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GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR

Länderbericht Deutschland 2003

ROLF STERNBERG

HEIKO BERGMANN

INGO LÜCKGEN

Universität zu Köln

Köln, März 2004

© Copyright Rolf Sternberg, Heiko Bergmann, Ingo LückgenUniversität zu Köln

Kontaktadressen:Rolf Sternberg, [email protected]

Heiko Bergmann, [email protected]

Ingo Lückgen, [email protected]

Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu KölnAlbertus-Magnus-Platz, 50923 KölnTelefon: 0221-470-2372Fax: 0221-470-5009Internet: http://www.wiso.uni-koeln.de/wigeo/index.html

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Diese Studie wurde mit Förderung der KfW Bankengruppe und Ernst & Young AG erstellt. We-der die KfW Bankengruppe noch Ernst & Young haben das Ergebnis der Studie beeinflusst; dieVerfasser tragen allein die Verantwortung.

Projektleitung: Prof. Dr. Rolf SternbergWirtschafts- und Sozialgeographisches InstitutUniversität zu Köln

Titelseite: Ernst & Young AG

Abbildungen: Stephan Pohl, Köln

Druck: cede Druck GmbH, Köln

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort KfW Bankengruppe ................................................................................................................... 4Vorwort Ernst & Young AG ..................................................................................................................... 5

1 Das Wichtigste in Kürze ........................................................................................ 6

2 Ein halbes Jahrzehnt GEM-Deutschland ............................................................ 8

2.1 Zwischenbilanz ................................................................................................................................ 82.2 Sponsoren ........................................................................................................................................ 92.3 Perspektiven .................................................................................................................................... 9

3 Gründungsaktivitäten und -einstellungen in Deutschland 2003 ..................... 10

3.1 Wie werden Gründungsaktivitäten im GEM operationalisiert? .................................................... 103.2 Wie viele Personen gründen und mit welchen Motiven? .............................................................. 113.3 Wer gründet? ................................................................................................................................. 153.4 Was wird gegründet? ..................................................................................................................... 163.5 Welche Gründungseinstellungen prägen die Deutschen? ............................................................. 18

4 Rahmenbedingungen für Gründungen in Deutschland 2003 .......................... 24

4.1 Wie ist Deutschland im internationalen Vergleich positioniert? ................................................... 244.2 Wo gibt es Handlungsbedarf? ....................................................................................................... 254.3 Lässt sich ein Zusammenhang zwischen Rahmenbedingungen und

Gründungsaktivität nachweisen?................................................................................................... 32

5 Sonderthema:Gründungen durch Frauen ................................................................................. 34

5.1 Wie wichtig sind Frauen für den Umfang der Gründungsaktivitäten? ......................................... 345.2 Was zeichnet Gründerinnen und ihre Unternehmen aus? ............................................................. 345.3 Wie unterscheiden sich Gründungseinstellungen und -potenziale von

Gründerinnen und Gründern? ....................................................................................................... 385.4 Wie finanzieren sich Gründerinnen? ............................................................................................. 405.5 Welche Rahmenbedingungen bietet Deutschland für Gründungen durch Frauen? ...................... 425.6 Hinweise für die Politik: Was muss getan werden in Deutschland? ............................................. 44

6 Schlussfolgerungen und förderungspolitische Konsequenzen ......................... 46

Anhang 1: Konzept, Methode und Daten vom GEM 2003 .................................................................. 50Anhang 2: Rangplätze der Bewertung gründungsbezogener

Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich ............................................................ 52Anhang 3: Bisherige Publikationen zum GEM .................................................................................... 53Anhang 4: Der Global Entrepreneurship Monitor im Jahr 2003:

Koordinationsteam, Länderteams und Sponsoren .............................................................. 54

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4 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Vorwort der KfW Bankengruppe

Kleine Gründungen sind auf dem Vormarsch

In den vergangenen Jahren lässt sich ein struktureller Wandel im Gründungsgeschehen beobachten. Ein zu-nehmender Anteil der Bevölkerung nimmt die Selbstständigkeit als mögliche berufliche Option wahr. Beivielen dieser Gründungen handelt es sich um kleine und kleinste Gründungen. Mittlerweile sind 50% derSelbstständigen in Deutschland ohne Mitarbeiter tätig. Auch der Trend zur Selbstständigkeit im Nebener-werb hält weiterhin an. Laut KfW-Gründungsmonitor werden bis zu 60% der Gründungen von Personenrealisiert, die gleichzeitig z. B. abhängig beschäftigt sind oder studieren. Die Grenze zwischen selbstständigerund abhängiger Beschäftigung wird also immer fließender.

Auch der Weg in die Selbstständigkeit aus der Arbeitslosigkeit wird immer häufiger eingeschlagen. Nach denErgebnissen des KfW-Gründungsmonitors und des KfW-Mittelstandpanels trifft das auf ein Viertel der Grün-der zu – Tendenz steigend. Die Entwicklung hin zu solchen Gründungen wird von der Politik unterstützt,etwa durch den Existenzgründungszuschuss für die Ich-AG, das Überbrückungsgeld oder die Initiative proMittelstand.

In Zukunft wird es noch wichtiger, Existenzgründungen (sowie Gründungen allgemein) in Deutschland auchstatistisch zu verfolgen, um u. a. die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik auf Basis einer verlässlichen undumfassenden Datengrundlage zu beraten. Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) widmet sich diesemThema seit mehreren Jahren nicht nur in Deutschland, sondern er erlaubt auch einen internationalen Ver-gleich des Gründungsgeschehens. Damit liefert er empirisch fundierte Anhaltspunkte für die Diskussion derdeutschen Gründungsdynamik im internationalen Rahmen.

Erfreulicherweise zeigt GEM 2003 für Deutschland, dass der Rückgang der Gründungsquoten gestoppt unddas Niveau des Jahres 2002 gehalten wurde. Und auch die vermehrten Gründungen durch Arbeitslose spie-geln sich im GEM wider: Im internationalen Vergleich ist der Anteil von Gründungen „aus der Not“ (sog.Necessity-Gründungen) in Deutschland hoch und hat sich aktuell noch gesteigert.

Für die KfW als Förderbank des Bundes ist es daher eine wichtige Aufgabe, ihnen mit Beratung und Finan-zierungen auf dem Weg in eine erfolgreiche Selbstständigkeit zur Seite zu stehen. Umso mehr freuen wir unsdarüber, dass Deutschland bei der Bewertung der öffentlichen Förderinfrastruktur seit Jahren im internatio-nalen Vergleich einen Platz an der Spitze behauptet. Durch die Fusion der Deutschen Ausgleichsbank mit derKfW Bankengruppe und die damit verbundene Schaffung transparenter und umfassender Förderprogrammewie Unternehmerkredit und Unternehmerkapital wurde die Förderung für Gründer sowie bestehende Unter-nehmen effizienter und schlagkräftiger.

Allerdings werden nicht alle Einflussfaktoren des Gründungsgeschehens in Deutschland so positiv beurteilt.Gerade die schlechte Bewertung der gründungsbezogenen Ausbildung im diesjährigen GEM-Bericht gibtAnlass, auch in dieser Hinsicht über die Stärkung der Bildung und Ausbildung sowie der Innovationskraftder deutschen Wirtschaft nachzudenken. In einer wissensbasierten Volkswirtschaft wird der globale Wettbe-werb durch Vorsprung im Know-how und durch Umsetzungsstärke gewonnen. Dazu müssen wir nicht nurfür die Ausbildung von exzellenten Fachleuten sorgen, sondern auch für Grundkompetenzen wie Eigeninitia-tive, Kreativität, Risikobereitschaft, Teamfähigkeit und Beharrungsvermögen. Diese Grundkompetenzen sinddie Basis von „Unternehmertum“ bei Unternehmern und abhängig Beschäftigten.

Dr. Norbert IrschChefvolkswirt, KfW Bankengruppe

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 5

Vorwort Ernst & Young AG

Neue Chancen für junge Firmen!

Die Krise auf dem Risikokapitalmarkt gefährdet Innovationsfähigkeit Deutschlands

Deutschlands Innovationsfähigkeit steht und fällt mit dem Erfolgschancen, die das Land jungen Entrepreneurenbietet. Im Zeitalter der Wissensgesellschaft kann aus einer guten Idee innerhalb weniger Monate oder Jahreeine erfolgversprechende Geschäftsidee und sogar ein florierendes Unternehmen werden. Unternehmens-gründer können allerdings kaum als Einzelkämpfer erfolgreich werden. Denn: Gute Ideen gibt es viele, aberes kommt nicht auf die Idee alleine an, sondern auf deren Verwirklichung und den Aufbau einer leistungsfä-higen Organisation. Vielen Jungunternehmern fehlt es zum einen an ausreichendem Eigenkapital und zumanderen an der unternehmerischen Erfahrung, um ihre Ideen und Konzepte in die Realität umzusetzen.

Eine Lösung stellen die Risikokapitalgeber dar, die Unternehmensgründern Kapital zur Verfügung stellenund ihnen beratend zur Seite stehen. In den Zeiten der New-Economy-Euphorie hat sich diese in Deutschlandnoch junge Branche in einem atemberaubenden Tempo entwickelt. Im Jahr 2000 haben Risikokapitalgeber inDeutschland rund drei Milliarden Euro in junge Firmen investiert.

Das Platzen der New-Economy-Blase und der Crash an den internationalen Kapitalmärkten führte allerdingsdazu, dass das Investitionsvolumen in Deutschland in den Folgejahren drastisch einbrach. Im Jahr 2001betrugen die Investitionen noch 1,8 Milliarden Euro, im Jahr 2003 nur noch 550 Millionen Euro. Damitsanken die Investitionen innerhalb von drei Jahren um ca. 80 Prozent.

Der Einbruch auf dem Risikokapitalmarkt hatte für junge Unternehmen – vor allem in innovativen undforschungsintensiven Wachstumsindustrien – erhebliche negative Auswirkungen, schließlich stellt Risiko-kapital die wichtigste Geldquelle für Unternehmensgründer dar. Die Chancen für neu gegründete Unterneh-men, an Risikokapital zu gelangen, sind damit in den vergangenen Jahren drastisch geschwunden.

Aber es gibt deutliche Anzeichen für ein Ende der Krise: Das Klima an den Börsen hat sich gebessert. Undwir beobachten eine Aufhellung des Investitionsklimas im Bereich Risikokapital: Im letzten Quartal desJahres 2003 zeichnete sich die Bereitschaft ab, vermehrt in junge Unternehmen zu investieren. So ist dieAnzahl der Erstrunden-Finanzierungen im Quartalsvergleich um 31 Prozent auf insgesamt 81 gestiegen.Inzwischen machen die Erstrundenfinanzierungen 38 Prozent aller Risikokapitalinvestitionen aus.

In Deutschland schrecken – anders als beispielsweise in Großbritannien – die meisten Risikokapitalgeberzwar noch immer vor Neuinvestitionen zurück. Doch die bessere Stimmung am Markt ist deutlich spürbarund wird sich über kurz oder lang auch auf die tatsächlichen Investitionen auswirken. Für junge innovativeUnternehmen bestünde dann wieder Grund zur Hoffnung.

Julie TeiglandErnst & Young AG

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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6 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

1 Das Wichtigste in Kürze

Zum fünften Mal seit 1999 erscheint ein LänderberichtDeutschland zum Global Entrepreneurship Monitor(GEM). Die vorliegende Analyse für das Jahr 2003 be-schreibt und erklärt die Gründungsaktivitäten in Deutsch-land. Sie vergleicht die Befunde mit jenen der anderen30 GEM-Länder und mit den Daten der Vorjahre. Im Rah-men eines Sonderbeitrages untersucht GEM-Deutschlanderstmals Gründungen durch Frauen. Mittels der GEM-Daten werden u.a. folgende Fragen beantwortet:• Wie unterscheiden sich die Gründungsaktivitäten hier-

zulande von jenen in anderen Staaten?• Wie und warum hat sich der Umfang der Gründungs-

aktivitäten verändert?• Sind Gründungsverhalten und -einstellungen der Frau-

en in Deutschland anders als das der Frauen in ver-gleichbaren Ländern bzw. als das der Männer gene-rell? Sind die Ursachen in den (politisch beeinfluss-baren) Rahmenbedingungen zu suchen?

• Welche Faktoren erklären die internationalen, ge-schlechterbezogenen und zeitlichen Unterschiede?

Die Datengrundlage in Deutschland bilden 7.500 Inter-views mit repräsentativ ausgewählten Bürgern und 53Experteninterviews aus dem Sommer 2003. Dem inter-nationalen Vergleich dienen im GEM-Jahr 2003 Datenaus 31 Ländern mit Informationen zu knapp 104.000Befragten sowie 1.303 Experten. Diese Datensätze sindbzgl. Aktualität, Umfang sowie internationaler und inter-temporaler Vergleichbarkeit in der Gründungsforschungderzeit konkurrenzlos.

Gründungsaktivitäten und -motive in Deutschland imJahre 2003:• Der Anteil der Nascent Entrepreneurs, d.h. der Perso-

nen, die aktuell versuchen, ein Unternehmen zu grün-den, liegt wie im Jahr 2002 bei 3,5% aller Erwachse-nen. Damit liegt Deutschland auf Rang 17 unter 31Ländern. Die Quote ist im Osten höher als im Westen.

• Etwas schlechter schneidet Deutschland bei anderenKennzahlen ab: 5,2% aller Erwachsenen sind seit kur-zem Unternehmer oder streben dies an (TotalEntrepreneurial Activity, TEA), das entspricht Rang20. Die Quote der neuen Unternehmer (Young Entre-preneurs) liegt bei 2,1% - Rang 22. Es ist offenbarschwieriger als in den übrigen GEM-Ländern, eine

Gründungsidee in eine tatsächliche Gründung umzu-setzen.

• Opportunity-Gründer, die sich selbstständig machen,um eine Geschäftsidee umzusetzen, sind auch inDeutschland zahlreicher als Gründer aus Mangel anErwerbsalternativen. Letztgenannte „Notgründungen“gibt es in Deutschland gleichwohl relativ häufig.

• 80% der Gründungen entfallen auf den Dienstleistungs-bereich, in dem die übergroße Mehrheit wenige oderkeine Beschäftigten hat, einen primär lokalen Kunden-einzugsbereich besitzt und langfristig weder signifi-kant wachsen wird noch will.

• Etwa 7% der Gründer erwarten ein expandierendes Un-ternehmen mit Wachstumspotenzialen.

Gründungseinstellungen:• Verglichen mit den Erwachsenen in anderen europäi-

schen GEM-Ländern sind die Deutschen sehr pessi-mistisch, was zukünftige Gründungschancen anbelangt(Rang 29). Sie haben relativ große Angst vor einemmöglichen Scheitern (Rang 30).

• Zwischen West- und Ostdeutschland gibt es keine Un-terschiede (mehr) bzgl. der Angst zu scheitern, sehrwohl aber hinsichtlich der Bewertung der Gründungs-chancen sowie der eigenen Gründungsfähigkeiten. Diealten Länder schneiden hier besser ab.

Unterschiede zu den Vorjahren:• Der Anteil der Nascent Entrepreneurs in Deutschland

liegt erstmals seit drei Jahren nicht unter dem Vorjah-resniveau.

• Ostdeutschland hat bei den Gründungsaktivitäten merk-lich aufgeholt und den Westen bei den Nascent Entre-preneurs sogar überholt. Auch einzelne Variablen derGründungseinstellung scheinen sich anzugleichen.

• „Notgründungen“ haben signifikant zugenommen unddamit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Quote derNascent Entrepreneurs nicht weiter gesunken ist.

• Die Bewertung der Gründungschancen hat sich andersals in vielen anderen GEM-Ländern drastisch ver-schlechtert. Zugleich verbesserte sich die Einschätzungder individuellen Gründungsfähigkeiten leicht gegen-über dem Vorjahr.

Gründungsbezogene Rahmenbedingungen:• Über alle Rahmenbedingungen belegt Deutschland

Platz 13 unter 31 Ländern.

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 7

• Relative Stärken besitzt Deutschland nach Ansicht derbefragten Gründungsexperten in der öffentlichenFörderinfrastruktur (Rang 2) und bei der physischenInfrastruktur (Rang 5).

• Relative Schwächen sind in Teilen der politischen Rah-menbedingungen (Regulierung, Steuern), bei den ge-sellschaftlichen Werten und Normen (jeweils Rang 23)und der gründungsbezogenen Ausbildung in der Schu-le (Rang 25) zu finden.

• Die gründungsbezogenen Rahmenbedingungen werdenin Deutschland 2003 mehrheitlich schlechter bewertetals 2001. Besonders auffällig ist dies bei der Grün-dungsfinanzierung. Trotz eines noch akzeptablen 12.Rangplatzes ist die stark verschlechterte Bewertung derfinanziellen Rahmenbedingungen bedenklich.

Frauen und Gründungen (Sonderthema):• Langfristig ist der Anteil der Gründerinnen zwar ge-

wachsen, das „gender-gap“ bleibt aber bestehen undhat sich im vergangenen Jahr sogar wieder leicht ver-größert.

• Die Rahmenbedingungen für Gründungen durch Frau-en erhalten von den Experten und vor allem den Ex-pertinnen in Deutschland eine relativ schlechte Bewer-tung (Rang 29).

• Frauen gründen in einem höheren Alter als Männer,öfter aus der „Not“ heraus, eher kleine Unternehmenund häufiger im Nebenerwerb mit geringenWachstumsab- und –aussichten.

• Verglichen mit Männern schätzen Frauen ihre persön-lichen Gründungsfähigkeiten und die Gründungs-chancen in ihrer Region als ungünstiger ein. Zugleichwürde sie die Angst vor dem Scheitern wesentlich häu-figer daran hindern, ein Unternehmen zu gründen.

• Gründerinnen haben bei der Umsetzung ihres Vorha-bens einen geringeren Kapitalbedarf als Gründer. Trotzweniger verfügbarem eigenen Kapital fragen sie sel-ten Fremdkapital bei Banken bzw. Finanzinstitutennach. Informelles Kapital von Familienmitgliedern undFreunden ist für sie eine relativ wichtige Finanzierungs-quelle.

Gründungsförderpolitik in Deutschland:• Das Überbrückungsgeld und die Diskussion um die

mittlerweile 100.000 Ich-AGs haben Gründungen ei-nige Jahre nach dem Ende des New Economy-Boomserneut in die Schlagzeilen gebracht, diesmal mit kla-rem arbeitsmarktpolitischen Fokus. Dies hat Grün-

dungsaktivitäten und Gründerklientel erheblich verän-dert. Die für Gründungsförderpolitik Verantwortlichensollten nach angemessener Laufzeit der neuen Program-me sehr sorgsam prüfen, welche Wirkungen sie für dieZahl der Gründungen, deren Überlebensfähigkeit undBeschäftigtenzahlen entfaltet haben.

• Die Gründungsförderpolitik von Bund, Ländern undKommunen muss sich generell konsolidieren. Notwen-dig scheint mehr Tiefe und eine etwas geringere Brei-te an Programmen: Nicht überall muss all das fortge-setzt werden, was in den letzten Jahren aufgebaut wur-de. Über die weiterhin bestehenden Programme solltebesser als bislang informiert und ihre Ergebnisse ef-fektiver vermarktet werden.

• Der GEM-Bericht zeigt, dass weiterhin erheblicherBedarf an frauenspezifischer Gründungsförderpolitikbesteht. Das Gründen einer Familie und das Gründeneines Unternehmens dürfen sich nicht ausschließen.Dagegen sind Gründerinnen ohne Kind oder Kinder-wunsch nicht förderbedürftiger als Männer, was diesoziale Infrastruktur anbelangt.

• Obgleich dies keine kurzfristigen Erfolge verspricht,sollten Maßnahmen zur Erhöhung der Anzahl der Grün-derinnen insbesondere auf die Veränderung der Grün-dungseinstellungen, -motive und -fähigkeiten abzielen,da sie für die individuelle Gründungsentscheidungwichtiger sind als gesamtwirtschaftliche und -ge-sellschaftliche Rahmenbedingungen.

• Der z.B. im Masterplan „Bürokratieabbau“ begonne-ne Abbau staatlicher Regulierungen sowie die Ent-schlackung des Steuersystems muss konsequent fort-gesetzt werden, da potenzielle Gründer in diesen Be-reichen – wenn auch nur partiell berechtigt - beträcht-liche Hemmnisse befürchten.

• Das zunehmend restriktive Verhalten der Banken- undKreditinstitute gegenüber Kleinstgründungen hat zueiner stark verschlechterten Bewertung der gründungs-bezogenen Rahmenbedingung „Finanzierung“ inDeutschland geführt und bedarf eines Korrektivs.

• Eine auch das Thema Gründungen berücksichtigendeBildungspolitik kann in doppelter Hinsicht förderlichsein: Durch Ganztagsschulen ließen sich Gründungs-tätigkeit und Kindererziehung von Frauen (und Män-nern) besser vereinbaren. Zugleich würde die vermehrteVermittlung gründungsbezogener Fähigkeiten und wirt-schaftlicher Basiskenntnisse die Sensibilisierung füreine spätere berufliche Selbstständigkeit erhöhen.

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8 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

2 Ein halbes JahrzehntGEM-Deutschland

! 31 Länder am GEM 2003 beteiligt! Infolge großer Stichprobenumfänge besonders ver-

lässliche Daten in Deutschland! Das internationale Forschungskonsortium GEM hat

sich konsolidiert

2.1 Zwischenbilanz

Als das – damals noch unter einem anderen Namen fir-mierende – GEM-Konsortium 1998 mit sechs Länder-teams im Rahmen eines Pilotprojektes erstmals Erhebun-gen bei einem repräsentativen Querschnitt der Bevölke-rung sowie Gründungsexperten im jeweiligen Land star-tete, ahnte keiner der Beteiligten, dass sich diese Ideeinnerhalb eines halben Jahrzehnts zum weltweit größtenForschungsvorhaben zur Erfassung von Umfang und Ur-sachen von Gründungsaktivitäten entwickeln würde. Biszum Jahr 2002 stieg die Anzahl der am GEM beteiligtenStaaten jährlich an: von zehn im Jahr 1999, auf 21 imJahr 2000, 29 im Jahr 2001 und schließlich 37 im Jahr2002. Einem weiteren Wachstum der Teilnehmerländersind möglicherweise Grenzen gesetzt. Insbesondere dienicht unerheblichen Kosten des Projektes überforderneinige der grundsätzlich sehr interessierten Entwicklungs-und Schwellenländer. Auch deshalb ist die Zahl derTeilnehmerländer in 2003 erstmals seit Bestehen desGEM nicht weiter gestiegen. Im Jahre 2003 gehörten 31Staaten zu den offiziellen GEM-Ländern. Die Möglich-keiten eines Vergleichs Deutschlands mit anderen wirk-lich vergleichbaren Staaten werden durch die Verringe-rung der Länderanzahl nicht beeinträchtigt, da die mei-sten west-, süd- und nordeuropäischen Staaten, die eineähnliche wirtschaftliche Struktur wie Deutschland auf-weisen, weiterhin zum GEM gehören.

Nach mittlerweile fünf kompletten GEM-Jahren verfügtdas Konsortium über einen Datensatz, der internationalseinesgleichen sucht. Im Rahmen der Bevölkerungs-befragungen wurden seit 1998 mehr als 235.000 Erwach-sene in insgesamt 41 Staaten interviewt. Allein fürDeutschland existiert ein Datensatz mit 33.648 Fällen.Nur in Großbritannien konnten aufgrund der massivenfinanziellen Unterstützung durch das Department of Trade

and Industry noch umfangreichere Erhebungen durchge-führt werden als in Deutschland.

In Deutschland gibt es eine große Kontinuität bzgl. desLänderteams (seit 1998 an der Universität zu Köln) undder Sponsoren. Da Deutschland zu den Gründernationen

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H.,Lückgen, I.

0 20.000 40.000 60.000

1.035 (1)

1.043 (2)

2.000 (1)

2.000 (1)

2.000 (1)

2.236 (1)

3.016 (2)

4.000 (2)

4.000 (2)

4.001 (2)

4.004 (2)

4.008 (2)

4.011 (2)

4.012 (2)

4.019 (2)

4.042 (2)

5.701 (2)

6.009 (3)

6.026 (3)

7.060 (3)

7.721 (5)

8.000 (4)

8.003 (4)

8.021 (4)

8.137 (4)

8.143 (4)

8.632 (5)

8.992 (4)

9.005 (5)

9.028 (3)

9.053 (5)

9.751 (4)

10.022 (6)

10.177 (5)

10.308 (4)

11.068 (6)

13.035 (4)

15.538 (3)

23.291 (6)

33.648 (6)

55.796 (6)

Uganda

Thailand

Venezuela

Portugal

Griechenland

Taiwan

Mexiko

Ungarn

Hongkong

Kroatien

Schweiz

Chile

Island

Polen

Russland

Slowenien

China

Neuseeland

Südkorea

Indien

Israel

Brasilien

Argentinien

Irland

Singapur

Schweden

Japan

Norwegen

Italien

Niederlande

Frankreich

Australien

Finnland

Dänemark

Belgien

Kanada

Spanien

Südafrika

USA

Deutschland

Großbritannien

Stichprobenumfang (18 - 64-Jährige)

Ziffer in Klammern: Beteiligung des jeweiligen Landes am GEMin Jahren

Quelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 1998 - 2003

Abb. 2.1.1: Summe der Stichprobenumfänge der Bevöl-kerungsbefragungen seit Bestehen desGEM nach Ländern

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 9

des GEM gehört, verfügt es neben Kanada, Finnland,Großbritannien und den USA über einen lückenlosenDatensatz aus nunmehr sechs Jahren zumindest für eineReihe von Variablen (vgl. Abb. 2.1.1). Damit existierenhierzulande besonders umfangreiche Möglichkeiten fürZeitreihenanalysen, die sich zukünftig noch weiter ver-bessern werden. Insbesondere bei allen Einstellungsfragensowie bei der Quote der so genannten NascentEntrepreneurs ist dies wichtig und relevant, denn solcheDaten sind allein im GEM verfügbar und stellen ergo einekomparative Stärke dieses Projektes dar.

2.2 Sponsoren

Die Qualität und Quantität der Daten einerseits und derfinanzielle Aufwand andererseits stehen beim GEM ineiner angemessenen Relation. Es handelt sich um ein Pro-jekt, das einen erheblichen Mitteleinsatz erfordert, wo-für insbesondere die umfassenden Befragungen von Bür-gern und Experten verantwortlich sind. In den meistender bisherigen GEM-Jahre hat das deutsche GEM-Länder-team signifikant mehr Bürger- und Expertenbefragungendurchgeführt als dies vom internationalen GEM-Konsor-tium vorgeschrieben ist – und damit die Aussagekraft ver-bessert. Auch im Jahre 2003 wurden statt der obligatori-schen 2.000 Personen in Deutschland mehr als 7.500 Per-sonen telefonisch interviewt. Der Dank der Autoren giltdaher auch in diesem Jahr der KfW Bankengruppe sowieErnst & Young Deutschland, die das deutsche GEM-Teamseit 2000 mit großem Engagement unterstützen.

2.3 Perspektiven

Der Global Entrepreneurship Monitor hat mittlerweileeine Größe erreicht, in dem das Management des Projek-tes und der beteiligten Länderteams eine Herausforde-rung darstellt. GEM selbst kann als eine „Unternehmens-gründung“ begriffen werden, die nach Jahren des rasan-ten Wachstums nun die Konsequenzen zu meistern hat.Das GEM-Konsortium hat diese Notwendigkeit erkanntund wird sich im Laufe des Jahres 2004 umfassend reor-ganisieren. Anders sind die Anforderungen an die welt-weite Vermarktung des Produktes GEM, die Gewinnungvon Sponsoren sowie die Koordinierung der Länderteamsnicht erfüllbar.

