Nachfrageschätzung Einheit 1 -...

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Nachfrageschätzung Einheit 1 A. Die Rolle der ökonometrischen Analyse in der Wettbewerbsökonomie B. Sinn und Zweck der Nachfrageschätzung • Elastizitäten Die Elastizität der Residualnachfrage Direkte Schätzungen der Marktmacht 1

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NachfrageschätzungEinheit 1

A.Die Rolle der ökonometrischen Analyse in der Wettbewerbsökonomie

B.Sinn und Zweck der Nachfrageschätzung• Elastizitäten• Die Elastizität der Residualnachfrage• Direkte Schätzungen der Marktmacht

1

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Die Rolle der ökonometrischen Analyse in der Wettbewerbsökonomie

„For the rational study of the law the blackletter man maybe the man of the present, but the man of the future isthe man of statistics and the master of economics.“

Oliver Wendell Holmes Jr., The Path of the Law, 10 Harvard Law Review 457, 1897.

(blackletter law: i.e. existing legal statues and decisions exactly as theyappear in print)

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Signifikante Anzeichen

• Häufiges Heranziehen ökonometrischer Methoden im Gerichtsverfahren

• Offizielle Dokumente, die die Verwendung solcher Methoden unterstützen.

• Eine Suche im Lexis nach „antitrust and (econometric orregression)“ liefert– 43 hits für die Periode 1974-1983– 62 hits für die Periode 1984-1993– 107 hits für die Periode 1994-2003

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• Ausgewählte Fälle– In Menasha Corp. v. News America In-Store Marketing (2004)

das Bundesgericht (federal court) hat die Definition des relevanten Marktes des Antragsstellers zurückgewiesen, da diese durch keine ökonometrische Evidenz unterstützt war.

• "a potpourri of survey research and armchair economics" rather thanevidence of "covariance of prices between different couponing systems."

– In United States v. Oracle Corp. (2004), das Gericht hat die Klage (unilateral effects) des DOJ‘s zurückgewiesen, weil der Kläger keine ökonometrische Analyse durchgeführt hat.

• („devoid of any thorough econometric analysis“)– Das DOJ benutzte ökonometrische Evidenz für die Feststellung

einer marktbeherschenden Stellung in der Sache WorldCom-Sprint Fusion ($115 Bn.).

– Viele weitere Beispiele (auch im EU Kartellverfahren oder in derEU Fusionskontrolle)

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Aber es gibt auch Stimmen dagegen!EU Kommission in Virgin/British Airways

• “Der SSNIP-Test ist nur einer der möglichen Testverfahren zurMarktabgrenzung”

• Gefährliche Aussage:– Was ist die Alternative zu SSNIP– Marktabgrenzung via Produkt Characteristika?

– OFT 403, Market Definition, Office of Fair Trading, March 1999, paragraph 2.8.

– Virgin/British Airways, Case IV/D-2/34.780, paragraph 70.

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Offizielle Dokumente

• USA:– 1982 US DOJ Merger Guidelines– DOJ und FTC (1992): Horizontal Merger Guidelines.

• EU Kommission– 1997: Notice on Market Definition, Official Journal C 372, 9

December 1997.– 2004a: Guidelines on the application of Article 81(3) of the

Treaty– 2004b: Commission Notice on informal guidance relating to

novel questions concerning Articles 81 and 82 of the EC Treaty that arise in individual cases (guidance letters)

– 2004c: Leitlinien zur Bewertung horizontaler Zusammenschlüsse gemäß der Ratsverordnung über die Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen, Amtsblatt der Europäischen Union C 31/5

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Sinn und Zweck der Nachfrageschätzung

Die Rolle der Marktabgrenzung im Wettbewerbsrecht sowie die Feststellung einer marktbeherrschenden Stellung

• Können Unternehmen im Rahmen eines Missbrauchsfalles oder im Zusammenhang mit einer Fusion sich unabhängig von den Mitbewerbern verhalten?

• Wie bestimmen wir die Mitbewerber?• Welche Wettbewerbskräfte spielen eine relevante

Rolle?

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– Diese Fragen können nur dann genau beantwortet werden, wenn der relevante Markt definiert ist.

