Ph am ziel 4c 6

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THOMAS BERNHARD AM Z EL

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THOMAS BERNHARD

Am Z eL

MuTTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Regine Effinger

TOcHTER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Veronika Sautter-Bendiks

ScHRifTSTEllER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jochen Ganser

REgiE / BüHNE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ingrid Gündisch

REgiEASSiSTENz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Doris Wessels

BüHNENBAu / BElEucHTuNg . . . . . Martin Dorsch / Philipp Sandberg

PREMiERE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 07. Februar 2015

uRAuffüHRuNg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. August 1981

bei den Salzburger Festspielen, Regie: Claus Peymann

DEuTScHE ERSTAuffüHRuNg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22. Oktober 1981

im Schauspielhaus Bochum, Regie: Claus Peymann

AuffüHRuNgSDAuER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 Min., eine Pause

AuffüHRuNgSREcHTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Suhrkamp Verlag

Die Besetzung

AM ziElSChAuSPIEl VOn ThOMAS BERnhARD

impressum Herausgeber Wallgraben Theater Freiburg redaktion Jochen Ganser / Elisabeth Kreßlertitelfoto duARTE – Suzana Duarte Pinto / Matthias Kolodziej Fotos Shutterstockgestaltung nathalie Michel Druck schwarz auf weiss spielzeit 2014 /15Quellen Alle Texte, wenn nicht anders angegeben, von Thomas Bernhard

impressum

DIE MuTTER in Bernhards Drei-Personen-Stück „Am Ziel“ ist eine seiner seltenen

weiblichen Figuren, denen Bernhard die Tiraden eines Patriarchen erlaubt. In ei-

nem gewaltigen Fast-Monolog resümiert sie ihr Bernhard-typisches horror-leben:

die heirat mit einem Gusswerkbesitzer, den sie hasste und von sich fernhielt. Der

Tod des verkrüppelt geborenen Sohnes Richard, dem sie von Anfang an nichts an-

deres wünschte als den Tod. Das Kontrollieren und Festbinden der Tochter seit dem

Tode ihres Mannes vor 20 Jahren. Reden gibt Sicherheit und verleiht die Gewiss-

heit, zu leben und zu kontrollieren. unruhe ins Mutter-Tochter-Gefüge bringt der

dramatische Schriftsteller …

„Der Theaterautor Thomas Bernhard war schon immer (auch) eine Portion schlauer

als die Andächtigen, die von seinem Schmerzens-Charme, seiner untergangssüch-

tigen Suada verzaubert an seinen lippen hingen. Ganz ließ er sich nie aus der Re-

serve der Ironie locken. Doch nie hat er sein Publikum so beifallheischend hofiert

und zugleich so selbstgefällig heruntergeputzt wie in seiner neuen, im luxus-Rah-

men der Salzburger Festspiele uraufgeführten Komödie „Am Ziel“.“

Kritik zur Uraufführung in Der Spiegel, 24.08.1981

Das stück

BernHarD am WallgraBen tHeater

Thomas Bernhard wurde am Wallgraben Theater schon inszeniert, als er noch ein

„no-name“ war und ist seitdem regelmäßig im Spielplan zu finden! 1973 zur Er-

öffnung des neuen Theaters in der Rathausgasse: „Der Ignorant und der Wahn-

sinnige“. 1982 inszeniert Andreas von Studnitz „Vor dem Ruhestand“. 1985 steht

Regine Effinger in „Über allen Gipfeln ist Ruh“ auf der Bühne, in „Am Ziel“ 1992

in der Rolle der Tochter und 1995 in „Ritter, Dene, Voss“, dem ein Kampf mit dem

Verlag um die Aufführungsrechte vorausging! 1997 „Der Schein trügt“, 1999 „Der

Theatermacher“, 2004 eine neuinszenierung von „Der Ignorant und der Wahnsin-

nige“ und 2007 „Einfach kompliziert“ mit dem unvergessenen heinz Meier, Regie

führt Regine Effinger.

AM ZIEl 1992 EInFACh KOMPlIZIERT 2007

Der autor

ThOMAS BERnhARD wurde 1931 in einem heim

für ledige Mütter des Klosters heerlen bei Maast-

richt/holland geboren. Seine Mutter, eine Öster-

reicherin, arbeitete als Dienstmädchen in holland.

Bernhard wuchs im salzburgisch-südbayerischen

Raum teils bei seinem Großvater mütterlicherseits,

dem Schriftsteller Johannes Freumbichler, teils bei

seiner nun verheirateten Mutter auf. Diese steckte

ihn 1941 in ein heim für schwer erziehbare Kinder

in Saalfeld (Thüringen). 1944 kam Bernhard ins Jo-

hanneum in Salzburg. Er brach die Schule ab und begann eine Kaufmannslehre,

erkrankte jedoch mit 16 Jahren an lungentuberkulose und musste in verschiede-

nen Kliniken behandelt werden.

