INDUSTRIE IN DER STEIERMARK · 2017-11-29 · 2 Executive Summary Die Industrie ist einem starken...

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INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE- UND REGIONALPOLITIK INDUSTRIE IN DER STEIERMARK UPDATE 2006 - KURZFASSUNG Raimund Kurzmann, Christine Aumayr, Clemens Habsburg-Lothringen, Michael Ploder, Johannes Traxler September 2006

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INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE- UND REGIONALPOLITIK

INDUSTRIE IN DER STEIERMARK UPDATE 2006 - KURZFASSUNG

Raimund Kurzmann, Christine Aumayr,

Clemens Habsburg-Lothringen, Michael Ploder,

Johannes Traxler

September 2006

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Executive Summary

Die Industrie ist einem starken technologischen und organisatorischen Wandel ausgesetzt, der eine Steigerung der wirtschaftlichen Beziehungen zu anderen Wirtschaftsbereichen nach sich zieht. Daher wird Industrie in der vorliegenden Untersuchung als Netzwerk definiert, in dem ein industrieller Kernbereich um relevante, weil von Outsourcing betroffene, Dienstleistungssektoren ergänzt wird.

Die längerfristige Entwicklung der Industrie in der Steiermark zeigt eine starke Steigerung der Ar-beitsproduktivität. Daher kann der viel beschworene Bedeutungsverlust der steirischen Industrie für die Beschäftigungsentwicklung, nicht jedoch anhand der Wirtschaftsleistung (Bruttowertschöpfung) attestiert werden. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts fungierten einige Industriebranchen als Wachstumstreiber für die gesamte Regionalwirtschaft.

Die nach wie vor große Bedeutung der steirischen Industrie liegt darüber hinaus auch in der Tatsache begründet, dass sich (unternehmensbezogene) Dienstleistungen in Regionen wie der Steiermark mit Wachstumshemmnissen konfrontiert sehen, weil hier große, für die Entwicklung dieser Form der Dienstleistungen unbedingt nötige Agglomerationsräume fehlen. Umso mehr spielt der industriege-triebene Wachstumsimpuls – der über Outsourcingprozesse stattfindet – für den steirischen Dienst-leistungssektor eine wichtige Rolle. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass Dienstleistungen per se ein sehr hohes endogenes Wachstumspotenzial aufweisen, das sich aufgrund der weltweiten Ar-beitsteilung gerade in entwickelteren Volkswirtschaften noch stärker entfalten kann.

Neben den von Outsourcing betroffenen Dienstleistungssektoren weist die Industrie auch wirtschaft-liche Beziehungen mit anderen Sektoren auf. Dazu zählen Bereiche wie etwa der Tourismus. In den allermeisten Fällen dürfen diese Beziehungen nicht als einseitige Abhängigkeiten interpretiert wer-den: Auch wenn Dienstleistungsangebote in vielen Fällen von der Nachfrage durch Industriebetriebe abhängen, ist doch ihr Angebot wiederum ein wichtiger Standortfaktor für die Industrie selbst.

Aktivitäten im Bereich der F&E und Innovation sowie internationale Kooperationen stellen unbestrit-ten wichtige Faktoren für die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und damit des Wohlstands eines modernen Wirtschaftsraumes dar. Empirische Daten belegen, dass die Industrie innerhalb der Steiermark in beiden Bereichen eine gewichtige Rolle spielt. Die Stärke des steirischen Wirtschafts-standorts bilden die exportorientierten und international vernetzten Industriebetriebe. Diese können wiederum auf eine umfangreiche F&E- und Humankapitalbasis in der Region zurückgreifen.

Dennoch zeigt der empirische Befund, dass internationale Wachstumstreiber in der Steiermark – wie auch in Österreich insgesamt – weiterhin unterrepräsentiert sind. Das gerade in den letzten Jahren überdurchschnittliche Wachstum ist daher auf einen (verspäteten) Aufholprozess nach den erfolgrei-chen Umstrukturierungen in Folge der Krise der Verstaatlichten Industrie zurückzuführen. Die derart geschaffene gute Basis verschafft einen zeitlichen Polster, der mittelfristig unbedingt für weitere Strukturanpassungen zu nutzen ist. Dazu gehören die Sicherung vorhandener Kernkompetenzen im Bereich der F&E bei gleichzeitiger Verbreiterung der steirischen Technologieorientierung, die Erwei-terung der derzeitigen „Innovationsspitze“ auch auf KMU sowie die Forcierung grenzüberschreiten-der Kooperationen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.

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Ziel der Untersuchung

Welche Bedeutung hat die Industrie für die regionale Wirtschaft der Steiermark? Schlagworte wie Tertiärisierung und Outsourcing und die damit verbundenen grundlegenden Veränderungen in den Wirtschaftsstrukturen entwickelter Volkswirtschaften sind Basis für eine weitläufige Kritik an der „traditionellen“ Definition des Begriffs Industrie, da sich diese ausschließlich am sekundären Sektor orientiert.

Outsourcing ist Anlass zur Kritik an der „traditionellen“ Definition und Bedeutungsmessung von Industrie

Die Stoßrichtung der Kritik zielt dabei auf eine vermutete Untererfassung industrieller Tätigkeiten ab, weil vor allem Outsourcing dazu führt, dass bisher von den Industriesektoren selbst erbrachte Leistun-gen nunmehr an spezialisierte Anbieter – die jedoch dem Dienstleistungsbereich angehören – ausgela-gert werden. Dem oft attestierten Bedeutungsverlust der Industrie wird entgegengehalten, dass der derart erbrachte Industrie-induzierte Beitrag zur Tertiärisierung in entsprechendem Ausmaß berück-sichtigt werden muss, bevor eine derartige Schlussfolgerung zulässig wäre.

Die vorliegende Analyse verfolgt drei Ziele

Die vorliegende Untersuchung nimmt diesen Sachverhalt als Ausgangsbasis für eine umfassende Be-trachtung der Leistungen der Industrie in der Steiermark. Dabei werden drei Ziele verfolgt. Zum ersten muss es gelingen, eine adäquate, moderne Definition von Industrie zu finden, die in theoretisch konsi-stenter aber auch empirisch nachvollziehbarer Art und Weise jene Wirtschaftsbereiche abgrenzt, die industrielle Tätigkeiten erbringen. Darauf aufbauend soll zweitens eine ganze Reihe statischer und dynamischer Parameter zu Größe und Umfang, Verflechtungsintensität, Außenhandelsaktivitäten oder Forschungs- und Innovationspotenzial der derart definierten steirischen Industrie dargelegt und, wo immer möglich, eine Einordnung im nationalen und internationalen Vergleich angestrebt werden. Die umfangreiche empirische Betrachtung ist drittens zu einer Gesamteinschätzung über die aktuelle und vergangene Bedeutung des Wirtschaftszweiges innerhalb der gesamten Regionalwirtschaft zu verdich-ten. Im Zuge dessen sollen darüber hinaus zukünftige Handlungsfelder und Politikoptionen formuliert werden.

EMPIRISCHE DEFINITION DES INDUSTRIEBEGRIFFS

Den Strukturänderungen folgend wird ein industrieller Kernbereich definiert, der mit Dienstleistungs-sektoren zu Netzwerken im engeren und weiteren Sinn ergänzt wird. Dies kann, wie bereits angedeu-tet, damit begründet werden, eine umfassendere Darstellung der Leistungen der Industrie innerhalb der steirischen Regionalwirtschaft vorzunehmen, als dies bei einem Fokus auf die Kernaktivitäten allein möglich wäre.

Der industrielle Kernbereich bildet gemeinsam mit bestimmten Dienstleistungssektoren ein „Netzwerk Industrie“.

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Der industrielle Kernbereich orientiert sich – in Übereinstimmung mit internationalen Beispielen und Konventionen – an den Branchensegmenten Bergbau, Sachgütererzeugung und Energie- bzw. Wasser-versorgung, also allesamt Sektoren des sekundären Bereichs, die im Folgenden der Einfachheit halber als produzierender Bereich bezeichnet werden sollen.1 Den Fokus zuerst auf diese Wirtschaftsklassen zu legen erscheint deswegen wichtig, weil mit dem Terminus Industrie im Kern nach wie vor in der bisherigen Tradition stehende Merkmale verbunden werden. In der empirischen Definition werden nur die größeren Einheiten (zumindest 20 Beschäftigte) herangezogen, womit ein Größenkriterium mit berücksichtigt wird.

Das industrielle Netzwerk im engeren Sinn orientiert sich neben dem Kernbereich an produktionsbezogenen Dienstleistungen.

Die Erweiterung um relevante Dienstleistungsbereiche erfolgt in einem weiteren Schritt in Form einer Netzwerkbildung. Das industrielle Netzwerk im engeren Sinn knüpft an den Diskussionen rund um Outsourcing und die kooperative Interaktion von Unternehmen an und umschließt auch jene Bereiche, die

direkt mit dem Produktionsprozess in Verbindung stehen, also keine vor- oder nachgela-gerten Aktivitäten darstellen,

den Großteil ihrer Produkte im Kernbereich absetzen und Wissens-Spillover mit dem Kernbereich haben.

Die genannten Kriterien können und werden sich in der Praxis mehr oder weniger stark überlagern und sind daher keineswegs als sich gegenseitig ausschließend zu verstehen. Unter dieses enge Netzwerk fallen neben dem Kernbereich die Aktivitäten der sogenannten Wirtschaftsdienste, also Dienstleistun-gen der Datenverarbeitung, der Bereich Forschung und Entwicklung sowie die unternehmensbezoge-nen Dienstleistungen.

Das Netzwerk im weiteren Sinn berücksichtigt darüber hinaus Dienstleistungs-branchen mit hoher Verflechtungsintensität zum industriellen Kernbereich.

Die Netzwerkdefinition im weiteren Sinn umschließt darüber hinaus all jene Bereiche, die prinzipiell von Outsourcing betroffen sind, dabei allerdings auch einen hohen Grad an wechselseitiger wirtschaft-licher Verflechtung mit den Kernaktivitäten aufweisen.

Unter diesen weiten Begriff können daher auch der eigentlichen Industrieproduktion vor- oder nachge-lagerte bzw. sie umschließende Dienstleistungen subsumiert werden. Unter diesem Gesichtspunkt werden Teile des Handels, des Verkehrswesens, der Bankdienstleistungen sowie des Realitätenwesens in die empirische Analyse mit aufgenommen.

Vom Umfang her werden die genannten Dienstleistungssektoren nicht zur Gänze dem jeweiligen Netzwerk hinzugeschlagen; dies würde eine unzulässige Vorgangsweise bedeuten, da von diesen Branchen auch für andere Wirtschaftsteile – andere Dienstleister und vor allem die Endnachfrage – Leistungen erbracht werden. Aus diesem Grund wird mithilfe von regionalen und nationalen Input-

1 Das Bauwesen wird bei der Abgrenzung der Industrie – entsprechend internationalen Beispielen und damit im Sinne einer möglichst breit akzeptierbaren Vorgehensweise – nicht berücksichtigt, da dieser Sektor z.B. aufgrund der Größenstruktur oft nicht den indus-triellen Merkmalen entspricht. An sich wird er aber sehr wohl dem produzierenden Bereich zugerechnet, was in der Folge nicht der Fall sein wird.

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Output-Daten eine wirksamere und realitätsnähere Abgrenzung versucht. Die beiden Netzwerke samt den prozentuellen Zurechnungsfaktoren sind in untenstehender Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1: Zusammenfassende Darstellung der Zurechnung von Dienstleistungssektoren zum jeweili-gen Netzwerk

Netzwerke Sektor Kurzbeschreibung Zurechnung

(in %) 72 Datenverarbeitung 22 73 Forschung und Entwicklung 18

enge

r Si

nn

74 Unternehmensbezogene DL 18 50 Fahrzeughandel 5 51 Großhandel 16 60 Landverkehr 23 62 Flugverkehr 11 63 Hilfstätigkeiten f. Verkehr 10 65 Bankdienstleistungen 10 66 Versicherungsleistungen 6

wei

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71 Vermietung beweglicher Sachen 18 Quelle: eigene Berechnungen

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der verwendete Ansatz zur Definition von Industrie in der Lage ist, die Kernbereiche moderner industrieller Tätigkeiten in akkurater Weise abzugrenzen und diese auch empirisch bestimmbar zu machen. Über die Netzwerkerweiterungen kann darüber hin-aus ein sehr guter (auch empirischer) Einblick in die durch Outsourcing getriebenen Veränderungspro-zesse innerhalb der steirischen Regionalwirtschaft gewonnen werden. Die Abbildung auf der folgenden Seite fasst den gewählten Netzwerkansatz zur Industriedefinition noch einmal zusammen.

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DIE STEIRISCHE INDUSTRIE IN ZAHLEN

Die Größe der Industrie in der Steiermark

Der industrielle Kernbereich in der Steiermark erwirtschaftete im Jahr 2003 eine geschätzte Brutto-wertschöpfung 2 von 6,11 Mrd. €, die Unternehmen mit zumindest 20 Beschäftigten erwirtschaften, damit 89 % der gesamten Bruttowertschöpfung der Branchen Bergbau, Sachgütererzeugung und Ener-gie- und Wasserversorgung.

Der industrielle Kernbereich erwirtschaftete im Jahr 2003 geschätzte € 6,11 Mrd., die Netzwerke € 6,64 Mrd. bzw. € 7,7 Mrd.

Unter Einbeziehung der Netzwerkbereiche erhöht sich diese Zahl auf € 6,6 Mrd. beziehungsweise € 7,7 Mrd. Damit werden im Netzwerk im engen Sinn 7 % der Bruttowertschöpfung von den hinzuge-zählten Dienstleistern erbracht, im Netzwerk im weiteren Sinn erreicht die entsprechende Kennzahl 14 %.

Tabelle 2: Reale Bruttowertschöpfung (BWS) zu Preisen 1995 des industriellen Kernbereichs und der Netzwerke im Jahr 2003

Kernbereich Netzwerk im engen

Sinn Netzwerk im weiten

Sinn BWS in Mio. € 6.110 6.640 7.705

das sind zusätzlich 529 1.066

Anteil an Netzwerk

7 % 14 % Quelle: eigene Berechnungen

Die Zahl der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse in der steirischen Industrie schwankt erheb-lich, je nachdem welche Datenquelle berücksichtigt wird. Nach Zahlen der Regionalen Gesamtrech-nung der Statistik Austria (RGR), gab es 2003 rund 92.100 unselbstständige und etwas mehr als 100 selbstständige Beschäftigungsverhältnisse im Kernbereich der steirischen Industrie.

Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse laut RGR im Kernbereich liegt bei rund 92.000, inklusive der Netzwerksektoren bei bis zu 115.000.

Demgegenüber weisen die Versichertendaten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger (HVSV) 88.900 unselbstständige Beschäftigungsverhältnisse aus.3 Für die beiden Netzwerke ergeben sich laut HVSV 104.400, laut RGR 111.100 unselbstständige Beschäftigungsverhältnisse.

2 Die Bruttowertschöpfung umfasst die Arbeitnehmerentgelte (Löhne und Gehälter), den Betriebsüberschuss und die Selbstständigen-

einkommen, die Abschreibungen und gewisse nicht produktionsabhängige Steuern, wobei die beiden ersten Gruppen typischerweise das Gros der Gesamtsumme darstellen.

