TRAIL Magazin Ausgabe 8

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TRAIL RUNNING MAGAzIN 8 ULTRA TRAIL World Challenge DIE LEIDEN DES THOMAS R. BADWATER JUAN DE FUCA TRAIL HARDROCK 100 KROATIEN-SPEzIAL THOMAS LORBLANCHET BERG ABENTEUER CHIEMGAUER100 SWISS JURA OUTDOOR-FOTOKÜNSTLER: RYAN CREARY & LARRY GASSAN AUGUST SEPTEMBER

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Das neue TRAIL. Endlich! August . September 209. Voller Trail-Running und Outdoor Abenteuer.

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TRAIL RUNNING MAGAzIN 8

ULTRATRAIL World Challenge

DIE LEIDEN DES THOMAS R.

BADWATERJUAN DE FUCA TRAILHARDROCK 100KROATIEN-SPEzIALTHOMAS LORBLANCHET

BERGABENTEUER

CHIEMGAUER100SWISS JURA

OUTDOOR-FOTOKÜNSTLER:RYAN CREARY &LARRY GASSAN

AUGUSTSEPTEMBER

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INHALTlarry gassanfotografiert 100 Meilen Finisher im Ziel 4

CHIEMgaUEr 100der härteste Lauf Deutschlands. Kann man so sagen 12

nEWsJornet bricht Rekord, Events und feine Produkte 20

ryan CrEarywar snowboarden und wurde Trail-Fotograf 30

Ultra traIl WCThomas Reiss langer Weg nach Frankreich 42

kroatIEn spEzIalZwei krasse Typen bekommen unterschiedliches Wetter

52kIlIan Und kylEBeide sind jung. Ihre Siege sind erfrischend leicht 60

badWatErTeam Swiss Miss wurde unterbrochen und finishte doch 62

sWIss jUra MaratHonDie hübsche Anna kämpft sich 350 km durch die Berge 72

HardroCk 100 tEIl 1Joe Prusaitis uns sein Hardrock. Persönlich und ehrlich 78

traIl-sCHUHEFantastisch. 4 ganz neue Treter. 80

CasUal WEarwirf den Polyester Trainingsanzug weg...so ist schöner 82

traIl-sCHUHE: WIE, WarUM?Florian Schöpf gibt Antworten 92

8 abEntEUErdas musst du erlaufen haben! 96

rUCksäCkEEin Überblick über was man laufend ertragen kann 104

jUan dE fUCa traIlEin Lauf am Pazifik, im Wald unter Bären 108

8.2009

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VORWORT WIR WARTEN AM ENDE DER STRASSE...OK?

Wir wollen Grip da wo wir ihn brauchen. Überall und immer, denn wir sind Trail-Runner. Der Abstieg von der Hörndlwand beim Chiemgauer 100 Lauf bestätigte die Daseinsberechtigung von Trailrunning-Laufschuhen ungemein. Die Wenigen die sich an diesem Tag mit Ihren Straßenlaufschuhen ins grobe Gelände der bayrischen Alpen wagten, bezahlten teuer. Sie waren bodenlos, sehr schwammig und ohne jeglichen Halt unterwegs. Auf die Asphalttreter war hier kein Verlass. Über Sinn und Zweck von Geländelaufschuhen macht sich Florian Schöpf sehr professionell einen Kopf. Der Bergläufer und Deutschlandimporteur der Marke Inov-8 gab uns Antworten auf brennende Fragen zum Thema „Trail-Schuhe, wie und warum?“An den Schuhen wird es kaum gelegen haben. Thomas Reiss ist ziemlich off-road tauglich besohlt und trotzdem war dieses Rennen in Frankreich irgendwie nicht sein Ding. Reiss lief für die deutsche Nationalmannschaft die Ultra Trail WM in Sierre Chevalier, ein Skyrace über knapp 70 Kilometer und mehr als 3.000 Höhenmeter. Nicht nur das Rennen war für Thomas ein Erlebnis. Seine Anreise war gut 20 Stunden länger als die seiner Mannschaftskameraden. Der gebürtige Pfälzer lebt in Kalifornien und folgt dem Ruf des Mutterlandes sehr gerne. Diese Titelkämpfe wird der Familienvater so schnell nicht vergessen. Es war nicht seine Strecke, es war nicht sein Tag. 5 Wochen können ein Land teilen! Kroatien ist wild, ruppig und ganz schön heiss. So empfand es Gripmaster Stephan Repke bei seinem Trip ins Land der felsigen Trails. Sein Kollege Powerhammer zog 40 Tage zuvor ebenfalls dorthin. Das Velebit Gebirge, welches Stephan von der Küste aus stets bewundern konnte, empfing den Hünen aus dem Erzgebirge mit Kälte und Regen. Ein Land, 2 Läufer und 2 unterschiedliche Geschichten. Iris hat jetzt auch eine Geschichte. Auch heiss. Sie lief den Badwater Ultra. Als erste Schweizerin überhaupt. Wie es der Swiss Miss auf über 200 Kilometern durch das Death Valley erging berichtet sie ab Seite 62.

Das TRAIL Magazin wird 2010 sechsmal erscheinen. Es wird neue Veranstaltungen geben und die Teilnehmerzahlen werden steigen. Laufsportler entdecken die Natur und Faszination der Wildnis. Trail-Running ist der perfekte Sport um die Gier nach Abenteuer und Erlebnis zu befriedigen. Das TRAIL Mag begleitet euch dabei. Wir warten dann am Ende der Strasse auf euch...

Guten Grip wünschtDenis WischniewskiHerausgeber, TRAIL Fanzine

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FOTOS VON LARRY GASSAN

IN 2 NACH 100.

Wer schnell ist, der läuft die 100 Meilen Distanz in unter 30 Stunden. Larry Gassan gibt sich selbst nur 2 Minuten. Dann müssen die Finisher im Kasten sein.

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ASHLEY NORDELL

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CHRISTINE FLAHRTY

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JAY ANDERSON

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Wie kam dir die Idee, Finisher von 100 Meilen Läufen kurz nach Zielankunft zu fotografieren?Die Idee kam mir als ich begriff, dass noch niemand zuvor 100 Meilen Finisher richtig gut porträtierte.Haben diese Menschen in den 2 Minuten nach Ankunft etwas spezielles gemeinsam?Ich möchte die Gegenwart zeigen. Den Moment der Leute. Eine Frau erinnerte mich in diesem kurzen Zeitfenster and die Madonna von Prag.Ein Vergleich der erstaunlich ist.Bist du selbst Ultraläufer?Ich war. Ich lief von 1989-1999. Von 91-98 finishte ich neun 100 Meilen Rennen aus 12 Starts. Eine Virusinfektion zwang mich dann zum aufhören.[see http://larrygassan.com/gassan-media/gassan-media.html, “Here and Back...”]Ultraläufe wurden zu meinem Job. Ich war ausgebrannt. Aber zur dieser Zeit liebte ich es sehr. Schon der bloße Gedanke 30 Kilometer durch die Berge zu rennen ist doch erstaunlich. Die schöne Landschaft, man wird zur Maschine. Verrückt.Hast du neue Ideen für Fotos?Ja, es muss mit klassischer Technik und neuen Perspektiven zu tun haben.Was war die beste Reaktion eines Finishers?Eine Frau sagte “bitte mach das Foto nicht, ich sehe doch furchtbar aus”. Ich sagte “bitte, bitte gib mir nur 30 Sekunden Zeit!” Als sie das Foto dann sah, freute sie sich sehr und fand sich selbst sehr schön. So etwas ist dann natürlich toll.

INTERVIEW MIT LARRY GASSAN

30 KILOMETER ÜBER BERGE ZU RENNEN IST ERSTAUNLICH!

www.LarryGassan.com

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CHRISSY „XY“ WEISS

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RICHARD ST CLAIRRHONDA SUNDERMEIER

ROB MC NAIRTROY LIMB

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ANITA ORITz

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SIMON MTUY

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DARFS A BISSL BERG SEIN?

CHIEMGAUER 100 . 2009

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DARFS A BISSL BERG SEIN?

Fotos: Stephan Repke, gripmastertrails.com Text: Denis Wischniewski

Der Autor im Aufstieg und am moralischen Tiefpunkt. Oben am Gipfel gings dann auf-wärts. Was ne Logik!

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So wie sich das der ältere Herr mit den ausgeprägten Warzen im Gesicht gedacht hat, wäre es für mich sicherlich am besten gewesen. Die Pension Flora im be-schaulichen Ruhpolding wollte mich für ganze 9 Tage als Gast haben. On-linebuchung. Das System hatte ei-nen Fehler. Ich soll nun dafür bezah-len. So ein 9-tägiges Trainingscamp direkt vor dem Chiemgauer 100 Kilo-meter Lauf wäre nicht übel gewesen. Aber nur bezahlen ohne dort gewe-sen zu sein, ist nicht so toll. Es bleibt bei einer Übernachtung. Die direkt vor dem Lauf. Sie ist kurz, denn um 5 Uhr früh geht es los. Das Star-terfeld ist überschaubar, der Nieder-schlag der letzten Wochen passt in keinen normalen Sommermonat mehr rein. Die bayrischen Alpen wollen ein-fach nicht mehr. Nichts passt mehr rein! Das Wasser quillt über, die Trails sind nass, die Wurzeln schmierig. Die Hoffnung der über 100 Ultratrailläu-fer - wenigstens von oben muss es diesen Samstag trocken bleiben.

Kilometer 74Die Zuckerlust ist mir wie erwartet längst vergangen. Die letzte Verpfle-gungsstation vor dem letzten rich-tigen Anstieg versorgt mich mit Sa-lamibrot und Käsestückchen. Bis hierher war es ein kleiner Kampf - mit mir selbst, mit den teils „unrennba-ren“ Wegen, den giftig-steilen An-stiegen und dem Wetter - und Tempe-raturmix. Jetzt scheint die Sonne und der Marsch auf den 1900 Meter hohen Hochfelln lässt sich ganz gut an. Viel-leicht wirds ein echtes Happy End auf den finalen 26 Kilometern.

Kilometer 97Verrückt. Ich bin nach über 14 Stunden wieder am Ortsrand von Ruhpolding angekommen. Die letzten Meter durch ein Neubaugebiet renne ich mit uner-wartet mobilisierten Kräften. Dass ich hier nach einem so langen Lauftag wieder auf Beton trete fühlt sich sehr komisch an. Ich bin der Naturmensch der wieder in der Zivilisation ist - der Berg hat mich ausgespuckt. Und dann

komme ich mir am Ende nochmals doof vor, als ich einen 100 Meilen Helden überhole. Er hat vermutich über 60 km mehr in den Beinen und ist mehr als 10 Stunden länger unterwegs. Kumpel Sascha mit Freundin Grit begleiten mich die letzten 2.000 Meter bis kurz vor den Zielstrich. Sie bekommen die Kurzfassung zu hören. In 6 Minuten versuche ich das zu erklären was mir der Chiemgauer 100 an einem 2/3 Tag alles beibringen wollte.Die Geschichte mit dem Schneefall kurz vor der Mittelstation, daß ich dann 15 Minuten in der Berghütte saß um meine Finger wieder warm zu be-kommen, die Sache mit dem Schlamm der so gemein war und mir die XA Pro ausziehen wollte. Aber auch wie nett diese Leute an der Verpflegung waren und wieviel Spirit in der Luft lag. Der Respekt zwischen den Teilnehmern, der ohne große Worte und viel Reden

immer zu erkennen war.Als wir früh um fünf bei 12 Grad los-laufen freuen sich 100 Ultraläufer über einen trockenen Himmel. We-nigstens das. Meine Taktik ist diesmal wie in Stein gemeiselt: alle haben es gesagt. Die ganzen Top-Leute. Lang-sam angehen, denn die Strecke ist lang und länger. Ich will nicht wieder so leiden am Ende. Der härteste Wettkampf der Republik, der anspruchsvollste Lauf Deutsch-lands. Die 100 km im Chiemgau sind eine echte Prüfung, denn die eh schon mächtige Distanz wird mit 4.400 Hö-henmetern ordentlich gesalzen. Der

Anteil an echten Trails ist ordentlich und verlangt nach Technik und viel Konzentration.

Kilometer 74Ich habe das definitiv falsche Zeit-fenster erwischt. Die letzten 1,5 Ki-lometer zum letzten Gipfel des Tages sind eine echte Tortur. Ich fühle mich wie in einem Monumentalfilm. Es reg-net, es graupelt und von den 18 Grad im Tal muss man jetzt nochmal 11 ab-ziehen. Eine Suppenküche vor Augen. Auf allen Vieren komme ich nach einer kleinen Ewigkeit da oben an. Heisse Suppe, Kuchen, kleine Pause. Vor mir kein Läufer und hinter mir mindestens genauso lange keine Verfolgung. Das Feld der Geländeläufer hat sich auf-geteilt. Der Sieger dürfte im Ziel sein und die Letzten die Hälfte der Strecke hinter sich haben. Da oben auf dem Hochfelln bin ich auf gut 1600 Meter

Höhe. Das Ziel in „Ruapading“ liegt auf 630 Meter Höhe. Meine Realschul-Mathematik lehrt mich, es geht run-ter und mein Kopf findet das nach 80 km und über 11 Stunden auf den Bei-nen ziemlich klasse. Das grosse Fina-le, mein ganz privates. Ohne Gegner...Downhill arbeiten meine Beine wie die Federungselemente einer Federgabel. Allerdings ist das Öl nicht mehr so ge-schmeidig wie es sein sollte. Das be-deutet es geht ruppig ins Tal und ich muss mich auf 20 lange km einstel-len. Bevor es runter geht inhaliere ich noch die trübe Aussicht über dem Chiemgau: Eine wunderschöne hügeli-

DEMUTich komme mir doof vor, als ich einen 100 meilen helden

überhole

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Die Chiemgauer Trails waren höchst anspruchsvoll. Soll heissen: Matschig und saurutschig!

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Der Tag beginnt und er sollte ziemlich lan-ge werden.

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ge Landschaft mit Höhen bis zu 2.000 Metern und dem 82 km gro-ßen Chiemsee im Mittelpunkt. Das ist ein visueller Energybar nach einem halben Tag auf den Beinen.

Hörndlwand Kilometer 40Ich muss es wohl einsehen. Wenn es hoch geht sehe ich die anderen von hinten. Der felsige Anstieg zur Hörndlwand ist traumhaft, aber er trifft mich auf meiner schwächsten Seite. An rennen ist bei mir nicht zu denken - viel zu steil. Ich versuche es dem Herrn Olmo nach zu machen. Die Arme hinter dem Rücken verschränken und mit lan-gen Schritten zum Gipfel marschieren. Ich bin 78 kg schwer, aber habe lange Haxen...das muss ich doch nutzen.

Die Sache mit dem IPod ist schwierig. Die ersten beiden Stunden bleibt er aus. Dann plötzlich setzen 311 ein und treiben mich mit Funk-Metal durch knöcheltiefe Matschtrails. Nach dem ich das ak-tuelle Album dann fast dreimal durchhabe, müssen die harten Jungs von Cold World aus New York auf die Bühne. Manchmal überlege ich mir, was die Herren Musiker wohl denken würden, könnten sie sehen was ihre Hörer beim anhören so alles machen. Na gut, es gibt span-nenderes. Obwohl für so Großstadtkids,könnten die bayrischen Al-pen und ein Kerl der 100 km rennt ja fast schon wieder was abge-fahrenes sein.Was ich zum Thema Musik und Laufen feststelle: So lange es mir körperlich und mental gut geht, ist die Mucke super und lässt Zeit und Distanz schnell vorbei gehen, macht locker und Spass. Kommt der Punkt der Leiden, nervt alles was nicht unmittelbar mit einem selbst , dem Trail oder der Umgebung zu tun hat...dazu gehört dann auch Musik.

Hörndlwand Kilometer 40Bin oben. Der markanteste Gipfel des Chiemgau, die felszahnige Hörndlwand, bittet um 700 Höhenmeter um auf 1684 Meter mit ei-nem kalten Wind die Trailläufer wieder nach unten zu schicken. Bei trockene Bedingungen wäre das heute die pure Freude. Doch aus dem „technischen Downhill“ nach Röthelmoss ist durch den wo-chenlangen Niederschlag „Spass minus ganz viel Vorsicht“ gewor-den. Meine Schuhwahl scheint richtig gewesen zu sein. Die fantasti-schen Fünf, die mich bergauf in eine schiere Depression trieben und locker an mir vorbeimarschierten, machen nun Platz als ich von hin-ten wieder angerollt komme. Es gibt Bergläufer und Bergabläufer.

Kilometer 74Ach ja, genau der Blick vom Hochfelln. Wirklich klasse, aber es ist scheisskalt und nach 80 km in den Beinen sind die Muskeln hart wie Lehmboden und der Abstieg wird zu meinem Schafott. Auf allen Vie-ren klettere ich nach unten. Das ist ein Ultra-Trail und genau hier findet die Trennung zum klassischen Laufsport statt. Gut so. Es tut weh. Muss es doch!

Es ist empfehlenswert. Es ist einfach uneingeschränkt zu empfeh-len. Man kann mich Missionar nennen, wenn es darum geht jemand nahe zu legen nach mehrfacher Strassenmarathon Erfahrung ins grobe Gelände zu gehen. Es lohnt sich. Laufen wird zum Abenteuer und bekommt eine neue Dimension. Wer vom Stadtparkjogger zum Trailrunner wird tauscht den alten Röhrenfernseher gegen HD-LCD-TV ein.Die letzten Kilometer dieses atemberaubenden Laufs wird mir klar, wie schön die Gegend hier ist. Der Chiemgauer 100 könnte sich mit dem Motto „härtester Lauf Deutschlands“ schmücken. Er tut es nicht. Weil er es nicht muss. Er will nur 100 Freunde haben die ihn mögen und laufen. Ich wünsche der Organisation und allen Helfern, dass es 2010 wieder klappt. Es sieht wohl schlecht aus. Die Auflagen der Naturschutzbehörde sind hart. Der Veranstalter hat die meiste Arbeit tatsächlich vor dem Startschuss...

Der UTMB Bayerns, der schönste Geländelauf der Republik, ein Abenteuer für alle die Betontreten satt haben, eine tolle Wander-route die man rennen sollte. Sucht euch was aus!

100 km durchs Gebirge rennen? Hat´s Spaß gebracht?GEIL war’s. Wunderschöne Trails durch wun-derschöne Landschaft. Die Strecke war so ab-wechslungsreich, dass einem selbst bei 100km nicht langweilig werden konnte.

4 Fragen an Nicole Dörr. Platz 3 Frauenwertung.

War das Deine Premiere auf dieser langen Distanz? Oh ja und ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben richtig Schiss vor einem Lauf. Würdest du beim nächsten mal was anders machen? Nein. Ich habe das Gefühl, dass ich mir das Rennen gut eingeteilt habe. Ich hatte einen größeren und einen kleineren Durchhän-ger, aber am Ende habe ich mich super gefühlt. Vielleicht hätte ich sogar noch ein bisschen schneller laufen können. Was wird dein nächstes Laufabenteuer sein?In der ersten Septemberwoche werde ich beim Transalpine-Run starten. Ich bin in diesem Jahr schon zum vierten Mal dabei und ich freu mich wie jedes Jahr riesig darauf. Es ist ein toller Event mit einer super Stimmung. Jedes Jahr sage ich, dass ich zum letzten Mal starte, aber irgendwie macht der Lauf süchtig.

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Petru MuntenasuJahrgang: 03.01.1970Wohnort: SchwaigernVerheiratet, 2 Kinder

Seit wann läufst du aktiv? Du hattest zwischendurch eine längere Pause oder? Bin früher in der Schule immer wieder mal gelaufen. Seit 2001 - nach einer fünf jährigen Pause - laufe ich regelmässig. Jedoch musste ich 2004/2005 nach einen Zeckenbiss mit Borelliose mein laufen reduzieren.Warum hast du wieder angefangen?Die 5 Jahre Pause sind durch meine Familie mit damals zwei klei-nen Kindern sehr schnell vergangen. Aber dann hatte ich das Gefühl wieder laufen zu müssen.Seit wann läufst du in den Bergen bzw. nimmst an Ultraläu-fen teil? Hat dich jemand dazu motiviert oder bist du alleine dazu gekommen?Berge haben mich schon immer fasziniert. Bin relativ schnell zum Berglauf, Landschaftslauf gekommen allerdings nur kürze-re Strecken. Zum Ultralauf bin ich eigentlich durch meinen Lauf-freund Jochen gekommen. Da ich immer begeistert von seinen Erzählungen war.Welcher war dein schönster Lauf? Und warum?Beim UTMB 2008 hatte ich die schönsten Erlebnisse. Ich weiß nicht, ob dass mein bester Lauf war, aber nach fast einem Jahr ist bis jetzt noch kein Tag vergangen ohne dass ich an den Lauf denken musste.Und welcher Lauf war dann dein schlimmster?Mein schlimmster Lauf war der „Abbots Way“ dieses Jahr im Mai, da ich den letzten Anstieg mit Krämpfen zu kämpfen hatte.Wie sehen deine Ziele für 2010 aus?Da ich eigentlich ein Anfänger in der Ultraszene bin, auf jeden Fall besser werden.Wo befindet sich dein Lieblings-Laufgebiet?Karwendel finde ich sehr schön, aber inzwischen ist auch das Chiemgau klasse.Wie oft und wie lange trainierst du in der Woche? Wie trainierst du dabei Berglauf da ja keine Berge bei dir vor der Tür sind? Ich laufe vier bis sechs Tage in der Woche, zwischen ein und zweien halb Stunden. Am Wochenende versuche ich eine längere Einheit zu machen, zur Zeit drei bis vier Stunden. Für Berglaufen suche ich mir entsprechende Wettkämpfe aus oder laufe in mei-nem Training alle (kleine) Berge hoch und runter.

