Frankfurt am Main Literaturregion Rhein-Neckar
Transcript of Frankfurt am Main Literaturregion Rhein-Neckar
Literaturregion
Rhein-Neckar
Literaturregion
Rhein-Neckar
Stuttgart
Karlsruhe
Frankfurt am Main
Literaturregion Rhein-NeckarLiteraturregion Rhein-Neckar
Vorwort 3
Altrip (1) (s. Ludwigshafen)
Angelbachtal-Eichtersheim (2) 6
Annweiler (3) 7
Auerbach (4) (s. Bensheim)
Bad Bergzabern (5) 9
Bad Dürkheim (6) 12
Bellheim (7) 15
Bensheim (8) 15
Buchen (9) 19
Burg Hornberg (10) (s. Neckarzimmern)
Deidesheim (11) 22
Edenkoben (12) 24
Eschbach (13) 25
Frankenthal (14) 26
Freinsheim (15) 28
Germersheim (16) 28
Grünstadt (17) 30
Hambacher Schloss (18) (s. Neustadt) 32
Hardenburg (19) (s. Bad Dürkheim)
Hardheim (20) 32
Heidelberg (21) 33
Heppenheim (22) 43
Jockgrim (23) 45
Klingenmünster (24) 45
Kloster Lorsch (25) (s. Auerbach)
Ladenburg (26) 46
Lambsheim (27) 48
Lampertheim (28) 48
Landau (29) 49
Leinsweiler (30) 51
Klosterruine Limburg (31) (s. Bad Dürkheim)
Ludwigshafen (32) 52
Ludwigshafen-Oggersheim (43) 56
Mannheim (33) 58
Mauer (34) 66
Minfeld bei Kandel (35) 67
Mosbach (36) 67
Neckarbischofsheim (37) 69
Neckarsteinach (38) 70
Neckarzimmern (39) 70
Neustadt an der Weinstraße (40) 71
Oberotterbach (41) 73
Oberhambach (42) (s. Heppenheim)
Rheinzabern (44) 74
Schloss Eberstadt (45) (s. Buchen)
Schwetzingen (46) 75
Sinsheim (47) 77
Speyer (48) 79
St. Germanshof 82
Weinheim (49) 83
Wörth (52) 84
Worms (51) 85
Zwingenberg am Neckar (53) 89
Personenregister 92
Bildnachweise 94
Literaturhinweise 95
Adressverzeichnis 97
Impressum 97
Die roten Zahlen verweisen auf die Karte S.4 /5
Inhalt
Vorwort
A ls Wirtschaftsraum hat sich die Metropolregion Rhein-Neckar mit ihren
2,4 Millionen Einwohnern in den letzten Jahren an der Spitze der Bundes-
republik platziert. Dazu beigetragen haben eine innovative Industrie und
Forschung, weltweit agierende Konzerne, Universitäten mit bestem Ruf in
Forschung und Lehre, ein Mittelstand als Motor für den Arbeitsmarkt und
eine Lebensqualität, die alle Bereiche umfasst: großstädtisches Flair, mit-
telalterliche Gassen, hervorragende Gastronomie, eine facettenreiche
Museumslandschaft und ein vielfältiges sportliches Angebot – mit einer
Formel 1-Rennstrecke in Hockenheim und einem Fußballbundesligaclub
in Hoffenheim. Ausflugsziele führen in landschaftlich reizvolle Weinregionen
mit ausgezeichneten Winzern, zum Hambacher Schloss, einer gewichtigen
demokratischen Erinnerungsstätte, in den pittoresken Schlosspark von
Schwetzingen, der Siegfriedstraße entlang in den Odenwald. Zurück geht
es über die Bergstraße in die südliche Pfalz, die zugleich in Teilen Mitglied
der grenzüberschreitenden PAMINA-Region ist, die sich südlich an die
Metropolregion anschließt1.
Die Region Rhein-Neckar um das Dreiländereck Baden-Württemberg,
Rheinland-Pfalz und Hessen ist eine Kulturregion ersten Ranges, in der
sich Moderne und Tradition ideal aufeinander beziehen lassen. Dies gilt
auch für die Entwicklung der Literatur von ihren Anfängen in den Klöstern
über den Humanismus und seine Wurzeln in den Lateinschulen sowie über
den Sturm und Drang und die Romantik bis zur Wende in das 20. Jahrhun-
dert und der Geschichte der Bundesrepublik bis heute.
Dafür stehen Namen wie Liselotte von der Pfalz, Friedrich Schiller, Friedrich
Hölderlin, Achim von Arnim und Clemens Brentano, Joseph von Eichen-
dorff, Joseph Victor von Scheffel, Alfred Mombert, Hilde Domin, Bernhard
Schlink, Wilhelm Genazino und viele andere.
Der Führer durch die Literaturregion Rhein-Neckar ist entstanden durch die
Zusammenarbeit der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe mit dem ADAC
Nordbaden und der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH. Dem Geschäfts-
führer des ADAC Nordbaden Manfred Rosenberg und der Leiterin der Öf-
fentlichkeitsarbeit der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH Regina Pfriem
sei für die Zusammenarbeit gedankt, die jetzt erstmals eine literarische
Spurensuche in der Region Rhein-Neckar möglich macht.
Prof. Dr. Hansgeorg Schmidt-Bergmann
Literarische Gesellschaft Karlsruhe,
Museum für Literatur am Oberrhein Karlsruhe
1Vgl.: Literaturregion PAMINA. Baden. Elsass. Pfalz. Hrsg.: ADAC Nordbaden, Südbaden, Pfalz;
Literarische Gesellschaft und TechnologieRegion Karlsruhe. Download: www.literaturland-bw.de
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Metropolregion Rhein-Neckar
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Angelbachtal-Eichtersheim
Das Heckerlied
Wenn die Leute fragen,
Lebt der Hecker noch?
Sollt ihr ihnen sagen,
Ja, ja er lebet nocht!
Er hängt an keinem Baume,
er hängt an keinem Strick!
Er hängt nur an dem Träume
von der Republik.
[...]
Fürstenblut muß fließen,
fließen stiefeldick.
Und daraus ersprießen,
die rote Republik.
Ja dreiunddreißig Jahre
währt die Knechtschaft schon.
Nieder mit den Hunden,
von der Reaktion!
Der legendäre badische Revolutionär
Friedrich Hecker (1811– 1881) wurde
in Eichtersheim geboren. Er proklamierte
1848 in Konstanz die Deutsche Republik
und wurde zur Symbolfigur der demo-
kratischen Bewegung. Nach der Nieder-
lage der aufbegehrenden Revolutionäre
bei Kandern am 20. April 1848 musste
er in die Schweiz fliehen, von wo er nach
Amerika auswanderte. Das sogenannte
Heckerlied „Wenn die Roten fragen: lebt
der Hecker noch ...“ wurde in der Revo-
lutionszeit zum weit verbreiteten Volks-
lied. Als Farmer im Staat Illinois nahm
Hecker am öffentlichen Leben teil und
kämpfte auf Seiten der Union im Ameri-
kanischen Bürgerkrieg. 1849 und 1873
kehrte er kurz nach Deutschland zurück.
Hecker begrüßte die deutsche Einheit,
ohne sich mit der dominierenden Rolle
Preußens im Reich einverstanden erklä-
ren zu können.
Wichtige Werke: „Die Erhebung des
Volkes in Baden für die deutsche Repu-
blik im Frühjahr 1848“ (1848), „Reden
und Vorlesungen“ (1872).
Eine Gedenktafel am Rathaus, Friedrich-
Hecker-Straße 5, erinnert an den badi-
schen Revolutionär.
