The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 –...

10
Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Das komplette Material finden Sie hier: © Copyright school-scout.de / e-learning-academy AG – Urheberrechtshinweis Alle Inhalte dieser Material-Vorschau sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei school-scout.de / e- learning-academy AG. Wer diese Vorschauseiten unerlaubt kopiert oder verbreitet, macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar. The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an historic economic meltdown School-Scout.de

Transcript of The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 –...

Page 1: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form

Auszug aus:

Das komplette Material finden Sie hier:

© Copyright school-scout.de / e-learning-academy AG – UrheberrechtshinweisAlle Inhalte dieser Material-Vorschau sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei school-scout.de / e-

learning-academy AG. Wer diese Vorschauseiten unerlaubt kopiert oder verbreitet, macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar.

The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of anhistoric economic meltdown

School-Scout.de

Page 2: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

© R

AABE

202

0

II.G.8

The Other Side of Modernity

The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown

Dr. Henning Kulbarsch

Die Weltwirtschaftskrise von 1929 hat Regierungen ins Wanken gebracht und Gesellschaften zerrüttet. Die

in englischsprachigen Ländern als „Great Depression“ bezeichnete Wirtschaftskrise von 1929 hatte globale

Auswirkungen. Sie trug zum Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland, zur Abschaffung der Demo-

kratie in vielen europäischen Ländern und zu einem weltweiten Wandel in Wirtschaft, Handel, Gesellschaft

und Kultur bei. Die Weltwirtschaftskrise gilt als ein Meilenstein auf dem Weg in den Zweiten Weltkrieg.

KOMPETENZPROFIL

Klassenstufe: 10 (G8), 9–11 (G9)

Dauer: ca. 10 Unterrichtsstunden

Kompetenzen: Grundlagen der Konjunktur verstehen; den ‚Schwarzen Freitag“ und sei-

ne unmittelbaren Folgen beschreiben; Auswirkungen der Krise auf ver-

schiedene Staaten (Schwerpunkt: Deutschland und USA) erläutern und

beurteilen; gesellschaftliche, politische und kulturelle Folgen der Krise

nachvollziehen; einen historischen Vergleich mit den Krisen von 2008

und 2020 ziehen

Thematische Bereiche: Wirtschaft; (Welt-)Wirtschaftskrisen; globale ökonomische Zusammen-

hänge; Verknüpfung zwischen Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik

Medien: Texte, Statistiken, Schaubilder, Gedichte, Gemälde

Bild

: Wik

imed

ia C

omm

ons

/ Pub

lic d

omai

n

Page 3: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

2 von 48 II.G The Other Side of Modernity Beitrag 8 The Great Depression of 1929

52 RAAbits Bilingual Geschichte August 2020

© R

AABE

202

0

Fachliche Hinweise

Sie gilt als die größte und bedeutendste aller Wirtschaftskrisen, wird oft als „Große Depression“ ein-

geschätzt und dient seither als häufig genutzter Referenzpunkt in öffentlichen Debatten über spätere

Wirtschaftskrisen: die Weltwirtschaftskrise von 1929. In den Lehrplänen und Kerncurricula des Faches

Geschichte nimmt sie daher zu Recht einen angemessenen Raum ein. Da die Krise von 1929 in den

USA ihren Anfang nahm, bietet die Erarbeitung der Wirtschaftskrise im Rahmen des bilingualen Ge-

schichtsunterrichts auch besondere Möglichkeiten, insbesondere die Analyse von englischsprachigen

Originalquellen im Zusammenhang mit dem „Schwarzen Freitag“, der „Great Depression“ und dem

„New Deal“ des neugewählten US-Präsidenten Franklin Roosevelt.

