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Herausgeber: German Graduate School of Management and Law gGmbH Bahnhofstraße 1 · D-74072 HeilbronnPhone: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 0Fax: +49 (0) 7131 - 64 56 36 - 27
Geschäftsführer: Prof. Dr. Dirk Zupancic, Prof. Dr. Tomás Bayón
Leiter der Studie »Interkulturelle Kompetenz«: Prof. Dr. Christopher Stehr
Dilan Barkin, Frederike Hoffmann, Katharina Karcher, Jan-Paul Kersting, Franziska Konz, Maximilian Mank, Pia Selina Patzer, Marvin Rottenberg, Christopher Stehr, Akile Yildirim.
Interkulturelle Kompetenz – Messbarkeit und Zertifizierung interkultureller Kompetenz von Institutionen und Unterneh-men.
Auflage: 10 Exemplare
Covergestaltung: www.spezial-kommunikation.de
Titelbild: fotolia.de
ISBN 978-3-942369-02-2
Stand: Februar 2011
Der Einfachheit halber wurde das generische Maskulinum verwendet.
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort .................................................................................................................................................... 5
1. Einleitung ......................................................................................................................................... 6
1.1 Problemstellung und Erkenntnisinteresse ............................................................................... 6
1.2 Methodik und Ablauf ................................................................................................................ 7
2. Begriffsdefinitionen und Erläuterungen ........................................................................................... 8
2.1 Einrichtung, Institution, Organisation ....................................................................................... 8
2.2 Kultur ....................................................................................................................................... 8
2.3 Interkulturalität ......................................................................................................................... 8
2.4 Kompetenz ............................................................................................................................... 8
2.5 Interkulturelle Kompetenz ........................................................................................................ 9
2.6 Auditverfahren ....................................................................................................................... 13
2.7 Zertifizierung .......................................................................................................................... 14
2.8 Resümee ............................................................................................................................... 15
3. Auswertung des Expertenworkshops ─ Ideal der IKKI .................................................................. 16
3.1 Unternehmenskultur und Prozesse ....................................................................................... 17
3.2 Struktur – Ideal: Abteilung für interkulturelle Angelegenheiten ............................................. 17
3.3 Personal – idealtypische Dimensionen ................................................................................. 17
3.4 Soll-Ist-Vergleich – Change ................................................................................................... 17
4. Auswertung der Experteninterviews .............................................................................................. 18
4.1 Kultur ..................................................................................................................................... 18
4.2 Interkulturalität ....................................................................................................................... 18
4.3 Interkulturelle Kompetenz ...................................................................................................... 19
4.4 Messbarkeit interkultureller Kompetenz ................................................................................ 21
4.5 Zertifizierung von interkulturellen Institutionen ...................................................................... 22
4.6 Ideal der interkulturell kompetenten Institution ...................................................................... 22
4.7 Resümee ............................................................................................................................... 24
5. Abgleich der Ergebnisse ................................................................................................................ 25
5.1 Begriffsdefinitionen ................................................................................................................ 25
5.2 Ideal der interkulturell kompetenten Institution ...................................................................... 26
6. Schluss .......................................................................................................................................... 28
6.1 Zusammenfassung ................................................................................................................ 28
6.2 Fazit ....................................................................................................................................... 28
6.3 Kritische Würdigung & Ausblick ............................................................................................. 28
7. Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 29
8. Anhang .......................................................................................................................................... 33
4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 – Ablauf und Ziele................................................................................................................ 7 Abbildung 2 – Kompetenzformel ............................................................................................................. 9 Abbildung 3 – Bereiche der interkulturellen Kompetenz ......................................................................... 9 Abbildung 4 – Interkulturelles Training und mögliche Auswirkungen .................................................... 12 Abbildung 5 – Möglicher Zertifizierungsablauf ...................................................................................... 14 Abbildung 6 – Workshop: Indikatoren für die ideale interkulturell kompetente Institution ..................... 16 Abbildung 7 – Interkulturelle Schlüsselkompetenzen von besonderer Relevanz ................................. 19 Abbildung 8 – Wichtigkeit interkultureller Kompetenzen in den Unternehmensbereichen ................... 20 Abbildung 9 – Interviews: Indikatoren für die ideale interkulturell kompetente Institution ..................... 22 Abbildung 10 – Übersicht – Abgleich: Ideal der interkulturell kompetenten Institution ......................... 26 Abbildung 11 – Abgleich: Ideal der interkulturell kompetenten Institution ............................................. 34
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 – Literaturvergleich zu den Schlüsselkompetenzen interkultureller Kompetenz ................... 11
Danksagung
Ein Werkstattbericht in dieser besonderen Form als Ergebnis einer studentischen wissenschaftlichen
Arbeitsgruppe ist nur unter Mithilfe verschiedener Personen zu erstellen. Zunächst sei hier meinen
ehemaligen Kollegen der Karlshochschule International University gedankt.
Der besondere Dank geht, auch wenn es schwierig ist einzelne Personen hervorzuheben, an vier
Studierende, ohne die dieses Dokument nicht hätte fertig gestellt werden können. Katharina Karcher
hat unter erschwerten Bedingungen die Projektleitung übernommen und das Team der Werkstatt-
gruppe „Interkulturelles Auditing“ zu einer wunderbaren „Truppe“ geformt und zum Endergebnis be-
gleitet, vielen Dank! Franziska Konz ein herzliches Dankeschön für die sehr gute inhaltliche Vorarbeit
auf die wir hier zurückgreifen konnten und ihre Besorgnis für das leibliche Wohlergehen. Pia Patzer
und Frederike Hoffmann sei besonders gedankt für die sehr gute Zusammenarbeit bei der Schlussre-
daktion und Fertigstellung des Dokuments. Allen weiteren Mitgliedern der Werkstattgruppe Interkultu-
relles Auditing ein herzliches Dankeschön für den unermüdlichen Einsatz und die Bereitschaft sich auf
dieses „Abenteuer“ einzulassen.
Ein besonderer Dank geht an die German Graduate School of Management & Law und insbesondere
an die Marketingabteilung für die großzügige Unterstützung bei der Drucklegung und Veröffentlichung.
Prof. Dr. Christopher Stehr, Heilbronn im Februar 2011
Professor für Internationales Management
German Graduate School
of Management & Law (GGS)
Bahnhofstr. 1
D-74072 Heilbronn
5
Vorwort Der vorliegende Werkstattbericht bildet einen Beitrag, die bereits seit längerem in der Öffentlichkeit
geführte Diskussion um die „kulturell geöffnete Organisation“ mit neuen Vorschlägen und kreativen
Ideen zu ergänzen.
Die beteiligten Studierenden haben zunächst in einem so genannten Unternehmensprojekt im Winter-
semester 2010 in Kooperation mit der Evangelischen Landeskirche Baden die Wirkung von durchge-
führten, interkulturellen Trainings als Mitarbeiterweiterbildungsmaßnahme verschiedener sozialer Ein-
richtungen untersucht. Trotz positiven interkulturellen Effekts in Bezug auf interkulturelle Begegnungen
wurde innerhalb des Projekts die Wichtigkeit der interkulturell geöffneten Institution deutlich, die zum
großen Teil von der jeweiligen Führungsebene abhängt. Folglich fallen die Auswirkungen solcher
Trainings bei einer „ungeöffneten“ Institution eher gering aus. Außerdem wurden Schwierigkeiten und
Herausforderungen aufgezeigt, die die jeweiligen Institutionen in ihren Abläufen sowie in ihren Innen-
und Außenwirkungen in Zukunft hinsichtlich interkultureller Kompetenzen (IKK) zu bewältigen haben
werden.
Darauf aufbauend entstand die Idee sich an das Themenfeld „Auditierung von interkultureller Kompe-
tenz von Organisationen“ heranzuwagen. Allein der vielschichtige Titel weist bereits auf die Schwierig-
keiten hin, die sich im Rahmen dieser Forscherwerkstatt ergeben haben. Dem Jungforscherteam stell-
ten sich daher zahlreiche Fragen, wie z.B. „Wie ist generell interkulturelle Kompetenz zu definieren“?,
„Wie kann interkulturelle Kompetenz bzw. Öffnung von Institutionen gemessen werden, wenn die
Messung von interkultureller Kompetenz bei Personen bereits schwierig und umstritten ist?“, „Wie
könnte eine idealtypische, allerdings fiktive interkulturelle Institution also eine ideal interkulturell kom-
petente Institution (IKKI) aussehen und wie müsste diese beschaffen sein?“, „Können klassische
Auditierungsverfahren und die Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die interkulturelle Kompe-
tenz von Institutionen verwendet werden?“.
Der nachfolgende Werkstattbericht gibt einen Überblick über das Vorgehen, die Methodologie und
erste Ergebnisse in Bezug auf die aufgeführten Fragestellungen. Die Autoren sind sich bewusst, dass
diese Überlegungen lediglich einen Anfang in der weiteren Umsetzung bis hin zu einer möglichen
Zertifizierung von Institutionen und Unternehmen im Hinblick auf ihre interkulturelle Kompetenz oder
interkulturelle Öffnung darstellen.
Wir danken allen beteiligten Organisationen und Institutionen für ihre Unterstützung.
Besonderer Dank geht an die German Graduate School of Management & Law, die Evangelische
Landeskirche Baden und die Diakonie Baden für die Inspiration zu diesem Projekt, an den Verein AFS
Interkulturelle Begegnung e.V., insbesondere an das Komitee Karlsruhe und an alle Experten für ihre
wertvolle Interviewzeit im Rahmen der leitfadengestützten Experteninterviews.
Wir freuen uns auf konstruktive Kritik und anregende Diskussionen.
Ihre forschende Werkstattgruppe Interkulturelles Auditing
Heilbronn/Karlsruhe, Februar 2011
6
1. Einleitung In Hinblick auf das vorliegende Thema lassen sich verschiedene Bezugsebenen mit unterschiedlichen
Problemstellungen identifizieren. Von diesen sind zwei besonders augenfällig und in der öffentlichen
Diskussion präsent: Globalisierung und demografischer Wandel.
Aufgrund des voranschreitenden und unumkehrbaren Globalisierungsprozesses und seiner Auswir-
kung auf unterschiedliche Bereiche wie bspw. Wirtschaft (Abbau von Handelsbarrieren, erhöhte For-
derung nach Flexibilität etc.) und Soziales („Globalisierung der Gesellschaft“, Entstehung von multikul-
turellen Gesellschaften) müssen speziell Institutionen und Organisationen neue Wege finden, um mit
den gestiegenen Herausforderungen umzugehen und neuen auch interkulturellen Anforderungen ge-
recht zu werden. Bei der durch die Internationalisierung von Unternehmen notwendigen Entsendung
von Fachkräften ins Ausland sind z.B. im Rahmen der Auswahl, Begleitung und Reintegration interkul-
turelle Kompetenzen gefragt.1
Laut dem Institut für Deutsche Wirtschaft Köln (IW) verzeichnet die Bundesrepublik Deutschland zur-
zeit einen Fachkräftemangel von 36.000, der in vier Jahren auf 220.000 steigen soll. Gleichzeitig wird
aufgrund des demographischen Wandels der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2035
voraussichtlich um 17% sinken. Damit bedarf es einer Einwanderung von mindestens 200.000 Men-
schen, um die Bevölkerung konstant zu halten. In Anbetracht der niedrigen Einwanderungszahl von
Fachkräften, die im Jahr 2009 bei 142 Personen lag, erscheint dies nahezu utopisch.2 Darüber hinaus
betrug die Differenz zwischen Eingewanderten und Ausgewanderten 2008 bereits minus 57.200 Men-
schen. Die Gründe für die Abwanderung statt Zuwanderung von Hochqualifizierten sind vielfältig und
liegen vor allem in der hohen Bürokratie, zu geringem Verdienst und zu hohen Steuern.3
1.1 Problemstellung und Erkenntnisinteresse
Im Angesicht der aktuellen Lage fordert die Bildungsministerin Anette Schavan die Entwicklung einer
„Willkommenskultur“, die ausländische Spezialisten in Deutschland begrüßt.4
Wirtschaftsminister Brüderle warb sogar für ein von Unternehmen finanziertes Begrüßungsgeld für
ausländische Fachkräfte, um Deutschland für Ausländer attraktiver zu gestalten.5
Die Situation ähnelt 1955, als ausländische Arbeitskräfte zum Ausgleich des Fachkräftemangels in
bestimmten Industriezweigen für Deutschland angeworben wurden. Während zu jener Zeit die unmit-
telbaren Folgen der Gastarbeiter, wie z.B. die Integrationsproblematik oder die schulischen Probleme
ihrer Kinder, für alle Beteiligten nicht bedacht wurden, schätzen Politiker heute den Wert der interkultu-
rellen Kompetenzen zumindest höher ein.6 So ermutigte z.B. Sozialministerin Aygül Özkan (CDU)
Zeitungen und Sender sich der „Mediencharta Integration“ zu verpflichten, welche die Anwendung
einer kultursensiblen Sprache, die Förderung der interkulturellen Öffnung und die Verstärkung interkul-
tureller Kompetenz vorsieht.7 Ebenso soll im Rahmen des Programmes „XENOS - Integration und
Vielfalt“, mitfinanziert durch den Europäischen Sozialfond, das Projekt „Ressource+“ durch Fokussie-
rung auf die interkulturellen Potentiale von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zur Verbesserung
der Eingliederungsprozesse dienen.8
Weitere Aspekte der Relevanz von interkulturellen Kompetenzen (IKK) und ob ein mögliches Zertifikat
in Bezug auf den Grad der interkulturellen Öffnung einer Organisation eine Weiterentwicklung darstel-
len kann, wird im vorliegenden Werkstattbericht diskutiert.
1 Vgl. http://culturecommunication.wordpress.com, 03.08.2010.
2 Vgl. http://www.spiegel.de, 11.08.2010.
3 Vgl. http://www.bundesregierung.de, 15.01.2011.
4 Vgl. http://www.dradio.de, 30.07.2010; http://www.bundesregierung.de, 14.01.2011.
5 Vgl. http://www.spiegel.de, 12.01.2011.
6 Vgl. http://www.bpb.de, 12.08.2010.
7 Vgl. http://www.faz.net, 02.02.2011.
8 Vgl. http://www.bagarbeit.de, 12.08.2010.
7
1.2 Methodik und Ablauf
Um die in Kapitel 1.1 erläuterte Problemstellung zu untersuchen, kamen im Rahmen dieses Werk-
stattberichts drei wissenschaftliche Methoden zum Einsatz, wie die Abbildung 1 veranschaulicht.