– Die Abgrenzung des relevanten Marktes ist eine notwendige Bedingung für jegliches Urteil bezüglich vermeintlich wettbewerbswidrigen Verhaltens.

– Der Wert dieses Gedankenexperiments liegt in ihrer Natur, die eine genaue Untersuchung der Wettbewerbskräfte verlangt, die auf ein bzw. mehrere Unternehmen wirken. Diese bildet die Grundlage für eine gründliche wettbewerbliche Beurteilung.

– Nach der Definition des relevanten Marktes ist die Berechnung von Marktanteilen und Konzentrationsmaßen möglich. Dieser (erste) Schritt (Screening) ermöglicht erste Rückschlüsse über die Marktmacht von Unternehmen.

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Traditionelle Methoden der Marktabgrenzung• Kreuzpreiselastizitäten• Preiskorrelationsanalyse• Handelsstromanalyse• Shipments data (räumliche Marktabgrenzung)• Alle haben ernsthafte Grenzen/Probleme

• Der moderne Ansatz: Der SSNIP-Test„Small but significant non-transitory increase in price“• 5% Test (USA)• Hypothetischer-Monopolisten-Test

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Der SSNIP-Test

• 1982 US DOJ Merger Guidelines

• Die EU Kommission hat den Test in 1997 (Notice on Market Definition) übernommen.

• Der SSNIP-Test versucht den kleinsten Markt zu identifizieren, in dem ein hypothetischer Monopolist eine SSNIP Erhöhung im Preisdurchsetzen könnte.

• Definiert als eine 5%-10%Preiserhöhung für mindestens 12 Monate

• Der Grundgedanke- Der relevante Markt umfasst all diejenigen Produkte bzw.

geographischen Gebiete, die in gewissem Maße austauschbar sind.

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Die Anwendung vom SSNIP-Test1) Wir beginnen mit dem kleinstmöglichen Markt und stellen die

Frage, ob eine 5% Preiserhöhung profitabel ist.– Der Absatz wird bei einer solchen Preiserhöhung verringern.– Wenn ein Unternehmen den Preis seines Gutes erhöht, verringert sich

im Allgemeinen die nachgefragte Menge (Law of Demand).– Im Gegensatz dazu macht aber das Unternehmen mehr Gewinn pro

Stück (Annahme: konstante Stückkosten).– Der wichtige Punkt ist, ob der höhere Gewinn pro Einheit ausreicht,

um die verlorene Absatzmenge auszugleichen.– Beispiel:

(a) 5% Erhöhung in p, 3% Rückgang in q, R steigt um 1,85%(b) 5% Erhöhung in p, 8% Rückgang in q, R fällt um 3,4%

p q R=p*q

20 100 2.000

a 21 97 2.037

b 21 92 1.93211

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a) Im ersten Fall verursacht die Preiserhöhung auf 21 (5%) nur einen 3% Rückgang in q. Der Umsatz steigt um 1,85%. Da jetzt eine geringere Menge produziert wird, sind die Gesamtkosten wahrscheinlich niedriger und damit ist die Preiserhöhung profitabel.

b) Im zweiten Fall führt die Preiserhöhung zu einem Rückgang von 8% im Absatz. Der Umsatz ist 1932 und somit um etwa 3,4% niedriger. Ob diese Preiserhöhung profitabel ist, hängt vom Ausmaß der Kosteneinsparungen durch die Produktion einer geringeren Menge ab. Diese können anhand der Bruttomarge eingefangen werden.

• Die Bruttomarge (Bruttogewinn bzw. Handelsspanne) ist die Differenz zwischen Preis (p) und variablen Durchschnittskosten (VDK). Im Allgemeinen gilt: Je größer die Bruttomarge und je geringer die Kosten, die bei geringerer Absatzmenge eingespart werden, desto kleiner der benötigte Mengenverlust, damit ein 5%iger Preisanstieg nicht profitabel ist.

• Die Schwellenwerte (Breakeven Werte für Absatzverluste) für verschiedene Bruttomargen sind in der nächsten Tabelle aufgelistet.

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Critical Loss Analyse:Breakeven Absatzverluste anlässlich von

Preiserhöhungen von 5% und 10%

Angenommene PreiserhöhungBruttomarge 5% 10%

10% 33% 50%40%33%25%20%17%14%13%

15% 25%20% 20%30% 14%40% 11%50% 9%60% 8%70% 7%

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SSNIP Schritt 2

• Wenn der hypothetische Monopolist den Preis nicht profitabel erhöhen kann, muss man die Produkte identifizieren, die die profitable Preiserhöhung verhindern.

