gründen ist der Einsatz von jeglicher Art von Gründächern jedoch generell anzuraten. Je
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—9
weitreichender und intensiver die Dachbegrünung auf einer übergeordneten Ebene umgesetzt wird, desto
klimawirksamer ist sie für die angrenzende Luftschicht und somit auch für das Lokalklima der Siedlung.
Die klimatische Auswirkung auf die Umgebung verringert sich mit der Entfernung des Daches vom
Freiraum. Dächer, die tiefer gelegen sind als die umgebenden Gebäude, haben den deutlichsten
mikroklimatischen Effekt sowohl auf die oberen Geschosse der umgebenden Gebäude als auch auf die
angrenzenden Freiräume. Dachbegrünungen reduzieren in diesem Fall die Rückstrahlung auf die
umgebenden Gebäudefassaden.
8.2.3.2 Dachflächen
Das Projekt spricht folgende Empfehlungen aus:
möglichst flächendeckend
Hinsichtlich der Wasserrückhaltefähigkeit und der Entschärfung von Extremereignissen wie
Starkregen und Hitzewellen ist das flächenmäßige Ausmaß an Dachbegrünungen
entscheidender als die Intensität der jeweiligen Begrünung.
intensiv > extensiv
Eine intensive Begrünung verstärkt die bei einer extensiven Begrünung bereits bestehenden
Vorteile unter hydrologischen, klimatischen, bauphysikalischen, sozialen und ökologischen
Aspekten.
große Dachflächen > kleine Dachflächen
Große und zusammenhängende Grünflächen haben einen höheren mikroklimatischen
Effekt als einzelne kleine Grünflächen.
niedrige Gebäude > hohe Gebäude
Dachbegrünungen auf niedrigen Dächern haben einen mikroklimatischen Effekt auch auf
angrenzende Wohnungen in den entsprechenden Geschosshöhen. Besonders effektiv wirkt
eine Dachbegrünung wenn das begrünte Dach von höheren Gebäuden umgeben ist. Durch
geringere Windgeschwindigkeiten kann sich dort ähnlich wie in einem Hof ein ausgeprägtes
Mikroklima entwickeln.
8.2.4 Weitere Aspekte und Empfehlungen
8.2.4.1 Vegetation und Wasserflächen
Vegetation und Wasser sind die mikroklimatisch effektivsten Materialien für eine Klima‐sensitive
Stadtgestaltung. Ihr Anteil sollte grundsätzlich hoch sein, bestehende Grünflächen sind also so weit als
möglich zu erhalten, zu stärken, zu vernetzen und zu ergänzen werden. Grundsätzlich gilt:
Vegetations‐ und Wasserflächen maximieren
Unversiegelte Böden tragen bei ausreichender Wasserversorgung durch Verdunstung zu
einer stetigen Kühlung der Oberfläche bei. Vegetationsflächen mit ausreichender
Bodenfeuchte wirken zusätzlich durch die Transpiration der Pflanzen. Bei Wasserflächen
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—10
und feuchten Böden findet eine stetige Verdunstung statt und sie wirken, abhängig von
ihrer Tiefe, temperaturausgleichend.
Bäume > Sträucher > Stauden > Rasen
Mit der Baum‐ und Kronenhöhe, dem Blattvolumen und der Blattdichte der Pflanze nimmt
ihre mikroklimatische Wirkung zu. Es ist die Verwendung von Pflanzen mit allen
Höhenstufen anzuraten.
zusammenhängende Vegetationsflächen
Zusammenhängende Grünflächen wirken sich ökologisch wie auch mikroklimatisch stärker aus als mehrere kleine, verteilte Grünflächen.
Begrünung der Fassadenfläche
Fassadenoberflächen beeinflussen einerseits die Energieeffizienz der Gebäude und haben andererseits auch einen Effekt auf das Mikroklima des angrenzenden Freiraums. Fassadenbegrünungen haben den Vorteil, dass sie sowohl einer Oberflächenerwärmung der dem Freiraum zugewandten Mauer entgegenwirken als auch die dahinter liegende Fassadenoberfläche beschatten. Bei Fassaden liegt der Fokus der Maßnahmen vor allem auf den zur Sonne ausgerichteten Wänden. Möglich sind bodengebundene Fassadenbegrünung mit Selbstklimmern (Wurzelkletterer, Haftscheibenranker) oder Gerüstkletterpflanzen (Schlinger, Ranker, Winder, Spreizklimmer). Letztere können auch der Fassade vorgelagert werden, was durch das so entstehende Luftpolster effektiver ist. Wo kein direkter Kontakt zum Boden hergestellt werden kann, sind auch bodenungebundene Begrünungsformen mit Hilfe von Trögen oder auf Trägermaterial (z.B. Vlies) möglich.