Abbildung 1 – Ablauf und Ziele9
Zunächst wird mittels einer deskriptiven Analyse in Kapitel 2 der Status Quo der Wissenschaft zum
Themenbereich interkulturelle Kompetenz sowie Audit bzw. Zertifizierung herausgearbeitet (1). Das
Kapitel 3 fasst sodann die Ergebnisse des Expertenworkshops10
zusammen, in dem mit Beteiligten
(n1=12) aus bi- oder tri-kulturellem Hintergrund, unterschiedlichen Gesellschafts- und Bildungsschich-
ten sowie langjähriger Auslandserfahrung die so genannte Metaplanmethode11
verwendet wurde. Das
Ziel war dabei ein Entwurf der Ausgestaltung einer fiktiven, idealtypischen interkulturell kompetenten
Institution sowie Unternehmung.12
Mittels Clusterverfahren wurden anschließend die Kategorien für
die idealtypische Organisation gebildet (2).13
Diese dienten neben den deskriptiven Analysen der Kon-
zeption des Fragebogens für die leitfadengestützten Experteninterviews14
, der im Pretest mithilfe der
„Think aloud“-Methode auf Verständlichkeit und Logik mit ausgewiesenen Wissenschaftlern überprüft
und entsprechend überarbeitet wurde.15
Die leitfadengestützten Experteninterviews (3) ermöglichten
den Interviewern während des Gesprächs die Reihenfolge der Fragen zu ändern und situativ Zusatz-
fragen zu stellen.16
Offene Fragen sollten die individuellen Ideen der 16 befragten Kulturexperten
(n2=16) zu dem Thema interkulturelle Kompetenz einer Institution und ihrer Zertifizierung erfassen.17
Diese werden in Kapitel 4 zusammengefasst und dargestellt. Sowohl Deutsche aus verschiedenen
Kulturregionen, Menschen mit Migrationshintergrund und Ausländer, jeweils aus unterschiedlichen
Bildungs- und Einkommensschichten sowie divergierender, beruflicher Ausrichtung und Position wur-
den als Experten befragt. So bildeten u.a. ausländische Studierende, verschiedene Professoren,
interkulturelle Trainer und Organisationsentwickler, eine Erzieherin einer interkulturell geprägten Kin-
dertagesstätte, ein Jurist und Regionalleiter einer internationalen Austauschorganisation, ein Stadtrat
und namhafte Fachspezialisten sowie Wissenschaftler auf diesem Gebiet den Expertenstab für die
Interviews. Das abschließende Kapitel 5 fasst alle gesammelten Daten und Erkenntnisse zusammen
und gleicht sie miteinander ab. Daraus folgen Handlungsempfehlungen sowie eine Checkliste und ein
Fragenkatalog18
für ein Audit mit nachfolgender Zertifizierung.
9 Eigene Darstellung.
10 Vgl. Fantapié Altobelli, 2007, S. 54 ff.
11 Vgl. Kett & Schewe, 2010, S. 34 f.
12 Zur Unterscheidung von Institution, Organisation und Unternehmen siehe Kapitel 2.1.
13 Vgl. dazu Abbildung 6 in Kapitel 3.1.
14 Siehe Anhang D.
15 Vgl. Atteslander, 2008, S. 277; Schnell et al., 2005, S. 349.
16 Vgl. Schnell et al., 1999, S. 300.
17 Vgl. Stier, 1996, S.177, S. 190. Für beide Verfahren (Workshop + Interviews) gemeinsam insgesamt 28 Experten (n1+n2).
18 Siehe Anhang B und C.
Ziel: fiktive, idealtypische, theoretische,
interkulturell kompetente Institution
Expertenworkshop (2)
Abgleich der
drei Methoden
Handlungs-
empfehlungen
für Audit und
Zertifizierung
Checkliste
und Fragen-
katalog für
Auditierungs-
prozess
Deskriptive Analysen (1)
Ziel: Status Quo der Wissenschaft zur
IKK und Audit bzw. Zertifizierung
Ziel: Expertenmeinung zur interkultu-
rellen Kompetenz, Zertifizierung und
fiktivem Idealbild einer IKKI
Experteninterviews (3)
8
2. Begriffsdefinitionen und Erläuterungen Dieses Kapitel erläutert die verwendete Begrifflichkeiten (Institution, Organisation, Kultur, Interkulturali-
tät, Kompetenz, Interkulturelle Kompetenz) und stellt einen Zusammenhang zwischen interkultureller
Kompetenz von Institutionen und Auditverfahren her. Der Schwerpunkt des Kapitels liegt auf der inter-
kulturellen Kompetenz, ihrer Charakteristika und Vermittlung sowie ihrer Relevanz z.B. in Bezug auf
Innovation und Organisationsentwicklung in Institutionen.19
Abschließend wird ein typisches Audit- und
Zertifizierungsverfahren beschrieben, welches später als Basis-Auditmodell der angedachten Mes-
sung der interkulturellen Kompetenz von Institution und Unternehmen dient.
2.1 Einrichtung, Institution, Organisation
Eine Einrichtung ist eine öffentliche Anstalt. Da sich dieser Werkstattbericht jedoch nicht nur auf öf-
fentliche Einrichtungen bezieht, findet diese Terminologie im Folgenden keine weitere Verwendung.
Eine Organisation wird als zweckbedingter Zusammenschluss bzw. zweckvolles Zusammenwirken
bezeichnet. Der Begriff Institution wird übergeordnet verwendet und kann eine Einrichtung, eine Orga-
nisation, eine Stiftung oder eine Unternehmensgesellschaft sein. Gleichzeitig kann darunter auch ein
System von Regeln zur Strukturierung von Interaktionssituationen verstanden werden.20
2.2 Kultur
Diesem Werkstattbericht liegt das erweiterte Verständnis von Kultur zugrunde, welches Kultur nicht
nur als eine Hochkultur (enges Verständnis), sondern als Lebenswelt begreift.21
Kutschker und
Schmid bezeichnen Kultur als die Gesamtheit der Verhaltensmuster von sozialen Einheiten, die auf
gemeinsame Grundannahmen, Werte und Normen zurückzuführen sind.22
Der Kulturwissenschaftler
Hofstede bezeichnet dies als die „kollektive Programmierung des Geistes“.23
2.3 Interkulturalität
Interkulturalität kann als „set of processes“ definiert werden, durch welchen Beziehungen zwischen
Kulturen auf Basis der Gleichheit und des gegenseitigen Respekts aufgebaut werden.24
Bolten beschreibt Interkulturalität als eine Interaktion zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen,
bei der die Kulturen weder verglichen werden noch eine Synthese bilden, sondern etwas Neues, die
„Interkultur“ oder „contact zone“ entsteht.25
Interkulturalität besitzt dabei nichts Statisches, sondern
vielmehr einen prozessualen Charakter.26
Um diese Interaktion beidseitig erfolgreich zu gestalten sind
bestimmte Kompetenzen notwendig.
2.4 Kompetenz
Der Kompetenzbegriff umfasst drei verschiedene Themenbereiche. Die Fachkompetenz wird zur Be-
wältigung von Aufgaben benötigt. Die Methodenkompetenz hingegen ermöglicht es, verschiedene
Verfahren und Instrumente zur Bearbeitung eines Problemfeldes anzuwenden.
Des Weiteren fördert die Sozialkompetenz auf Basis des selbstständigen Handelns die persönliche
Entfaltung und schafft die Voraussetzung für eine effektive und erfolgreiche Teamarbeit.27
19
Die hier verwendeten verschiedenen Termini sind in ihrer Definition und Ausprägung umstritten. Dennoch haben die Autoren versucht ihrem Verständnis entsprechend Definitionen aufzuführen und auszuwählen. 20
Vgl. Mackensen, 1982, S. 297, S. 541, S. 779. 21
Vgl. Bolten, 2007b, S. 42, S. 44f; Schütz/Luckmann, 2003, S. 29f. 22
Vgl. Kutschker/Schmid, 2008, S. 672. 23
Vgl. Hofstede, 1984, S. 389. 24
Vgl. Leclercq, 2003, S. 9. 25
Vgl. Bolten, 2007a, S. 138; Pratt, 1992, S. 7f. 26
Vgl. Bolten, 2007a, S. 138; siehe Auswertung Experteninterviews 4.2. 27
Vgl. Rothlauf, 2006, S. 107.
9
Der Rat für Forschung, Technologieentwicklung und Innovation der Bundesregierung definiert, wie in
Abbildung 2 dargestellt, Kompetenz mit folgender Formel:
Abbildung 2 – Kompetenzformel28
Mathematisch gilt, ein Produkt ergibt null, wenn einer der Faktoren null wird.29
Im übertragenen Sinn
ist eine Institution oder Person demzufolge nur kompetent, wenn diese über alle drei Aspekte – Wis-
sen, Erfahrung und Urteilskraft – verfügt.30
Zur Entwicklung und Förderung dieser nutzen Fachkräfte
unter anderem Kompetenznetzwerke und Kompetenzcluster.31
Nachdem nun die einzelnen Begriffe Interkulturalität und Kompetenz erläutert wurden, geht das fol-
gende Kapitel näher auf die interkulturelle Kompetenz ein.
2.5 Interkulturelle Kompetenz
Zunächst wird in diesem Kapitel interkulturelle Kompetenz (IKK) definiert sowie deren Relevanz auf-
gezeigt. Anschließend werden die interkulturelle Kommunikationskompetenz, die Schlüsselfähigkeiten
von IKK, die Kompetenzvermittlung sowie die Kompetenzentwicklung und -Auswirkung betrachtet.
2.5.1 Definition
Von „interkulturell“ spricht man, wenn bei der Interaktion mit Angehörigen einer fremden Kultur deren
spezifische Konzepte der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens und Handelns mit in das eigene
Handlungsmuster einbezogen werden.32
Abbildung 3 – Bereiche der interkulturellen Kompetenz33
Interkulturelle Kompetenz bezeichnet somit die Fähigkeit, mit Mitgliedern anderer Kulturen effektiv,
angemessen und erfolgsorientiert zu interagieren.34
Die Zusammensetzung des Begriffs wird in Abbil-
dung 3 noch einmal graphisch dargestellt. Laut Deardorff geschieht diese veranschaulichte, effektive
Interaktion auf Grundlage bestimmter Haltungen und Einstellungen sowie besonderer Handlungs- und
Reflexionsfähigkeiten im Rahmen interkultureller Situationen.35
28
Vgl. Jaeger, 2009, S. 4. 29
Vgl. Tietze, 2005, S. 63. 30
Vgl. Jaeger, 2009, S. 4. 31
Vgl. Nix, 2005, S. 70; Reinhard et al., 2002, S. 296; http://www.bmbf.de, 21.07.2010; http://www.kompetenzcluster.org, 04.08.2010.
32 Vgl. Rothlauf, 2006, S. 108.
33 Eigene Darstellung in Anlehnung an Rothlauf, 2006, S. 107; Bergemann/Bergemann, 2005, S. 45; Müller/Gelbrich 2001, S. 247; Loiselle, 2000, S. 130.
34 Vgl. Schneider/Hirt, 2007, S. 135; Gelbrich, 2004, S. 262; Spitzberg/Changnon, 2009, S. 7.
35 Vgl. http://www.bertelsmann-stiftung.de, 21.07.2010, auf Basis der Interkulturellen-Kompetenz-Modelle von Deardorff, vgl. dazu auch Pusch, 2004, S. 20.
Wissen Erfahrung Urteilskraft Kompetenz × × =
Fachkompetenz
Methodenkompetenz
Sozialkompetenz
= Integration von
Kenntnissen über
kulturelle Spezifika
und kulturelle Di-
mensionen
in das eigene Hand-
lungsmuster
interkulturelle Kompetenz interkulturell
Effektiv
Zielerreichung (eigene und
die des Unternehmens) Angemessen
Ziele des Interaktionspart-
ners werden berücksichtigt Erfolgsorientiert
Einigung über ein gemein-
sames Ziel
Kompetenz
10
Müller/Gelbrich unterscheiden hier weiterhin affektive, kognitive und konative Teilkonstrukte.
Der konative (verhaltensbezogen) Ansatz umfasst verschiedene Werte und Fähigkeiten für das erfolg-
reiche Verhalten in fremden Kulturen, wie z.B. Respekt, Flexibilität, Sprachfähigkeit, Kommunikations-
fähigkeit (Beherrschung der Landessprache36
) und Ambiguitätstoleranz (Duldung von Rollenkonflik-
ten37
).38
Die kognitive Dimension bezieht sich auf das Erfassen von kulturspezifischen Normen, Regeln oder
Konventionen, die das Denken und Handeln bedingen. Dazu gehören z.B. kulturelles Bewusstsein,
Self Awareness, Selbstbewusstsein und realistische Erwartungen.39
Die affektive Dimension bezeichnet die persönliche Einstellung und Motivation einer Person, aus der
positive Stereotype (Kognition) sowie Fertigkeiten im Verhalten (Konation) resultieren. Charakteris-
tisch dafür sind z.B. ein geringer Ethnozentrismus (eine unbewusste Tendenz, die eigene Sicht auf
Kulturen als Standard zu verstehen40
), Unvoreingenommenheit, Offenheit sowie Einfühlungsvermö-
gen.41
Abschließend soll zudem auf den Unterschied zwischen multikultureller und interkultureller Kompetenz
hingewiesen werden. Während letztere einen Prozess darstellt und die Beziehung bzw. Interaktion der
Mitglieder unterschiedlicher Kulturen beschreibt, bezieht sich die multikulturelle Kompetenz auf eine
soziale Organisationsstruktur aus mehreren Kulturen.42
2.5.2 Relevanz der interkulturellen Kompetenz
In Zeiten der Globalisierung und einer zunehmenden Internationalisierung von Institutionen und Un-
ternehmen bedarf es in den auftretenden Länder- und Kulturunterschieden das Gemeinsame zu ent-
decken. Voraussetzung dafür sind zum einen die interkulturelle Kompetenz sowie das Erkennen inter-
kultureller Zusammenhänge.43
Zum anderen sind Kenntnisse über die eigene und fremde Kultur erfor-
derlich, um Überschneidungen zu finden. Diese lokale Verwurzelung mit einer sinn- und identitätsstif-
tenden Selbstvergewisserung bietet Sicherheit. Wird die eigene Kultur aus einer externen Perspektive
betrachtet, nimmt man sich selbst differenzierter wahr. Ist man überdies in der Lage, die andere Kultur
zu „decodieren“44
, kann die Verbindung zum Andersartigen hergestellt und Gleiches oder Ähnliches
erkannt werden. Dies ist nur auf Basis interkultureller Kompetenz, insbesondere der Reflexionsfähig-
keit, möglich und soll in einem Auditprozess ermittelt werden.45
Daher werden im Rahmen des Kapi-
tels 2.5.4 die einzelnen Schlüsselfähigkeiten interkultureller Kompetenz näher betrachtet. Auf Grund
der wichtigen Stellung interkultureller Kommunikationskompetenz, wird diese Fähigkeit zunächst mit
dem folgenden Kapitel vorangestellt.
