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Green IT& ICTwww.it4greenevents.de
Wie hilft Green IT & ICT der Umwelt?
IT 4 Green Events2
Inhaltsverzeichnis
04 Einführung
05 Relevanz
06 EU-Berichtspflicht
08 Cloud Computing
10 Green ICT Studien
11 Green ICT Anwendungsfelder
12 Green BPM
13 Green BPM Cycle
14 Papierlos Tagen
15 E-Books
16 IKT in der Eventbranche
17 Videobasierte Konferenz
18 Software-Lebenszyklus
19 Grüne Software
20 Literaturverzeichnis
IT 4 Green Events 3
Einführung
Green IT & ICT als Enabler für nachhaltigeProzesse.
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) werden
in der Zukunft vermehrt einen Einfluss auf die Umwelt haben.
Dabei ist der Einfluss der IKT sowohl positiv, als auch durch den
erhöhten Konsum und einer verstärkten Verwendung der IKT
in allen Lebensbereichen negativ, zu werten. In der Wirtschaft-
sinformatik existieren zwei Begriffe, die den Einfluss der IT auf
die Umwelt beschreiben. Der Begriff der „Green IT“ bezeichnet
den verminderten negativen Einfluss auf die Umwelt durch
verbesserte IT-Infrastrukturen. Hier ist der Fokus auf Green in
der IT. Beispielsweise ist eine Cloudinfrastruktur besser für die
Umwelt als eine vergleichbare dezentrale Serverstruktur von
mehreren Unternehmen. Eine insgesamt höhere Serverlast
und bessere Kühlungs- und Wartungssysteme sorgen für einen
geringeren Energieverbrauch. „Green ICT“ beschreibt den
positiven Effekt auf die Umwelt unter Verwendung der IKT.
Ein einfaches Beispiel hierbei ist die Verwendung von online-
basierten Meeting-Lösungen, die ein notwendiges Treffen in
der Realität verhindern und dadurch Ressourcen hinsichtlich
der An- und Abfahrt, Zeit und Räumlichkeiten reduzieren.
Hier liegt der Fokus auf Green durch IT. Die IT ermöglicht eine
umweltschonendere Gestaltung.
Die Eventbranche ist bereits heute durch cloud-
basierte Softwaredienste stark geprägt. Event-
managementtools werden vermehrt als Software
as a Services (SaaS) cloudbasiert angeboten. On-
Premises Versionen, also die lokalen Installationen
der Software auf eigenen Serverstrukturen treten
verstärkt in den Hintergrund. Auch der Trend der
Digitalisierung macht in der Eventbranche nicht
halt. Neue Formen des Event-Ticketings durch
Gesichtserkennung, Datenerfassung mittels Smart
Mats oder Indoor-Ortungssysteme, augmentierte
und virtuelle Realitäten, Künstliche Intelligenz
durch Chatbots und neue Eventtools kommen
in den Markt. Doch wie wirken die Technologien
auf die Umwelt und wie kann eine Bewertung der
Technologie hinsichtlich des Umwelteinflusses
erfolgen? Im Folgenden gibt dieses Workbook
einen Überblick über Green IT & ICT Beispiele, die
die Eventbranche generell betreffen und zeigt
spezielle Fälle auf.
Green IT & ICT in der Eventbranche
4 IT 4 Green Events
Warum ist das Thema relevant?
Das Konzept Green Meetings und Events wird in der Event-
branche schon seit 20 Jahren diskutiert (Kai-Michael et al.
2016, S. 262). Handlungsempfehlungen und Maßnahmen
prägen dabei die Literatur zur Organisation und Durchführung
von umweltschonenden Veranstaltungen. Die IT insbesondere
durch neuartige Technologien bringen neue Möglichkeiten
das gesamte Eventmanagement nachhaltiger durchzuführen.
