Kittler - Lullaby of Birdland

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  • 7/28/2019 Kittler - Lullaby of Birdland

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    L U L L A B Y O F B I R D L A N DFriedrich A. Kittler

    Fr Mimi

    B e i m E i n t r i t t in das o b e r s t e Z i m m e r s a g t e er: Ich h a b e in f r h e r e r Z e i t in d ie se r S tu b e m itm e i n e m B e d i e n t e n im S o m m e r a ch t T a g e g e w o h n t und d am a l s e in en k l e in en Ver s h i e r an die W a n dg e s c h r i e b e n . W o h l m c h t e ich d ie sen Ver s n o ch e in m a l seh en , und w e n n der Tag d a r u n t e r v e r -m e r k t ist, an w e l c h e m es g e s c h e h e n , so h a b e n Sie die G t e , mir so lchen aufzuzeichnen . Sogle ichf h r t e ich ihn an das s d l i c h e F e n s t e r de r S t u b e , an welch em l in k s mit Bleis t i f t geschr ieben s teh t ; b e r a l l e n G i p f e l n i s t Ru h,I n a l l e n W i p f e l n s p r e s t d uK a u m e i n e n H a u c h ;D i e V g e l e i n s c h w e i g e n im W a l d e ,W a r t e n u r , b a l d eR u h e s t du a u c h .7. S e p t e m b e r 1 7 8 0 G o e t h eG o e t h e b e r l a s d i e s e w e n i g e n V e r s e , und T r n en f l ssen b e r se in e W an g en . Gan z l an g sam zoge r s e i n s c h n e e w e i e s T a s c h e n t u c h aus s e i n e m d u n k e l b r a u n e n T u c h r o d e , t r o c k n e t e s i c h die T r n e nu n d s p r a c h in s a n f t e m , w e h m t i g e m T o n : Ja : w a r t e nur , b a ld e r u h es t du auch! schwieg e ine ha lbeM i n u t e , sah n o c h m a l s d u r c h das F e n s t e r in den d s t e r e n F i c h t e n w a l d und wen d e te s i ch d a r au f zum i r mit den W o r t e n : N u n w o l l e n w ir w i e d e r g e h e n !

    So Jo ha nn Ch r i s t ian Mah r ber Go et he , w ie er am Vo rab end se ines l e tz tenGe bur ts t ag s noch e inma l das Jag dhau s auf de m Kicke lhah n be i I lmen au be-s u c h t e . 1 Die Szene is t n icht blo geschichtl ich; s ie macht Geschichte , Literatur-gesch ichte : Ein Aut or , dem E nd e nah, geh t ans zerem onie l l e Arch iv ieren se inerAnfnge . Buchs tb l i ch befo lgt Goethe d ie Rege ln , d ie um 1 8 0 0 die neue, imA u t o r b e g r n d e t e Te x t s o r t e L i t e r a tu r e r z e u g e n u n d i n s e i n e m Bi l d u n g s r o ma n 2auch for mul ier t we rd en . Do rt he i t e s ber W i l he lm Meis ters Verhl tn i s zus e i n e n J u g e n d d i c h t u n g e n :

    B is j e t z t h a t t e er a l l e s so r g f l t i g au f g eh o b en , was ihm von der f r h s t e n E n t w i c k l u n g s e i n e sG e i s t e s an aus der Fed e r g e f lo ssen war . No ch l ag en se in e Sch r i f t en in B n d e l g e b u n d e n auf demB o d e n des K o f f e r s . ( . . . )

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    FRIEDRICH A. KITTLERW e n n wir einen B r ie f , den wir unter g e w i s s e n Umstnden geschrieben und g e s i e g e l t haben, der

    aber den Freund, an den er gerichtet war, nicht antrifft, sondern w i e d e r zu uns 2urckgebrachtw i r d , nach e i n i g e r Z e i t e r f f n e n , berfllt uns eine sonderbare Empfi ndung , inde m wi r unsere i g n e s S i e g e l erbrechen und uns mit unserm vernderten S e l b s t wi e mit e iner drit ten P erson unter-halten. Ein hnliches G e f h l e r g r i f f mit H e f t i g k e i t unsern Freund .3

    Im selben Geist , als Arch ivar seiner Auto rsch aft , erstei gt der ei nu nd ac ht zi g-jhrige Go et he den Kickelhahn. Die al te Inschrift w ar d re ko gn os zi er t" 4 , schre ib tsein Tagebuch ber den Zweck der letzten Reise, die Goethe gemacht hat . Siehol t Botscha ften z um Send er zurck, die, and er s als Briefe, im Er re ic he n vo nAdressa ten gar n ich t aufgehen knn en , weil s ie Li te ra t ur im neu en W o r ts i nnsind und d. h . Ei gen tum ihres Aut ors bleiben. N e u ist nu r die Ar bei tst ei l ung . W oder ange hend e Dichte r Wi lh el m Meister , um seine Aut ors cha ft vo n de r fr h -sten Entwicklung seines Geistes an" zu statuieren, mit eigener Hand die Papierein chronologischer Reihe" 5 samme ln un d ordn en mu te , ka nn der al te Go et heauf d ie G te des Berg inspektors baue n: Ma hr not ie r t das E nt s t eh un gs da tu meines Tex tes , den schon dessen jung er Au to r vorso rgl ich dat iert un d sign ier tha t t e .

    Aber Sel t sames geschieht . W i e be im Archivar Meis ter e ine sonde rba re E m p -f indung" , so macht be im Autob iogr aphe n und Kanzl i s ten des e igenen I nn er n" 6 ,zu dem Go et he gewor den is t , e in Tr n en st ro m dem l i te rar ischen Re kog nos zie -ren e in En de . Wi ede r wi rd das Wiede r lese n e igener Texte zur Un te rh a l tu ng mi tunserm vernderten Selbst" . Der Leser leiht dem Geschriebenen seine St imme;er wiederholt und er bejaht , was Wandrers Nachtlied sagt . Damit t r i t t er selberein in die Kette der Wesen, denen die Verse Ruhe verheien: zuerst die Bergeund Vgel , dann der Schreiber und zuletzt , nach einundfnfzig Jahren, auch"der Leser . Im Tr n en st ro m wir d aus dem Archiv ieren des Tex tes seine W ie de r-kunft: Alles, der Blick auf Gipfel und Fichtenwald, die Selbstanrede, das Ver-st um me n am En de , alles geschie ht noch einmal, so wie die ve rb la te n Bleistift-zeilen am sdlichen Fenst er es bes chr iebe n un d vor ges chr ieb en ha be n.

    Ni em an d wein t bei seinen eigenen Wo r t en , schon weil es keine eigenen W o r t egibt . N u r da ein An de re r geschrieben hat , macht lesen un d wei nen . W a s dieLitera turwis sensch aft das lyrische Ich nen nt , exist iert gar nicht . W e n n dem Le -ser Ru he verh ei en ist , dan n als einem du "; und das wa r vor einundf nfzigJahren, beim Schreiber, nicht anders.

    Denn der Satz ,ich ruhe' ist eine pragmatische Paradoxie. Kein Mund kann ihn6

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    sprechen, weil Schlaf und Tod das Sprechen ausschlieen, so wie das SprechenSchlaf und Tod ausschliet. Von diesem Gesetz macht auch seine einzige Aus-nahme keine Ausnahme: Wenn die Magie des t ier ischen Magnetismus es demtoten Mister Valdemar in Poes gleichnamiger Erzhlung erlaubt, die Sprache zubehalten und auf die Frage nach seinem Zustand I am dead" zu antworten,dann nur um den Preis, da der Sprecher zu einer stinkenden Masse zergeht,die in keiner Sprache einen Namen hat" 7 . Denn fr diese Masse ist auch dasW o r t Leiche noch ein Eup he mis mu s .