Deine Motivation zu laufen? Vor allem so lange Strecken...Die Natur genießen, Zeit zum nachdenken zu haben, zu sehen, dass man Dinge machen kann die vor ein paar Jahren unvorstell-bar waren.Wie ernährst du dich während Ultraläufen?Wenn ich Suppe auf der Strecke habe, bin ich am besten versorgt. Ansonsten vor und nach dem Lauf viel essen.Was passiert außerhalb deines Läuferlebens?Natürlich arbeiten. (Zimmermann), schnitzen (mehr im Winter), Zeit mit meine Familie verbringen, französisch lernen.Wie sieht die Regeneration bei dir aus?Laufpause ein paar Tage, langsam laufen und versuchen mehr zu schlafen - aber dass klappt selten.Warst du schon mal verletzt?Hatte am Anfang mit der Achillessehne Probleme. Laufe seit eini-gen Jahren verletzungsfrei. Glaube es ist das Wichtigste.Würdest du die Sieger Trophäen für den Chiemgauer100 schnitzen?Wenn ich mal Rentner bin...... denn das verlangt viel Zeit .Finde die jetzigen Trophäen für den Zweck ok.

Er gewann den Chiemgauer 100 souverän. Petru Muntenasu unterbot trotz schwerer Bedingungen die Bestmarke und blieb auf der 100 Kilometer Distanz unter 11 Stunden. Wir wollten wissen: was ist denn das für ein Typ, der so schnell unterwegs ist.

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Vitargo wurde bereits von vielen Sport-lern erfolgreich eingesetzt:

Marathon de Sables 2009, Trans Alpine Run 2008Davos K78, Rennsteiglauf, Zermatt Mara-thon und ZugspitzlaufUltramarathons (Comrades Marathon, 100 KM von Biel, Europameisterschaftslauf, Cross Luxemburg)Ironman (IM Hawaii, IM Lanzarote, IM Frankfurt und Roth)540 KM Radmarathon Styrkeproven in nur 15:18 Stunden auf dem Rad!Vitargo erreichte beim Lesertest 4 von 5 Punkte im Fachmagazin Triathlon-Training100% dopingfreie Qualität aus Schweden!

Magenprobleme wenn es mal wieder ein wenig länger dauert? Gibt es für Vitargo Athleten nicht!

Links ein 100 Meilen-Mann! Rechts der Autor der mit 100 Kilometern ganz gut bedient war.

Page 22: TRAIL Magazin Ausgabe 8

NEWS8.909Tirol sucht den Superstar!Am 10 Oktober sucht Tirol und der Kaisermarathon den Besten der Besten! Über die klassische 42,195 Distanz und 2150 hm wird der Langstrecken Berglaufweltmeister gesucht. Kein geringerer als Jono Wyatt hält den Streckenrekord inne. Das dreitägige Lauf-Festival bietet neben den Welttitelkämpfen auch einen Halbmarathon, einen 10 k Volkskauf und ein grosses Rahmen-programm.www.tourdetirol.com

Salomons Auffrischer!Regeneration geht durch die Füsse. Der Ruf der Athleten nach einem spe-ziellen Schuh der die Erholungsphase fördert wurde erhört. Der RX MOC absorbiert durch eine spezielle 3-Komponenten Zwischensohle, Energie

und gibt diese dem Sportler beim abrollen wieder zurück,Das in EVA Schaum geformte Fussbett lässt Trail-Runners

Treter nach langen Rennen und hartem Training für die kommenden Aufgaben ruhen. Der Schuh wiegt

um die 175 Gramm und soll 65 Euro kosten.www.salomonrunning.com/de

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GLÜCKLICHE SIEGER!Das TRAIL Magazin macht Menschen glücklich! Über je eine DVD der Marco Olmo Dokumentation ONE STEP BEYOND freuen sich Udo Lorczyk und Stefan Buecherl. Der Briefkasten wird für den Gewinn von Annett Bahlcke aus Potsdam nicht ausreichen. Sie freut sich über eine umfangreiche RAIDLIGHT Ausrüstung im Wert von fast 1.000 Euro die von RACELITE.DE zur Verfügung gestellt wurde. Wir gratulieren!

Auf dem Weg zum KlassikerDie erste Austragung des TRAIL VERBIER SANKT BERNHARD war ein grosser Erfolg. Die Organisation war solide und der wunderschöne Kurs könnte diesem Trail eine spannende Zukunft bescheren. Es war das erste Rennen der Schweiz über ier 100 Kilometer Distanz. Mit mehr als 400 Teilnehmer für zwei Varianten (es gab auch ein 52 Kilometer Wettbewerb) wurden alle Ziele des Veranstalters erreicht. Der TRAIL VERBIER SANKT BERNHARD hat das Zeugs zum Ultratrail Klassiker.Die Siegerzeit von 12 Stunden und 16 Minuten war beeindruckend. Florent Troillet, der Partner von Kilian Jornet beim Mountain Skiing dominierte das Feld nach Belieben. Ryan Baumann, der Zweite, hatte bereits 2 Stunden Rückstand. Auf der 52 Kilometer Distanz teilten sich Dawa und Phu Dorjee Sherpa den Erfolg. Die beiden Laufikonen aus Nepal liefen die komplette Strecke zusammen.Die nächste Austragung darf schon mal in den Kalender eingetragen werden. 3. Juli 2010. www.trailvsb.com

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NEWS8.909

Jornet erobert Korsika!Diese Kurzfilme sind wohl die beste Werbung für den Trail-Running Sport und der erst 21 Jahre alte Kilian Jornet der beste Werbeträger den man sich wünschen kann. Im Zuge seiner Laufrekord Serie 2009 lief der Spanier die GR20 Wanderroute in neuer Bestzeit. An seiner Seite: ein Filmteam, ein Supportteam und immer wieder Fans die ihn auf Teilstücken begleiteten. Hier gehts zu den Filmen. KLICK!

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Swiss Alpine 2009Schweden siegt, Lizzy holt auf!Jonas Buud siegte zum dritten mal in Folge den k78 des Swiss Alpi-ne Marathons. Bei der 24. Austragung lief auch bei den Frauen eine Schwedin als Erste in Davos ein. Lena Gavelin distanzierte Lizzy Hawker und Jasmin Nunige mit über 15 Minuten Vorsprung.Die mit einer gebrochenen Rippe ins Rennen gestartete Britin Lizzy Hawker lief stark und konnte gegen Ende die Lokalmatadorin Nu-nige auf Rang 3 verweisen. Im Anstieg zur Kelschhütte gab der 100 km Europameister Buud endgültig Gas und überholte den Walliser Jean-Yves Rey. Sein Vorsprung im Ziel war mehr als eindeutig. Der souveräne Doppelsieg macht den Swissalpine Marathon in Skan-dinavien nun sicherlich noch beliebter als er es ohnehin schon ist. Dies dürfte sicherlich auch die Touristiker froh stimmen, die vergangene Woche allein durch 135 schwedische Läuferinnen und Läufer zusätzliche Übernachtungen generieren konntenwww.swissalpine.ch

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GOBI MARCH250 km durch eine der extremsten Wüsten der Erde. Wind, Hitze und unwirtliche Kälte in der Nacht. Die intelligente Einteilung der Lebensmittel, des Was-sers und der Kräfte gehört zum Lauf genau so dazu, wie ein starker Wille um die vier Teilabschnitte zu meistern. Wie beim Marathon des Sables gibt es eine richtig lange Etappe um die 80 Kilometer - die Spitze läuft diese an einem Stück, der Rest teilt sich diese Distanz in 2 Stücke auf.Der in Hong Kong lebende Amerikaner Eric LaHaie ist ein Veteran in Sachen Marathon. Der 28 jährige Finanzanalyst gewann souverän den GOBI MARCH in China vor dem London Marathon Pacer Carol Riel. Diana Hogan-Murphy, die beste Frau, reiste aus Irland an und hatte fast 10 Stunden Rückstand auf den Herrensieger. Wer sich dafür interessiert was LaHaie für seinen Triumph alles im Rucksack mit sich trug kann hier eine Produktliste anschauen:http://www.racingtheplanet.com/store/shop-by-event/expert/eric-lahaie-united-states.html

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NEWS8.909

Wörthersee UltraSo etwas nennt man Luxus. Beim Wörthersee-Trail am 26.9.2009 kann man sich so einiges aussuchen. Entwe-der man tritt als Einzelstarter die 55 km an oder man teilt sich in der 2er Staffel 25 und 30 km auf. Um die sonst so familienfeindliche Sportart Laufen zu soziali-sieren bietet der Veranstalter für die Begleitung Teil-strecken zum „erwandern“ an. Bleibt die Frage, wer dann Papa im Ziel liebevoll empfängt. Egal wie, alle laufen in einer sagenhaft schönen Berg -und Seekulisse.www.woerthersee-trail.com/de/

FALKE UND DIE ENERGIEIch schätze fast jeder hat ein Paar Socken von Falke.

Man verbindet absolute Langlebigkeit damit. Am Thema Kompression kommt auch die renomierte Firma aus

Schmallenberg nicht vorbei. Die neuen Energizing Socks sollen die Regeneration fördern, die Leistung während

der Belastung steigern und das alles mit der Qualität die man von den herkömmlichen Falke Laufsocken so kennt.

Kann also eine ziemlich lange Bekanntschaft werden.www.falke.com

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Lauf ins LebenChristian Schiester ist ein Ultralauf und Adventure VIP. Davon gibt es nicht soviel. Kelly, Karnazes und eben Schiester. Potent unterstützt von einem

Koffeinbrause Hersteller und Asics darf der Öster-reicher durch die Welt ziehen und an den extrems-ten und spannensten Langdistanz Wettbewerben teilnehmen. Der Sieger des legendären Dschungel Marathons lässt in LAUF INS LEBEN seine Sport-jahre Revue passieren, erzählt von der Wandlung vom Biertrinker zum Asketen und von Siegen im Hochgebirge, im Eis und in der Wüste. Tolle Bilder und nett zu lesen.223 Seiten, www.leykamverlag.at

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Qualen in Westfalen Vom 6. bis 8. November 2009 findet die Premiere der WINDSTOPPER® TRAILRUN WORLDMASTERS in Dortmund statt. In drei verschiedenen Disziplinen wird ein Wochenende lang der beste Trail-Runner gesucht. Die Bedingungen sind schwer, wobei man die Strecke nicht mit einem Lauf in den Alpen oder im Mittelgebirge vergleichen kann. Es ist ein „knackiges auf und ab“ über Ruhrklippen, Felder und Wälder. Am ersten Tag steht ein Sprint auf dem Programm, gefolgt vom 34 Kilometer langen Ruhrklippen-Trail ehe am Abschlusstag noch einmal ein 20 Kilometerlauf rund um das Veranstaltungsareal an die Substanz geht. 20.000 Euro Preisgeld zeigen den Willen diesen Sport zu etablieren. Anmeldungen zu dem auf 1.500 Läufer begrenzten Laufevent sind ab sofort unter www.trailrun-worldmasters.com möglich. Die Teilnahmegebühr beträgt 179 Euro und umfasst zudem drei kostenlose Verpflegungen and jedem Renntag, Getränkeservice, T-Shirt und Finisher-Medaille.www.trailrun-worldmasters.com

Ultra Sports AddOn AminoLektion 1: wir haben gelernt, dass Talent alleine nicht genügt. Also tranieren wir viel und hart und vergessen dabei ausreichend zu regenerieren. Wir be-ginnen zu früh mit dem Training und sind schnell in einem Kreislauf, der so manche Saison zu nichte macht. Ultra Sports AddOn Amino kann dir helfen dein Training schneller wieder aufzuneh-men und die Erholungsphasen zu verkür-zen und zu verbessern. Durch die speziel-le Aminosäuremischung aus Arginin, Ornithin und Asparaginsäure wird der Fettstoffwechsel verbessert und das Laktat gesenkt. Während intensiven Trai-ningsphasen ein sicherlich förderndes Produkt.MEHR INFOS - KLICK.

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NEWS8.909XA PRO 5 - PREVIEW!Den aktuellen Salomon XA PRO kennt man als

Geländeschuh der fast alles mitmacht. Ein robuster Kerl, der sich den Untergrund schnappt und ordentlich in die Mangel nimmt. Stabil, direkt und mit einer sicheren Schaftverstärkung versehen. Ab 2010 gibt es die Fortsetzung diese

Erfolges im Trailschuh Segment.So sieht er aus!www.salomonrunning.com/de

X-ALPS: von Salzburg bis MonacoDas Konzept ist toll - Crossover Sport. Laufen und Gleitschirmfliegen. Start in Salzburg und ziel im fürstentum. die athleten suchten passende startplätze um in die luft zu steigen, aber brechende Thermik zwang die Alleskönner immer wieder zum Geländelauf. Nach insgesamt 13 Tagen war Christian Maurer der erste in Monaco. Der viertplatzierte Aidan Toase (GBR1): „Ich sitze gerade in einem Auto! Es ist unglaublich, einfach nur hier zu sitzen und sich ganz ohne Mühe fortzubewegen!“ Bester Deutscher wurde Michael Gebert. Bitte mehr von diesen schönen Kombinationen! www.redbullxalps.com

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NEWS8.90925 JAHRE MDS - jetzt oder nie! Zum 25.mal jährt sich das Wüstenabenteuer Marathon des Sables. Das Jubiläum verspricht eine ganz besondere Austragung. Die Bedingungen werden jedoch wie immer sein: 5 Etappen durch die Sahara, Hitze, Selbstversorgung und Nachtlager im Biwak. Der Rucksack auf der Schulter wird auch nicht leichter sein als sonst. Orga-Chef Patrick Bauer wird den 800 Startern ein einmaliges Geschenk machen. Ganz bestimmt! www.darbaroud.com

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schneller abbauen und Muskelschmerzen nach dem Sport reduzieren.www.falke.com, www.skins.net

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RAUS!

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Ryan, wieso fotografierst du Trail-Running?

Als Sportfotograf versuche ich eine möglichst große Bandbreite an Outdoor Aktivitäten zu fotografieren. Bei al-lem was ich knipse bin ich auch ein Teil davon und Trail-Running ist eine Spor-tart die man leicht ausüben kann, egal wo man gerade ist. Trail-Running ist Farbe, Bewegung und Natur.

Was muss denn alles vorhanden sein um ein schönes Trail-Running Foto zu bekommen?

Ich achte auf viel Dynamik des Athleten, schönes Licht und eine spannende Umgebung. Ein schöner Trail mit viel Weite und Distanz. Ich mag die Farben des Herbst kombiniert, mit etwas Bewegungsunschärfe. Ungewöhnliche Perspektiven sind mir wichtig, ich klettere dafür auf einen Baum oder lege mich in tiefes Grass.

Bist du selbst Läufer?

Ich liebe Trail-Running wegen seiner Schlichtheit. Ich brauche Schuhe und einen schmalen Pfad. Laufen hält mich fit und die Fitness brauche ich für meine anderen Hobbys wie Kayak, Klettern, Mountainbiken oder Splitboarden.

Wie wurdest du Outdoor-Fotograf?

Nach der Uni überlegte ich sehr lange was ich eigentlich ma-chen will. Mir war schnell klar, dass ich in Bewegung sein möchte und in der Natur sein will. Lange Geschichte, jetzt ganz kurz: nach der Uni ging ich nach Whistler zum Snow-boarden und entdeckte das Fotografieren für mich. Ich war veliebt. Ich schmiss meinen Job hin und entschied Fotograf zu sein in der Hoffnung davon leben zu können. Es hat funktion-iert. Seit 8 Jahren mach ich das ganze nun professionell und ich bereue keine Sekunde.

Wo ist der schönste Ort?

An der Küste mit wilden Klip-pen, der Ozean kracht und der Wald grenzt direkt am Meer. Dort findest du alles. Sonne, nebel, Regen, Schnee...ich mag es Fotos zu machen, wenn

die Bedingungen so unterschiedlich und vielfältig sind.

Der frühe Tag oder der Abend?

Früh rauszukommen ist toll, denn der Tag ist dann länger.Manchmal ist das Abendlicht jedoch einfacher.

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NACH DER UNI WAR MIR KLAR, ICH WILL EINEN JOB BEI DEM ICH STäNDIG IN BEWE-GUNG BIN UND FRI-SCHE LUFT ATME.

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traIl von la vIlla zUM fanEs platEaU. In dEn

dolomiten von alta badIa, ItalIEn. fotografIErt IM jUlI

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Island

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neuseeland

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IAU TRAIL WORLD CHALLENGE IN SIERRE CHEVALIER . FRANKREICH

FOTOS von JEAN-MARIE GUEYE TEXT von THOMAS REISS

Als wir in TRAIL Ausgabe 4 von Thomas Reiss berichteten, hat-ten wir einen guten Riecher. Der Pfälzer der seit Jahren in Kali-fornien lebt und in den USA als Nobody große Trailläufe gewin-nen konnte, wurde nun vom DLV zur Ultra-Trail WM geschickt. Für sein Heimatland zu starten hat für Reiss eine besondere Bedeutung.

DIE LEIDENDESTHOMAS R.

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Es begann alles vor ca. 3 Monaten als ich heraus-fand dass ich für die Teilnahme in der deutschen Mannschaft bei der 2. IAU World Trail Challenge in Monetier Les Bains in den französichen Alpen nomi-niert werde. Ich fing an mich mental und physisch auf die bevorstehende Challenge vorzubereiten. Mein Training lief recht gut und psychisch fühlte ich mich stark und war fest entschlossen ins Ziel zu kommen egal wie. Ich war immer noch enttäuscht dass ich vor 2 Jahren bei der 1. IAU Worl Trail Challenge verletz-tungsbeding nach einem Sturz aussteigen musste.Am Dienstag den 7. Juli ging dann die lange Anreise los. 3 Stunden mit dem Auto von meinem WohnortSan Luis Obispo an der Central Coast in Kalifornien zum San Francisco International Airport. Nach einem chaotischen Check -in sassen mein 6 jähriger Begleit-er (ich hatte entschieden einen meiner 2 Jungs mitnach Deutschland zu bringen) und ich im Flieger Rich-tung Frankfurt. Als wir am Mittwoch morgen gegen 10 Uhr ankamen wartete mein Bruder schon auf uns und nach einer guten Stunde Autofahrt waren wir endlich bei meiner Schwester ihrem Haus. Die nächsten 2 Tage wurden mit etwas Shopping und Freundebesuchen verbracht, bis es dann am Freitag Morgen in Richtung Frankreich los ging. Mein Bruder Dirkwar Fahrer und Crew. Die Fahrt verlief ohne grosse Probleme und so kamen wir gegen 17:30 in Monetier Les

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Bains an. Wir fuhren ein bisschen durchs Dorf und um 18:00 warteten wir am Start/Ziel Bereich um uns mit den anderen Mitgliedern des DLV Teams zu treffen. Nach dem anmelden bei der offiziellen IAU Delegation fuhren wir alle zusammen zum Hotel. Hotel Le Rif Blanc, nettes 19 Zimmer-Hotel. Ein typisch-es französisches Berg Chalet.In diesem Hotel waren die Mannschaften von Italien, Frank-reich, Grossbritanien und unsere Deutsche Mannschaft un-tergebracht. Vollpension mit sehr gutem Essen und ne kleine Bar neben dem Restaurant machte es auch einfach noch ein Bierchen zu geniessen. Am Samstag Morgen machten wir uns alle zusammen auf nen kleinen Lauf vor dem Frühstück auf. Halbe Stunde , dann Duschen und Essen.. Anschlies-send fuhren wir mit dem Auto um uns die Strecke etwas an-zuschauen. Wir begutachteten uns den ersten Anstieg und die erste Verpflegungsstelle beim Col de Gallibier (2642m) . Ich dachte noch das sieht so schlimm nicht aus. Leider wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht dass wir eine der einfachsten Passagen des ganzen Rennens vor uns liegen sahen.Zurück zum Hotel, Mittagessen, kurzer Mittagsschlaf, Start-nummern Ausgabe, Eröffnungsfeier (die echt toll war mit Ein-marsch der internationalen Teams, Flaggenparade und Vor-stellung der Läufer), Abendessen, technisches Meeting und früh in die Heia. 3:45 Morgens, der Wecker klingelt! Anziehen, kurzes Früh-stück, Toilette, Trinkflaschen etc. nicht vergessen und los

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geht’s im Marschschritt mit al-len im Dunkeln Richtung Start. Unser Hotel war glücklicherweise nur 10 Minuten zu Fuss zum Start/ Ziel Bereich. Dort angekommen, 4:30, letzte Vorbereitungen, noch ein paar Worte mit dem Teamleit-er und Crew, 4:45 Check-in und dann endlich an der Startlinie. Es ist immer noch stockdunkel aber laufend blitzt es irgendwo, etliche Fotografen sind am Werke, ca. 1000 Teilnehmer zwischen dem offenen Feld und dem World Challenge Feld. Die Nervosität steigt, dann endlich der Countdown und bum, der Startschuss.Los geht’s.Die meisten laufen los als wäre es ein 10km Volkslauf. Ich habe mir vorgenommen sehr konservativ anzulaufen.Ich versuche jemanden zu finden der ungefähr mein Tempo läuft und ne Kopflampe hat, da es im-mer noch dunkel ist. Nach ca. nem halben Kilometer oder so geht es von der Strasse auf nen Trail. Vor-sichtig sein im Dunkeln!Ich denke dass im Moment bestim-mt 100 Leute vor mir sind, Ruhe be-wahren. Mein Plan war langsamanzugehen bis es hell wird und

am ersten Anstieg Leute zu über-holen. Die ersten 10 Kilometer war-en hügelig, leicht bergauf aber nichts besonderes. Wir liefen du-rch 2 kleine Dörfer bis bei ca. Ki-lometer 16 der erste richtige Berg kam. Der Anstieg zum Sommet de Gallibier (2679m). Über die näch-sten 5 Kilometer ging es ca. 600mbergauf. Der Trail war ein sehr gut belaufbarer Feldweg mit et-was Geröll und auch nicht zu steil für meinen Laufstil. Ich überholte einige leute die schon gehen muss-ten und kam als 14. im WC Rennen bei der Verpflegungsstelle am Ref-uge du Gallibier (2550m) vorbei. Kurzes Hallo zu meiner Crew, Mark und Dirk. Eine Flasche mit Wasser nachgefüllt und weiter geht’s. Das letzte Stück zum Sommet de Galli-bier musste manfast auf allen Vieren hochkrab-beln da es so steil und sandig war. Ich brauch wohl nicht zu erwäh-nen dass mir dieser Teil nicht viel Spass gemacht hat. Ich fühlte mich allerdings recht gut und war dort wo ich sein wollte zu diesem Zeit-punkt im Rennen. Ich war nur 10 Minuten hinter meinen 2 Team-kollegen die, wie ich wusste, er-heblich agressiver ans Werke ge-

hen wollten. Von hier aus ging es super steil bergab, super technis-che Teilstücke mit Felsen, etliche Bäche etc. teilweise gab es sogar keinen Trail und mann rannte ein-fach die direkte gerade Linie ber-gab. Dieses Stück ging mirsehr auf die Muskulatur da ich im super steilen und sehr technis-chen Gelände nicht meine Stärke sehe. Ich wahr echt froh als das Bergabstück zu Ende war. Das waren 4 brutale Kilometer auf denen es fast 1000 Meter bergab ging. Nach einem kurzen Stück mit recht gut zu laufenende le-ichten Bergaufpassagen kamen wir beim nächsten Berg an-der Anstieg zum Col des Rochilles (2496m). Über die nächsten 8 Ki-lometer ging es 750 Meter ber-gauf. Hier fingen auch meine Prob-leme an. Meine Muskulatur erholte sich nicht so gut wie gewünscht. Von der Bergapassage bekam ich Probleme an den steilen Stücken dieses Berges. Nach etlichem wan-dern kam ich endlich auf der Spi-tze des Col des Rochilles (2496m) an. Jetzt 3 Kilometer bergab zur 2. Verpflegungststelle beim Chalets de Laval (2040m). Dieses Bergab-stück gab mir muskulär den Rest.