3 Nach HVSV liegen keine Daten zu Selbstständigen vor.

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Tabelle 3: Erwerbstätige (Selbstständige und Unselbstständige) und unselbstständig Beschäftigte (USB) im industriellen Kernbereich und den Netzwerken im Jahr 2003

Kernbereich Netzwerk im engen

Sinn Netzwerk im weiten

Sinn USB nach RGR 92.100 99.900 111.100

Erwerbstätige nach RGR4 92.200 102.300 114.700 USB nach HVSV 88.900 93.900 104.400

Quelle: eigene Berechnungen

Nach der RGR erweitert das enge Netzwerk die unselbstständige Beschäftigung um 8,5 % auf knapp 99.900 Beschäftigungsverhältnisse; mit den Zahlen des HVSV gerechnet ergibt sich eine Steigerung um 5,6 % auf 93.900 Beschäftigungsverhältnisse. Das Netzwerk im weiteren Sinn ist auch bei der Beschäftigung noch einmal deutlich größer, gegenüber dem Kernbereich ergibt sich nach der RGR eine Erweiterung von 20,7 % bezogen auf den Kernbereich. Laut HVSV kommt es zu einer Ausweitung um 17,4 % auf 104.400 Beschäftigungsverhältnisse.

Die sektorale Struktur der steirischen Industrie

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die sektorale Zusammensetzung des industriellen Kernbereichs in der Steiermark. Die Gliederungstiefe ergibt sich dabei aus dem Detailgrad von Liefe-rungen der Statistik Austria an das InTeReg im Rahmen von Sonderauswertungen – tiefergehende Branchendisaggregationen dürfen für die Zahlen der RGR aufgrund von Geheimhaltungsbestimmun-gen nicht ausgewiesen werden.

Die sektorale Zusammensetzung der steirischen Industrie ist von Maschinen- und Fahrzeugbau, Metallerzeugung und -verarbeitung

und dem Sektor Elektronik/Elektrotechnik geprägt.

Die Darstellung der Wirtschaftsstruktur des Jahres 2003 ergibt ein Bild, welches bekannte Muster wie-dergibt. Bei der Bruttowertschöpfung ist das Aggregat aus Maschinen- und Fahrzeugbau mit einem Anteil von 27 % der größte Bereich (wobei beide Branchen in etwa die gleiche Größe erreichen). Die Metallerzeugung und –verarbeitung erreicht 16,8 %, gefolgt von der Elektroindustrie mit 12,7 %. Die Beschäftigungsdaten (Erwerbstätige bzw. Unselbstständige) der RGR sowie des HVSV zeigen ein sehr ähnliches Bild. Obwohl im Bereich der Metallerzeugung und –verarbeitung sowie des Maschinenbaus Klassifikationsprobleme des HVSV zu berücksichtigen sind, ist auch hier die Übereinstimmung deut-lich sichtbar.

4 Durch die geringe Zahl von Selbstständigen im Kernbereich der Industrie ist die Abschätzung sehr schwierig. Laut der Leistungs- und

Strukturerhebung des Berichtsjahres 2003 der STATISTIK AUSTRIA sind in der Steiermark insgesamt 3.249 Personen in den Kern-brachen der Industrie auf Unternehmensebene als Selbstständige erfasst. Aber nur 113 von ihnen stehen Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten vor und kommen somit für die Definition des Kernbereiches Industrie in Frage.

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Abbildung 2: Sektorale Zusammensetzung des industriellen Kernbereichs in der Steiermark im Jahr 2003

BWS* 2000

BWS* 2003

USB lt. RGR

ET lt. RGR

USB lt. HVSV Sektoren Beschreibung

Anteile in %

10-14 Bergbau 2,4 1,8 1,5 1,6 3,4 15,16 Nahrungsmittelerzeugung, Tabakwaren 6,6 4,9 7,3 7,3 8,2 17-19 Textilien, Bekleidung und Ledererzeugung 3,1 3,0 4,1 4,1 4,7

20,36,37 Holz, sonstige Sachgüter und Recycling 6,5 7,6 9,2 9,2 8,3 21,22 Papier und Druckereien 13,2 8,9 7,0 7,0 8,0 23-25 Chemie und Kunststoffe 4,0 2,7 3,5 3,5 3,7

26 Baustoffe 5,7 5,6 5,5 5,5 3,3 27,28 Metallerzeugung und -verarbeitung 17,5 16,8 20,4 20,4 23,0

29,34,35 Maschinen- und Fahrzeugbau 21,0 27,0 24,5 24,5 22,6 30-33 Elektronik, Elektrotechnik 11,9 12,7 12,9 12,9 11,0 40,41 Energie- und Wasserversorgung 8,0 8,8 4,2 4,1 3,9 10-41 Kernbereich Industrie 100 100 100 100 100

Quelle: eigene Berechnungen; *reale Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen (BWS) zu Preisen 1995

Die aktuellsten Daten der RGR können auch dazu verwendet werden, um eine Übersicht der Brutto-wertschöpfung je Erwerbstätigem in den Industriebranchen in der Steiermark zu erhalten. Die nach-stehende Tabelle zeigt diese Zahlen im Vergleich zum nationalen Durchschnitt.

In der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem liegt die steirische Industrie über dem regionalen, aber unter dem nationalen Schnitt.

Es wird deutlich, dass in der Steiermark in den meisten Branchen eine geringere nominelle Wertschöp-fung je Mitarbeiter erzielt wird (Ausnahmen sind die Nahrungsmittelerzeugung, die Papierindustrie, und der Maschinen- und Fahrzeugbau), im gesamten produzierenden Bereich erreicht die Region 95,6 % des nationalen Durchschnitts.

Die Steiermark als Ganzes liegt jedoch mit 90,3 % deutlich unter diesem Wert des produzierenden Bereichs, womit eine relativ zu den Dienstleistungssektoren noch bessere Situation der industriellen Wirtschaftsklassen festgestellt werden kann. Außerhalb des industriellen Kernbereichs reichen inner-halb der Privatwirtschaft nur das Bauwesen (93,8 %) und das Konglomerat aus Realitätenwesen und unternehmensbezogenen Dienstleistungen (94,2 %) annähernd an den nationalen Schnitt heran.

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Tabelle 4: Nominelle Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem im produzierenden Bereich; Vergleich Steiermark mit Österreich, Jahr 2003

BWS je ET (in EURO) Sektoren Beschreibung

Steiermark Österreich

Steiermark in % von

Österreich

10-14 Bergbau 95.420 115.940 82,3 15, 16 Nahrungsmittelerzeugung, Tabakwaren 47.700 44.200 107,9 17-19 Textilien, Bekleidung und Ledererzeugung 46.260 47.880 96,6

20, 36, 37 Holz, sonstige Sachgüter und Recycling 48.420 48.640 99,5 21, 22 Papier und Druckereien 82.530 81.610 101,1 23-25 Chemie und Kunststoffe 50.110 79.960 62,7

26 Baustoffe 67.120 67.450 99,5 27, 28 Metallerzeugung und -verarbeitung 58.390 65.130 89,7

29,34,35 Maschinen- und Fahrzeugbau 80.130 64.930 123,4 30-33 Elektronik, Elektrotechnik 61.420 69.850 87,9 40, 41 Energie- und Wasserversorgung 104.880 173.400 60,5 10-41 Produzierender Bereich insgesamt 65.050 68.020 95,6

45 Bauwesen 55.160 58.820 93,8 50-52 Handel 36.690 43.150 85,0

55 Beherbergung, Gaststättenwesen 34.430 40.100 85,9 60-64 Verkehr und Nachrichtenübermittlung 44.870 59.440 75,5 65-67 Kredit- und Versicherungswesen 73.900 93.490 79,0 70-74 Realitätenwesen und UDL 74.890 79.510 94,2

75 Öffentliche Verwaltung 48.910 49.110 99,6 80 Unterrichtswesen 52.110 50.730 102,7 85 Gesundheitswesen 28.250 30.360 93,1

90-95 sonstige Dienstleistungen 38.310 42.280 90,6 01-95 Insgesamt 48.670 53.890 90,3

Quelle: Statistik Austria, eigene Berechnungen

Die Bedeutung der Industrie für die steirische Regionalwirtschaft

Was die sektorale Struktur der steirischen Regionalwirtschaft betrifft, ist der Kernbereich nach wie vor der mit Abstand größte Wirtschaftszweig, gemessen an der Bruttowertschöpfung erwirtschaftet der industrielle Kernbereich 26 % der realen steirischen Wirtschaftsleistung. Fasst man sämtliche Unter-nehmen der Bereiche Bergbau, Sachgütererzeugung und Energie- und Wasserversorgung – und nicht nur jene Unternehmen mit zumindest 20 Beschäftigten – zusammen, so ergibt sich ein Anteil von 30 %.

Der gesamte produzierende (oder sekundäre) Bereich, also die vorher genannten Branchen inklusive des Bauwesens, erwirtschaftet 37 % der steirischen Wertschöpfung. Dahinter folgen der öffentliche Bereich mit rund 17 % und der Bereich Realitätenwesen, Datenverarbeitung, Forschung und Entwick-lung sowie unternehmensbezogene Dienstleistungen, die unter dem Titel Wirtschaftsdienste zusam-mengefasst sind, mit 14 %.

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Der industrielle Kernbereich erwirtschaftet 26 % der (realen) steirischen Wertschöp-fung, der gesamte produzierende Bereich

(also inklusive der kleineren Unternehmen und dem Bauwesen) 37 %.

Abbildung 3: Sektorale Struktur der steirischen Regionalwirtschaft, dargestellt anhand der realen Bruttowertschöpfung 2003 zu Preisen 1995

restliche DL3% Landwirtschaft

3%

Tourismus4%

Verkehr6%

Banken, Versicherungen

4%

Wirtschaftsdienste14%

öffentlicher Bereich17%

Handel12%

restl. sekundärer Sektor11%

industrieller Kernbereich

26%

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, eigene Berechnungen

Selbstverständlich bleiben die Auswirkungen der industriellen Tätigkeiten nicht auf den Kernbereich selbst beschränkt, ein Aufweichen dieser Sichtweise ist ja durch die vorgenommene Netzwerkdefiniti-on ein Teil dieser Arbeit. Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die Verflechtungen über die in den Netzwerkdefinitionen genannten Branchen hinausgehen und so gut wie alle Sektoren – wenn auch in sehr unterschiedlichem Ausmaß – betreffen.

Die Industrie weist vielfältige direkte und indirekte Verflechtungen mit anderen Teilen der steirischen Wirtschaft auf.

Ein typisches Beispiel für bisher noch nicht genannte Branchen wären die Auswirkungen industrieller Tätigkeiten auf den Tourismus, etwa über die Nächtigungen von Geschäftstouristen oder die Ausgaben im Gaststättenwesen. Als ein Beispiel dazu kann der Bezirk Graz genannt werden, wo rund zwei Drit-tel aller Nächtigungen auf Geschäftstouristen zurückzuführen sind (wobei dieser hohe Anteil natürlich nicht ausschließlich auf die im Zentralraum angesiedelten Industriebetriebe zurückzuführen ist). Um-gekehrt darf jedoch nicht übersehen werden, dass auch die umliegende Infrastruktur – um beim gerade erwähnten Beispiel zu bleiben also etwa die Existenz einer entsprechenden Hotellerie – ihrerseits einen wichtigen Standortfaktor für die Industrie selbst darstellt. Es soll damit verdeutlicht werden, dass derar-tige Beziehungen als wechselseitig wichtig zu verstehen sind und nur in den allerwenigsten Fällen eine einseitige Abhängigkeitsbeziehung charakterisieren.

Der Outputmultiplikator der Industrie hinsichtlich der steirischen Gesamtwirtschaft erreicht einen Wert von 1,76.

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Die Verflechtungen der regionalen Wirtschaft können auch anhand von so genannten Multiplikatoren beschrieben werden, die nachstehend dazu für den industriellen Kernbereich in der Steiermark darge-stellten Zahlen sind „MultiREG“, einem multiregionalen, multisektoralen Prognose und Analysemo-dell, welches in Kooperation von JOANNEUM REASEARCH InTeReg und dem WIFO entwickelt wurde. So steht erstmals ein empirisches Modell zur Verfügung, das die Wirkungen von Politikmaß-nahmen in den neun Bundesländern auf Branchenebene sowie die regionalwirtschaftliche Entwicklung prognostizieren kann.

Tabelle 5: Simulationsergebnisse des industriellen Kernbereichs in der Steiermark

Outputmultipli-

kator gesamt

Outputmultiplika-tor industrieller

Kernbereich

Produktions-wertsteigerung

in %

Wertschöp-fungssteigerung

in % Steiermark 1,76 1,35 0,74 % 0,61 % Österreich 2,72 1,68 0,15 % 0,13 % Quelle:MultiREG 2006

Die durchgeführte Modellsimulation ergibt, dass eine hypothetische Erhöhung der Produktionswerte aller Sektoren des industriellen Kernbereichs um 1 % nach Berücksichtigung sämtlicher Multiplika-torwirkungen eine Outputsteigerung der gesamten steirischen Wirtschaft von 0,74 % bewirkt sowie die gesamte Wertschöpfung um 0,61 % erhöht. Umgerechnet auf absolute Zahlen beträgt der Gesamteffekt 176 % des ursprünglichen Impulses, woraus sich der Output-(oder Produktionswert-)Multiplikator in Tabelle 5 errechnet. Von der hypothetischen Erhöhung der Produktionstätigkeiten im industriellen Kernbereich werden aufgrund der vielfältigen direkten und indirekten Wirtschaftsverflechtungen sämt-liche Wirtschaftszweige erfasst. Die beiden Werte berücksichtigen auch die induzierten Rückkoppe-lungen aus der Endnachfrage (ein Beschäftigungszuwachs führt beispielsweise zu höheren Konsum-ausgaben der privaten Haushalte und dadurch wiederum zu verstärkter Produktionstätigkeit) sowie die wechselseitigen Handelsflüsse (Importe und Exporte) zwischen den Bundesländern. Die entsprechen-den Multiplikatoren, die sich für Österreich insgesamt ergeben liegen deutlich höher, was freilich auf die geringeren Sickerverluste durch die vergleichsweise niedrigeren Import- und Exportbeziehungen einer gesamten Nation zurückzuführen ist.

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13

Die längerfristige Entwicklung der Industrie in der Steiermark

Abbildung 4: Index der Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung 1976 bis 2003

0,8

1

1,2

1,4

1,6

1,8

2

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

Steiermark Kernbereich Stmk Österreich

Quelle: eigene Berechnungen

In Abbildung 4 ist die Entwicklung der Bruttowertschöpfung im industriellen Kernbereich (real, also preisbereinigt) und der Steiermark insgesamt als Index des Jahres 1976 dargestellt. Aus dieser Abbil-dung wird deutlich, dass es vor 1990 zwei Phasen gab, in denen sich die steirische Industrie markant schlechter entwickelte als die Region insgesamt; in beiden Fällen konnten diese Rückstände jedoch wieder ganz oder zumindest fast aufgeholt werden. Die erste Phase fällt in die Konjunkturschwächepe-riode Anfang der 80er Jahre, die bis Mitte 1980 insgesamt wettgemacht werden konnte, bevor der Nie-dergang der verstaatlichten Industrie seinen Höhepunkt erreichte. Nachdem bis zum Beginn der 90er Jahre auch dieser Rückstand innerhalb der Steiermark beinahe wieder aufgeholt werden konnte, setzte unmittelbar danach ein Prozess deutlich unterdurchschnittlicher Entwicklung ein.

