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medianet.at health economy Kampagne Beamtenver- sicherung ÖBV bewirbt Rentenversicherung 50 E-Health IT-Start-up Diagnosia kauft in Tirol kräftig zu 51 Forschung Der Pharma- riese Roche ist das inno- vativste Unternehmen 54 Jubiläum Pfizer-Chef Robin Rumler feiert 40 Jahre FSME-Impfung 54 Technik Radiologie- kongress in Wien zeigt Innovationen 55 Freitag, 11. März 2016 COVER 49 © panthermedia.net/Arne Trautmann Handel setzt Apotheken massiv unter Druck Jede dritte Apotheke schreibt rote Zahlen; zudem wollen Drogerien und Lebensmittelketten rezeptfreie Arzneimittel verkaufen. 52 Obmann macht weiter Manfred Brunner Der Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse (VGKK), Manfred Brunner, ist für weitere fünf Jahre einstimmig in seiner Funktion bestätigt worden. Ein- stimmig wiederbestellt wurden auch die beiden Stellvertreter Christoph Jenny und Norbert Loacker. Vorwürfe aufgehoben Ines Manegold Die Untreue-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt gegen Ex-Kabeg-Vorständin Ines Manegold sind weitgehend eingestellt worden. Manegold, die unter freiheitlicher Domi- nanz Chefin der Landesspitäler wurde, verlor kurz nach der Landtagswahl 2013 ihren Job. © VGKK © APA/Gert Eggenberger Mehrweg-OP-Textilien von Wozabal bewähren sich für die Umwelt: mit wesentlich weniger Müll und deutlich niedrigerem CO2-Ausstoß. Weitere Informationen finden Sie auf www.wozabal.com WEIL SICH UMWELTSCHONUNG NACHHALTIG RECHNET. © Andi Bruckner Prävention Die SVA der gewerblichen Wirtschaft baut Angebote aus, sagt Vizeobmann Herzog. 50 © Chris Saupper für Pfizer Austria

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Kampagne Beamtenver-sicherung ÖBV bewirbt Rentenversicherung 50

E-Health IT-Start-up Diagnosia kauft in Tirol kräftig zu 51

Forschung Der Pharma-riese Roche ist das inno-vativste Unternehmen 54

Jubiläum Pfizer-Chef Robin Rumler feiert 40 Jahre FSME-Impfung 54

Technik Radiologie-kongress in Wien zeigt Innovationen 55

Freitag, 11. März 2016 covEr 49

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Handel setzt Apotheken massiv unter Druck Jede dritte Apotheke schreibt rote Zahlen; zudem wollen Drogerien und Lebensmittelketten rezeptfreie Arzneimittel verkaufen. 52

Obmann macht weiter

Manfred Brunner Der Obmann der Vorarlberger Gebietskrankenkasse (VGKK), Manfred Brunner, ist für weitere fünf Jahre einstimmig in seiner Funktion bestätigt worden. Ein-stimmig wiederbestellt wurden auch die beiden Stellvertreter Christoph Jenny und Norbert

Loacker.

Vorwürfe aufgehoben

Ines Manegold Die Untreue-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt gegen Ex-Kabeg-Vorständin

Ines Manegold sind weitgehend eingestellt worden. Manegold, die unter freiheitlicher Domi-

nanz Chefin der Landesspitäler wurde, verlor kurz nach der

Landtagswahl 2013 ihren Job.

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Mehrweg-OP-Textilien von Wozabal bewähren sich für die Umwelt: mit wesentlich weniger Müll und deutlich niedrigerem CO2-Ausstoß.

Weitere Informationen finden Sie aufwww.wozabal.com

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Prävention Die SVA der gewerblichen Wirtschaft baut Angebote aus, sagt Vizeobmann Herzog. 50

© Chris Saupper für Pfizer Austria

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medianet.at50 health:care Freitag, 11. März 2016

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Die Sozialversicherungs­anstalt der gewerblichen Wirt­schaft (SVA) will Unternehmern und vor allem den Eigentümern bei Klein­ und Mittelbetrieben die Gesundheitsvorsorge nicht nur schmackhaft, sondern auch leich­ter zugänglich machen. Mit dem individuellen Angebot „SVA Ge­sundheitshunderter Körperarbeit und Entspannung“ will man die Gesundheit der Versicherten för­dern. „Vorbeugen ist besser als hei­len. Als SVA sind wir davon über­zeugt, dass sich langfristig jeder in

die Prävention investierte Euro für unsere Versicherten, aber auch für das Gesundheitssystem lohnt“, sagt Alexander Herzog, SVA Obmann­Stellvertreter. Voraussetzung für die Inanspruchnahme des indivi­duellen „SVA Gesundheitshunderter Körperarbeit und Entspannung“ ist unter anderem die aktive Teilnah­me am Programm „Selbständig Ge­sund“ oder, dass man eine Vorsor­geuntersuchung durchgeführt hat.

EntspannungsangeboteDas Programm hat zudem den Nebeneffekt, die selbständigen Masseure zu unterstützen. „Ich

freue mich, dass wir als Koopera­tionspartner gemeinsam mit der Sozialversicherung der gewerb­lichen Wirtschaft (SVA) den rund 792.000 SVA­Versicherten gezielte Entspannungsmöglichkeiten bie­ten können“, betonte bei der Prä­sentation die Bundesinnungsmeis­terin der Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure, Dagmar Zeibig. Der Gesundheitshunderter sei ein ziel­führendes Instrument, um in die eigene Gesundheit zu investieren, wie etwa in Massageleistungen, die gerade auch als Präventivmaßnah­me regenerativ und heilend wirken kann, so Zeibig.

Parallel lädt die SVA auch heuer wieder rund 300.000 Wirtschafts­treibende und Gewerbepensionis­ten zu einem kostenlosen Gesund­heits­Check ein. „Es geht auch hier darum, sich etwas Zeit für die ei­gene Gesundheit zu nehmen und mit einer Vorsorgeuntersuchung wichtige Risikofaktoren im Auge zu behalten“, sagt Herzog.