    Es gibt Abwesenheit nur in der Rede, aber keine Rede in der Abwesenheit .V o n diesem Ges etz han del n die Ver se auf dem Kicke lha hn. Sie s ind Red e b erden Ort , der die Rede und den die Rede ausschliet . Wandrers Nachtl ied" heitnicht , da an seinem Ende sogar das unruhigste Wesen, der Mensch, s ich be-r u h i g t " 8 , sondern besagt ganz einfach und ohne humanist ische Zutaten, da esmit dem gesprochenen und sprechenden Wesen zu Ende geht. Der von den Ber-gen un d Bu me n un d Tie re n sagt , da sie s t um m sind, wi rd selber ver stu mme nund d. h. : mit ihnen eins werden.

    Weil er Rede von der Rede und ihrem Ende ist, bezieht der Text all seine Pa-ra me te r aufs Sprech en, den Spre cher nicht anders als das Besprochene . Ei ne nletz ten Laut in den Wipfeln Hauch" nennen heit ihn zur Metapher des Atemsund der Stimme machen, die das Reale an der Sprache sind und sie dem Schlafverschwis tern . Die Stummhei t der abendl ichen Vgel Schweigen" nennen heitihr Singen wie ein Reden hren, weil nur im echten Reden eigentliches Schwei-gen mglich is t" 9 . Das Gedicht beruft also ein akustisches Zwielicht, in demNaturs t immen und Reden, Laute und Wrter ununterscheidbar s ind. Das le tz teWort , e in verhal lendes auch", kndigt ihrem Unterschied ausdrckl ich. Ge-rusche und Reden verschmelzen im Augenblick, da beide aufhren. An seinemEn de vol lz ieht das Gedic ht a lso , wo vo n es spr icht; Ge uer tes und u e ru ngfallen zusammen. Denn eine Rede, die ihren Unterschied zu Lauten und Geru-schen ve r t r u mt , m u enden.

    De sha lb spricht sie ein An de re r . An der Stel le, w o der Te xt von den Na tu rl au -ten bergeht zum Sprecher, der ihnen lauscht, erscheint statt seiner ein Subjektder uerung, dem das impl iz i te Sprecher- Ich ein angesprochenes du" heit .Ins Spiel kommt eine namenlose Stimme, ohne die das Gedicht nicht sein knnte;die Stimme eines Zuspruchs, die das unsgliche Ende des Sagens ein Ruhenn en n t .

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    Friedrich A. KittlerE m i l S t a i g e r h a t e i n m a l v o r g e s c h l a g e n , u m Wandrers Nachtlied z u z e r s t r e n ,s tat t spres t" ,merkes t 4 e i n z u s e t z e n . 1 0 W i r k s a m e r w r e d i e Z e r s t r u n g , w r d e

    m a n i m l e t z t e n V e r s , i c h ' s t a t t d u " s c h r e i b e n . D e n n d e r Z u s p r u c h d e s A n d e r e n- d i e T r n e n de s L e s e r s G o e t h e b e z e u g e n e s - i s t d a s d i s k u r s i v e E r e i g n i s v o nWandrers Nachtlied. W e i l n i e m a n d d e n p a r a d o x e n S p r e c h a k t v o l l z i e h e n k a n n ,i n d e r A b w e s e n h e i t se in e A b w e s e n h e i t zu b e n e n n e n , s in d d ie g e s p r o c h e n e n W e -s e n a u f f r e m d e R e d e n s c h l e c h t h i n a n g e w i e s e n . N i r g e n d w o w i e b e i d e n W r t e r nR u h e , Schlaf, T o d g i l t s o s t r e n g d a s G e s e t z , d a s i e d e m D i s k u r s d e s A n d e r e ne n t s t a m m e n . K e i n e D e i x i s u n d k e i n e I n t r o s p e k t i o n k n n e n s i e e r s o n n e n h a b e n .

    W e n n b er d e n A b w e s e n d e n da s g e t r u m t e u n d d a r u m a l l g e m e i n e G e s e t zr e g i e r t , d a e r s c h o n g e s t o r b e n w a r u n d e s n u r n i c h t w u t e " 1 1 , s o g i b t e s W r -t er u n d d . h . d e n Sc h e in ei n e s W i s s e n s v o n i h m n u r b e i m A n d e r e n . D i e n a m e n -l o s e S t i m m e , d i e a m E n d e v o n Wandrers Nachtlied a u f k o m m t , a r t i k u l i e r t d a sU n ar t i k u l i e r t e , s ag t d as U n s g l i c h e - n i c h t w e i l s i e w t e , s on d e r n w e i l s i es p ri c ht . D a d as V e r s t u m m e n e i n R u h e n s e in w i r d u n d k e i n V e r g e h e n - d e rZ u s p r u c h d e r V e r s e o b e s e i n e W i e d e r k e h r g e b e n w i r d o d e r n i c h t - d i eF r a g e d e r T r n e n d a d e r R u h e n d e k e i n a n d e r e r s e in w i r d al s d e r W a c h e n d e- d e r T r o s t d e s d u " - : all d as k n n e n d ie ge s p r oc h e n e n W e s e n n u r s p r e c h e n ,w e i l e s i h n e n e i n m al z u ge s p r oc h e n w or d e n i s t . S o s c h e n k t d as s c h i e r e u e r ns c h o n d e r n a m e n l o s e n S t i m m e j e n e B e r u h i g u n g , v o n d e r i m G e u e r t e n d i eR e d e i s t . E i n e B r gs c h af t , d i e s e l b e r k e i n e B r gs c h af t m e h r h a t , w e i l e s k e i n e nA n d e r e n d e s A n d e r e n g i b t 1 2 , t r g t d e n s t u p i d e n K r p e r b e r d i e A b w e s e n h e i t .

    S i c h e r , j e d e r n i m m t d i e W r t e r i n d e n M u n d , d i e d e n K r p e r u n d s e i n e A b w e -s e n h e i t e n b e n e n n e n . E s i s t k e i n e a n d e r e H a n d , d i e d e m N a c h t l i e d d e s W a n d r e r sd i e z w e i l e t z t e n Z e i l e n z u f g t . A b e r w e i l d as S u b j e k t n oc h d i e M i t t e i l u n g , d i ee s a u s s e n d e t , v o m A n d e r n h e r e m p f n g t " 1 3 , s i n d s i e n ac h ge s p r oc h e n u n d h ab e nn u r v o m N a c h g e s p r o c h e n s e i n i h r e M a c h t . D a f r g i b t e s b e i G o e t h e e in Z e u g n i s .W i e d e r W a n d r e r , d e r e s e i n e r n a m e n l o s e n S t i m m e n a c h s a g t , d a s e i n e A b w e -s e n h e i t e i n R u h e n s e i n w i r d , s o s p r i c h t i n s e i n e r L i e b e z u L ot t e au c h W e r t h e r :

