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Die demografische Entwicklung fordert das SchulsystemUniv.-Prof. Dr. Athanassios Pitsoulis
Universität Hildesheim
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GliederungA. Zur Person
B. Ausgangslage
C. Ein verkanntes Problem
D. Der „demografische Tsunami“ und seine Konsequenzen
E. Mangelndes Problembewusstsein
F. Zwei Szenarien
G. Herausforderungen für die Zukunft
H. Diskussion
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Zur Person Athanassios Pitsoulis
Geboren 1973 in Dortmund
Studium der Volkswirtschaftslehre 1992-1997 an der Universität Siegen
1999-2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Siegen
2003 Promotion zum Dr. rer. pol. bei Prof. Dr. Ronald Clapham zum Thema „Systemwettbewerb“
2007-2013 Juniorprofessor für Mikroökonomie an der BTU Cottbus
Seit 2013 Professor für Wirtschaftswissenschaft und ihre Didaktik an der Universität Hildesheim
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AusgangslageDie Bevölkerung in Deutschland wird in den kommenden Jahren stark schrumpfen und stark altern (Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2011).
Drei große Kernherausforderungen:
1. Bedarf und Verfügbarkeit von Fach- und Führungskräften
2. Gesundheitsförderlicher Umgang mit veränderten Altersstrukturen in Organisationen
3. Gefahr des Wissensverlustes durch immense Verrentungswellen (vgl. Lange, 2012)
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Entwicklung der Zahl der SchülerInnen an allgemein bildenden Schulen nach
Schulbereichen in Niedersachsen
(Quelle: Niedersächsisches Kultusministerium, 2013, S. 12)
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Ein verkanntes ProblemDas allgemein bildende Schulsystem liegt an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Staat ➜ Hohe Priorität
Kernproblem des Schulsystems ist indes nicht allein das Sinken der SchülerInnenzahlen.
Schulen sind mit allen drei o.g. demografiebedingten Herausforderungen konfrontiert.
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Ein verkanntes ProblemDie hieraus erwachsenden Schwierigkeiten und Lösungsmöglichkeiten sind bislang nur in Ansätzen erforscht.
Überalterung der Lehrkollegien und Schulleitungen verlangt aber immer dringender nach proaktiven Interventionsmaßnahmen, um den demografischen Wandel in Schulen bewältigen zu können.
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Beispiel NiedersachsenPrognosen zur demografischen Entwicklung im Schulbereich zeigen einen regelrechten „demografischen Tsunami“:
In den Lehrkollegien sind tiefgreifende Veränderungen im Gange.
Ohne vorausschauende, proaktive Maßnahmen schockwellenartigen Beeinträchtigungen der Bedingungen des Lehrens und Lernens
(Vgl. Niedersächsisches Kultusministerium, 2013; OECD, 2013; Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, 2013)
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Der „demografische Tsunami“ in den Lehrkollegien
Öffentlicher Dienst in Deutschland: Ruhestandsfälle von teilweise weit über 50% in den nächsten 20 Jahren (dbb beamtenbund und tarifunion, 2013, S. 28).
LehrerInnen an Schulen in Deutschland sind dabei mit am stärksten betroffen (z.B. Robert Bosch Stiftung, 2009).
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Der „demografische Tsunami“ in den Lehrkollegien
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(Quelle: Brünink, Lange, & Pitsoulis, 2015, S. 24)
Der „demografische Tsunami“ in den Lehrkollegien
(Quelle: Niedersächsisches Kultusministerium, 2013, S. 52)
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Der „demografische Tsunami“ in den Lehrkollegien
In Niedersachsen:
43,2% aller hauptamtlichen und hauptberuflichen Lehrkräfte sind 50 Jahre oder älter (Niedersächsisches Kultusministerium, 2013, S. 49)
Die stärkste Altersgruppe ist mit 18,1% die der 55- bis 59-Jährigen (ebd., S. 49) ➜ Geht in den nächsten 10 Jahren in Ruhestand
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KonsequenzenAbfluss von Expertise:
LehrerInnen, SchulleiterInnen
Grundlegender Wandel der Zusammensetzung der Lehrkollegien
Veränderungen organisatorischer Strukturen und von Führungsaufgaben
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KonsequenzenIntergenerationale Zusammenarbeit in Lehrkollegien?
Belastungsempfinden?
Lernklima?
Führungskräftesicherung?
Folgen für Regionalentwicklung?
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Problembewusstsein?Es ist ein Fehlurteil, anzunehmen, es gäbe nur ein Problem auf der „Nachfrageseite“:
Kapazitätsplanung angesichts sinkender SchülerInnenzahlen (z.B. Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister 2013; Weishaupt 2006, 2009).
Lösung:
Weniger Schulen, weniger LehrerInnen?