Vertikale Wasserelemente
Zusätzlich können Wasserelemente auch in einer vertikalen Form eingesetzt werden
(Wasserwände, Springbrunnnen, Fontänen, Wasserspiele), die die Verdunstungskühle und
Feuchtigkeit in der Höhe verteilen und zudem Kühlung durch direkte Berührung
ermöglichen.
8.2.4.2 Alternative Beschattungsformen von Freiraumoberflächen
Dort wo Baumpflanzungen aus technischen oder räumlichen Gründen nicht möglich sind gibt es die
Möglichkeit, auch auf andere Formen der Beschattung mit oder ohne Vegetation auszuweichen:
Begrünte Pergolen, Spanndrähte, etc.
Derartige Begrünungen können eine sinnvolle und rasch wirksame Übergangslösung darstellen bzw. als zusätzliche Beschattungselemente eingesetzt werden.
Flexible Beschattungsmaßnahmen
Sonnensegel, Schirme, etc. beschatten weniger intensiv und weisen eine deutlich höhere Oberflächenerwärmung auf als Vegetation. Sie haben jedoch den Vorteil, dass sie leicht anzubringen und sofort wirksam sind und bei fehlendem Bedarf wieder entfernt werden können. Somit kann z.B. im Sommer tagsüber beschattet, die nächtliche Abstrahlung dagegen dennoch zugelassen werden.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—11
Architektonische Beschattungsmaßnahmen
Metall‐. Glas oder Holzkonstruktionen, Membranen, Gewebe, Lamellen und gemauerte Elemente können in Form von Arkaden, Vordächern, Pergolen, etc. wichtige Beschattungsfunktionen einnehmen. Sie haben jedoch die Eigenschaft, dass sich ihre Oberflächen durch Einstrahlung erwärmen und abhängig von ihrer Wärmekapazität diese Wärme nachts wieder in den Freiraum abstrahlen. Dies kann durch Verwendung isolierender Materialien (z.B. Kunststoff oder Holz) reduziert werden, wodurch jedoch die Oberflächentemperaturen tagsüber erhöht werden. In vielen Fällen ist eine zusätzliche Begrünung möglich und sinnvoll.
8.2.4.3 Jahreszeitliche Aspekte
Das Projekt hat den Fokus auf die Reduzierung der sommerlichen Hitze gelegt. Zu anderen Jahreszeiten
können andere Aspekte im Vordergrund stehen. Während im Sommer das Hauptaugenmerk auf
Beschattung und Ventilation liegt, gewinnen in den kühleren Jahreszeiten z.B. die Aspekte Besonnung und
Windschutz an Bedeutung.
Prioritätensetzung
Es sollten vor jeder Planung Prioritäten definiert werden. Weitere jahreszeitliche Aspekte können durch temporäre Interventionen bei Bedarf ergänzt werden (z.B. flexibler Windschutz, flexible Beschattungselemente, etc.).
Verwendung von Laub abwerfenden Bäumen
Unter Berücksichtigung jahreszeitlicher Aspekte haben Laubbäume den Vorteil, dass sie im Sommer eine Beschattung ermöglichen, im Winter dagegen Sonnenstrahlung (Wärme und Licht) hindurch lassen. Trotzdem muss bedacht werden, dass manche Bäume relativ spät ihr Laub fallen lassen und auch im unbelaubten Zustand eine Beschattung des Innenraumes stattfindet.
