Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D.1 Deckblatt Ökonomische Evaluation – Definitionen/Anwendungen.
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Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 1
Deckblatt
Ökonomische Evaluation –
Definitionen/Anwendungen
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 2
„The power of these analytic techniques should not be overstated. None of the approaches is intended to be a magic formula for removal of judgment, responsibility, or risk from decision making activities, though each is capable of improving the quality and consistency of decision-making.“
Drummond et. al. 1997
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 3
Selbst denken! – Ziel der evidenzbasierten Forschung
Sapere aude!
„Du siehst die Welt freylich nicht, wie sie ist, sondern wie
man sie von deinem Standorte, durch das von deinen
Wünschen gefärbte Glas sehen kann; und dieser Standort
ist dir zu lieb, als dass du ihn verlassen wolltest.“
Adam Weishaupt (1778)
„Du sollst nicht Gedanken, sondern denken lernen!“
Immanuel Kant (1765)
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Ökonomische Evaluation - Zielsetzung
Ökonomische Evaluation beantwortet 2 Fragen:
(1) Ist es ein Programm, eine Leistung, eine Prozedur wert
angeboten zu werden, oder sollten die dazu benötigten
Ressourcen anderen Verwendungszwecken zugeführt
werden?
(2) Sind wir damit zufrieden, dass die Ressourcen diesem
und keinem anderen Verwendungszweck zugeführt
werden?
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 5
Ökonomische Evaluation - Zielsetzung
Vorab zu beantworten:
(1) Kann es funktionieren? (efficiacy)
(2) Funktioniert es? (effectiveness)
(3) Erreicht es diejenigen, die es benötigen? (availability)
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Ökonomische Evaluation - Zielsetzung
Motivation:
(1) Systematische Analyse hilft alle relevanten Alternativen zu
identifizieren
(2) Unterschiedliche Perspektiven können zu unterschiedlichen
Entscheidungen führen
(3) Ohne Messversuch gibt es keine fundierte Entscheidung
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 7
Ökonomische Evaluation - KlassifikationWerden sowohl Kosten (inputs) als auch Ergebnisse (outputs) der Alternativen untersucht?
Werden 2 oder mehr
Alternativen
verglichen?
Nein Nein Ja
Nur Ergebnisse
Nur Kosten
Ergebnisbe-schreibung
Kostenbe-
schreibung
Kosten-Ergebnis Beschreibung
Ja Wirksam-
keits oder Effektivtäts-analyse
Kosten-
Analyse
Kostenminimierungs- Analyse
Kosten-Effektivitätsanalyse
Kosten-Nutzwertanalyse
Kosten-Nutzen Analyse
(Messung der Effizienz)
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Ökonomische Evaluation - Vorgehensweise
1. Definition der zu untersuchenden Alternativen2. Kosten und Ergebnisse erfassen3. Quantifizieren und Bewerten von Kosten und Ergebnissen4. Vergleich der Kosten und Ergebnisse5. Sensitivitätsanalyse6. Verteilungsgesichtspunkte
Bewertung ökonomischer Evaluationsstudien
1. Wurde eine klar definierte, beantwortbare Frage gestellt?
2. Wurde eine umfassende Beschreibung der vorliegenden Alternativen gegeben?
3. Wurde die Effektivität der Programme oder Leistungen etabliert?
4. Wurden alle wichtigen und relevanten Kosten und Ergebnisse für alle Alternativen identifiziert?
5. Wurden alle Kosten und Ergebnisse in angemessenen physischen Einheiten gemessen?
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 9
Bewertung ökonomischer Evaluationsstudien
6. Wurden Kosten und Ergebnisse glaubwürdig bewertet? 7. Wurden Kosten und Ergebnisse für unterschiedliche Zeitpunkte
adjustiert?8. Wurde eine inkrementelle Analyse für Kosten und Ergebnisse der
Alternativen vorgenommen?9. Wurde Unsicherheit bei der Schätzung von Kosten und
Ergebnissen berücksichtigt? 10. Wurden in der Diskussion der Ergebnisse alle für den Nutzer
relevanten Punkte angesprochen?