Der Leiter des Länderteams Deutschland richtet in Ber-lin Anfang April 2004 die „First GEM Research Con-ference“ aus. Diese Veranstaltung mit 140 Teilnehmernaus allen Kontinenten wendet sich an die internationaleGemeinde der Entrepreneurship-Forscher, aber auch andie Vertreter der Politik und der Gründungsförderung, dieErkenntnisse der Wissenschaft in die politische Praxisumsetzen wollen. Zugleich ist diese Research Conferenceein Test der wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit desGEM, seiner Daten und der involvierten Wissenschaft-ler. Sämtliche 19 Fachvorträge und die dazugehörigenPaper stammen aus der Feder von GEM-Mitgliedern undbasieren auf GEM-Daten. Sie wurden aber begutachtetvon ausgewiesenen Gründungsforschern aus dem In- undAusland, die keine GEM-Mitglieder sind. Die Veröffent-lichung der Tagungsbeiträge in einem Themenheft einerhoch angesehenen internationalen Fachzeitschrift und einenglischsprachiger Sammelband bei einem auf diese The-men spezialisierten Verlag sind geplant.

Die immensen Forschungspotenziale, die GEM empirischarbeitenden Gründungsforschern bietet, sind noch bei wei-tem nicht ausgeschöpft. In Zukunft wird es eine Vielzahlvon interdisziplinären und international vergleichendenForschungsvorhaben geben, die auf Basis der GEM-Da-ten verschiedenste Aspekte untersuchen. Insbesonderewird daran gearbeitet, auf der regionalen, also subnatio-nalen Ebene, Vergleiche nach dem Muster vom GEM zukreieren, wofür insbesondere in Europa sehr gute Vor-aussetzungen bestehen. Das deutsche Länderteam ist hiergut gerüstet, da es auf Erfahrungen mit dem RegionalenEntrepreneurship Monitor (REM) zurückgreifen kann,einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seitdrei Jahren finanzierten Projekt, das auf konzeptionellerGrundlage des GEM zehn deutsche Regionen verglei-chend analysiert.

Der vorliegende GEM-Länderbericht Deutschland für dasJahr 2003 basiert auf dem bewährten Konzept des Vor-jahres. Erneut wird im Rahmen eines Schwerpunktthemasein Aspekt vertieft behandelt, der während der letztenJahre in besonders Weise das Interesse der Fach-öffentlichkeit, aber auch der Politik gefunden hat und zudem der GEM empirisch fundierte Aussagen erlaubt. Indiesem Jahr steht das Thema „Gründungen durch Frau-en“ im Mittelpunkt.

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10 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

3 Gründungsaktivitäten und -einstellun-gen in Deutschland 2003

3.1 Wie werden Gründungsaktivitäten imGEM operationalisiert?

! Nascent Entrepreneurs als GEM-spezifische Art derErfassung von Gründungsaktivitäten

! Unterscheidung zwischen ‚Notgründungen‘ und‚Opportunity-Gründungen‘ möglich

! Verschiedene Phasen des Gründungsprozesses wer-den erfasst

Im Rahmen des GEM wurden mehrere sich ergänzendeMaßzahlen entwickelt, um unterschiedliche Facetten derGründungsaktivitäten abzubilden. Da eine Unternehmens-gründung stets als Prozess zu verstehen ist, der sich übereinen sehr unterschiedlich langen Zeitraum erstreckenkann, bedarf es alternativer Variablen, mit denen die Wis-senschaft ein angemessen präzises Bild der Gründungs-aktivitäten in bestimmten Räumen und zu bestimmtenZeiten zeichnen kann. Bewährt hat sich die Differenzie-rung nach zwei Personengruppen. Zum einen werden jeneErwachsenen erfasst, die zum Zeitpunkt der Erhebung(Juli 2003) an einem bereits bestehenden, aber sehr jun-gen Unternehmen aktiv beteiligt sind. Zum anderen sindaber auch jene Erwachsenen von Interesse, die sich kon-kret mit dem Schritt in die Selbstständigkeit befassen,ohne die Gründung formal bereits vollzogen zu haben.Nach bisherigen Erfahrungen mit dem RegionalenEntrepreneurship Monitor (REM) wird etwa die Hälftedieser Befragten den Schritt in die Selbstständigkeit spä-ter tatsächlich vollziehen. Gerade diese zweite Kompo-nente der Gründungsaktivität ist zentral, wenn die in na-her Zukunft zu erwartende Anzahl an Gründungen abzu-schätzen ist. Die entsprechenden Werte lassen sich nuraus regelmäßigen Befragungen eines repräsentativenQuerschnitts der Bevölkerung ermitteln. Sekundär-statistische Datenquellen helfen dabei nicht.

Die letztgenannten Personen werden im GEM seit meh-reren Jahren für jedes beteiligte Land erfasst und als“Nascent Entrepreneurs“ bezeichnet. Die Quote derNascent Entrepreneurs bezeichnet den Prozentanteil derPersonen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, diea) zum Zeitpunkt der Befragung versuchen, alleine oder

mit Partnern ein neues Unternehmen zu gründen (hier-zu zählt jede Art selbstständiger Tätigkeit),

b) in den letzten zwölf Monaten etwas zur Unterstützungdieser Neugründung unternommen haben (z.B. durchdie Suche nach Ausstattung oder Standorten, Organi-sation des Gründungsteams, Erarbeitung eines Ge-schäftsplans, Bereitstellung von Kapital),

c) die Inhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmenanstreben und

d) während der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhneund -gehälter gezahlt haben.

Personen, die die Gründung bereits vollzogen haben, be-zeichnet GEM als „Young Entrepreneurs“. Sie sind zwi-schen 18 und 64 Jahren alt unda) Inhaber oder Teilhaber eines bereits bestehenden Un-

ternehmens, bei dem sie in der Geschäftsleitung mit-helfen und

b) haben aus diesem Unternehmen nicht länger als3,5 Jahre Gehälter, Gewinne oder Sachleistungen er-halten.

Die „Total Entrepreneurial Activity“ (TEA) schließlichstellt die Gesamtheit beider vorgenannten Personengrup-pen dar. Personen, die sowohl Nascent als auch YoungEntrepreneurs sind, werden nur einmal gezählt.

Abb. 3.1.1 skizziert, wie sich die genannten Quoten aufGrundlage der Befragungen herleiten lassen. Es sei be-tont, dass in früheren Jahren nicht immer die selben De-finitionen verwendet wurden wie im Länderbericht 2003und in der Abb. 3.1.1. Im vorliegenden Bericht kommenbei Zeitvergleichen stets harmonisierte Werte zur Anwen-dung, die tatsächlich einen Vergleich erlauben, sich bis-weilen aber von den in älteren GEM-Berichten aufge-führten Werten geringfügig unterscheiden können. Derwesentliche Unterschied zwischen neueren und älterenAbgrenzungen ist, dass Personen, die einzelne Fragennicht beantworten können, bei der neueren Fragebogen-führung mit leicht veränderten Fragestellungen weiterbefragt werden, was früher nicht der Fall war. Wenngleichder Anteil der „weiß nicht“ Antworten sehr gering ist,ergibt sich hierdurch eine leichte Veränderung der Grün-dungsquoten.

Der vorliegende Bericht bezieht sich zumeist auf dieQuote der Nascent Entrepreneurs, da diese von anderenin der Gründungsforschung verwendeten Indikatoren derGründungsaktivität nicht abgebildet wird und zudem einesehr aktuelle Momentaufnahme gewährleistet.

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 11

Den genannten Personen wird im Rahmen vom GEM zu-sätzlich eine große Zahl an Fragen gestellt, die zur Erklä-rung und Beschreibung der Gründungsaktivität beiträgt(z.B. demographische Merkmale, Branche der Gründung,Innovativität und Wettbewerbssituation). Von besonde-rer Bedeutung für wirtschaftspolitische Konsequenzensind die Ursachen, warum eine Person gründet. Im GEMwird unterschieden zwischen Personen, die eine guteGeschäftsidee umsetzen wollen („Opportunity Entre-preneurship“) sowie solchen Personen, die aufgrund ei-nes Mangels an besseren Erwerbsalternativen gründen(‚Notgründungen‘ oder „Necessity Entrepreneurship“).

Hierbei handelt es sich auch, aber nicht nur um Grün-dungen aus der Arbeitslosigkeit.

3.2 Wie viele Personen gründen und mitwelchen Motiven?

! Bundesweiter Rückgang der Gründungsquoten ge-stoppt

! Gründungsaktivitäten in Ostdeutschland erstmals seitBeginn des GEM größer als im Westen

! Gründungen aus der Not heraus haben zugenommen

Hinsichtlich des Umfangs der Gründungsaktivitäten liegtDeutschland, gemessen an den Nascent Entrepreneurs,im Mittelfeld der 31 GEM-Staaten (Rang 17 mit einerQuote von 3,49%, vgl. Abb. 3.2.1). Überschneidungsfreievertikale Balken (Konfidenzintervalle) weisen auf stati-stisch signifikante Unterschiede zwischen den Ländernhin. Beispielsweise liegt die Quote Deutschlands signifi-kant über jener Schwedens und der Niederlande sowiesignifikant unter jener der USA und Irlands. Demgegen-über ist die Quote zwar höher als in Großbritannien, sta-tistisch signifikant ist dieser Unterschied aber nicht. DieAbbildung offenbart große Differenzen zwischen denGEM-Ländern. Die Relation zwischen dem Land mit derhöchsten Nascent-Quote (Venezuela) und jenem mit derniedrigsten Quote (Frankreich) ist größer als 10:1. Aus-sagekräftige Resultate für die Positionierung Deutsch-lands liefert der Vergleich mit süd-, nord- und westeuro-päischen Staaten sowie den USA, weshalb die nachfol-genden Abbildungen nicht alle, sondern nur ausgewählteGEM-Länder berücksichtigen.

Gegenüber dem Vorjahresbericht (Referenzjahr 2002)blieb die Nascent-Quote für Deutschland nahezu unver-ändert (damals 3,51%). Auch der Rangplatz (23 unterdamals 37 GEM-Ländern) ist ähnlich. Deutschland hatalso seine mittlere Position innerhalb der vergleichbareneuropäischen Länder halten können. Der Rückgang derNascent-Quote, wie er seit dem Ende des New Economy-Booms auch in anderen GEM-Ländern beobachtet wur-de, ist in Deutschland zunächst gestoppt. Auf möglicheUrsachen gehen einzelne der folgenden Abbildungen ein.

Abb. 3.2.2 präsentiert neben der Nascent-Quote auch diebeiden anderen Maßzahlen der Gründungsaktivität. Wiein den Vorjahren zeigt sich auch für 2003, dass in Deutsch-

Young EntrepreneursYoung EntrepreneursNascent EntrepreneursNascent Entrepreneurs

Befragte im Alter von 18 - 64 Jahre

Young Entrepreneurs

Total Entrepreneurial Activity

Selbstständige

Nascent Entrepreneurs

Welches war das ersteJahr, in dem die InhaberGehälter erhielten oderGewinne erzielt wurden?

Noch keinGewinn/

keineGehälter

2000oder

später

1999 oderfrüher/

weiß nicht/k.A.

DerzeitigerGründungsversuch?

(ohne / mit Unterstützungvom Arbeitgeber)

Ja

Weiß nicht

Nein

Inhaber eines Unternehmens,bei dem Sie in der

Geschäftsleitung mithelfen?

Ja

Weiß nicht

Nein

Inhaber oder Teilhabereines Unternehmens?

Ja

Weiß nicht

Nein

In den vergangenen12 Monaten etwas zur

Unterstützung dieser Neu-gründung unternommen?

Ja

Weiß nicht

Nein

Inhaber oder Teilhaberdes neuen Unternehmens?

Ja

Weiß nicht

Nein

Bereits länger als 3 MonateLöhne oder Gehälter gezahlt?

JaWeiß nicht

Nein

Auswahl GEM (2002, 2003)

Auswahl Längsschnittanalyse 2000 - 2003

Abb. 3.1.1: Zur Herleitung alternativer Gründungs-quoten im GEM

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12 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

land verglichen mit den Referenzländern die YoungEntrepreneurs relativ zu den Nascent Entrepreneurs un-terrepräsentiert sind. Mit einer Quote von 2,09% belegtDeutschland bei den Young Entrepreneurs unter den 31Ländern Rang 22 (Rang 17 bei den Nascent Entrepre-neurs). Offenbar ist es in Deutschland schwieriger als inansonsten vergleichbaren Ländern, eine Gründungsideeanschließend in eine tatsächliche Gründung umzusetzen.Die TEA-Quote, die beide Komponenten der Gründungs-aktivität aggregiert, sieht Deutschland mit einem Wertvon 5,21% auf Rang 20 (2002: Rang 24 unter 37 Län-dern mit einem Wert von 5,16%). Im Vergleich zum Vor-jahr sind alle drei Quoten nahezu konstant geblieben,wobei die Nascent-Quote minimal gesunken, die Quoteder Young Entrepreneurs und die TEA-Quote etwas ge-stiegen sind.

Neben dem internationalen Vergleich bieten die GEM-Daten zahlreiche Möglichkeiten eines intertemporalen

Vergleichs. Abb. 3.2.3 zeigt, wie sich die Quote derNascent Entrepreneurs seit 2000, dem ersten Jahr derVerwendung dieser Quote, verändert hat. Aus den in Kap.3.1 genannten Gründen unterscheidet sich die Quote fürdas Jahr 2003 und Deutschland insgesamt geringfügigvon jener in Abb. 3.2.1. Sämtliche im Zeitvergleich auf-geführten Werte sind direkt vergleichbar. Für Deutsch-land insgesamt zeigt die Abbildung, dass der in 2000 ein-setzende Rückgang der Nascent-Quote gestoppt ist. Sehrinteressant sind die Unterschiede zwischen West- undOstdeutschland. Einem nahezu stetigen Rückgang derGründungsquote in Westdeutschland von 2000 bis 2003,der sich erst im vergangenen Jahr abgeschwächt hat, stehteine stark schwankende Quote in Ostdeutschland gegen-über. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der NascentEntrepreneurs um mehr als die Hälfte gewachsen, wes-halb der minimale Anstieg der Quote in ganz Deutsch-land ausschließlich auf die Zunahme in ostdeutschenRegionen zurückzuführen ist. Eine Ursache könnte die

Nascent Entrepreneurs: Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung eines neuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nachAusstattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams, Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), die Inhaber- oder Teilhaber-schaft im Unternehmen anstreben und während der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhne oder -gehälter gezahlt haben.

Quelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut,Universität zu Köln, Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

0

5

10

15

20

25

Nascen

tE

ntr

ep

ren

eu

rsp

ro100

Erw

ach

sen

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8-

64

Jah

re)

Arg

entin

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Südafr

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Italie

n

Chin

a

Neuse

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nd

Japan

Aust

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Uganda

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Griech

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d

Sch

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Sch

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Mittelwert

Die vertikalen Balken markieren den Bereich, in dem sich derMittelwert der Grundgesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeitvon 95% befindet. Die Überlappung der Balken zweier Mittel-werte ist ein Beleg dafür, dass die Unterschiede zwischendiesen Balken statistisch nicht signifikant sind.

Abb. 3.2.1: Anteil der Nascent Entrepreneurs an den 18-64 Jährigen in den GEM-Ländern 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 13

regional unterschiedliche Wirksamkeit neuer arbeits-marktpolitischer Maßnahmen sein. Weitere Hinweisekönnte die Analyse der Gründungsmotive in beiden Lan-desteilen liefern (vgl. Abb. 3.2.5).

Die individuelle Motivation, sich selbstständig zu ma-chen oder gemacht zu haben, wird seit drei Jahren imRahmen der GEM-Erhebungen ermittelt. Die in Kap. 3.1beschriebene Unterscheidung in Opportunity undNecessity Entrepreneurship ist von hoher Relevanz fürwirtschaftspolitische Maßnahmen, aber auch für diebetriebs- und volkswirtschaftlichen Konsequenzen der

betreffenden Gründungsaktivitäten. Für eine Person, diesich wegen des Mangels an befriedigenden Alternativenin der abhängigen Erwerbstätigkeit selbstständig macht,sind die Wachstumsziele und -chancen, aber auch diegeeigneten wirtschaftspolitischen Instrumente andere alsfür Opportunity-Gründer. Zwar gibt es in allen GEM-Ländern mehr Opportunity-Gründer als Necessity-Grün-der, aber die Relationen sind durchaus unterschiedlich.Kommen in Deutschland auf einen Nascent Entrepreneuraus der ökonomischen Not gut drei Opportunity-Grün-der, so sind es in den Niederlanden 5,7, in den USA 6,4,und in Großbritannien sogar 8,6 (vgl. Abb. 3.2.4). Ganzoffensichtlich ist der relative Anteil der Nascent-Grün-der, die aus Mangel an Erwerbsalternativen und eben nicht(primär) wegen der Ausnutzung einer Marktlücke eineSelbstständigkeit in Erwägung ziehen, in Deutschlanddeutlich höher als in den meisten der europäischen Re-ferenzstaaten. Auch dies ist eine stabile, statistisch gutabgesicherte Erkenntnis der GEM-Analysen der letztenJahre.

Zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen auffälligeUnterschiede sowohl bzgl. der Häufigkeit von NascentEntrepreneurs insgesamt als auch hinsichtlich der Moti-ve dieser Nascents (vgl. Abb. 3.2.5). Diese Differenzenhaben sich während der vergangenen drei Jahre verän-dert. Bei der – hier nicht dokumentierten – TEA-Quoteliegen die westdeutschen noch vor den ostdeutschen Län-

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H.,Lückgen, I.

Schweiz

Spanien

0 2 4 6 8 10 12

11,94

6,77

7,41

3,60

3,19

6,39

6,85

5,21

8,81

8,09

4,39

4,33

1,73

2,04

3,44

4,06

3,49

5,24

4,89

2,46

3,71

1,93

1,31

3,21

3,11

2,09

4,08

USA

Finnland

Großbritannien

Niederlande

Italien

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

Total Entrepreneurial Activity:Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung einesneuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nach Aus-stattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams,Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), dieInhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben undwährend der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhne oder -gehältergezahlt haben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Inhaber bzw. Teilhaber eines bereitsbestehenden Unternehmens sind, bei dem sie in der Geschäfts-leitung mithelfen und nicht länger als 3,5 Jahre Gehälter, Gewinneoder Sachleistungen erhalten haben.

Nascent Entrepreneurs:

Young Entrepreneurs:

Abb. 3.2.2 Alternative Gründungsquoten in ausge-wählten europäischen GEM-Ländern sowiein den USA 2003

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000 - 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

West-deutschland

Ost-deutschland

Deutschlandgesamt

0

1

2

3

4

5

Na

sc

en

tE

ntr

ep

ren

eu

rsp

ro1

00

Erw

ac

hs

en

e(1

8-

64

Ja

hre

)

3,9

7 4,3

0

2,7

2

3,6

8

3,8

7

2,9

13,3

2

3,5

4

2,4

6

3,3

4

3,1

9

3,9

3

20

00

20

00

20

00

20

01

20

01

20

01

20

02

20

03

20

02

20

03

20

02

20

03

Abb. 3.2.3: Entwicklung des Anteils der NascentEntrepreneurs in Deutschland 2000-2003

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14 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

dern. Bei der Nascent-Quote hingegen haben im Jahr 2003die neuen erstmals die alten Länder überflügelt. Im Juli2003 gab es in Ostdeutschland mehr Erwachsene in Pro-zent der 18 bis 64-Jährigen, die konkret mit einer Grün-dung befasst waren (ohne diese bereits vollzogen zu ha-ben) als in Westdeutschland. Bei den tatsächlich existie-renden jungen Gründungen dagegen hat der Westen nochdie Überhand, weswegen die TEA-Quote in Westdeutsch-land noch über jener Ostdeutschlands liegt. Betrachtetman nur die Nascent Entrepreneurs, dann weist Ost-deutschland - auch dies ist neu - bei beiden Gründungs-

motiven höhere Werte als auf der Westen: Sowohl dieOpportunity-Gründer als auch die Necessity-Gründer sindin den neuen Ländern prozentual häufiger vertreten alsim Westen, wie Abb. 3.2.5 ebenfalls zeigt. Während inden alten Ländern der Anteil der Opportunity-Gründerkontinuierlich abnahm, ist er in den neuen Ländern starkangestiegen. Eine Ursache ist, dass die Befragten in Ost-deutschland relativ häufig beide Gründungsmotive zu-gleich nennen. Diese Personen sind hier der KategorieOpportunity Entrepreneurs zugerechnet. Der Anteil derGründer aus der Not bezogen auf alle Erwachsene ist inWestdeutschland sehr stabil, in Ostdeutschland dagegenin 2003 stark gewachsen. Eine Gründung aus der Not kannbedeuten, dass die befragte Person vor der Gründung ar-beitslos war oder einer als unbefriedigend empfundenenabhängigen Beschäftigung nachging.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H.,Lückgen, I.

Schweiz

Spanien

0 1 3 5 7 92 4 6 8

8,09

4,39

4,33

1,73

2,04

3,44

4,06

3,49

5,24

6,30

4,06

3,57

1,36

1,96

3,00

3,41

2,51

3,84

0,99

0,17

0,54

0,24

0,08

0,35

0,45

0,82

1,23

USA

Finnland

Großbritannien

Niederlande

Italien

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre)

Nascent Entrepreneurs:Erwachsene (18 - 64 Jahre), die sich aktiv an der Gründung einesneuen Unternehmens beteiligen (z.B. durch die Suche nach Aus-stattung oder Standorten, Organisation des Gründungsteams,Erarbeitung eines Geschäftsplans, Bereitstellung von Kapital), dieInhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben undwährend der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhne oder -gehältergezahlt haben.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind und sich selbstständig gemacht habenoder machen wollen, um eine Geschäftsidee auszunutzen.

Erwachsene (18 - 64 Jahre), die Nascent Entrepreneurs oderYoung Entrepreneurs sind und sich selbstständig gemacht habenoder machen wollen, weil sie keine bessere Erwerbsalternativehaben.

Opportunity Entrepreneurship:

Necessity Entrepreneurship:

Abb. 3.2.4: Gründungsmotive der Nascent Entrepre-neurs in ausgewählten europäischen GEM-Ländern sowie in den USA 2003

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2001 - 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

West-deutschland

OpportunityEntrepreneurs

NecessityEntrepreneurs

NecessityEntrepreneurs

OpportunityEntrepreneurs

Ost-deutschland

0,0

0,5

1,0

1,5

2,0

2,5

3,0

3,5

Nascen

tE

ntr

ep

ren

eu

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ro100

Erw

ach

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8-

64

Jah

re)

nach

Grü

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2

0,7

2

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0

0,5

8

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3

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0

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9

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0

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9

0,7

1

2,7

5

1,1

8

2001

2001

2001

2001

2002

2002

2002

2002

2003

2003

2003

2003

Abb. 3.2.5: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachGründungsmotiven in West- und Ost-deutschland 2001-2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 15

3.3 Wer gründet?

! Gründungsaktivitäten sind alters- und geschlechts-abhängig

! Mit zunehmendem Bildungsstand wächst der Anteilder Nascent Entrepreneurs

! Der Anteil der Gründerinnen bewegt sich auf demNiveau vergleichbarer GEM-Staaten

Dieses Kapitel beschreibt einige Merkmale derjenigenPersonen, die zum Zeitpunkt der Befragung Mitte 2003als Nascent Entrepreneurs zu bezeichnen sind. Nebendemographischen Merkmalen, deren Ausprägung auch infrüheren GEM-Länderberichten beschrieben wurde, ent-hält der vorliegende Bericht Aussagen über die Art desgeplanten Unternehmens und dessen Produkt(e) (Kap.3.4). Sämtliche Aussagen beziehen sich auf NascentEntrepreneurs. Geschlechterspezifische Themen, traditio-nell zu den wichtigeren demographischen Determinan-ten der Gründungsaktivität nicht nur in Deutschland ge-hörend, werden in diesem Kapitel nur sehr kurz behan-delt, da diesem Thema im vorliegenden Länderberichtein eigenes Kapitel (Kap. 5) gewidmet wird.

Es gehört zu den stabilen Aussagen der bisherigen GEM-Berichte, dass die Gründungsaktivitäten zwischen denAltersgruppen differieren. Zwar sind diese Unterschiedeweniger ausgeprägt als jene zwischen den Geschlechtern,aber 18-Jährigen ohne Erfahrung mit eigener beruflicherSelbstständigkeit oder abhängigen Beschäftigungsverhält-nissen, aber mit prinzipiell langfristigen Perspektiven undhoher Motivation stellen sich bei der Umsetzung einerGründungsidee andere Probleme als einem 50-Jährigenmit vielfältiger Berufsbiographie. Abb. 3.3.1 zeigt, dassdie Gründungsaktivität bis zur Altersgruppe der 35-44-Jährigen zunimmt, anschließend aber stark zurückgeht.Die Unterschiede zwischen den 18-34-Jährigen und den35-54-Jährigen haben gegenüber den vergangenen GEM-Berichtsjahren abgenommen. Noch gründen die der er-sten der beiden Altersgruppen Angehörenden etwas häu-figer. Die jüngsten Verschiebungen hin zu den mittlerenJahrgängen und der leichte Rückgang der Nascents beider jüngsten erfassten Altersgruppe mag ebenfalls mit derim vorherigen Kapitel beschriebenen Veränderung derMotive der Nascent Entrepreneurs zu tun haben.

Gerade unter dem Aspekt eines qualitativen Gründungs-defizits, das in Deutschland nicht selten beklagt wird

(nicht zu wenige Gründungen, sondern zu wenige mitgroßem Wachstumspotenzial), spielt das in der Persondes Gründers gebundene Humankapital eine nicht unwe-sentliche Rolle. Im Rahmen der GEM-Telefonbefragungsind hierzu zwar nur wenige Merkmale erhebbar und esbleibt zu beachten, dass die mit der Person des Gründersverbundenen Merkmale allein noch nicht über den mög-lichen Gründungserfolg entscheiden. Allerdings gibt derhöchste formale Bildungsabschluss erste Hinweise dar-auf, welche Potenziale der Gründer und sein Unterneh-men besitzen. Abb. 3.3.2 macht sehr deutlich, dass derAnteil der Nascent Entrepreneurs in Deutschland mitzunehmendem formalen Bildungsabschluss kontinuierlichwächst. Erwachsene mit einem abgeschlossenen Hoch-schulstudium befassen sich mehr als doppelt so häufigmit Gründungsaktivitäten als Personen, die einenHauptschulabschluss mit abgeschlossener Lehre vorwei-sen können. So betrachtet macht es Sinn, die besserender zahlreichen Förderprogramme zur Unterstützung vonGründungen an Hochschulen fortzuführen, auch wennsich nicht alle Erwartungen dieser Bundes- oder Landes-programme erfüllt haben oder werden erfüllen lassen.Aufgrund des eindeutigen Zusammenhangs zwischenBildungsstand und Motiv der Gründung (unter Befrag-ten mit einem höheren formalem Bildungsabschluss istder Anteil der Opportunity-Gründer signifikant höher)würden davon eher jene Gründer profitieren, die eineMarktlücke sehen und nutzen wollen. Da deren Grün-

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

0

1

2

3

4

5

Na

sc

en

tE

ntr

ep

ren

eu

rsp

ro1

00

Be

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gte

na

ch

Alt

ers

gru

pp

en

3,95

1,62

3,18

4,43

4,06

18 - 24Jahre

25 - 34Jahre

35 - 44Jahre

45 - 54Jahre

55 - 64Jahre

Abb. 3.3.1: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachAltersgruppen in Deutschland 2003

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16 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

dungen tendenziell wachstumsstärker sind als „Not-gründungen“, folgen daraus auch stärkere Impulse für dieVolkswirtschaft.