2.5.3 Interkulturelle Kommunikationskompetenz
Obwohl die interkulturelle Kommunikationskompetenz im nachfolgenden Kapitel nicht als erste Priori-
tät unter den Schlüsselkompetenzen aufgeführt wird, ist sie zur Vorbeugung sprachlicher Missver-
ständnisse von besonderer Relevanz. Fehlende interkulturelle Kommunikationskompetenz führt neben
Gelächter, Verwirrung, Beleidigung, wirtschaftlichem Misserfolg und Verlust von politischem Ansehen
möglicherweise auch zu politischen und militärischen Auseinandersetzungen und ist deshalb von zent-
raler Bedeutung.46
36
Vgl. Köppel, 2007, S. 120. 37
Vgl. Schumann, 2001, S. 81. 38
Vgl. Müller/Gelbrich, 2004, S. 794. 39
Vgl. Müller/Gelbrich, 2004, S. 794; Jammal/Schwegler, 2007, S. 65. 40
Vgl. Maletzke, 1996, S. 23. 41
Vgl. Müller/Gelbrich 2004, S. 793, S. 794. 42
Vgl. Bolten, 2007, S. 22; Roche, 2001, S. 221. 43
Vgl. http://www.ikkompetenz.thueringen.de, 21.07.2010. 44
Vgl. Hall, 2001, S. 170. 45
Siehe 2.5 Definition nach Deardorff; Auditprozess: Kap. 2.6.; In den Experteninterviews bekommt sie die Priorität 1. Vgl. Abb.7.
46 Vgl. Roche, 2001, S. 4ff.
11
2.5.4 Schlüsselfähigkeiten der interkulturellen Kompetenz
Interkulturelle Kompetenz setzt sich aus verschiedenen Fähigkeiten und Charakteristika zusammen.
Die Tabelle 1 zeigt daher die in der Literatur genannten Schlüsselfähigkeiten interkultureller Kompe-
tenz nach abnehmender Relevanz sortiert.
Wie in der hier ersichtlich, gelten Offenheit und Empathie in allen angegebenen Literaturquellen als
ausschlaggebendste Schlüsselfähigkeiten. Neben der Anpassungsfähigkeit und der Flexibilität beto-
nen die Autoren außerdem die Kommunikationsfähigkeit, Selbstbewusstsein und Sprachkenntnisse.
Das kulturelle Bewusstsein und die Teamfähigkeit werden zwar auch genannt, spielen aber im Ver-
gleich eine eher untergeordnete Rolle.
Tabelle 1 – Literaturvergleich zu den Schlüsselkompetenzen interkultureller Kompetenz47
Gelbrich
(2004)
Graf
(2004)
Bergemann/
Bergemann
(2005)
Deardorf
(2006)
Belli
(2009)
Offenheit X X X X X
Empathie X X X48
X X
Anpassungsfähigkeit X X X
Flexibilität X X X
Kommunikationsfähigkeit X X X X49
Selbstbewusstsein X X X
Sprachkenntnisse X X
Kulturelles Bewusstsein X X
Teamfähigkeit X X
Diese Schlüsselkompetenzen wurden im Fragebogen der leitfadengestützten Experteninterviews be-
rücksichtigt und auf Grund ihrer Relevanz für Personen auf Institutionen übertragen.
2.5.5 Kompetenzvermittlung
Idealerweise beginnt die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen bereits in der „interkulturellen
Erziehung“, wobei dieser Begriff in diesem Zusammenhang häufig nur für die Förderung der Zwei-
sprachigkeit steht.50
Um Menschen auf eine multikulturelle Gesellschaft vorzubereiten, ist der Fremdsprachenlehrer als
„intercultural speaker“ heute nicht mehr ausschließlich Sprachvermittler, sondern versucht außerdem
die für die jeweilige Kultur angemessene Reaktionen aufzuzeigen. Das Wissen um die verschiedenen
Kulturen z.B. gilt als Voraussetzung zur Erreichung dieses Ziels.51
Wie neben der Kompetenzvermittlung interkulturelle Kompetenz entwickelt und gefördert werden kann
und welche Auswirkung dies haben kann, wird im folgenden Kapitel erläutert.
47
Eigene Darstellung, in Anlehnung an Belli, 2009, S. 133ff.; Bergemann/Bergemann, 2005, S. 147ff.; Gelbrich, 2004, S. 270; Graf, 2004, S. 675 f.; Deardorff, 2006, S. 16.
48 In Bergemann/Bergemanns Studie kommt der Begriff „Empathie“ nicht vor, jedoch die Sozialkompetenz. Da Empathie ein Teilkonstrukt der Sozialkompetenz (vgl. Molitor, 2008, S. 141) darstellt, und somit inhaltlich übereinstimmt, wurde dieses Ele-ment ebenfalls in die Abbildung aufgenommen.
49 Kommunikationsfähigkeit wird in Bellis Studie nicht explizit genannt. Da Kontaktfreudigkeit einen Teil der Kommunikationsfä-higkeit (Vgl. Storch, 2008, S. 17) darstellt, wurde dieses Element ebenso in die Abbildung integriert.
50 Vgl. Nieke, 2008, S. 24f.
51 Vgl. Roche, 2001, S. 13; Byram et. al, 2001, S. 5; http://zif.spz.tu-darmstadt.de, http://tb.sanseido.co.jp, 21.07.2010.
12
2.5.6 Interkulturelle Kompetenzentwicklung und Kompetenzauswirkung
Generell eignet sich internationale Zusammenarbeit zur Förderung der interkulturellen Kompetenz-
entwicklung, wobei gleichzeitig individuelle und institutionelle Synergieeffekte erzielt werden können.52
Zur Feststellung der eigenen interkulturellen Kompetenz bieten z.B. internetbasierte interkulturelle
Assessment-Center einen Selbsttest an.53
Als Basis zur Messung der Kompetenz dient u.a. das Euro-
pean Qualification Framework für den EU-länderübergreifenden Vergleich von Qualifikationen.54
Zu-
sätzlich hilft z.B. das als Integrationsförderung für Migranten konzipierte Kompetenz-Entwicklungs-
System (KES) bei der Analyse, Erfassung und Förderung dieser Kompetenzen.55
Um interkulturelle Fähigkeiten selbstständig zu vertiefen, stehen daneben auch verschiedene
e-learning Module und Kurse zum Training der interkulturellen Kompetenz zur Verfügung.56
Darüber
hinaus existieren zahlreiche Angebote von verschiedenen Coaching-Unternehmen.57
Bei interkulturel-
len Trainings handelt es sich um eine weitere Maßnahme zur Kompetenzausbildung. Wie in Abbildung
4 ersichtlich, können sie sowohl einen individuellen als auch einen organisationalen Nutzen für die
Institution erzielen. Die Beteiligten generieren so einen möglichen Mehrwert.
Abbildung 4 – Interkulturelles Training und mögliche Auswirkungen
58
Nach Mecheril richten sich allerdings die Angebote zum Erwerb von interkultureller Kompetenz selten
an Angehörige von kulturellen Minderheiten oder Menschen mit Migrationshintergrund, da diese laut
Auffassung von Institutionen und Unternehmen aufgrund ihrer Bi-Kulturalität bereits über eben diese
interkulturelle Kompetenz verfügen.59
Obwohl bis dato wenige Forschungsergebnisse vorliegen, kann
von einer positiven Wirkung von interkultureller Zusammenarbeit und interkulturellen Teams auf den
Innovationsprozess ausgegangen werden.60
52
Vgl. http://www.bqnet.de, 06.08.2010. Weitere Forschungen FH Bielefeld: http://aix3.fh-bielefeld.de, 06.08.2010. 53
Unter Zeitdruck muss der Teilnehmer verschiedene Aufgaben erledigen und wird dabei mit interkulturellen Begegnungen konfrontiert. Vgl. http://www.interculture.de, http://www.ikkompetenz.thueringen.de, 21.07.2010.
54 Vgl. http://ec.europa.eu, 14.08.2010.
55 Vgl. http://bagarbeit.de, 14.08.2010.
56 Vgl. http://www.interculture.de, http://www.eidam-und-partner.de, 21.07.2010.
57 Vgl. http://www.icunet.ag, http://www.interculture.de, http://www.eidam-und-partner.de, 21.07.2010.
58 Eigene Darstellung.
59 Vgl. Mecheril, 2008, S. 17. Zum Ideal der interkulturellen Institution siehe Kapitel 3.1 bzw. 5.2.3.
60 Vgl. Bouncken/ Pick, 2005, S. 337f. Weitere Forschungsergebnisse sind in naher Zukunft zu erwarten, da der Zusammen-hang zwischen Innovation und interkulturell zusammengesetzten Teams momentan von verschiedenen Universitäten er-forscht wird: Vgl. http://www.ebs-siie.de, http://www.rsf.uni-greifswald.de, 06.08.2010.
Training
I. Teilnehmer II. Institution
Institutioneller
Nutzen Individueller
Nutzen
Mehrwert
Direkte
Wirkung
Indirekte Wirkung
13
Laut einer Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), die den Zusammenhang zwi-
schen kultureller Vielfalt und Innovationsfähigkeit von Forschung- und Entwicklungsaktivitäten unter-
suchte, kompensieren die positiven Aspekte von kultureller Vielfalt die negativen. Die Untersuchung
stellte die größte positive Auswirkung auf Innovation und Innovationsprozess bei der Gruppe der
hochqualifizierten, kulturell verschiedenen Fachkräfte fest.61
In einer früheren Untersuchung zeigten
bereits Hong und Page, dass Menschen mit unterschiedlichem sozialem und kulturellem Background
optimale Problemlösungen finden.62
So wird z.B. Topmanagern zur Optimierung der Entscheidungs-
qualität geraten, sich mit „Andersdenkenden“ zu umgeben, um zu neuen Interpretationsansätzen zu
gelangen und neue Handlungsalternativen entwickeln zu können.63
Dies bedeutet im übertragenen und konkreten Sinn, dass die interkulturelle Öffnung bzw. Kompetenz
einer Institution einerseits die Generierung von Mehrwert (durch Innovation) und andererseits eine
kontinuierliche Organisationsentwicklung beinhalten kann.64
2.6 Auditverfahren
Die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für die Auditierung und Zertifizierung interkulturell kom-
petenter Institutionen und Unternehmen ist Ziel dieser Forschungsarbeit. Eine Grundlage soll das im
Folgenden erläuterte Auditverfahren bieten.
Die Basis von Auditverfahren bildet die langjährige Diskussion zu den Themenfeldern Qualitätsmodel-
le, Qualitätsmanagement bzw. Qualitätsmanagementsysteme (QM-Systeme).65
Audit wird definiert als: „systematischer, unabhängiger und dokumentierter Prozess zur Erlangung von
Auditnachweisen und zu deren objektiven Auswertung, um zu ermitteln, inwieweit Auditkriterien erfüllt
sind.“ (ISO 19011). Das ursprünglich als Rechtsprüfung bezeichnete, englische Wort Audit oder
Auditverfahren ist also ein internes oder externes Vorgehen innerhalb einer Institution oder eines Un-
ternehmens, in dem insbesondere Prozesse daraufhin überprüft werden, ob bestehende Richtlinien,
z.B. juristische, technische, sonstige Vorgaben sowie vorgegebene Verfahrensweisen eingehalten
werden.66
Gleichzeitig wird bewertet, inwieweit bzw. bis zu welcher Gradierung und Qualität diese
Prozesse die genannten Vorgaben erfüllen.67
Zur Systematisierung der Überprüfung der Kriterien
werden i.A. Prüffragen bzw. Checklisten eingesetzt.68
Ziel eines Audits ist die Überprüfung eines implementierten Qualitätsmanagementsystems mit ab-
schließender Zertifizierung z.B. nach der so genannten DIN EN ISO 9001, einer der weltweit wichtigen
und anerkannten, privatwirtschaftlichen Normenreihe für Qualitätsmanagement.69
Auditverfahren werden in verschiedenen Branchen wie bspw. in den produzierenden Industrien, Or-
ganisationen (auch NGOs) und neuerdings sogar in der Dienstleistungsbranche durchgeführt.70
Generell wird zwischen Systemaudits, Organisationsaudits, Verfahrensaudits und Produktaudits un-
terschieden. Darüber hinaus werden auch in speziellen Bereichen von Unternehmen und Institutionen
Spezialaudits z.B. in der Marketingabteilung (Marketingaudit/Shop Audit) oder im IT-Bereich (z.B.
Datenschutzaudits) eingesetzt.71
61
Vgl. http://www.hwwi.org, 03.08.2010. 62
Vgl. Hong/ Page, 1998, S. 1f. 63
Vgl. Jones/ Bouncken, 2008, S. 764. 64
Vgl. http://www.tik-iaf-berlin.de, 06.08.2010. 65
Vgl. Zollondoz, 2002, S. 8-54, S. 178-201. 66
Vgl. Kamiske/ Brauer, 2008, S. 5, S. 7, S. 173; Geiger/ Kotte, 2005, S. 103-107; Althaus et. al, 2005, S. 44. 67
Vgl. http://www.iso.org, http://www.iso9001.qmb.info, http://www.iso.org, 28.07.2010. 68
Mögliche Checklisten und Fragebögen für ein potentielles Auditverfahren von Institutionen siehe Anhang B und C. 69
Vgl. Kamiske/Umbreit, 2008, S. 19, S. 44, S. 139; http://www.din.de, http://www.dekra.de, 28.07.2010. 70
Vgl. Kamiske/Umbreit, 2008, S. 19, S. 84. 71
Im angloamerikanischen Sprachgebrauch wird mit einem Audit eher ein Verfahren konnotiert, das die Finanzsituation im Rahmen der wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens darstellt, überprüft und bewertet (Financial Audits/ Rechnungs-prüfung).