Langfristig entwickelte sich die steirische Industrie im Schnitt der gesamten Region und bleibt damit hinter dem nationalen Wachstum zurück. Dahinter verbirgt sich

eine wachstumsschwächere Phase von Mitte der 80er bis Mitte der 90er Jahre, die jedoch in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts wettgemacht wurde.

Die Konjunkturschwäche 1992 trug ihr Übriges dazu bei, dass die Industrie 1993 klar hinter der regio-nalen Gesamtentwicklung seit 1976 zurückblieb. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich dieses Bild jedoch völlig gewandelt: Starkes Wachstum führte dazu, dass bis 2000 dieser Rückstand wettgemacht werden konnte. Die Konjunkturabschwächung der Jahre 2001 bis 2003 ist deutlich in der Steiermark und in Österreich zu erkennen. Im Jahr 2000 konnte der industrielle Kernbereich der Steiermark erstmals das Entwicklungsniveau der Steiermark erreichen und liegt seither mit Ausnahme des Jahres 2002 darüber.

Der Wachstumsrückstand der Steiermark insgesamt ist auf die gleichen Perioden zurückzuführen: der Höhepunkt der Verstaatlichtenkrise Mitte der 80er und die Konjunkturkrise Anfang der 90er Jahre sind die markanten Einschnitte, denen eine ansonsten durchaus im nationalen Schnitt liegende Entwicklung gegenübersteht.

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14

Auch der industrielle Kernbereich entwickelte sich im langjährigen Durchschnitt national besser als in der Steiermark. Seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts

ist jedoch ein deutlicher Aufholprozess erkennbar.

Vergleicht man die Entwicklung des industriellen Kernbereichs in der Steiermark mit dem Kernbereich der übrigen Bundesländer, so zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Auch hier ist eine insgesamt unter-durchschnittliche Wachstumsperformance seit 1976 erkennbar, wobei wiederum ab der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts ein Aufholprozess einsetzte.

Abbildung 5: Index der Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung im industriellen Kernbereich 1976 bis 2003

0,8

1

1,2

1,4

1,6

1,8

2

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

Kernbereich Stmk Kernbereich Ö ohne Stmk

Quelle: eigene Berechnungen

Die Gesamtentwicklung der Industriebeschäftigung wird nachstehend anhand der Daten aus der RGR dargestellt. Es wird dabei deutlich, dass die Wertschöpfungsentwicklung in der Industrie nicht ausrei-chend war, um die Zahl der Beschäftigten über die letzten zweieinhalb Jahrzehnte konstant zu halten; vielmehr sind bis Mitte der 90er Jahre deutliche Rückgänge zu verzeichnen. Ab diesem Zeitpunkt kann allerdings ein deutlicher Strukturbruch (wie er sich auch schon in den Zahlen zur Bruttowertschöpfung abzeichnete) in Richtung einer Verbesserung der Beschäftigtensituation erkannt werden, der sich im produzierenden Bereich national nicht zeigt.

Die Industriebeschäftigung ist in der Steiermark langfristig gesehen rückläufig, wenngleich auch anhand dieser Größe

seit Mitte der 90er Jahre ein positiver Strukturbruch erkennbar ist.

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Abbildung 6: Entwicklung der unselbstständigen Beschäftigungsverhältnisse laut RGR, Index 1976

0,7

0,75

0,8

0,85

0,9

0,95

1

1,05

1,1

1,15

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

Steiermark Kernbereich Stmk

Quelle: eigene Berechnungen

Gerade vor dem Hintergrund des scheinbaren Bedeutungsverlustes des industriellen Kernbereichs ist es auch von Interesse, den zeitlichen Verlauf der Entwicklung beiden Netzwerke darzustellen.

Abbildung 7: reale Wertschöpfungsentwicklung des engen und weiten Netzwerks, Index 1976

0,8

1

1,2

1,4

1,6

1,8

2

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

Steiermark enges Netzwerk weites Netzwerk

Quelle: eigene Berechnungen

Anhand der Wertschöpfungsdaten hat sich bereits in Abbildung 4 gezeigt, dass das relative Gewicht des industriellen Kernbereichs aufgrund der sehr guten Entwicklungen in der zweiten Hälfte der 90er Jahre in Summe über den Zeitraum 1976 bis 2003 stabil geblieben ist. Entsprechend ist das Ergebnis von Abbildung 7 wenig überraschend, wonach sowohl das eng als auch das weit gefasste Netzwerk mittlerweile sogar leicht an Bedeutung innerhalb der gesamten steirischen Regionalwirtschaft (ausge-drückt in einem überdurchschnittlichen Gesamtzuwachs seit 1976) zulegen konnten. Freilich bleibt dieser Befund auf die Wertschöpfungszahlen beschränkt: Abbildung 8 macht deutlich, dass die Be-schäftigtenentwicklung beider Netzwerke insgesamt gesehen trotz der positiven Wende ab Mitte der 90er Jahre nicht nur relativ, also im Vergleich zur Beschäftigtenentwicklung in der Steiermark insge-samt, sondern auch absolut gesehen rückläufig war.

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Von einem langfristigen Bedeutungsverlust der Industrie kann daher anhand der Wertschöpfungsentwicklung nicht gesprochen werden.

Bezogen auf die Beschäftigung gab es bis zum Anfang der 90er Jahre deutliche Verluste. Seit damals ist eine Stabilisierungsphase sichtbar.

Abbildung 8: Beschäftigungsentwicklung (laut RGR) des engen und weiten Netzwerks, Index 1976

0,70,750,8

0,850,9

0,951

1,051,1

1,151,2

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

Steiermark enges Netzwerk weites Netzwerk

Quelle: eigene Berechnungen

Die sektorale Entwicklung innerhalb der steirischen Industrie wird an dieser Stelle kurz anhand der folgenden Tabelle dargestellt.

Tabelle 6: Branchenmäßige Entwicklung in der steirischen Industrie anhand der realen Bruttowert-schöpfung in Mio. € zu Preisen 1995

Durchschnittliche jährli-che Veränderung (%) Sektoren Beschreibung

BWS 1995

BWS 2000

BWS 2003

95-03 95-00 00-03

10-14 Bergbau 139 140 110 -2,8 0,2 -7,7 15,16 Nahrungsmittelerzeugung, Tabak 533 384 300 -6,9 -6,3 -7,9 17-19 Textilien, Bekleidung, Ledererzeugung 126 177 183 4,8 7,1 1,0

20,36,37 Holz, sonst. Sachgüter, Recycling 291 379 466 6,1 5,4 7,2 21+22 Papier und Druckereien 528 765 544 0,4 7,7 -10,8 23-25 Chemie und Kunststoffe 141 231 167 2,2 10,4 -10,1

26 Baustoffe 359 330 341 -0,6 -1,7 1,1 27,28 Metallerzeugung und -verarbeitung 837 1.014 1.029 2,6 3,9 0,5

29,34,35 Maschinen- und Fahrzeugbau 773 1.217 1.652 10,0 9,5 10,7 30-33 Elektronik, Elektrotechnik 513 688 778 5,3 6,0 4,2 40+41 Energie- und Wasserversorgung 378 462 539 4,5 4,1 5,3

10-41 Kernbereich Industrie 4.618 5.788 6.110 3,6 4,6 1,8

Quelle: eigene Berechnungen

Gemäß Tabelle 6 wuchs die reale Wertschöpfung im Branchenaggregat Maschinen- und Fahrzeugbau im Zeitraum 1995 bis 2003 jährlich um 10 %. Das Aggregat Holz und sonstige Sachgütererzeugung konnte ein jährliches Wachstum von 6,1 % realisieren. Die Elektroindustrie wuchs um jährlich 5,3 %.

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Die sektorale Entwicklung macht deutlich, dass der Maschinen- und Fahrzeugbau die Elektroindustrie sowie die Holzindustrie zu den am stärksten wachsenden Bran-

chen innerhalb der steirischen Industrie zählen.

Außenhandelsverflechtungen der steirischen Industrie

Aufgrund der sehr beschränkt verfügbaren Außenhandelsdaten werden hier vor allem Informationen zu Güterexporten präsentiert. Ein direkter Bezug zu einzelnen Branchen der steirischen Industrie muss weitgehend unterbleiben, die Darstellung folgt vielmehr einer aggregierten, auf die Sachgütererzeu-gung hin orientierten Sichtweise.

Die Beeinträchtigung der steirischen Exportwirtschaft durch die geographische Lage der Region ist nach wie vor gegeben, nimmt jedoch ab.

Durch die Osterweiterung der EU hat sich die Situation für die Steiermark hinsichtlich des Zugangs zu internationalen Märkten deutlich verbessert. Während die Lage südlich des Alpenhauptkammes und die damit verbundene Distanz zu wichtigen internationalen Märkten (insbesondere Deutschland) eine verkehrsgeographische Benachteiligung für die Steiermark bedeuten, hat insbesondere der Beitritt Sloweniens zur EU neue Außenhandelsmöglichkeiten für die steirische Industrie eröffnet. Dies ist für die Außenhandelsintegration der Steiermark deswegen von Belang, da empirische Studien einen ein-deutigen Zusammenhang zwischen Distanz und erfolgreicher Marktbehauptung belegen.

In der Steiermark wurde mittlerweile ein entsprechendes Bewusstsein für Wachstumspotenziale auf internationalen Märkten und insbesondere die wirtschaftliche Bedeutung der EU-Zukunftsregion für die strategische Positionierung des Landes in Europa geschaffen. Angesichts wachsender grenzüber-schreitender Wirtschaftsbeziehungen der Steiermark in Form von Kooperationen oder auch Direktin-vestitionen ist eine isolierte Betrachtung des Wirtschaftsraums Steiermark nicht mehr angemessen.

Im Kern der Betrachtung internationaler Verflechtungen steht traditionell der Außenhandel. Im Jahr 20055 standen in Österreich gesamt gesehen nominellen Importen in der Höhe von € 95,5 Mrd. (+4,8 % gegenüber 2004) nominelle Exporte in der Höhe von € 94 Mrd. (+4,6 %) gegenüber. Damit betrug das Warenverkehrsbilanzpassivum im Jahr 2005 € 1,5 Mrd., um € 0,25 Mrd. (+20 %) mehr als im Jahr davor.Die Steiermark trug zur Ausweitung der Exporte im Jahr 2005 überdurchschnittlich bei. Die steirischen Exporte im Jahr 2005 beliefen sich auf beachtliche € 12,5 Mrd. (+20,5 % gegenüber 2004), was einem Österreichanteil von 13,2 % entspricht.6

Das steirische Exportvolumen betrug im Jahr 2005 € 12,5 Mrd. Das entspricht einem Wachstum von 20,5 % gegenüber 2004.

Im Folgenden werden zur Analyse der Exporte in der Steiermark detaillierte Auswertungen der Au-ßenhandelsstatistik des Jahres 2004 verwendet.7 Laut Außenhandelsstatistik exportierten steirische Unternehmen im Jahr 2004 Waren im Gesamtwert von € 10,3 Mrd. Abbildung 9 zeigt, wie sich der gesamte Warenexport der Steiermark in den Jahren 2000 und 2004 auf die wichtigsten Handelspartner

5 Dies sind vorläufige Zahlen der STATISTIK AUSTRIA aus der Außenhandelsstatistik 2005. Da die Außenhandelsstatistik auf dem

Unternehmenskonzept beruht (Meldungen erfolgen vom Unternehmenssitz und nicht von der produzierenden Einheit (Betrieb) kommt es bei der regionalen Betrachtungsweise zu Unschärfen. Für die Steiermark zeigen unterschiedlichste Indikatoren eine deutliche Unter-schätzung der Exporttätigkeit auf.

6 Die regionsscharfe Erfassung von Importen ist leider aufgrund methodischer Probleme (u.a. aufgrund verzerrender regionaler Konzent-rationen von Importeuren) nicht möglich.

7 Detaillierte Daten auf der Ebene von einzelnen Handelspartnern oder Warengruppen liegen derzeit für das Jahr 2005 noch nicht vor.

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verteilt. Es ist in beiden Jahren eine relativ starke Konzentration auf einzelne Handelspartner festzustel-len, aber gleichzeitig zeichnen sich auch Umschichtungen ab8. Deutschland liegt als Zielland steiri-scher Exporte unangefochten an erster Stelle, wenngleich sich der Anteil an den steirischen Exporten von 36,5 % im Jahr 2000 sukzessive auf 30,1 % im Jahr 2004 reduziert hat. Im Gegenzug haben die USA als Zielland zunehmend an Bedeutung gewonnen und stellen derzeit 9,6 % der steirischen Expor-te. An dritter Stelle liegt Italien mit 9,1 %. An relativer Bedeutung gewonnen haben auch Slowenien, Kroatien, die Schweiz und China.

Die stärksten Absatzmärkte der Steiermark sind Deutschland, die USA, Italien und Kroatien.

Abbildung 9: Exportanteile der Steiermark in ausgewählte Staaten in % der Gesamtexporte

0 5 10 15 20 25 30 35 40

DeutschlandVereinigte Staaten

ItalienKroatienSchw eiz

Vereinigtes KönigreichSlow enien

UngarnFrankreich

ChinaTschechische Republik

SpanienKanada

NiederlandePolenJapan

Slow akeiRumänien

2004

2000

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Sonderauswertung der Außenhandelsstatistik

Die Güterstruktur des Außenhandels der Steiermark weicht erwartungsgemäß entsprechend der Indust-riestruktur vom österreichischen Durchschnitt ab und ist noch stärker auf einzelne Warengruppen kon-zentriert als der österreichische Außenhandel insgesamt. In der Steiermark entfallen auf die fünfzehn wichtigsten Gütergruppen 94 % des Exportvolumens, in Österreich sind es 87,3 %.

Die überdurchschnittliche Bedeutung der Sachgüterproduktion in der Steiermark schlägt sich auch in den Exporten nieder. Abbildung 10 gibt einen Überblick über die wichtigsten Exportgüter in der Stei-ermark und deren relativen Anteil an den steirischen Exporten im Jahr 2004. Der Export von Kraft-wagen und Kraftwagenteilen gefolgt von Maschinenexporten nimmt sowohl in Österreich als auch in der Steiermark den relativ größten Anteil an den Exporten ein, wobei die steirischen Werte deutlich über dem österreichischen Durchschnitt liegen. Der Export von Metallen und Halbzeug daraus stellt in der Steiermark die drittgrößte Gütergruppe, in Österreich hingegen liegt diese Gütergruppe erst auf

8 Die Grafik stellt in beiden Jahren 85 % des gesamten Exportvolumens der Steiermark dar. Im Jahr 2000 exportierte die Steiermark

Waren von € Mrd. 8,62. Das Jahr 2004 brachte ein Exportvolumen von € Mrd. 10,31.