In Deutschland wie in nahezu allen anderen GEM-Län-dern sind die Gründungsaktivitäten unter Männern häu-figer als unter Frauen. Diese über alle GEM-Jahre stabileAussage gilt auch für das Jahr 2003 und für alleGründungsquoten und -motive. Da die Gründungen durchFrauen Gegenstand des Schwerpunktthemas dieses GEM-Länderberichts sind (vgl. Kap. 5), sei an dieser Stelle nurein erster grober Überblick gegeben. Der Anteil der männ-lichen Nascent Entrepreneurs ist hierzulande gut doppeltso hoch wie jener der weiblichen Nascents. Damit be-wegt sich Deutschland etwa auf dem Niveau der vergleich-baren westeuropäischen GEM-Länder. Anders als in denVorjahren ist der Anteil weiblicher Gründer an allenNascent Entrepreneurs in den USA vergleichsweise ge-ring, was sich vor allem durch den Anstieg der Gründungs-aktivitäten von Männern erklären lässt. Die Tatsache, dassim Durchschnitt aller GEM-Länder der Anteil weiblicherNascents noch um einiges höher ist als in Deutschland,ist insbesondere auf deren hohe Anteile in den asiatischenSchwellenländern, in Lateinamerika und in vielen Staa-ten des ehemaligen British Empire zurückzuführen. ImVergleich zum Jahr 2002 hat sich die Nascent-Quote un-ter Frauen in Deutschland leicht verringert (von 2,3% auf

knapp 2,1%), jene der Männer leicht erhöht (von 4,7%auf gut 4,8%).

3.4 Was wird gegründet?

! Gründungen erfolgen ganz überwiegend im Dienst-leistungsbereich

! Die meisten Gründer offerieren bekannte Produkte/Dienstleistungen und erwarten Kundschaft aus demlokalen Umfeld

! Nur ca. 7% der von Nascent Entrepreneurs geplantenGründungen sind expansiv und wachstumsstark

Für die volks- und regionalwirtschaftlichen Konsequen-zen von Gründungen ist ausschlaggebend, welche Art vonGründungen die Nascent Entrepreneurs planen. Selbst-verständlich vermag eine humankapital- und/odersachkapitalintensive Gründung beispielsweise im Bio-

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H.,Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

0 1 2 3 4 5 6

5,41

4,56

4,16

2,50

2,28

1,75(noch) keinen

Volks-/Haupt-schule ohne Lehre

Volks-/Haupt-schule mit Lehre

weiterbildendeSchule ohne Abitur

Abitur,Hochschulreife

Studium

Nascent Entrepreneurs pro 100 Erwachsene(18 - 64 Jahre) nach Bildungsabschluss

Bildungs-abschluss:

Abb. 3.3.2: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachformalem Bildungsabschluss in Deutsch-land 2003

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H.,Lückgen, I.

0 2 4 6024681012

5,2810,92

2,676,10

2,386,23

0,912,52

1,902,18

2,094,70

2,105,98

2,094,84

3,786,69

USA1 : 0,48

Spanien1 : 0,44

Schweiz1 : 0,38

Niederlande1 : 0,36

Groß-britannien

1 : 0,44

Finnland1 : 0,35

Italien1 : 0,87

Deutschland1 : 0,43

Ø allerGEM-Länder

1 : 0,57

Nascent Entrepreneurs pro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Männer FrauenGründungsquoteMänner : Frauen

Abb. 3.3.3: Anteil der Nascent Entrepreneurs nachGeschlecht in ausgewählten europäischenGEM-Ländern sowie in den USA 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 17

technologiebereich – zumindest potenziell – andere öko-nomische Wirkungen zu erzielen als ein junges Unterneh-men, dessen Gründer bei minimalem finanziellen Enga-gement allein seinen eigenen Lebensunterhalt als Ziel hatund in einem Marksegment gründet, in dem kaum Wachs-tumschancen bestehen. Im Rahmen des GEM werdenmittlerweile zahlreiche Merkmale des existierenden (imFalle der Young Entrepreneurs) bzw. des in Gründungbegriffenen (im Falle von Nascent Entrepreneurs) Unter-nehmens abgefragt, die in der Summe einen Eindruck derWachstumspotenziale des Unternehmens vermitteln. ImRahmen des GEM Global Report haben diese Informa-tionen zur Entwicklung eines spezifischen Index der HighGrowth Entrepreneurial Activity geführt, auf den hiernicht im Detail eingegangen werden kann. Stattdessenwerden im Folgenden auf der Basis der Mikrodaten fürdie Nascent Entrepreneurs in Deutschland Aussagen zursektoralen Zuordnung der geplanten Gründungen, zurAnzahl der erwarteten Wettbewerber und zur Relevanzausländischer Kunden diskutiert, die in der Summe eineBewertung der ökonomischen Implikationen der Mehr-zahl der Nascent Entrepreneurs in Deutschland erlauben.

Deutschland gehört zwar formal weiterhin zur Gruppeder „Industrieländer“, ist aber faktisch längst eine Dienst-leistungsgesellschaft wie alle anderen „Industrieländer“auch. Es ist nicht erstaunlich, dass auch die Gründungs-aktivitäten mehrheitlich außerhalb des VerarbeitendenGewerbes zu finden sind. Fast 80% aller im Rahmen desGEM erfassten Nascent Entrepreneurs planen eine Grün-dung im Dienstleistungssektor. Allerdings umfasst die-ser sehr unterschiedliche Subsektoren mit stark variie-renden Wachstums- und Wettbewerbsbedingungen. Unter-nehmensorientierte Dienstleistungen gehörten währendder letzten Jahre in Deutschland und vielen westeuropäi-schen Staaten zu den Segmenten der Wirtschaft mit derstärksten Dynamik. Häufig waren sie die einzigen Wirt-schaftszweige, deren Beschäftigungszahlen zunahmen.Dieses dynamische Segment weist den höchsten Anteilan den Nascents Entrepreneurs in Deutschland auf(35,4%, vgl. Abb. 3.4.1 a). Ein beträchtlicher Teil dieserunternehmensorientierten Dienstleister entfällt auf die imAllgemeinen als sehr wachstumsstark eingeschätztenBereiche Unternehmensberatung, IT-Dienstleister usw.Haushaltsorientierte Dienstleistungen, die eher auf dieindividuellen Konsumenten und nicht auf Unternehmenals Nachfrager ausgerichtet sind, vereinigen ein Drittelder Nascent Entrepreneurs auf sich und dürften mehr-

heitlich nicht wachstumsorientiert sein. Bezeichnender-weise ist der Anteil der Gründerinnen bei diesen haushalts-orientierten Gründungen mehr als doppelt so hoch wiejener der Männer, während in den meisten der übrigenhier aufgeführten Sektoren Männergründungen überwie-gen (vgl. Abb. 5.2.3).

Die Erwartungen bzgl. der Wettbewerbsfähigkeit des neu-en Produktes und der potenziellen Kunden des Gründersgeben weitere Hinweise auf die Art und die ökonomi-schen Implikationen der betreffenden Gründung. Mehrals die Hälfte der Nascent Entrepreneurs ist der Ansicht,dass ihr Produkt für die anvisierten Kunden nicht neu ist.Immerhin 16% der Befragten meinen, ein vollkommenneues Produkt auf den Markt zu bringen. Die Antwortenauf die Frage nach der Anzahl der Wettbewerber korre-spondieren gut mit diesen Informationen. Knapp die Hälf-te der Nascent Entrepreneurs geht davon aus, dass sieviele Wettbewerber auf ihrem Marktsegment haben wer-den, während 9% keine Wettbewerber erwarten (vgl. Abb.3.4.1b). 80% der Gründer verwenden nach eigener Aus-sage eine Technologie, die bereits ein Jahr zuvor bekanntwar. Diese Angaben erlauben den Rückschluss, dass diegroße Mehrzahl der Gründer nicht meint, ein komplettneues Produkt auf den Markt zu bringen, für das es zu-nächst keine Wettbewerber gibt. GEM hat den Vorteil,die Gründungsaktivitäten eines Landes sehr umfassendabzubilden, mit der Konsequenz, dass überwiegend sehrkleine – und immer auch klein bleibende – Gründungenerfasst werden, die mehrheitlich nicht nur nicht signifi-kant wachsen dürften, sondern dessen Gründer sich des-sen auch bewusst sind und z.T. auch gar nichts anderesbeabsichtigen.

Die räumliche Reichweite der (erwarteten) Kunden er-laubt weitere Hinweise auf die Wachstumspotenziale derGründungen. Beispielsweise eröffnen hohe (erwartete)Exportanteile ganz andere Perspektiven als eine primäreoder gar ausschließliche Fokussierung auf Kunden im un-mittelbaren lokalen Umfeld des Gründers. Immerhin ca.vier Fünftel der Gründer erwarten auch Umsatz aus demAusland, wenn auch nur jeder Zehnte meint, mehr als25% der Kunden kämen aus dem Ausland (vgl. Abb.3.4.1c). Mehr als zwei Drittel der Nascent Entrepreneurssind der Ansicht, dass maximal ein Viertel ihrer Kundenaus dem Ausland stammt; ein Fünftel erwartet keinerleiausländische Kundschaft. Diese Aussagen werden unter-mauert durch die Antworten auf die Frage nach dem An-

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18 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

teil der Kunden, die in unmittelbare Nähe der Gründungleben. Zwei Fünftel der Gründer erwarten, dass mehr alsdie Hälfte der Kunden diesem engsten lokalen Umfeldangehört. Nur zehn Prozent rechnen nicht mit Kundenaus diesem lokalen Umfeld. Fasst man die diversen imRahmen vom GEM in 2003 erstmals erhobenen Merk-male der (erwarteten) Kundschaft, des Neuigkeitsgehaltsder Produkte und des Marktes zusammen (ohne Abb.), sowird deutlich, dass in Deutschland knapp sieben Prozentder Nascent Entrepreneurs dem eher expansiven undpotenziell wachstumsstärkeren Sektor angehören, der sichdurch überdurchschnittliche Anteile an Exportumsätzenund überregionalen Kunden auszeichnet. Knapp zweiDrittel der Gründungen haben nur minimale oder keiner-lei Auslandskunden und rekrutieren ihre Kundschaft pri-mär aus dem lokalen Umfeld.

3.5 Welche Gründungseinstellungen prä-gen die Deutschen?

! Angst vor dem Scheitern als Gründungshemmnis inDeutschland weiterhin sehr verbreitet

! Einschätzung der Gründungschancen erheblich pes-simistischer als in den Vorjahren

! Einschätzung der eigenen Gründungsfähigkeiten ver-bessert

Zu den Spezifika des GEM gehört seit Jahren die inter-national und intertemporal vergleichende Beschreibungder Gründungseinstellungen und -potenziale. Insbeson-dere die Daten zur Einstellung der Bevölkerung zu Grün-dungen im Allgemeinen und zu einer Gründung durchdie jeweils befragte Person im Speziellen erlauben wert-volle Schlussfolgerungen bzgl. der tatsächlichen Grün-dungsaktivität, aber auch hinsichtlich gründungsför-dernder Maßnahmen der Politik. Bei den Einstellungs-fragen liegen Daten aus mehreren Jahren insbesonderezu zwei Sachverhalten vor, bei denen Deutschland in derVergangenheit vom Mittelwert der vergleichbaren west-europäischen Länder stark abwich. Dies gilt für die mitdem Scheitern einer möglichen Gründung verbundenen

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

2,0%

16,7%

35,4%

33,3%

12,6%

46,6%

44,6%

8,8%19,7%

68,7%

7,0%4,5%

a) Von Nascent Entrepreneurs geplanteGründungen in Deutschland 2003nach Wirtschaftssektoren

b) Erwartete Anzahl der Wettbewerberder von Nascent Entrepreneursgeplanten Gründungen inDeutschland 2003

c) Erwarteter Prozentanteil der aus-ländischen Kunden der NascentEntrepreneurs in Deutschland 2003

Wirtschaftssektoren: Wettbewerbssituation: Anteil ausländischer Kunden:

Land-, Forstwirtschaft

Verarbeitendes Gewerbe,Großhandel, Verkehr

UnternehmensorientierteDienstleistungen

HaushaltsorientierteDienstleistungen

Dienstleistungen(nicht zuzuordnen)

Viele Wettbewerber

Wenige Wettbewerber

Keine Wettbewerber

keine ausländischen Kunden

1 - 24% ausländische Kunden

25 - 74% ausländische Kunden

75 -100% ausländische Kunden

Abb. 3.4.1: Merkmale der von Nascent Entrepreneurs geplanten Gründungen in Deutschland 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 19

Ängste (die eine Gründung verhindern könnten) sowiedie Einschätzung der Gründungschancen im regionalenUmfeld der Befragten. Zu den näher betrachteten Poten-zialfaktoren, deren Beeinflussung zu einer Zunahme derZahl an Gründungsaktiven beitragen könnte, gehört dieEinschätzung der individuellen Gründungsfähigkeitenund -erfahrungen. Zwischen diesen drei genannten Va-riablen der Gründungseinstellung bzw. -potenziale bestehteine interdependente Beziehung. Im Folgenden werdendiese drei Variablen zunächst für das Jahr 2003 fürDeutschland und ausgewählte Referenzstaaten diskutiert.Anschließend steht der intertemporale Vergleich der De-terminanten in Deutschland im Mittelpunkt, wobei aufUnterschiede zwischen West- und Ostdeutschland, aberauch zwischen Gründungsaktiven und nicht an einerGründung Beteiligten explizit hingewiesen wird.

Knapp die Hälfte der befragten Erwachsenen in Deutsch-land würde die Angst zu scheitern davon abhalten, einUnternehmen zu gründen. Dieser Befund ist stabil überdie Jahre und in zweifacher Hinsicht bemerkenswert.Erstens ist der deutsche Wert seit mehreren Jahren derhöchste bzw. zweithöchste unter den jeweils beteiligtenGEM-Ländern. Unter den 31 GEM-Ländern des Refe-renzjahres ist diese Angst vor dem Scheitern nur in Grie-chenland (58,6%), das 2003 erstmals am GEM teilnahm,noch weiter verbreitet als in Deutschland. Gravierend sinddie Unterschiede zwischen dem deutschen Wert und dem-jenigen der europäischen Vergleichsstaaten sowie insbe-sondere dem Wert der USA, der weniger als halb so hochist (vgl. Abb. 3.5.1). Dieser Befund lässt darauf schlie-ßen, dass die in der jüngeren Vergangenheit ergriffenenMaßnahmen im Insolvenzrecht und bei der Entschuldungprivater Haushalte zumindest bei der Entscheidung füroder gegen einen Schritt in die unternehmerische Selbst-ständigkeit noch keine Veränderung bewirkt haben. Zwei-tens ist auch der Prozentwert selbst im Zeitvergleich er-staunlich konstant (2002: 49,0%; 2003: 49,3%). Wie inden vergangenen Jahren variiert die Angst zu scheiternin Abhängigkeit von Geschlecht und Alter der Befragten.Unter Frauen ist diese Angst weiter verbreitet als unterMännern und jüngere sowie ältere Befragte haben weni-ger Angst vor dem Scheitern als Erwachsene mittlerenAlters (35-44-Jährige).

Ähnlich ernüchternd aus deutscher Sicht ist der Befundbei der Frage nach der individuellen Bewertung der Grün-dungschancen während der sechs Monate nach der Be-

fragung. Nur 13,5% der befragten Deutschen sehen dies-bezüglich gute Chancen. Die Werte in den Referenzstaatenliegen zwei- bis dreimal so hoch (vgl. Abb. 3.5.2). BeiBerücksichtigung aller GEM-Länder des Jahres 2003schätzt nur die französische (9,3%) und die japanischeBevölkerung (7,5%) die Gründungschancen noch pessi-mistischer ein. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet diesabsolut (der deutsche Wert lag 2002 bei 20,5%) wie rela-tiv (im Vergleich zu den Werten der anderen GEM-Län-der) eine Verschlechterung der Position. Die absoluteVerschlechterung kann plausiblerweise als Reflex auf dietatsächliche und/oder als individuell so empfundene ver-schlechterte wirtschaftliche Lage in Deutschland inter-pretiert werden. Die aktuelle konjunkturelle und struktu-relle Krise der deutschen Volkswirtschaft (und vieler sei-ner Regionalwirtschaften, deren Zustand die Befragtenwesentlich direkter spüren) führt offensichtlich in der Per-zeption der Mehrheit der Bevölkerung zu einer schlech-teren Einschätzung der Gründungschancen als in der Ver-

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

0 10 20 30 40 50

22,7

36,8

35,9

28,2

40,4

33,6

36,9

49,3

35,5

USA

Spanien

Schweiz

Niederlande

Großbritannien

Finnland

Italien

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “Die Angst zu scheitern würde Sie davon abhalten,ein Unternehmen zu gründen.”

Abb. 3.5.1: Die Angst zu scheitern als Gründungs-hemmnis in ausgewählten europäischenGEM-Ländern sowie in den USA 2003

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20 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

gangenheit. Dem widerspricht nicht, dass die so genann-ten „Notgründungen“ zahlreicher geworden sind, denndiese Gründungen werden nicht primär als unternehme-rische Chance begriffen, sondern als – unter Umständenvorübergehende – Möglichkeit der Sicherung des Lebens-unterhalts. Die relative Verschlechterung im Vergleich zuanderen GEM-Ländern ist, neben der allgemein inDeutschland etwas pessimistischeren Einschätzung derLebenssituation verglichen mit anderen Ländern, mithoher Wahrscheinlichkeit auf die hierzulande derzeit un-günstigere makroökonomische Situation zurückzuführen.Die meisten west-, süd- und nordeuropäischen Ländersowie die USA weisen zum Zeitpunkt der Erhebung Mit-te 2003 günstigere Kennzahlen auf als Deutschland. Diesich seit den Befragungen abzeichnende Konjunkturbe-lebung kann die Bewertung der Bevölkerung im GEM2003 noch nicht beeinflusst haben, könnte sich aber beiden GEM-Befragungen in 2004 bemerkbar machen.

Leicht verbessert hat sich die absolute und relative Posi-tionierung Deutschlands bei der Einschätzung derGründungsfähigkeiten der Bevölkerung. Knapp zweiFünftel der Erwachsenen sind der Ansicht, dass sie dasWissen, die Fähigkeit und die Erfahrung besitzen, dienotwendig sind, um ein Unternehmen zu gründen (vgl.Abb. 3.5.3). Dieser Wert liegt drei Prozentpunkte überdem Vorjahreswert. Innerhalb der europäische Referenz-länder belegt Deutschland damit einen Mittelplatz, waseiner Verbesserung gegenüber 2002 gleichkommt. So er-freulich dieser Befund ist, so wenig sollte er momentanüberbewertet werden. Erst wenn sich die Werte Deutsch-lands diesbezüglich auch in Zukunft verbessern würden,wären z.B. Aussagen über einen möglichen positivenEinfluss der öffentlichen Förderprogramme auf dieGründungsfähigkeiten der deutschen Bevölkerung plau-sibel.

Die deutschen GEM-Länderberichte der letzten Jahrehaben gezeigt: Erwachsene in GEM-Ländern mit hohenTEA-Quoten sehen eher gute Gründungschancen undschätzen ihre Gründungsfähigkeiten höher ein als dieBevölkerung in Ländern mit eher niedrigen Gründungs-aktivitäten. Diese Zusammenhänge existieren auch in2003 in ähnlichem Maße. Für dieses Kapitel ist relevant,dass auch die Gründungseinstellungen und -potenziale,zumindest auf Länderebene, statistisch signifikant korre-lieren. Je höher der Anteil der Bevölkerung ist, der guteGründungsfähigkeiten zu besitzen glaubt, umso höher istauch der Anteil derjenigen, die gute Gründungschancenim regionalen Umfeld sehen (vgl. Abb. 3.5.4). Eine Per-son, die von ihren eigenen Gründungsfähigkeiten über-zeugt ist, wird für sich eher gute Gründungschancen se-hen. Da beide Variablen positiv mit den Gründungs-aktivitäten in den Ländern korrelieren, erscheint es plau-sibel, politische Maßnahmen sowohl zur Verbesserungder Gründungsfähigkeiten der Bevölkerung (und der in-dividuellen Perzeption dieser Fähigkeiten!) zu ergreifenals auch solche, die zu einer Verbesserung der Gründungs-chancen und deren Wahrnehmung durch die Bevölkerungführen können. Nachholbedarf besteht in Deutschland beibeiden Faktoren, wie Abb. 3.5.4 ebenfalls zeigt, denn esbefindet sich jeweils im unteren Drittel der GEM-Län-der. Einschränkend sei bemerkt, dass es sich beim ge-nannten Zusammenhang um einen solchen auf Ebene deraggregierten Daten ganzer Staaten handelt, nicht aber umIndividualdaten, die nur dem Team des jeweiligen GEM-Landes zur Verfügung stehen. Ein Zusammenhang auf

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

0 10 20 30 40 50

30,7

35,0

25,1

29,1

34,1

35,2

48,7

13,5

33,8

USA

Spanien

Schweiz

Niederlande

Großbritannien

Finnland

Italien

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “In den nächsten sechs Monaten werden sich inder Region, in der Sie leben, gute Möglichkeitenfür eine Unternehmensgründung ergeben.”

Abb. 3.5.2 Die Einschätzung der Gründungschancenin ausgewählten europäischen GEM-Ländern sowie in den USA 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 21

Staatenebene muss nicht notwendigerweise auch auf Ebe-ne der Individuen existieren. Für Deutschland ist dieserZusammenhang auch auf individueller Ebene gegeben:21% der Erwachsenen mit Gründungsfähigkeiten sehengute Gründungschancen, aber nur 9% der Befragten ohneGründungsfähigkeiten. Umgekehrt besitzen 60% der Be-fragten mit einer optimistischen Beurteilung der Chan-cen auch entsprechende Gründungsfähigkeiten, aber nur36% der Erwachsenen mit eher pessimistischer Einschät-zung der Gründungschancen.

Die drei nachfolgenden Abbildungen zeigen, wie sich dieWerte der beiden Einstellungs- und der einen Potenzial-variable zwischen 2000 und 2003 in Deutschland verän-dert haben, und zwar differenziert nach West- und Ost-deutschland sowie nach Erwachsenen, die aktiv an derGründung eines Unternehmens beteiligt sind oder dieseGründung in der jüngeren Vergangenheit bereits abge-

schlossen haben, und solchen, die dies nicht taten. Letzt-genannte Unterscheidung zwischen den wenigen Grün-dungsaktiven und den vielen nicht unternehmerisch Ak-tiven ist wichtig, weil die Werte erstens signifikant diffe-rieren müssten und zweitens diese Unterschiede für dieGründungsförderung wertvolle Hinweise liefern. Will diePolitik die Zahl der Gründungsaktiven erhöhen, muss siewissen, welche Einstellungen die bislang nicht unter-nehmerisch Aktiven kennzeichnet. Unternehmerisch ak-tive Personen sind Befragte, die zum Zeitpunkt der Be-fragunga) alleine, mit Partnern oder mit ihrem Arbeitgeber ver-

suchen, ein neues Unternehmen zu gründen,b) alleine oder mit Partnern Inhaber eines Unternehmens

sind, bei dem Sie in der Geschäftsleitung mithelfenoder

c) während der letzten drei Jahre Gelder zur Verfügunggestellt hatten, um von anderen gegründete Unterneh-men in der Anfangsphase zu unterstützen. Damit istnicht der Kauf von Aktien oder Investmentfonds ge-meint.

Zunächst werden die Gründungschancen analysiert (vgl.Abb. 3.5.5). Offensichtlich schätzt die deutsche Bevöl-kerung die Gründungschancen seit Jahren kontinuierlichpessimistischer ein als im jeweiligen Vorjahr. Dies giltsowohl in West- und Ostdeutschland als auch für unter-nehmerisch Aktive und Befragte ohne unternehmerische

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

0 10 20 30 40 50

53,9

35,4

50,2

32,1

35,2

48,4

38,5

38,2

44,2

USA

Spanien

Schweiz

Niederlande

Großbritannien

Finnland

Italien

Deutschland

Ø allerGEM-Länder

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Er-fahrung, die notwendig sind, um ein Unternehmenzu gründen.”

Abb. 3.5.3: Die Einschätzung der Gründungs-fähigkeiten in ausgewählten europäischenGEM-Ländern sowie in den USA 2003

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

100806040200

80

20

60

40

0

Gu

teG

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t

Befragte mit Gründungsfähigkeiten in Prozent

Deutschland

SchweizNiederlande

Spanien

Finnland

ItalienUSA

Großbritannien

r = 0,72

Abb. 3.5.4: Zusammenhang zwischen Gründungs-chancen und Gründungsfähigkeiten in den31 GEM-Ländern 2003

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22 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Aktivität. Auffällig sind zwei Befunde. Erstens hat sichdie Bewertung der Gründungschancen bei den unterneh-merisch nicht aktiven Personen in ganz Deutschland si-gnifikant stärker verschlechtert als bei den unternehme-risch Aktiven. Zweitens ist dieser Rückgang bei den ost-deutschen unternehmerisch Aktiven weniger stark als beiden westdeutschen Aktiven, während der Rückgang beiden Befragten ohne unternehmerische Aktivität in bei-den Teilen Deutschlands gleich intensiv ist (jeweils Hal-bierung des 2000er-Anteils in 2003).

Wie erwartet, beurteilen die unternehmerisch Aktiven injedem einzelnen Referenzjahr und in beiden TeilenDeutschlands die Gründungschancen positiver als dieReferenzgruppe der Personen ohne aktuelle unternehme-rische Aktivität. Die Unterschiede zwischen beiden Teil-populationen haben während der drei Jahre sogar zuge-nommen. Mit anderen Worten: Der Optimismus hat beiden unternehmerisch Aktiven weniger stark abgenommenals bei den Befragten ohne unternehmerische Aktivität.Auch dieser Befund gilt für beide Teile Deutschlands.

Die Unterschiede zwischen den neuen und den alten Bun-desländern sind schließlich gleichfalls offensichtlich. Injedem einzelnen Referenzjahr und für unternehmerischaktive wie für nicht unternehmerisch aktive Befragte liegtder Anteil der gute Gründungschancen Sehenden in West-deutschland höher als in Ostdeutschland. Allerdings ha-ben sich die diesbezüglichen Unterschiede bei den Pro-zentwerten zwischen beiden Teilen Deutschlands zwi-schen 2000 und 2003 verringert.

Anders als bei der Frage nach den Gründungschancenzeigt sich in Abb. 3.5.6, dass die Angst vor dem Schei-tern sowohl intertemporal als auch interregional (nurWest-Ost-Vergleich) relativ stabile Befunde ergibt. Die-se Stabilität besitzt auch innerhalb der Gruppe der unter-nehmerisch Aktiven sowie innerhalb der unternehmerischnicht Aktiven Gültigkeit. Zwischen den beiden letztge-nannten Teilpopulationen existieren aber die erwartetgroßen Unterschiede: Unter unternehmerisch (bislang)nicht Aktiven wird die Angst vor dem Scheitern etwa1,5mal so oft als Grund für das Unterbleiben einer Grün-dung genannt als unter Personen, die bereits unterneh-merisch aktiv sind und womöglich eine weitere Grün-dung in Erwägung ziehen. Ein interessantes Detail ist,dass die – insgesamt übergroße Mehrheit der – unterneh-merisch nicht aktiven Personen in Ostdeutschland in 2003

die Angst vor dem Scheitern genauso häufig wie ihrewestdeutschen Pendants als Gründungshemmnis empfin-den. Vor wenigen Jahren betrugen diesbezüglich die Un-terschiede zwischen beiden Teilen Deutschlands noch biszu zehn Prozentpunkte. In abgeschwächter Form gilt diesauch für die unternehmerisch Aktiven, die in Ostdeutsch-land mittlerweile sogar etwas weniger ängstlich sind alsim Westen.

Auch für die Einschätzung der Gründungsfähigkeiten sinddie vorgenannten Vergleiche möglich, allerdings nur fürdrei Erhebungsjahre (2001-2003, vgl. Abb. 3.5.7). Derintertemporale Vergleich offenbart insgesamt eine leich-te, aber spürbare Verbesserung der Gründungsfähigkeiten.Der Anteil der über Gründungsfähigkeiten Verfügenden

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000 - 2003

2000 2001 2002 2003

Fragestellung: “In den nächsten sechs Monaten werden sich inder Region, in der Sie leben, gute Möglichkeitenfür eine Unternehmensgründung ergeben.”