Wichtige Begriffe rund um Wirtschaft und Wirtschaftskrisen

Da die Geschichte der Weltwirtschaftskrise von 1929 zum Bereich der Wirtschaftsgeschichte gehört

und ökonomische Fachbegriffe im Geschichtsunterricht nur relativ selten eine Rolle spielen, sollen hier

zunächst einige wichtige Kernbegriffe definiert und erläutert werden:

Arbeitsmarkt = Eine Form des Marktes, auf dem das Arbeitsangebot seitens der Privathaushalte so-

wie die Arbeitsnachfrage seitens des Staates und der Unternehmen zusammentreffen. Übersteigt die

Nachfrage nach Arbeit das Angebot an Arbeitskräften, steigen für gewöhnlich die Löhne. Übersteigt

hingegen das Arbeitskräfteangebot die Nachfrage, sollten die Löhne sinken. Umgekehrt hat die Höhe

der Löhne auch Einfluss auf Angebot und Nachfrage. Zudem besteht ein enger Zusammenhang zur

Güternachfrage, also zur Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen. Die Nachfrage nach Arbeit

ist demnach abgeleitet von der effektiven Güternachfrage. Je höher die Nachfrage nach Gütern, desto

höher ist auch die Nachfrage nach Arbeitskräften.

Börse = Ort, an dem Wertpapiere (Aktien, Schuldscheine), Devisen und Waren gehandelt werden.

Dabei ermitteln Börsenmakler das Angebot und die Nachfrage und so auch den Preis bzw. den Börsen-

kurs eines Gutes. Während eines sogenannten „Bullenmarktes“ (auch „Hausse“) steigen viele Aktien-

kurse langanhaltend an. Bei einem sogenannten „Bärenmarkt“ (auch „Baisse“) sinken die Kurse über

längere Zeit. Ein Bären- und ein Bullenmarkt ergeben zusammen einen Börsenzyklus.

Konjunktur = Als Konjunktur bezeichnet man die wirtschaftlichen Schwankungen in der Auslastung

des Produktionspotentials. Preise, Mengen, Angebot und Nachfrage, Zinsen sowie psychologische und

politische Faktoren haben Einfluss auf die Konjunktur. Wichtig ist zudem der Begriff „Konjunkturzyk-

lus“. Dieser beschreibt sich abwechselnde Auf- und Abwärtstrends der Konjunktur.

Konjunkturpolitik = Politische Maßnahmen, um einen konjunkturellen Abschwung auszugleichen. Hie-

runter fallen etwa Steuersenkungen, gezielte staatliche Nachfrage oder Bürokratieabbau.

Rezession = Konjunkturabschwung, der zu einem Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes, also des

Wertes aller gehandelten Güter innerhalb eines Landes, führt. Nach einer herkömmlichen Definition

handelt es sich um eine Rezession, wenn die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im

Vergleich zu den Vorquartalen schrumpft.

Wirtschaftskrise = Allgemeine Krise einer oder mehrerer Volkswirtschaften. In der Regel geht ihr

eine Rezession voraus. Kommt es zu einer jahrelang anhaltenden schweren Rezession und ist kein

neuer Wirtschaftsaufschwung im Rahmen des Konjunkturzyklus abzusehen, spricht man auch von

einer „Depression“ der Volkswirtschaft. Diese Depression kann auch auf die Gesellschaft insgesamt

übergreifen und so auch zu medizinischen Depressionen führen. Ferner sind politische, soziale und

kulturelle Folgen von Wirtschaftskrisen und Depressionen zu beobachten, etwa instabile Regierungen,

gesellschaftliche Polarisierung oder neue Formen kultureller Ausdrücke.

Page 4: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

II.G The Other Side of Modernity Beitrag 8 The Great Depression of 1929 3 von 48

52 RAAbits Bilingual Geschichte August 2020

© R

AABE

202

0

Der „Schwarze Freitag“ und die Weltwirtschaftskrise von 1929

Die Ereignisse, die sich Ende Oktober 1929 an der Börse von New York (Wall Street) abspielten, haben

eine längere Vorgeschichte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918 waren die europäischen Sieger-

mächte bei den USA hoch verschuldet. Das Deutsche Reich wiederum musste Reparationen an die Sie-

germächte zahlen und finanzierte diese zu einem guten Teil ebenfalls bei US-amerikanischen Banken.