Danach arbeitete Bernhard als Journalist und Kritiker. Von 1955 bis 1957 studier-

te er am Mozarteum in Salzburg Gesang, Dramaturgie und Schauspielkunst. 1957

erschien sein erster Gedichtband: „Auf der Erde und in der hölle“. Für seinen De-

bütroman „Frost“ (1963) wurde Thomas Bernhard 1965 mit dem literaturpreis der

Freien und hansestadt Bremen ausgezeichnet.

In rascher Folge veröffentlichte er Romane und Erzählungen. Ab 1970 wurde Bern-

hard auch zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Dramatiker; insgesamt

achtzehn Theaterstücke wurden uraufgeführt. Bernhard gehört zu den bedeutends-

ten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. So wurde er 1970 mit dem

Georg-Büchner-Preis, 1983 mit dem Premio Mondello und 1988 mit dem Prix Medi-

cis ausgezeichnet. Doch seine Romane und Theaterstücke lösten oft auch Empörung

und Skandale aus. Sein Roman „holzfällen“ (1984) wurde nach Erscheinen in erster

Instanz in Österreich verboten, weil sich der Komponist lampersberg bösartig kari-

kiert fand. Thomas Bernhard starb 1989 in Gmunden. In seinem Testament verfügt er,

dass seine Werke in Österreich weder nachgedruckt noch aufgeführt oder auch nur

rezitiert werden durften. Dieses Verbot wurde allerdings im Juli 1998 aufgehoben.

MOOSPRuGGERS IRRTuM

Der Professor Moosprugger sagte, er habe einen Kollegen vom Westbahnhof abgeholt, welcher ihm nur vom korrespondieren her und nicht persönlich bekannt gewesen sei. Er habe tatsächlich einen Anderen erwartet, als den, welcher tatsächlich auf dem Westbahnhof angekommen sei. Als ich Moosprugger darauf aufmerksam gemacht hatte, dass immer ein Anderer ankommt, als der, den wir erwartet haben, stand er auf und ging allein zu dem Zwe-cke weg, alle Kontakte, die er in seinem leben geknüpft hatte, abzubrechen und aufzugeben.

» ABER IST ES nIChT SO DASS WIR IMMER EnTTäuSChT SInD WEnn WIR IRGEnDWO AnKOMMEn «

Schriftsteller

DAS MäDChEn sitzt auf einer Bank unter einem Apfelbaum

neben dem haupttor zu einem schlossähnlichen Gebäude, das in einem hochtal liegt

und das ein vornehmer herr auf einer seiner Wanderungen, die ihn von Kirche zu Kir-

che und von einer besonderen Baulichkeit zur anderen führten, entdeckt hat. Er bleibt

am Gartenzaun stehen und ist von der Schönheit des Mädchens, das lange Zöpfe trägt,

fasziniert. Er tut so, als schriebe er etwas in sein notizbuch, in Wirklichkeit aber beob-

achtet er das Mädchen ununterbrochen. Er wird von den Klosterschwestern, die im Ge-

müsegarten arbeiten, beobachtet; aber das bemerkt er nicht. Er will die Spannung, die

zwischen dem Mädchen und ihm besteht, nicht zerstören; darum geht er auch nicht

hin, um es anzusprechen. Aber zu gegebenem Zeitpunkt wird er sich vorstellen, denkt

er, und eine unterhaltung mit dem Mädchen herbeiführen. Er wird von seinen Reisen

erzählen, und der Kontakt ist auf solche Weise bald hergestellt. Er wird von der Welt,

in der er lebt, berichten. In dem Augenblick aber, in welchem er sich entschließt, vor

das Mädchen hinzutreten, streckt das Mädchen ein lang bestrumpftes Bein in die luft

und zerrt mit beiden händen an ihren Zöpfen. Da es nicht sprechen kann, stößt es

unverständliche laute hervor. Es zieht so lange an den Zöpfen, bis ihm das Blut die

Augen verfinstert. Jetzt erst bemerkt der herr, dass er sich auf dem Grundstück eines

Irrenhauses befindet, und er verlässt dieses augenblicklich, ohne von den Kloster-

schwestern notiz zu nehmen, die das Mädchen packen und in das haus hineinziehen.