• Diese Produkte werden dem Markt hinzugefügt und der Test wird von neuem angewandt.

• Ist eine Preiserhöhung von 5% -10% nun für die erweiterte Gruppe von Unternehmen profitabel, dann ist die Marktabgrenzung erfolgreich abgeschlossen.

• Nun ist die Berechnung von Marktanteilen und Konzentrationsmaßen möglich, somit auch eine einhergehende Analyse von Wettbewerbskräften in diesem Markt.

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Die Relevanz der Nachfrageschätzungfür den SSNIP-Test

• Die Eigenpreiselastizität der Nachfrage, Ep

E ist der Hauptfaktor, ob eine Preiserhöhung (5%-10% im Sinne vom SSNIP-Test) profitabel ist.

Daher ist die Schätzung der Eigenpreiselastizität der Nachfrage ein Schlüsselfaktor zur Anwendung des SSNIP-Tests.

% /% Pr /p

Änderung der nachgefragtenMenge Q Q Q pE Änderung im eis p p p Q

∆ ∆= = =

∆ ∆

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Unendlich elastische Nachfrage

P

0 Q

Ep = -∞

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Vollkommen unelastische Nachfrage

P

0 Q

EP = 0

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Eine lineare Nachfragekurve, Q= 8 - 2P

0 Q

P

Ep = -1

Ep = -∞

Ep = 0

Elastischer Teil: Ep<-1

Inelastischer Teil, Ep>-1

4

2

4 8

18

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Die Bogenelastizität der Nachfrage

64

8

10

0 Q, Menge

P, Preis

: , :2 9 1,8

2 5

p

p

Q PP Q

P Durchschnittspreis Q Durchschnittsmenge

E

E

∆=∆

−= = −

Die (inverse) Nachfragekurve

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Andere Nachfrageelastizitäten• Die Einkommenselastizität der Nachfrage:

– Die prozentuale Veränderung der nachgefragten Menge Q infolge einerErhöhung des Einkommens I um ein Prozent.

• Eigenschaften– Luxusgut: EI > 1 – Notwendiges Gut: 0 < EI < 1– Inferiores Gut: EI < 0

//I

Q Q Q IEI I I Q

∆ ∆= =

∆ ∆

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• Die Kreuzpreiselastizität:

– Die prozentuale Änderung der nachgefragten Menge eines Gutes (Butter) infolge der Erhöhung des Preises eines anderen Gutes (Margarine) um ein Prozent.

• Eigenschaften

– Ek > 0: Substitutionsgüter (z. Bsp., Margarine und Butter)– Ek = 0: unabhängige Güter– Ek < 0: Komplementärgüter (z.Bsp., Benzin und Motoröl)

//Mb

Mb b bQ P

M M M b

Q Q Q PEQP P P

∆ ∆= =∆ ∆

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Kurzfristige und langfristige Elastizitäten• Die Preiselastizität der Nachfrage variert mit der Zeit, die die Konsumenten

(bzw. Produzenten zur Verfügung haben, um sich auf die Preisveränderungeinzustellen.

• Bei vielen Gütern ist die Nachfrage langfristig sehr viel preiselastischer alskurzfristig.

• Nachfrage und Dauerhaftigkeit der Güter:– Bei manchen Gütern ist die Nachfrage kurzfristig elastischer als langfristig. Der

Gesamtbestand der dauerhaften Güter (Autos, Fernsehgeräte) im Besitz der Konsumenten ist im Vergleich zur jährlichen Produktion relativ groß. Infolgedessen kann eine geringfügige Änderung des Gesamtbestandes, den die Konsumenten besitzen wollen, zu einer großen prozentualen Änderung des Niveaus der Käufe führen.

– Jährliche Nachfrage nach Autos in den USA ist ca. 8-11 Millionen Stück.– Der Bestand liegt bei ca. 130 Millionen.– Wenn die Autopreise ansteigen, schieben viele Konsumenten die

Kaufentscheidung auf. Die nachgefragte Menge wird drastisch fallen. Da allerdings die alten Autos schließlich verschleißen und ersetzt werden müssen, steigt die nachgefragte Menge neuer KFZ wieder an. Infolgedessen ist die langfristige Änderung der nachgefragten Menge viel geringer als die kurzfristige.