Windbremsung
Durch ihre Geometrie können Bäume die bodennahe Windgeschwindigkeit absenken und
dadurch den windchill‐Faktor reduzieren. Bei Baumpflanzungen muss immer darauf
geachtet werden, dass keine großräumigen Windschneisen durch Planzungen in ihrem
Luftaustausch verhindert werden. Diese sind sowohl im Sommer als Frischluftschneisen
sehr wichtig (nächtlicher Kaltluftabfluss, Durchlüftung) sondern auch bei
Hochnebelwetterlagen, bei denen eine bessere Durchlüftung wärmere Luft in die
abgekühlte Zone unterhalb der Nebeloberdecke bringen kann
Wärmespeichernde Materialien
In Bezug auf Oberflächenmaterialien können bewusst Materialeigenschaften eingesetzt werden, die die Wärme des Tages speichern und in den kühlen Abendstunden wieder abgeben oder eine temperaturausgleichende Wirkung haben. Besonders geeignet sind dafür z.B. Sitzelemente aus natürlichen Materialien wie zB. Stein und Holz.
Urban fabric types and microclimate response – assessment and design improvement
Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—12
8.3 Maßnahmenpakete für die einzelnen Stadtraumtypen
8.3.1 Einleitung
In diesem Kapitel sollen die einzelnen Maßnahmenempfehlungen (s. 8.2) wieder in einen konkreten Bezug
zu den generierten Stadtraumtypen (s. Kapitel 5) gesetzt werden. Dazu erfolgt eine kurze
Zusammenfassung der jeweils wichtigsten Charakteristika (s. Kapitel 6) und eine Analyse der prozentualen
Flächenanteile der identifizierten Freiraumstrukturen in den Beispielquadranten als Repräsentanten der
Stadtraumtypen. Auf Basis der allgemeinen Empfehlungen werden Prioritäten für Gestaltungsmaßnahmen
im Hinblick auf eine mikroklimatische Verbesserung definiert und in Form von Maßnahmenpaketen
gebündelt. Der Fokus liegt dabei auf den im Projekt untersuchten Maßnahmen: Baumpflanzungen,
Entsiegelung, Dachbegrünung. Es wird an dieser Stelle jedoch explizit auf die zusätzlichen Empfehlungen im
Kapitel „Allgemeine Empfehlungen“ (8.2) hingewiesen.
Der Handlungsbedarf ist in allen untersuchten Stadtraumtypen sehr hoch, weshalb sie in diesem Kapitel
gleichwertig behandelt werden. Die Dringlichkeit beruht dabei auf unterschiedlichen Aspekten wie z.B.
Bewohnerdichte und Nutzungsintensität, Versiegelungsgrad und fehlende Vegetation, geringe Beschattung
durch Gebäude, etc.
Die empfohlenen Maßnahmen innerhalb der einzelnen Stadtraumtypen sind nach Priorität gereiht und
berücksichtigen folgende Kriterien:
Klimatische Wirkung lokal
Die lokale Wirkung wurde in erster Linie anhand der mittleren Strahlungstemperatur beurteilt, die
Aussage über Beschattung und durch diese und durch Evapo(transpi)ration reduzierte
Oberflächentemperatur gibt. Sie beschränkt sich weitgehend auf den unmittelbaren Ort an dem die
Maßnahme stattfindet.
Klimatische Wirkung auf die Umgebung
Die Umgebungs – bzw. Fernwirkung wird anhand der Lufttemperatur abgelesen und gibt neben der
reduzierten Oberflächentemperaturen von Böden, Fassaden durch Beschattung und
Evapotranspiration der Bäume Aussage über die Windverhältnisse. In offenen Strukturen wirken
kühlende Maßnahmen viel weitreichender als in solchen in denen der Luftaustausch sehr reduziert
ist wie in Höfen oder engen Straßennetzen.
Flächenanteil
Berechnet anhand der digitalisierten Freiraumstruktur
Intensität der möglichen Einflussnahme durch Gestaltung (potentielle Implementierung)
In den unterschiedlichen Freiraumtypen weicht der Anteil an veränderbarer Fläche zum Teil stark
voneinander ab. So sind z.B. Eingriffe auf betrieblichen Flächen aus logistischen Gründen stark
eingeschränkt. Auch der mikroklimatische Mehrwert eines Eingriffes fließt in diesen Faktor ein, also
z.B. ein geringerer Mehrwert von Baumpflanzungen in bereits begrünten Höfen gegenüber
Baumpflanzungen auf baumlosen und versiegelten Flächen.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—13
Potentielle Nutzungsintensität
Der Fokus ist hierbei auf die Nutzergruppe der Fußgänger und Fahrradfahrer gelegt. Es wird grob in
„stark genutzt“, „genutzt“ und „ kaum genutzt“ unterschieden, wobei diese Wertung jeweils
innerhalb eines Stadtraumtyps eigenständig vergeben wurde.