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Rang vier. Die für Österreich wichtige Gütergruppe der Chemischen Erzeugnisse (drittgrößter Export-träger) ist für die Steiermark von deutlich geringerer Bedeutung (Rang zehn). Die Anteile von Papier, Pappe und Waren daraus sowie Nachrichtentechnik, Rundfunk- und Fernsehgeräte und elektronische Bauteile sind in der Steiermark mehr als doppelt so hoch als im Bundesdurchschnitt.

Die Warenstruktur des steirischen Außenhandels zeigt eine hohe Konzentration auf wenige Güter. Kraftwagen und Kraftwagenteile, Maschinen, Metallwaren sowie

Papier machen mehr als 52 % des steirischen Exportwarenhandels aus.

Abbildung 10: Güterstruktur laut Außenhandelsstatistik 2004 für die Steiermark und Österreich in % des jeweiligen gesamten Güterexportes (ausgewählte Gütergruppen)

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18

Kraftwagen und Kraftwagenteile

Maschinen

Metalle und Halbzeug daraus

Papier, Pappe und Waren darausNachrichtentechnik, Rundfunk- und Fernsehgeräte

sowie elektronische BauelementeMetallerzeugnisse

Geräte der Elektrizitätserzeugung und -verteilung u.Ä.

Holz sowie Holz-, Kork- und Flechtwaren (ohne Möbel)

Leder und Lederwaren

Chemische Erzeugnisse

Nahrungs- und Futtermittel sowie GetränkeMedizin-, Mess-, Steuerungs- undregelungstechnische Erzeugnisse

Gummi- und Kunststoffwaren

Glas, Keramik, bearbeitete Steine und Erden

Textilien

Steiermark

Österreich

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Sonderauswertung der Außenhandelsstatistik

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Lehrlinge

Die Lehrlingsausbildung hat in der Steiermark eine lange Tradition. In der Steiermark waren am 31.12.2005 18.743 Lehrlinge gemeldet, das entspricht einer Steigerung von +2,2 % zum Vorjahr (absolut +399). Nach deutlichen Einbrüchen in den Jahren 2000 bis 2003 erholte sich die Lehrlingssi-tuation in der Steiermark, sodass 2005 wieder der Stand von 2002 erreicht werden konnte.

In der Steiermark waren am 31.12.2005 18.743 Lehrlinge in Ausbildung. Die Sparte Industrie bildete davon 2.850 Lehrlinge aus. Anhand der industrienahen

Lehrlingsdefinition wurden zusätzlich 479 Lehrlinge aus dem Gewerbe mit einer industriellen Ausbildung identifiziert.

Abbildung 11: Lehrlinge (alle Sparten) in der Steiermark am 31.12. des jeweiligen Jahres

17.000

17.500

18.000

18.500

19.000

19.500

20.000

20.500

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Quelle: Wirtschaftskammer Steiermark

In der Steiermark wie auch in ganz Österreich besitzt die Lehrlingsausbildung in der Industrie nach wie vor einen großen Stellenwert. Die Ausbildung von Lehrlingen ist eine wichtige Säule des Gewerbes und der Industrie, um Fachkräfte für die Zukunft auszubilden. So wurden steiermarkweit am 31.12. 2005 in der Sparte Gewerbe und Handwerk 9.101 und in der Sparte Industrie 2.850 Lehrlinge gezählt. Bezogen auf 2002 ging die Gesamtzahl von Lehrlingen im Aggregat Gewerbe und der Industrie zwar um 3 % zurück, innerhalb der Sparte Industrie wurden aber um 4 % mehr Lehrlinge als 2002 ausgebil-det. Die Zahl der Lehrlinge in der Sparte Gewerbe und Handwerk ging hingegen um 6 % zurück.

Tabelle 7: Lehrlinge am 31.12 jeden Jahres in der Steiermark

Lehrlinge am 31.12. 2002 2003 2004 2005 Anteile 2005 in %

Industrie und Gewerbe 12.371 12.013 11.865 11.951 100,0

Industrie 2.731 2.773 2.785 2.850 23,8

Gewerbe & Handwerk 9.640 9.240 9.080 9.101 76,2 Quelle: Wirtschaftskammer Steiermark

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Der Anteil der in der Sparte Industrie ausgebildeten Lehrlinge an den Lehrlingen ist wieder deutlich angestiegen. Abbildung 12 illustriert die Entwicklung der Lehrlingsanteile der Sparte Industrie über den Zeitraum 1969-2005. Hier zeigt sich, dass die Steiermark seit den späten 70er Jahren einen wesent-lich höheren Anteil der Lehrlinge in der Sparte Industrie ausbildet als Österreich. Einem deutlichen Einbruch der Industrielehrlinge in der ersten Hälfte der 90er Jahre folgte ein ebenso markanter Auf-schwung seit dem Jahr 2000.

Der Anteil der Lehrlinge aus der Sparte Industrie an den gesamten Lehrlingen der Steiermark nimmt in den letzten Jahren deutlich zu.

Abbildung 12: Anteile der Lehrlinge in der Sparte Industrie an den gesamten gewerblichen Lehrlingen in % (ohne Lehrlinge von Nichtkammermitgliedern und selbstständigen Ausbildungs-einrichtungen)

02468

101214161820

1969

1971

1973

1975

1977

1979

1981

1983

1985

1987

1989

1991

1993

1995

1997

1999

2001

2003

2005

Steiermark Österreich

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, eigene Berechungen JR-InTeReg

Die Lehrlinge die sich im Jahr 2005 in Ausbildung befanden, wurden in 3.583 Lehrbetrieben ausgebil-det. Dabei waren 273 Lehrbetriebe der Sparte Industrie sowie 3.310 dem Gewerbe zugeordnet. Die daraus resultierende Lehrlingsdichte in der Industrie von 10,4 Lehrlingen je Lehrbetrieb konnte seit 2002 deutlich gesteigert werden. Im Gewerbe werden je Lehrbetrieb durchschnittlich 2,7 Lehrlinge ausgebildet.

Tabelle 8: Lehrlingsdichte je Lehrbetrieb in der Steiermark

Lehrlingsdichte je Lehrbetrieb 2002 2003 2004 2005

Industrie und Gewerbe 3,3 3,3 3,4 3,3

Industrie 9,5 9,8 10,1 10,4

Gewerbe & Handwerk 2,8 2,8 2,8 2,7

Quelle: Wirtschaftskammer Steiermark

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Um eine über die Sparten hinaus führende Definition von in der Industrie nachgefragten Lehrberufen zu finden, wurde mit der Unterstützung der Wirtschaftskammer Steiermark eine spartenübergreifende Definition anhand von Lehrberufen festgemacht.

Die Methodik zur industrienahen Lehrberufsdefinition ergibt sich – kurz gefasst – aus dem Folgenden:

Es werden alle in der Sparte Industrie gezählten Lehrlinge herangezogen. Es kommen diejenigen Lehrberufe aus dem Gewerbe hinzu, die schwerpunktmäßig in der

Industrie vorkommen und eine industrienahe Ausbildung erfordern (siehe Tabelle 9).

Tabelle 9: Die gewerblichen Lehrberufe, die in der industrienahen Lehrberufsdefinition enthalten sind (alphabetisch geordnet):

Anlagenelektrik Holz- und Sägetechnik Oberflächentechnik - Galvanik Bautechnischer Zeichner/in Informatik Oberflächentechnik - Pulverbeschichtung Chemielabortechnik Konstrukteur/in - Maschinenbautechnik Produktionstechniker/in

Dreher/in Konstrukteur/in - Metallbautechnik Schalungsbauer/in Elektroanlagentechnik Kunststoffformgebung Stahlbauschlosser/in Elektrobetriebstechnik Kunststofftechnik Technischer Zeichner/in

Elektroenergietechnik Lagerlogistik Tiefbauer/in Elektromaschinentechnik Maschinenbautechnik Werkzeugbautechnik Elektronik Maschinenschlosser/in Werkzeugmacher/in

Fertigteilhausbau Mechatronik Werkzeugmaschineur/in Former/in und Gießer/in (Metall und Eisen) Metalltechnik - Stahlbautechnik Zerspanungstechnik

Quelle: Wirtschaftskammer Steiermark

Diese Definition bringt für das Jahr 2005 folgende Ergebnisse für die Steiermark:

Für die gesamte Steiermark ergeben sich für das Jahr 2005 3.329 Lehrlinge anhand der erweiterten Definition (2.850 in der Industrie und 479 aus der Sparte Gewerbe). Dies entspricht einer Ausweitung um 16,8 % bezogen auf die Industrielehrlinge aus der Sparte Industrie.

Eine industrienahe Definition der Lehrberufe bringt zusätzlich potenzielle Facharbeiter für die Industrie.

Tabelle 10: Lehrlinge am 31.12 jeden Jahres nach der industrienahen Lehrberufsdefinition in der Steiermark

Lehrlinge 2002 2003 2004 2005 Anteile 2005 in %

Gesamt 3.120 3.167 3.220 3.329 100,0

Aus der Industrie 2.731 2.773 2.785 2.850 85,6

Aus dem Gewerbe 389 394 435 479 14,4 Quelle: Wirtschaftskammer Steiermark

Innerhalb der industrienahen Lehrberufe werden im Lehrberuf Maschinenbautechnik mit Abstand die meisten Lehrlinge ausgebildet. Zusätzlich zu den 482 Lehrlingen in der Sparte Industrie gab es im Jahr 2005 92 Maschinenbautechniklehrlinge im Gewerbe. Fünf weitere Lehrberufe verzeichnen jeweils mehr als 100 Lehrlinge in der Sparte Industrie in der Steiermark.

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Tabelle 11: Industrienahe Lehrberufe mit der größten Zahl von Lehrlingen in der Steiermark 2005

Lehrberuf Industrie Gewerbe Gesamt

Maschinenbautechnik 482 92 574

Elektrobetriebstechnik 182 14 196

Werkzeugbautechnik 160 10 170

Zerspanungstechnik 155 38 193

Mechatronik 135 30 165

Industriekaufmann/-frau 122 0 122

Quelle: Wirtschaftskammer Steiermark

Österreichweit wurden am 31.12.2005 in der Sparte Industrie 15.355 Lehrlinge gezählt. Bezüglich der industrienahen Lehrlingsdefinition wurden 3.768 Lehrlinge aus der Sparte Gewerbe und Handwerk identifiziert. Somit konnten insgesamt 19.123 Lehrlinge der industrienahen Lehrlingsdefinition zuge-rechnet werden. Die folgende Abbildung zeigt die Anteile der Bundesländer an den gerade genannten Lehrlingszahlen. In diesem Ranking der Bundesländer belegt die Steiermark den zweiten Rang hinter Oberösterreich. Die Sparte Industrie in der Steiermark bildet 19 % aller österreichischen Industrielehr-linge aus. Knapp 13 % aller industrienahen Lehrberufe im Gewerbe und Handwerk stammen aus der Steiermark. Somit werden 17 % aller Lehrlinge Österreichs (die der industrienahen Definition entspre-chen) in steirischen Unternehmen ausgebildet. Nur Oberösterreich mit 31,5 % und Niederösterreich mit einem Anteil von 13 % an industriellen Lehrberufen liegen noch über Zehn-Prozentmarke, alle anderen Bundesländer liegen darunter.

Abbildung 13: Bundesländeranteile der jeweiligen Lehrlingsdefinitionen an Österreich in % am 31.12.2005

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

Oberösterreich

Steiermark

Niederösterreich

Wien

Tirol

Vorarlberg

Kärnten

Salzburg

Burgenland

Anteil der Industrielehrlinge in %

Anteil der industrienahenGewerbeberufe in %

Anteil an den gesamtenindustriellen Lehrberufen in %

Quelle: Wirtschaftskammer Österreich, eigene Berechnungen

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Forschung und Entwicklung in der steirischen Industrie

Technischer Wandel bzw. Forschung und Innovationen sind als mittel- und langfristig unentbehrliche Grundlagen von Produktivitätssteigerung, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit unumstritten.

Bei der regionalen Betrachtung von F&E-Zahlen ist zu berücksichtigen, dass die F&E-Erhebung ei-gentlich im Kern das F&E-Geschehen zusammengefasst für ganz Österreich abbilden möchte. Regio-nale Betrachtungen standen dabei lange im Hintergrund. Es wurde lange davon ausgegangen, dass höherwertige Unternehmensfunktionen am Hauptstandort eines Unternehmens positioniert werden, weswegen möglichen Verzerrungen lange Zeit keine Bedeutung beigemessen wurde.

Im Rahmen der F&E-Erhebung für das Jahr 2002 wurde erstmals versucht, eine bessere Regionalisie-rung zu erreichen. Hierfür wurden die Unternehmen nach der regionalen Verteilung der F&E-Beschäftigten gefragt. Damit wurden F&E-Beschäftigte, die in einer Forschungsabteilung in der Stei-ermark tätig sind, die allerdings einem Unternehmen mit einer Unternehmenszentrale in Wien gehört, auch dem Standort Steiermark zugeordnet.

In der Steiermark wird das F&E-Aufkommen im Unternehmenssektor auf rund 600 Mio. € geschätzt wird, wenn man sich an den Hauptsitzen der Unternehmen orientiert. Eine Schätzung des tatsächlichen Umfanges der F&E, die in steirischen Forschungsabteilungen umgesetzt wird, beläuft sich allerdings auf 710 Mio. €.

Die Steiermark trägt damit rund 22 % zu den gesamten F&E-Aufwendungen in Österreich bei. (Nach dem Hauptstandortkonzept wären es nur 19 %, d.h., die F&E-Aufwendungen in der Steiermark wären dadurch um rund 10 % unterschätzt worden.)

Wie anhand der untenstehenden Tabelle gut zu erkennen ist, weist die Steiermark nach Wien die zweithöchsten Forschungsausgaben in Österreich auf. Die in dieser Tabelle dargestellten Prozentanga-ben zu einem Bundesland summieren sich über die Zeile auf 100 %.

Tabelle 12: Forschungsaufwendungen 2002 in den einzelnen Durchführungssektoren im Bundeslän-dervergleich

Anteile Durchführungssektoren an den F&E-Aufwendungen im jeweiligen Bundesland in %

Unternehmenssektor Bundesländer

Hochschul-sektor

Sektor Staat

Privater gemein-nütziger Sektor

Sachgüter-erzeugung "Kernbereich"

sonstiger Unterneh-menssektor

Σ

INSGESAMT in Mio. €

ÖSTERREICH 27,0 5,7 0,4 48,5 18,3 100 4.684 OSTÖSTERREICH 31,6 8,3 0,8 40,0 19,2 100 2.187 Burgenland - 6,9 - 46,7 44,1 100 29 Niederösterreich 2,0 4,2 0,2 65,1 28,6 100 316 Wien 37,2 9,0 0,9 35,6 17,2 100 1.842 SÜDÖSTERREICH 24,1 3,4 0,1 48,9 23,6 100 1.238 Kärnten 11,2 3,2 0,1 51,3 34,2 100 227 Steiermark 27,0 3,4 0,1 48,4 21,2 100 1.011 WESTÖSTERREICH 21,9 3,4 0,2 62,9 11,6 100 1.260 Oberösterreich 11,4 2,1 0,1 69,5 16,9 100 634 Salzburg 34,4 5,3 0,1 53,0 7,2 100 161 Tirol 44,2 4,3 0,6 47,6 3,3 100 332 Vorarlberg - 5,4 - 81,2 12,0 100 133

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, eigene Berechnungen

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Einen wesentlichen Beitrag zu den steirischen Forschungsausgaben leistet der Hochschulsektor, auf den rund 27 % der Forschungsaufwendungen entfallen. Der relative Anteil des Hochschulsektors an den F&E-Aufwendungen in der Steiermark ist angesichts der Dynamik im Unternehmenssektor im Zeitraum 1998 bis 2002 gesunken.