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Benzin: kurzfristige und langfristige Nachfragekurven

Dkurzfristig

DLangfristig

Kurzfristig wird weniger gefahren.

Langfristig wird zu kleineren oder

verbrauchsärmeren Autos gewechselt.

Benzin

Menge

Preis

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Autos: kurzfristige und langfristige Nachfragekurven

Dkurzfristig

DLangfristig

Autos

Menge

Preis

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Ökonometrische Schätzung von Elastizitäten für die Marktabgrenzung

• Die ökonometrische Schätzung der (Eigen-) Preiselastizität der Nachfrage.

• Wir spezifizieren die folgende Nachfragefunktion:

• Qt : die abhängige Variable, die logarithmierte Menge,• Pt : der logarithmierte Durchschnittspreis• PS

t : die logarithmierten Preise möglicher Substituten• Yt : verfügbares Einkommen (Y)• ut: statistischer Störterm, mit dem Erwartungswert null und mit einer

konstanten Varianz.

(1)Stt t t tQ P P Yα ε γ η µ= + + + +

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• Diese Darstellung der Nachfragefunktion in logarithmierten Variablen (isoelastische Nachfrage) erlaubt die Interpretation der geschätzten Koeffizienten als Elastizitäten:

Die Eigenpreiselastizität der Nachfrage ε

γ Die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage

η Die Einkommenselastizität der Nachfrage

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• Der Preis und die nachgefragte Menge werden in einem Markt simultan bestimmt.

• Das bedeutet, daß der Preis ein endogener Regressor ist. Unter dieser Bedingung ist mit OLS eine konsistente Schätzung der Parameter der Gleichung (1) nicht möglich.

• Ursache dieser Inkonsistenz ist der Einfluss der Störvariablen auf die gemeinsam abhängige Variable P (die Korrelation zwischen P und U1, U2, U3, usw.)

• Ökonometrisch erfordert dies die Instrumentierung des Preises, weil dieser endogen ist.

• Als Instrumente für den Preis soll man Variablen bestimmen, die mit dem Preis aber nicht mit der Menge korreliert sind.

– Preise von wichtigsten Rohstoffe für die Produktion: P1t, P2

t

– Energiekosten ( E ) / Lohnkosten ( L ) in der Branche

• Die Gleichung, mit der der möglicherweise endogene Preis instrumentiert wird, ist unten dargestellt.

1 2 (2)tt t t t tP P P L Eω ρ λ δ ψ µ= + + + + +

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Schätzverfahrendie zweistufigen Kleinstquadratschätzer: 2SLS

• Zuerst wird die Gleichung (2) geschätzt• Die bereinigten (geschätzten) Werte für P (P-Dach-t)

ersetzen dann in der Gleichung (1) den Preisvektor (die beobachteten Werte von P).

• Andere Schätzverfahren:– OLS– GMM

ˆ (1')Stt t tt

Q P YPα ε γ η µ= + + + +

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Elastizität der Residualnachfrage

• Residualnachfrage:– Die Nachfragefunktion nach dem Produkt eines bestimmten Unternehmens oder einer

Gruppe von Unternehmen, wenn man die Reaktionen aller Konkurrenten auf eine Preiserhöhung berücksichtigt.

• In einem Wettbewerbsmarkt sind alle Unternehmen Preisnehmer, d.h. sie haben nicht die Macht, einen Preis zu wählen, der höher ist als der Wettbewerbspreis.

• d.h., Wenn das Unternehmen, den Preis geringfügig erhöht, verliert es alle seine Kunden.

• Je geringer dieser Wettbewerbsdruck ist, desto unelastischer wird die Residualnachfrage sein.

• Dies impliziert, daß bei elastischer Residualnachfrage, eine dauerhafte Preiserhöhung (SSNIP-Kriterien) durchführbar ist.