14
Ein Audit-Team sollte aus mindestens zwei qualifizierten Auditoren bestehen. In komplexen Verfahren
der Praxis hat sich auch eine höhere Anzahl von Auditoren bewährt.
Mögliche Auditmethoden sind u.a. die ABC-Analyse (Activity Based Costing) und die OBS (Output
Based Specification)72
sowie die Nutzwertanalyse, die SWOT-Analyse73
oder das Ursache-Wirkungs-
Diagramm. Ferner gehören Checklisten mit z.B. „kritischen Muss-Kriterien“, „nicht kritischen Muss-
Kriterien“ und „Kann-Kriterien“74
sowie standardisierte Fragebögen – sowohl für Mitarbeiter als auch
für das Management – zu möglichen Auditinstrumenten.75
Nach erfolgreichem Audit und Ausstellung eines Zertifikats empfiehlt es sich, durch jährliche Überwa-
chungsaudits im Rahmen eines so genannten Wiederholungsaudit nach 3 Jahren das bereits erteilte
Zertifikat zu verlängern.76
Das folgende Kapitel geht daher näher auf die Zertifizierung ein und erläu-
tert, wie ein entsprechender Zertifizierungsprozess ablaufen könnte.
2.7 Zertifizierung
Die Zertifizierung, die ihren Ursprung in den Beschaffungsstrategien des Militärs hat (Lieferanten wur-
den stets exakte Produktionsauflagen vorgegeben77
), ist dabei eine Vorgehensweise, die jeweils spe-
zifisch belegt, dass ein Produkt, ein Prozess oder ein Verfahren die vorgegebenen Forderungen er-
füllt. Sie kann somit auch als der erfolgreiche Abschluss eines Auditverfahrens verstanden werden.78
Im übertragenen Sinn werden mittels Auditverfahren und Zertifizierungen Aspekte wie (Produkt-, Pro-
zess-)Sicherheit zur Vertrauensbildung sowie zur Reduktion von Transaktionskosten unter dem Ge-
sichtspunkt von unternehmerischem und volkswirtschaftlichem Nutzen von Normen und Standards
zusammengeführt.79
Abbildung 5 – Möglicher Zertifizierungsablauf
80
Ein Zertifizierungsprozess könnte, wie in Abbildung 5 dargestellt folgendermaßen ablaufen:
Nach Klärung der Unabhängigkeit des Auditors (Prüfers) in der Vorprüfung kommt es zum Vertrags-
abschluss zwischen der Zertifizierungsstelle und der Institution oder dem Unternehmen, bei dem unter
anderem abgestimmt wird, welche Bereiche der Organisation sich der Prüfung unterzieht. Vor dem
Besuch werden die von der Institution übermittelten Unterlagen und eventuell eine erstellte Selbstdo-
kumentation eingesehen und geprüft.81
Vor Ort werden durch Raumbesichtigungen und Gespräche mit Verantwortlichen und Mitarbeitern alle
Kriterien und ihre Aktualität kontrolliert. Dabei werden Verbesserungspotenziale identifiziert und Opti-
72
Vgl. Buchana/ Gibb, 1998, S. 45. 73
Vgl. http://www.saq.ch, 01.08.2010. 74
Vgl. http://www.lfl.bayern.de, 01.08.2010. 75
Vgl. Besendorfer, 2009, S. 126. Weitere Methoden vgl. http://www.gpm-infocenter.de, 01.08.2010. Vgl. Fragebogen und Checkliste siehe Anhang B und C.
76 Vgl. Zollondoz, 2002, S. 354.
77 Vgl. Bruhn, 2008, S. 423.
78 Vgl. Zollondoz, 2002, S. 346; http://www.iso.org, 28.07.2010.
79 Vgl. Deutsches Institut für Normung e.V., 2000, S.
80 Eigene Darstellung, in Anlehnung an http://www.emas.de, 28.07.2010.
81 Vgl. http://www.acquin.org, 28.07.2010.
1
Vor-prüfung
2
Vertragsschluss
3
Unter-lagen
4
vor Ort Besuch
5
Prüfung Info
6
Gut-achten
7
Dialog
8
Zertifi-zierung
15
mierungsmaßnahmen definiert.82
Denn „Audits sind nicht Kritik an Bestehendem, sondern Chance zur
Weiterentwicklung!“83
Die Auditierung deckt ungeahntes Potential auf und dient der Effektivität- und
Effizienzsteigerung.84
Nach Prüfung aller Informationen erfolgt im Anschluss der Gutachterbericht. Die
im Report aufgeworfenen Fragen werden im Dialog mit der Institutionsleitung geklärt. Im letzten Schritt
wird die Gültigkeitserklärung, d.h. das Zertifikat, erstellt.85
Zertifizierungen werden dabei von Zertifizierungsstellen (z.B. Technischer Überwachungs-Verein/TÜV)
bzw. Prüfern vorgenommen. Diese können bzw. sollten durchaus akkreditiert sein, um wiederum für
eine Qualitätssicherung zu sorgen und damit Qualitätsstandards zu gewährleisten. Die Akkreditierung
ist ein Verfahren, in dem eine „maßgebliche Stelle formell anerkennt, dass eine Stelle oder Person
kompetent ist, bestimmte Aufgaben auszuführen.“86
D.h. konkret, dass eine staatliche oder eben „hö-
her“ gestellte Institution die Akkreditierung für Prüfer erteilt und damit die Durchführung eines
Auditverfahren mit anschließender Zertifizierung erlaubt.
2.8 Resümee
Aufgrund der zunehmenden, internationalen Vernetzung im Rahmen der vielfältigen Globalisierungs-
prozesse sind interkulturelle Kompetenzen, wie Offenheit, Empathie sowie interkulturelle Kommunika-
tionskompetenz unabdingbar für den effektiven, angemessenen und erfolgsorientierten Umgang mit
Angehörigen fremder Kulturen.
Es ist daher empfehlenswert diese interkulturelle Kompetenz innerhalb von Institutionen zu vermitteln,
zu fördern und innerhalb der (Ablauf- und Aufbau-) Strukturen zu implementieren. Eine Institution bzw.
Unternehmung kann z.B. innerhalb der Organisationsentwicklung, innerhalb der verschiedenen Chan-
ge Managementprozesse und im Rahmen von Innovationsprozessen von der Kompetenzentwicklung
und der interkulturellen Zusammenarbeit in international und interkulturell zusammengesetzten Teams
profitieren.
Bisher bekannte und bereits entwickelte Audit- und Zertifizierungsverfahren können auch für die Zerti-
fizierung der interkulturellen Kompetenz von Institutionen und Unternehmen herangezogen werden.
Allerdings müssen dazu noch die relevanten Kategorien, die messbaren interkulturellen Indikatoren
sowie standardisierte Check-Listen und Fragelisten für eine interkulturell kompetente Institution entwi-
ckelt und erarbeitet werden. In einem Adaptionsprozess muss sodann ein übliches Audit- und Zertifi-
zierungsverfahren auf ein mögliches interkulturelles Prüfverfahren übertragen werden.
Um der Frage nachzugehen, welche Kriterien und Voraussetzungen eine interkulturell kompetente
Institution (IKKI) erfüllen muss und wie diese gemessen werden können, wurde ein Expertenworkshop
durchgeführt, dessen Ergebnisse im folgenden Kapitel dargestellt werden.
82
Vgl. http://www.tuev-sued.de, 28.07.2010. 83
Zangl, 2008, S. 8. 84
Vgl. Eberle-Güceli/ Kanacher, 2004, S. 15. 85
Vgl. http://www.emas.de, 28.07.2010. 86
Vgl. Zollondoz, 2002, S. 346.
16
3. Auswertung des Expertenworkshops ─ Ideal der IKKI
In diesem Kapitel erfolgt die zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse des Expertenworkshops.
Ziel dieses Workshops war die Beantwortung der folgenden Fragen: Wie kann die interkulturelle Kom-
petenz bzw. Öffnung von Institutionen gemessen werden?, Wie könnte eine idealtypische, allerdings
fiktive interkulturelle Institution (IKKI) aussehen?, Wie müsste diese IKKI in Bezug auf Prozesse,
Struktur und Personal beschaffen sein?
Das Expertenteam, bestehend aus Beteiligten mit bi- oder tri-kulturellem Hintergrund, erarbeitete ver-
schiedene Indikatoren bzw. Kategorien für eine noch nicht existierende, aber in der Zukunft wün-
schenswerte idealtypische interkulturell kompetente Institution87
. Wie die Abbildung 6 zeigt, gehören
dazu die Bereiche Unternehmenskultur, Prozesse, Strukturen, Personal sowie ein ständiger Soll-Ist-
Vergleich. Diesen Kategorien wurden möglichst mess- und steuerbare Indikatoren bzw. Kennzahlen
zugeordnet.
Abbildung 6 – Workshop: Indikatoren für die ideale interkulturell kompetente Institution88
Basis der IKKI bildet der im Zentrum der Institution stehende kontinuierliche Soll-Ist-Vergleich zwi-
schen dem Status Quo der interkulturellen Kompetenz der Institution und dem im Leitbild oder der
Vision festgelegten interkulturellem Ideal mit möglichen Gegensteuerungsmaßnahmen. Diese basie-
ren auf den einzelnen Indikatoren der Teilkategorien, die im Folgenden erläutert werden.
87
Zur Methodik der vorliegenden Forschungsarbeit sowie zum Expertenworkshop siehe Kapitel 1.3. 88
Eigene Darstellung.
Soll-Ist-Vergleich – Change
Kontinuierlicher Abgleich von
interkultureller Entwicklung mit
Vision/Leitbild/Strategie
Prozesse
Interkulturelle Projektteams als
Standard
Einstellungsverfahren mit Fokus
auf Interkulturalität
Interkulturalität als Teil des Inno-
vationsprozesses
Personal
10% Führungskräfte; 20% Mitarbeiter
mit Migrationshintergrund
Interkulturell kompetente Mitarbeiter
durch interkulturelle Trainings
Lösungsfähigkeit interkultureller
Konflikte (Mediation), Akzeptanz,
Toleranz verschiedener Religionen
und Glaubensrichtungen
Unternehmenskultur
Geringer Abstand zwischen
interkulturellem Anspruch und
Wirklichkeit (Vision, etc.)
Führungspersönlichkeiten als
interkulturelle Vorbilder
Interkulturalität als Chance
Transparenz/Kommunikation
Struktur
Abteilung für Interkulturelles
Interkulturelle Manager und
interkulturelle (Projekt-)Teams
Mess- und Bewertungssystem zur
Erfassung der IKK der Mitarbeiter
Mitarbeiterzufriedenheitsmessung
Mehrsprachigkeit (mind. Englisch)
bei allen relevanten schriftlichen
Information z.B. Website, Berichte
17
3.1 Unternehmenskultur und Prozesse
Nach Vorstellung der Experten weist die idealtypische interkulturell kompetente Institution eine beson-
ders ausgeprägte Unternehmenskultur und eine geringe Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklich-
keit auf. Die im Leitbild verankerten „Soft-Facts“ wie Toleranz, Offenheit, Aufgeschlossenheit, Empa-
thie, Akzeptanz und Verständnis kennzeichnen den für die Institution üblichen Kommunikationsstil und
sind konkret gelebte Werte. Führungspersönlichkeiten dienen darüberhinaus an dieser Stelle als Vor-
bild. Es existiert keinerlei kulturelle Abgrenzung. Stattdessen gilt die Selbstreflektion und die Bereit-
schaft eigene Werte zu hinterfragen als Selbstverständlichkeit im unternehmerischen Alltag. Differen-
zen der Kulturen werden als Chance und Bereicherung gesehen.
Beim Rekrutierungsprozess neuer Mitarbeiter stellt das Wertschätzen der kulturellen Vielfalt im Unter-
nehmen ein Einstellungskriterium dar. Kulturelles Hintergrundwissen und Erfahrungen mit anderen
Kulturen sind außerdem von Vorteil. Dem Innovationsprozess steht die interkulturell kompetente Insti-
tution offen gegenüber und fördert diesen durch interkulturelle Zusammenarbeit.
Gleiches gilt für den Problemlösungsprozess, bei dem zur Beschleunigung und Kreativitätssteigerung
stets lösungsorientiert unter Einbezug verschiedener Kulturen gedacht und gehandelt wird.
3.2 Struktur – Ideal: Abteilung für interkulturelle Angelegenheiten
Eine idealtypische interkulturell kompetente Institution weist laut den Ergebnissen des Expertenwork-
shops eine eigene Abteilung oder Schiedsstelle für interkulturelle Angelegenheiten auf. Sämtliche
interkulturelle Problematiken, wie z.B. mögliche Konfliktsituationen können hier geregelt werden. Die
in Krisenkommunikation und Konfliktbewältigung geschulten interkulturellen Manager der IKKI sind
fähig, interkulturelle Schwierigkeiten zu erfassen, interkulturelle Konflikte frühzeitig zu erkennen und
situationsangepasste Problemlösungen zu finden. Außerdem arbeitet das gesamte Personal der Insti-
tution in interkulturellen Teams zusammen. Interkulturelle und international besetzte Teams gehören
in dieser Institution bereits zum Alltag und werden als Bereicherung erlebt. Ferner sind die Website
der Institution, alle Regeln sowie alle relevanten schriftlichen Informationen zumindest in Englisch,
vorteilhaft in mehrsprachiger Ausführung, vorhanden.
3.3 Personal – idealtypische Dimensionen
Nach Meinung der Experten sollten 10% der Führungskräfte und 20% der Mitarbeiter der Institution
einen Migrationshintergrund besitzen.89
Die Mitarbeiter verfügen bereits über interkulturelle Kompe-
tenzen, welche regelmäßig durch ein Mess- und Bewertungssystem überprüft werden. In dieser fikti-
ven, idealtypischen interkulturell kompetenten Institution zeigen darüber hinaus alle Mitarbeiter Tole-
ranz gegenüber anderen Religionen.90
Zur Förderung des gegenseitigen Verständnisses vermitteln
gezielte und regelmäßig stattfindende, interkulturelle Trainings den Mitarbeitern spezifische Kultur-
kenntnisse und sichern die dauerhafte Weiterentwicklung von Kompetenz und Wissen.91
Mögliche
interkulturelle Schwierigkeiten werden durch Feedback-Gespräche ermittelt. Gleichzeitig finden regel-
mäßige Befragungen zur Erfassung des interkulturellen Kompetenzprozesses und der Mitarbeiterzu-
friedenheit statt. Auslandserfahrungen der Mitarbeiter sind zudem digital erfasst und für alle Mitarbei-
ter zugänglich.
