Supply Chain Management / Logistik. Vorlesung · "Logistik ist ein System, das zunächst im...

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2019 Andreas Seidel Logistik Grundlagen 1 23.03.2019 Supply Chain Management / Logistik. Vorlesung

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2019

Andreas Seidel

Logistik Grundlagen 1

23.03.2019

Supply Chain Management / Logistik. Vorlesung

Supply Chain Management/Logistik. Vorlesung Studiengang Wirtschaftsingenieur Elektrotechnik

Andreas Seidel | 2018 | [email protected] 1

Inhalt Definitionen und Leitbilder .................................................................................................................... 2

Die klassische Logistikdefinition ...................................................................................................... 2

Logistikleitbilder ................................................................................................................................... 3

Die Logistikdefinition der Bundesvereinigung Logistik (BVL) ................................................. 5

Ein zukünftiges Leitbild ...................................................................................................................... 5

Logistikdefinition in Zahlen .............................................................................................................. 6

Grundbegriffe ............................................................................................................................................ 6

Logistische Kernprozesse – der Begriff „TUL“ .............................................................................. 6

Treiber der Logistikentwicklung ....................................................................................................... 7

Logistik als System ................................................................................................................................... 7

Objekte der Logistik ............................................................................................................................ 7

Logistik als Systemdenken ................................................................................................................. 8

Logistik als offenes System ................................................................................................................ 8

Unterschiedliche Sichtweisen auf Logistik .................................................................................... 9

Logistiksysteme aus Produktsicht ................................................................................................... 9

Differenzierung logistischer Arbeitsfelder .................................................................................. 11

Lizenz ........................................................................................................................................................ 13

Kontakt ..................................................................................................................................................... 13

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Logistikgrundlagen. Teil 1

Definitionen und Leitbilder

Die klassische Logistikdefinition

Logistik ist die Lieferung des richtigen Gutes, in der richtigen Menge, im richtigen Zustand, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für den richtigen Kunden und zu den richtigen Kosten.

Diese Definition folgt Edward Grosvenor Plowman, einem US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler in den frühen 1960er Jahren. Diese Definition hat deshalb zeit übergreifend Gültigkeit, weil sie klare und jeweils operativ spezifizierbare Zieldefinitionen setzt. Sie beschreibt das quantitative und qualitative und damit letztlich jeweils messbare Ergebnis einer wirtschaftlichen Logistikleistung. Der Grad dieser Zielerreichung ist heute elementar Bestand, jedes Logistikdienstleistungsvertrages und wird z.B. durch KPI‘s (Key Performance Indicator) nachgehalten.

Gleichzeitig wird dadurch das dynamische Konzept der Logistik einen Warenfluss zu organisieren deutlich und unterscheidet sich von der statischen Betrachtung, die nur die funktionelle Zuständigkeit isolierter Unternehmensbereiche für ihre jeweilige Funktion zum Gegenstand hat.

Logistik ist eine Querschnittsfunktion innerhalb des Unternehmens, man spricht auch von einer logistischen Kette im Unternehmen (im Unterschied zur Supply Chain, die überwiegend überbetriebliche Aspekte, die Zusammenarbeit unterschiedlicher Unternehmen in mehrstufigen Lieferketten zum Gegenstand hat). Dem liegt eine prozessorientierte Betrachtung zugrunde.

Logistik kombiniert Wissen aus drei unterschiedlichen Fachrichtungen:

Technik (z.B. Lager- und Fördertechnik, incl. Bau, Fahrzeugtechnik)

Informatik

Betriebs- und Volkswirtschaft (z.B. Controlling, Planung, Human Resources, Verkehrswirtschaft aber auch Vertrags- und Wirtschaftsrecht).

Damit ist Logistik in besonderem Umfang auch Gegenstand interdisziplinärer Zusammenarbeit.

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Als Querschnittsfunktion erfordert Logistik systematisches Verständnis über die Funktionen der in der logistischen Kette vernetzten Bereiche.

Logistikleitbilder

Über die eigentliche Logistikdefinition hinaus ist Logistik auch wesentlich von mehr oder weniger klar formulierten von Leitbildern geprägt worden, die dem jeweiligen Stand der konzeptionellen Entwicklung der Disziplin entsprachen.