Schließlich ist die Nachhaltigkeit mit allen drei Säulen hinsi-
chtlich sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte ein
dauerhaftes gesellschaftliches Thema. Mithilfe der IT können
zukünftig alle drei Säulen abgedeckt werden und damit die
Durchführung von Green Meetings und Events einen neuen
Stellenwert geben, der über den reinen ökologischen Aspekt
hinausgeht.
5IT 4 Green Events
Die EU-Berichtspflicht
Die EU-Berichtspflicht hat seit 2017 auch einen Einfluss auf die Durch-führung von Veranstaltungen.
Durch die EU-Berichtspflicht sind auch Eventagenturen betrof-
fen. Die am 22. Oktober 2014 beschlossene Richtlinie 2014/95/
EU, welche im Jahr 2017 in Kraft getreten ist, verlangt die
„Offenlegung nichtfinanzieller und die Diversität betreffender
Informationen“ (European Parliament 2014). Demnach soll eine
„Offenlegung von Informationen zur Nachhaltigkeit, wie sozi-
alen und umweltbezogenen Faktoren“ erfolgen. Die Richtlinie
betrifft insbesondere größere Unternehmen. Durch die prozes-
sorientierte Ausrichtung der größeren Unternehmen sind
zunehmend auch kleinere und mittlere Unternehmen innerh-
alb der Lieferkette bzw. innerhalb des ganzheitlichen Prozesses
betroffen. Hier entscheidet ein vorhandener Nachweis über die
sozialen und ökologischen Aktivitäten der Unternehmen über
die Auftragsvergabe. Dieser kann über Zertifikate, Siegel und
IT-basierte Dokumentationen erfolgen.
6 IT 4 Green Events
Warum hat Cloud Computing einen positiven Effekt auf die Umwelt?
Cloud Computing bezeichnet die Verwendung von IT-In-
frastrukturen oder Anwendungen über das Internet. Ein Vorteil
des Cloud Computings ist, dass Kapazitäten bedarfsgerecht
abgerufen werden können, sodass eine optimale Auslastung
gewährleistet wird. Ein Konzept wie Pay per Use der Cloud
Service Anbieter wie beispielsweise Amazon, Google oder IBM
Cloud erlauben eine flexible Anpassung der gewünschten
Rechnerkapazitäten und eine stundengenaue Abrechnung.
Die Cloud Service Anbieter stellen je nach Modell IT Infrastruk-
turen, Plattformen oder Software zur Verfügung. Diese sind
auch unter folgenden Servicebegriffen bekannt:
• Infrastructure as a Service (IaaS)
• Platform as a Service (PaaS)
• Software as a Service (SaaS)
Was ist Green IT?
Green IT bezeichnet die Reduktion von CO2 Emissionen durch
die Verwendung von besseren, effizienteren Informationstech-
nologien wie beispielsweise Cloudinfrastrukturen. Direkte
Einsparungen können mittels besseren, energieeffizienteren
Hardware erzielt werden. Aber auch die Software beeinflusst
die CO2 Emissionen, sowohl direkt in Form der Nutzung der
Hardwareressourcen (Netzwerke, Datenzentren) und den da-
raus resultierenden Energieverbrauch. Der gesamte Softwarel-
ebenszyklus hat einen entscheidenden Einfluss auf die CO2
Emissionen (Taina 2010). Bei Green IT liegt der Fokus auf Green
in der IT.