3.4 Soll-Ist-Vergleich – Change
Die ideale interkulturell kompetente Institution analysiert und überprüft stets ihre interkulturelle Ent-
wicklung in Bezug auf die 4 Bereiche Struktur, Personal, Unternehmenskultur und Prozesse. Es findet
also ein permanenter Abgleich mit der Vision bzw. dem Idealbild statt. Gegengesteuert oder optimiert
wird mittels Indikatoren und Kennzahlen anhand derer die Entwicklung sichtbar und kontrollierbar wird.
89
Laut dem Statistischen Bundesamt zählt zu der Bevölkerung mit Migrationshintergrund die seit 1950 Zugewanderten und deren Nachkommen. Vgl. http://www.destatis.de, 05.08.2010.
90 Siehe Schlüsselkompetenzen in Kap. 2.5.4.
91 Die Trainingsangebote gelten für alle Mitarbeiter, inklusive der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Vgl. Kap. 2.5.6.
18
4. Auswertung der Experteninterviews
Das Kapitel 4 wertet als Ergänzung zu den Ergebnissen des Expertenworkshops aus Kapitel 3 so
genannte leitfadengestützte Experteninterviews aus. Der dabei zugrunde gelegte Fragebogen92
ba-
siert auf den Erkenntnissen des deskriptiven Teils aus Kapitel 2. Alle befragten Experten sind durch
ihren Berufsalltag bzw. durch wirtschaftliche und politische Verbindungen oder ihr privates Umfeld in
regelmäßigem Kontakt mit anderen Kulturen. 57,1% davon stehen in täglichem Austausch mit Ange-
hörigen anderer Kulturkreise.
Zunächst werden die Ergebnisse der Interviews in Bezug auf die Definitionen der verschiedenen Ter-
mini Kultur, Interkulturalität und interkulturelle Kompetenz widergegeben. Anschließend werden die
Einschätzungen der interviewten Experten zur Messbarkeit und Zertifizierbarkeit von interkultureller
Kompetenz bei Institutionen dargelegt. Abgeschlossen wird das Kapitel mit einer erneuten Beschrei-
bung der idealtypischen interkulturell kompetenten Institution auf Basis der durchgeführten Interviews.
4.1 Kultur
Bezüglich des Begriffes Kultur nannten die befragten Personen besonders die folgenden drei Dimen-
sionen (1 bis 3):
58,3% der Antworten beschrieben Kultur als die Art und Weise, wie Menschen ihre Lebenswelt, das
Alltägliche inklusive Werte, Lebenshaltungen, Traditionen, Sitten, Gewohnheiten, Gefühle, die Spra-
che und Religion wahrnehmen, systematisieren, erklären und damit auf allen Ebenen – von Familie
bis Beruf und Staat – umgehen (1). Kultur ist demnach der „Lebensausdruck“ oder die Summe „was
Leben ausmacht“, wie einer der Befragten formulierte.
21,4% der interviewten Experten bezogen die Kulturdefinitionen auf das Kollektiv. Kultur bildet dem-
nach ein Orientierungssystem und damit die Identität einer Gesellschaft (2).
Darüber hinaus sehen 16,7% der Experten Kultur als eine konventionalisierte Reziprozitätsdynamik,
als das Sozialverhalten in Gruppen bzw. als Interaktion einer sich stets verändernden Lerngemein-
schaft (3). Kultur wird also nicht als etwas Statisches sondern als Prozess beschrieben.
Ergänzend dazu sprach ein Experte von der „Summe des intellektuellen Potentials“ einer Gemein-
schaft. Der Erkenntnisse des Organisationsentwicklers Schein93
, des Kulturwissenschaftlers Hofste-
de94
und das erweiterte Kulturverständnis wurden zudem als theoretische Modelle genannt.
4.2 Interkulturalität
In Anlehnung an den oben genannten Kulturbegriff definierten 35,7% der Experten Interkulturalität als
Interaktion mit verschiedenen Kulturen. 21,4% sprachen von der Fähigkeit, sich zu begegnen, d.h.
sich „smoothly“ (reibungslos), angemessen und erfolgreich zwischen verschiedenen Kulturen zu be-
wegen.95
Laut den Befragten gilt jene Definition auch für die als Konglomerat aus verschiedenen Clus-
tern bestehende, nationale Kultur sowie für die verschiedenen Organisations- und Beschäftigungs-
ebenen einer Institution, von der Leitung bis zum Ein-Euro-Jobber.96
Darüber hinaus betonte ein Experte einen zweidimensionalen Ansatz. Interkulturalität sei einerseits als
Differenzlinie zu betrachten, d.h. als das Gloristische und das Wertschätzen der Vielfalt. Andererseits
kann Interkulturalität als die Dominanzlinie gesehen werden, die Themen wie Ohnmachtserfahrungen,
Machtasymmetrien oder Ressourcenverweigerung beinhaltet.
Nach Expertenmeinung ist Interkulturalität also ein wachsender, endloser Prozess und folglich nicht
beschreibbar und nicht definierbar. Sie bildet daher höchstens die Momentaufnahme einer Ist-
Situation ab.97
92
Vgl. Anhang D. 93
Vgl. dazu u.a. Schein, 2004. 94
Vgl. dazu u.a. Hofstede, 2001. 95
Diese Definition gleicht der in Kapitel 2.5.1 beschriebenen wissenschaftlichen Definition von interkultureller Kompetenz. 96
Vgl. dazu auch die so genannten Sinus Milieus. 97
Siehe Kap. 2.3.
19
4.3 Interkulturelle Kompetenz
Neben den in Abbildung 7 dargestellten Schlüsselfähigkeiten gehört zur interkulturellen Kompetenz
nach Meinung der befragten Experten eine starke Identität zur eigenen individuell sinnstiftenden Ver-
ortung. Diese ist wiederum mit einem reflexiven Umgang der psychologischen Mechanismen und den
Chancen sowie Begrenzungen, die beim Zusammentreffen oder Konflikt von verschiedenen Kulturen
auftreten, verbunden.
Das Interesse und tiefe Verständnis füreinander, das sich z.B. über das Erfahren der Lebensgeschich-
te der Betroffenen entwickelt, bis hin zur Identifikation mit der andersartigen Orientierung und (teilwei-
se) deren Adaption, zeugt nach Expertenmeinung ebenso von interkultureller Kompetenz.
Vollkommene interkulturelle Kompetenz tritt laut zweier Experten auf Grund des prozessualen Charak-
ters nie auf. Konsequenterweise sollte sie daher in verschiedene Grade differenziert sowie auf die
länderspezifischen Kenntnisse der Person oder Institution beschränkt werden.
Über 50% der Interviewten war der Meinung, die aus konkreten, meist Alltagssituationen resultieren-
de, interkulturelle Kompetenz beinhalte insbesondere so genannte „Soft skills“, die in nachfolgender
Abbildung 7 dargestellt werden.
Abbildung 7 – Interkulturelle Schlüsselkompetenzen von besonderer Relevanz98
Laut der Experten sind alle aufgeführten Schlüsselkompetenzen von Relevanz. Dabei wurde die
Kommunikationsfähigkeit jedoch besonders betont. Auch die Offenheit, das kulturelle Bewusstsein
und die Ambiguitätstoleranz wurden als sehr wichtig bewertet. Des Weiteren gehörten nach Meinung
der Befragten Respekt, Flexibilität, Empathievermögen und Unvoreingenommenheit ebenso zu den
wichtig bis sehr wichtigen Schlüsselfähigkeiten der interkulturellen Kompetenz.
Bezüglich der Frage nach der interkulturellen Kompetenz von Prozessabläufen bejahte die Mehrzahl
der Experten diese Möglichkeit. Zwei Befragte merkten jedoch eine notwendige Differenzierung der
Prozesse im Hinblick auf die Art und Weise von Institutionen an.
98
Eigene Darstellung.
20
4.3.1 Relevanz interkultureller Kompetenz
Einigkeit herrschte unter den Experten bei der Frage nach dem allgemeinen Stellenwert interkultureller
Kompetenzen. 90% schrieben ihr dabei eine hohe Relevanz in den Bereichen Politik und Wirtschaft
zu. Im so genannten Bologna Prozess99
und als Lebensversicherung für das internationalisierte Busi-
ness, insbesondere bei Exportgeschäften, für die „Employability“100
sowie für jede Art von internationa-
ler Tätigkeit wird nach Meinung der Experten interkulturelle Kompetenz benötigt.
In Bezug auf Institutionen sind laut der Experten interkulturelle Kompetenzen genauso wichtig. Dies
gilt insbesondere im Hinblick auf einen steigenden Ausländeranteil sowie für ihre Repräsentation nach
außen oder Geschäftsbesuchen aus dem Ausland. Außerdem trägt interkulturelle Kompetenz zur
Aufrechterhaltung der lernenden Organisation bzw. Institution bei und verhindert eine institutionelle
Monokultur, die zu Prozess- und Lernhemmnissen neigt.
4.3.2 Wichtigkeit interkultureller Kompetenz für Unternehmensbereiche
Wie in Abbildung 8 dargestellt, erachten die Experten interkulturelle Kompetenz in grundsätzlich allen
Bereichen einer Institution oder Unternehmung für wichtig. Besonders in den Bereichen Personalwe-
sen, Unternehmensführung, Unternehmensentwicklung und Unternehmenskultur sowie im Marketing
und Beschaffungs- bzw. Absatzmarkt ist interkulturelle Kompetenz von Vorteil.
Abbildung 8 – Wichtigkeit interkultureller Kompetenzen in den Unternehmensbereichen101
Als zusätzliche Bereiche, in denen interkulturelle Kompetenzen von Bedeutung sind, wurden von den
befragten Experten die Kundenbetreuung, der Service und die Belegschaft genannt.
In einem zweiten Schritt sollten die Befragten die genannten Bereiche im Rahmen einer interkulturell
kompetenten Institution bzw. Unternehmung in eine Rangfolge nach Wichtigkeit sortieren. Für die
Befragten war es besonders wichtig, dass in Bereichen wie Unternehmensentwicklung und Personal-
management generell interkulturell kompetent agiert wird. Von allen Experten gemeinsam wurden
jedoch die Unternehmensführung und die Unternehmenskultur an die oberste Stelle gesetzt, was das
notwendige Vorhandensein von interkultureller Kompetenz anbelangt. D.h. insbesondere haben laut
Meinung der Experten die Unternehmensführung und die Unternehmenskultur eine zentrale Bedeu-
tung für die interkulturelle kompetente Institution. Was wiederum im Umkehrschluss bedeuten kann,
dass es ohne gelebte und praktizierte interkulturelle Kompetenz sowohl in der Unternehmensführung
als auch in der Unternehmenskultur keine interkulturell kompetente Institution geben kann.
99
Vgl. http://www.bmbf.de, 27.07.2010. 100
Vgl. http://www.education.gov.uk, 27.07.2010. 101
Eigene Darstellung.
0 2 4 6 8 10
LogistikVerwaltung
UnternehmensplanungProduktion
OrganisationsentwicklungForschung und Entwicklung
AbsatzBeschaffungs-/ Absatzmarkt
MarketingUnternehmenskultur
UnternehmensentwicklungUnternehmensführung
H&R/ Personalmanagement
Anzahl der Personen, die interkulturelle Kompetenzen im jeweiligen Bereich für wichtig erachten (Mehrfachnennung möglich)
21
4.3.3 Erlernbarkeit interkultureller Kompetenz
Die Frage nach der Erlernbarkeit von interkulturellen Kompetenzen wurde mit hundertprozentiger Zu-
stimmung beantwortet. Alle befragten Experten waren also der Meinung, dass interkulturelle Kompe-
tenz erlernbar ist. Allerdings schränkte knapp die Hälfte diese Aussage wieder ein, indem sie die
Grenzen des Lerneffekts in den persönlichen Dispositionen betonten. Fast 45% nannten auf die Frage
nach der Weise der Erlernbarkeit interkulturelle Trainings, in denen die Fähigkeitsvermittlung auf spie-
lerische Art geschehe, in einem geschützten Raum erprobt und anschließend vom Trainer und der
Gruppe gespiegelt wird, als geeignet. Sie bieten einen Ort der Selbstreflektion, deren Wichtigkeit und
Nutzen je nach Qualität, ihre Kostenintensität übersteigen kann.
Ein Experte wies darüber hinaus auch auf die Wichtigkeit konkreter, persönlicher Erfahrungen, z.B.
durch Austauschprogramme, hin. Fallarbeiten können dabei als Basis dienen, um mittels Reflexion
Anwendungen und Lösungsansätze zu erarbeiten.
4.3.4 Guidelines zur Vermittlung interkultureller Kompetenz
Allgemeine „Guidelines“ in Form eines Handbuches über Benimmregeln, kulturelle Eigenheiten, Ge-
meinsamkeiten und Konfliktfelder oder hierarchische Verhältnisse sind nach Expertenmeinung für eine
interkulturell kompetente Institution vorstellbar und hilfreich. Eine Kategorisierung in „Do’s & Don‘ts“
wird von den befragten Experten jedoch abgelehnt, was dem Status Quo der Forschung entspricht.102
Im Vordergrund sollte laut den Experten einerseits der Nutzwert von Diversity im Sinne einer interkul-
turellen Vielfalt stehen sowie andererseits die Bewusstseinsbildung von (Alltags-)Rassismus und sei-
nen Auswirkungen. Bewusstseinsbildung sollte nach Expertenvorschlag idealerweise Teil des instituti-
onellen Leitbildes sein. Nicht das Formale, sondern das „Gelebt-werden“ dieser Leitbilder entscheiden
allerdings über die Dimension der Implementierung.
Dabei haben nach Expertenmeinung insbesondere die Führungskräfte eine hohe interkulturelle Au-
thentizität zu vertreten und vorzuleben, da sie sich diesbezüglich in einer besonderen Vorbildfunktion
befinden.
Ferner wurde angeregt über einen Artikel in der Mitarbeiterzeitschrift oder auf Vollversammlungen die
Belegschaft kontinuierlich über die verschiedenen Kulturen aufzuklären.