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Bewertung ökonomischer Evaluationsstudien
Hannoveraner Konsens (siehe Handout)
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Standards DeGEval - Nützlichkeit
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N1 Identifizierung der Beteiligten und BetroffenenDie am Evaluationsgegenstand beteiligten oder von ihm betroffenen Personen bzw. Personengruppen sollen identifiziert werden, damit deren Interessen geklärt und so weit wie möglich bei der Anlage der Evaluation berücksichtigt werden können.
N2 Klärung der EvaluationszweckeEs soll deutlich bestimmt sein, welche Zwecke mit der Evaluation verfolgt werden, so dass die Beteiligten und Betroffenen Position dazu beziehen können und das Evaluationsteam einen klaren Arbeitsauftrag verfolgen kann.
N3 Glaubwürdigkeit und Kompetenz des Evaluators / der EvaluatorinWer Evaluationen durchführt, soll persönlich glaubwürdig sowie methodisch und fachlich kompetent sein, damit bei den Evaluationsergebnissen ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit und Akzeptanz erreicht wird.
Standards DeGEval - Nützlichkeit
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N4 Auswahl und Umfang der InformationenAuswahl und Umfang der erfassten Informationen sollen die Behandlung der zu untersuchenden Fragestellungen zum Evaluationsgegenstand ermöglichen und gleichzeitig den Informationsbedarf des Auftraggebers und anderer Adressaten und Adressatinnen berücksichtigen.
N5 Transparenz von WertenDie Perspektiven und Annahmen der Beteiligten und Betroffenen, auf denen die Evaluation und die Interpretation der Ergebnisse beruhen, sollen so beschrieben werden, dass die Grundlagen der Bewertungen klar ersichtlich sind.
N6 Vollständigkeit und Klarheit der BerichterstattungEvaluationsberichte sollen alle wesentlichen Informationen zur Verfügung stellen, leicht zu verstehen und nachvollziehbar sein.
N7 Rechtzeitigkeit der EvaluationEvaluationsvorhaben sollen so rechtzeitig begonnen und abgeschlossen werden, dass ihre Ergebnisse in anstehende Entscheidungsprozesse bzw. Verbesserungsprozesse einfließen können.
N8 Nutzung und Nutzen der EvaluationPlanung, Durchführung und Berichterstattung einer Evaluation sollen die Beteiligten und Betroffenen dazu ermuntern, die Evaluation aufmerksam zur Kenntnis zu nehmen und ihre Ergebnisse zu nutzen.
Standards DeGEval - Durchführbarkeit
D1 Angemessene VerfahrenEvaluationsverfahren, einschließlich der Verfahren zur Beschaffung notwendiger Informationen, sollen so gewählt werden, dass Belastungen des Evaluationsgegenstandes bzw. der Beteiligten und Betroffenen in einem angemessenen Verhältnis zum erwarteten Nutzen der Evaluation stehen.
D2 Diplomatisches VorgehenEvaluationen sollen so geplant und durchgeführt werden, dass eine möglichst hohe Akzeptanz der verschiedenen Beteiligten und Betroffenen in Bezug auf Vorgehen und Ergebnisse der Evaluation erreicht werden kann.
D3 Effizienz von EvaluationDer Aufwand für Evaluation soll in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen der Evaluation stehen.
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Standards DeGEval - Fairness F1 Formale Vereinbarungen
Die Pflichten der Vertragsparteien einer Evaluation (was, wie, von wem, wann getan werden soll) sollen schriftlich festgehalten werden, damit die Parteien verpflichtet sind, alle Bedingungen dieser Vereinbarung zu erfüllen oder aber diese neu auszuhandeln.
F2 Schutz individueller RechteEvaluationen sollen so geplant und durchgeführt werden, dass Sicherheit, Würde und Rechte der in eine Evaluation einbezogenen Personen geschützt werden.
F3 Vollständige und faire ÜberprüfungEvaluationen sollen die Stärken und die Schwächen des Evaluationsgegenstandes möglichst vollständig und fair überprüfen und darstellen, so dass die Stärken weiter ausgebaut und die Schwachpunkte behandelt werden können.