    Ge s tern , a ls i ch wegging , r e ich te si e mi r d ie Han d und sag te : Adieu , l i eber W er th er ! " Lieber Wer ther . ' Es war das e r s t emal , da s i e mich L ieber h ie , und es g ing mi r durch Mark undBein . I ch habe es mi r hunder tmal w iederho l t , und ges te rn nach t , da i ch zu Bet t e gehen wol l t e , undmi t mi r s e lbs t a l l e r l e i s chwatz te , s ag te i ch so auf e inmal : Gute Nacht , l i eber Wer ther ! " undmute hernach se lbs t ber mich l achen . 1 4D a s n c h t l i c h e Z w i e g e s p r c h z w i s c h e n e i n e m I c h u n d s e i n e m D o p p e l g n g e r

    b or g t s e i n e gan z e K r af t von e i n e m Z u s p r u c h - E s b e r u h t au f d e r s ym b o l i s c h e n8

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    LlJLLABY OF BlRDLANDG a b e e i n e r A n d e r e n , d e r a l l e i n e s v o r b e h a l t e n b l e i b t , f r d i e N a c h t g u t z u s a g e n .D i e d r i t t e P e r s o n 1 ' , m i t d e r W i l h e l m M e i s t e r u n s e r v e r n d e r t e s S e l b s t " v e r -g le icht , i s t a l so a l l e s andere a l s nur e in Gle ichnis ; s i e reg ier t ber das Se lbs t" s e l -b e r , d a s s i c h , g e r a d e u m g e k e h r t , a l s i m a g i n r e r w e i s t . S o t i e f i s t d i e U n m g l i c h -ke i t , aus e i ge ne m in de n Schla f zu finden. E rs t d ie Brg schaf t vo n Lo t te s W o r te nm a c h t W e r t h e r i h m s e l b e r l i e b " . E r , d e r n i c h t m i t i h r e m K r p e r s c h l f t , s c h l f ts t a t t d e s s e n b e i m N a c h h a l l i h r e r R e d e e i n . I m T r a u m e r f l l t d e r h y p n a g o g e D i s -k u r s d e r A n d e r e n d e n W u n s c h e i n e r L i e b e , d i e i m m e r s c h o n W u n s c h g e l i e b t z uw e r d e n w a r . D e n n W e r t h e r s L i e b e z u L o t t e w i r d n i c h t b e s t i m m t d u r c h s e i n ev i t a l e A b h n g i g k e i t , s o n d e r n d u r c h s e i n e A b h n g i g k e i t v o n i h r e r L i e b e , d . h .d u r c h d a s B e g e h r e n n a c h i h r e m B e g e h r e n " 1 5 . Dar in aber i s t Lot te , w ie der Ro-m a n s o a u s d r c k l i c h s a g t , d a s E b e n b i l d " d e r M u t t e r 1 6 . D e m e in s a m e n W a n d r e ra u f d e m K i c k e l h a h n u n d d e m e i n s a m e n S c h l f e r i n W a h l h e i m - b e i d e n w i d e r -f h r t e i n e S t i l l u n g i m W o r t s i n n , w e n n d i e h y p n a g o g e S t i m m e d e r M u t t e r w i e -d e r k e h r t .

    Nr. iJa , d i e K in d e r w r t e r in n e n wi ssen d i e Tugenden der Li l ien in der Kinde rs tub e , des h imm lischenT h e r i a k s , d e s R eq u ie s N ico la i , d e r Kn o b lau ch s l a twe r g e u n d d es Op iu m s , un d wen n so n s t n i ch t szu h ab en i s t , d e s Su m m en s u n d W ieg e n s zu sch tzen . 1 7D e r b i t t e r e S p o t t d es a n o n y m e n R e f o r m p d a g o g e n s p r i ch t e s a u s : N i c h t i m -

    m e r s c h o n b e n u t z t e d as A b e n d l a n d so s a n ft e E i n s c h l f e r u n g s m e t h o d e n , w i eWandrers Nachtlied s i e b e f o l g t u n d v o r a u s s e t z t . A m A u s g a n g d e s 1 8 . J a h r h u n -d e r t s , a l s d e r B l i c k d e r n e u e n M e n s c h e n w i s s e n s c h a f t e n d i e S u g l i n g s b e t t e n e n t -d e c k t e , s a h e r s i e v o n n a c k t e r G e w a l t u m s t e l l t . A m m e n u n d K i n d e r w r t e r i n n e ns t i l l t e n d i e K i n d e r s c h r e i e n o c h m i t M i t t e l n , d i e k e i n M e n s c h e n f r e u n d m e h r g u t -h e i e n k o n n t e . S o l c h a l t e h r w r d i g e M i t t e l d e s E i n s c h l f e r n s u n d S t i l l e g e n s w a -ren: d i e D r o g e , w i e s i e d u r c h d i e v e r p n t e n A r z n e i e n g e i s t e r t u n d i m O p i u ma u c h i h r e M a s k e a b w i r f t ; d a s S t e c k w i c k e l n g e n a n n t e V e r f a h r e n , d e n S u g l i n ga u f e i n k r p e r l a n g e s B r e t t z u l e g e n , d a n n m i t s e i n e n W i n d e l n z u u m w i c k e l n u n dd e r a r t z u r r e g l o s e n M u m i e z u m a c h e n 1 8 ; e n d l i c h d i e W i e g e , b e r d i e e i n a n d e -r e r R e f o r m e r s e i n e m S t a a t v e r m e l d e t e :

    W ei t f eh l e r h a f te r i s t d e r a l l g em e in h e r r sch en d e B r au ch u n te r d en L an d leu ten , ( . . . ) d i e K in d e rzum Schlafen zu zwingen; d ieses such t man durch bestnd iges unbesonnenes Wiegen , durchSchw ingen un d Scht te ln , durch Auf- und Ab trag en und heft iges Singen zu bew erkste l l ige n ;M e th o d e n , d i e eh e r g ee ig n e t s in d , ( . . . ) h ch s t en s ein e v o r b e r g eh en d e B e tu b u n g h e r v o r z u -b r in g en , we lch e zu r S tu p id i t t u n d zu m B l d s in n e d i e e r s t e Ve r an la ssu n g g ib t . 1 9

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    FRIEDRICH A . KITTLERDie herg ebra chte n Mittel des Sti l legens un d Ein schl fe rns ka n nt e n kein e Seele.

    Sie han dha bte n den Sugl ing als e inen K rp er un ter K r pe rn . Sie schlssen vo nvornh erein das Auf kom men jener Beziehung aus , d ie wi r a ls M ut te r - Ki nd -I nt e r -aktion feiern un d analysieren. U n d genau deshalb fhr te n s ie in de n Au g en derpdagogischen und psychologischen Reformer, die am Ausgang des 18. J a h r h u n -der ts das Kleinkind als Hau pta ufg abe aller Ku l tu rar bei t e nt de ck te n 2 0 , zur Stu-piditt un d zum Blds inn e" - de nn das s ind die At tr ib ut e eines schlich ten K r-pers, wenn ihn Psychologenblicke abschtzen. Weil das Kind des neuen Staatseine Seele brau cht, besteh t die Re fo rm einfach dari n, da die M t t e r zu u ne r-setzlichen"* 1 "Wesen e rnann t wer den und d ie Am me n un d Ki nd er w r t e r in ne nersetzen, denen sie jahr hund er te lang ihre Klei nkin der ber la ssen ha t t en . Da mi twechseln a lle Me tho de n des St i llegens und Einschl ferns . Die Wi e g e k o m m tauer Gebrauch . Goeth e , den noch e ine be rgro e Wie ge vo n N u b a u m , mi tElfenbein und Ebenholz e ingelegt , ehmals geschwenkt hat te" , te i l t se iner Mut terfnfundzw anzig Jah re spater mi t , da solche Schau kelka s ten" e iner neu en Kin -derf re ihei t zul iebe nunmehr vl l ig auer der Mode seien"" . Gegen das Steck-wickeln setzt e in groan geleg ter und er fo lgrei cher Aufk lru ngsfe ldzug ein . U n dan die Stel le der Drogen tr i t t : die sanfte Stimme einer Mutter .