Die Reihung in Prioritäten erfolgt auf zwei Ebenen:
Die Erstreihung basiert auf den Daten der klimatischen Wirkung (sowohl lokal als auch auf die Umgebung),
der potentiellen Implementierung und der potentiellen Nutzungsintensität und konzentriert sich somit auf
die tatsächliche Effektivität der Maßnahmen wo sie konkret umgesetzt werden, unabhängig davon, wie
viele Flächen hierfür im Quadranten zur Verfügung stehen. Prioritär sind dabei Maßnahmen,
1) die die größte absolute Abschwächung von Hitzeextremen innerhalb der Bebauungsstruktur
(Reduktion der Lufttemperatur, mittleren Strahlungstemperatur) bewirken. Punktuelle starke
Abschwächung und weitreichende geringe Abschwächung werden gleich gewichtet.
2) die innerhalb der Freiraumstrukturen möglichst flächendeckend implementierbar sind.
3) die Verbesserungen in jenen Freiraumstrukturen verursachen, die eine hohe potentielle Nutzung
aufweisen (starke Frequentierung, lange Verweilzeiten).
4) welche primär tagsüber wirksam sind, jedoch auch nachts und in kühleren Jahreszeiten nicht nur
keine negativen Auswirkungen sondern sogar positive haben.
In einer Zweitreihung wird der Flächenanteil der Freiraumstrukturen innerhalb des Stadtraumtypes in die
Berechnung mit einbezogen. Diese Reihung berücksichtigt also das Potential der Maßnahmen, wenn sie im
Quadranten flächendeckend (auf die jeweilige Freiraumstruktur bezogen) implementiert werden.
Durch diese Differenzierung soll verdeutlicht werden, welches Potential einzelne und kleinmaßstäbliche
Maßnahmen haben können, lokal zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens beizutragen. Sie
erlaubt zudem eine Abwägung von unterschiedlichen Aspekten der konkreten Umsetzung, wie z.B.
Planungsaufwand, Kosten und technische Umsetzbarkeit.
8.3.2 Stadtraumtyp 1 “Industrie und Gewerbe“
Der Stadtraumtyp 1 „Industrie und Gewerbe“ ist in seiner Gesamtheit ein heterogener Stadtraumtyp. Er
wird durch Gewerbe‐ und Industrieflächen, Wohnungsbau sowie großflächige Wasserflächen (Donau)
charakterisiert. Die Vielfältigkeit dieses Stadtraumtyps spiegelt sich auch in der Bebauungstypologie wieder
(Zeilenbebauung, Kleingartenanlagen, Einzelhausstrukturen, Gewerbeparks, Sportanlagen, u.a.). Eine
häufige Bebauungsform sind große, freistehende Gebäude, die durch ihre Flachdächer hohes
Gründachpotential aufweisen. Die Bebauungsdichte ist insgesamt geringer als im innerstädtischen Bereich,
die durchschnittliche Gebäudehöhe niedriger. Grünstrukturen kommen v.a. in Form von Rasen‐ und
Wiesenflächen vor. Baumbestandene Flächen sind in ausgewiesenen Parkbereichen bzw. in Innenhöfen
vorhanden. Klimatisch gesehen handelt es sich bei diesem Stadtraumtyp um einen warmen Typ, der dem
innerstädtischen Bereich ähnelt. Aufgrund dieser Heterogenität war es schwierig einen eindeutigen
Repräsentanten für diesen Stadtraumtypen zu finden.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—14
Abb. 8.1: Prozentuale Verteilung der Freiflächentypen im Quadranten 555
Der ausgesuchte Quadrant 555 stellt mit seinen großflächigen Betriebsarealen einen prägnanten Teil dieses
Stadtraumtyps dar und ist vor allem wegen seiner klaren und eindeutigen Strukturen (Flachdächer, kaum
baumbestandene Flächen, hauptsächlich Rasenflächen als Vegetationsstrukturen, hoher Versiegelungsgrad,
u.a.) für Maßnahmen besonders interessant. Vor allem das Potential von Gründächern lässt sich in diesem
Quadranten gut aufzeigen. Wie in der Grafik (Abb. 8.1) zu erkennen, eignen sich über zweidrittel der
vorhandenen Dachflächen für eine Begrünung (Gesamtanteil an Grundfläche 30%). Straßen, betriebliche
Flächen und Parkplätze nehmen über 50% der gesamten Quadrantenfläche ein und bieten grundsätzlich
Potential für mikroklimaverbessernde Entsiegelungen und Baumpflanzungen. In Summe ergibt sich ein
Anteil von ca. 80% Grundfläche, auf dem Maßnahmen gesetzt werden können. Aufgrund logistischer
Gründe (besonders auf den betrieblichen Flächen) ist eine großflächige Umsetzbarkeit und somit die
Effektivität der Maßnahmen jedoch stark eingeschränkt. Der größte Spielraum liegt hier bei
Gestaltungseingriffen auf Parkplatzflächen.