28,2

26,7

33,1

30,6

42,0

38,0

40,7

37,3

13,2

11,6

20,0

18,0

25,4

22,6

27,5

24,3

19,0

18,8

19,7

22,6

6,8

11,1

12,3

13,4

Ostdeutschland

Westdeutschland

Deutschland gesamt

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

40 30 20 10 0

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

10 20 30

Abb. 3.5.5: Einschätzung der Gründungschancen nachunternehmerischer Aktivität in Deutschland2000-2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 23

stieg um mehr als drei Prozentpunkte. Dieser Anstieg ver-teilt sich etwa gleichmäßig auf unternehmerisch aktiveund nicht aktive Personen, wenn ganz Deutschland be-trachtet wird. Es gibt jedoch bemerkenswerte Unterschie-de zwischen Ost- und Westdeutschland. Unternehmerischaktive Personen in den neuen Bundesländern schätzenihre Gründungsfähigkeiten in 2003 positiver ein als die-se Personen in den alten Bundesländern, was 2001 und2002 noch nicht der Fall war. Der entsprechende Pro-zentsatz der solche Gründungsfähigkeiten Besitzendenstieg in Ostdeutschland in zwei Jahren um knapp 13 Pro-zentpunkte, im Westen nur um 2,6 Prozentpunkte. Beiden bislang nicht unternehmerisch Aktiven nahm derAnteil der Personen mit entsprechenden Fähigkeiten inbeiden Teilen Deutschlands in etwa gleichem Umfang zu.

Erwartungsgemäß schätzen die bereits unternehmerischAktiven ihre Gründungsfähigkeiten als weitaus besser einals die bislang nicht unternehmerisch Aktiven. Falls es,wie in der Vergangenheit, das Ziel der Gründungs-förderung sein sollte, die Zahl an (überlebensfähigen)Gründungen in Deutschland zu erhöhen, dann muss er-stens die tatsächliche Gründungsfähigkeit der bislangnicht unternehmerisch Aktiven erhöht werden und zwei-tens daraufhin gewirkt werden, dass diese Personen ihre(dann erworbenen) Gründungsfähigkeiten auch als aus-reichend einschätzen. Letzteres ist Voraussetzung dafür,dass die Fähigkeiten auch zur Gründungsidee und an-schließend zur Umsetzung dieser Idee führen.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000 - 2003

2000 2001 2002 2003

Fragestellung: “Die Angst zu scheitern würde Sie davon abhalten,ein Unternehmen zu gründen.”

34,9

34,6

27,2

28,7

31,9

32,1

36,1

35,1

52,2

52,5

52,0

53,4

52,6

54,6

49,0

50,9

33,1

36,2

33,1

30,5

53,2

58,6

62,1

57,7

Ostdeutschland

Westdeutschland

Deutschland gesamt

40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

Abb. 3.5.6: Angst vor dem Scheitern als Gründungs-hemmnis nach unternehmerischer Aktivitätin Deutschland 2000-2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2001 - 2003

2001 2002 2003

Fragestellung: “Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Er-fahrung, die notwendig sind, um ein Unternehmenzu gründen.”

71,1

72,0

72,7

71,9

68,5

67,7

31,2

30,0

27,9

26,6

24,3

23,6

76,6

68,0

64,0

25,8

21,9

20,8

Ostdeutschland

Westdeutschland

Deutschland gesamt

4050607080 30 20 10 0

Personen mit “Ja”- Antwortpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

10 20 30

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

Abb. 3.5.7: Einschätzung der Gründungsfähigkeitennach unternehmerischer Aktivität inDeutschland 2001-2003

Page 25: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR - LUH...Förderinfrastruktur (Rang 2) und bei der physischen Infrastruktur (Rang 5). • Relative Schwächen sind in Teilen der politischen Rah-menbedingungen

24 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

4 Rahmenbedingungen für Gründungenin Deutschland 2003

4.1 Wie ist Deutschland im internationalenVergleich positioniert?

! Stark unterschiedliche Ausprägung der Rahmenbedin-gungen in Deutschland

! Im internationalen Vergleich schlechtere Platzierungals 2001 und 2002

! USA bieten weltweit die besten Rahmenbedingun-gen für Gründer

Unternehmensgründer werden bei ihrem Vorhaben voneiner Reihe von gründungsbezogenen Rahmenbedingun-gen beeinflusst, welche von Land zu Land unterschied-lich ausgeprägt sind. Hierzu gehören z.B. die Finanzie-rung, die politischen Rahmenbedingungen, die öffentli-che Förderinfrastruktur oder die gründungsbezogeneAusbildung. Die Bereitschaft, sich selbstständig zu ma-chen, wird von diesen Faktoren wesentlich gesteuert.

Das GEM-Modell unterscheidet neun gründungsbezogeneRahmenbedingungen (vgl. Anhang 1). Die Datenbasisbilden eine schriftliche und persönliche Befragung vonGründungsexperten aus unterschiedlichen Bereichen (Po-litik, Finanzierung, Kammern, Aus- und Weiterbildung,Wissenschaft). In Deutschland wurden nach dieser Me-thode insgesamt 53 Gründungsexperten schriftlich unddavon 23 zusätzlich in einem leitfadengestützten Inter-view befragt. Die schriftliche Befragung nimmt die Ein-schätzung der Experten zur Ausprägung der neun Rah-menbedingungen auf. In den vor Ort durchgeführtenExperteninterviews werden zusätzlich die nach Experten-meinung wesentlichen Stärken und Schwächen sowie diewichtigsten Handlungsempfehlungen an die Politik er-fragt. Diese Informationen können anhand der quantita-tiven Befragung allein nicht ermittelt werden. Mit Hilfeder quantitativen Daten der schriftlichen Befragung las-sen sich genauere Aussagen hinsichtlich der neun grün-dungsrelevanten Rahmenbedingungen treffen. Ergänztwerden diese Erkenntnisse durch die qualitativen Infor-mationen aus den geführten Interviews.

Im internationalen Vergleich belegt Deutschland über alleRahmenbedingungen Platz 13 unter 31 Ländern, für dieExpertendaten vorliegen (vgl. Anhang 2). Die besten

Rahmenbedingungen bieten die USA, gefolgt von den„Tigerstaaten“ Singapur und Hongkong. Von den euro-päischen Ländern sind Finnland, Irland, die Schweiz, dieNiederlande und Island vor Deutschland platziert. Insge-samt ist zu erkennen, dass industrialisierte Länder dievorderen Rangplätze einnehmen, während Schwellen- undEntwicklungsländer schlechtere Rahmenbedingungen fürGründer bieten. Auffällig sind auch die schlechtenPlatzierungen der südamerikanischen Länder Argentini-en, Brasilien und Venezuela, welche aufgrund der langanhaltenden Wirtschaftskrise drei der letzten fünf Rang-plätze belegen. Allein Chile belegt aus dieser Länder-gruppe einen vergleichsweise guten Rangplatz.

Die befragten Experten haben die Rahmenbedingungenfür Gründungen in Deutschland sehr unterschiedlich be-wertet. In Abb. 4.1.1 sind für jede Rahmenbedingung derIndexwert für das Jahr 2003, der internationale Rangplatzund die Veränderung des Indexwertes von 2001 zu 2003dargestellt. Die beste Bewertung erhält die „PhysischeInfrastruktur“, welche die Leistungen der Versorgungs-betriebe sowie die Qualität von Verkehrs- und Tele-kommunikationseinrichtungen umfasst. Im internationa-len Vergleich belegt Deutschland hier als bestes europäi-sches Land den 5. Rang. Weitere Rahmenbedingungenmit recht guten Bewertungen sind der Schutz geistigenEigentums (Patente etc.), die öffentliche Förderinfra-struktur sowie mit Abstrichen die politischen Rahmen-bedingungen im Bereich Priorität und Engagement. DieEinstufung der wichtigen Rahmenbedingung „Finanzie-rung“ ist nur noch durchschnittlich (12. Rangplatz). Alleweiteren Rahmenbedingungen werden ebenfalls alsdurchschnittlich bis schlecht eingeschätzt. Besonders diegesellschaftlichen Werte und Normen, die Politik im Be-reich Regulierung und Steuern sowie die gründungs-bezogene Ausbildung im schulischen Bereich werden vonden Experten als schlecht bewertet und liegen im inter-nationalen Vergleich im unteren Drittel.

Die Bewertungen der Gründungsexperten haben sich imZeitverlauf der Jahre 2001 bis 2003 bis auf wenige Aus-nahmen verschlechtert. Damit hat sich der im letzen GEM-Länderbericht 2002 dargestellte Trend im Wesentlichenfortgesetzt. Das Thema Entrepreneurship findet in derWirtschaft weniger Beachtung als noch zu Ende der1990er Jahre, v.a. aufgrund der Krise der New Economyund der anhaltend schlechten Konjunktur. Diese Entwick-

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 25

lungen werfen ihren Schatten auf die gründungs-bezogenen Rahmenbedingungen und hemmen somit dasGründungsgeschehen, nicht nur in Deutschland.

In Deutschland stechen bei einem Vergleich der Indizesüber die Zeit zwei Rahmenbedingungen besonders nega-tiv hervor. Zum einen ist dies der Bereich der Finanzie-rung, dessen Index sich von 2001 auf 2003 um 0,85 Punkteverschlechtert hat. Zum anderen werden die politischenRahmenbedingungen (Regulierung und Steuern) im Jahr2003 ungünstig bewertet, was den Trend der Vorjahrefortsetzt.

Das nächste Kapitel betrachtet die Rahmenbedingungen„Öffentliche Förderinfrastruktur“, „Politische Rahmen-bedingungen“, „Finanzierung“ sowie „Gründungs-bezogene Ausbildung“ im Detail. Die restlichen Rahmen-bedingungen können aus Platzgründen nicht eingehen-der untersucht werden, zumal sie von den Experten als

wenig problematisch eingestuft werden. Handlungsbedarfbesteht bei den im Folgenden näher untersuchten und alswichtig erachteten Rahmenbedingungen.

4.2 Wo gibt es Handlungsbedarf?

Öffentliche Förderinfrastruktur

! Im internationalen Ranking auf Platz 2! Förderung für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit

verbessert! Kritik an Transparenz des Angebotes an Förderpro-

grammen

Im Bereich der öffentlichen Förderinfrastruktur für Grün-der belegt Deutschland im internationalen Vergleich ei-nen guten zweiten Platz. Lediglich in Irland schätzen die

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragungen 2001 -

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

0 0-1 -1

Verschlech-terung

Verbes-serung

-0,5-2schlecht

+1 +0,5+2gut

- 0,13 + 0,14a,b

- 0,06

- 0,30

- 0,15b

+ 0,08a

- 0,01a

- 0,85a

+ 0,11

- 0,24

+ 0,07a

- 0,11

- 0,13a

- 0,14

+ 0,16

- 1,20

- 1,06

- 0,61

- 0,26

- 0,22

- 0,19

- 0,13

- 0,12

- 0,06

+ 0,14

+ 0,39

+ 0,44

+ 1,45

Rahmenbedingungen:

Öffentliche Förderinfrastruktur

Schutz geistigen Eigentums (Patente etc.)

Berater und Zulieferer für neue Unternehmen

Wissens- und Technologietransfer

Gründungsbezogene Ausbildung 1: Schule

Unterstützung für Gründungenvon Frauen

Physische Infrastruktur

Politik 1: Priorität und Engagement

Marktoffenheit 1: Marktveränderung

Marktoffenheit 2: Markteintrittsbarrieren

Finanzierung

Gründungsbezogene Ausbildung 2: Hochschule

Gesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)

Politik 2: Regulierung, Steuern

5.

25.

2.

21.

9.

13.

13.

23.

29.

15.

13.

12.

19.

23.

Indexwert fürDeutschland 2003

Rang-platz1

Veränderungdes Indexwertes

2001 zu 2003

1

a

b

Deutschlands Rangplatz 2003 (von 31 Ländern)

Die hier dargestellten Veränderungen der Indexwerte beziehen sichauf weniger Items als die Indexwerte für das Jahr 2003

Indexwert für die Veränderung 2002 zu 2003

Abb. 4.1.1: Gründungsbezogene Rahmenbedingungen in Deutschland in statischer und dynamischer Betrachtung

Page 27: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR - LUH...Förderinfrastruktur (Rang 2) und bei der physischen Infrastruktur (Rang 5). • Relative Schwächen sind in Teilen der politischen Rah-menbedingungen

26 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Experten, wie bereits im Vorjahr, die öffentliche Förder-infrastruktur noch besser ein (vgl. Abb. 4.2.1). Der Index-wert für Deutschland nimmt seit 2001 ab (von 0,57 imJahr 2001 auf 0,39 im Jahr 2003). Dieser Rückgang er-folgt allerdings nur in kleinen Schritten auf einem relativhohen Niveau und der Wert im Jahr 2003 liegt noch deut-lich über dem Durchschnitt aller GEM-Länder. Die Aus-sage, dass die öffentliche Förderinfrastruktur für Grün-der eine Stärke Deutschlands ist, trifft also vollends zu.

Wie in den Vorjahren beurteilen die Experten in Deutsch-land besonders die effektive Unterstützung durch Tech-nologie- und Gründerzentren sowie das gut aufgestellteAngebot an Förderprogrammen für Gründer als positiv.Neben den bestehenden Förderprogrammen wird dieUnterstützung von Gründungen aus der Arbeitslosigkeitdurch die Maßnahmen „Ich-AG“ und „Überbrückungs-geld“ als wichtige Ergänzung des Angebots an Förder-möglichkeiten hervorgehoben. Auffällig ist die im Ver-gleich zu 2002 deutlich bessere Bewertung der Aussage„In meinem Land ist ein breites Spektrum an Förder-programmen und Beratungsdienstleistungen für neue undwachsende Unternehmen bei einer einzigen Einrichtungerhältlich“. Diese Aussage weist zwar die schwächste Be-wertung aller Statements auf, der Indexwert ist aber um0,4 Punkte gestiegen. Die im GEM-Länderbericht 2002formulierte Empfehlung, zentrale Anlaufstellen für Grün-der einzurichten und Förderprogramme zu bündeln undzu vereinheitlichen, scheint nach Meinung der Expertennicht wirkungslos geblieben zu sein. Als Beispiel sei die"Bundesweite Agentur für Gründerinnen" genannt, diezum Großteil aus Bundesmitteln finanziert wird.

Im Bereich der öffentlichen Förderung wird aber auchKritik laut. Die Experten nannten sehr häufig die Bezeich-nung „Förderdschungel“. Angesichts der Breite desFördersystems und der Vielzahl der Programme auf Bun-des-, Landes- und Gemeindeebene scheint es an Trans-parenz und Übersichtlichkeit zu fehlen. Unter diesemMissstand leidet letztlich auch die Effektivität der För-derung, da Programme von potenziellen Antragstellernnicht wahrgenommen werden. Diese Tatsache verlangteine ständige Überprüfung des Förderkataloges nach In-anspruchnahme, Effektivität und Erfolg. Nur so kanngewährleistet werden, dass öffentliche Förderung eineUnterstützung für Gründer darstellt. Erste Erfolge auf demWeg zu mehr Transparenz und Übersichtlichkeit scheintes zu geben: Die im Vergleich zu 2002 deutlich besseren

Experteneinschätzungen von Aussage A („Breites Spek-trum an Förderung bei einer einzigen Einrichtung erhält-lich“) sowie Aussage D („Mitarbeiter öffentlicher För-dereinrichtungen erfüllen ihre Aufgabe kompetent undeffektiv“) bestätigen dies.

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragungen

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

A- 0,04

+ 0,94

+ 0,98

+ 0,20

+ 0,12

+ 0,15

B

C

D

E

F

Irland + 0,52

+ 0,39

+ 0,23

Deutschland

Finnland

3

Ø GEM = 2,62

Index im internationalen Vergleich

Die Bewertungen für Deutschland im Detail

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

A:

B:

C:

D:

E:

In meinem Land ist ein breites Spektrum an Förderprogrammen undBeratungsdienstleistungen für neue und wachsende Unternehmen beieiner einzigen Einrichtung erhältlich.

In meinem Land leisten Technologie- und Gründerzentren sowieInkubator-Einrichtungen eine effektive Unterstützung für neue undwachsende Unternehmen.

In meinem Land existiert eine angemessene Anzahl staatlicher Förder-programme für neue und wachsende Firmen.

In meinem Land sind die Mitarbeiter der öffentlichen Einrichtungen, dieneue und wachsende Unternehmen unterstützen, kompetent undeffektiv in der Erfüllung ihrer Aufgabe.

In meinem Land kann fast jeder, der Unterstützung von staatlichenProgrammen für neue und wachsende Unternehmen benötigt, dasrichtige Angebot finden.

In meinem Land sind staatliche Förderprogramme mit dem Ziel derUnterstützung neuer und wachsender Unternehmen wirkungsvoll.

F:

1.

2.

3.

Abb. 4.2.1: Index der öffentlichen Förderinfrastrukturin Deutschland und im internationalenVergleich 2003

Page 28: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR - LUH...Förderinfrastruktur (Rang 2) und bei der physischen Infrastruktur (Rang 5). • Relative Schwächen sind in Teilen der politischen Rah-menbedingungen

GEM-Länderbericht Deutschland 2003 27

Politische Rahmenbedingungen

! Gründungen genießen weiterhin einen hohen Stellen-wert in der politischen Diskussion

! Staatliche Vorschriften/Regulierungen werden als sehrhemmend bewertet

! Erste Erfolge der Bundespolitik im Bereich Büro-kratieabbau?

Die politischen Akteure eines Landes prägen durch ihreEntscheidungen das Umfeld für Unternehmens-gründungen. Das GEM-Projekt untersucht im Bereich derpolitischen Rahmenbedingungen zwei Aspekte. Zum ei-nen wird gefragt, welchen Stellenwert Politiker dem The-ma Entrepreneurship beimessen und in welchem Umfangsich dies in politischem Handeln widerspiegelt. Zum an-deren wird untersucht, inwieweit dieses politische Han-deln in Gestalt von Regulierungen oder der Ausgestal-tung des Steuersystems gute Bedingungen für Unter-nehmensgründungen bietet.

Die Experteneinschätzungen für beide Aspekte fallenanalog zu den GEM-Untersuchungen der letzten Jahresehr unterschiedlich aus. Der Wert für die Einstellung derPolitik hat sich in den letzen drei Jahren auf einem durch-schnittlichen Niveau eingependelt (Wert 2003: - 0,06),insgesamt hat sich der Indexwert von 2001 zu 2003 leichtum 0,07 Indexpunkte verbessert (vgl. Abb. 4.1.1). Hier-bei schneidet wie in den vorherigen Jahren die Länder-und Kommunalpolitik zur Unterstützung von Gründernbesser ab als die Bundespolitik (vgl. Abb. 4.2.2). DieIndexwerte für beide Handlungsebenen haben von 2001bis 2003 zugenommen. Das verdeutlicht, dass das The-ma Entrepreneurship nach Expertenmeinung verstärkt inder politischen Diskussion Gehör findet, auch oder gera-de wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit. Im inter-nationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Untersu-chung des ersten Aspektes auf dem 13. Rangplatz. Hier-bei liegt der Indexwert noch über dem Durchschnitt allerGEM-Länder. Die durchschnittliche Einschätzung durchdie Experten zeigt jedoch, dass weitere Verbesserungenerwünscht und möglich sind.

Anders ist die Situation beim zweiten Aspekt, demEinfluss von Regulierungen und Steuern auf Entrepre-neurship. Die Einschätzungen der Experten haben sichseit 2001 um einen Drittel-Indexpunkt verschlechtert(Veränderung 2001 zu 2003: - 0,30). Es fällt besonders

die negative Bewertung der in den Indexwert eingehen-den Aussage „In meinem Land können neue Unterneh-men die meisten notwendigen Genehmigungen und Li-zenzen in ca. einer Woche erhalten“ auf (vgl. Abb. 4.2.3),wobei dieses Statement in sehr vielen Ländern schlechtbewertet wird (nur drei Bewertungen über dem neutralenWert von 3,0). Aus dieser Einschätzung lässt sich dieAnsicht der meisten interviewten Experten ableiten, dassGründer bei ihrem Vorhaben mit zu vielen staatlichenVerordnungen, Regulierungen konfrontiert würden, wel-che in der Summe den Gründungsprozess unnötig er-schweren und verlängern. Besonders betont werden Ver-ordnungen aus den Bereichen des Arbeitsschutzes, derBauordnung und des Gewerberechtes. Neben den büro-

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragungen

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

A- 0,91

+ 0,22

- 0,33

+ 0,71

B

D

C

Thailand + 0,59

+ 0,32

+ 0,17

- 0,06

Irland

Finnland

Deutschland

3

Ø GEM = 2,60

Index im internationalen Vergleich

Die Bewertungen für Deutschland im Detail

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

A:

B:

C:

D:

In meinem Land bevorzugt die Regierungspolitik durchweg neue Firmen(z.B. im Rahmen staatlicher Beschaffungspolitik).

In meinem Land hat die Unterstützung neuer und wachsender Unter-nehmen eine hohe Priorität bei der Politik der Bundesregierung.

In meinem Land hat die Unterstützung neuer und wachsender Unter-nehmen eine hohe Priorität bei der Politik auf lokaler und regionalerEbene.

In meinem Land ist die Regierungspolitik mit dem Ziel der Unterstützungneuer und wachsender Unternehmen wirkungsvoll.

1.

2.

3.

13.

Abb. 4.2.2: Index der politischen Rahmenbedingungen 1:Priorität und Engagement in Deutschlandund im internationalen Vergleich 2003

Page 29: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR - LUH...Förderinfrastruktur (Rang 2) und bei der physischen Infrastruktur (Rang 5). • Relative Schwächen sind in Teilen der politischen Rah-menbedingungen

28 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

kratischen Hürden wird das komplizierte Steuersystemin Deutschland als wesentliches Hemmnis fürEntrepreneure angeführt. Weniger die absolute steuerli-che Belastung als vielmehr das komplexe und kompli-zierte Steuersystem stehen dem Gründer im Weg. EinGründer kann seinen Verpflichtungen nach Meinung derExperten von Anfang an nur mit Hilfe eines Steuerbera-ters nachkommen, was gerade in der Startphase evtl. ver-meidbare Kosten verursacht.

Um Gründern im Bereich der Regulierungen und Steu-ern bessere Rahmenbedingungen bieten zu können, legtedas Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit im Fe-bruar 2003 den Masterplan „Bürokratieabbau“ auf. DasSofortprogramm zum Abbau von Bürokratie möchteExistenzgründungen und Kleinunternehmen durch denAbbau unnötiger Bürokratie bei der Buchführung und beider Gewerbe- und Umsatzsteuer fördern (z.B. durch dieVereinfachte Gewinnermittlung und Buchführung). Esscheint verständlich, dass sich eine so umfassende Auf-gabe nicht kurzfristig umsetzen lässt. Das lassen auch dieBewertungen der Experten erkennen, welche den negati-ven Trend der Vorjahre fortsetzen. Dennoch, so die Mei-nung der meisten Experten, ist dieser Masterplan ein er-ster, wichtiger Schritt zur Durchdringung des „Bürokratie-dschungels“. Aktuell wird beispielsweise in Nordrhein-Westfalen diskutiert, die Hälfte aller Verordnungen zustreichen. Ein weiteres Thema ist die Abschaffung derMeisterpflicht als Voraussetzung für eine Selbstständig-keit im Handwerk (Reform der Handwerksordnung).

Im Vergleich zu den anderen GEM-Ländern 2003 belegtDeutschland im Bereich der Regulierungen und Steuerneinen schlechten 23. Rangplatz. Wie auch im letzten Jahrschätzen die Experten in Hongkong, Island und Singapurdie Bedingungen am besten ein. Von den europäischenIndustrieländern sind nur noch Belgien und Italienschlechter als Deutschland platziert. Es ist sicherlich un-bestritten, dass die Wirtschaft, und somit auch der Be-reich des Entrepreneurship, einer gewissen staatlichen Re-gulierung bedarf. Jedoch sollte die Anzahl an Regulie-rungen und Verordnungen in Deutschland auf ihre Not-wendigkeit hin überprüft werden.

Finanzierung

! Rahmenbedingung mit der ungünstigsten Entwick-lung in den letzten Jahren

! Restriktives Verhalten von Banken bei Kreditvergabe! Aktuell geringe Bedeutung von Beteiligungskapital/

Venture Capital

Die Finanzierung der Gründungsidee stellt für Gründereine der dringendsten Fragen auf dem Weg in dieSelbstständigkeit dar. Die meisten Gründer verfügenselbst nicht über ausreichendes Gründungskapital undsind auf Unterstützung angewiesen. Deshalb ist die Fi-nanzierung eine der wichtigsten Rahmenbedingungen inden jeweiligen GEM-Ländern. Es werden unterschiedli-che Finanzierungsarten unterschieden. Kleinstgrün-

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragungen

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

A- 1,64

- 1,00

- 0,56

B

C

Hongkong + 1,26

+ 0,84

+ 0,73

- 1,06

Island

Singapur

Deutschland

3

Ø GEM = 2,43

Index im internationalen Vergleich

Die Bewertungen für Deutschland im Detail

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

A:

B:

C:

In meinem Land.

In meinem Land.

In meinem Land

.

können neue Unternehmen die meisten notwendigenGenehmigungen und Lizenzen in ca. einer Woche erhalten

ist die Höhe der Steuern KEINE erhebliche Belastungfür neue und wachsende Unternehmen

erfolgt die Erhebung von Steuern und die Anwendungstaatlicher Regulierungen bei neuen und wachsenden Firmen vorher-sehbar und konsistent

1.

2.

3.

23.

Abb. 4.2.3: Index der politischen Rahmenbedingun-gen 2: Regulierung, Steuern in Deutschlandund im internationalen Vergleich 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 29

dungen fragen besonders Fremdkapital nach, wohinge-gen innovative, technologieorientierte Gründungen auchauf Beteiligungskapital angewiesen sind. Im Gegensatzzu den bisherigen GEM-Länderberichten ist derFinanzierungsindex dieses Jahr nicht in diese zwei Be-reiche unterteilt. Dies bietet den Vorteil, dass alle State-ments in nur einen zu betrachtenden Finanzierungsindexeinfließen. Dabei sind einzelne Aussagen der genanntenFinanzierungsarten sehr wohl über die Jahre vergleich-bar.

Die Rahmenbedingung der Finanzierung von Gründun-gen ist diejenige, welche nach Ansicht der Experten inden letzten Jahren die größte Veränderung erfahren hat.Die GEM-Länderberichte aus den Jahren 2000 und 2001führten den Bereich der Finanzierung noch als eine Stär-ke Deutschlands an, im Jahr 2002 wurde dies schon kriti-scher betrachtet. Der Indexwert hat zwischen 2001 und2003 um 0,85 Punkte abgenommen (vgl. Abb. 4.1.1). Dieanhaltende Konjunkturkrise hat bei Banken und Kredit-instituten dazu geführt, immer weniger Kapital für Unter-nehmensgründungen zur Verfügung zu stellen.