Die SVA investiere bereits seit 2012 in die Prävention und haben damit einen einzigartigen Schritt innerhalb der gesamten Sozial­versicherung gesetzt: „Mit dem Schwenk von der Krankenkasse zur Gesundheitsversicherung, mit einem freiwilligen Präventionspro­gramm verfolgen wir das Ziel einer langfristigen Lebensstilverbes­serung.“ Herzog zieht am Beginn des fünften Jahres des Programms ‚Selbständig Gesund‘ eine positi­ve Zwischenbilanz: Bisher hätten 80.000 Versicherte teilgenommen, ihre Gesundheitsziele erreicht und sich einen finanziellen Bonus durch die Halbierung der Selbstbehalte gesichert. „Wir kommen damit an unser großes Ziel, die Zahl der ab­solvierten Vorsorgeuntersuchun­gen zu erhöhen. Das ist das wich­tigste Angebot, das wir im Präven­tionsbereich machen können, weil damit Risikofaktoren regelmäßig gescreent werden und gefährliche Erkrankungen in einem Frühstadi­um erkannt werden können.“

Geringere ZuzahlungIm Rahmen eines Gesundheits­checks wird gemeinsam mit dem Arzt des Vertrauens ein individu­elles – auf jeden Einzelnen abge­stimmtes – Programm erarbeitet, mit dem Ziel, entweder „Gesund­heit beibehalten“ oder „Gesundheit verbessern“. Zu fünf Gesundheits­Parametern – Blutdruck, Gewicht, Bewegung, Tabak und Alkohol – bespricht der Arzt gemeinsam mit dem Patienten die Gesundheits­ziele. Nach mindestens sechs Mo­naten gibt es einen Evaluierungs­Termin, bei dem überprüft wird, ob die Gesundheitsziele auch erreicht wurden. Bei Zielerreichung zahlt man nur noch den halben Selbst­behalt.

SVa baut angebot für Prävention ausDie SVA der gewerblichen Wirtschaft bietet ihren Versicherten Vergünstigungen, wenn diese ihre Gesundheit fördern. Es locken Massagen und die Reduktion der Zuzahlungen.

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WIEN. „Für ein gutes Leben“ be­titelt die Österreichische Beam­tenversicherung (ÖBV) ihre neue Marketing­Kampagne für die klas­sische Rentenversicherung. Slogan und Keyvisual setzen auf Lebens­freude, Zufriedenheit und Spaß im Miteinander der Generationen. Der bewusst provokant formulierte Claim „Damit es später nicht heißt: Mein Geld ist schon weg, aber ich bin noch da“ soll zum Nachdenken animieren.

„Die Thematisierung der Alters­vorsorge als unerkanntes Grund­bedürfnis und die Repositionie­rung der Lebensversicherung in Richtung Versicherung gehören zu unseren Schwerpunkten im heuri­gen Jahr“, betont Vorstandsvorsit­zender Josef Trawöger. Gerade die steigende Lebenserwartung mache

ein Umdenken notwendig: Nicht die Rendite, sondern der Absiche­rungsgedanke müsse zukünftig wieder in den Vordergrund rücken.

Lebenslange ZusatzeinkommenDenn zur Sicherung des Lebens­standards im Alter werde zukünf­tig, ergänzend zur staatlichen Vorsorge, ein lebenslanges Zusatz­einkommen notwendig sein. Die­sem Anspruch könne nur eine Ver­sicherung gerecht werden, ergänzt Astrid Valek, Leiterin Marketing und Unternehmenskommunikation in der ÖBV. „Zur Unterstützung in der Beratung haben wir die Kam­pagne entwickelt, die die Kernauf­gabe der Rentenversicherung ins Zentrum stellt – nämlich die Men­schen mit einem lebenslangen Zu­satzeinkommen für ein gutes Leben

im Alter abzusichern.“ Neben den klassischen Werbemitteln wie Plakaten, Foldern und Inseraten kommt eine Drehscheibe mit der Lebenserwartung gemäß aktueller Trendanalysen zum Einsatz; sie verdeutlicht, mit welcher Wahr­scheinlichkeit Mann oder Frau 90, 95 und 100 Jahre alt wird.

Die ÖBV ist seit mehr als 120 Jahren eine unabhängige, österrei­

chische Versicherung und achtet mit nachhaltigem Erfolg auf Seri­osität, Sicherheit und Servicequa­lität. Durch die Rechtsform des Versicherungsvereins auf Gegen­seitigkeit (VVaG) erreicht sie ein Gleichschalten von Kunden­ und Eigentümerinteressen. Das ermög­licht ein nachhaltiges Wirtschaften und schafft dauerhafte Vorteile für die Mitglieder. (red)

ÖBV bewirbt rentenDie Beamtenversicherung (ÖBV) startet eine Kampagne für die Rentenversicherung und macht auf die Demografie aufmerksam.

Der Anstieg der Lebenserwartung mache Vorsorge nötig, wirbt aktuell die ÖBV.

ÖBV-Vorstand Josef Trawöger will Altersvorsorge stärker promoten.

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SVA-Vizeobmann Andreas Herzog will Unternehmern helfen, Gesundheit zu erhalten und zu verbessern.

Und sie bewegt sich doch …Martin rümmele

Längere Öffnungszeiten durch mehr Kooperation: Die Stadt Wien will den Hausarzt aufwer-ten, Mediziner wie Patienten sollen davon profitieren. Ärzte-kammer, Wiener Gebietskran-kenkasse und Rathaus haben sich am Dienstag auf einen gemeinsamen Fahrplan zur Neuorganisation der Primärver-sorgung geeinigt. Dieser sieht auch vor, die Hausärzte besser zu entlohnen. Niedergelassene Allgemeinmediziner sollen künf-tig vermehrt und besser zusam-menarbeiten, Ärztenetzwerke forciert werden. Der Vorteil aus Patientensicht: Die Öffnungszeiten können auf Tagesrandzeiten – also etwa auf den Abend – ausgedehnt werden. Darüber hinaus werden Physiotherapeuten, Ernährungs-berater oder Psychotherapeuten ebenfalls in ein dezentrales Netzwerk integriert. So sollen Spitalsambulanzen entlastet werden.Klingt gut und nach einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten, möchte man denken – und fra-gen, warum es das nicht längst gibt. Das Beispiel zeigt, wie komplex das heimische Gesund-heitswesen ist. Einfache und von allen begrüßte Reformen sind nicht leicht umzusetzen. Die Größe des Systems mit einem Volumen von mehr als 35 Mrd. € führt dazu, dass jede angedach-te Änderung bei Stakeholdern gleich zu millionenschweren Verwerfungen führt. Und da keiner Einkommen einbüßen will, bremst man eben.