F4 Unparteiische Durchführung und BerichterstattungDie Evaluation soll unterschiedliche Sichtweisen von Beteiligten und Betroffenen auf Gegenstand und Ergebnisse der Evaluation in Rechnung stellen. Berichte sollen ebenso wie der gesamte Evaluationsprozess die unparteiische Position des Evaluationsteams erkennen lassen. Bewertungen sollen fair und möglichst frei von persönlichen Gefühlen getroffen werden.
F5 Offenlegung der ErgebnisseDie Evaluationsergebnisse sollen allen Beteiligten und Betroffenen soweit wie möglich zugänglich gemacht werden.
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Standards DeGEval - Genauigkeit
G1 Beschreibung des EvaluationsgegenstandesDer Evaluationsgegenstand soll klar und genau beschrieben und dokumentiert werden, so dass er eindeutig identifiziert werden kann.
G2 KontextanalyseDer Kontext des Evaluationsgegenstandes soll ausreichend detailliert untersucht und analysiert werden.
G3 Beschreibung von Zwecken und VorgehenGegenstand, Zwecke, Fragestellungen und Vorgehen der Evaluation, einschließlich der angewandten Methoden, sollen genau dokumentiert und beschrieben werden, so dass sie identifiziert und eingeschätzt werden können.
G4 Angabe von InformationsquellenDie im Rahmen einer Evaluation genutzten Informationsquellen sollen hinreichend genau dokumentiert werden, damit die Verlässlichkeit und Angemessenheit der Informationen eingeschätzt werden kann.
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Standard DeGEval - Genauigkeit
G5 Valide und reliable InformationenDie Verfahren zur Gewinnung von Daten sollen so gewählt oder entwickelt und dann eingesetzt werden, dass die Zuverlässigkeit der gewonnenen Daten und ihre Gültigkeit bezogen auf die Beantwortung der Evaluationsfragestellungen nach fachlichen Maßstäben sichergestellt sind. Die fachlichen Maßstäbe sollen sich an den Gütekriterien quantitativer und qualitativer Sozialforschung orientieren.
G6 Systematische FehlerprüfungDie in einer Evaluation gesammelten, aufbereiteten, analysierten und präsentierten Informationen sollen systematisch auf Fehler geprüft werden.
G7 Analyse qualitativer und quantitativer InformationenQualitative und quantitative Informationen einer Evaluation sollen nach fachlichen Maßstäben angemessen und systematisch analysiert werden, damit die Fragestellungen der Evaluation effektiv beantwortet werden können.
G8 Begründete SchlussfolgerungenDie in einer Evaluation gezogenen Folgerungen sollen ausdrücklich begründet werden, damit die Adressatinnen und Adressaten diese einschätzen können.
G9 Meta-EvaluationUm Meta-Evaluationen zu ermöglichen, sollen Evaluationen in geeigneter Form dokumentiert und archiviert werden.
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Ökonomische Evaluationsstandards - DeGEVAL
Handlungsorientierung Qualitätsmaßstab? Übertragung auf Bildung?/ Wirtschaftspolitik?
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Economic evaluators survival guide
See Drummond et al (2005) pp. 365-367
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Kostenanalyse
Analyse der Kosten alternativer Behandlungen oder Programme (Aspekt der in allen ökonomischen Evaluationen vorkommt)
Relative Effektivität der zu vergleichenden Methoden ist nicht relevant
Beispiel: Langzeit-Sauerstofftheraphie zu Hause, Vergleich der Kosten von Sauerstoffzylindern, Flüssigsauerstoff und Sauerstoffverdichtern
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Kostenanalyse
Zu beantwortende Fragen:– Welche Kosten sollen berücksichtigt werden?
– Wie sollen die Kosten geschätzt werden?
– Wie detailliert muß die Bestimmung der Kosten sein?
– Fallen Kosten zu unterschiedlichen Zeitpunkten an
– Wie sollen Gemeinkosten verteilt werden?
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Kostenbestimmung
Wie werden Kosten für nicht-marktgängige Faktoren bestimmt? (e.g. Freiwillige Helfer?)
Wann sollten existierende Marktpreise angepasst werden? Für wie lange sollten Kosten bestimmt werden? Sollen nicht direkt mit dem Programm oder der Intervention verbundene
Kosten betrachtet werden? Wie sollen Kapitalkosten berücksichtigt werden? Welchen Einfluß hat die Betrachtung von Durchschnitts- im Vergleich zu
Grenzkosten? Wie sollen Veränderungen der Produktivität behandelt werden?