7IT 4 Green Events
Der positive Einfluss des Cloud Computings
Die Verwendung von Software as a Service bietet auch im Eventmanagementbereich hervorragende Potenziale. Gerade die
Eventbranche ist durch die Verwendung von diversen Tools und Software für die Kommunikation besonders betroffen. Welche
positiven Effekte eine Umstellung der lokalen IT Infrastruktur in die Cloud hat zeigt folgendes Beispiel: Auf http://www.gesiclou-
dimpact.org lassen sich die CO2-, Energie-, und Kosteneinsparungen durch den Einsatz von Cloud Computing in Unternehmen
ermitteln. Die Grafik verdeutlicht, welches Potenzial Cloud Computing hat. Wenn 80% der heutigen Unternehmen in Deutschland
ihre derzeitigen lokalen Server abschalten würden und stattdessen ihre Emaildienste, Customer Relationship Management Sys-
teme oder Kollaborationssysteme usw. in die Cloud übertragen, erreicht man bereits eine Einsparung von 1,1 Millionen Tonnen
CO2 jährlich. Dies entspräche einem Emissionswert von 569.854 Autos. Hinzukommt eine Reduktion des Energieverbrauches von
2,194 Gigawattstunden, welches zu einer Kostenreduktion von rund 482 Millionen Euro jährlich für die Unternehmen führt.
Die Eventbranche ist durch die Verwendung von mehreren verschiedenen Informations- und Kommunikationstools für die Kom-
munikationskanäle zwischen Sponsoren, Eventteilnehmern und Kunden besonders betroffen. Die vorgestellte Technologie Cloud
Computing zeigt beispielhaft auf, wie digitale Technologien in der Eventbranche einen positiven Effekt auf die Umweltbilanz
erzielen können.
Quelle: http://www.gesicloudimpact.org
8 IT 4 Green Events
Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat einen
positiven, als auch einen negativen Einfluss auf die Umwelt.
Der erhöhte Energieverbrauch durch Produktion und Verwend-
ung von IT-Komponenten haben einen negativen Einfluss auf
die CO2 Bilanz. Hinzukommen die CO2 Emissionen von den
verwendeten Netzwerken, Datenzentren und Software:
Demgegenüber stehen positive Einsparungen, die durch die
IKT erst ermöglicht werden. Hier liegt der Fokus auf Green
durch IT. Studien gehen von einer gleichbleibenden bis leicht
sinkenden Einfluss auf die weltweiten Treibhausgase durch
die Verwendung von IT bis 2030 aus. Obwohl der Energiever-
brauch durch IKT steigt, heben die positiven Effekte, die erst
durch die IKT ermöglicht werden, die negativen Effekte auf.
Green IC T:Fokus Green
durch IT
Green ICT
9IT 4 Green Events
Green ICT – Studien
Einer Studie zur Folge könnte der Energieverbrauch von Kom-
munikationstechnologie im schlechtesten Szenario bis zu 51%
des weltweiten Energieverbrauches im Jahr 2030 betragen.
Damit würden Kommunikationstechnologien mit bis zu 23% der
weltweiten Treibhausgasemissionen beitragen. Bemerkenswert
ist dabei der exponentielle Anstieg des Energieverbrauches für
die Produktion der Technologien, Datenzentren und Netzwerke,
bei gleichbleibenden Energieverbrauch für die Verwendung der
Endgeräte (Andrae und Edler 2015).
Die genannte Studie betrachtet jedoch nicht die möglichen Einsparungen bzw. Befähigungen durch IT und
der damit verbundene positive Effekt auf die Umwelt. In der im Jahr 2015 durchgeführten Studie „#SMARTer
2030 – ICT Solutions for 21 Century Challenges“ wird erwartet, dass IKT eine 20%-ige Reduktion der welt-
weiten CO2 Emissionen im Jahr 2030 ermöglichen. Dies sorgt dafür, dass die CO2 Werte insgesamt durch
IKT auf dem Stand von 2015 bleiben werden. Ferner wird ein Rückgang der weltweiten CO2 Emissionen
durch IKT vorausgesagt. Trägt der IKT-Bereich im Jahr 2020 mit 2,3% zum weltweiten CO2 Fußabdruck bei,
verringert sich dieser Wert im Jahr 2030 auf 1,97%. So ist der eingesparte CO2 Wert durch die Verwendung
von IKT (= 12.08 Gt CO2e) im Jahr 2030 fast 10-mal so hoch, wie der Wert zur Bereitstellung der IKT (= 1.25 Gt
CO2e) (GeSI 2015, S. 8).