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Wettbewerbsmarkt:unendlich elastische Nachfrage

P

0 Q

Ep = -∞

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Formale Herleitung

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( ) ( ) ( ) (1)( ) : Die Residualnachfrage des Unternehmens

( ) : Die aggregierte Nachfrage( ) : Angebot aller Unternehmen mit Ausnahme von

Es gibt identische Ugenternehmen auf dem Markt.Die Elastizität der Residual

R O

R

O

p D p pSDp iD

D pp iS

n

= −

R

R

R

R

nachfrage für ein beliebiges Unternehmen ist:

( 1) (2)

: Die Elastizität der gesamten Nachfrage: Die Angebotselastizität

0, 0, 0

1, .

Je höher , desto höher ist au

o

o

o

n n

mit und

Wenn n dann liegt ein Monopol vor und

n

εε η

εη

εε η

εε

ε

= − −

< < >

= =

ch wenn und klein sind.oε η

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Ein Rechenbeispiel

• Bei p=66, Q=500• Bei p=63, Qd=527 und Qs=434• Excess Demand = 527-434=93

[ ]R

R

78, 1,1, 3,1( 1) 78 ( 1,1) (77 3,1)

85,8 238,7 324,5

o

o

Mit nn n

ε ηεε η

ε

= = − =

= − − = × − − ×

= − − = −

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Die Residualnachfragekurve

p

93 4340 0 500 527q Q

66

100

6366

100

63

So

D

p(a) Unternehmen (b) Markt

D r

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Die Herleitung der Schätzfunktion

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i

i

i

Eine Gruppe von Unternehmen haben die folgende Residualnachfrage:( , , )Q

: die MengeQ: der Preis

X: Cost Shifters (z.B., Inputpreise), die die Kostenfunktion der Rivalen beeinflussenY: Demand Shifter (z.B., das Ein

if YP

P

X=

kommen)

Das Problem mit der obigen Gleichung ist, daß Q und P simultan bestimmt werden.Um einen unverzerrten Schätzer der Residualnachfrage zu finden, muß das Problemauf die folgende Weise neu formuliert werden:Unter der Annahme, daß es ein Kostenfaktor (Z) existiert, der die Kosten der Unternehmenin dieser Gruppe beeinflusst aber nicht die Kosten der anderen Unternehmen, dann bildendiese Unternehmen einen Markt im wettbewerbsrechtlichen Sinne, wo Erhöhungen im Preisvon Z an die Kunden weitergegeben wird.Weil Q und P simultan bestimmt werden und weil beide eine Funktion von Z sind, kann mandie sog. r

i

i

educed Form Gleichungen für Q und P wie folgt schreiben:( , , )Q( , , )

Q Z YP Z YP

XX

=

=

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0 i

Reduced-form Gleichung: eine Gleichung bei der keine der Regressoren endogen ist.Es gibt zwei Gründe diese reduced-form Glaichungen zu schätzen:(1) Ein t-Test der : d dZ 0 ist alles was man brauchtH P =

i

um das vorliegen einer marktbeherschen Stellung zu testen.Wenn d dZ 0,dann bilden die Unternehmen keinen Markt im wettbewerbsrechlichen Sinne, weil Erhöhungen imPPreis von Z nicht an die Kunden weite

=

1 2 1 23

rgegeben werden können (Wettbewerbsdruck).(2) Die Qualität der Preisdaten ist oft viel besser als die Qualität der Mengendaten. Präzision...

Anwendung:

ˆ ˆ ˆK

jo j oii ij

Z Y schätzen ZQ a a a a a aX Qµ=

= + + + + ⇒ = + +∑3

1 23

1

ˆ ˆ

ˆ

1Die Elastizität der Residualnachfrage: b̂

Um zu testen, ob die Nachfrage vollkommen elastisch ist, kann man den einfacheren Weg gehenund die folgende Gleich

K

jjj

K

i jo j iij

Ya a X

Yb b b b eP Q X

=

=

+

= + + + +

01 2 13

ung schätzen:

, : 0K

i jo j ij

Z Y cc c c cP X Hυ=

= + + + + =∑

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Direkte Schätzung der MarktmachtNEIO: Schätzung der strukturellen Modelle

• Ein Markt mit homogenem Gut• Wir haben Informationen über die folgenden Merkmale:• Der Preis, die Absatzmengen aller Firmen oder für die Industrie,

Preise der Substitute, Einkommen (usw. Demand shifters) und Inputpreise, die Technologie (usw. marginal Cost shifters)

• Können wir mit diesen Informationen den Ausmaß der Marktmacht schätzen?