    Die sanfte Stim me der Mu tt er is t ein Vie lzw eck ger t; ihre Effek te b er spi el enund berwin den al le d ie Unters cheidu ngen , d ie das okzi dent ale Wi ss en auf rei t :Sinnl iches un d Geis t iges , Ins t inkt und Kun st , K rpe r te ch nik en u nd See lenh er-stel lung. Das macht Pestalozzi ausdrcklich, durch den ja b er ha up t d er M u t t e r -Kind-Bezug der Prototyp des pdagogischen Bezuges wurde" 2 3 . W e n n d i eneuen Regeln der Suglingspf lege behe rzigt und d. h . A m m e n un d W r te r in n e nausgeschlossen sind, hrt das Kind zuerst" und al lein die Stimme seiner Mut-ter*; Das ers te Gefhl des Zus am en ha ngs eines To ne s mi t dem Ge ge ns ta ndder ihn hervorgebracht hat , i s t das Gefhl des Zusamenhanges deiner St immemit dir , Mutter!" (S. 317) Diese Regel e iner ursprn gl iche n und unaus l schl ic henEinsch reibun g hat sodann die Mu t t er selbs t zu beher zigen und an zu we nd en :Br inge selbst Tne hervor, klatsche, schlage, k l o p f e , rede, si nge, ku rz t n e ihm, damit es sichfreue, d amit es an dir han ge, dam it es dich liebe ; hohe An mu th fliee von deinen Lippen; g e f a l l eihm auch durch deine Stimme, wie ihm niemand g e f l l t , und glaube nicht da du um deswillenirgend eine Kunst nothwendig habest; glaube nicht, da du um deswillen auch nur singen knnenmssest. Di e Lie bli chk eit des Redens , die aus dein em He rz en fliet, ist fr die Bil du ng dei nesKindes unendlich me h r wer th, als jede Kunst des Ges ang es, in der du auf jeden Fall imm er hin te rder Nachtigall zurkestehst. (S. 319 f. )

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    LULLABY O F BIRDLANDZunchst wirk t d ie mtter l iche St imme, deren Anmuth" und Gegenl iebe er-

    regende Liebl ichkei t" in genauem Gegensatz zum heftigen Singen" von Am-me n und W rt er in ne n steht, auf den Kr pe r des Kind es. Sie ist N at ur un d gehtauf Natur. Einzig darum kann die Nachtigall fr sie der Mastab und sie dasModel l a l ler Vog els t im men se in :

    M u t t e r ! mit der ich rede, sow ie das Ki nd dein e Sti mm e als die deinige erkennt, dehnt sichdann der Krei s seiner diesflligen Erkenntnisse immer wei ter aus, es erkennt allmhlig den Zu-samenhang des Vo gel ges ang es mit dem V o g e l , des Bellens mit dem Hu n d e , des Schwirrens mitdem Spinnrad (S . 318).Aber die Mutterstimme ist zugleich jene einzigartige und paradoxe Natur, dievon selbst und ohne jede Entfremdung auch den Ubergang zu Kunst, Bildung,Kul tu r mach t ;. . . De i n Instinkt zwingt dich nicht blo, ihm Tone vorzulallen, um ihn dadurch zu erheitern undz u zers t reuen , eben diser Instinkt zwingt dich, vor ihm und mit ihm zu reden, vor ihm und zu ihmWorte auszusprechen, wenn du schon bestirnt wei es t, da es mit deinen Wor te n durchaus nochkeinen B e g r i f f verbindet . (S . 268)

    Es ist ein Ins ti nkt , der die M ut t e r sprech en un d d. h. die In sti nkt e ber schr ei-ten ma cht ; es ist eine Korp er lu st , die den Suglin g hre n un d d. h. Begriffe em p-fangen macht, die seinen Krper berschreiten und artikulieren werden. So glei-tet die Botschaft de r Anti phys is wu nd er sa m von Insti nkt zu Insti nkt. Alle Ge-walt scheint aus dem Spracherwerb verbannt und wirklich zielt auf solchen Bannal le Anstrengung. Die Wrter , d ie der Ins t inkt der Mutter dem Inst inkt desKin des einflt, sind das gen aue Gege ntei l des berlief erten Bil dungsg uts. W odie Schule das Kind ganze Sze sich selbst und dem Lehrer in einer Sprachevorpapageyen macht, die es nie gelernt hat,und die gar nicht die Sprache ist, inder es tglich redet" (S. 321), geht die Mutter einzig vom Nchsten und Alltg-l ichsten aus: von Wa hr ne hm un gs fe ld und K rpe r des Kindes . Pesta lozzis Buchder Mtter oder Anleitung fr Mtter ihre Kinder bemerken und reden zu leh-ren beginnt damit, da es die Mutter lehrt , ihrem Kinde die uern Theileseines Krpers zu zeigen und zu benennen"". Artikulation wird an Deixis ge-koppe l t , um der souve rne n Wi l l kr , mit der e ine jede Kul tur Kr per ar t ikul ier tun d d. h. zergl ieder t , alle Ge wa lt zu neh me n. Do rt aber, wo hi n keine Deixisreicht - im Feld der symbolischen Beziehungen, das Objekte und deren Zeigbar-keit erst freigibt 2 6 bleibt die l iebende und Gegenliebe weckende Stimme auchnach dem Spracherwerb und fr immerdar das reine Melos, das nichts bezeich-net , aber alles be de ut et : die Li ebe selber. In dieser Fu nk ti on ist die St im me a m

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    Friedrich A. Kittxeru n e r s e t z l ic h s t e n . D e n n n u r w e i l e s d e n Z u s p r u c h e i n e r M u t t e r g e h r t h a t , f i n d e ni m K i n d a l l d i e A b w e s e n h e i t e n E i n g a n g u n d N a m e n , d i e i h m k e i n e D e i x i s z e i g e nk a n n u n d o h n e di e e s k e in b r g e r li c h e s I n d i v i d u u m w r d e : O h n e G l a u b e n a n "d ie M u t t e r k e in G l a u b e n a n d ie M e n s c h e n n a t u r " , k e i n G l a u b e n a n G o t t u n dn o c h w e n i g e r a n d a s E b e n b i l d G o t t e s u n d d e s M e n s c h e n , a n I e s u m C h r i s t u m "(S . 311). Also fung i e r t d i e s an f te S t im m e de r M ut t e r a l s pe r fe k t e r E r s a t z d esO p i u m s , d a s e h e d e m d ie A m m e n v e r a b r e i c h te n : W e r s ie e i n m a l g e h r t h a t ,b le ib t scht ig se in Leben lang .