Friedrich Hecker Haus Eichtersheim
In Eichtersheim begann der Karlsruher
Geograph Friedrich Ratzel (1844–1904)
seine Apothekerlehre. Seine Jugender-
innerungen „Glücksinseln und Träume“
sind auch heute noch ein lesenswerter
Führer durch die Region. Die Gedenk-
tafel an der alten Schlossapotheke in der
Friedrich-Hecker-Straße 7 erinnert an ihn.
In dieser Zeit waren noch viel mehr alte
Bücher am Leben als heute, und das
gab auch sogar kleine Büchereien, wie
man sie gelegentlich besonders in den
Häusern der Pfarrer und der Ärzte fand,
einen Reichtum oder vielmehr eine Man-
nigfaltigkeit, die eine moderne Bücher-
sammlung nicht hat. Schon äußerlich
zeichneten sich die alten Bände mit ihren
braunen bunt oder mit Gold bedruckten
Lederrücken und ihrem roten oder Mar-
morschnitt vor den Erzeugnissen der zur
Stümperei herabgesunkenen Buchbin-
derei des mittleren neunzehnten Jahr-
Alte Schlossapotheke
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hunderts aus. [...] Was für Prachtausga-
ben hat es von Haller, Ewald von Kleist,
besonders aber von Klopstock und Wie-
land gegeben!
Friedrich Ratzel: Glücksinseln und Träume (1905)
In Eichtersheim lebte Konrad Winkler (1918 –1993), der in vielen Rundfunkbei-
trägen eine Topografie der Region hinter-
ließ. Zuletzt lebte er in der Heidelberger
Straße 17 in Eichtersheim. Sein Nachlass
befindet sich seit 1994 im Archiv des
Museums für Literatur am Oberrhein.
Im Nachbardorf Mühlhausen wurde 1919
der Schriftsteller Hans Bender geboren:
Das Dorf Mühlhausen, wo ich am 1. Juli
1919 geboren wurde, hatte nur einen
bescheidenen Ruf. Es hatte ein Dutzend
große und kleine Zigarrenfabriken und,
um die Jahrhundertwende, einen thea-
terbegeisterten Pfarrer, der eine Festhalle
mit einer großen Bühne baute, eine Laien-
spielgruppe und ein Orchester unterhielt.
Als Kind sah ich dort „Die Jungfrau von
Orleans“, „Preziosa“, „Das Marienkind“
und „Das vierte Gebot“ von Anzengruber.
Im letzten Stück spielt ich selbst eine
Rolle: ein verstorbenes Kind, das seiner
unschuldig verurteilten Mutter als Engel
in der Gefängniszelle erscheint. Deshalb
waren die ersten Schreibversuche Thea-
terstücke. Sie sollten alle die gesehenen
Stücke übertrumpfen.
Die Schulhefte füllten sich mit Szenen
und Akten, und sie wurden auch, in der
Kegelbahn neben dem Gasthaus, von
mir aufgeführt. Schöne Mädchen waren
unter den Nachbarskindern, die sich in
meine Zigeunerinnen, Hexen und Engel
verwandeln, aber nur schwer die langen,
von mir verfaßten Texte auswendig ler-
nen konnten.
Hans Bender: Das wiegende Haus (1961)
Annweiler – Stadt am Trifels
„Wer den Trifels hat, hat das Reich“, war
ein geflügeltes Wort, als die Burg Trifels
das Reichsland um Annweiler schützte.
Besonders unter den Staufern stellte der
Trifels ein Sinnbild von Macht und Größe
dar. Vom 11. bis zum 13. Jahrhundert
wurden auf dem Trifels mehrmals die
Reichskleinodien der Kaiser und Könige
des Heiligen Römischen Reiches Deut-
scher Nation – darunter Krone, Reichs-
apfel, Reichsschwerter, Kaisermantel
– aufbewahrt, zumeist aufgrund einer
Thronvakanz, also bis die Fürsten den
nächsten König gewählt hatten, der dann
mit den Insignien gekrönt wurde. Heute
werden hier Nachbildungen der Origi-
nale, die sich in der Schatzkammer der
Wiener Hofburg befinden, ausgestellt.
Berühmtester Gefangener auf der Burg
von 1193 bis 1194 war der englische
König Richard Löwenherz. Im Trifels, der
als Vorlage für die Gralsburg im „Parzi-
val“ von Wolfram von Eschenbach ge-
dient haben soll, lebte nach einer mit-
telalterlichen Sage der legendäre Kaiser
Friedrich I. Barbarossa weiter. Die bis
heute immer wieder restaurierte Burg
Schloss Eichtersheim
Reichsinsignien
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ist eine der beliebtesten Ausflugsziele in
der Pfalz. Im „Museum unterm Trifels“
in Annweiler, das sich in drei Fachwerk-
häusern befindet, wird die wechselvolle
Geschichte des Trifels anschaulich do-
kumentiert.
Richard Löwenherz auf dem Trifels
König Richard Löwenherz von England
hatte auf einem Kreuzzuge auf den Wäl-
len von Ptolemais die Fahne Leopolds
von Österreich beschimpft und wurde
von diesem bei seiner Rückkehr gefan-
gen genommen und nach Dürrenstein an
der Donau gebracht. Doch Heinrich VI.
meinte, nur ein Kaiser dürfe einen König
gefangen halten, und brachte den
Löwenherz auf den Trifels, wo er zehn
Monate lang der Freiheit beraubt war.
Niemand wusste den Aufenthalt des
löwenmutigen Helden. Sein treuer Sän-
ger Blondel zog singend von Schloss zu
Schloss, den guten König zu suchen.
Einst kam er vor die Burg Trifels und ließ
sein Lied erklingen, das nur ihm und dem
König bekannt war. Als die erste Strophe
geendet hatte, scholl die zweite als Ant-
wort aus dem Turme. „O Richard, o mein
König!“, rief Blondel dem Einsamen zu.
Er eilte rasch zu Tale und rückte bald mit
fünfzig Mannen zum Trifels und stürmte
ihn trotz heftiger Gegenwehr. Und wie-
der klang das Lied der Freunde durch
die weiten Hallen und soll auch heute
noch in einsamen Stunden dort gehört
werden.
Friedrich Wilhelm Hebel: Pfälzische Sagen (1958)
Joseph Victor von Scheffel (1826–
1886) hat in seiner populären Gedicht-
sammlung „Gaudeamus“ (1868) die
Sagenwelt des Trifels und der Burgen
Anebos und Scharfenberg, im Volks-
mund auch Münz genannt, in seinem
Trifels-Gedicht wiedergegeben:
Burg Trifels
Scheffel als Wanderer
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Annweilers Berge seh‘ ich wieder
Und ihre Burgdreifaltigkeit,
In Ehren alt, vernarbt und bieder,
Kriegszeugen deutscher Kaiserzeit.
Dort Scharfenburg, die schlanke feine,
Vor ihr der Felsklotz Anebos,
Und hier als dritter im Vereine
Der Reichspfalz Trifels Steinkoloß.