• Die Antwort ist Ja, wenn wir diese Informationen so verwenden können, daß die Elastizität der Nachfrage, die Grenzkosten und das Firmenverhalten (conduct) simultan geschätzt werden kann.

• Diese Vorgehensweise ist strukturell, weil die Struktur der Nachfrage und Angebot und das Firmenverhalten wirtschaftstheoretisch fundiert wird.

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Die Herleitung der Schätzfunktion( , , )

: , : , :( , , )

: , : cos , :

( , , )

i

i

i i

P P Q Y die inverse NachfragefunktionQ Output Y demand shifters und unbekannte ParameterC C W die Kostenfunktionq

Output der Firma i W t shifters unbekannte Parameterq

Der Gewinn der Firma iP Q Y

δδ

ττ

δπ

=

=

= ( , , )

,( , , )

( , , )

,

( , , ) , :

i

i

ii

i

i

ii i

C Wq q

Grenzkosten MCdC WqMC Wq

dq

Grenzerlös MRdP dPMR Y P die Steigung der NachfragekurveqdQ dQ

τ

ττ

δ λ λ

=

= +37

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: , " "

( , , )

, :( , , ) 1 ,

: Marktanteil,

:Elastizität:"conjectural variation"

i

i i i

i

i ii

i

i

eineVariable dieden conduct misstMR MC

dPP MC Wq qdQ

Um zu sehen warum wichtig istP MC Wq q

P QqQ

λ

τ λ

λτ

λε

ελ

=

= −

−=

1 , : ii i i

i

dQwobeidq

λ υ υ −= +

38

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Beispiel mit einem symmetrischen Duopol

Verhalten λi νi Lerner Index

(Markt)Preisnehmer-Verhalten

0 -1 0

Cournot 1 0 1 / (2ε)

Cartel 2 1 1 / ε

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• Wenn es auf diesem Markt N Firmen gibt, gibt es auch N unterschiedliche Angebotsfunktionen.

• Das Gleichgewicht ist bestimmt, gegeben N Angebotsfunktionen, die Nachfragekurve und die Identität, daß Q=q1+q2+…qN.

• Ein System von N+2 Gleichungen• Endogene Variablen: qi, Q, und P• Exogene Variablen: Y, W• Wir wollen die Werte von ( , , )i undδ τλ

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Die Identifikation der Marktmacht

• Lineare Nachfrage:

• Y1: Preis eines Substitutes• Y2: Einkommen• Y1 schiebt die Nachfragekurve (δ2) und bestimmt ihre Steigung (δ3)• Die Steigung ist gegeben durch:

• Lineare Grenzkosten:

10 1 2 3 41 2 (1)P Q QY YYδ δ δ δ δ= + + + +

11 3 (2)dPYdQ

δ δ= +

0 1 2 (3)MC Q Wτ τ τ= + +

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• (2) und (3) werden in die Gleichung MC=MR substituiert:

10 1 2 1 3

10 1 1 3 2

3

3

( ) (4)( ) (5)

(1) (5)

(1) , .(5) , .

P Q W QYP Q Q WY

Das Gleichungsssystem besteht aus und

Wenn wir die Gleichung schätzen erhalten wirWenn wir die Gleichung schätzen erhalten wirDamit können wir

λτ τ τ δ δλ λτ τ δ δ τ

δλδ

γ

= + + − += + − − +

3

3

.

" : "

bestimmen

Lerner Index der Marktmachtλδ λ λδ

=

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Empirische Evidenz

Studie Jahr Industrie Lerner Index

Breshnahan 1981 Automobile 0.100 -- 0.340

Appelbaum 1982 Gummi 0.049Textilien 0.072Elektrische Maschinen 0.198Tabak 0.648

Porter 1983 Schinenverkehr 0.4

Roberts 1984 Kaffee (largest / second largest firm) 0.055 / 0.025

Suslow 1986 Aluminium 0.59

Gasmi, Laffont & Vuong 1992 Coca Cola / Pepsi 0.64 / 0.56

Taylor & Zona 1997 AT&T (Ferngespräche) 0.88

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