Auch der Wiederaufbau der zerstörten Regionen Europas erforderte Kredite aus den USA. Diese einsei-

tige finanzielle Abhängigkeit war ein Jahrzehnt lang kein großes Problem, da die Wirtschaft in den USA

spätestens seit 1922 einen langen Konjunkturaufschwung erlebte. Allerdings wuchsen auch die Er-

wartungen an den weiteren Aufschwung immer stärker. Viele US-Amerikaner versuchten in dieser Zeit,

als Kleinanleger an der Börse an den erwarteten Gewinnen der Firmen zu partizipieren. Ein wahrer

„Börsenboom“, eine langanhaltende Hausse, war die Folge. Doch schon Mitte der 1920er Jahre hätte

das Platzen einer kleineren Spekulationsblase am Immobilienmarkt in Florida Warnung sein können,

dass etwas faul war. Stattdessen wurden immer mehr Aktien gekauft, befeuert durch niedrige Zinssät-

ze der Zentralbank (Federal Reserve) und die Bildung von Investmentbanken, die oft auf Kredit Aktien

kauften. Im Herbst 1929 wurde jedoch immer deutlicher, dass der Wirtschaftsaufschwung überschätzt

worden war. Insbesondere die Konsumgüterindustrie schwächelte und konnte die Erwartungen nicht

erfüllen. Auch in der Landwirtschaft und bei den Großkonzernen gab es Überproduktion. Bald setzte

Panik an der New Yorker Börse ein, wo man um seine Ersparnisse fürchtete und begann, die eigenen

Aktien möglichst zügig zu verkaufen.

Bereits am Montag, dem 21. Oktober 1929, begannen die Kurse an der Wall Street zu fallen. Am Don-

nerstag, dem 24., kam es dann zu einem Kurssturz, der in den USA als „Black Thursday“ und in Europa

aufgrund der Zeitverschiebung als „Schwarzer Freitag“ bezeichnet wurde. Auch am 29. Oktober setzte

sich die Baisse fort und erreichte hier ihren Höhepunkt, ohne jedoch in den nachfolgenden Monaten

gestoppt zu werden. Da die US-Banken in diesen Tagen durch platzende Kredite viel Geld verloren,

sahen sie sich gezwungen, große Teile ihrer kurzfristigen Kredite in Übersee zurückzurufen. Hiervon

war vor allem Europa betroffen. Die Folge war eine allgemeine Geld- und Kreditknappheit beiderseits

des Atlantiks, die nun auch auf die Realwirtschaft übergriff, da viele Unternehmen keine Kredite mehr

von den Banken erhielten. Eine Pleitewelle rollte über den Globus, der Konsum brach weiter ein, die

Firmen entließen Millionen Beschäftigte.

Die weltweiten Auswirkungen der Krise

Die Krise erreichte in den USA 1933 ihren Höhepunkt, als etwa 13 bis 15 Millionen Menschen arbeits-

los waren und das Bruttoinlandsprodukt um rund ein Drittel gefallen war. Die Wirtschaftsleistung in

der Weimarer Republik ging um rund 40 % zurück und es wurden bis zu 6 Millionen Menschen arbeits-

los. Auch die anderen europäischen Staaten wurden hart getroffen: In Großbritannien wurden bis 1932

rund 3,5 Millionen Menschen arbeitslos; auch in Frankreich und weiteren Ländern verloren Millionen

Menschen ihre Arbeit. Außerhalb Europas waren das vergleichsweise stark industrialisierte Japan so-

wie rohstoffexportierende Staaten wie Argentinien und Südafrika besonders hart betroffen. Verschärft

wurde die Krise auch durch einen nun um sich greifenden Protektionismus, also den Versuch seitens

der Staaten, ihre eigenen Volkswirtschaften von den anderen Volkswirtschaften durch Zölle und an-

dere Hemmnisse abzugrenzen, um sie vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Doch durch den er-

lahmenden internationalen Handel stiegen vielerorts aufgrund der nun mangelnden günstigen Güter

aus dem Ausland die Preise, was den Konsum weiter schwinden ließ und die Krise nur verschlimmerte.

Zudem wuchsen gegenseitige Ressentiments und Schuldzuweisungen.