Die Welt hat es bisher nicht geschafft wirtschaftliches Wachstum und den damit verbundenen erhöhten
Emissionsausstoß zu entkoppeln: Erhöht sich das weltweite Wachstum um 1%, sorgt dies zu einem erhöht-
en Ausstoß von ca. 0,5% der weltweiten CO2 Emissionen (GeSI 2015, S. 9). Green IT und ICT kann erstmal zu
einem wirtschaftlichen Wachstum beitragen, ohne dass die Umwelt zusätzlich belastet wird.
10 IT 4 Green Events
E-Learning
IKT erlauben neue Formen der Wis-
sensvermittlung. IKT macht das Lernen
für jeden zu jederzeit zugänglich und
bezahlbar.
Virtuelle Konferenzenund TelekommunikationVirtuelle Konferenzen und noch bessere
Telekommunikationslösungen werden
in der Zukunft verstärkt Zeit und Geld in
der Arbeitswelt sparen.
SmartGrids
Intelligente Stromnetze realisiert mittels
IKT sorgen für eine bessere Integration
von erneuerbare Energien.
Folgend werden Green ICT-basierte Maßnahmen und Anwendungsfelder beschrieben, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt
haben. Davon können nicht alle direkt auf die Eventbranche übertragen werden, die Eventbranche ist jedoch indirekt davon
betroffen.
Green ICT-basierte Anwendungsfelder
mHealth-Apps
Gesundheits-Apps erlauben den Ge-
sundheitsstatus mithilfe von Wearables,
wie zum Beispiel einer Smart Watch, zu
erfassen. Zusätzliche virtuelle Sprechs-
tunden leisten einen wichtigen Beitrag
zur Sicherstellung des Gesundheitssys-
tems, besonders in ländlichen Räumen.
Cloud Computing
Eventtools gehostet in der Cloud
erlauben ein effizienteres Arbeiten
und verbrauchen weniger Ressourcen
innerhalb der Installation, Wartung und
Nutzung als vergleichbare dezentrale
Serverstrukturen.
Smart Home& Smart Buildings
Mittels IoT besser gesteurte Häuser,
Konferenz- und Messehallen reduzieren
Energie- und Wasserverbräuche.
(Angelehnt an GeSI 2015)
11IT 4 Green Events
Green BPM
Eine Veränderung findet durch die Anpassung der Prozesse mithilfe von IKT statt.
Business Process Management (BPM), oder auch Geschäftsprozessmanagement genannt, bezeichnen Konzepte, Methoden und
Techniken, um Geschäftsprozesse entwerfen, verwalten, konfigurieren, darstellen und analysieren zu können. Dabei sind Ge-
schäftsprozesse eine Folge von Aktivitäten bzw. Aufgaben, die von einer Organisation durchgeführt werden und die ein Unterneh-
mensziel realisieren (Weske 2012, S. 5). Bezogen auf die Eventbranche kann das Planen und Durchführen von Veranstaltungen
ein Geschäftsprozess eines Unternehmens sein. Das ursprüngliche BPM, also das Management von Geschäftsprozessen, bezieht
vornehmlich die Verbesserung von Prozessen hinsichtlich deren Kosten, Zeit, Qualität und Flexibilität ein. Durch eine zunehmende
gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen und Berichtspflichten innerhalb der Corporate Social Responsibility nimmt der
Fokus auf soziale und ökologische Faktoren der Unternehmen zu. In der Eventbranche liegt verstärkt der Fokus auf Green Meet-
ings & Events, die nicht nur zum Zweck des Eventmarketings realisiert werden.