Logistik als Maschine

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Dieses Leitbild stammt aus den frühen 1990 Jahren als insbesondere Lehrstühle des Maschinenbaus und der Fördertechnik den Bedarf an technischen Lösungen für die innerbetriebliche Logistik (z.B. automatische Hochregallager folgten und einen breiten Stamm an logistisch orientierten Ingenieuren und Wirtschaftsingenieuren ausbildeten. Diese Dominanz führte jedoch zu einer vielfältigen Verkürzung von Problemlösungsansätzen. Der Übergewichtung der mechanisierbaren Funktionen z.B. im Hochregallager stand eine oft risikoreiche Untergewichtung der vor- und nachgelagerten nicht-mechanisierbaren Logistikfunktionen gegenüber. Dies führte in zahlreichen dokumentierten Fällen dazu, dass der gesamte planerische Raum für die eigentliche Maschine beansprucht wurde, Funktionsflächen für Warenbereitstellung in Ein- und Ausgang, oder Verkehrsflächen für zu- oder abtransportierende LKW zu klein geplant wurden, was z.T. von Anfang an zu maßgeblichen Nutzungs-/Produktivitätseinschränkungen führte. Wesentliche Nachteile für hoch-automatisierte Lagermaschinen ergaben sich vor allem auch dadurch, dass die zugrunde gelegte Planungsprämissen einen Status Quo festgeschrieben haben (z.B. das Verhältnis auszulagernder und zu versendender Vollpaletten zu dem Anteil der Ausgangspaletten auf denen unterschiedliche Produkte kommissioniert wurden = Veränderung des Nachfrageverhaltens der Kunden). Umbauten sind selten möglich. Genauso wurden die Anlagen z.T. so speziell ausgelegt, dass eine Drittverwendung unmöglich war. In vielen Fällen wurden Lager auf diese Weise schleichend oder abrupt im Wortsinne wertlos, die Investitionen mussten auf null abgeschrieben werden, oft wurden die Lager stillgelegt ohne später noch mal genutzt zu werden.

Gänzlich an Grenzen stößt das an Maschinen orientierte Denken in überbetrieblichen Logistikkonzepten, weil die Anzahl der im Sinne einer Maschine notwendig eindeutig zu konfigurierenden Input- und Output-Parameter in diesem Denken zu einer Überkomplexität geführt haben. Dem Maschinenmodell und dem Denken der Ingenieure als Entscheider oder Unternehmensberater folgende Entscheidungen haben dagegen zu komplexitätsreduzierenden, unterkomplexen nicht mehr praxisadäquaten Lösungen geführt. Dieses Leitbild hat daher insgesamt an Bedeutung verloren. Obwohl eine aus diesem Denken resultierende, zur Unterkomplexität neigende Praxis immer noch präsent ist.

Logistik steuert und taktet alles Wirtschaften

Dieses – ich nenne es das Omnipotenzleitbild – Leitbild setzt Logistik in den Mittelpunkt des gesamten Wirtschaftssystems und unterordnet sich alle andern Wirtschaftsfunktionen unter. In diesem Zusammenhang sieht man „die neue Führungsrolle der Logistik in der Informationstechnologie“1 und Digitalisierung.

Die Deutungshoheit auf die (ausschließliche) Steuerungskompetenz der Logistik ist nicht mehr funktional, weil sie im Umkehrschluss in der Praxis zu der Einschätzung führt: „alles, was Logistik nicht selbst entwickelt hat, taugt nicht“. Dies führt zu einer Ignoranz gegenüber den Beiträgen anderer Disziplinen zur Steuerung von Unternehmen und

1 Michael ten Hompel, Jakob Rehof, Frauke Heistermann: Logistik und IT als Innovationstreiber für den

Wirtschaftsstandort Deutschland. Die neue Führungsrolle der Logistik in der Informationstechnologie, Bremen 2014

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Unternehmensnetzwerken. Gerade mit Blick auf die Digitalisierung. So ist zwar einerseits Logistik sicherlich Vorreiter für viele Digitalisierungsthemen, doch tatsächlich haben bislang nur ca. 8 % der Unternehmen in Deutschland ein erfolgreich umgesetztes Digitalisierungskonzept2. Tatsächlich klafft hier eine zunehmende Lücke zwischen technisch, theoretisch, wissenschaftlichen Konzepten und der Praxis. Insbesondere bleiben die organisatorischen Anforderungen an die Umsetzung digitaler Transformation aus der Sicht der Logistik unbeantwortet.

Die Logistikdefinition der Bundesvereinigung Logistik (BVL)

Die BVL ist in Deutschland die „höchste Instanz“ der praktischen wie auch wissenschaftlichen Logistik. Hier wurde auch ganz wesentlich an einer Aufwertung des Berufsbildes von Logistikern und der Herausstellung der Erfolgsgeschichte der Disziplin und ihrer führenden Akteure gearbeitet.

Die BVL beschreibt die Logistik als „die ganzheitliche Planung, Steuerung, Koordination, Durchführung und Kontrolle aller unternehmensinternen und unternehmensübergreifenden Informations- und Güterflüsse. Supply Chain Management (SCM), die intelligente Planung und Steuerung von Wertschöpfungsketten, wird synonym verwendet.“3 Und kommt zu der Logistikdefinition:

"Logistik ist ein System, das zunächst im Unternehmen, aber auch unternehmensübergreifend mit Lieferanten und Kunden, eine optimale Versorgung mit Materialien, Informationen, Teilen und Modulen für die Produktion – und auf der anderen Seite natürlich der Märkte bedeutet.“

Auch in diesem Selbstverständnis zeigt sich das Problem der Grenzüberschreitung der eigenen Disziplin. Weder ist Logistik mit Supply Chain Management gleichzusetzen, was in dieser Vorlesung im Abschnitt über Supply Chain Management näher begründet wird, noch kann Logistik in der Unternehmenspraxis nur annähernd behaupten für die ganzheitliche Planung, Steuerung, Koordination, Durchführung und Kontrolle aller unternehmensinternen und unternehmensübergreifenden Informationsflüsse (und dies noch vor den Güterflüssen) verantwortlich zu zeichnen.