Ein Großteil des Zuwachses an F&E-Aktivitäten (bzw. des deutlichen Anstiegs der F&E-Quoten von 1,9 % im Jahr 1993 auf 2,5 % im Jahr 1998 und 3,67 % im Jahr 2002) wurde durch die Dynamik im Unternehmenssektor (von Durchführungs- wie auch Finanzierungsseite) erreicht und hier von der In-novationsspitze im Unternehmenssektor getragen.

Der industrielle Kernbereich befindet sich hinsichtlich seiner F&E-Aufwendungen im Bundesvergleich mit geschätzten 490 Mio. € im Jahr 2002 an zweiter Stelle hinter Wien (835 Mio. €).9

Bezieht man nur die Forschungsstätten jener Unternehmen ein, die im Jahr 2002 in der Steiermark ihren Hauptsitz hatten, so waren beachtliche 2.800 F&E-Mitarbeiter im Kernbereich der steirischen Industrie, dem Sachgüterbereich, beschäftigt. Im gesamten Unternehmenssektor waren im Jahr 2002 rund 4.900 F&E-Mitarbeiter beschäftigt. Rund 40 % der F&E-Mitarbeiter in der Industrie finden sich in der Fahrzeugindustrie, weitere 25 % im Elektro/Elektronikbereich (inkl. Mess- und Regelungstech-nik) sowie weitere 14 % im Maschinenbaubereich.

Die F&E-Ausgaben konzentrieren sich allerdings auf wenige große Unternehmen.

Im Zusammenhang mit der unternehmerischen Forschung muss darauf hingewiesen werden, dass ein Großteil des Forschungsvolumens von einer geringen Anzahl großer Unternehmen, der Innovations-spitze, bewegt wird. Trotzdem ist das Gesamtaufkommen in der Steiermark von einer breiteren For-schungselite geprägt ist, als dies im österreichischen Durchschnitt der Fall ist. Von 1998 bis 2002, den Beobachtungsjahren der vergangenen beiden F&E-Erhebungen, konnten die Klein- und Mittelunter-nehmen in der Steiermark beim F&E-Aufkommen beachtlich zulegen. Die F&E-Aufwendungen wuch-sen im selben Zeitraum um 76 % an und die Zahl der F&E-Beschäftigten um beachtliche 63 %.

Trotz des beachtlichen Zuwachses bei den Klein- und Mittelunternehmen wurden sie von den Großun-ternehmen mit einem Zuwachs von bemerkenswerten 186 % deutlich übertroffen. Die F&E-Aufwendungen kleinerer und mittlerer Unternehmen werden unter laufend verbesserten Rahmenbedin-gungen auch weiterhin steigen, können aber die Großunternehmen in der raschen Expansion nicht überbieten, weil hier kapazitätsbezogene Grenzen beim internen Anstieg der F&E zu berücksichtigen sind und der Anstieg zu einem beachtlichen Teil durch zusätzlich F&E-Einheiten, d.h. Schwellenun-ternehmen am Schritt zum F&E-betreibenden Unternehmen, zustande kommt.

Untenstehende Tabelle stellt die jeweiligen Österreichanteile bei Forschungsausgaben und Beschäftig-ten der Bundesländer Steiermark und Oberösterreich in der Sachgütererzeugung und der Energieerzeu-gung, d.h. dem Gros des Kernbereichs der Industrie, sowie im Bereich von unternehmensbezogenen Dienstleistern, welche dem Netzwerk Industrie im engeren Sinn zuzuordnen sind, gegenüber.

Die Forschungsstärken der steirischen Industrie liegen in den Bereichen Papier, Eisen-Metallurgie, Herstellung von Metallerzeugnissen, im Maschinenbau,

der Elektronik und im Fahrzeugbereich.

9 Bezieht man die F&E-Aufwendungen im Dienstleistungsbereich mit ein, so steht die Steiermark nach Wien hinsichtlich der F&E-

Aufwendungen im Unternehmenssektor ebenfalls an zweiter Stelle.

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Anhand der Darstellung bestätigen sich wiederum besondere Forschungsstärken in der steirischen Industrie im Bereich der Papier- und Zellstoffindustrie, im Eisen-metallurgischen Bereich, in der Her-stellung von Metallerzeugnissen, im Maschinenbau, in der Herstellung von elektronischen Bauelemen-ten sowie auch im Fahrzeugbereich.

Dies geht mit einer relativ guten Ausstattung an wissensintensiven Dienstleistern einher. Besondere Stärken weist die Steiermark in den Bereichen Softwareentwicklung, Forschungsdienstleistungen so-wie Ingenieur- und Architekturbüros auf, welche einen überdurchschnittlichen Anteil an den F&E-Aufwendungen im Österreichvergleich haben.

Tabelle 13: Österreichanteile im industriellen Kernbereich hinsichtlich Beschäftigte, F&E-Ausgaben und F&E-Beschäftigte im Bundesländervergleich in %10

Steiermark Oberösterreich

Branchen - ÖNACE-Abteilungen

Beschäft. lt HVSV

2004

Beschäft. lt HVSV

2002

F&E- Ausg. 2002

F&E- Beschäft.

2002

Beschäft. lt HVSV

2004

Beschäft. lt HVSV

2002

F&E- Ausg. 2002

F&E- Beschäft.

2002

15 Nahrungs- und Genussmittel 14 14 9 11 22 21 26 18 17 Textilien und Textilwaren 14 13 - - 14 13 14 8

18+19 Bekleidung, Leder, Schuhe 17 15 - - 11 11 15 27 20 Holz (ohne Möbel) 17 16 4 3 20 19 26 22 21 Papier und Pappe 30 30 34 36 19 19 13 17 22 Verlagswesen, Druckerei 11 11 - - 12 12 - - 24 Chemikalien und chem. Erzeug. 10 10 4 8 29 30 18 16 25 Gummi- und Kunststoffwaren 3 3 3 3 30 29 27 29

26 Glas, Waren aus Steinen und Erden

13 13 2 3 17 18 2 2

27 Metallerzeugung 31 31 19 14 41 40 39 49 28 Metallerzeugnisse 17 18 22 22 23 22 16 17 29 Maschinenbau 13 13 12 12 31 31 26 33 30 Büromasch., EDV 5 5 G G 11 8 G G 31 Elektrotechnik 25 26 6 5 17 15 30 36

32 Rundfunk- und Nachrichtentech-nik

18 17 12 8 9 7 - -

33 Mess- und Regelungstechnik 8 7 14 17 26 26 12 11 34 Kraftwagen und Kraftwagenteile 44 40 57 56 28 30 36 34 35 Sonstiger Fahrzeugbau 10 11 G G 34 32 49 33

40, 41 Energie, Wasserversorgung 14 16 4 4 21 21 21 23

70,71, 74 Unternehmensnahe Dienstleister

11 11 20 19 16 16 16 16

72 Datenverarbeitung, Software 11 10 15 18 13 13 18 17 73 Forschung und Entwicklung 14 12 17 21 6 5 7 9

Quelle: STATISTIK AUSTRIA, F&E Erhebung 2002, HVSV, eigene Berechnungen

Ein weiteres grundsätzlich positiv zu bewertendes Spezifikum ist der überdurchschnittliche Anteil an auslandsfinanzierter F&E im Unternehmenssektor in der Steiermark, der in den letzten Jahren noch einmal bemerkenswert gestiegen ist. Der Anteil der F&E-Mittel aus dem Ausland an den gesamt im

10 Aufgrund der Geheimhaltungsvorschriften der Statistik Austria können die Zahlen in einigen Branchenabteilungen auf regionaler

Ebene nicht veröffentlicht werden. Dies trifft zu, wenn weniger als vier Einheiten in die Berechnung einbezogen werden müssten. Im Fall der Branchenbereiche Chemie sowie Rundfunk- und Nachrichtentechnik unterschätzen die angegebenen Werte die tatsächlichen Anteile der Steiermark bzw. Oberösterreichs an den F&E-Ausgaben und F&E-Beschäftigten leicht, weil nicht alle Fälle in der Aus-wertung berücksichtigt werden konnten.

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Unternehmenssektor in der Steiermark eingesetzten F&E-Mitteln erreichte im Jahr 2002 beachtliche 46 %. Die ausländischen F&E-Mittel werden in erster Linie von der Forschung im Fahrzeugbau sowie im Bereich der unternehmensnahen Dienstleister akquiriert. 2002 wurden 81 % der F&E im Fahrzeug-bereich von ausländischen Quellen finanziert.

Generell kann aber ein überdurchschnittlich ausgeprägter „insider-outsider“-Effekt beobachtet werden: Die starke Innovationsspitze der Steiermark im Sachgüterbereich, die zunehmend von starken Dienst-leistungsbetrieben mittlerer Größe ergänzt wird, steht einer Breite an kleineren Unternehmen der Sach-gütererzeugung gegenüber, die den Anschluss, soweit es den Innovationsinput und -output betrifft, noch nicht in ausreichendem Maße gefunden haben.

Kommunalsteuer Die Kommunalsteuer ist eine Abgabe an die Gemeinde, die sich an der Bruttolohnsumme orientiert. Generell werden 3 % der monatlich ausgeschütteten Bruttolohnsumme vom Unternehmen abgeführt an die Betriebssitzgemeinde (Selbstbemessungsabgabe). Diese Abgabe gilt für alle unselbstständig Be-schäftigten mit Ausnahme der Beamten. Die hier dargestellten Ergebnisse beruhen auf den im Ge-meindeabschluss angeführten einzuhebenden Kommunalsteuerbeträgen. Es gibt keine von offizieller Seite zur Verfügung stehenden Indikatoren, die auf die Verteilung nach Branchen hindeuten können. Somit wurde hier auf den Ansatz über das branchenmäßig vorliegende Bruttomedianeinkommen laut HVSV zurückgegriffen. Diese Information wurde mit der entsprechenden branchenmäßig vorhandenen Anzahl der unselbstständig Beschäftigten laut HVSV multipliziert. Im Jahr 2004 wurde in der Steiermark ein Kommunalsteueraufkommen von 245,8 Mio. € realisiert (12,6 % der Österreichsumme von 1.945,6 Mio. €). Das entspricht einer Zunahme von 40 % bezogen auf das Jahr 1995 (Österreich 32,3 %). Seit 1995 stieg das Kommunalsteueraufkommen der Steiermark jährlich um durchschnittlich 3,8 % (Österreich 3,2 %). Die Industrie in der Steiermark stellte im Jahr 2004 einen geschätzten Anteil von 38 % (93,4 Mio. €) des gesamten Aufkommens der Kommunalsteuer, wobei davon 90,8 % auf den industriellen Kernbe-reich entfallen, 3,4 % auf das Netzwerk im engeren Sinn und 5,8 % auf das Industrienetzwerk im wei-teren Sinn. Der gesamte Produktionsbereich ist für die Hälfte des Kommunalsteueraufkommens ver-antwortlich.

Abbildung 14: Geschätzte Verteilung des Kommunalsteueraufkommens in der Steiermark im Jahr 2004

industrieller Kernbereich; 35%

restlicher sekundärer Sektor; 15%

Handel, Reparatur; 14%Beherbergungs- und

Gaststättenw esen; 4%

Kredit- und Versicherungsw esen;

4%

Land- und Forstw irtschaft; Fischerei; 1%

Verkehr und Nachrichtenübermittlung;

5%

Wirtschaftsdienste; 8%

sonst. Dienstleistungen; 4%

öffentlicher Bereich; 12%

Quelle: STATISTIK AUSTRIA; eigene Berechnungen JR-InTeReg

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Das Kommunalsteueraufkommen der steirischen Industrie beträgt € 93,4 Mio., was einem Anteil von 38 % des gesamten steirischen Aufkommens entspricht. Der ge-

samte produzierende Bereich erbringt € 120,6 Mio., was fast der Hälfte des gesamten Aufkommens entspricht.

Tabelle 14: Geschätzte Verteilung des Kommunalsteueraufkommens in der Steiermark im Jahr 2004

Bereich Kommunalsteu-er in Mio. €

Anteil an der Industrie gesamt

in %

Anteil am gesam-ten Kommunal-

steueraufkommen in %

Kommunalsteueranteil in Betrieben mit mehr als 19 Beschäftigten

Industrie gesamt 93,4 100,0 38,0 96,8 davon industrieller Kernbereich 84,8 90,8 34,5 100,0 davon Industrienetzwerk im enge-ren Sinn 3,2 3,4 1,3 56,4

davon Industrienetzwerk im weite-ren Sinn 5,4 5,8 2,2 69,6

NACE-Obergruppe Kommunalsteu-er in Mio. €

Anteil am Ge-samtaufkommen

in %

Kommunalsteuer in Mio. € in Betrie-ben mit mehr als 19 Beschäftigten

Kommunalsteueranteil in Betrieben mit mehr als 19 Beschäftigten

INSGESAMT 245,8 100,0 176,8 71,9 A/B Land- und Forstwirtschaft; Fischerei 2,6 1,0 0,7 26,4

C Bergbau 4,3 1,7 3,7 87,8 D Sachgütererzeugung 88,3 35,9 77,7 88,0 E Energie- und Wasserversorgung 3,8 1,5 3,4 89,4 F Bauwesen 24,2 9,8 13,7 56,8 G Handel, Reparatur 33,8 13,8 19,1 56,5 H Beherbergungs- und Gaststät-tenwesen 8,9 3,6 2,7 29,9

I Verkehr und Nachrichtenübermitt-lung 11,4 4,6 8,9 77,7

J Kredit- und Versicherungswesen 9,8 4,0 8,7 88,9 K Wirtschaftsdienste 20,0 8,1 10,7 53,5 L-Q Öff. Verwaltung, Unterrichtswe-sen, Gesundheits-/Sozialwesen, Sonst. Dienstleistungen

38,6 15,7 27,4 71,0

C-F Produktionsbereich 120,6 49,0 98,6 81,8

Quelle: Randsumme: STATISTIK AUSTRIA; alle anderen Werte eigene Berechnungen JR-InTeReg

Bruttomedianeinkommen

Das Bruttomedianeinkommen laut HVSV auf Bezirksebene beinhaltet alle unselbstständigen Einkünfte von Arbeitern und Angestellten ohne Lehrlinge und geringfügig Beschäftigte sowie ohne Beamte. Maßgebend für die Zuordnung der erfassten Personen zu einem Bezirk ist der Beschäftigungsort. Eine Aufsplittung nach Betriebsgrößenklassen ist nicht möglich.

Das Monatseinkommen wird wie folgt errechnet:

Summe der in einem Kalenderjahr erzielten beitragspflichtigen Einkommen (einschließlich Sonderzah-lungen), dividiert durch die Zahl der Versicherungstage, multipliziert mit 30.