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medianet.at Freitag, 11. März 2016 e-HealtH 51

••• Von Ulli Moschen

WIEN. Mit der Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte ELGA gehen für Ärzte und Spitä-ler diverse Anforderungen einher; ELGA bietet zum Beispiel keinen zentralen Dienst für Medikations-sicherheit an. Diese Lücke schließt etwa das in Wien ansässige E-Health-Unternehmen Diagnosia, das seit seiner Gründung 2011 mit innovativen Arzneimitteltherapie-sicherheits (AMTS)-Lösungen und seiner evidenzbasierten Entschei-dungshilfe-Software innerhalb we-niger Jahre einen Fixplatz an der Spitze der österreichischen E-Me-dikations-Anbieter eingenommen hat. Diagnosia hat nun das Soft-ware- und Datensystem und den Kundenstamm des Tiroler Unter-nehmens MedEval übernommen.

Rückzug der GründerMedEval wurde 2002 gegründet, seine Dienstleistungen umfassen AMI-Arzneimittel-Information, Pro-dukte zur Steigerung der Arzneimit-teltherapiesicherheit und Beratung im Life-Science-Bereich. Nach mehr als einem erfolgreichen Jahrzehnt im E-Health-Bereich möchten sich die Gründer der MedEval aus dem Markt zurückziehen.

„Durch die Übernahme wissen wir die Kunden in guten Händen. Bereits Anfang des Jahres wurden die Kundenverträge und das Soft-ware- und Datensystem an Dia-gnosia übergeben. Die Integration in bereits bestehende IT-Systeme kann mithilfe der von Diagnosia entwickelten Schnittstellen pro-bemlos erfolgen. Bis 2017 soll die ehemalige Software von MedEval aktualisiert werden, damit auch sämtliche ehemalige Kunden die

Vorteile der Diagnosia-Produkte einheitlich nutzen können“, teilt das Unternehmen mit.

„Durch die Übernahme profitie-ren alle Beteiligten – die Diagnosia, deren Kunden und ganz besonders die MedEval-Bestandskunden kön-nen sich viele Vorteile aus der Kom-

bination der Inhalte und unserer innovativen Lösungen erwarten“, erklärt Marco Vitula, Geschäfts-führer von Diagnosia. Langfristiges Ziel ist es, sich auch über die Gren-zen hinaus als Vorreiter für quali-tative und evidenzbasierte AMTS-Software zu positionieren.

Vorreiter bei arzneisicherheitDas Tiroler E-Health-Unternehmen MedEval überträgt seine Software und seinen Kundenstamm an Diagnosia. Das Unter-nehmen ist Anbieter von Software für Arzneimittelsicherheit.

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Bett wird zur GesundheitszentraleINNSBRUCK. Vor Kurzem haben Johannes Hilbe, Dozent am UMIT-Institut für Pflegewissenschaft, und Professor Karl Fritscher vom UMIT-Institut für Biomedizinische Informatik, das Unternehmen Cu-bile gegründet. Es hat ein Monito-ring-System entwickelt, das jedes Bett zur medizinischen Schaltzent-rale für die eigene Gesundheit um-wandelt. Mit diesem Projekt sind die beiden Jungunternehmer nun über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter auf der Suche nach finanzieller Unterstützung, um das Kapital von etwas mehr als 100.000 € für die Endphase der Entwicklung zu generieren. Mit Apps werden Bett und Smartpho-ne zur Gesundheitszentrale. Neben Vitalparametern wie Herz und Atemfrequenz werden Geräusch-pegel, Licht, Temperatur und Luft-feuchtigkeit gemessen.

Diagnosia-Geschäftsführer Vitula und MedEva-Chef Grubinger rücken zusammen.

Daiichi Sankyo entwickelt und vermarktet innovative Arzneimittel für Patienten in Industriestaaten sowie in aufstrebenden Ländern. Im Fokus stehen hier Medikamente für bislang unzureichend behandelte Krankheitsbilder.

Unsere starke und vielversprechende Entwicklungspipeline ist das Ergebnis einer über einhundertjährigen Forschungsgeschichte und einer Leidenschaft für Innovation. 17.000 Mitarbeiter in über 20 Ländern tragen dazu bei, dass Daiichi Sankyo Patienten wirksame Therapien anbieten kann.

Neben einem starken Portfolio von Arzneimitteln gegen Hypertonie, Hyperlipidämie, bakterielle Infektionen und thrombotische Erkrankungen entwickelt Daiichi Sankyo auch neue Therapien für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, für die Schmerzbehandlung sowie für die Onkologie und hier zudem biologische Wirkstoffe.

Weitere Informationen finden Sie unter:WWW.DAIICHI-SANKYO.AT

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medianet.at52 Coverstory Freitag, 11. März 2016

Apotheken von allen seiten unter Druck Jede dritte Apotheke schreibt rote Zahlen. Und jetzt will die Drogeriekette dm auch rezeptfreie Medikamente verkaufen.