Tabelle 8.1: Maßnahmenpaket für den Beispielquadranten 555 als Repräsentant für Stadtraumtyp 1 nach Priorität.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—15
8.3.3 Stadtraumtyp 2a „Gründerzeitliche, zentrumsnahe Blockrandbebauung – Hanglage“
Der Stadtraumtyp 2a ist Teil des Stadtraumtyps 2 „Dichtes Stadtgebiet“. Er verteilt sich über den Westen
des innerstädtischen Bereichs, der sich vor allem durch die topographische Gegebenheit (Hanglage) von
den anderen Unterstadtraumtypen dieser Gruppe unterscheidet. Charakteristisch ist die Gründerzeitliche
Blockrandbebauung mit ihren kleinteiligen und meist abgeschlossenen Innenhöfen. Bedingt durch die
Bebauungsform herrscht ein orthogonales Straßennetz vor, welches in großen Teilen Nord‐Süd bzw. Ost‐
West orientiert ist. Der Stadtraumtyp weist eine sehr dichte Bebauungsstruktur mit großen Gebäudehöhen
und wenig Grünflächenanteil auf. Von allen untersuchten Stadtraumtypen ist er mikroklimatisch gesehen
der wärmste.
Abb. 8.2: Prozentuale Verteilung der Freiflächentypen im Quadranten 723
Der ausgewählte Quadrant 723 spiegelt all die oben genannten Eigenheiten wieder und stellt einen
geeigneten Repräsentanten des Stadtraumtyps 2a dar. Der Grafik (Abb. 8.2) ist zu entnehmen, dass allein
mit einem Gebäudeflächenanteil von 36% und einem Straßenraumanteil von 34% (inkl.
Straßenaufweitungen, Platzflächen und Gleiskörper) bereits 70% der Gesamtquadrantenfläche versiegelt
ist. Öffentliche Grünflächen sind nur mit 5% Flächenanteil vorhanden. Bei den vorhandenen Höfen (16%)
handelt es sich großteils um kleinteilige Hofflächen, in denen Maßnahmen nur wenig effektiv sind. Größere
Höfe (gesamter Block) nehmen lediglich einen Anteil von 1% ein. Die vorherrschende Freiraumstruktur, die
sich für mikroklimatische Maßnahmen anbietet, ist das Straßennetz innerhalb der gründerzeitlichen
Blockrandbebauung.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—16
Tabelle 8.2: Maßnahmenpaket für Beispielquadrant 723 als Repräsentant für den Stadtraumtyp 2a nach Priorität.
8.3.4 Stadtraumtyp 2b „Gründerzeitliche, zentrumsnahe Blockrandbebauung“
Stadtraumtyp 2a ist ebenfalls ein Teil des Stadtraumtyps 2 „Dichtes Stadtgebiet“. Er verteilt sich im Osten
bzw. im Süden des innerstädtischen Bereichs und unterscheidet sich von Stadtraumtyp 2a vor allem durch
das ebene Gelände. Die vorherrschende Gründerzeitliche Blockrandbebauung wird gelegentlich durch
Zeilenbebauung bzw. durch alleinstehende Gebäudekomplexe (Gewerbe, Industrie) abgelöst. Das
vorwiegend orthogonale Straßensystem wird durch breitere Straßenzüge oder Sonderflächen wie z.B.