–> Karlsruhe
info
Museum unterm Trifels
Am Schipkapass 4 · 76855 Annweiler
Tel. 0 63 46/16 82 · Fax 0 63 46/92 80 17
Öffnungszeiten:
15. März –1. November Di– So 10 –17 Uhr,
2. November – 14. März Sa, So 13 –17 Uhr
www.vg-annweiler.de
Auerbach
–> Bensheim
Bad Bergzabern
Im Zentrum der südpfälzischen Kurstadt
liegt das Schloss Bergzabern. Die Herzö-
ge von Zweibrücken ließen hier am Erlen-
bach eine Burg errichten, die während
der Bauernkriege 1525 von aufstän-
dischen lothringischen Bauern zerstört
wurde. Ludwig II. von Pfalz-Zweibrücken
baute die Burg zum Schloss um. Die
beiden massiven Rundtürme der vier-
flügeligen Anlage dienten als Geschütz-
türme des Schlosses, das in der Vergan-
genheit auch durch einen Wassergraben
geschützt wurde. Diesen ebnete man
jedoch bei der Renovierung von 1725
ein. Heute zeigt sich das sehenswerte
Schloss, in dem sich der Sitz der Ver-
bandsgemeindeverwaltung Bad Bergza-
bern und die Stadtverwaltung befinden,
im Stil der pfälzischen Renaissance.
Die in Strasbourg geborene Caroline von Hessen-Darmstadt (1721– 1774)
lebte zeitweise in dem 1725 wiederauf-
gebauten Schloss, das ihre Mutter als
Witwenruhesitz gewählt hatte. „Femina
sexu ingeniu vir“ – Frau von Geschlecht,
von Geist ein Mann – lautete der Nachruf
Friedrich des Großen auf die Gräfin, die
ihrer Lebensmaxime „Wir sind geboren,
tätig zu sein und für die Gemeinschaft zu
leben“, auch Taten folgen ließ. Johann
Gottfried Herder und Goethe nannten sie
die „Große Landgräfin“ und Christoph
Martin Wieland verehrte sie als „Königin
von Europa“.
Ein Gedenkstein mit Tafel am Philo-
sophenweg kurz vor dem Parkhotel er-
innert an den in Bad Bergzabern gebo-
renen Arzt, Apotheker und Naturforscher
Jacobus Theodorus (um 1525 – 1590).
Sein Beiname Tabernaemontanus steht
für die lateinische Übersetzung seines
Geburtsortes Bad Bergzabern. Jaco-
bus Theodorus war Leibarzt des Grafen
Philipp II. von Nassau-Saarbrücken und
des Bischofs von Speyer. 1588 erschien
sein immer noch bekanntes Heilpflanzen-
buch „Neuwe vollkommentlich Kreuter-
buch“ Band I und 1591 Band II und III.
Ganz in der Nähe des Schlosses befin-
det sich das Gasthaus „Zum Engel“, das
als schönstes Renaissance-Gebäude
der Pfalz gilt. Vom Ende des 16. Jahr-
hunderts bis 1802 diente der 1569 er-
richtete Bau den Zweibrücker Herzögen
als Amtshaus für den Oberamtsmann.
In den oberen Stockwerken befindet
sich heute das Museum der Stadt Bad Schloss Bad Bergzabern
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Bergzabern, das neben Dokumenten zur
Stadtgeschichte auch an Jacobus Theo-
dorus, August Becker und den Historiker
Georg Weber erinnert.
info
Museum der Stadt Bad Bergzabern
Königstraße 45 · Tel. 0 63 43/7 01 14
Öffnungszeiten: Mi – Sa 16 –18 Uhr
www.bad-bergzabern.de
Im März 1835 machte Georg Büchner (1813 –1837) auf der Flucht nach Frank-
reich im Gasthaus „Zum Engel“ Station.
Nach seinem Grenzübertritt am 9. März
schreibt er aus dem sicheren Wissem-
bourg an die Familie in Darmstadt:
Seit ich über der Grenze bin, habe ich
frischen Lebensmut, ich stehe jetzt ganz
allein, aber gerade das steigert meine
Kräfte. Der beständigen geheimen Angst
vor Verhaftung und sonstigen Verfol-
gungen, die mich in Darmstadt bestän-
dig peinigte, enthoben zu sein, ist eine
große Wohltat.
Die in Breslau geborene Philosophin
Edith Stein (1891– 1942) war in
Freiburg Assistentin des Philosophen
Edmund Husserl (1859 –1938), von
dem sie 1916 promoviert wurde. Sie
verbrachte in Bad Bergzabern mehrfach
ihre Ferien. Hier las sie im Sommer 1921
die Lebensgeschichte der spanischen
Mystikerin Theresia von Avila (1515 –
1582), nach deren Lektüre sich die ge-
bürtige Jüdin zur Konversion zum katho-
lischen Glauben entschloss und wie ihr
Vorbild später Karmelitin wurde. In der
Martinskirche in Bad Bergzabern wurde
Edith Stein am 1. Januar 1922 getauft.
Nach der Festnahme durch die Natio-
nalsozialisten wurde sie ins Konzentra-
tionslager Auschwitz deportiert und im
August 1942 ermordet. Eine Gedenktafel
befindet sich neben dem Taufstein an
der nach ihr benannten Klinik. Ihr Haupt-
werk „Endliches und ewiges Sein“ er-
schien 1950 posthum; autobiografische
Schriften finden sich in „Aus dem Leben
einer jüdischen Familie und weitere auto-
biografische Beiträge“ (2002).
Pfälzische Landschaft
Die sanfte Linie! Und es übersteigt
Sie keine kühnere. Da wölbt das Blau
Der Beere sich am Holz und goldnes
Grau
Der edlen Äpfel und das Nächste neigt
Sich wie das Fernste; schwankte je im
Licht
Ein Acker so wie dieser, so beschwingt,
So zarten Flügels? – Aber es gelingt
Ein Zärtliches nur selten zum Gedicht.
Martha Saalfeld: Deutsche Landschaft (1946)
Von 1948 bis zu ihrem Tode 1976 lebte
die in Landau geborene Schriftstellerin
Martha Saalfeld (1898 –1976) zusam-
men mit ihrem Ehemann, dem Graphiker
Werner vom Scheidt (1894 –1984) in
Gasthaus „Zum Engel“
Edith Stein
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Bad Bergzabern. Der Garten ihrer „Vil-
la“ und die Landschaft „der Stadt am
Kastanienwald“ haben in vielen ihrer Ge-
dichte und Prosatexte Spuren hinterlas-
sen, insbesondere in ihrem Roman „Pan
ging vorüber“ (1954). In Bad Bergza-
bern entstanden die Romane „Der Wald“
(1949), „Anna Morgana“ (1956), „Mann
im Mond“ (1961). Von 1933 an wurde
sie von den Nationalsozialisten mit Publi-
kationsverbot belegt: „Den Zeitraum bis
fünfundvierzig konnte ich durch meine
Tätigkeit in Apotheken überbrücken.“
Der expressionistische Schriftsteller
Kasimir Edschmid (1890 –1966),
der Martha Saalfeld 1959 in Bad Berg-
zabern besuchte, vermerkte in seinem
Tagebuch:
Ich sah mir die Saalfeld immer wieder
an. Niemand im deutschen Sprachgebiet
schreibt wie sie die gleiche naturverzück-
te Prosa. Ihre Gartenbesessenheit dringt
in die Gebiete ein, in denen neben dem
Aroma der Blüten auch die dämonischen
Schauer erlebt werden.
Die Autorin starb in Bad Bergzabern und
wurde in Landau begraben. Seit 1994
wird jährlich vom Land Rheinland-Pfalz
der Martha-Saalfeld-Förderpreis für im
Entstehen begriffene literarische Werke
an vier Autorinnen und Autoren verge-
ben. Preisträger waren unter anderen
Michael Buselmeier (1995), Christoph
Peters (1998) und Katharina Schultens
(2005).
Im Museum der Stadt Bad Bergzabern
ist eine Martha Saalfeld- und Werner vom
Scheidt-Gedächtnisstätte eingerichtet.