Ein zukünftiges Leitbild

Logistik ist eine Wertschaffung, die andere Wertschaffungen miteinander verbindet.

Logistik ist tatsächlich auf einer Stufe mit anderen betrieblichen und überbetrieblichen Prozessen zu sehen. Darüber hinaus wird dem Umstand Rechnung getragen, dass Logistik nicht nur eine Kostenfunktion hat, sondern durch ihre immer komplexeren Aufgaben auch Bestandteil einer übergeordneten Wertschöpfungskette ist. Gerade in der Entwicklung der letzten Jahre – der Betrachtung der Logistik als rein zu minimierende Kostenfunktion – 2 Hermes: Trends im Supply Chain Management. Die 8. Ausgabe des Hermes-Barometers, Hamburg

[2018], www.hermesworld.com/scs

3 BVL: Das ist Logistik. Stand: 12.12.2017, https://www.bvl.de/service/zahlen-daten-fakten/logistikdefinitionen

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haben sich praktisch eine Vielzahl negativer Entwicklungen ergeben, die zukünftig korrigiert werden müssen. An dieser Stelle sei nur auf das Problem der zunehmend prekären Lohn- und Arbeitsdrucksituation im Güterverkehr zu verweisen, wie z.B. die stetig zunehmende Überschreitungen der Lenkzeiten, die zusammen mit einer stetigen Verschlechterung der Verkehrssicherheit bei eingesetzten Fahrzeugen zu massiven Problemen im öffentlichen Verkehr führen, wie z.B. der zunehmenden Anzahl von schweren, durch LKW verursachten Verkehrsunfällen. Tatsächlich müssen wir davon ausgehen, dass die in den vorgenannten Leitbildern aufgeführten Leitbilder im Gegensatz zur logistischen Praxis stehen. Fakt ist, dass der ursprüngliche Anspruch der Logistik einen Beitrag zu Effizienzverbesserungen und Kostensenkungen zwischenzeitlich vielfach zu einer Negativspirale geführt hat, die es Logistik immer öfter unmöglich macht, ihre Dienstleistungsfunktion verantwortungsvoll wahrzunehmen. Auch dies wird in den weiteren Vorlesungen aufgegriffen.

Logistikdefinition in Zahlen

In Deutschland sind ca. 3 Millionen Menschen in primären und sekundären4 Logistikfunktionen beschäftigt. Ca. 258 MRD. € wurden 2016 dabei erwirtschaftet. Knapp die Hälfte der logistischen Leistungen, die in Deutschland erbracht werden, liegt mittlerweile bei den an Logistik-Dienstleister ausgegliederten Aufgaben. Die andere Hälfte findet in der Planung, Steuerung und Umsetzung innerhalb von Unternehmen statt. Die Logistik-Dienstleistung verteilt sich auf ca. 60.000 meist mittelständische Unternehmen.5

Deutschland ist zum wiederholten Mal auf Platz 1 des Global Logistic Performance Index (LPI) der Weltbank.6

Diese Zahlen machen zumindest die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Logistik im gesamten Wertschöpfungsprozess der Wirtschaft deutlich.

Grundbegriffe

Logistische Kernprozesse – der Begriff „TUL“

Logistik wird wesentlich mit den drei zentralen Grundprozessen

Transport

Umschlag (Umordnung und Kommissionierung) und

Lagerung

4 Als sekundäre Logistikfunktionen sind alle Zulieferer zu verstehen, die insbesondere technische

Ausstattungen, Sachmittel und spezielle Soft- und Hardwarelösungen für die Logistik erbringen.

5 Quelle: Homepage der BVL

6 The International Bank for Reconstruction and Development/The World Bank: Connecting to Compete 2018. Trade Logistics in the Global Economy - The Logistics Performance Index and Its Indicators, Washington 2018

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gleichgesetzt. Eine differenzierte Unterteilung dieser drei Grundfunktionen zeigt die Folie 14 der Vorlesungspräsentation Grundlagen 1.

Tatsächlich zeigt sich in der Praxis durch den hohen Grad der Ausgliederung an Logistikdienstleister ein wesentlich höheres Aufgabenspektrum. Zum Beispiel gehört es etwas in der Automobilbranche auch selbstverständlich dazu, dass Logistikdienstleister etwa die Vormontage von kompletten Baugruppen übernehmen, die dann in der exakten Produktionsreihenfolge an die Endmontagestraßen der Hersteller angeliefert werden (Just in Sequence).

Treiber der Logistikentwicklung

Logistik muss in der Wechselwirkung mit der Veränderung der Absatzmärkte für Güter verstanden werden. Die technisch/organisatorischen Innovationen haben diese Entwicklung einerseits zu einem gewissen Umfang erst möglich gemacht. Heute muss Logistik diesen Entwicklungen folgen.