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Kosten-Effektivitätsanalyse
• Vollständige ökonomische Evaluation
• Kosteneffektivität: eindeutige Zielsetzung der Intervention und klare Dimension anhand derer die Effektivität gemessen werden kann (Beispiel: Vergleich zweier Therapien im Hinblick auf die hinzugewonnenen Lebensjahre)
• Kostenminimierung: eindeutige Zielsetzung, verschiedene Interventionen erreichen sie im gleichen Maß (ex ante immer eine Kosten-Effektivitätsdesign)
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Kosten-Effektivitätsanalyse
Zentrale Fragen:
– Welche Kennzahl wählen wir für Effektivität?
– Woher stammen unsere Effektivitätsdaten?
– Wie verknüpfen wir Zwischenergebnisse und Endergebnisse?
– Sollten Änderungen in der Produktivität berücksichtigt werden?
– Sollten in der Zukunft auftretende Effekte abdiskontiert werden?
– Wurde eine Sensitivitätsanalyse vorgenommen?
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Kosten-Effektivitätsanalyse - Sensitivitätsanalyse
•Möglichkeit Unsicherheit anzugehen, wenn keine stochastischen Daten vorliegen
•Vorgehen in drei Schritten:
– Identifikation der unsicheren Parameter
– Vorgabe einer plausiblen Bandbreite innerhalb derer die Parameter sich wahrscheinlich bewegen
– Berechnung der Studienergebnisse auf der Basis verschiedener Kombinationen: beste Schätzung; konservativste Schätzung; nicht-konservative Schätzung
Evidenzen und ihre Güte
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Evidenz Empfehlung
I große randomisierte Versuche mit eindeutigen Ergebnissen (geringe Irrtumswahrscheinlich-keit)
A
II Kleine randomisierte Versuche mit unsicheren Ergebnissen (mittlere bis hohe Irrtumswahrschein-
Lichkeit)
B
III Nicht-randomisierte, gleichzeitige Kontrollen
C
IV Nicht-randomisierte, historische Kontrollen
D
V Keine Kontrollen, Fallserie
E
Evidenzen und ihre Güte
Studiendesign im Bildungsbereich/Gesundheitsbereich – Datenlage?
Sind kontrollierte Designs immer möglich?
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Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 28Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 28
Kosten-Effektivitätsanalyse - AnwendungFür die südafrikanische Regierung sollen sie die Kosteneffektivität vorgeburtlicher HIV-Tests bewerten. Folgende Informationen stehen zur Verfügung:• Eine mit HIV-infizierte Frau, deren Infektion während der Schwangerschaft nicht
entdeckt wird, überträgt den Virus mit einer Wahrscheinlichkeit von 26% auf das Kind
• Wird die Infektion während der Schwangerschaft entdeckt, dann kann ein Risikoreduktionsprogramm gestartet werden (Kaiserschnitt, Stillverbot, Anti-Retroviral-Therapie). Dieses Programm verursacht 800 Euro mehr Kosten als eine normale Geburt. Die Übertragungswahrscheinlichkeit reduziert sich auf 7%, 95% der Frauen akzeptieren die Intervention.
• Ein Bluttest kostet 10 Euro, Test ist 100% korrekt (keine falsch positiven oder negativenErgebnisse)
• 5% der schwangeren Frauen sind infiziert ohne es zu wissen
Annahmen: • Keine Frau entscheidet sich nach einem positiven Test für eine Abtreibung• Jeder positiv getesteten Frau wird das Interventionsprogramm angeboten
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Kosten-Effektivitätsanalyse des Einsatzes von NSAID (non-steroid anti-inflammatory drugs) in 3 Ländern. Kritisch beim Einsatz dieser Medikamente sind die Nebenwirkungen (Magengeschwüre).