Innerhalb der Aussagen A bis C (vgl. Abb. 4.2.4), die denIndex für den Bereich Eigen- und Fremdkapital abbil-den, ist für alle Statements von 2001 bis 2003 ein Rück-gang der Bewertungen zu verzeichnen. Die Bewertun-gen für die Aussagen A (Eigenkapital) und B (Fremdka-pital) verringern sich im Laufe dieser drei Jahre um 1,12bzw. 0,94 Indexpunkte. Im Gegensatz dazu fällt der Rück-gang für Aussage C (staatliche Subventionen) mit 0,49Indexpunkten noch moderat aus. Hier zeigt sich die Stär-ke der öffentlichen Förderinfrastruktur, wie bereits im vor-herigen Abschnitt beschrieben. Einige Gründe für dieseEntwicklung nannten die Experten in den persönlichenInterviews. Im Wesentlichen decken sich diese mit denBemerkungen aus den Vorjahren, der negative Trend hatsich also fortgesetzt. Experten aus Banken bemängeln diefehlende Lukrativität der meisten Finanzierungsgesuche,betonen aber, dass bei guten Gründungsvorhaben eineFinanzierung immer möglich ist. Weiterhin wird kritisiert,dass sich die großen Geschäftsbanken vollständig aus derFinanzierung von Gründungen zurückgezogen haben unddieses Feld den Sparkassen und Genossenschaftsbankenüberlassen haben. Diese reduzieren aber in Zeiten einerschwachen Konjunktur mit Risiko behaftete Geschäfteund können somit immer weniger Gründungsvorhabenunterstützen. Auch die Einführung der Haftungsfrei-

stellung für Banken bei der Finanzierung einer Gründungstellt in der Regel keinen Anreiz dar. Experten aus ande-ren Bereichen bemängeln vor allem das Hausbanken-prinzip. Durch das restriktive Verhalten von Banken imBereich der Gründungsfinanzierung gerät auch allzu oftdie Weitergabe öffentlicher Fördergelder an Gründer insStocken, da die Hausbank immer involviert sein muss.Viele Experten wünschen sich eine direkte Weitergabeder finanziellen Mittel an Gründer ohne Zwischen-

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragungen

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

USA

A

+ 0,57

- 0,08

+ 0,48

+ 0,08

+ 0,13

+ 0,67

- 0,88

- 0,40

- 0,69

- 0,19

Thailand

B

Kanada

C

D

E

F

Deutschland

3

Ø GEM = 2,61

Index im internationalen Vergleich

Die Bewertungen für Deutschland im Detail

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

A:

B:

C:

D:

E:

F:

In meinem Land ist genug Eigenkapital für neue und wachsendeUnternehmen erhältlich.

In meinem Land ist genug Fremdkapital für neue und wachsendeUnternehmen erhältlich.

In meinem Land gibt es genügend staatliche Subventionen für neue undwachsende Unternehmen.

In meinem Land stellen Privatpersonen (ohne Gründer und VC-Gesell-schaften) ausreichend Kapital für neue und wachsende Unternehmenzur Verfügung.

In meinem Land stellen Beteiligungskapitalgesellschaften ausreichendVenture Capital für neue und wachsende Unternehmen zur Verfügung.

In meinem Land ist durch Börsengänge ausreichend Kapital für neueund wachsende Unternehmen verfügbar.

1.

2.

3.

12.

Abb. 4.2.4: Finanzierungsindex in Deutschland und iminternationalen Vergleich 2003

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30 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

schaltung der jeweiligen Hausbank. So könnten Perso-nal- und Transaktionskosten gespart und aussichtsreicheGründungsvorhaben weniger bürokratisch mit finanziel-len Mitteln bedient werden.

Die Bewertungen für den zweiten Finanzierungsaspekt(Beteiligungskapital/Venture Capital und Privat-investoren), welcher durch die Aussagen D bis E abge-bildet wird, haben sich von 2001 bis 2003 ebenfalls ver-schlechtert. Die Experten bewerten Aussage D zu Privat-personen als Finanzierungsquelle (Rückgang um 1,41Indexpunkte zu 2001) und Aussage E zu Beteiligungs-kapitalgesellschaften als Finanzierungsquelle (Rückgangum 1,40 Indexpunkte zu 2001) deutlich schlechter als inden Vorjahren. Auch die Möglichkeit der Börsengängeals Finanzierungsquelle (Aussage F) für Gründer wirdkritischer betrachtet als den Jahren zuvor (Rückgang um0,90 Indexpunkte zu 2001) (vgl. Abb. 4.2.4). Nach Mei-nung der Experten schrauben die VC-Gesellschaften ihrEngagement im Gründungssektor zurück und konzentrie-ren sich auf andere Felder, wie Investitionen in reifereWachstumsunternehmen. Gründer müssen heute höhereAuflagen erfüllen, als noch vor zwei bis drei Jahren, umdurchaus noch vorhandenes Beteiligungskapital zu erhal-ten.

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland 2003 aufeinem durchschnittlichen 12. Platz. Dies ist im Vergleichzum Vorjahr eine Verschlechterung (2002 belegteDeutschland mit getrenntem Finanzierungsindex Rang-platz 7 bzw. 13 unter in beiden Jahren teilnehmenden Län-dern; N=27). Bedenkt man, dass sich in vielen Länderndie Finanzierungsmöglichkeiten viel schwieriger gestal-ten und dass andere europäische Länder wie die Nieder-lande, Dänemark, Finnland, die Schweiz und Irland vorDeutschland platziert sind, dann wird deutlich, dass die-ser 12. Platz ein eher unbefriedigendes Ergebnis ist. DieFinanzierung von Gründungen als eine der wichtigstenRahmenbedingungen muss nach Einschätzung der Exper-ten in Deutschland neue Strukturen bekommen. Ein er-ster Schritt ist die in 2003 durchgeführte Fusion der Deut-schen Ausgleichsbank (DtA) und der Kreditanstalt fürWiederaufbau (KfW) zur KfW Bankengruppe. Hier sol-len Kompetenzen gebündelt, Synergien geschaffen unddie Finanzierungsmöglichkeiten vor allem für Kleinunter-nehmen mit geringem Kapitalbedarf verbessert werden.Die Etablierung einer zentralen öffentlichen Förderbankwird von nahezu allen Experten begrüsst. Es bleibt abzu-

warten, ob sich die Bedingungen für Gründer zur Finan-zierung ihrer Vorhaben durch diese Maßnahme verbes-sern.

Gründungsbezogene Ausbildung

! Am schlechtesten bewertete Rahmenbedingung inDeutschland

! Angebote an Hochschulen zunehmend, aber noch ver-besserungswürdig

! Situation an Schulen bedenklich

Um sich selbstständig zu machen, benötigen Gründerneben ihrer Geschäftsidee auch die Fähigkeiten, einUnternehmen zu führen, d.h. ergänzend zur fachlichenQualifikation sind Gründer auch auf betriebs- und markt-wirtschaftliche Kenntnisse angewiesen. Das GEM-Pro-jekt unterscheidet im Bereich der gründungsbezogenenAusbildung zwei Aspekte: die Vermittlung gründungs-bezogenen Wissens in Schulen sowie die Vermittlungsolchen Wissens an Hochschulen.

Der Indexwert für die Einschätzung der Experten bzgl.des Stellenwertes des Themas Entrepreneurship an Hoch-schulen hat sich im Vergleich zu 2002 leicht verbessert(von – 0,35 im Jahr 2002 auf – 0,26 im Jahr 2003), insge-samt ist der Indexwert von 2001 zu 2003 leicht um 0,08Indexpunkte gestiegen (vgl. Abb. 4.1.1). Zwar hat sichDeutschland unter den sowohl 2002 als auch 2003 amGEM teilnehmenden Ländern (N=27) von Platz 20 imJahr 2002 auf Platz 18 im Jahr 2003 verbessert, belegtdamit aber weiterhin nur einen mittleren Rangplatz. Füh-rend in diesem Bereich sind die USA, Singapur und Ka-nada. In den USA hat die Einrichtung von Gründungs-lehrstühlen bereits in den 1960er Jahren begonnen, wasdie Spitzenposition der USA begründet.

Nach Meinung der Experten ist das Interesse anGründungsthemen im Hochschulbereich in Deutschlandauf Seiten der Politiker, der Sponsoren, aber auch derHochschulen in den letzten Jahren stark gestiegen. DerFörderkreis Gründungsforschung (FGF) erwähnt auf sei-ner Homepage mittlerweile gut 70 Gründungslehrstühle,die den Ruf erteilt oder bereits den Lehrbetrieb aufge-nommen haben. Auch wenn diese Entwicklung als posi-tiv angesehen wird, sparten die Experten nicht an Kritik.

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 31

Die Inhaber der Lehrstühle fokussierten die Lehre nochzu sehr auf theoretische Inhalte. Nur selten kämen dieLehrenden aus der Praxis und könnten von der Tätigkeitin einem Unternehmen bzw. einem eigenen Gründungs-vorhaben berichten. Hier wünschen sich die Expertennoch mehr die Vermittlung praxisnahen Wissens, z.B.durch Gastreferenten aus der Gründerszene. Die Ange-bote der Gründungslehrstuhlinhaber richten sich überwie-gend an Studierende der Wirtschaftswissenschaften. AuchStudierende natur- und sozialwissenschaftlicher Fächersollten in das Angebot einbezogen werden.

Die Vermittlung gründungsbezogenen Wissens an Schu-len ist nach Einschätzung der Experten die größte Schwä-che in Deutschland. Unter allen Rahmenbedingungenschneidet dieser Bereich mit einem Indexwert von –1,20am schlechtesten ab. Insgesamt hat sich der Indexwertvon 2001 zu 2003 weiter leicht um 0,06 Indexpunkte ver-schlechtert (vgl. Abb. 4.1.1). Im internationalen Vergleichist Deutschland unter den sowohl 2002 als auch 2003 amGEM teilnehmenden Ländern (N=27) von Platz 18 imletzten Jahr auf Platz 23 abgerutscht. Führend sind hierwiederum die USA, Singapur und Kanada. Aber auchdiese Länder weisen einen negativen Wert auf, was ver-deutlicht, dass die Vermittlung von gründungsbezogenemWissen in Schulen nicht nur in Deutschland als unzurei-chend erachtet wird.

Die drei in den Indexwert eingehenden Aussagen werdenvon den Experten von 2001 zu 2003 etwa gleich schlechtbzw. leicht schlechter bewertet. Den bedeutendsten Rück-gang erfährt dabei der Wert für Aussage C „In meinemLand wird in der Primar- und Sekundarstufe Entrepre-neurship und Unternehmensgründungen ausreichendeAufmerksamkeit geschenkt“ (Rückgang von –1,41 im Jahr2001 auf –1,57 im Jahr 2003; vgl. Abb. 4.2.5). Ein weite-rer Rückgang auf diesem bereits geringen Niveau ist sehrbedenklich. Im internationalen Vergleich liegen bei die-ser Aussage unter 31 Ländern nur noch Schweden undFrankreich hinter Deutschland. Es mangelt im deutschenSchulsystem an der Vermittlung grundlegender wirtschaft-licher Kenntnisse, wie die schlechte Bewertung von Aus-sage B aufzeigt (vgl. Abb. 4.2.5). Dies bemängeln dieExperten ausdrücklich in den geführten Interviews. Da-bei soll die Vermittlung solcher Kenntnisse nicht etwadurch Kurse zu Buchhaltung, Marketing oder Personal-wirtschaft erfolgen. Vielmehr sollen Schüler für das The-ma Entrepreneurship sensibilisiert werden und darin eine

Alternative zur abhängigen Beschäftigung sehen. Hierbesteht leider häufig das gleiche Problem wie an Hoch-schulen: Das Lehrpersonal verfügt selten über eigenepraktische Erfahrungen aus der Tätigkeit in einem Un-ternehmen. Daher sollten Aspekte wie Projektarbeit indie Lehrerausbildung integriert werden. Des Weiterensollten Schüler Eigenschaften wie Kreativität, Selbst-ständigkeit und Eigeninitiative vermittelt bekommen, waszur Zeit nicht der Fall ist, wie die schlechte Bewertungfür Aussage A zeigt (vgl. Abb. 4.2.5). Ein Praktikum istschon an vielen Schulen Bestandteil des Lehrplans, abernoch nicht flächendeckend verpflichtend. Ergänzend sol-len Projektarbeit und Planspiele den Schülern die Funk-tionsweise eines Unternehmens näher bringen sowie ihreKreativität und Eigeninitiative fördern. Leider besitzensolche Planspiele (z.B. „Junior“, „GO to School“) und

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragungen

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

USA

A

- 0,24

- 0,81

- 0,42

- 1,04

- 0,49

- 1,57

- 1,20

Singapur

B

Kanada

C

Deutschland

3

Ø GEM = 2,06

Index im internationalen Vergleich

Die Bewertungen für Deutschland im Detail

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

A:

B:

C:

In meinem Land regt der Unterricht der Primar- und SekundarstufeKreativität, Selbstständigkeit und Eigeninitiative an.

In meinem Land vermittelt der Unterricht in der Primar- und Sekundar-stufe ausreichend Kenntnisse über das Funktionieren einer Marktwirt-schaft.

In meinem Land wird in der Primar- und Sekundarstufe Entrepreneur-ship und Unternehmensgründungen ausreichende Aufmerksamkeitgeschenkt.

1.

2.

3.

25.

Abb. 4.2.5: Index der gründungsbezogenen Ausbil-dung 1 (Schule) in Deutschland und iminternationalen Vergleich 2003

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32 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Projekte in Schulen immer noch Pilotcharakter, da siezwar vereinzelt seit ein bis zwei Jahren, aber noch nichtflächendeckend angeboten werden.

Die Situation im Bereich der gründungsbezogenen Aus-bildung ist in Deutschland verbesserungswürdig, wobeider Bereich der Hochschulen eine bessere Entwicklungzu nehmen scheint. Nichtsdestotrotz sind dort Verbesse-rungen einzufordern. In der schulischen Ausbildung sindebenfalls grundlegende Verbesserungen notwendig, willman potenzielle Entrepreneure hervorbringen bzw. sie fürdas Thema Selbstständigkeit sensibilisieren. Die Aktua-lität und der aufgezeigte Verbesserungsbedarf zeigen sichin der momentanen bildungspolitischen Diskussion derregierenden Parteien. Es wird diskutiert über die Einrich-tung von Eliteuniversitäten nach amerikanischem undbritischem Vorbild, um in der Bildung international kon-kurrenzfähig zu bleiben. Andere Meinungen werben füreinen Ansatz an der Basis, also die qualitative Verbesse-rung des Schulsystems. Die Diskussion auf höchster po-litischer Ebene macht deutlich, dass die Politik zu Refor-men im Bildungssystem gewillt ist. Eine Verzahnung vonBundes- und Landespolitik in dieser Frage scheint sichschwierig zu gestalten, wäre jedoch mittelfristig sehrwünschenswert.

4.3 Lässt sich ein Zusammenhang zwi-schen Rahmenbedingungen undGründungsaktivität nachweisen?

! Bei Berücksichtigung aller GEM-Länder kein stati-stischer Zusammenhang erkennbar

! Für die wichtigsten Industrieländer besteht allerdingsein Zusammenhang

! Neben Rahmenbedingungen weitere Faktoren fürGründung entscheidend

Die Ausprägung der gründungsbezogenen Rahmenbedin-gungen wird unter der Annahme untersucht, dass dieseeinen Einfluss auf das Niveau des Gründungsgeschehensin den jeweiligen Ländern haben. Bei der Einbeziehungaller GEM-Länder des Jahres 2003 ergibt sich eine nega-tive Korrelation zwischen der Gesamtbewertung allerRahmenbedingungen und der Gründungsquote derNascents. Bei der genaueren Betrachtung der Werte wirddeutlich, warum dies so ist. Schwellen- und Entwicklungs-länder wie Argentinien, Chile, Uganda oder Venezuelaweisen sehr hohe Gründungsquoten auf. Auf der anderenSeite bieten sie nach Meinung der Experten aber schlechteRahmenbedingungen für Unternehmensgründungen. Dievielen Gründungen in diesen Ländern sind zum einen aufdie hohe Bedeutung der Landwirtschaft zurückzuführen.Zum anderen haben die Menschen aufgrund fehlenderErwerbsalternativen oft keine andere Möglichkeit, alsihren Lebensunterhalt durch eine selbstständige Tätigkeitzu sichern. Im Gegensatz zu diesen Ländern mit hohenGründungsquoten weisen entwickelte Industrienationengeringere Gründungsquoten auf bei gleichzeitig deutlichbesseren gründungsbezogenen Rahmenbedingungen. DasNiveau der Gründungsaktivitäten in einem Land wird alsoneben den gründungsbezogenen Rahmenbedingungennoch von weiteren Faktoren beeinflusst, z.B. dem wirt-schaftlichen Entwicklungsstand eines Landes. DerEinfluss der Rahmenbedingungen ist isoliert nur schwernachweisbar.

Eine gesonderte Betrachtung 19 vergleichbarer, wichti-ger Industrieländer unter den GEM-Ländern 2003 (alleeuropäischen Industrieländer ohne Transformationsländersowie Australien, Kanada, Neuseeland und USA) zeigtallerdings einen positiven statistischen Zusammenhangzwischen gründungsbezogenen Rahmenbedingungen undder Nascent-Gründungsquote (Korrelationskoeffizient

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 33

+ 0,66 , vgl. Abb. 4.3.1). Die Rangplätze der einzelnenLänder beim Mittelwert aller Rahmenbedingungen dek-ken sich im Wesentlichen mit dem Rangplatz bei derNascent-Gründungsquote, d.h. Länder mit besseren(schlechteren) Rahmenbedingungen weisen auch einehöhere (niedrigere) Gründungsquote auf. Unter den hier19 untersuchten Ländern weisen nur sechs Länder eineDifferenz zwischen dem Rangplatz des Mittelwertes al-ler Rahmenbedingungen und dem Rangplatz der Nascent-Gründungsquote um mehr als fünf Plätze auf. Diegründungsbezogenen Rahmenbedingungen erklären inden 19 untersuchten Ländern einen Teil des Niveaus derGründungsaktivität. Aber auch andere Faktoren habeneinen Einfluss darauf, ob sich Personen in einem Landselbstständig machen oder nicht. Beispielsweise spielen

der bereits angesprochene Stand der wirtschaftlichenEntwicklung oder die kulturellen Werte eines Landes eineRolle.

Werden einem Gründer gute Rahmenbedingungen für seinVorhaben geboten, so ist, wie an einer ausgewähltenLändergruppe aufgezeigt, die Chance groß, dass dasGründungsvorhaben auch tatsächlich angegangen wird.Die Schaffung solcher positiven Rahmenbedingungensollte also das Ziel einer jeden nationalen Regierung sein,um eine Unterstützung bei der Entscheidung zugunsteneines eigenen Unternehmens zu bieten. Ihr Aufbau brauchtZeit und sollte als mittelfristiges Ziel verstanden werden,um Entrepreneurship national zu fördern.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle:GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

Ausgewählte Länder: alle europäischen Industrieländer (ohne Trans-formationsstaaten), sowie Australien, Kanada,Neuseeland und USA

10864201,0

2,0

2,2

2,4

2,6

2,8

3,0

3,2

3,4

3,6

3,8

4,0

5,0

Du

rch

sch

nit

tlic

he

Bew

ert

un

galler

Rah

men

bed

ing

un

gen

Nascent Entrepreneurs pro100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Deutschland

r = 0,66

Abb. 4.3.1: Zusammenhang zwischen der Bewertungder Rahmenbedingungen und dem Anteilder Nascent Entrepreneurs in ausgewähltenLändern 2003

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34 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

5 Sonderthema:Gründungen durch Frauen

5.1 Wie wichtig sind Frauen für den Um-fang der Gründungsaktivitäten?

! Langfristig stärkere Zuwachsrate bei Gründerinnenals bei Gründern

! Dennoch: „gender-gap“ in Deutschland! Weibliches Gründungspotenzial noch nicht ausge-

schöpft

In den vergangenen beiden Jahrzehnten ist internationalwie national die Zahl der Gründerinnen prozentual weitstärker gewachsen als die der Männer, allerdings von ei-nem deutlich niedrigeren Niveau ausgehend. Daher sindFrauen als Gründerinnen auch in Deutschland nach wievor unterrepräsentiert. Dieses „gender-gap“ lenkt seit ei-niger Zeit die Aufmerksamkeit der Politik und derGründungsforschung auf die Gruppe der Gründerinnen,selbstständigen Frauen und Unternehmerinnen.

Welche erste Aussage erlauben die GEM-Daten? In na-hezu allen GEM-Ländern liegt die Nascent-Gründungs-quote der Männer über der von Frauen. In Deutschlandkommen bei der Nascent-Quote auf einen Gründer 0,43Gründerinnen (vgl. Abb. 3.3.3). Damit liegt Deutschlandunter dem Durchschnittswert aller GEM-Länder (Verhält-nis Gründer zu Gründerinnen 1:0,57). Im Vergleich zumVorjahr ist der Anteil weiblicher Gründer in Deutschlandsogar wieder leicht gesunken.

Statistisch betrachtet belegen die GEM-Daten, dass zwi-schen den nationalen Nascent-Gründungsquoten insge-samt und den Nascent-Gründungsquoten von Frauen einpositiver Zusammenhang besteht (vgl. Abb. 5.1.1). Ausder Abbildung wird deutlich, dass in den gründungs-starken Ländern der Anteil der weiblichen Nascents anallen 18-64-jährigen Frauen unter den Nascent-Gründun-gen signifikant höher ist als in den gründungsschwachenLändern. In den Ländern, in denen viele Frauen gründen,gibt es also auch insgesamt eine große Anzahl an Grün-dungen. In Anbetracht des nicht ausgeschöpften weibli-chen Gründungspotenzials in Deutschland sind also vonSeiten der Politik wirtschaftspolitische Maßnahmen zuergreifen, die die Rahmenbedingungen für Frauen ver-bessern und so das nationale Niveau an Gründungs-aktivitäten insgesamt erhöhen.

Nachfolgend werden einige besonders spezifischeMerkmalsausprägungen der Gründerinnen und ihrer Un-ternehmen skizziert, von denen einige Ansatzpunkte fürwirtschaftspolitische Maßnahmen bieten. Ein internatio-naler Vergleich ist für diese Variablen nicht möglich, dadem deutschen Länderteam – wie allen anderen Länder-teams auch - bis zum Redaktionsschluss lediglich dieIndividualdaten des eigenen Landes, nicht jedoch jeneanderer GEM-Länder zur Verfügung standen.

5.2 Was zeichnet Gründerinnen und ihreUnternehmen aus?

! Frauen gründen in einem höheren Alter als Männer! Frauen gründen öfter aus der „Not“ heraus! Frauen gründen eher kleine Unternehmen mit gerin-

gen Wachstumsabsichten

Im Bereich der Schulbildung sind zwischen weiblichenund männlichen Gründern keine großen Unterschiedefestzustellen. Der Großteil der weiblichen wie männli-

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

20151050

20

5

15

10

0

We

ibli

ch

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10

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(18

-6

4J

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re)

Nascent Entrepreneurs pro100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Deutschland

r = 0,97

Abb. 5.1.1: Zusammenhang zwischen dem Anteil derweiblichen Nascents an allen 18-64-jährigen Frauen und der NascentEntrepreneurs insgesamt 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 35

chen Nascents hat eine weiterbildende Schule ohne denAbschluss Abitur besucht. Einen wenn auch geringen,aber interessanten Unterschied gibt es in der Kategorie„abgeschlossenes Studium“, wo Männer überrepräsentiertsind (Frauen ca. 8,5%, Männer ca. 12%). Auch wenn derUnterschied nicht sehr groß ist, bestätigt die Differenzdie These, dass Männer häufiger als Frauen erst nach ei-nem abgeschlossenen Studium versuchen, sich selbst-ständig zu machen. Dies widerspricht nicht der Aussageetwa des Mannheimer Instituts für Mittelstandsforschung(IfM), dass die Zunahme an Gründerinnen insbesondereauf Akademikerinnen zurückzuführen ist. In engem Zu-sammenhang zur größeren Gründungsneigung männlicherAkademiker steht, unabhängig davon, ob das Studiumabgeschlossen wird, deren relativ starke Fokussierung aufwirtschaftswissenschaftliche und technische Fächer, wo-hingegen Frauen in geistes-, kultur- und pädagogischenFächer überrepräsentiert sind. Der Bildungshintergrundeiner Person hat einen nicht unbedeutenden Einfluss aufdie Entscheidung für oder gegen eine Selbstständigkeit.

Ein beträchtlicher Teil der weiblichen Nascents ist zwi-schen 35 und 44 Jahren alt (ca. 38%). Dies gilt auch fürdie männlichen Nascents (knapp 33%). Dennoch sind inder Altersstruktur der Nascents deutliche Unterschiedeerkennbar (vgl. Abb. 5.2.1). Sind bei den männlichenNascents ca. 40% jünger als 35 Jahre, so sind es bei denFrauen nur ca. 29%. Hingegen verzeichnen die weibli-chen Nascents einen Wert von ca. 27% beim Gründungs-alter 45 bis 54 Jahre. Die Männer weisen in dieser Kate-gorie nur einen Wert von 17% auf. Während also gut 40%aller Männer im Alter von unter 35 Jahren gründen, ent-scheidet sich gut ein Viertel der Frauen erst im mittlerenLebensalter zwischen 45 und 54 Jahren für eineSelbstständigkeit. Der Grund für diese unterschiedlicheWahl des Gründungszeitpunktes scheint die in Deutsch-land und in vielen anderen Ländern noch stark veranker-te Aufgabenteilung im Bereich der Erziehung von Kin-dern zu sein. Die Kindererziehung liegt weiterhin über-wiegend in den Händen der Frauen. Dementsprechendkönnen viele Frauen eine Unternehmensgründung erst ineinem höheren Lebensalter, als Wiedereinstieg in die Er-werbstätigkeit nach einer Familienpause, umsetzen, wäh-rend Männer bereits in jungen Jahren die Möglichkeithaben, ein Unternehmen zu gründen.

In Verbindung mit dem Alter zum Gründungszeitpunktstellt sich die Frage nach den zwischen Männern und Frau-

en differierenden Gründungsmotiven. Bei den männlichenNascents ist der Anteil der Opportunity-Gründungen zumZeitpunkt der Befragung im Sommer 2003 um ca. 15 Pro-zentpunkte höher als bei den weiblichen Nascents (vgl.Abb. 5.2.2). Dementsprechend weisen Frauen einen hö-heren Anteil an Necessity-Gründungen auf. Gerade nacheiner Familienpause und auf Grund der dann fehlendenErwerbserfahrung gründen Frauen vermehrt aus der „Not“heraus, weil sie keine bessere Erwerbsalternative haben.Die Verteilung auf die beiden Gründungsmotive bei denMännern hat sich im Vergleich zu 2002 nur geringfügiggeändert, während bei den Frauen eine Verschiebung umca. acht Prozentpunkte zugunsten der Necessity-Gründun-gen stattgefunden hat. Die im letztjährigen GEM-Berichtdargestellte Situation, dass Frauen nicht nur seltener grün-den, sondern auch unter erschwerten Bedingungen, alsoaus der „Not“ heraus, scheint sich nicht verbessert zuhaben.

Im Folgenden stehen Besonderheiten von durch Frauengegründeten Unternehmen im Mittelpunkt der Analyse.Die Frage ist, ob sich bedeutende Unterschiede zu vonMännern gegründeten Unternehmen feststellen lassen.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Frauen Männer

0 10 20

9,9

17,0

32,6

24,1

16,3

6,8

27,1

37,3

20,3

8,5

30 40

55 - 64Jahre

45 - 54Jahre

35 - 44Jahre

25 - 34Jahre

18 - 24Jahre

Personen pro 100 Nascent Entrepreneurs

Abb. 5.2.1: Nascent Entrepreneurs nach Alter undGeschlecht in Deutschland 2003

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36 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

In welchen Branchen gründen Frauen bevorzugt? DieGEM-Daten lassen eine Konzentration der von weibli-chen Nascents gegründeten Unternehmen im Sektor„Haushaltsbezogene Dienstleistungen“ erkennen (vgl.Abb. 5.2.3). Hierzu zählen Bereiche wie Gesundheit,Wellness, Erziehung, Einzelhandel, Gastronomie u.ä..Etwas mehr als die Hälfte aller weiblichen Nascents grün-den in diesen Branchen, bei den Männern sind es nur et-was mehr als ein Viertel. Männliche Nascents dominie-ren in den Branchen „Unternehmensbezogene Dienstlei-stungen“ und „Verarbeitendes Gewerbe, Großhandel,Verkehr“, wobei der Schwerpunkt der Gründungen imerstgenannten Bereich liegt. Männer gründen also insbe-sondere als Rechtsanwalt, Steuerberater, Unternehmens-berater, IT-Unternehmer u.ä.. Die häufig geäußerte Be-hauptung, dass Frauen eher in Branchen mit geringen Zu-trittsbarrieren gründen, lässt sich ebenfalls anhand derGEM-Daten belegen. Mehr als die Hälfte der betrachte-ten weiblichen Nascents entfallen auf „Haus-haltsbezogene Dienstleistungen“.