Über alle Wirtschaftszweige hinweg ergibt sich im Jahr 2004 ein Bruttomedianeinkommen für die Steiermark von 1.947 € je Monat (inklusive Sonderzahlungsanteil), für Österreich ergeben sich 1.972 € je Monat.

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Abbildung 15: Bruttomedianeinkommen der steirischen NUTS 3 Regionen über alle Wirtschaftsklassen im Jahr 2004, Überblick11.

1759

1804

1852

1878

1906

1947

1972

1999

2124

0 500 1000 1500 2000 2500

Oststeiermark

Liezen

West – und Südsteiermark

Steiermark unbekannt

Westliche Obersteiermark

Steiermark

Österreich

Graz

Östliche Obersteiermark

Euro pro Monat

Quelle:, HVSV

Die folgende Grafik stellt das Bruttomedianeinkommen des Jahres 2004 in der Steiermark sowie in Österreich dar. Als Reihungsindikator wurde das Bruttomedianeinkommen der Steiermark herangezo-gen. Zu den deutlich über dem Durchschnitt liegenden Branchen zählen vor allem industrielle Bran-chen sowie das Kredit- und Versicherungswesen. Am unteren Ende der Skala liegen die Ledererzeu-gung, die Land- und Forstwirtschaft und das Beherbergungs- und Gaststättenwesen. In keinem einzi-gen steirischen Sektor werden signifikant höhere Bruttomedianeinkommen erzielt als in Österreich, etwas höher liegen die steirischen Einkommen im Fahrzeugbau, der Metallerzeugung und –bearbeitung, also in den beschäftigungsreichsten steirischen Industriebranchen, sowie in der öffentli-chen Verwaltung. Deutlich geringere Medianeinkommen12 als in Österreich werden in der Steiermark jedoch in der Energie- und Wasserversorgung, der Chemiebranche und im Unterrichtswesen erzielt.

Das durchschnittliche Bruttomedianeinkommen in der Steiermark beträgt € 1.947. In beinahe allen industriellen Branchen werden deutlich überdurchschnittliche

Einkommen erzielt.

11 Etwa 20 % der in der Steiermark erwirtschafteten Einkommen können nicht eindeutig einer Region zugeordnet werden, da die Mel-

dung zentral erfolgt. Diese Einkommen werden daher in der Grafik der Vollständigkeit halber unter „Steiermark unbekannt“ ausge-wiesen.

12 Die weiteren in der Grafik auffallenden unterdurchschnittlichen Bruttomedianeinkommen einzelner Branchen wie der Kokerei und Mineralölverarbeitung und der Kunststoffbranche, sind ob der geringen Anzahl an Beschäftigten im Österreich-Vergleich nicht aussa-gekräftig.

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Abbildung 16: Bruttomedianeinkommen nach Wirtschaftsabteilungen (ÖNACE 2-Steller) laut HVSV im Jahr 2004 in der Steiermark und in Österreich

1972 €1947 €

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500

Bergbau und Gew innung von Steinen und Erden

Kokerei, Mineralölverarbeitung

Energie- und Wasserversorgung

Kredit- und Versicherungsw esen

Papiererzeugung Verlagsw esen, Druckerei und Vervielfältigung

Maschinenbau

Metallerzeugung und –bearbeitung, Metallerzeugnisse

Herstellung von Büromaschinen, Feinmechanik und Optik

Herstellung und Bearbeitung von Glas, Waren aus Steinen und Erden

Fahrzeugbau

Herstellung von Chemikalien und chemischen Erzeugnissen

Bauw esen

Öffentliche Verw altung, Landesverteidigung, Sozialversicherung

Alle Wirtschaftsklassen

Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Herstellung von Möbeln)

Verkehr und Nachrichtenübermittlung

Wirtschaftsdienste

Herstellung von Gummi- und Kunststoffw aren

Herstellung von Möbeln, und sonstigen Erzeugnissen; Rückgew innung

Herstellung v. Nahrungs- u. Genussmitteln u. Getränken; Tabakverarbeitung

Herstellung von Textilien, Textilw aren und Bekleidung

Handel; Instandhaltung u. Reparatur v. Kraftfahrzeugen u. Gebrauchsgütern

Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen

Gesundheits-, Veterinär- und Sozialw esen

Ledererzeugung und –verarbeitung, Herstellung von Schuhen

Land- und Forstw irtschaft, Fischerei und Fischzucht

Unterrichtsw esen

Beherbergungs- und Gaststättenw esen

Private Haushalte

ÖsterreichSteiermark

Quelle: HVSV

Umweltschutzgesichtspunkte Treibhausgasemissionen – Kyoto Protokoll

Zur Erreichung des Kyoto-Ziels beteiligt sich Österreich u.a. am europäischen Emissionszertifikate-handel, mit dem auf Anlagenebene ein marktwirtschaftliches Instrument der Klimapolitik angewendet wird, um in den energieintensiven Industriezweigen sowie in der Energieaufbringung eine kosteneffi-ziente Reduktionen von Treibhausgasemissionen zu erzielen. Die vom Emissionshandel betroffenen Industriebetriebe verursachten in den Jahren 1998-2001 75 % der Treibhausgasemissionen aller Indust-riebetriebe, jene der Energieaufbringung 90 % in ihrem Sektor.

Der verursacherstärkste Sektor Verkehr wurde nicht in den Emissionshandel eingebunden. Wie die folgende Abbildung zeigt, zeichnete gerade dieser Sektor für eine anteilsmäßige Ausweitung zwischen

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1990 und 2003 am Ausstoß der gesamten Treibhausgase verantwortlich. Im Vergleich zu 1990 redu-zierte sich die Emission von Treibhausgasen der Industrie anteilsmäßig um drei Prozentpunkte. In absoluten Zahlen jedoch sind die Emissionen der Industrie im selben Zeitraum um 1,9 Millionen Ton-nen (+8,8 %) angestiegen. Und dies, obwohl sie laut Klimastrategie 2002 im Jahr 2010 um 4,4 % unter dem Wert von 1990 liegen sollten. Für den Anstieg verantwortlich waren die CO2-Emissionen der Eisen- und Stahlerzeugung sowie der Energieverbrauch der anderen Zweige. Gesunken sind hingegen die prozessbedingten Kohlendioxidemissionen der mineralölverarbeitenden Industrie. Diese drei Grö-ßen zählen zu den Hauptverursachern der industriellen Emissionen. Zur Eisen- und Stahlerzeugung ist anzumerken, dass der Anstieg der CO2-Emissionen deutlich geringer war, als der Anstieg der Stahl-produktion im gleichen Zeitraum. Optimierte Anlagen und eine weniger energieintensive Produktion konnten diese Entkoppelung herbeiführen.

Abbildung 17: Anteil der österreichischen Sektoren an den gesamten Treibhausgasen (in CO2-Äquivalenten) in den Jahren 1990 und 2003

Verkehr; 16%

Raumwärme und sonstiger

Klein-verbrauch; 19%

Sonstige; 1%

Fluorierte Gase; 2%

Abfall-wirtschaft; 6%

Landwirtschaft; 11%

Energie-aufbringung;

17% Industrie; 28%

Sonstige; 1%

Fluorierte Gase; 2%

Abfall-wirtschaft; 4%

Landwirtschaft; 8%

Raumwärme und sonstiger

Kleinverbrauch; 17%

Verkehr; 25%

Industrie; 25%

Quelle: Umweltbundesamt (2005)

Zertifikatszuteilung in der Steiermark

Den betroffenen steirischen Industrie– und Energieaufbringungsbetrieben wurden im Jahr 2005 CO2-Emissionionszertifikate im Umfang von 7,5 Mio. Tonnen zugeteilt, bei insgesamt 22,4 Mio. Tonnen und damit 22,9 % der vergebenen Zertifikate für die Jahre 2005 bis 2007. Bei einem Wertschöpfungs-anteil13 der steirischen Sachgüterproduktion von 17 % der österreichischen bzw. inklusive der Energie-versorgung von nur 15,7 %, zeigt sich die Energieintensität der steirischen Industrie.

Tabelle 15: Zuteilung von Emissionszertifikaten an steirische und österreichische Industrie- und Energieaufbringungsbetriebe laut nationalem Zuteilungsplan 2005-2007

Zuteilung 2005 Zuteilung 2006 Zuteilung 2007 Zuteilung ge-

samt [t CO2] [t CO2] [t CO2] [t CO2]

Steiermark 7.471.433 7.471.433 7.471.433 22.414.299 Österreich 32.566.261 32.679.675 32.733.924 97.979.860 Anteil Steiermark (%) 22,9 22,9 22,8 22,9

Quelle: JR-InTeReg, basierend auf BMLFUW (2004)

13 Basierend auf der Wirtschaftsstruktur des Jahres 2003, Statistik Austria, eigene Berechnungen JR-InTeReg

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In absoluten Zahlen ist dieser hohe steirische Anteil vor allem auf den Sektor Elektrizitätswirtschaft und die Anlagen des Voestalpine-Konzerns sowie auf die steirische Papierindustrie zurückzuführen. (Diese drei Sektoren decken in der Steiermark schon über 80 % aller zugeteilten Zertifikate ab.)

Abbildung 18: Verteilung der steirischen Emissionszertifikate 2005-2007 auf die steirischen Indust-riezweige

Glasindustrie 1%

Lebensmittelindustrie 0.3%

Ziegelindustrie2%

Kalkindustrie1%

Papierindustrie 14%

Zementindustrie 8%

Sonstige Eisen- und Stahlindustrie

1%Voestalpine

36%

Elektrizitätswirtschaft 31%

Fernwärme 1%

Feuerfesterzeugnisse5%

Maschinen- Stahlbau-, und Elektronikindustrie

0,5%

Sonstige Anlagen0,1%

Quelle: JR-InTeReg, basierend auf BMLFUW (2004)

In Relation zur österreichischen Verteilung nach Sektoren zeigt die Steiermark hohe Anteile bei den Feuerfesterzeugnissen (insbesondere drei Anlagen der Veitsch Radex GmH), der Papierindustrie (ins-besondere durch Sappi Gratkorn, Norske Skog und Mayr Melnhof) und dem Voestalpine Konzern durch die Sinteranlagen, Hochöfen, das Stahlwerk und der Energiepark Donawitz). Im Sektor „sonstige Eisen- und Stahlindustrie“ wurden österreichweit nur steirischen Werken Emissionszertifikate zugeteilt (Böhler Edelstahl, Stahlwerk Marienhütte und Breitenfeld Edelstahl), ihr Anteil an allen steirischen Zertifikaten ist mit einem Prozentpunkt jedoch gering. In der steirischen Elektrizitätswirtschaft ging der Großteil der zugeteilten Zertifikate an das Verbundkraftwerk Voitsberg und an das Fernheizkraft-werk Mellach. Hohe Zuteilungen für einzelne Anlagen erhielten auch die Wietersdorfer und Peggauer Zementwerke, die damit etwa 8 % der steirischen Zertifikate erhielten.

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Abbildung 19: Anteil der zugeteilten steirischen Emissionszertifikate an den österreichischen nach Sektoren. Gesamte zugeteilte Zertifikate der Periode 2005-2007

20.779.887

926.880

25.509.315

5.975.964

4.009.770

2.270.409

653.433

687.616

720.612

1.048.797

194.169

676.353

6.845.967

324.867

8.225.646

205.263

1.746.525

3.115.368

195.135

352.089

185.844

1.009.152

71.529

110.745

26.169

0% 20% 40% 60% 80% 100%

Elektrizitätswirtschaft

Fernwärme

Voestalpine

Sonstige Eisen- und Stahlindustrie

Zementindustrie

Papierindustrie

Kalkindustrie

Ziegelindustrie

Glasindustrie

Feuerfesterzeugnisse

Lebensmittelindustrie

Maschinen- Stahlbau-, und Elektronikindustrie

Sonstige Anlagen

Restösterreich Steiermark Quelle: JR-InTeReg, basierend auf BMLFUW (2004)

Energie

Energiebilanz Steiermark

Mit einem Gesamtenergieendverbrauch von etwa 160.600 Terajoule im Jahr 2004 (Tendenz steigend) weist die Steiermark einen Anteil von knapp 15 % am österreichischen energetischen Endverbrauch auf (Tendenz hier jedoch sinkend). Damit wuchs der steirische Energieendverbrauch in den letzten Jahren weniger stark als im Österreichschnitt. Am stärksten wuchsen in der Steiermark in der letzten Dekade der Energieverbrauch des Verkehrs und der privaten und öffentlichen Dienstleistungen. Trotz-dem wuchs der steirische Energieverbrauch des Sektors Verkehr geringer als der österreichische, wel-cher seinen Energieverbrauch im betrachteten Zeitraum am stärksten ausweitete. Dies ist aber u.a. auf den massiven Tanktourismus in Grenzregionen zu Deutschland zurückzuführen, der statistisch den verkehrsbedingten Energieverbrauch massiv erhöht.

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Abbildung 20: Sektoraler energetischer Endverbrauch der Steiermark in Terajoule 1988-2004

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

140.000

160.000

180.000

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

Private Haushalte

Öffentliche und PrivateDienstleistungen

Verkehr

Bau

Sachgüter

Bergbau

Landwirtschaft

Quelle: Statistik Austria (2006)

Energiebilanz der steirischen Sachgütererzeugung

In der folgenden Abbildung spiegeln sich einerseits die Bedeutung der Industrie für die Steiermark sowie der Besatz der Steiermark mit relativ energieintensiven Branchen andererseits wider. Die Sach-güterproduktion weist in der Steiermark „traditionell“ einen höheren Anteil am gesamten Energieend-verbrauch auf als in Österreich. Nach steigenden Anteilen Ende der 90er Jahre sank jedoch auch in der Steiermark der Anteil der Sachgüterproduktion am Energieverbrauch vom Spitzenwert 1997 mit 60 % auf nur mehr 51 % im Jahr 2004. Die regionalen Werte fluktuieren dabei viel stärker als die österrei-chischen: Österreichweit hatte die Sachgüterproduktion im Jahr 2004 nur mehr einen Anteil von etwa 23 % (1990 27 %).

Abbildung 21: Wandel der sektoralen Anteile am steirischen bzw. österreichischen Energieend-verbrauch, Legende siehe oben.

0%

20%

40%

60%

80%

100%

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 0%

20%

40%

60%

80%

100%

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Quelle: Statistik Austria (2006)

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Die Betriebe der steirischen Sachgütererzeugung beziehen den größten Teil ihrer Energie vom Energie-träger Gas14. An zweiter Stelle folgt die elektrische Energie. Öl15, Kohle16 und Gichtgas sowie erneu-erbare Energien17 (hiezu zählt auch die Wasserkraft) fallen in etwa ex aequo an die dritte Stelle. Relativ „öllastig“ sind der Fahrzeugbau und in vergangenen Jahren auch die Nahrungs- und Genussmittelin-dustrie, deren Ölanteil jedoch seit 1999 (gemeinsam mit einem insgesamt geringeren Energie-verbrauch) zurückging. Der Anteil der erneuerbaren Energien ist in der Sachgüterproduktion mit etwa 6 % relativ gering. Andere Sektoren wie die privaten Haushalte und die Landwirtschaft weisen einen deutlich höheren Anteil an Energie aus erneuerbaren Energiequellen auf.