••• Von Martin Rümmele

© panthermedia.net/pogonici

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medianet.at

Eigentlich sind die Apo-theken eine wunderli-che Branche, beinahe ein Musterbeispiel für Planwirtschaft: Gebietsschutz und das Verbot von Ketten-

bildung ermöglichen nahezu eine Vollbeschäftigung aller Pharma-zeuten. Die Löhne für die angestell-ten Apotheker zahlen zudem nicht die Apotheken selbst, sondern die Pharmazeutische Gehaltskasse. In diese zahlen alle selbstständigen Apotheker pro Angestelltem einen Fixbetrag ein. Die Gehaltskasse zahlt dann aus – vereinfacht darge-stellt – je nach Alter und Vordienst-zeiten. Damit gibt es keinen Ge-haltsdruck für ältere Beschäftigte, so das Argument. Der Großteil der Mitarbeiter in den Apotheken sind Frauen – in den verschiedensten Teilzeitvarianten. Die Wiederein-stiegsquote nach einer Karenz liegt bei nahezu 100%. Und die Einnah-men sind bei rezeptpflichtigen Me-dikamenten über von den Kranken-kassen fixierte Spannen im Grunde vorgegeben. Rund 80% der Umsätze kommen aus diesem Bereich und sind durch die ärztlichen Rezepte ebenfalls für die Apotheker nicht steuerbar. Mehr Möglichkeiten gibt es bei rezeptfreien Produkten, de-ren Umsätze die Apotheken steuern können. Doch auch hier sind die Spannen vorgegeben.

Schlechte Bilanz für 2015Trotz aller dieser Regelungen kommt die Branche nun unter Druck. 31% der rund 1.370 öffent-lichen Apotheken in Österreich befanden sich im Jahr 2015 in der Verlustzone, gab der Apothekerver-band nun bekannt. Er ist die Vertre-tung der selbstständigen Apotheker. Verschärft werde die schlechte Um-satzrentabilität durch eine niedri-ge Eigenkapitalquote, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. „Zwei Prozent der Apothe-ken haben eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent und eine Umsatzrentabilität von mehr als zehn Prozent; 19 Prozent der Apo-theken haben eine negative Eigen-kapitalquote – das Negative an der Situation ist, dass auch Verluste erzielt werden“, sagte Peter Voitho-fer, Direktor der KMU-Forschung Österreich. Der Präsident des Ver-bandes der selbstständigen Apothe-ker, Christian Müller-Uri, ergänzte: „Die Apotheken in Österreich ver-dienen aufgrund des Sparzwangs

im Gesundheitswesen zu wenig.“Vergangenes Jahr stieg der Kas-

senumsatz der Apotheken zwar um 5,6% auf 2,62 Mrd. €, das wirkte sich aber kaum auf die Ertrags-situation aus. Grund sind die jähr-lich sinkenden Spannen bei den auf Kassenrezept verschriebenen Arzneimitteln. Sven Abart, Direk-tor des Verbandes: „2005 betrug diese Spanne 20,47 Prozent, 2015 dagegen waren es nur noch 15,67 Prozent.“ Durch die festgelegen degressiven Margen – je teurer ein Arzneimittel, desto geringer der Anteil der Apotheker bis zu einem Limit – und durch Sonderrabatte und Refundierungsmodelle für die Krankenkassen hätte die Umsatz-steigerung des vergangenen Jahres kaum etwas bewirkt.

Niedrige SpannenAndere Branchen in Österreich scheinen KMU-Forschern zufolge deutlich besser abzuschneiden. Ab-art: „Im Drogeriehandel hat sich die Gesamtspanne zwischen 2003/2004 von 37,5 Prozent auf 40,9 Prozent 2013/2014 erhöht.“ Die Umsatz-rentabilität der Apotheken sei mit 2,8% zwar im Durchschnitt noch höher als im Einzelhandel, wo 1,9% registriert würden, doch auch diese Kurve zeige seit Jahren nach unten.

Müller-Uri merkt zudem an, dass die Apotheker zwischen 2004 und 2008 via Sonderrabatte zur Ent-schuldung der Krankenkassen 146,7 Mio. Euro aufgewendet hät-ten. „Diese Belastung der Apothe-ken können wir aus heutiger Sicht nicht mehr fortführen.“ Die ent-sprechende Vereinbarung lief Ende 2015 aus.

Druck von Drogeriekette dmVerschärft wird die Situation nun dadurch, dass die Drogeriemarkt-kette dm einen neuen Versuch un-ternimmt, um rezeptfreie Medika-mente verkaufen zu dürfen. Kon-kret geht es dabei um einen Markt von rund einer Mrd. € – gerechnet nach Apothekenverkaufspreisen (AVP). Gewappnet mit einem Gut-achten des Verfassungsrechtlers Heinz Mayer, wurde vergangene Woche ein Individualantrag beim Verfassungsgerichtshof einge-reicht. Dass Drogerien keine re-zeptfreien Medikamente verkaufen dürfen, ist für Mayer verfassungs-widrig, weil es keinen sachlichen Unterschied gebe, der diese recht-liche Ungleichbehandlung rechtfer-tigen könnte. Der Apothekervorbe-

halt verstoße demnach gegen den Gleichheitssatz. Mit dem Individu-alantrag wird nun eine Gesetzes-prüfung angeregt; dabei soll eine Reihe von Paragrafen, insbesonde-re im Arzneimittelgesetz, vom VfGH geprüft werden.

Bei dm erhofft man sich eine Um-satzsteigerung von bis zu 80 Mio. € pro Jahr. Die rezeptfreien Medika-mente sollen im Drogeriemarkt so billig angeboten werden, dass sich jede Familie 100 € im Jahr sparen würde, meint dm-Geschäftsführer Harald Bauer. Außerdem will er für den Verkauf Pharmazeuten und eigens ausgebildete Drogisten ein-stellen. Die Apotheker, die seit dem Sommer übers Internet rezeptfreie Medikamente verkaufen dürfen, müssen begleitend zum Online-verkauf eine Beratungsmöglich-keit anbieten. Dies wolle auch dm so umsetzen, indem in den Filia-len oder beim Online-Verkauf eine Gratishotline mittels Telefon oder Internet zu einem Pharmazeuten eingerichtet wird. Dann werde die-selbe Beratungsqualität wie von Apothekern gewährleistet, erläu-tert dm-Sprecher Stefan Ornig.