    Die neue Techn ik , K indern e ine S ee l e e i nzu f len , bes t eh t dem nach i n de rE r s c h l i e u n g e i ne s F e l de s , a uf d e m R e d e u n d N a t u r l a u t e e i n a n d e r u n g e s c h i e d e nd u r c h g e h e n . D a d a s e r s te H r e n in f a n ti l i m W o r t s i n n is t, w i r d m i t e i n e m m a lz u r G r u n d v o r a u s s e t z u n g d e r S p r a c h t h e o r ie n u n d S p r a c h b e r l i e f e r u n g s p r a k t i -k e n . " I h r R e c h n u n g z u t r a g e n v e r m a g e i n z i g d i e S t i m m e d e r M u t t e r , w e i l s i eh a l b A t h e m " i s t , d u r c h d e n d a s K i n d E m p f i n d e n " 2 8 l e r n t , h a l b A r t i k u l a t i o n ,du rch d i e e s S p rechen l e rn t . S o en t s t ehen e ine S ens ib i l i t t , d i e d i e S tup id i t t "a u s s c h l i e t , u n d e i n A r t i k u l a t i o n s v e r m g e n , d a s d e n B l d s i n n " a u s s c h l i e t . D i eE r o g e n e i t t d e r A t m u n g " m i t i h r e m P a r t i a l o b j e k t S t i m m e , s t a t t n u r s e h r u n g e -n g e n d b e k a n n t " z u s e i n 2 9 , w i rd a l so gan z ausdrck l ich e ing ese tz t .W e i l sie i m Z w i s c h e n v o n N a t u r u n d K u l t u r , A t e m u n d S p r a c h e , L a u t u n dR e de e in se t z t , b l e ib t d i e K u l tu r i s a t i o n du rch e ine M ut t e r s t im m e g le i ch w e i t en t -f e r n t v o n d e n k r p e r l i c h e n E i n g r i f f e n d e r A m m e n u n d d e n v e r s t n d i g e n d e rS chu l e - w ie denn auch S chu l - und Am m en w is se n in e inem A tem zu g de r K r i t i kP e s t a lo z z i s v e r f a l l e n . D i e D r o g e n u n d d a s S t e ck w i c k el n d e r A m m e n b e r f h r t e nd i e Kinder sch re i e , d i e s i e l i s t i g ode r gewal t s am s t i l l t en , n i ch t i n Wr t e r , s i e be -t u b t e n " b l o ( P f e u f e r ) ; d i e G r a m m a t i k e n u n d E n z y k l o p d i e n , d ie d i e a lt e

    S chu l e e in t r i ch t e r t e , haben i h ren B ezug zu S t im m e und S ch re i im m er s chon ge -k a p p t , s ie b e l e h r t e n b l o . D i e h i s to r i s c h e E r f i n d u n g d e r M u t t e r s t i m m e d a g e g e nknpf t zwi schen R ea l em und S ym bo l i s chem an de r S p rache e inen B ezug , de r dasIm ag in re s e lbe r - d i e S ee le - en t l t .N r . 3D i e erste Sorge d e r Natur fr die Schwachheit meines Geschlechts is t Sorge fr seine Ruhe. D i eerste Muttersorge, d e r A n f a n g aller Muttersorgen und der Mittelpunkt aller Muttersorgen is t

    Sorge fr die Beruhigung des Suglings (sie). L a n g e , lang eh sie einen A u g e n b l i c k verliert, ihmirgendeine A r t v o n Einsicht byzubringen, ist sie ganze T a g e i n B e w e g u n g u n d bricht sich langeNchte d en h(eiligen) Schlaff, u m seine Ruhe zu sicheren. L a n g e , lang eh sie Spuren seiner V e r -nunft sucht, haschet si e nach Spuren seiner L i e b e . L a n g e , lange eh sie daran denkt, d en GebrauchI 2

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    seiner Sinne zu lenken, bildet sie dasselbe mit hoher Kunst schon zu Fertigkeiten und Gewohn-heiten, die seine Ruh sichern. A l s o z e i g t die hohe Natur mit der ganzen Kraff t ihres Thuns: Ruheist fr das menschliche Kind das erste Nothwendige.So beginnt Pestalozzi sein Fragment ber die Grundlagen der Bildung. Die

    Ruhe, die die Mutter sichert und schenkt, indem sie allen Mangel des Suglingsim doppelten Wortsinn stillt, heit eins mit der Ruhe, die die Natur selber demMenschen zugedacht hat. Was Wunder also, da Goethe die alte Schrift in undvon der Natur gerade zur Feier seines Geburtstags rekognosziert: ihre Botschaftwiederholt den Anfang selber, den Anfang aller Muttersorgen", der mit derGeburt des Kindes zusammenfllt. Was Wunder auch, da er den Schlu derVerse in sanftem, wehmtigem Ton" nachspricht: ihr Melos wiederholt diesanfte Stimme, die im Geuerten Ruhe versprach und im uern selber schonwar .

    Die neuen Grundlagen der Bildung", die Reformpdagogik und -psychologiegelegt haben, sind die Grundlagen auch der neuen Lyrik, die um 1800 ihreStimme im Wortsinn findet. Denn die Lyrik verlt den Boden der Schrift undwird als Echo und Nachhall einer ursprnglichen Stimme selber zur Stimme. Sievergit die hergebrachten Sprachregelungen, die alle auf Schriftlichkeit grnde-ten und das Gedicht an die Knste der Rhetorik, den Tresor des Wissens und dieNormen der Verslehre banden. Kein berliefertes Metrum regelt die Zeilen aufdem Kickelhahn, keine Topik sttzt und beglaubigt die Gleichung, die sie zwi-schen Schlaf und Tod herstellen. Da die verheiene Ruhe die allnchtliche oderdie letzte sein kann - nur literaturwissenschaftlicher Tiefsinn geht ber die ersteLesart hinweg, um einen Text von den letzten Dingen zu haben -, entsprichtsehr genau dem Auftrag der Mutterstimme, durch ihre Anwesenheit alle Abwe-senheiten, die alltglichen und die religisen, zu vermitteln. Deshalb auch bleibtdas Nachtlied bar allen Wissens; wie die Mutter ihrem Kind die Sprache von denVogelstimmen und Naturlauten her nahebringt, so geht das Nachtlied einzigvon seiner nchsten Umwelt aus, darin wieder die Vgel sind. Es entgleitet denBegriffen also in jene Konfinien, wo Sprache und Naturlaute eins werden.

    Das akustische Zwielicht umfngt und definiert die neuen Gedichte um 1800.Goethe:

    Rausche, Flu, das Tal entlang,Ohne Rast und Ruh,Rausche, flstre meinem SangMelodien zu.st

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    FRIEDRICH A. KITTLEREichendorff:

    O wunderbarer Nachtgesang:V o n fern im Land der Strme Gang,Leis Schauern in den dunklen B ume n . 8 2

    Brentano, um ein flsternd Wiegenlied" bittend:Singt ein Lied so s gelinde ,Wie die Quellen auf den Kieseln,Wie die Bienen um die LindeSumme n, mu rme ln, flstern, rie sel n.' 3

    Und endlich die Zeilen, die das Geheimnis all der murmelnden und rauschendenNaturgerusche dem prosaischen Papier verraten:

    Da lieg ich nun des Nachts im Wald.Ei n Wchterhorn von ferne schallt,Das Rauschen, das den Wald durchzieht.Klingt wie der Mutter Wiegenlied.