Abbildung 22: Verteilung des Energieendverbrauchs in der Sachgütererzeugung auf verschiedene Energieträger in Terajoule

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

70.000

1988

1989

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

Elektrische EnergieKokereigasFernwärmeErneuerbare EnergieGasÖlKohle und Gichtgas

Statistik Austria (2006), eigene Berechnungen JR-InTeReg

Aus dem eben Beschriebenen geht bereits implizit hervor, dass die steirische Sachgüterproduktion ihren Energieverbrauch stärker vom eigenen Wachstum entkoppeln konnte als die österreichische: Wurden in der steirischen Sachgüterproduktion im Jahr 1996 noch 4,5 Terajoule je 1000 Euro abge-setzter Produktion an Energie benötigt, waren es 2004 nur mehr 2,4 Terajoule, und damit bereits ähn-lich viel wie in Österreich.

14 Gas: Mischgas und Naturgas 15 Öl: Erdöl, sonstiger Raffinierieeinsatz, Benzin, Petroleum, Diesel, Gasöl für Heizzwecke, Heizöl, Flüssiggas, sonstige Produkte der

Erdölverarbeitung, Raffinerie-Restgas. 16 Kohle: Steinkohle, Braunkohle, Braunkohlen-Briketts, Brenntorf und Koks. 17 Erneuerbare Energieträger: Brennbare Abfälle, Brennholz, Biogene Brenn- und Treibstoffe, Umgebungswärme etc., Fernwärme,

Wasserkraft, Wind- und Photovoltaik.

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Abbildung 23: Entkoppelung des Energieverbrauchs der Sachgütererzeugung vom Produktionswert. Energetischer Endverbrauch der Sachgüterproduktion im Verhältnis zum Produkti-onswert in Terajoule je 1.000 €.

3,2

2,2

4,54,1

3,8 3,73,4 3,2 3,2

2,42,42,32,32,32,42,62,7 2,7

0,00,51,01,52,02,53,03,54,04,55,0

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

SteiermarkÖsterreich

Statistik Austria (2006), eigene Berechnungen JR-InTeReg

Der gesamte Energieendverbrauch der Sachgütererzeugung in der Steiermark lag im Jahr 2004 um 3 % unter dem Wert von 1990. Betrachtet man die Verteilung des Energieendverbrauchs der Jahre 1990 und 2004 in der Steiermark nach Branchen der Sachgüterproduktion, wird ersichtlich, dass sich die Verteilung auf die Branchen deutlich verändert hat. Die Anteile der Branchen Herstellung von Papier- und Druckerzeugnissen nahmen von 38 % der gesamten Energieendverbrauchs auf nur mehr 29 % ab. Ebenfalls geringere Anteile als noch 1990 verzeichneten Die Branchen Bearbeitung von Steinen, Erden und Glas sowie die Holzverarbeitung. Im Gegenzug nahmen die Anteile der Eisen- und Stahlerzeu-gung und des Maschinenbaus einen deutlich höheren Anteil am Energieendverbrauch ein als im Jahr 1990.

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Abbildung 24: Branchenanteile am Energieendverbrauch der steirischen Sachgüterproduktion 1990 und 2004

Papier und Druck38%

Nahrungs- und Genußmittel, Tabak

4% Fahrzeugbau6%Maschinenbau

6%

Steine und Erden, Glas16%

Nicht Eisen Metalle1%

Chemie und Petrochemie

1%

Eisen- und Stahlerzeugung

23%

Holzverarbeitung4%

Textil und Leder2%

Sonst. Produzierender

Bereich1%

Sonst. Produzierender

Bereich1%

Textil und Leder2%

Holzverarbeitung3%

Eisen- und Stahlerzeugung

27%Chemie und Petrochemie

3%Nicht Eisen Metalle

2%

Steine und Erden, Glas14%Maschinenbau

9%Fahrzeugbau

6%

Nahrungs- und Genussmittel,

Tabak4%

Papier und Druck29%

Statistik Austria (2006), eigene Berechnungen JR-InTeReg

Mit Ausnahme einzelner Jahre in wenigen Branchen produziert die steirische Wirtschaft durchwegs energieintensiver als der jeweilige Branchendurchschnitt Österreichs, in den meisten Branchen ist je-doch eine Konvergenz festzustellen. Die oben bereits beschriebene hohe relative Entkoppelung in der Steiermark ging insbesondere auf die Entwicklung der Papier- und Druckindustrie sowie auf die Bear-beitung von Steinen, Erden und Glas zurück. In beiden Branchen ging der Effekt jedoch mit sinkenden Betriebserlösen einher: In der Bearbeitung von Steinen, Erden und Glas verzeichnete man insbesonde-re Ende der 90er Jahre Einbrüche der Umsatzerlöse, bei der Herstellung von Papier- und Druckereier-zeugnissen ebensolche ab dem Jahr 2000. Die höchste Entkoppelung fand in der steirischen Papierin-dustrie – bei gleichzeitigen steigenden Betriebserlösen - jedoch im Zeitraum zwischen 1997 und 1999 statt. Auch der steirische Fahrzeugbau und der Maschinenbau weiteten bei stark steigenden Betriebser-lösen (besonders in ersterem) ihren Energieverbrauch nur unterproportional aus.

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GESAMTEINSCHÄTZUNG ZUR INDUSTRIE IN DER STEIERMARK

Wirtschaftswachstum auf nationaler wie regionaler Ebene gilt als wesentliche Voraussetzung für die nachhaltige Sicherung des Lebensstandards und des sozialen Zusammenhaltes. Die Gründe, warum Länder und Regionen mit recht unterschiedlichen Raten wachsen, sind vielfältig und reichen von direk-ten ökonomischen Faktoren bis hin zu teilweise schwer messbaren Einflüssen der (wirtschafts-) politi-schen Rahmenbedingungen oder des sozialen Kapitals.

Faktoren, die das Wachstum beeinflussen, sind Ausgangsniveau, Kapitalakkumulation, Ausstattung mit Humankapital und Infrastruktur, F&E-Orientierung, Marktzugänge und die Branchenstruktur.

Auf regionaler Ebene konnten diese und ähnliche auf die nationale Ebene bezogenen Ergebnisse im Wesentlichen bestätigt werden. Mayerhofer und Palme 18 identifizieren in einem ökonometrischen Wachstumsmodell für österreichische Regionen (Bezirksebene) folgende Faktoren als statistisch gesi-cherte kritische Entwicklungsdeterminanten, die für ein hohes Wachstum auf regionaler Ebene verant-wortlich sind:

Niedriges Ausgangsniveau (Pro-Kopf-Einkommen), hohe Kapitalakkumulation, regional gute Ausstattung mit Humankapital und Infrastruktur, hohe Technologie- und Innovationsorientierung der regionalen Unternehmen, Zugang zu großen und dynamischen Märkten sowie günstige Branchenstruktur.

Für eine wachstumsorientierte Strategie sind diese Faktoren jedenfalls zu berücksichtigen und in die jeweiligen regionalen Besonderheiten einzupassen. Besonderes Augenmerk kommt in Zukunft auch der (Steuerung der) regionalen Bevölkerungsentwicklung zu, die implizit in der Forderung nach der ausreichenden Ausstattung mit Humankapital schon enthalten ist. Vor dem Hintergrund des demogra-phischen Wandels – der wie in den Regionsprofilen dargestellt, gerade die nicht-zentralen Teilregionen der Steiermark besonders treffen wird - wird der Wachstumsfaktor „Einwohner im erwerbsfähigen Alter“ verstärkt an Bedeutung gewinnen.

Im Folgenden wird versucht, eine Gesamteinschätzung zur steirischen Industrie zu skizzieren und diese um mögliche Handlungsoptionen, die im Einklang mit der Wachstumsforschung stehen, zu erweitern. Dies ist insbesondere im Licht eines international sehr hohen Industrieanteils in der Steiermark zu sehen.

Die steirische Entwicklung in den 90er Jahren: Wachstumsmotor Industrie

Während die steirische Industrie in den 80er Jahren noch sehr viel sensibler als die gesamte steirische Wirtschaft auf Konjunkturzyklen reagierte, begann sie in den 90er Jahren in Phasen der Hochkonjunk-tur deutlich stärker als diese zu wachsen, um sich in Phasen des Abschwungs wieder an die steirische Wirtschaft anzupassen. Damit konnte die steirische Industrie – wie auch heute noch – als Wachstums-motor der steirischen Wirtschaft fungieren.

18 Mayerhofer, P. und Palme, G. (2001): Aspekte der regionalen Wettbewerbsfähigkeit. Teilprojekt 8 des Preparity-Projekts des WIFO,

Wien.

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Die Industrie war in den letzten Jahren von einer hohen Dynamik geprägt und hat im Anschluss an den Zusammenbruch der verstaatlichten Industrie eine sowohl in organisatorischer als auch in produktbe-zogener Hinsicht erstaunliche Anpassungsfähigkeit bewiesen. Dementsprechend kann auch für die Steiermark – zumindest unter Heranziehung von Wertschöpfungsdaten – nicht von einem Bedeutungs-verlust der Industrie gesprochen werden. Ein vergleichsweise kleiner Dienstleistungssektor – wie für die Steiermark charakteristisch – ist zum Teil strukturell durch das Fehlen von Ballungsraumvorteilen begründet. Auch dieser Punkt wird weiter unten noch detaillierter ausgeführt.

Die Entwicklung der Steiermark ist durch einen Strukturbruch Mitte der 90er ge-prägt. Die Industrie fungiert seit damals als Wachstumstreiber

innerhalb der steirischen Regionalwirtschaft.

Eigenschaften der steirischen industriellen Wachstumstreiber

Das Wachstum wurde in den letzten Jahren maßgeblich von „traditionellen“ Branchen wie Metall, Papier, Chemie oder Fahrzeugbau getrieben, Branchen die ihre Wertschöpfungsanteile deutlich erhö-hen konnten. Der Bedeutungsgewinn dieser industriellen Wachstumstreiber der Steiermark ist natur-gemäß gekoppelt mit einem Anteilsverlust anderer (traditioneller) Bereiche wie Bergbau, Texti-lien/Bekleidung/Ledererzeugung sowie Baustoffe, die in den letzten Jahrzehnten schrumpfende Wert-schöpfungsanteile verzeichneten.

Dennoch sind mittelfristig Strukturanpassungen nötig, da catching-up-Prozesse in der jüngeren Vergangenheit eine wesentliche Rolle spielten und internationale

Wachstumstreiber in der Steiermark nach wie vor unterrepräsentiert sind.

Die Gründe für die hohen Wachstumsraten in den besagten Branchen und die gegenüber früheren Peri-oden konjunkturresistentere Entwicklung sind mannigfaltig:

(i) Gerade diese Branchen sind gekennzeichnet durch eine starke Investitionstätigkeit in Sachka-pital und damit eine Höhertechnologisierung des Produktionsprozesses, verfügen über einen hohen Anteil an (Diplom-)Ingenieuren, investieren stark in F&E und bewegen sich auf inter-nationalen Märkten.

(ii) Wesentlich ist das Zusammenspiel zwischen einer gewachsenen, stark auf die Industrie ausge-richteten Branchenstruktur und einer guten Ausstattung an Humankapital, insbesondere an (Diplom-)Ingenieuren. Diese Verknüpfung verhalf der steirischen Industrie zu einem endogen getragenen Dynamisierungsschub.

(iii) Die Ansiedelung von Leitbetrieben spielt für diesen Prozess eine vergleichsweise bescheidene Rolle, auch wenn sie in Einzelfällen durchaus wichtig war, um kritische Größen erreichen zu können.

(iv) In den 90er Jahren konnten speziell die genannten industriellen Wachstumstreiber das techno-logische up-grading einer breiten Produktpalette erreichen. Ausgehend von eher grundstoff-orientierten Produkten wurden zunehmend technologisch anspruchsvollere Nischensegmente in qualitätswettbewerblichen Märkten erschlossen, die sich durch einen geringeren Preiswett-bewerb auszeichnen. Damit wurden diese Branchen weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen.

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(v) Aufgrund der unterdurchschnittlichen Performance bis Mitte der 90er Jahre stellte allerdings auch das niedrige Ausgangsniveau einen begünstigenden Faktor dar. Die Entwicklung kann unter diesem Gesichtspunkt auch als Anpassungsprozess verstanden werden – wenngleich be-tont werden muss, dass das Einsetzen eines derartigen Aufholens nicht selbstverständlich ist und im konkreten Fall wie erwähnt größere Anpassungen nötig machte.

Struktur-Paradoxon 19

Österreich fällt im internationalen Vergleich durch eine Dominanz jener Industrieklassen auf, die inter-national durchschnittlich weniger stark gewachsen sind (arbeitsintensive, kapitalintensive sowie tradi-tionelle Sachgüter), und weist gleichzeitig geringere Wertschöpfungsanteile in den international trei-benden Wachstumsbranchen (chemische Industrie, Biotechnologie, große Teile des Elektroniksektors, Freizeit- und Unterhaltungsindustrien) auf.

Trotz dieses Umstandes konnte sich Österreich in der Makroperformance über lange Zeit gut behaup-ten; die Wachstumsraten lagen in den 70er und 80er Jahren über dem internationalen Schnitt. Zurück-geführt wird dieses „Struktur-Paradoxon“, welches es Österreich bisher ermöglichte, trotz einer „Tech-nologielücke“ über eine vergleichsweise gute Performance zu verfügen, neben institutionellen Faktoren auf Wachstumsimpulse durch Anpassungsprozesse der österreichischen Wirtschaft.20

In der Steiermark gibt es das Phänomen relativ hohen Wachstums bei gleichzeitig eher „traditioneller“ Struktur. Dieses „Struktur-Paradoxon“ konnte vor einigen

Jahren in Österreich insgesamt beobachtet werden.

Diese positiven Wachstumsdifferenzen wurden jedoch in den 90er Jahren egalisiert, Österreich wächst seitdem nur mehr im internationalen Schnitt. Die lange Zeit möglichen Anpassungsprozesse mit kor-respondierenden überdurchschnittlichen Wachstumsraten dürften damit ausgeschöpft sein. Diese An-gleichung der österreichischen Wirtschaft an internationale Wachstumsraten weist jedoch auf Gefahren der „ungünstigen“ Industriestruktur hin. Bei im internationalen Schnitt liegenden Wachstumsraten der jeweiligen Branchen fällt das gesamtösterreichische Wachstum aufgrund der Dominanz eher langsam wachsender Branchen unterdurchschnittlich aus. Ein Umstand, der eine besondere Herausforderung für eine gezielte wachstumsorientierte Politik darstellt.

Handlungsfelder für die steirische Industrie

Die wirtschaftliche Entwicklung Gesamtösterreichs war im internationalen Kontext für den Zeitraum bis Anfang der 90er Jahre von einem Anpassungsprozess geprägt, der trotz bestehender Strukturdefizi-te ein überdurchschnittliches Wachstum ermöglichte. Dieselben Anpassungen erfolgten in der Steier-mark wegen der regionalen Industriestruktur in noch stärkerem Maße, setzten aufgrund einer lange Zeit abfedernd-defensiven Industriepolitik mit zeitlicher Verzögerung ein und beanspruchten aufgrund des Umfangs der nötigen Umstrukturierungen einen längeren Zeitraum.