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Chalets de Laval war die 2. Verpflegungsstelle und Coach Stefan Weigelt wart-ete geduldig auf mich. Zu diesem Zeitpunkt war ich 4,5 Stunden im Rennen und weit hinter meinem Zeit-plan. Bergab zum Chalets de Laval zweifelte ich sehr daran ob ich das Rennen zu Ende bringen kann, ich sagte mir allerdings dies ist die World Challenge und du bist im Trikot der Deutschen Nationalmannschaft, weiter geht’s. Es war hier wo ich den Entschluss traf dass ich ins Ziel komme, egal wie und wenn ich den Rest wandern muss. Nach einem 5 minütigen Aufen-thalt und Flaschen nachfüllen ging es weiter. Das nächste Stück hatte ich vor dem Rennen schon gefürchtet, denn es war der butalste Anstieg. Fast 900 Meter aufwärts über die nächsten 3 Kilometer - bru-tal, besonders wenn man eh schon fertig ist. Irgend-wann erreichte ich dann den Akkordeonspieler der auf der Spitze des Col de Beraudes auf 2895 Meter sass und uns mit seiner Musik begrüsste. Nach 2 Stürzen (glücklicherweise im Schnee), etlichen Schotter und Felspassagen ,Klettersteigen mit Seilen kam ich am Col Du Chardonnet auf 2638m an.Von hier ging es 8 Kilometer bergab zur 3. Verp-fl egungsstelle - Foncouverte auf 1857m Höhe. Inz-wischen war ich eigentlich recht guter Laune da ich mich damit abgefunden hatte das mein Ziel heute nur das finishen ist. Jörg unser Teamleiter und Stefan unser Coach warteten schon auf mich und informi-erten mich dass Matthias an 3 Stelle durchkam und ne Chance auf Bronze hat! Christian war ebenfalls gut im Rennen an 9. Stelle. Von hier war noch ein grosser Berg zu überstehen und ungefähr 15 Kilome-ter . Die ersten 2000 Meter waren recht flach an nem Fluss entlang, hier konnte ich angene-hm laufen. Inzwischen war es sehr heiss ge-worden, denke so 25 Grad. Dann fing der Berg an, viele Wurzeln und steile Passagen am An-fang, weiter oben war es etwas flacher. Ich war sehr froh als ich am Refuge de Buffere ankam. Eine kleine Berghütte bei der sich einige Leute versammelt hatten. Ich dachte ich habs zur Bergspitze geschaft. Ich holte meine kleine Karte aus der Tasche mit der Streckenskizze und musste zu meinem Bedauern feststel-len, dass die Hütte noch nicht mal die Hälfte des Berges war, autsch. Vom Refuge de Buff-ere (2076m) waren es nochmals 3 weitere Ki-lometer und fast 400 Höhenmeter zum Col de Buffere (2427m). Am Col de Buffere angekom-men wurde man von etlichen Zuschauern be-grüsst. Ok jetzt noch 8 Kilometer bergab und ich habs geschaft. Dieses letzte Stück war auch das am besten laufbare und ich fand etwas in meinen Rythmus und lief recht gutdurch, auf den letzten 3000 Metern überholte ich sogar noch andere Läufer. Der letzte Ki-

lometer zog sich aber doch ganz schön lang, doch dann endlich das Ziel vor Augen. Ich war so happy einfach im Ziel zu sein. Geschafft.9:28:46 und 25. Platz auf der World Challenge. Von den 51 Startern in der World Chal-lenge schafften es 30ins Ziel. Matthias Dippach-er mein Teamkollege hatte

ein Bomben Rennen und wurde 3. Christian Storck lief ebenfalls ein hervorragendes Rennen und lief als 9. in der WC Wertung ins Ziel. Nach eine Weile rum-sitzen und meine Frau in USA anrufen humpelte ich dann langsam zum Hotel. Ich hatte 3 riesige Blasen und meine Füsse ware ziemlich im Eimer. Duschen und zurück zur Siegerehrung für Matthias. Danach assen wir noch kurz was und machten uns auf den Heimweg.FAZIT:Tolle landschaftliche Kulisse. Klasse Veranstaltung, super Organisation. Tolle Mannschaftskameraden und Betreuer. Im deutschen Nationaltrikot zu laufen war eine absolute Ehre, selbst wenn es nicht ganz so lief wie ich es gern gehabt hätte.

Dawa Sherpa belegte Rang zwei vor Matthias Dippacher!

Die World Challenge im Ultra Trail war auch ein Rennen für jedermann.

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IM INTERVIEWDER NEUE ULTRATRAIL WELTMEISTER

THOMAS LORBLANCHETGratuliere Thomas, du bist Ultra-Trail Weltmeister! Wir fühlt es sich an?ich freue mich sehr, dass ich gewonnen habe, aber noch mehr, dass ich es geschafft habe gut vorbereitet zu sein und die leistung abrufen konnte als es nötig war.Also dein größter Sieg bisher?klar, ich sehe diesen sieg auf gleicher stufe wie meinen ersten sieg beim lauf von Templier, welches wohl die anspruchvollste strecke in frankreich ist.War der Sieg hart umkämpft oder eher einfach?ab kilometer 35 bin ich in führung gegangen. da ich meinen vorsprung gegenüber meinen konkurrenten schnell vergrößert habe, konnte ich das rennen gelassen beenden.Was muss ein echter Ultra-Trail alles haben?ein Parcours muss mindestens 50km lang sein, technisch anspruchsvoll mit großen höhenunterschieden und abschnitten auf denen Gehen günstiger sein kann als laufen.Du hast Top-Platzierungen beim Mont Blanc Lauf. Ist diese Veranstaltung was besonderes für doch?bisher bin ich den UTmb noch nicht gelaufen, aber es ist ein traumhaftes rennen, sowohl die Umgebung als auch die unglaubliche stimmung bei den Zuschauern.dieses Jahr werde ich den kürzeren ccc laufen die strecke des UTmb zum Teil erkennen.2010 plane ich dann die 163 km distanz! Wie haben die Leute auf den WM-Titel reagiert?viele leute haben mir gratuliert, der Weltmeistertitel bedeutet schon viel. Und mittlerweile wird Trail-running immer bekannter.Ist Trail-Running cooler als Straßenlauf?ich denke, dass Trail running spielerischer ist als road running, eben etwas ganz neues. von meinem standpunkt als kinesiotherapeut würde ich sagen, dass das verletzungsrisiko beim Trail running sehr viel geringer ist. durch die vielseitige belastung vermindert man frühzeitige Gelenkschäden.Wird Trail-Running irgendwann einmal olympisch?ich weiß nicht, ob Trail running irgendwann einmal olympische disziplin wird, warum nicht?! viele sportarten sind nicht olympisch und halten sich trotzdem ganz gut (z.b. rugby). international

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gesehen steht Trail running noch am anfang. man muss dem Ganzen erstmal ein bißchen Zeit zum wachsen geben und über die Zukunft der sportart nachdenken.Wie beschreibst du deinen Sport?langstecke durch die berge.Sind Trail-Runner eine große Familie?Ja, das macht die stärke dieses sports aus. vor allem sind die Trail-runner aber mitglieder einer naturverbundenen familie.Doping ist das Thema im Radsport. Werdet Ihr auch kontrolliert?klar, letztes Jahr wurde ich dreimal kontrolliert.

Du bist ein Talent! Reicht das aus zum siegen?Talent allein reicht natürlich nicht. viele talentierte leute hatten keine lange/erfolgreiche karriere. nichts ersetzt harte arbeit und Training, aber auch die mentalen fähigkeiten entscheiden über den erfolg auf der strecke.Du bist ein Naturmensch?Ja, gleichzeitig mit der rückkehr zur natur kommt das bewusstsein, dass wir unseren Planeten schützen müssen. Trail-running ist der sport des 21. Jahrhunderts.Schmerz und Kampf. Ist das ein unbedingter Teil des Ultra-Trails?

klar, damit muss man bei so langen strecken umgehen können. ein richtiges Training hilft das eigene limit auszutesten.Deine Ziele?über sich hinaus wachsen und die eigenen Grenzen kennenzulernen.Könnte sich Trail-Running wie Mountainbiking entwickeln?Trail-running ist dabei genauso einen aufwind zu erfahren wie mountainbike anfang der 90er Jahre.Deine Wünsche?solange wie möglich weiter zu machen und dabei mein familiäres und berufliches leben in einklang zu bringen.

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KROATIEN-SPEzIALFotos und Text von STEPHAN REPKE & MAIK GÜNTHER

JA,WIE DENN JETzT?

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Zwei Läufer, ein Land und dazwischen nur 40 Tage. Kroatien ist der Traum für Trail-Runner. Als der Gripmaster Ende Juli vom Outdoor Filmfestival in Sutivan zurückkam, berichtete er von 37 Grad, türkisfarbenen Buchten und blauem Himmel. Die Maierzählungen des Powerhammer klangen anders...

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Kein Wunder, vanka regule heisst ja auch „keine Regeln“ auf kroatisch....Ein kleines, familiäres Outdoor und Abenteuer- Filmfe-stival auf einer Adria-Insel war der Vorwand für eine der heissesten Trailwochen des Jahres!Offiziell bin ich als Regisseur zweier der vielen vorgeführ-ten Filme eingeladen, Transalpine Run und Teneriffa Cros-sing stehen auf dem Programm. Im Chiemgau ist diesen Sommer sowieso offenbar das Gewittertestcenter von Doktor Frankenstein eingerichtet worden und ich mus-ste wegen irgendwas verregnetem auf dem Nürburgring meinen Lieblingslauf im Velebitgebirge in Kroatien sausen lassen. Jetzt ist also eine gute Gelegenheit, meinen wohl-verdienten Anteil an ruppiger Wildnis für diesen Sommer einzuholen.Also ab ins Gripmastermobil, 900 Kilometer bis Split, mit der Fähre auf die Insel Brac. 45 Minuten maritime Roman-tik später bin ich schon da. Im kleinen Fischerort Sutivan ist für die nächsten 4 Tage mein Basislager.

Festivalorganisator Daniel organisiert ein Zimmer mit Seeblick, eine Mountainbike-Karte der Insel von der er sel-ber nicht müde wird, zu wiederholen, es sei aber eine sehr schlechte Karte....und ein Mittagessen im besten Restau-rant des Ortes. Das perfekte Steak scheint sich sofort in Beinmuskeln zu verwandeln.Der offizielle Teil der Reise sieht so aus: jeden Abend um 21h15 beginnen die Filmvorführungen im Open Air - Kino. Dank der Unterstützung der Firma Ericsson findet das Fe-stival ÑVanka Reguleì nun schon zum 11. Mal statt. Tags-über sind die wildesten Sportwettbewerbe im ganzen Ort verteilt . Mountainbiker rasen durch die engen Gassen des Ortes, Kletterer hängen an irgendwelchen mittelalterli-chen Stadtmauern, man kann mit dem Seekajak um die In-sel paddeln...Oder aber - man kann ein paar der tollsten Trails diesseits des Äquators unter die Profilsohlen nehmen! Das sollte man tatsächlich vorzugsweise früh morgens tun, denn um die Mittagszeit wird es tatsächlich so heiss, dass die be-sagten Profilsohlen auf den glühenden Felsen zu schmel-zen drohen, und das Gehirn des Trailrunners zu einem nutzlosen Stück Sandpapier wird...

Die Zeit war zu kurz auch nur annähernd dem Trailwahn-sinn dieser Insel Herr zu werden, aber der örtliche Aben-teuersportagent und Daniel mit seinem unverblümten pa-triotischen Enthusiasmus empfehlen genügend tolle Run-den, um bei Abreise festzustellen: ich komme wieder! Tag 1 - Die kleine Einführungsrunde am ersten Abend ver-langt jede Menge Gleichgewicht, das Adriaufer ist die rein-ste Mondlandschaft! Der Rückweg in der untergehenden Sonne auf dem sogenannten ÑOlive Trailì ist eine echte Er-holung für die Füsse.

Tag 2 - Es geht zur Sache, der Trail führt an einer alten Ab-tei vorbei zum Meer hinunter. Hier ist Winnetouland und die Hitze brutal... Stehenbleiben kommt nicht in Frage, weil dann der kühlende Fahrtwind aufhört!Den einzigen echten schattigen Platz haben in der Tat die Mönche im 16. Jahrhundert gefunden und dort ein impo-santes Bauwerk hingestellt. Doch für religiöse Betrach-tungen haben wir keine Zeit, zu schnell und steinig ist der Downhill, und erfordert jede Menge Konzentration. Anschliessend geht es am türkisen Meer entlang auf welli-gen Waldwegen, ich habe eine Gänsehaut als ich auf diesen Trail einbiege - das ist sicher einer der schönsten Trails, die ich überhaupt je gelaufen bin!Die Gänsehaut wird in der nächsten Stunde teuer bezahlt, es gilt, die wilde Downhillorgie wieder auszugleichen und geht einen Canyon hoch, für den das Wort Backofen eine unangemessene Schmeichelei wäre. Den halben Berg hoch verengt sich der Weg und Bäume sorgen für ein bisschen Schatten. Doch auch der kommt nicht ohne Weiteres da-her... Alle paar hundert Meter läuft man in die grössten Spinnennetze, die ich überhaupt je gesehen habe... 5, 6 Me-ter breit, ebenso hoch, der ganze Weg ist vernetzt als hät-te Spiderman persönlich irgendeinen Comicschurken ein-gefangen... Der völlig verschwitzte Trailrunner ist nicht nur vergruselt wenn er wie in einschlägigen Horrorfil-men völlig eingefilzt wird in dem klebrigen Zeug - zu allem Überfluss erwartet ja auch noch die überdimensionierte Spinne ihre Opfer (wenngleich wahrscheinlich keinen Men-schen) inmitten des Netzes... Einzige Lösung, mit einem Stock sich einen Weg bahnen durch diese fast unsichtba-ren Fallen, die erst dann vor einem auftauchen wenn man schon fast drin hängt!Dann wird die Navigation schwierig, die beschriebene frag-würdige Karte und mit viel Holz und Gestrüpp vollgelegte Wege sorgen noch für einen ordentlichen Querfeldeinpar-cours, bei dem ich eine weitere kroatische Weisheit lerne: Wo die kroatische Tanne/Fichte/Nadelbaum keine Nadeln hat - da hat sie Dornen!

Tag 3 - Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Auf der In-sel Brac steht der höchste Berg aller Adriainseln! Also hin, in aller Frühe, um ein bisschen dem Backofen zu entgehen, und ich will vom Vidova Gora Gipfel runter zum Meer und wieder hoch, bevor ich die Fähre nehme und die Heimrei-se antrete... Schon zum Start steht die Hitze, und das auf 780 Meter Höhe! Der Trail nach unten ist mal wieder vol-les Geröll, ein richtiger Videospieldownhill, unten drehe ich auf der Hacke um, und starte direkt wieder nach oben, zur grossen Verwunderung der Wanderer, denen ich ja ge-rade erst bergab einen Schrecken eingejagt hatte, als ich mit Geschepper und fliegenden Steinen den Wings die Spo-ren gab...Ein toller Abschlusslauf mit Höhenmetern und ei-nem sagenhaften Ausblick auf die berühmte Urlaubsstadt Bol und die Nachbarinseln...

VON GRIPMASTER Stephan Repke . www.gripmastertrails.com

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Der Gripmaster im Winnetouland. Keine Verfolgung in Sicht.

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Wie jedes Jahr seit Anfang 2000 um die Sonnenwende ruft der Velebit die ambitionierten Trail Runner auf seine stei-nigen Hänge zu einem der wohl technisch anspruchvollsten Trecking Races Europas, ein Race in großartigem Terrain und wenig Aufregung in der Organisation und dem ganzen Drumherum. Die Rennen haben dann bezeichnende Namen wie „THE LONGEST DAY“; oder wie dieses Jahr: POSKOK 3.

Das Startbanner wehte am Fuß des Sveti Rok, knapp über Meershöhe unterhalb der Felsnadeln von Tulove Grete, ei-ner Felsformation des südlichen Velebit, an der alten Passtrasse über den Gebirgskamm, um von der Lika-Hoch-ebene, dem Eiskeller Kroatiens, runter zur Hafenmetropo-le Zadar zu kommen.

Langsam schlängelt sich der Pfad durch die mit einzelnen Grashalmen bestückten Gesteinshänge rauf zur Passhöhe von Tulove Grete. Die Hänge sehen nur aus der Ferne ent-spannt zu durchqueren aus, aus der Nähe entpuppt sich das Ganze für den Unwissenden als stoisches Geröllfeld aus Karstgestein mit ebensolchem Bewuchs dazwischen, ein Bild, was einen im Velebit nie verlassen wird.

Poskok, eine Horn Viper, wörtlich die Springschlange, ist der Name der in Kroatien wohl meist erwähnten und ge-fürchteten Giftschlange, und die giftigste Schlange ganz Europas überhaupt. Es gibt sie in dieser Gegend, glaubt man den Kroaten, zuhauf und angeblich haben sie die Fä-higkeit, ihre Gegner anzuspringen, um ihnen anschließend mit ihrem Giftbiss zusetzen zu können. Das trifft leider auch für den Menschen zu. Auf ihrem Storykonto stehen jährlich mehrere, und meist vorwitzige Touristen. Vom Äußeren her bis zu 80 cm lang und daumendick, wie ihre Umgebung in einem hellen Grau und die Männchen mit dunklen Kreuzstreifen, sind sie in den Steinen ruhig lie-gend kaum auszumachen. Sie schlafen allzu gerne im Gras, wo es sich eigentlich als Racer gut laufen lässt, und auf schattigen Pfaden. Im Sommer ist es dort so heiß, dass selbst Poskok in den Schatten geht. Wie auch immer, ich hab es bisher vorgezogen, den Dingern den Vortritt zu lassen, bzw. die Möglichkeit eingeräumt, in Ruhe aufzu-wachen, und sich anschließend ohne Streß verdrücken zu können. Wer will da schon gebissen werden, und über das Zurückbeißen ganz zu schweigen.