Dies sind der Wandel von einem Produzenten- zum Käufermarkt, die Reduzierung der Kapitalbindung in Beständen und die zunehmende Individualisierung von Endprodukten. Dies führt gleichzeitig zu einer deutlichen Verkürzung von Innovations- und Produktlebenszyklen („Time to Market“: beispielhaft sei hier auf die Produktzyklen von Smartphones verwiesen – ohne einen schnellen Logistikprozess wäre es praktisch kaum wirtschaftlich möglich, jedes Jahr neue Modelle auf den Markt zubringen).

Logistik als System

Objekte der Logistik

Das logistische Grundprinzip in Warenflüssen zu denken und zu handeln, macht es auf fast alle wirtschaftlichen Organisationseinheiten übertragbar. Ihre Anwendung findet sie in

Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen

Baubranche

Land- und forstwirtschaftliche Unternehmen

Krankenhäuser, Banken,

Kraftwerken, Wasserversorgungsunternehmen,

Behörden, Haushalten,

Katastrophenhilfe

Streitkräften, Weltraumunternehmen,

Volkswirtschaften

Im Bereich von Dienstleistungsunternehmen wie Versicherungen geht es z.B. um das physische Management von Vordrucken, Prospekten oder Werbematerial, bei Banken um

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die Versorgung von Filialen und Geldautomaten mit Bargeld, bei Krankenhäusern reicht das Spektrum von der Versorgung mit Medikamenten, Operations- und medizinischen Material, Bekleidung und Wäsche bis hin zur individuellen Essensversorgung der Patienten, die zum Teil durch hochkomplexe technische und/oder organisatorische Logistiksysteme abgewickelt werden.

Eine zunehmend volkswirtschaftliche Bedeutung ergibt sich dadurch, dass die Optimierung logistischer Systeme zunehmend zur Globalisierung beigetragen hat und dass die Güterströme heute solche Dimensionen angenommen haben, dass Basisinfrastrukturen wie Verkehrswege, Häfen/Flugplätze und auch die Raumstrukturen wie die Flächenbereitstellung für Lager oder Umschlagstandorte längst als knappe und nicht beliebig verfügbare Ressourcen (dies gilt z.B. auch zunehmend hinsichtlich der Verfügbarkeit qualifizierten Personals) und damit gesamtwirtschaftliche, politisch und gesellschaftliche Planungsaufgaben geworden sind. Je großer die Umsetzung der logistischen Funktionen in der Praxis geworden sind, desto größer wird auch die Wahrscheinlichkeit, dass betriebliche Planung direkt oder indirekt von dieser übergeordneten Ebene beeinflusst werden.

Logistik als Systemdenken

Eine elementare Innovation der Logistik ist die Orientierung an einem Prozess- und Systemdenkens. In einer ersten Ebene steht dabei die raum-zeitliche Transformation (siehe Folie 19). Dabei stehen sich zunächst ein technisches System (Lager-, Förder-, Handhabungs- Verkehrstechnik, IT) und ein organisatorisches System gegenüber, dass maßgeblich für Planung, Steuerung und Management Verantwortung zeigt. An dieser Stelle ist noch mal auf die Rolle des Wirtschaftsingenieurs hingewiesen, da die Praxis in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, dass es eine immanente Tendenz gibt, dass sich die technischen Systeme sich in erster Priorität selbst optimieren und erst in zweiter Linie die Ziele einer Gesamtoptimierung folgen. Einige Beispiele (siehe: Logistik als Maschine) wurden bereits genannt, andere werden im Lauf der Vorlesungsreihe folgen.

Logistik als offenes System

In einem übergeordneten Verständnis ist Logistik zunächst ein offenes System, was Folie 20 schematisch darstellt. Maßgeblich ist dabei immer die Betrachtungsebene für logistische Entscheidungen: ein Logistiksystemkonzept treffen daher andere Anforderungen als eine operative Lagerplanung. Trotzdem gibt es auch immer wieder Situationen, in denen man vom Detail auf übergeordnete Ebenen rückkoppeln muss.

In der Vergangenheit haben z.B. immer wieder logistische Standortsimulationen aus den zugrunde gelegten Modellparametern an sich sinnvolle Lösungen generiert. Hier nur ein Beispiel, warum diese trotzdem nicht sinnvoll sein können:

Ein europäisches Zentrallager in der Schweiz ist aus Distanzparametern z.B. schlüssig, bedeutet aber auch, dass ein großer Teil der Ware über eine EU-Außen- und damit Zollgrenze geführt werden muss, was einen hohen administrativen Mehraufwand bedeutet und z.B. bei einer zeitkritischen Ersatzteilversorgung durch Nachtfahrverbote in der Schweiz zu einer Kollision mit vereinbarten Lieferzeitzusagen führen würde.

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Auch bei einer operativen Lagerplanung können Rückkopplungen z.B. zum Vertriebssystem kommen, die zu einer Veränderung in Lagerzugriffen oder Bereitstellungsflächen führen können.

