Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

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CASE STUDIES ESPRIT arena, RheinEnergieSTADION, O 2 World Hamburg, Halle Münsterland, Westfalenhallen Dortmund STADIONWELT INSIDE SYSTEME FÜR UMWELTMANAGEMENT Der Status quo in den Stadien der 1. und 2. Bundesliga SONDERAUSGABE GREENER ARENA GREENER ARENA Von der Idee zum Netzwerk KINETISCHE ENERGIE Stromerzeugung durch Bewegung INTERVIEW Andreas Klages vom DOSB LED-FLUTLICHT Erfolgreicher Einsatz in Arenen

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CASE STUDIESESPRIT arena, RheinEnergieSTADION, O2 World Hamburg,Halle Münsterland, Westfalenhallen Dortmund

STADIONWELT INSIDE

SYSTEME FÜRUMWELTMANAGEMENTDer Status quo in den Stadien der 1. und 2. Bundesliga

SONDERAUSGABE GREENER ARENA

GREENER ARENA

Von der Idee zum Netzwerk

KINETISCHE ENERGIE

Stromerzeugung durch Bewegung

INTERVIEW

Andreas Klages vom DOSB

LED-FLUTLICHT

Erfolgreicher Einsatz in Arenen

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VORWORT

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

an kaum einem Ort gehen die Emotionen und Energien so hoch wie in Stadien und Arenen. Regelmäßig versetzt das Revier-Derby Dortmund – Schalke große Teile Nordrhein-Westfalens in den emotionalen Ausnahmezustand. Kaum weniger brisant: Der Auftritt der Düsseldorfer Toten Hosen im Kölner RheinEnergieSTADION. Und bereits ein halbes Jahr im Voraus können sich Fans mit Karten des Gerry-Weber-Stadions eindecken, wenn sie die Handballer vom TV Lemgo gegen die Rivalen aus Gummersbach spielen sehen wollen. Auch mit dem Wintergame zwischen den Eishockeytradi-tionsvereinen von Düsseldorf und Köln erwartet NRW ein absolutes Sporthighlight: Ein Eishockeyspiel unter freiem Himmel mit über 50.000 Zuschauern. Hier stellen sich ganz neue Herausforderungen an die Energietechniken und an die Nerven der Fans. Wenn wir uns als EnergieAgentur.NRW nun also in ausverkaufte Häuser begeben, dann sind wir auf die Events ebenso gespannt wie auf die Abläufe hinter den Kulissen.Hinter den Kulissen haben wir die Betreiber von Hallen und Stadien als scharf kalkulierende Unternehmer kennenge-lernt. Die technischen Standards sind gerade im internatio-nalen Vergleich hoch. Insofern war es für viele kein Neuland, sich mit Energieeffizienz zu befassen. Neu ist allerdings der Ansatz eines strukturierten Vorgehens in dem auch Caterer, Booker, Security-Firmen, Technik-Anbieter und die eigenen Mitarbeiter einbezogen werden. Er ist entstanden in der Zu-sammenarbeit mit der Green Music Initiative aus Berlin. Und auch das Klimaschutzministerium NRW – in dessen Auftrag wir arbeiten – macht sich für ein Greener Arena Network stark, um entsprechende Impulse im Klimaschutz zu setzen. Wir hoffen, dass sich möglichst viele Betreiber der Greener-Arena-Idee anschließen, denn bessere Multiplikatoren für den Klimaschutz könnte es angesichts hoher Zuschauerzah-len kaum geben.

IhrLothar Schneider Geschäftsführer EnergieAgentur.NRW

INHALTSVERZEICHNIS

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„WENIGER KOSTEN – MEHR QUALITÄT“Interview mit Andreas Klages vom Deutschen Olympischen Sportbund

UMWELTMANAGEMENTSYSTEME IN DER 1. UND 2. BUNDESLIGAEine Studie zur Implementierung von Systemen in den Bundesliga-Stadien

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PREMIERE FÜR DAS LED-FLUTLICHT Die ersten Profi-Sportstätten haben umgerüstet, weitere Arenen werden folgen

KINETISCHE ENERGIE IM VORÜBERGEHENBodenfliesen, die elektrischen Strom aus den Schritten von Fußgängern generieren

Greener Arena 4Stadien, Arenen, Netzwerk

„Ein klarer Wettbewerbsvorteil!“ 10Interview mit der Green Music Initiative

Halle Münsterland 14Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

O2 World Hamburg 16

Mit Wassertanks und Wärmepumpe

Westfalenhallen Dortmund 18Traditionshaus mit grünem Bewusstsein

Max-Aicher-Arena Inzell 20Energetisches Vorbild inmitten der Natur

„Wir optimieren fortlaufend“ 23 Interview mit der Gegenbauer-Gruppe

ESPRIT arena, Düsseldorf 34Die Arena produziert Strom selbst

RheinEnergieSTADION Köln 36Beleuchtung und Sonneneinstrahlung

Die Rasenheizung 38Einsparpotenziale nutzen

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IMPRESSUMHerausgeber:StadionweltThomas Krämer (V.i.S.d.P.)Schloßstraße 2350321 BrühlE-Mail: [email protected]: www.stadionwelt.de

Marketing/Kooperationen:Jan Prümper

Redaktion (Stadionwelt):Ganesh Pundt (Redaktionsleiter)Ingo Partecke (Chefredaktion)Alexander Groß

Weitere redaktionelle Mitarbeiter:Katharina CarlassareMichael MüllerVerena Müller

ISSN 2195-7223Copyright © Stadionwelt 2014

Layout:Nicolas QuensellKilian Schlang

Druck:GRONENBERG GmbH & Co.KGAlbert-Einstein-Straße 10, 51674 Wiehl

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G roße Ereignisse und große Men-

schenmengen brauchen eine

große Kulisse – das wussten

schon die alten Griechen und erfanden das

Stadion. Der Begriff stammt aus der Stadt

Olympia, wo regelmäßig Rennen über eine

Distanz von circa 190 Meter veranstaltet

wurden. Die griechische Maßeinheit, das

sogenannte Stadion, gab dem Veranstal-

tungsort den Namen. Die Architekten im

frühen Griechenland und auch später im

antiken Rom kannten sich bereits bes-

tens mit der Planung von Theatern und

Spielstätten aus. So verfügte das Stadion

in Olympia über einfache Sitzgelegenhei-

ten in Form von Erddämmen sowie einen

„VIP“-Bereich mit Steinsitzen für lokale

Würdenträger. Diese frühen Bauten liefer-

ten die Inspiration für eine neue Art von

Arena, das Amphitheater, mit dem Kolos-

seum in Rom als weltweit bekanntester

Spielstätte. Es diente über Jahrhunderte

als Kulisse für unterschiedlichste Vergnü-

gungen der römischen Bürger und setzt in-

sofern Maßstäbe in Sachen Langlebigkeit.

Viele Elemente der antiken Architektur ha-

ben bis heute überdauert und lassen sich in

modernen Hallen- und Stadionkonzepten

wiederfinden. Verändert haben sich aller-

dings die Ansprüche an moderne Spiel-

stätten gerade in Bezug auf zeitgemäßen

Komfort – Erddämme haben ausgedient –,

Veranstaltungstechnik, Multifunktionalität

und Nachhaltigkeit.

Heute durchziehen Energieeffizienz und

Nachhaltigkeit als Querschnittsthema den

technischen und wirtschaftlichen Betrieb

moderner Hallen. Eine Optimierung ist

aus Sicht des Betreibers schon deshalb

notwendig, um die steigenden Kosten für

Strom, Wärme, Wasser und Abfallent-

sorgung langfristig wirtschaftlich zu hal-

ten. Zusätzlich sind die Ansprüche der

Öffentlichkeit und der Business Partner

gestiegen, Events umweltfreundlicher

durchzuführen. Bei großen Sportveran-

staltungen z. B. Fußballwelt- und Euro-

pameisterschaften oder der Olympiade

fordern die Sportverbände bereits im Vor-

feld ein entsprechendes Umweltkonzept,

um überhaupt als Gastgeber ins Rennen

gehen zu können. Vielen Funktionären

steckt hier noch der Münchener Bürge-

rentscheid von 2013 in den Knochen, der

eine Olympiabewerbung aufgrund der

manifesten Sorge um Umwelt- und Klima-

schutz zu Fall brachte. Und selbst dort, wo

gute Konzepte für klimafreundliche Groß-

veranstaltungen vorliegen, fehlt es in der

Umsetzung oft noch an Routine.

Greener Arena – Hallen und Stadien der ZukunftVom Ursprung der Stadien in der Antike bis hin zur grünen Arena mit nachhaltigem und energieeffizientem Betriebskonzept. Von Michael Müller, EnergieAgentur.NRW.

Die Konzepte auf dem Weg hin zu einer grünen Arena müssen bereits im Umfeld ansetzen.

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Kernziele eines nachhaltigen Hallen-/Sta-

dionkonzepts sind:

• eine effizientere Energienutzung,

sowohl bei der Gewinnung als auch

beim Verbrauch,

• eine Senkung des Wasserverbrauchs,

• eine effiziente Abfallwirtschaft und

• eine Verbesserung der CO2-Bilanz

beim Transport der Besucher und

von Materialien.

Vom Bau bis zum Bierbecher – Maßnahmen für einen „grünen“ Hallen- und Stadionbetrieb

Nachhaltige Gebäude

Bereits in der frühen Phase eines Bau-

projekts können umweltfreundliche und

nachhaltige Kriterien in den Planungs-

prozess integriert werden. Dabei ist zu

berücksichtigen, dass die wirtschaftliche

Nutzungsdauer von Arenen und Stadien in

der Regel bei mehr als 30 Jahren liegt. Das

heißt, höhere Investitionskosten in Maß-

nahmen für Energieeffizienz und Umwelt-

schutz können künftig die Betriebskosten

senken und die Gesamtkostenkalkulation

optimieren. Nachhaltige Lösungen lassen

sich durch passive (planerische) wie aktive

(technologische) Maßnahmen vor allem in

den drei Bereichen Energie, Wasser und

Baustoffe umsetzen.

Energie

Es gibt eine ganze Bandbreite an Maßnah-

men, die zur Senkung des Energiebedarfs

beitragen können. Diese reichen von der

Wahl des Standorts bis zu den Verfah-

ren und Baustoffen, die für den Gestal-

tungs- und Bauprozess und natürlich für

den eigentlichen täglichen Betrieb nach

Fertigstellung einer Arena verwendet

werden. Beispiele dafür sind eine intensi-

ve Tageslichtnutzung, um den Bedarf an

künstlicher Beleuchtung zu verringern.

Dort wo künstliche Beleuchtung zwingend

notwendig ist, sollte sie (auch) nach Effi-

zienzkriterien ausgewählt werden. Natür-

liche Kühlung durch Verschattungen und

natürliche Belüftungssysteme senken den

Bedarf an mechanischen Lüftung- und

Klimatisierung und entsprechend auch

den Energieverbrauch. Zunehmend lohnt

es sich für Hallenbetreiber, über eine ei-

gene Energieversorgung nachzudenken.

An erster Stelle steht hier der Betrieb von

Kraft-Wärmekopplungsanlagen (KWK).

Insbesondere bei Arenen, die eine hohe

Wärme-Kälte-Grundlast aufweisen, kann

ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW)

eine wirtschaftliche Option sein. Die Er-

zeugung von Strom und Wärme in Ei-

genregie eröffnet die Möglichkeit, den

Energiebedarf besonders umweltfreund-

lich zu decken. Auch die Solarenergie

entwickelt sich immer mehr zur wirtschaft-

lichen Energiequelle. In der Vergangenheit

lag der Fokus aufgrund steigender Öl und

Gaspreise vor allem auf solarthermischen

Anlagen, also der Bereitstellung von Wär-

me. Inzwischen ist auch die Erzeugung von

Strom durch Photovoltaikanlagen lukrativ,

vor allem dann, wenn dieser Strom selbst

genutzt werden kann. Unter Berücksich-

tigung der weiteren Entwicklung in der

Speichertechnologie kann es zukünftig

durchaus möglich sein, Lastspitzen durch

eigene Solarstromerzeugung abzufangen.

Transport

Der Transport von Besuchern und Mate-

rialien ist ein wichtiges Handlungsfeld zur

Verbesserung der CO2-Gesamtbilanz eines

Stadions oder einer Arena. Ansatz hierzu

ist die Förderung und ein maximaler „Shift“

zu öffentlichen Verkehrsmittel (ÖPNV).

Bereits bei der Planung einer Spielstätte

können hierzu wichtige Voraussetzungen

geschaffen werden, wenn die Bauplanung

von einer entsprechenden Planung oder

Anpassung der Infrastruktur flankiert wer-

den. Bei Fußballbundesligaspielen kom-

men durchschnittlich zwischen 50 und 60

Prozent der Besucher mit Bus und Bahn,

was eine vergleichsweise hohe Quote ge-

genüber anderen Events mit ähnlichen

Besucherzahlen (Festivals, Konzerte) ist.

Einer der Spitzenreiter in Sachen ÖPNV-

Nutzung ist das Berliner Olympiastadion.

Hier transportieren die Berliner Verkehrs-

betriebe an Spieltagen rund 80 Prozent der

Stadionbesucher. Vorteil eines konsequen-

ten ÖPNV-Konzeptes ist nicht nur eine

bessere Umweltbilanz. Eine verminderte

Parkplatzbereitstellung und die Entlastung

der Verkehrswege spart auch direkt Kos-

ten ein. Dazu kommt die höhere Akzeptanz

bei den Anwohner im Umfeld eines Stadi-

ons, die besonders unter einem erhöhten

Verkehrsaufkommen leiden.

Schon in der Planung und Bau sollten Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden.

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Nachhaltige Wassernutzung

Viele Unternehmen wählen den Einstieg in

einen umweltfreundlichen Geschäftsbetrieb

über das Thema Wasser. So auch einige

Hallenbetreiber, die für sich die Vorteile

der Regenwassernutzung realisieren. Sie

haben einen geringeren Frischwasserbedarf,

verbrauchen weniger Energie und

Chemikalien und schonen die natürlichen

Ressourcen. Vom Dach und vom Spielfeld

kann das Regenwasser zur Aufbereitung in

temporäre Sammelvorrichtungen geleitet

und später für die Spielfeldbewässerung oder

für die Toilettenspülung genutzt werden.

Eine andere Möglichkeit zur Reduzierung

des Wasserverbrauchs ist der Einsatz von

wasserlosen Urinalen, die anstelle von

Wasser mit einer Sperrflüssigkeit gefüllt

und einem Schwimmereinsatz ausgestattet

sind. Auch eine Wiederaufbereitung von

Grauwasser (Wasser aus sauberen Bereichen

z. B. Duschen) zur Weiterverwendung bei der

Toilettenspülung kann durchaus sinnvoll

sein. Positive Erfahrungen sammelte

beispielsweise die Mercedes-Benz Arena, die

seit 2006 eine Regenwassernutzung betreibt

und damit im Jahr 4.400 Kubikmeter Wasser

und rund 10.000 Euro einspart. Unter

Berücksichtigung der Investitionskosten von

222.000 Euro rechnet sich die Maßnahme

nach rund der Hälfte der kalkulierten

Nutzungsdauer des Stadions.

Abfallwirtschaft

Ein Strategie zur Abfallvermeidung und

Wiederverwertung ist mittlerweile für je-

den Betreiber eines Stadions Pflichtauf-

gabe. Durchschnittlich 12.000 Kilogramm

Abfall fallen beispielsweise bei einem Bun-

desligaspiel im Berliner Olympiastadion

an. Das entspricht der Müllmenge, die 26

Haushalte im Jahr produzieren. Bei 17

Heimspieltagen summiert sich die Abfall-

menge auf 204 Tonnen pro Bundesliga-

saison und Verein. Wichtiger Faktor: der

Getränkebecher. Beim Einsatz von Geträn-

kebechern setzt derzeit etwa die Hälfte der

Stadionbetreiber auf Mehrwegsysteme, die

übrigen auf Einwegbecher aus Kunststoff.

Eine weitere Verwertung der Einwegbe-

cher wäre bei konsequenter Trennung

vom Restmüll durchaus gegeben, denn in

vielen Fällen lassen sich Kunststoffe se-

kundär wiederverwerten, also für andere

Produkte recyceln. In der Praxis ist dies

aber überwiegend nicht der Fall. Im Er-

gebnis landen die meisten Einwegbecher

im Restmüll und werden über die Müllver-

brennung entsorgt. Gleiches gilt für Ver-

packungen aus der Speiseausgabe und die

Speisereste. Ansatzpunkt für ein Mehr an

Klimaschutz und Ressourceneffizienz wäre

hier eine systematische Trennung von

Abfällen hinsichtlich Wiederverwertung

sowie Restmüll. Auch organische Stoffe

lassen sich weiter verwerten und können

beispielweise einer Vergärungsanlage für

die Energieerzeugung zugeführt werden.

Das Stadion des Hamburger SV wird be-

reits zum Teil mit Energie aus einer sol-

chen Anlage versorgt.

Fazit

Das Thema Nachhaltigkeit und Effizienz

gewinnt sowohl beim Bau als auch beim

Betrieb von Hallen und Stadien an Rele-

vanz. Erster Grund: die Kosten für den

Ressourcenverbrauch (Energie, Wasser)

steigen stetig an. Bei einer durchschnitt-

lichen Nutzungsphase von 30 Jahren ent-

wickelt sich im Betrieb von Hallen und

Stadien eine entsprechende langfristige

Kostendynamik. Weiterhin steigern um-

weltgerechte Konzepte und Maßnahmen

die Akzeptanz in der Öffentlichkeit, bei

Business-Partnern und im direkten Um-

feld der Spielstätten, insbesondere bei den

Anwohnern. Verkehr und Lärmschutz sind

hier sensible Themen, die eine vorsorgende

Strategie erfolgreicher erscheinen lassen

als teure nachgelagerte Ausgleichsmaß-

nahmen. Ab von allen Kostenzwängen pro-

filieren sich einzelnen Arenen und Stadien

bereits als Pioniere in Sachen Klimaschutz

und Nachhaltigkeit. In unterschiedlichs-

ten Bereichen erproben sie neue Ansätze

und lassen einen Blick darauf erahnen, wie

die Arena der Zukunft aussehen könnte.

Viele Beispiele sind in dieser Sonderaus-

gabe nachzulesen. Der nächste notwendi-

ge Schritt bei der Entwicklung zur „Green

Arena“ wäre ein schlüssiges Gesamtkon-

zept, das den Geschäftsbetrieb systema-

tisch auf Energie- und Ressourceneffizienz

hin ausrichtet. Vom „grünen“ Bau bis zum

„grünen“ Becher.

Das Velodrom in Berlin setzt auf einen umweltbewussten Betrieb.

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Kontakt EnergieAgentur.NRW

Michael MüllerE-mail: [email protected]

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Neues Netzwerk für mehr NachhaltigkeitUrsprung und Entwicklung des Greener Arena Network – ein Netzwerk für einen nachhaltigen Betrieb von Sport- und Veranstaltungsstätten. Von Verena Müller, EnergieAgentur.NRW.

A m Anfang war der Club. Als die

EnergieAgentur.NRW und die

Green Music Initiative in 2011 ein

erstes Pilotprojekt zum Klimaschutz in der

Musik- und Eventbranche starteten, ging

es um Clubs und Diskotheken. 550 Perso-

nen passten damals in die Bahnbögen des

Club Bahnhof Ehrenfeld, eines der ersten

Mitglieder des Pilotprojekts. „An die gro-

ßen Hallen hat damals niemand gedacht“,

so Jacob Bilabel, Gründer der Green Music

Initiative (GMI). „Wir mussten überhaupt

erst mal Daten erheben, wo wie viel Ener-

gie verbraucht wird.“ Licht, Kühlung, Lüf-

tung und Soundanlagen wurden im laufen-

den Betrieb auf ihren Stromverbrauch hin

durchgemessen, um Anhaltspunkte für eine

bessere Energieeffizienz zu ermitteln. Zwei

Berater der EnergieAgentur.NRW sammel-

ten, werteten aus und entwickelten mit den

Clubberteibern Verbesserungsansätze. Der

„Green Club Index“ war geboren.

Gut zwei Jahre später fanden sich die Pro-

jektpartner in der ESPRIT arena in Düs-

seldorf wieder, Gesamtkapazität: 66.000

Personen. Gemeinsam mit vier weiteren

Hallenbetreibern ging es bei einem ersten

Workshop auch hier um Ansätze zu mehr

Energieeffizienz und um einen besseren

Klimaschutz. Groß könnte von Klein ler-

nen, so die Idee, die Hallenbetreiber und

Green Club Partner zusammengebracht

hatte. Denn obwohl ein Stadion bei Techni-

kequipment, Personalkapazitäten und Ge-

schäftsabläufen in einer anderen Liga spielt

als eine Diskothek, sehen sich die Verant-

wortlichen im Effizienzbereich mit paralle-

len Fragestellungen konfrontiert: Wo genau

fallen welche Strom- und Wärmeverbräu-

che an? Selbst mit gezielten Lastgangmes-

sungen und kompetentem internem und

externem Techniksupport lassen sich man-

che Spitzenverbräuche in Arenen bis heute

nicht anlagenscharf zuordnen.

Ein detailliertes Energie-Monitoring, da

waren sich die Workshop-Teilnehmer einig,

wäre ein erster sinnvoller Schritt in Rich-

tung Verbrauchs- und Emissionsreduktion.

Klimaschutz macht kooperativ

„Wir waren positiv überrascht, wie koope-

rativ die Hallenbetreiber sich beim Klima-

schutz zeigen“, berichtet Michael Müller,

der das Projekt bei der EnergieAgentur.

NRW betreut. Denn wenn es um gute Live-

Acts, Fernsehaufzeichnungen oder Groß-

veranstaltungen geht, ist die Konkurrenz

groß. Gerade Nordrhein-Westfalen weist

eine hohe Dichte an großen Spielstätten auf.

Allein zehn Hallen für mehr als 6.000 Zu-

schauer sind in der Region vertreten. Hinzu

kommen rund 80 Stadien, die mit neuen

Formaten in den Eventmarkt drängen.

Ein Grund mehr für die EnergieAgentur.

NRW, aktiv zu werden und Einsparpoten-

ziale zu erschließen. „Schon beim ersten

Workshop war klar, dass wir enorm viel

technisches Know-how zu Energiethemen

an einem Tisch versammelt hatten. Jeder

Hallenbetreiber brachte Expertise zu

Workshop des Greener Arena Network in Münster

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Einzelthemen mit und suchte nach Fach-

wissen zu anderen Spezialgebieten“, fasst

Michael Müller den Verlauf zusammen.