Das Weingut „Villa Pistoria“, Liebfrauen-
berg 2, wurde von dem Juristen und
Publizisten Daniel Friedrich Ludwig Pistor (1807–1886) als Sommerresi-
denz errichtet. Mit seiner Schrift „Bür-
ger-Katechismus für Teutschland“ von
1832 plädierte er für demokratische
Positionen nach französischem Vorbild.
Nach seiner Rede auf dem Hambacher
Fest (1832), das einen Höhepunkt der
demokratischen und liberalen Oppositi-
onsbewegung markierte, musste Pistor
ins Elsass flüchten und engagierte sich
anschließend von Paris aus für die de-
mokratische Bewegung. Von 1845 bis zu
seinem Tod lebte er als Advokat in Metz.
Ein Beispiel für die Literarisierung des
sogenannten Westwalls findet sich in
Ernst Jüngers (1895 –1998) Kriegs-
tagebuch „Strahlungen“ (1949), das
von seinen Erlebnissen während des
2. Weltkrieges an der „Westfront“ be-
richtet. Der Bau der Anlage hatte 1936
nach der Besetzung der entmilitarisierten
Zone mit kleinen „Grenzwachtbunkern“
entlang der Westgrenze Deutschlands
begonnen. Heute sind fast alle Teile der
Anlage zerstört. Seit 1998 sind in der
Martha Saalfeld
Villa Pistoria
Westwall-Museum
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Kurfürstenstraße zwei Bunker der Beton-
bauten des „Westwalls“ in Privatinitiative
zugänglich gemacht worden. Gezeigt
werden die Befestigung mit den Original-
einrichtungen und eine Darstellung der
Geschichte des Westwalls.
info
Westwall-Museum
Kurfürstenstraße · Tel. 0 63 98/367
Öffnungszeiten:
1. März–30. Juni jeden 1. So im Monat
10–16 Uhr, 1. Juli – 31. Oktober jeden
So 10–16 Uhr
info
Information Bad Bergzabern
Tourismusverein Südliche Weinstrasse
Bad Bergzabern e.V. · Kurtalstr. 27
76887 Bad Bergzabern · Tel. 063 43/98 96 60
Fax 063 43/9 89 66 66
www.bad-bergzaberner-land.de
Bad Dürkheim
Die Schriftstellerin Anna Flora Barbara Croissant-Rust (1860 –1943) wurde
im Salinenhaus in Bad Dürkheim, dem
heutigen Alten Krankenhaus in der
Dr.-Kaufmann-Straße geboren:
Ich bin geboren am 10. Dezember 1860
auf der Saline zu Dürkheim a. H. Von der
Pfälzer Heimat hatte ich, trotzdem ich
mit 5 Jahren schon „berufshalber“ mit
meinen Eltern nach der Oberpfalz ver-
ziehen mußte, eine deutliche und starke
Erinnerung mitgenommen. Das große
Biedermeierhaus, das wir bewohnten,
der weitläufige Garten, mit verschnitte-
nen Hecken, Weingeländern, Mandel-
und Pfirsichbäumen, das freie ungebun-
dene Leben im „Paradies“ der Saline, die
unser Reich in doppeltem Sinne war, als
Kinder des Chefs, mögen mir, mit der
Fülle der Natureindrücke dazu, vieles
mitgegeben haben.
Anna Croissant-Rust: Rückschau. In: Die Brücke 1
(1912)
Ihr Nachlass wird im Stadtarchiv Ludwigs-
hafen und in der Stadtbibliothek Mün-
chen verwaltet. 1887 schrieb Croissant-
Rust ihre erste Novelle „Das Kind“, die
in Michael Georg Conrads Monatsschrift
„Die Gesellschaft“ veröffentlicht wurde.
Mit „Feierabend. Münchner Arbeiter-
Novelle“ (1890), einer drastischen Milieu-
schilderung in naturalistischer Tradition,
wurde sie einer großen Leserschaft be-
kannt. Sie starb 82-jährig in München-
Pasing. Zuletzt von ihr erschienen: „Ge-
schichten. Mit einer Einführung in Leben
und Werk“ (1987).
Ebenfalls in Bad Dürkheim geboren wur-
de der Mundartdichter und Redakteur
der Werkszeitung der BASF Karl Räder (1870 –1967). Auf dem Ebersberg bietet
sich den Spaziergängern der sogenannte
„Karl-Räder-Blick“, in der Gaststätte
„Zum Winzer“ konnte man sich früher
in der „Karl-Räder-Stube“ nach seinem
Spaziergang eine Pause gönnen.
Kriemhildenstuhl Karl Räder
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Der in Mannheim tätige Schaupieler
und Autor August Wilhelm Iffland
(1759–1814) inszenierte auch im
Leiningenschen Schloss, dem heutigen
Kurhaus.
Der Pathologe und Politiker Rudolf Ludwig Carl Virchow (1821−1902),
besuchte das „Solbad“ Dürkheim zur
Traubenkur. Im Februar 1852 bereist
Virchow im Auftrag des bayerischen In-
nenministeriums den Spessart, um die
durch eine Hungersnot bedrohten Ge-
biete zu begutachten; im selben Jahr
legte er der Regierung ein Memorandum
über „Die Noth im Spessart“ vor. Er be-
zeichnete darin „Bildung, Wohlstand und
Freiheit“ als „die einzigen Garantien für
die dauerhafte Gesundheit eines Volkes“.
info
Heimatmuseum im Haus Catoir
Römerstraße 20 · 67098 Bad Dürkheim
Tel. 0 63 22/79 13 71 · Fax 06322/84 85
Öffnungszeiten: Di – So 14–17 Uhr
www.kreis-bad-duerkheim.de
Hermann Schaefer (1847–1932) war
in der Stadt und der Region als Lyriker
bekannt. Seine Gedichte „Bunte Herbst-
blätter“ erschienen 1900. „Rebengold
und Weinrosen. Distichen zum Preis des
deutschen Weines“ (1907) und „Von den
Hängen der Haardt“ (1912) sind eine
Elegie auf die Heimat und die Lebenslust.
Über den Talhütten blicken nun schon
die Türme der Stadt empor; wir kommen
endlich aus dem Bergland an die son-
nigen Abhänge desselben in die Ebene,
aus den waldigen Täler und Schluchten
in das schönste Rebland, nach Dürk-
heim dem vielgerühmten und herrlich
gelegenen Bade- und Weinort von der
Haardt, wo wir wieder so recht in den
Mittelpunkt des deutschen Paradieses,
des „Wonnegaues“, gelangt sind. Am
Ausgang eines der schönsten und an
wilden und anmutigen Stellen, an histo-
rischen Erinnerungen reichsten Täler der
Pfalz, im Angesicht der prachtvollsten
Klosterruine Deutschlands, vor der groß-
en Rheinebene zwischen den vorzüg-
lichsten Rebhügeln, so recht mitten im
besten und reichsten Weinland gelegen,
hat diese Stadt von jeher die Aufmerk-
samkeit aller Naturfreunde und Touris-
ten auf sich gezogen. Wenn sich darum
Dürkheim nach und nach zu einem der
besuchtesten Solbäder und bedeutends-
ten Kurorte emporschwingen wird, wen
will es noch wundern, da alle Bedin-
gungen hierzu – mildes, südliches Klima,
herrliche Umgegend, heitere Bewohner-
schaft und ausgezeichnete Traubensor-
ten – vollständig erfüllt sind.
August Becker: Die Pfalz und die Pfälzer (1858)
In Leistadt geboren, lebte der Pfälzer
Volksmusiker und Mundartdichter Kurt Dehn (1920– 2000) bis zu seinem Tod in
der Kurstadt. Seine Lieder werden heu-
te noch von vielen Pfälzern gesungen,
z. B. das beliebte „Do werd die Wutz ge-
schlacht“. Seine Mundart-Gedichte fin-
den sich gedruckt in den Sammlungen:
„Mol annerscht“ (1985) und „Lache is
xund!“ (1995).