Page 5: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

4 von 48 II.G The Other Side of Modernity Beitrag 8 The Great Depression of 1929

52 RAAbits Bilingual Geschichte August 2020

© R

AABE

202

0

Der „New Deal“ in den USA

Der US-Regierung unter Präsident Herbert Hoover (Republikaner) gelang es nicht, die Krise einzudäm-

men. Insbesondere sah Hoover staatliche Mehrausgaben sowie Eingriffe in die Wirtschaft kritisch und

betonte die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Auch appellierte er oft an den Optimis-

mus seiner Landsleute, was diesen angesichts der sich verschärfenden Lage immer übler aufstieß. Der

bald als mitleidlos geltende Hoover wurde im Jahr 1932 schließlich herausgefordert und abgelöst von

Franklin D. Roosevelt (Demokraten). Roosevelt hatte im Wahlkampf einen „New Deal“ versprochen.

Dieser neue Deal bestand etwa in den von Arbeitsministerin Frances Perkins – der ersten Frau in einem

US-amerikanischen Ministeramt – umgesetzten Arbeitsbeschaffungsprogrammen. Hinzu kamen mehr

Rechte für die Gewerkschaften, Subventionen für die Landwirtschaft, verschärfte Regeln zu Preis- und

Produktionsabsprachen und weitere Maßnahmen. Zudem sollten Lehren aus der Spekulationsblase

und den Bankenfehlern vor der Krise gezogen werden. Daher schuf die Roosevelt-Administration

1933/34 eine Börsen- und Bankenaufsicht und beschloss mit dem Glass-Steagall Banking Act 1933 die

Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken.

Obwohl der New Deal erste Erfolge zeigte – so sank die Zahl der Arbeitslosen in den USA bis 1937 um

rund 40 % –, war er kein voller Erfolg. Ein ursprünglich 1933 verabschiedetes Gesetz zur Neuordnung

der Industrie, der National Industrial Recovery Act, wurde 1935 vom Obersten Gerichtshof für verfas-

sungswidrig erklärt, auch weil er dem Präsidenten zulasten der Bundesstaaten zu große Einflussmög-

lichkeiten auf die Wirtschaft gegeben und die Bildung von Monopolen erleichtert hätte. Vor allem aber

regte sich politische Kritik am New Deal. Auf der einen Seite agierten linke politische Strömungen, die

radikal und populistisch auftraten. Sie forderten Verstaatlichungen und Steuererhöhungen für Reiche.

Auf der anderen Seite kritisierten auch Konservative den New Deal. Sie sahen in ihm das Ende der frei-

en Marktwirtschaft und des „Amerikanischen Traums“, weil er die Befugnisse der Regierung in Wirt-

schaftsfragen ausdehnte. Roosevelt und die Demokraten reagierten darauf nach weiteren Wahlsiegen

im Jahr 1934 mit noch schärferen Reformen. Die als „Second New Deal“ bekanntgewordene zweite

Reformwelle umfasste vor allem das Verbot der Kinderarbeit, eine Altersrente und Arbeitslosenunter-

stützung, eine Ausweitung der Sozialhilfe und Mindestlöhne. Roosevelts triumphale Wiederwahl im

Jahr 1936 konnte jedoch nicht verdecken, dass das Programm des New Deals die Krise nicht endgültig

gelöst hatte. 1938 gab es sogar wieder steigende Arbeitslosenzahlen und eine kurze Rezession. Die

Angriffe der Republikaner wurden nun stärker, sie gewannen in der Zwischenwahl 1938 viele Stimmen.

Auch verlagerte sich die Aufmerksamkeit zunehmend auf die außenpolitischen Großkrisen dieser Zeit

(Chinesisch-Japanischer Krieg, Spanischer Bürgerkrieg, deutsche Expansion in Europa). Endgültig zu

Ende war die Wirtschaftskrise in den USA erst, als die Rüstungsmaßnahmen im Zweiten Weltkrieg zu

Vollbeschäftigung führten.

Die Folgen der Krise für Deutschland

Da wie beschrieben der deutsche Kapitalmarkt stark von den Entwicklungen in den USA abhängig war,

traf die Krise außerhalb der USA zuerst Deutschland, und dies fast zeitgleich. Allerdings gab es auch in

Deutschland Vorzeichen für eine Krise. So sanken seit 1927 viele Aktienkurse und seit 1928 stagnierte

der Konsum. Die Landwirtschaft war schon seit 1928 auf die „Osthilfe“ angewiesen. Sie umfasste

Steuerstundungen, Zollerhöhungen für ausländische Agrarprodukte und Umschuldungen. Infolge des