Passendes Instrument wäre hier nach den

Erfahrungen der EnergieAgentur eine Best-

Practice Datensammlung mit Fokus auf

Effizienz-Technologien, die sukzessive das

Branchenwissen zu Klimaschutz und Emis-

sionsvermeidung bündelt und ausbaut.

Faktor Mensch

Als weitere Schnittmenge identifizierten die

beteiligten Akteure sparsames Nutzerver-

halten. Denn Modernisierungsmaßnahmen

laufen ins Leere, wenn beim Personal Infor-

mationen und Bewusstsein für den richtigen

Einsatz fehlen. „Faktor Mensch“ nennen

Energieexperten dieses Phänomen, und der

Faktor kann teuer werden. „Der Bereich

Beleuchtung ist ein typisches Beispiel“, be-

richtet Michael Müller. „Außerhalb der Ver-

anstaltungszeiten, wenn sich für Reinigung

oder Eisaufbereitung nur wenige Personen

in einer Halle aufhalten, sind trotzdem wei-

te Teile des Gebäudes oft voll beleuchtet.

Die Verbrauchsquellen in den Nebenräu-

men schlagen im Vergleich zur eigentlichen

Bühnentechnik oft überraschend stark zu

Buche.“ Deshalb identifizierten die GMI

und die EnergieAgentur.NRW bei einem

zweiten Workshop die relevanten Perso-

nenkreise, die die Verbrauchswerte in Hal-

len und Stadien mit beeinflussen. Neben

den eigenen Mitarbeitern gehört dazu etwa

das Personal von Catering-Firmen, Tech-

niksupport und Stagehands, Security- und

Reinigungspersonal sowie last not least die

Hallenbesucher. Komplex wird die Situati-

on zusätzlich dadurch, dass jeder Betreiber

sein ganz eigenes Geschäftsmodell hin-

sichtlich dieser Serviceleistungen verfolgt.

Einige arbeiten mit einem hohen Anteil an

Eigenpersonal, andere setzen überwiegend

auf Fremdfirmen. Entsprechend variiert

die An- und Einbindung der Mitarbeiter,

wenn es um Optimierung im Betrieb geht.

Mitarbeitermotivation, so berichten Bran-

chenvertreter, spielt noch in einem wei-

teren Bereich eine zentrale Rolle, nämlich

beim Zertifizierungssystem „Green Glo-

be“. Einige Hallen arbeiten quasi leihweise

mit dem System, das ursprünglich für den

Die EnergieAgentur.NRW

Die EnergieAgentur.NRW arbeitet seit 1990 im Auf-trag der Landesregierung Nordrhein-Westfalens als erste Anlaufstelle für alle Fragen im Energiebereich: von der Energieforschung, technischen Entwick-lung, Demonstration und Markteinführung über die Energieberatung bis hin zur beruflichen Weiterbildung. Un-ternehmen und Verwaltungen können auf eine unabhängige Initialberatung zurückgreifen, die sie hinführt zu einer eigenen Strategie für weniger Energiever-brauch und mehr Klimaschutz. Schulungen zum Nutzerverhaltens gehören ebenso zum Aufgabenbereich wie Informations- und Weiter-bildungsangebote für Fach- und Privatleute. In den Schwerpunktbereichen „Energieeffizienz und Erneu-erbare Energien für Unternehmen und Kommunen“

„Energieeffizientes und solares Bauen“, „Innovative Kraftwerke und Netztechnik“, „Biomasse“, „Kraftstof-fe und Antriebe der Zukunft“, „Brennstoffzelle und Wasserstoff“ sowie „Solarenergie“ werden technische Innovationen vorangetrieben, der Know-how-Transfer

zwischen Wissenschaft und Wirt-schaft forciert und Unternehmen aus NRW im Bereich Außenwirt-schaft unterstützt. Über Pilot-projekte generieren die Berater der EnergieAgentur.NRW immer wieder neue Angebote für dieje-nigen Wirtschaftszweige, für die

bisher kein gezieltes Angebot in Sachen Klimaschutz besteht. Neben dem „Green Club“ gehören dazu aktuell Projekte in der Film- und Medienbranche so-wie im Tourismusbereich und zum Carbon Footprint. www.energieagentur.nrw.de

Pioniere der ersten Stunde im Netzwerk

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Touristiksektor konzipiert wurde. „Green

Globe“ umfasst nach eigenen Angaben ein

umfangreiches Set von 337 Indikatoren und

41 individuellen Kriterien. Das erfordert im

Zertifizierungsprozess von allen Beteiligten

viel Überzeugung und einen langen Atem.

Um gezielt und dauerhaft sparsames Nut-

zerverhalten in Hallen und Stadien zu etab-

lieren, könnten die Akteure auf Erfahrungen

aus der Energieeffizienzkampagne „missi-

on E“ zurückgreifen. Die EnergieAgentur.

NRW entwickelte die Kampagne zur Sen-

sibilisierung und Motivation gemeinsam

mit der Bundeswehrverwaltung. Dadurch

sparte diese bereits im ersten Kampagnen-

jahr 65 Millionen Kilowattstunden Energie

bzw. rund 3.000 Tonnen Kohlendioxid und

5,3 Mio. Euro ein. Auch hier war die Aus-

gangslage im Personalbereich komplex: Die

„mission E“ band 350.000 zivile und mili-

tärische Bundeswehrangehörigen ein. Hier

könnte Groß von ganz Groß lernen.

Gründe ein Netzwerk und rede darüber

Die Idee, ein „Greener Arena Network“

zu gründen, verdichtete sich beim Aspekt

Kommunikation. Denn bislang mangelt es

an einer umfassenden Strategie, das Thema

Nachhaltigkeit in der Branche und über die

vorgelagerte Wertschöpfungskette zu trans-

portieren. Als ersten Schritt analysierten die

beteiligten Hallenbetreiber, Energie- und

Kommunikationsexperten den Stellenwert

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STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

von Nachhaltigkeitsthemen in ihre Kom-

munikation mit Dienstleistern, Trägern /

Gesellschaftern, Mietern und Besuchern.

Fazit: Praktisch alle Betreiber, die sich für

Nachhaltigkeit engagieren, bemängeln ein

fehlendes öffentliches Interesse. Einerseits

wächst der Druck, wenn Hallen etwa un-

ter kommunaler Trägerschaft arbeiten und

von dieser Seite Klimaziele gesteckt sind.

Andererseits spielt das Thema auf der Kun-

denseite noch keine gewichtige Rolle. Eine

Halle allein kann im Kontakt mit Bookern,

Tourplanern oder Sportvereinen, die für

einen Großteil der Mieteinnahmen stehen,

nur schwer mit Nachhaltigkeitsstandards

punkten. Auch bei Investitionen ist eine

intensive Kommunikation mit Trägern und

Gesellschaftern notwendig, um hochwerti-

ge energieeffiziente Lösungen bewilligt zu

bekommen. Einzelne Veröffentlichungen

entwickelten noch nicht genügend Strahl-

kraft, um klimafreundliches Wirtschaften

als Qualitätskriterium bei großen Spielstät-

ten zu etablieren.

Das „Greener Arena Network“ soll hier

Abhilfe schaffen. „Eine gemeinsame Kom-

munikationsstrategie ist der entscheiden-

de Baustein für ein grünes Netzwerk“,

erklärt Jacob Bilabel. „Erst wenn kli-

mafreundliche Services mit einer gewissen

Marktmacht nachgefragt werden, kann

Bewegung in die Branche kommen“, so

Bilabel weiter. Ziel wäre es zunächst den

Kreis der Hallenbetreiber zu vergrößern,

die sich für energieeffiziente Ansätze in-

teressieren. Darüber hinaus richtet sich

das „Greener Arena Network“ an Akteure

aus dem gesamten Geschäftsumfeld. Erste

Impulse setzte hier ein Roundtable-Ge-

spräch, das Booker und Hallenbetreibern

im Herbst 2014 zusammenbrachte. Die

O2 World Berlin hatte als Gastgeber ihre

Pforten geöffnet. „Oft sind sich Booker und

Agenten überhaupt nicht bewusst, dass sie

über Einfluss in Sachen Klimaschutz ver-

fügen“, erklärt Holger Jan Schmidt. „Sie

selbst fühlen sich nur als ein Glied einer

langen Kette, die sich vom Künstler und

seinem Management über die Agentur

und den Technik-Provider oder beispiels-

weise einen Lichtdesigner über örtliche

Veranstalter bis hin zur Halle und den

Besuchern spannt.“ Schmidt arbeitet seit

Jahren an Nachhaltigkeitsstrategien im

Bereich Veranstaltungen und organisier-

te bis 2011 das Rheinkultur Festival, wel-

ches regelmäßig rund 170.000 Zuschauer

nach Bonn zog. Für die Schnittstelle zwi-

schen Hallen und Bookern stellte er seine

Expertise dem „Greener Arena Network“

zur Verfügung. „Am runden Tisch wurde

klar, dass ein Netzwerk die Erfolgschancen

für alle Beteiligten wesentlich erhöht“, so

Schmidt weiter.

Greener Arena Network 2015

Das Netzwerk soll in 2015 wachsen, Inte-

ressierte können sich an die Green Music

Initiative oder die EnergieAgentur.NRW

wenden. Aufgabenstellung für 2015:

• Eine Best-Practice-Sammlung für kom-

paktes technisches Know-how

• Instrumente zur Motivation von Mitar-

beitern und Dienstleistern

• Eine gemeinsame Kommunikationsstra-

tegie, die das Thema Klimaschutz in die

Branche trägt.

Und was ist aus den Clubs geworden? Der

Club Bahnhof Ehrenfeld ist gewachsen

und hat jetzt Platz für mehr Besucher. Das

Green Club Projekt wurde inzwischen auf

27 EU-Staaten hochskaliert und ist offi-

zieller Teil des Intelligent Energy Europe

Programms der EU-Kommission. Vielleicht

denkt dort auch schon jemand über die gro-

ßen Hallen nach.

„Pioniere der ersten Stunde“

Mit ihrem Know-how und Engagement haben folgende Hallen das Greener Arena Network unterstützt:

Dortmunder Westfalenhalle Eintracht-Stadion BraunschweigESPRIT arena DüsseldorfGerry Weber Stadion HalleMax-Schmeling-Halle BerlinMCC Halle MünsterlandO2 World BerlinO2 World HamburgVelodrom BerlinVolkswagen Halle Brauchschweig

Kontakt:

EnergieAgentur.NRW, Verena Müller E-Mail: [email protected]

Green Music Initiative, Jacob Bilabel E-Mail: [email protected]

www.greenerarenanetwork.de

Die Teilnehmer des Green Music Roundtable im Rahmen der Berlin Music Week 2014.

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Stadionwelt: Was umfasst

die Nachhaltigkeit im Musik-

markt?

Dashuber: Einerseits ist

es die technische Definiti-

on von Nachhaltigkeit, die

branchenübergreifend gilt

und im Kern die Reduktion

von Umwelteinwirkungen

bezeichnet. Dies ist sicherlich auch der

Hauptansatz für die Nachhaltigkeit in der

Musik- und Entertainmentbranche. Neben

dem sozialen Ansatz ist immer auch die

Frage zu beantworten, was es mir bringt.

Was habe ich davon, nachhaltig zu arbei-

ten? Neben der Kostenreduktion, die durch

das Einsparen von Energie einhergeht, se-

hen wir hier einen klaren Wettbewerbsvor-

teil, weil man sich durch die Besonderheit

eines grünen Events von der Masse abhebt

und sich somit ein Merkmal aneignen kann,

mit dem sich hervorragend Marketing be-

treiben lässt.

Stadionwelt: Welche Rolle spielt die

Nachhaltigkeit in der Branche mittlerweile?

Dashuber: Das Thema ist in den Köpfen

der Entscheider angekommen, weil es auch

gesamtgesellschaftlich angekommen ist.

Ein Meilenstein war sicherlich 2006 der

Stern-Report, der die Kosten des Klima-

wandels aufgedeckt hat. Vor diesem Hinter-

grund kann man Nachhaltigkeit im ersten

Schritt nur gut finden, es aber in der Praxis

umzusetzen, steht auf einem anderen Blatt.

Das ist genau der Knackpunkt. Es fehlt lei-

der noch an der Fülle an guten Beispielen,

die den ökonomischen oder marketing-

technischen Nutzen aufschlüsseln und als

Business Case dienen. Je größer der Player

ist, desto größer sind auch die Effekte. Ein

tolles Beispiel ist die CO2-neutrale Tour von

Radiohead. Davon brauchen wir mehr.

Stadionwelt: Warum ist die Entertain-

ment-Branche prädestiniert für das Thema?

Dashuber: Die Branche hat eine Strahl-

kraft wie kaum eine andere, dadurch kann

sie als Katalysator dienen und auch ihrer

Verantwortung gerecht werden, etwas zum

Klimaschutz beizutragen. Der Klimawandel

kann nur gesamtwirtschaftlich angegangen

werden und jeder sollte seinen Beitrag in

dem Feld leisten, wo er am besten ist. Die

Musikbranche kann Menschen erreichen

und mitreißen. Wenn man es flächende-

ckend schafft, die Emissionen von Events

um 50% zu reduzieren, ohne die Qualität zu

mindern, ist es doch schon ein toller Erfolg.

Stadionwelt: Befassen sich alle gleicherma-

ßen mit dem Thema Nachhaltigkeit?

Dashuber: Man sieht schon, dass die Fes-

tivals und Clubs weiter sind und es dement-

sprechend dort eine Vielzahl an Best Practice

und Vorwissen gibt. Dies ermöglicht eine

Integration des Wissens in bestehende Ma-

nagementtools. Beim Touring ist man davon

noch weiter entfernt, ein paar Pilotprojekte

sind bislang die Ausnahme. Dennoch gibt es

auch dort interessante Ansätze.

Stadionwelt: Was bedeutet Nachhaltig-

keit in der Praxis überhaupt?

Dashuber: Es heißt, dass Anforderungs-

kataloge und Checklisten für Touren ent-

sprechend unter Nachhaltigkeitsaspekten

formuliert werden. Dazu muss man viele

Akteure mit an den Tisch holen. Da muss

man sich erstmal herantrauen und es ist si-

cher zunächst mit Mehraufwand verbunden.

Gerade große Bands können sich das aber

durchaus erlauben. Die positiven Effekte

werden dafür nachhaltig wirken.

Stadionwelt: Wie lässt sich Nachhaltig-

keit im Musikmarkt messen?

Dashuber: Aus dem klassischen Ener-

giemanagement hat man die entscheiden

Komponenten wie CO2-Fußabdruck für den

Musikmarkt adaptiert und verfeinert. Man

musste das Rad daher nicht neu erfinden

und hat mittlerweile ein etabliertes Set von

Indikatoren, die als Bemessungsgrundlage

dienen. Basierend darauf haben wir bei-

spielsweise auch einen CO2-Rechner für

Veranstalter entwickelt, den man auf unse-

rer Homepage nutzen kann.

„Ein klarer Wettbewerbsvorteil!“Interview mit Roman Dashuber von der Green Music Initiative über die Relevanz der Nachhaltigkeit in der Musik- und Entertainmentbranche und Meilensteine bei der Verminderung von Umwelteinwirkungen.

Roman Dashuber

Green Music Initiative

Die Green Music Initiative dient als Plattform zur Förderung einer klimaverträglichen Musik- und Entertainmentbranche. In enger Kooperation mit renommierten wissenschaftlichen Instituten, Stakeholdern und bekannten Künstlern werden Reduktionsstrategien beispielhaft umgesetzt. Ziel ist die Verminderung der CO2-Emissionen und Umweltwirkungen in allen Bereichen. Die Vision der Green Music Initiative ist eine zukunftsfähige Musikbranche mit Vorbildcharakter in der Umset-zung von Klimaschutzmaßnahmen.

www.greenmusicinitiative.de

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Einblicke in die CO2-neutrale Tour von Radiohead

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Page 11: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

John BeattieSTADIONDIREKTOR EMIRATES STADIUMDie Energieeffizienz ist eine ebenso komplexe wie auch wichtige Thematik. Viele Dinge waren vor acht Jahren beim Bau des Emira-

tes Stadium leider technologisch noch nicht so weit, dass sie sich gelohnt hätten. So war etwa die Solarenergie damals noch nicht

wirtschaftlich darstellbar und die Regenwassernutzung stand noch vor dem Problem der Legionellenbekämpfung. So haben wir uns

damals bewusst gegen diese beiden Dinge entschieden, heute könnte man sicherlich anders darüber denken. Wir sind allerdings

froh, dass wir als eines der ersten Stadien eine Gebäudeautomatisierung mit zahlreichen PIR-Bewegungsmeldern installiert haben.

Ein weiterer Aspekt betrifft unsere Abfallwirtschaft. 85 % unseres Mülls wird recycelt – davon haben wir zwar keine finanziellen

Einsparungen, finden es aber trotzdem richtig.

Andreas Kroll, GESCHÄFTSFÜHRER IN.STUTTGART VERANSTALTUNGSGESELLSCHAFT MBH & CO. KGSeit 2011/12 haben wir vor allem in die energetische Gebäudesanierung investiert. Zudem wurde die Warmwasserversor-

gung in den kompletten Umkleidetrakten auf eine dezentrale Steuerung umgestellt. Dadurch konnten wir immense Energie-

einsparungen von 30 bis 40 Prozent erzielen. Eine weitere Maßnahme war die komplette Modernisierung der Besuchertoi-

letten. Es wurden neue wassersparende Toiletten mit Bewegungsmeldern und wasserlose Urinale installiert, wodurch wir den

Wasser- und Stromverbrauch um 30 bis teilweise 50 Prozent senken konnten. Schließlich haben wir in Zusammenarbeit mit

den Stadtwerken die Dächer unserer Logistikhallen komplett mit Solarmodulen ausgestattet.

Sybil FrankePROKURISTIN/VERTRIEBSLEITERIN VELOMAX BERLIN HALLENBETRIEBS GMBH

Nachhaltigkeit wird in der Velomax seit 2011 intensiv verfolgt und durch unser im selben Jahr ins Leben gerufene Green Team

aktiv gelebt. In beiden Häusern haben wir seitdem zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Durch den Austausch von herkömmlichen

Leuchtmitteln in LED haben wir Einsparungen erzielt – allein die komplett erneuerte Zufahrtstraße im Velodrom bringt uns jährlich

22.500 kWh an Einsparungen. In der Max-Schmeling-Halle konnten wir durch die Erneuerungen in der Gebäudeleittechnik, den

Einsatz von Bewegungsmeldern in Fluren und Duschen insgesamt 422 MWh über drei Jahre einsparen trotz einer stets steigenden

Zahl an Veranstaltungen. Wir beziehen die Wärme in unseren Häusern über unsere eigenen BHKWs und speisen den benötigten

Zusatzstrom nun gänzlich über Ökostrom ein, das war uns wichtig und ist nun umgesetzt.

Bilder: Stadionwelt, Sebastian Greuner, ELISA

STIMMEN DER STADION- UND ARENA-BETREIBER

Michael Hapka, GESCHÄFTSFÜHRER O2 WORLD BERLINTechnologien im Bereich der Nachhaltigkeit stehen bei uns derzeit im Fokus. Wir ha-

ben ein Block-Heizkraftwerk auf das Dach der Arena gesetzt. Es deckt 90 % unserer

Grundlast ab, wir müssen nur an Veranstaltungstagen Strom hinzukaufen. Generell

arbeiten wir daran, unseren Carbon-Footprint zu reduzieren. Letztes Jahr haben wir

70 % der Beleuchtung auf LED umgestellt, die restlichen 30 % folgen.

Page 12: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

12 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

D ass jeder Mensch schon bei all-

täglichen Tätigkeiten Energie

umsetzt und dabei ein Potenzial

an Bewegungs- also kinetischer Energie

entfaltet, auch ohne sich intensiv leistungs-

sportlich zu betätigen oder zielgerichtet für

den Betrieb elektrischer Geräte Arbeit zu

leisten, machen sich Energie-Pioniere mit

innovativen Produkten zunutze. So etwa

der englische Entwickler Laurence Kem-

ball-Cook. Die Bodenfliesen seiner Firma

„Pavegen“ nehmen die Trittenergie von

Fußgängern auf und generieren aus ihnen

elektrischen Strom.

Während eines Fußkontaktes kann jede Flie-

se zwischen 5 und 7 Joule generieren, also

5 – 7 Wattsekunden. (Zum Vergleich: Um

eine Waschmaschine zu betreiben, müsste

ein ganzes Team von 6 Rad-Profis perma-

nent in die Pedale treten – oder 20 untrai-

nierte Freizeit-Radler. Einen solchen Pulk

würde es auch erfordern, um eine einzige

Stadion-Flutlicht-Lampe mit ihrer Leis-

tung von 2.000 W zum Leuchten zu brin-

gen.)

Die Technologie nährt sich von massenhaft

kleinen Impulsen, ist also auf Menschen-

mengen angewiesen – und Kemball-Cook

hatte neben dem Smart-City- und Smart-

Building-Gedanken auch Stadien und

Sportereignisse von Beginn an, seit dem

Start im Jahr 2009, im Sinn. „Wenn wir un-

sere Technologie in einem Stadion mit einer

Kapazität für 50.000 Zuschauer installieren

würden“, rechnet das Unternehmen vor,

„wäre die bei einem zweistündigen Event

erzielte Energie in der Lage, 389 Handys

bzw. MP3-Player aufzuladen oder 80 LED-

Leuchten oder 14 Flutlichter für die Dauer

eines Fußballspiels zu erleuchten“.

Es wurden bei großen Sportereignissen

bereits Test-Installationen eingerichtet, so

beim Paris-Marathon und bei den Olym-

pischen Spielen 2012 in London. Hier ver-

sorgten 12 Fliesen die LED-Strahler für eine

Fußgängerbrücke mit Strom – während 8

Stunden am Abend unter Volllast und wäh-

rend der 16 Tageslicht-Stunden mit halber

Kraft. Der auf diesem Weg erwirtschaftete

Energie-Überschuss von gut 30 % wurde

in Batterien, die in die Module selbst integ-

riert sind, gespeichert. 1 Million Fußabdrü-

cke wurden hier während der Olympischen

Spiele gezählt.