In enger Verbindung zur aufgezeigten Branchenkonzen-tration der von weiblichen Nascents gegründeten Unter-nehmen steht der prozentuale Anteil der Kunden, die mehrals eine Stunde benötigen, um das gegründete Unterneh-men zu erreichen (vgl. Abb. 5.2.4). Mehr als 60% derweiblichen Nascents geben an, dass keine oder wenigerals ein Viertel ihrer Kunden mehr als eine Stunde benöti-gen, um ihr Unternehmen zu erreichen. Bei den Männernbehaupten das Gleiche nur knapp 39%. Frauen scheinen

ihre selbstständige Tätigkeit schwerpunktmässig im lo-kalen bzw. regionalen Umkreis auszuüben. Mit Rückgriffauf die beschriebene Konzentration auf „Haushalts-bezogene Dienstleistungen“ ist dies nicht verwunderlich,da diese Dienste nur bedingt überregional bzw. nationalabsetzbar sind. Mehr als die Hälfte (ca. 61%) der männ-lichen Nascents geben hingegen an, mehr als ein Viertelihrer Kunden benötige länger als eine Stunde zu ihremGeschäft. Von den weiblichen Nascents behaupten diesnur ca. 37%. Es bleibt festzuhalten, dass Frauen sich beiihrem Gründungsvorhaben tendenziell eher auf den lo-kalen bzw. regionalen Markt ausrichten, wohingegenMänner ihre Dienste bzw. Produkte auch darüber hinausanbieten.

Welche Wachstumsabsichten haben weibliche Gründe-rinnen? In der Bevölkerungsbefragung wurde von denbefragten Gründern die Einschätzung erbeten, wie vielePersonen für das Unternehmen fünf Jahre nach der Grün-dung arbeiten werden. Die Ergebnisse zeigen eindeutigeUnterschiede zwischen den untersuchten weiblichen undmännlichen Nascents. Mehr als die Hälfte (ca. 55%) der

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

79,4

64,1

20,6

35,9

Opportunity Entrepreneurship: Erwachsene (18 - 64 Jahre),die Nascent Entrepreneurs oder Young Entrepreneurs sind undsich selbstständig gemacht haben oder machen wollen, um eineGeschäftsidee auszunutzen.

Necessity Entrepreneurship: Erwachsenen (18 - 64 Jahre), dieNascent Entrepreneurs oder Young Entrepreneurs sind und sichselbstständig gemacht haben oder machen wollen, weil sie keinebessere Erwerbsalternative haben.

0 20 40 60 80 100

79,4

64,1

20,6

35,9

Männer

Frauen

Personen pro 100 Nascent Entrepreneurs

Abb. 5.2.2: Nascent Entrepreneurs nach Gründungs-motiven und Geschlecht in Deutschland2003

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

1,5%19,1%

37,4%

26,7%

15,3% 6,0%

52,0%

30,0%

10,0%2,0%

Männer Frauen

Wirtschaftssektoren:

Land-, Forstwirtschaft

Verarbeitendes Gewerbe,Großhandel, Verkehr

UnternehmensorientierteDienstleistungen

HaushaltsorientierteDienstleistungen

Dienstleistungen(nicht zuzuordnen)

Abb. 5.2.3: Branchenzuordnung der Nascent Entrepre-neurs nach Geschlecht in Deutschland2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 37

weiblichen Nascents gibt an, ihr Unternehmen beschäfti-ge in fünf Jahren ein bis zwei Personen (vgl. Abb. 5.2.5).Bei den männlichen Nascents sind nur ca. 22% dieserMeinung. Ungefähr 85% der weiblichen Nascents erwar-ten für ihr Unternehmen in fünf Jahren nicht mehr alsfünf Arbeitsplätze. Dasselbe behaupten weniger als dieHälfte der männlichen Nascents (ca. 49%). Es ist ersicht-lich, dass Frauen nach der Gründung im Unterschied zuMännern keine großen Wachstumserwartungen hegen,was die Zahl der Arbeitsplätze betrifft. Dies zeigt sichauch in der Einschätzung von mehr als der Hälfte dermännlichen Nascents (ca. 51%), dass ihr Unternehmenin fünf Jahren mehr als fünf Arbeitsplätze hat. Ein Vier-tel geht sogar davon aus, in fünf Jahren mehr als zehnPersonen zu beschäftigen. Bei den weiblichen Nascentssagen nur ca. 15%, dass ihr Unternehmen in fünf Jahrenmehr als fünf Personen beschäftigt; davon nur ca.vier Prozent, dass sie mehr als zehn Personen beschäfti-gen.

Welche Schlussfolgerungen erlauben diese Daten? Siebestätigen zunächst einmal die These, dass die nach An-sicht der Befragten zukünftig geschaffenen Arbeitsplät-ze bei Gründerinnen deutlich geringer ist als bei Grün-

dern. Dieser Befund erfordert eine Interpretation wenig-stens in zweierlei Hinsicht. Erstens ist nicht gefragt wor-den, wie stark die Gründerinnen und Gründer mit ihremUnternehmen wachsen wollen, sondern wie stark siemeinen, tatsächlich zu wachsen. Aus anderen Studien istbekannt, dass Frauen weniger häufig Wachstums-ambitionen besitzen als Männer, gemessen an der An-zahl der Arbeitsplätze. Zweitens stellt sich die – ex-antenicht beantwortbare – Frage, wie realistisch die Einschät-zung des zukünftigen Arbeitsplatzwachstums ist. DieGründungsforschung zeigt, dass Frauen ihre Wachstums-absichten pessimistischer (d.h. hier: realistischer) ein-schätzen als Männer, die häufiger ein stärkeres Wachs-tum erwarten als es später tatsächlich zu beobachten ist.Dieser Befund mag auch ein Grund für die höhere Kre-ditwürdigkeit von Männern sein. Frauen gründen nacheigener Einschätzung in bescheidenerem Rahmen undvorsichtiger und ihre Unternehmen besitzen eine höhereÜberlebensdauer als die Gründungen von Männern. DieTatsache, dass Unternehmerinnen im Laufe ihrer Ge-schäftstätigkeit kein bzw. kaum Wachstum anstreben, lässtsich auch darauf zurückführen, dass sie ihr Unternehmenim Vergleich zu Männern vermehrt im Nebenerwerb füh-ren. Dies zeigen auch die Daten der Bevölkerungs-befragung des Regionalen Entrepreneurship Monitors

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

Frauen Männer

0 10 20

25,0

36,2

28,4

10,3

11,8

25,5

52,9

9,8

504030 60

0%

1-24%

25-74%

75-100%

Personen pro 100 Nascent Entrepreneurs

Pro

ze

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en

Fragestellung: “Wie groß ist der prozentuale Anteil Ihrer Kunden,die mehr als eine Stunde benötigen, um IhrUnternehmen mit gängigen Verkehrsmitteln zuerreichen?”

Abb. 5.2.4: Einzugsbereiche der geplanten Unterneh-men nach Geschlecht in Deutschland 2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

0 10 20

25,7

25,5

26,9

21,9

3,7

11,1

29,6

55,6

504030 60

1 - 2

3 - 5

6 - 10

11 undmehr

Personen pro 100 Nascent Entrepreneurs

Be

sc

ftig

tein

fün

fJah

ren

Frauen Männer

Fragestellung: “Wie viele Personen wird das Unternehmen fünfJahre nach der Gründung beschäftigen?”

Abb. 5.2.5: Erwartete Beschäftigtenzahl geplanterUnternehmen nach Geschlecht in Deutsch-land 2003

Page 39: GLOBAL ENTREPRENEURSHIP MONITOR - LUH...Förderinfrastruktur (Rang 2) und bei der physischen Infrastruktur (Rang 5). • Relative Schwächen sind in Teilen der politischen Rah-menbedingungen

38 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

(REM), welche einen relativ hohen Anteil anNebenerwerbsgründungen bei weiblichen Nascents aus-weisen.

5.3 Wie unterscheiden sich Gründungs-einstellungen und -potenziale vonGründerinnen und Gründern?

! Frauen schätzen eigene Gründungsfähigkeiten gerin-ger ein als Männer

! Frauen sehen schlechtere Möglichkeiten für eineSelbstständigkeit

! Frauen würden aus Angst vor dem Scheitern eher eineGründung unterlassen

In diesem Kapitel werden ausgewählte Aspekte desGründungsgeschehens mit Fokus auf die Gruppe derGründerinnen in Deutschland analysiert. Hierbei stehtzunächst die geschlechterspezifische Betrachtung derVariablen „Gründungseinstellungen- und -potenziale“ imMittelpunkt. Diese personenbezogenen Determinantenbeeinflussen in beträchtlicher Weise die Entscheidung,ein Unternehmen zu gründen.

In der Bevölkerungsbefragung werden die interviewtenPersonen um die Einschätzung ihres Wissens, ihrer Fä-higkeiten und Erfahrungen gebeten, die notwendig sind,um ein Unternehmen zu gründen. In Abb. 5.3.1 sind dieErgebnisse für die unternehmerisch aktiven und für dienicht aktiven Befragten nach Geschlecht für die letztendrei Jahre dargestellt. Zum Zeitpunkt der Befragung imSommer 2003 gaben 56% der weiblichen unternehme-risch aktiven Personen an, über die notwendigenGründungsfähigkeiten zu verfügen. Im Gegensatz dazusind 81% der Männer der Meinung, solche Fähigkeit zubesitzen. Erwartungsgemäß schätzen unternehmerischaktive Personen ihre Fähigkeiten höher ein als nicht un-ternehmerisch aktive Befragte, wobei die geschlechter-spezifische Relation gleich ist (23,5% der Frauen, aber33,6% der Männer). Auch in den Vorjahren schätzen inbeiden Personengruppen (aktiv vs. nicht-aktiv) Frauenihre Gründungsfähigkeiten und -erfahrungen erheblichgeringer ein als Männer. Auffällig ist jedoch, dass unter-nehmerisch aktive Frauen ihre Gründungsfähigkeiten imJahr 2003 schlechter einschätzen als im Vorjahr, wäh-rend der Wert für männliche Aktive weiter zunahm. Män-

ner sind also auch in Zeiten einer sich kaum bzw. nichtbessernden Konjunkturlage weiterhin von ihren Fähig-keiten überzeugt, während dies bei Frauen seltener derFall zu sein scheint. Allerdings zeigen zahlreiche Studi-en, dass Männer ihre Fähigkeiten systematisch überschät-zen, während Frauen ihre Fähigkeiten eher unterschät-zen. Dies erklärt auch den hohen Anteil unternehmerischaktiver Frauen, obwohl sie relativ häufig der Ansicht sind,die notwendigen Gründungsfähigkeiten gar nicht zu be-sitzen (44% der Frauen, aber nur 18% der Männern mei-nen dies). Letztlich ist festzuhalten, dass Frauen sowohlmit als auch ohne unternehmerische Aktivität weniger vonihren Gründungsfähigkeiten überzeugt sind und einen gro-ßen Nachholbedarf aufweisen, was den Erwerb vonGründungsfähigkeiten und -erfahrungen betrifft.

Um ein Unternehmen zu gründen, reicht es jedoch nichtaus, die eigenen Fähigkeiten als gut einzuschätzen. Auchdas Urteil der potenziellen Gründer über die Gründungs-möglichkeiten in ihrer Region beeinflusst ihre Entschei-dung für oder gegen den Schritt in die Selbstständigkeit.

Im dargestellten Zeitraum 2000-2003 glauben Männersowohl bei Befragten mit unternehmerischer Aktivität

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2001-2003

Frauen Männer

00102030405060708090 10 20

33,681,7

34,077,7

30,974,1

23,556,6

20,062,0

17,358,1

30 40

2003

2002

2001

Personen mit “Ja”- Antwortenpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “Sie haben das Wissen, die Fähigkeit und die Er-fahrung, die notwendig sind, um ein Unternehmenzu gründen.”

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Abb. 5.3.1: Gründungsfähigkeiten nach Geschlecht undunternehmerischer Aktivität in Deutschland2001-2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 39

(2003: Männer 30,9%, Frauen 19,9%) als auch bei Be-fragten ohne unternehmerische Aktivität (2003: Männer13,7%, Frauen 9,7%) eher an gute Gründungsmög-lichkeiten in den sechs Monaten nach der Befragung (vgl.Abb. 5.3.2). Ähnlich wie bei den Gründungsfähigkeitenschätzen Frauen auch die Gründungsmöglichkeiten pes-simistischer als Männer ein. Diese Tatsache kann dieGründungswahrscheinlichkeit von Frauen negativ beein-flussen. Befragte mit unternehmerischer Aktivität seheninsgesamt bessere Gründungsmöglichkeiten als Befragteohne unternehmerische Aktivität. Gemeinsam ist beidenPersonengruppen ein kontinuierlicher Rückgang der Ein-schätzung guter Gründungsmöglichkeiten zwischen 2000und 2003.

Sehr interessante Ergebnisse liefert die Einschätzung derBefragten ohne unternehmerische Aktivität, ob die Angstzu scheitern ihre Neigung beeinflusst, ein Unternehmenzu gründen. Frauen, die (noch) nicht unternehmerischaktiv sind, sind häufiger von dieser Angst betroffen: ImJahr 2003 würde die Angst zu scheitern in Deutschland

ca. 56% der weiblichen und ca. 49% der männlichenBefragten ohne unternehmerische Aktivität davon abhal-ten, ein Unternehmen zu gründen (vgl. Abb. 5.3.3).

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern hat die Angstzu scheitern zwischen 2000 und 2003 zugenommen (Frau-en + 1,1 Prozentpunkte, Männer + 3,2 Prozentpunkte).Bei Frauen ohne unternehmerische Aktivität hat sie nacheinem starken Anstieg im Jahr 2001 in den letzten beidenJahren zwar abgenommen. Sie liegt jedoch noch über demWert der Männer. Es darf jedoch nicht der Eindruck ent-stehen, dass die Beantwortung der Frage mit „Nein“zwangsläufig bedeutet, dass eine Person ohne unterneh-merische Aktivität dann in jedem Fall ein Unternehmengründen würde. Ganz gewiss gibt es auch ohne die Angstzu scheitern Einflussfaktoren, die eine Gründung verhin-dern können.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000-2003

Frauen Männer

001020304050 10 20

13,730,9

22,133,2

25,4

28,6

42,1

41,8

9,719,9

14,226,2

20,1

20,5

31,7

30,8

30

2003

2002

2001

2000

Personen mit “Ja”- Antwortenpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “In den nächsten sechs Monaten werden sich inder Region, in der Sie leben, gute Möglichkeitenfür eine Unternehmensgründung ergeben.”

Befragte mitunternehmerischer

Aktivität

Befragte ohneunternehmerische

Aktivität

Abb. 5.3.2: Gründungsmöglichkeiten nach Geschlechtund unternehmerischer Aktivität inDeutschland 2000-2003

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000-2003

Frauen ohneunternehmerischeAktivität

Männer ohneunternehmerischeAktivität

0 10

48,7

48,9

47,8

45,5

56,1

57,6

60,4

55,5

20 30 40 50 60

2003

2002

2001

2000

Personen mit “Ja”- Antwortenpro 100 Erwachsene (18 - 64 Jahre)

Fragestellung: “Die Angst zu scheitern würde Sie davon abhalten,ein Unternehmen zu gründen.”

Abb. 5.3.3: Die Angst zu scheitern als Hindernis füreine Unternehmensgründung nach Ge-schlecht in Deutschland 2000-2003

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40 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

5.4 Wie finanzieren sich Gründerinnen?

! Gründerinnen haben geringeren Kapitalbedarf alsGründer

! Gründerinnen verfügen über weniger eigenes Kapi-tal als Gründer

! Gründerinnen fragen Fremdkapital relativ häufigerinnerhalb der Familie nach

Wie bereits im Kapitel zu den gründungsbezogenen Rah-menbedingungen erwähnt, ist die Frage der Finanzierungeines Gründungsvorhabens eine zentrale. Welchen Kapi-talbedarf haben weibliche Entrepreneure? Wieviel eige-nes Kapital stellen Frauen zur Verfügung und aus wel-chen Quellen beziehen sie Fremdkapital bzw. informel-les Kapital zur Finanzierung ihrer Vorhaben? Diese Fra-gen werden im Folgenden anhand der Angaben derNascent Entrepreneurs in der GEM-Bevölkerungs-befragung beantwortet.

Bei der Frage, wie viel Geld insgesamt erforderlich seinwird, um das neue Unternehmen zu gründen, geben ca.41% der weiblichen Nascents einen Betrag von unter 10Tsd. Euro an; ca. 80% benötigen weniger als 50 Tsd. Eurozur Realisierung ihrer Vorhaben (vgl. Abb. 5.4.1). Unterden männlichen Nascents sind nur ca. 47% der Meinung,auf weniger als 50 Tsd. Euro angewiesen zu sein. Mehrals die Hälfte der männlichen Nascents benötigt dement-sprechend mehr als 50 Tsd. Euro, davon sogar ca. 20%mehr als 200 Tsd. Euro. Die weiblichen Nascents weisenbei den höheren Beträgen weit geringere Anteile auf; sogeben nur ca. 20% an, überhaupt mehr als 50 Tsd. Eurofür ihre Gründung zu benötigen. Die Werte machen deut-lich, dass Frauen für die Umsetzung ihres Gründungs-vorhabens einen deutlich geringeren Kapitalbedarf ha-ben als Männer. Liegt der Median der Frauen bei 10 Tsd.Euro, so beträgt dieser bei Männern 50 Tsd. Euro. Offen-bar gründen Frauen eher kleinere Unternehmen und häu-figer im Nebenerwerb.

Der Anteil eigenen Kapitals liegt bei der Hälfte der weib-lichen Nascents bei bis zu 10 Tsd. Euro (vgl. Abb. 5.4.2).Ein weiteres Drittel der weiblichen Nascents kann zwi-schen 10 Tsd. und 50 Tsd. Euro als eigenes Kapital in dieGründung einbringen. Bei den männlichen Nascents istder Anteil derer, die bis zu 50 Tsd. Euro aus eigenemKapital investieren können, geringer (ca. 70%); d.h. ca.30% der Männer verfügen über eigenes Kapital von mehr

als 50 Tsd. Euro (Frauen ca. 11%). Auf den ersten Blickscheint die geringere Quote eigenen Kapitals bei weibli-chen Nascents eine Konsequenz aus der Tatsache zu sein,dass Frauen einen geringeren Kapitalbedarf bei ihrerGründung haben. Doch der umgekehrte Kausalzusam-menhang ist ebenfalls plausibel. Gerade weil der über-wiegende Teil der Frauen im Vergleich zu Männern we-niger eigenes Kapital zur Verfügung hat, streben Fraueneher kleinere Unternehmen an.

Grundsätzlich kann fehlendes eigenes Kapital durchFremdkapital bzw. informelles Kapital kompensiert wer-den. Aus dem GEM-Datensatz ist nicht ersichtlich, wieviel Fremdkapital die Befragten akquirieren wollen. Be-kannt ist aber, wie viele Frauen bzw. Männer sich über-haupt um Fremdkapital bemühen. Diesbezüglich gibt eszwischen weiblichen und männlichen Nascents keinennennenswerten Unterschied: ca. 64% der Frauen und ca.66% der Männer geben an, sich aus verschiedenen Quel-len Kapital zu beschaffen. Eine Kompensation des gerin-geren eigenen Kapitals bei Frauen durch eine höhere Be-schaffung von Fremdkapital als bei Männern scheint zu-mindest auf Basis der Fremdkapitalakquise nicht gege-ben zu sein.

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

0

10

20

30

40

50

An

teil

an

allen

Nascen

tE

ntr

ep

ren

eu

rsin

Pro

zen

t

16,4

30,4 33,6

19,6

41,1

38,4

12,9

7,7

<10 Tsd. � 10-50 Tsd. � 50-200 Tsd. � >200 Tsd. �

Fragestellung: “Wieviel Geld wird insgesamt erforderlich sein, umdieses neue Unternehmen zu gründen?”

Männer Frauen

Abb. 5.4.1: Kapitalbedarf der geplanten Unternehmungnach Geschlecht in Deutschland 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 41

Aus welchen Quellen bekommen Gründerinnen Fremd-kapital bzw. informelles Kapital? Bei den in der Bevöl-kerungsbefragung vorgegebenen Antwortmöglichkeiten(enge Familienangehörige, Verwandte, Arbeitskollegen,Arbeitgeber, Freunde/Nachbarn, Banken, öffentlicheFörderprogramme) sind einzig bei engen Familienange-hörigen und Banken/Finanzinstituten deutliche Unter-schiede zwischen weiblichen und männlichen Nascentszu erkennen (vgl. Abb. 5.4.3). Die Gruppe der engen Fa-milienangehörigen sehen ca. 30% der Frauen, aber nurca. 22% der Männer als Finanzierungsquelle. Im umge-kehrten Verhältnis stehen dazu die Ansichten zu Bankenund Finanzinstituten als Finanzierungsquelle; hier be-schafft sich ca. die Hälfte der männlichen, aber nur ca.ein Drittel der weiblichen Nascents Fremdkapital. ImVergleich zu Männern besorgen sich Frauen eher beimEhepartner, bei Eltern oder Geschwistern informellesKapital. Hierbei handelt es sich vermeintlich in den mei-sten Fällen um kleinere Summen. Dies würde sich auchmit den in Kapitel 4 getätigten Aussagen zur Rahmenbe-dingung der Finanzierung decken, Banken und Kreditin-stitute investieren aktuell kaum in kleine Gründungsvor-haben. Frauen sind mit ihren Finanzierungsgesuchen bei

Banken relativ selten und versuchen das nötige Kapitalfür eine Gründung aus anderen Quellen zu akquirieren.Männer bemühen sich im Vergleich zu Frauen verstärktbei Banken um Kapital. Hierfür mag es zwei Gründe ge-ben. Zum einen haben Männer einen höheren Kapitalbe-darf (vgl. Abb. 5.4.1). Die Summe der notwendigen Mit-tel ist am ehesten bei Finanzinstituten zu bekommen. Zumanderen haben Männer bei der Nachfrage nach Fremdka-pital bei Banken bessere Erfolgschancen als Frauen. Die-ses Verhalten der Banken kann darin begründet sein, dassFrauen vermeintlich kleinere Unternehmen und zudemmit eher geringeren Wachstumsabsichten gründen, wassie für Banken weniger lukrativ macht. Wie zuvor ausge-führt, schätzen Frauen das Wachstum ihres Unternehmensallerdings realistischer (sprich: weniger optimistisch) einals Männer – was allerdings das Kreditvergabeverhaltender Banken bislang noch nicht verändert hat. Zudem kanndie bisweilen unangemessene Bescheidenheit von Frau-en in solchen Kreditgesprächen dazu führen, dass es ei-nem Banker schwer fällt, die wirkliche Qualität des Pro-dukts zu beurteilen.

0

10

30

40

50

60

20

An

teil

an

all

en

Na

sc

en

tE

ntr

ep

ren

eu

rsin

Pro

ze

nt

21

,3

48

,3

30

,4

54

,0

35

,1

10

,8

<10 Tsd. � 10-50 Tsd. � >50 Tsd. �

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

Fragestellung: “Was meinen Sie, wieviel eigenes Geld werden Sieinsgesamt für die Gründung des Unternehmensbereitstellen?”

Männer Frauen

Abb. 5.4.2: Eigenes Kapital der Nascent Entrepreneursnach Geschlecht in Deutschland 2003

0

10

30

40

40

20

An

teil

an

all

en

Na

sc

en

tE

ntr

ep

ren

eu

rsin

Pro

ze

nt

21

,7

50

,4

30

,2

30,8

Informelles Kapitalvon engen Familien-

angehörigen

Fremdkapitalvon Banken/

Finanzinstituten

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

Datenquelle: GEM-Bevölkerungsbefragung 2003

Fragestellung: “Haben oder werden Sie für Ihre Unternehmens-gründung Geld in Form von informellem Kapitalvon engen Familienangehörigen oder Fremd-kapital von Banken/Finanzinstituten erhalten?”

Männer Frauen

Abb. 5.4.3: Informelles und Fremdkapital für geplanteUnternehmungen nach Geschlecht inDeutschland 2003

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42 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

5.5 Welche Rahmenbedingungen bietetDeutschland für Gründungen durchFrauen?

! Deutschland international schlecht platziert! Nordeuropäische Länder bieten beste Voraussetzun-

gen für Gründerinnen! Expertinnen in Deutschland bewerten Rahmenbedin-

gungen für Gründungen durch Frauen kritischer alsExperten

Zum Schluss der Betrachtung ausgewählter Themenbe-reiche wird der Frage nachgegangen, wie sich in Deutsch-land die Rahmenbedingungen für Gründungen durchFrauen darstellen. Der 2002 neu aufgenommene Fragen-block „Frauen und Entrepreneurship“ wurde 2003 inDeutschland zu diesem Zwecke um fünf zusätzliche Fra-gen erweitert (Aussagen F bis J; vgl. Abb. 5.5.2). DieseFragen wurden nur den deutschen Gründungsexpertengestellt. Der internationale Vergleich der Rahmenbedin-gungen für Gründungen durch Frauen kann sich nur aufdie in allen Ländern gestellten Fragen A bis E beziehen.

Im internationalen Vergleich belegt Deutschland in Be-zug auf die Unterstützung der Gründungen von Frauenunter 31 Ländern Rangplatz 29. Der Gesamtindex hat sichgegenüber 2002 leicht um 0,14 Indexpunkte verbessert(vgl. Abb. 4.1.1). Deutschland hat sich damit unter densowohl 2002 als auch 2003 am GEM teilnehmenden Län-dern um zwei Rangplätze gegenüber 2002 verbessert (je-weils 27 Länder in 2002 und 2003; Verbesserung Deutsch-lands von Platz 26 auf 24). Nichtsdestotrotz werden dieRahmenbedingungen für Gründungen durch Frauen inDeutschland als stark verbesserungswürdig eingeschätzt.In den asiatischen Staaten Thailand und Hongkong so-wie wie in Finnland bewerten die Experten die Möglich-keiten für Gründerinnen am positivsten (vgl. Abb. 5.5.1).Auffällig sind die guten Platzierungen der nordeuropäi-schen Länder. Neben Finnland belegen auch die anderenteilnehmenden Länder aus Nordeuropa (Island, Norwe-gen, Dänemark und Schweden) Plätze unter den erstenZehn. Auf mögliche Gründe der guten Bewertungen inden nordeuropäischen Staaten wird noch separat einge-gangen.

Wie im Vorjahr bekommt auch 2003 die Aussage A(„Mein Land verfügt über eine ausreichende soziale In-frastruktur, so dass Frauen weiterhin arbeiten können,

auch wenn sie eine Familie gegründet haben“) die schlech-teste Bewertung von den deutschen Experten unter allenStatements (vgl. Abb. 5.5.1). Im internationalen Rankingliegt Deutschland für Aussage A auf Rangplatz 28, wäh-rend die fünf nordeuropäischen Länder unter den erstensechs Rängen platziert sind. Die schlechte Gesamt-bewertung des Bereiches „Gründungen durch Frauen“ inDeutschland lässt sich vor allem zurückführen auf diesehr ungünstige Bewertung der sozialen Infrastruktur,während die Aussagen B bis E vergleichsweise neutraleBewertungen erhalten. Warum ist die soziale Infrastruk-

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragungen

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

A- 0,68

- 0,17

- 0,08

+ 0,02

+ 0,31

B

C

D

E

Thailand + 1,18

+ 1,05

+ 1,03

- 0,13

Finnland

Hongkong

Deutschland

3

Ø GEM = 3,34

Index im internationalen Vergleich

Die Bewertungen für Deutschland im Detail

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen, deren Bewertungen in den Index eingehen:

A:

B:

C:

D:

E:

Mein Land verfügt über eine ausreichende soziale Infrastruktur, sodass Frauen weiterhin arbeiten können, auch wenn sie eine Familiegegründet haben.

In meinem Land ist die Gründung eines Unternehmens einegesellschaftlich akzeptierte Form der Erwerbstätigkeit für Frauen.

In meinem Land werden Frauen ermutigt, sich selbstständig zu machenoder ein neues Unternehmen zu gründen.