Poskok sollte heute aber nicht das Thema sein, nach an-fänglicher Sonne und extrem schwüler Luft war klar, dass sich ordentliche Gewitter mit Ansage im Velebit entladen werden. Nach ca. 10 km bergan und stetem Wechseln von Seitengraten und Senken südlich des Hauptgrates kamen auch schon die ersten Schauer. Der Hauptkamm sah von Weitem bereits schwarz wie die Nacht aus. Nach 20 km dann die Passage von Malo Libinje, einem alten Weideort,

zog der Trail schräg den Hauptkamm hinauf. Kurzzeitig stoppte der Gießkannenregen und es schien ein bisschen wie windstill. Bis hierher war die Welt und das Rennen noch in Ordnung. Dann kam er, der Bura... Kalte Luftmassen aus Norden kommend, donnern mit Or-kangeschwindigkeiten über den Hauptkamm die Hänge di-rekt zum Meer runter, legen sich in die dortigen unendlich vielen Felsrinnen ein und entwickeln zusätzlich im Wech-selspiel mit den Felshindernissen wie aufgedoppelt einen extrem böigen Charakter. Die Locals meinen, es ist die schlimmste Kombination die man da haben kann, der Bura alleine reicht schon, tue er sich dann noch mit dem Regen zusammen, sei der Shit perfekt. Binnen 10 Minuten war die ganze Gegend eine einzige Höllenmaschine; der Regen setzte wieder ein, heftiger als vorher, der Wind frontal von vorn, der Regen dadurch natürlich auch. Das hatte zur Folge, dass die Tropfen in Schauerschwaden wie Regenvorhänge den Berg herun-ter flogen und das Gemisch aus Sturm und Wasser wie hochbeschleunigte Hagelkörner von vorn kommend auf die Kleidung aufschlug. Die Trails, im Normalfall schon nur äußerst spärlich markiert, waren eigentlich nur noch von Insidern auszumachen. Das Velebit Trecking ist nicht extra markiert, sondern mit Karte selbst zu navigieren, eine Karte zu benutzen war aber nun nicht mehr möglich. Die Leute schmiegten sich aneinander und hangelten sich bis zum nächsten Seitenkamm Namens Vlaski Gragd rauf; dort steht eine kleine Schutzhütte und war zugleich Checkpoint. Dieser kleine Seitenkamm schien in dem Mo-ment gerade Hauptangriffsziel eines Gewitters zu sein, die Blitze schlugen selbst dort schon reihenweise ein. Der Checkpoint-Guide empfahl bei leisestem persönlichem Zweifel den Hauptkamm nicht mehr rauf zu gehen, sondern das Rennen auf einer kürzeren Route zu beenden. Nun weiß ich ja auch nicht, wieso man sagt, in einem Rennen drehe ich nicht so schnell ab, vielleicht ja auch, weil andere be-reits rauf gegangen waren und bei sich weiter verschlech-ternden Bedingungen man immer noch umkehren könne. Mit Sicherheit spielt die Erfahrung mit dem Berg und das Handling solcher Bedingungen eine entscheidende Rolle, dass man weitergeht mit der Gewissheit, immer noch auf der sicheren Seite zu sein. Anders betrachtet kann man nun mal selbst in einem Rennen das Wetter nicht bestel-len oder bei Unbehagen gar auf Wunsch abstellen. Manche gingen den kürzeren Weg, manche machten sich startklar zum Hauptkamm rauf. Es war irgendwie für alle nicht so einfach, jeder zog alles an, was er im Rucksack fand, für solch ein Wetter waren natürlich alle underdressed.Mein neuer Salomon XA 20 mit seinem Lite Airvent System, im Normalfall beim Laufen kaum zu spüren, erwies sich nun bei stramm angezogenen Gurten an Schultern und Hüfte als willkommenes zusätzliches Kleidungsstück und zu-gleich Schutzschild gegen das Wetter. Verlässt man die

Velebit Race Report 2009 Text und Fotos von Maik GüntherWenn der Bura geht…..

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Kroatien von einer andersn Seite. Powerhammer und die Elemente.

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Hütte Richtung Hauptkamm, dann kann man entweder umkehren, oder ist mindestens 4-6 Stunden bis zur nächsten Abstiegsmög-lichkeit unterwegs. Und so kam es dann auch, die Bedingungen auf dem Trail lassen sich am besten mit den Sturzbächen in Petersens Bootverfilmung beschreiben, der Bura donnerte von vorn und schob das Wasser in Unmengen den Berg runter. Auf dem Kamm ange-kommen, bog der Pfad leicht nach Norden ab, der Sturm blies nun hauptsächlich von der Seite. Der nächste Checkpoint, eigentlich auf dem Gipfel der Sveto Brdo gelegen, war dort sprichwörtlich nicht mehr zu halten und wurde auf den Grat runter verlegt. Die näch-sten 15 km wechselte der Pfad nun im stetem Bergauf und –ab von der linken zur rechten Seite des Grates, Karsthänge mit spärlichem

Grasbewuchs und gummigleichen Hochgebirgskiefern, die nun hori-zontal im Wind hingen. Mit dem Seitenwind kamen jetzt alle in die schwierige Situation, sich auf den Beinen zu halten und nicht vom Grat runtergeweht zu werden, Treckingstöcke wurden zu Haltege-schirren umfunktioniert, an denen sich bis zu 4 Leuten gleichzeitig festhielten und so dem Wind besser trotzten. Nicht nur der Karst-struktur wegen konnte man nicht neben dem Trail und auf der wind-abgewandten Seite laufen; es gab einfach keine windabgewandte Seite. Die Temperatur schien noch knapp über Null, am nächsten Tag lagen dann alle oberen Hänge in frischem Schnee.Das Drama hatte seinen Höhepunkt auf dem Vaganski Vrh erreicht, mit seinen 1850 m der höchste Punkt des Trails. Schon von unten

Gripmasters Kroatien.

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gesehen bot sich ein gespenstisches Schauspiel, Gewitterblitze schlugen wie Lichtäste ständig in die Gipfelkappe ein, und der Pfad ging genau da drüber... Die Szenerie setzte wie zum Showdown an, die Leute sprangen zum einen wie im Spießrutenlauf zwischen den Blitzen über die Kuppe, der Sturm blies ihnen zudem noch die Bei-ne weg und sie landeten reihenweise auf dem Hosenboden und bei längerer Segelstrecke in den Büschen. Fertig mit lustig sammelten die meisten Racer sich nun gegenseitig ein und nutzen jetzt den gleich nach dem Gipfel abbiegenden Pfad runter Richtung Meer, um vom Grat weg zu kommen. Spätestens hier war das Rennen allen völlig egal, ebenso dessen Wertung. Nach ca. einer halben Stunde erreichte man Terrain mit größeren Bäumen und besserem Schutz. Wenige beendeten das Rennen auf der regulären Strecke. Auf kleinen Pfaden laufend, die sich bizarr den steilen Hang langsam runter tasten, hatte dann wohl jeder seine eigenen Gedanken über

den gigantischen Spuk die Stunden zuvor, und mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln zugleich liefen wohl die meisten in das Tal der Velica Paklenica ein, an dessen Ausgang in der Konoba des malerischen Mini-Dorfs Maracovica die Ziellinie gezogen war. Velica Paclenica hat mehrere Bedeutungen unter den Einheimischen, heu-te wurde sie einem ihrer Namen mehr als gerecht: Große Hölle.....Ja, und es war wie immer, bist du aus solchem Sauwetter wieder raus, ist alles nur halb gewesen, passiert ist natürlich auch nichts; der Kroate kennt mit seinem ursonnigen Gemüt kaum Verzagen; er läuft dann einfach weiter im Wissen, dass morgen eh wieder die Sonne scheint; so es dann auch war. Und eins war beim anschlie-ßenden Après-Race in besagter Konoba klar, nächstes Jahr geht’s wieder rein in die Paklenica und rauf in die Karsthänge des Velebit; ...verdammt!

Powerhammers Kroatien.

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KILIAN VS KYLE

Es ist kein Duell, kein direkter Vergleich. Und doch gibt es viele Ähnlichkeiten die durch 5.000 Kilometer getrennt sind. Skyle Skaggs stellt in 23 Stunden und 23 Minuten eine fabelhaften Streckenrekord beim Hardrock 100 auf. Kilian Jornet läuft den UTMB in unter 21 Stunden. Kyle ist Amerikaner, Kilian Spanier. Beide blutjung für Ultraläufer und megaerfolgreich. Für Salomon ist Kilian Jornet ein Glücksfall. Er ist ein Sympath. Die Leute mögen seine zurückhaltende Art und die Leichtigkeit mit der er läuft. Seine Erfolge sind authentisch und seine Vielseitigkeit fasziniert.Kyle Skaggs sieht nicht aus wie der Typ Ausdauerathlet der für Siege hart trainieren muss und sich in wochenlangen Trainingcamps darauf vorbereitet. Wenn man mit Kyle über die richtige Renntaktik redet weiss er, „Ich laufe so wie ich mich gerade fühle“! Sein Schlüssel zum Erfolg liegt darin Spass zu haben. Man mag es ihm glauben. Wie Jornet, hat auch Skaggs einen potenten Sponsor. Statt einem S, trägt der 24 jährige das N auf den Schuhen. New Balance unterstützt ihn und er die Firma. Kilian Jornet wird im August seine Rekordzeit von 20 Stunden und 57 Minuten unterbieten oder eben nicht. Kilian selbst glaubt daran, dass auch ein anderer unter dieser Marke laufen kann. Beim Hardrock 100 war das im Jahr 1 nach dem Skaggs Rekord nicht so. Altmeister Karl Meltzer siegte, lief eine super Zeit, aber war über eine Stunde länger auf den Trails als Skaggs im Jahr zuvor. Es bleibt ein spannendes Fernduell. Alle beide bereichern die Ultra-Trail Szene ihres Landes gleichermaßen. Wie lange Kyle und Kilian Rekorde brechen wird man sehen. An Alternativen zum Laufsport mangelt es beiden nicht. Kyle schwimmt. Kilian läuft Ski.

Kyle Skaggs, geboren 1985, New MexicoTeam New BalanceErfolge:1.Platz Hardrock 100 und Streckenrekord1. Platz Wasatch 100 und Streckenrekord

Kilian Jornet, geboren 1987, SpanienTeam SalomonErfolge:1. Platz UTMB (Ultra Trail du Mont Blanc) 2008 + Streckenrekord1. Platz Buff SkyRunner World Series 2008 (3 Siege)1. Platz Buff Sky Runner World Series 2007 (4 Siege)1. Platz europ. Championship Vertical Race 2007 (Junioren) + Streckenrekord

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äUSSERE UMSTäNDE &INNERE DäMONEN

BADWATER 2009

Iris Cooper ist Schweizerin und lebt in Kanada. Für viele wäre das alleine schon ein Traum, aber Iris will statt Wald und Bären, Hitze und eine endlos lan-ge Strasse. Im Death Valley lief sie den Badwater Ultra Marathon und berichtet für TRAIL von Verwandlungen und die Sehnsucht nach dem Zielstrich.

TEXT von Iris Cooper FOTOS von Team Swiss Miss

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Badwater Ultramarathon 2009 - A Dream Come True

Seit ich vor ein paar Jahren den Film „Running on the Sun“ zum ersten Mal gesehen habe, ist der Badwater Ultramarathon ein Traum von mir. Der Badwater Ultramarathon ist laut National Geographic der här-teste Ultramarathon der Welt. Die 135 Meilen (217 km) lange Strecke führt von Badwater im Death Valley, welches 280 feet (85 m) unter dem Meeresspiegel liegt (dem tiefsten Punkt in Nordamerika) hinauf zum Mt. Whitney Portal auf 8360 feet (2533 m) und beinhaltet drei Bergetappen mit insgesamt 3962m Anstieg und 1433m Abstieg. Der Badwater Ultramarathon findet jedes Jahr Mitte Juli statt, wenn die Temperaturen auf 130 F (55 C) steigen können. Zu diesem legandären Ultramarathon werden jährlich weltweit ca. 90 Ultraläufer aufgrund ihrer Lauferfahrung und der schriftlich vorgelegten Leistungsnach-weise eingeladen. Im zweiten Anlauf hat es für mich endlich geklappt und ich bin die erste Schweizer Ultraläuferin an diesem prestige-trächtigen Lauf.

Seit dem Badwater Ultramarathon sind inzwischen zwei Wochen ver-gangen, und ich wusste von Anfang an, dass dieser Laufreport aus verschiedenen Gründen nicht einfach zu schreiben ist. Auch jetzt kann ich immer noch nicht begreifen, durch was für eine vielfältig-keit wir alle gegangen sind. Was als Rennen angefangen hatte, bekam schnell eine Reise zur Selbsterkennung und zum Kampf gegen die äus-seren sowie die inneren Dämonen. An vieles, dass in den 38 Stunden und 44 Minuten passiert ist, kann ich mich nicht mehr erinnern. Was ich jedoch mit absoluter Sicherheit weiss, ist, dass ich nie im Leben ans Ziel gekommen wäre ohne meine fantastische Crew, die alles ge-geben hat und die mich immer wieder motiviert hat um meinen Traum zu verwirklichen. Ich bin für immer meinem Mann, Jeff Cooper und mei-nen Kanadischen Freunden Bernadette Kennedy, Angie Hawley, Diane Chesla, Henri Ragetlie and Paul Hennick dankbar.

Freitag, 10. Juli:

Wir kommen alle mit drei verschiedenen Flügen (zwei von Toronto und einer von Buffalo) etwa um die gleiche Zeit in Las Vegas an, wo wir unsere zwei vorgebuchten Mietwagen in Empfang nehmen. Dann geht es erst mal auf Einkaufstour in Las Vegas, wo wir in verschiede-nen Supermarkets die Ausrüstung, Esswaren und Wasser besorgen. Der Einkauf ist eine echte Herausforderung, da es nicht so einfach ist vorher genau abzuschätzen , was wir brauchen werden und vor allem auch was wir in der Hitze essen können. Da kommt ganz schön was zusammen. Danach fahren wir in Richtung Pahrump, der ersten Station unseres Abenteürs.

Samstag, 11. Juli:

Am nächsten Morgen heisst es dann ein erstes Mal den Crew Van or-ganisieren und zu überprüfen, was uns noch an Ausrüstung oder Ess-waren fehlt. Dann geht es weiter nach Furnace Creek. Wir alle wissen, dass es sehr heiss sein wird. Doch wie heiss es wirklich ist, realisie-ren wir erst, wenn wir aus dem Wagen aussteigen. Es ist über 125 F (52 C) und dazu kommt ein extrem heisser Wind, der sich anfühlt, als ob man einen heissen Föhn im Gesicht hat. Nach dem Hotel Check-in fahren wir alle nach Badwater, dem Start des Laufes um Fotos des gesamten „Team Swiss Miss“ zu machen. Die Landschaft ist einma-lig schön mit dem riesigen Salzsee umrahmt von hohen Bergen und mit einem Schild hoch oben im Felsen das die Meereshöhe markiert. Danach fahren wir zurück nach Furnace Creek wo wir verschiedene Freunde antreffen darunter Monica Scholz und ihre Crew sowie Geoff Linton und seine Crew Mitglieder John Rennison and Luke Hohenadel. Vor dem Abendessen lerne ich dann noch Adrian Belitu „richtig“ ken-nen. Er ist einer meiner Freunde auf Facebook. Von ihm habe ich in den langen Trainingswochen vor dem Rennen viele nützliche Tips und Informationen erhalten, welche mir bei meinen Vorbereitungen sehr geholfen haben.

Sonntag, 12. Juli:

Der Sonntag ist ausgefüllt mit Laufvorbereitungen – Runners Check-in, Pre-Race Meeting und organisieren des Vans und des Back-up Ma-terials im zweiten Fahrzeug. Jeff und Henri montieren die Schweizer Fahnen und alle vorgeschriebenen Schilder mit meinem Namen und meiner Startnummer 18, sowie unser „Team Swiss Miss“ Logo, das Diane für uns entworfen hat. Die „Team Swiss Miss“ Crew Fahrzeuge sind wirklich nicht zu übersehen und sehen toll aus. Nach dem Abend-essen fahren Bernadette und Paul mit dem zweiten Fahrzeug nach Stovepipe Wells, wo wir ein Zimmer für zwei Nächte reserviert haben. Der Plan für meine ist, dass immer vier Personen mit mir für vier bis fünf Stunden auf der Strecke sind und zwei Crew Mitglieder sich in dieser Zeit erholen und auch Nachschub an Eis und Wasser besorgen. Dieser Plan hat sich ausgezeichnet bewährt.

Montag, 13. Juli, 8:00 am – Race Start

Um 5:30 am ist Tagwache. Jeff, Henri, Angie und Diane bringen das restliche Material vom Hotelzimmer zum Crew Van, besorgen Eis und noch mehr Eis, organisierten zum letzten Mal den Van und gehen frühstücken. Diese Zeit verbringe ich mit den letzten Vorbereitun-gen für das Rennen und relaxe noch einmal so richtig vor dem Start. Kurz vor 7:00 am fahren wir dann zum Start nach Badwater. Auf dem Weg dorthin feürn wir die Läufer an, die in der ersten Startgruppe um 6:00 am gestartet sind. Die Stimmung im Van ist super und wir alle können es kaum erwarten, endlich am Start zu sein. Spätestens um 7:30 am müssen alle Läufer beim Start sein. Von jedem Läufer wird das Gewicht genommen und auf der Innenseite der Startnummer no-tiert. Dann werden Foto- und Videoaufnahmen der Läufergruppe mit dem Badwater Schild gemacht. Als ich dann endlich zusammen mit den anderen Läufern am Start stehe und die Amerikanische Nationalhym-ne, gesungen von Thalia Kostman, ertönt, wird mir endlich richtig bewusst, dass ich zu den wenigen Läufern gehört, die am Badwater Ultramarathon 2009 teilnehmen dürfen – ein unbeschreibliches Ge-fühl. Dann endlich geht es los...

Von Badwater nach Furnace Creek (17.4 miles) - Montag, 8:00 am bis 11:22 am (Laufzeit: 3:22)

Ich starte langsam und habe die meisten Läufer in meiner Gruppe vor mir. Mein Plan für Badwater ist, alle uphills zu walken und den Rest zu laufen. Gleich von Anfang an fühle ich mich unbeschreiblich gut. Ich geniesse jede Sekunde, die wunderschöne Gegend, die verschiedenen Farben und die unendliche Weite der Wüste. Endlich bin ich dort, wo ich in meinen Träumen schon lange war – auf der endlosen Strasse von Badwater nach Mount Whitney. Meine Crew hat sich mittlerweile gut eingespielt. Jede Meile wird gestoppt und ich werde mit kalori-enhaltigen Getränken versorgt, mit kaltem Wasser abgespritzt und mein „Eisbandana“ wird ausgewechselt. Betreffend Ernährung habe ich mich vor dem Lauf ausführlich informiert und diverse Sportsdrink getested. Für mich stand fest, dass ich so lange wie möglich keine feste Nahrung zu mir nehmen werde, da Kalorien in flüssiger Form in dieser Hitze für den Magen viel leichter verdaulich sind. Ich fühle mich so gut, dass ich eine volle Stunde vor meiner geplanen Zeit dort ankomme.

Von Furnace Creek (17.4 miles) nach Stovepipe Wells (41.9 miles) - Montag, 11:22 am bis 4.34 pm (Totale Laufzeit: 8:34)

Nach einer kurzen Pause in Furnace Creek starte ich voller Energie die nächste Etappe nach Stovepipe Wells. Es wird immer heisser und meine Crew hat alle Hände voll zu tun mich abzukühlen. Trotz der stei-genden Temperaturen fühle ich mich unglaublich gut und laufe alles ausser den uphills. Es gibt den ersten Crew Wechsel. Diane und Henri

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werden durch Bernadette und Paul ersetzt. Die Stimmung ist gut und alles läuft wie geplant. Kurz vor Stovepipe Wells setze ich mich das erste Mal in einen Stuhl und lasse mir von Bernadette meine Beine massieren und kühle meinen heissen Kopf mit einem Eisbeutel. Danach fühle ich mich wieder viel besser und laufe im guten Tempo nach Stovepipe Wells, vorbei an den magischen Sanddünen, die immer wieder meinen Blick auf sich ziehen – ein einzigartiges Schauspiel der Natur, dass mich für kurze Zeit alles vergessen lässt.

Als ich kurze Zeit später in Stovepipe Wells ankomme, wartet meine Crew bereits auf mich und teilt mir mit, dass die Leute, die hier herumstehen Touristen aus der Schweiz sind, die mir viel Glück zum Lauf wünschen wollen. Ich bin überrascht, wieviele Touristen aus der Schweiz um diese Jahreszeit im Death Valley anzutreffen sind. Meine Crew wird während des ganzen Rennes immer wieder auf Schweizerdeutsch angesprochen.

Von Stovepipe Wells (41.9 miles) nach Panamint Springs (72.3 miles) - Montag, 4:34 pm bis Dienstag, 00:50 am (Totale Laufzeit: 16:50)

Nach einem kurzen Wortwechsel mit den Schweizern und ein paar Fotos verlasse ich Stovepipe

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Wells Richtung Panamint Springs. Wieder folgt ein Crew Wechsel und Diane und Henri sind zu-rück, während Angie und Jeff sich nach über acht Stunden harter Arbeit etwas erholen können. Auf mich wartet jedoch der erste grosse Anstieg – 17 Meilen bergauf zum Townes Pass. Dazu kommt ein extremer und brutal heisser Gegenwind, was mich auf diesem Abschnitt sehr viel Kraft kostet. Zum Glück habe ich Paul als Pacer dabei, der mich mit lustigen Geschichten immer wieder ablenken kann. Nach einer Weile merke ich jedoch, dass sich an meinen Füssen langsam Blasen bilden. Ich setze mich auf einen Stuhl und ziehe meine Schuhe aus, behandle meine Füsse mit Hydropel, wechsle die Socken und weiter geht es bergauf. Henri löst Paul als Pacer ab und das bringt eine willkommene Abwechslung zu meiner Unterhaltung. Und wieder gibt es einen Crew Wechsel – Angie und Jeff sind zurück und Bernadette und Paul off. Alles scheint reibungslos zu laufen, bis mein Magen plötzlich der flüssigen Nahrung etwas überdrüssing wird und ich mich nach etwas mehr als 14 Stunden entscheide, ein Thonsandwich zu essen, was sich jedoch kurze Zeit später als grosser Fehler erweist und mir Magenprobleme für den Rest des Laufes beschehrt. Ich versuche das Problem mit Ginger Gravol unter Kontrolle zu bringen. Angie hat inzwischen Henri als Pacer abgelöst. Für sie ist der Aufstieg zum Towns Pass ein gutes Training für das Ca-nadian Death Race, an dem sie am 1. August in Alberta teilnehmen wird. Langsam wird es dunkel und die Temperaturen sinken etwas. Immer wieder stellen Angie und ich unsere Stirnlampen ab, um den gigantischen Sternenhimmel zu betrachten, der sogar die Milchstrasse erkennen lässt. Endlich sind wir auf der Passhöhe und das heisst gute Nachrichten, den von hier geht es bergab und endlich können wir wieder laufen und einiges an Zeit gutmachen.