Jede Einheit enthält zudem drahtlose Trans-

mitter, die stets aktuelle Status-Meldungen

ins Netz senden können. Diese Funktion

hat praktischen Nutzen für den Betreiber

und kann darüber hinaus zur Motivation

von Passanten eingesetzt werden, sich mit

zusätzlichen „Footsteps“ für das Gemein-

wohl einzubringen und CO2-neutrale Extra-

Energie ins System einzuspeisen. Den hohen

Aufforderungscharakter erkannte auch die

australische Football A-League. 2012/13

lief in australischen Stadien ein Projekt, das

die Technologie als Event-Modul mit TV-

Einbindung einsetzte, das die Fans mit ihren

Bewegungen ans Laufen brachten.

Im Sommer 2014 installierte Kemball-Cook

dann 16 Fliesen an verschiedenen Stellen im

neuen Hazza Bin Zayed Stadium in Al Ain

(Vereinigte Arabische Emirate/Abu Dha-

bi), um das Wegeleitsystem zu unterstützen

und es im Sinne des Crowd Management

zu ermöglichen, z. B. die Zuschauerströme

in Richtung weniger genutzter Ausgänge zu

lenken.

Meilenstein in Rio

Einen weiteren Meilenstein verwirklichte

der Entwickler im September 2014: Die mit

200 Fliesen bislang größte Festinstallation,

und zudem die erste, bei der eine Anlage

unmittelbar in ein Spielfeld integriert wur-

de, brachte man im Rahmen der Kampagne

#makethefuture des Energieunternehmens

Energie im VorübergehenBodenfliesen, die elektrischen Strom aus den Schritten von Fußgängern generieren. Eine Technologie, die auch in Sportstätten und bei Events Einzug hält, wo sie das hohe kinetische Energiepotenzial der Zuschauer nutzbar macht.

Einsatz beim Marathon: Es wird die Energie von Tausenden Läufer-Fußabdrücken genutzt.

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Page 13: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

www.stadionwelt.de Stadionwelt | 13

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Shell in der Favela Morro da Mineira in Rio

de Janeiro im Kunstrasen-System eines Soc-

cer-Courts ein. Auf diese Weise wird nun die

Spielfeldbeleuchtung der Anlage während 10

Stunden täglich von den Sportlern zu großen

Teilen selbst generiert. Tagsüber tragen So-

larkollektoren 70 % der Energie zur Beleuch-

tung bei, die vor allen Dingen den Kindern

und Jugendlichen des Armenviertels zur

Ausübung des Sports verhelfen soll. Das

Projektmanagement inklusive der einbau-

spezifischen Abstimmungsprozesse mit der

lokalen Behörde übernahm Shell.

Sollten weitere vergleichbare Projekte in

anderen Teilen der Erde bzw. Klimazonen

verwirklicht werden, könnte freilich die ab-

weichende Intensität der Sonneneinstrah-

lung jeweils ein anderes Verhältnis der

Energiequellen mit sich bringen. Die Eig-

nung für Sportplätze aller Art und Fußgän-

gerwege, sowohl indoor als auch outdoor, ist

gegeben, und Pavegen rechnet durchaus mit

einer weiteren Verbreitung – etwa auf Bas-

ketball-Feldern oder Multisport-Anlagen.

„Es kommt einzig auf die Höhe der Aktivi-

tät in Form von Fußabdrücken an“, heißt es,

„und darauf, wie wir die hieraus generierte

Energie nutzen können, um Anlagen vor Ort

oder die Beleuchtung zu betreiben“.

Bei der Installation in Rio de Janeiro dürften

Sportboden-Normen eine untergeordnete

Rolle gespielt haben. Vor einer Verbreitung

etwa in deutschen Kommunen wird dieses

Thema jedoch mit Sicherheit durchzudekli-

nieren sein; zum gegenwärtigen Zeitpunkt

kann diesbezüglich noch keine verbindliche

Auskunft gegeben werden und man ist wohl

auch auf Kooperationen und Projekte ange-

wiesen, in deren Rahmen sportspezifische

Details zur Klärung kommen würden.

Als Anhaltspunkt für Interessenten, die

ihre Ideen durchkalkulieren möchten, sagt

Pavegen: „Bei Installationen im Umfang

von 25 – 50 Fliesen kostet jede einzelne

rund 700 £ (aktuell knapp 900 €). Wir be-

mühen uns um große Installationen, und

der Preis sinkt beträchtlich, je mehr Ein-

heiten wir an einem Ort einbauen.“

Stadion-Modell: Pavegen-Fliesen für den Betrieb elektrischer Displays.

Typische Anwendungen: Kosten für zahlreiche "Energiefresser" können kompensiert werden.

Beispiel Fußgängerbrücke für London 2012: Passanten füttern die LEDs mit Strom.

Page 14: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

14 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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D as Congress Centrum besteht

heute aus der 6.500 Zuschauer

fassenden „Großen Halle“, drei

Messehallen und dem „Congress-Centrum“

mit diversen Sälen und Tagungsräumen.

Insgesamt umfasst der Komplex rund

20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche

und rund 10.000 Quadratmeter Freige-

lände. Allein die Messehalle Mitte, in der

auch große Konzerte stattfinden, fasst bis

zu 11.000 Menschen. Jährlich finden hier

rund 300 Veranstaltungen mit insgesamt

mehr als 550.000 Besuchern statt.

Zahlreiche Veränderungen der Bausubstanz

Seit der Eröffnung wurden zahlreiche

Veränderungen an der Bausubstanz vor-

genommen. 1976 eröffnete die runderneu-

erte Halle Münsterland ihren Congress

Saal für Tagungen und Konzerte mit bis zu

1.000 Besuchern. Doch schon bald reich-

ten die Kapazitäten nicht mehr aus – be-

sonders für die immer wichtigeren Messen

und Kongresse. Bis 2002 entstanden daher

das Südfoyer sowie drei Messehallen. 2007

wurde die bis zu 6.500 Besucher fassende

„Große Halle“, grundlegend renoviert. Neu

sind die Tribünen mit 2.300 gepolsterten

Sitzen sowie ein spezielles Lichtkonzept,

bei dem moderne LED-Leuchten die Halle

in Szene setzen. 2008 kamen zwei Busi-

ness Logen hinzu.

Mit dem „Grünen Saal“ erhielt das Congress

Centrum 2008 einen weiteren, multifunk-

tionalen Raum mit modernster Präsen-

tationstechnik. Bis zu 350 Gäste können

hier tagen, ebenso eignet sich der Saal für

VIP-Empfänge bei Events. 2013 wurde der

Panorama Congress eröffnet.

Trend zu „grünen“ Veranstaltungen

In den letzten Jahren ist die Nachfrage

nach „grünen“ Kongresse und Veranstal-

tungen immer weiter gestiegen. Auf diesen

Trend hat sich das Messe und Congress

Centrum Halle Münsterland schon seit

einigen Jahren eingestellt. 2010 erhielt

das Veranstaltungszentrum erstmals das

„Green Globe“-Gütesiegel, 2012 und 2014

folgten jeweils erfolgreiche Rezertifizie-

rungen. Green Globe ist ein weltweit an-

erkanntes Gütesiegel der Touristik- und

Veranstaltungsbranche, das Betriebe aus-

zeichnet, deren Unternehmensausrichtung

auf einen respektvollen und sparsamen

Umgang mit Ressourcen zielt. Bei der letz-

ten Überprüfung erreichte das Congress

Centrum 98 Prozent der erreichbaren

Punkte. Damit ist man laut eigener Aussa-

ge in diesem Bereich die Nr. 1 in Deutsch-

land und im internationalen Vergleich in

der Spitzengruppe.

Aber schon zuvor setzte das Congress Cen-

trum auf das Thema Nachhaltigkeit, pro

Jahr werden mindestens 5.000 Euro für

nachhaltige Investitionen ausgegeben. „Wir

haben unter anderem eine Nachhaltigkeits-

Task Force gegründet und Mitarbeiter zu

Energieeffizienzmanagern und Nachhaltig-

Vorreiter in Sachen NachhaltigkeitDas 1926 erbaute Messe und Congress Centrum Halle Münsterland im westfälischen Münster ist das größte Veranstaltungszentrum der Region. Nicht erst seit dem Trend zu „grünen“ Veranstaltungen setzt man konsequent auf Nachhaltigkeit.

Das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland trägt seit 2010 das „Green Globe“-Gütesiegel.

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Page 15: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Stadionwelt: Was ist das „Green Globe“-Zertifikat?Koch: Green Globe ist ein weltweit anerkanntes Gütesiegel der Tou-ristik- und Veranstaltungsbranche, das Betriebe auszeichnet, deren Unternehmensausrichtung auf ei-

nen respektvollen und sparsamen Umgang mit Ressourcen zielt. Dabei werden nicht nur die Immobilie, Wasserverbrauch, Emissionen, Abfall und Reinigung beleuchtet, sondern auch kulturelles und soziales Engagement, Beschwerdemanagement, der Einkauf von Fair Trade-Produkten und die Ausbildung der Mitarbeiter im Bereich Umweltschutz. 125 Kri-

terien werden für die Zertifizierung geprüft. Die Auszeichnung muss alle zwei Jahre erneuert werden. Das Gütesiegel Green Globe wurde 1993 entwickelt und basiert auf der Agenda 21 für nachhaltige Entwicklung.

Stadionwelt: Welche Gründe bewogen Sie zum Beitritt?Koch: Nachhaltigkeit ist uns als Unterneh-men wichtig und in unseren Unternehmens-grundsätzen verankert. Um Kunden und Veranstalter beim Thema „Green Meeting“ beraten und unterstützen zu können, müssen wir selbst die umfangreichen Voraussetzun-gen erfüllen.

Stadionwelt: Welche Bereiche werden unter-sucht?Koch: Die 125 Prüfungskriterien von Green Globe umfassen alle Unternehmensbereiche, wir werden bei den Zertifizierungen sehr genau unter die Lupe genommen. Die Fragen reichen von der Mülltrennung über den Ausgleich des CO

2-Ausstoßes bei Geschäftsreisen bis hin zur Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen. Bei der Zertifizierung spielen aber auch das ressourcenschonende Verhalten der Mitarbei-ter und soziale Gedanken eine Rolle. Beispiels-weise ist das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland behindertengerecht und barrierefrei ausgestattet.

www.stadionwelt.de Stadionwelt | 15

keitsberatern ausgebildet. Baulich hat sich

bei uns einiges getan, das umfasst sowohl

große als auch kleine Maßnahmen: Eine

unserer Klimaanlagen nutzt Löschwasser

zur Kühlung, wir haben Energiesparlam-

pen eingebaut und Handtuchspender mit

Sensoren ausgestattet“, sagt Birgit Koch,

Leiterin Marketing/PR beim Messe und

Congress Centrum Halle Münsterland.

Außerdem kommen mit dem Veranstal-

tungsticket Besucher im Fernverkehr der

Deutschen Bahn zu 100 Prozent mit Öko-

strom zum Ziel. Dadurch wird schon bei der

Anreise der CO2-Ausstoß minimiert.

Darüber hinaus bezieht das Congress Cen-

trum Ökostrom der Stadtwerke Münster

und Dienstreisen werden möglichst mit

der Bahn angetreten. Falls doch ein Dienst-

wagen benötigt wird, erfolgt der CO2-Aus-

gleich über die Non-Profit-Organisation

atmosfair. Auf der Website der Organisa-

tion können Kunden Abfahrts- und Zielort

in einen Emissionsrechner eingeben und

dieser berechnet dann die Menge an ver-

brauchtem CO2. In der Berechnung werden

zudem auch andere klimarelevante Abgase

wie Rußpartikel berücksichtigt. Anschlie-

ßend kann der Kunde an atmosfair den

Betrag spenden, der nötig ist, um die be-

rechneten Emissionen an anderer Stelle in

Klimaschutzprojekten einzusparen.

„Wichtig, und auch das ist ein Bestandteil

von Green Globe, sind zudem der Arbeits-

schutz und die Gesundheitsförderung.

Da engagieren wir uns deutlich über das

gesetzliche Maß hinaus, wofür uns die

Unfallkasse NRW ausgezeichnet hat“, so

Koch. Auch auf Barrierefreiheit achtet das

Messe und Congress Centrum Halle Müns-

terland. 2012 wurde etwa eine moderne

Schwerhörigenanlage eingerichtet: Spe-

zielle Sender ermöglichen es Schwerhöri-

gen, an jedem Platz Musik genießen und

Vorträgen folgen zu können.

„Nachhaltigkeit ist uns wichtig!“Seit dem Sommer 2010 ist das Messe und Congress Centrum Halle Münsterland erfolgreich Green Globe zertifiziert. Im Interview mit Stadionwelt erklärt Birgit Koch, Leiterin Marketing/PR und federführend bei der Zertifizierung, um welches Zertifikat es sich handelt und welche Kriterien überprüft wurden.

Birgit Koch

Bestandteile eines „Green Meetings/Events“ im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland

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• Transfer zur Veranstaltungsstätte mit Ökobussen, Welcome Tickets für den ÖPNV, Ökotaxis, Anreise mit der Bahn, CO2-Rechner und Ausgleich des Verbrauchs

• Mülltrennung und ökologische Müllentsorgung, Müllwaage für Transparenz in der Weiterberechnung• Ökostrom• klimatisierte Räume mit besonderer umweltschonender Kühltechnik• Druck der Unterlagen auf ökologisch wertvollem Papier• Badges/Namensschilder auf ökologisch abbaubarem Papier• Catering „Le Buffet“ bietet ein regionalspezifisches, saisonales Menü, die Lieferanten kommen

ausschließlich aus der Region

Quelle: Messe und Congress Centrum Halle Münsterland GmbH

„Großen Halle“ mit energiesparenden Halogenlampen

Page 16: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

16 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Die O2 World Hamburg als Mul-

tifunktionsarena, die unter an-

derem ein Eishockey-Team be-

herbergt, produziert mit ihrer Kälteanlage

permanentes Eis, wobei auch Wärme ent-

steht. Diese zu nutzen war 2002, als die

Arena entstand, aber noch kein vordring-

liches Thema. Der Partner für das Facility-

Management aus dem Hause SPIE brachte

erst später die Idee ein, eine Anlage zur

Wärmerückgewinnung zu installieren. Man

entschied sich für die Durchführung des

Projekts, die Investitionskosten wurden

geteilt.

Die Wärmepumpe wandelt die Abwärme

der Eiskälteanlage in nutzbare Heizwärme

um, wodurch die Heizung weniger Ener-

gie verbraucht. Pro Betriebsjahr werden

durch die Wärmepumpe etwa 1.000 MWh

eingespart, die Reduzierung der jährli-

chen CO2-Emissionen wird mit 24 Tonnen

beziffert. Dies entspricht dem Jahresver-

brauch von mindestens 50 Einfamilien-

häusern. „Wir entlasten die Umwelt und

optimieren gleichzeitig unsere Kosten“,

erklärte Uwe Frommhold, Geschäftsfüh-

rer der O2 World Hamburg, anlässlich

der Inbetriebnahme der Anlage. „Unse-

ren Energieverbrauch und damit die auch

die Kosten mit Hilfe der Wärmepumpe

von SPIE Energy Management um zehn

Prozent senken zu können, ist ein großer

Schritt in eine grünere Zukunft.“

Bei der Wärmepumpe handelt es sich um

einen einstufigen Kolbenkompressor. Die-

ser verdichtet das Kältemittel, das für die

Kühlung der Eisanlage verwendet wird.

Die Anlage wird elektrisch angetrieben und

erzeugt bei dieser Verdichtung eine Heiz-

leistung von bis zu circa 240 kW, die in

das Heizungsnetz der O2 World eingespeist

wird. Diese Wärme wurde bisher als Ver-

lust bei der Kälteerzeugung an die Umwelt

abgegeben. Da die Arena aufgrund ihrer

Größe fast immer einen Heizungsbedarf

aufweist, soll auf diesem Wege die Umwelt

entlastet werden. Die Anlage kann immer

dann sinnvoll betrieben werden, wenn die

Kälte für die Arena benötigt wird. Dies ist

an ca. 5.000 Stunden pro Jahr der Fall.

Wasserkraft und Brauchwasser

Im Maßnahmenkatalog von Jörn Fischer,

dem F & B Manager der O2 World Ham-

burg, der auch für das Sustainability Ma-

nagement zuständig ist, ist die Einführung

Mit Wassertanks und WärmepumpeAls Indoor-Spielstätte ist die O2 World Hamburg wetterunabhängig. Dennoch können sich die Betreiber über Regen freuen, denn die Niederschläge fließen in das Brauchwasser-Reservoire ein.

11.372 m² Dachfläche: Die Hamburger Arena speist Regenwasser in ihre Brauchwasser-Reservoirs.

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Page 17: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

www.stadionwelt.de Stadionwelt | 17

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

moderner Standards wie Bewegungsmelder

für die Objektbeleuchtung und der Aus-

tausch von Leuchtmitteln zu Gunsten der

LEDs bereits abgehakt. Weitere Maßnah-

men stehen im Kontext zum Wasserver-

brauch. So wechselte die Arena von einem

großen Stromanbieter zu Hamburg Energie

und bezieht von dort zu 100 % aus Wasser-

kraft gewonnenen atomkraftfreien Strom.

Eine wesentliche Einrichtung wurde aber

schon mit dem Bau der Arena realisiert.

Diese macht sich die 11.372 m² große Dach-

fläche zunutze, um Regenwasser zu sam-

meln, das in die Brauchwasser-Reservoirs

und die Sprinkleranlage geleitet wird. Bei

ca. 750 Litern Niederschlag pro Quadrat-

meter im Jahr stehen der Arena somit rund

8.500 m³ an Brauchwasser gratis zur Ver-

fügung. Das Wasser wird gefiltert und fließt

dann in zwei jeweils 40.000 l fassende Vor-

ratstanks. „Das Wasser geht durch einen

Grob- und einen Feinfilter, aber ganz klar

wird es dabei nicht“, sagt Jörn Fischer. „Vor

allem in Zeiten des Pollenfluges lässt sich

eine leicht gelblich Verfärbung nicht ver-

hindern.“ – Dies sollte heutzutage, in Zei-

ten gesteigerten Umweltbewusstseins, kein

Problem darstellen und bei den Besuchern

auf Akzeptanz stoßen.

Globale Strategie

Als globale Strategie des Entertainment-

Konzerns AEG, dem auch die Hamburger

Arena gehört, ist jedenfalls 1EARTH seit

2009 ein verbindliches Programm. Es wird

jährlich ein Report erstellt, der die Fort-

schritte auf dem Weg zum Fernziel 2020

dokumentiert. Unter anderem ist in den

Zielvorgaben die Einsparung von 20 % des

Wasserverbrauchs verankert. „AEG betreibt

rund 100 Spielstätten weltweit“, erläutert

Jörn Fischer, „es wird alles aus den USA ko-

ordiniert. In Europa und vor allen Dingen

Deutschland haben wir einen deutlichen

Vorsprung, beispielsweise ist bei uns die

Mülltrennung ja längst eine Selbstverständ-

lichkeit.“

Die O2 World Hamburg lag in der Gesamt-

jahres-Wertung für 2013 mit 1.097.389

Besuchern bei insgesamt 135 Veranstaltun-

gen auf dem dritten Platz des deutschland-

weiten Arena-Rankings von Stadionwelt.

Spätestens in Anbetracht dieser Zahlen ist

klar: Wasser- und Stromverbrauch sowie

Abfälle in großem Umfang gehören nun

einmal zum Geschäft und lassen sich nie

ganz vermeiden. Man sei aber in Hamburg

immer schon umweltbewusst gewesen, sagt

Fischer, und man versuche weiterhin so

umweltbewusst zu handeln wie möglich.

„Umweltschutz kostet natürlich Geld“, sagt

er. „Aber wenn etwas wirtschaftlich vertret-

bar ist, setzen wir das auch um.“

Gastronomie und Medientechnik: Nur zwei von vielen Stromverbrauchern.

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Bis zu 16.000 Zuschauer passen in die Arena – und werden mit atomkraftfreiem Strom versorgt.

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Page 18: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

18 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

D ie Westfalenhallen umfassen ins-

gesamt neun klimatisierte Hallen

mit zwischen 1.000 und 10.600

Quadratmetern Fläche. Insgesamt verfügt

die Messe Westfalenhalle über eine Aus-

stellungsfläche von rund 60.000 Quadrat-

metern. Die bekannteste ist die denkmalge-

schützte Westfalenhalle 1. Sie gehört zu den

traditionsreichsten Veranstaltungsarenen

Deutschlands. Zum Areal gehören außer-

dem die Messe Westfalenhallen Dortmund,

das Kongresszentrum Westfalenhallen

und das Mercure-Hotel Messe & Kongress

Westfalenhallen. Damit liegt Dortmund auf

dem deutschen Messemarkt im mittleren

Größenbereich.

Westfalenhallen treten Nachhaltigkeitskodex bei

Seit November 2014 unterstützt die

Westfalenhallen Dortmund GmbH den

Nachhaltigkeitskodex „fairpflichtet“ der

deutschsprachigen Veranstaltungsbranche.

Mit der Unterzeichnung dieser freiwilligen

Selbstverpflichtung bekennt sich das Un-

ternehmen beim Organisieren und Durch-

führen von Messen, Veranstaltungen und

Kongressen zu nachhaltigem Handeln. Das

Dortmunder Traditionsunternehmen en-

gagiert sich schon geraume Zeit im Bereich

Nachhaltigkeit und wurde bereits mehrfach

dafür ausgezeichnet: „Wir nehmen unse-

re soziale und ökologische Verantwortung

sehr ernst und arbeiten kontinuierlich da-

ran, diese noch weiter auszubauen“, sagt

Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der

Westfalenhallen Dortmund GmbH.

Zehn Leitlinien nachhaltigen Handelns lie-

gen dem im Mai 2012 ins Leben gerufenen

Nachhaltigkeitskodex „fairpflichtet“, initi-

iert vom German Convention Bureau e. V.

(GCB) und dem Europäischen Verband

der Veranstaltungs-Centren e. V. (EVVC),

zugrunde. Der Kodex ist eine freiwillige

Selbstverpflichtung zur ökologischen, öko-

nomischen und sozialen Unternehmens-

verantwortung bei der Organisation und

Durchführung von Veranstaltungen. Mit

dem Beitritt zu dem Projekt verpflichten

sich die Unternehmen, einmal jährlich ei-

nen Fortschrittsbericht zu veröffentlichen.

Bis heute haben sich nach Angaben des

EVVC circa 370 Unternehmen aus der Ver-

anstaltungsbranche dieser ehrenamtlichen

Verpflichtung angeschlossen.