In meinem Land bieten sich Frauen in gleichem Maße wie Männern guteGelegenheiten, ein neues Unternehmen zu gründen.

In meinem Land befinden sich die Gründungsfähigkeiten und -kenntnissevon Männern und Frauen auf gleichem Niveau.

1.

2.

3.

29.

Abb. 5.5.1: Index der Unterstützung für Gründungendurch Frauen in Deutschland und iminternationalen Vergleich 2003

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 43

tur in den nordischen Ländern laut Expertenmeinung bes-ser? Die Leiter der nordeuropäischen GEM-Teams argu-mentieren übereinstimmend, dass vom Staat seit Jahrenspezielle Maßnahmen u.a. zur Kinderbetreuung finanziertwerden, um Frauen die Teilnahme am Erwerbsleben zuermöglichen. Beispielsweise können Familien in Däne-mark und Finnland ihre Kinder ab einem Alter von sechsMonaten ganztägig in günstige Betreuungseinrichtungengeben. Das Angebot ist zeitlich sehr flexibel, so dass Kin-der auch über Nacht oder bei Geschäftsreisen über meh-rere Tage betreut werden. Durch die Bereitstellung sol-cher Betreuungsmöglichkeiten haben Frauen bessereChancen, am Erwerbsleben teilzunehmen. Die Teamleiterder nordeuropäischen Länder betonen aber, dass solcheBetreuungsmaßnahmen keine Garantie dafür sind, dassFrauen sich selbstständig machen. Viele wählen stattdes-sen eine abhängige Beschäftigung.

Der internationale Vergleich hat gezeigt, dass Deutsch-land nach Meinung der Experten keine guten Rahmenbe-dingungen für Gründungen durch Frauen bietet. Weibli-che Experten bewerten dabei fast alle Statements schlech-ter als ihre männlichen Kollegen (vgl. Abb. 5.5.2). Auf-fällig sind dabei die großen Unterschiede bei den Bewer-tungen der Aussagen A, D, G, H und J. Die Problematikder sozialen Infrastruktur (Aussage A) wurde bereits er-wähnt. Sowohl weibliche wie männliche Experten bemän-geln die Voraussetzungen in diesem Bereich (negativstealler Bewertungen der Experten), die Expertinnen sehenjedoch ein noch größeres Defizit als ihre männlichen Kol-legen. Sehr unterschiedlich wird auch die Aussage be-wertet, dass Frauen in gleichem Maße wie Männer dieGelegenheit haben, ein Unternehmen zu gründen (Aus-sage D). Während die Experten eine neutrale Meinunghaben, sehen die Expertinnen Frauen im Nachteil gegen-über Männern. Die Aussagen G und H beziehen sich aufdie Akquisition von Fremdkapital. Beide Geschlechterschätzen die Situation negativ ein. Jedoch bewerten Ex-pertinnen sowohl die Verfügbarkeit von Fremdkapital alsauch die Vergabepraxis bei Banken wesentlich kritischer.Sie sehen schlechtere Chancen für Gründerinnen bei derFremdkapitalakquise als Experten. Diese Beurteilungenbestätigen die in diesem Kapitel zum Thema „Finanzie-rung“ geäußerte Hypothese, dass Frauen bei der Akquisevon Bankkrediten Nachteile gegenüber Männern haben.Nach Meinung v.a. der Expertinnen scheinen deutlicheVerbesserungen notwendig zu sein, um gute Rahmenbe-dingungen für Gründerinnen zu schaffen. Dies zeigt sich

letztlich in den Bewertungen zu Aussage J. Die Expertensind bei einem Indexwert von + 0,35 im Vergleich zu denExpertinnen (+ 1,42) eher selten der Ansicht, dass die

Datenquelle: GEM-Experten 2003befragung

© Wirtschafts- und Sozial-geographisches Institut,Universität zu Köln,Sternberg, R.,Bergmann, H.,Lückgen, I.

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

- 0,68

- 0,17

- 0,08

+ 0,02

+ 0,31

+ 0,31

- 0,43

+ 0,44

+ 0,10

+ 0,60

- 1,17

- 0,50

- 0,42

- 0,50

+ 0,17

± 0,00

- 0,92

+ 0,92

+ 0,50

+ 1,42

- 0,52

- 0,05

± 0,00

+ 0,13

+0,34

+ 0,39

- 0,26

+ 0,24

- 0,05

+ 0,35

3

Die Bewertungen für Deutschland im Detail

21vollkommenfalsch

vollkommenwahr

4 5

Aussagen:

A:

B:

C:

D:

E:

F:

G:

H:

I:

J:

In m

Mein Land verfügt über eine ausreichende soziale Infrastruktur, sodass Frauen weiterhin arbeiten können, auch wenn sie eine Familiegegründet haben.

In meinem Land ist die Gründung eines Unternehmens einegesellschaftlich akzeptierte Form der Erwerbstätigkeit für Frauen.

In meinem Land werden Frauen ermutigt, sich selbstständig zu machenoder ein neues Unternehmen zu gründen.

In meinem Land bieten sich Frauen in gleichem Maße wie Männern guteGelegenheiten, ein neues Unternehmen zu gründen.

In meinem Land befinden sich die Gründungsfähigkeiten und -kenntnissevon Männern und Frauen auf gleichem Niveau.

einem Land gibt es ein ausreichendes Angebot anFörderprogrammen, das Gründerinnen unterstützt.

In meinem Land ist genug Fremdkapital für neue und wachsendeUnternehmen erhältlich, die von Frauen gegründet werden.

In meinem Land haben Frauen größere Schwierigkeiten als Männer,Fremdkapital von Kreditinstituten zu erhalten.

In meinem Land haben Frauen hauptsächlich deswegen größereSchwierigkeiten bei Gründungen, weil sie in Branchen mit geringenErfolgsaussichten gründen.

In meinem Land sollte die Politik mehr tun, um Gründungen durchFrauen zu fördern.

ExpertinnenAlle Experten

Abb. 5.5.2: Unterstützung für Gründungen durchFrauen in Deutschland 2003 – Beurteilungdurch Expertinnen und Experten

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44 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Politik in Deutschland mehr tun sollte, um Gründungendurch Frauen zu fördern.

Welchen Einfluss haben die Rahmenbedingungen fürGründungen durch Frauen auf die tatsächlicheGründungsaktivität von Frauen? Wie aufgezeigt, bietendie nordeuropäischen Länder die besten Voraussetzun-gen für Gründerinnen. Jedoch haben diese Länder nichtdie höchsten Quoten der Gründerinnen. Wichtiger könn-ten andere Rahmenbedingungen sein, die ebenfalls nichtgeschlechtsneutral wirken, wie z.B. die Finanzierung(Benachteiligung von Frauen bei der Kreditvergabe). Einweiterer Grund könnte sein, dass Frauen sich auch beiguten Voraussetzungen für eine Erwerbstätigkeit nichtzwingend selbstständig machen, sondern einer abhängi-gen Beschäftigung nachgehen. Trotzdem stellt die Ver-besserung der Rahmenbedingungen für Gründungendurch Frauen einen wichtigen Bestandteil dar auf demWeg, die Gründungsaktivität von Frauen zu erhöhen.

5.6 Hinweise für die Politik: Was mussgetan werden in Deutschland?

! Große Bedeutung von Gründerinnen! Frauen müssen noch effektiver durch bessere Rah-

menbedingungen unterstützt werden! Erfolgreiche Unternehmerinnen als Vorbilder

Fast jedes dritte Unternehmen wird in Deutschland voneiner Frau gegründet, was auf die hohe wirtschaftspoliti-sche Relevanz dieser Gründungen hinweist. Das Potenzialvon Gründungen durch Frauen wird allerdings bei wei-tem noch nicht vollständig genutzt. Durch eine noch bes-sere Ausschöpfung des Gründerinnenpotenzials könnenImpulse für Innovation und Beschäftigung geschaffenwerden.

Im Rahmen dieses Kapitels wurden ausgewählte Aspek-te angesprochen, die die Gründungsaktivitäten von Frau-en charakterisieren bzw. beeinflussen. Nach der Darstel-lung der Ergebnisse stellt sich die Frage, was die Politikgegen die Zurückhaltung von Frauen bei Gründungen tunkann? Allgemein sollte die Politik versuchen, dasBewusstsein bei Frauen für die Selbstständigkeit als Al-ternative zu einer abhängigen Beschäftigung zu stärken.Als Beispiel für eine solche Maßnahme sei das Projekt

„bring your daughters to work“ aus Island, ebenfalls ei-nem GEM-Land, genannt. In diesem Projekt wurden El-tern aufgefordert, einmal im Jahr ihre Töchter mit zurArbeit zu nehmen, um so das Bewusstsein der Mädchenfür das Erwerbsleben allgemein zu fördern. VorrangigesZiel war es, die Mädchen in jungen Jahren mit Abläufenin einem Unternehmen vertraut zu machen und ihr Inter-esse für die Wirtschaft zu wecken. Es besteht die Hoff-nung, dass sich aufgrund der Vorbildfunktion selbst-ständiger bzw. erwerbstätiger Männer und Frauen lang-fristig auch das Rollenbild berufstätiger Mütter verän-dert. Das Projekt wurde von der EU als „best-practice-project“ ausgezeichnet. Solche und vergleichbare Projektekönnen mittel- bis langfristig die Möglichkeit einer selbst-ständigen Tätigkeit im Bewusstsein von Frauen veran-kern.

Eine weitere Möglichkeit, Frauen für eine selbstständigeberufliche Tätigkeit zu sensibilisieren, ist die verstärkteVorstellung erfolgreicher Unternehmerinnen in der Öf-fentlichkeit. Die Vorbildwirkung von mit ihrer Gründungerfolgreichen Frauen kann andere Frauen dazu veranlas-sen, sich mit dem Thema Entrepreneurship ernsthafterzu beschäftigen. Gerade die Anerkennung von Gründe-rinnen und ihrem Vorhaben in der Gesellschaft stellt inDeutschland noch eine große Hürde für potenzielle Grün-derinnen dar. Diesem Hemmnis könnte durch eine ver-mehrte öffentliche Diskussion des Themas Frauen undEntrepreneurship entgegengewirkt werden.

Wenn Frauen sich für eine Unternehmensgründung ent-scheiden, müssen sie die entsprechenden Rahmenbedin-gungen vorfinden, um ihr Vorhaben umsetzen zu können.Die weiblichen Experten meinen, dass sich Frauen nichtdie gleichen Gelegenheiten bieten wie Männern (vgl. Abb.5.5.2, Aussage D). Die größten Defizite bestehen nachAussage der Experten in den Bereichen der sozialen In-frastruktur sowie der Finanzierung von Gründungen. Dieaktuelle Diskussion in Deutschland bzgl. der ganztägi-gen Betreuung von Kindern macht deutlich, dass es dortgroße Defizite gibt. Die beschriebene Situation in dennordischen Ländern scheint vorbildlich; die gute Einstu-fung der Rahmenbedingungen für Gründungen durchFrauen in diesen Ländern bestätigen dies. Allerdings be-tonten die GEM-Leiter der nordeuropäischen Länderauch, dass öffentliche Maßnahmen zur Unterstützung vonFrauen, v.a. im Bereich der sozialen Infrastruktur, nichtnotwendigerweise die Zahl weiblicher Gründungen er-

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 45

höhen. Viele Frauen wählen stattdessen eine abhängigeBeschäftigung. Im Juli 2003 wurde in Norwegen dieUnterstützung während der Mutterschaft auch selbst-ständigen Frauen gewährt. Unternehmerinnen sollen keineNachteile gegenüber Frauen in einer abhängigen Beschäf-tigung haben. Der norwegische GEM-Teamleiter ver-spricht sich von dieser Maßnahme eine weitere Verbes-serung der Rahmenbedingungen für Gründungen durchFrauen. Im Bereich der Finanzierung muss in Deutsch-land besonders die Verfügbarkeit von und der Zugang zuFremdkapital für Frauen verbessert werden, sofern dennFremdkapital nachgefragt wird. Gerade für die Finanzie-rung kleiner Summen (geringerer Kapitalbedarf von Frau-en, vgl. Abb. 5.3.4) müssen adäquate Lösungen gefun-den werden, um Frauen auf ihrem Weg in die Selbst-ständigkeit zu unterstützen.

Es bleibt festzuhalten, dass das Gründungsgeschehen vonFrauen viele Facetten umfasst, von denen hier nur einigeangesprochen werden konnten. Die Situation in Deutsch-land kann als nicht sehr förderlich für Gründerinnen be-schrieben werden. Dies zeigt sich in der im Vergleich zuMännern geringeren Gründungsaktivität, aber auch in derschlechten Expertenbewertung der Rahmenbedingungenfür Gründungen durch Frauen. Jedoch scheint dasUnternehmerinnentum eine gestiegene Priorität bei denpolitischen Akteuren gewonnen zu haben.

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46 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

6 Schlussfolgerungen und förderungs-politische Konsequenzen

Der vorliegende fünfte GEM-Länderbericht Deutschlandhat gezeigt, dass Gründungen in Deutschland weiterhinein wirtschafts-, arbeitsmarkt-, bildungs- und frauen-politisch relevantes Thema sind. Geändert hat sich aller-dings die Perspektive, denn anders als in Zeiten des NewEconomy Booms stehen derzeit Gründungen aus der Ar-beitslosigkeit, unterstützt durch arbeitsmarktpolitischmotivierte Fördermaßnahmen, im Zentrum des Interes-ses. Diese Maßnahmen haben wesentlich dazu beigetra-gen, dass der Rückgang der Gründungsaktivitäten inDeutschland während der letzten Jahre zunächst gestopptist.

Dies ist erfreulich, darf aber nicht den Blick dafür verstel-len, dass an diese Gründungen nicht die gleichen volks-und regionalwirtschaftlichen Erwartungen geknüpft wer-den sollten wie einst an die New-Economy-Gründer. Zueiner verantwortlichen Förderpolitik gehört es, poten-ziellen Gründern die mit einer Gründung verbundenenRisiken bewusst zu machen. Dies darf nicht bedeuten,dass der Staat Gründern sämtliche Risiken abnehmensollte. Die Politik sollte den Eindruck vermeiden, als seijede Gründung per se volkswirtschaftlich sinnvoll undunterstützungswürdig. Denn auch dies zeigen die GEM-Daten: Deutschland weist nicht nur bei der Anzahl derGründungen generell Defizite gegenüber vergleichbareneuropäischen und nordamerikanischen Ländern auf, son-dern insbesondere bei potenziell wachstums- und/oderwissensintensiven Gründungen. Der parallel zu denLänderberichten jährlich veröffentlichte Global Reportzum GEM belegt, dass auf Ebene der Volkswirtschaftenaller GEM-Länder ein positiver statistischer Zusammen-hang zwischen der TEA-Quote und dem späteren Wachs-tum des Bruttoinlandsproduktes besteht. Dieser Zusam-menhang, in Abb. 6.1.1 für alle erfassten Gründungendargestellt, ist bei einem einjährigen Abstand zwischenTEA-Quote und BIP-Wachstum relativ stark und wärebei Berücksichtigung nur der expansiven, wissensinten-siven Gründungen ungleich stärker.

Die aktuelle Bestandsaufnahme der Gründungsaktivitätenin diesem GEM-Bericht lässt sich gut mittels der gängi-gen SWOT-Terminologie erfassen (Strengths-Weak-nesses-Opportunities-Threats).

Zu den Stärken (Strengths) zählt hierzulande – dies istein sehr stabiles Resultat aller bisherigen deutschenLänderberichte - die verglichen mit anderen GEM-Staa-ten quantitativ wie qualitativ sehr gut ausgebauteGründungsförderinfrastruktur und die physische Infra-struktur. Hier braucht im quantitativen Sinne nicht mehrgetan und auch nicht mehr Geld ausgegeben werden. Al-lerdings ist eine Konsolidierung der mittlerweile partiellzu großen Zahl an Förderprogrammen von Bund, Län-dern und Gemeinden angeraten. Etwas weniger wäre bis-weilen mehr, sofern damit eine Mittelfokussierung aufweiterhin bestehende Programme verbunden ist. Einedrastische Reduzierung der Gründungsförderprogrammewäre aber falsch, da so ein Standortvorteil Deutschlandsaufgegeben würde. Ein zweite erwähnenswerte Stärke istdas allgemeine Bildungsniveau der deutschen Bevölke-rung verglichen mit vielen anderen Ländern, trotz Pisa.Wohlgemerkt: Die gründungsbezogene Aus- und Weiter-bildung ist hiermit nicht gemeint (siehe Schwächen).Letztere könnte aber bei ausreichend langem Atem er-folgreicher sein als in anderen Ländern, da sie auf einerwesentlich besseren Grundausbildung an deutschen Schu-len und Hochschulen aufsetzen könnte als dies andern-orts möglich wäre.

Eine ambivalente Bewertung erhält die Gründungs-finanzierung. Der 12. Rang unter 31 GEM-Ländern soll-te nicht zu allzu viel Euphorie verführen: Die entspre-chende Bewertung hat sich in den letzten Jahren perma-nent verschlechtert, so dass aus der einstigen Stärke eineSchwäche zu werden droht.

Der vorliegende GEM-Bericht zeigt mehr komparativeSchwächen (Weaknesses) Deutschlands als komparati-ve Stärken. Bei mehreren gründungsbezogenen Rahmen-bedingungen nimmt Deutschland Rangplätze unter den31 GEM-Staaten ein, die einem der größten und wettbe-werbsfähigsten Wirtschaftsstandorte der Welt nicht ge-recht werden. Wie Anhang 2 zeigt, gehören insbesonderedie gründungsbezogene Ausbildung in der Schule, diegesellschaftlichen Werte und Normen („Gründungs-kultur“) sowie die staatlichen Regulierungen und das Steu-ersystem zu den Schwachstellen Deutschlands. Der grö-ßere Teil dieser gründungsbezogenen Rahmenbedingun-gen wäre durch politische Maßnahmen potenziellbeeinflussbar.

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 47

Den schlechtesten Rangplatz belegt Deutschland bei derUnterstützung von Gründungen durch Frauen (Rang 29).Diese Schwäche bezieht sich nicht auf eine von vielengründungsbezogenen Rahmenbedingungen, sondern istvielmehr von grundsätzlicher Relevanz: Im vergangenenJahr hat sich die Zahl der Gründungen durch Frauen un-günstiger entwickelt als die der Männer; hier existiert dasweitaus größere unausgeschöpfte Gründungspotenzial.Eine Relation von etwa 2:1 (Gründer zu Gründerinnen)ist unbefriedigend, zumal sie die Situation aufgrund derin wachstumsschwachen Wirtschaftssektoren überpropor-tional vertretenen Gründungen von Frauen beschönigt.

Die weitaus größere Herausforderung an die Politik liegtaber nicht in einzelnen gründungsbezogenen Rahmenbe-dingungen, sondern in den individuellen gründungs-bezogenen Einstellungen und -fähigkeiten der deutschenBevölkerung (Angst vor dem Scheitern als Gründungs-hemmnis, Einschätzung der Gründungschancen und derGründungsfähigkeiten). Solche Einstellungen, die sichpartiell auch noch weiter verschlechtert haben, beeinflus-sen die tatsächliche Gründungsentscheidung stärker als

die genannten gründungsbezogenen Rahmenbedingungenund sind durch Politik schwerer kurzfristig steuerbar.Versuchen sollte die Politik dies gleichwohl – und dabeiist ihr ein langer Atem zu wünschen.

Die Möglichkeiten (Opportunities) liegen, so paradoxdies zunächst klingt, in der aktuellen konjunkturellen undpartiell damit verbundenen gesellschaftlichen Krise. Dieindividuell als solche empfundene (ein Jammern auf ho-hem Niveau zugestanden!) ökonomische Not kann eineTriebfeder für bislang unterbliebene wirtschaftliche(Gründungs-) Aktivitäten sein. Diese Argumentation magzwar einem Schumpeterschen Unternehmerbild entlehntsein, das heutzutage nicht mehr auf jeden Gründer undinsbesondere jede Gründerin zutrifft. Am Kernargumentändert dies aber nichts: Not macht erfinderisch und daskann sich auch in der Gründung eines eigenen Unterneh-mens äußern. Die aktuell beobachtete Zunahme der Zahlder Nascent Entrepreneurs in Deutschland, welche in die-sem Umfang in anderen Ländern nicht zu konstatierenist, kann als erstes Indiz gewertet werden. Möglicherweisekann sich dies auch in einer Änderung der Gründungs-

Quelle: GEM-Bevölkerungsbefragungen 2000, 2001, 2002, 2003

= TEA zum Zeitpunkt t und Wachstum des BIP im Jahr t0 +1

© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

TE

Ain

Pro

zen

td

er

18

-64-J

äh

rig

en

2000,2001,2002,2003

BIP - Wachstum in %, Landeswährung, konstante Preise,2001, 2002, 2003, 2004

-2,0 -1,0 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,00

5

10

15

20

25

30r = 0,45

Abb. 6.1.1: Gründungsaktivitäten und nachfolgendes Wirtschaftswachstum in den GEM-Ländern (ein Jahr Time-lag)

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48 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

einstellungen auswirken, ggf. unabhängig von etwaigenMaßnahmen der Gründungsförderpolitik mit dieser Ziel-setzung. Es wird spannend sein, zu beobachten, wie sichGründungszahlen und -struktur („Notgründungen“ vs.Opportunity-Gründungen) verändern, falls sich die vor-sichtigen Anzeichen für eine konjunkturelle Belebungtatsächlich verstetigen und als nachhaltig erweisen. Schonder kommende GEM-Bericht für das Jahr 2004 wird dar-auf eine erste Antwort geben können.

Threats im Sinne von Gefahren drohen Gründungen inDeutschland nach Ansicht der Autoren dieses Berichtsaus wenigstens zwei Richtungen. Erstens verlautet ausTeilen der Politik, dass die gesamte Gründungsförder-politik drastisch zurückzufahren sei. Die bisherigen Wir-kungen seien insbesondere auf dem Arbeitsmarkt zu we-nig spürbar gewesen und in Zeiten knapper öffentlicherKassen sei daher das Meiste verzichtbar. Der GEM-Be-richt empfiehlt dringend, die während der letzten Jahremit viel Phantasie und relativ wenig Geld (gemessen anden Kohle-, Stahl- und Agrarsubventionen) aufgebauteGründungsförderinfrastruktur nicht radikal rückzubauen.Objektive Evaluation und notwendige Konsolidierung ja,aber keine Rosskur nach dem in Deutschland leider garnicht so seltenen Motto „von einem Extrem ins andere“:Bis Anfang der 1990er Jahre wurde in Deutschland inder Gründungsförderung (und -forschung!) nahezu nichtsgetan, dann in kurzer Zeit extrem viel, und nun mögli-cherweise wieder fast nichts. Eine zweite Gefahr drohtaus den Medien und sie hat ein wenig zu tun mit der erst-genannten. Manche Vertreter verschiedenster Medien-arten vermitteln den Eindruck als sei mit dem Ende derNew Economy auch das Thema „Gründungen“ gestor-ben. Ein Verschweigen dieses Themas in den Medien hatauch Wirkungen auf die Bevölkerung und deren Grün-dungseinstellungen und -wissen. Rückschlüsse von denNew-Economy-Gründungen auf Gründungen generellwären grundlegend falsch, denn diese Gründungen wa-ren nie und werden nie repräsentativ für Unternehmens-gründungen generell sein. Nicht das schnelle, bequemeund primär lust- und konsumbetonte Reichwerden miteiner Gründung charakterisiert den Alltag einer/s Selbst-ständigen, sondern das harte, selbstverantwortliche undrisikoreiche, aber auch selbstbestimmte und viele Arbei-ten über lange Jahre beschreibt die Realität von Grün-dern. Die Wiederaufnahme des Themas und die Korrek-tur eines irreführenden Gründerimages durch die Medi-

en, aber auch durch einzelne Gründungsförderer, wärenzielführend.

Was kann die Gründungsförderpolitik tun, um die genann-ten Stärken zu stärken, die Schwächen zu verringern, dieGelegenheiten zu nutzen und den Bedrohungen zu be-gegnen? Die Autoren sehen, in weitgehender Überein-stimmung mit den mehr als 50 für diesen Bericht befrag-ten Experten, insbesondere in folgenden Feldern Hand-lungsbedarf.

Bei den gründungsbezogenen Rahmenbedingungen schei-nen in den Bereichen Bildung, Finanzierung sowie Re-gulierungen und Steuern weiterhin Aktivitäten notwen-dig. Die Finanzierung eines Gründungsvorhabens stelltin Deutschland momentan in vielen Fällen ein großes Pro-blem dar, das zudem geschlechterspezifisch ist. Beson-ders Gründer und – noch stärker – Gründerinnen vonKleinstunternehmen mit einem geringen Kapitalbedarfhaben es schwer, bei Banken bzw. Finanzinstituten Kre-dite zu akquirieren. GEM hat gezeigt, dass in Deutsch-land die Umsetzung einer Gründungsidee in eine tatsäch-liche Gründung ein größeres Problem ist als in vielenanderen GEM-Ländern. Diese Umsetzung hat auch mitfinanziellen Möglichkeiten zu tun. Eine „Kultur derSelbstständigkeit“ wird in Deutschland seit einigen Jah-ren zu entwickeln versucht, aber insbesondere die Rolleder Schulen und Universitäten ist dabei ausbaufähig. Eineauch das Thema Gründungen berücksichtigende Bil-dungspolitik kann in doppelter Hinsicht förderlich sein:durch Ganztagsschulen ließen sich Gründungstätigkeitund Kindererziehung von Frauen (und Männern) besservereinbaren und die vermehrte Vermittlung gründungs-bezogener Fähigkeiten und wirtschaftlicher Basis-kenntnisse würde die Sensibilisierung für eine spätereberufliche Selbstständigkeit erhöhen. Administrative undsteuerliche Rahmenbedingungen schrecken manchepotenziellen Gründer von der Umsetzung einer Grün-dungsidee ab, auch wenn längst nicht alle Regulierungenderart hinderlich sind, wie sie wahrgenommen werden.

Gründungen durch Frauen hat dieser GEM-Bericht eineigenes Kapitel gewidmet. Es hat gezeigt, dass diesesGründungssegment in der Tat eine komparative Schwä-che Deutschlands darstellt. Möchte eine Volkswirtschaftwie Deutschland mehr und mehr gute Gründungen her-vorbringen, dann kann sie es sich nicht leisten, die Hälfte

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 49

des Potenzials weiterhin so stiefmütterlich zu behandelnwie bisher. Nicht nur aus volkswirtschaftlichen, sondernauch aus demographischen Gründen ist es dringend an-geraten, die Vereinbarkeit von selbstständiger beruflicherTätigkeit und Kindererziehung zu fördern. Obgleich die-se Forderung prinzipiell für Frauen und Männer gilt, sindFrauen davon expliziter betroffen. Eine frauenspezifischeGründungsförderpolitik ist insbesondere eine mütter-spezifische Gründungsförderpolitik, denn Mütter undwerdende Mütter leiden unter der schwierigen Verein-barkeit von Kindererziehung und Beruf, nicht Frauen all-gemein! Flankierend sollten Maßnahmen entwickelt wer-den, die die verglichen mit Männern ungünstigere Aus-prägung der Gründungseinstellungen, -fähigkeiten und-motive von Frauen zumindest langfristig verbessern hel-fen. Investitionen in die soziale, insbesondere die fami-lienbezogene Infrastruktur sind wichtig. Die Angebote inden meisten nordeuropäischen Ländern sind hier vorbild-lich (z.B. die kostengünstige Ganztagsbetreuung von Kin-dern ab sechs Monaten auch über Nacht oder über meh-rere Tage).

Die Gründungsförderpolitik des Bundes, der Länder undder Kommunen hat während der vergangenen Jahre einesehr große Zahl an neuen Programmen entwickelt. DieVerantwortlichen sollten nach angemessener Laufzeitdieser neuen Programme sehr sorgsam prüfen, welcheWirkungen diese für die Zahl der Gründungen, derenÜberlebensfähigkeit und Beschäftigtenzahlen entfaltethaben. Generell scheint es an der Zeit, die Gründungs-förderpolitik der verschiedenen Maßstabsebenen zu kon-solidieren. Notwendig sind eine größere Tiefe und eineetwas geringere Breite an Programmen.

