In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ......CuA + Cu(OH)2 Dies ist bei EN, CU, TU,...
Transcript of In Copyright - Non-Commercial Use Permitted Rights ......CuA + Cu(OH)2 Dies ist bei EN, CU, TU,...
Research Collection
Doctoral Thesis
Polynukleare {mü}-Hydroxokomplexe dreiwertiger Metallionen
Author(s): Urech, Peter
Publication Date: 1962
Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000150371
Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted
This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection. For moreinformation please consult the Terms of use.
ETH Library
Prom. Nr. 3220
Polynukleare n -Hydroxokomplexe
dreiwertiger Metallionen
Von der
EIDGENÖSSISCHEN TECHNISCHEN
HOCHSCHULE IN ZÜRICH
zur Erlangungder Würde eines Doktors der technischen Wissenschaften
genehmigte
PROMOTIONSARBEIT
vorgelegt von
PETER URECH
dipl. Ing.-Chem. E. T. H.
von Hallwil (Kt. Aargau)
Referent: Herr Prof. Dr. G. Schwarzenbach
Korreferent: Herr Prof. Dr. A. Guyer
Juris -Verlag Zürich
1962
Leer - Vide - Empty
Meinen Eltern
Leer - Vide - Empty
Ich möchte an dieser Stelle
Herrn Prof. Dr. G. Schwär zenbach
für das wohlwollende Interesse und die wertvollen Anregungen, mit welchen er
diese Arbeit förderte, herzlich danken.
Leer - Vide - Empty
- 7 -
Inhaltsverzeichnis
a) Acidität des Aquoliganden von
Chelaten
Seite
THEORETISCHER TEIL
I. EINLEITUNG 9
II. HYDROLYSE VON EINFACHEN METALLIONEN 11
III. HYDROLYSE VON CHELATAQUOKOMPLEXEN 13
13
b) Polymerisations er scheinungen 16
o^ ) Niedermolekulare 16
ß ) Hochmolekulare 26
IV. METHODEN ZUR UNTERSUCHUNG DER HOCH¬
MOLEKULAREN 32
B. PRAKTISCHER TEIL
a) Präparativer Teil56
Beschreibung der dargestellten Komplexsalze und
Beispiele für Gelherstellungen 56
b) Messtechnischer Teil 64
1. Analysenmethoden 6*
2. Kryoskopische Messungen 65
3. Viskositätsmessungen 68
4. Leitfähigkeitsmessungen 71
5. Titrationskurven 73
C. ZUSAMMENFASSUNG 81
Leer - Vide - Empty
- 9 -
THEORETISCHER TEIL
EINLEITUNG
Hydroxokomplexe, bei denen eine Hydroxylgruppe in Brückenstellung ge¬
bunden ist, d. h. 2 Metallatomen zugleich als Ligand dient, sind schon lange und in
grosser Zahl bekannt. Während solche Gruppen früher als jt—ol Brücken bezeich¬
net wurden und man bei ihrer Bildung von Verolung sprach, nennt man sie heute
ß- -Hydroxobrücken.
Es steht nun zweifelsohne fest, dass diese Ji. -Hydroxobrückenbildung den
grundlegenden Prozess bei der Ausfällung sämtlicher schwerlöslicher Metallhydro¬
xyde darstellt. Letztere sind ja ein endloser Netzverband, in welchem die Metallio¬
nen durch Hydroxylionen miteinander verknüpft sind, sodass man von einem poly¬
nuklearen Hydroxokomplex sprechen kann.
Die Untersuchung der Gleichgewichte bei der Bildung solcher Polynuklea¬
rer gestaltet sich kompliziert, da wir nicht nur das aquotisierte Metallion und das
Hydroxylion im Gleichgewicht mit dem Hydroxydniederschlag als Teilchen vor uns
haben, sondern eine Reihe von Zwischenprodukten auftreten, was die quantitative Auf¬
klärung der Gleichgewichte gewaltig erschwert. Die Zugabe von Lauge zu einer Lö-
V+
sung eines aquotisierten Metallions Me(H O) führt sicher zuerst zur Serie der
mononuklearen Hydroxokomplexe Me(HO) (OH)"
, Me(H O) „(OH)"
,und die-
£f X—1 2l X— £i £i
se Teilchen können sich dann unter Bildung von ß.- Hydroxobrücken zu Polymeren
zusammenlagern, lange bevor die sichtbare Ausfällung von Hydroxyd einsetzt. -
Dass dem so ist, hat man in der Tat experimentell festgestellt.
- 10 -
Einfachere Verhältnisse müssten dann auftreten, wenn man eine gewisse
Anzahl der Koordinationsstellen der Metallionen blockieren würde, sodass an die¬
sen Stellen keine Vernetzung durch Bildung von ^«.-Hydroxobrücken stattfinden könn¬
te. Das haben wir mit Chelatkomplexbildnern zu erreichen versucht, deren Verwen¬
dung besonders stabile Assoziate liefert. Mit 4-, 5- oder 6-zähnigen Liganden kann
man derart 4, 5 oder 6 Koordinationsstellen blockieren. Wir arbeiteten besonders
mit der gut zugänglichen Nitrilotriessigsäure, die bei einem Metallion der Koordi¬
nationszahl 6 zwei Haftstellen frei lässt, die aus sterischen Gründen in cis-Stellung
zueinander stehen müssen, wie es die folgende Skizze zeigt.
Figur 1
H2°
- 11 -
II. HYDROLYSE VON EINFACHEN METALLIONEN
Der schwierigen Aufgabe der Aufklärung der Gleichgewichte zwischen
den aquotisierten Metallionen und ihren zahlreichen in Lösung zu erwartenden
Hydrolyseprodukten hat sich vor allem L. G. Sill en unterzogen. Die Hydro¬
lyse wird dabei eingeleitet durch Verdünnung oder Zugabe von kleinen Mengen
einer Base, wie Bikarbonat, und die experimentell festgestellte Funktion zwischen
pH-Wert und Hydroxylierungsgrad der dabei entstehenden Lösungen mathematisch
ausgewertet. Dabei darf man sich nicht mit einer einzigen Serie solcher Messungen
begnügen, sondern man muss auch die Totalkonzentration des Metalls innerhalb
möglichst weiter Grenzen variieren. Wo es möglich ist, werden nicht nur pH-
Messungen ausgeführt, sondern es wird auch die Konzentration des freien Metalls
potentiometrisch bestimmt. Die vielen Einzelmessungen werden dann mittels gra¬
phischer oder numerischer Methoden ausgewertet und derart die Gleichgewichts¬
konstanten der verschiedenen Deprotonierungs- und Polymerisationsvorgänge er¬
halten.
Die Tabelle auf der folgenden Seite soll einen Begriff über die Mannig¬
faltigkeit möglicher Hydrolyseprodukte verschiedener Metallionen vermitteln.
1) L.G. Sillén, Quart. Revs. 13, 146(1959). Hier finden sich auch die bis
zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehenden quantitativen Daten der tabellier-
ten Teilchen.
- 12 -
Tabelle 1
Metallion nachgewiesene Hydrolyseprodukte
mononukleare polynukleare
Be2+ Be(OH)2 Be2OH3+Be3(OH)33+
Sn2+ SnOH+ Sn2(OH)22+Sn„(OH),2+
4+
Fe2(OH)24Fe3+ Fe(OH)2+
Fe(OH)2+Al(OH)
"
Bi(OH)2+
Al3+
Bi3+*.«»)» 1)
Bi6(OH)12b -^
Sc3+uo2DoH)aucgn+2ScQ(OH)2Sc]nn+3
»—
Kette mit
__wachsender
In3+ In[jOH)2ln]nn+3 Gliederzahl n
Th4+ ThQOH)3Th]nn+4
Die untersuchten Kationen lassen sich folglich in zwei Gruppen ein¬
teilen: Die erste umfasst diejenigen Metallionen, bei denen nur eine oder wenige
Spezies polynuklearer Komplexe nachgewiesen werden konnten. Zur zweiten Gruppe
gehören diejenigen Kationen, für die eine ganze Reihe Polynuklearer der allgemei¬
nen Formel Me I (OH) Mel existiert, wobei t konstant ist und das ganzzahlige n
eine mit fortschreitender Hydrolyse zunehmende Grösse ist (core- und links- Typ).
1) C. Brosset, G. Biedermann, L.G. Sillén, Acta Chem. Scand. 8,
1917 (1954)
- 13 -
III. HYDROLYSE VON CHELATAQUOKOMPLEXEN
i) Acidität des Aquoliganden von Chelaten
Auf dem Gebiet der Metallchelatkomplexe figuriert als Autor, der sich
um die Aufklärung der Hydrolyseprodukte bemüht hat, vor allem A. E. Martell.
Die folgende Zusammenstellung gibt eine Uebersicht über die von ihm hauptsächlich
verwendeten Chelatbildner und deren in der folgenden Besprechung benützten Ab¬
kürzungen:
DNS Dinatrium-1,8-dihydro-
xynaphthalin-4, 5-disul-
fonat
ASPA Asparaginsäure
EN Aethylendiamin
HEN N-Hydroxyäthyl-äthylendiamin
2-HEN N, N '- Dihydroxyäthyl-
äthylendiamin
HEDTA N-Hydroxyäthyl-N, N'-
äthylendiamin- trie ssig-säure
HEDDA N, N '- Dihydroxyäthyl-
N, N'-äthylendiamin-
diessigsäure
HIMDA N-Hydroxyäthylimino -
diessigsäure
2-HxG N, N-Dihydroxyäthyl-
glycin
HASPA N-Hydroxyäthylaspa-
raginsäure
5-SSA 5-Sulfosalicylsäure
PDS Dinatrium-3, 5-Brenz-
katechindisulfosäure
DAP 1, 3-Diaminopropan
PHEN 1, 10-Phenanthrolin
DIPY ei, «< '- Dipyridyl
CU eis- A -1, 2-Diaminocyclo-hexen
TU4
trans- A -1, 2-Diamino-
cyclohexen
CS cis-1, 2-Diaminocyclohexan
TS trans-1, 2-Diaminocyclohe¬xan
DIEN Diäthylentriamin
TRIEN Triäthylentetramin
DPA 2, 6-Dipicolinsäure
DMEN N, N'-Dimethyläthylen-diamin
TMEN N, N, N', N'-Tetramethyl-äthylendiamin
GG Glycylglycin
EDTA Aethylendiamintetraessig-säure
NTA Nitrilotriessigsäure
CDTA trans-1, 2-Diaminocyclo-
hexantetraessigsäure
DTPA Diäthylentriaminpenta-
essigsäure
- 14 -
Eine erste Arbeit befasst sich mit der Hydrolyse von l:l-Kupfer-
komplexen mit den verschiedensten Komplexbildnern. Eine Gruppe derselben sind
1, 2-Diamine, die einen Chelat-5-Ring ergeben, deren Komplexe nach folgender
Gleichung hydrolysieren:
1 S \ T = 25° „'' \
—à-^ OH2 '' OH2
M art eil hat festgestellt, dass man die Struktur des Oiamins fast
beliebig wählen kann und dabei immer denselben Typ der Hydrolyse beobachtet,
dessen erster Schritt im Verlust eines Protons einer der koordinierten Wassermo¬
lekeln besteht, gemäss der obigen Formulierung. Unter den Aminen figurieren
Derivate des Aethylendiamins, des 1, 2-Diaminocyclohexans und -cyclohexens, so¬
wohl als auch Dipyridyl und Phenanthrolin. Bei den aliphatischen Diaminen können
die Wasserstoffatome am Stickstoff noch durch Alkylgruppen substituiert sein. Die
Struktur und Basizität dieser Diamine hat auf den pK-Wert der Hydrolyse praktisch
keinen Einfluss. Stets wird das erste Proton zwischen 7, 1 und 7, 5 abgegeben. -
Die Kupferkomplexe weiterer zweizähniger Komplexbildner, die Stickstoff und
Sauerstoff oder sogar nur Sauerstoff als Ligandatome aufweisen, zeigen interessan¬
terweise dieselbe oder eine höchst ähnliche hydrolytische Tendenz. So entspricht
die Acidität der Komplexe mit ASPA, PDS und DNS pK-Werten von 7, 5, 7, 2 und
7,8.
Im Gegensatz dazu stehen die untersuchten dreizähnigen Komplex¬
bildner. Die pK-Werte der Bildung der Monohydroxokomplexe betragen bei DIEN
und GG 9, 2 und 9, 0. Dieser beträchtliche Unterschied im Vergleich zu den vorher
Besprochenen lässt sich folgendermassen erklären: Drei Ligandatome (Elektronen¬
donatoren), die mit dem Metall koordiniert sind, |jCu-OH | bewirken, dass das
restliche, ebenfalls mit letzterem koordinierte Wassermolekül seine Protonen stär¬
ker gebunden hält, weil vielleicht die Bindung von Metall zu Sauerstoff des Wassers
weniger polar ist.
1) A.E. Martell, S. Chaberek; Hydrolytic Tendencies of Metal Chelate
Compounds I, J. Amer. Chem. Soc. 79, 3036 (1957)
- 15 -
Es ist ferner möglich, dass im Falle von _~r.-Cu^OH eine durch Wasserstoffbrük-
ken stabilisierte Form entstehen kann, welche bewirkt, dass eines der Protonen
zusätzlich acidifiziert war. Dieser Einfluss der Anzahl mit dem Metallion koordi¬
nierten Wassermolekeln auf deren Acidität ist sicherlich bemerkenswert.
Tritt aber im Verlaufe einer alkalimetrischen Titration eines l:l-Ge-
misches von Komplexbildner und Metallion eine Fällung von Kupferhydroxyd auf,
ist dies zurückzuführen auf eine grosse Stabilität des l:2-Komplexes, welche fol¬
gende Disproportionierung bewirkt:
2 CuAOH —». CuA + Cu(OH)2
Dies ist bei EN, CU, TU, CS und TS, die oberhalb pH 7 Fällungen ergeben, der Fall.
Eine weitere Arbeit behandelt die hydrolytische Tendenz der 1:1-
Chelataquokomplexe der Kationenreihe
Mn2+ Zn2+ Fe2+ La3+ Cu2+ Fe3+ Cr3+ Th4+ Ti4+ Sn4+
anhand der alkalimetrischen Titrationen bei Gegenwart der Komplexbildner EDTA,
HEDTA, HEDDA, HIMDA, 2-HxG, 5-SSA, PDS, NTA. Sie steigt in der angegebenen2+ 2+
Reihenfolge an vom Mn (praktisch keine Hydrolyse), Zn (sehr schwache Hydro-4+ 4+
lyse) bis zum Ti und Sn (maximale Hydrolyse); für die vierwertigen Metallionen
existieren kaum noch Komplexbildner, die bei der Zugabe von Natronlauge eine
Niederschlagsbildung verhüten würden. Die entstehenden Niederschläge bestehen
vermutlich aus polynuklearen Chelatkomplexen. - Aus der angegebenen Reihen¬
folge der Metallionen ist ersichtlich, dass die Ladung des Ions im allgemeinen eine
2+weit grössere Rolle spielt als dessen Elektronegativität, sonst müsste ja Cu viel
3+mehr rechts und La mehr links stehen.
1) R.C. Courtney, R. L. Gustafson, S. Chaberek jn., A.E. Martell,J. Amer. Chem. Soc. 80, 2121 (1958)
- 16 -
In der Gruppe der Oxokationen findet man zunehmende Hydrolyse in
2+ 2+ 2+ 2+ 1)folgender Reihenfolge: VO
,ZrO
,UO
,MoO
.Bekanntlich zeigen
diese Kationen hinsichtlich Komplexbildung eine grosse Affinität zu Sauerstoff als
Ligandatom; die stabilsten Komplexe werden denn auch mit Polyphenolen und Oxy-
säuren erhalten. Man wählte deshalb hier Tiron, DNS, 5-SSA, HEDDA und HIMDA
als Komplexbildner.
b) Polymerisationserscheinungen
^) Niedermolekulare
Schon in der altern Literatur ist eine Reihe von Mehrkernkomplexen
beschrieben, bei denen das Hydroxylion als Brückenligand für die monomeren Ein¬
heiten fungiert und die als Präparate erhalten worden sind. Einige wenige Vertreter
mögen an dieser Stelle über die Mannigfaltigkeit der aufgetretenen Verbindungen
orientieren:
Der binukleare il-Hydroxokomplex entsteht durch Erhitzen des mono¬
nuklearen Hydroxoaquokomplexes:
,OH
(en)2 C&
X>H„
X„
X = Rhodanid, Bromid, Dithionat
t2+
n X>H
HO
E3^
(en)2 Co
2+
\
S J^Co (en)2 X.
2)
3)
XXif X>H Nm
4+
1) S. Chaberek, R. L. Gustafson, R. C. Courtney, A.E. Martell,
J. Amer. Chem. Soc. 8J., 515 (1959)
2) A. Werner, Ann. 375, 83(1910)
3) P. Pfeiffer, Z. anorg. allg. Chem. j>8, 272 (1908)
- 17 -
Aus Chlorodiaquotriamin -Co(III)-sulfat entsteht durch Behandlung mit wässriger
Natronlauge ein dinuklearer Komplex mit drei ^d-Hydroxobrücken.
<NH3>3 %^Cl
<H2°»2so.