Handelsverband will mehrUnterstützung bekommt dm nun auch vom mächtigen Handels-verband, der sogar einen Schritt weiter geht und sich rezeptfreie Medikamente auch im Lebensmit-telhandel vorstellen kann. „Der Handelsverband kann den Schritt von dm zum Verfassungsgerichts-hof sehr gut nachvollziehen. Eine mögliche rechtliche Ungleichbe-handlung muss, im Sinne eines gerechten Marktes, geprüft wer-den. Ein positiver Bescheid darf aber nicht von einer willkürlichen Beschränkung auf Apotheken zur nächsten Einschränkung auf Dro-gisten führen. Wir sprechen uns deshalb für gleiches Recht für alle aus“, sagt Rainer Will, Geschäfts-führer des Handelsverbandes. „Wir müssen nicht weit reisen, um zu sehen, wie es funktionieren kann. In Italien stehen Konsumenten ne-ben den klassischen Apotheken, so-genannte Parafarmacie und Super-märkte für den Kauf von rezeptfrei-en Medikamenten zur Verfügung. dm hat schon jetzt in Deutschland, Ungarn und Kroatien rezeptfreie Medikamente im Sortiment, die sie in Österreich jedoch nicht verkau-fen dürfen“, sieht Will die öster-reichische Gesetzeslage hinter der internationalen Entwicklung und den Bedürfnissen der Menschen hinterherhinken.

Eine Abschaffung des Apothe-kenvorbehalts wäre für ihn deshalb im Sinne der Konsumenten. Die neu geschaffene Konkurrenz am Markt der OTC-Arzneimittel würde sich in günstigeren Preisen nieder-schlagen. „Insbesondere in länd-lichen Gebieten mit weniger gut ausgebauter Infrastruktur könnte der hohe Filialisierungsgrad der Supermärkte einen wertvollen Bei-

trag zur Verfügbarkeit von rezept-freien, nicht beratungsintensiven Medikamenten leisten. Die für den Fernabsatz vorgeschriebene phar-mazeutische Beratung via Telefon, Internet oder E-Mail könnte auch jeder Händler anbieten.

Für den Präsidenten der Öster-reichischen Apothekerkammer, Max Wellan, sind diese Pläne ein rotes Tuch. Er warnt eindringlich vor einer „Ausfransung der Vertriebs-wege“ auf Supermärkte. Wellan: „Medikamente gehören in die Apo-theke. Jedes einzelne Medikament kann bei falscher Anwendung, bei falscher Dosierung oder falscher Kombination zu gesundheitlichen Problemen führen.“ Die negativen Erfahrungen im illegalen Versand-handel sollten eine Lehre sein, ar-gumentiert er. „Unkontrollierte Ver-triebswege und Preis-Lockangebote führten zu einem massiven Anstieg bei Arzneimittelfälschungen.“

Gegen OTC-Produkte im EHMedikamente im Supermarkt hät-ten nur das Ziel, den Umsatz an-zukurbeln. „Das Ziel der Arznei-mittelversorgung ist jedoch eine Optimierung in der Arzneimittel-einnahme und keine Maximierung. Kranke Menschen sollen so viele Arzneimittel wie notwendig, aber so wenige wie möglich einneh-men“, argumentiert Wellan. Die Österreicher lägen unter dem eu-ropäischen Schnitt im Arzneimit-telkonsum, was von Gesundheits-experten äußerst positiv gewertet werde, so der Apothekerkammer-Präsident. Dieser vernünftige Um-

gang mit Arzneimitteln erkläre sich auch daraus, dass Medika-mente nicht im Supermarkt ein-fach aus dem Regal genommen, sondern in Apotheken mit Bera-tung abgegeben werden.

Versuchsballons in Ländern, wo Medikamente über Supermärkte angeboten würden, zeigen „ein ver-heerendes gesundheitliches Bild“, meint Wellan: „Beispielsweise sterben in den USA jährlich 28.000 Menschen an den Folgen unkont-rollierter Medikamenteneinnahme. Allein in Kalifornien gibt es pro Jahr 60 Lebertransplantationen bei Kindern wegen Paracetamol aufgrund von Überdosierung durch die Eltern. „Der Apothekenvorbe-halt für rezeptfreie Arzneimittel ist aus Gründen des Gesundheits-schutzes gerechtfertigt und damit wohl nicht verfassungswidrig“, sagt Hans Steindl, Kammeramts-direktor der Apothekerkammer.

Wellan warnt aber auch den Handel vor den Eigenheiten des Marktes: Immer wieder würden „Glücksritter“ das schnelle Geld mit Arzneimitteln suchen, und über kurz oder lang an den komplexen Qualitäts- und Sicherheitsanforde-rungen scheitern.

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Der Apothekenvorbehalt für rezeptfreie Arznei-mittel ist aus Gründen des Gesundheitsschutzes gerechtfertigt und damit wohl nicht verfassungs-widrig.

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Apothekenmarkt in ZahlenotC-Produkte Die am meisten verkauften rezeptfreien Produkte (OTC = Over the Counter) sind Husten und Erkältungsmittel mit zuletzt knapp 170 Mio. €; auf Platz zwei folgen Magen- und Verdauungs-mittel (98,2 Mio. €) und knapp dahinter Schmerz- und Rheuma-mittel (98 Mio. €), schätzt das Marktforschungsunternehmen IMS Health.

otC-Markt 20,6% beziehungsweise 1,075 Mrd. € entfallen nach Apothe-kenverkaufspreisen in Österreich auf das OTC-Segment (inklusive Homöopathika und Kosmetika). Das Volumen der rezeptpflichti-gen Medikamente liegt bei 4,15 Mrd. €.

Nachtdienste Der Apotheker verband wünscht sich eine öffentliche Mitfinan-zierung der Nachtdienste: Jede Nacht haben in Österreich 280 Apotheken Nachtdienst. Der Service koste die Apotheken 30 Mio. €. Der Verband fordert nun von der öffentlichen Hand 15 Mio. € zur Finanzierung der Leistung, wie das im Ausland oft der Fall sei.