Historisches Foto der Karl-Räder-Stube
Klosterruine Limburg
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info
Pfalzmuseum für Naturkunde
(POLLICHIA-Museum)
Hermann-Schäfer-Straße 17
67098 Bad Dürkheim
Tel. 0 63 22/9 41 30 · Fax 0 6322/94 13 11
www.pfalzmuseum.de
Ebenfalls in Mundart dichtet Waltraud Meißner (1940), die seit Mitte der 60er
Jahre in Bad Dürkheim lebt. Zuletzt er-
schienen: „Derkemer Speedläs“ (2005).
James Fenimore Cooper (1789 –1851)
schrieb seine Lederstrumpf-Erzählungen
teils während seines Europaaufenthaltes
1826 bis 1833, sowie, angeregt durch
einen längeren Besuch in der Kurstadt,
die Sage „The Heidenmauer“, die, rasch
übersetzt, für den Rest des Jahrhunderts
zum Klassiker der Badbesucher wurde.
Weitere berühmte Kurgäste waren im 19.
Jahrhundert die Schriftsteller Friedrich Gerstäcker (1816 –1872), Ferdinand Freiligrath (1810 –1876), Paul Hey-se (1830 –1914) und Ludwig Uhland
(1787– 1862).
Eduard Jost (1837–1902) war Journa-
list und Dichter. Für sein „Pfälzer Lied“,
das 1869 auf der Limburg bei Bad Dürk-
heim enstand, wurde ihm dort ein Denk-
mal gesetzt.
Am deutschen Strom, am grünen Rheine
ziehst du dich hin, o Pfälzerland!
Wie lächelst du im Frühlingsschmucke,
wie winkt des Stromes Silberband!
Da steh’ ich auf des Berges Gipfel und
schau auf dich in süßer Ruh’,
und jubelnd ruft’s in meinem Herzen:
O Pfälzerland, wie schön bist du! O Pfäl-
zerland, wie schön bist du!
Erste Strophe des „Pfälzer Liedes“
info
Salinenmuseum im Gradierbau
Am Kurpark · 67098 Bad Dürkheim
Tel. 0 63 22/93 51 56
info
Freilichtmuseum Römisches Weingut Weilberg
Brunnengasse 28 · 67098 Bad Dürkheim-Ungstein
Tel. 0 63 22/89 95 · Fax 0 63 22/89 95
www.ungstein.de
Hardenburg
Teufelstein
15
R h e i n - N e c k a r
Bellheim
August Heinrich (1881– 1965) war un-
ter dem Namen „Bellemer Heiner“ als
Mundartautor und Vortragskünstler in der
ganzen Südpfalz bekannt. „Gebore bin
ich, des isch kloor, /un zwar in Bellem,
des isch wohr“, beginnt die Geschich-
te seines abenteuerlichen Lebens in
Reimen. „Ich war zufriede mit de Welt“
(1981) war das biografische Vermächtnis
eines fahrenden Mundartsängers.
Bensheim
Der Heimatschriftsteller Karl Henkel-mann (1858 –1928) war Begründer des
Stadtmuseums und -archivs, ab 1899
lehrte er als Professor am dortigen Gym-
nasium. 1912 veröffentlichte er „Auf dem
Frankenstein“ und „Fürststab und Erz-
bischof“.
info
Museum der Stadt Bensheim
Marktplatz 13 · 64625 Bensheim
Tel. 0 6251/6 34 92
www.museumsverein-bensheim.de
Auerbach bei Bensheim
Das Auerbacher Schloss wurde im
13. Jhd. als mächtige Wehrburg auf
dem Urberg vom Landgrafen Diether IV.
von Katzenelnbogen (gestorben 1245)
erbaut.
Durch umfangreiche Neu- und Erweite-
rungsbauten im 14. Jhd. hat die Burg
ihre heutige Gestalt erhalten.
Ab 1903 nahm sich die hessische Lan-
desregierung im Rahmen der Denkmal-
pflege der Burganlage an.
Die Schlossruine liegt oberhalb von Auer-
bach, einem Stadteil von Bensheim, auf
dem Melibokus (517 m ü. d. M.).
Die Schlossanlage ist für Besucher täg-
lich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
info
www.schloss-auerbach.de
Während der Badischen Revolution
flüchtete Joseph Victor von Scheffel
nach Auerbach, von dort aus schreibt
er an seine Mutter:
Wenn nur alles so unbefangen und heiter
wäre wie diejenigen, die hier in Auerbach
mitten im Belagerungszustande sich in
Berg und Wald herumtreiben und Mai-
wein trinken und fleißig Skizzen zeichnen.
So eine Grenze macht ungeheuer viel
aus; in Baden Sturm und Drang und hier
Ruhe und Stilleben, freilich auch nicht
überall; heut nacht hat man den Kano-
nendonner von Worms her gehört, wo
die hessischen Truppen die Freischaren
vertreiben. [...]
Bis jetzt lebt die kleine Kolonie hier sehr
angenehm beisammen, die schöns-
ten Punkte des Odenwaldes sind in der
Nähe und das ganze Bendersche Erzie-
hungsinstitut von Weinheim ist hier, 50
Mann Buben mit ihren Lehrern, die mar-
schieren gehörig in den Bergen herum
und hie und da nehme ich mir ein Rudel
heraus und gehe mit ihnen, um nach der
Natur zu zeichnen.
(28. Mai 1849)
Wegen der Unruhen und Nähe zur
badischen Grenze waren in Auerbach
Soldaten stationiert.
Eine Tafel an der Außenwand des
Kurhotels Krone erinnert an Scheffels
Aufenthalt in Auerbach:
Auerbacher Schloss
16
L i t e r a t u r r e g i o n
In diesem Hause weilte
Josef Victor von Scheffel
aus seiner Heimat vertrieben
mehrere Wochen im Mai u. Juni 1849
Dem ehrenden Gedächtnis Scheffels
geweiht
im Jahre 1899 von den Bewohnern
Auerbachs
Zeichnung Scheffels: „Eingang zur Bachgasse“
Der junge Scheffel bekam schon im Alter
von 8 Jahren regelmäßig Zeichenunter-
richt. Insgesamt mehrere hundert Zeich-
nungen und Skizzenblätter hat Scheffel
angefertigt, die im Museum für Literatur
am Oberrhein in Karlsruhe einzusehen
sind (www.literaturmuseum.de).
Stadtmuseum
Josef Stoll (1879 – 1956) war Mundart-
dichter und Heimatforscher. Als Schrift-
steller schrieb er Lyrik- und Theaterstü-
cke in Mundart. Außerdem verfasste er
mehr als ein Dutzend Werke über die
Geschichte seiner Heimatstadt Bens-
heim. Sein Werk „Bensheimer Idioti-
kon“ ist ein umfassendes Werk über die
Mundart der Region. Aufgrund seiner
Unterstützung der NSDAP in den drei-
ßiger Jahren und den damit verbunde-
nen öffentlichen Auftritten und Reden ist
Joseph Stoll zunehmend umstritten.