Gleisanlagen unterbrochen. Unter den Höfen befindet sich insgesamt ein höherer Anteil an größeren und
zusammenhängenden Hofflächen. Dichte Verbauung und starker Versiegelungsanteil charakterisieren
diesen Stadtraumtypen. Grünflächen kommen z.B. in Form von Parkanlagen oder innerhalb von
Wohnhausanlagen als zusammenhängende Grünflächen vor Baumbestandene Grünflächen sind dabei
selten. Bäume sind teilweise als Alleebäume oder in kleineren Parkanlagen vorzufinden. Klimatisch gesehen
zählt der Stadtraumtyp 2b zu den „heißen“ Stadtraumtypen, ist jedoch eine Spur „kühler“ als der
Stadtraumtyp 2a.
Abb. 8.3: Prozentuale Verteilung der Freiflächentypen im Quadranten 919
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—17
Der ausgewählte Quadrant 919 besteht sowohl aus Blockrandbebauung als auch aus großen Sonderflächen
wie Betriebsgelände, Brachflächen, Parkplätze und Gleiskörper und stellt somit einen geeigneten
Repräsentanten des Stadtraumtyps 2b dar. Die Grafik (Abb. 8.3) zeigt, dass in Summe ca. 80% der
Gesamtquadrantenfläche verbaut oder versiegelt sind. Hinzu kommen noch die versiegelten Bereiche
innerhalb von Hofflächen. Von den insgesamt 12% Hofflächen sind ca. 60% große Flächen, die den
gesamten Block einnehmen und freiraumgestalterischen Spielraum bieten. Diese großen Hofflächen sind
zum Teil bereits entsiegelt und baumbestanden und bieten daher nur eingeschränkt ein zusätzliches
Potential für mikroklimatische Verbesserungsmaßnahmen. Die gründerzeitliche Baustruktur ist geprägt
durch ein strenges orthogonales Straßennetz, das hier durch eine großflächige Grünanlage aufgebrochen
wird. Dominiert wird der Quadrant durch eine breite Verkehrsfläche im Süden (Gürtel) und die südlich
anschließenden Gleise und betrieblichen Flächen. Hier findet die stärkste Aufheizung im Sommer statt,
aufgrund logistischer Aspekte besteht auf diesen Flächen selbst jedoch nur ein sehr eingeschränktes
Änderungspotential.
Tabelle 8.3: Maßnahmenpaket für Beispielquadrant 919 als Repräsentant für den Stadtraumtyp 2b nach Priorität.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—18
8.3.5 Stadtraumtyp 3a „Stadterweiterung – Nachkriegszeit“
Der Stadtraumtyp 3a stellt einen Teil des Stadtraumtyps 3 „Stadterweiterung in der Ebene“ dar. Es handelt
sich dabei um einen Stadtraumtyp der sich hauptsächlich durch seine lockere und niedrige Bebauung
auszeichnet. Einfamilienhäuser, Zeilenbebauung sowie niedrige, kleinflächige Industrie‐, Gewerbebebauung
(v.a. in Form von Glashäusern) dominieren die Bebauungsstruktur. Der Stadtraumtyp breitet sich v.a. im
östlichen, wie auch im südlichen Teil Wiens aus. Der Anteil an nicht versiegelten Flächen ist sehr hoch.
Landwirtschaftliche Anbauflächen, ausgedehnte Rasen‐ und Wiesenflächen, sowie ein hoher Anteil an
Eigengärten sind für diesen Stadtraumtypen hinsichtlich Grünstrukturen prägend. Klimatisch ist dieser
Stadtraumtyp kühler als die innerstädtischen Zonen, jedoch kann es aufgrund des geringen Anteils an
baumbestandenen Flächen zu höheren Temperaturwerten kommen, als im westlichen Bereich Wiens.