Green IT (Green in der IT) und Green ICT (Green durch IT) ermöglichen indirekt die Realisierung von nachhaltigeren Veranstal-
tungen. Sie unterstützen Prozessveränderungen, die wiederum Green Meetings & Events ermöglichen. Ein einfaches Beispiel ist
die durchführung einer vollständig papierlosen Tagung (Sossna und Thomas 2017). Event-Apps und Webseiten unterstützen als
Informations- und Kommunikationstechnologie die Prozessveränderungen bei der Realisierung einer vollständig papierlosen
Tagung. Doch wie schaut die Prozessveränderung aus? Beispielsweise muss nun ein digitales Programmheft innerhalb der Event-
App geplant werden, eine Planung und der Druck für eine Tagungsbroschüre entfällt. Damit ermöglicht die Prozessveränderung
eine nachhaltigere Durchführung von Veranstaltungen (Green Meetings & Events). Selbiges zeigt die untere Abbildung.
Abbildung: Green Meetings & Events werden durch Prozessveränderungen ermöglicht, die durch Green IT & ICT unterstützt
werden. (In Anlehnung an Loos et al. 2011)
12 IT 4 Green Events
Green BPM Cycle
Damit soziale und ökologische Dimensionen besser im Geschäftsprozessmanagement verankert sind, schlagen Loos et al. (2011)
vor den Fokus auf grünes Geschäftsprozessmanagement zu legen und machen Vorschläge zur Umsetzung eines Green BPM
(siehe nächste Abbildung). In einem ersten Schritt der Prozess-Gestaltung (1) sollten Ziele hinsichtlich sozialer, ökologischer und
ökonomischer Aspekte festgelegt werden. Wichtig ist die Beschreibung von CO2-Emissionen, Abfälle und Ressourcen- und Ener-
gieverbräuche innerhalb der Prozesse. Die Beschreibung der Prozesse kann textuell, tabellarisch oder modellhaft erfolgen. Zur
Beschreibung von Prozessen existieren spezielle Modellierungssprachen wie die EPK oder die BPMN. In (Recker et al. 2012) wurde
eine Erweiterung der BPMN vorgenommen, die es erlaubt Ressourcen wie Papier- oder Kraftstoffverbräuche direkt innerhalb des
Prozesses zu beschreiben. Ferner können direkte Treibhausgasemissionen innerhalb des Prozesses visuell beschrieben werden.
Die aufgenommenen Prozesse egal ob textuell, tabellarisch oder als Modell dienen für den zweiten Schritt der Prozess-Messerhe-
bung (2). Die Prozess-Messerhebung sollte durch ein entsprechendes IT-System unterstützt werden. Die Prozessmessung ist zum
einen für die Kontrolle des Erfolges der durchgeführten Maßnahmen wichtig. Zum anderen schafft die Messung das Bewusstsein
bei den Mitarbeitern im Unternehmen. Schließlich dienen definierte Kennzahlen eines Prozesses zur langfristigen Kontrolle. In
Schritt drei sind die Prozesse basierend auf den gewonnenen Zahlen und Erkenntnissen neu hinsichtlich der Nachhaltigkeitsziele
auszurichten. Eine Prozessveränderung bzw. Neugestaltung erlaubt die Verbesserung des Prozesses. Beispielsweise kann die
Installation von Meeting-Lösungen innerhalb der Eventagentur das notwendige Reiseaufkommen zur Planung eines Events
reduzieren und somit ökologische und auch ökonomische Ziele verbessern. Schließlich fördert die Maßnahme ebenso soziale
Aspekte, da beispielsweise die Arbeit auch von zu Hause aus durchgeführt werden kann und somit eine bessere Work-Life-Bal-
ance entsteht. Abschließend sollten die neugeplanten Prozesse auch mit einer Prozess-Implementierung (4) umgesetzt werden.
Dafür sind vom Management die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Ferner erlauben IT-Systeme eine weitere Messung der
Prozessveränderungen. Zusätzliche Nachhaltigkeitsschulungen und Lernmaterialien sensibilisieren Mitglieder der Organisation
für die Prozessveränderungen und deren Nachhaltigkeitsmaßnahmen (Loos et al. 2011).