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medianet.at54 pharma:report Freitag, 11. März 2016

WIEN. Seit 40 Jahren wird der ers-te Impfstoff gegen das Frühsom-mer-Meningoenzephalitis-Virus (FSME-Virus) in Österreich herge-stellt. Das war nun auch der An-lass eines Festakts am aktuellen Produktionsstandort in Orth an der Donau in Niederösterreich.

Der Hintergrund: Bereits in den 1920er-Jahren wurde bei Waldarbeitern in der Gegend von Wiener Neustadt ein Krankheits-symptom, ähnlich der Kinderläh-mung, entdeckt. 1956 gelang es, das die Krankheit verursachende Frühsommer-Meningoenzephali-tis-Virus (FSME-Virus) aus fünf

Zecken aus der Region Neudörfl zu isolieren. Der Wiener Virologie-Pionier Christian Kunz entwickelte schließlich im Jahr 1973 eine Vak-zine. Doch seine Versuche, interna-tionale Pharmaunternehmen für die industrielle Herstellung und Vermarktung zu gewinnen, schlu-gen fehl.

Start im Jahr 1976Die damalige Wiener Pharmafirma Immuno AG sprang ein. Johann Eibl und Co-Gründer Otto Schwarz zeigten Risikobereitschaft, als sie den Impfstoff zur industriellen Reife und damit zur breiten Ein-

setzbarkeit führten. Die industriel-le Produktion startete dann bereits im Jahr 1976.

„Mein Mitarbeiter, Herr Hof-mann, und ich haben uns gegen-seitig geimpft und warteten ab, wie der Test ausgehen würde“, er-zählte Kunz einmal über die erste Anwendung am Menschen. Seit 1981 findet jährlich eine öster-reichweite Informationskampagne mit Impfaktion statt. 2015 lag die Durchimpfungsrate in Österreich bei 85%, dennoch gab es 64 doku-mentierte FSME-Erkrankungsfälle. Der US-Pharmakonzern Pfizer hat im Dezember 2014 die Produkti-

onsstätte in Orth an der Donau mitsamt seinen Mitarbeitern über-nommen. 1996 war die Immuno AG vom damaligen US-Konzern Baxter übernommen worden.

202 Mio. Euro UmsatzPfizer gehört damit auch zu den großen produzierenden Pharmaun-ternehmen in Österreich. In Orth an der Donau werden die Impfstof-fe der übernommenen Produktpa-lette (NeisVac-C und FSME-Immun) produziert. Beide Impfstoffe pas-sen perfekt zum Impfstoffgeschäft von Pfizer, sagt Pfizer Österreich-Geschäftsführer Robin Rumler. Pfizer hat nun zwei Unternehmen in Österreich und insgesamt 470 Beschäftigte. Im abgelaufenen Ge-schäftsjahr stieg der Umsatz von 199 Mio. auf 202,1 Mio. €.

Pfizer erforscht und entwickelt moderne Arzneimittel für Men-schen in allen Lebensphasen. Mit einem Forschungsetat von 6,7 Mrd. USD zählt Pfizer zu den größten forschenden Pharmaunternehmen der Welt und setzt Standards in verschiedenen Therapiegebieten wie Herz-Kreislauf- und Stoffwech-selerkrankungen, Entzündungs-erkrankungen, Krebs, Neurologi-sche Erkrankungen und Schmerz, Seltene Erkrankungen oder bei Impfstoffen.

Jubiläum bei pfizer ÖsterreichSerie Österreichische pharmaunternehmen im portrait Teil 9 – Pfizer wächst nach der Übernahme der Baxter Impfstoffsparte zum wichtigen Produzenten in Österreich.

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BASEL. Mit 644 Anmeldungen beim Europäischen Patentamt war das Schweizer Pharmaunternehmen Roche im vergangenen Jahr Spit-zenreiter in Europa. Bis ein Me-dikament auf den Markt kommt, dauert es nach Angaben des Basler Pharmakonzerns zwischen acht und zwölf Jahre und es kostet im Durchschnitt rund eine Mrd. CHF (rund 922 Mio. €).

Angesichts der großen Investitio-nen ist die Entwicklung neuer Me-dikamente ein riskantes Geschäft für jedes Pharmaunternehmen. Nur eine von rund 1.000 Substanzen kann laut Roche bis zur Marktreife gebracht werden. Einzelne Beispie-le, in denen den Wirksubstanzen kein Erfolg beschieden war, wollte Roche auf Anfrage nicht nennen. Das Schweizer Unternehmen pa-

tentiere sowohl neue Technologien (für Herstellung und Aufbereitung) als auch Erfindungen (von Wirk-substanzen und Verarbeitungs-methoden) im Bereich pharmazeu-tischer Arzneimittel.

Langfristig rentabel2014 arbeiteten knapp 18.000 Mit-arbeiterinnen und Mitarbeiter bei Roche für die Forschung und Ent-wicklung. Fast neun Mrd. CHF (gut 8,2 Mrd. €) wurden investiert. Und das lohnt sich, langfristig gesehen: Als einziger Hersteller eines Medi-kaments während einer bestimm-ten Patentschutzzeit kann ein Unternehmen die Entwicklungs-kosten wieder einspielen und aus den Verkäufen sogar einen Gewinn erzielen. Normalerweise werden Patente in der frühen Entwick-

lung einer Substanz angemeldet, also bereits viele Jahre, bevor das Präparat dem Patienten zur Verfü-gung steht. So beschränkt sich die Patentdauer ab Zulassung eines Medikaments, in der die Entwick-lungskosten eingefahren werden können, auf circa acht bis zwölf Jahre. Nach Ablauf des Patents ist das geistige Eigentum aber öf-fentlich zugänglich, und das Me-dikament kann von jedem Unter-nehmen als Generikum produziert werden.

In den vergangenen zwei Jahren sind allerdings parallel Dutzen-de von äußerst gewinnträchtigen Patenten abgelaufen, was die inter-nationale Pharmabranche gehörig unter Druck setzte und die Erträge von Generika-Herstellern ankur-belte. (iks)

roche ist patentkaiserPharmariese Roche war 2015 das innovativste Unternehmen, was Anmeldungen beim Europäischen Patentamt anbelangt.