Mit zahlreichen Nachhaltigkeitspreisen prämiert

Nicht erst seit der Unterzeichnung der frei-

willigen Selbstverpflichtung handelt die

Westfalenhallen Dortmund GmbH um-

weltbewusst und nachhaltig. Bereits 2003

erhielt die Gesellschaft den Umweltpreis

der Stadt Dortmund. Zwei Jahre später

Traditionsreiches Veranstaltungszentrum mit grünem Bewusstsein Die Westfalenhallen Dortmund sind ein Messe-, Kongress- und Veranstaltungszentrum in Dortmund mit langer Tradition. Das Thema Nachhaltigkeit wird seit Jahren groß geschrieben.

Westfalenhallen Dortmund: Auf den Dächern befindet sich das größte dachgestützte solare Kraftwerk in NRW und nördlich der Mainlinie.

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www.stadionwelt.de Stadionwelt | 19

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

folgte der Europäische Solarpreis von EU-

ROSOLAR, der Europäischen Vereinigung

für Erneuerbare Energien, in der Katego-

rie „Eigentümer oder Betreiber von Foto-

voltaik-Anlagen“. Grund dafür war unter

anderem die 14-prozentige Ersparnis des

jährlichen Stromverbrauchs durch das auf

den Dächern der Westfalenhallen 3B, 6, 7,

und 8 errichtete laut Unternehmensanga-

ben größte dachgestützte solare Kraftwerk

in NRW und nördlich der Mainlinie. „Die

Gesamtanlage liefert rund 1,6 Megawatt-

Stunden Solarstrom pro Jahr – was rein

rechnerisch ausreicht, um circa 450 Drei-

Personen-Haushalte mit Strom zu versor-

gen. Außerdem wird die Umwelt um etwa

1.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr

entlastet“, erklärt Loos.

Heute deckt das Unternehmen bereits 20

Prozent seines gesamten Stromverbrauchs

durch Erneuerbare Energien. Im Jahr 2006

wurde es aufgrund seiner neuen, umwelt-

freundlichen Heizungsanlage und der Wär-

merückgewinnungs-Lüftungsanlage in der

Westfalenhalle 3B als Öko-Profit-Betrieb

zertifiziert. Die vier neuen Niedertempera-

tur- und Brennwertkessel erbringen eine

Gesamtleistung von 11 Megawatt. Dadurch

konnte der Wirkungsgrad von 83 Prozent

auf 92 Prozent erhöht werden. Sabine

Loos: „In den Westfalenhallen sind heute

so genannte CO2-Fühler in die Abluft ein-

gebaut. Sie messen den CO2-Abluftgehalt

der Halle, der Aufschluss darüber gibt, wie

,verbraucht‘ die Luft im Innenraum ist. So

kann dann der genaue Bedarf an Frisch-

luft berechnet werden. Mehr als nötig wird

nicht eingeleitet. Bei Konzerten kann diese

Technik den Heizbedarf gegenüber früher

nahezu halbieren.“ Unter der Überschrift

„Green IT“ arbeitet man bei der Steuerung

der Heizung- und Klimatechnik neuerdings

auch mit so genannten virtuellen Servern.

„Diese Software-Lösungen können Server-

Hardware, also ,echte‘ Computer, ersetzen.

Dadurch werden Energiekosten für Strom

und Kühlung sowie Betriebskosten redu-

ziert, erklärt Sabine Loos.

Weitere „grüne“ Unternehmens-Merkmale

sind die Möglichkeit einer umweltverträg-

lichen Besucher-Anreise, energiesparende

Informations- und Beleuchtungstechnik, der

Einsatz von ökologischen Reinigungsmitteln

und die Verwendung von Recycling-Papier.

Darüber hinaus verfügt die Westfalenhallen

Dortmund GmbH über ein intelligentes Ab-

fall- und Recycling-System und sorgt für die

Pflege von 400 Bäumen auf dem Unterneh-

mensgelände. Zudem wird die Beleuchtung

nach und nach auf LED umgestellt. „Wir

rüsten unseren Lampenbestand kontinuier-

lich um. Immer, wenn Bauprojekte anstehen,

werden LED-Lampen mit eingebaut. Das war

zum Beispiel beim letztjährigen Toilettenum-

bau der Fall, ist aber auch für aktuell geplante,

größere Umbauprojekte vorgesehen“, so Loos.

Mitarbeitersensibilisierung ist wichtig

Neben infrastrukturellen Maßnahmen trägt

auch das Verhalten der Mitarbeiter zur Ver-

meidung von Energieverschwendung und

der Schonung der Umwelt bei. Daher ist

das Unternehmen auch in diesem Bereich

sehr aktiv. Sabine Loos: „Wichtig ist, das

Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit

zu schärfen. Unter anderem haben wir uns

daher an der Nachhaltigkeitsstrategie PLA-

NET 21 des Hotelkonzerns Accor beteiligt.

Unsere Tochterunternehmen für Kon-

gresse, Hotel und Catering hat die „Green

KHC-Woche“ ausgerufen. Hier gab es drei

Themenschwerpunkte: Eine Woche lang

ließen die Mitarbeiter das Auto zuhause

und kamen mit Fahrrad oder öffentlichen

Verkehrsmitteln zur Arbeit, es standen

vegetarische Gerichte auf dem Kantinen-

Speiseplan, und man durfte an einem Semi-

nar zum Thema „Stressabbau“ teilnehmen.“

Lohn dieser Bemühungen war die Prämie-

rung mit dem „EVVC Award – Social Res-

ponsibility“ im Jahr 2009. 2013 wurde das

Mercure Hotel Dortmund Messe & Kon-

gress Westfalenhallen zudem als „Certified

Green Hotel“ bestätigt.

Photovoltaikanlage der Westhallen Dortmund

i

• größtes dachgestütztes solares Kraftwerk in NRW

• 14-prozentige Ersparnis des jährlichen Stromverbrauchs

• Stromleistung: 1,6 Megawatt-Stunden pro Jahr

• reicht für die Versorgung von 450 Drei-Personen-Haushalten

• Umweltentlastung: 1.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr

• Gesamtkosten: 10 Millionen Euro

Solarmodule auf dem Dach der Westfalenhallen

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Weitere Infos zur Solarenergie unterwww.photovoltaik.nrw.de

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20 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

D ie Max-Aicher-Arena dient als

Bundesstützpunkt und Landes-

leistungszentrum für den Eis-

schnelllauf und den Shorttrack und wird

somit überwiegend für den Eissport genutzt.

Die 200 mal 90 Meter große Halle verfügt

über eine 6.600 Quadratmeter große Eisflä-

che und fasst bis zu 7.000 Zuschauer, verteilt

auf 1.000 Sitz- und 6.000 Stehplätze bzw.

2.500 Sitzplätze und 3.000 Stehplätze der-

zeit. Im inneren Ring kann unter anderem

Eishockey gespielt werden, den äußeren Be-

reich bildet eine 400-Meter-Bahn. „Von Mit-

te September bis Mitte November herrscht

bei uns Hochkonjunktur. Es trainiert dann

nicht nur die deutsche Elite, auch haben wir

viele Gäste aus dem Ausland“, freut sich Hu-

bert Graf, Leiter der Max-Aicher-Arena.

Tageslichtversorgung minimiert Kunstlichtbedarf

Der Entwurf des gesamten Gebäudes so-

wie die anspruchsvolle Dachkonstruktion

lagen in den Händen der Projektarbeits-

gemeinschaft Behnisch Architekten und

Pohl Architekten. Ihre Idee: Das schnellste

Eis der Welt zu erzeugen, aber gleichzei-

tig den Kälte-, Wärme- und Strombedarf

zu minimieren. Etwa 1.000 Quadratmeter

dreilagige ETFE-Kissen und circa 20.000

Quadratmeter einlagig gespanntes Low-

E-Gewebe bilden das Herzstück des Da-

ches. Im Zusammenspiel mit einer 2.200

Quadratmeter großen umlaufenden Glas-

fassade wirkt es wie eine frei schwebende

Wolke. Getragen wird das gesamte Dach

von 10 Holz-Stahl-Fachwerkverbindern

mit einer Spannweite von je 82,5 Metern.

Eine stützenfreie Konstruktion im Innen-

raum ermöglicht den jährlich rund 85.000

bis 100.000 Zuschauern freie Sicht auf das

Wettkampfgeschehen.

Die verglaste Fassade sowie die nach Nor-

den ausgerichteten Gauben erlauben die

Nutzung der Arena ohne zusätzliche Be-

leuchtung. „Beim normalen Betrieb benö-

tigen wir kein Kunstlicht, was sowohl von

den Sportlern als auch von den Zuschauern

geschätzt wird“, freut sich Graf. Die Gau-

ben werden durch lichtdurchlässige ETFE-

Kissen verschlossen und dienen dem Eis als

Wärmeschutz. „Eine direkte Besonnung der

Eisfläche wird auf diese Weise ausgeschlos-

sen“, so die Architekten. Inzell stelle damit

Energetisches Vorbild inmitten der NaturDie Max-Aicher-Arena in Inzell gilt als eine der modernsten Eishallen der Welt: Sie bietet sie nicht nur optimale Bedingungen für den Eissport, sondern weist auch einen geringen Energieverbrauch auf.

Die Max-Aicher-Arena wird als Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum genutzt.

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Page 21: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

www.stadionwelt.de Stadionwelt | 21

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

die erste Eisschnelllaufhalle weltweit, die

eine blendfreie Tageslichtnutzung ermög-

licht. Hallenseitig wird das Dach mit einem

textilen Kälteschirm versehen, dessen me-

tallisch beschichtete Membran die Strah-

lungskälte der Eisfläche reflektiert und

so die Holzflächen vor der Kältestrahlung

schützt. „Andernfalls würde die Raumluft

an den abgekühlten Holzoberflächen kon-

densieren und das Holz durchfeuchten“,

erklärt die Projektarbeitsgemeinschaft

Behnisch und Pohl. Damit im Rahmen

der multifunktionalen Nutzung eine gute

Raumakustik herrscht, wurde beim Bau der

Halle auch auf klangliche Anforderungen

Wert gelegt. Unter anderem sorgt ein guter

Schallabsorptionsgrad einer textilen Mem-

brandecke für kurze Nachhallzeiten.

Nachwachsender Rohstoff als optimale Heizlösung

Das Heizkonzept der Max-Aicher-Arena

basiert auf drei verschiedenen Komponen-

ten. Während der Eissaison kommt eine

Pelletheizung mit einer Gesamtleistung

von 800 Kilowatt zum Einsatz. „Wir haben

uns für diese Art der Heizung entschie-

den, da Holz ein nachwachsender Rohstoff

ist“, so Graf. Zeitgleich kann während der

Eissaison die Abwärme der Kompressoren

der Eisbearbeitungsmaschinen genutzt

werden. „Die dritte Komponente ist eine

Gastherme, die wir überwiegend in der eis-

freien Zeit einsetzen. Eine Gesamtleistung

von 250 Kilowatt reicht dann vollkommen

aus und spart zeitgleich Energie und Kosten

ein“, erklärt Graf. Auch die Lüftungstechnik

wurde zweigeteilt. Während eine Anlage di-

rekt in die Zuschauertribünen integriert ist,

befindet sich über dem Eis eine weitere, die

eine optimale Luftfeuchte von 3,5 Gramm

pro Kubikmeter ermöglicht. „Außerdem

kann die Temperatur über dem Eis auf

diese Weise konstant auf 12 Grad gehalten

werden“, so der Arena-Leiter. Pro Stunde

werden bei Veranstaltungen bis zu 100.000

Kubikmeter Luft umgewälzt, das Hallenvo-

lumen wird alle drei Stunden ausgetauscht.

Aufgrund der Erhöhung der Umlage zur

Förderung erneuerbarer Energien Anfang

2013, stiegen die Stromkosten um 12 bis

14 Prozent, was dringende Einsparungen

erforderlich macht. „Für die Senkung der

Stromkosten ist der Bau eines Blockheiz-

kraftwerks geplant“.

Seit den großen Umbauarbeiten im Jahr

2011 trägt die Eisarena den Namen des

Freilassinger Bauunternehmers Aicher,

der Inzell bis 2031 zwei Millionen Euro

überweisen wird. Ein erheblicher Anteil

der Betriebskosten, die sich jährlich auf

rund 950.000 Euro belaufen, wird zudem

über Zuschüsse von Bund und Land finan-

ziert. Die Einnahmen aus der Vermietung

an ausländische Trainingsgruppen belau-

fen sich auf rund 200.000 Euro. „Die Ge-

meinde muss damit pro Jahr rund 300.000

Euro in die Eisarena investieren“, ergänzt

Graf. Zukünftig sollen vor allem auch Ver-

anstaltungen ohne Eis stärker in das Fi-

nanzierungskonzept eingebunden werden.

Während der eisfreien Zeit im April, Mai,

Juni und August bietet sich hierzu Gele-

genheit. „Bisher fanden beispielsweise die

Winterspiele der Stars statt. Gerne hätten

wir insgesamt zwei bis drei Großveranstal-

tungen pro Jahr“, so Graf. Ein erster An-

fang wurde im Juni 2013 gemacht: In der

Eishalle fand das zweitägige HiRock Fes-

tival statt – mit 7.000 Besuchern pro Tag

die bisher größte Musikveranstaltung in der

Max-Aicher-Arena.

Finanzierungsanteile

Investor EUR (in Mio.)

Bund 27,1

Landesregierung Bayern 5,4

Gemeinde Inzell 2,1

Landkreis Traunstein 1,4

Gesamt 36,0

Betriebskosten pro Jahr

Kosten EUR

Strom 350.000

Heizung 100.000

Personal 400.000

Sonstiges 100.000

Gesamt 950.000

Quelle: Max-Aicher-Arena

Betriebliche Kennzahlen

Betriebliche Aspekte Kennzahlen

Gesamtleistung Pelletheizung 800 Kw

Gesamtleistung Gastherme 250 Kw

Luftfeuchtigkeit 3,5 gr./m³

Luftumwälzung 110.000 m³/h

Temperatur 12 °C

Das Dach wird von zehn Holz-Stahl-Fachwerkverbindern mit einer Spannweite von je 82,5 Metern getragen.

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Page 22: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

STIMMEN DER STADION- UND ARENA-BETREIBER

Moritz Beckers-Schwarz, Vorsitzender der Geschäftsführung VORSITZENDER DER GESCHÄFTSFÜHRUNG FC SCHALKE 04 ARENA MANAGEMENT GMBHDas Energieneutrale Stadion schwebt schon seit Eröffnung der VELTINS-Arena im Jahr 2001 in unseren Köpfen herum. Aufgrund

von vielen neuen technischen Innovationen in den vergangen Jahren konnten Fortschritte rund um Energieeffizienz erreicht werden.

Die VELTINS-Arena sieht sich in der Region als Leuchtturmprojekt und ist somit im Bereich Nachhaltigkeit in einer Vorbildfunktion.

Schon seit Bestehen der VELTINS-Arena nehmen wir an dem Kooperationsprojekt Ökoprofit teil. Ziel ist es die Betriebskosten zu

senken unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Schonung natürlicher Ressourcen. Besondere Erfolge wurden in den letzten 2

Jahren durch die Umwandlung bei Glühbirnen zur LED-Technik erreicht und somit die Umwelt durch niedrigeren Energieverbrauch

geschont und die Lebensdauer der Leuchtmittel verlängert.

Alfred DiesnerGESCHÄFTSFÜHRER STADION NÜRNBERG BETRIEBS – GMBH

Umweltbewusstes und nachhaltiges Wirtschaften ist uns ein Grundanliegen. Die Teilnahme am Umweltzertifikat EMAS bringt uns in

Zugzwang. Wir müssen uns alle zwei Jahre auditieren lassen und jährlich Umwelterklärungen abgeben. Es ist schon eine sportliche

Angelegenheit, die Statistiken und Reports zu erstellen. Letzten Endes lohnt es sich aber. Es zwingt auch die Nachunternehmer, unter

anderem den Caterer, zu energie- und umweltbewusstem Handeln. Es ist eine lohnende Zukunftsinvestition, auch wird der Ruf nach

Green Events immer lauter. Die größten Erfolge haben wir mit der Solarenergie erzielt. Wir haben in dem Umfang, den die Statik

zuließ, mehr oder weniger das ganze Dach mit Solarpaneelen ausgestattet. Sehr viel gebracht hat uns auch die Zisterne. Für den

Rasen im Stadion und die Nebenplätze im Umfeld verwenden wir Regenwasser. Das hilft uns, den Geldbeutel und die Umwelt zu

schonen. Bei allen anderen energetischen Themen haben wir uns jedes Jahr ein Stückchen verbessert.

GILLES MALAVALLONSTADIONDIREKTOR STADE PIERRE MAUROY LILLEWir haben uns beim Bau des Stadions sowohl an dem deutschen Green Goal orientiert als auch die in Frankreich

formulierten Vorgaben beherzigt. Dementsprechend hoch war die Qualität in der Planung und im Bau und ist sie auch

heute im Betrieb noch. Wir nutzen unter anderem einen 8.000 Kubikmeter großen Regenwasserspeicher für die Rei-

nigung und Spielfeldbewässerung. In der Bereitstellung des elektrischen Stroms nutzen wir eine hochkarätige Lösung

mit eigenem Generator, der uns bei der redundanten Versorgung vom öffentlichen Netz unabhängig macht.

Richard KingVERMARKTUNG/ÖFFENTLICHKEITSARBEIT RATIOPHARM ARENA ULM

Die Nachhaltigkeit ist sehr wichtig. Da wir die ratiopharm arena nicht nur betreiben, sondern

auch gebaut haben, war es uns möglich bereits in der Bauphase wichtige Grundlagen für einen

nachhaltigen Betrieb zu schaffen. Dazu ist dem Auftraggeber ein nachhaltiger Betrieb wichtig. Es

wurden verschiedenste Maßnahmen zur Energieeffizienz durchgeführt. Sicherlich der wichtigste

und aufwendigste Punkt stellt das eigens von uns entwickelte LED-Flutlicht dar, welches in der

ratiopharm arena zum Einsatz kommt. Auch in anderen Bereichen wird zum größten Teil eine

LED-Beleuchtung eingesetzt.

Bilder: Stadionwelt, ratiopharm arena

Page 23: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

www.stadionwelt.de Stadionwelt | 23

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Stadionwelt: Im Hause

Gegenbauer wird die Nach-

haltigkeit im Betrieb groß ge-

schrieben. Was gehört neben

dem Stromsparen noch dazu?

Franke: Neben Stromein-

sparungen optimieren wir

fortlaufend in den Bereichen

Gastronomie, insbesondere

bei der Mülleinsparung und

dem Einsatz regionaler Partner, versu-

chen die Wasserressourcen durch Einspa-

rungen und Aufklärung der Besucher und

Mitarbeiter zu schonen und setzen uns mit

unseren Ankermietern regelmäßig zusam-

men, um Optimierungen zu beschließen bei

wichtigen Themen wie beispielsweise dem

Besucheranreiseverhalten sowie der Müll-

vermeidung und -entsorgung.

Stadionwelt: Bei einer Vielzahl an Ver-

anstaltungen steht bei Ihnen auch die Rei-

nigung im Fokus. Diesbezüglich haben Sie

einen Ansatz entwickelt, der sich Clean &

Green nennt. Wofür steht dieser?

Franke: Clean & Green steht für zuver-

lässige Sauberkeit und gleichzeitig für

eine besonders umweltbewusst durch-

geführte und nachhaltig organisierte

Reinigungs-Systemdienstleistung unter

größtmöglichem Verzicht auf vermeidbare

Umweltbelastungen. Dies umfasst unter

anderem den Einsatz emissions- und ver-

brauchsarmer Reinigungsgeräte, die Ver-

meidung unnötiger Ressourcenverbräuche

durch die Verwendung von Hochkonzen-

traten und Dosiersystemen bis hin zu lo-

gistischen und arbeitsorganisatorischen

Maßnahmen.

Stadionwelt: Was bedeutet das in der

Praxis?

Franke: Beispielsweise werden durch

Feinstaubfilter die Staubemissionen re-

duziert, die benutzten Reinigungsmit-

tel sind biologisch abbaubar und der

Schmutz, der beim Besuchereintritt in

unsere Hallen anfällt, wird durch über-

große Sauberlaufmatten im Eingangsbe-

reich deutlich von vorneherein reduziert.

Als Gesellschaft der Unternehmensgrup-

pe Gegenbauer profitieren wir von den

innovativen Dienstleistungslösungen und

können unseren ganzheitlich nachhalti-

gen Ansatz auch in diesem Bereich Schritt

für Schritt weiterentwickeln.

Stadionwelt: Warum können Sie anderen

Hallenbetreibern ein Programm wie Clean

& Green empfehlen?

Franke: Die Vorteile sind vielfältig. Durch

die Senkung der reinigungsinduzierten

Umweltbelastungen in Form von Chemie,

Abwässern und Emissionen ist das inno-

vative Programm vor allen Dingen umwelt-

schonend. Darüber hinaus entstehen durch

Verminderung akustischer Belastungen,

Verzicht auf bzw. reduzierten Einsatz ag-

gressiver Reinigungsmittel sowie allergen-

freies Raumklima, beispielsweise durch

den Einsatz von HEPA-Filtern, für die Mit-

arbeiter verbesserte Arbeitsbedingungen.

Insgesamt trägt Clean & Green natürlich

auch dazu bei, den Ressourcenverbrauch

und damit Betriebskosten zu senken.

„Wir optimieren fortlaufend“In Berlin stehen mit der Max-Schmeling-Halle und dem Velodrom zwei Veranstaltungsstätten, die beide von der Velomax Berlin Hallenbetriebs GmbH, einem Tochterunternehmen der Unternehmensgruppe Gegenbauer, betrieben werden. Ein Gespräch mit Prokuristin Sybil Franke über ein besonderes Konzept zur Nachhaltigkeit.

Sybil Franke

Velomax Berlin Hallenbetriebs GmbH

Der Name Velomax setzt sich aus den beiden Hallennamen Velodrom und Max-Schmeling-Halle zusammen, die seit 1997 von der Velomax Berlin Hallenbetriebs GmbH betrieben werden. Neben der Vermarktung und Vermietung obliegt der Firma die Pflege und Instandhaltung der Gebäude sowie aller technischen Geräte. Die Velomax Berlin Hallenbetriebs GmbH ist ein 100-%iges Tochterunternehmen der Gegenbauer Location Management & Services GmbH, einer Gesellschaft der Unternehmensgruppe Gegen-bauer, die bundesweit mehr als 15.000 Mitar-beiter beschäftigt.

Von außen und innen grün: Max-Schmeling-Halle.