Der Dichter Karl Ernst Knodt (1856 –
1917), der seinen Zeitgenossen als
„Waldpfarrer“ bekannt war, wurde in Ep-
pelsheim (bei Alzey) als vierter von fünf
Söhnen des Pfarrers Adam Knodt und
seiner Frau Elise geboren. Zwischen
1875 und 1878 studierte er Theologie,
1880 wurde er im Pfarramt in Gernsheim
am Rhein zum Pfarr- und Schuldiakon
geweiht. 1904 ließ er sich aus gesund-
heitlichen Gründen vom Pfarramt beur-
lauben. Er zog nach Bensheim in ein von
dem Heppenheimer Steinmetz und Ar-
chitekten Heinrich Metzendorf (1866–
1923) erbautes Haus. Hermann Hesse
(1877– 1962) besuchte ihn des öfteren
dort. In der Rezension von Karl Ernst
Knodts „Fontes Melusinae“ beschreibt
Hesse das Pfarrhaus als einen Ort der
Begegnung:
So fremd ihm [Knodt] das moderne Welt-
leben ist, so befreundet und vertraut sind
ihm die neuen Denker und Dichter, er
redet gern von ihnen und kennt sie gut
– und wie könnte es anders sein, da das
Pfarrhaus im Odenwald jahraus jahrein
so viele Dichter beherbergt hat. Gustav
Faite war öfters bei Knodt zu Gast, und
wir Jungen – Martin Boelitz, Lulu von
Strauß, Hans Bethge und andere – be-
suchten ihn immer gern und haben man-
ches Huhn von seinem Hof verzehrt und
manche Flasche Wein bei ihm getrunken.
Hermann Hesse: Die Propyläen (1905)
Denkmal der
„Fraa vun Bensem“
17
R h e i n - N e c k a r
Dort
Dort liegt mein Leben, wo in fernster
Ferne
Der Adler seine großen Kreise zieht.
Dort liegt mein Lieben, wo auf stillem
Sterne
Die Sehnsucht singt ihr allerstillstes Lied.
Dort ist die Heimat meiner höchsten
Stärke,
Dort kann ich selig, kann ich einsam sein.
Dort wirk‘ ich ungewollt die ew’gen
Werke,
Dort bin ich ganz mit meinem Gott allein.
Karl Ernst Knodt: Wir sind die Sehnsucht (1912)
Es ist schön, in Bensheim einkehren zu
dürfen als in einem Vereinigungspunkt
des gegensätzlich Scheinenden. Ebene
und Gebirge kommen einander entge-
gen. Jenes saubere Behagen der Neu-
zeit, das dem Reisenden so erquicklich
sein kann, bindet sich mit dem unver-
wüstlichen Reiz der alten Jahrhunderte,
ohne daß um des einen Willen auf das
andere verzichtet sein müßte. Kleine,
brückenreiche Wasserläufe teilen an-
mutig die Stadt; barock und malerisch
stehen Johann von Nepomuk und Franz
Xaver auf der steinernen Mittelbrücke;
alte Giebel- und Erkerhäuser, klösterliche
Niederlassungen und ehemalige Ritterhö-
fe geben dem Auge wohltuende Ruhe-
punkte. Den sonderbarsten aller Anblicke
gewährt das im Jugenstil errichtete Rat-
haus. Ich, der ich ja im Odenwalde eine
liebe Weile hindurch mein gutes Zuhause
gehabt habe, ich bin oft in Bensheim ge-
wesen; fast nie habe ich es mir versagen
mögen, eine Weile zu den majestätisch
gerollten Wülsten dieses monströsen
Baues hinaufzustarren.
Werner Bergengruen: Deutsche Reise (1959)
Die 1779 erbaute Synagoge in der Bach-
gasse 32– 34 in Bensheim-Auerbach
überstand die Reichspogromnacht 1938
nur, weil sie zu diesem Zeitpunkt als Re-
peraturwerkstatt genutzt wurde. Heute
befindet sich dort eine Bibliothek mit jü-
discher Literatur. Die Vorfahren von Anna Seghers (1900 –1983), Familie Reiling,
stammten aus Bensheim-Auerbach. Zur
Zeit des Baus der Synagoge lebte Gab-
riel Reiling dort, dessen Ur-Ur-Enkelin
Netty Reiling war, die sich später Anna
Seghers nannte.
info
Informationen unter:
Tel. 0 62 51/7 72 82 · Fax 0 62 51/98 28 89
www.bergstrasse.de/synagoge-auerbach
Synagoge Auerbach
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L i t e r a t u r r e g i o n
Kloster Lorsch
Das Reichskloster wurde 763 gegründet.
Erhalten ist die karolingische Torhalle und
ein Teil der Vorkirche. Die berühmte und
seinerzeit größte Bibliothek Deutschlands
mit dem „Lorscher Codex Aureus“ und
dem „Lorscher Livius“ kam als Bestand
der Heidelberger „Biblioteca Palatina“
1622 nach Rom. Bedeutsam ist das im
12. Jahrhundert angelegte geschichtlich
und urkundliche Quellenwerk „Lorscher
Codex“, das sich heute im Staatsarchiv
München befindet. Erwähnt wurde die
ehemalige Klosteranlage im Nibelungen-
lied.
In der Vorkirche des Klosters soll sich die
Grabstätte Siegfrieds (sogenannter „Lan-
ger Sarg“) befinden. Das Kloster Lorsch
(Kloster „Hagen ze Lorse“) war auch Wit-
wensitz von Kriemhilds Mutter Ute. Im
Nibelungensaal des Alten Rathauses in
Lorsch sind Gemälde zur Nibelungensa-
ge zu besichtigen. Das Kloster Lorsch
wurde 1991 in die Liste des UNESCO
Welterbes aufgenommen.
Kloster Lorsch
info
Kloster Lorsch, Museumszentrum Lorsch
Nibelungenstraße 35 · 64653 Lorsch
Öffnungszeiten des Klosters:
Di – So und an Feiertagen 10 –17 Uhr
Mo geschlossen. Geschlossen außerdem:
1. Januar, Fastnachtsdienstag, 24. Dezember.
Tag der Offenen Tür ist immer am Tag des Of-
fenen Denkmals (zweiter So im September).
www.kloster-lorsch.de
Abt Sigehard von Schauenburg
(1167–1198) aus dem Lorscher Kloster
wird die Fassung C des Nibelungenliedes
zugeschrieben. Diese befindet sich heute
in der Badischen Landesbibliothek Karls-
ruhe (www.blb-karlsruhe.de).
Werner Bergengruen berichtet in den
1930er Jahren:
Jenseits des herrlichen Waldriesen ge-
langt ich nach Lorsch. Heute ist es eine
kleine Tabakstadt, zu der wohl Fremde
kommen, um eine Weile ergriffen vor den
wundersamen Bauresten einer sehr
entlegenen Vergangenheit zu stehen.
Für Jahrhunderte einer früheren Zeit aber
war die Lorscher Benediktiner-Abtei ein
mächtiges Staatswesen innerhalb
des Reiches, sein gewaltiger Besitz an
Leuten und Land macht es manchem
Fürsten überlegen. Karl der Große hat
dem Kloster eine besondere Zuneigung
erzeigt, an der Einweihung nahm er
selbst teil. [...]
Von den Bauten des Kloster Lorsch, in
dem auch die Frau Ute der Nibelungen-
sage bestattet sein sollte, hat sich we-
niges erhalten. Die schwere, massige
Basilika gehört dem nachkarolingischen
Mittelalter an. Wie ein fremdländisches
Wunder aber steht die buntfarbige Mi-
chaeliskapelle vor uns, die dreibogige,
zweigeschossige Vorhalle des alten Klos-
ters mit den heute vermauerten Arkaden.
Sie entstand in Karls des Großen Ju-
Altes Rathaus Lorsch
19
R h e i n - N e c k a r
gendzeit, und sie ist das seltene Denkmal
jener Epoche, in welcher das junge deut-
sche Volk in Hinneigung und Widerstand
mit dem ungeheueren Erbe der alten
Welt zu ringen hatte und dieses Erbes
Meister zu werden suchte. [...]