» ER WIRD MICh In DER DRAMATISChEn KunST unTERRIChTEn / ER WIRD MIR DEn ZERBROChEnEn KRuG VORlESEn [...] ES WERDEn SChÖnE TAGE SEIn

MAMA / ES WIRD AllES VIEl unTERhAlTSAMER SEIn « Tochter

unERFÜllTER WunSCh

Eine Frau in Atzbach ist von ihrem Mann deswegen er-schlagen worden, weil sie seiner Meinung nach das fal-sche Kind aus dem brennenden haus mit sich selbst in Sicherheit gebracht hatte. Sie hatte nicht den achtjäh-rigen Sohn, mit welchem ihr Mann etwas Besonderes vorgehabt hatte, gerettet, sondern die Tochter, die von dem Mann nicht geliebt worden war. Als der Mann vor dem Welser Kreisgericht gefragt worden war, was er denn mit seinem Sohn vorgehabt habe, der im Feuer vollkom-men verbrannt ist, hatte der Mann geantwortet, einen Anarchisten und diktatur- und also staatsvernichtenden Massenmörder.

»ICh FRAGE MICh OFT OB Du SChÜTZEnSWERT BIST / ICh WEISS ES nIChT / [...] VATER GlAuBTE nIChT An

DICh / DIE VERKOMMT hAT ER IMMER GESAGT «

»EInMAl hATTE ICh DIE IDEE / Ihn IM OFEn Zu VERBREnnEn «

Mutter

IRGEnDWAnn wird sich allgemein herumgesprochen haben, dass der tragische Autor Thomas Bernhard, in dessen ästhetischem Reich die Sonne nicht aufging, ein Erzkomödiant war.

Ulrich Weinzierl

» WAS IST DAS GEhEIMnISVOllE / An DEn KÜnSTlERn / DAS BESOnDERE / SIE SInD AnDERS DAS IST WAhR / SChAuSPIElER DRAMATISChE SChRIFTSTEllER / WIR

SPREChEn GAnZ AnDERS MIT IhnEn AlS MIT unSERES-GlEIChEn / WIR hÖREn IhnEn AuFMERKSAMER Zu /

WIR BEOBAChTEn SIE EInDRInGlIChER / WEnn WIR SIE DuRChSChAuEn SInD WIR EnTTäuSChT / [...]

WIR STOPFEn DAS AuSSERORDEnTlIChE unD DAS AuSSERGEWÖhnlIChE In SIE hInEIn / unD REISSEn ES WIEDER AuS IhnEn hERAuS / BIS DASS ES unS EKElT «

Mutter

VEREhRunG

unsere Verehrung für einen Schriftsteller, dem wir uns zeitlebens nicht zu nähern

getrauten, war zweifellos auf dem höhepunkt, als wir, indem wir in dem gleichen

hotel abgestiegen sind, in welchem der von uns verehrte Schriftsteller schon eine

zeitlang gewohnt hatte und durch Vermittlung eines Freundes mit dem von uns

Bewunderten eines Tages auf der Terrasse des hotels bekanntgemacht wurden. Wir

erinnern uns an kein besseres Beispiel für die Tatsache, dass Annäherung eigent-

lich nichts als Entfernung bedeutet. Je näher wir nach dem ersten Zusammentref-

fen unserem Schriftsteller gekommen sind, desto mehr und in gleicher Intensität

haben wir uns von ihm entfernt, in dem gleichen Verhältnis, in welchem wir in sei-

ne Persönlichkeit eingedrungen sind, haben wir uns aus seinem Werk entfernt, je-

des Wort, das er uns gegenüber gesprochen hat, jeder Gedanke, den er uns gegen-

über gedacht hat, hat uns um dasselbe Wort und denselben Gedanken aus seinem

Werk entfernt. Er hat es uns schließlich vergraust und zersetzt und aufgelöst und

zurückgenommen. Als wir das hotel verlassen hatten, worüber wir allein durch den

umstand, dass wir jetzt wieder ohne diesen Schriftsteller auskommen durften,

froh gewesen waren, hatten wir den Eindruck, dass sich für uns der Schriftsteller

und seine Persönlichkeit genauso für immer erledigt hatten, wie sein Werk. Der

Autor dieser hunderte von Gedanken und Einfällen und Erkenntnissen, dem wir

jahrzehntelang mit unserem Verstande gedient und in unserer liebe treu geblie-

ben waren, hatte, indem er unsere Bekanntschaft nicht verweigert, sondern sie

schließlich gegen unseren Willen gesucht hatte, sein Werk vernichtet. Wenn wir in

Zukunft nur seinen namen hörten, waren wir davon abgestoßen gewesen.