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50 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Anhang 1: Konzept, Methode und Datenvom GEM 2003

Das GEM-Modell

Der theoretische Hintergrund des Global Entrepre-neurship Monitors wird durch das GEM-Modell gebildet(vgl. Abb. A1). Das Modell beschreibt Einflussfaktorenauf das Gründungsgeschehen in einem Land sowie denZusammenhang von Gründungen und volkswirtschaftli-chem Wachstum. Berücksichtigt werden verschiedeneVariablengruppen, die sich untereinander beeinflussenund in ihrer Gesamtheit das wirtschaftliche Wachstumeines Landes bestimmen.

Ausgangspunkt des Modells ist der allgemeine soziale,kulturelle und politische Kontext eines Landes, welcheru.a. durch die demographische Struktur, den Bildungs-stand sowie das politische System gebildet wird. Vor demHintergrund dieses Kontextes haben sich in jedem Landjeweils eigene allgemeine sowie gründungsbezogene Rah-menbedingungen herausgebildet. Allgemeine nationaleRahmenbedingungen umfassen Faktoren wie die Offen-heit der Volkswirtschaft und die Struktur von Finanz- undArbeitsmärkten. Bei diesen Faktoren handelt es sich all-gemein um Einflussfaktoren wirtschaftlichen Handelns,welche damit auch Unternehmensgründungen steuern. FürGründungen sind allerdings insbesondere die bereits ge-nannten gründungsbezogenen Rahmenbedingungen rele-vant. Diese umfassen eine breite Palette an Faktoren, aufdie Unternehmensgründer angewiesen sind und welchefür Gründungen förderlich oder hinderlich sein können.Hierzu zählen die Finanzierungsbedingungen für Grün-der, Steuern, Regulierungen und die Art und Ausgestal-tung von Förderprogrammen. Diese und weitere Fakto-ren werden im Kapitel 4 dieses Berichts untersucht.

Sowohl allgemeine nationale Rahmenbedingungen alsauch gründungsbezogene Rahmenbedingungen üben ei-nen Einfluss auf Gründungschancen und Gründungs-potenziale und damit auch auf das Gründungsgeschehenaus. Mit dem Begriff „Gründungschancen“ ist gemeint,inwieweit sich durch das Zusammenwirken der verschie-denen Rahmenbedingungen in einem Land Möglichkei-ten für den Aufbau neuer Unternehmen bieten. DieseMöglichkeiten können z.B. in Form von Marktlücken oderIdeen für neue Produkte oder Dienstleistungen bestehen.

Der Begriff der Gründungspotenziale beschreibt, in wel-chem Umfang Personen die nötigen Fähigkeiten und dieMotivation besitzen, bestehende Gründungschancen zunutzen, also ein Unternehmen zu gründen. Aus dem Zu-sammenspiel von Gründungschancen und Gründungs-potenzialen ergibt sich die tatsächliche Gründungs-dynamik. Wirtschaftliches Wachstum wird einerseits da-von beeinflusst, in welchem Maße bestehende mittelstän-dische oder große Unternehmen expandieren, schrump-fen oder schließen und andererseits davon, in welchemUmfang neue Unternehmen auf den Markt treten.

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass das GEM-Mo-dell eine breite Palette von Einflussfaktoren auf dasGründungsgeschehen in einem Land berücksichtigt. So-wohl explizit ökonomische als auch soziale, kulturelleund psychologische Determinanten werden erfasst. DasGEM-Modell wurde 1999 erstmals empirisch getestet undhat sich im Wesentlichen bewährt. Es wurde daher auchin den Folgejahren jeweils nur mit geringfügigen Verän-derungen erneut verwendet.

Sozialer, kultureller,politischer Kontext

Allgemeine nationaleRahmenbedingungen

• Offenheit derVolkswirtschaft

• Politik• Bildungsstand• Technologie,

FuE

• Infrastruktur• Finanzmärkte• Arbeitsmärkte• Institutionen,

rechtlicherRahmen

GründungsbezogeneRahmenbedingungen

• Finanzierung• Politische Rahmen-

bedingungen• Öffentliche

Förderinfrastruktur• Ausbildung• Technologietransfer

• Berater undLieferanten

• Offenheit der Märkte• Physische Infrastruktur• Werte und Normen

(Kultur)

Unternehmens-gründungen

Gründungs-potenziale• Fähigkeiten• Motivation

Gründungs-chancenGroßunter-

nehmen Mittelstand• Existenz• Perzeption

WirtschaftlichesWachstum

• BIP• Beschäftigung

Abb. A1: Das GEM-Modell

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 51

Die empirische Basis des GEM-Projektes

Ein internationaler Vergleich von Gründungsaktivitätenerfordert eine Datenbasis, die in gleicher WeiseGründungsaktivitäten sowie Einflussfaktoren auf Grün-dungen in den unterschiedlichen Ländern erfasst. Da esfür die Beteiligung an Gründungsaktivitäten sowie dieEinschätzung gründungsbezogener Rahmenbedingungenkeine international vergleichbaren Statistiken gibt, die fürdie Ziele dieses Projektes herangezogen werden könn-ten, stützt sich GEM im Wesentlichen auf eigene Primärer-hebungen in den einzelnen teilnehmenden Ländern. Einkomparativer Vorteil vom GEM liegt darin, dass in eige-nen empirischen Erhebungen in inzwischen 31 Ländernexakt dieselben Fragen an einen repräsentativen Quer-schnitt der Bevölkerung sowie an systematisch ausge-wählte Experten gerichtet werden. Die verwendeten Fra-gebögen sind in allen Ländern gleich und werden nur indie jeweilige Landessprache bzw. -sprachen übersetzt. Dieverschiedenen Erhebungen bzw. Datenquellen werden imAnschluss kurz dargestellt:

Bevölkerungsbefragung

Ein wichtiger Baustein der GEM-Untersuchung ist dieBefragung einer repräsentativen Stichprobe der erwach-senen Bevölkerung. Ziel dieser Befragung ist es, zu er-mitteln, in welchem Umfang sich Personen an Gründungs-aktivitäten beteiligen und welche Einstellung sie gegen-über gründungsbezogenen Themen vertreten. In jedemder beteiligten Länder wurde hierzu im Sommer 2003 einerepräsentative Bürgerbefragung durchgeführt, welche mitwenigen Ausnahmen in telefonischer Form stattfand.Lediglich in einzelnen Ländern wie z.B. China lässt sichanhand einer Telefonbefragung kein repräsentativer Quer-schnitt der Bevölkerung befragen, weswegen hier andereErhebungsverfahren gewählt wurden.

Der Stichprobenumfang beträgt in allen Ländern minde-stens 2000 Personen. In Deutschland wurden im Jahr 2003– ähnlich wie in den Vorjahren – deutlich mehr Personenbefragt, um die Repräsentativität der Erhebung noch wei-ter zu steigern. In diesem Jahr beträgt der Stichproben-umfang 7.500 Personen. Die Befragung wurde in allenLändern von international renommierten Marktfor-schungsinstituten durchgeführt. In Deutschland hat die-se Aufgabe wie bereits im Vorjahr TNS (Taylor Nelson

Sofres) Emnid übernommen. Der Datensatz aus derBürgerbefragung wird sowohl vom internationalenKoordinationsteam als auch vom jeweiligen nationalenGEM-Team ausgewertet.

Expertenbefragung

Neben der Bevölkerungsbefragung wird im Rahmen desGEM-Projektes auch eine Befragung von Gründungs-experten durchgeführt. Diese Expertenbefragung dientinsbesondere dazu, eine Einschätzung gründungs-bezogener Rahmenbedingungen zu erhalten. Es soll her-ausgefunden werden, welche Faktoren im jeweiligen LandGründungsaktivitäten fördern bzw. hemmen, welche alsoein Land "entrepreneurial" machen. Die befragten Ex-perten werden in allen Ländern nach einem einheitlichenSchlüssel ausgewählt. Es handelt sich um Personen ausUnternehmen, Wissenschaft, Verbänden, Banken undBeratungsfirmen, die sich intensiv mit Gründungen be-schäftigen und einen breiten Überblick über dasGründungsgeschehen im jeweiligen Land besitzen. DieExpertenbefragung wurde in allen Ländern in weitgehendgleicher Form durchgeführt.

Insgesamt wurden in diesem Jahr in Deutschland 53 weib-liche und männliche Gründungsexperten aus ganz unter-schiedlichen Regionen der Bundesrepublik befragt. AllePersonen haben einen standardisierten Fragebogen aus-gefüllt, der in der jeweiligen Landessprache in allen be-teiligten GEM-Ländern verwendet wurde und damit ei-nen internationalen Vergleich zulässt. Darüber hinauswurde mit 23 Experten und Expertinnen noch einstündi-ge Interviews geführt, um Hintergrundinformationen zuden gründungsbezogenen Rahmenbedingungen und zuBesonderheiten des Gründungssektors in Deutschland zuerhalten.

Einbezug weiterer sekundärstatistischer Daten

Durch das GEM-Koordinationsteam werden sekundär-statistische Daten zu weiteren nationalen Rahmenbedin-gungen sowie zu volkswirtschaftlichen Größen zusam-mengetragen. Verwendung finden international verfüg-bare und vergleichbare Statistiken der Weltbank, der Ver-einten Nationen sowie der OECD.

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52 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Anhang 2: Rangplätze der Bewertung gründungsbezogener Rahmenbedingungen im inter-nationalen Vergleich

Anmerkung: Die Rangplätze basieren auf der Bewertung gründungsbezogener Rahmenbedingungen in i.d.R. 31 GEM-Ländern. Dieim internationalen Vergleich beste Bewertung entspricht dem ersten Rangplatz. Der Gesamtrang ergibt sich aus dem ungewichtetenMittelwert aller Rangplätze in dem jeweiligen Land.

Datenquelle: GEM-Expertenbefragungen 2003© Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln,

Sternberg, R., Bergmann, H., Lückgen, I.

1 4 2 1 1 5 2 1 16 1 1 5 1 1 6

2 5 6 11 7 10 6 12 8 2 5 3 12 2 13

3 14 1 16 5 18 10 5 4 6 3 1 2 14 3

4 11 3 2 4 14 1 6 31 3 2 16 4 3 7

5 3 9 3 9 3 5 11 9 12 6 10 17 18 2

6 1 28 4 11 2 8 10 26 10 4 4 9 8 18

7 16 14 10 3 9 9 3 14 9 18 15 5 6 12

17 11 19 17 17 3 7 25 8 9 11 7 4 119

8 10 18 20 2 1 24 9 2 20 15 6 6 9 1

10 9 7 7 10 16 4 23 22 4 14 8 16 29 30

20 8 14 29 20 16 16 6 16 17 2 3 10 412

11 13 17 23 6 19 15 4 12 15 7 21 13 5 15

8 15 17 8 6 17 21 24 29 11 14 24 11 814

13 2 5 9 12 13 13 13 15 19 21 23 23 25 29

7 13 6 21 11 22 27 5 7 13 18 30 31 2115

19 16 8 25 12 20 14 1 27 30 7 10 22 9

17 18 10 5 16 15 12 17 28 13 8 26 27 19 16

18 15 26 13 13 7 14 8 27 23 20 12 26 12 23

19 27 4 24 24 22 26 2 30 5 10 13 18 20 24

20 6 27 12 19 8 21 19 29 21 25 9 21 23 27

22 24 25 22 18 4 18 29 20 14 22 19 15 15 20

21 12 19 18 27 23 11 22 23 25 12 20 22 7 5

21 29 29 20 25 23 15 18 18 24 29 8 16 2524

23 23 12 21 22 29 7 20 21 24 16 22 31 21 10

25 28 20 15 15 27 25 18 19 31 27 24 14 24 26

26 26 22 27 26 24 19 25 11 17 23 27 28 13 14

27 30 21 25 28 30 30 26 10 11 26 30 19 17 28

28 22 24 26 14 26 27 28 3 30 29 25 29 30 31

29 29 30 31 30 21 31 24 13 26 28 17 11 28 22

30 25 31 28 23 28 28 31 7 22 31 31 20 27 19

31 31 23 30 31 31 29 30 17 28 19 28 25 26 17

USA

Kanada

Singapur

Hongkong

Finnland

Irland

Neuseeland

Thailand

Australien

Schweiz

Niederlande

Island

Dänemark

China

Frankreich

Belgien

Großbritannien

Chile

Spanien

Norwegen

Südafrika

Schweden

Italien

Griechenland

Slowenien

Argentinien

Kroatien

Uganda

Brasilien

Venezuela

Deutschland

USA

Kanada

Singapur

Hongkong

Finnland

Irland

Neuseeland

Thailand

Australien

Schweiz

Niederlande

Island

Dänemark

China

Frankreich

Belgien

Großbritannien

Chile

Spanien

Norwegen

Südafrika

Schweden

Italien

Griechenland

Slowenien

Argentinien

Kroatien

Uganda

Brasilien

Venezuela

Deutschland

A

Ge

sa

mt-

ran

g

B C D E F G H I J K L M A1

Rahmenbedingungen (Indizes) Unterstützungfür Gründungen

von Frauen

A:

D:E :F :

Öffentliche FörderinfrastrukturB:C:

G:

Physische Infrastruktur

FinanzierungPolitik 1: Priorität und Engagement

Marktoffenheit 2: Markteintrittsbarrieren

Wissens- und Technologietransfer

Schutz geistigen Eigentums (Patente etc.)

H :I :J :K :L :M :A1:

Gründungsbezogene Ausbildung 2: HochschuleBerater und Zulieferer für neue Unternehmen

Gesellschaftliche Werte und Normen (Kultur)Gründungsbezogene Ausbildung 1: SchuleUnterstützung für Gründungen von Frauen

Marktoffenheit 1: Marktveränderung

Politik 2: Regulierung, Steuern

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GEM-Länderbericht Deutschland 2003 53

Anhang 3: Bisherige Publikationen zum GEM

Global Reports

verfügbar unter: www.gemconsortium.org

GEM 1999 Reynolds, P.; Hay, M.; Camp, M.C. (1999): Global Entrepreneurship Monitor. 1999 Executive Report.Kansas City: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2000 Reynolds, P.D.; Hay, M.; Bygrave, W.D.; Camp, S.M.; Autio, E. (2000): Global Entrepreneurship Moni-tor. 2000 Executive Report. o.O.: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2001 Reynolds, P.D.; Hay, M.; Bygrave, W.D.; Camp, S.M.; Autio, E. (2001): Global Entrepreneurship Moni-tor. 2001 Executive Report. o.O.: Kauffman Center for Entrepreneurial Leadership.

GEM 2002 Reynolds, P.D.; Bygrave, W.D.; Autio, E.; Cox, L.W.; Hay, M. (2002): Global Entrepreneurship Moni-tor. 2002 Executive Report. o.O.: Ewing Marion Kauffman Foundation.

GEM 2003 Reynolds, P.D., Bygrave W.D., Autio, E. and others (2004): GEM 2003 Global Report. Babson Park,MA: Babson College.

Länderberichte Deutschland

verfügbar unter: www.wiso.uni-koeln.de/wigeo/index.html

GEM 1999 Sternberg, R.; Otten, C.; Tamásy, C. (2000): Länderbericht Deutschland 1999 - Kurzfassung. Köln:Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

Sternberg, R. (2000): Entrepreneurship in Deutschland. Das Gründungsgeschehen im internationalenVergleich. Länderbericht Deutschland 1999 zum Global Entrepreneurship Monitor. Berlin: edition sigma.(Langfassung, nur im Buchhandel erhältlich)

GEM 2000 Sternberg, R.; Otten, C.; Tamásy, C. (2000): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). LänderberichtDeutschland 2000. Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln (auch inenglischer Sprache verfügbar).

GEM 2001 Sternberg, R.; Bergmann, H.; Tamásy, C. (2001): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länder-bericht Deutschland 2001. Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2002 Sternberg, R.; Bergmann, H. (2003): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länderbericht Deutsch-land 2002. Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

GEM 2003 Sternberg, R.; Bergmann, H.; Lückgen, I. (2004): Global Entrepreneurship Monitor (GEM). Länder-bericht Deutschland 2003. Köln: Wirtschafts- und Sozialgeographisches Institut, Universität zu Köln.

Länderberichte anderer Länder

Eine komplette Auflistung aller Länderberichte der jeweiligen Jahre würde diesen Rahmen sprengen. Fast alle GEM-Länderberichte sind verfügbar unter: www.gemconsortium.org

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54 GEM-Länderbericht Deutschland 2003

Anhang 4: Der Global Entrepreneurship Monitor im Jahr 2003:Koordinationsteam, Länderteams und Sponsoren

GEM Projekt Babson College, London Business SchoolDirektoren William D. Bygrave, Michael Hay

Sponsor: Ewing Marion Kauffman Foundation

GEM Projekt Babson College, London Business SchoolKoordinator Paul D. Reynolds

GEM Babson College, London Business SchoolKoordinations- Paul D Reynolds, William D. Bygrave, Marcia Cole, Erkko Autio, Michael Hay, Stephen Hunt,team Isabel Servais, Natalie DeBono, Michelle Hale, Caroline Johns, Kristin Bekkeseth, Nancy Chin,

Anwen Garston, Michel Mouchiroud, Bolo Olufunwa, Emily Ng, Shashank Pattekar, Jagriti Patwari,Ingvild Rytter, Charles Conrad Uy, Steven Haslett (Consultant), Charles Palit (Consultant)Sponsor: Anonymous Foundation, David Potter Foundation

Schwerpunkt- Alfred University, Oregon State Universitythema: Familien- Carol Wittmeyer, Mark Greenunternehmen Sponsor: Raymond Family Business Institute

Argentinien Center for Entrepreneurship, IAE Management and Business School, Universidad AustralSilvia Torres Carbonell, Hector Rocha, Florencia PaoliniSponsor: IAE Management and Business School, HSBC Private Equity Latin America

Australien Australian Graduate School of Entrepreneurship, Swinburne University of TechnologyKevin Hindle, Susan Rushworth, Allan O’Connor, Adolph HanichSponsor: Westpac Banking Corporation

Belgien Vlerick Leuven Gent Management School, Ghent UniversityDirk De Clercq, Bart Clarysse, Hans Crijns, Sophie Manigart, Frank Verzele, David ZegersSponsor: Vlerick Leuven Gent Management School Steunpunt Ondernemerschap, Ondernemingen enInnovatie (Flemish Ministry of Economics), 4x4 Entreprendre (Walloon Ministry of Economics)

Brasilien IBQP - Instituto Brasileiro da Qualidade e Produtividade no ParanáFulgêncio Torres Viruel, Marcos Mueller Schlemm, Simara Maria S. S. GrecoSponsor: IBQP - Instituto Brasileiro da Qualidade e Produtividade no ParanáSEBRAE- Serviço Brasileiro de Apoio às Micro e Pequenas Empresas

Chile ESE - Universidad de Los AndesAlfredo Enrione, Jon Martinez, Álvaro Pezoa, Gerardo Marti, Nicolás Besa, David KimberSponsor: ESE Business School - Universidad de los Andes, ADIMARK, ING (formerly known as'Internationale Nederlanden Group'), Price Waterhouse Coopers, Banco de crédito e inversiones

China Tsinghua University, Asia Institute of Babson CollegeYanfu Jiang, Jian Gao, Yuan Cheng, Qiong Qui, Robert NG, Bing Xiao, Jianfei Wang, Qiuyue Zhong,Xiao Zheng, Ping WieSponsor: Kerotha, School of Economics and Management, Tsinghua UniversityNational Entrepreneurship Research Center of Tsinghua University

Dänemark University of Southern DenmarkMick Hancock, Torben Bager, Lone Toftild, Thomas Schoett, Kim KlyverSponsor: Erherva-og Boligstyrelsen, Ernst & Young (Denmark), IRF - Industriens Realkreditfond, Danfoss,Vækstfonden, FUHU, Boersen, Tuborgfonden

Deutschland Universität zu Köln, Wirtschafts- und Sozialgeographisches InstitutRolf Sternberg, Heiko Bergmann, Ingo LückgenSponsor: KfW Bankengruppe, Ernst & Young AG

Finnland Helsinki University of TechnologyErkko Autio, Pia Arenius, Anne KovalainenSponsor: Ministry of Trade and Industry, National Technology Agency Tekes

Frankreich EM LyonOlivier Torres, Isabel Servais, Aurélien EminetSponsor: Chaire Mérieux Entreprendre

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Griechenland Foundation for Economic and Industrial Research (IOBE)Stavros Ioannides, Takis PolitisSponsor: Greek Ministry of Development, IOBE Sponsors

Großbritannien London Business School, The Work FoundationRebecca Harding, Michael Hay, Mark CowlingSponsor: Small Business Service, Barclays Bank, The Work Foundation, South East of EnglandDevelopment Agency, One North East, InvestNI, Entrepreneurial Working Party, Ernst & Young

GB-Nordirland Kingston University, Economic Research Institute of Northern Ireland, Invest NIMark Hart, Maureen O'Reily, Carol KeerySponsor: Invest NI

GB-Schottland University of StrathclydeJonathan Levie, Wendy Brown, Sarah CooperSponsor: Hunter Centre for Entrepreneurship @ Strathclyde

GB-Wales University of Glamorgan, North East Wales Institute of Higher EducationDavid Brooksbank, Dylan Jones-EvansSponsor: Welsh Development Agency

Hong Kong The Chinese University of Hong Kong, Shenzhen Academy of Social SciencesBee-Leng Chua, David Ahlstrom, Kevin Au, Siu-Tong Kwok, Cheung-Kwok Law, Chee-Keong Low,Shige Makino, Hugh Thomas, Le Zheng, Wang Weili, Dong XiaoyuanSponsor: Trade and Industry Department, SME Development Fund, Hong Kong Government SAR,Asia Pacific Institute of Business, The Chinese University of Hong Kong, Chinese Executives Club,Hong Kong Management Association

Irland University College, DublinPaula Fitzsimons, Colm O'Gorman, Frank RocheSponsor: Enterprise Ireland, Intertrade Ireland

Island Reykjavik UniversityAgnar Hansson, Ludvik Eliasson, Guðrún Mjöll Sigurðardóttir, Halla Tomasdottir, Gylfi Zoega,Rognvaldur SaemundssonSponsor: Reykjavik University, Central Bank of Iceland, The Confederation of Icleandic Employers,New Business Venture Fund, Prime Minister's Office

Italien Bocconi UniversityGuido Corbetta, Alexandra Dawson, Ugo LassiniSponsor: Bocconi University

Japan Keio University, University of Marketing & Distribution SciencesTsuneo Yahagi, Takehiko IsobeSponsor: Monitor Company

Kanada École des Hautes Études Commerciales de Montréal (HEC-Montréal), University of British Columbia (UBC)Nathaly Riverin, Louis-Jacques Filion, Daniel Muzyka, Ilan Vertinsky, Aviad Pe'er, Oana BranzeiSponsor: Chaire d'entrepreneuriat Rogers-J.-A. Bombardier, HEC Montréal Développement ÉconomiqueCanada pour les régions du Québec, Industry Canada, Small Business Policy Branch, The W. Maurice YoungEntrepreneurship and Venture Capital Centre, The Social Sciences and Humanities Research Council ofCanada

Kroatien SME's Policy Centre - CEPOR Zagreb, J. J. Strossmayer University in OsijekSlavica Singer, Sanja Pfeifer, Natasa Sarlija, Djula Borozan, Suncica ObermanSponsor: Ministry of Crafts, Small and Medium Enterprises, Open Society Institute - CroatiaJ.J. Strossmayer University in Osijek, SME's Policy Centre - CEPOR, Zagreb

Neuseeland New Zealand Centre for Innovation & Entrepreneurship, UNITEC Institute of TechnologyAlex Maritz, Anton de Waal, William D. Bygrave (Babson College), Dean Prebble, Debbie Rolland,Greg Wilson, Helen Mitchell, Howard Frederick, John Blackham, Xsol Ltd, John Thompson (Universityof Huddersfield), John Webster, Judi Campbell, Matt Twomey, Peter Carswell, Prue Cruickshank,Rt. Hon. Jenny Shipley, Former Prime Minister of New Zealand, Shelley Eden, Simon Peel,Tim Boyd-White, Vance Walker, Yunxia ZhuSponsor: UNITEC Institute of Technology, New Zealand Centre for Innovation and Entrepreneurship,School of Management & Entrepreneurship, School of Communication Development, Venture Taranaki

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Niederlande EIM Business & Policy ResearchSander Wennekers, Niels Bosma, Guido Brummelkamp, Marco Mosselman, Maarten Overweel,Heleen Stigter, Roy ThurikSponsor: Dutch Ministry of Economic Affairs

Norwegen Bodø Graduate School of BusinessLars Kolvereid, Svenn Are Jenssen, Gry Agnete Alsos, Eirik Pedersen, Maiken Johansen, Bjørn Willy Åmo,Erlend Bullvåg, Elin OftedalSponsor: Ministry of Trade and Industry, Bodø Graduate School of Business, Kunnskapsparken AS Bodø,Center for Innovation and Entrepreneurship, Innovation Norway

Schweden ESBRI – Entrepreneurship and Small Business Research InstituteMagnus Aronsson, Helene ThorgrimssonSponsor: Confederation of Swedish Enterprise, Swedish Agency for Innovation Systems (VINNOVA),Swedish Business Development Agency (NUTEK), Swedish Institute for Growth Policy Studies (ITPS)

Schweiz University of St. Gallen (KMU - HSG), IMD, HEC-Lausanne SwitzerlandThierry Volery, Benoit Leleux, Georges Haour, Bernard Surlemont, Diego ChaantrainSponsor: KTI / CTI, KMU – HSG, IMD

Singapur National University of SingaporePoh Kam Wong, Finna Wong, Lena Lee, Yuen Ping HoSponsor: Economic Development Board of Singapore, National University of Singapore

Slowenien Institute for Entrepreneurship and Small Business Management, Faculty of Economics & Business,University of MariborMiroslav Rebernik, Karin Širec-Rantaša, Polona Tominc, Miroslav Glas, Viljem PšenicnySponsor: Ministry of Education, Science and Sports, Ministry of the Economy, Small BusinessDevelopment Center, Chamber of Crafts of Slovenia, Finance - Slovenian Business Daily

Spanien Instituto de EmpresaAlicia Coduras, Paloma López, Rachida Justo, Ignacio de la VegaSponsor: NAJETI Group, Instituto de Empresa

Spanien- Universidad AutonomaKatalonien José Maria Veciana, Enric Genesca, Yancy Vailant, David Urbano

Sponsor: Institut d'Estudis Regionals, Metropolitans de Barcelona

Spanien- Universidad de CádizAndalusien José Ruiz Navarro, José Aurelio Medina Garrido, José Daniel Lorenzo Gómez

Sponsor: Consejería de Empleo y Desarrollo Tecnológico (Junta de Andalucía)

Spanien- Xavier de Salas FundaciónExtremadura Ricardo Hernández, Juan Carlos Díaz

Sponsor: Sofiex, Caja Rural de Extremadura Foundation, Los Santos de Maimona

Südafrika The UCT Centre for Innovation and Entrepreneurship, Graduate School of Business,University of Cape TownMike Herrington, John Orford, Eric WoodSponsor: Liberty Group, South African Breweries

Uganda Faculty of Commerce, Makerere University Business SchoolThomas Walter, Waswa Balunywa, Peter Rosa, Arthur Sserwanga, Stefanie Barabas, Rebecca NamatovuSponsor: European Union, Bank of Uganda, Spear Motors Ltd, Makerere University Business School

USA Babson CollegeWilliam D. Bygrave, Paul D. Reynolds, Maria Minniti, Marcia ColeSponsor: Ewing Marion Kauffman Foundation

Venezuela Venezuela Instituto de Estudios Superiores de Administración ( IESA)Gastón Arévalo, Roberto Vainrub, Grupo MercantilSponsor: Fundación IESA