./!Hv(NH3)3 Co-OH_Co(NH3)3
1)
(S04>1,5
Eine Lösung von Kobaltnitrat und Aethylendiamin, die bei Zimmertemperatur der
Luftoxydation ausgesetzt ist, liefert nach einigen Stunden ein Präcipitat von Hexa-
V. -hydroxo-tris(bisäthylen-diamin-kobalt)-Kobalt(III)nitrat.
o(en)
OH
OH ^OH
H
^Co(en)r
<N°3>6
2)
3)R. Hofstetter gelang es 1957, einen trinuklearen Chromkomplex in Substanz
zu fassen, nämlich:
1) A. Werner, Ber. deutsch, ehem. Ges. 40, 4834(1907)2) A. Werner, ibid. 40, 2118(1907)3) R. Hofstetter, Diss. Universität Zürich, (1957)
4170(1958)80,Soc.Chem.Amer.J.Martell,E.A.Bogucki,R.F.1)
^oh'oh„x>h„
ThAATh1/2»-ATh^fc-ATh'
OH2h
i/„«_^^
ATh^"
^
*iS>OHvjOHX>H
Komplexbildners:vielzähnigendesAniondasAbedeutetZeileden
folgen¬derInentstehen.Dinuklearedabeidasszeigt,Titrationskurvenmetrischen
alkali¬ihrerAnalyseeineundhydrolysieren,leichternochMetallionenvierwertiger
Chelatediedassnun,bemerkteMartellHydroxokomplexe.5-7vonpH-Werten
beischonwirbekommenAluminiumundEisenwieMetalledreiwertigenderten
Chela-denBeistatt.GebietalkalischenstarkimerstHydroxochelatkomplexdenin
UebergangdieserfindetMetallezweiwertigenderKomplexendenBeikann.lieren
ver¬Protonihrdiemuss,seingebundenMetalliondasanWassermolekeleinenoch
sodassProtonendonatoren,alsnochallgemeinganzfungierenKomplexediedenn
werden,angelagertKationvomLigandatome8bzw.6allekeineswegsdabeidass
bekannt,ZeitlängereschonwarHingegenl:l-Chelate.stabilebesondersMetallionen
mehrwertigenallenmitliefernDieseDTPA.CDTA,EDTA,nämlichsäuren,
Polyaminopolycarbon-vonAnionendiedientenKomplexbildnerAls
untersucht11etraMLinieersterinwiederumhatkomplexen
Chelat-polynuklearenundmononuklearenzwischenGleichgewichte
lassen.zuzukommenSechserringspannungsfreiendenStrukturmöglicheals
Partikeltrimerendernahe,lagEswerden.bestimmtKondensationsgrad,deralso
Teilchengrösse,diekonnteMessungenkryoskopischenvonHilfeMit
ist.Zeitvorgangein/H-Hydroxobrücken
vonAufspaltungdiedazurück,momentannichtMonomeredasLösungerkaltete
dieinSalzsäurevonZufügenliefertDochreversibel.istVorgangskizzierteDer
ù«uiiZ
O-Cr-OH-Cr-OH...v-HO-Cr-OHH+
O-Cr-OHH—»-H„0-Cr-H.O H„0-Cr+
H„0-Cr-OH
XXXXOH"X
^H-Hydroxobrücken.vonBildungunterausgetretenoffensichtlichist
haftete,ChromamvorherdieWassermolekel,DieBlau.reinesinFarbediesich
änderteSiedepunktzumLösungdieserErhitzenDurchergab.XCr^_„2Anion
demmitNatriumnitrilotriacetatohydroxoaquochromatblauemrotstichigmerem,
mono¬vonLösungeineNatronlaugeAequivalentseinesZufügendurchwelcherH„X,
Nitrilotriessigsäuremitl:l-KomplexderdienteAusgangsproduktAls
-18-
- 19 -
Untenstehende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der Resultate,
wobei die Konstanten die folgende Bedeutung haben:
[jhÂ]K[ma] [Th][A] P^OHIA]
= -log
[ïh(OH)A] [H]
[jhÂ]
pK[Tm(OH)A)^J = -log
|[Th(OH)A)^ [H]2
[ThÄJ2
K
[(M(OH)A)^]
[M(OH)A]
wahre Dimerisierungskonstante
d k1
Tabelle 2
los k[ma] pK[M(OH)Ä) PKQMtOlDA)^] logKd
EDTA 23,3 7,04 9,82 4, 3 T - 20°
CDTA ~ 23 7,58 10,84 4,3 /= 0, 1(KN03)
DTPA ~ 27 8,9 —
Der Befund Martells, dass nur bei den Thorkomplexen von EDTA
und CDTA Polynukleare auftreten, hängt sicher mit der Koordinationszahl von acht
dieses Metalls zusammen. Die sechszähnigen Komplexbildner können also nicht
alle Koordinationsstellen absättigen, sodass noch Aquoliganden vorhanden sein müs¬
sen, die durch Deprotonierung in Hydroxogruppen übergehen und zu /t-Hydroxo-
gruppen werden. Mit dem achtzähnigen Liganden DTPA wurden keine Dimeren fest¬
gestellt. Auch dieser Thoriumkomplex verliert zwar bei pH 9 ein Proton, ganz
ähnlich wie die EDTA-Komplexe zweiwertiger Metalle. Das zeigt, dass eine der
Ligandgruppen leicht vom Metallion losreisst und durch Hydroxyl ersetzt wird.
Die Spannungsverhältnisse in dem Gebilde mit den vielen kondensierten Chelatringen
dürften dafür verantwortlich sein. Es scheint, dass aber nur eine Koordinationsstel¬
le frei wird, denn anders wäre das Fehlen von binuklearen Teilchen nicht verständ¬
lich.
- 20 -
Auch bei den Kupferchelaten mit 2 und 3-zähnigen Komplexbildnern
hat man Dimere angetroffen .Die folgende Tabelle gibt darüber Auskunft. Die
Bedeutung der Konstanten ist dieselbe wie bei den Thorkomplexen angegeben. Neu
hinzugekommen ist:
P^OH^Ä] -log[Cu(OH)2Â] [H]
[CuÄ]
Tabelle 3
1osk[ma] ^[MtOHjA] pK[m(oh)2ä]
pK [m(oh)Ä]2 logKd
HEN 9,9 7, 3 17, 24 12,42 2, 18
2-HEN 9,68 7, 15 16,52 12,92 1,38
DAP *) 9,81 7,7 19,05 12,84 2,56
DIEN **) 15,91 9,03
TRIEN **) 20,5 10,8
DMEN 9,72 8,69 18, 2 12,41 3.8
TMEN 7,2 8,0 17,72 12, 13 3,9
DIPY 6, 33 7,9 17,67 10,81 5,0
PHEN 7,4 i. 7, 8 17, 3 10,67 -* 5, 0
H20«
8,0 10,6 5,4
T = 25, JL
= 0, KKNOg) *): T 25,
iL f 0
20°, ^t= 0, 1(KC1)
Aus der Tabelle geht hervor, dass bei Verwendung von Triaminen als
Komplexbildner keine binuklearen Teilchen mehr entstehen. Es kann die Gesetz¬
mässigkeit festgestellt werden, dass die Dimerisierungstendenz umso grösser ist,
je kleiner die Stabilitätskonstante des l:l-Komplexes ist.
1) R.C. Courtney, R.L. Gustafson, S. Chaberek jun., A. E. Martell,
J. Amer. Chem. Soc. _81, 519 (1959); jH, 525 (1959)
2) C. Berecki-Biedermann, Arkiv. Kemi 9, 175(1956)
- 21 -
Ein weiterer niedermolekularer Hydroxokomplex bildet sich in der
Lösung eines äquimolekularen Gemisches von Uranylion und Tiron bei dessen alka¬
limetrischer Titration.
Es tritt eine trinukleare Partikel auf, der folgende
Struktur zugeschrieben wird:
SO
3 H H ^3
so"
yhso„
Diese niedermolekularen U. -Hydroxokomplexe kann man als kleine
Ausschnitte aus dem Gitter des betreffenden Metallhydroxydes auffassen. Diese
Idee sei anhand des Hydrargillitgitters erläutert.
Figur
Hydrargillit ( • Al-atome)
1) R. L. Gustafson, C. Richard, A. E. Martell, J. Amer. Chem. Soc.
^2, 1526 (1960)
- 22 -
Wenn man das Gitter des Hydrargillites (Fig. 2) betrachtet, kann man
sich fragen, ob Polynukleare hergestellt werden könnten, die formal durch Heraus¬
schneiden mehr oder weniger grosser Gebiete aus dem Gitter und Absättigen der
endständigen Koordinationsstellen durch einen Chelatbildner zustande kämen. Mit
dem vierzähnigen Nitrilotriacetation könnte z. B. ein Gebilde mit 4 Aluminiumionen
stabil sein, dessen Struktur (Formel B) analog derjenigen der vorne erwähnten
Hexolsalze wäre und stöchiometrisch durch folgenden Umsatz entstehen könnte:
3 NaOH
A1C13 + 3A1X + 3 NaOH —*. Al(OH)3(AlX)3 —•. Na3 fÄl^OHjgXH I
A1X(H20)\ H2°
A1X(H20),OH
Ta. or ^h o1
OH2
A1X(H20)
/A1Xor I
X>H I .OH
AlX^ ^>L<^oir^l "Ndh
OH |>A1X
3-
Bei adäquater Aenderung der stöchiometrischen Verhältnisse könnten
sich auch kettenförmige mehrkernige Komplexe bilden (Formel C):
4 NaOH
2A1C13 + 4A1X + 6 NaOH -*-Al2(OH)6(AlX)4 •- Na4 jÄyOH) xl II
/OH.AlXC ^Al'
^OH^A'yA^OH^^OH^^QH OH OH OH
\lX A1X
- 23 -
Auf dieselbe Art entstanden Salze der Zusammensetzungen
Na [Äl (OH) xTI, Nag |~A1 (OH) X~| usw. als nächste Glieder dieser Reihe.
5 NaOH
3 A1C1, + 5 A1X + 9 NaOH -*-Al„(OH)„(AlX). fc- Nac |Âl0(OH), „X ~| III3 395 Ol o 14 5 I
6 NaOH_
_
4A1C13 + 6A1X + 12NaOH —fc.Al4(OH)12(AlX)6 »» Nag fAl^tOHj^Xgl IV
allgemein:
nAlCl„ + (n+2) A1X + 3 n NaOH —». Al (OH), (A1X),,3 n on n+2
(n+2)NaOH
Nan+2 p2n+2(OH)4n+2Xn+3
Die ausgeführten Versuche zeigten jedoch schon bald, dass die Ver¬
haltnisse nicht so einfach liegen. Wohl nahm eine Losung von A1C1 und A1X die in
Beispiel I zu addierende Menge Natronlauge bei genügendem Erhitzen ohne Nieder-
schlagsbildung auf, aber beim Einengen erschien ein gelartig anfallendes Produkt,
das natürlich noch mit Natriumchlorid verunreinigt war. Dieser gelartige Stoff
hatte eher die Konsistenz eines Polymeren als diejenige eines Niedermolekularen.
Um die Bildung von Kochsalz zu verhindern, verwendeten wir deshalb fur die zweite
Stufe der Reaktion I ansteUe von 3 NaOH 3/2 Ag O. Die Umsätze verliefen jedoch
nicht stochiometrisch, eine gewisse Menge Silber blieb immer im vom Silberchlorid
befreiten Filtrat und schied sich nachher beim Einengen des letzteren meist kolloidal
aus.
Deshalb versuchte man anstelle von Silberoxyd und Alumimumchlorid
Alumimumàthylat zu verwenden. Die Bildung von Al (OH) (A1X) beispielsweise
liesse sich dann so formulieren:
2 A1(OCH„CHJ0 + 6 HÖH + 4 A1X »- Al (OHUA1XK2 o o 2 b 4
Doch die in dieser Reihe ausgeführten Versuche zeigten mcht vielversprechendere
Resultate. Wie schon früher festgestellt, wurde auch hier die wàssrige Losung des
Reaktionsproduktes beim Einengen viskos.
- 24 -
Ausgefallenes wies sowohl flockige, amorphe, als auch kristalline Anteile auf und
war oft nach Separieren von der Mutterlauge in Wasser nicht wieder losbar. In
mehreren Fallen schied sich nach Konzentrieren gar keine feste Phase aus, die
Losung zeigte mit zunehmendem Wasserverlust honigartiges, dann lackartiges
Aussehen, was auf Bildung Hochmolekularer schliessen liess.
Weitere Versuche bestanden darin, mit Hg''
aktiviertes Aluminium
in AIX zu losen, um eventuell so zu den hypothetischen Teilchen zu gelangen. Die
Resultate dieser Untersuchungen gleichen jedoch denen der vorangegangenen, d. h.
es konnten keine definierbaren Verbindungen isoliert werden. Die sich pro Mol
AIX maximal losende Menge Aluminium war nicht immer genau gleich gross, betrug
jedoch ungefähr 2/ 3 Grammatome.
Es bestand jetzt noch die Möglichkeit, dass eventuell in Losung defi¬
nierte Partikel sich bildeten, sich jedoch nicht kristallin abscheiden liessen.
Mittels kryoskopischer Messungen in Natriumsulfat versuchte man deshalb über die
Grosse des Kondensationsgrades der Teilchen Auskunft zu gewinnen.
Reinstes aktiviertes Aluminium wurde in Losungen von AIX entspre¬
chend den Verhaltnissen in untenstehender Tabelle aufgelost und die Gewichte der
dabei entstandenen Teilchen salzkryoskopisch bestimmt. Die Konzentration an
AI..
wurde variiert von 0, 3 bis 0, 06, sie war nach oben durch die Loslichkeit intot.
der Natnumsulfatdekahydratschmelze begrenzt und nach unten durch die zunehmen¬
de Fehlerbreite der Resultate, bedingt durch die klein werdenden Gefrierpunkts¬
depressionen. Die stochiometrische Zusammensetzung der Kondensate ergibt sich
aus dem Verhältnis des Aluminiums, welches als Nitrilotnacetatkomplex bzw. als
Metall in Losung gebracht wurde. Das Verhältnis wurde gemäss folgender allgemei¬
ner Formel gewählt:
Aln(OH)3n(AlX)n+2
wobei (n+2) die Molzahl des Komplexes und n die verwendete Menge Aluminium be¬
deutet, die jeweils miteinander zur Reaktion gebracht wurden.
Die Resultate sind in Tabelle 4 zusammengestellt.
- 25 -
TabeUe 4
hypothetisches Teilchen
in Losung
theor. Kondensations¬
grad
experimentell bestimm¬
ter Kondensationsgrad
Al(OH)3(AlX)3 4/v 1, 6
Al2(OH)6(AlX)4 6~ 2, 1
Al3(OH)g(AlX)5 8 <v 1, 9
Al4(OH)12(AlX)6 10 «2,3
Wenn die in der ersten Rubrik stehenden Formeln die in der Losung
vorkommenden Partikeln darstellten, so wurden diese die in der zweiten Rubrik
angegebene Anzahl Aluminiumatome pro Molekel enthalten. Das Experiment er¬
gibt viel kleinere Zahlen, was bedeutet, dass mehr Teilchen vorhanden sind.
Das làsst darauf schliessen, dass der Hydroxydteil starker polymerisiert ist als
angenommen, und daneben mehr freie A1X-Molekeln als erwartet vorliegen.
Die des weiteren festgestellte Konzentrationsabhangigkeit des Kondensationsgra¬
des (s. Tabelle 7), die sich in einem Absinken des letzteren mit abnehmender
Konzentration des Messlosung äussert, weist darauf hin, dass beim Verdünnen
entweder der Hydroxydteil partiell depolymerisiert oder AlX-Molekeln abspaltet.
- Zu den Losungen wurde auch Natronlauge gegeben, und zwar in Mengen, dass
durch die Anlagerung der Hydroxylionen die Endglieder der Reaktionen I bis IV
hatten entstehen können. Es resultierten dabei klare Losungen, die aber salz-
kryoskopisch nicht mehr untersucht werden konnten, weil durch Einbringen von
Natriumsulfat Niederschlage entstanden.
Schlussendlich versuchte man den Uebergang der entstandenen unge¬
ladenen Teilchen in Hydroxoanionen anhand von Titrationskurven zu klaren:
Losungen von Alumimummetall in A1X im Verhältnis 1:2 und 2:3 mit einer Total¬
konzentration an Aluminium: AI = 0, 001 in 0, 1 M Kaliumchlorid als Losungs¬
mittel zeigten pH-Werte von leicht über 5. Bei Zugabe von Natronlauge bildete sich
ein flaches Puffergebiet, dessen erster Teil, dem ersten Val NaOH pro A1X ent¬
sprechend, auf den Uebergang A1X —»• A1XOH schliessen lasst. Das bedeutet,
dass in der Losung von Al(OH), und A1X letztere Partikel weitgehend ungebunden
vorliegt.
- 26 -
Das Puffergebiet A1X —» A1XOH wird dann aber nicht durch einen Endpunkts¬
sprung abgeschlossen, wie es bei der Titration von reinen Lösungen des Komplexes
A1X der Fall ist. Es wird vielmehr noch weiter Lauge aufgenommen und der pH-
Wert steigt dabei langsam auf 8-9 an unter Bildung eines Niederschlages. Diese Be¬
funde zeigen, dass durch Lösen von Aluminium in Gegenwart von A1X offenbar die
gesuchten Polymerisate AI (OH) (A1X) nicht entstehen. Es ist vielmehr anzu-n on n~i4
nehmen, dass durch Auflösen von Aluminium das entstandene Hydroxyd unter
sich vernetzte und die Molekel A1X einfach als solche in Lösung verblieb. Al¬
lerdings ist bemerkenswert, dass eine sichtbare Hydroxydfällung erst bei pH 7
erscheint, was darauf hinweist, dass die Polymerisate des Al(OH), gegenüber
einer weitern Kondensation durch das anwesende A1X doch geschützt wer¬
den.
Eine Methode, die gestatten würde, die einzelnen Komponenten eines
derartigen Systems zu isolieren oder auch bloss zu identifizieren, konnte nicht ge¬
funden werden.
ß) Hochmolekulare
Naturgemäss sind höhermolekulare Polymerisate weniger streng de¬
finiert, Solche wurden von M a r t e 11 bei der Hydrolyse von Zirkonchelaten mit "
Tiron und EDTA als Komplexbildner angetroffen .Eine Analyse der alkalime¬
trischen Titrationskurven liess auf Teilchen der folgenden allgemeinen Zusammen¬
setzung schliessen, je nachdem, ob von einem 1:1- oder von einem l:2-Komplex
ausgegangen wurde. Die Zahl n wächst dabei mit zunehmendem Alkaligehalt und
pH der Lösungen an. Es ist aber hervorzuheben, dass keine Fällungen auftreten
und die Lösungen völlig homogen bleiben.
1) B. J. Intorre, A. E. Martell, J. Amer. Chem. Soc. j)2, 358(1960)
- 27 -
HoA/ OhA / J
HO^ I >OH'^ I ^
<H20)x (H2°»x
•OIL \/^OHZr
OH^ I NqH
4+Zr : Tiron =1:1
4+Zr : Tiron =1:2
Im Rahmen seiner Dissertation machte Hitz eine interessante
Feststellung. Durch Zugabe von Natronlauge zu den kristallinen l:l-Komplexen von
Eisen (III), Aluminium und Kobalt (III) (vgl. deren Struktur Seite 10) mit Nitrilotri-
2- 2)essigsaure H X gelangte er zu den monomeren MeXOH und MeX(OH)
Wollte man aber dieselbe Entprotonierung der im Komplex koordinativ gebundenen
Wassermolekeln bei den entsprechenden l:l-Komplexen des Yttriums und Lanthans
durchführen, so trat bei Zugabe eines Aequivalents Natronlauge etwas Eigentümli-3)
ches auf; es entstanden nämlich mehr oder weniger klare Gallerten.Die Form
des Puffergebietes zeigte, dass es sich nicht bloss um die Bildung der Monomeren
YXOH" oder LaXOH" handeln konnte.