Abbildung: Green BPM Cycle – Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen in der Eventbranche (In Anlehnung an Loos et al. 2011)
13IT 4 Green Events
Papierlos tagen mithilfe der Digitalisierung
Papierloses Tagungskonzept auf der WI 2015.
In der Eventbranche wird kaum ein größeres Event mehr ohne Event-App durchgeführt. Event-Apps sind ein wesentlicher
Bestandteil, um Veranstaltungen vollständig papierlos durchzuführen. Ein Beispiel für eine vollständig papierlose Tagung ist
die durchgeführte 12. Internationale Tagung Wirtschaftsinformatik (WI 2015) in Osnabrück. Insbesondere die Webseite und die
webbasierte App wurden häufig von den Teilnehmern als Kommunikationskanal genutzt. Mithilfe der Digitalisierung wurde ein
vollständig papierloses Tagungskonzept entwickelt. Damit trägt die Digitalisierung zu einer nachhaltigeren Durchführung von
Veranstaltungen bei. Ressourcen können geschont und auf papierbasierte Flyer, Plakate oder Broschüren kann verzichtet werden
(Sossna und Thomas 2017).
Umweltfreundlichkeit von elektronischen Geräten?Doch ab wann sind elektronische Endgeräte umweltfreundli-
cher gegenüber ihren papierbasieren Konkurrenten? Pauschal
kann diese Frage nicht einfach beantwortet werden. Wei-
tere Faktoren, wie welche papierbasierten Produkte werden
wirklich ersetzt und welche Funktionalitäten werden erst
überhaupt durch die Digitalisierung neu ermöglicht, spielen
eine Rolle. Auch die gesamten verursachten CO2 Emissionen
eines elektronischen Endgerätes beispielsweise eines Tablets
oder Smartphones über den gesamten Lebenszyklus hinweg,
von der Produktion bis hin zur Entsorgung, sind entscheidend.
Auch die Nutzungshäufigkeit des elektronischen Gerätes ist
wichtig. Zur Vereinfachung wurde das Beispiel eines E-Book
Readers gewählt. Ein E-Book Reader ermöglicht das Lesen von
elektronischen Büchern und PDFs. Damit ist der Funktionsum-
fang des elektronischen Gerätes sehr eingeschränkt und lässt
eine einfachere Betrachtung zu. Auf der nächsten Seite
erfahren Sie mehr.
14 IT 4 Green Events
Abbildung: Treibhausgasemissionen eines E-Books in Bezug wie viele E-Books auf einem E-Book Reader gelesen wurden
(Quelle: Moberg et al. 2011)
Die nächste Abbildung zeigt die Treibhausgasemissionen eines E-Books im Verhältnis dazu wie viele E-Books auf einem E-Book
Reader gelesen wurden. Zudem zeigt die Grafik die Treibhausgasemissionen eines papierbasierten Buches an, welches von nur
einer Person gelesen wurde. Dabei geht die Situation davon aus, dass die Bücher 360 Seiten beinhalten und die E-Book Version
einer PDF mit 1,5 Megabyte entspricht. Die Studie verdeutlich, dass in der beschriebenen Situation ein E-Book Reader erst ab
einer Nutzung von ca. 30 elektronischen Büchern einen umweltfreundlicheren Effekt gegenüber papierbasierten Büchern erzielt.
Wird das Buch von einer weiteren Person gelesen, tritt ein positiver Effekt von elektronischen Büchern gegenüber papierbasierten
Büchern erst ab 60-70 gelesenen Büchern auf. Die Autoren kommen zur Erkenntnis, dass die Nutzungshäufigkeit eines E-Books
Readers entscheidend für die Bewertung der Umweltfreundlichkeit ist. Daher sollte die Lebenszeit des E-Book Readers so lange
wie möglich verlängert und das Gerät entsprechend verwendet werden (Moberg et al. 2011).