Ausbruchs der Wirtschaftskrise schrumpfte die deutsche Industrie bis 1932 um 55 %. Die Zahl der

Erwerbslosen stieg auf rund 6 Millionen (1932/33). Als die erst 1927 eingeführte Arbeitslosenversiche-

rung an den Rand ihrer Kräfte kam, zerstritt sich die Regierung über Maßnahmen zu ihrer Rettung. Im

März 1930 endete daher die Große Koalition unter Führung Hermann Müllers (SPD). Sie war die am

längsten amtierende Regierung der Weimarer Republik gewesen. Müllers Nachfolger wurde Heinrich

Brüning (Zentrum), der eine Minderheitsregierung führte.

Page 6: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

II.G The Other Side of Modernity Beitrag 8 The Great Depression of 1929 5 von 48

52 RAAbits Bilingual Geschichte August 2020

© R

AABE

202

0

1931 erfasste die Krise mit voller Wucht die Banken. Ihre Abhängigkeit vom Ausland, der Abfluss von

Krediten in die USA und ihre ungewöhnlichen Geschäftspraktiken brachten sie in existenzielle Nöte.

Viele Kunden räumten ihre Konten leer, wodurch die Banken in Zahlungsschwierigkeiten gerieten. Die

Regierung von Reichskanzler Brüning reagierte mit einer staatlichen Garantie der Einlagen betroffe-

ner Banken, regte Bankenfusionierungen an und stützte Banken mit Staatsgeld. Ansonsten betrieb

Brünings Regierung eine Politik, die als harte Sparpolitik sehr unbeliebt war: Steuererhöhungen, Aus-

gabenkürzungen, Senkung der Tariflöhne und weitere Maßnahmen sollten die Staatskasse entlasten

und den Haushalt ausgleichen. Diese Politik verschärfte die Krise aber nur, weil sie keine Anreize zu

Konsum und Investitionen setzte. Fairerweise muss aber hinzugefügt werden, dass die hohen Repa-

rationszahlungen sowie die bange Erinnerung an die Hyperinflation von 1923 Brünings Kurs ein Stück

weit vorgaben. Sein Handlungsspielraum war zumindest begrenzt, auch wenn das Hoover-Moratorium

1931 zu einem einjährigen Aussetzen der Reparationen führte.

Nach einem Konflikt mit Reichspräsident Paul von Hindenberg trat Brüning am 30. Mai 1932 zurück.

Sein Nachfolger Franz von Papen konnte zwar mittels Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Staatsauf-

trägen die Lage stabilisieren, den Aufstieg der NSDAP unter Adolf Hitler aber ebenso wenig verhindern

wie Kurt von Schleicher, der ab Dezember 1932 für zwei Monate regierte. Viele Deutsche waren er-

nüchtert und hatten den Glauben an die Demokratie verloren. Bei beiden Reichstagswahlen von 1932

gewannen NSDAP und KPD zusammen jeweils die Mehrheit der Stimmen – die Deutschen hatten da-

mit die Demokratie faktisch abgewählt. Die Wirtschaftskrise war somit einer der wesentlichen Gründe

für die Machtübertragung an Hitler, die am 30. Januar 1933 erfolgte.

Historischer Vergleich zu den Krisen von 2008 und 2020

Auch der Weltwirtschaftskrise von 2008 lagen Spekulationsblasen und eine Bankenkrise zugrunde.

Sie wurde allerdings – auch geleitet durch die historischen Erfahrungen der Krise von 1929 – in vielen

Staaten durch Konjunkturmaßnahmen, aktive Industriepolitik und internationale Kooperation relativ

schnell beigelegt. Die im Jahr 2020 ausgebrochene Coronavirus-Pandemie führte ihrerseits zu schwe-

ren ökonomischen Verwerfungen. Erneut sollten Konjunkturpakete Abhilfe schaffen. Doch nicht zu-

letzt da der Grund für die Krise ein völlig anderer ist als 1929 und 2008, ist noch nicht abzusehen,

inwiefern diese Maßnahmen Erfolg haben werden.