4.4 Messbarkeit interkultureller Kompetenz
Die Messbarkeit interkultureller Kompetenz ist nur indirekt und damit eingeschränkt möglich, da laut
den befragten Experten nicht sie selbst, sondern nur ihre Voraussetzung, ihre Entwicklung und Aus-
wirkung ermittelt werden können.
Neben der Abfrage von Wissen (Fachkompetenz) schlug ein befragter Experte ein Experiment in Form
eines Laborsystems zur Messung der so genannten weichen Faktoren (Sozialkompetenz) vor.103
Menschen könnten mit fremdartigen Phänomenen, wie „Anschreien ohne Grund oder die Aufforde-
rung grüne Käfer zu essen“, konfrontiert und ihre Toleranzgrenze und Emotionen sowie die Fähigkeit
mit diesen Differenzen umzugehen (Methodenkompetenz) beobachtet und berechnet werden.
Zur Beurteilung der Fähigkeitsentwicklung machte ein Experte auf einen Vorher/Nachher-Vergleich
aufmerksam. Er empfahl einen Abgleich zwischen sogenannten „Soll“- und „Ist-Profilen“ von Mitarbei-
tern, um gezielt Schulungen zur Kompetenzförderung anbieten zu können.104
Die Auswirkung interkul-
tureller Kompetenz ließe sich durch die Messung des angeeigneten und aktiv umgesetzten Wissens,
Anpassung des Kommunikations- und Führungsstils an die jeweilige Kultur oder durch den Grad des
Verständnisses und der Adaption bestimmter fremder Orientierungsmuster feststellen.
In beiden Fällen besteht die Herausforderung der jeweils subjektiven Beurteilung der jeweiligen Kom-
petenzen bzw. des Zuwachses an Kompetenzen durch z.B. ein interkulturelles Training.
102
Vgl. Bolten, 2007, S. 26. 103
Siehe Kap. 2.4. 104
Zum Beispiel Vergleich vor und nach einem interkulturellen Training oder Auslandsaufenthalt.
22
4.5 Zertifizierung von interkulturellen Institutionen
Während bei den bisherigen Fragen unter den Experten eine relativ hohe Übereinstimmung in Bezug
auf die IKK und deren Erlernbarkeit herrschte, zögerte ein Drittel der Experten auf die Frage nach der
Zertifizierung von interkulturell kompetenten Institutionen. 44% lehnten eine interkulturelle Zertifizie-
rung von Institutionen ab, da Transparenzschwierigkeiten oder einen „Zertifizierungswahn“ befürchtet
werden. Gleichzeitig wurden die Seriosität bzw. die Kriterien und die Implementierung von Handlungs-
empfehlungen angezweifelt. 66% der Befragten dagegen halten eine interkulturelle Zertifizierung für
möglich, gaben allerdings ebenso die Schwierigkeiten in der Umsetzung zu bedenken. Knapp die
Hälfte der Befragten bewertet dabei Mitarbeiterbefragungen hinsichtlich ihrer interkulturellen Kompe-
tenz als hilfreich.
Übereinstimmung herrschte jedoch unter den Experten darüber, dass die Bescheinigung von struktu-
rellen Voraussetzungen zur Förderung interkultureller Kompetenzen innerhalb der Institution, die steti-
ge Weiterentwicklung des Zertifikats sowie eine regelmäßige Überprüfungen der ausgestellten Zertifi-
kate unabdingbar seien.
4.6 Ideal der interkulturell kompetenten Institution
Wie bereits im Rahmen des Expertenworkshops in Kapitel 3, wurden die interviewten Experten eben-
falls zum Idealbild einer interkulturell kompetenten Institution (IKKI) befragt. Die Ergebnisse wurden
sodann zusammengefasst und werden im Folgenden dargestellt und erläutert.
Gemäß der Expertenmeinung weist eine fiktive, idealtypische IKKI, qualitative und quantitative Indika-
toren in den Kategorien Unternehmenskultur, Personal, Prozesse, Ressourcen und Struktur auf. Diese
werden an Hand der Abbildung 9 dargestellt und im weiteren Verlauf näher erläutert.
Abbildung 9 – Interviews: Indikatoren für die ideale interkulturell kompetente Institution105
105
Eigene Darstellung.
Prozesse
Interkulturelle Kompetenz im:
Leitbildprozess
Konfliktmanagement
Prozessoptimierungsablauf
Einstellungsverfahren
Ressourcen
Nutzung des Erfahrungspotentials
der interkulturellen Mitarbeiter
Bessere Leistung durch Ausschöp-
fen aller Potentiale: Ressourcen:
Wissens- und Kommunikationsma-
nagement
Struktur
Interkulturelles Wissens-
und Erfahrungsmanagement
Interkulturelle Teams
Eine offizielle Sprache
Mehrsprachigkeit bei jeglicher
schriftlicher Information Angebote
zum Erlernen v. Sprachen
Unternehmenskultur
Reaktion auf Alltagrassismen
Vorbild Führungskräfte
Geringe Diskrepanz
Anspruch/Wirklichkeit
Offenheit, Respekt, Wertschätzung,
Perspektivenwechsel
Personal
Interkulturell kompetente Führungs-
kräfte und Mitarbeiter
Interkulturelle Inputs
bei Mitarbeitertrainings
23
4.6.1 Unternehmenskultur (4.6.1)
Die Basis der Zertifizierbarkeit einer interkulturell kompetenten Institution bildet die Unternehmenskul-
tur. Nach Vorstellung der Experten hat eine idealtypische interkulturell kompetente Institution „intern
und extern“ kompetent zu sein. Eine Begrüßung z.B. in 25 Sprachen an der Eingangstür oder mit ver-
schiedenen Flaggen korrespondiert folglich mit den in der Institution gesprochenen Sprachen und der
gelebten Unternehmenskultur.
Die idealtypische interkulturelle Institution verfügt bereits über das Bewusstsein in einer kulturell viel-
schichtigen Gesellschaft zu leben und begegnet dieser Vielfalt konstruktiv mit Respekt und Wertschät-
zung. Dadurch ist die idealtypisch interkulturell kompetente Institution fähig zum Perspektivenwechsel
und offen gegenüber anderen Denkweisen und Werten. Konkrete Beispiele für den Ausdruck kulturel-
ler Offenheit der Institution wären beispielsweise Erfahrungen und Expertenwissen der anderen Kultu-
ren, ausländische Begrüßungen, Abendveranstaltungen sowie das bewusste Feiern der jeweiligen
Nationalfeiertage.
Darüber hinaus wirkt die Organisation nach Meinung der Experten im Rahmen der leitfadengestützten
Interviews stets integrierend anstatt ausgrenzend, d.h. an Stelle von „entweder oder“ herrscht eine
Kultur des „sowohl als auch“ vor. Das Einbringen jedes Mitarbeiters in das Unternehmen und die Ge-
staltung der Unternehmenskultur ist ebenso ausdrücklich erwünscht.
Des Weiteren bestimmen gewisse Regeln den Modus, wie mit interkulturellen Herausforderungen
umgegangen wird. Die idealtypische interkulturelle Institution reagiert sofort auf jegliche Formen von
Alltagsrassismus. Zudem zeigt sich der kompetente Umgang mit anderen Kulturen laut einem der
Experten z.B. in der erfolgreichen Vermittlung eines Menschen andersartiger Herkunft, der bei der
idealen interkulturellen Institution Hilfe sucht, an die geeigneten Auskunftsstellen oder im Idealfall die
erfolgreiche Beratung in der Organisation selbst.
4.6.2 Prozesse
Neben einer interkulturell geprägten Unternehmenskultur wäre laut den Experten auch die Veranke-
rung interkultureller Kompetenzen im Leitbildprozess wünschenswert, welcher idealerweise „bottom-
up“ verliefe. Neben dem Benennen und offenen Austragen von Konflikten zeige sich die interkulturelle
Kompetenz von Prozessabläufen im Perspektivenwechsel, wie z.B. im Vergleich deutscher Problem-
lösungen mit dem Ausland. Dies könnte zudem zur Prozessoptimierung beitragen. Außerdem sind die
Prozesse transparent und der Wertschöpfungsprozess der idealtypischen IKKI unterliegt einem konti-
nuierlichen Wandel. Die Generierung eines zusätzlichen Mehrwerts besteht dabei im kontinuierlichen
internationalen Abgleich, z.B. im Rahmen eines Benchmarkings oder des Best Practise.
Ferner sollte bereits beim Einstellungsverfahren neuer Mitarbeiter die Ermittlung interkultureller Kom-
petenz durch ein Assessment-Center sowie Sprachkenntnisse, Auslandsaufenthalte und gesellschaft-
liches Engagement eine Rolle spielen. Die flexiblen Standardprozesse sind adaptionsfähig für Abwei-
chungen anderer Länder.
4.6.3 Personal
Mit Hilfe des in Kapitel 4.6.2 beschriebenen Einstellungsverfahrens sind alle Unternehmensbereiche
der fiktiven, idealen IKKI durch interkulturelle Führungskräfte und Mitarbeiter aus verschiedenen Ge-
sellschaftsschichten, unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Charaktereigenschaften mit einer
hohen interkulturellen Authentizität geprägt.
Bezüglich der Zusammenarbeit mit Menschen unterschiedlicher Kulturen in solch einer Institution
sprach ein Experte von dem Idealzustand der „Normalität“. Angehörige anderer Kulturen sind nicht
fremd, sondern die Zusammenarbeit mit ihnen gleicht einem Normalzustand. Dies stellt dabei auch die
Chance zur Effizienzsteigerung der Organisation dar.
Zur interkulturellen Kompetenzentwicklung könnte laut Experten zudem ein interkultureller „Input“ Be-
standteil jedes Mitarbeitertrainings sein, dessen Auswirkung anschließender überprüft wird.
24
4.6.4 Ressourcen
Das in Kapitel 4.6.4 beschriebene interkulturell geprägte Personal der idealtypischen IKKI, insbeson-
dere dessen Wissens- und Erfahrungsschatzes, stellt eine große Chance dar. Denn durch das Aus-
schöpfen dieses Mitarbeiter-Potenzials kann die IKKI nach Meinung der interviewten Experten Wett-
bewerbsvorteile generieren.106
Als Konsequenz daraus, beurteilt ein Experte die möglichen Leistungen
der idealtypischen interkulturellen Institution höher als die Leistung anderer, homogenerer Institutio-
nen und Unternehmungen.
4.6.5 Struktur
Um das in Kapitel 4.6.4 beschriebene interkulturelle Wissens- und Erfahrungspotenzial der Mitarbeiter
einer idealtypischen IKKI ausschöpfen zu können, nannten die interviewten Experten als zwingend
notwendigen strukturellen Aspekt ein interkulturelles Wissens- und Kommunikationsmanagement.
Des Weiteren sollte es laut den Befragten neben einer offiziellen Sprache auch erlaubt sein, in ande-
ren Sprachen zu kommunizieren. Zudem bietet eine idealtypische IKKI allen Mitarbeitern die Möglich-
keit, die in der Institution vertretenden Sprachen zu erlernen oder zu vertiefen.
Laut Expertenmeinung ist im Umgang mit einer Institution außerdem schnell ersichtlich, ob es sich um
eine idealtypisch interkulturell kompetente Institution handelt. Denn alle schriftlichen Informationen
sollten in mehrsprachiger Ausführung vorhanden sein. Ein Experte formulierte des Weiteren die Idee
eines zugänglichen Datenpools mit Auslandserfahrungen der Mitarbeiter.
4.7 Resümee
Zusammenfassend lässt sich folgendes feststellen. Die Befragten betonten den hohen Stellenwert
interkultureller Kompetenzen in der Gesellschaft und innerhalb einer Institution, nicht nur bei Mitarbei-
terkompetenzen, sondern auch bei Prozessabläufen, der Unternehmensstruktur und –Entwicklung.
Laut ihrer Meinung sind Interkulturelle Kompetenzen bei Mitarbeitern und dem Management indirekt,
vor allem durch Mitarbeiterbefragungen messbar, möglicherweise zertifizierbar und vorwiegend er-
lernbar durch interkulturelle Trainings und persönliche Erfahrungen.
106
Vgl. auch http://www.bundesregierung.de, Bericht vom 28.04.2010.
25
5. Abgleich der Ergebnisse Im Folgenden findet ein Abgleich der Ergebnisse der deskriptiven Analyse in Kapitel 2, des Experten-
workshops in Kapitels 3 und der leitfadengestützten Experteninterviews in Kapitel 4 statt.
5.1 Begriffsdefinitionen
Zunächst werden die Begriffsdefinitionen aus den Aussagen der Experten im Rahmen der leitfaden-
gestützten Interviews mit denen der deskriptiven Analyse abgeglichen.
5.1.1 Kultur
Das erweiterte Verständnis von Kultur, der Begriff der Lebenswelt, der Kulturwissenschaftler Hofstede,
der kollektive Bezug sowie Kultur als Sozialverhalten und Interaktion wurden sowohl von den inter-
viewten Experten als auch in der deskriptiven Analyse als mögliche Definitionen genannt. Die Exper-
ten konkretisierten diese Definitionen, indem sie Kultur als identitätsstiftend, als sich stets verändernde
Lerngemeinschaft mit prozessualem Charakter und als Lebensausdruck bezeichneten. Letzterem sind
zudem Werte, Traditionen, Gefühle, Religion und Sprache zuzuordnen.
5.1.2 Interkulturalität
Die Erklärungen zur Interkulturalität zeigen zwar wenig Gemeinsames auf, ergänzen sich jedoch gut.
Während in der deskriptiven Analyse von einem Beziehungsaufbau zwischen Kulturen auf Basis von
Gleichheit und gegenseitigem Respekt die Rede war, bei der etwas Neues, die Interkultur, entsteht,
zielten die Experten eher auf den Umgang, d.h. die Fähigkeit fremden Kulturen angemessen und er-
folgreich zu begegnen, ab. Des Weiteren fügten sie der Interkulturalität auch den Aspekt der nationa-
len, aus vielen Clustern bestehenden Kultur hinzu. Ein Experte betonte zudem den zweidimensionalen
Ansatz, welcher Interkulturalität als Differenzlinie, das Wertschätzen der Vielfalt, und als Dominanzli-
nie, Ohnmachtserfahrungen oder Machtasymmetrien, erklärt.