Die rosa Mosaikplatten auf dem weißen
Grunde geben ein zauberhaftes Farben-
spiel; es ist, als habe sich mitten in einer
urdeutschen Landschaft der Märchen-
vogel eines fernen, eines versunkenen
Landes niedergelassen.
Werner Bergengruen: Deutsche Reise (1959)
Buchen
Albrecht Pilgrim von Buchheim, Spross
aus dem Buchener Stadtadel, lebte in
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
Von ihm sind in der Manessischen Lie-
derhandschrift fünf Lieder überliefert:
Seht, wie hold der Mai geschmückt hat
Anger, Wiesenplatz und Feld;
Wer sich je an Luft entzückt hat,
Findet reichlich nun Entgelt.
Mai ermahnt zu Spiel und Lust:
Holdres Sinnen
Weckt tiefinnen
Mir die Liebe in der Brust.
Stets doch liebt ich sie in Treuen
Und ich bleib ihr eng vereint,
Nimmer soll es mich gereuen,
Wenn das holde Weib auch meint,
Daß mein Herz an andre denkt:
Seel und Sinne
Haben Minne,
Königin, nur dir geschenkt!
Albrecht Pilgrim von Buchheim: Heidelberger
Liederhandschrift
Der römisch-katholische Konrad Koch,
genannt Wimpina, da sein Vater aus
Wimpfen stammte (um 1460–1531),
steht in humanistischer Tradition.
Wimpina immatrikulierte sich 1479 an
der Universität Leipzig, wo er 1485 den
akademischen Grad eines Magisters
erwarb. Er studierte Theologie und wur-
de 1491 Professor und 1494 Rektor der
Leipziger Akademie. 1501 erhielt er in
Würzburg die Priesterweihe, 1506 war er
Gründungsrektor der Universität Viadrina
in Frankfurt an der Oder und Mitverfasser
der Confutatio, der katholischen Entgeg-
nung auf das protestantische Augsbur-
ger Bekenntnis von 1530. Ein Grabdenk-
mal in der Buchener Stadtkirche erinnert
an den Humanisten.
Der in Buchen geborene Gottfried Jo-hann Bessel (1672–1749) war der wohl
bedeutendste Abt des Benediktinerstifts
Göttwei in Niederösterreich (1714–1749),
das er nach dem Brand 1718 nach Plä-
nen von Johann Lucas von Hildenbrandt
wiederaufbauen ließ. Nach dem Abt ist
die Realschule der Stadt Buchen be-
nannt. Gottfried Bessel war mehrfach
Rektor der Universität Wien sowie Ver-
fasser der „Göttweiger Chronik“ („Chroni-
con Gotwicense“).
Pilgrim auf dem Marktplatzbrunnen mit Stadtkirche
Wimpinaplatz
20
L i t e r a t u r r e g i o n
In Buchen arbeitete viele Jahre der Frie-
denspreisträger des Deutschen Buch-
handels 2008, Anselm Kiefer (1945).
info
Bezirksmuseum Buchen
Haagstraße 10 · 74722 Buchen
Tel. 0 62 81/88 98 · Fax 0 62 81/55 68 98
www.bezirksmuseum.de
info
www.buchen.de
Walldürn bei Buchen
Mutter sagte: „Aber es ist schön, daß du
uns im Auto hinfährst, auch wenn du an
das Wunder nicht so recht glaubst. Es
ist ein gutes Werk von dir. Vielleicht be-
kommst du später dafür die Gnade.“
„Was für ein Wunder denn?“ fragte der
Vater.
„Das „Wunder vom Heiligen Blut!“ Und
Mutter erzählte dem Vater die Geschich-
te, die sie Hans am Abend beim Zubett-
gehen schon erzählt hatte: Vor sechs-
hundert Jahren war einem Priester beim
Meßopfer der Kelch umgefallen. Statt
Wein ergoß sich Blut über die Altardecke.
Das Blut zeichnete zwölf rote Köpfe des
dornengekrönten Heilands in das weiße
Linnen.
„Vor sechshundert Jahren?“ fragte der
Vater skeptisch.
„Das Linnen zeigen sie während der
Wallfahrtszeit in einem silbernen Schrein.
Ihr werdet es sehen.“
Eine Burg stand auf dem Hügel. Eine
Fahne wehte über dem Turm.
„Sie wurde im Bauernkrieg zerstört“,
sagte der Vater.
Ährenfelder wogten hügelauf, hügelab,
die grünen Ährenfelder des Juni mit den
blauen und roten Punkten der Korn- und
Mohnblumen.
Hans Bender: Die Wallfahrt (1962)
Bekannt ist die Ortschaft Walldürn we-
gen des sogenannten „Blutwunders“ im
Jahre 1330. In den Wallfahrtsort kom-
men jährlich von Mai bis Mitte Juni etwa
100 000 Pilger. Hans Bender beschreibt
die „Heiligblut-Wallfahrt“ in der Erzählung
„Die Wallfahrt“ (1961).
info
Stadt- und Wallfahrtsmuseum
Hauptstraße 39 · 74731 Walldürn
Öffnungszeiten:
Di, Do und So 14 –16 Uhr.
Während des Winterhalbjahres geschlossen.
Joseph Martin Kraus (1756 –1792),
Odenwälder Mozart genannt, war Kom-
ponist und Kapellmeister am Hof des
schwedischen Königs Gustav III. und
Direktor der Königlichen Schwedischen
Musikakademie. Sein musikalisches
Talent wurde auf der Buchener Latein-
schule früh gefördert.
Martin Kraus
Bezirksmuseum Buchen, Museumshof
21
R h e i n - N e c k a r
Die Malerin Maria Anna Walburga
(Marianne) Kraus-Lämmerhirt (1765 –
1838) wurde in Buchen geboren. 1790
war sie Hofdame bei der zweiten Frau
des kunstsinnigen Grafen Franz von Er-
bach-Erbach, Luise Charlotte Polyxene,
die sie 1791 auf einer Italienreise beglei-
ten durfte. Sie schloss Bekanntschaft mit
Malern und Bildhauern Roms und Ne-
apels, die zum Goethe-Kreis gehörten.
Von Wilhelm Friedrich Gmelin (1760 –
1820) erhielt sie regelrechten Unter-
richt, die Malerin Angelika Kauffmann (1741–1807), Johann Friedrich Hirt (1719 –1783), den Bildhauer Alexander Trippel (1744 –1793) und Johann Friedrich Reiffenstein (1719 – 1793)
und viele andere traf sie fast täglich. In
Neapel gaben ihr Jacob Philipp Hackert (1737– 1807) und Johann
Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–
1829) Unterricht. Maria Anna Walburga
Kraus-Lämmerhirt hat ihre Reise in dem
Buch: „Für mich gemerkt auf meiner Rei-
se nach Italien 1791. Reisetagebuch der
Malerin und Erbacher Hofdame Marianne
Kraus“ (1996) dokumentiert.
Juliana von Stockhausen (1899 –
1998) war Schrifstellerin. Ihren Großeltern
gehörte Schloss Eberstadt, wo Juliana
und ihre jüngere Schwester Edel häu-
fig den Sommer verbrachten. Ihr erster
großer Roman „Das große Leuchten“,
der sich mit dem Bauernkrieg in Ober-
schwaben befasste, erschien 1918. Es
folgten zahlreiche weitere Romane und
Erzählungen. 1924 fand die Vermählung
Juliana von Stockhausens mit Ferdin-and Maria Graf Gatterburg (1899 –
1950) statt. Die Familie lebte zunächst in
der Nähe von Wien, ab 1934 auf Schloss
Eberstadt. Ihr 1943 veröffentlicher Ro-
man „Im Zauberwald“ beschreibt den
Nachbarort Adelsheim und schildert
Erinnerungen und Beschreibungen alter
Brauchtümer. Der autobiografische Ro-
man „Auf Immerwiedersehen“ erschien
1977. Die Autorin wurde auf dem Fried-
hof Eberstadt beigesetzt.