    Genauer als die Interpreten, nach denen die neue lyrische Sprache in ihrer Be-deutungsferne Rauschen und einsame Na tu r nach ah mt" ' 4 , sagen es also dieTexte selber, wem sie verdankt sind. Ihre Nachahmung von Naturlauten istNachahmung der einzigen Rede, die seit damals Natur und Rede zugleich heit,weil sie schlechthin beruhigt. Der Mutter Wiegenlied" ist die Matrix der neuenLyrik.Die Literaturwissenschaft geht daran auf zwei gegenlufigen Wegen vorbei.Die Erfindung des Mutter-Kind-Bezugs verschwindet ihr entweder in einer zeit-losen Seelenwahrheit oder in einer Geschichte der Haupt- und Staatsaktionen.Zur Deutung der Tatsache, da Wiegenlieder um 1800 mit einemmal literatur-fhig wurden, beruft ein Aufsatz zum Erlebnisgehalt des Wiegenliedes" nurdie Ureinheit Mutter - Kind als Ursprung alles ersten und letzten Sehnens unddamit als Ursprung jedweden religisen und knstlerischen Gestaltens" 3 5 . DaMittelalter und Frhneuzeit literarische Wiegenlieder nicht hervorgebracht ha-ben und das seltene Wort Wiegenlied noch im 18. Jahrhundert auch ein Elternzur Kindesgeburt gewidmetes Gedicht bezeichnen konnte", verleugnet solchePsychologenmetaphysik mit Hinweis auf die alten christlichen Krippenlieder",deren Ablsung durchs literarische Wiegenlied indessen gerade herzuleitenwre. - Umgekehrt beruft ein Aufsatz ber kritisches Lesen", der ausdrcklichnach historischer Herleitung von Wandrers Nacbtlied verlangt, einfach gewisseVerstimmungen zwischen Goethe und Groherzog Karl August drei, vier Tage

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    vor Abfassung des Gedichts. Es soll demnach den Zweifel am Gelingen einerLeb en sg est alt un g" ausdrck en, die Go et he als Realisieru ng seiner aufklreri-schen Ideale in der Weimarer Gesellschaft anstrebte" 5 8 . So nahe beieinanderwohnen in der Wissenschaft die Leidenschaft der politischen Aufklrung und dieLeidenschaft der Ignoranz. Ob sie auf zeitlose Gegebenheiten in der Seele oderauf Haupt- und Staatsaktionen in der Gesellschaft rekurrieren, beide Verkennun-gen des Wiegenlieds sind so trstlich und trgerisch wie es selber: Sie verschlie-en Ohren und Augen der Tatsache, da das Reden selber reine uerlichkeitist. Le monde symbolique, c'est le monde de la machine.""

    Die Maschinen des Redens haben nicht nur Geschichte, sie machen Geschichte.Die psychologisch-pdagogische Kulturisationstechnik, die Mitteleuropa um 1800beschert wurde, hat die Parameter literarischer Wirkung verndert. Wenn Lyrikder Mutter Wiegenlied" wird, bleibt sie nicht auf die Sprechhandlungen be-schrnkt, die Gedichte nach der alten ars poetica vollzogen: Sprechhandlungenwie Feiern und Klagen, Rhmen und Ergtzen. Sie alle setzen bei Sprechern wieHrern immer schon ein Vermgen der Artikulation voraus. Der Mutter Wie-genlied" indessen unterluft eben diese Voraussetzung. Es hat Effekte auf Ebe-nen, die den sprachlosen Krper betreffen; seine Parameter sind Melos, Klang,Atemrhythmus. Rede ergeht, um - unendlich paradox - zu erlschen. So um-fassend wie unerhrt ist die Definition, die Gotthilf Heinrich Schubert 1814 demlyrischen Metrum gibt, wenn er seine beruhigende, zum Theil einschlferndeun d die Seele in die Reg ion der dunklen Gefhl e und des Tr au me s fhre ndeWirkung" behaupte t . 4 0 Eine Definition, wie geschaffen zum Kommentar vonWandrers Nachtlied.

    Bettina Brentano, Goethes verliebteste Leserin, ber den Effekt seiner Ge-dichte:Und das ist der Goethe, der so wie Blitze in mich schleudert und wieder heilend mich anblickt, alstuen ihm meine Schmerzen leid, und hllt meine Seele in weiche Windeln wieder, aus denen siesich losgerissen, da sie sich Ruhe erschlummere und wachse, schlummernd im Nac htgl anz , inder Sonne; und die Luft, die mich wiegt, denen vertraut er mich, und ich mag mich nicht andersmehr empfinden zu ihm als in diesem Gedicht, das ist meine W i e g e , wo ich mich seiner T e i l -nahme, seiner Sorge mich nah fhle und seine Trnen der Liebe auffang und mich wachsendfhle.

    Und schlielich Wagner, der ja nach Nietzsche lauter Opiate und Quietive desWil len s zu sa mm en br au te und d. h. alle imag in ren Effekte romantisc her Poesieins Reale, ins Technologische bertrug. Wagner ber seine Komposition des

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    FRIEDRICH A . KITTLERL i e d e s Dors mon enfant:Es ger iet so gut , da, als ich spt abends es mehrmals leise mir auf dem Klavier probier te , meineFrau aus dem Bet t mi r zurief, d a s w r e j a g a n z h i m m l i s c h z a m E i n s c h l a f e n . 4 2

    W e n n d ie h y p n a g o g e S t i m m e d e r M u t t e r d a s M o d e l l d e r n e u e n G e d i c h t e u n di h r e r W i r k u n g i s t , s i n d s i e k e i n A u s d r u c k . D e r P ar am e t e r A u s d r u c k b e z i e h t e i n eR e d e a u f i h r e n S p r e c h e r ; d i e h y p n a g o g e n E f f e k t e t r e t e n i n d e s s e n b e i m A d r e s -s a t e n au f . S e l t e n g i l t s o s t r e n g w i e vom l i t e r ar i s c h e n W i e ge n l i e d L ac an s G e s e t z ,d a d e r S t i l " b e i l e i b e n i c h t d e r M e n s c h " i s t , s on d e r n d e r M e n s c h , z u d e m ge -s p r o c h e n w i r d " 4 3 . D a s W i e g e n l i e d i n s e i n e r B e d e u t u n g s f e r n e e r k l i n g t f r e i nI n f an s , d as h or c h t u n d n i c h t h r t . D ar an r e i c h e n d i e i d e a l i s t i s c h e n s t h e t i k e n d e rG o e t h e z e i t , d i e L y r i k a l s S i c h - A u s d r c k e n b e s t i m m t e n , g e n a u s o w e n i g w i e d i el i n gu i s t i s c h e n von h e u t e , d i e s i e a l s e goz e n t r i s c h e s " od e r i n n e r e s S p r e c h e n "b e s t i m m e n 4 4 . B e i d e D e f i n i t i on e n ve r b l e i b e n s e l b e r i m D i s k u r s r au m , d e n d i e E r -f i n d u n g d e r S e e l e a u f g e t a n h a t . D e n n e s i s t j a B e w a n d t n i s u n d D o p p e l d e u t i g k e i td e r p s yc h oge n e n M u t t e r s t i m m e , d u r c h r e i n e s L au t e n d as K i n d s c h e i n b ar s o ge -w a l t l o s i n d i e R e d e e i n z u f h r e n , d a s i e a l s s e i n e e i ge n e R e d e u n d , z u h c h s t , a l sL yr i k e i n e s G e n i e s ge f e i e r t w e r d e n k an n . D i e s e r h i s t or i s c h e n L i s t e n t s p r i n g t d i eI n n e r l i c h k e i t , d i e i n d e n G e d i c h t e n z u s p r e c h e n s c h e i n t u n d i h n e n von d e n T h e o -r i e n n oc h e i n m al z u ge s p r oc h e n w i r d .