Von Panamint Springs (72.3 miles) nach Darwin Turnoff (90.1 miles) – Dienstag, 00:50 am – 7.27 am (Totale Laufzeit: 23.27)

Kurz nach Mitternacht erreichen wir Panamint Springs. Hier wechsle ich meine Kleider, esse wie-der ein Thonsandwich und trinke ein Ginger Ale. Meine Magenprobleme sind etwas erträglicher geworden. Zum Glück, denn nach Panamint Springs kommt der zweite grosse Anstieg – eine lange und kurvenreiche Strasse von der Bernadette und ich immer wieder eine fantastische Aussicht auf die Lichter der langen Begleitfahrzeug Kolonne hinter uns haben. Ich fühle mich gut und wir kommen zügig voran. Nach ein paar Stunden wechselt Jeff Bernadette als Pacer ab. Immer wieder fliegen Fledermäuse direkt über unsere Köpfe und ich bin froh, dass Jeff bei mir ist. Wir unter-halten uns über alles mögliche und die Zeit vergeht wie im Flug. Plötzlich machen sich die Blasen an meinen Füssen wieder bemerkbar und wieder muss ich mich hinsetzen. Als ich meine Schuhe und Socken ausziehe, zähle ich drei grosse Blasen an jedem Fuss, die unbedingt behandelt wer-

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den müssen. Da ich niemandem von meiner Crew diesen Job zumuten will, bearbeite ich die Blasen selber, desinfiziere, verpasse mir sechs Blasenpflaster, wechsle erneut die Socken und ziehe die selben Schu-he wieder an. Danach geht’s wieder weiter bergauf. Die ersten Minuten sind etwas schmerzvoll und ich entscheide mich eine Schmerztablette zu nehmen. Kurze Zeit darauf sind die Blasen nicht mehr zu spühren. Langsam geht die Sonne auf und meine Crew arbeitet immer noch uner-müdlich. Ich ertappe mich, dass ich denke, wie dankbar ich diesen sechs Menschen bin, die alles dafür tun, damit ich mein Ziel erreichen werde. Mit diesen Gedanken erreichen wir Darwin Turnoff – 90 Meilen in 23 Stunden und 27 Minuten – schneller als ich erhofft habe.

Von Darwin Turnoff (90.1 miles) nach Lone Pine (122.3 miles) – Dienstag, 7:27 am – 5:40 pm (Totale Laufzeit: 33.40)

Wieder wird es Zeit für einen Crew Wechsel. Angie und Jeff fahren nach Lone Pine und Diane und Henri übernehmen ihre Schicht. Diane kann es kaum erwarten die Pacer Funktion zu übernehmen. Sie ist gut erholt und voller Energie und erzählt mir Geschichten, die mich völlig verges-sen lassen, wie viele Stunden ich schon auf den Beinen bin. Wir kommen gut voran. Doch dann wird es wieder sehr heiss und die Temperturen steigen auf über 120 F (50 C). Meine Crew hat wieder alle Hände voll zu tun um mich abzukühlen und ich bin ihnen unendlich dankbar für ihren unermüdlichen Einsatz. Paul übernimmt das Pacing und versucht im-mer wieder mich zu motivieren. Langsam werden meine Beine schwer und ich finde keinen richtigen Laufrythmus mehr und fühle mich müde am ganzen Körper. Immerhin gelingt es Paul, mir einzureden, dass ich wenigstens die Downhills laufe. Was für eine Weile ganz gut geht. Doch dann machen mir meine Magenprobleme einen Strich durch die Rech-nung. Obwohl meine Crew alles versucht um wenigstens einige Kalori-en in mich zu bringen, kann ich ausser ein paar Crackers nichts essen und auch das Trinken fällt mir schwer. Es wird immer heisser und auf einmal beginnt sich alles in meinem Kopf zu drehen. Zum Glück bin ich nicht weit entfernt vom Crew Van und kann mich sofort in einen Stuhl setzen. Für ein paar Minuten muss ich wohl fast ohnmächtig gewesen sein, denn als ich wieder realisiere, wo ich bin, sehe ich lauter besorg-te Blicke um mich. Meine Crew hat mich in eiskalte Tücher gepackt um meine Körpertemperatur wieder unter Kontrolle zu bringen und ich fühle mich wieder etwas besser. Ich weiss, dass ich etwas essen muss und versuche es mit einer halben Banane und etwas Frappuccino. Crew Wechsel: Bernadette and Paul off und Angie und Jeff sind wieder da. Angie übernimmt das Pacen und versucht mich mit einer Geschichte ab-zulenken, merkt jedoch sofort, dass ich ihr nicht zuhöre und sagt nichts mehr. Ich schleppe mich langsam vorwärts. An Laufen ist an dieser Stel-le (und wie sich später herausstellt bis ans Ziel) nicht mehr zu denken. Wir kommen nur sehr langsam vorwärts. Ohne genügend Kalorien in meinem Körper fühle ich mich immer müder. Doch ich weiss, alles was ich tun muss ist: einen Fuss vor den anderen zu setzen. Von diesem Moment beginne ich zu verstehen, um was es im Badwater Ultrama-rathon wirklich geht; dass es viel mehr ist als ein Lauf von A nach B. Obwohl ich zeitweise geistig wie auch körperlich völlig abwesend bin und mich an nichts mehr erinnern kann, fühle ich, wie ich so viel mehr von dieser Erfahrung lernen kann; so viel mehr erfahre über mich selbst als menschliches Wesen und was im Leben wichtig ist. Die Zeit vergeht langsam und alle zwei Stunden werde ich von meiner Crew in eiskalte Tücher gewickelt. Manchmal ist es wie ein Schock und ich fange an zu fieren. Doch immer wieder stehe ich auf und bewege mich vorwärts. Ich rede mir ein: Du wirst es schaffen. Und ich weiss, dass ich es kann. An-gie marschiert die ganze Zeit schweigend neben mir und ich bin ihr un-endlich dankbar, dass sie genau fühlt durch was für ein Tief ich gehe und mich in meinen Gedanken treiben lässt. Nach stundenlangem Pacen von Angie übernimmt Diane wieder die Pacer Rolle und versucht mich wieder in einen Laufrythmus zu bringen. Doch ich fühle mich völlig kraftlos.

Ausser alle paar Stunden ein Stück Banane oder etwas Tomatensaft, kann ich nichts essen. Meine Hände sind völlig geschwollen, was auf zuviel Flüssigkeitseinnahme oder zuwenig Salzeinnahme schliessen lässt. Ich nehme zwei Electrolyte Tabletten und trinke weniger. Doch die Schwellung in meinen Händen wird nicht viel besser. Diane versucht mich mit verschiedenen Geschichten abzulenken, was ihr immer wieder für eine Zeit lang gelingt. Wir können schon seit einer Weile das Mount Whitney Portal in weiter Ferne sehen. Doch wir kommen einfach nicht näher und immer wieder frage ich Diane: wie lange noch bis Lone Pine? Sorry, Diane, das muss dich ganz schön genervt haben. Dann endlich kommt Lone Pine in Sicht.

Von Lone Pine (122.3 miles ) nach Portal Road (131 miles) – Diens-tag, 5:40 pm – 9:14 pm (Totale Laufzeit: 37.14)

Diane und ich gehen durch Lone Pine und plötzlich realisiere ich den Lärm der LKW’s und Autos, Hotels, Supermarkets und Bars. Nach 122 Meilen Einsamkeit durch die Wüste mit ein paar Touristen und den an-deren Teilnehmern ist das ein geradezu schockierendes Erlebnis. Jeff schlägt mir vor, eine Pause zu einzulegen und mich im Pool des Hotels abzukühlen. Doch nur schon der Gedanke, meine Schuhe auszuziehen, hält mich davon ab und alles was ich will, ist weitergehen. Und ich sage mir, dass es ja „nur“ noch 13 Meilen bis ins Ziel sind. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich besser auf Jeff gehört hätte. Die letzten 13 Meilen sind wohl die härteste Herausforderung, die ich jemals durchgemacht habe. Die kurvenreiche Strasse windet sich steil den Berg hoch. Der Höhenunterschied beträgt 4000 feet und die Steigung ist zum Teil über 12%. Bernadette ist mein Pacer und sie versucht alles, um mich voran-zutreiben. Sie freut sich so für mich, dass wir so nah am Ziel sind und plaudert unaufhörlich. Sagt mir wie stark ich sei und wie dankbar sie ist, hier zu sein. Was für ein Privileg es für sie ist, ein Teil von meiner Crew zu sein. Dies alles mit mir zu erleben. Doch halt – ich sollte ihr danken für alles was sie für mich tut und dem Rest meiner Crew, Jeff, Angie, Diane, Henri und Paul. Meine Crew versucht weiterhin mich zum Essen zu überreden. Doch ich bringe einfach gar nichts mehr hinunter. Wir kommen nur ganz langsam voran. Plötzlich sehe ich Monica Scholz und ihren Freund und Pacer Phil hinter mir. Sie marschieren Hand in Hand den Berg hoch und schliessen langsam zu mir auf. Es tut gut in diesem Moment Freunde zu sehen und ich bewundere, wieviel Kraft und Ausdaür Monica immer noch hat. Wir wechseln ein paar Worte und sie sagt mir, dass sie von meiner Crew ein Ginger Ale bekommen hat, da sie selber keines mehr hatte. Ich erzähle ihr von meinen Magenproblemen und dass ich schon seit einer ganzen Weile nichts mehr essen kann. Wir gehen eine Weile zusammen und sie schlägt vor, dass ich es doch mit einem hart gekockten Ei mit Salz und Pfeffer bestreut versuchen solle. Ihr hätte das sofort geholfen und beim nächsten Crew Stop würde sie mir ein Ei geben. Ich kann es kaum erwarten und ein hart gekochtes Ei tönt in diesem Moment wie ein Menü von einem Gourmet Restaurant. Leider wird dann nichts daraus, da Monica’s Crew leider keine Eier mehr hat. Schade. Langsam verliere ich Monica und Phil aus den Augen. Es wird wieder dunkel und wir ziehen unsere reflectiven Vesten an und montieren unsere Stirnlampen. Nach einer Zeit, die sich wie eine Ewig-keit anfühlt, erreichen wir endlich Portal Road. Es ist stockdunkel und wieder können wir einen gigantischen Sternenhimmel sehen.

Von Portal Road (131 miles) nach Meysan Lakes Trailhead (133.5 Miles) – Dienstag, 9:14 pm – 10:19 pm (Totale Laufzeit: 38.19)

Auf dem letzten Stück bis zur Ziellinie begleitet mich Jeff. Diane und Henri sind schon im zweiten Wagen zur Zielline gefahren um uns kurz vorher zu treffen, damit wir alle gemeinsam durchs Ziel gehen können. Ich fühle mich total kaputt, am Ende meiner Kräfte und möchte mich

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am liebsten mitten auf der Strasse hinsetzen. Gleichzeitig weiss ich, wie nah wir dem Ziel sind. Es ist stockdunkel und mir ist etwas schwindlig. Ich sage Jeff, dass dies der härteste Lauf ist, den ich je gemacht habe und dass ich Badwater nie mehr laufen werde. (In diesem Moment wus-ste ich noch nicht, wie schnell ich meine Meinung diesbezüglich wieder ändern werde.) Plötzlich hören wir Sirenen und drei Polizeiautos fahren im höllischen Tempo an uns vorbei. Ich denke mir, vielleicht hat ein Läufer ein medizinisches Problem und wünsche ihm in Gedanken, dass es nichts schlim-mes ist. Kurz daurauf riechen wir verbranntes Holz. Toll, sage ich mir, die haben ein Barbeqü an der Ziellinie und in Gedanken sehe ich schon den grössten Hamburger vor mir. Nichts wie los! Doch dann kommen plötzlich ein Auto nach dem anderen den Berg herunter, Polizeiautos, Leute, Chaos. Niemand weiss, was los ist. Da stoppt die Crew von Dennis Koors neben mir und sagt mir, ich müsse sofort hier weg und fährt weiter den Berg runter. Ich bin völlig verzweifelt und niemand hat eine Ahnung, was wir nun machen sollen. Da sehe ich John Turner, ein Mitglied von Monica Scholz’ Crew. Er sagt mir, dass alles was ich jetzt tun könne ist, meinen Stecken mit meiner Start-nummer zu nehmen, meine bisherige Laufzeit darauf zu notieren und in den Boden am Strassenrand zu stecken; dann so schnell wie möglich den Berg runter zu gehen, da zwischen uns und der Zielline ein Waldbrand wüte und die Polizei alle Leute evakuiere. Da sehe ich auf einmal den Rauch und die meterhohen Flammen. Langsam beginne ich zu begreifen, was das für mich wirkich heisst. DNF im Badwater Ultramarathon – nicht weil ich es körperlich nicht geschafft habe, sondern wegen eines Waldbrandes. Ich bin am Boden zerstört und eine Welt bricht für mich zusammen. Bernadette versucht erfolglos mich zu trösten. Doch es bleibt keine Zeit, die Polizei ermahnt uns sofort den Ort zu verlas-sen. Wir steigen wortlos in den Crew Van und fahren den Berg hinunter nach Lone Pine. Ich weiss, dass meine Crew genau so enttäuscht ist wie ich. Un-

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terwegs sehen wir immer wieder Läufer den Berg hochkommen. Ich fühle Mitleid und hoffe, dass jemand sie über den Waldbrand informiert. Erst viel später erfahre ich, dass die Ziellinie provisorisch zum Portal Road Checkpoint verschoben wurde und dass ich einige der ganz wenigen war, die zum Zeitpunkt des Feürs und der Evakuierung genau zwischen Portal Road (der provisorichen Ziellinie) und der Zielline war.

Als wir im Hotel ankommen, will mich Henri aufmuntern und schlägt vor, dass wir jetzt erst recht ein Glas Wein auf unseren Erfolg trinken sollen, da wir ja alle wissen, dass wir es ohne den Waldbrand bis zur Ziellinie geschafft hätten. Mir ist nicht nach Feiern zu Mute und alles was ich im Moment will ist, den Crew Van völlig auszuräumen und das ganze Materi-al ins Hotelzimmer zu schleppen. Da wir es jetzt ja nicht mehr brauchen. Meine Crew scheint genau zu verstehen, was in mir vorgeht und hilft mir. Dann öffnet Henri doch noch die zwei Flaschen Wein und wir stossen alle auf unseren Erfolg an. In diesem Moment wird mir bewusst, wie wichtig es ist, Freunde zu haben und was sie mir wirklich bedeuten. Irgendwann nach Mitternacht gehen wir alle schlafen.

Von Meysan Lakes Trailhead (133.5 Miles) nach Mt. Whitney Trail-head (135 Miles) – Mittwoch, 11:44 am – 12:09 pm (Totale Laufzeit: 38.44)

Offizielle Totale Laufzeit: 52:09 (13 Stunden und 25 Minuten verlo-ren wegen Waldbrandes)

Platz 41 von 86 Teilnehmern

Am anderen Morgen werde ich durch lautes Klopfen an der Zimmertüre aufgeweckt. „Iris, Iris steh auf!“ Sie haben die offizielle Ziellinie wieder geöffnet und du hast genug Zeit um die letzen 1,5 Meilen bis zur Ziellinie zu laufen.“ Bernadette und Henri stehen voller Erwartung vor der Tür. Es daürt eine Weile bis ich realiziere, was das bedeutet. Doch dann hält mich nichts mehr zurück. Ab in die Laufklamotten und Laufschuhe und nichts wie den Berg hoch. Wir fahren bis zum Platz, wo wir in der Nacht zuvor meinen Stecken mit der Startnummer und meiner bisherigen ge-laufenen Zeit gesteckt haben. Laut Laufreglement kann ein Läufer sei-nen Stecken in den Boden stecken, wenn er aus irgendeinem Grund die Strecke verlassen muss und kann danach wieder genau an diesem Ort mit dem Rennen fortfahren. Somit haben wir in keiner Weise gegen die Regeln verstossen. Wir machen ein paar Bilder von mir und dem Stecken und machen uns dann alle zusammen auf den Weg zur Ziellinie. Wir sind alle gleichermassen aufgeregt und können es kaum erwarten, nun doch noch alle zusammen die Zielline zu überqüren. Jeff und Henri halten die grosse Schweizer Fahne bereit, die wir extra zu diesem Zweck mitge-bracht haben. Dann sehen wir die Zielline. Das Glücksgefühl endlich hier am Ziel zu sein ist unbeschreiblich. Wir umarmen uns und ich bedanke mich bei jedem Mitglied aus meiner Crew mit einer festen Umarmung und einem ganz persönlichem Dankeschön und ich weiss, dass ich ohne die grosse Hilfe von Jeff, Angie, Bernadette, Diane, Henri und Paul nicht hier an der Ziellinie stehen würde. Team Swiss Miss rocked! Kurz darauf er-halte ich vom Rennleiter Chris Kostman die Finisher Medaille und die be-gehrte Gürtelschnalle. Wir posieren für das offizielle Finisher Foto und fühlen uns alle überglücklich. Chris Kostman erklärt mir, was mit unse-rer Schlusszeit passieren wird. Da die Uhr nie gestoppt wurde ist meine offizielle Zeit 52:09, jedoch mit der Zugabe, dass ich 13 Stunden und 25 Minuten wegen eines Waldbrandes verloren hätte. Was solls? Badwater ist so viel mehr als Zeit, mehr als ich mir jemals vorstellen konnte. Das Rennen ist vorüber und wir alle waren ein Teil der Badwater Familie.

The Aftermath:

Eigentlich weiss ich nicht wo ich anfangen soll. Ich bin müde, habe noch ein paar Blasen an meinen Füssen und mein Gesicht ist immer noch rot vom schmerzhaften Sonnenbrand. Doch das wird vergehen. Was jedoch bleibt sind die Erinnerungen an dieses unglaubliche Abenteür, das so viel grösser war, als ich jemals erwartet hätte. Für mich persönlich war es nicht nur ein Rennen und es ging nicht nur um die Distanz, die Hitze oder die Herausforderung. Es war etwas viel grösseres und etwas das sehr schwierig ist, in Worte zu fassen. Während der langen Stunden draussen in der Wüste habe ich so vieles gelernt über das Leben und was wichtig ist im Leben. Ich hoffe, dass ich mich in Zukunft immer daran erinnnern werde.

Meine Crew – es gibt nicht genug Worte, die beschreiben können was ich für sie fühle. Ohne meine Crew hätte ich Badwater nie geschafft. Sie war immer für mich da und hat unermüdlich alles gegeben und immer an mich geglaubt. Jeff (I love you, Baby), Bernadette, Angie, Diane, Henri und Paul, ich danke Euch von ganzem Herzen und werde nie vergessen, was ihr für mich getan habt.

An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei meinen Sponso-ren bedanken:

Katherine von der Firma Nozone für die „Sun protective“ langärmeli-gen Shirts. Die Shirts haben sich ausgezeichnet bewährt.

Bob MacGillivray von der Firma Drymax für die besten Running Socken der Welt und für die tollen Schilder für unsere Crew Fahrzeuge.

Xy Weiss von der Firma Dirty Girl Gaiters für die tollen Gaiters, die sie mit viel Liebe ganz speziell für uns gemacht hat.

Und für die finanzielle Unterstützung von Larry Attar von der Firma Attar Metals Inc. und meinem guten Freund Markus Reich.

Weiterhin danke ich ganz herzlich Adrian Belitu, John Rennison, Monica Scholz, Geoff Linton und John Turner, die mir mit ihrem Wissen und ihren Informationen vor und während des Badwater Ultramarathon sehr ge-holfen haben. You guys are awesome!

Ganz herzlichen Dank auch an meine Famile und meine Freunde in der Schweiz, die mir viel positive Energie ins Death Valley geschickt haben. Ich habe während der langen Stunden oft an euch gedacht.

Und naturlich auch vielen Dank an Chris Kostman und den ganzen Badwa-ter Stuff für die Organisation des besten Ultramarathon der Welt.

Viele Freunde haben mich gefragt ob ich Badwater nochmals machen würde. Also für mich ist es nur eine Frage ob ich wieder dazu eingela-den werde. Wenn ich nächstes Jahr wieder zu den wenigen glücklichen Gewinnern gehören werde, könnt ihr wetten, dass ich wieder dort sein werde. Zu sehr vermisse ich Badwater schon.

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Anna Hughes wurde zweite beimSwiss jura Marathon. Sie hat 2 Kinder und hatte 2 Paar Laufschuhe dabei. Im letzten Jahr sammelte sie bereits Etappenlauf Erfahrung beim Mara-thon des Sables den sie auf Gesam-trang 272 beendete.

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DIE SPREU, DER WEIzENUnd die sache miT dem hebel.

der swiss jura marathon isT miT 350 kilomeTern ein ech-Ter hammer. anna hUGhes berichTeT von ihren erfahrUnGen Und den sPannenden TaGen in der schWeiZ Und Wie sie ZWeiTe WUrde. Was sonsT noch WichTiG Wäre haT sich die ZWeifache mUTTer im GeGenseiTiGen inTervieW miT der sieGerin cecile va-nier besProchen.