1)
2)
3)
A. Hitz, Diss. (No. 2808) ETH, 1958
Die pK-Werte für diese Entprotonierungen der Wassermolekeln betragen beim
Eisen 4, 11 und 7, 92; beim Aluminium 5, 55 und 8, 81 und beim Kobalt 6, 84 und
9, 66. T = 2o°, /. = 0, 1 (KCl)Seltsamerseise ist in früheren Arbeiten nie auf diese Erscheinung hingewiesenworden: G. B e c k (Helv. ^9, 357 (1946)) stellte fest, dass beim Umsetzen von
l:l-Komplexen der Seltenen Erdkationen mit Nitrilotriessigsäure ab pH 9-10
ein Niederschlag entstand, den er für Hydroxyd oder basisches Salz hielt.
H. Brintziger, H. Thiele und S. Munkelt (Z. anorg. allg. Chem.
254, 271 (1947)) erhielten aus YX und Natronlauge flockige Niederschläge, die
nicht weiter untersucht wurden.
- 28 -
Dass nicht ein Gel von reinem Metallhydroxyd M(OH)„ gebildet wird, zeigte auf
der andern Seite eine Berechnung der Gleichgewichtskonstanten des Vorganges:
MX + 3 OH" ». fM(OH)3"V + X3 VI
m
[MX] [OHJ3
Diese Konstante ist berechenbar aus der Stabilitatskonstante von MX
und dem Loslichkeitsprodukt von Metallhydroxyd; sie ergibt fur den Fall deso o
Lanthankomplexes K = 10'
.Dies entspricht einem hoher liegenden Puffergebiet
als das beobachtete. Auch liessen sich aus den gebildeten Gelen keine niedermole¬
kularen Bestandteile herausdialysieren, was ebenfalls hatte möglich sein müssen,
wenn beim Zugeben von Natronlauge Reaktion VI eingetreten ware. Schliesslich
werden frischgefallte Hydroxydniederschlage bei den Seltenen Erden beim Digerieren
in der Hitze leicht kristallin und korniger, währenddem die erwähnten Gallerten
hochviskos bleiben.
Eine Erklärung dieser Gelbildung ware die Annahme der Entstehung
hochpolymerer kettenförmiger Anionen nach folgendem Schema:
EXX ~j -2
O-M-OH-M-OHJ
f X X X ~| -3 I" fx\X~|-n[H20-M-OH-M-OH-M-OHJ
». |h20 - U-OHJnl-M-OHj
In der vorliegenden Dissertation ist abzuklären, unter welchen Bedin¬
gungen sich diese Gele bilden, ob sie nur bei den seltenen Erdkationen existieren,
und ob über deren Struktur sich mit chemischen und physikochemischen Methoden
eine Aussage machen lasst.
- 29 -
Hitz gelangte zu einem klaren (YXOH) -Gel, indem er kristallines
YX(H 0)_ in möglichst wenig Wasser bei erhöhter Temperatur (60 ) aufschlämmte,
dann tropfenweise ein Aequivalent Natronlauge der Konzentration 0, 1 M addierte
und das Reaktionsgemisch unter Rühren bis auf 100 erhitzte, wobei sich das Nltri-
lotriacetat langsam löste und sich eine wasserklare, hochviskose Gallerte bildete.
Die Gele bilden sich nun, wie in der Folge gezeigt werden konnte,
nicht nur in der Hitze, sondern auch in der Kälte, indem das Metallnitrilotriacetat,
versetzt mit der äquivalenten Menge NaOH, in wässriger Lösung an der Schüttel¬
maschine je nach Konzentration nach 4-12 Stunden ein klares Produkt liefert.
-3Bei Konzentrationen von <v 10 stellt der polynukleare Komplex eine
klare Lösung dar, die beim Stehen dünnflüssig bleibt. Handelt es sich um Konzen¬
trationen von «/ 0, 03 - 0, 005, so geliert das Reaktionsprodukt nach 1-10 Stunden
Stehenlassen. Ist die Konzentration noch höher, d. h. /»» 0,1 M, so findet der Ge-
lierprozess schon parallel dem Löseprozess statt. - Yttriumgele entstehen
überdies, wenn eine wässrige Lösung der Komponenten YC1„ und Na„X in äquimole¬
kularen Mengen in der Wärme mit der erforderlichen Menge Natronlauge versetzt
wird, währenddem dies beim Neodym bloss zu dünnflüssigen Lösungen führt. -
Das genaue Verhältnis von SeX : OH" =1:1 ist für die Gelierung nicht entscheidend,
wie zunächst angenommen wurde. Vielmehr findet Gelbildung innerhalb des Konzen¬
trationsverhältnisses SeX : OH" = 1 : 0, 85 - 1, 45 statt, wie anhand von Untersu¬
chungen bei Neodymgelen festgestellt wurde, Zugabe von mehr Lauge führt stets
zu einem filtrierbaren Niederschlag, welcher aber nicht einfach aus Metallhydroxyd
besteht, sondern noch Komplexbildner enthält. Es muss sich also dabei um ein
basisches Chelat handeln. - Das Hydroxylion kann in der Form von NaOH, LiOH
oder KOH, und was zu besonders klaren und durchsichtigen Produkten führt, auch
in Form von N(CH ) OH addiert werden. Ba(OH) hingegen bewirkt Niederschlags¬
bildung. - Zugabe von Neutralsalzen (Kaliumchlorid oder Natriumperchlorat) in
genügender Menge äussert sich im Entstehen trüberer Gele oder flockiger Nieder¬
schläge. So kann z. B, in 0, 1 M Kaliumcnlorid als Lösungsmittel kein Gel mehr her¬
gestellt werden. - Viel empfindlicher reagieren die Gele auf Zusatz polyvalenter
Kationen. Da die Gallerten schwach alkalisch reagieren, können nur die Erdalkalien
2+ 2+untersucht werden. Ca oder Ba verursacht schon in Mengen von mehr als
40 % des Gehalts an SeX Flockung. -
- 30 -
Die Temperatur hat einen merkwürdig geringen Einfluss auf die Konsistenz der
Gele. Ganz im Gegensatz zu wassngen Losungen organischer Polymerer werden
die wassngen Gele beim Erhitzen nicht dünnflüssiger; man kann sie stundenlang
auf dem Wasserbad belassen, ohne dass eine sichtbare Veränderung eintritt. Man
kann das Gel hingegen zum Flocken bringen durch Ausfrieren des Losungsmittels. -
Gele lassen sich am Dunnschichtverdampfer bei nicht allzu hohen Temperaturen
(60 ) weitgehend konzentrieren, nicht aber zur Trockene eindampfen, denn dabei
wird offenbar die Struktur zerstört. Der Eindampfrückstand liefert in der Folge,
mit Wasser versetzt, kein Gel zurück. - Alle (SeXOH) -Gele sind thixotrop
und die konzentrierteren (0, 1 M) zeigen nach längerem Stehen Synarese.
Es ist bemerkenswert, dass nur bei den Seltenen Erden als Zentralatome Gele
beobachtet wurden. Die Komplexe von Fe(III) und Co(III) liefern bei der Zugabe von
2- 1)NaOH einfach die mononuklearen Hydroxokomplexe MX(OH) und MX(OH)
Beim Nitrilotnacetat des Al(III) entstehen klare Losungen. Doch zeigt die Titra¬
tionskurve die Entstehung von Polymerisaten an, sobald mehr als 1 OH / A1X zu¬
gegeben wird.
Dass beim Komplex des Cr(III) ein tnmerer Hydroxokomplex ent¬
steht, ist schon vorne erwähnt worden. Polymere ohne Gelbildung wurden auch beim
Komplex des Indium InX beobachtet (siehe Seite 60).
Die untersuchten seltenen Erdkationen wiederum zeigten nicht
alle dasselbe Geliervermögen: Währenddem die Nitrilotnacetatkomplexe von
Y, La, Pr, Nd, Ho und Er zu klaren Gallerten führten, ergaben SmX und DyX
trübe Gele, die nach 1-2 Tagen meistens ausflockten. GdX reagierte auf Zusatz
von Natronlauge sogar immer bloss mit Niederschlagsbildung.
Die als Ausgangsprodukte für unsere Untersuchungen dienenden
SeX-Komplexe wurden als Festkörper in guter Reinheit erhalten durch Umsatz
von SeCl .6 HO und Na„X: Losungen der beiden Komponenten wurden warm zu¬
sammengegeben, dann das Gemisch zum Siedepunkt erhitzt, wobei die Kristalli¬
sation des schwerlöslichen SeX. x HO einsetzte, darauf eingeengt.
1) Diss. Hitz
- 31 -
Die nach Trocknen über Calciumchlorid resultierenden Hydratformen der Komplexe
sind die folgenden:
SeX(H20) beim Ce*'
SeX(H20)2
SeX(H20)3
beim Pr
beim Y« 2>, La1» 2), Nd, Sm, Dy
SeX(H20)35 beim Ho
SeX(H20)4 beim Er, Gd
Während beim A1X. 6 HO alle sechs Wassermolekeln schon bei 40 am HV über
1)Phosphorpentoxyd entfernt werden können
,ist für den Wasserentzug bei diesen
SeX. x HO durchwegs eine Temperatur von 110 - 130 erforderlich. Die resul¬
tierenden wasserfreien Komplexe sind etwas hygroskopisch.
1) Diss. Hitz
2) H. Brintzinger, H. Thiele und S. Munkelt; Z. Anorg. allg. Chem. 254,
271 (1947) fanden, dass die sogar nur lufttrockenen Produkte YX(H O) bzw.
LaX(HO) darstellten, was nach unseren Erfahrungen unmöglich der Fall seinkann.
- 32 -
IV. METHODEN ZUR UNTERSUCHUNG DER HOCHMOLEKULAREN
Die Methoden, derer man sich zur Identifizierung unserer gallert¬
artigen Komplexe bediente, sowie die Resultate, die sie zeitigten, sollen nun be¬
sprochen werden:
Viskositätsmessungen
Wegen der leichten und einfachen Ermittlung ist das Viskositätsver¬
halten von maktromolekularen Substanzen in Lösung eine der meist gebrauchten
Methoden zur Charakterisierung dieser Stoffklasse. Der Fliesswiderstand makro¬
molekularer Lösungen ist z. B. nicht unabhängig von der Intensität und der Dauer
einer Scherbeanspruchung, wie dies bei Niedermolekularen der Fall ist. Diese und
andere Theologischen Anomalien sind nun eng verknüpft mit der Grösse und der
Gestalt der gelösten Moleküle, sowie mit den Wechselwirkungen, die zwischen dem
gelösten Stoff und dem Lösungsmittel einerseits und zwischen den einzelnen Poly¬
mermolekülen andererseits im Ruhezustand des Systems bestehen oder beim Fliess¬
vorgang wirksam werden.
Für die Viskosität von Lösungen niedermolekularer Substanzen gilt:
\ - ctg <<difyt = D
IUI = Poise =
gem sec
im Rheogramm dargestellt:
Figur 3
d.h. die Viskosität ist, nach der ursprünglichen Definition von Newton, durch
den Quotienten von Schubspannung und Schergeschwindigkeit D gegeben.
- 33 -
Während hier also Proportionalität zwischen den Grössen D undT besteht, die Vis¬
kosität also bloss eine temperaturabhängige Materialkonstante darstellt, gilt bei
Lösungen Hochmolekularer, sogenannten strukturviskosen Lösungen:
dv/dz= F (dv/dz)
im Rheogramm dargestellt:
Figur 4
Nichtnewton1
sches Fliessen
Aus dem Rheogramm geht hervor, dass solche Substanzen mit zu¬
nehmendem Geschwindigkeitsgefälle leichter fliessen, da sich die fadenförmigen
Molekeln in der laminaren Strömung ausrichten, bis alle Partikel parallel zur
Strömungsrichtung liegen.
Für die in unserem Fall zu messenden Viskositäten gingen wir zu¬
nächst (1. Messreihe) von der erwähnten Annahme aus, dass in den Gallerten die
kettenförmigen Anionen vorhanden seien:
t°-X
-Nd--OH-
X X
-Nd--OH--Nd- OH-—I n
Diese würden durch Polymerisation der Einheit NdXOH entstehen und
müssten ihre grösste Länge bekommen, wenn NdX und OH in genau stöchiometri-
scher Menge zusammengegeben würden (l:l-Gel). Ein Unterschuss von OH" würde
zur Ausbildung unendlich langer Ketten nicht ausreichen, und mit einem Ueberschuss
2-würden die Ketten unter Bildung von NdX(OH) wieder aufbrechen. Zugabe auch nur
kleiner Mengen Säure zum l:l-Gel sollte deshalb eine drastische Verkürzung der
Kettenlänge und dadurch eine drastische Reduktion der Viskosität bewirken. Der
Zusatz von 1 Mol % Wasserstoffionen/MXOH" würde das Verhältnis MX : OH~ auf
1:0, 99 herabsetzen, sodass die Ketten höchstens noch aus 100 Gliedern bestehen
könnten; und eine Säuremenge von 10 % müsste die Kettenlänge auf 10 Glieder redu¬
zieren.
- 34 -
Wie Staudinger 1930 zeigte, hangt die Viskositatszahl mit
dem Molekulargewicht fadenförmiger Hochpolymerer zusammen. Diese Viskosi¬
tatszahl wird folgendermassen erhalten:
Viskosität des Losungsmittels: H l,M
Viskosität der Losung: 1 l
Relative Viskosität 1J rel . Il
UlmSpezifische Viskosität (Viskositàtserhohung,
die ein gelöster Stoff in einem Losungsmit¬tel hervorbringt): vn, - H_LM = VI rel
" *
\ LM
Die Konzentrationsabhangigkeit der Viskosi-
tatserhohung ergibt den Wert für die Viskosi-
tatszahl pjj :
^ = ^ pX^jDer Zusammenhang mit dem MG ist nach
Staudinger gegeben durch:
•<= K • M K, * = Konstanten
Die einfachen Kapillarviskosimeter nach Ostwald, die für
die Bestimmung der Viskositatszahl erforderlich sind, kamen für die Untersuchun¬
gen unserer Gele nicht in Frage, da letztere Gelklumpchen enthalten, die sich gerne
in der Kapillare festsetzten und diese verstopften. Bezeichnenderweise liessen sich
diese Klumpchen nicht durch Filtrieren entfernen, sondern konnten durch das
Filter hindurchgesaugt werden. Die Messungen wurden deshalb mit einem Rotations-
viskosimeter durchgeführt.
Die Resultate der ersten Messreihe zeigten nicht die erwartete
Abhängigkeit vom Neutralisationsgrad. Nach den erwähnten Vorstellungen sollte die
Viskosität erst in der unmittelbaren Nahe des Neutralisationsgrades NdX/OH =
1:1 stark ansteigen und bei NdX/OH = 1:1 ein scharfes Maximum aufweisen.
Statt dessen wurde die Kurve der Fig. 5 erhalten. Da das Neodymmtrilotnacetat
schwerlöslich ist, konnte man nicht von dessen Losung ausgehen. Vielmehr wurde
ein verdünntes Gel als Stammlosung fur alle Messungen erzeugt, wie im mess-
-2technischen Teil beschrieben (c = 1, 667. 10 ). Daraus stellte man durch weiteres
o
Verdünnen mit Wasser das l:l-Gel der Konzentration c = 1, 5. 10 her, das eine
Viskosität von 1, 5 c. P. ergab.
M
- 35 -
Viskosität als Punktion der Zugabe von H,OH
,Nd
oder HX2- zu einem l:l-Neodymgel
Figur 5c = 1,5. IQ"2 M T = 2(T
" «l (c.P.)
O --- H+/HdX0H" Toezm. 0H"/NdX0fl
Nd5+AdI0H
0,9 0,7 0,5 0,3
Zugabe der entsprechenden Mengen verdünnter Säure zu gleichen
Mengen Stammgel führten zu den Messlösungen der 1. Messreihe, in denen die Kon-
-2zentration an NdX stets 1, 5. 10 betrug. - Aus der Kurve ist erkennbar, dass das
Zugeben von Säure die Viskosität nicht sprunghaft, sondern kontinuierlich senkt, bis
schlussendlich die Viskosität des reinen Wassers erreicht ist. Aus der graphischen
Darstellung ist ebenfalls ersichtlich, dass die Messfehler bedeutend sind. Das be¬
nützte Viskosimeter ist für das Messen geringer Viskositäten schlecht geeignet, wo¬
runter die Reproduzierbarkeit der Messungen litt. Es war jedoch schwierig, klare
konzentriertere Gele, die höhere Viskositätswerte ergeben hätten, herzustellen.
Auf Grund der erhaltenen Resultate ist es unmöglich, dass die
Gele bloss aus kettenförmigen Aggregaten bestehen. Hochmolekulare sind sicher vor¬
handen, denn aus den Rheogrammen war ersichtlich, dass alle Messlösungen struktur¬
viskos waren.
- 36 -
Eine mögliche Erklärung besteht darin, dass durch Zufügen von Saure zu l:l-Gelen
die Ketten nicht gleichmassig verkürzt werden, sondern einige ganz abgebaut wer¬
den, wahrend andere ihre ursprüngliche Lange weitgehend behalten. Das hochpoly-
mere Gemisch ware in diesem Falle sehr polydispers.
Bemerkenswert ist der Anstieg der Viskosität der Losungen bei Zu¬
gabe von überschüssiger Lauge zu l:l-Gelen. Die Losungen wurden dabei nicht
wesentlich trüber, das neu hinzugekommene Hydroxyl muss also eine weitere Ver¬
netzung bewirkt haben, und es ist keineswegs ein Abbau der Ketten unter Bildung
von Dihydroxokomplexen erfolgt.
In einer weiteren Messreihe ist der Einfluss der Zugabe von uber-
3+schussigem Nd studiert worden. Da die hochpolymeren Teilchen Amonen dar¬
stellen, könnte man durch Zugabe mehrwertiger Kationen einen Flockungseffekt er¬
warten. Andererseits ist auch denkbar, dass die Metallionen die Ketten abbrechen:
XXX M3+M--OH--M--OH--M--OH— » XMOHM + XMOHM.
..