    D i e au f d i e B r e t t e r w an d am K i c k e l h ah n ge k r i t z e l t e n Z e i l e n h ab e n e i n e n e u eE p o c h e d e r L y r i k b e g o n n e n , w e i l s ie v o m E n d e u n d v o m U r s p r u n g d e r R e d ez u g l e ic h r ed e n . V o m E n d e : d e n n n a c h d e m d e r H a u c h in d e n W i p f e l n e r l o s c h e ni s t u n d d i e V ge l s c h w e i ge n , w i r d au c h d e r H au c h z u r R u h e k om m e n , d e r d e rg e g l i e d e r t e A t e m : d i e S t i m m e i st . V o m U r s p r u n g : d e n n d ie Z e i l e n , d i e a u f T i t e lu n d G a t t u n g s n a m e n v e r z ic h t e n , n e n n e n s t a t td e s s e n d e n T a g i h r e r S c h p f u n gu n d d e n N am e n i h r e s S c h p f e r s , u m k r a f t d i e s e r S i gn at u r f r i m m e r ge s c h i e d e nz u s e in v o m e r l s c h e n d en G e m u r m e l o h n e A u t o r , d as s i e s i n d , u n d v o m e r l -s c h e n d e n G e m u r m e l oh n e A d r e s s a t e n , d as s i e d i c h t e n . S o g l e i c h z e i t i g u n d s ok o m p l e m e n t r s i n d d i e R e d e n v o m E n d e u n d v o m U r s p r u n g d e r R e d e . D a sP h an t as m a d e s A u t or s a l s d e s H e r r n , d e m d e r D i s k u r s e n t s p r i n ge n u n d f r i m -m e r g e h r e n s o l l , k o m m t a u f i m s e l b e n A u g e n b l i c k d e r G e s c h i c h t e , d a M e n -s c h e n s p r ac h e M u t t e r s p r ac h e " 4 5 w i r d . G e r a d e d i e Z e i l e n , d i e v o m E n d e a l l e nL a u t e n s u n d S p r e ch e n s i n R u h e u n d A b w e s e n h e i t s p r e c h e n , h o l t G o e t h e z u rF e i e r s e i n e s l e t z t e n G e b u r t s t ags i n d e n D i s k u r s u n d d i e P r s e n z z u r c k . E r s e l -b e r , a l s A u t or , t u t m i t h i n , w as i m Tasso d e r G o t t t u t : e i n S p r e c h e n m g l i c h z u1 6

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    LULLABY OF BlRDLANDmachen noch dort, wo der Mensch verstummt". Als Produkt und Dokumenteiner Autor-Biographie und -Chronologie, wie sie seit Goethes gottgleicher Ge-ste als Gesammelte Werke" hergestellt werden, haben die Zeilen auf dem Kik-kelh ahn bislang das Verb lass en ihrer Schriftzge berdauert.

    Inzwischen sind andere Techniken aufgekommen, den Diskurs in seinen Ef-fekten und seiner Erosion zu handhaben. Mit der Frage qui parle?" 4 6 zergehtdie Tautologie, da immer der spricht, der spricht. Wandrers Nachtlied, diesernachtrgliche Titel, verhllt nicht mehr, da nicht der Wandrer" und nicht derAutor das Wort des Zuspruchs und der Stillung hat, sondern eine historischeFigur des Anderen. Inzwischen sind auch andere Klnge laut geworden. Birdlandwar kein Vogelland sondern eine Bar. The Bird hie ein Altsaxophonist. Undwenn er Lullaby of Birdland spielte, war es ein Signal und kein Wiegenlied.

    * Goethes Gesprche ohne die Gesprche mit Eckermann, hrsg. Flodoard Freiherr von Bieder-mann, Leipzig o. J., 643 f.2 Vgl. meinen Aufsatz ber die Sozialisation Wilhelm Meisters, in : GERHARD KAISER un d FRIED-RICH A. KITTLER: Dichtung als Sozialisationsspiel, Gttingen 1978, 103106.s Wilhelm Meisters Lehrjahre, II 2, We rk e, hrsg. Erich Tr un z (Ha mbur ger Ausgabe), Hambu rg:We gn er 1950 ff. u. ., Bd. VI I, 80 f. ( Nach dieser A usgab e [ = HA ] wird auch im folgendenzitiert.)* Briefe und Tagebcher* hrsg. Hans Gerhard Graf, Leipzig o. J., Bd. II, 71 2 (Ei ntr ag vom27. 8. 1 8 3 1 ) .5 Wilhelm Meisters theatralische Sendung, hrsg. Wilhelm Haupt, Leipzig 1959, 73-6 WALTER BENJAMIN: Deutsche Menschen, Ein e Folge von Briefen, Gesammel te Schriften, Fran k-furt: Suhrka mp 1972 ff., Bd. I V/ i , 21 1.7 JACQUES LACAN: Le seminaire, II, 270.8 EMIL STAICER: Grundbegriffe der Poetik, Zric h - Freibu rg/Br .: Atlantis 1963 , 13. MARTIN HEIDEGGER: Sein und Zeit. Erste Hlfte, Halle/S . 3 i 9 3 i > 165. Zu Wandrers Nachtliedvgl. HERMANN A. MLLER-SOLGER: Kritisches Lesen. Ein Versuch zu ^Wandrers Nachtlied II\Seminar, 10 ( 1 9 7 4 ) , 257.

    1 0 EMIL STAIGER: Grundbegriffe . . . , 16 .1 1 SIGMUND FREUD: Formulierungen ber die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens^ G WVIII, 238.1 2 Vgl. JACQUES LACAN: Subversion des Subjekts und Dialektik des Begehrens im freudschenUnbewuten, S II, 188: Keine Aussage von Auto rit t kann hier anders garanti ert sein als inihrem Aussagen selbst."1 3 JACQUES LACAN: Subversion des Subjekts . . . , 181 .

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    FRIEDRICH A. KITTLER

    " JOHANN WOLFCANC GOETHE: Die Leiden des jungen Werthers, Brief vom 21. 1 1 . , HA, Bd.V I , 87.1 5 JACQUES LACAN: ber eine Frage, die jeder mglichen Behandlung der Psychose vorausgeht,S II, 87.8 HA, Bd. VI, 1 1 7 .1 7 Abhandlung von der gehrigen physischen Erziehung der Kinder^ Aug sbu rg 178 4, 56; zit .GUSTAV STEPHAN: Die husliche Erziehung in Deutschland -whrend des achtzehnten Jahrhunderts,Wiesbad en 1891 , 20.