Anschaffungskosten in $ Auftreten von Magen-
Geschwüren in einer
6-Monatsperiode (%)
Land 1 Land 2 Land 3 Endosko-
pisch festgestellt
Adjustiert
für stumme
Geschwüre
Mobifren 225 75 121 23,9 14,3
Osteotec 294 100 134 17,8 10,7
Voldene 300 136 126 10,2 6,1
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Land 1 Land 2 Land 3
Wahrscheinlichkeiten
KH-Behandlung Patienten mit Magengeschwüren
0,086 0,053 0,050
KH-Behandlung +
Operation
0,12 0,43 0,20
Behandlungskosten
Ambulant 901 540 87
Stationär 3450 1548 133
Stationär + OP 15700 2533 555
Aufgabenstellung
Erstellen sie einen Entscheidungsbaum Wieso können die relativen Kosten in den
verschiedenen Ländern variieren? Welche Argumente können sie für den Einsatz von
Voldene vorbringen? Wieso ist diese Vorgehensweise sinnvoll?
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 31
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 32
Kosten-Nutzwertanalyse
• Primäre Anwendung im Gesundheitsbereich• Defizite der Kosten-Effektivitätsanalyse:
– Kann nicht genutzt werden um Vergleiche eines größeren Spektrums an Interventionen vorzunehmen (gleiches Effektivitätsmaß ist Bedingung für KEA)
– Kann nicht herangezogen werden, wenn mehr als ein Ergebnismaß interessant und relevant ist
– Kann unterschiedliche Wertigkeiten der Ergebnisse nicht erfassen
• ABER: Kosten-Nutzwert Analyse braucht Endergebnisse!!!
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Kosten-Nutzwertanalyse Einsetzen, wenn:
– (Gesundheitsbezogene) Lebensqualität ist zentrales oder wichtiges Ergebnis
– Programme haben Einfluss auf Mortalität und Morbidität und ein einheitliches Ergebnismaß ist gewünscht
– Verglichene Programme haben ein weites Spektrum an Ergebnissen und eine einheitliche Messeinheit wird gewünscht
– Vergleich mit Programmen, die bereits mit KNA bewertet wurden
Nicht einsetzen, wenn:– Nur Zwischenergebnisse
verfügbar sind– Alternativen gleiche
Effektivität besitzen– Effektivität des neues
Programms dominant besser ist– Kosten um Daten zu erhalten
sind zu hoch
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Kosten-Nutzwertanalyse - PräferenzmessungAntwortmethode Fragestellung
Sicherheit (Werte)
= no unknowns, no probabilities, does not capture risk attitude
Unsicherheit (Nutzwerte)
Skalen Rating scale
Category scaling
Visual analogue scale
Ratio scale
Wahl Time-trade off
Paired comparison
Equivalence
Person trade-off
Standard gamble
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Kosten-Nutzwertanalyse – Beispiel EuroQol
• 6 Attribute (Mobilität, Selbstversorgung, Hauptaktivitäten, soziale Beziehungen, Schmerz, Stimmung)
• 3 Ebenen pro Attribut (kein Problem, einige Probleme, schwerwiegende Probleme)
• Präferenzwerte für Bewertungsformel beruhen auf einer Zufallsstichprobe von etwa 3000 Erwachsenen in Großbritannien
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 36
Kosten-Nutzwertanalyse – Beispiel EuroQolKoeffizienten für TTO Tarife
Dimension Koeffizient
Konstante 0.081
Mobilität Level 2 0.069
Mobilität Level 3 0.314
Selbstversorgung Level 2 0.104
Selbstversorgung Level 3 0.214
Hauptaktivitäten Level 2 0.036
Hauptaktivitäten Level 3 0.094
Schmerz Level 2 0.123
Schmerz Level 3 0.386
Stimmung Level 2 0.071
Stimmung Level 3 0.236
N3 0.269
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Kosten-Nutzwertanalyse – Beispiel EuroQol
Bewerten sie Zustand 12123 Lösung: Vollständig gesund: = 1Konstante -0.081Mobilität Level 1 -0Selbstversorgung Level 2 -0.104Hauptaktivitäten Level 1 -0Schmerz Level 2 -0.123Stimmung Level 3 -0.236N3 -0.269
Schätzwert für Zustand 12123 = 0.1870
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 38
Kosten-Nutzwertanalyse – Beispiel EuroQol
•Zu beachtende Punkte:
• Welche Entscheidung steht im Vordergrund (welche Gesund-
heitsdimension soll betrachtet werden?)