Dies musste logischerweise wieder zu einer Viskositatsabnahme fuhren. Wie die
graphische Darstellung zeigt, ist der Einfluss von Metallionen überraschend ge¬
ring.
Eine letzte Versuchsreihe endlich sollte den Einfluss von überschüssi¬
gem Komplexbildner feststellen. Hier ware wiederum eine rasche Erniedrigung der
2-Viskositat zu erwarten, da das zugegebene HX unter Bildung von 1:2 Komplexen
durch Herauslosen von MX aus den Ketten reagieren sollte:
_L (MXOH)"n
+ HX2" *- MX„3' + HO
nn 2 2
Experimentell trat wieder ein überraschend kleiner Effekt auf, denn
die Viskosität sinkt wiederum bei Zugabe von Komplexbildner langsam ab, ähnlich
wie dies bei Zugabe von Saure der Fall ist. Da sicher ist, dass sich dabei l:2-Kom-
plexe bilden, muss man wiederum annehmen, dass die anwesenden Hochpolymeren
mcht gleichmassig in ihrer Grosse reduziert werden, sondern, dass sich einige
davon ganz abbauen und andere intakt bleiben.
Eine weitere charakteristische Eigenschaft bildete das Ausbleiben der
Degradation durch thermische Behandlung.
- 37 -
Wahrend dadurch z.B. in Losungen von Natrimpolyacrylat (also eines typischen
linearen Polyelektrolyten) eine Abnahme der Viskosität festgestellt wird, bleibt
bei den Gallerten der Nitrilotriacetathydroxokomplexe die Viskosität nach dem Er¬
hitzen völlig erhalten. Das ist deshalb bemerkenswert, weil koordinative Bindungen
thermodynamisch schwach sind, sodass man erwarten sollte, dass sie durch ther¬
mische Behandlung brechen. Bei diesen Versuchen wurde die Viskosität vor und
nach dem Erhitzen bei derselben Temperatur bestimmt. Die Beurteilung der Vis¬
kosität von Auge zeigte aber, dass diese auch bei höherer Temperatur keineswegs
geringer ist als bei niedrigerer. Steife Gallerten der Nitrilotnacetathydroxokomple-
xe kann man durch Erhitzen keineswegs zum Fliessen bringen, wie dies bei organi¬
schen Hochpolymeren stets der Fall ist.
Eine wichtige Fliesseigenschaft war immer vorhanden, nämlich die
Thixotr opie: In thixotropen Losungen wird ein Absinken des Fliesswiderstan-
des bei konstantgehaltener Scherbeanspruchung wahrend des Emstellens des
Fliessgleichgewichtes beobachtet; und nach Aufheben der Schubspannung steigt der
Fliesswiderstand langsam beim Ruhen wieder auf den Ausgangswert an. In "unserem
Fall dauerte das Dickflüssigwerden eine bis mehrere Stunden, darauf genügten
ein bis zwei Sekunden Schuttein, um die Gele wieder dünnflüssig werden zu lassen.
Nun können naturlich die verschiedenstartig gebauten Substanzen thixotrop sein, so¬
dass es schwierig erscheint, auf Grund dieses Fliessphanomens eine Aussage über
die Struktur unserer Produkte zu machen. Sicherlich lagern sich gewöhnliche
Kolloidteilchen beim Gelieren zu einem dreidimensionalen Netzwerk zusammen. Man
kann sich vorstellen, dass die oben formulierten Ketten unter Ausbildung von Was-
serstoffbrucken, wahrscheinlich noch unter Zuhilfenahme von Wassermolekeln, ver¬
netzen.
Eine weitere Möglichkeit, Polyelektrolyte zu charakterisieren, besteht
durch Leitfähigkeit sm es sung en. -
Fur die Aenderung der Aequivalentleitfahigkeit mit der Konzentration gilt in einem
genügend verdünnten Bereich und fur einen starken, also vollständig dissoziierten
Elektrolyten die von Kohlrausch (1900) empirisch gefundene Gleichung
Ay
~ A—— a Wc a = Konstante
- 38 -
Graphisch dargestellt ergibt die Aequivalentleitfahigkeit gegen die
Wurzel aus der Konzentration aufgetragen also eine Gerade, sofern wir die Kon-
-3zentration nicht über 4-6. 10 ansteigen lassen, da von diesem Gebiet an die
interionischen Wechselwirkungen bereits sichtbare Abweichungen vom linearen Ver¬
lauf verursachen. Die Gerade geht in eine Kurve über, wenn wir einen schwachen
Elektrolyten vor uns haben, da hier gilt:
Av ~ °^ I A ~ ây°^c I °^= Dissoziationsgrad
Die zum Stromtransport zur Verfugung stehende Ionenzahl ist hier
konzentrationsabhangig. Starke Polyelektrolyte (wozu wir unsere Na [SeXOHjzahlen wollen), verhalten sich àhnlich wie schwache mononukleare Elektrolyte,
und zwar aus folgendem Grund:
Bei einer gegebenen Konzentration ist von der Gesamtmenge vor¬
handener Gegenionen ein bestimmter Teil mit dem Polyionknauel assoziiert, steht
also fur den Stromtransport und daher fur die Leitfähigkeit nicht zur Verfugung.
Beim Verdünnen tritt Dissoziation ein, sodass sich mehr und mehr frei bewegliche
Gegenionen in der Losung befinden und zur Leitfähigkeit beitragen. Gleichzeitig
steigt die Nettoladung des Polyamons an, was eine weitere, allerdings geringere
Leitfahigkeitserhohung verursacht; geringer, da die Ueberfuhrungszahl eines
Polyions klein ist und dessen Beweglichkeit mit steigender Ladung noch absinkt,
weil sich die Ladungen abstossen, wodurch der Knäuel des Teilchens sich mehr und
mehr streckt, und daher unbeweglicher wird. Diese Ansicht konnte bestätigt werden
durch Messungen an Poly-4-vinyl-butylpyridinmmbromid (Polykation und monome¬
res Anion) und Natnumpolyacrylat.
Die Messungen an Na [ËrXOH] und Na (NdXOlï] zeigten, dass sich
diese beiden Polynuklearen wie ein organisches polymères Anion verhalten, indem
die erwartete Krümmung der Kurve von A»gegen yc auftrat. Anders war es hin¬
gegen bei den entsprechenden Messungen an Na£SmXOH] und K [ÇoXOlî] .Hier
ergeben sich Geraden; diese Substanzen verhielten sich also wie einfache starke
Elektrolyte.
1) R.M. Fuoss, G.J. Cathers; J. Polymer Sei. 2, 12(1947)
R.M. Fuoss, U.P. Strauss; ibid. 3_, 246 (1948) und 4, 121(1949)
D. Edelsohn, R.M. Fuoss; J. Amer. Chem. Soc. ^0, 2832 (1948) und
72, 306 (1950)
- 39 -
"^ = f (1/c) bei HydroxokomplexenSeltener Erden
•\ = f (Ire) bei FluorokomplexenSeltener Erden
140
150
120
110
100
90
80
70
SO
^c- KCoIOH
X c
Figur 6
HaExIOH
- HaSmIOH
- \ HaHdXOH
**«
"v
^--. x^ HaNdXF
^^\. ^ HaExXF
HaCylF
i
NaQdZF
1
0,5 1,0 0,5 1,0 io\y?
Verlauf der Leitfähigkeit als Funktion der Zeit beim Auf-
Nlosen von NdX(H O) mit — Natronlauge
90
80
70
60
clHdI0H)-n - 5 • 10 H
n
Lösung
noch ziemlich fast
trüb 1 klar
25 50
Figur 1
klar
—' t
75 (Min.)
- 40 -
Der Co-Komplex ist offenbar ein einfaches Salz. Der Sm-Komplex ergab Losungen,
die schlecht gelierten, was darauf hinweist, dass hier besonders leicht Dissozia¬
tion in kleine Ionen eintritt. Die Losungen sind aber nicht sehr stabil und trüben
sich bei langem Stehen (12 - 24 Stunden).
Zum Vergleich mit den Hydroxokomplexen wurden die entsprechenden
Fluorokomplexe hergestellt durch Auflosen von kristallisiertem SeX mit der äqui¬
valenten Menge NaF. Die beiden Ionen F und OH zeigen viel Aehnlichkeit in ihrer
Koordinationstendenz. Doch war zu vermuten, dass das Fluoridion weniger geeig¬
net ist, als Bruckenatom zu dienen. Dass die Fluorokomplexe wenig kondensieren,
zeigte die Tatsache, dass ihre Losungen nicht viskos sind. Kristallin liessen sich
die Salze Na JjSeXFJ nicht erhalten: Ihre wassrigen Losungen liessen sich bis zur
Honigkonsistenz einengen, ohne dass Kristallisation eintrat. Salzkryoskopisch wur¬
de fur Na [NdXFj in Natriumsulfat ein Anionengewicht gefunden, das zwischen dem
Monomeren und dem Dimeren lag. Die Leitfähigkeit A.y versus T/P ergab bei allen
Fluorokomplexen eine Gerade und ,/l«,hat bei den verschiedenen Seltenen Erden
fast denselben Wert.
Auffallend ist jedoch, dass die Absolutwerte fur J^Y fur die Hydroxo-
komplexe und Fluorokomplexe analoger Verdünnung fast gleich sind. Bekanntlich
ist andererseits das Hydroxylion viel beweglicher als das Fluoridion.
Bemerkenswert ist auch der hohe Betrag der Leitfähigkeit bei den
Hydroxokomplexen. Polymere Ionen tragen nur einen kleinen Bruchteil zu der Ge-
samtleitfahigkeit des Salzes bei, wie aus der folgenden Gegenüberstellung der Leit-
fahigkeitswerte fur Natriumacrylat und Natriumpolyacrylat hervorgeht
Tabelle 5
Aequivalenüeitfahigkeiten von Natriumacrylat-1
c
und Natriumpolyacrylat
32 79,2 30,9
64 81,7 31,7
128 82,4 34
256 87,2 36
512 88,8 40,7
1024 91,8 47
1) H. Staudinger, H.W. Kohlschutter, Ber. dtsch. ehem. Ges. j>4,2091 (1931)
- 41 -
Bei unseren Hydroxokomplexen macht der Leitfähigkeitsbeitrag
des Anions [_SeXOHj 50 % und mehr aus. Das kann nur durch die weitgehende Auf¬
spaltung der Polynuklearen in einfache Anionen in den sehr verdünnten zur Messung
gelangenden Lösungen gedeutet werden.
Es wurde des weitern der Verlauf der Leitfähigkeit als Funktion
der Zeit an einer gelierfähigen Lösung von Na Q^dXOH] untersucht. Zu diesem
Zweck wurde in einem thermostatierten Gefäss kristallisiertes NdX(H O) mit ei-
-2nem Aequivalent Natronlauge versetzt und auf c = 2, 5- 10 verdünnt. Das Auflösen
des Neodymkomplexes beansprucht natürlich eine gewisse Zeit, sodass die Hydroyl-
ionenkonzentration nicht momentan auf den Gleichgewichtswert absinkt, welcher
etwa einem pH-Wert von 8, 5 entspricht. Dieser Abfall der Hydroxylionenkonzentra-
tion bedingt den bemerkenswerten, im Diagramm der Fig. 7 sichtbaren Rückgang
der Leitfähigkeit in den ersten 10 Minuten. Der Endwert der Aequivalentleitfähig-
keit ist schon fast erreicht, während die Lösung noch trüb ist und ändert sich nach¬
her nur noch wenig.
Nachdem die Lösung klar geworden war, wurde die Rührung un¬
terbrochen und im Verlaufe der folgenden Stunden entstand das Gel. Dieser Vorgang
bewirkt aber keine Aenderung der Leitfähigkeit. Auch beim Wiederingangsetzen der
Rührung kommt es nicht zur Ausbildung einer Unstetigkeit in der Kurve, Analoges
ist beim Gelieren von Kieselsäuresolen von W. König festgestellt worden.
Auch bei diesen unterscheiden sich das Gel und das Sol in der Leitfähigkeit nicht von¬
einander. Die Beweglichkeit der Ionen wird demzufolge in beiden Fällen durch die
2)Gelatinierung nicht merklich gehemmt. Ebenso konnte W. Kern anhand von
Messungen an Natriumpolyacrylat zeigen, dass die Leitfähigkeit unabhängig vom
Polymerisationsgrad und der Viskosität der Lösung ist. Der krasse Unterschied in
der Leitfähigkeit tritt auf zwischen Monomerem und Polymerem, ist dann aber zwi¬
schen Polymeren verschiedenen Kondensationsgrades nur noch äusserst gering
(z.B. beim erwähnten Natriumpolyacrylat zwischen Polymerisationsgrad 200 und
2000).
1) W. König, Diss. ETH (1932)
2) W. Kern, Z. physikal. Chem. A 181, 249(1938)
- 42 -
Wir haben unsere Hochpolymeren auch kurz mit dem Elektro¬
nenmikroskop und der Ultrazentrifuge untersucht:
Von einem eingetrockneten Na [NdXOlf] -Gel wurde eine elektronenmikroskopische
Aufnahme gemacht. Es waren weder kugelige noch fadenförmige Teilchen sichtbar,
sodass keine Aussage über die Struktur möglich war; Fadenmoleküle können trotz¬
dem vorliegen, müssten aber einen Durchmesser von weniger als 10 Â haben
(Auflösungsvermögen des Mikroskops). Möglicherweise wird eine vorhandene
Struktur beim Trocknen des Gels verändert.
Bei Molekulargewichtsbestimmungen geladener Hochpolymerer
mit der Ultrazentrifuge dient als Lösungsmittel eine Neutralsalzlösung. Man arbei'
tet normalerweise mit Polymerkonzentrationen von 0, 5 - 1 % in 0, 1 M Kaliumchlorid.
Anwesenheit eines Neutralelektrolyten ist erforderlich, um Ladungseffekte während
der Sedimentation zu verhindern. Da das schwere Polyion viel schneller sedimen-
tiert als sein kleines Gegenion, würden infolge der elektrostatischen Anziehung
Bremskräfte auftreten, die die Resultate stark verfälschen würden. Arbeitet man
hingegen in einem Ueberschuss an Neutralelektrolyt, so finden sich in der Umgebung
des teilweise sedimentierten Teilchens immer genügend Gegenionen, die das Auf¬
treten von Bremskräften verhindern. Weiter vorn wurde aber erwähnt, dass ein
Neutralelektrolyt in der hier erforderlichen Konzentration die Gelbildung unserer
Hydroxokomplexe beeinträchtigt. - Anstelle einer homogenen Lösung entstanden
durch den KCl-Zusatz vielmehr Gelklümpchen, die als solche rasch sedimentierten,
entsprechend einem riesigen Molekulargewicht, dessen Grösse sicherlich nichts zu
tun hat mit der Grösse der Teilchen in der salzfreien Lösung.
Verdünnte Lösungen von Na [yxOHJ -Gelen weisen starke
1)n
Strömungsdoppelbrechung auf ; es müssen also fadenförmige Moleküle vor¬
liegen, die sich unter dem Einfluss eines angelegten Geschwindigkeitsgefälles
parallel auslichten und so zu dem anisotropen Verhalten Anlass geben.
1) Diese Untersuchungen wurden freundlicherweise von Herrn Prof. Sign er vom
organ, ehem. Insitut der Universität Bern durchgeführt.
- 43 -
Ergebnisse potentiometrischer Messungen
Wie aus der Literaturbesprechung hervorgeht, kann anhand von
Titrationskurven sehr oft entschieden werden, ob sich während des Titrationspro¬
zesses Mononukleare oder Polynukleare bilden; auch in unserem Fall erlaubte die¬
se Methode wichtige Aussagen über das Zustandekommen der Gele.
Vorerst sei ein Beispiel erläutert, bei dem potentiometrische
Messungen erlaubten, Dimere zu identifizieren, nämlich die Titration des auf
2+ ,
Seite 20 erwähnten Systems Cu / TMEN =1:1 mit Natronlauge.
Potentiometrische Titration von TMEN und Kupfernitrat in
äquimolekularen Mengen:
Figur 8
_4— Konzentration = 5-10
-3Konzentration = 1-10
-3Konzentration = 5- 10
a = Mol Lauge / Mol Ligand
| , , L_a
0,5 1,0 1,5
Schon das Betrachten der Konzentrationsabhängigkeit der Titra¬
tionskurven erlaubt den Schluss, dass in diesem System Polymere vorliegen. Jede
der Titrationskurven zeigt die Aufnahme von zwei Hydroxylionen in zwei Schritten
an.
- 44 -
Wenn es sich um Bildung von Mononuklearen handelte, müsste man die Reaktionen
folgendermassen formulieren:
zwischen a = o und a = 1:
OH OH„
OH
+ H2°
zwischen a= 1 und a = 2:
CH, CH
CH
CH
CH
.OH„
•OH
OH ^OH
OH
+ H20
Während eine einzige Kurve so eine einfache Interpretation des Ti¬
triervorganges erlaubt, zwingt uns die Betrachtung aller drei Kurven zusammen
zur Folgerung, dass noch ein weiteres Gleichgewicht berücksichtigt werden muss:
Die drei Kurven schneiden sich in einem Punkt, der dem Abszissenwert a = 1 ent¬
spricht. Im ersten Puffergebiet zwischen a =o und a
= 1 liegt das pH umso tiefer,
je grösser die Gesamtkonzentrationen von Metallion und Komplexbildner, während
das zweite Puffergebiet hinaufgeschoben wird.
- 45 -
Diese Tatsache erlaubt eine vernünftige Erklärung bei Annahme folgenden Dimeri-
sationsgleichgewichtes:
CHÎK^H3CH1-2 \c ^H
cir: ^x:h„
C\n-H3 CVN/CH3CH„
CH„
Im ersten Puffergebiet begünstigt zunehmende Dimerisierung von CuAOH im Ver¬
laufe der Titration die Hydrolyse von CuA, da ja im Gleichgewicht
CuA + OH CuAOH oder: CuA. HO CuAOH + H
durch fortwährende Entfernung des CuAOH das Gleichgewicht nach rechts verscho¬
ben wird. Je höher nun die Konzentrationen von CuA und CuAOH" sind, umso mehr
Dimeres wird entstehen, und zwar steigt die Konzentration des Dimeren stärker an
als diejenige des CuAOH,was aus der Dimension der konzentrationsunabhängigen
Konstanten K hervorgeht.