Unterschiedliche Sichtweisen auf Logistik

Aus dem vorgenannten Ebenen ergeben sich unterschiedliche Sichtweisen auf das System Logistik. In der ersten Ebene ist es der Blick auf das logistische Gesamtsystem, in der zweiten Ebene geht es vor allem um eine vor allem prozessuale Ebene in der die einzelnen Aufgaben operativ in einzelne Schritte aufgelöst werden. Schließlich ergibt sich in der Sichtweise eines offenen Systems um das Erkennen der Abhängigkeiten und Schnittstellen, durch die Logistik mit seiner Systemwelt verbunden ist (Folie 23).

Daraus ergibt sich auch eine hierarchische Betrachtungsweise auf Logistik (Folie 24 und 25). Auf der obersten Ebene steht als Metasystem die gesamtwirtschaftliche Dimension, hier logistische Infrastruktur der Wirtschaft genannt. Darunter steht die eigentliche Unternehmenslogistik als eigentliches Kernsystem Auf dieser Ebene werden die grundlegenden übergeordneten planerischen und steuernden Aufgaben zusammengefasst.

Auf der funktionalen Ebene stehen entsprechend der Wertschöpfungskette die Beschaffungslogistik, in produzierenden Unternehmen zusätzlich die Produktionslogistik und die Distributionslogistik. Einen immer größeren Stellenwert nimmt mittlerweile auch die Entsorgungslogistik ein (zur Erläuterung siehe Folien 27 – 28). Schließlich gibt es noch unternehmensabhängig weiter hier nicht aufgeführte spezielle Funktionen, z.B. ist hier die Ersatzteillogistik genannt, die alle Anbieter von Gütern betrifft, die im Lebenszyklus einem Verschleiß durch Nutzung unterliegen und die daher entsprechend gewartet und instandgesetzt werden müssen.

Logistiksysteme aus Produktsicht

Eine ganz eigene Systemsicht ergibt sich durch eine produktorientierte Ausrichtung entstehen und die oftmals in sich geschlossene logistische Subsysteme und Lieferketten bilden und ganz spezifische sowohl technische wie auch Prozessspezialisierungen erfordern. Beispielhaft genannt:

Lebensmittellogistik

Ambient (nicht temperaturgeführte Lebensmittel)

Frische-Logistik (temperaturgeführt in verschiedenen Klassen + 5 bis <= 18 Grad)

Tiefkühllogistik

Silo-/Tanklogistik

Automobillogistik

Automobile Beschaffungslogistik

Auto Distributionslogistik

Ersatzteillogistik

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Tanklogistik

Schwergutlogistik

Möbellogistik

Neumöbellogistik

Umzugslogistik

Projektgeschäft

Den höchsten Differenzierungsgrad hat hierbei sicherlich die Lebensmittellogistik, die insbesondere orientiert an der Verderblichkeit von Gütern drei separate Temperaturzonen eingeführt hat. Zum einen gibt es nicht temperaturgeführte Güter (z.B. Dosenware und sogenannte Trockensortimente, Zucker, Nudeln, Getränke, etc.). Im Bereich der temperaturgeführten Logistik werden unterschiedliche Temperaturzonen berücksichtigt die von Frischfleisch, Wurstwaren, Obst- und Gemüse bis hin zu temperatursensiblem Produkten wie Schokolade oder Margarine reicht, die zwar im Einzelhandel ungekühlt im Regal stehen, aber in der Lagerhaltung und vor allem im Transport bestimmte Temperaturgrenzen nicht überschreiten dürfen. Die Silo- und Tanklogistik im Lebensmittelbereich ist vor allem in der Rohstoffversorgung zwischen Grundproduzenten und Verarbeitungsbetrieben von Bedeutung. In Silos werden Trockenprodukte wie Getreide, Mehle oder auch kristalliner Zucker gelagert und transportiert in Tanks z.B. Flüssigzucker, Flüssigschokolade oder z.B. auch Öle. Entsprechende Silos und Tanks dürfen dann nur für entsprechende Produkte verwendet werden und unterliegen umfassenden Hygienevorschriften, so ist es auch ausgeschlossen, dass entsprechendes Equipment mal für Lebensmittel und ein anderes Mal für Chemikalien genutzt wird.

Im Automotivebereich sind typischerweise 3 Logistiksysteme zu unterscheiden, in der Beschaffungslogistik, die von der Automobilindustrie bezogen auf die jeweiligen Herstellungswerke in eigenen „geschlossenen“ Logistiksystemen geführt wird, die für die Zulieferer bindet sind. In der Distributionslogistik für Automobile, geprägt durch das speziell erforderliche Transportequipment auf Straße und Schiene bis hin zu speziellen Schiffen, die den Überseetransport ausschließlich für Neufahrzeuge übernehmen (dies erfordert z.B. auch eine spezielle Hafeninfrastruktur; in Deutschland ist dies etwa in Bremerhaven gegeben).