Page 7: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

6 von 48 II.G The Other Side of Modernity Beitrag 8 The Great Depression of 1929

52 RAAbits Bilingual Geschichte August 2020

© R

AABE

202

0

Ergänzendes Material

Walter, Rolf: Wirtschaftsgeschichte. Vom Merkantilismus bis zur Gegenwart. Köln/Weimar/Wien:

Böhlau Verlag, 5. Auflage 2011.

Dieses Einführungswerk bietet einen guten Überblick in die Geschichte sowohl der Wirtschaftsthe-

orie wie der Praxis des Wirtschaftens. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf Deutschland.

Pierenkemper, Toni: Wirtschaftsgeschichte. Die Entstehung der modernen Volkswirtschaft. Berlin:

Akademie Verlag, 2009.

Dieses Einführungswerk setzt dagegen den Schwerpunkt auf thematische Einzelaspekte der

Wirtschaftsgeschichte. Krisen wie die von 1929 spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Die Zeit (Hg.): Welt- und Kulturgeschichte. Epochen, Fakten, Hintergründe in 20 Bänden. Bd. 13:

Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit. Hamburg: Zeitverlag Gerd Bucerius, 2006.

Als Teil einer Reihe zur Weltgeschichte stellt dieser Band einen guten Überblick über die Geschichte

der Jahre 1914 bis 1939 dar. Ein Schwerpunkt sind die Wirtschaftskrise und ihre globalen Folgen.

Didaktisch-methodisches Konzept

Das Ziel dieser Reihe ist es, den Lernenden erstens Sachkompetenz zu den Ursachen, dem Verlauf

und den Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929 zu vermitteln. Dabei sollen sie sich auf einem an-

gemessenen Niveau bilingual mit unterschiedlichen Quellentypen wie Reden, Gedichten, Statistiken,

Karikaturen, Texten und Fotografien auseinandersetzen. Auf diese Weise wird zweitens die Metho-

denkompetenz gestärkt, insbesondere in der für das Fach Geschichte so zentralen Textkompetenz

sowie dem ebenso wichtigen Bereich der Quellenkritik und Quelleninterpretation. Bei den geförder-

ten Kompetenzen steht drittens die Urteilskompetenz im Mittelpunkt. Gerade vor dem Hintergrund

der aktuellen ökonomischen Verwerfungen auch in Deutschland durch die Coronavirus-Pandemie ist

die Beurteilung und Bewertung wirtschaftspolitischer Maßnahmen zur Kriseneindämmung besonders

wichtig. So waren etwa der New Deal des US-Präsidenten Roosevelt und die Sparpolitik des deutschen

Reichskanzlers Brüning diametral entgegengesetzte Konzepte, deren zugrundeliegenden Vorstellun-

gen aber bis heute debattiert werden. Für die Lernenden kommt es daher darauf an, im Verlauf der

Reihe Krisenfolgen und Maßnahmen der Krisenbewältigung offen zu diskutieren und dabei auch unter-

schiedliche Meinungen gegeneinander abzuwägen. Die Kombination aus historisch fundiertem Wissen

über Wirtschaftskrisen und der quellenkritischen Arbeit an Text- und anderen Quellen ist dabei eine

sehr gute Grundlage, um die jungen Erwachsenen der Sekundarstufe II auch auf ihren nächsten Le-

bens- und Ausbildungsabschnitt vorzubereiten, der leider in Zeiten großer ökonomischer Anspannun-

gen fällt, welche sich auf die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler negativ auswirken könnten

(fehlende Ausbildungsplätze, geringere Löhne usw.).

Aufbau der Reihe und Hinweise zur Binnendifferenzierung

Die Unterrichtsreihe bietet zudem eine Vielfalt an Methoden und Sozialformen, auch wenn aufgrund

der aktuellen Lage (Abstandsregeln usw.) auf Gruppenarbeiten verzichtet wurde. Die Schüler werden

aber in Einzel-, und Partnerarbeit Aufgaben bearbeiten sowie im Plenum oder digital Diskussionen

führen. Die hier ausgearbeitete Unterrichtseinheit nutzt dabei an geeigneter Stelle die Think-Pair-Sha-

re-Methode des kooperativen und selbstgesteuerten Lernens. Durch Zusatzaufgaben und komplexe-

re Einzelmaterialien wird zudem die Binnendifferenzierung gewährleistet. Zu den Materialien zählen

neben Autorentexten auch Statistiken, kleinere Infoboxen, Reden, Gedichte, Grafiken, Plakate und