19 Peneder, M. (1999): The Austrian Paradox: “Old Structures but High Performance? In: Austrian Economic Quarterly, 4 (4), 239-247. 20 Peneder, M. (2001): Eine Neubetrachtung des „Österreich-Paradoxon“ in: WIFO Monatsberichte 12/2001.

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Der Befund einer zu wenig auf internationale Wachstumstreiber ausgerichteten Wirtschaftsstruktur deutet auf mittelfristige Gefahren hin.

In diesem Sinn ist das starke Wachstum in der zweiten Hälfte der 90er Jahre auch als catching-up-Prozess (resultierend aus notwendigen technologischen Investitionen zur Realisierung einer deutlichen Produktivitätssteigerung) zu interpretieren. Das Gelingen dieses Anpassungsprozesses in der Steier-mark impliziert jedoch nicht, dass die Fortsetzung dieser Entwicklung für die Zukunft gesichert ist. Im Gegenteil: Catching-up-Entwicklungen lassen sich nicht endlos fortsetzen bzw. erschöpfen sich.

Eine insgesamt „ungünstige“ Branchenzusammensetzung kann mit Auslaufen der Anpassungsprozesse in der Folge verstärkt negativ auf die Wachstumsperformance durchschlagen. Für die Steiermark be-deutet dies ebenfalls die Gefahr eines „Wegschmelzens“ des Anpassungsprozesses, welcher durch das zeitverzögerte catching-up induziert wurde. Damit ähnliche Anpassungsprozesse in der Zukunft mög-lich sein können, bedarf es eines Bündels von Maßnahmen, die nachstehend kurz skizziert werden.

Um eine Reduktion der Wachstumsraten zu vermeiden, bedarf es daher der Sicherung vorhandener Stärken und gleichzeitiger Setzung von Impulsen

für die Entwicklung in Richtung zukünftiger Wachstumspotenziale.

Grundlage für die Entwicklung der steirischen Industrie wäre eine fortgesetzte Strategie zur Entwick-lung und Produktion hochwertiger Produkte in den industriellen Wachstumstreibern der letzten Jahre. Um dies zu erreichen, wird es zunächst notwendig sein, die bestehende Technologieführerschaft in Nischenbereichen des Maschinenbaus, der Werkstoff- oder der Automobilzulieferindustrie zu halten und weiter auszubauen. Der F&E-Basis und insbesondere der vorwettbewerblichen, anwendungsorien-tierten bzw. außeruniversitären Forschung kommt hier die Rolle zu, die Überführung technologischer Entwicklungen in die betriebliche Anwendung voranzutreiben und damit die Diffusion und Adoption neuer Technologien in den Unternehmen zu unterstützen. Diese Forschungsbasis ist daher weiter aus-zubauen, wobei die internationale Anbindung dieser Forschung aus Gründen der Qualitätssicherung über internationale F&E-Kooperationen sicherzustellen ist. Es ist allerdings davon auszugehen, dass es selbst bei einer erfolgreichen Umsetzung dieser Strategie in den traditionellen Bereichen insgesamt zu einer weiteren Redimensionierung (vor allem bei der Zahl der Beschäftigten) kommen wird. Diese Veränderungen werden – eben weil es in den vergangenen Jahren gelungen ist, eine tragfähige Basis in industriellen Branchen zu schaffen – langsam vor sich gehen und auch zukünftig nicht dazu führen, dass größere Bereiche völlig verloren gehen. Es besteht damit kein kurzfristiger Handlungsbedarf für einschneidende Maßnahmen, wohl aber muss es durch aktives Agieren in der mittleren Frist zu einer Verbreiterung der steirischen Technologieorientierung hin auf neue Wachstumssektoren kommen. Eine Wachstumsstrategie der steirischen Industrie darf sich demnach nicht alleine auf die bestehenden Branchen stützen, sondern muss auf einen zielgerichteten Strukturwandel der Industrie zu Bereichen mit großen Zukunfts- und Wachstumspotenzialen hinarbeiten.

Die schrittweise Ausweitung der Kompetenzen in neue technologieorientierte Bereiche (wie Informati-onstechnologien, Technologien der Nachhaltigkeit, Life Sciences, Medizintechnik) ist damit die logi-sche Folge, um eine günstige Branchenstruktur zu erleichtern. Die Vernetzung von Unternehmen und (sowohl universitären als auch außeruniversitären) Forschungseinrichtungen in sektoralen Schwer-punkten sollte zu diesem Zweck fortgeführt und verstärkt werden. Auch in diesen hochtechnologischen Segmenten wäre dabei auf die vorhandene „hardwarebezogene“ Ingenieurskompetenz zurückzugrei-fen, mittels derer eine Überführung von Innovationen vom Labormaßstab in die industrielle Anwen-dung ermöglicht wird. Eine starke Forschungsbasis bildet die Grundlage für unternehmerische Aktivi-

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täten, die dieser Basis nachzuziehen sind. Dazu sind sämtliche Instrumente, die zur Verknüpfung von Wissenschaft bzw. Forschung und Entwicklung mit Unternehmen führen, einzusetzen und insbesonde-re der Aufbau einer Unternehmensbasis durch Spin-off-Gründungen nachhaltig zu fördern. Parallel dazu wäre in Teilbereichen dabei auch eine Strategie der Schaffung kritischer Größen durch Ansied-lungsbestrebungen zu verfolgen.

Die derzeit starke Position der Industrie ermöglicht es, diese Ziele konsequent und in Ruhe zu verfolgen. Da der erforderliche Wandel Zeit benötigen wird, muss er zügig, aber nicht überhastet angegangen werden.

Der erforderliche Strukturwandel – der im Kern einen sukzessiven Aufbau internationaler Wachstums-branchen bei gleichzeitiger bestmöglicher Fortführung der bestehenden wirtschaftlichen Schwerpunkte erfordert – ist kurzfristig nicht zu schaffen und wird sicherlich einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren in Anspruch nehmen. Bestrebungen hinsichtlich eines überstürzten Strukturwandels, wie sie fallweise während des New Economy Booms gefordert wurden, sind jedoch nicht förderlich und auch nicht unmittelbar nötig, da der in den 90er Jahren vollzogene Wandel noch einige Jahre wirksam sein wird. Diese Zeit darf jedoch nicht ungenutzt verstreichen, sondern muss aktiv dazu verwendet werden, um den nötigen Strukturwandel im oben beschriebenen Sinne voranzutreiben und so nachhaltig die Vor-aussetzungen für eine gute ökonomische Performance zu schaffen.

Daneben muss die verstärkte Positionierung der Steiermark als Zulieferregion hochwertiger Produkte forciert werden.

Teil der ausgeführten Bestrebungen muss es darüber hinaus sein, die Steiermark als Zuliefererregion qualitativ hochwertiger Produkte regionsübergreifend zu verankern. Die in der Untersuchung zum Wirtschaftsraum Südösterreich (siehe Mayerhofer et al., 2003) festgestellte „innere Randlage“, die die Steiermark zum Europäischen Binnenmarkt einnimmt, entwertet den Standort aufgrund des begrenzten Marktpotenzials für all jene Produktionen, welche aufgrund von Transportkosten oder anderen Fakto-ren der Marktsegmentierung räumlich begrenzte Marktgebiete aufweisen. Insbesondere gilt dies für Märkte, die aus vielen Nachfragern bestehen (etwa bei Konsumgütern). Kein Nachteil entsteht dagegen dann, wenn ein Marktzugang nur innerhalb von bestimmten Reichweiten möglich ist, das Nachfrage-potenzial aber nicht besonders entfernungsabhängig ist, sobald der grundsätzliche Marktzugang gege-ben ist. Dies ist vor allem bei einer geringen Anzahl von Nachfragern der Fall, wie es für Zuliefermärk-te von Produkten, die im Rahmen einer intensiven Arbeitsteilung hergestellt werden, typisch ist. Die Steiermark kann in diesem Zusammenhang den Vorteil nutzen, innerhalb einer für intensive Zuliefer-netze „zumutbaren“ Entfernung (etwa 500 Kilometer) zu den hoch entwickelten Industrieregionen Süddeutschlands und Oberitaliens zu liegen. Die spezifische Lage prädestiniert die Steiermark daher als strategische Zulieferregion für die wettbewerbsstarken Regionen in Mitteleuropa, wobei einer mög-lichen Schwächung der Standortposition durch neue Konkurrenz aus Osteuropa durch die Organisation eigenständiger, grenzüberschreitender Netzwerke und damit die Positionierung als System-Zulieferer entgegengewirkt werden kann. Strategisches Ziel wäre es daher, dass möglichst viele Unternehmen der Steiermark den relativ günstigen Marktzugang zu Süddeutschland und Oberitalien für eine Spezialisie-rung auf die Produktion hochwertiger Komponenten nutzen. Dies kann durch konsequente Anstren-gungen der Infrastruktur- und Technologiepolitik unterstützt werden.

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Die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit macht darüber hinaus eine Verstärkung der grenzüberschreitenden Kooperationen gerade mit Süd-Ost-Europa notwendig.

In einer weiteren strategischen Handlungslinie sollte der Fokus vermehrt auf grenzüberschreitende Kooperationen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gelegt werden. Die Vorteile der EU-Erweiterung liegen gerade für intensive Industrieregionen wie die Steiermark in den Möglichkeiten der Fragmentierung der Wertschöpfungskette über die Ländergrenzen hinweg. Durch die verstärkte Ein-bindung insbesondere jener Unternehmen, die bisher nicht in bestehenden Unternehmensnetzwerken agierten, kann die nachhaltige Integration in (grenzüberschreitende) Produktionswertschöpfungsketten ein technologisches up-grading bewirken und durch einen gesteigerten Anpassungsdruck die Innovati-onsneigung – und damit letztlich die Wettbewerbsfähigkeit – deutlich erhöhen. Die bestehenden Unter-schiede in den Arbeitskosten mit den MOEL legen die Strategie nahe, vor allem technologisch einfa-chere Bestandteile in den MOEL fertigen zu lassen, bei gleichzeitiger Spezialisierung der Steiermark auf die Produktion hochwertiger Komponenten. Die Integration jener Länder mit vergleichsweise nied-rigen Lohnkosten in arbeitsintensive Wertschöpfungsstufen steigert damit die preisbestimmte Konkur-renzfähigkeit und trägt zur Absicherung des regionalen Standortes bei. Diese Arbeitsteilung birgt je-doch auch die Gefahr der langfristigen Instabilität, insbesondere dann, wenn die arbeitsintensiven Fer-tigungskomponenten von sehr geringem technologischen Niveau sind und die Produktion dieser Wert-schöpfungsstufen damit leicht räumlich transferierbar ist. Die Verlagerung der Produktion in Länder mit noch „billigeren“ Arbeitskräften wäre mittelfristig in diesem Fall die Folge und für die Nachhaltig-keit einer grenzüberschreitenden Kooperation wie oben vorgeschlagen kaum vorteilhaft. Daher sollte insgesamt die Arbeitsteilung zwischen Kooperationspartnern durchaus ein technologisch höheres Ni-veau erreichen, auch wenn die Technologieunterschiede zwischen der Steiermark und ihren Kooperati-onsländern erhalten bleiben sollen. Zielgruppe sind in diesem Zusammenhang insbesondere KMUs, die in grenzüberschreitenden Netzwerken traditionell unterrepräsentiert sind und eine vergleichsweise geringe Innovationsneigung aufweisen.

Generell weisen unterschiedliche Indikatoren, insbesondere jene, die sich auf das Innovationsverhalten von Unternehmen beziehen, auf die Existenz einer sehr starken „Spitze“ von Großbetrieben hin, die auch die steirische Exportwirtschaft mitbestimmen.

Die Instrumente des Technologietransfers sind in Zukunft gezielt für Mittelbetriebe einzusetzen, um eine Verbreiterung der derzeit gegebenen

„Innovationsspitze“ zu erreichen.

Positiv ist auch, dass die (relativ kleine) Gruppe innovierender industrieller Unternehmen am Markt überdurchschnittlich erfolgreich ist. Eine strategische Herausforderung liegt aber in der Verbreiterung der „Innovationsspitze“ in den Klein- und Mittelbetriebsbereich. Diesbezüglich sollten alle Instrumen-te des Technologietransfers gezielt für die Mittelbetriebe eingesetzt und deren Anbindung an die F&E-Infrastruktur verbessert werden (etwa über aktive Technologietransfer-Modelle und dergleichen). Übli-cherweise bedarf es einer Verbesserung der strategischen Kompetenz dieser Unternehmen kombiniert mit einem up-grading der Qualifikationsstrukturen, wozu vordringlich „weiche“ Instrumente wie In-formation, Beratung, Personaltransfer etc. eingesetzt werden sollten.

Unternehmensnahe Dienstleistungen stellen einen stark expandierenden Sektor, insbesondere durch Outsourcing von Aktivitäten aus dem industriellen Kernbereich, dar. Gerade im Zusammenhang mit der spezifisch steirischen Entwicklung werden oftmals diesbezügliche Nachteile attestiert bzw. mo-

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niert. Dabei sind allerdings einige Rahmenbedingungen zu beachten, die bei der Erklärung dieser Ent-wicklung eine bedeutende Rolle spielen. Aufgrund von fehlenden Ballungsvorteilen in der Steiermark ist von einem eingeschränkten Entwicklungspotenzial insbesondere der handelbaren Dienstleistungen auszugehen, da die Nachfrage für in Head-Quarter-Zentren typische Dienstleistungen (Unternehmens-beratung, Finanzdienstleistung etc.) im Raum Graz begrenzt ist. Zwar verfügt die Steiermark über einige endogen gewachsene Dienstleister (u.a. Unternehmensberater), insgesamt setzt das Marktpoten-zial dem Bereich (handelbare) Wirtschaftsdienste jedoch Grenzen.

Die notwendige Internationalisierung endogen gewachsener Dienstleistungsunter-nehmen wird besonderer Unterstützungsmaßnahmen bedürfen und von den Bran-

chensegmenten her rund um die vorhandene Ingenieurskompetenz aufbauen.

Als Folge davon bleibt der Sektor kleinstrukturiert und orientiert sich auf lokale Märkte, weil das Er-reichen kritischer Größen für den internationalen Marktzugang nicht gelingt. Fehlende Netzwerkeffek-te bewirken zudem, dass international tätige Dienstleister Kooperationspartner – etwa zum Zwecke der Markterschließung im Raum Süd-Ost – weniger in der Steiermark suchen als in Metropolen wie Wien. Wachstumspotenziale für diesen Sektor liegen demnach in einer Strategie der Internationalisierung endogen gewachsener steirischer Dienstleistungsunternehmen, für die aufgrund der genannten Gründe jedoch besondere Unterstützungsmaßnahmen nötig sind. Ähnlich wie im Sachgüterbereich ist diese Strategie für Nischenspezialisierungen durchaus denkbar. Die dabei infrage kommenden Branchen-segmente konzentrieren sich auf die Engineering-Kompetenz des industriellen Netzwerks im engeren Sinn.