Nur eine von 1.000 Substanzen schafft es aus der Forschung zum fertigen Medikament.

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Pfizer Austria-Chef Robin Rumler (li.) feierte mit Experten am Produktionsstandort in Orth an der Donau Impfjubiläum.

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Untersuchungen mit QualitätWIEN. Der März ist interna-tionaler Darmkrebsmonat. Die Darmspiegelung, eine schmerzfreie Untersuchung, sollte für Frauen und Männer ab 50 ein Pflichttermin sein. Die Krebshilfe empfiehlt, die Darmspiegelung an jenen Stel-len durchführen zu lassen, die Träger des „Qualitätszertifikats Darmkrebsvorsorge“ sind; 200 davon gibt es in Österreich.

hIV-ForSchung

Hoffnung auf Aids-PräventionBOSTON. ViiV Healthcare, eine globale Firma, spezialisiert auf HIV, mit GSK, Pfizer und Shi-onogi als Shareholder, hat bei einem Aids-Kongress in Boston positive Ergebnisse einer Pha-se-II-Studie mit Cabote gravir zur Prävention einer HIV-Infektion bei Männern präsen-tiert. Dabei wurden Sicherheit, Verträglichkeit, Dosierung und Zufriedenheit mit der experi-mentellen, lang wirksamen, injizierbaren Formulierung von Cabotegravir als vorbeugende Monotherapie geprüft.

kardIo-VorSorge

Lipidsenker für HerzpatientenWIEN. Basierend auf Daten einer neuen Studie, haben das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medi-zinprodukte (BfArM) und das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswe-sen (BASG) eine Indikationser-weiterung für die Lipidsenker Ezetrol, Inegy und Atozet des Pharmaunternehmens MSD ge-nehmigt; diese sind nun über die Behandlung einer Hyper-cholesterinämie hinaus auch indiziert zur Risikoreduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK).

Impfaktion FSME (Frühsom-mer-Meningoen-zephalitis) ist eine akute virale Erkrankung, die in vielen europä-ischen Ländern endemisch ist. Die WHO empfiehlt in Endemiegebieten eine Impfung für alle Altersstufen ab 1 Jahr. Vier Monate - bis Ende Juli findet in allen Apotheken eine Impfaktion in Kooperation mit ÖAK, ÖÄK, Pfizer GmbH und GSK Pharma GmbH statt.

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medianet.at Freitag, 11. März 2016 Medizin:technik 55

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Auf dem European Con-gress of Radiology (ECR), der von 3. bis 6. März in Wien stattfand, präsentierten zahlreiche Medizin-technikunternehmen ihre neuesten Errungenschaften, um radiologie-gestützte Diagnosen und Thera-pien noch effizienter, sicherer und schneller zu machen.

Philips beispielsweise zeigte intelligente, auf eine Datenana-lyse gestützte Remote-Diagnose-instrumente: Gestützt auf die vom Unternehmen entwickelte digitale „HealthSuite“, eine offene, cloud-

basierte Plattform, hat Philips nun die intelligente Funktion „Imaging Data Analytics“ zur Auswertung und Einschätzung von Leistungs-modalitäten entwickelt. Damit wer-den Serviceanforderungen erkannt, bevor sie entstehen.

Elektronischer AlarmEin Beispiel ist der „e-Alert-Ser-vice“ von Philips, der kritische Systemparameter rund um die Uhr überwacht sowie möglicherweise auftretende und zu einem System-ausfall führende Probleme recht-zeitig identifiziert und behebt. „Un-ser strategisches Ziel ist der Schritt

von einem reaktiven zu einem pro-aktiven Servicemodell, das eine ununterbrochene Kontinuität in der Versorgung ermöglicht“, erläu-tert Robert Cascella, CEO Imaging Business Groups bei Philips: „Wir können ein Problem jetzt erken-nen, bevor es auftritt. Die Kunden erwarten neben einer optimalen medizinischen Leistung auch plan-bare Gesamtbetriebskosten.“ Eine intelligente Datenanalyse könne beide Anforderungen gleichzeitig erfüllen.

„Dank des Philips Remote Ser-vices konnten wir eine System-verfügbarkeit von über 99 Prozent

erzielen. So wurde beispielsweise der Ausfall unserer Kühlwasser-versorgung frühzeitig erkannt und ein MRT-Quench verhindert“, verdeutlichte Hans-Peter Busch, ehemaliger Leiter des Zentrums für Radiologie, Neuroradiologie, Sonografie und Nuklearmedizin im Krankenhaus der Barmherzi-gen Brüder Trier. Ein MRT-Quench ist eine Notstopp-Funktion; dabei wird das als Kühlmittel eingesetzte Helium aus dem Gerät abgelassen, wodurch das elektromagnetische Feld zusammenbricht.

Geringerer ZeitaufwandSiemens wiederum präsentierte auf dem ECR eine neue Applikati-on, die den Zeitaufwand für MRT-Gehirnuntersuchungen stark ver-kürzen und so den Patientendurch-satz erhöhen sowie die Kosten pro Scan senken kann. Eine neue App nutzt eine innovative Technik, mit der Schichtbilder gleichzeitig und nicht wie bisher sequentiell aufge-nommen werden. Dies reduziert bei Routineuntersuchungen die Scan-Zeit um bis zu 68%.

Die Applikation „Simultaneous Multi-Slice“ wurde zunächst für Gehirnuntersuchungen entwickelt, doch sieht Siemens auch ein großes Potenzial für weitere Routineunter-suchungen im Bereich Orthopädie und Abdomen.

Weiters stellte der deutsche Me-dizintechnikriese sein Roboter-ba-siertes Röntgensystem Multitom Rax (Robotic Advanced X-Ray) vor; damit können Untersuchungen aus unterschiedlichen klinischen Bereichen an nur einem Röntgen-system durchgeführt werden. So werden Untersuchungen weniger schmerzhaft und zeitintensiv. „Für uns stellt Multitom Rax ein Uni-versalgerät dar, das die komplette Röntgendiagnostik abdeckt. Es ist sozusagen das Schweizer Taschen-messer der Radiologie“, erklärte Michael Lell, leitender Oberarzt am Radiologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen. Mit Multitom Rax sind nun erst-mals mit einem Röntgensystem 3D-Aufnahmen unter natürlicher Gewichtsbelastung möglich.