Abb. 8.4: Prozentuale Verteilung der Freiflächentypen im Quadranten 1264
Der ausgewählte Quadrant 1264 spiegelt den Charakter des Stadtraumtyps 3a sehr gut wider. Der Grafik
(Abb. 8.4) ist zu entnehmen, dass die Bebauung lediglich 16% der Gesamtquadrantenfläche einnimmt und
nur weitere 19% der Flächen versiegelt sind. Den größten Flächenanteil nehmen die Privatgärten mit 30%
und die landwirtschaftlichen Flächen mit 23% ein. Am meisten Potential für Maßnahmen bieten hier
Straßen und Parkplätze, die insgesamt zwar nur ca. 14% der Fläche einnehmen, aber dafür sowohl die am
stärksten genutzten als auch die aus klimatischer Hinsicht kritischsten Bereiche darstellen. Hier kann die
maximale Verbesserung für die NutzerInnen dieses Stadtraumtyps erzielt werden.
Tabelle 8.4: Maßnahmenpaket für Beispielquadrant 1264 als Repräsentant für den Stadtraumtyp 3a nach Priorität.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—19
8.3.6 Stadtraumtyp 3b „Verdichtete Bebauung der Stadterweiterung und alte Dorfkerne“
Der Stadtraumtyp 3b ist ein weiterer Untertyp des Stadtraumtyps 3 „Stadterweiterung in der Ebene“. Im
Gegensatz zu Untertyp 3a zeichnet sich dieser Stadtraumtyp durch einen höheren Verdichtungsgrad aus.
Die Stadtstruktur bleibt jedoch locker. Unterschiedliche Formen von Bebauungstypologien kommen vor,
besonders prägend ist die Zeilenbebauung. Gründachpotential herrscht vor allem auf den Gebäuden von
Einkaufszentren und Parkhäusern. Durch die unterschiedliche Bebauungstypologie entstand ein
Straßennetz, welches nicht orthogonal verläuft und sich hauptsächlich durch besondere Kreuzungsbereiche
auszeichnet, die platzähnliche Situationen kreieren.
Abb 8.5: Prozentuale Verteilung der Freiflächentypen im Quadranten 983
Der Quadrant 983 verfügt über eine große Bandbreite an Bebauungstypologien wie Zeilenbebauung,
Blockrandbebauung, freistehende Betriebsgebäude (Einkaufszentrum), etc. Das Straßennetz folgt keinem
strengen Raster und ist geprägt durch breite Kreuzungsbereiche in den Schnittstellen der
Hauptverbindungen. Die Grafik (Abb. 8.5) zeigt, dass der Anteil an bebauter Fläche im Quadranten mit 30%
deutlich höher liegt als im Quadranten 1246, ebenso wie die versiegelten Flächen mit 24% und die
Hofflächen mit weiteren 15%. Prägend für den Quadranten sind die zusammenhängenden Grünflächen
zwischen der Zeilenbebauung, die insgesamt 26% der Gesamtquadrantenfläche einnehmen. Großes
Potential für klimabezogene Gestaltungsmaßnahmen bieten hier die Straßenräume vor allem in
Zusammenhang mit den großen Kreuzungsbereichen und die mehrheitlich großflächigen Parkplätze.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—20
Tabelle 8.5: Maßnahmenpaket für Beispielquadrant 983 als Repräsentant für den Stadtraumtyp 3b nach Priorität.
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Kapitel 8: Planungsempfehlungen 8—21
8.4 Anhang
Urban fabric types and microclimate response –
assessment and design improvement.
Final Report
Website: www.urbanfabric.tuwien.ac.at
TU Wien
Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen
Fachbereich für Landschaftsplanung und Gartenkunst
Operngasse 11, A – 1040 Wien
www.landscape.tuwien.ac.at
Prof. DI Richard Stiles, Dr. Katrin Hagen, DI Heidelinde Trimmel, DI Beatrix Gasienica‐Wawrytko
Prof. Dr. Wolfgang Feilmayr (Fachbereich Stadt‐ und Regionalforschung)
AIT Austrian Institute of Technology GmbH
Energy Department
Giefinggasse 6, A – 1210 Wien
www.ait.ac.at
Dr. Wolfgang Loibl, Dr. Tanja Tötzer, Mag. Mario Köstl
TU München
Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsplanung
Hans‐Carl‐von‐Carlowitz‐Platz 2, D – 85354 Freising
www.landschaftsentwicklung.wzw.tum.de
Prof. Dr. Stephan Pauleit, DI Annike Schirmann