TEXT von Anna Hughes FOTOS von Anna Hughes und Cecile Vanier

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Samstag, 4. Juli – Anreise und RegistrierungBei strömendem Regen komme ich mit Mann und Kindern in Saint-Cergue an. In der sehr modernen und sauberen Mehrzweckhalle werden alle Läufer für die erstenbeiden Tage untergebracht sein. Nach Abholung der Startnummer suche ich mir ein freies Schlafplätzchen. Sofort komme ich mit Monika, einer Läuferin aus der Nähe von Biel, ins Gespräch. Am frühen Abend verkündet Urs, Hauptorganisator des Wettkampfes, Informationen zum Wettkampf, die Wettervorhersage und Logistisches. Jeder Tag ist zeitlich straff strukturiert.Irgendwie ist mir nicht nach Menschen-Getummel zumute und ich esse in Ruhe in der Cafeteria Salat und Suppe.Am späteren Abend bereite ich soweit alles für die 1. Etappe vor. Die Erfahrung vom Marathon des Sables hilft mir, einen kühlen Kopf zu bewahren. Ich fühle mich so bereit für dieses Rennen und stelle mir immer wieder denZieleinlauf in Basel vor, auch wenn es bis dahin noch viel zu bewältigen gibt.Sonntag, 5. Juli – 1. Etappe Genf nach Saint-Cergue – 45 km: +1410 m / -750 mNach einer kurzen Nacht klingelt um 5 Uhr der Wecker. Allerdings stehen einige Läufer schon vorher auf.Zuerst bereite ich meine drei Trinkflaschen und Riegel vor und deponiere sie in dafürvorgesehenen Boxen, die zu den einzelnen Verpflegungsposten transportiert wer-den. Wenig später werden wir in einem Bus an den Genfer See zum Start gefahren. Das Wetter präsentiert sich, wie es sich für so einen Tag gehört. Um kurz vor acht Uhr schnellt die Fontäne mitten auf dem See hoch und im Hintergrund sind Umrisse des Mont-Blanc zu erkennen.Das Tempo einiger Läufer verleitet schnell dazu, gleich vorne mitzulaufen. Ich muß mich zwingen, meinen Rhyth-mus zu finden und es wirklich langsam angehen lassen.Ein Tipp, den mir ein erfahrener Ultraläufer vorab mitgegeben hat. Es ist noch ein verdammt langer Weg nach Basel. Ich konzentriere mich stets auf den nächsten

Checkpoint. Die Temperaturen steigen stetig und die fla-chen asphaltierten Wege vorbei an Feldern und Wiesen sind toll zum Laufen. Ich genieße jeden Schritt und achte auf meinen 15-Minuten-Rhythmus, in welchem ich trinke und esse. VP 2 ist direkt bei einem Brunnen mit Unter-stand. Nun bin ich voller Erwartung auf den Anstieg. Auf den schmalen Trails des Wanderweges ist höchste Konzentration gefragt. Ab einer gewissen Neigung gehe ich im Stechschritt. Immer mehr Läufer überhole ich am Berg und erreiche VP 3 mitten in den Stallungen einer Berghütte. Das Panorama ist atemberaubend schön, die Luft kristallklar und auch die Sonne wärmt wieder. Hier treffe ich auf Wilma, die zum zweiten Mal dabei ist. Nach einem kurzen Stopp geht es weitere 3 km hinauf zum La Dole. Über meine Platzierung als solche mache ich mir (noch) keine Gedanken. Kurze Zeit später setzt noch während des Abstiegs ein heftiges Gewitter ein. Bestens gelaunt und zuversichtlich, daß ich nichts überzockt habe, komme ich als 2. Frau in Saint-Cergue an. Meine Töchter stehen schon mit Handtuch und Jacke da. Später gönne ich mir die erste von insgesamt sechs wohltuen-den Massagen. Zum Abendessen gibt es Süßkartoffel, Suppe und Salat.Interessante Gespräche ergeben sich unter anderem mit Thomas Eller, der schon so manche Langstrecken-Läufe auf dem Buckel hat. Später schaue ich mir die 2. Etappe genauer an. Es wird eine wellige Strecke sein auf überwiegend Wiesen und Feldern be-stückt mit etlichen Metern bergab.Montag, 6. Juli - 2. Etappe Saint-Cergue - Le Sentier - 45 km: +1290 m / -1320 mNach einer unruhigen Nacht stehe ich fit und munter auf.Alles ist minutiös geplant. Diese Art des Timings liegt mir, so daß ich an diesem Morgen auch wieder bestens gelaunt am Start stehe. Zunächst geht es Richtung Orts-ausgang durch einen Wald stetig bergauf. Wir Frauenlaufen alle noch dicht beisammen, das Feld zieht sich auch heute spätestens an VP 2 auseinander. Einsetzende

Regengüsse machen das Laufen über die Wiesen schwer.Ich muß hier dieses Denken in Durchschnitts-Kilometern abstellen und umdenken. Die Zeiten lassen sich nicht einfach auf dieses Terrain übertragen. Also geduldig aufden eigenen Rhythmus konzentrieren. Bei km 24 ist der Mont Tendre erreicht und der Abstieg, der sich über die nächsten Kilometer bis ins Etappen-ziel streckt, beginnt. Die steinigen Naturwege sind gut zu laufen, bevor die letzten Kilometer auf asphaltier-ter Straße schließlich nach Le Sentier

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führen. 1,5 km vor dem Etappenziel werde ich noch von Wilma und Nicola überholt. Ich bin doch überrascht, wie hoch die Leistungsdichte unter uns Läuferinnen an diesem Tag ist. Vor der modernen Turnhalle sehe ich schon meine lieben Helfer, Britta und Dirk stehen. Sofort wird mir ein Green Smoothie gereicht. Britta hat an alles gedacht und leckere Mahlzeiten und viel Frisches auch für den 3. Tag mitgebracht.Am frühen Abend folgt wieder die Rangverkündigung und das Abendessen. Die Stimmung unter uns Läufern ver-

liert etwas an Spannung, wenn auch nicht an Intensität. Was wird der kommende Tag bringen? Immerhin stehen 56 km auf dem Plan.Dienstag, 7. Juli – 3. Etappe Le Sentier bis Fleurier: 56 km: +1650 m / -1920 mIch gewöhne mich mittlerweile an wenig Schlaf. Zu viele erlebnisreiche Eindrücke schwirren im Kopf. Nach dem Start verlaufen die ersten 14 Kilometer durch einen Wald und entlang einer Seepromenade. Wieder einmal verlockt die flache Route zu höherem Tempo; auch der Anstieg beginnt erst wirklich bei km 22. Am ersten VP fülle ich meine Trinkblase erneut mit ca. 1,5 l Wasser. Ich greife kurz zu ein paar Stücken Banane und esse alle 15 Minuten ein Stück Energieriegel. Heute stimmt auch end-lich der Wasserhaushalt, denn ich kann mich mehrmals unterwegs vertreten.Das Gebimmel der Kuhglocken beim Durchlaufen von Weiden, auf denen die Tiere einfach herumstehen, erinnert zumindest daran, irgend-wo in den Bergen zu laufen. Nach knapp über 40 km folgt ein längerer Anstieg hoch zum Chasseron. Der Weg ist so steil, daß ich in meinen schnellen Gehschritt übergehe. Langsam trennt sich hier am Berg die Spreu vom Weizen. Leider ist es auf der Bergspitze ziemlich neblig, dennoch ist die Weite der Natur vernehmbar und der Blick auf die größeren Städte in der Umge-bung eindrücklich. Der Abstieg ist

technisch wieder sehr anspruchsvoll. Schließlich führen die letzten Kilometer über Naturwege und Weiden und nach 52 km werden wir sogar mit einer extrem steilen Bergab-Passage belohnt. Hier trumpfen die Downhill-Spezialisten wieder voll auf und ich laufe auch etwas couragierter hinunter bis ins Ziel im Ortskern. Die leicht angestaubte Tennishalle, heutige Unterkunft, sowie die kalten Duschen lassen etwas zu wünschen übrig. Dennoch ist die Stimmung einfach schön. Morgen sind zwar ganze 9 km weniger zu laufen, dafür warten gilt es

wieder einige Höhenmeter zu meistern. Ich fühle mich mental super und bereit, Gas zu geben und mutig im vorderen Feld zu laufen.Mittwoch, 8. Juli – 4. Etappe Fleurier bis La Chaux de Fonds: 47 km: +2020 m /-1760 mUm sieben Uhr stehen alle Ultras versammelt auf dem kleinen Platz im Ortszentrum und suchen unter den Markisen eines Restaurants Schutz vor dem Regen.Die ersten 13 Kilometer gehen stetig

bergauf. Ich weiß erst gar nicht, wie ich überhaupt in einen richtigen Laufschritt kommen soll. Nach eineinhalb Stunden ist der Hebel umgelegt und es läuft einfach. Sehr steile steinige Waldwege fordern einen sicheren Tritt. Ich sehe einige Frauen und entscheide mich, heute und morgen alles in die Etappen hineinzugeben.Als erste Frau komme ich an VP 1 an, fülle Wasser auf, esse etwas Banane und Riegel. Es folgt ein 5 km langer Abstieg durch einen Wald. Hier spielt Cecile ihre gewohn-te Stärke aus. Unter uns Frauen geht es übrigens sehr zivil zu. Jedoch laufe ich im Tunnelblick und schaue mich nicht mehr um. Endlich ist wieder ein Berg zu erklimmen, bis ich nach 14 km auf dem Mont Racine stehe. Es ist so still und ruhig, ein erfüllender Moment aus Tun und Sein, während blitzschnell der Himmel zuzieht und die Sicht auf den Lac de Neuchatel etwas vernebelt.

Langsam läßt meine Konzentration nach. Ich rutsche unverhofft gegen einen großen nassen Stein und schlage das linke Knie an. Schnell werfe ich einige Arnica C 200Globuli ein, so daß sich zumin-dest keine Schwellung bildet. Am letzten VP bin ich wieder mit Armin unterwegs und wir laufen gemeinsam das letzte Stück bis ins Ziel. Die schmalsten verwachsenen Wege durch einen Waldtitulieren wir als ‚grüne Hölle’, denn hier sieht man die

Anna will von Cecile wissen:

Was hat dich nach deiner Teilnahme am SJM 2007 erneut faszi-niert, diesen Etappenlauf zu machen?

Für uns sind die Trails sehr weit weg. Im Idealfall müssen wir den-noch einen Tag hinfahren und einen wieder zurück um richtig im Ge-lände zu laufen. Also lohnt es sich nicht an Eintages Rennen mitzu-machen. Also konzentrieren wir uns auf Mehretappen Wettbewerbe. Tagesdistanzen zwischn 25 Kilometer und 30 Kilometer sind klasse. Wir wussten, dass die Swiss Jura Organisation etwas rigide ist, aber insgesamt gut. Also sind wir nochmals hergekommen.

Anna will von Cecile wissen:

Immer interessant ist die Erholungs-phase. Wie sah diese in Bezug auf Ernährung aus? Wie stehst du zum Kaffee?

Sofort nach Zielankunft ass ich immer ein Müsli mit etwas Milch und Banane und Apfel. Nach der Dusche gab es Pumpernickelbrot mit Miso Aufstrich, eine japanische Würze und etwas Tofu. Später am Tag dann noch eine Gra-pefruit, Nüsse oder Schokolade. Vor dem ins Bett gehen bereitete ich mein Haferporage vor. Immer, wenn ich dann Nachts aufwachte (meist zwischen 2 und 3 Uhr) ass ich dann den Brei. Ich verzichtete dann auf das Frühstück, trank nur einen Tee, weil ich gerne mit leerem Mage loslaufe.

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eigenen Füße nicht mehr. Schließlich führen die letzten Kilometer durch eine Allee auf weichem Waldboden.Völlig überraschend steht Rob am Ortsrand und weist uns den Weg Richtung Stadion. Es tut so gut, meine Kinder und Robs Eltern im Ziel zu begrüßen. Die Unterkunft ist sehr komfortabel und gemütlich. Bei der Rangverkündigung erfahre ich, daß ich als Zweite mit knapp 20 Minuten Abstand auf die Drittplazierte eingelaufen bin. Was kann ich morgen noch herauskitzeln aus den müden Ober-schenkeln?Donnerstag, 9. Juli – 5. Etappe La Chaux de Fonds bis Biel: 53 km: +1520 m /-2090 mBei guten Wetterbedingungen fällt der Startschuß zu einer weiteren anspruchsvollen Etappe. Nach wenigen Kilometer finden Armin und ich wieder einen ähnlichenRhythmus; zumindest bis zum zweiten VP, der uns wie eine Fatamorgana am Fuße des langen Anstiegs hoch zum Chasseral erscheint. Cecile winkt uns beim Verlassendes Postens kurz zu. Später am Berg treffen wir uns wieder. Nebel zieht wie aus dem Nichts herbei, der Regen läßt einen auskühlen. Auf der Bergspitze ist die grandi-ose Aussicht auf den Bieler See ein einziger Genuß, dazu scheint endlich die Sonne. Heute sitzt jeder Schritt, ich muß mich überhaupt nicht konzentrieren und bin in ei-nem ständigen Flow. Ab VP 3 geht es über Weiden bergab Richtung Biel, bevor eine Passage durch die Taubenloch-Schlucht nochmal den letzten Kick gibt, während starker

Regen schon seit langem ständiger Begleiter ist. Das Terrain ist abwechslungsreich und kein Weg ist wie der andere. Ich will gar nicht aufhören zu laufen, als das Ziel naht. Dort warten schon wie abgemacht Britta und Dirk sowie m(ein) Überraschungsgast. Dank Elisabeths Hilfe konnte ich mittels einiger Cranio-Sacral Behandlungen lästige Verletzungen vor dem Rennen auskurieren sowie im mentalen Bereich viel arbeiten. Abends erfahre ich, daß sich der Abstand auf die dritte Frau um fast eine Stunde vergrößert hat und genieße bei interessanten Gesprächen mit Cecile und Christoph ein leckeres Abend-essen.Freitag, 10. Juli – 6. Etappe Biel bis Balsthal: 50 km: +1780 m / -1720 mEtwas schwerfällig und müde von den kurzen, oft unruhigen Nächten brauche ich heute etwas länger, um in den Laufmodus zu kommen. Dennoch gilt es, noch-mal alle Kräfte zu mobilisieren. Wieder führt der Weg durch die Taubenschlucht, als nach wenigen Kilometern der Anstieg zum Hasenmatt beginnt. Ich arbeite mich langsam nach vorn. Wie so oft haben Armin und ich auch heute denselben Rhythmus. Das sichere Laufen über saftige matschige Wiesen und teils steile Partien macht nun richtig Spaß. Mental geht es mir soweit gut. Auf den Bergabpassagen fegt Cecile regelrecht vorbei. Wie immer begrüßen wir uns. Ich bewundere ihre geniale saubere Lauftechnik. Ob bergan oder bergauf: jederkann hier seine Stärken ausspielen. Unterwegs haben

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wir die Haltung von Individualisten, die schließlich ein Rennen laufen, sich aber trotzdem oder gerade deswe-gen auf Augenhöhe begegnen können. Nach einem VP vor einer Hütte führt ein steiler kilometerlanger Weg hinauf in einen Wald. Parallel zur schmalen Asphaltstraße führt der Trail aus herrlich weichem Boden und nur wenigen großen Geröllsteinen. Einmal verlaufe ich mich um ein Haar. Paßt der Vordermann einmal nicht auf, verläuft sich fast der ganze Tross hinter ihm. Schließlich zieht Armin an einem Parkplatz nahe eines Kletterseilgartens weg. Letztes Auffüllen am 3. VP, bevor es nur noch 13 km bis nach Balsthal geht. Hätte ich je auch nur einmal geglaubt, daß sich dieser Abschnitt als der kräfte-und energiezehrendste der Gesamtstrecke entpuppen würde? Auf einem sehr schmalen Trail im Wald, bestückt mit Wurzeln und reichlich Steinen, laufe ich beinah schwebend, überhole noch einige Läuferinnen der K175 Kategorie. Kurz darauf erspähe ich Armin. Nun werde ich ungeduldig, möchte endlich absteigen. Stattdessen geht es nurmehr hoch, sogar viele Steintreppen bereiten mir mental Schwierigkeiten. Bin ja auch erst 45 km gelaufen heute! Zum ersten Mal stelle ich Musik an. Anstatt Me-tallica muß eine 8-minütige Symphony Nr.40 herhalten. Immer wieder und wieder. Der breite Waldweg schlän-

gelt sich serpentinenartig hinunter, bis ich von weitem Rob erkennen kann. Armin läuft etwas voraus und ich stammele nur noch „this is sooo brutal today…“ zu Rob. Die äußerst komfortable Turnhalle und eine heiße Dusche entschädigen und alle Sorgen sind schnell vergessen. Beim Gedanken an den Zieleinlauf in Basel läuft es mir eiskalt den Rücken herunter. Gänsehautfeeling pur.Mir fällt auf, daß ich mich die ganze Woche über nicht ein einziges Mal gefragt habe, warum ich diesen langen Weg gewählt habe. Vielmehr jede einzelne Etappe als Bereicherung und Erlebnis für sich betrachtet.Samstag, 11. Juli – 7. Etappe Balsthal bis Basel – 52 km: +1490 m / -1700 mUm kurz nach sechs steht Rob überraschend hinter mir, während ich gerade meinen Koffer für den Abtransport packe. Mein ruhender Pol an diesem energiegeladendenMorgen, der mir noch einige motivierende Worte mit auf den Weg gibt. Die Stimmung ist ausgelassen. Cecile und ich sind die einzigen Frauen in der Startgruppe um 7 Uhr. Heißt, den gleichen Rhythmus fahren wie schon die ganze Woche. Auch diese Etappe will nicht unterschätzt werden. Die ersten 8 Kilometer verlaufen auf asphaltier-ten Wegen und es geht stetig hinauf. Schnell finde ich meinen Rhythmus, laufe gleichmäßig hoch. Mit Armin er-reiche ich den ersten VP. Kurzum geht bergab über eine Wiese. Cecile naht wie gewohnt und ich warte auf sie. Mein 2. Platz ist mir sicher und sie läßt es auch gemüt-lich angehen. Wir vereinbaren, ein Stück zusammen zu laufen, überholen viele Läufer aus der 6:30 Startgruppe. Das Wetter läßt Gutes verhoffen. Es wird immer wärmer. Nach über 20 Kilometern merke ich, daß ich etwas zu schnell unterwegs war und verlangsame das Tempo bis zur 2. Trinkstelle. Langsam komme ich der Zivilisation näher. Die Temperatur ist perfekt an diesem Tag. VP 3 ist inmitten eines adretten Dorfes und nur noch 14 km bis nach Basel. In einem gemütlichen 5-er Schnitt folge ich der asphaltierten Strasse und den markierten Wegen im Wald, bis ich entlang des Rheins von weitem das Münster erkenne. Unglaublich, in wenigen Minuten sehe ich Familie und Freunde, die sich alle mitfreuen über dieses geglückte Projekt. Wie in Trance laufe ich unterm Ziel-banner hindurch, schließe Mann und Kinder in die Arme. Mit Cecile freue ich mich auch über ihre tolle Leistung. Unwirklich kommt uns das Geschaffte vor. Die Eindrücke werden mich noch lange begleiten.

Cecile will von Anna wissen:

Was ist denn das besondere an diesen mehrtägigen Trailläufen?

Ich empfinde es als etwas ganz Besonderes, über eine Woche mit einer Schar Ultraläufern zusammen zu wohnen, sich auszuz-tauschen und Spaß zu haben. Irgendwie fällt bei jedem irgendwann die Maske und jeder kann einen Schlüsselmoment erleben, wo er/sie zur Hochform aufläuft. Dazu braucht es vielleicht die mehrtägige Belastung und die intensive Atmosphäre, die ständig in der Luft liegt. Dabei empfinde ich dann das Rennen gar nicht als extrem. Ich finde es eine wichtige Erfahrung, aus dem Alltag her-auszugehen, die Komfortzone zu verlassen und neue Erkenntnisse auch über sich selbst zu bekommen. Diese Grundbedürfnisse aus schlafen, laufen, essen, trinken, ruhen zu stillen, tut einfach gut.

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HARDROCK100

Fitness und Training sind unabdingbar um dieses Rennen durchzustehen. Begierde und Erfahrung sind allerdings mindestens genau so wichtig. Du kannst stark wie ein Pferd sein - es bringt nicht viel, wenn du nicht weisst wo es lang geht oder wie du weiterkommst. Oder du weisst theoretisch alles was man wissen muss, aber bist ne lahme Gurke. Was ist wichtiger?Ich will testen wie diese Balance sein muss. Ich kenne den Kurs sehr gut und weiss was auf mich zu kommt. Trainiert? Trainiert hab ich fast nicht. Eine Bargeldabhebung von einem leeren Konto und ich erwarte fette Rendite von einer kleinen Investition.

Reicht mein Wissen und reicht meine Kraft? Hilft mir mein Herz bei diesem Lauf?

Schon Monate vor diesem Rennen habe ich mich ausgepowert. Meine Mutter starb, ich hatte viel zu tun. Jetzt frage ich mich: Was tust du da?Ich wundere mich wie viel Kraft ich habe.

Der erste von vielen Anstiegen kommt schnell. Wir marschieren in 2er und 3er Gruppen eine Schotterstrasse hoch. Diese Strasse wird zum Weg, der Weg irgendwann zum felsigen Singletrail. Auf dem Gipfel ist der perfekte Platz für eine erste Pause. Etwas essen, die Schuhe öffnen. Weiter gehts. Ich muss wieder in den Trail finden, Tempo aufnehmen. Ich überhole, Leute gehen mir aus dem Weg und die es nicht tun werden von mir umlaufen. Meine Augen scannen die Felsen und ich suche die richtigen Punkte für meine Füsse. Ich sehe nur die Felsen, ich tanze, ich bewege mich. eine Mischung aus Leichtsinnigkeit, Vertrauen und Balance. Wasserfälle laufen in einem Delta zu Flüssen. Ich könnte so geschickt laufen um nicht nass zu werden, aber wozu? Wenig später wird der Fluss 20 Meter breit sein.