Große Fortschritte in der RadiologieNamhafte Medizintechnik-Unternehmen stellten beim ECR-Kongress in Wien innovative Lösungen zur Verbesserung von radiologisch basierter Diagnose und Therapie vor.

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Siemens und Philips zeigten am Europäischen Radiologiekongress in Wien ihre Neuentwicklungen.

WIEN/STEYR. Wer gut hört, fühlt sich in Gesellschaft wohl und ge-nießt Gespräche in seinem per-sönlichen Umfeld. Das ist eine der Grundaussagen einer Studie der Elektrogruppe Hartlauer, die in Kooperation mit Marketagent.com durchgeführt wurde. Die Umfrage hat auch gezeigt, was von Hörhil-fen erwartet wird, damit sie gern getragen werden, und dass in Sa-chen Kontrolle des Hörvermögens Aufholbedarf besteht.

Daher startete Hartlauer öster-reichweit eine Testhörerinitiative bis 30. April. In diesem Zeitraum können Starkey- und Bernafon-Hörgeräte im Alltag getestet wer-den. Für die Teilnahme kann man sich in jedem Hartlauer-Hörstudio per Telefon oder online anmelden. Danach wird das Hörprofil ermit-

telt und anschließend das Hörgerät im Alltag getestet. Damit möchte Hartlauer dazu beitragen, dass die Verwendung von Hörgeräten so

selbstverständlich wird, wie das Tragen einer Brille, teilt das Unter-nehmen mit. Denn nur ein kleiner Teil der Österreicher zwischen 14

und 75 Jahren führe regelmäßig einen Hörtest durch. „Das möchten wir als Hörakustikprofi unterstüt-zen und bieten umfassende Bera-tung in unseren Hörstudios an“, sagt Robert F. Hartlauer.

Negative FolgenNach Schätzung der Umfrageteil-nehmer hören 30% der Österreicher schlecht. Die Mehrheit von 70% geht davon aus, dass nur weniger als der Hälfte (46,1%) bis zu einem kleinen Bruchteil (24,2%) der Leid-tragenden bewusst ist, dass sie ein eingeschränktes Hörvermögen ha-ben. Den Anteil der schlecht hören-den Österreicher, die ein Hörgerät tragen, schätzt man hierzulande auf ein Fünftel. Das bedeutet, dass nach landläufiger Meinung durch-schnittlich 80% der Österreicher ihre Hörbeeinträchtigung nicht korrigieren. Die am häufigsten ge-nannte Konsequenz ist Zurückhal-tung in Gesprächen (39%), gefolgt von Gereiztheit und übermäßiger Empfindlichkeit (19,2%), Unsicher-heit und Nervosität (13%) sowie dem Gefühl, dass andere über ei-nen sprechen (10,3%), und soziale Zurückgezogenheit (9,6%). (red)

hartlauer startet OffensiveDie Elektrogruppe Hartlauer positioniert sich als Hörakustikprofi und bietet Kunden an, Hörgeräte zu testen und einzustellen.

Eine Testinitiative soll helfen, dass Betroffene ihre Hörgeräte besser einstellen lassen.

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Grazer Expertise ist gefragtGRAZ. Das internationale For-schungsnetzwerk „Innodia“ will die Suche nach Therapien zur Vorbeugung und Heilung von Typ 1 Diabetes ausbauen. Die Medizinische Universität Graz ist als einzige österreichi-sche Universität Projektpart-nerin neben vielen namhaften internationalen Institutionen. Die Klinische Abteilung für En-dokrinologie und Diabetologie der Meduni Graz unter Leitung von Thomas Pieber trägt mir ihrer Expertise maßgeblich zum Projekterfolg bei, zeigen doch aktuelle Entwicklungen wie die künstliche Bauchspei-cheldrüse oder das GlucoTab, die App zum Diabetesmanage-ment, großen Erfolg. Der Fokus in Graz liegt nun in der Erfor-schung von Biomarkern und molekulare Vorgängen.

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Sensationelle StudiendatenLINZ. Eine kleine Sensation vermelden österreichische Forscher nach der Auswer-tung von Studiendaten über das Krebsmedikament Deno-sumab, das zugelassen ist für Brustkrebspatientinnen, um deren Osteoporose-Risiko als Nebenwirkung von Hormon-Behandlungen zu senken. Mit der Verabreichung des Medi-kaments reduzierte sich der Knochendichteverlust um das Fünf- bis Achtfache, und die Zahl der durch Osteoporose bedingten Knochenbrüche sank um etwa 50%. Das – fast nebenwirkungsfreie – Präparat scheint auch eine positive Wir-kung auf das Wiederauftreten des Krebses (Rezidiv) zu haben und könnte außerdem auch die Bildung von Tochtergeschwüls-ten (Metastasen) reduzieren. Die Studie wurde von der österreichischen Brust- und Darmkrebs-Studiengruppe (ABCSG) am Brust-Gesund-heitszentrum im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz durchgeführt.

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Neue App für raschen ErfolgWIEN. Das 2015 gegründete Wiener Start-up physiobox hat sich den Bedürfnissen von Physiotherapeuten und ihren Patienten verschrieben. Die speziell für Physiotherapeuten entwickelte digitale Patienten-mappe mit Analyse- und Doku-mentationsfunktion hilft Phy-siotherapeuten, ihre Patienten zu administrieren, Fehler und Fortschritte zu analysieren und Trainingspläne zu erstellen – einfach und effizient auf dem Tablet. So erhöht sich durch proaktive Mitarbeit der Patien-ten die Qualität der Therapie und führt zu einem rascheren Erfolg. Zusätzlich bietet die physiobox die Möglichkeit für den Patienten, relevante In-halte in Form eines Ausdrucks oder online zu teilen. Mehr Infos auf www.physiobox.cc.

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