[TcuAOHgQcuAOH]]2
Analog muss das pH mit zunehmender Konzentration von Ligand und Kupfersalz nach
dem Punkt a = 1 steigen, denn das Gleichgewicht
CuAOH CuA(OH);*"+ H+
wird durch die Dimerisation nach links verschoben, zunehmende Konzentration ver¬
ursacht hier eine Erschwerung des zweiten Hydrolyseschrittes. Durch mathematische
Analyse konnte dann in der Tat das Auftreten der dimeren Partikel quantitativ be¬
stätigt werden (die Konstanten sind auf Seite 20 aufgeführt. ).
- 46 -
0,5 1,0 1,5 0,5 1,0 1,5
S 10
pH 1
y/^l• / / *'
I /*
1 I'1 I*1 I*
1 &
4*^" ffIffiff
If
HoX
j 1 „
0,5 1,0 1,5
- 47 -
Figur 9 Alkalimetrische Titrationskurven von SeX und InX
Lösungen ohne Zugabe eines Neutralelektrolyten titriert
T = 20° a= Mol Lauge / Mol Ligand
1 c= 10"3
2 c= 7, 5-10"4
3 c = 5-10"4
4 theoretische Kurve für den Vorgang:
2 InX + 3 OH" m~ In(OH>3 + InX3"
QnX]= 10"3
- 48 -
Der Vergleich dieser Kurven mit den obigen unsrigen, die die
für Polymerisationsvorgänge charakteristische Konzentrationsabhängigkeit eben¬
falls aufweisen, zeigt aber sofort für alle Fälle dieselben eklatanten Unterschiede:
1) Der Schnittpunkt der Kurven verschiedener
Konzentrationen liegt bei unseren Messungennie genau bei a = 1;
2) er ist oft unscharf, und dies mit Sicherheit
ausserhalb der Fehlergrenze.
Manchmal trat im Verlaufe der Zugabe von OH eine schwache
Trübung von Metallhydroxyd auf, welche nur durch eine vorgängige Anwesenheit
von freiem Metallion bedingt sein kann. Dieses freie Metallion kann nun aber nach
folgender Reaktion entstehen:
2 SeX - Sex'3~
+ Se3+ VII
Die Stabilitäten des 1:1- und l:2-Komplexes zeigen in der Tat,
dass in einer äquimolekularen Lösung von seltenem Erdkation und Komplexbildner
schon eine erhebliche Menge des Metalls als freies Ion vorliegen muss. Das Gleich¬
gewicht der Reaktion VII wird bestimmt durch das Verhältnis der beiden Stabili¬
tätskonstanten :
[Sex] [Se] K [Sex] [SeX.,]K =
„~„ = —i- K =
— K„^
[Sex]2 K1
[Se] [x]*
[Sex] [x]
für ein äquimolekulares Gemisch gilt: [Se] = [SeX ] ,woraus folgt:
[Se?K = ——- und [Se] = t/k1 [SeX]
[SeX]"
Bei Berücksichtigung der Stöchiometrie: SeX + Se + SeX = c erhält man:
[Se]V
i + 2 "yïr
1) G. Schwarzenbach, Die komplexometrische Titration, 7, 3. Aufl. (1957)2) G. Anderegg, Helv. 43, 825(1960)
K und K, von Holmium- und Erbiumnitrilotriacetat sind hier nicht verzeichnet,wurden aber der graphischen Darstellung log Ki bzw. K2 = f (O. Z. ) der gemesse¬nen Konstanten entnommen.
- 49 -
Tabelle 6 zeigt die Ergebnisse für eine Konzentration des
-3
Komplexes von c = 10.
Tabelle 6
Metall logK1 logK2 -logK
[Se] • 10"5= |5ë] in
% von
CS<Ö total
1)
-logLSe(OH)3
Fällungsbeginn (pH)für Se(OH)3 bei
der Metallionen-
konzentration = [se]
Pr
Nd
Sm
Gd
%
Ho
Er
10,89
11,09
11, 39
11,43
11,62
11,75
11,85
8, 18
8,44
9, 15
9, 36
9,40
9,37
9,325
2,71
2,65
2,24
2,07
2,22
2,38
2,525
4,065
4, 33
6,60
7,79
6,73
5,725
4,695
21, 17
21,49
22,08
22,74
23, 102)
23,202)
23,39
8,37
8,25
7,99
7,75
7,65
7,64
7,61
Die Tatsache, dass schon zu Beginn der alkalimetrischen Titra¬
tion von SeX ein Teil des Komplexes, (wie aus der Tabelle 6 ersichtlich ist, sind
es teilweise bis zu 7, 8 %) als freies Metallion vorliegt, kompliziert die Verhält¬
nisse, erklärt aber viele unserer Befunde. Die quantitative Behandlung des Prob¬
lems wird in diesem Fall gleichzeitiger Bildung von SeXOH", SeX3"
und Se(OH)
unübersichtlich. Der einzige Weg, der möglicherweise zum Ziel führen würde, be¬
stände in der Messung der Konzentrationen am freiem Metallion, doch existiert
3+bis jetzt keine Elektrode, die auf (Se ) konzentrationsrichtig anspricht (eine
Amalgamelektrode z. B. kann wegen des sehr unedlen Charakters der seltenen Erd¬
metalle nicht verwendet werden).
1) T. Moeller, J. Amer. Chem. Soc. T3, 4481 (1951)
J. Phys. Chem. 48, 395 (1944) und j>0, 242 (1946)
2) graphisch ermittelt
- 50 -
Zu den aufgenommenen Titrationskurven ist noch beizufügen,
dass die registrierten pH-Werte noch keine Gleichgewichtswerte darstellen. Jeder
Wert wurde jeweils 8 Minuten nach Zugabe der Natronlauge abgelesen, nach welcher
Zeit das pH immer noch, wenn auch nur noch sehr langsam zurückging (ca. 0, 005
Einheiten pro Minute). Die wirklichen Gleichgewichtswerte lagen teilweise bis
zu 0, 35 pH-Einheiten unter den auf beschriebene Weise erhaltenen Zahlen, konnten
aber erst nach 20 - 40 Stunden erreicht werden.
Da die Lösungen der Polymeren durch Neutralelektrolyten ge¬
trübt werden, konnte nicht bei konstant bleibender ionaler Stärke gearbeitet werden.
Deshalb wurde ohne Zusatz von KCl titriert, und, wie oben erwähnt, die endgültigen
Gleichgewichts-pH-Werte auch nicht abgewartet. Die Messungen Hessen sich trotz¬
dem mit grosser Genauigkeit reproduzieren. - In der Zusammenstellung der al¬
kalimetrischen Titrationskurven (Fig. 9) fehlen diejenigen von GdX. Dieser Kom-
-4plex flockte in Konzentrationen von 5-10-10 nach Zugabe von Natronlauge so¬
gar bei Abwesenheit eines Inertelektrolyten aus. Die Form dieser Titrationskurven
(Konzentrationsabhängigkeit) zeigt, dass analog wie bei dem von M art eil unter¬
suchten Kupferkomplex die mittlere Hydrolyse stufe polymerisiert und,wie anfäng¬
lich angenommen, [SeXOHj -Ketten entstehen. Für die Gelstruktur ist aber
wahrscheinlich das nach Reaktion VII entstandene freie seltenen Erdkation verant¬
wortlich, welches in Hydroxyd übergeführt wird. Durch ^«.-Hydroxobrückenbildung
mit den Metallatomen der Ketten kann dann eine dreidimensionale Vernetzung er¬
folgen. Lediglich kettenförmige Struktur würde nicht zu Gelen, sondern zu viskosen
Lösungen führen. Die dreidimensionale Verknüpfung erklärt vielleicht auch die Er¬
scheinung der Thixotropie. Die labile Bindung in der dritten Dimension durch das
gebildete Hydroxyd wird eventuell auch teilweise unter Zuhilfenahme von Wasser¬
stoffbrücken bewerkstelligt. Eine definierte Struktur ist kaum vorhanden, da die Be¬
vorzugung einer speziellen Verknüpfüngsart nicht wahrscheinlich erscheint. Es wäre
2+auch müssig, mögliche Fälle zu formulieren, da mit den Einheiten SeOH
,
Se(OH)+
und Se(OH) „sowie deren Polymeren und auf der andern Seite SeXOH"
sowie SeX beinahe beliebig viele Kombinationen möglich sind.
Für die Ausbildung klarer Gele darf aber nicht zu viel freies
Metallion vorhanden sein, da sonst Metallhydroxyd oder Hydroxosalz ausfällt. Dass
3+dem so ist, zeigt die Möglichkeit, die Gele mit überschüssigem Se zu flocken.
- 51 -
Auch erklärt sich hiermit das Verhalten der Komplexe von Samarium, Gadolinium
und Dysprosium, welche stets nur trübe, metastabile und inhomogene Gele erga¬
ben. Gerade diese SeX-Komplexe disproportionleren aber am meisten (siehe Ta¬
belle 6), bilden also auch die grosste Menge Hydroxyd.
Vergleich der Nitrilotriacetato- hydroxokomplexe der Seltenen Erden mit denjenigen
von Aluminium, Wismut und Indium
Der Komplex A1XOH zeigt wenig Tendenz zur Polymerisation,
seine Losungen weisen auch kein Geliervermogen auf. Nach dem Gesagten kann das
3+damit zusammenhangen, dass kein freies AI in der Losung von A1X rhanden
ist. Ob dem so ist, zeigt das Gleichgewicht der folgenden Disproportionierung VIII:
2 A1X + HO m- AIX3~
+ Al3+ VIII
Um dies zu finden, benotigt man sowohl die Stabilitäten von AIX als auch von
3-A1X„ ,
die beide noch nicht bekannt sind. Aus Regelmassigkeiten kann K . zu
10 5 95etwa 10 geschätzt werden, währenddem fur K. 10
'
gefunden wurdeALA.«
(siehe messtechnischer Teil). Der grosse Unterschied der beiden Konstanten be-
-3
dingt, dass m einer 10 M AlX-Losung die Konzentration an freiem Aluminium nur
etwa 1 %o von AI betragt, was mit obiger Vermutung übereinstimmt. Die Tatsache,
dass der Unterschied in den Stabilitäten des 1:1- und l:2-Komplexes hier viel gros¬
ser ist als bei den Seltenen Erden, steht im Zusammenhang mit den verschiedenen
Koordinationsverhaltnissen. Wahrend die maximale Koordinationszahl fur das
Aluminiumion mit sechs angegeben wird, kann diese bei den seltenen Erdmetallionen
auch mehr betragen. So ist z. B. fur das Neodymion ein Fall bekannt, wo die Koordi¬
nationszahl neun betätigt wird.
1) L. Helmholtz, J. Amer. Chem. Soc. j>l, 1544 (19 39): Bei dem hier unter¬
suchten Nd(BrO ) -9 HO konnte durch kristallographj^che Untersuchungen ein¬
deutig gezeigt werden, class alle neun Wasser ums Nd koordiniert sind.
- 52 -
Wismutnitrilotriacetat-dihydrat
Dieser Komplex konnte durch Umsetzen von Wismutnitrat mit
Nitrilotriessigsäure als ziemlich schwerlösliches Kristallisat erhalten werden
Seine Aufschlämmungen in Wasser lieferten mit Natronlauge kein Gel, sondern
schon nach Zugabe von wenig Hydroxyl einen zusätzlichen Niederschlag von wahr¬
scheinlich basischem Chelat.
Indiumnitrilotriacetat-tetrahydrat
Das Produkt wurde in guter Reinheit erhalten:
a) aus Silbernitrilotriacetat und Indiumchlorid,
Ag3X + InCl3 - InX(H20)4 + 3 AgCl
b) durch Auflösen von frisch gefälltem Indiumhydroxyd in NTE,
InCl3 NH2, In(OH)3 "^ InX(H20)4
Das relativ gut lösliche, kristalline Produkt ergab, mit Natronlauge in aequivalen-
ter Menge versetzt, klare, dünnflüssige Lösungen, wenn die Lauge nicht zu rasch
addiert wurde. Zugabe von mehr Natronlauge zu diesen Lösungen hatte Trübung und
Flockung zur Folge.
Viskose Lösungen und Gele konnten hingegen nicht erzeugt werden.
Die Konzentrationsabhängigkeit der Titrationskurve von InX mit Natronlauge zeigt
aber Polymerisation an.
Um festzustellen, wieweit der Vorgang
2 InX »• InX23" + In3+ K
3-möglich ist, wurden die Konstanten von InX und InX benötigt. Die erste kann
15auf 10 geschätzt werden und die zweite beträgt nach den Seite 80 beschriebenen
9 6 3+ - 3Messungen 10
'
.Die Konzentration des In beim Herstellen einer 10 M InX-
c
Lösung beträgt bloss 10",also 2 % von In
1) H. Brintzinger, H. Thiele und S. Munkelt, Z. anorg. allg. Chemie
254, 271 (1947) erhielten dasselbe Produkt auch durch Umsatz von Wismutyl-karbonat und NTE.
- 53 -
Mit Hilfe des Löslichkeitsproduktes von In(OH) erhält man das
Gleichgewicht für den Vorgang X:
2 InX + 3 OH" »- In(OH) + InX3"
X
[inx]2 [OH);K =
_ ., _"_o -
K2- K^1 • L-1 - 1027'62
20°.
ln-33,4 1)
LIn(OH)310
Würde obige Gleichung der während der Titration sich abspielenden Reaktion
entsprechen, so entstände die in der entsprechenden Fig. 9 eingezeichnete Kurve 4.
Die Werte der experimentell erhaltenen Kurve liegen aber durchwegs eine ganze
pH-Einheit höher, und die Messlösung blieb während des Titrationsvorganges klar.
Die Reaktion, die hätte eintreten müssen, ist unterblieben, offenbar weil sich keine
Keime von Indiumhydroxyd bildeten. - Die tatsächliche Kurve repräsentiert also
den Vorgang
InX ^- InXOH" »- (InXOH)"n
n
Iminodiessigsäurekomplexe
Es ist möglich, dass die durch Umsatz von SeX mit Lauge resul¬
tierende Gelbildung nicht auf den bisher besprochenen Komplexbildner Nitrilotri-
essigsäure beschränkt bleibt. - Deshalb wurden auch einige Untersuchungen mit
der dreizähnigen Iminodiessigsäure ausgeführt.
Es wurde versucht, die Iminodiacetate einiger Metalle zu iso-
3+ 3+ 3+ 3+ 3+ 3+lieren, nämlich diejenigen von AI
,In
,Y
,Nd
,Gd und Dy .
1) T. Moeller, J. Amer. Chem. Soc. £3, 2625(1941)
- 54 -
Die Methoden, die dazu in Frage kommen, sind die folgenden:
a) In die Aufschlammung eines frisch gefällten Metallhydroxydes wird
der Komplexbildner zusammen mit einem Aequivalent Salzsaure ein¬
getragen:
HN(CH COOH) + Me(OH)3+ H+—fc. (HN(CH2COO)2Me]+ + 3 HgO
b) Das Disilbersalz des Komplexbildners wird mit einer Losung des
Metallsalzes umgesetzt:
HN(CH COOAg) + MeCl3 —». [HN(CH2COO)2Mê]+ + Cl" + 2 AgCl
Die erste Methode zeigte sich, nach einigen Versuchen mit
Neodym zu schliessen, wenig erfolgversprechend. Der Umsatz schien nicht ganz
stochiometrisch zu verlaufen, denn es gelang nicht, das Metallhydroxyd mit einem
Mol Iminodiessigsàure und einem Aequivalent Mineralsaure in Losung zu bringen.
Ein Ueberschuss an Mineralsaure durfte nicht angewandt werden, denn sonst ware
das anfallende Produkt mit Chlorionen verunreinigt worden, weil der salzartige
Komplex infolge seiner guten Loslichkeit nicht auskristallisiert werden konnte, son¬
dern durch Eindampfen seiner Losung isoliert werden musste.
Mit der zweiten Methode konnte hingegen ein Neodymiminodiace-
tat-chlorid erhalten werden, das die Zusammensetzung eines Dihydrats hatte. Es
handelte sich allerdings um einen Eindampfruckstand und nicht um ein Kristallisat.
Seme Losungen, die man zwecks Kristallisation konzentrierte, wurden mit abnehmen¬
der Wassermenge viskos, dann honigartig. Kristalle schieden sich nie aus, auch un¬
ter Zuhilfenahme von organischen Solventien nicht. Der trockene Eindampfruckstand,
über CaCl aufbewahrt, hatte aber die stochiometrisch richtige Zusammensetzung.
Im Falle des Aluminiums, Yttriums und speziell Indiums konn¬
ten nur Produkte isoliert werden, die nicht ganz stochiometrisch zusammengesetzt
waren.
Beim Einengen der Lösungen des Gadolinium- und des Dysprosium¬
komplexes trat eine milchige Trübung auf, speziell auch dann, wenn die schon ziem¬
lich konzentrierte, Sirupöse Losung wieder mit Wasser verdünnt wurde. Da der
pH-Wert solcher Losungen zwischen 4 und 5 betrug, konnte es sich nicht um Bildung
von Gadolinium- bzw. Dysprosiumhydroxyd handeln:
[GdimJ+ + 3 H20 —b» JGd(OH)3] + H+ + Him
- 55 -
Wahrscheinlich ist beim Einengen ein gewisser HCl-Verlust
eingetreten, sodass sich polymère Hydroxokomplexe bildeten. Aehnliche Erfahrun¬
gen hat schon M. L. Judd bei der Isolierung von Iminodiacetaten gemacht. Die¬
sem Autor gelang es ebenfalls nicht, Iminodiacetate in Substanz zu fassen, da sich
diese nicht ohne Zersetzung isolieren Hessen. Bei ihm handelte es sich um die
2+ 2+ 2+Komplexe von Cu
,Ni und Zn
.
Gelbildung mit Natronlauge
Mit den Iminodie s sigsäurekomplexen von Neodym und Yttrium
konnten schöne Gele erzeugt werden, obschon der Komplex Y(im)Cl(H O) nicht
ganz rein vorlag.
Beim Aluminiumkomplex, der auch nicht stöchiometrisch er¬
halten wurde, blieb die mit einem Aequivalent Natronlauge versetzte Lösung dünn¬
flüssig und klar und flockte erst bei Zugeben von mehr Lauge aus.