» ES GIBT KEInE GRÖSSERE PERVERSITäT / AlS DIE PERVERSITäT DES ThEATERPuBlIKuMS «

» ES WIRD AllES BEKlATSChT / unD ZERSTÖRT « Mutter

regie

iNgRiD güNDiScH wurde 1977 in Bukarest (Ru-

mänien) geboren. 1984 zog sie mit ihrer Familie

nach Bad Krozingen. Sie studierte Regie an der

hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in

Berlin. Parallel zum Studium arbeitete sie als Re-

gieassistentin und Abendspielleiterin von Manfred

Karge und George Tabori am Berliner Ensemble.

nach dem Studium ging sie ins Festengagement

ans Schauspiel Köln. Seit 2004 ist sie freischaffende Regisseurin. Inszenierun-

gen von ihr waren bislang zu sehen am bat – Studiotheater Berlin (u. a. Belgrader

Trilogie), am Schauspiel Köln (u. a. Die bitteren Tränen der Petra von Kant), am

Staatsschauspiel Dresden, am Radu Stanca Theater in hermannstadt (urfaust),

am Grenzlandtheater Aachen (u. a. Kabale und liebe, Minna von Barnhelm,

nora), an der Württembergischen landesbühne (u. a. God save America, Der Zau-

berer von Oss), am Staatstheater nürnberg (Endspiel), an der Komödie im Mar-

quardt in Stuttgart, am Stadttheater Fürth (Der hofmeister), am Stadttheater

Bern, am Tiroler landestheater Innsbruck und am Opernhaus Wuppertal. Seit

2006 hat Ingrid Gündisch auch lehraufträge an verschiedenen universitäten

(u. a. lMu München, universität hamburg). Ingrid Gündisch wohnt in hamburg.

Ihre erste Inszenierung am Wallgraben Theater war 2013 Elling nach dem gleich-

namigen Bestsellerroman von Ingvar Ambjørnsen.

» JA EInMAl hATTE ICh GEDAChT ICh WERDE EInEn KÜnSTlER hEIRATEn KEInEn SChAuSPIElER

EInEn WIRKlIChEn KÜnSTlER «Thomas Bernhard

Darsteller

REgiNE EffiNgER Mitinhaberin und künstleri-

sche leiterin des Wallgraben Theaters, Regisseurin

und Schauspielerin. Zuletzt war sie in „Am schwar-

zen See“ von Dea loher, in John von Düffels „Der

dressierte Mann“ und bei den 39. Rathaushofspielen

2014 in „Wie man hasen jagt“ zu sehen. Ihre letzte

Inszenierung war „Draußen vor der Tür“ von Wolf-

gang Borchert.

VERONikA SAuTTER-BENDikS, geboren 1983

in Tübingen, besuchte von 2008 – 2012 die Freibur-

ger Schauspielschule. Davor studierte sie Musik,

Kunst und Deutsch an der Pädagogischen hoch-

schule Freiburg. Während des Studiums Ausbildung

zur Spielleiterin im SpielRaum Freiburg. Seit 2012

als freiberufliche Schauspielerin tätig. Zu sehen in

verschiedenen Produktionen u. A. im E-Werk („Eins

auf die Fresse“, „Der unsichtbare“, „Schwestern“),

bei den Immoralisten („Kasimir und Karoline“, „Wai-

sen“). Seit 2008 Ensemble-Mitglied bei Theater Ra-

diX. Gründerin des KinderTheaters Radieschen (ak-

tuelle Produktion: „lenchens Geheimnis“).

Darsteller

JOcHEN gANSER ist geboren und aufgewachsen

im Allgäu und lebt in neuss. nach dem Schauspiel-

studium an der hochschule des Saarlandes für Mu-

sik und Theater in Saarbrücken war er am Stadtthe-

ater Gießen, den Städtischen Bühnen Münster, am

landestheater Schwaben (Memmingen) sowie am

Rheinischen landestheater (neuss) fest engagiert.

Stückverträge führten ihn außerdem ans Staats-

theater Saarbrücken, das Theater in der Josefstadt (Wien), die Burgfestspiele Bad

Vilbel, die Komödie im Bayerischen hof (München), den Ringlockschuppen (Mühl-

heim), das Düsseldorfer Schauspielhaus, das Festival 100° am „hebbel am ufer“

(Berlin). An der Badischen landesbühne (Bruchsal), sowie am Theaterlabor (Bre-

men) legte er eigene Regiearbeiten vor. Zuletzt war er am „Theater der Figur“ (nen-

zing/ Vorarlberg) als Mauno in dem Monolog „Die Fibel“ (von Andrus Kivirähk) zu

sehen. Außerdem tritt Jochen Ganser mit zahlreichen lesungen auf, aktuell etwa

mit einem Programm zur literatur des ersten Weltkriegs, sowie mit Texten von Ar-

thur Schnitzler, Isaac B. Singer oder James Joyce...