Es ist erst der zweite Anstieg, aber ich bin langsam wie Schleim. Ich habe zuviel Zeit zum darüber nach denken, wie langsam ich eigentlich bin. Diese Selbsterkenntnis macht mich vielleicht zu einem besseren Menschen: Ich zeige Verständniss, habe einen freien Geist

TEIL1

TEXT und FOTOS von JOE PRUSATIS www.tejastrails.com

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Hardrock 100 ist der ultimative Trail-lauf der USA. Karl Meltzer gewann souverän. Er prägte den Lauf über Jahre hinweg.

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und im Umgang mit meiner Umgebung bin ich sehr anteilnehmend.Momentan ist alles im Gleichgewicht. Füsse, Magen und Kopf. Wasser, Salz und Kohlenhydrate. Nichts darf fehlen, sonst kommt alles ins Wanken. Ein Fehler und man weckt Dämonen.

Der Pfad nach oben ist ein alter Schafsweg. Nur 500 Meter über der Verpflegungsstation. Lynn und Joyce können mich noch sehen, aber sie sehen nicht den Schweiss der über mein Gesicht läuft. Verschiedene kleine Trails führen zu einem grösseren und man gelangt über alle zu einem Punkt. Man muss sich entscheiden und jede kleine Entscheidung führt eine wichtigere mit sich. Das weite, offene Land lädt etwas zum erholen ein bevor eine Reihe von Bergen wartet. Der Wind blässt, Bauchkrämpfe. Die Hände auf die Knie, den Kopf nach vorne. Ein Fuss vor den anderen pflanzen und das Körpergewicht nach vorne. Und wiederholen.

Green Mountain. Ich halte an. Stoney Pass ist eine Bergstrasse, grüne und steinige Berge teilen sich die

Landschaft. Es geht runter nach Maggie Gulch. Eine einsame Gegend, windig, felsig.Mike Price beobachtet wie ich näherkomme. Er spricht mir gut zu. Zweimal. Als ich komme und gehe. Wenn ich jetzt nicht Letzter bin, dann bin ich nahe dran. Josh & Alex Gordon begrüßen mich als ich Maggie erreiche. Die beiden bringen mir viel Respekt und Freundlichkeit entgegen.Als es zu regnen beginnt. Es ist ein heldenhafter Regen, ein richtiger Cowboy Regen. Nach einer ganzen Zeit renne ich wieder. Es fühlt sich toll an: der Regen, der Lauf, alles. Mark Heapy läuft bei mir. Immer gut für eine nette Unterhaltung. Zum ersten mal am heutigen Tag hole ich jemanden ein. Jean-Jacque und ich laufen zusammen und diskutieren über sein Hoffnungen und Träume. Er ist 70 Jahre alt und ist in verdammt guter Form. Ich geniesse seine Gegenwart, wir laufen im Schatten der Regenwolken und dem Lebensgebenden Regen.

Der grosse zweite Teil folgt in TRAIL 9.WIE JOE DEN HARDROCK NOCH PACKTE!

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UNDER ARMOURCARTILAGEDer US-Hersteller folgt dem Ruf des Trails und wirft seinen ersten Trailschuh auf den Markt. Im Triathlon bereits erfolgreich, will UA nun im Gelände zu packen.www.underarmour.com

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WAS ERLAUBE TRAIL MAGAzIN? wenn überhaupt, dann höchstens

ein paar tipps zu funktionswäsche oder ein paar neue windjacken.

und jetzt? mode für vor und nach dem sport. klar, wir wollen euch

gut aussehen lassen. es gibt alternativen zu trainingsanzug und

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TRAIL-SCHUHE . WIESO, WARUM,? TEIL 1

FLORIAN SCHÖPFINOV-8

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1. INOV-8 verfolgt erfolgreich das Kon-zept „ein Trail-Schuh kann simpel sein!“. Ist weniger am Fuss also mehr?Das „weniger ist mehr“ ist als Fokussierung zu verste-hen. Wir konzentrieren uns auf die wesentlichen Anfor-derungen, die an einen Trail-Schuh gestellt werden. Inov-8 Schuhe bieten definitiv einen Mehrwert für den Läufer – Sie bieten den besten Grip und geben beste Kontrolle über den Untergrund. Unsere Laufschuhe leisten das was Sie versprechen – sie suggerieren nicht eine Geländetaug-lichkeit - unsere Schuhe sind es.Unsere Schuhe sind demnach nicht simpel sondern ehr-lich.Ein guter Trail-Schuh bietet, unserer Philosophie nach, das Bindeglied zwischen Mensch und Natur. Um die Natur mög-lichst unverfälscht zu erleben braucht es Grip, Flexibi-lität und Trittsicherheit. Ein guter Trail-Schuh wird aber nicht besser wenn man diese Kriterien aufbauscht oder gar falsch interpretiert. Es gilt die Balance zu finden in diesem Dreigestirn.

2. Lernen wir im Gelände wieder unser „natürliches Laufen“?Da bin ich mir ganz sicher. Der Mensch hat seinen Bewe-gungsapparat im Laufe der Evolution ja nicht in der Stadt entwickelt, sondern vielmehr in der Wildnis. Unser Körper hat alles was er braucht um lange und ausdauernd die Welt zu entdecken. Erst die unzähligen „Spielarten“ im Schuh-design haben dazu geführt uns vom „natürlichen Laufen“ zu entfernen. Das Gelände oder der Trail lädt uns ein na-türlich zu Laufen. Wie wir es dort wiedererlernen oder nicht liegt jedoch in den Füssen eines Jeden. Das Potential dazu hat jeder. Natürliches Laufen erfordert eine Anpas-sung des Laufstils. Trails laden dazu ein, sind aber nicht die alleinige Grundlage. Auch hier gilt es die nötige Balan-ce zu finden. Es gilt über Barfusslaufen, Anpassung des Laufstils an die jeweiligen Untergründe und die entspre-chende Laufschuhwahl, die natürlichen Bewegungsabläu-fe die unsere körpereigene Biomechanik vorgibt zu unse-rem Vorteil einzusetzen. Die Anwendung dieser Kenntnis führt dazu, dass unser Bewegungsapparat gefordert wird und dadurch gefördert, er wird gestärkt.

3. Kurz erklärt. Was unterscheidet ei-nen Trail-Schuh von einem Strassen-laufschuh?Ich komme gerne wieder auf das „Dreigestirn“ zurück.

- Ein Trail-Schuh braucht Grip, immer und überall. - Ein Trailschuh sollte möglichst Flexibel sein, um das Le-sen des Untergrunds zu ermöglichen. Wir laufen ja nicht von A nach B sondern kreuz und quer. Es gilt zu Spüren was unter unseren Füßen passiert, um entsprechend reagie-ren zu können.- Ein Trailschuh sollte Trittsicherheit vermitteln. Dies kann nur erreicht werden, wenn der Fuss möglichst nah am Untergrund ist. Der „High-Heel-Effekt“ sollte mini-miert werden, eine möglichst geringe Fersensprengung ist hier erstrebenswert. Erreicht wird dies indem u.a. be-dingt durch die natürliche Dämpfung des Untergrundes, mit weniger Dämpfung als bei einem Straßenschuh gear-beitet werden kann. 4. Es gibt mittlerweile sehr leichte Trail-Schuhe, weit unter 300 Gramm. Gibt es noch Potential nach unten und macht das Sinn?Es gibt noch viel Potential nach unten. Vor allem bei Wett-kampf-Schuhen. Ob es Sinn macht? Für den Wettkampf auf jeden Fall. Jedes Gramm zählt. Für den „Alltag“ ebenfalls auch. Bei allen Sportarten ist die Gewichtsersparnis an rotierenden Massen das oberste Ziel. Beim Laufen also an den Beinen, explizit an den Füssen. Man geht davon aus, dass eine Gewichtsersparnis von 100 Gramm am Fuss bei gleichem Kraftaufwand eine Zuladung von z.B. 500 Gramm im Rucksack ermöglicht. Jedoch sollte das Gewicht nicht nur im Vordergrund ste-hen. Leichtes Equipment macht nur Spaß wenn es auch funktioniert. Lieber ein paar Gramm mehr und glücklich, als ein paar Gramm zu wenig und Unglücklich. Unsere Schu-he funktionieren und sind zudem auch noch sehr leicht – das macht dann auch Spaß.

5. Ist ein minimalistischer Trail-Schuh für Profis gut und für Einsteiger ein Ri-siko?Minimalistische Trail-Schuhe können für alle ein Segen sein. Ob Profi oder Einsteiger. Für Profis weil sie dem ath-letischen Laufstiel entgegenkommen, da sie sich dem Ath-leten anpassen und nicht umgekehrt. Für Einsteiger sind sie zu empfehlen, da diese die Möglich-keit vor Augen haben einen natürlichen Laufstil zu entwi-ckeln. Wenn Sie diese Möglichkeit nutzen, sehe ich keine Bedenken, eher die Vorteile.Die Umstellung bedeutet für den Läufer der von „Überge-

lieber ein paar Gramm mehr und glücklich, als ein paar Gramm zu wenig und Unglücklich

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dämpft“ auf minimalistisch wechselt, dass er seine Fussmuskula-tur und den Bewegungsapparat richtig „einstellen“ muss – von heut auf morgen geht das natürlich nicht. Durch den gezielten Aufbau und die Stärkung der zuvor weniger benötigten Muskeln und Seh-nen wird der Athlet ganzheitlicher seinen Körper fördern und ihn dadurch besser fordern können. Viele „Übergedämpfte-Läufer“ be-sitzen oft einen festgefahren Laufstil, welcher einer sachten An-passung bedarf. Nehmen sie sich jedoch die Zeit, werden sie damit glücklicher und effektiver ihrem Sport nachgehen können.

6. INOV-8 ist eine englische Firma und konzen-triert sich auf die Bedürfnisse der britischen Läuferschaft. Könnt Ihr mit Eurer Technologie den Rest Europas gewinnen?England ist Europa. Und Trail ist Trail. Ob auf der Insel oder auf dem Kontinent. Alles was abseits der asphaltierten Strecken läuferisch abspielt findet auf Trails statt. Die Briten laufen einfach schon viel länger abseits der Pisten als wir. Das Fell-Running ist dort Natio-nalsport wie hier der Strassenlauf. Somit sind sie uns gedanklich bezüglich Trailrunning um einiges voraus. Es bedarf nur noch eine kurze Zeit und die persönliche praktische Erfahrung seitens der Läuferschaft, um unsere Innovationen zu erkennen und zu adaptie-ren. Dieser Wandel ist im vollen Gange, es ist ja keine neue Lauf-philosophie, sondern eine logische und völlig nachvollziehbare Er-

Ein gesunder Fuss sollte also vorgeben wie und wo es lang geht. Der Fuss soll den

Schuh kontrollieren und nicht umgekehrt!

das Thema wird auch bei straßenschuhen an bedeu-tung verlieren. die verkaufszahlen von stützenden schuhen nehmen kontinuierlich ab, zu recht.

dEr MENSch hat SEiNEN BEWE-guNgSapparat iM lauFE dEr Evo-lutioN ja Nicht iN dEr Stadt ENtWickElt, SoNdErN viElMEhr iN dEr WildNiS

fahrung. Somit ist es mehr eine Kopfsache als eine technologische Frage. Ehrlich gesagt ist jedes Laufen abseits der asphaltierten Straße und der Laufbahn schon Trailrunning.

7. Die Wollmilchsau, der Schuh für Trail und Strasse - Realität oder immer noch Wunschge-danke?Realität nein – Wunschgedanke ja. Es gibt auch keinen triftigen Grund diesen Weg zu gehen. Es gibt wenige Sportarten welche den Weg der „eierlegenden Wollmilchsau“ gehen. Nehmen wir den Rad-sport als Vergleich. Es gibt Rennräder und Mountainbikes. Beides funktioniert gleich gut, in ihrem Einsatzgebiet. Ich kann mit dem Rennrad in die Bergtrails, werde aber wenig Freude haben. Eben-so fühlt sich ein Mountainbike auf der Strasse nicht wirklich direkt an. Es liegt somit am Athleten selber vor dem Lauf abzuwägen welcher Schuh der richtige ist. Es gibt ja auch bei uns die RocLite Serie. Wel-

che ein großes Einsatzgebiet aufweist. Und Passagen auf der Stras-se sehr gut meistert. Jedoch steht der Trail im Fokus. Und dies ist unser Terrain – hier geben wir den Ton an.

8. Was ist denn die Gefahr, wenn der Schuh dem Fuss zu viel vorgeben will?Ein Schuh der „vorgibt“ birgt etliche Gefahren. Jeder Fuss ist indivi-duell. Es gibt keinen Standard. Korrekturen sollten somit nicht pri-mär vom Schuh übernommen werden, sondern von einem Fachmann, sprich Sportmediziner, Lauflabor oder Orthopädietechniker. Si-cherlich gibt es einen Anteil von Läufern welche „Support“ seitens des Schuhs benötigen. Aber die Mehrheit der Läufer wird auf län-gere Sicht mit flexiblen Schuhen glücklicher werden. Wir verfolgen den Ansatz dass wir den Fussapparat als geniales biomechanisches Meisterwerk sehen, den es gilt in seinen Funktionen zu unterstüt-zen! Andere sehen Defizite im Fuss und wollen diese kompensieren – Die Masse der Läuferschaft hat jedoch keine Probleme und sollte, wie schon gesagt, ihren Bewegungsapparat fördern anstatt ihn „in Watte“ zu packenWir gehen eher den Weg Schuhe so zu konstruieren, dass sie sich dem Träger anpassen, ohne ein schwammiges Laufgefühl zu ver-mitteln. Ein gesunder Fuss sollte also vorgeben wie und wo es lang geht. Der Fuss soll den Schuh kontrollieren und nicht umgekehrt!

9. Überpronierer, Supinierer...bei Strassen-schuhen ein grosses Thema. Bei Trail-Schu-hen hört man da eher wenig...Das Thema wird auch bei Straßenschuhen an Bedeutung verlieren. Die Verkaufszahlen von stützenden Schuhen nehmen kontinuier-lich ab, zu Recht. Im Trailbereich sehen viele Hersteller Ihre Chance wieder in die Realität des Marktes zurück zu kehren ohne den End-verbraucher zu irritieren. Der Weg des Straßenschuhs ist gezeich-net von Irrwegen und Fehlinterpretationen. Schaut man sich die historischen Modelle an, so gab es die wildesten Entwürfe. Die bis-herige Haltung, dass vermeintliche Defizite im Fuss einiger Läu-fer auf die Läufermasse übertragen wurde, kippt immer mehr, da sie nicht haltbar ist. Im Hinblick darauf wird sich in Zukunft eini-ges verändern. Ich Denke zum Wohle der Läufer. Zudem wird das ganzheitliche Training weiter an Bedeutung gewinnen und Athle-ten werden vermehrt lernen, sich intensiver um Ihre Körperbalan-ce zu bemühen. Dies wird zur Folge haben, dass vor allem ambitio-

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nierte Athleten diesen „Support“ immer weniger brauchen werden – und nicht nur die, denn die Masse aller Läufer kämpft eben nicht mit Defiziten ihrer Füsse, sondern hat voll funktionsfähige Füs-se, die nicht mit Schuhen Laufen sollten, die von einem Defizit der menschlichen Fussmechanik ausgehen. Dies gilt natürlich auf dem Trail wie auf der Strasse.

10. Was findest du besser: Schuhe die innen nass werden dürfen und schnell trocknen oder Schuhe die mit Hilfe einer Membran das von Anfang an verhindern möchten?Beide Varianten haben Ihre Vorteile.Schuhe ohne Membrane werden zwar Nass, trocknen aber sehr schnell wieder. Dies kann sich bei einigen Modellen binnen einer Stunde Abspielen. Zudem werden sie immer leichter sein als Schuhe mit Membrane. Wenn also Gewicht, Atmungsaktivität und brachia-ler Einsatz im Mittelpunkt stehen sind sie die Wahl. Schuhe mit Membrane halten die Nässe von Unten ab. Somit sind sie in Verbindung mit Gaiters (Gamaschen) mehr als sinnvoll für Läufe auf feuchten Wiesen, Matsch oder Schnee. Es sollten beim Tragen jedoch einige Details beachtet werden um Ihre Vorteile voll aus-zuschöpfen. Es ist darauf zu achten das möglichst wenig Wasser in den Schuh eindringt, da die Membranfunktion dann nachlässt. Wenn also gleichmäßiges Klima, Komfort und Alltagstauglichkeit im Mittelpunkt stehen sind sie die erste Wahl. Bei unseren Goretex Modellen kann man unsere Philosophie auch daran erkennen, dass wir durch die Konstruktion unserer Model-le, die Membran in ihrer funktionsweise gänzlich verstanden ha-ben – Wasserdicht und atmungsaktiv! Desto weniger die Memb-ran „durchschossen“ (Nähte) wird, desto weniger muss „abgetapt“ werden. Die Atmungsaktivität wird weiter gewährleistet! Andere Schuhhersteller haben sehr wenige Flächen am Schuh die neben der Dichtigkeit auch die Funktion Atmung ermöglichen weil sehr viele Applikationen die Membran „abdecken“ – Wasserdicht sind sie dann aber nicht unbedingt Atmungsaktiv.Ich persönlich benutze beide Varianten sehr gerne. Tendenziell si-cherlich unter Einbezug der Regel: Je intensiver die Belastung, je atmungsaktiver sollte der Schuh sein. Die jahreszeitliche und die geographischen Situationen sind ebenfalls teil meiner Überlegung zur Auswahl des geeigneten Modells. Unsere Membran Modelle bie-ten diese doppelte Funktion. Wir arbeiten hierzu sehr eng mit Gore zusammen. Eine Anmerkung noch zur Membran: Bei feinem Staub verhindert die Membran auch das Eindringen von selbigem - auch das kann Kriterium zur Wahl eines Membran Modells sein.

11. Man hört sehr viel von „viel und engem Kon-takt zum Untergrund“. Schließt das Eigen-schaften wie Schutz und Dämpfung katego-risch aus?Nein, ganz im Gegenteil. Schutz erreicht der Athlet durch Trittsi-cherheit und vorausschauendes Laufen. Natürlich muss der Schuh Schutz bieten, aber im sinnvollem Rahmen. Aber wie bei allen Sport-arten schützt sich der Sportler am besten selbst, durch voraus-schauendes Ausüben seines Sports. Bezüglich der Dämpfung sollte jeder wissen was er braucht oder sich beim spezialisiertem Fachhandel fundiert beraten lassen.Im Zweifelsfall eher mehr als zuwenig. Nutzt ein Läufer sein Bewe-gungsapparat vom Fussgewölbe bis zum Scheitel voll aus wird er mit weniger Dämpfung bestens klar kommen, auch auf langen Dis-tanzen. Wir bieten jedoch auch Modelle an, welche ein plus an Dämp-fung bieten. Wir achten aber immer darauf den Fuss so nah wie mög-lich am Boden zu halten. Zudem wollen wir, dass die Läufer ihren „Fussapparat“ trainieren – durch sinnvolles Fordern der Musku-latur wird eine Stärkung erreicht, die der natürlichen Bewegungs-form entspricht – Stärkung und Kontrolle des Fusses bringen dem Läufer eine präventiven Schutz der Gesundheit.

12. Könnte der Trailschuh in 5 Jahren ganz an-ders sein als heute? Es hat sich in den letzten 5 Jahren sehr viel getan, und das wird auch in den folgenden 5 Jahren nicht viel anders sein. Inov-8 hat hier sehr viel geleistet, dafür bekommen wir sehr viel Anerkennung. Vor 5 Jahren begann unsere Erfolgsgeschichte und aufgrund unse-res Know-hows, Antriebs und der Nähe zum Laufsport aller betei-ligten sind wir sehr gut aufgestellt den Markt mit unseren Spitzen-produkten zu bedienen.

Ich habe das Gefühl, dass wir kaum Quantensprünge erwarten dür-fen, dazu haben wir bereits sehr viel beigetragen. Ein Schuh wird immer ein Schuh bleiben, es gilt diesen den Anforderungen gerecht zu konstruieren. Wir machen Werkzeuge für den Laufsport! Es wird sich sehr viel im Bereich der Materialwahl verändern, ökologisch wie technisch. Somit wird es spannend bleiben – inov-8 wird wei-terhin mit dem gewohnten hohen biomechanischen Anspruch entwi-ckeln und mit Topprodukten den Markt bereichern.

ein schuh der „vorgibt“ birgt etliche Gefahren. Jeder fuss ist individuell. es gibt keinen standart

teil 2 folgt in trail 9 ab oKtoBer!

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8ABENTEUER DIE MAN ERLAUFEN HABEN MUSS...TEIL 1.

Laufen ist vielseitig. Um Spaß daran zu haben braucht man manchmal eine Startnummer am Trikot und manchmal unbedingt nicht. Wir zeigen euch im ersten Teil, acht Abenteuer die man un-bedingt mal unter die Füße nehmen sollte.