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Problembewusstsein?Bisherige Hinweise (z.B. Krause et al. 2006; Robert Bosch Stiftung 2009) und anekdotische Evidenz: Mangel an Problembewusstsein und Unkenntnis von Lösungsansätzen bei relevanten Akteuren
Brünink (2014):
Demografischer Wandel und drohende Pensionierungswellen werden wahrgenommen, jedoch nur als Personalbedarfsdeckungsproblem
Besorgniserregender Befund: Kein empfundener Handlungs- und Änderungsdruck
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Zwei Szenarien1. Reaktives Krisenmanagement
Resultat mangelnden Problembewusstseins und Handlungsdrucks
2. Proaktives Demografiemanagement
Resultat rechtzeitigen Umdenkens und Handelns
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Reaktives Krisenmanagement
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(Quelle: Brünink, Lange, & Pitsoulis, 2015, S. 25)
Proaktives Demografiemanagement
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(Quelle: Brünink, Lange, & Pitsoulis, 2015, S. 25)
Herausforderungen für die Zukunft
1. Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Schulwesens, ebenso wie die des gesamten öffentlichen Dienstes
2. Übergang zu einem proaktiven Management der sich verändernden Altersstrukturen in den Lehrkollegien
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Herausforderungen für die Zukunft
3. Bewältigung kurzfristiger Ausfälle von Personal, die in altersdiversen Kollegien gehäuft auftreten können
4. Sicherung und Nutzbarmachung des Erfahrungswissens altersbedingt ausscheidender LehrerInnen und SchulleiterInnen
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LiteraturBrünink, M. (2014). Demografischer Wandel in der Schule: Problembewusstsein und Interventionsmöglichkeiten. Nicht veröffentlichte Bachelorarbeit. Abteilung Wirtschaftswissenschaft und ihre Didaktik. Universität Hildesheim. Hildesheim. Brünink, M., Lange, A., & Pitsoulis, A. (2014). Demografiemanagement in Schulen. Journal für Schulentwicklung 18 (4), 24-29. dbb beamtenbund und tarifunion. (2013, Januar). Zahlen Daten Fakten 2013 (Elektronischer Bericht). Berlin: dbb verlag. Retrieved from http://www.dbb.de/fileadmin/pdfs/2013/zdf_2013.pdf Krause, A., Philipp, A., & Schüpbach, H. (2006). Altersdiversität in Lehrerkollegien: Kooperation und Konflikte zwischen Altersgruppen an Schulen. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 60(3), 197-205. Lange, A. (2012a, Dezember). Bewältigung von Herausforderungen des demografischen Wandels: Voraussetzungen und Ergebnisse von Demografiemanagement: Erkenntnisse aus einer Reihe von Abschlussarbeiten (Working Paper 12). Cottbus: BTU Cottbus. Niedersächsisches Kultusministerium. (2013, September). Die niedersächsischen allgemein bildenden Schulen in Zahlen - Stand: Schuljahr 2012/2013 (Online-Broschüre). Hannover: Niedersächsisches Kultusministerium. Retrieved from www.mk.niedersachsen.de OECD. (2013). Education at a glance 2013: OECD indicators (Electronic version). Paris, France: OECD Publishing. doi: 10.1787/eag-2013-en Robert Bosch Stiftung. (2009). Demographieorientierte Personalpolitik in der öffentlichen Verwaltung (Studie der Prognos AG im Auftrag der Robert Bosch Stiftung, Reihe Alter und Demographie). Stuttgart: Robert Bosch Stiftung. Retrieved from https://www.bosch-stiftung.de/content/language2/downloads/Demographieorientierte_Personalpolitik_fuer_Internet.pdf Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. (2013, Mai). Vorausberechnung der Schüler- und Absolventenzahlen 2012 bis 2025 (Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Nr. 200). Berlin: Kultusministerkonferenz. Retrieved from http://www.kmk.org/no_cache/statistik/schule/statistische-veroeffentlichungen/vorausberechnung-der-schueler-und-absolventenzahlen.html?sword_list[0]=vorausberechnung Statistisches Bundesamt. (2013, November). Bildung und Kultur: Allgemeinbildende Schulen, Schuljahr 2012/2013 (Fachserie 11 Reihe 1). Wiesbaden: Statististisches Bundesamt. Statistische Ämter des Bundes und der Länder. (2011, März). Demografischer Wandel in Deutschland: Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern (Demographic change in Germany: Development of the population and of households in Germany and the Länder) (Statistischer Bericht, Heft 1). Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. Weishaupt, H. (2006). Veränderungen im elementaren und sekundären Bildungsbereich durch demografischen Wandel. In Statistisches Bundesamt (Hrsg.), Demografischer Wandel - Auswirkungen auf das Bildungssystem (Reihe Statistik und Wissenschaft, Band 6) (S. 26-44). Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. Weishaupt, H. (2009). Demografie und regionale Schulentwicklung. Zeitschrift für Pädagogik, 55(1), 56-72.
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