Beim [Dy(im)J Cl schliesslich gelangte man auf folgendem
Weg zu einer klaren Gallerte: Kristallisieren liess sich das Iminodiacetatchlorid
aus den vorher besprochenen Gründen nicht. Deshalb dampfte man zur Trockene
ein. Der Rückstand war nui. nicht mehr in Wasser löslich. Doch konnte er mit etwas
1 M Salzsäure wieder in Lösung gebracht und diese Salzsäure mit Natronlauge dann
ganz vorsichtig wieder neutralisiert werden. Die Lösung brachte man durch Ver¬
dünnen auf eine [î>y(imy -Konzentration von 0, 1 M. Nach langsamer Zugabe einer
Aequivalents Natronlauge zu einem Teil dieser Lösung entstand beim Stehen ein
klares Gel. - Die Gelbildung von Seltenen Erdkomplexen ist also nicht nur mit
Nitrilotriacetat möglich.
1) M.L. Judd, Dissertation: 'Some metal containing polymers1,University of Illinois, Urbana, USA, 1958; S. 48
- 56 -
B. PRAKTISCHER TEIL
a) Praeparativer Teil
Beschreibung der dargestellten Komplexsalze:
Im folgenden wird für Nitrilotriessigsäure die Abkürzung H X, für
Iminodiessigsäure die Abkürzung H im verwendet.
1. Nitrüotriacetato-aluminium-hexahydrat JA1X(H O) j MG = 323, 18
Anstelle der von Hitz verwendeten Herstellungsart:
Ag3X + A1C13-6H20 »- 3{AgCl] + AlX(H20)g
wurde ein anderes Verfahren zur Gewinnung dieses Produktes ausprobiert:
AI + 3 C2H5OH»- Al(OCH2CH3)3
Al(OCH2CH3)3 + H3X fc. A1X(H20)6
Reines Aluminiumäthylat erhielt man nach dem von Gattermann angegebenen
Verfahren aus Aluminium und Aethylalkohol. Das Rohprodukt wurde anschliessend
zweimal am Vakuum destilliert. Sdp. 200 - 210 / 11 mm Hg.
Zu einer Aufschlämmung von 382, 28 g(=2 Fg) käuflichem H X in 3 1
Wasser wurden 324, 3 g (= 2 Fg) zweimal destilliertes Aluminiumäthylat in kleinen
Stückchen auf einmal zugegeben und unter Rühren auf 5o erwärmt. Nach 24 Stunden
Rühren bei dieser Temperatur wurde die Lösung, die unterdessen fast klar geworden
war, von sehr wenig Unlöslichem abfiltriert und am Rotationseindampfer auf knapp
1 1 eingeengt. Nach dem Umgiessen in eine Kristallisierschale und Impfen mit einem
•fA1X(H O) 1 -Kristall setzte die Kristallisation ein und lieferte prächtige Kristalle.
(Die Lösungen dieses Produktes neigen zur UeberSättigung).
1) L. Gattermann und H. Wieland, Die Praxis des org. Chemikers (1954),333
- 57 -
Das Produkt wurde zur Reinigung noch einmal aus Wasser umkristallisiert.
Ausbeute 523 g= 80, 9 %. Al N
ber. 8, 35 4, 34 %
gef. 8,43 4, 32 %
2. Nitrilotriacetato-neodym-trihydrat JNdXfHgO),} MG = 386,4346
HgX + 3 NaOH *• NagX + 3 H20
NdClg- 6 H20 + NagX fc- JNdX(H20)3j + 3 NaCl
14, 34 g (= 0, 04 Fg) NdCl • 6 HO wurden in 100 ml Wasser gelöst und zu 400 ml
einer 0, 1 molaren Na„X-Lösung gegeben. Das Gemisch wurde zum Siedepunkt er¬
hitzt, wobei sich feine Kristalle zu bilden begannen. Nun engte man auf dem Wasser¬
bad auf ca. 1/3 des Volumens ein und nutschte nach Abkühlen den Kristallbrei ab.
Die lilafarbenen Kristalle hatten nach Trocknen über Calciumchlorid die Zusammen¬
setzung 1 NdX(H O) 1 und waren sehr schwerlöslich (Löslichkeit bei Zimmertempe¬
ratur: 10" Mol./Liter).
Ausbeute 13,9 g= 90, 2 %. Nd N
ber. 37, 3 3,625 %
gef. 37, 35 3,652 %
3. Nitrilotriacetato-samarium-trihydrat (smX(HO) j MG = 392, 60
Sm203 + 6 HCl »• 2 SmClg + 3 HgO2 SmClg + 2 Na3X »- 2 [SmXtH^)^ 6 NaCl
3, 4886 g (=0, 01 Fg) Samariumoxyd wurden durch 6 stündiges Erhitzen mit 60 ml
1 molarer (= 0, 06 Fg) Salzsäure in Lösung gebracht. Zu der schwach sauren, auf
100 ml verdünnten Lösung gab man in der Wärme 200 ml einer 0, 1 molaren Natrium-
nitrilotriacetatlösung und erhitzte zum Sieden. Langsam begann sich ein weisser
Niederschlag zu bilden. Nach Einengen auf ca. 80 ml und nachfolgendes Abkühlen
wurde der Kristallbrei abgenutscht, gewaschen und über Calciumchlorid getrocknet.
fsmX(H20)3} ist ebenso schlecht löslich wie f NdX(H2C0 3"l .
Ausbeute 7,53 g= 96 %. Sm N
ber. 38,3 3,57 %
gef. 38,2 3, 55 %
- 58 -
4. Nitrilotriacetato-gadolinium-tetrahydrat JGdX(HO)4| MG = 417,0806
Gd„0o + 6 HCl »- 2 GdCl„ + 3 HO2 3 o
.& •%
2 GdCl + 2 Na2HX + 2 NaOH »- 2 j GdX(H20>4j
3, 618 g (= 0, 01 Fg) Gadoliniumoxyd wurden analog dem Samariumoxyd mit 60 ml
1 normaler Salzsäure durch mehrstündiges Erhitzen in Lösung gebracht. Zu der
Lösung wurden 200 ml 0, 1 M Dinatriumhydrogennitrilotriacetatlösung addiert, dann
zur Neutralisation der restlichen 2 Protonen 20 ml 1 M Natronlauge vorsichtig zuge¬
tropft. Es entstand gegen Schluss der Zugabe eine Trübung, die aber durch weiteres
Rühren wieder verschwand. Der pH-Wert betrug nun ca. 4, 5. Die Lösung wurde
ebenfalls zum Sieden erhitzt, wobei sich die Kristalle zu bilden begannen. Nach
Einengen der Lösung, Filtrieren und Trocknen der weissen Kristalle über Calcium-
chlorid konnte durch Analyse das Produkt als Tetrahydrat identifiziert werden.
Ausbeute 6, 71 g= 80,8 % Gd N
ber. 37,65 3, 36 %
gef. 37, 50 3, 335 %
5. Nitrilotriacetato-Dysprosium-trihydrat JDyX(H O) ) MG = 404, 62
Hergestellt wurde dieser Komplex genau gleich und mit denselben Mengen von Aus¬
gangsprodukten wie derjenige des j SmX(HO) l.
Ausbeute 6, 11g = 75,7% Dy N
ber. 40, 2 3,465 %
gef. 40, 35 3,48 %
6- Nilrilotriac_etato-Holmium-3, 5 hydrat |hoX(H O) ] MG =416,1126
Herstellung: analog Gd(H O)4 4
Weisse Kristalle mit einem Rotstich, sehr schwerlöslich.
Zusammensetzung nach Trocknen über Calciumchlorid: JHoX(H O) }
Ausbeute: 7,06 g= 85 % Ho N
ber. 39,62 3,365%gef. 39,613 3,355%.
- 59 -
7. Nitrüotriacetato-Erbium-tetrahydrat [ ErX(H 0)4"| MG = 427, 3806
Herstellung: analog Gd(H O).
Rosarote Kristalle, ebenfalls sehr schwerlöslich.
Zusammensetzung nach Trocknen über Calciumchlorid: |ErX(H O). J
Ausbeute: 5,98 g= 70 % Er N
ber. 39, 18 3, 278 %
gef. 39, 55 3, 275 %
06868. Nitrilotriacetato-Praseodym-dihydrat fprX(H O) \ MG = 365,
Herstellung: analog (smX(H20)3jGelbgrüne Kristalle, sehr schwerlöslich.
Ausbeute: 6,21 g= 85 % Pr N
ber. 38, 60 3,84 %
gef. 38,15 3,625%
Pr : N = 1:0,955 fc- verwendetes Pr O unrein
9. Herstellung von Gelen aus SeX und Lauge
SeX + MeOH ^ polynuklearer Komplex
34- 3+ 3+ 3+Für optimale Gelbildung kommt als Se in Frage: Y
,Nd
,Ho
,Er
Me : Li+, Na+, K+, N(CH3>4+Beispiele:
0, 1932 g (=0, 5. 10"3 Fg) f NdX(H 0)3 j wurden in 10 ml Wasser aufge¬
schlämmt und bei 40-70 5 ml 0, 1N Natronlauge (= 0, 5. 10" Fg) unter
Rühren langsam zugetropft. Nun wurde das entstandene, noch trübe Gel
in einen Messkolben gespült, kurz geschüttelt und mit Wasser auf 50 ml
-2(C = 10 ) aufgefüllt. Den Messkolben hängte man 30 Minuten ins heisse
Wasserbad und liess dann abkühlen. Nach 6 Stunden hatte sich ein klares,
thixotropes Gel gebildet.
a)
- 60 -
b) Zu 0, 7728 g (= 2.10"3 Fg) (NdX(H O) } in einer 200 ml Flüssigkeits¬
flasche wurden 80 ml Wasser und 20 ml 0, 1 N (= 2. 10" Fg) Natronlauge
addiert und das Gemisch 8 Stunden bei Zimmertemperatur geschüttelt.
Nach dieser Zeit hatte sich ebenfalls ein klares, viskoses Gel gebildet.
10. Nitrilotriacetato-Wismut-dihydrat }BiX(H20)2| MG = 433,149
Bi(N03)3.5 H20 + H3X — JBiX(H20)2| + 3 HNOg
Zu einer auf 85° erhitzten Lösung von 1, 911 g (=0, 01 Fg) NTE in 150 ml Wasser
wurden 4, 851 g (=0, 01 Fg) Wismutnitratpentahydrat, gelöst in 10 ml 2 N Salpeter¬
säure, unter Rühren langsam zugegeben und weitere 10 Minuten gerührt. Beim Ab¬
kühlen der Lösung begann sich ein prächtiger weisser Niederschlag zu bilden
(sternförmige Kristalle). Dieser wurde abgenutscht, mit Wasser kurz nitratfrei ge¬
waschen und über Calciumchlorid bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Das Produkt
ist etwas lichtempfindlich (grau werdend).
Ausbeute 3,80 g= 87,8 % Bi N
ber. 48, 3 3, 235 %
gef. 47, 7 3, 305 %
Bi : N = 1:0, 9665
11. Nitrilotriacetato-Indium-tetrahydrat JlnX(HO) > MG = 375,0006
a) Ag3X + InClg m- InX(H20)4 + 3 JAgCl]NH, H3X
<•
b) InCl3 ^ In(OH)3 - InX(H20>4
a) 19, 114 g (=0, 1 Fg) NTE wurden in 200 ml 1 normaler (= 0, 2 Fg) Natronlauge
gelöst und auf 80 erhitzt. Unter Rühren liess man zu dieser Dinatrium- hydro-
gen-nitrilotriacetatlösung 50, 967 g (= 0, 3 Fg) Silbernitrat in 150 ml Wasser zu¬
laufen. Zur Abpufferung der freiwerdenden Protonen wurden zum Reaktionsge¬
misch 27, 22 g (= 0, 2 Fg) krist. Natriumacetat addiert. Nach Abkühlenlassen
nutschte man das sehr schwerlösliche Silbersalz der NTE ab, wusch es und
trocknete über Phosphorpentoxyd unter Lichtabschluss.
Zwecks Analyse wurde der Silbergehalt des Produktes bestimmt.
- 61 -
46, 058 g (= 0, 09 Pg) Silbernitrüotriacetat wurden in 200 ml Was¬
ser aufgeschlammt und auf 80 erhitzt. Bei dieser Temperatur wurden
unter standigem Ruhren 19, 9017 g (= 0, 09 Fg) Indiumchlorid, gelost in
100 ml Wasser, zugetropft. Gegen Ende der Zugabe des Chlorids wurde
die Losung des Komplexes auf Silber und Chlorionen geprüft. So war es
möglich, das Indiumchlorid genau stochiometrisch zuzufügen (in der
Losung verliefen Chlorionen- und Silberionennachweis negativ). Das Re¬
aktionsgemisch wurde nun kurz aufgekocht, dann auf Zimmertemperatur
abgekühlt und vom Silberchlorid abfiltriert. Das Filtrat wurde im Rota-
tionseindampfer auf ca. 1/ 3 des Volumens eingeengt, sodann in eine Kri¬
stallisierschale gegossen.
Das Produkt wurde anschliessend zweimal aus Wasser umkri-
stallisiert. Die angefallenen weissen Kristalle hatten nach Trocknung
über Calciumchlorid die Zusammensetzung 1 InX(H O) j .
Ausbeute: 27,8 g= 80 % In N
ber. 30,60 3, 736 %
gef. 31, 12 3,76 %
In : N = 1 : 0,992
b) Zu einem ebenso reinen Produkt führte der folgende Weg:
Aus einer Losung von 11, 0565 g (= 0, 05 Fg) Indiumchlorid in 150 ml
Wasser wurde durch Zutropfen von verd. Ammoniak das Indium quanti¬
tativ als Hydroxyd gefallt, dann abfiltriert und ammoniak- sowie chlor-
îonenfrei gewaschen. Das voluminöse, gallertartige Hydroxyd transferier¬
te man in eine Aufschlammung von 9, 557 g (»0, 05 Fg) NTE in 400 ml
Wasser. Die Temperatur wurde auf 60 erhöht und das Gemisch kraftig
gerührt. - Nach zwei Stunden resultierte eine völlig klare Losung. Die¬
se wurde im Rotationseindampfer eingeengt und das Produkt kristallisiert
und getrocknet.
- 62 -
12. Iminodiacetato-neodym-dihydrat-chlorid {_Nd(im)+ Cl" (HgO)^ MG = 346, 847
im = HN(CH COO)2"
Ag im + NdClg. 6 H20 —— 2 (AgClj + NdimCl. 2H O
Das Silbersalz der Iminodiessigsäure wurde analog dem unter IIa) beschriebenen
Silbersalz der NTE hergestellt und analysiert.
15 g (= 0, 04325 Fg) Silberiminodiaceat wurden in ca. 200 ml Wasser
mit Hilfe eines Vibromischers aufgeschlämmt, auf 85 erwärmt und 15, 52 g
(= 0, 04325 Fg) Neodymchloridhexahydrat, gelöst in 100 ml Wasser, langsam zuge¬
tropft. Darauf wurde die Temperatur noch 1/2 Stunde bei 85 gehalten und weiter ge¬
rührt. Nach dem Erkalten wurde durch Celit auf einer Glasfilternutsche vom Silber¬
chlorid getrennt und das Filtrat am Rotationseindampfer eingeengt. Da das Produkt
sich nicht kristallisieren liess, wurde bei 40 - 50 am Rotationseindampfer weiter
bis zur Trockene eingedampft, der Rückstand fein pulverisiert und über Calcium-
chlorid getrocknet.
Aussehen: lilafarbenes, amorphes Pulver der Zusammensetzung
JNd(im)Cl. 2H o"|.
Ausbeute: 12,88 g= 85, 8 % Nd Cl N
ber. 41,6 10, 22 4,04 %
gef. 41,9 10, 02 4,07 %
13. Iminodiacetato-Yttrium-dihydrat-chlorid j Y(im)Cl(H O) ] MG =291, 497
Ag2im + YC13.6 H20 m- 2 /AgClj + YimCl. 2 H O
Herstellung: analog dem oben beschriebenen Neodymkomplex
Aussehen: weisses, amorphes Pulver
Ausbeute: 10,5 g= 83, 3 % Y Cl N
ber. 30,55 12,2 4,81%gef. 29, 00 12, 7 4,95 %
- 63 -
14. Herstellung von Gelen aus Se(im)Cl. 2H O und Natronlauge
Se(im)Cl. 2 HO + NaOH —» polynuklearer Komplex.
Se - Nd3+, Y3+
-3a) 0, 3469 g (= 10 Fg) Neodymiminodac etat-Chlorid wurden in 50 ml Wasser
aufgelost und bei 40 - 70 10 mlN/10 Natronlauge langsam unter Ruhren zu¬
getropft. Durch die Zugabe der Lauge entstand zunächst eine Trübung, die
aber nach wenigen Minuten wieder verschwand. Es wurde 1/2 Stunde auf dem
Wasserbad digeriert, dann liess man abkühlen. Nach 24 Stunden hatte sich
ein viskoses Gel gebildet.
-3b) 0, 2915 g (=10 Fg) Yttriumiminodiacetat-Chlorid (nicht ganz stochiometnsch
zusammengesetztes Produkt) wurden analog dem Neodymkomplex mit einem
Aequivalent Lauge versetzt. Es entstand so eine dünnflüssige, ganz schwach
sauer reagierende Losung, die auch durch Digerieren auf dem Wasserbad nicht
zum Gelleren gebracht werden konnte. Nach Zugabe von weiteren 0, 5 Aequiva-
lenten Natronlauge bildete sich eine sirupose, aber klare Losung. Nochmalige
Addition von 0, 3 Aequivalenten Lauge lieferte ein viskoses klares Gel, das
aber jetzt stark alkalische Reaktion zeigte.
- 64 -
b) Messtechnischer Teil
I. Analysenmethoden
Die mikroanalytischen Verbrennungen fur die Bestimmungen von C,
H und N bieten m Anwesenheit von Schwermetallen etwelche Schwierigkeiten wegen
der Bildung von Metallcarbiden; es wurde daher auf diese Methode verzichtet. Es
genügt, den Metall- und den Stickstoffgehalt unserer Komplexe zu bestimmen: da
letzterer aus dem Komplexbildner stammt, ±st es ohne weiteres gestattet, auf eine
Bestimmung von C und H zu verzichten.
1) Bestimmung des Metallgehalts im reinen Nitrilotriacetato-aquo-Metall-Komplex:
Dieser kann auf einfache Art durch Veraschen des Komplexes und
anschliessendes Verglühen im Tiegelofen ( —» Me O ) erhalten werden. Einwagen
von 150 - 200 mg Komplex liefern gute Resultate.
lb) Bestimmung des Metallgehalts in Iminodiacetato-aquo-Metall-Komplexen:
Eine abgewogene Menge des Komplexes wird mit konzentrierter Sal¬
petersaure durch zweistündiges Kochen aufgeschlossen, mit Natronlauge wieder auf
3+einen pH-Wert von 3-5 gebracht und Se als Oxalat gefallt und zum Oxyd verglüht.