5.1.3 Interkulturelle Kompetenz
In den deskriptiven Analysen wird die interkulturelle Kompetenz als Integration der Kenntnisse über
kulturelle Dimensionen und Spezifika in das eigene Handlungsmuster geschildert. Die Differenzierung
in konative, kognitive und affektive Teilkonstrukte entsprach zum Teil auch den Vorstellungen der
interviewten Experten. Diese verstanden interkulturelle Kompetenz als das Interesse und das tiefe
Verständnis für das Gegenüber sowie die Identifikation mit diesem bzw. die eventuelle Adaption. Au-
ßerdem sprachen die Experten von der Notwendigkeit einer starken Identität zur eigenen Verortung
sowie einer ausgeprägten Reflexionsfähigkeit bezüglich der psychologischen Mechanismen, Chancen
und Begrenzungen bei der Interaktion mit Angehörigen anderer Kulturen.
5.1.4 Auditierung und Zertifizierung
Messbar und damit zertifizierbar sind laut den Experten die interkulturellen Kompetenzen der Mitarbei-
ter, die durch Befragungen ermittelt werden könnten, sowie das Vorhandensein struktureller Voraus-
setzungen zur Förderung interkultureller Kompetenzen.
Außerdem warnten die Interviewten vor möglichen Problemen wie Transparenzschwierigkeiten, einem
allgemeinen „Zertifizierungswahn“ und der Frage, welche Kriterien der Zertifizierung zugrunde liegen.
Denkbare Kriterien können dafür vom Ideal der interkulturell kompetenten Institution abgeleitet werden
und betreffen Bereiche, wie Leitbild/Vision/Strategie, Struktur, Personal, Unternehmenskultur, Prozes-
se und Controlling. Werte, wie Toleranz, Offenheit und Vielfalt als Chance sollten z.B. bereits im Leit-
bild verankert sein.107
Eine mögliche Vorgehensweise für den Auditierungs- bzw. Zertifizierungsprozess im Rahmen der
Prüfung zur IKKI könnte ähnlich, wie der in Kapitel 2.7 beschriebene, Prozess ablaufen.
107
Vgl. Checkliste im Anhang C.
26
Personal
Struktur
Change
Unternehmenskultur Prozesse
Ressourcen
Die Auditoren könnten aus einem multikulturellen, interreligiösen Team mit verschiedenen Komponen-
ten, wie Geschlecht, Alter, Charaktereigenschaften und Erfahrungen bestehen.
Möchte eine Institution interkulturell zertifiziert werden, würde sie eine Prüfung bei der Zertifizierungs-
stelle beantragen. Nach der Vorprüfung, welche die Unabhängigkeit der Prüfer klärt, und dem Ver-
tragsabschluss erstellt die Institution eine Selbstdokumentation, in der sie ihre interkulturelle Kompe-
tenz darlegt. Bei dem Besuch vor Ort werden durch Raumbesichtigungen und Gespräche mit dem
Institutionsleiter, Mitarbeitern und Kunden alle Kriterien sowie ihre Aktualität überprüft. Währenddes-
sen werden Verbesserungspotentiale identifiziert und Optimierungsmaßnahmen festgehalten. Alle
Informationen werden anschließend für den Gutachterbericht überprüft und auftretende Fragen mit der
Institutionsleitung besprochen. Abschließend erfolgt im letzten Schritt die Zertifizierung.
5.2 Ideal der interkulturell kompetenten Institution
Im Folgenden werden die Ergebnisse des Expertenworkshops in Kapitel 3 und der leitfadengestützten
Experteninterviews in Kapitel 4 hinsichtlich der fiktiven, idealtypischen interkulturell Kompetenten Insti-
tution abgeglichen. Die Abbildung 11 zeigt zunächst einen Überblick108
der bei diesem Abgleich her-
ausgearbeiteten Bereiche einer solchen Institution oder Unternehmung, auf die in den folgenden Ab-
schnitten noch einmal detaillierter eingegangen wird.
Abbildung 10 – Übersicht – Abgleich: Ideal der interkulturell kompetenten Institution109
5.2.1 Ressourcen
Die Kategorie Ressourcen formulierten nur die Experten der Interviews explizit. Sie schlugen die Si-
cherung eines Wettbewerbsvorteils durch das Ausschöpfen aller Potenziale der Mitarbeiter einer IKKI
vor. Dazu zählt besonders die Nutzung des Erfahrungspotentials des Personals. Verglichen mit einer
eher homogeneren Organisation könnte somit eine deutliche Leistungsverbesserung erzielt werden.
5.2.2 Struktur
Einigkeit herrschte unter den Experten bezüglich der Mehrsprachigkeit jeglicher schriftlicher Informati-
on inklusive der Website. Im Gegensatz zu den Experteninterviews, betrachteten die Experten des
Workshops mehrere Fremdsprachen zwar als wünschenswert, forderten jedoch lediglich Englisch als
ein Muss-Kriterium. Auch war ein Teilnehmer der Meinung, dass die Führungspersönlichkeiten zumin-
dest über verhandlungssichere Kenntnisse einer Fremdsprache verfügen sollten. Die Experten der
Interviews empfahlen eine offizielle Sprache für die Kommunikation festzulegen, das Kommunizieren
in anderen Sprachen jedoch zu erlauben sowie Angebote zum Erlernen und Vertiefen der in der Insti-
tution vertretenen Sprachen anzubieten.
Während laut den Experten der Interviews die idealtypisch interkulturell kompetente Institution ein
Wissens- und Kommunikationsmanagement aufweist, ergänzen die Teilnehmer des Workshops sogar
die Notwendigkeit einer eigenen Abteilung für interkulturelle Angelegenheiten mit geschulten, interkul-
turellen Managern, die sich um die Lösung interkultureller Herausforderungen bemühen.
108
Die Abbildung 11 (siehe Anhang A) stellt die Indikatoren in den einzelnen Bereichen detailliert dar. 109
Eigene Darstellung.
27
5.2.3 Personal
Beide Expertengruppen verlangten interkulturell kompetente Führungskräfte und Mitarbeiter. Im Rah-
men des Expertenworkshops wurde sogar festgelegt, dass 10% der Führungskräfte und 20% der Mit-
arbeiter in einer idealtypischen interkulturell kompetenten Institution einen Migrationshintergrund auf-
weisen. Darüber hinaus verfügen möglichst alle Mitarbeiter über interkulturelle Kompetenzen, welche
über ein Mess- und Bewertungsverfahren regelmäßig geprüft werden sollten.110
Einige interviewte Experten erweiterten das interkulturelle Verständnis um die Komponenten Alter,
Geschlecht und Charaktereigenschaften, die neben einer hohen interkulturellen Authentizität sowohl
bei Führungspersönlichkeiten als auch bei den Mitarbeitern divergieren sollten. Die Experten des
Workshops fügten die Akzeptanz jeglicher Glaubensrichtung hinzu.
Außerdem erachteten die Experten beider Gruppen die digitale Datenerfassung und den Zugriff auf
die Auslandserfahrungen der Mitarbeiter als sinnvoll.
Zur Förderung der interkulturellen Kompetenzentwicklung rieten die Experten des Workshops zu re-
gelmäßigen, interkulturellen Trainings für alle Mitarbeiter, während in den Interviews die Idee eines
interkulturellen „Inputs“ als Element jedes Mitarbeitertrainings entstand.111
Darüber hinaus erwarteten die Experten des Workshops regelmäßige Mitarbeiterbefragungen und
Feedback-Gespräche zur Feststellung möglicher Missstände, z.B. Diskriminierungen, sowie zur Mes-
sung der Zufriedenheit aller Mitarbeiter. Ferner sprach ein interviewter Experte von dem Ideal der
„Normalität“ des Zusammenarbeitens mit Angehörigen fremder Kulturen.
5.2.4 Unternehmenskultur
Nach Vorstellung der beiden Expertengruppen zeichnet sich eine interkulturell kompetente Institution
durch eine geringe Distanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit aus.112
Des Weiteren betonten alle Experten die in einer interkulturell kompetenten Institution gelebten Werte,
wie z.B. Respekt, Offenheit, Selbstreflexion und den Perspektivenwechsel, sowie das konstruktive
Begegnen und das Erkennen der Chance interkultureller Herausforderungen. Nach Meinung des Ex-
pertenworkshops sollte dies insbesondere von den Führungspersönlichkeiten vorgelebt werden.
Eine Unternehmenskultur des „sowohl als auch“, ein offener und transparenter Kommunikationsstil
sowie das Mitwirken jedes Mitarbeiters in der Organisationskultur sind laut den interviewten Experten
zudem kennzeichnend für eine interkulturell kompetente Institution. Außerdem sollten gewisse Regeln
für eine wertschätzende Umgangsform sorgen, die im Fall ihrer Verletzung, z.B. durch Alltagsrassis-
men, sofort thematisiert werden müsste.
5.2.5 Prozesse
Neben dem Rekrutierungsprozess neuer Mitarbeiter, welchen die Experten beider Gruppen anspra-
chen, ergänzten die Interviews die Verankerung interkultureller Kompetenzen im Prozess der Leitbil-
derstellung, der idealerweise von der Belegschaft aus bis zum Topmanagement verlaufen sollte.
Darüber hinaus trägt die idealtypische IKKI laut Expertenvorstellung jegliche Konflikte offen aus.
Zudem führen der Perspektivenwechsel sowie die Kenntnis über den Prozessablauf anderer Länder
zu einer Prozessoptimierung. Im Hinblick auf Innovationsprozesse forderten die Experten des Work-
shops die Offenheit gegenüber Innovation sowie die Ausschöpfung aller Potentiale der Institution. Zur
Beschleunigung und Kreativitätsförderung des Problemlösungsprozesses wird in einer idealtypischen
IKKI unter Einbezug verschiedener Kulturen stets lösungsorientiert gedacht.
5.2.6 Soll-Ist-Vergleich – Change
Der Aspekt der Analyse und Überprüfung interkultureller Entwicklungen der Institution wurde im Rah-
men des Expertenworkshops erarbeitet. Hierbei ist ein permanenter Abgleich mit der Vision sowie die
regelmäßige Ermittlung der interkulturellen Kompetenz des Personals vorgesehen.
110
Schlüsselkompetenzen siehe Kap. 2.5.4. 111
Vgl. Kap. 2.5.6., Mecheril, 2008, S. 17. 112
Konkrete Beispiele siehe Experteninterviews.
28
6. Schluss In diesem abschließenden Kapitel werden zunächst die wichtigsten Ergebnisse noch einmal zusam-
mengefasst. Darauf folgen Schlussfolgerungen, sowie eine kritische Würdigung und ein Ausblick.
6.1 Zusammenfassung
Die deskriptiven Analysen konnten die für das Themenfeld relevanten Begrifflichkeiten klären und
erläuterten die Relevanz, Schüsselfähigkeiten, Vermittlung, Förderung und Auswirkung interkultureller
Kompetenz. Außerdem wurden mögliche Ziele, Methoden und ein möglicher Ablauf einer Auditierung
mit anschließender Zertifizierung formuliert.
Die Experten des Workshops erarbeiteten die Gestaltung einer ihrer Meinung nach idealtypisch inter-
kulturell kompetenten Institution. Dabei kristallisierten sich vor allem Indikatoren in den Bereichen
Unternehmenskultur, Prozesse, Personal sowie Struktur heraus. Daneben betonten die Experten die
Notwendigkeit eines kontinuierlichen Soll-Ist-Vergleiches der interkulturellen Entwicklung mit den im
Leitbild der Institution festgesetzten interkulturellen Zielen.
Die im Rahmen der leitfadengestützten Interviews befragten Experten führten beide Schritte aus. Zum
einen definierten und erklärten sie die Terminologien der deskriptiven Analyse aus ihrer Sicht. Dabei
konnten sowohl viele Überschneidungen erkannt als auch sinnvolle Ergänzungen generiert werden.
Zum anderen beschrieben sie ebenfalls ihre Vorstellungen von dem Idealbild der interkulturell kompe-
tenten Institution. Diese wiesen eine hohe Ähnlichkeit zu dem im Workshop erarbeiteten Idealbild auf,
konnte dieses jedoch auch noch ergänzen.
Ein Ergebnis-Abgleich der drei Methoden mündete schließlich in Handlungsempfehlungen für die
mögliche Auditierung und Zertifizierung einer interkulturell kompetenten Organisation, eine mögliche
Checkliste sowie einen Fragenkatalog (siehe Anhang B) für einen Auditierungsprozess.
6.2 Fazit
Der vorliegende Werkstattbericht konnte zum einen die Relevanz interkultureller Kompetenz für Insti-
tutionen aufzeigen. Zum anderen konnte gezeigt werden, dass es – laut Expertenmeinung – durchaus
möglich sein kann interkulturelle Kompetenz von Institutionen sowohl zu messen als auch zu zertifizie-
ren. Dazu wurde des Weiteren eine mögliche Vorgehensweise zur Zertifizierung von interkulturell
kompetenten Institutionen skizziert sowie Kategorien mit zu prüfenden Indikatoren herausgearbeitet.
Darauf aufbauend konnte eine mögliche Checkliste (siehe Anhang C) und ein Fragenkatalog für den
Auditierungsprozess entwickelt werden. Außerdem stellte sich heraus, dass die interkulturelle Öffnung
bzw. Kompetenz von Institutionen nicht nur auf Grund der Globalisierung, Internationalisierung und
des demographischen Wandels nötig ist. Vielmehr spielt sie nach Expertenmeinung auch für die Errei-
chung der Unternehmensziele eine große Rolle und fördert Prozessoptimierungen, Innovationen so-
wie die Organisationsentwicklung innerhalb von Institutionen und Unternehmen.
6.3 Kritische Würdigung & Ausblick
Die Forschergruppe ist sich über verschiedene kritische Momente in der Vorgehensweise bewusst.
Zum einen ist der Fragebogen unbedingt optimierbar. In einem nächsten Schritt sollte daher eine prä-
zisere Unterteilung in verschiedene Zielgruppen, Branchen und Größen von Unternehmen sowie die
internationale oder nationale Tätigkeit näher untersucht und vorgenommen werden.
Zum anderen sind die in diesem Werkstattbericht erarbeiteten Handlungsempfehlungen für ein
Auditverfahren lediglich auf theoretischer Basis entwickelt worden. Um diese zu präzisieren, zu prüfen
und zu vervollständigen könnten daher in Zukunft im Rahmen eines „Pretest des Auditierungs-
prozesses“ erste Institutionen hinsichtlich ihrer interkulturellen Kompetenz in der oben andeutungs-
weise erarbeiteten Art und Weise gemessen und bewertet werden.