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24 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Die Glühbirne gehört der Vergan-

genheit an. Nahezu flächendeckend

wird umgerüstet auf Energie-

sparlampen. Nicht allein als Leuchtmittel,

sondern auch in der Signaltechnik oder bei

anspruchsvollsten Anwendungen der Bild-

wiedergabe in der Medientechnik, so in

Flachbildschirmen oder als Bildpunkte von

Videowalls, ist es die LED, deren Siegeszug

unwiderstehlich voranschreitet.

Auch die Betreiber von Sport- und Veran-

staltungsstätten haben auf der Jagd nach

den vielen großen und kleinen Stromfres-

sern in ihren Häusern erkannt, dass es

sich lohnt, sich von der konventionellen

Beleuchtungstechnologie zu verabschieden

und in die Umrüstung auf die sparsame-

ren LEDs zu investieren. Dank modernen

Gebäudemanagements und adäquater

Kostenstellenverwaltung ist man vielerorts

auch in der Lage, recht genau zu beziffern,

in welchen Zeiträumen sich die Dioden-

Leuchten sowie Bewegungsmelder und

Lichtmanagement-Systeme amortisieren.

So viel zur Objektbeleuchtung. Wie aber

steht es mit dem Flutlicht? Da für die Spiel-

feldbeleuchtung zahlreiche spezifische An-

forderungen gelten, ist diese Frage nicht

einfach zu beantworten. Und sie stellt sich

unter anderen Vorzeichen je nachdem, ob

von Installationen für Trainingsanlagen,

Multifunktionsarenen oder Stadien unter-

schiedlicher Kategorien die Rede ist. Vor

allen Dingen die Tauglichkeit und Wirt-

schaftlichkeit für Anlagen auf kommunaler

Ebene ist Gegenstand eines Disputs. Doch

während die Gelehrten über die Norm-

konformität und technische Parameter

streiten, werden Fakten geschaffen – und

als Leuchtturm-Projekte in Sachen LED-

Spielfeldbeleuchtung preschen aktuell die

Großstadien in England voran.

Der FC Southampton, die RFU (Rugby

Football Union) für das Twickenham Sta-

dium und der Chelsea FC gaben im Som-

mer 2014 ihre LED-Projekte bekannt. Noch

zu Beginn des Jahres hatte wenig darauf

hingedeutet, dass Verlautbarungen wie

die genannten schon so bald zu lesen sein

würden. Jedenfalls war von den LED-Flut-

licht-Projekten nichts vorzeitig in die Öf-

fentlichkeit gedrungen. Eine Begründung

hierfür mag darin liegen, dass Hersteller,

die sich auf das Neuland begaben, ihre Kar-

ten nicht zu früh offenlegen wollten. Der

Technologiewechsel hin zur LED entwickelt

nun aber eine Eigendynamik, in der jeder

Anbieter alsbald hervorragende Referenz-

Projekte vorweisen möchte, so er denn

eine hervorgehobene Stellung im Zukunfts-

markt anstrebt. Wenn auch die Spielfeldbe-

leuchtung einen vergleichsweise geringen

Marktanteil hat, sind Image-Faktor und

Medienwirkung prestigeträchtiger Stadion-

Projekte nicht zu unterschätzen.

England in der Führungsrolle

Wembley und das Emirates Stadium des

Arsenal FC haben ihre Umrüstung gegen-

über Stadionwelt INSIDE bereits angekün-

digt. „Wir gehören zu den Stadien mit den

meisten LED-Leuchten auf der Welt, von

der Fassade über den Innenraum bis hin

zur Beleuchtung der Servicestraßen“, sagte

Simon Smith, Direktor des Wembley-Stadi-

ons, im Herbst 2014 gegenüber Stadionwelt

INSIDE. „Die Umrüstung des Flutlichts ist

auch nur noch eine Frage der Zeit.“ Es ist

davon auszugehen, dass weitere englische

Marktführer bald nachziehen.

Premiere für das LED-Flutlicht Die ersten Profi-Sportstätten haben bereits umgerüstet. Und es werden weitere Arenen in die neue Technologie zur Spielfeldbeleuchtung investieren. Stimmen alle Voraussetzungen, lassen sich erhebliche Einsparungen bei den Energiekosten realisieren.

Über 40 % Energieeinsparung: ratiopharm arena in Ulm.

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Ulm

Page 25: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

www.stadionwelt.de Stadionwelt | 25

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet die

Engländer ihre Sommerpause für das Be-

leuchtungs-Update genutzt haben? Wohl

kaum. Die Premier League hat ihre Anfor-

derungen für die Flimmerfreiheit der Spiel-

feldbeleuchtung hochgeschraubt – erst auf

diese Weise werden HDTV-Superzeitlupen-

Bilder zum ungetrübten Genuss. Und die

erforderliche Lichtqualität für die Über-

tragungstechnik der Zukunft ist nur mit

der LED realisierbar. Die Bestimmungen

der Premier League verlangen in den Sta-

dien ihrer Clubs eine Flimmer-Rate von

maximal 6 Prozent; laut Herstellerangaben

wurden beim System, das in Southampton

installiert wird, lediglich 0,2 % gemessen.

Bei konventioneller Technologie ist die

Rede von 11 bis 14 %.

Show-Talent für Arena und Stadion

Doch allein aus der Telegenität des Dioden-

Lichtes lässt sich noch nicht sein gesamtes

Zukunftspotenzial für professionelle Sport-

stätten ableiten. Seine Flexibilität liefert ein

weiteres wichtiges Pro-Argument. Anders

als bei konventioneller Technologie ist bei

LED-Strahlern die stufenlose Einstellung

der Helligkeit möglich und ebenfalls ein

vollständiges Ein- und Ausschalten auch in

schneller Taktfolge ohne Aufwärmphasen.

Noch offensichtlicher von Vorteil als in

Stadien sind diese Eigenschaften in Multi-

funktionsarenen, die sich nahezu an jedem

Veranstaltungstag auf ein neues Szenario

einstellen müssen. So können LED-

ratiopharm arena Ulm: Energieblianz LED-Fluter (Auswertung von drei Betriebsmonaten)

Spielfeld LED Fluter Tribünen LED Fluter Tribünenstufen LED FluterRechner. Energie-

verbrauchSpielfeld HIT Strahler Tribünen FRW-

Leuchten

Tribünen-stufen

Strahler

Rechner. Energie-

verbrauch

LED - Technologie Konventionelle Technologie

Leistung 300 W 150 W 150 W in [kWh] 1000 W 160 W 42 W in [kWh]

Anzahl 220 Stk. 30 Stk. 58 Stk. 104 Stk. 92 Stk. 80 Stk.

Dimmungs-grad 1% 5% 10% 25% 50% 85% 100% 10% 25% 50% 100% 1% 5% 10% 25% 100% 25% 50% 75% 100% 33% 67% 100% 100%

3 W 15 W 30 W 75 W 150 W 255 W 300 W 15 W 38 W 75 W 150 W 2 W 8 W 15 W 38 W 150 W 1/4 1/2 3/4 1 1/3 2/3 3/3

Aug 12 7.177 12.699

Basketball-spiele 24,0 h 24,0 h 24,0 h 1.616 24,0 h 24,0 h 24,0 h 2.693

Reinigung 56,5 h 56,5 h 56,5 h 932 56,5 h 56,5 h 56,5 h 2.491

Grund-beleuchtung 8,0 h 8,0 h 9 8,0 h 8,0 h 235

Training BBU 70,0 h 4.620 70,0 h 7.280

Sep 12 8.938 16.317

Basketball-spiele 3,0 h 3,0 h 3,0 h 3,0 h 3,0 h 3,0 h 403 3,0 h 3,0 h 3,0 h 3,0 h 6,0 h 610

Messen 10,3 h 26,5 h 10,0 h 10,0 h 2.163 10,3 h 26,5 h 10,0 h 10,0 h 3.465

Reinigung 95,0 h 95,0 h 95,0 h 1.568 95,0 h 95,0 h 95,0 h 4.188

Grund-beleuchtung 17,5 h 17,5 h 19 17,5 h 17,5 h 514

Training BBU 72,5 h 4.785 72,5 h 7.540

Okt 12 6.742 12.499

Basketball-spiele 7,0 h 8,5 h 8,5 h 7,0 h 8,5 h 7,0 h 1.042 7,0 h 8,5 h 8,5 h 7,0 h 15,5 h 1.592

Konzerte A 19,0 h 10,0 h 19,0 h 10,0 h 8,0 h 10,0 h 17,0 h 2,0 h 370 29,0 h 29,0 h 37,0 h 1.019

Messen 25,0 h 8,0 h 1,0 h 1.340 25,0 h 8,0 h 1,0 h 2.028

Reinigung 66,0 h 66,0 h 66,0 h 1.089 66,0 h 66,0 h 66,0 h 2.909

Grund-beleuchtung 13,5 h 13,5 h 15 13,5 h 13,5 h 396

Training BBU 43,8 h 2.888 43,8 h 4.555

Gesamtsumme benötigter Leistungen 22.857 kWh 41.515 kWh

Energieeinsparung von 18.658 kWh => 44,94%

Stromüberhöhung der Halogen-Metalldampflampen beim Einschaltvorgang über 10 - 15 Min. - Überhöhungsfaktor 1,7 Einschaltvorgänge 55 7 5 41 108

je Einschaltvorgang 10 min. 9,2 1,2 0,8 6,8 18,0 h

Benötigte Leistung für die Anlaufströme (Stromüberhöhungen) Überhöhungsfaktor 0,7 167 42,5 45,5 497 752 kWh

theoretische Leistungsbilanz 22.857 kWh 42.268 kWh

Energieeinsparung von ca. 19.411 kWh => 45,92%

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26 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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Fluter als einfache Arbeitsbeleuchtung und

im nächsten Augenblick als TV-gerechte

Spielfeldbeleuchtung oder für Show-Ef-

fekte eingesetzt werden. Jeder Strahler ist

auf Wunsch einzeln per Bedienpult adres-

sierbar. (Die einmal eingemessenen Ein-

stellungen dürfen allerdings in der Folge

nicht verändert werden, um die Funktio-

nalität des Flutlichtes beim Sport nicht zu

gefährden. So kann beispielsweise keiner

der Strahler geschwenkt oder mit farbigem

Licht verwendet werden. Aber gegenüber

der konventionellen Technologie ist die

Vielfalt der Möglichkeiten evident.)

Angesichts der sehr hohen Nutzungsinten-

sität in gut ausgebuchten Arenen, in denen

das Flutlicht p. a. beispielsweise auf bis zu

5.000 Betriebsstunden kommt, ließen sich

bislang bei allen Installationen erhebliche

Einsparungen der Verbrauchswerte rea-

lisieren. Rund 40 % bei Neubauten und

bis zu über 70 % bei Projekten, in denen

LED ineffiziente Systeme ersetzt. Dieser

Nachweis kann indes nicht auf Bundesli-

ga-Stadien übertragen werden, die bei 20

Heimspielen und wenigen Zusatzevents

nicht einmal 100 Betriebsstunden pro

Jahr erreichen. Dennoch: Wo LED-Licht

einmal brennt, spart es gegenüber her-

kömmlichen Halogen-Metalldampflam-

pen Strom. Um wie viele Prozent teurer

die Anfangsinvestition in LED gegenüber

der konventionellen Technologie ausfällt,

ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch

nicht allgemeingültig festzumachen. Viele

Installationen sind noch Pionierleistungen

der Entwickler, noch ist jedes Stadion ein

Präzedenzfall.

Kampf um die Lichtausbeute

Ein weiteres Argument zugunsten der Di-

ode ist der geringere Wartungsaufwand,

verbunden mit dem längeren Lebenszy-

klus und geringeren Lichtstromverlust

gegenüber der Entladungslampe, die mit

zunehmendem Alter unweigerlich an

Leuchtkraft verliert. Im Trainingsbetrieb

kann man hierüber hinwegsehen – und

der Verlust ist auch einkalkuliert –, in

Profi-Stadien aber muss die Beleuchtungs-

stärke gegenüber der Liga regelmäßig

nachgewiesen werden. Auch hier punktet

der LED-Fluter. So erklärt Philips in sei-

ner Meldung zur Installation beim Chelsea

FC: „Über die Tatsache hinaus, dass man

eine bessere Qualität der übertragenen

Bilder unterstützt, wird der Club auch

bei der Wartung einsparen, da die LED-

Lösung eine außergewöhnlich langen Le-

benszyklus hat. Typischerweise sollten

Metalldampf-Flutlichter alle drei Spiel-

zeiten ersetzt werden, um das geforderte

Beleuchtungsniveau zu bieten. Vom LED-

System von Philips erwarten wir, dass es

mehr als 10 Saisons besteht.”

Wenn auch die LED-Technologie in den

vergangenen Jahren stark weiterentwi-

ckelt wurde, muss sie derzeit noch mit

mindestens einer evidenten Schwäche

leben: Um eine mit konventionellen

Leuchten vergleichbare Lichtausbeute zu

realisieren, also pro Watt vergleichbare

Lumen-Werte zu erzielen, ist eine höhe-

re Leistungsaufnahme erforderlich sowie

ein höherer Materialeinsatz, der auch der

Kühlung geschuldet sein kann. Es ergibt

sich, zuvorderst in Bestandsbauwerken,

die Problematik einer deutlich erhöhten

Dachlast.

Für Profi-Anwendungen im Indoor-Be-

reich wurden allerdings, bevor die ersten

Stadien sich zur LED bekannten, schon

Fakten geschaffen, die für die Zukunft

eine klare Ausrichtung auf LED-Flutlicht

vermuten lassen. In der ratiopharm are-

na Ulm, Heimspielstätte des Ulmer BBL-

Teams mit ihrer Kapazität von bis zu 6.000

Zuschauern beim Basketball und 9.000

mit Mittelbühne, wurden 300 LED-Fluter

von Siteco installiert. „Mit dieser Entschei-

dung sind wir überglücklich. Nicht nur,

dass durch den Einsatz von LED täglich

Strom eingespart werden kann, sind wir

zudem auch enorm flexibel, wenn es dar-

um geht, die Arena multifunktional zu nut-

zen. Zufrieden sind auch die verschiedenen

TV-Produktions-Teams, die bei uns in der

ratiopharm arena zu Aufnahmen waren“,

so Richard King von der Arena Ulm/Neu-

Ulm Betriebsgesellschaft mbH.

Zustande gekommen war die Ulmer Lösung

durch eine Kooperation der Unterneh-

mensgruppe Max Bögl, die Multifunktions-

arenen sowohl baut als auch betreibt, mit

Siteco. Dietrich Krüger, Leiter der Tech-

nischen Gebäudeausrüstung bei Max Bögl

und Initiator des Projektes, erklärt, was

die Ulmer Lösung ausmacht: „Die Diskus-

sion dreht sich meist um die Beleuchtungs-

stärken, die man erreichen möchte oder

vermeintlich erreichen muss. Wir sind das

Thema aber von der Qualität des Lichtes

her angegangen, die für die TV-Kameras

maßgeblich ist. Unsere LEDs sind bei bis

zu 1.500 Bildern pro Sekunde flimmerfrei,

ermöglichen daher auch eine Superzeitlupe

ohne Störungen. Bei Metalldampflampen

hingegen sieht man ab 200 Bildern pro Se-

kunde ein deutliches Pulsen im Bild.“

Als weiteren Vorteil haben die Ulmer Ver-

antwortlichen in der Praxis erfahren, dass

Neue LED-Fluter beim Chelsea FC

Bild

: Phi

lips

Page 27: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

www.stadionwelt.de Stadionwelt | 27

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

die Anlage über eine digitale Matrix gezielt

angesteuert werden kann und damit eine

bedarfsgerechte Beleuchtung bei jeder

Art von Veranstaltung ermöglicht. Auch

benötigen die LED-Lampen keine Auf-

wärm- und Abkühlzeiten, stehen also beim

Einschalten sofort mit voller Kraft bereit

und verbrauchen unmittelbar nach dem

Abschalten keinen Strom mehr.

Mit mittlerweile reichlich Erfahrung vor

Ort geht Dietrich Krüger in der Ulmer Are-

na von 4.000 Betriebsstunden pro Jahr

aus. „Man kalkuliert bei einer Multifunkti-

onsarena über einen Zeitraum von 20 bis

30 Jahren“, sagt er und kommt zu einem

eindeutigen Ergebnis: „Der höhere An-

schaffungspreise für die LED-Ausstattung

rechnet sich. Einsparungen in Höhe von 40

Prozent sind ein immenser Wert!“

Die Metalldampflampe ist nicht gleichzu-

setzen mit der Glühbirne – auch Leucht-

stoffröhren gehören zu den effizientesten

Leuchtmitteln. Konventionelles Flutlicht

stellt auch für Trainingsanlagen, auf de-

nen die erwähnten spezifischen Vorteile

der LED nicht relevant sind, keinen Nach-

teil dar. Dennoch zeichnet sich ab, dass

der bereits eingeleitete Technologiewech-

sel sich langfristig flächendeckend durch-

setzen wird. Ein Faktor, der das Tempo

mitbestimmt, ist freilich der Preis, der

bekanntlich sinkt, sobald höhere Stück-

zahlen produziert werden.

Lichttechnische Größen – Merkmale der Beleuchtungsqualität i

Die Qualität der Beleuchtung von Sportstätten und

damit der Sehkomfort und die Sehleistung der Sport-

ler und Zuschauer werden von elementaren Güte-

merkmalen bestimmt.

• Beleuchtungsstärke

Die Beleuchtungsstärke (E) entscheidet maßgeblich

darüber, in welchem Umfang und welcher Qualität

visuelle Informationen aufgenommen und effektiv ver-

arbeitet werden können. Gemessen in der Maßeinheit

Lux gibt sie den Lichtstrom an, der von einer Licht-

quelle auf eine bestimmte Fläche projiziert wird. Die

Beleuchtungsstärke beträgt ein Lux, wenn die Fläche

von einem Quadratmeter mit dem Lichtstrom eines

Lumens gleichmäßig ausgeleuchtet wird.

• Helligkeitsverteilung und Leuchtdichteverteilung

Eine gleichmäßige Verteilung von Helligkeit ist eine

weitere wichtige Voraussetzung, um optimale Licht-

bedingungen zu schaffen. Denn nicht nur bloße Dun-

kelheit schränkt die Verarbeitung von visuellen Infor-

mationen ein. Auch das Wechselspiel zwischen hellem

Licht und dunklem Schatten kann das menschliche

Auge überfordern und gerade bei sportlicher Be-

tätigung ablenken. Die gleichmäßige Beleuchtung

einer Fläche wird aus dem Verhältnis der minimalen

Beleuchtungsstärke (Emin) zur maximalen Beleuch-

tungsstärke (Emax) berechnet. Umso näher die Werte

der minimalen und maximalen Beleuchtungsstärken

beieinander liegen, desto gleichmäßiger ist die Be-

leuchtung der Fläche.

Die Leuchtdichteverteilung beeinflusst in hohem Maße

die Leistungsfähigkeit des Auges. Sie beschreibt das

Maß für den Helligkeitseindruck, den ein Auge von einer

beleuchtete Fläche hat. Sie wird in Candela pro Flä-

cheneinheit cd/m² gemessen. Umso höher die Leucht-

dichte einer beleuchteten Fläche, desto höher die Seh-

leistung, Kontrastempfindlichkeit und der Sehkomfort.

• Blendbegrenzung und Glare Rating

Blendung und durch die Beleuchtung erzeugte hohe

Kontraste stören Sportler und Zuschauer. Sie kommen

zustande durch zu niedrige oder ungünstig im Blickfeld

positionierte Lichtpunkte. Es wird dabei unterschieden

zwischen Direktblendung, die direkt von Leuchtkörpern

ausgeht, und Reflexblendung, die durch Spiegelungen

auf reflektierenden Oberflächen entsteht. Als Schutz

vor direkter Blendung dienen Abschirmungen von Lam-

pen und die professionelle Ausrichtung der Leuchten.

Um die direkte Blendung zu beschreiben, messen und

steuern, wird der GR (Glare Rating)-Wert ermittelt. Die-

ser beschreibt anhand des Verhältnisses der Helligkeit

der beleuchteten Sportflächen zur Helligkeit der Licht-

quellen skalenartig wie gering oder hoch die Blendung

ist. Die Skala reicht von 10 (überhaupt nicht störend)

bis 90 (unerträglich). Auf einem Spielfeld gilt der GR-

Wert 50 als oberste Toleranzgrenze. Auch für die Be-

rechnung der Direktblendung in Innenräumen gibt es

Verfahren. Das UGR (Unified Glare Rating)-Verfahren

wurde allerdings ursprünglich für die Analyse von Bü-

robeleuchtung entwickelt und kann nicht eins zu eins

auf die Beleuchtung von Sporthallen mit großen Re-

flektorleuchten und Scheinwerfern übertragen werden.

• Lichtfarbe und Farbwiedergabe

Die Lichtfarbe und Farbwiedergabe beschreiben die

Eigenfarbe und farbige Wirkung des von der Lam-

pe ausgehenden Lichts. Die Lichtfarbe wird von der

Farbtemperatur bestimmt, die maßgeblich von der

Lichtquelle abhängt. So besitzen Weißlichtquellen,

wie etwa Metalldampfhochdrucklampen, eine hellere

Lichtfarbe als beispielsweise „gelbe“ Natriumdampf-

hochdrucklampen. Lichtfarben werden zwar subjektiv

wahrgenommen, gelten aber dennoch als Kenngröße,

um Leuchtmittel zu charakterisieren. Die Lichtfarbe

wird anhand der Farbtemperatur bestimmt, die wie-

derum in Kelvin gemessen wird. Leuchtmittel werden

demnach in drei Gruppen unterteilt:

Bezeichnung Farbtemperatur

Warmweiß (ww) Weniger als 3.300 Kelvin

Neutralweiß (nw) 3.300 bis 5.300 Kelvin

Tageslichtweiß (tw) Mehr als 5.300 Kelvin

Die Farbwiedergabe kann auch bei gleichen Farbei-

genschaften des Lichts unterschiedlich sein. Sie be-

schreibt, wie natürlich Farben wiedergegeben werden

und wird mit dem Index Ra berechnet. Je niedriger

dieser Index ist, desto schlechter ist die reale Farbwie-

dergabe. Als Optimum in der Farbwiedergabe gilt der

Wert 100. Zur ausreichenden Farbwiedergabe in Innen-

räumen sollte der Wert 80 nicht unterschritten werden.