2) Bestimmung des Stickstoffgehaltes der Komplexe (Halbmikro-Kjeldahl)-
Die Stickstoffbestimmung wird nach der bekannten Methode von
Kjeldahl ausgeführt, wobei der Stickstoff aus organischen Verbindungen in
Form von Ammonsulfat in Losung geht.
Ungefähr 0, 1 bis 0, 15 g Komplex werden in einem langhalsigen 50 ml-
Kolben mit 2 ml konzentrierter Schwefelsaure, 0, 3 ml 20 %igem Oleum und einem
Tropfen Quecksilber versetzt. In schräger Stellung wird der Kolben in einem Babo-
trichter zum gelinden Sieden erhitzt» wobei er lose mit einem gestielten Glaskugel¬
chen verschlossen ist. Unter häufigem Umschwenken wird vorsichtig bis zur Farb-
losigkert der Losung erhitzt (1-3 Stunden).
1) Kjeldahlmethode, vgl. W. D. Treadwell, Tabellen zur quantitativen Analyse,2. Auflage, 179, (1947)
- 65 -
Nach der Oxydation der organischen Substanz wird die Lösung abgekühlt, mit
Wasser auf 25 ml verdünnt und in der Kjeldahlapparatur mit 30 %iger Natronlauge
(die 5 % Natriumthiosulfat enthält) stark alkalisch gemacht. Mittels Wasserdampf
wird der frei gewordene Ammoniak überdestilliert. Für die Aufnahme des letzteren
legt man 10 ml 0, 1 N Schwefelsäure vor, deren Ueberschuss nachher mit 0, 1 N
Natronlauge titriert wird. Als Indikator dient Methylrot.
1 ml verbrauchte 0,1 N Schwefelsäure entspricht 1, 401 mg N.
3) Bestimmung des Chloridgehalts in Iminodiacetato-aquo-Metallkomplexen:
Dies kann aus dem mit Salpetersäure angesäuerten Komplex
direkt potentiometrisch mit Silbernitrat geschehen.
II. Kryoskopische Messungen
Die Teilchengewichtsbestimmungen in den Aluminium- hydroxy-
nitrilotriacetaten und in dem Fluoronitrilotriacetatkomplex Na [NdXFj wurden
mit Hilfe des Salzkryoskopie ausgeführt.
Als kryoskopisches Medium wurde schmelzendes Glaubersalz
verwendet, welches bei 32, 384 C zu einer Suspension zusammenschmilzt
(63, 4 % des Na.SO. in homogener Lösung und 36, 6 % als festes Anhydrid vor¬
liegend). Fremdstoffe erniedrigen diesen Umwandlungspunkt um etwa 3, 3 pro
Mol in 1000 g Schmelzsuspension, und zwei interessante Tatsachen lassen die
Methode äusserst vorteilhaft erscheinen:
1) Weder Na noch SO" noch HO sind kryoskopisch
wirksam. Man kann also das Gegenion des zu unter¬
suchenden Komplexes so auswählen, dass es kryos¬
kopisch nicht in Erscheinung tritt.
2) Das Medium ist eine Lösung hoher ionaler Stärke,
welch letztere durch das Fremdsalz praktisch nicht
verändert wird. Deshalb verändert sich auch A T/ c_
nur wenig und linear mit c. (AT = Depression des
Umwandlungspunktes, c_ = molale Fremdstoffkon¬
zentration pro kg Dekahydrat).
- 66 -
Es erübrigt sich an dieser Stelle, auf die vollständige Theorie
der Methode, ihrer Vor- und Nachteile oder auf Einzelheiten der apparativen
Durchführung der Messungen näher einzugehen, da dies an anderer Stelle schon
ausführlich geschehen ist
A) Im Rahmen unserer Arbeit versuchte man den Kondensationsgrad der herge¬
stellten Aluminiumpolymeren festzustellen. Dazu wurden die zu untersuchen¬
den Lösungen bis zur Sättigung mit wasserfreiem Natriumsulfat versetzt. Die in
der nachfolgenden Tabelle angegebene Konzentration an AI pro kg Dekahydrat
Hess sich leicht aus der Konzentration der wässerigen Lösung berechnen.
Schliesslich wurde die Depression des Umwandlungspunktes gemessen.
In der folgenden Tabelle 7 bedeuten:
atomare Konzentration des Aluminiums in Wasser
atomare Konzentration des Aluminiums in Natriumsulfat-
Dekahydrat.( Es gilt: c -0,56 = c ).
Die Temperaturdifferenz wurde mit einem NTC-Wider-
stand in der Wheatstone'sehen Brückenschaltung ge¬
messen.
K = Die molale Gefrierpunktserniedrigung kann aus der
Schmelzenthalpie von Glaubersalz theoretisch berech¬
net werden und ergibt sich so zu 3, 16. Die meisten ex¬
perimentell bestimmten Werte liegen etwas höher.
Wir rechneten mit K = 3, 25 2'. Das Verhältnis
A T/K liefert uns dann die Zahl der Mole Teilchen
pro kg Glaubersalz. Da cd die Zahl der Grammatome
AI bedeutet, bekommen wir für die Zahl der AI pro
Teilchen den Ausdruck
K •
cD
AT
1) G. Schwarzenbach und G. Parissakis, Helv. 41, 2042 (1958) und2425 (1958)
—
A. Hitz, Dissertation
2) Mitteilung Dr. G. Parissakis
A T(°C)
Tabelle 7
Hypothetisches Teil¬
chen in Losung
c
w CDAT
CD
Kondensationsgrad
3, 25 • cn
thpnrp- pvppn-U
tisch mentell A T
Al(OH)3(AlX)3 0, 236
0, 118
0,059
0, 132
0,066
0,0335
1,892
2,012
2,4331
4 1,72~
1,62
1.34 „
'
1,56
Al2(OH)6(AlX)4 0,2372
0, 14825
0, 1186
0, 1327
0,083
0,0664
1,4375
1,536
1,638
6 2,26 *\
2, 12 l 2, 12
1, 985J
Al3(OH)9(AlX)5 0, 3162
0, 1581
0,07905
0, 177
0,0885
0, 0442
1,595
1, 7055
1,758
8 2,04"
1,91
1,85.
'
1,93
Al4(OH)12(AlX)6 0, 1477
0,11078
0,0785
0,0826
0,0619
0,0414
1,586
1,6525
1,719
10 2,05"
1,97
1,89
1,97
B) Ebenfalls kryoskopisch untersucht wurde die Losung, die resultierte, wenn man
ein Aequivalent NdX(H O) m einem Aequivalent neutralem Natriumfluorid auf¬
loste. Wie im theoretischen Teil festgehalten wurde, entsteht dabei eine optisch
leere, offenbar molekulare Losung. Wie die Teilchengewichtsbestimmung mittels
Kryoskopie zeigte, kann es sich aber nicht einfach um das Anion NdXF handeln,
sondern es muss daneben noch das Dimere vorhanden sein.
- 68 -
Nachfolgend sind die molaren Gefrierpunktserniedrigungen, die
aus Messungen an Na [NdXFj - Lösungen der angegebenen Konzentrationen c_
resultierten, tabelliert.
Tabelle 8
Substanz cw CD AT/CD Kondensationsgrad
Na [NdXF] 0, 1 0, 0559 2,28 1,45
0,075 0,041925 2,413 1, 35
0,05 0,02795 2,479 1, 32
Die geringen Werte für den mittleren Kondensationsgrad lassen
hier ein Gleichgewicht zwischen Dimerem und Monomerem als wahrscheinlichste
Interpretation zu, ein Gleichgewicht, das sich mit zunehmender Verdünnung zum
Monomeren hin verschiebt.
III. Viskositätsmessungen
Wie im theoretischen Teil schon erwähnt wurde, benützte man
für die Messungen ein Rotationsviskosimeter, nämlich den Epprecht Rheomat 15
Dieser besteht aus einem Frequenzgenerator und einem Rotationsviskosimeter
(Couette-Typ).
Prinzip der Viskositätsmessungen: (siehe Fig. 10)
Ein drehbar gelagerter Synchronmotor treibt über eine vertikale
Welle mit konstanter Umdrehungsgeschwindigkeit einen auswechselbaren zylinder¬
förmigen Messkörper an. Dieser wiederum taucht in die zu untersuchende Flüssigkeit,
die sich im ebenfalls zylinderförmigen Messbecher befindet.
1) Dieses Gerät wurde uns freundlicherweise leihweise zur Verfügung gestelltvon der AG Chem. Institut Dr. A.G. Epprecht in Zürich.
- 69 -
Figur 10: Epprecht-Rheomat
1 Gehäuse, Aufhängevorrichtung
2 Spiralfeder
3 Zeiger
4 Motor
5 Messkörper
6 Messbecher mit Messlösung
7 Thermostatenbad
Infolge dieser Rotation des Messkorpers entsteht durch die zwischen den zwei koaxi¬
alen Zylindern stromende Flüssigkeit an der Welle und an der Motoraufhängung ein
Drehmoment, das von einer Spiralfeder aufgenommen wird. Die Grosse der Ver¬
drehung der Motoraufhangung ( Zeigerausschlag auf einer Skala) ist proportional
dem auftretenden Drehmoment und wird wiederum proportional der Viskosität der
zu untersuchenden Flüssigkeit gesetzt. Mit dieser Anordnung lassen sich die Schub¬
kräfte bei Geschwindigkeitsgefàllen von 2, 8 bis 2000 sec messen, und zwar sind
pro Messung 15 verschiedene Winkelgeschwindigkeiten wählbar, folglich bei 15
Geschwindigkeitsgefallen die Schubspannung bekannt und deshalb das Rheogramm
graphisch darstellbar. (Aus den dem Gerat beigelegten Tabellen können fur die je¬
weiligen Winkelgeschwindigkeiten und den daraus resultierenden Zeigerausschlag
D bzw. T entnommen werden. Die mathematischen Grundlagen zur Berechnung die¬
ser Grossen sind übrigens einfach, vorausgesetzt ist jedoch die Kenntnis der genauen
Geratedimensionen).
- 70 -
Die Viskosität schliesslich ist bei Newton'schem Fliessen
durch den ctgo< im Rheogramm gegeben (siehe Figur 3).
Die von uns gemessenen struktuviskosen Substanzen zeigten
mindestens bei den drei grössten angelegten Geschwindigkeitsgefällen Newton'sches
Fliessen, sodass auch hier gilt:
r1 -
D= ctg «
Figur 11
^' ' Î
Die Viskositäten der verschiedenen Gele sind folglich mit¬
einander vergleichbar.
Für alle durchgeführten Messungen wurde die benötigte Menge-2
Gel einer Stammlösung der Konzentration c = 1, 667. 10 entnommen, die
10 Tage gestanden hatte und bei der der Viskositätswert auf diese Weise einen kon¬
stanten Wert erreicht hatte. Für die einzelnen Messproben wurde eine bestimmte
Menge dieses Stammgels in einen Messkolben pipettiert, dann die benötigte Menge
Lauge, Säure oder Metallion addiert, aufgefüllt, kurz geschüttelt und 1/2 Stunde
ins Wasserbad gehängt. Nach Erkalten und 24 stündigem Stehenlassen wurde die
Messprobe in den Messbecher des Viskosimeters transferiert und der Messkörper
hineingehängt, d. h. mit dem Motor gekuppelt. Nach 30 minütiger Thermostatierung
wurde zuerst einmal 30 Sekunden bei einem mittleren Geschwindigkeitsgefälle ge¬
rührt, um eine eventuell in dieser kurzen Zeit aufgebaute Thixotropie zu zerstören.
- 71 -
Jetzt wurde auf das unterste Geschwindigkeitsgefälle geschaltet, dann nach 30
Sekunden auf das zweitunterste usw. bis zum Erreichen des grössten Momentes.
Darauf wurde im gleichen Sinn wieder nach niedrigeren Werten von D hin gemessen
und nach dem Wiedermessen des kleinsten Gefälles das ganze Procedere noch ein¬
mal wiederholt. Zu jedem Wert von D standen also schliesslich 4 Werte von T
zur Verfügung, woraus für den endgültigen Wert das Mittel gewählt wurde. Dies
war erlaubt, da sich die 4 Werte bloss geringfügig voneinander unterschieden, d. h.
die Bestätigung dafür lieferten, dass während der Messung selber die Thixotropie
nicht wieder aufgebaut werden konnte.
Der Zeigerausschlag selber wurde jeweils im Moment vor dem
Weiterschalten von einem Gefälle zum nächsten abgelesen.
Die Messtemperatur betrug 20 C.
IV. Leitfähigkeitsmessungen
Als Instrument zur Durchführung dieser Messungen diente die
Philips-Leitfähigkeitsmessbrücke Typ 9500, basierend auf dem Prinzip der
Wheatstone'sehen Brücke. Diese Brückenschaltung wurde in der Folge für alle
Messungen mit Wechselspannung aus einem im Gerät eingebauten 1000 Hz-Oszilla¬
tor gespiesen. Einzig für die hohen Widerstandwerte des Leitfähigkeitswassers be¬
nützte man Wechselspannung von 50 Hz.
Die MesszeUe bestand aus einem zylindrischen Pyrexglasge-
fäss, in das die Platinelektrode eintauchte, wobei ein Schliff für luftdichten Ver¬
schluss sorgte. Ein seitlicher Ansatz im Gefäss diente für die Unterbringung eines
Schliffthermometers.
Die MesszeUe befand sich in einem thermostatierten Bad,
in dem die Temperatur auf 25 - 0, 1 C gehalten wurde.
Die Eichkonstante des Platinelektrodenpares bestimmte
man mit 1/50 N und 1/100 N Kaliumchloridlösung.
Die Messfehler (mit Einschluss der Ablesefehler) betragen bei
5diesem Geräte bei Messungen von 0, 5 - 10 A 1, 5 - 3 % je nach dem Ort der Ab-
5 7lesung auf der Skala. Für Widerstände zwischen 10 und 10 St sind die ent¬
sprechenden Werte 2, 5 - 5, 5 %.
- 72 -
Das zur Herstellung der Messlösungen verwendete Wasser
wurde der allgemeinen Wasseraufbereitungsanlage entnommen, dann zusätzlich
durch eine 80 cm lange Kolonne geschickt, die mit Mischbett-Ionentauscherharz
beschickt war. Aufbewahrt wurde dieses Leitfähigkeitswasser in einem Pyrexglas-
kolben, in dem es nach ca. einer Stunde Stehen einen konstanten Widerstandswert
von 1, 7 - 2.10 -H. angenommen hatte. Dies entspricht einer spezifischen Leit-
R 1 1
fähigkeit von 0, 59 - 0, 5. 10 A cm,welche Werte jeweils von den an den
Messlösungen gemessenen spezifischen Leitfähigkeiten in Abzug gebracht wurden.
Für die zu messenden Leitfähigkeiten einer bestimmten Sub¬
stanz wurde eine Stammlösung derselben hergestellt. Davon ausgehend wurden
mindestens zwei Verdünnungsreihen hergestellt, doch stets so, dass für die Her¬
stellung der verdünnteren Lösungen nie eine Pipette mit weniger als 10 ml Inhalt
verwendet werden musste. Bei den polynuklearen Hydroxokomplexen betrug die
-3Konzentration der Stammlösung C = 4. 10 ; gelförmige Substanzen, wenn überhaupt
gemessen, wurden nicht verdünnt, sondern jede zu messende Konzentration einzeln
hergestellt.5
Messungen von über 100 - 200. 10 A. wurden nach Möglich¬
keit vermieden, einerseits wegen des in diesem Gebiet immer grösser werdenden
Apparatefehlers, andererseits wegen der bei diesenWiderständen immer mehr ins
Gewicht fallenden Wasserkorrektur, die eben trotz sorgfältigen Arbeitens nicht
immer ganz genau konstant gehalten werden konnte.
Folgende Beziehungen lieferten sodann den gesuchten Wert
der Aequivalenüeitfähigkeit:
6 = spez. Widerstand der Mess¬
lösung ( St • cm)
R = abgelesener Widerstandswert
C = Eichkonstante des Elektrodenpaares
r , q X =
spez. Leitfähigkeit der Messlösung( SI -1 cm"1)
X- *e " spez. Leitfähigkeit der Messlösung -
spez. Leitfähigkeit des Wassers Xw
Af = Aequivalenüeitfähigkeit bei der
Konzentration c = l/v {St''- cm )
A = Aequivalenüeitfähigkeit bei c -*• 0
(extrapoliert)
c -dTT
6 R .
X1
TXc = x-xt
A1000
c
- 73 -
V. Neutralisationskurven, Berechnung von Komplexbildungskonstanten
1) Apparatur:
Gearbeitet wurde mit einem Polymetron-Präzisions-pH-Mess¬
gerät, Typ in. Als Vergleichselektrode diente eine thermostatierte Kalomel-
elektrode in 0, 1 M Kaliumchloridlösung, welche über einen 0, 1 M Kaliumchlorid
enthaltenden Heber mit dem Titrationsbecher verbunden war. Zur Ermittlung des
Einzelpotentials der Vergleichselektrode, zusammen mit den Flüssigkeitspotentia¬
len der verschiedenen Grenzflächen, wurde jeweils entweder eine Eichkurve mit
Salzsäure aufgenommen oder mit verschiedenen Pufferlösungen geeicht.
Für diejenigen Messungen, die bei ionaler Stärke 0, 1 aus¬
geführt wurden, benützte man Kaliumchlorid als Inertelektrolyten. - Ein Thermo¬
stat hielt die Temperatur auf 20 C.
Die Titrationsflüssigkeit wurde stets mit reinem Stickstoff,
der zuvor ein Natronasbestrohr passiert hatte, durchspült, um Kohlendioxyd fern¬
zuhalten. Die verwendete Natronlauge wurde aus Oellauge hergestellt und in einem
Exsikkator über Natronasbest aufbewahrt. Der Titer dieser Lauge wurde mit
Hilfe von 0, 1 N Salzsäure (Analar) bestimmt.
2) Alkalimetrische Titrationskurven von SeX ohne Zugabe von Fremdelektrolyt:
Während der Titration ändern sich in diesem Fall die Aktivi¬
tätskoeffizienten. Eine einfache Ueberschlagsrechnung soll zeigen, dass diese Aen-
derung bei den genannten angewandten Konzentrationen gering ist und bei der halb¬
quantitativen Diskussion der Ergebnisse vernachlässigt werden kann.