29
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33
8. Anhang
A. Abgleich: Ideal der interkulturell kompetenten Institution (graphische Darstellung)
B. Mögliche Fragen für ein „interkulturelles Auditverfahren“
C. Mögliche Checkliste für ein „interkulturelles Auditverfahren“
D. Fragenkatalog für die leitfadengestützten Experteninterviews
34
Ressourcen
Ausschöpfung aller Potentiale
Nutzung des (interkulturellen) Erfahrungspotentials der
Mitarbeiter
Sicherung Wettbewerbsvorteils
Leistungsverbesserung
Unternehmenskultur
Geringe Diskrepanz: Anspruch und Wirklichkeit
Soft facts = gelebte Werte
Führungskräfte als Vorbild
Integrierende Kultur
Offener, transparenter Kommunikationsstil
Regeln für wertschätzende Umgangsform
Reaktion auf Alltagsrassismus
Soll-Ist-Vergleich – Change
Analyse und Kontrolle interkultu-
reller Entwicklungen
Regelmäßige Ermittlung der IKK
des Personals
Personal
Interkulturelle Führungskräfte (10%) und Mitarbeiter
(20%), ergänzt durch: Alter, Geschlecht, Charakter
Akzeptanz verschiedener Religionen
Mess- und Bewertungssystem zur Erfassung der IKK
Digitale Datenerfassung und Zugriff auf Auslandser-
fahrungen
Interkulturelle Trainings zur Förderung der IKK
Regelmäßige Feedback-Gespräche und MA-
Befragung zur Zufriedenheit
„Normalität“ des Zusammenarbeitens mit anderen
Kulturen
Prozesse
Interkulturelle Kompetenz im Rekrutierungs-
und Leitbilderstellungsprozess
Offenes Konfliktmanagement
Perspektivenwechsel zur Optimierung jeglicher Pro-
zesse
Innovationsprozess: offen gegenüber Innovationen
und lösungsorientiert unter Einbezug anderer Kultu-
ren
Struktur
Mehrsprachigkeit jeglicher Informationen
Eine festgelegte Kommunikationssprache
Angebote zum Erlernen vertretener Sprachen
Eigene interkulturelle Abteilung mit interkulturellen
Managern,
Wissens- und Kommunikationsmanagement
A. Abbildung 11 – Abgleich: Ideal der interkulturell kompetenten Institution
B. Mögliche Fragen für ein „interkulturelles Auditverfahren“
Strategie
In welcher Branche ist das Unternehmen tätig?
Welche Vision, Mission, Ziele, Strategie besitzt das Unternehmen?
Welche Werte ggf. Werte in Bezug auf Interkulturalität sind im Leitbild verankert?
Welche Zielgruppen bedient das Unternehmen?
Verfügt die Institution/das Unternehmen über eine Internationalisierungsstrategie?
Wird Strategie diese regelmäßig überprüft und neu angepasst?
Struktur
Welche Abteilungen weist die Institution auf (Organigramm)?
Gibt es eine Stelle/ Abteilung, die sich um interkulturelle Angelegenheiten kümmert?
Über welches Fachwissen/Kompetenzen (z.B. interkulturelle Kompetenz) verfügen die
Manager?
Wie werden die einzelnen Teams zusammengesetzt?
Welche Kriterien sind dabei relevant?
Über welche Internationalisierungs- oder Globalisierungskompetenzen (Sprachen, Soft
Skills, soziokulturelles Wissen, länderspezifisches Wissen) verfügen die Mitarbeiter bzw.
die Institution?
Wird den Mitarbeitern die Möglichkeit zum Erlernen oder Vertiefen weiterer Sprachen an-
geboten?
Wie wird mit kulturellen Besonderheiten umgegangen (z.B. spezielle Essensbedürfnisse,
Kantine, Urlaub an Nationalfeiertagen, religiösen Festen)?
Gibt es eine offizielle Sprache?
Sind weitere Sprachen erlaubt?
Gibt es Strukturen, um Alltagsrassismus zu erfassen, zu bewerten und zu sanktionieren?
Personal
Wie viele Führungskräfte/ Mitarbeiter mit Migrationshintergrund arbeiten in der Institution?
Befanden bzw. befinden sich Mitarbeiter im Auslandseinsatz?
Sind diese Erfahrungen (Erfahrungswissen) festgehalten?
Ist dieses Erfahrungswissen anderen Mitarbeitern frei zugänglich?
Existiert ein Mess- und Bewertungsverfahren der interkulturellen Kompetenz der Mitarbei-
ter?
Wird dieses Verfahren regelmäßig durchgeführt?
Welche interkulturellen Kompetenzen seitens der Mitarbeiter sind bereits vorhanden?
Wie werden diese Kompetenzen (z.B. Ambiguitätstoleranz) weiter gefördert und geschult?
Gibt es Feedback-Gespräche?
Wie oft und zwischen welchen Personen?
Welche Personalauswahlinstrumente nutzt die Institution zur Rekrutierung neuer Mitarbei-
ter?
Welche Kriterien (z.B. interkulturelle Kompetenz) sind dabei besonders relevant?
36
Unternehmenskultur
Welche Werte (z.B. kulturelle Offenheit, Toleranz) prägen den Unternehmensalltag?
Welche Werte sind erwünscht, werden gefördert und sind im Leitbild verankert?
Welche dieser Werte prägen den Unternehmensalltag bzw. werden „gelebt“?
Fungieren die Führungskräfte an dieser Stelle als Vorbilder?
Wird besonderer Wert auf das Verstehen anderer Weltanschauungen gelegt?
Wird dabei auch die Bewusstheit der eigenen Kultur gefördert bei gleichzeitiger Selbstre-
flexion gefördert?
Wie wird mit möglichem Alltagsrassismus, interkulturellen Konflikten umgegangen?
Wie funktionieren Ablauf- und Aufbauorganisation (hierarchische, informelle Strukturen)?
Wie wird kommuniziert (formell oder informell)?
Können die Mitarbeiter sich einbringen und an der Unternehmenskultur mitwirken?
Inwieweit wird die (interkulturell geprägte) Unternehmenskultur an die Öffentlichkeit kom-
muniziert?
Prozesse
Wie wird mit Konflikten umgegangen?
Welches Vorgehen wird im Konfliktmanagement bevorzugt?
Welche Haltung bezüglich Innovation und bezüglich Fehler besitzt die Institution?
Wer ist für Innovation und Prozessoptimierung verantwortlich?
Wie werden Innovationen und Prozessoptimierungen in die Institution implementiert?
Werden interkulturelle/internationale Teams für Projekte oder Prozessoptimierung heran-
gezogen?
Spielen interkulturelle Kompetenzen im Einstellungsverfahren eine Rolle?
Wie werden diese erfasst?
Überprüfung
Findet eine regelmäßige Analyse der interkulturellen Entwicklungen in der Institution statt?
Welche Verfahren und Messmethoden werden dabei verwendet?
37
C. Mögliche Checkliste für ein „Interkulturelles Auditverfahren“
Leitbild
Werte, wie z.B. Offenheit, Empathie, Ambiguitätstoleranz sind im Leitbild verankert.
Mitarbeiterpotentiale in Bezug auf Interkulturalität werden genutzt.
Die Ziele sind interkulturell ausgerichtet.
Struktur
Die Institution/das Unternehmen verfügt über eine „interkulturelle Abteilung“.
Es sind interkulturelle bzw. interkulturell kompetente Manager in der Institution angestellt.
Manager sind in Krisenkommunikation sowie interkultureller Konfliktmedeation geschult.
Manager besitzen eine interkulturelle Aus-oder Weiterbildung.
Es existieren international und interkulturell zusammengesetzte Teams.
Alle Führungskräfte beherrschen zumindest eine Fremdsprache auf Verhandlungsniveau.
Die Mehrheit der Führungskräfte spricht Englisch auf Verhandlungsniveau.
Es existiert eine festgelegte Einheitssprache als Basiskommunikationsebene.
Andere Sprachen sind erlaubt und deren Nutzung wird gefördert.
Die Informationen in der Institution/im Unternehmen sind mehrsprachig erhältlich:
Website, Leitbild, Regeln, weitere schriftliche Informationsmaterialien.
Es werden kulturelle Besonderheiten ohne Ausnahme berücksichtigt.
Es werden keine Kulturen diskriminiert oder benachteiligt.
Es werden keine Religionen ausgeschlossen.
Personal
Führungskräfte sowie Mitarbeiter weisen Migrationshintergrund auf.
Es befanden sich bereits Führungskräfte/Mitarbeiter im Auslandseinsatz.
Diese Erfahrungen (Erfahrungswissen) wurden erfasst und sind für zukünftige Auslandstä-
tigkeiten allgemein zugänglich.
Bei der Personalrekrutierung wird auf interkulturelle Kompetenzen geachtet.
Die Mitarbeiter sind interkulturell kompetent (z.B. offen, unvoreingenommen, flexibel,
reflexiv, besitzen kulturelles Grundwissen, länderspezifisches Wissen).
Es existiert ein Mess- und Bewertungsverfahren in Bezug auf die interkulturelle Kompe-
tenz der Führungskräfte und Mitarbeiter.
Es finden in regelmäßigen Abständen interkulturelle Trainings auf allen Ebenen statt.
Es finden regelmäßige Feedbackgespräche mit den Mitarbeitern statt.
Unternehmenskultur
Die im Leitbild verankerten Werte werden gelebt.
Die gelebten Werte werden an die Öffentlichkeit kommuniziert.
Die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der Institutionen-/Unternehmenskultur (Leitbild,
Mission Statement) und der gelebten Wirklichkeit ist gering.
Die Institution zeichnet sich durch einen offenen Kommunikationsstil aus.
Der Institution ist die Relevanz von interkulturellen Aspekten bewusst.
Die Mitarbeiter können sich einbringen und mitwirken.
38
Prozesse:
Die Institution reagiert auf Konflikte/interkulturelle Konflikte konstruktiv (Medeation).
Die Mitglieder der Institution denken und handeln lösungsorientiert.
Die Prozessoptimierung geschieht auch seitens der Mitarbeiter.
Mitarbeiter werden dazu angeregt innovativ zu sein (Fehlertoleranz; Vorschlagswesen).
Interkulturelle (Projekt-)Teamarbeit ist Teil des institutionellen/unternehmerischen Alltags.
Interkulturalität wird als Bereicherung angesehen und für Prozessoptimierungen genutzt.
Interkulturelle Kompetenzen werden im Einstellungsverfahren erfasst und spielen in die-
sem eine Rolle.
Überprüfung:
Die interkulturellen Entwicklungen der Institution/der Unternehmung werden regelmäßig
analysiert und im Rahmen von regelmäßigen Audits bewertet.
Die Entwicklungen in Bezug auf die interkulturelle Kompetenz werden regelmäßig mit dem
Leitbild sowie der Strategie abgeglichen und gegebenenfalls angepasst.
39
D. Fragenkatalog für die leitfadengestützten Experteninterviews
1. Was ist Ihrer Meinung nach Kultur?
Was ist ihre persönliche Definition?
Welchen kulturellen Hintergrund haben Sie?
In welchem Ausmaß haben Sie mit fremden Kulturen zu tun?
2. Wie würden sie Interkulturalität definieren?
3. Was verstehen Sie unter interkulturellen Kompetenzen?
Welche Erfahrungen haben Sie bereits gesammelt?
(Studium, Teilnahme an interkulturellen Trainings, Auslandsaufenthalte etc.)
Welchen Stellenwert schreiben Sie diesen zu?
4. In welcher Form sind diese messbar?
Sind interkulturelle Kompetenzen erlernbar?
o Wenn ja, wie?
Welchen Stellenwert schreiben Sie interkulturellen Trainings zu?
5. Sind interkulturelle Kompetenzen für eine Institution wichtig?
Wenn ja, warum?
Was zeichnet eine interkulturell kompetente Institution aus?
o Welche Merkmale sind dabei unerlässlich?
o Anhand welcher Merkmale ist eine interkulturell kompetente Institution erkennbar?
In welchen Bereichen von Unternehmen sind interkulturelle Kompetenzen von besonderer Re-
levanz?
6. Für welche Bereiche einer Institution sind interkulturelle Kompetenzen von besonderer Relevanz?
Begründen Sie bitte.
Bitte kreuzen Sie an (Mehrfachnennung möglich) und legen Sie anschließend eine Reihenfolge fest
in der 2ten Reihe der Kästchen (1 als wichtigstes):
Unternehmensführung
Unternehmensentwicklung
Unternehmensplanung
Organisationsentwicklung
Unternehmenskultur
Marketing
sonstige_________________
H&R/ Personalmanagement
Verwaltung
Forschung und Entwicklung
Logistik
Beschaffungs- und Absatzmarkt
Produktion
Absatz
7. Welche interkulturellen Teilkompetenzen sind ihrer Meinung nach von besonderer Relevanz
für die oben genannten Bereiche einer Institution?
Bitte kreisen Sie ein:
sehr wichtig (1) – wichtig (2) – neutral (3) – eher unwichtig (4) – unwichtig (5)
Unvoreingenommenheit 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Offenheit 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Empathievermögen 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Selbsteinschätzung 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Selbstbewusstsein 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Realistische Erwartungen 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Kulturelles Bewusstsein 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Teamfähigkeit 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Sprachfertigkeit 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Respekt 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Flexibilität 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Kommunikationsfähigkeit 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Ambiguitätstoleranz 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Kenntnisse über allgemeine kulturelle Dimensionen 1 – 2 – 3 – 4 – 5
Wissen über kulturelle Besonderheiten und 1 – 2 – 3 – 4 – 5
interkulturelle Unterschiede 1 – 2 – 3 – 4 – 5
8. Können Prozessabläufe zur interkulturellen Kompetenz einer Institution beitragen?
Wenn ja, wie könnten diese aussehen?
9. Sollte es innerhalb einer Institution allgemeine Guidelines in Form von interkulturellen Hand-
lungsempfehlungen geben?
Wenn ja, wie könnten diese aussehen?
10. Können Ihrer Meinung nach Institutionen interkulturell zertifiziert werden?
Wenn ja wie sollte/könnte dieses Audit (Zertifizierung) aussehen?
11. Welche Fragen haben wir in Hinsicht auf interkulturelle Kompetenz von Institutionen verges-
sen bzw. vernachlässigt?
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!