Als dritter beispielhafter Bereich sei an dieser Stelle der Bereich der Neumöbellogistik genannt. Auf hierbei geht es um sehr differenzierte Dienstleistungen. Das Besondere ist hier zunächst, dass auf der Seite der Hersteller keine typische Fertigwarenlagerung besteht, insbesondere bei Wohnmöbeln übernimmt dies der Handel, im Bereich der Büromöbel werden auf Handelsebene meist nur noch Kleinmengen für Einzelverkäufe gelagert, bei Großaufträgen wird direkt vom Werk zum Kunden geliefert. Bei hochwertigen Möbeln besteht ebenfalls meist eine kundenbezogene Fertigung. Die bedeutet, dass die Produktion sehr engt mit der Absatz- und Transportplanung gekoppelt werden muss, weil herstellerseitig das Fertigwarenlager als Ausgleichsfunktion wegfällt. Hierzu wurden etwa spezielle Planungs- und Optimierungssysteme entwickelt, die eine Rückwärtsplanung ermöglichen: ausgehend vom Lieferzeitpunkt beim Kunden muss eine

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Transportplanung erfolgen oft müssen dazu die Produktionen aus verschiedenen Werksstandorten zusammengeführt werden, wie für eine Essgruppe oder eine komplette Büroausstattung aus Tischen, Stühlen und Schränken an verschiedenen Standorten in unterschiedlichen Produktionsprozessen gefertigt werden. Hinzu kommen dann auch unterschiedliche Produktionsdurchlaufzeiten, die für eine optimale Steuerung ebenfalls rückwärts getaktet werden müssen.

Auf die Umzugslogistik im Privatkundengeschäft muss an dieser Stelle nicht gesondert eingegangen werden, für viele erschließt sich diese Aufgabe schon durch eigene Umzüge auch wenn dazu keine Möbelspedition beauftragt wurde.

Eine besondere Herausforderung stellt das Projektgeschäft in der Möbellogistik dar. Das einfachste Beispiel sind dabei Maßküchen. Dort steht am Ende der Logistikkette der passgenaue Einbau (Zuschnitte z.B. von Arbeitsplatten, Blenden, etc. die erst am Aufbauort erfolgen können). Komplexer sind z.B. Umzüge von Verwaltungseinheiten, wo nicht nur unter Umständen hunderte Arbeitsplätze mit Möbel, Akten und Sachausstattung ortsgenau vom alten Arbeitsplatz A zu einem neuen Arbeitsplatz A1 gebracht werden müssen, dabei müssen nicht mehr benötigte Altmöbel aussortiert werden, am neuen Arbeitsplatz A1 müssen dann verbleibende Altmöbel und von Herstellern kommende Neumöbel plangenau aufgestellt und mit Akten und Sachmitteln, z.B. dem individuellen Computerequipment bereitgestellt werden. Dies in einem sehr engen Zeitfenster, um die Arbeitsbereitschaft der Büromitarbeiter wieder herzustellen. Ähnliche projektbezogene Anforderungen gelten z.B. bei der Lieferung von komplexen Maschinen und Anlagen oder der Baustellenlogistik. Solche Aufgabenstellungen zu lösen gehört mittlerweile auch zu speziellen logistischen Leistungsumfängen.

Selbst in der Süßwarenindustrie stellt die zeitgenaue Bereitstellung von Weihnachts- und Osterprodukten einen eigenen Planungsprozess dar, ähnliches gilt für die Logistik für einen zeit-genauen Rollout eines neuen Produktes, zum Beispiel eines neuen Smartphone-Modells. Wie oben festgestellt leben wir in einer zunehmenden Dynamik von Märkten und damit z.B. auch von Produktlebenszyklen. Für die Logistik bedeutet dies in vielen Branchen, nicht nur einen kontinuierlichen Warenstrom zu organisieren, sondern einen zunehmenden Übergang von einer kontinuierlichen zu einer ereignisbasierten Logistik.

Insgesamt ergeben sich auf diese Weise eine Vielzahl mehr oder minder geschlossener Logistiksysteme die sowohl produktspezifisches Wissen, oft spezielle Überwachungs- und Kennzeichnungssysteme (z.B. in der Chemielogistik) und auch spezielle technische Ausstattungen erfordern.

Differenzierung logistischer Arbeitsfelder

Damit stehen den einheitlichen Grundprinzipen der Logistik eine Vielzahl unterschiedlicher funktionaler wie auch in dem Gegenstand der Logistik selbst begründeter Spezialisierungen gegenüber, die zu einer weiten Aufspreizung des praktischen Arbeitsfeldes führen. Dies führt auch zu einer Vielfältigkeit an die Anforderungen des Berufsbildes. So gibt es über 40 verschiedene Ausbildungsberufsbilder in der Logistik und etwa genau so viel grundlegend unterschiedliche Studiengänge. Darüber hinaus ergeben sich sehr viele Quereinsteiger-Konstellationen, wie z.B. Physiker,

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die sich auf Top-Positionen wohl gerade durch eine Affinität zum (offenen) Systemverständnis der Logistik einbringen können.