Wann sind E-Book Reader umwelfreundlicher als Bücher?
15IT 4 Green Events
IKT in der Eventbranche
Übertragen auf die Eventbranche bedeutet dies beim Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien:
1 Nutzungshäufigkeit
Die Nutzungshäufigkeit kann durch einen effek-
tiven Einsatz von bereits vorhandenen elektron-
ischen Geräten erhöht werden. Dies betrifft zum
einen Fernsehgeräte, die Plakate oder Aufsteller
ersetzen, als auch Event-Apps oder Webseiten,
die den Teilnehmer Informationen zur Verfügung
stellen. Mit 57 Millionen Smartphone-Nutzern in
Deutschland (Bitkom 2018) ist eine ausreichende
Abdeckung vorhanden.
3 Langlebigkeit
Weiteres Ziel sollte sein, keinen digitalen Inhalte
zu erstellen, die die Eventteilnehmer unbedingt
für eine erfolgreiche Teilnahme am Event benöti-
gen, die aktuell zu einer erneuten Anschaffung
von neuen Technologien ausschließlich für Events
führen müsste.
2 Substitution
Eine doppelte Umweltbelastung sollte vermieden
werden. Das Ziel digitaler Produkte sollte sein,
materielle Produkte zu substituieren.
4 Endgeräteunabhängigkeit
Eine effektive Bereitstellung der digitalen Inhalte
für möglichst viele Endgeräte steigert die Nut-
zungshäufig- und Wahrscheinlichkeit.
5 Energieeffizienz
Bei notwendigen Neuanschaffungen von elektro-
nischen Geräten sollte auf die nachhaltige Produk-
tion und energieeffiziente Gestaltung geachtet
werden.
IT 4 Green Events16
Welchen positiven Effekt können virtuelle Meetings durch ihre Substitution von physischen Treffen haben? In einer
durchgeführten Studie wurde untersucht welchen Effekt internetbasierte zweiseitig stattfindende Konferenzen auf
die Treibhausgasemissionen haben. Das Ziel war internationale Flüge zu reduzieren. Die 2009 stattgefundene Kon-
ferenz wurde so konzipiert, dass Teilnehmer aus der Schweiz (Davos) und Teilnehmer aus Japan (Nagoya) mittels
videobasierten und internetbasierten Meetinglösungen die Vorträge zusammen hören konnten und sich über vid-
eobasierte Interaktionspunkte miteinanderaustauschen konnten (Coroama et al. 2012). Dies führte dazu, dass die
zweiseitige Konferenz insgesamt deutlich weniger Treibhausgasemissionen, durch die verhinderten internation-
alen Flüge, verursachte. Obwohl die Teilnehmeranzahl bei der zweiseitigen Konferenz vergleichsweise höher war,
hat sie weniger Treibhausgasemissionen rechnerisch verursacht als die Modelle der traditionell stattgefundenen
Konferenzen in Davos oder in Nagoya.
Abbildung: Darstellung der drei Szenarien mit Anzahl der Teilnehmer und der insgesamt verur-
sachte CO2 Emissionen je Szenario (In Anlehnung an Coroama et al. 2015)
Die zweiseitige Konferenz unterstützt das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung. Es werden sowohl ökologische, soziale,
als auch wirtschaftliche Ziele umgesetzt. Ökologische Ziele werden durch die verminderten Treibhausgasemissionen erreicht. Ferner
müssen die Teilnehmer nicht für die Flugkosten der An- und Abreise aufkommen. Durch die zweiseitige Konferenz findet ein sozialer
Austausch statt, der bei einer einseitigen Konferenz nicht allen Teilnehmern aufgrund der erhöhten Kosten oder des Zeitaufwandes
möglich gewesen wäre. Bei der Betrachtung müssen Reboundeffekte beachtet werden. Beispielsweise könnten direkte Einsparungen
von An- und Abfahrten mittels onlinebasierten Meetinglösungen nur zu anderen Fahrten führen oder das eingesparte Geld wird für
andere Aktivitäten ausgegeben, die einen Einfluss auf die Umwelt haben (Coroama et al. 2015).