• Lichtrichtung und Schattigkeit

Die Lichtrichtung ist nicht nur entscheidend für ein op-

timales TV-Bild, sondern stellt auch ein wichtiges Güte-

merkmal der Beleuchtungsqualität für die Sportler und

Zuschauer dar. Die Lichtrichtung entscheidet über die

Schattenbildung, die wiederum sehr auf die Seheigen-

schaften der Sportler wirkt. Um einen hohen Sehkomfort

und eine maximale Sehleistung zu gewährleisten, soll-

ten durch die Sportstättenbeleuchtung möglichst aus-

gewogene Schatten mit weichen Rändern entstehen. So

sollte schon bei der Installation auf die Verteilung und

Anordnung der Leuchten geachtet werden, damit Kon-

traste, Formen und Oberflächen deutlich sichtbar sind.

Page 28: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

28 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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Nachhaltigkeit – ein Begriff

der angesichts des Klimawan-

dels, steigender Energieprei-

se und des demografischen

Wandels in der Gesellschaft

immer mehr Beachtung fin-

det, gilt auch oder gerade im

Sportstättenbau als ein nicht

gänzlich neuer aber zumindest

medial neu entfachter Aspekt.

Die Nachhaltigkeit einer Sportstätte sollte ein

maßgebliches Ziel bei Bau, Sanierung und

Betrieb einer Sportstätte sein. Allgemein ge-

sprochen ist eine nachhaltige Sportstätte eine

ressourcenschonend und in Rücksicht auf die

Umwelt errichtete Sportstätte, die einen lang-

fristig ausgerichteten und wirtschaftlichen

Betrieb mit einer breiten Nutzung für mög-

lichst viele Bevölkerungsgruppen ermög-

licht. Im Interview mit Stadionwelt erklärt

Andreas Klages vom Deutschen Olympischen

Sportbund die wesentlichen Aspekte der

Nachhaltigkeit, und wie Sportstätten und

Großveranstaltungen einen wertvollen Bei-

trag leisten können.

Stadionwelt: Herr Klages, was bedeutet

für Sie Nachhaltigkeit?

Klages: Nachhaltigkeit beschreibt ein

strategisch ausgerichtetes Leitbild, das

Organisationen zu langfristig ausgerich-

tetem und zukunftsorientiertem Handeln

befähigt. Nachhaltigkeit ist dabei in drei Di-

mensionen zu betrachten: Die ökologische,

ökonomische und soziale Dimension. Alle

Dimensionen sollten gleichwertig betrach-

tet werden, um eine ganzheitliche Sichtwei-

se der Nachhaltigkeit zu ermöglichen.

Stadionwelt: Was ist unter den einzelnen

Dimensionen zu verstehen?

Klages: Die ökologische Dimension zielt auf

ein möglichst hohes Maß an Ressourcenscho-

nung und Umwelt- beziehungsweise Klima-

schutz. Die ökonomische Dimension stellt

auf einen langfristig ausgerichteten und wirt-

schaftlich tragfähigen Betrieb einer Sportstät-

te oder entsprechenden Wirtschaftsführung

einer Organisation ab. Die soziale Dimension

verfolgt das Ziel, mit einem vielfältigen und

preiswerten Sportangebot möglichst viele

Bevölkerungsgruppen zu erreichen – unter

Berücksichtigung von deren Sportnachfrage,

Neigungen und Bedürfnisse.

Stadionwelt: Bezogen auf Sportstätten:

Wie kann nachhaltiger Klimaschutz, als

Kern der ökologischen Nachhaltigkeit, er-

reicht werden?

Klages: Unter Klimaschutz ist der Versuch zu

verstehen, durch angemessenes Handeln den

Verbrauch von Energieressourcen sowie von

Wasser und Flächen auf ein Mindestmaß zu

reduzieren. Dies kann auf unterschiedliche Art

und Weise erreicht werden. Es fängt bereits bei

der Standortwahl an. Wenn dabei Rücksicht

auf den Schutz biologischer Vielfalt und die

Natur genommen wird, ist ein erster Schritt

getan. Es sollte aber auch die Erreichbarkeit

der Sportstätte und die Mobilität der Nutzer

in die Wahl des Standortes einbezogen wer-

den. Denn was nutzt eine umweltschonende

Sportstätte, wenn die Nutzer durch ihre weiten

Anfahrtswege unnötig viele CO2-Emissionen

verursachen? Hinzu kommt beim Bau eine

konsequent umweltfreundliche Ausrich-

„Nachhaltigkeit von Sportstätten: Weniger Kosten – mehr Qualität“Interview mit Andreas Klages vom Deutschen Olympischen Sportbund über wesentliche Aspekte der Nachhaltigkeit von Sportstätten.

Nutzungsvielfalt als ein Aspekt der Nachhaltigkeit einer Sporthalle

Andreas Klages

Bild

: LSB

NRW

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www.stadionwelt.de Stadionwelt | 29

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

tung der Sportstätte, etwa durch den Einsatz

ökologischer Baustoffe oder eine umfassen-

de Wärmedämmung. Dies alles spart zudem

Energie- und Verbrauchskosten.

Stadionwelt: Was sind weitere Aspekte

der Nachhaltigkeit bei Neubauprojekten?

Klages: Der erste Schritt liegt in der Be-

darfsermittlung. Es muss geklärt werden, ob

eine neue Sportstätte benötigt wird, die auch

über einen längeren Zeitraum umfassend

genutzt wird. Durch gute Planung und eine

ökologisch ausgerichtete Beratung sowie

durch Nutzung geeigneter Fördermöglich-

keiten können Sportstätten natur- und um-

weltfreundlich um- beziehungsweise gebaut

und hohe Qualitäten gewährleistet werden.

Stadionwelt: Auch in Verbindung mit

Großveranstaltungen wird zunehmend

Wert auf die Nachhaltigkeit gelegt. Wie

können solche Events diesbezüglich einen

Beitrag leisten?

Klages: In erster Linie sollten von Seiten der

Verbände stärkere Bemühungen unternom-

men werden. Nachhaltigkeitskriterien soll-

ten fester Bestandteil von Ausschreibungs-,

Bewerbungs- und Vergabeverfahren von

Großveranstaltungen werden. Dieses Thema

muss insgesamt noch ernster genommen

und verbindlicher ausgestaltet werden. Man

könnte sich hierzu an den Rahmenvorgaben

des IOC orientieren und diese weiterentwi-

ckeln beziehungsweise auf die sportspezifi-

schen Situationen anpassen.

Der DOSB und das Bundesumweltministe-

rium haben zu diesem Thema den praxis-

orientierten Leitfaden „Green Champions“

veröffentlicht. Neben den dort dargestell-

ten Aspekten ist zukünftig stärker die Frage

zu beantworten, durch welche Maßnahmen

und Projekte im Umfeld einer Großveran-

staltung Impulse für den Breiten-, Jugend-

und Vereinssport initiiert werden können.

Auch das ist Nachhaltigkeit!

Stadionwelt: Wie betrachten Sie die Be-

strebungen von Akteuren aus dem Sport

in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umwelt-

schutz in der Vergangenheit?

Klages: Meiner Meinung nach sind die

Sportvereine und Sportverbände bei dem

Thema Nachhaltigkeit auf einem guten Weg.

In den letzten zehn bis 25 Jahren wurde

bereits viel getan, aber es geht immer noch

mehr. Denn es reicht nicht, einzelne Pro-

jekte zur Nachhaltigkeit durchzuführen.

Nachhaltigkeit ist ein ständiger Prozess.

Sportvereine haben ein riesiges Potenzial,

um Umweltschutz aktiv zu betreiben. An-

hand zahlreicher Kooperationen und Kli-

maschutzprojekte zeigt sich, dass sich viele

Vereine zum Umweltschutz bekennen und

aktiv an der Nachhaltigkeit ihrer Vereinsent-

wicklung und der Sportstätten mitwirken.

Stadionwelt: Welche Aufgabe hat dabei

der DOSB und welche Möglichkeiten bietet

er im Bereich der Nachhaltigkeit?

Klages: Der DOSB als ein Verband der Ver-

bände berät zunächst nicht direkt die Vereine

oder Sportstättenbetreiber. Als Dachver-

band der Sportverbände in Deutschland

verfolgen wir zwei primäre Aufgaben: Wir

sind einerseits aktiv als Interessensvertreter

für den Sport und setzen uns politisch für

sport- und sportstättenfreundliche Rahmen-

bedingungen ein. Andererseits unterstützen

wir durch Beratungsangebote, Grundlagen-

und Wissenschaftsprojekte, Kooperationen,

Konferenzen und Erfahrungsaustausche die

Arbeit der Verbände. Gerade die Themen

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind da

bedeutende Themen. So hat der DOSB im

letzten Jahr die vielfältigen umweltbezoge-

nen Beratungsansätze im Sportstättenbe-

reich, sogenannte „Öko-Checks“, evaluiert

und unseren Verbänden Anregungen zur

Weiterentwicklung dieser wichtigen Bera-

tungsarbeit gegeben oder ein erfolgreiches

Klimaschutzprojekt durchgeführt. Die Öko-

Checks werden zahlreich genutzt; sie för-

dern die Umwelt, sparen Geld und erhöhen

die Zufriedenheit der Sportstättenbetreiber.

Nachhaltigkeit in Sportstätten sorgt somit

für weniger Kosten und mehr Qualität.

Stadionwelt: Wie sehen Sie die Zukunft

der Sportstätten? Ist Nachhaltigkeit nur

ein Trend oder ein dauerhaft zu verfolgen-

des Leitbild?

Klages: Nachhaltigkeit ist mittlerweile in

weiten Teilen der Gesellschaft angekommen

und daher auch nicht mehr aus dem Sport

wegzudenken. In Deutschland besteht ein

42 Milliarden Euro schwerer Sanierungs-

stau im Sportstättenbereich und somit ein

hoher Strategiebedarf – hier sind Nachhal-

tigkeitsansätze ein Zukunftsfaktor. Neben

den ökologischen Vorteilen zeigen sich

auch in finanzieller Sicht erhebliche Vor-

teile. Sportorganisation und Vereine, aber

auch Kommunen, sollten mehr Verantwor-

tung übernehmen und ihre Sportstätten in

Zukunft zunehmend als wertvolle Ressour-

ce betrachten. Um die eigene Sportstätte

wirtschaftlich zu betreiben und zu erhalten,

sind Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte

unabdingbar und leisten im Umkehrschluss

einen wertvollen Beitrag für eine zukunfts-

orientierte Sportentwicklung.

Nachhaltigkeit: Auch Thema für das Stadionumfeld

Drei Dimensionen der Nachhaltigkeit von Sportstätten

• Ökologische Dimension• Ökonomische Dimension• Soziale Dimension

i

Bild

: LSB

NRW

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30 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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I n der Bundesliga gewinnt das Thema

Nachhaltigkeit stetig an Bedeutung.

Denn auch der Fußball ist für Um-

weltauswirkungen verantwortlich. „Der

deutsche Profifußball ist sich seiner gesell-

schaftlichen Verantwortung bewusst“, sagt

auch DFL-Präsident Reinhard Rauball.

Eine Verminderung der Umweltauswir-

kungen sowie Kostenreduzierung, Erhal-

tung und Steigerung der wirtschaftlichen

Leistungsfähigkeit und Attraktivität von

Sportstätten wird für Betreiber zuneh-

mend bedeutender. Eine Arena muss

langfristig das Ziel verfolgen, ein ganz-

heitliches Umweltmanagementkonzept im

Betrieb zu implementieren, das Aspekte

wie Klimaschutz, Verkehr, Energie, Abfall,

Materialverbrauch, Wasser, Abwasser, Na-

tur und Landschaft, Lärm, Catering, Be-

schaffung und Merchandising beinhaltet.

Durch die Minimierung des Ressourcen-

verbrauchs kann ein positiver Beitrag für

den wirtschaftlichen Stadionbetrieb erzielt

werden, bei gleichzeitiger Schonung der

Umwelt. Doch noch nicht alle Stadionbe-

treiber arbeiten gezielt an der Umsetzung.

„Es lässt sich eine positive Entwicklung

beobachten, aber es ist auch immer eine

Frage, auf welchem Level das Umweltma-

nagementsystem vom Stadion umgesetzt

wird“, sagt etwa Dr. Volker Teichert, Um-

weltmanagementberater beim Institut für

Institut für interdisziplinäre Forschung

(FEST Heidelberg).

Managementsysteme bieten Betreibern eine Struktur

Eine erfolgreiche Implementierung eines

Umweltmanagementsystems wird durch ein

vorhandenes Managementsystem begüns-

tigt. Die etablierten Managementmodelle

sehen dabei die Führung einer Organisation

aus einer langfristigen und ganzheitlichen

Perspektive. Wird nun ein Managementsys-

tem mit einem Umweltmanagementsystem

verknüpft, muss beachtet werden, dass le-

diglich ein Umbau der Organisationsstruk-

tur im Organigramm nicht zielführend ist.

Vielmehr muss ein Integriertes Manage-

mentsystem (IMS) eingeführt werden, um

einen ganzheitlichen Veränderungspro-

zess im Organisationssystem zu bewirken.

Mittlerweile existieren Managementsyste-

me unter anderem für Qualität (QMS), für

Umweltschutz (UMS), Sicherheit (SMS)

und Arbeitsschutz (AMS). Diese müssen als

Stabsstelle einer Organisationsleitung zu-

geordnet werden. Um Synergieeffekte ein-

zelner Managementsysteme zu erzielen, ist

es bei der Implementierung eines Umwelt-

managementsystems allerdings sinnvoll,

langfristig eine Zusammenfassung in ein

Integriertes Managementsystem zu vollzie-

hen. Die Vorteile sieht auch Tobias Auer,

Projektleiter Stadionneubau bei Greuther

Fürth: „Beim jetzigen Stadion haben wir

zwar kein Umweltmanagementsystem im-

plementiert. Für das neue Stadion ist dies

aber definitiv geplant.“

Ein Umweltmanagementsystem dient in

erster Linie der Verbesserung der Um-

weltleistung eines Stadionbetriebs und soll

Umweltmanagementsysteme in der 1. und 2. BundesligaIst durch die Implementierung eines Energie- und Umweltmanagementsystems in Fußballarenen eine umweltverträgliche Betriebsführung möglich? Eine Frage, die sich zahlreiche Stadionbetreiber stellen, wurde in einer Studie eingehend untersucht.

Photovoltaikanlage auf dem Stadiondach – eine Form der Verwendung Erneuerbarer Energie.

Bild

: Sta

dion

wel

t

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www.stadionwelt.de Stadionwelt | 31

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gleichzeitig eine weitsichtige Unterneh-

mensführung sicherstellen. Stadien streben

danach, Güter (Food, Beverage, Merchan-

dising) abzusetzen und Dienstleistungen

(Sport, Entertainment) zu produzieren.

Dadurch fallen beträchtliche Energie- und

Stoffverbräuche an. Angeordnet ist ein

UMS auf betrieblicher Ebene und wirkt auf

der Regulierungsebene durch ein Zertifizie-

rungssystem wie ISO 14001 oder EMAS III.

Weiterhin muss ein UMS neben der gesell-

schaftlichen Verantwortung eines Stadion-

betreibers die wirtschaftliche Verbesserung

im Markt unter Beachtung ökologischer

Aspekte zielführend berücksichtigen. Doch

die umweltorientierte Planung konzentriert

sich nicht nur auf die operative Ebene, son-

dern sollte im strategischen Bereich an der

Vision der Fußballstadien anknüpfen, um

sämtliche Unternehmensbereiche entspre-

chend zu managen.

Nutzen und Wirkungen eines Umweltmanagementsystems

Hindernisse bestehen bei der Implementie-

rung eines UMS darin, dass Organisationen

wie Fußballstadien mit einer rationalen Be-

triebsführung ihre Innovationspotenziale

zum Teil bereits als ausgeschöpft oder er-

füllt sehen. Insgesamt entstehen für Stadi-

onbetreiber aber Wettbewerbsvorteile und

positive Wirkungen wie sinkende Kosten

durch Verbesserung der Prozesse, steigen-

de Umsätze durch ökologische Produkte

und eine Unternehmenswertsteigerung.

Insgesamt haben sich an der Studie von

Daniel Foltin „Energie- und Umweltma-

nagementsysteme in Sportstätten“ von

35 Sportstättenbetreibern der 1. und 2.

Fußball-Bundesliga 28 Betreiber beteiligt.

Dies entspricht einer Beteiligungsquote

von 80 Prozent. Zwölf Stadien der 1. und

drei Stadien der 2. Liga haben demnach be-

reits ein Umweltmanagementsystem einge-

führt. Demgegenüber stehen in der 1. Liga

vier und in der 2. Liga zehn Stadien ohne

Umweltmanagementsystem. Dass in der

1. Liga mehr Systeme eingeführt wurden,

ist auch darin begründet, dass in den meis-

ten Stadien der 1. Liga im Rahmen der FIFA

Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und der

FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 die

Umweltkampagne Green Goal umgesetzt

wurde. Insgesamt wurde das Umweltma-

nagementsystem ÖKOPROFIT mit neun

Mal in der 1. und zwei Mal in der 2. Liga am

häufigsten eingeführt. Gefolgt von EMAS

mit insgesamt drei Einführungen und ein-

mal ECOfit 2011/12 und LEEN-System.

Von den Sportstättenbetreibern der 1. Liga,

die bisher noch kein UMS eingeführt haben,

besteht bei zwei Betreibern immerhin die

Absicht, ein solches zukünftig einzuführen.

Insgesamt haben bereits fünfzehn Sport-

stättenbetreiber in der 1. Liga ihren Fokus

auf angemessene Maßnahmen gelegt und

Wasser- und Energieeinsparungen

Implementierung eines Energie- und Umweltmanagementsystems in der 1. und 2. Bundesliga

0

2

4

6

8

10

12

2. Liga2. Liga1. Liga1. Liga

12ja

3ja

10nein

4nein

1. Bundesliga 2. Bundesliga

Quelle: Daniel Foltin (2013), Energie- und Umweltmanagementsysteme in Sportstätten

Optimierungsmöglichkeiten: durch eine vollstän-dige Zusammenfassung aller Betriebsabläufe und Analyse der gesamten Energie- und Stoffströme.Produktionsautonomie: Nutzung von regenerati-ven Ressourcen und Realisierung einer wieder-verwertbaren Materialkreislaufwirtschaft.Kostenverminderung: durch eine besonnene Verwendung von Ressourcen (Rohstoffe, Energie, Wasser etc.) und Verminderung, Verwertung so-wie Vermeidung von Abfällen, Abwasser etc.Kostentransparenz: durch regelmäßige Ist-Soll-Analysen im Rahmen eines Managementregel-kreislaufs und Aufdeckung ökonomischer Poten-ziale.Umsatzsteigerung beziehungsweise Absatzer-höhung: durch Erschließung neuer strategischer Geschäftsfelder.

Bonitätsstärkung: durch verbesserte Versiche-rungsprämien und bei der Unternehmensbewer-tung im Rahmen von Kreditvergaben.Rechts- und Nachweissicherheit sowie Haf-tungsrisikoreduzierung: durch regelmäßige Klärung der Rechtslage und Vorwegnahme der Rechtsentwicklung und durch Einhaltung gelten-der Bescheide, Gesetze, Verordnungen.Mitarbeitermotivationssteigerung: durch Wür-digung für ihren Einsatz zum Umweltschutz und Vertrauensaufbau für einen umweltschonenden Arbeitgeber.Vertrauensgewinn, Akzeptanz und Bewusst-seinsbildung: gegenüber der Gesellschaft, Be-hörden, Umweltorganisationen etc., Bewusstma-chung für den Umweltschutz und so einfachere Genehmigungserteilungen.

Gründe für die Implementierung eines UMS

Quelle: vgl. Engelfried, J. (2011) und vgl. Baumann, W./Kössler, W./Promberger, K (2005)

Page 32: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

32 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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oder eine Verwendung umweltfreundli-

cher Energien in ihrer Sportstätte umge-

setzt. Lediglich ein Betreiber hat in der

Vergangenheit bisher keine Maßnahmen

durchgeführt. In der 2. Liga haben neun

Stadionbetreiber Maßnahmen zur Was-

ser- und Energieeinsparung oder zur Ver-

wendung umweltfreundlicher Energien

durchgeführt.

Es wird deutlich, dass die Befragten der

1. Liga die Wichtigkeit für ein kontinuier-

liches Umweltmanagement im Gegensatz

zu Betreibern der 2. Liga erkannt haben

und fokussieren. Es wird zudem deut-

lich, dass Sportstättenbetreiber ohne ein

Großsportereignis mit internationalem

Medieninteresse in der Regel kein Um-

weltmanagementsystem implementieren.

Weiterhin gibt es ein bestehendes Gefäl-

le zwischen Stadien der 1. und 2. Liga.