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Lizenz

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Kontakt

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Supply Chain Management und Logistik

Vorlesung – Sommersemester 2019

Logistik – Grundlagen 1

1Andreas Seidel | 2019

17Logistik als System2.3

12Grundbegriffe2.2

2Definition2.1

12Logistik Grundlagen2

SCM-Vorlesung – Übersicht

2Andreas Seidel | 2019

17Logistik als System2.3

12Grundbegriffe2.2

2Definition2.1

12Logistik Grundlagen2

SCM-Vorlesung – Übersicht

3Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Definition (und Leitbilder)

Die ursprünglich in Deutschland verwendete Definition

Logistik die Lieferung des richtigen Gutes, in der richtigen Menge, im richtigen Zustand, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für den richtigen Kunden und zu den richtigen Kosten.(nach: Edward Grosvenor Plowman, us-amerikanischischer Wirtschaftswissenschaftler)

Diese Definition hat deshalb zeitübergreifend Gültigkeit, weil sie klare Zieldefinitionen setzt. Sie beschreibt das quantitative und qualitative Ergebnis einer wirtschaftlichen Logistikleistung. Der Grad dieser Zielerreichung ist heute elementar Gestand, jedes

Logistikdienstleistungsvertrages und wird z.B. durch KPI‘s (Key Performace Indicator) nachgehalten.

4Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Definition (und Leitbilder)

Die ursprünglich in Deutschland verwendete Definition

Source: Dr.-Ing. Jörg Strauch:„Materialfluss und Logistik“, TU-Chemnitz, Vorlesungsskript, 2016

5Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Drei maßgebliche fachliche Grundlagen für Logistik

6Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistische Praxis erfordert als Querschnittsfüktion Verständnis für verschiedene Bereiche

7Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Definition (und Leitbilder)

Das Leitbild der 2. Generation – „Logistik als Maschine“

Dieses Leitbild ergab sich aus der Forderung technische Lösungen für moderne Hochregallager und Fördertechnik zu realisieren. Es fand ein Wandel von einer Wirtschafts- und Organisationslehre hin zu einer technischen Umsetzung statt, vielfach getragen durch Lehrstühle aus den Bereichen Maschinenbau und Fördertechnik.

Eine Maschine ist ein geschlossenes System mit definierten Input- und Outputfunktionen. In Logistiksysteme fließen jedoch viele komplexe Umfeldparameter ein. Je komplexer

diese Parameter sind, je weniger eingrenzbar, desto geringer lässt sich die Funktionalität der Maschine selbst bestimmen.

8Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Definition (und Leitbilder)

Das Leitbild der 3. Generation – „Logistik steuert und taktet als Wirtschaften“

Dieses Leitbild basiert auf der Omnipotenzthese, die Logistik in den Mittelpunkt des gesamten Wirtschaftssystems setzt und sich alle andern Funktion unterordnet. Dies beruht einerseits auf dem tatsächlichen Bedeutungsgewinn der Logistik in den Realgüterprozessen, andererseits auf den technischen Fortschritten.

Die Deutungshoheit auf die (ausschließliche) Steuerungskompetenz der Logistik ist nicht mehr funktional, weil sie im Umkehrschluss in der Praxis zu der Einschätzung führt: „alles,

was Logistik nicht selbst entwickelt hat, taugt nicht“. Dies führt zu einer Ignoranz gegenüber den Beiträgen anderer Disziplinen zur Steuerung von Unternehmen und –(s)netzwerken. Gerade mit Blick auf die Digitalisierung. So ist zwar einerseits Logistik

sicherlich Vorreiter für viele Digitalisierungsthemen, doch tatsächlich haben bislang nur ca. 8 % der Unternehmen ein erfolgreich umgesetztes Digitalisierungskonzept.

9Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Definition (und Leitbilder)

Ein zukünftiges Leitbild

Logistik ist eine Wertschaffung, die andere Wertschaffungen miteinander verbindet.

Dieses prospektive Leitbild greift einerseits auf den Dienstleistungscharakter der Logistik aus der hier ursprünglich genannten Definition zurück. Es betont zugleich die

Wertschaffung durch Logistik (→ Vorlesungsabschnitt: Logistik als Kosten und Wertfaktor) und ordnet es als Glied einer Leistungskette ein, durch die wirtschaftlicher Mehrwert

entsteht. Es berücksichtigt notwendige Änderungen, die auch durch Industrie/Logistik 4.0 entstehen

10Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Definition (und Leitbilder)

Logistikdefinition der Bundesvereinigung Logistik (BVL)

Logistik ist die ganzheitliche Planung, Steuerung, Koordination, Durchführung und Kontrolle aller unternehmensinternen und unternehmensübergreifenden Informations- und Güterflüsse. Supply Chain Management (SCM), die intelligente Planung und Steuerung von Wertschöpfungsketten, wird synonym verwendet.…Die Logistikdefinition der Bundesvereinigung Logistik lautet: "Logistik ist ein System, das zunächst im Unternehmen, aber auch unternehmensübergreifend mit Lieferanten und Kunden, eine optimale Versorgung mit Materialien, Informationen, Teilen und Modulen für die Produktion –und auf der anderen Seite natürlich der Märkte bedeutet.“ 1)

Hier wird Logistik und Supply Chain Management gleichgesetzt. Die Unterscheidung wird im Verlauf der Vorlesungsreihe noch herausgearbeitet. Genauso wenig gehört „alle“ Informationsflüsse zur Logistik, sondern nur diejenigen, die sich tatsächlich auf die

Steuerung der Güterflüsse beziehen.