Karikaturen. Um die Erarbeitung des Materials auch in dem Fall zu ermöglichen, dass nur digitaler

Unterricht bzw. mobile Schule möglich ist, wurde es so konzipiert, dass es digital verbreitet werden

Page 8: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

II.G The Other Side of Modernity Beitrag 8 The Great Depression of 1929 7 von 48

52 RAAbits Bilingual Geschichte August 2020

© R

AABE

202

0

kann und die Lernenden entweder einzeln oder bei einigen der Materialien auch in digitaler Gemein-

schaftsarbeit arbeiten können

Minimalplan – Wenn wenig Zeit ist

Sollte Ihnen für die Erarbeitung der Reihe weniger Zeit als hier eigentlich vorgesehen zur Verfügung

stehen, kann die Reihe auf ihre wichtigsten Elemente reduziert werden. Da in deutschen Lehrplänen

die deutsche Geschichte nach wie vor die zentrale Rolle spielt, sind die Materialien M 8 bis M 12 si-

cherlich die wichtigsten Teile der Reihe. Es wäre aber ratsam, sie mit den Materialien M 1 und M 2 zu

ergänzen, um die Vorgeschichte und wichtige Begrifflichkeiten zuvor in der Lerngruppe zu behandeln.

Die Materialien M 3 bis M 5 könnten eine solche kürzere Reihe gut abrunden, da sie den Ursprung der

Krise verdeutlichen und mit dem „New Deal“ eine alternative Form der Krisenbewältigung im Vergleich

zur Sparpolitik Brünings präsentieren.

Page 9: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

8 von 48 II.G The Other Side of Modernity Beitrag 8 The Great Depression of 1929

52 RAAbits Bilingual Geschichte August 2020

© R

AABE

202

0

Auf einen Blick

1./2. Stunde

Thema: Allgemeines zur Wirtschaft sowie Vorgeschichte der Krise

M 1 The ups and downs of the economy – How modern economies work

M 2 The background of the Great Depression: From the end of World War One in

1918 until 1929

3./4. Stunde

Thema: Der Beginn der Weltwirtschaftskrise: Die „Great Depression“ in den USA

M 3 “Black Thursday” – The beginning of an epochal crisis

M 4 The USA after “Black Thursday”: From the economic crisis to the “Great

Depression”

M 5 Franklin Roosevelt and the “New Deal”

5./6. Stunde

Thema: Die Weltwirtschaftskrise in Europa

M 6 From the world’s industrial heartland to a bankrupt state? The economic

crisis hits Great Britain

M 7 The late, long crisis: The French economy in the 1930s

7./8. Stunde

Thema: Die Weltwirtschaftskrise in Deutschland

M 8 Germany, the economic crisis and the fall of the most stable of all of

Weimar’s governments

M 9 Heinrich Brüning’s austerity policies, or: how not to fix a broken economy

M 10 Papen, Schleicher, Hitler – Germany’s way to dictatorship

M 11 The everyday life of ordinary Germans during the crisis

M 12 Cultural history of the economic crisis in Germany

9. Stunde

Thema: Die Weltwirtschaftskrise außerhalb Europas und der USA

M 13 Argentina, Japan, South Africa: How the economic crisis of 1929 hit countries

outside the North Atlantic world

Lernerfolgskontrolle

M 14 Does history repeat itself – The economic crises of 1929, 2008 and 2020

Page 10: The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of an ... · The Great Depression of 1929 – Worldwide aspects of an historic economic meltdown Dr. Henning Kulbarsch Die Weltwirtschaftskrise

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form

Auszug aus:

Das komplette Material finden Sie hier:

© Copyright school-scout.de / e-learning-academy AG – UrheberrechtshinweisAlle Inhalte dieser Material-Vorschau sind urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei school-scout.de / e-

learning-academy AG. Wer diese Vorschauseiten unerlaubt kopiert oder verbreitet, macht sich gem. §§ 106 ff UrhG strafbar.

The Great Depression of 1929 - Worldwide aspects of anhistoric economic meltdown

School-Scout.de