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NAVIGIEREN, SICH ORIENTIEREN, IN VOLLER AUTONOMIE

“Leute, nehmt Wasser mit! Die Farmer sagen mir, es hat viel geregnet in den letzten Wochen, Ihr solltet also hier und da Wasser finden können, aber es wird sehr heiss auf dem Grat! Nehmt lieber Viel Wasser mit. Es sollte Wasser geben bei Snowdon und Avoca.....”Adrian Saffys Race Briefing vor meinem ersten Skyrun endet mit den Worten “..was auch immer Ihr tut, steigt nicht auf der Linken Seite vom Grat ab! Wenn Ihr Euch verlauft, verlauft Euch lieber Richtung Süden, dann haben wir wenigstens eine Chance, Euch zu finden...” Minimalistisch, ohne Zelte voller Getränke und Essensauswahl alle halbe Stunde. Keine roten Flatterbänder markieren die Strecke. Nur eine blasse Karte von zwei DIN A 4 Seiten zeigt einigermassen die 100 Kilometer lange Strecke quer duch die Südafrikanische Wildnis. Die ursprünglichste Art des Trailrunning findet man eigentlich auch nur in den etwas “ursprünglicheren” Ländern.Bei uns im durchzivilisierten Europa traut sich kein Veranstalter, seine Läufer völlig sich selbst zu überlassen, und er würde wahrscheinlich auch Mühe haben, ein anständiges Feld auf die Beine zu stellen.Aber wer das einmal durchgemacht

hat und heil durchgekommen ist, der will es immer wieder : völlig autonom sich der Natur, der Strecke und sich selber stellen. Ohne fremde Hilfe. Die Nächte in völlig unbekanntem Terrain durchlaufen, Wege finden, sich durch’s Dickicht kämpfen, die Höhenlinien auf der alten Militärkarte mit den Geländebegebenheiten vergleichen und selber entscheiden – ist der Weg über den Berg schneller als der um den Berg?Zur körperlichen Komponente kommt hier noch eine mentale hinzu, die eine echte Bereicherung darstellt. Jedes Verlaufen und Umherirren ist eine lehrreiche Erfahrung, und ein perfekt umsteuertes Sumpfgebiet, der erfolgreich auf kürzestem Weg erreichte Grat, stellen alle kleine Zwischenziele dar.Aber man muss gar nicht um die Welt fliegen, es genügt, sich einmal auf die weniger benutzten Pfade zu begeben, Trails zu laufen, die man noch nicht kennt, In den Wald auf der anderen Seite der Stadt fahren... Navigation geht auch im Kleinen, und wer sich einmal mit Karte und Kompass in fremde Welten aufgemachthat, wird schnell auf den Geschmack kommen.

GIPFEL STÜRMENDer Ausblick ist Belohnung genug. Das Wissen den höchsten Punkt im Umkreis zu erkämpfen ist Futter für den Kopf und lässt die letzten 150 Höhenmeter fast angenehm erscheinen. Wir Trail-Runner haben doch die Gene der Bergsteiger und den Soul der Wellenreiter...ganz dort oben ist das Ziel - das ist einfach nur logisch und wenn die Natur das Ende eines Laufes vorgibt ist das vom inneren Gefühl her richtig. Ach so, du musst dann wieder runter. Das sollte jetzt mindestens genau so viel Spaß machen wie die Laktatproduktion berghoch. 1

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DEN GR20 LAUFENKilian Jornets Streckenrekord zu brechen dürfte kaum möglich sein. Er benötigte für den Kultweg auf Korsika nur 36 Stunden. Der GR 20 führt als alpiner Bergwanderweg in leicht südöstlicher Richtung über etwa 180 km quer über die Insel. Die viertgrösste Mittelmeerinsel ist ein Naturwunder. Es scheint als würden die Alpen direkt dem Meer entsteigen. Der GR20 folgt bei der Inselquerung dem Verlauf des Hauptgebirgskammes und ist unter anderem durch den korsischen Nationalpark geführt. Er folgt dem großen Bergrücken und führt seine Eroberer bis auf 2.400 m Höhe hinauf. Also, was die Wanderer in 10 Tagen können müsste für einen Läufer doch in der halben Zeit möglich sein. Der Juni wäre für dieses Laufabenteuer der beste Monat. Alle Hütten bieten Schlafmöglichkeiten und ausreichend Lebensmittel.Wer die 36 Stunden dennoch unterbietet - Jornet wird euch nicht böse sein. Allerdings wäre ihm ein Gegenangriff zuzutrauen.

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DEN UTMB LAUFEN, HELD WERDEN!

Wer Ende August in den schmucken Touristenort Chamonix fährt muss sich seiner Sache sehr, sehr sicher sein. Der Ultra Trail du Mont Blanc ist ein Laufabenteuer der Superlative. Auf 163 Kilometer gilt es knapp 10.000 Meter an Höhe zu bewältigen. Die 2.000 Starter umlaufen das Mont Blanc Massiv und überschreiten dabei Grenzen. In einem Zeitlimit von 46 Stunden betreten die Trailläufer französischen, schweizerischen und italienischen Boden und überqueren sechs größere Bergpässe.Das Rennen verläuft zu weiten Teilen auf der Wanderroute Tour du Mont Blanc. Die Athleten durchlaufen herrliche Schluchten, Wasserfälle, Gletscher und Naturschutzgebiete.Eindrücke dieses Ultra-Trail Monuments begleiten die Akteure ein Leben lang. Petru Muntenasu, Teilnehmer 2008 „30 Stunden war ich unterwegs, und ich habe diese Zeit jeden Tag im Kopf. Auch ein Jahr danach muss ich permanent daran denken und dabei lächeln. Es ist unvergleichbar!“

Bei diesem Lauf wächst jeder über sich hinaus, die Freundlichkeit der Zuschauer ist berühmt und berüchtigt. Die Spitze versucht innerhalb eines Tages wieder in das alte Bergstädtchen Chamonix einzulaufen. Der Sieger der 2008er Edition Kilian Jornet blieb sogar unter der 21 Stunden Marke. Wie hart dieser Naturlauf ist zeigt die Erfahrung des Siegers von 2005, Christophe Jaquerode. Bei Les Chapieux, streikten sein Kopf und der Körper. Er wollte aufgeben, doch Freunde überredeten ihn weiterzumachen. Am Ende konnte er gewinnen!Doch wer kann sich an den UTMB heranwagen?Man sollte mehrjährige Erfahrung mit Ultradistanzen haben, sich im Gelände sicher fühlen und schon Monate vor dem Start seriös darauf vorbereiten.

DIE ALPEN ÜBERQUEREN!

Einmal rüber machen. Was die Mountainbiker seit den 90er Jahren machen, können Trailläufer ebenso gut. Wer auf die Frage“Was machst du denn am zweiten September Wochendende?“ antwortet „Ich lauf über die Alpen bis nach Italien“ hat gute Chancen auf verwunderte Blicke.Der Gore-Tex Transalpine Run ist ein ausgewachsener Etappenlauf mit viel Potential zum Heldenepos. Auf sieben Abschnitten werden 230 km zurückgelegt. Doch der Marsch über Felsen und Pässe ist kein Spaß für Einzelgänger. Transalpine bedeutet im Team zu laufen. Nur wer sich perfekt auf seinen Partner einläßt, sich gegenseitig motiviert und hilft wird am Ende erfolgreich sein. Der frühe September serviert dem internationalen Starterfeld Hitze, Regen und Schnee im hochalpinen Gelände. Echten Gefahren setzt man sich jedoch kaum aus. Der Veranstalter schickt einen Vorläufer früh Morgens vor dem eigentlich Start der Etappe auf die Strecke, es gibt Verpflegungspunkte und reichlich Nahrung im Ziel. Die größte Herausforderung scheinen jedoch die mächtigen Anstiege zu sein. 14.000 Höhenmeter gilt es zu bewältigen, der Lohn dafür sind einzigartige Ausblicke und das Gefühl Teil von etwas ganz Besonderem zu sein.

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zU SEINEM GEBURTSORT LAUFENEgal wie glücklich oder unglücklich man mit seinem gegenwärtigen

Lebensmittelpunkt ist, fast jeder hat einen Geburtsort und ein Dorf das er Heimat nennt. Wer dort heute noch wohnt, das Dachgeschoss der Eltern

ausgebaut hat, der muss das hier jetzt nicht lesen. Nehmen wir also an du wohnst heute in München, weil irgendwann mal die Industrie geklopft hat,

eine angesagte Agentur, Kanzlei ein unschlagbares Angebot direkt nach dem Studium. Deine Wurzeln sind aber in Freiburg. Besser noch in Emmendingen.

Authentischer, weil knapp danaben.Du musst also einmal von München nach Emmendingen laufen. Egal wie. Du

hast freie Etappenwahl. Es gäbe sogar etliche alternative Routen. Bodensee, Schweiz oder Stuttgart, Karlsruhe. Auf welcher Strecke die schöneren Trails liegen weisst du dann nach 5 Tagen, wenn dich deine Eltern und Tante Gabi in Empfang nehmen. Frau und Kinder sind längst da und mussten am Ortsschild

eine Willkommensschild aufstellen, das durch Regen aufgeweicht und kurz vor deiner Ankunft gestohlen wurde.

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DURCH DIE SAHARA LAUFEN

In einer Wüste zu existieren erscheint den meisten als unmöglich. Mit einer Wüste wird eben nur selten der Begriff Leben verbunden. Vor 25 Jahren hat der französische Fotograf Patrick Bauer der größten Steinwüste, der Sahara, dann buntes Leben eingehaucht. Der MDS war geboren und hat bis heute einem internationalen Starterfeld die Eigenheiten von Hitze, Sonne und Sand näher gebracht. Die jährlich fast 800 Teilnehmer legen 230 km in 5 Etappen zurück. Das grosse Handicap: die Läufer tragen alles bei sich was sie für diese Woche benötigen. Lediglich Wasser wird gestellt. Mit bis zu 17 kg Gewicht auf dem Rücken laufen die Wüstenfüchse durch tiefen Sand, ausgetrocknete Seen und karge Steinlandschaften. Diese Aprilwoche in Marokko verändert die Läufer, verbindet Ängste und Freude und lässt die Teilnehmer im Biwak zusammenrücken. Das Motto des MDS ist „Abenteuer ohne Trauma“. In jedem Fall ist der MDS die beste und erste Gelegenheit die Faszination des Wüstenlaufs kennenzulernen ohne dabei ein großes Risiko einzugehen.

KARTE, DARTPFEIL, UND LOS.

Landkreiskarten sind toll. Sie führen ihr Dasein an den Wänden von Hobbykellern oder liegen zusammengefaltet in Bücherregalen zwischen einer Brad Pitt Biografie und dem evangelischen Kinderlieder Buch. Unser Tipp: Karte mal wieder rausziehen, Augen zu und einen Dartpfeil werfen. Der Treffer könnte ein Zielort sein der einen langen, kurzen aber ganz bestimmt ungewöhnlichen Lauf verspricht.

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Herausgeber & Art Direction / LayoutDenis Wischniewski

Mitarbeiter dieser Ausgabe

Stephan RepkeJulia BöttgerThomas ReissMaik GüntherIris CooperJoe PrusaitisAnna HughesCecile VanierDominik Stoll

Fotos

Daniel SimonStephan Repke

Coverfoto: Red Bull Photofiles

VORSCHAU TRAIL NUMMER 9

ultra trail du mont blanc . der grosse reporttransalpine wir schauen über die alpen drüber

Joey Kelly diesmal aber sicher. alles über den promiläufer

warme herbst und wintersachen

AB OKTOBER 2009

Ryan CrearyLarry GassanTeam Swiss MissSalomonNew BalanceAnna Hughes

Cecile VanierJoe PrusaitisManuel SchöpfDomink StollMaik GüntherJean-Marie Gueye

Alle Links in dieser Ausgabe

WWW.DANIELSIMON.DEWWW.SALOMONRUNNING.COM/DEWWW.ASICS.DEWWW.SCOTT-SPORTS.COM/DE_DE/CATEGORY/7483/RUNNINGWWW.SKINS.NETWWW.RACELITE.DEWWW.FILMUNPASSODOPOLALTRO.BLOGSPOT.COM/WWW.NEWBALANCE.DEWWW.INOV-8.COM/HOME.ASP?L=5WWW.NIKE.COM/NIKEACG/WWW.GRIPMASTERTRAILS.COMWWW.RACELITE.DEWWW.MYVITARGO.DEWWWW.TRAILRUN-WORLDMASTER.COMWWW.GORE-TEX.COMWWW.TRANSALPINE-RUN.COMWWW.THOMASREISS.COMWWW.RACINGTHEPLANET.COMWWW.LARRYGASSAN.COMWWW.CHIEMGAUER100.DEWWW.TOURDETIROL.COMWWW.TRAILVSB.COMWWW.SWISSALPINE.COMWWW.RACINGTHEPLANET.COMWWW.LEYKAMVERLAG.ATWWW.FALKE.COMWWW.WOERTHERSEE-TRAIL.COM/DEWWW.ULTRA-SPORTS.DEWWW.REDBULLXALPS.COMWWW.DARBAROUD.COMWWW.RYANCREARY.COMWWW.HARDROCK100.COMWWW.TEJASTRAILS.COMWWW.NORRONA.COMWWW.MIZUNO.EUWWW.UNDERARMOUR.COMWWW.VASQUE.COMWWW.ORAGE.COMWWW.PEAKPERFORMANCE.COMWWW.MALOJA.DEWWW.BLURRSTUFF.COMWWW.SUGOI.COMWWW.X-BIONIC.COM

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Page 108: TRAIL Magazin Ausgabe 8

TEXT UND FOTOS VON DOMINIK STOLL

Page 109: TRAIL Magazin Ausgabe 8

DER LEBENSRETTERJUAN DE FUCA TRAIL

Einer der gefürchteten Südoststürme peitschte der Besatzung der William

Tell den kalten Regen mit über 30 Knoten ins Gesicht. Aus voller Kehle

brüllte der Kapitän seiner Mannschaft Befehle zu, um sein Segelschiff unter

Kontrolle zu behalten.

TEXT und FOTOS von Dominik Stoll

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Running with the West Coast SpiritsEiner der gefürchteten Südoststürme peitschte der Besatzung der William Tell den kalten Regen mit über 30 Knoten ins Gesicht. Aus voller Kehle brüll-te der Kapitän seiner Mannschaft Befehle zu, um sein Segelschiff unter Kon-trolle zu behalten. Doch an diesem dunklen, nassen Dezembertag anno 1865 kam die William Tell nicht gegen den Sturm an. Sie prallte gegen die Felsen vor Vancouver Island und sank mit der ganzen Ladung auf den Grund des Pa-zifiks. Glücklicherweise konnte sich die gesamte Besatzung an Land retten. Ein kleiner Pfad führte die Matrosen der wilden Westküste von Vancouver Is-land entlang bis nach Port of San Juan (heutiges Port Renfrew). Die William Tell ist nicht das enzige Wrack auf dem Grund der Juan de Fu-ca-Meerenge. Mehr als 450 Schiffe fielen den gefährlichen Gewässern zwi-schen Vancouver Island (Kanada) und Olympic Peninsula (USA) zum Opfer. Kein Wunder wurde dieser Meerenge Friedhof des Pazifiks genannt. Ende des 19. Jahrhunderts hat sich die kanadische Regierung entschieden, die schon von Indianern benutzten Pfade, welche später für den Unterhalt der Tele-graphenleitung benutzt wurden, auszubessern und Notunterkünfte für die Schiffbrüchigen zwischen Victoria und Cape Beale (Bamfield) aufzustellen. Ein 75 Kilometer langer Abschnitt dieses damals lebensrettenden Pfades ist heute bekannt als West Coast Trail und gilt als eine der zehn berühmtesten Wanderrouten der Welt. Die südöstliche Fortsetzung des Westcoast Trails ist der etwas weniger bekannte, aber ebenso spektakuläre Juan de Fuca (JDF)-Trail, ein 47 Kilometer langer Wanderweg mit rund 2500 Metern Höhen-unterschied – ein idealer Trainingslauf für jeden Ultratrail Runner. Der inof-fizielle Streckenrekord für den JDF Trail liegt bei 6,5 Stunden. Am 23. Mai um 7 Uhr in der Früh habe ich mich von meiner Familie bei km 0 am

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China Creek (Ostende des Juan de Fuca-Trails, siehe Karte) verabschiedet, ausgerüstet mit zwei Wasserflaschen und einem Rucksack, der mit Essen, Energieriegeln, Faserpelz, Hose und Pulli, Fotoapparat, Wasserdesinfektionstablet-ten, Mineraltabletten, einer Bärenglocke und etwas Ver-bandsmaterial vollgepackt war. Wir hatten vereinbart, dass mich meine Familie mit dem Auto von Botanical Beach (vom Westende) zwischen 15 und 16 Uhr abholt – sofern denn alles nach Plan läuft. Meine zwei größten Bedenken waren: a) Bären und b) meine Fussgelenke. Die Angst vor Bären war nicht ganz unbegründet: Sowohl Garry Robins und sein Rennpartner (siehe Videolink) als auch Chris Tar-ling sind auf ihren Trail-Abenteuern jeweils einem Bären begegnet, treffenderweise am Bear Beach. Vorsichtshal-ber habe ich mir deshalb eine laute Bärenglocke an den Rucksack gehängt, um jegliche Bären und Pumas in Hör-weite zu vertreiben. Der JDF-Trail ist ein gut unterhaltener, markierter Wan-derpfad, der über die gesamte Strecke von 47 Kilometer in verschiedene Schwierigkeitsgrade von mittel bis ziem-lich schwierig eingestuft wird. Der Schwierigkeitsgrad meiner ersten Etappe war mittel, und der Weg führte auf einem etwa ein Meter breiten Pfad durch Schlamm, über weichen Waldboden, Holzstege und eine Hängebrücke zum Mystic Beach. Das sanfte Morgenlicht am Strand hüllte den Pazifik in einen goldbestickten Seidenschleier. Trotzdem

folgte ich dem JDF-Trail schnurstracks dem Strand entlang und dann wieder hoch in den wilden Zedern- und Douglasienwald, links und rechts und hoch und runter. Ich war in Gedanken so sehr mit Bären beschäftigt, dass ich schon nach einer Stunde (6 km) eine Wurzel übersah und der Länge nach auf den Waldboden aufschlug –die Wasserflasche flog die Böschung hinunter, und das Fuss-gelenk war leicht verstaucht, jedoch ohne ernsthafte Verletzung. Nur noch zwei Kilometer bis Bear Beach! Mit

WEICHER WALDBODEN, holsTeGe Und häneGbrücken

Hängebrücke über den Sombrio River.

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jedem Schritt raste mein Herz schneller. Als ich dann unten am Bear Beach ankam, erblickte ich zu meiner grossen Erleichterung keine Bären, sondern zwei Wande-rer. Der Strand war übersät mit großen Steinen – an ein schnelle Fortbewegungsart zu Fuß war bei dem Gelände gar nicht zu denken. Deshalb gesellte ich mich noch so gerne zu den zwei Kanadiern und hüpfte mit ihnen von Stein zu Stein bis an das an-dere Strandende. Kaum war ich wieder alleine auf dem Waldpfad unterwegs, sah ich frische Spuren des Bear Beach-Bären: dampfenden Bärenkot. Etwas erleichtert en-fernte ich mich von diesem berühmt-berüchtigten Strand und konzentrierte mich auf den schwierigsten Teil des JDF-Trails: Die Herausforderung besteht im Höhen-unterschied und der Steilheit des Geländes. Je höher mich der Weg führte, desto spektakulärer war die Aussicht auf das Meer, und ich musste meinen Läuferehrgeiz immer wieder etwas bremsen, um die atemberaubenden Szenerien photographisch festzuhalten. Einmal mehr schlängelte sich der Weg teils durch das Dickicht von Shallon-Scheinbeerensträuchern, teils durch knöcheltiefen Schlamm, über Steine oder kleine Holzstege. Nach 3,5 Stunden auf einem meiner schönsten Trail-Läufe, nachdem ich schon 20 Kilometer in den Beinen und noch drei weitere leichte Verstauchungen hatte, er-reichte ich Chin Beach und wurde mit einer problemlosen Strandüberquerung bei Ebbe belohnt. Das nächste Ziel war die Hängebrücke über den Loss Creek. Von dort ging es dann einmal mehr berghoch, jedoch landeinwärts, vorübergehend ohne die lockende Aussicht. Auf diesen Anstiegen fingen die Schmerzen und Schwellungen in meinen verletzten Fussgelenken an, und ich wusste, dass es vernünftiger wäre, den Lauf abzubrechen. Obschon etwas enttäuscht, habe ich die nächsten zehn Kilome-ter bis zur nächsten Ausstiegsmöglichkeit, Sombrio Beach, auf das Vollste ausge-kostet und wurde bei meiner Ankunft von einer Grauwalkuh und ihrem Kalb begrüßt. Nach 5,5 Stunden und 30 Kilometer musste ich mich mit einem lachenden und einem tränenden Auge vom JDF-Trail verabschieden und die letzten 17 Kilometer auf ein anderes Mal verschieben.

Anfahrt: Von Vancouver (Tsawassen) mit der Fähre nach Vicotria (Schwarzbay). Dann Highway 17 zur Highway 14 durch Jordan River in Richtung Port Renfrew.

Unterkunft: French Beach oder China Beach Campsite, oder Hotels und B&Bs in Port Renfrew (http://port-renfrew.travel.bc.ca/accommodations/)Logistic (Was meinst du mit Logistic?): Taxi von Port Renfrew oder Autostopp.

Karten: http://www.env.gov.bc.ca/bcparks/explore/parkpgs/juan_de_fuca/jdf_map.pdf

Bücher: http://www.genio.net/pallas/

Video: http://garyrobbins.blogspot.com/2009/05/juan-de-fuca-video-which-i-am-very.htmlKneeknacker: http://www.kneeknacker.com/race-info-course/

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KEINE BäREN,nUr ZWei Wanderer!

Mystic Beach: Eindruck von der Atmo-sphäre an der kanadischen Westküste.

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Anzeige_trail 23.06.2009 10:41 Uhr Seite 1