Zweiseitige videobasierte Konferenzin der Schweiz und Japan
IT 4 Green Events 17
Software-Lebenszyklus
Eine Verbesserung des Softwareentwicklungsprozesses spart Ressourcen.
(Tabelle angelehnt an Naumann et al.)
Das Thema der energieeffizienz ist bei den Hardwareherstellern von Computern, elektronischen Endgeräten und weiteren Infor-
mations- und Kommunikationstechnoliegn angekommen. Weniger Betrachtung erhält die programmierte Software, die die Hard-
wareressourcen verwendet. Durch einen verbesserten Software-Lebenszyklus können Ressourcen gespart werden. Da auch ein
CO2 Fußabdruck durch die Entwicklung, Verteilung und Nutzung der Software entsteht (Taina 2010). Zukünft wird das sogennante
Problem des “Software-Bloat” bestehen. Demnach müssen Programmierer dank immer besserer Hardware nicht mehr effizienten
Code schreiben (Hilty 2008). Daher sollten Entwickler und Eventveranstalter bei der Umsetzung von Green Meetings und Events
bei der Entwicklung und Verwendung von Eventtools den Software-Lebenzyklus, siehe nächste Abbildung, beachten.
18 IT 4 Green Events
„Grüne“ und nachhaltige Software ist Software, die direkte und indirekte negative Auswirkungen auf die Umwelt durch die
Entwicklung, Auslieferung und Verwendung der Software minimiert und / oder einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit hat
(Dick et al. 2010).
Der Software-Lebenszyklus besteht aus den Phasen der Entwicklung, Verteilung, Nutzung, Deaktivierung und Entsorgung. In
den einzelnen Phasen treten direkte und indirekte Effekte auf die Umwelt auf. Direkte Effekte in der Entwicklung sind beispiels-
weise verursachte CO2 Emission durch die Nutzung eines Büros durch den Verbrauch von Strom und Heizung. Auch notwendige
Geschäftsreisen haben einen direkten Effekt auf den CO2 Fußabdruck einer Software. Neben den negativen Faktoren kann die
verwendete Software ebenso einen indirekten positiven Effekt auf die Umwelt haben. Durch Dematerialisierung werden beispiels-
weise Ressourcen gespart. Auch eine bessere Regelung des Heizungs- und Strombedarfes eines Hauses mittels Smart Home Kom-
ponenten hat einen positiven Effekt auf die Umwelt. Schließlich erlaubt die Virtualisierung von Inhalten und Meetinglösungen die
Reduktion des Reiseaufkommens. Dennoch müssen auftretende Reboundeffekte durch die Verwendung von Softwareprodukte
beobachtet werden.
“Grüne” Software
Der Software-Lebenszyklus
Weitere Informationen
Wie grenzen sich digitale Events ab?
Event App Toolstudie
Eventtools entlag der Eventprozesse
Event Technologie Trends
www.IT4GreenEvents.de
Weitere Workbooks des Projektes IT 4 Green Events können sie mit einem Klick erhalten:
Das Ziel von IT 4 Green Events ist die En-twicklung von Lehrinhalten zum Thema digitales und ressourcenschonendes Man-agement von Tagungen und Kongressen.
Auf der Webseite IT 4 Green Events können Sie weitere Lehrinhalte abrufen. Ferner finden sich dort neben den PDF-basierten Workbooks, ebenso PDF-basierte PowerPoint Präsentationen für Schulungen.
Gerne möchten wir die Lehrinhalte verbessern und bitten um eine freiwillige Teilnahme zum Feedback.
19IT 4 Green Events
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20 IT 4 Green Events
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