Dabei hängen mögliche Hindernisse für

die Einführung eines UMS teilweise sehr

stark miteinander zusammen und sind

voneinander abhängig. Dabei trägt der fi-

Eingeführtes EnMS/UMS in der Bundesliga (Mehrfachnennungen möglich)

0

2

4

6

8

10

2. Liga1. Liga2. Liga1. Liga2. Liga1. Liga2. Liga1. Liga2. Liga1. Liga2. Liga1. Liga

2 2

9

1 0 0 0 0 0 01 1

EMAS

DIN EN IS

O 1400

1

DIN EN IS

O 5000

1

ECOfit

2011

/201

2

LEEN-Sy

stem

Ökoprof

it

Quelle: Daniel Foltin (2013), Energie- und Umweltmanagementsysteme in Sportstätten

Maßnahmen zur Nachhaltigkeit (Beispiele aus der Bundesliga)

Stadion Maßnahme Investition (€) Ökonomischer Nutzen (€/Jahr) Ökologischer Nutzen

SIGNAL IDUNA PARK, Dortmund Installation von Photovoltaik auf dem Dach der Nord-, West und Osttribüne (8.272 m²) 1.900.000 200.000 Erzeugung von 800.000 kWh Strom, Einsparung von 680 Mio.

kg CO2 pro Jahr

Stadion im Borussiapark, Möchengladbach Förderung von Nutzwasser aus einem Brunnen in 116 Metern Tiefe 230.000 40.000 Förderung von 40.000 m³ Wasser pro Jahr

Commerzbank-Arena, Frankfurt Volumenstromregler für RLT-Anlage 130.000 14.000 135.000 kWh, 85.000 kg CO2 pro Jahr

Commerzbank-Arena, Frankfurt Wärmerückgewinnung der Küchenabluftanlage 30.000 9.000 195.000 kWh, 120.000 kg CO2 pro Jahr

WIRSOL Rhein-Neckar-Arena, Sinsheim

Umrüstung der Fassadenbeleuchtung von Hochspannungsröhren auf LED-Technik 11.500 2.200 13.750 kWh, 9.000 kg CO

2 pro Jahr

BayArena, Leverkusen Einsatz von wasserlosen Urinalen 10.000 2.000 1.176 m³ pro Jahr

glücksgas stadion, Dresden Verbesserung der Verbrauchstransparenz durch Zählereinbau 8.000 8.670 57.800 kWh, 35.778 kg CO2 pro Jahr

Veltins Arena, Gelsenkirchen Umstellung der Gebäudeleittechnik auf Fernbedienmöglichkeit 5.000 6.750 30.000 kWh Energie

Commerzbank-Arena, Frankfurt Lichtschaltung über Bewegungs-/Präsenzmelder bzw. teilweise Abschaltung 3.000 17.500 105.000 kWh, 65.000 kg CO

2 pro Jahr

SGL Arena, Augsburg Aufteilung der Innenbeleuchtung in einzeln schaltbare Gruppen 1.200 2.500 circa 15.700 kWh und 3.140 kg CO2 pro Jahr

Stadion im Borussiapark, Möchengladbach Umrüstung der Beleuchtung der VIP-Bereiche auf LED-Technik 1.050 830 5.699 kWh, 2.200 kg CO

2 pro Jahr

Volkswagen Arena, Wolfsburg Umstellung auf Strom durch Wasserkraft k. A. k. A. Einsparung von 2.188.000 kg CO2 pro Jahr, 100 Prozent des

Ökostroms durch Wasserkraft

Coface Arena, Mainz Installation von Photovoltaik (insgesamt 9.000 m² Fläche des Stadiondachs) k. A. k. A. Erzeugung von 700.000 kWh Strom, Einsparung von

470.000.000 kg CO2 pro Jahr

Quelle: Stadionwelt, DFL, Green Goal

Commerzbank Arena: aktives Umweltmanagement

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Page 33: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

nanzielle Aspekt eine entscheidende Rolle.

Primär ist der Fokus eines Stadionbetrei-

bers auf die wirtschaftliche Vernunft und

erst im zweiten Schritt auf die ökologische

Verantwortung gerichtet. Das eigenwirt-

schaftliche Interesse sieht auch Joachim E.

Thomas, Geschäftsführer der Vereinigung

deutscher Stadionbetreiber als zentralen

Motor: „Wenn das Thema ganzheitlich

angegangenen wird, sind auch finanziel-

le Einsparungen nur eine Frage der Zeit.“

Und diese gelten dann als stärkstes Argu-

ment für ein Umweltmanagementsystem.

Aus den Untersuchungsergebnissen lassen

sich Handlungsempfehlungen für Stadion-

betreiber ableiten, die ein proaktives Han-

deln im Umwelt und Klimaschutz fördern

und den Fokus auf eine umweltverträgliche

Betriebsführung mit Hilfe eines Umwelt-

managements ermöglichen sollen. Auch

die DFL, der Ligaverband und der DFB

müssen aktiv in die notwendigen Prozesse

einbezogen werden und den Stadionbetrei-

bern und Vereinen als Ansprechpartner zur

Verfügung stehen. Dr. Teichert stößt als

Berater für Umweltmanagement allerdings

auch dort teilweise auf Zurückhaltung:

„Wir haben bereits Gespräche mit dem

DFB geführt. Dieser war aber eher zurück-

haltend. Insgesamt habe ich das Gefühl,

dass es auf der Prioritätenliste nicht ganz

oben steht“, so der Experte.

Empfehlungen

• Umwelt- und Klimaschutz darf nicht als

Kostenfaktor gesehen werden, sondern

als nützliches Instrument, um wirtschaft-

liches Denken langfristig strategisch aus-

zurichten und so dauerhaft Kosten zu

sparen.

• Ein Integriertes Managementsystem

(IMS) bestehend aus Stadionsicher-

heitsmanagement, Umweltmanagement

(UMS) und Qualitätsmanagement

(QMS) sollte in allen Fußballstadien der

Bundesliga eingeführt werden.

• Das niederschwellige Umweltmanage-

mentsystem ÖKOPROFIT sollte durch

ein Umweltmanagementsystem nach

EMAS III oder ISO 14001 ersetzt werden.

• Neue Strukturen müssen geschaffen wer-

den, um einen Umweltverantwortlichen

als Hauptansprechpartner für alle Auf-

gaben, Beratungen und Schulungen im

Stadionbetrieb zu integrieren (eigenstän-

diges Umweltressort). Dabei muss der

Verantwortliche auf einer Stufe mit dem

Stadion- und Vereinsmanagement plat-

ziert werden. Der Technische Stadionlei-

ter sollte nicht als Hauptverantwortlicher

benannt werden, sollte jedoch Teil des

Umweltteams werden.

Sukzessiver Ausbau möglich

Insgesamt lässt sich festhalten, dass Um-

weltmanagementsysteme bei anderen

Immobilien und Großveranstaltungen

den Energieverbrauch bereits deut-

lich reduziert und für eine ganzheitliche

Ausrichtung gesorgt haben. Wird es ernst-

haft weiterverfolgt, kann auch in Stadien

ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess

im Klima- und Umweltschutz gewährleistet

werden und ökonomische Erfolgspotenzi-

ale freigesetzt werden. Für Einsteiger rät

Dr. Teichert, dass es auch immer die Mög-

lichkeit gibt, ein dauerhaftes UMS zu im-

plementieren und anschließend sukzessiv

auszubauen. „Allein durch veränderte Ver-

haltensweisen des Betreibers und Nutzers

können schon 10 bis 20 Prozent der Ener-

giekosten gespart werden.“

Der Umweltmanagementberater hofft

zudem, dass die Stadionbetreiber noch

offensiver ihre Bereitschaft signalisie-

ren, Umweltmanagementsysteme in die

Gesamtorganisation zu integrieren. „Die

Öffentlichkeit steht dem Thema offen ge-

genüber und auch die Politik fördert zahl-

reiche Vorhaben. Nun muss das Signal aus

dem Fußball und von den Stadien selbst

kommen“, so Teichert.

Häufigste Ausschlusskriterien für die Einführung eines EnMS/UMS (Mehrfachnennungen möglich)

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1. Liga 2. Liga

Quelle: Daniel Foltin (2013), Energie- und Umweltmanagementsysteme in Sportstätten

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34 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

D as Thema Energieversorgung

stellt angesichts der steigenden

Energiepreise und dem wachsen-

den Bewusstsein für Klimaschutz gerade

für große Sport- und Veranstaltungsstät-

ten eine der zentralen Herausforderungen

im Betrieb dar. Durch den Einsatz moder-

ner Technik lassen sich im Energiesektor

auf langfristige Sicht erhebliche Einspa-

rungen vornehmen. Die Dringlichkeit hat

schon vor einigen Jahren die Düsseldorfer

ESPRIT arena erkannt. Mit einer Kapazi-

tät von bis zu 66.000 Personen gehört die

2005 eröffnete Multifunktionsarena zu den

modernsten Spielstätten in Europa. Durch

ihr verschließbares Dach und ihr einzigar-

tiges Heizsystem bietet sie höchsten Kom-

fort zu jeder Jahreszeit. Folgerichtig, dass

dieser Komfort einen erhöhten Energieauf-

wand mit sich zieht.

Gemeinsam mit den Stadtwerken Düs-

seldorf wurde im Jahr 2012 das gesamte

Energiemanagement der Arena auf den

Prüfstand gestellt und anhand einer umfas-

senden Analyse der Verbrauchswerte nach

Optimierungsmöglichkeiten der Gebäude-

technik untersucht.

Die wohl wichtigste Erkenntnis für die Ver-

antwortlichen der Arena war, dass die Mo-

dernisierung mit einem Blockheizkraftwerk

großes Einsparpotenzial bietet. Durch die

moderne Kraft-Wärme-Kopplung, die vor

Ort gleichzeitig Wärme und Strom erzeugt,

kann die eingebrachte Energie effizient ge-

nutzt werden und dadurch weitreichende

Einsparungen von Kosten erreicht und ein

Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

„Mit den Stadtwerken als innovativem

Partner gehört eine solche Überprüfung

der Bestandsanlagen zur Routine. Dass wir

nun eine Möglichkeit gefunden haben, die

Effizienz der ESPRIT Arena derart zu stei-

gern, ist dabei natürlich ein absoluter Er-

folg“, hieß es von Seiten der ESPRIT Arena

damals.

CO2-Einsparung von 226 Tonnen im Jahr

Bei der Umsetzung der Modernisierung

vertraute die Arena auch den Experten

des lokalen Energieversorgers, die sowohl

Blockheizkraftwerk: Die ESPRIT arena produziert selbstFast drei Jahre nach der Installation des hauseigenen Blockheizkraftwerks blicken die Verantwortlichen der ESPRIT arena zufrieden auf die Maßnahme, die bares Geld spart.

Düsseldorfer ESPRIT arena setzt mit dem hauseigenen Blockheizkraftwerk auf Nachhaltigkeit und Kostenreduktion.

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STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

die Planung als auch die Abstimmung der

technischen Parameter mit den Lieferanten

übernahmen. Im Rahmen der energeti-

schen Modernisierung wurden die vorhan-

denen Erdgaskessel von einem Fachbetrieb

mit einem modernen Blockheizkraftwerk

mit Brennwertnutzung erweitert und das

eigene Kraftwerk in die zentrale Gebäude-

leittechnik der Halle eingebunden. Allein

mit der produzierten Leistung des Block-

heizkraftwerks könnten rund 330 Vier-

Personen-Haushalte mit Strom versorgt

werden. Durch die Inbetriebnahme des

hauseigenen Kraftwerks verbesserte sich

die Umweltbilanz des Gebäudes zudem im-

mens: So beträgt die CO2-Einsparung der

ESPRIT arena allein durch die Moderni-

sierung 226 Tonnen pro Jahr. Gleichzeitig

effizient und umweltbewusst zu agieren, ist

den Überlegungen zur Inbetriebnahme des

BHKWs vorausgegangen.

Bei der Finanzierung entschied sich die

Arena für eine individuelle Contracting-

Lösung, wonach die Arena als Käufer und

Inhaber der Anlage auftritt, die Stadt-

werke das Kraftwerk hingegen betreiben,

warten und mit Erdgas beliefern. Die Ex-

perten der Stadtwerke sind so jederzeit

in der Lage, sich per Datenleitung in das

Kraftwerk einzuwählen und die für den

Betrieb erforderlichen Parameter abzu-

rufen. „In der Umsetzungsphase waren

wir immer vor Ort und wir werden auch

während des laufenden Betriebs eine si-

chere und effiziente Wärme- und Ener-

gieversorgung der Arena gewährleisten“,

verspricht Markus Dittmann, Vertriebsin-

genieur im Bereich Contracting der Stadt-

werke Düsseldorf.

Und auch von Seiten der Arena ist man mit

dem Betriebsmodell zufrieden: „Die Be-

triebsführung des BHKWs wurde von den

Stadtwerken Düsseldorf komplett übernom-

men und wir sind mit der Zusammenarbeit

vollauf zufrieden“, sagt Martin Ammer-

mann, als Geschäftsführer der Düsseldorf

Congress Sport & Event GmbH verantwort-

lich für den Betrieb der ESPRIT arena.

Ein weiterer Vorteil im Einsatz dieser Tech-

nik liegt in den umfassenden staatlichen

Fördermöglichkeiten. Denn neben dem

Zuschuss beim Kauf des Blockheizkraft-

werks kann jede produzierte Stromstunde

ins öffentliche Netz eingespeist, und damit

finanziell vergütet werden. Diesbezüglich

zeigt sich aber der hohe Energiebedarf ei-

ner Arena, denn der erzeugte Strom von der

Düsseldorfer Arena wurde bislang vollstän-

dig für den eigenen Betrieb genutzt, eine

Einspeisung ins öffentliche Netz hat daher

bisher nicht stattgefunden. Dennoch ver-

spricht dieses Modell der finanziellen För-

derung Potenzial für Stadien und Arenen,

die es schaffen einen Überschuss an Ener-

gie zu produzieren.

Amortisation nach gut 3 Jahren

Doch auch ohne die Einspeisung in das öf-

fentliche Netz blicken die Verantwortlichen

der ESPRIT arena zufrieden auf das Projekt

Blockheizkraftwerk. „Die Erwartungen an

die durchgeführten energetischen Moder-

nisierungsmaßnahmen wurden voll erfüllt

und wir sind mit den Ergebnissen sehr zu-

frieden“, berichtet Ammermann. Der Ener-

gieverbrauch der Arena hängt aufgrund der

Multifunktionalität sehr stark von der Be-

legung durch Veranstaltungen und der Art

des Events ab. Das BHKW erzeugt Strom,

der nicht extern eingekauft werden muss

und die Wärme wird durch den Einsatz von

Erdgas erzeugt, das mit geringeren Bezugs-

nebenkosten – beispielsweise durch die

Kraft-Wärme-Kopplung-Umlage eingekauft

wird. Die Kosteneinsparung ist bedeutend,

sodass sich das BHKW in der ESPRIT arena

nach etwa 3,26 Jahren amortisiert.

„Weitere Maßnahmen zur Energieeinspa-

rung, die in der ESPRIT arena in den letzten

Jahren umgesetzt wurden, sind der Einsatz

von LED-Leuchtmitteln, von wassersparen-

den Perlatoren, wasserlosen Urinalen sowie

von Bewegungsmeldern. Darüber hinaus

wurden die Anlagenlaufzeiten und Parame-

ter in der Regelungstechnik sowie die Re-

gelung der Heizungszentrale optimiert.

Kai Baumann (im Hintergrund), Technischer Leiter der ESPRIT arena und Friedhelm Stähr von den Stadtwerken Düsseldorf nehmen das BHKW in Augenschein.

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Die ESPRIT arena ist ein prominentes Projekt in Sachen KWK in der Region. Weitere Infos zu diesem Thema unter www.kwk-für-nrw.de

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36 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

V on 2002 bis 2004 wurde das

alte Müngersdorfer Stadion in

Köln bei laufendem Betrieb zum

neuen RheinEnergieSTADION mit rund

50.000 Zuschauerplätzen umgebaut. Die

markante Architektur mit der brücken-

artigen Tragwerk-Konstruktion für das

Dach und den vier Pylonen, die abends

als Lichtstelen weithin sichtbar sind, ist

unverwechselbar – und die 72 m hohen

„Lampen“ waren Gegenstand eines der

Projekte, bei dem sich die städtische Be-

treibergesellschaft bereits vor einigen um

das Energiesparen kümmerte.

Christoph Seiler, technischer Leiter im

RheinEnergieSTADION berichtet: „In je-

dem Pylon befinden sich 250 Leuchtstoff-

lampen mit einem Anschlusswert von 70

kVA. Im Jahr 2009 haben wir eine Span-

nungsreduzierung eingebaut, die es beim

Bau des Stadions noch nicht gab. Mit dieser

Anlage werden nicht die vollen 230 V ab-

gerufen, sondern nur 190 V.“ Als Resultat

kann eine Einsparung von bis zu 45,7 % ver-

meldet werden. Die Stromkosten betragen

nun p. a. 5.200 Euro, der Wartungsaufwand

1.200 Euro. Der Return on Investment war

nach 37 Monaten erreicht.

Neben dieser Maßnahme, bei der es aus-

schließlich um Licht-Design geht, hat die

Kölner Sportstätten GmbH (KSS) auch

die Beleuchtung für weitläufige Flächen

im Blick. So sollen 2015 auf drei Außen-

parkplätzen des Stadions die bestehenden

Leuchtmittel durch LEDs ersetzt werden.

Die Kalkulation beruht hier nicht allein

auf den Spielterminen des 1. FC Köln, für

die die PKW-Stellflächen zur Verfügung

gestellt werden, sondern auf der Verwen-

dung für diverse weitere Veranstaltungen

und ein städtisches Sportzentrum. Auch

die Tiefgarage des Stadions, die unterir-

disch dem Grundriss der Tribünen folgt,

soll auf LED umgerüstet werden.

Den Verzicht auf Wasser machte sich die

KSS bei den Urinalen zunutze. Im Laufe der

vergangenen Jahre wurden im öffentlichen

Bereich 6 x 8 Trockenurinale eingesetzt –

eine Maßnahme, die sich lohne, anfangs

aber Schwierigkeiten mit sich brachte, wie

Seiler berichtet: „Der Geruch war zunächst

unangenehm. Mittlerweile gibt es aber gute

Geruchsverschlüsse, mit denen wir das in

den Griff bekommen haben.“

Draht statt Wasser

Ein Projekt, mit dem das RheinEnergie-

STADION besonders viel Energie spart, ist

die neue Regelanlage der Rasenheizung, die

vor kurzem eingebaut wurde. „Diese neue

Anlage spart viel Energie“, sagt Christoph

Seiler. Noch kann er aber keine konkreten

Zahlen nennen, da der vergangene Winter

sehr mild war; die Rasenheizung wurde

nicht ein Mal genutzt.

Beleuchtung und SonneneinstrahlungIm Kölner RheinEnergieSTADION wurde die Rasenheizung ausgetauscht. Aber es spielen auch verschiedene Arten des Lichtes ihre Rolle beim Einsparen von Energie.

Das Dach des Stadions kann nicht für die Regenwassersammlung genutzt werden. Solarzellen sollen aber nachgerüstet werden.

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STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Die Besonderheit der neuen Regelung:

Das System der Danfoss-Tochter DEVI

ist rein elektrisch. Es wird also kein Was-

ser/Glykol-Gemisch auf Temperatur ge-

bracht, sondern Heizdrähte in Matten.

„Das Handicap bei der herkömmlichen

Heizung mit Wasser-Kreislauf ist, dass es

nur einen Knopf zum Ein- und Ausschal-

ten für das gesamte Spielfeld gibt“, so Sei-

ler. „Wir haben jetzt aber sechs Parzellen

im Rasen, die wir komplett unabhängig

voneinander ansteuern können.“ Wichtig

ist diese Trennung, weil die Sonnenstrah-

len nicht überall gleichmäßig den Boden

erreichen. Der Strafraum vor der Süd-

tribüne liegt im Winter nahezu komplett

und dauerhaft im Schatten, im Norden ist

nicht den ganzen Tag über Schatten, hier

ist der Bedarf an Wärme deutlich geringer

als vor der Südtribüne.

Bei dem in Köln eingebauten System, das

laut Christoph Seiler sonst hauptsächlich

in Skandinavien zum Einsatz kommt,

haben die Greenkeeper einen weite-

ren Vorteil: Die Aufheiz-Zeiträume sind

deutlich kürzer. Es muss nicht, wie im

Falle der herkömmlichen wassergeführ-

ten Heizung, ein zweites Medium aufge-

heizt werden. Unterstützung erhalten die

Greenkeeper außerdem von zehn Boden-

temperaturfühlern, die einzelne Parzel-

len automatisch ein- und ausschalten,

je nachdem, ob die Sonneneinstrahlung

ausreicht oder nicht.

Wenn auch noch keine Zahlen vorgelegt

werden können: Laut Seiler entspricht das

Einsparpotenzial gemäß einfacher Rech-

nung bis zu fünf Sechstel der unter Voll-Last

arbeitenden Gesamtfläche, sobald einzel-

ne Parzellen nicht im Betrieb sind. Dass er

mit seinem Team 2014 für den Rasen den

von der DFL neu geschaffenen Titel für den

„Pitch of the Year“ erhielt, ist auch dem

Temperaturmanagement zu verdanken.

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Spannung reduziert: 250 Lampen pro Lichtstele.

Stadionwelt: Welchen Stellenwert hat in Ihrem Betrieb die Nachhal-tigkeit?Rütten: Sie hat einen absolut hohen Stellenwert! Schon in der Planungs- und Bauphase haben wir versucht, vieles noch einzubringen. Zum Bei-

spiel eine Zisterne zur Grauwasser-Nutzung hätten wir gern gehabt, das ging nur wegen der baulichen Gegebenheiten nicht.

Stadionwelt: Welche Ihrer Maßnahmen waren bislang am erfolgreichsten?Rütten: Beim Thema Energieeinsparung war dies die sinnvolle Zuteilung der Nutzer. Wir ha-ben die Kostenstellen beim Verbrauch isoliert und können jetzt viel genauer ansteuern als vorher. So ist es zum Beispiel möglich, nur den Teil des Logenbereiches zu kühlen, der auch

gerade genutzt wird. Außerdem hat uns die neue Rasenheizung viel gebracht.

Stadionwelt: Wo sehen Sie jetzt noch beson-deres Potenzial?Rütten: Wir haben auf jeden Fall die Solar-energie auf dem Schirm. Als das Stadion ge-baut wurde, ließ sich eine Solaranlage wegen des hohen Eigengewichtes der Module auf un-serem Dach statisch nicht darstellen. Sobald die technischen Möglichkeiten gegeben sind, werden wir aber nachrüsten. Da bin ich sehr zuversichtlich.

Stadionwelt: Holen Sie externe Berater hinzu, wenn es darum geht, Energie zu sparen?Rütten: Ja. Es werden Projekte ausgeschrie-ben, vieles ergibt sich aber auch im Tagesge-schäft. Ich halte wenig von jenen Fachleuten,

die angeblich alles können. Wir setzen bei der Kühlung oder Lüftung auf den einen Experten. Bei der Rasenheizung ist es aber ein völlig an-derer.

Stadionwelt: Als Tochtergesellschaft der Stadt Köln müssen Sie sich rechtfertigen und den Konsenz suchen. Welche Akzeptanz finden Maßnahmen zur Nachhaltigkeit in den ent-scheidenden Gremien?Rütten: Die Politik ist beim Thema Nachhal-tigkeit sehr aufgeschlossen. Ich habe noch nie Stimmen gehört, die gefordert haben, dass wir unsere Bemühungen aufgeben sollen. Es kommt natürlich darauf an, überzeugend zu kommunizieren. Wenn ich erkläre, dass diese oder jene Investition vielleicht etwas höher ist, sie sich aber in 3 oder 5 Jahren amortisiert, erhalte ich auch Zustimmung.

„Es kommt darauf an, überzeugend zu kommunizieren“Hans Rütten, Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH, im Interview über Nachhaltigkeit im RheinEnergieSTADION.