Sein Debüt am Wallgraben Theater gab er kürzlich: Zur Spielzeiteröffnung 2014/15

spielte er den Technikfreak Roman in Moritz Rinkes „Wir lieben und wissen nichts“.

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Im Theater sind die Gedanken frei... Bei uns sind sie sicher.

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Ein Autor, der nur ein einziges Theaterstück geschrieben hat, das nur ein

einziges Mal auf dem, seiner Meinung nach besten Theater der Welt und

genauso seiner Meinung nach nur von dem besten Inszenator auf der Welt

und genauso seiner Meinung nach nur von den besten Schauspielern auf

der Welt aufgeführt werden durfte, hatte sich schon bevor der Vorhang zur

Premiere aufgegangen war, auf dem dafür am besten geeigneten, aber vom

Publikum überhaupt nicht einsehbaren Platz auf der Galerie postiert und

sein eigens für diesen Zweck von der Schweizer Firma Vetterli konstruier-

tes Maschinengewehr in den Anschlag gebracht und nachdem der Vorhang

aufgegangen war, immer jenem Zuschauer einen tödlichen Schuss in den

Kopf gejagt, welcher seiner Meinung nach, an der falschen Stelle gelacht

hat. Am Ende der Vorstellung waren nur noch von ihm erschossene und also

tote Zuschauer im Theater gesessen. Die Schauspieler und der Direktor des

Theaters hatten sich während der ganzen Vorstellung von dem eigenwilli-

gen Autor und von dem von ihm verursachten Geschehen nicht einen Au-

genblick stören lassen.

EIn EIGEnWIllIGER AuTOR

» JEDER SIEhT ETWAS AnDERES WEnn ER DA hInAuSSChAuT «

Mutter

SChÖnE AuSSIChT

Auf dem Großglockner hatten, nach stundenlangem Aufstieg, zwei freundschaft-

lich miteinander verbundene Professoren der universität Göttingen, die in heili-

genblut einquartiert gewesen waren, den Platz vor dem oberhalb des Gletschers

montierten Fernrohr erreicht. Sie hatten sich, Skeptiker, die sie waren, naturge-

mäß der, wie sie sich, kaum da, wo das Fernrohr montiert gewesen war, angekom-

men, immer wieder vorgesagt hatten, einzigartigen Schönheit dieses hochgebir-

ges nicht entziehen können und einer hatte immer wieder den Anderen zuerst

durch das Fernrohr schauen und sich auf diese Weise den Vorwurf des Anderen

ersparen wollen, er dränge sich an das Fernrohr. Schließlich hatten sich die beiden

einigen können und der ältere und gebildetere und naturgemäß auch der zuvor-

kommendere, hatte zuerst durch das Fernrohr geschaut und war von dem Gesehe-

nen überwältigt gewesen. Als sein Kollege jedoch an das Fernrohr herangetreten

war, hatte er, kaum dass er durch das Fernrohr geschaut hatte, einen gellenden

Schrei ausgestoßen und war tödlich getroffen zu Boden gestürzt. Dem hinterblie-

benen Freund, des auf diese merkwürdige Weise Getöteten, gibt es naturgemäß

noch heute zu denken, was tatsächlich sein Kollege im Fernrohr gesehen hat,

denn dasselbe bestimmt nicht.

BERnhARDS Erzählungen sind zwar finster, doch nicht unbedingt grimmig. Denn er ist ein heiterer Tragiker, ein makabrer humorist, ein lachender Rebell.

Marcel Reich-Ranicki

WiE SEHR DiESE BücHER die Zeit zeigen, was sie gar nicht beabsichtigen, wird eine spätre erkennen, wie die spätre Zeit Kafka begriffen hat.In diesen Büchern ist alles genau, von der schlimmsten Genauigkeit, wir kennen nur die Sache noch nicht, die hier so genau beschrieben wird, also uns selber nicht.

Ingeborg Bachmann über die Bücher Thomas Bernhards

» DAS IST DAS unGlÜCKDASS SIE FORTWähREnD An DIE ZuKunFT DEnKEn

ODER An DIE VERGAnGEnhEIT DAS IST GlEICh SChlIMMAn DIE GEGEnWART SOllTEn SIE DEnKEn «

Mutter

www.wallgraben-theater.com

Wallgraben theater Rathausgasse 5a, 79098 Freiburginhaber Regine Effinger / hans Poeschl theaterkasse 07 61/2 56 56