!) Source: Homepage der Bundesvereinigung Logistik

11Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Definition (und Leitbilder)

Logistikdefinition in Zahlen

In Deutschland sind ca. 3 Millionen Menschen in Logistikfunktionen beschäftigt.

Ca. 258 MRD € wurden 2016 dabei erwirtschaftet.

Knapp die Hälfte der logistischen Leistungen, die in Deutschland erbracht werden, liegt mittlerweile bei den an Logistik-Dienstleister ausgegliederten Aufgaben. Die andere Hälfte findet in der Planung, Steuerung und Umsetzung innerhalb von Unternehmen statt.

Die Logistik-Dienstleistung verteilt sich auf ca. 60.000 meist mittelständische Unternehmen. 1)

Deutschland ist zum wiederholten Mal auf Platz 1 des Global Logistic Performance Index (LPI) der Weltbank.

!) Source: Homepage der Bundesvereinigung Logistik

12Andreas Seidel | 2019

17Logistik als System2.3

12Grundbegriffe2.2

2Definition2.1

12Logistik Grundlagen2

SCM-Vorlesung – Übersicht

13Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistische Kernprozesse – der Begriff „TUL“

Source: Dr.-Ing. Jörg Strauch:„Materialfluss und Logistik“, TU-Chemnitz, Vorlesungsskript, 2016

14Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Raum-zeitliche Veränderung von Gütern (nach Pfohl)

Source: Dr.-Ing. Jörg Strauch:„Materialfluss und Logistik“, TU-Chemnitz, Vorlesungsskript, 2016

15Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Treiber der Logistikentwicklung

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

16Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Treiber der Logistikentwicklung

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

17Andreas Seidel | 2019

17Logistik als System2.3

12Grundbegriffe2.2

2Definition2.1

12Logistik Grundlagen2

SCM-Vorlesung – Übersicht

18Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistik als System

Objekte der Logistik können sein:

Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen

Baubranche

Land- und forstwirtschaftliche Unternehmen

Krankenhäuser, Banken,

Kraftwerke, Wasserversorgungsunternehmen,

Behörden, Haushalten,

Katastrophenhilfe

Streitkräften, Weltraumunternehmen,

Volkswirtschaften

19Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistik als System

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

20Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistik als System

LogistikTechnischesSystem

Organisatorisches undManagementsystem

Physische Funktionen

Transportieren, Lagern, Umschlagen, Sammeln, Verteilen, Kommissionieren

Führungsfunktionen

Informieren, Organisieren, Planen, Steuern, Kontrollieren

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Logistik Grundlagen

Logistik als offenes System

Politische u. wirtschaftliche

Rahmenbedingungen

Geographie

Verkehrssystem

InfrastrukturAbsatzstruktur

Prozess-anforderungen

Kosten-funktionen

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23Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Unterschiedliche Sichtweisen auf Logistik

24Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistik als System

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

25Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Gestaltung der Logistik auf Unternehmensebene

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

26Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistische Hauptfunktionen

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

27Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistische Hauptfunktionen

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

Beschaffungslogistik

Die Prozesse der Beschaffungslogistik schaffen Materialverfügbarkeit für das Produktionssystem im Unternehmen durch Leistungsaufnahme von den Beschaffungsmärkten.

Durch die Beschaffung werden die durch den Einkauf bereitgestellten Kapazitäten genutzt.

Produktionslogistik

Die Prozesse der Produktionslogistik schaffen Verfügbarkeiten an Fertigwaren bzw. Produkten für das Distributions- und Absatzsystem des Unternehmens.

Sie nutzen bereitgestellte Produktionskapazität, um durch Material- und Informationsfluss über die einzelnen Wertschöpfungsstufen der Produktion hinweg verfügbare Absatzleistungen zu schaffen

28Andreas Seidel | 2019

Logistik Grundlagen

Logistische Hauptfunktionen

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

Distributionslogistik

Die Prozesse der Distributionslogistik schaffen für die Kunden Verfügbarkeiten an den Fertigerzeugnissen auf den Absatzmärkten.

Sie nutzen die vom Verkauf erschlossenen Absatzmärkte für die Leistungsabgabe.

Entsorgungslogistik

Die Prozesse der Entsorgungslogistik schaffen aufgrund ihrer Querschnittsfunktion eine Verknüpfung aller Unternehmensbereiche mit dem Ziel der vom Gesetzgeber geforderten Abfallvermeidung, -verminderung, -verwertung.

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Logistik Grundlagen

Logistiksysteme aus Produktsicht

Source: Posten: Logistik-Komplett, Skript, Fachhochschule Südwestfalen, 2012

Beispiele produktorientierter Logistik

Lebensmittellogistik

Ambient (nicht temperaturgeführte Logistik)

Frische-Logistik (temperaturgeführt + 3 bis <= 18 Grad)

Tiefkühllogistik

Silologistik

Automobillogistik

Tanklogistik

Schwergutlogistik

Ersatzteillogistik

Möbellogistik

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Logistik Grundlagen