Nach der vereinfachten Debye-Hüekelgleichung gilt für den
Aktivitätskoeffizienten f:
-log f
während der Titration geht vor sich:
SeX + Na+ +
0,5TF
OH" —*• SeXOH" + Na+
- 74 -
-3o<) 25 % des SeX, das in einer Konz. c = 10 (Volumen 100 ml)
vorlag, seien titriert:
/* -
c.T _„
= 2, 5 • 10"4NaOH
"\//P= 0,0158 - log f = 0, 0079 —»- f = 0, 9820
/i> 50 % sind titriert:
A =
-45. 10
~\HP = 0,022 - log f = 0,0112 —»- f= 0,9745
D alles SeX ist titriert:
A = io-3
TßT = 0,0316 - log f = 0,0158 » f= 0,9643
Aus diesen Grössen von f ist ersichtlich, dass derenVerände¬
rung im Verlaufe der Titration nicht gravierend ist.
Als Eichsubstanz bei den Titrationen diente Veronal, dessen
o 1)thermodynamischer pK-Wert bei 25 mit 7, 97 angegeben wird.
Bei 20,unserer Messtemperatur, beträgt der pK infolge¬
dessen 8, 04, da Bates - 3 log K/j bei 25 für diese Substanz mit -0,0143
angibt.
3-3) Berechnung der Stabilitätskonstanten von A1X :
Zu deren Berechnung wurden die alkalimetrischen Titrations¬
kurven der drei folgenden Substanzen bei konstanter ionaler Stärke JU. = 0, 1
aufgenommen und ausgewertet:
a) H3X c = 10" = Kurve 1
b)
c)
A1X(H20)3H X + A1X
c = 10"3-3
c =
je 10
= Kurve 2
= Kurve 3
1) A. J. Biggs, J. Chem. Soc. 2485(1956)2) R.G. Bates, Electrometric pH determinations, S. 110(1954)
- 75 -
Fur die Berechnung der gesuchten Stabilitatskonstante werden die
in der graphischen Darstellung (Fig. 12) ersichtlichen Unterschiede zwischen der
experimentell bestimmten Titrationskurve des Gemisches H X + AIX (Kurve 3 )
und der durch Addition der Protonierungsgrade von 1 und 2 erhaltenen theo¬
retischen Kurve 3b ausgewertet. Diese beiden Kurven beginnen oberhalb
pH 5, 75 voneinander abzuweichen. Fur die numerische Auswertung diente das Ge¬
biet bis pH~ 8.
Das Abweichen der beiden Kurven voneinander ab pH 5, 75 lasst
sich so erklaren, dass in der Losung, deren Titration Kurve 3 liefert, eine
neue Partikel auftritt, deren Bildung weniger Hydroxylionen verbraucht als der
2-Uebergang von AIX in A1XOH und AIX(OH) .
Bei dieser Partikel handelt es
3-sich um AIX.
.
3-Sowohl die Bildung von A1XOH wie auch diejenige von A1X- be¬
notigen oberhalb pH 4 je ein Hydroxylion:
AIX + OH" * A1XOH-
AIX + HX2" + OH" •- AIX3"
+ HO
Offenbar ist es nicht so, dass nun einfach der 2. Vorgang an Stelle
2-des ersten stattfindet, da das Gemisch von AIX + HX in demselben pH-Gebiet
puffert wie AIX allem. Die beiden Vorgange finden vielmehr nebeneinander statt.
Dass dem so ist, bemerkt man daran, dass zur Erreichung eines bestimmten
2-pH-Wertes, z. B. pH 7, fur das Gemisch von AIX + HX etwas weniger Natron¬
lauge benotigt wird, als wenn AIX allem anwesend ist. Im Gleichgewicht mit
2-A1XOH befinden sich nämlich schon unterhalb pH 7 kleine Mengen von AIX(OH)
3-Die Konzentration dieser Partikel ist aber geringer, wenn sich A1X_ bildet, was
man sofort einsieht, wenn man sich den 1 : 2 - Komplex aus dem Dihydroxokomplex
gebildet denkt:
AIX(OH)2"
+ HX2" »- A1X23" + H2° + OH~
- 76 -
3-Nach dieser Gleichung entsteht pro A1X„
~
1 OH", sodass wir
3-die Konzentration von A1X„ aus der Menge Hydroxylionen berechnen können, die
2-wir im Gemisch AIX + HX weniger benötigen, um einen bestimmten pH-Wert
zu erreichen als bei AIX. Diese Menge soll mit [ohJ * bezeichnet werden und be¬
rechnet sich aus der horizontalen Differenz von experimenteller und theoretischer
Kurve der Figur 12.
Figur 12
Alkalimetrische Titrationskurven zur Bestimmung der
Komplexbildungskonstanten K.
- pH2b
/ ^\10 /
^23
9 ^^"-^^^ 3b
8
1///
«•"
7
1///
6 -
M- - 0, 1(KC1)
5 >T T = 20°
4 -
3
2 1i , i i i
1 H3X2 A]X -•> AIXOH" -*AlX(OH)22" experimentell
2b A1X -* AIXOH" -* AlX(OH)22" theoretisch
3 A1X + H X experimentell
3b A1X + H X theoretisch
[NaOH]
- 77 -
Für die Totalkonzentrationen von Aluminium und Komplexbildner
erhalten wir die folgenden Summen:
[Al]tot = 10"3 = [jux] + [ÄiXOH;] + (ÄlX(OH)22"] + (ÂlX^Ï] I
0]tot = 2.1<T3=[a1x] + JÂ1XOHÎ] + [ÄlX(OH)22-] + 2[A1X23-J + [hx2']II
und als Differenz der beiden Grössen:
DOtot. -Mtot. = ß^ + M
Gemäss obiger Ausführungen setzen wir nun:
[Âix2] = [oh]*
Nun nimmt man in Gleichung I eine Substitution von [AIXOHJ und fAlXfOH)/]vor mit Hilfe folgender Aciditätskonstanten:
k _
[H] [ÄIXOH]= 10-5,53 K m
DJ QuX(OH)2]_ ^-8,80
1"
Qux]2 (ÄIXOH]
K„, «0*ä+ ff2]* M
Damit findet man Qux]. Zugleich werden damit auch [_AlX(OH)J und
[AIX(OH) J bekannt, d.h. die Konzentrationen sämtlicher 4 Nitrilotriacetatkom¬
plexe, sowie das in Lösung verbleibende [HX j .Mit den Konzentrationen von
[AIXj , HuxT] und TxJ bildet man schliesslich den folgenden Massenwirkungs¬
ausdruck:
K =
Dux] DG
Die folgende Tabelle zeigt die Resultate, woraus man entnehmen kann, dass zwischen
den pH-Werten 6,1 und 7,1 eine gute Konstanz erhalten wird. Unter pH 6,1 ist die
zur Berechnung benützte Abweichung der miteinander verglichenen Kurven zu ge¬
ring. Oberhalb pH 7, 1 weist Kurve 2 selbst eine Abweichung vom theoretischen
Verlauf auf, da hier schon Polymerisation von A1XOH,dann bei etwas höheren
Werten Aluminatbildung auftritt.
78 -
Tabelle 9
NaOH: t = 0, 100 S 0, 1(KC1) T = 20 C
pH M- io+3 Quxoh]- io+3 [aix(oh)21- io+3 [ADC- 10+3 p(X) logK
5,75 0,3685 0,611 0, 0006 0,02 6,989 5, 723
5,90 0, 2900 0,679 0, 00087 0,03 6,844 5,8585
6,00 0, 2445 0,724 0,0011 0,032 6,744 5,861
6, 10 0, 2035 0,755 0,00147 0,04 6,648 5,942
6, 30 0, 138 0,815 0, 0025 0,046 6,451 5,973
6,50 0,0934 0,862 0, 00428 0,046 6, 251 5,943
6,80 0, 0482 0, 897 0,00877 0,046 5,951 5,93
7,00 0,0307 0,909 0, 0141 0,046 5,75 5,925
7,10 0, 0244 0,91 0, 01773 0,05 5,653 5,9635
7, 20 0,0192 0,898 0, 02205 0,06 5,557 6,051
7,50 0, 0092 0,86 0,0422 0,088 5, 27 6,25
8,00 0, 0024 0,71 0, 1111 0, 18 4,817 6,691
Mittelwert von KA1X:105,95
4) Berechnung der Stabilitätskonstanten von InX
t PH
Figur 13
Alkalimetrische Titration des
äquimolekularen Gemisches
HgX + InX
JK= 0, 1(KC1)
T = 20°
1 *~~ RP3LAJ tot.
- 79 -
Es ist viel leichter, den l:2-Komplex des Indiums mit Nitrilo-
triessigsäure zu untersuchen. Wie Fig. 13 zeigt, erhält man bei der Neutrali-
2-sation eines Gemisches von InX und HX ein Puffergebiet in der Gegend von pH 4,
während die Bildung von InXOH erst bei pH 6 stattfindet. Für die Auswertung des
3-Puffergebietes des Gemisches müssen deshalb nur die Teilchen InX und InX be¬
rücksichtigt werden, sodass man für die Totalkonzentrationen an Indium, Komplex¬
bildner und NaOH folgende Summen erhält:
Mtot. = c - D"X] + QnXj I
[x]tQt = 2 c = << [hx] + [jnx] + 2 QnX^ II
CNaOI0add.
= /3 CHX] + [inX^ + [OH] - [h] m
o^und ß (Verteilungskoeffizienten) haben dabei folgende Bedeutung:
*[hx] - [x] + [hx] + [h,x] + [hjçJ = II. + i + M +&f
2[h] k2 k^
flCHX] - [X] - [H2XJ-2Ch3X] - JEL - _M .
2 [iff'
M K2 KlK2
Mit den Gleichungen I bis III kann man für jeden Punkt des Puffergebietes der Reak-
ti0n:2- 3 +
InX + HX »- InX2 + H a>
3- 2-die Konzentrationen von InX, InX und HX berechnen.
c = o< [hx] + QnX^ aUS * Und n
[NaOH] - [OH] + [h] = /J [HX] + OnXj III
_
,. c - [ÎJaOH] +("OHl-rH]
c - [NaOH] + [OH] - [H] -(^)[hx] -*[hx] =
L
^jQnXg] =
c- <<[hx]
QnX] - c - QnXj
Wir erhalten so den Massenwirkungsausdruck für Reaktion a):
QnX3 [H]Ka
[jnX| [HX]
- 80 -
Unsere gesuchte Stabilitätskonstante ergibt sich schliesslich aus der Division von
K durch die dritte Aciditätskonstante der Nitrilotriessigsäure:
Ka G^ßO [HX]
HX
QnX£]
OnX][Hx] [h][x] QnXfx]
TabeUe 10NaOH: t = 0, 100 U = 0, 1(KC1) T = 20 C
|NaOH]+3
•10
pH o( "/• x-ßIM]•io+3 •10^
[inX]•io+3
Ka
log
KlnX2r o,i 3,46 1, 11021 0,11317 1, 22338 0,452 0, 4989 0, 5015 0,7625 9, 61~]
0,2 3,55 1,0892 0,0912 1, 1804 0,439 0,522 0,478 0,703 9,576
0,3 3,63 1,07388 0,07523 1, 14911 0, 4055 0, 5647 0,4353 0, 7504 9,604
0,4 3,73 1,0584 0, 0558 1, 1142 0, 371 0,607 0, 393 0,7764 9,62
0,5 3,85 1,04419 0, 0447 1, 08889 0, 3312 0,654 0, 346 0,8065 9,636
0,6 4,00 1,03115 0,03139 1,06254 0, 2825 0, 7087 0,2913 0,8625 9,665
0,7 4,20 1,0196 0,0197 1,0393 0,228 0,7677 0,2323 0,915 9,691
0,8 4,50 1,00981 0,00983 1,01964 0, 1651 0, 8332 0,1668 0,949 9,706
Mittelwert von KInX : 109,62
Für den oberen Teil des Puffergebietes müsste man den Hydroxo-
komplex InXOH und seine Polymeren mit berücksichtigen. Da dies nicht gemacht
worden ist, beginnt die Rechengrösse K anzusteigen und wurde für die Mittelwert¬
bildung nicht berücksichtigt.
- 81 -
ZUSAMMENFASSUNG
Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit war das Studium von
nieder- bis hochmolekularen Kondensaten von Metallchelaten, bei denen die Metal 1-
ionen durch OH miteinander verknüpft sind, d. h. von polynuklearen Komplexen,
die man formal dadurch erhalten kann, dass man einen kleinen Bezirk aus dem
Gitter des betreffenden Metallhydroxydes herausschneidet und dann die dabei frei
werdenden Koordinationsstellen an den Metallatomen durch einen Chelatbildner ab¬
sättigt.
Als Metalle dienten ausschliesslich dreiwertige Kationen und als
Chelatbildner fast immer das dreifach negative und dreizähnige Anion der Nitrilo-
3-
triessigsäure (Zeichen: X ).
1. Die Nitrilotriacetate von Co (III) und Fe (III) gehen beim Zu¬
geben von NaOH zu ihren Lösungen in mononukleare Hydroxo-
komplexe über:
MX —*- MXOH" —» MX(OH)2"
2. Bei den Komplexen von AI, Cr und In entstehen mit einem
Mol NaOH niedermolekulare Kondensate:
MX-»- MXOH" —^ 1/n (MXOH)"" n = klein (2, 3. .. )
Mit mehr Lauge entsteht beim Aluminiumkomplex Aluminat
und beim Chrom wiederum das mononukleare Bishydroxo-2-
nitrilotriac etat-anion CrX(OH) .
3. Der nur wenig lösliche Komplex BiX reagiert besonders stark
acid und liefert beim Erhöhen des pH-Wertes unlösliches
Bi(OH) oder Hydroxynitrilotriacetat.
- 82 -
Die l:l-Nitrilotriacetate des Yttriums und der Lanthaniden ge¬
ben innerhalb gewisser Konzentrationsgrenzen beim Zufügen
eines Mols NaOH viskose Lösungen, die beim Stehen zu Galler¬
ten erstarren. Diese Systeme, die ein ausgesprochen thixo-
tropes Verhalten zeigen, wurden mit Gleichgewichts Studien,
Viskositätsmessungen, Leitfähigkeitsmessungen und Bestim¬
mung der Strömungsdoppelbrechung eingehend untersucht. Ohne
Erfolg wurden auch das Elektronenmikroskop und die Ultra¬
zentrifuge herangezogen. Als Resultat dieser Untersuchungen
konnten folgende Schlüsse gezogen werden:
a. Wie bei den Komplexen des AI, Cr und In kommt es auch
bei den Komplexen der Seltenen Erden zu einer Kondensa¬
tion des primär gebildeten MXOH ,indem sich zwischen den
Metallionen jk -Hydroxobrücken ausbilden. Die Reaktion führt,
wie insbesondere die starke Strömungsdoppelbrechung zeigt, zu
kettenförmigen Kondensaten des folgenden Typs:
(-) (-) (-) (-)• OH - M - OH - M - OH - M - OH
...
Diese Hochmolekularen stehen aber im Gleichgewicht mit Nieder¬
molekularen und dem mononuklearen MXOH,sodass man die
Kondensation durch starke Verdünnung weitgehend rückgängig
machen kann, was insbesondere die Leitfähigkeitsmessungen be¬
weisen.
b. Für das Entstehen von Gelen, die nur bei den Seltenen Erden
beobachtet worden sind, ist offenbar die besondere Stabilität
3-der l:2-Komplexe MX im Vergleich zu der Stabilität der
l:l-Komplexe MX verantwortlich, was wiederum mit der beson¬
ders hohen Koordinationszahl der Lanthanidkationen zusammen¬
hängt.
- 83 -
Sie bedingt eine teilweise Disproportionierung nach folgender
Gleichung:2 MX =^= M + MX
,
sodass die Lösungen von MX eine erhebliche Konzentration an
3+freiem Metallion M enthalten. Aus diesem entsteht beim Zu¬
fügen von NaOH MOH2+, M(OH)+
und M(OH) und diese
Partikeln vernetzen nicht nur gegenseitig, sondern auch mit den
Metallatomen innerhalb der Ketten unter U. -Hydroxobrücken-
bildung. Derart können dreidimensionale Verbände entstehen,
was sich in der Gelierung äussert.
Nachdem die Bedeutung der Disproportionierungsreaktion er¬
kannt war, wurden die Stabilitätskonstanten der l:2-Komplexe
für die meisten der untersuchten Metalle gemessen und in der
Tat gefunden, dass sie bei den Seltenen Erden extrem gross
sind, sodass durch Disproportionierung des l:l-Komplexes meh-
3+rere Prozente freies M entstehen.
Es wurde auch versucht, mononukleares Al(OH). mit AIX zu
kondensieren, indem man Aluminiumäthylat in Gegenwart von Al-
nitrilotriacetat hydrolysieren liess oder AI-Metall in Lösungen
von AIX auflöste. Salzkryoskopische Messungen an den entstehen¬
den klaren Lösungen zeigten aber, dass dabei Al(OH)„-Molekeln
weitgehend unter sich vernetzen und AIX übrig bleibt, sodass man
nicht zu Molekeln der allgemeinen Zusammensetzung
[aI(OH)^] a[Alx]b kommen kann.
Gelartige Hydrolyseprodukte entstehen auch aus den Iminodiace-
taten der seltenen Erdkationen.
Curriculum vitae
Ich wurde am 28. Juni 1933 als Sohn des Hans Urech, Bürger von
Hallwil, und der Gertrud, geb. Holliger, in Hallwil geboren. Hier
besuchte ich die Primarschule und in Seengen die Bezirksschule.
Die Mittelschule absolvierte ich in Aarau (Gymnasialabteilung der
Kantonsschule), und bestand hier im Frühling 1953 die Maturitäts¬
prüfung (Typ B). Im Herbst desselben Jahres begann ich das Stu¬
dium an der Abteilung für Chemie der Eidgenössischen Technischen
Hochschule in Zürich, welches ich im Frühling 1958 mit dem Diplom
abschloss. Anschliessend arbeitete ich im Laboratorium für anor¬
ganische Chemie unter der Leitung von Herrn Prof. G. Schwarzen-
bach bis Oktober 1961 an der vorliegenden Dissertation. Vom Okto¬
ber 1958 bis August 1961 war ich gleichzeitig als Unterrichtsassi¬
stent tätig.