• Unterschiede in den betrachteten Populationen; welche
Instrumente werden genutzt, um die Formeln abzuleiten
• Gleiche Patientengruppe kann sehr unterschiedliche Werte
erzielen (je nach System)
• Welche Systeme wurden für vergleichbare Fragestellungen
genutzt?
• QWB basiert auf Präferenzen aus San Diego; HUI aus Hamilton;
EQ-5D und SF-60D Großbritannien
QALYs – quality adjusted life years
Kombiniert Gewinne aus reduzierter Morbidität (Qualitätsgewinn) und reduzierter Mortalität (Quantitätsgewinn) in ein einziges Maß
Qualitätsgewichte werden benötigt, um die gesundheitsbezogene Lebensqualität der verschiedenen Gesundheitszustände darzustellen
Qualitätsgewichte sollten– Auf Präferenzen basieren– Zwischen Tod und vollständiger Gesundheit verankert sein– Auf einer Intervallskala gemessen werden (üblich 0-1)
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 39
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 40
Kosten-Nutzenanalyse
• Was bietet KNA im Vergleich zu KEA und KNWA? – KNA kann herangezogen werden, wenn keine
Alternativen vorhanden sind
– KEA/KNWA sind auf Programme mit vergleichbaren Ergebnissen beschränkt
– KEA/KNWA auf Kunden fokussiert, bilden Spill-over Effekte nicht ab (Externalitäten)
– Ordnet allen Alternativen Geldwerte zu
– Anwendung in der Umweltökonomie/Gesundheitsökonomie
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 41
Kosten-Nutzenanalyse
• Methoden um Ergebnissen Geldwerte zuzuordnen:
– Human-Kapital Ansatz
– Offengelegte Präferenzen
– Contingent valuation (Ausgedrückte Zahlungspräferenzen)
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 42
Kosten-Nutzenanalyse – Contingent Valuation
• Setzt Umfragemethoden ein, um Befragte mit hypothetischen Szenarien über zu vergleichende Programme oder zu bewertende Probleme zu konfrontieren
• Nutzer werden gefragt, was sie bereit wären für eine Änderung in der Bereitstellung eines Gutes zu zahlen, und daher nicht für andere Güter zur Verfügung zu haben (man unterscheidet „offene“ und „geschlossene“ Befragungs-Techniken)
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 43
Kosten-Nutzenanalyse – Contingent Valuation
• Szenario muss verständlich, nachvollziehbar und für den Antwortenden von Bedeutung sein
• Trittbrettfahrer-Problem• Andere Anreize falsche Antworten zu geben• Implizite Wertmarker• Szenario falsch spezifiziert• Verzerrungen durch falsche Spezifikation des
Kontextes
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 44
Kosten-Nutzenanalyse – Contingent ValuationWTP Schätzer 3 Wege ein Gut für
WTP Bewertung basierend auf Gesundheitsnutzen zu definieren
Andere gemessene Bestandteile des Programmnutzens die in die WTP Bewertung eingeschlossen werden könnten
W
Keine Unsicherheit
Sicheres Gesundheitsergebnis
Zukünftige Ersparnisse im Gesundheitswesen
+/-
Produktivitätseffekte und Einkommenseffekte
W*
Unsicherheit auf der Angebotsseite
Behandlung mit unsicherem Ergebnis
W**
Unsicherheit auf Angebots- und Nachfrageseite
Zugang zu Behandlungspro-gramm, bei dem zukünftige Nutzung und Behandlungsergeb-nisse unsicher sind
Prof. Petra Riemer-Hommel, Ph.D. 45
Kosten-Nutzenanalyse – Contingent Valuation
• Kriterien-Validität lässt sich für Gesundheitsprogramme kaum feststellen, da wir üblicherweise nicht beobachten können, was Nutzer tatsächlich zu zahlen bereit wären
• Konstrukt-Validität testet zwei „Konstrukte“ aus der ökonomischen Theorie:
– positive Einkommenselastizität
– Je mehr eines positiv bewerteten Gutes von einem hypothetischen Programm bereitgestellt wird, desto größer sollte die Zahlungsbereitschaft einer Person sein (wobei der Grenznutzen wahrscheinlich abnimmt)