    Vgl. dazu EDWARD SHORTER: Der Wandel der Mutter-Kind-Beziehung zu Beginn der Moderne,in: Geschichte und Gesellschaft, 1 ( 1 9 7 5 ) , 272.1 0 C. PFEUFER. ber das Verhalten der Schwangeren, Gebhrenden u. Wchnerinnen auf de?nLande, u. ihre Behandlungsart der Neugeborenen u. Kinder in den ersten Lebensjahren, in: Jahr-buch der Staatsarzneikunde, 3 ( 1 8 1 0 ) , 63; z it . Gustav Shorcer: Der W a n d e l . , . , 159.2 0 Vgl. etwa JEAN-JACQUES ROUSSEAU: Emile, livre I, CEuvres comp letes , hrs g. Ber na rd Ga gn eb inund Marcel Ra ym on d, Paris 1 959 ff., Bd. IV, 245: La premi ere ed uca tio n est celle qui im po rt ele plus, et cette premie re education apparti ent incon testa blem ent aux fem mes ."2 * JEAN-JACQUES ROUSSEAU: Emile, I . . . , 257: La sollicitude matern elle ne se supp lee poi nt. "Ganz hnlich JOHANN HEINRICH PESTALOZZI: Weltweib und Mutter, Smtl iche Werke, hrsg. ArturBuchenau, Ed uar d Sprang er un d Ha ns Ste ttbacher, Berlin - Leipzig 1927 ff., Bd. XV I, 35 2. Z u mPhantasma dieser Unersetzlichkeit bei Rousseau vgl. JACQUES DERRIDA: De la grammatologie,Paris: Min uit 1967 , 209 f. Derr ida freilich n imm t, gut und d .h . schlecht philosop hisch , die n -ersetzlichkeit der Mutter als bloes Beispiel fr die Kategorie selber von Unersetzlichkeit beiRousseau, statt umgekehrt die Kategorie von der Instanz her zu analysieren.2 2 JOHANN WOLFGANG GOETHE: Dichtung und Wahrheit, III 15, HA , Bd. X, 74.2-i WOLFCANG SCHEIBE: Die Strafe als Problem der Erziehung. Eine historische und systematischepdagogische Unt ers uch ung , Wei nh eim - Berlin 1967, 44.24 JOHANN HEINRICH PESTALOZZI: ber den Sinn des Gehrs, in Hinsicht auf Menschenbildungdurch Ton und Sprache (1803/04), S W , Bd. XV I, 266. (Im folgenden nu rm eh r nach Seite nzah lenzitiert .)2 5 Vorrede, SW, Bd. XV, 347.8 6 Vgl. JACQUES LACAN: De h psychose paranviaque dans ses rapports avec la personnalite, Par i s :Seuil 2 1 9 7 5 , 326: La question se pose de savoir si toute connaissance n'est pas d'abord connais-sance d'une personne avant d'etre connaissance d'objet, et si la notion meme d'objet n'est pas dansrhumanite une acquisition secondaire."2 7 Vgl. etwa JEAN-JACQUES ROUSSEAU: Emile, I . . . , 285: To ute s nos langues sont des ou vrag esde Part. On a Iongtems cherche s'il y avoit une langue naturelle et commune h tous les hommes:sans dou te , il y en a un e; et c'est celle qu e les enfans par lcn t avan t de savoir pa rier . Cet te lan guen'est pas articul ee, mais eile est accentuc e, sono re, Intelligible. (. . .) Les rvourrices son t nos ma it re sdans cette langue, elles entendent tout ce que disent leurs nourricons, elles leur repondcnt, ellesont avec eux des dialogues tres bien suivis, et quoiqu'elles prononcent des mots, ces mots sontparfaitement inutiles, ce n'est point le sens du mot qu'ils entendent, mais l'accent dont il estaccompagne."28 JOHANN GOTTFRIED HERDER: Das Ich, Smmtliche Werke, hrsg. Bernhard Suphan, Berlin1 8 7 7 - 1 9 1 3 , Bd. XXX 132.2 9 JACQUES LACAN: Subversion des Subjekts . . . , S I I , 193.so ltere Fassung ( 1 8 0 3 ) , SW, Bd. XVI, 1.8 1 JOHANN WOLFGANG GOETHE: An den Mond, HA, Bd. I, 130.1 8

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    LlJLLABY OF BlRDLAND3 2 JOSEPH VON EICHENDORFF: Nachts, Neue Gesamtausgabe der Werke und Schriften, hrsg. Ger-hard Baumann und Siegfried Grosse, Stuttgart 2 i 9 5 7 , Bd. I, 12.33 CLEMENS BRENTANO: Lureleys Werke, hrsg. Friedhelm Kemp, Mnchen 1 9 6 3 - 6 8 , Bd. I, 258.3 4 THEODOR W . ADORNO: Zum Gedchtnis Eichendorffs, in; Noten zur Literatur, GesammelteSchriften, Bd. X I , Frankfurt : Suhrkamp 1974, 83.35 BRUNO JOCKEL: Der Erlebnisgehalt des Wiegenliedes, Berliner Hefte fr geistiges Leben, 3( 2 . H j . 1 9 4 8 ) , 4 1 4 .36 GRIMM; Deutsches Wrterbuch, s. v.37 BRUNO JOCKEL: Der Erlebnisgehalt..., 412.38 HERMANN A . MLLER-SOLGER: Kritisches Lesen ..., 262.3 9 JACQUES LACAN: Le Seminaire, I I , 63.*o GOTTHILF HEINRICH SCHUBERT: Symbolik des Traumes, Nach druck Hei delb erg 1968, 16, Anm.4 1 BETTINA VON ARNIM: Die Gnderode, Werke und Briefe, hrsg. Gustav Konrad, Bd. I , Frechen -Kln 195 9, 485.4 2 RICHARD WAGNER: Mein Leben, hrsg. Martin Gregor-Dellin, Mnchen: List 1976, 183.4 3 JACQUES LACAN: Ouvertre de ce recueil, E , 9.4 4 HANS DIETER ZIMMERMANN: Vom Nutzen der Literatur. Vorbereitende Bemerkungen zu einerTheorie der l i terar ischen Kommunikat ion, Frankfurt ; Suhrkamp 1977, 112.4 5 JOHANN GOTTFRIED HERDER: Vom Erkennen und Empfinden der menschlichen Seele ( i 7 7 8 ) iSW, Bd. VIII, 198.4 Diese Frage, von Lacan gestellt {Subversion des Subjekts.... S II , 174) wie von Michel Foucauh(Les mots et les choses. Un e archeologie des sciences hum aine s, Paris; Gall imar d 1966, 31 6) , stehtam Schnittpunkt von Psychoanalyse und Diskursanalyse.

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    Z E I T S C H R I F TF R

    P S Y C H O A N A L Y S E

    M r. 3S O M M E R 1 9 7 9

    F r i e d r i c h A . K i t t l e r 5 L u l l a b y o f B i r d l a n dJ o c h e n H r i s c h 2 0 W a g n e r m i t H o m e r . Z u r D i a l e k t i k v o n W u n s c h u n d W i s s e n i n

    W a g n e r s M u s i k d r a m e nD e t l e f O t t o 3 3 D i e D i s k r e t i o n u n d d i e I d e n t i t t i n G o t t f r i e d K e l l e r s S i n n g e d i c h t "L u t z M a i 5 9 H a b i m m e r K 2 M z u r H a n dB c h e r, M i t t e i l u n g e n 6 2

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    H e r a u s g e g e b e n v o n : N o r b e r t H a a s , V r e n i H a a s , L u t z M i c h a el M a i , C h r i s t i a n eS c h r u b b e r sG r a p h i s c h e G e s t a l t u n g : L u c i e n n e D e m o i s yS a t z : H o f f m a n n , D a r m s t a d tD r u c k : R o h r - D r u c k - H i l d e b r a n d G m b H , K a is e rs la u t er nP r i n t e d i n G e r m a n yI S S N 0 3 4 4 - 8 2 7 4 1 9 7 9 V e r l a g D e r W u n d e r b l o c kN i e b u h r s t r a e 7 7 , D - 1 0 0 0 B e r l in 1 2A l l e R e c h t e v o r b e h a l t e nN a c h d r u c k m i t G e n e h m i g u n g d e s V e r l a g s