Hans Rütten

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Page 38: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

38 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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S pätestens, wenn die Bundesliga

von einem Winter-Einbruch heim-

gesucht wird und einzelne Partien

gefährdet sind, kommt sie wieder zur Spra-

che – die Rasenheizung. In den Bundesliga-

Stadien ist sie Pflicht. Selbst, wenn vereiste

Zuwegungen noch zu Spielabsagen führen

können, sind die TV-Übertragungen aus den

ersten beiden Spielklassen in Deutschland

kaum noch gefährdet. In den vergangenen

Jahren schalteten allerdings Drittligisten,

die das Spielfeld eisfrei hätten halten kön-

nen, ihre Rasenheizung nicht ein. Und ließen

es damit auf Spielverschiebungen und Ärger

mit dem Verband ankommen. Der Blick auf

die Kostenseite rechtfertigte ihr Handeln.

„Es ist ein Vabanquespiel, ob die Rasen-

heizung angemacht wird. Über allem thro-

nen die Kosten“, sagte Wilfried Mohren,

Pressesprecher von Rot-Weiß Erfurt, im

Winter 2013 gegenüber Stadionwelt. Allein

der dreitägige Ablauf, um die Rasenheizung

auf Betriebstemperatur zu bringen, koste

täglich 3.000 Euro. Mohren weiter: „Die

Vereine bewegen sich am Limit und das An-

schalten einer Rasenheizung raubt uns den

Etat in einer Art und Weise, die kein Dritt-

ligist verkraften kann.“ Die Vereine der 1.

und 2. Bundesliga können zusätzlich über

ein deutlich höheres Zuschaueraufkommen

die Kosten leichter ausgleichen. Aber selbst

dort nehmen die durchschnittlich 100.000

Euro Betriebskosten pro Winter einen nicht

unerheblichen Anteil des Etats ein.

Warum aber verursacht eine Rasenheizung

derart immense Kosten? Im Unterbau des

Spielfelds, meist oberhalb der Drainage in etwa

25 Zentimetern Tiefe, werden Kunststoffrohre

verlegt und fixiert. Es ergeben sich beachtliche

Zahlen: Etwa 25 bis 27 Kilometer an Kunst-

stoffrohren werden mit etwa 15.000 Litern zu

erwärmendem Wasser und Frostschutzmittel

(Glykol) gefüllt. Der Einbau der Rohre erfolgt

weit genug unterhalb der Wurzeltiefe, sodass

die Renovationsarbeiten am Rasen nicht be-

einträchtigt werden. Bei einer Heizung für den

Kunstrasen werden die Rohre in eine wasser-

durchlässige Schicht aus Schotter verlegt.

Die Rasenheizung: Einsparpotenziale nutzen Die Bespielbarkeit des Platzes an kalten Wintertagen erfordert einen immensen Aufwand. Zeitgemäße Energiekonzepte mit Wärmepumpen machen die Belastung erträglicher und umweltfreundlicher.

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SGL arena – Energieschema

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STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

Die Rasenheizung dient nicht dazu, wohlige

Fußwärme zu verbreiten. Ihre Aufgabe be-

steht darin, das Spielfeld auf Temperaturen

knapp über dem Gefrierpunkt zu bringen.

Damit wappnet sie den Stadionbetreiber

weder gegen starke Schneefälle noch kurz-

fristig eintretenden extremen Frost mit we-

niger als -10 °C. Entscheidend beim Betrieb

einer Rasenheizung sind die gleichmäßige

Wärmeverteilung und deren Steuerbarkeit.

Sensoren erfassen diese Wärmeverteilung

und vermeiden, dass der Rasen, der sich ei-

gentlich in der Winterruhe befindet, durch

Überheizung geschädigt wird. Eine wichtige

Aufgabe des Greenkeepers ist es, in Abstim-

mung mit seinen routinemäßigen Pflege-

maßnahmen den richtigen Zeitpunkt zum

Hochfahren der Rasenheizung beziehungs-

weise die richtige Dosierung für den Lang-

zeitbetrieb zu finden, wobei jedoch meist

das System Unterstützung liefert. Drei bis

vier Tage Vorlauf vor einem Spiel sind im

Winter eine typische Spanne, die auch die

beträchtlichen Kosten erklärt. Trocknet

der Rasen beim Heizen zu stark aus, kann

wiederum eine zusätzliche Bewässerung

erforderlich werden, die man ansonsten im

Winter vermeiden würde.

Zum einen muss beim Einbau der Rasen-

heizung das gesamte Spielfeld mit Unterbau

erneuert werden, und auch die Heizanlage

selbst bedeutet finanziellen Aufwand. Die

Kosten für eine hochwertige Rasenheizung

liegen bei etwa 400.000 bis 600.000 Euro.

Ungefähre Betriebskosten am Nutzungstag

sind bei durchschnittlich 2.000 Euro anzu-

siedeln. Ein Standard-Preis kann allerdings

nicht genannt werden – zu unterschiedlich

sind jeweils die Gegebenheiten vor Ort. So

wirkt sich auf die Kalkulation auch aus, wel-

che Energiequellen zur Verfügung stehen.

Im erwähnten Erfurt etwa kann seit De-

zember 2010 Abwärme des benachbarten

Eislaufzentrums für die Rasenheizung des

Fußballstadions genutzt werden. Reicht

diese Lösung bei niedrigen Temperaturen

nicht aus, wird Fernwärme hinzugeschal-

tet. Ein vergleichbares Schema macht sich

die Wärmepumpe zunutze, die sich dort

anbietet, wo das Grundwasser gut erreich-

bar ist. Der Bundesverband Wärmepumpe

e. V. beschreibt die Funktionsweise: „Wenn

Grundwasser in ausreichender Menge,

Temperatur, Qualität und in einer mög-

lichst geringen Tiefe vorhanden ist, kann

man diese Wärmequelle mit einer Wasser/

Wasser-Wärmepumpe sehr wirtschaftlich

nutzen: Selbst an den kältesten Tagen lie-

gen die Grundwassertemperaturen kons-

tant bei rund 10 °C. Das Wasser wird über

einen Förderbrunnen hochgepumpt, die

Wärmepumpe entzieht ihm Wärme und

anschließend wird das Wasser über einen

Schluckbrunnen wieder in das Grundwas-

ser eingeleitet. Im Sommer kann man auch

mit dieser Technik sehr energiesparend

passiv kühlen.“

Bereits seit Juli 2009 spielt der FC Augsburg

in der neuen SGL arena (damals: Impuls-

Arena). Das Stadion mit 30.660 Plätzen wird

als „erstes CO2-neutrales Stadion der Welt“

bezeichnet. Geplant war es ursprünglich mit

konventioneller Heiztechnik. In das laufende

Projekt schalteten sich dann die Lechwerke

AG (LEW) in Kooperation mit den Stadtwer-

ken Augsburg ein. Sie boten dem FC Augs-

burg als Bauherrn die Realisierung eines

Leuchtturm-Projektes an. Im Vorgänger-

Bau, dem Rosenau-Stadion, verbrauchte die

Rasenheizung pro Spieltag immense 10.000

Liter Heizöl. Diesen Zustand betrachtete

man als Anachronismus – und präsentierte

ein Energiekonzept, das sich die Wirkungs-

weise von zwei Grundwasser-Großwärme-

pumpen mit je 645 kW Heizleistung zunutze

machen sollte. Die Energie-Experten ver-

schafften sich schnell Gehör, Probebohrun-

gen bestätigten die Machbarkeit – und das

innovative Projekt wurde in die laufende

Baumaßnahme integriert.

Die Mehrkosten, es ist die Rede von etwa

0,7 Mio. Euro innerhalb der Gesamt-In-

vestition von 45 Mio. Euro für das Stadion,

trugen die Bayerischen Elektrizitätswerke

(BEW), ein Unternehmen der LEW, und

die Stadtwerke. Der Stadionbetreiber ist im

Rahmen des Contracting-Modells frei von

finanziellen Belastungen, auch wird die An-

lagentechnik von den Investoren betrieben

und gewartet, von denen der Verein im Ge-

genzug exklusiv Wärme, Kälte und Wasser

bezieht. Unter allen Energiefressern im Sta-

dion hat die Rasenheizung mit Abstand den

größten Heizenergiebedarf. Von den ins-

gesamt 2.840 kW macht sie 1.200 kW aus,

also gut 42 %. Im Gesamtverbrauch von ca.

1.576.000 kWh im Jahr 2013 sorgt sie für

1.042.000 kWh, also 66 Prozent. Die im

Stadion installierte Anlage dient indes nicht

allein zum Betrieb der Rasenheizung – sie

versorgt auch die Räume der Haupttribüne,

so die Büros, Lounges und Funktionsräume,

mit Wärme und im Sommer mit Kühlung.

Die Kältelieferung beläuft sich auf jährlich

rund 120.000 kWh. Im Falle der Rasenhei-

zung wird die Wärmepumpe erst bei extrem

niedrigen Umgebungstemperaturen hinzu-

geschaltet, um das Wasser-Glykol-Gemisch

aufzuheizen. „Die Energiekosten sinken auf

einen Bruchteil der sonst üblichen Kosten

bei der Kälteerzeugung“, sagt Arno Pöhl-

mann von der LEW AG. Der zum Antrieb

der beiden Wärmepumpen benötigte Strom

stammt aus erneuerbaren Energien und ist

CO2-frei. Ein zusätzlich installierter Brenn-

wert-Spitzenlastkessel wird mit CO2- neut-

ralem Bioerdgas betrieben.

„Das Energiekonzept des Stadions vermei-

det jährlich rund 700 Tonnen klimaschäd-

liches CO2 in der Erzeugung“, informiert

die LEW.

1 Tiefbrunnen/Grundwasser

2 2 Großwärmepumpen (je 645 kW)

3 Schaltschrank/Verteiler

4 Plattenwärmetauscher

(gibt Wärme an die Rasenheizung ab)

5 Rasenheizung

6 Erdgas-Brennwertkessel (900 kW)

7 Heizung und Kühlung für das Hauptgebäude

8 Zuleitung für Strom der Stadtwerke

9 Versickerung über die Schluckbrunnen

Page 40: Stadionwelt Inside - Sonderausgabe Greener Arena

40 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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D er Fußballverein

SV Somborn spielt

in der Verbandsliga

Süd (Hessen) und hat gerade

mal 340 Mitglieder. In puncto

Klimafreundlichkeit und Ener-

gieeffizienz gehört der Verein

in der Gemeinde Freigericht

jedoch zu den Vorreitern.

Denn seit 2005 ist die Tribüne

der Sportanlage mit einer Photovoltaikanlage

ausgestattet und unterstützt somit das öffent-

liche Stromnetz mit umweltschonendem So-

larstrom. Passend dazu wurde die Spielstätte

noch im selben Jahr in Solar-Arena umbe-

nannt. Stadionwelt sprach mit dem 1. Vor-

sitzenden des SV Somborn, Berthold Martin,

über die Idee einer PV-Anlage, die Schritte

bei der Umsetzung und wie Vereine von einer

Installation profitieren können.

Stadionwelt: Herr Martin, wie kam es

zu der Idee einer neuen Zuschauerüberda-

chung mit integrierter Photovoltaikanlage?

Martin: Der Neubau der Überdachung

war zu der Zeit ohnehin nötig und schon

beschlossene Sache. Im Zusammenhang

damit galt es aber zu überlegen, welche

Möglichkeiten der Kosteneinsparungen

langfristig vorgenommen werden könnten.

Da die Südausrichtung des Daches opti-

male Bedingungen bot, war es aus Kosten-

und Umweltgründen nahe liegend eine

Dachlösung mit Photovoltaik anzustreben.

Auf der Mitgliederversammlung wurde

einstimmig dafür votiert und so konnte

das Projekt innerhalb von sechs Monaten

realisiert werden.

Stadionwelt: Gab es vergleichbare Pro-

jekte, an denen Sie sich orientiert haben

oder die Sie bei Ihrem Vorhaben inspi-

riert haben?

Martin: Im Jahr 2005, als wir die Idee

hatten, war die Solarenergie noch längst

nicht so verbreitet wie heute und wurde zu

Unrecht noch nicht ganz ernst genommen.

Zwar wussten wir schon damals von ande-

ren Photovoltaikprojekten, aber ohne es ge-

nau zu wissen, denke ich, dass wir einer der

ersten Sportvereine in Hessen waren, die

eine Photovoltaikanlage installiert haben,

zumindest in dieser Größenordnung.

Stadionwelt: Wie groß ist die Anlage und

welche Leistung bringt sie?

Martin: Insgesamt sind auf der Zuschau-

erüberdachung mit den Abmessungen

von 14 mal 44 Metern 108 Solarmodule

verarbeitet. Die Leistung der Anlage be-

trägt 29,7 Kilowatt und produziert im Jahr

„Erneuerbare Energien: Für jeden Verein mehr als sinnvoll“Seit 2005 verfügt die Solar-Arena des SV Somborn über eine neue Zuschauerüberdachung mit integrierter Photovoltaikanlage. Im vergangenen Jahr erhielt der Verein hierfür den Klimaschutz- und Energieeffizienzpreis des LSB Hessen. Ein Interview mit dem 1. Vorsitzenden, Berthold Martin, über das Projekt.

Die komplette Zuschauerüberdachung des Sportplatzes in Somborn nimmt Sonnenenergie auf.

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Berthold Martin

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www.stadionwelt.de Stadionwelt | 41

STADIONWELT INSIDE | GREENER ARENA

etwa 27.000 KWh Strom, der mittels eines

Wechselrichters in das öffentliche Netz der

Kreiswerke eingespeist wird.

Stadionwelt: Somit eine relativ große An-

lage für einen kleinen Verein. Wie hoch wa-

ren dabei die Investitionskosten?

Martin: Die gesamten Baumaßnahmen

inklusive der Dachunterkonstruktion, der

Photovoltaikanlage und einer Zisterne, die

Regenwasser zur Bewässerung der Rasen-

fläche speichert, kosteten rund 230.000

Euro. Und ohne die knapp 5.000 unent-

geltlichen Arbeitsstunden zahlreicher enga-

gierter Vereinsmitglieder wäre der Betrag

noch wesentlich höher gewesen. Auch wenn

es sich gerade für einen kleinen Verein da-

bei um eine beachtliche Summe handelt,

so wurde das Projekt im gesamten Umfeld

stets als eine zukunftsgerichtete Investition

angesehen und nicht als Belastung.

Stadionwelt: Wie wurde das Projekt fi-

nanziell gestemmt?

Martin: Über die KfW-Bank haben wir

bereits im Vorfeld erfolgreich einen zins-

günstigen Förderungskredit beantragt,

der uns eine langfristige Tilgung zu guten

Konditionen sicherte. Entscheidend bei der

Finanzierung sind jedoch die Einspeise-

vergütungen. Durch den Anschluss an das

öffentliche Versorgernetz erhält der Verein

durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz

(EEG) nämlich 54,05 Cent pro kWh. Bei ei-

nem jährlichen Stromerzeugnis von 27.000

kWh sind dies im Jahr mehr als 14.500

Euro Einspeisevergütung, die in die Restfi-

nanzierung einfließen.

Stadionwelt: Dadurch, dass Sie gewisser-

maßen auf die Einspeisevergütungen ange-

wiesen sind, besteht aber doch ein gewisses

Risiko falls die Anlage defekt ist oder haben

Sie sich diesbezüglich abgesichert?

Martin: Für den Fall, dass die Anlage auf-

grund von Schäden, Störungen oder Ähnli-

chem zeitweise keinen Strom produzieren

kann, haben wir die Anlage versichert. Je

größer die Anlage ist und je mehr man

auf die Einspeisevergütungen angewiesen

ist, desto wichtiger ist eine solche Versi-

cherung. Die Versicherungsbeiträge sind

vergleichsweise gering, wenn man demge-

genüber die Leistungen betrachtet, die man

im Schadensfall bekommt.

Stadionwelt: Mit dem Klimaschutz- und

Energieeffizienzpreis des Landessportbun-

des Hessen wurde Ihr Verein auch offiziell

als ein Vorreiter der Erneuerbaren Ener-

gieversorgung gewürdigt. Welche weiteren

Maßnahmen haben Sie durchgeführt?

Martin: Gleichzeitig mit der Photovoltaik-

anlage wurde wie gesagt eine Zisterne ange-

schafft, die mittlerweile auf 55 Kubikmeter

ausgebaut wurde und das Regenwasser für

die Bewässerung unserer Rasenflächen spei-

chert. Darüber hinaus haben wir seit Anfang

dieses Jahres eine Solarthermieanlage ein-

gerichtet. Damit wird das Wasser für unser

Vereinsheim, die Kabinen und Sanitäranla-

gen erwärmt. Bisher konnten wir dadurch

etwa 40 Prozent Gas einsparen. Aufgrund

unserer guten Erfahrungen mit der beste-

henden Solaranlage haben wir zudem eine

weitere 26,3-KW-Anlage installiert. Darüber

hinaus haben wir umfangreiche Wärme-

schutzmaßnahmen umgesetzt und alle Wän-

de mit 10-Zentimeter-Dämmung versehen

sowie zusätzlich die vollständige Heiztechnik

mit Berücksichtigung auf die solare Wärme-

gewinnung erneuert. Wir haben außerdem

die gesamte Elektrik auf den neuesten Stand

gebracht und beispielsweise alle Räume mit

Bewegungsmeldern ausgestattet. Insgesamt

haben wir für alle Baumaßnahmen 300.000

Euro ausgegeben. Davon entfallen 80.000

Euro auf die neue Solaranlage und 40.000

Euro auf die Solarthermie-Heizanlage.

Stadionwelt: Wie fällt Ihr Fazit nach 9

Jahren aus, und welche Tipps können Sie

anderen Vereinen mit auf den Weg geben?

Martin: Das Fazit fällt absolut positiv aus.

Die Investition der Anlage wird in unserem

Fall nach etwa 15 Jahren amortisiert sein

und uns danach nur noch Gewinne abwer-

fen. Daher würde ich jedem Verein, dessen

Gebäude die richtigen Voraussetzungen

hat, empfehlen, eine Photovoltaikanlage zu

betreiben. Auch wenn die Vergütungssätze

mittlerweile gesunken sind, lohnt es sich,

da im Gegenzug auch die Investitionskos-

ten für Anlagen stark gesunken sind. Ne-

ben dem finanziellen Aspekt sehe ich uns

aber auch in der Pflicht, einen Beitrag zur

umweltschonenden Energiegewinnung zu

leisten. Ich denke unser Beispiel zeigt, dass

es für jeden Verein machbar und mehr als

sinnvoll ist, auf die Photovoltaik und ande-

re Erneuerbare Energien zu setzen.

Insgesamt wurden 108 Solarmodule Installiert.

Zahlreiche Vereinsmitglieder halfen bei der Installation der Photovoltaikanlage des SV Somborn.

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42 | Stadionwelt www.stadionwelt.de

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2 .248.241 Teilnehmer, 3.613 Volks-

läufe (2013) und mehrere hundert-

tausend Zuschauer: Der Laufsport

erreicht auch außerhalb von Stadien mit

seiner Veranstaltungsvielfalt und seinen

hohen Sympathiewerten breite Bevölke-

rungsschichten. Und auch hier ergeben

sich zahlreiche Berührungspunkte mit den

Belangen des Klima- und Umweltschutzes.

Denn wenn – wie bei großen Marathonläu-

fen – eine ganze Stadt zur Arena wird, steigt

der Energieverbrauch z. B. für An- und Ab-

reise, Technikequipment, (Warm)Wasser-

versorgung oder Abfallentsorgung.

Klimaneutral organisieren

Die EnergieAgentur.NRW hat einen Pra-

xisleitfaden entwickelt, der sich an Sport-

verbände und -vereine, Sportveranstalter

sowie kommunale Akteure richtet. Er soll

Aktive bei der Durchführung eigener um-

weltfreundlicher Sportevents auf regionaler

oder Vereinsebene unterstützen. Die Sen-

sibilisierung bei beteiligten Institutionen,

Unternehmen, Sportlern, Zuschauern steht

dabei im Mittelpunkt. Zudem kann eine kli-

ma- und umweltfreundliche Organisation

Pluspunkte bei der Bewerbung im hartum-

kämpften „Laufmarkt“ einbringen.

Vom Start bis zum Ziel

Der Leitfaden beschreibt Schritt für

Schritt, wie sich viele klimaschonende

Maßnahmen ohne großen Mehraufwand in

die Organisation und Durchführung eines

Sportevents integrieren lassen. Um dies

ganz praktisch zu testen, begleitete die

EnergieAgentur.NRW 2012 den Sieger-

länder Firmenlauf und den Steinhart 500

Marathon im Kreis Steinfurt. Energieex-

perten und Veranstalter-Team ermittelten

gemeinsam den CO2-Fußabdruck und er-

arbeiteten entsprechende Handlungsmög-

lichkeiten.

Die Ergebnisse waren teils überraschend:

Mehr als 50 % der CO2-Emissionen gingen

beim Siegerländer Firmenlauf auf das Kon-

to der Finisher-Shirts. Denn bevor sie im

Schrank der Athleten landen, haben sie oft

eine energieintensive Produktion und eine

lange Reise rund um den Erdball hinter

sich. Hier konnten insbesondere die Trans-

portwege optimiert werden.

Ein weiteres Handlungsfeld ist die An- und

Abreise der Besucher. Verbesserte ÖPNV-

Angebote am Veranstaltungstag und ein

Shuttleservice konnten in Siegen und im

Kreis Steinfurt erheblich zur Vermeidung

von Emissionen beitragen. Auch die Ver-

pflegung bietet viel Handlungsspielraum.

Beim Steinhart 500 Marathon entpuppten

sich regionale Produkte als sinnvolle Alter-

native zu verpackungsintensiven Energie-

riegeln und -getränken.

Die Resultate sind im vorliegenden Leit-

faden zusammengefasst und um praxis-

orientierte Checklisten ergänzt. Er steht

kostenlos als Download und zum Bestel-

len unter www.energieagentur.nrw.

de/klimaschutz. Vereine können sich

auch direkt an die EnergieAgentur.NRW

wenden, wenn sie ihre Veranstaltungen

klimafreundlich planen wollen. Kontakt:

EnergieAgentur.NRW, Michael Müller,

[email protected]

„Klimaneutrale“ Lauf- und Sportevents – Ein Praxisleitfaden der EnergieAgentur.NRWTipps rund um die klimaneutrale Event-Organisation von Katharina Carlassare und Verena Müller, EnergieAgentur.NRW.

Mobilität

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VA-Gelände

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2011

2012

Mobilität

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Teilnehmershirts

44,15

36,64

Gesamt

76,868

62,781

Druckmaterial

0,296 0,019

VA-Gelände

0,422 0,122

CO2-Emissionen 2012 Siegerländer AOK-Firmenlauf

CO2-Fußabdruck Siegerländer AOK-Firmenlauf

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