Der Wald ächzte, es krachte und
knirschte, winselte und pfiff in die Tie-
fe, es heulte, fauchte und jammerte von
den Höhen, gurgelnde Bäche schossen
talwärts, große, bleiche Seen standen in
den Wiesen. Die Brückenbögen ragten
schwärzlich aus der Flut. Im Sturm, der
die Mähnen der Pferde, die Hüte und
Mäntel der Reiter peitschte, wehten die
Weiden wie Haar.
„Wohin des Wegs, die Herren?“
„Zur Fastnacht nach Buchen, Hammer-
wirt, und drei Kirschwasser her, gut ge-
messen, oder du mußt mit.“
„Beim heil‘gen Blut von Wallern, die
Schloss Eberstadt
Porträt Maria
Anna Walburga
Kraus-Lämmerhirt
22
L i t e r a t u r r e g i o n
Brück‘ ist hin, der Bach hat sie fortgeris-
sen. Ihr Herren, Ihr kommt nicht durch.“
„Noch drei Kirschwasser, Hammerwirt!
Die Furt anvisiert, Brüder; vorwärts!
Feuer!“
Juliana von Stockhausen: Im Zauberwald (1943)
info
Museumsstraße Odenwälder Bauernhaus
74731 Walldürn
Tel. 0 62 86/320 · Fax 0 62 86/13 49
www.museumsstrasse-odenwald.de
Foto: Hermann Cohen Akademie
Die Hermann-Cohen-Akademie mit Sitz
in Buchen im städtischen ehemaligen
Beginenkloster, die nach dem jüdischen
Religionsphilosophen (1842–1918) be-
nannt ist, erforscht die jüdische Tradition
in der europäischen Geistesgeschichte.
Cohens wichtigstes Werk ist: „Religion
der Vernunft aus den Quellen des Juden-
tums“ (1919).
info
Hermann-Cohen-Akademie für Religion,
Wissenschaft und Kunst
Obergasse 6 · 74722 Buchen/Odw.
www.hermann-cohen-akademie.de
Einer der bedeutendsten Architekten
der Bundesrepublik, Egon Eiermann
(1904 – 1970), der die Gedächtniskirche
in Berlin entwarf und seit 1947 den Lehr-
stuhl für Architektur der Technischen
Hochschule Karlsruhe inne hatte, kon-
zipierte auch die „Siedlung der Neuen
Heimat“, die die Stadt Buchen 1946 in
Auftrag gab. Aufgrund begrenzter finan-
zieller Mittel konnten nur 5 der 21 ge-
planten Einfamilienhäuser realisiert wer-
den. Eiermann verfolgte sein Konzept der
„Einfachheit und disziplinierten Gleich-
mäßigkeit“. Unkonventionell sind die un-
verputzten Wände, das flach geneigte
Dach und der großzügig gestaltete Ar-
beits- und Wohnbereich bei gleichzeitiger
Einschränkung im Schlafbereich.
Hotel Prinz Carl (www.prinz-carl.de)
Das Hotel Prinz Carl in Buchen hat 1967
ebenfalls Egon Eiermann umgebaut und
die Einrichtung selbst entworfen. Die
sogenannten „Eiermann-Zimmer“ sind
noch heute in Benutzung des Hotels.
Egon Eiermann wurde auf dem Stadt-
friedhof Buchen beigesetzt.
info
Kultur- und Kunstmuseum in Walldürn
Zurzeit wegen Umbau geschlossen.
Informationen unter 0 62 82/6 71 07
www.kultur-kunst-museum.de
Deidesheim
Karl May (1842–
1912) besuchte im
Juni 1897 auf einer
großen Rundreise
durch Deutschland
mit seiner Frau für
zwei Wochen den
Weingutbesitzer
Kommerzienrat Emil
23
R h e i n - N e c k a r
Seyler in Deidesheim. Zur sogenannten
„Tafelrunde“ gehörte der Kaplan Andreas
Kempf, der in der „Palatina“ einen länge-
ren Beitrag veröffentlichte: „Einige Plau-
derstündchen von Pfälzern bei Old Shat-
terhand“ (1897):
[...] es war ein zu köstlicher Genuß, ihn
fern von seinen Manuskripten, losge-
trennt von seinen ernsten Pflichtarbeiten,
Friedenspfade verfolgend als muntern
Wandersmann für einige Stunden mit
Beschlag belegen zu können. [...]
Gute Geister fügten es aber, daß man
seine anregende Gesellschaft auch noch
anderswo genießen konnte, nie zu lang,
nie lang genug, denn wenn er freigebig
spendet aus dem reichen Schatz seiner
Erfahrung, wobei seine Wort- und Men-
schenkenntnis zutage tritt, wenn man
dem leichten Fluß seiner Rede lauscht
und seine große Sprachgewandtheit
bewundern muß, wenn er so ungesucht
den Ernst seiner Worte mit den Guir-
landen anmutigen Scherzes verbrämt,
so auf den Goldgrund eines tiefen Ge-
mütes schauen läßt, dann fühlt auch der
unruhigste Mensch – Talent zum Sitzen-
bleiben.
Andreas Kempf (Pfälzer Zeitung vom 21.8.1897)
Villa Seyler
Das Museum für Weinkultur im histo-
rischen Rathaus dokumentiert die Kultur-
geschichte des Weins.
info
Museum für Weinkultur
Marktplatz
67146 Deidesheim · Tel. 0 63 26/98 15 61
www.weinkultur-deidesheim.de
Im Oktober 1896 schickte Karl May ein
Gedicht an die „Orgelpfeifen“ der Familie
Seyler, deren fünf Töchter wiederholt an
„Onkel Karl“ schreiben:
Er kommt, ich kenne ihn schon lang,
Jenseits des Rheines herüber.
Dort haust ein Commerzienrath
In einem tiefen Keller,
Der viele schöne Weine hat,
Bald roth und bald auch heller...
O, Deidesheim, Du Kränzler-Stadt,
Was hast Du doch für Pfeifen...
O, werdet ja niemals verstimmt;
Bleibt bei dem heutgen Tone,
Bis ich als Organistenzwerg
Nach so und so viel Tagen
Selbst komm zu Euch nach Rupperts-
berg,
Die Klaviatur zu schlagen!...
Wir kommen sicher bald einmal
In großen, hellen Haufen
Beim Sonnen- oder Mondesstrahl
Bis an die Hardt gelaufen.
Inzwischen, bitte, bleibt getreu
Im schönen Pfälzer Lande
dem Onkel und der Tante May
besonders aber der Tante!
Karl May: Waldröschen oder
die Verfolgung rund um die Erde (1882)
info
Deutsches Film- und Fototechnik Museum
Weinstraße 33 · 67146 Deidesheim
Tel. 06326/6568
www.film-fotomuseum.de
info
Museum für moderne Keramik
Stadtmauergasse 17 · 67146 Deidesheim
Tel. 0626/98 15 61
Weinmuseum Deidesheim
24
L i t e r a t u r r e g i o n
Edenkoben
Im Ortszentrum am Goldenen Eck be-
findet sich der 1990 errichtete Leder-
strumpf-Brunnen des Bildhauers Gernot
Rumpf mit überlebensgroßen Bronze-
figuren. Die Figuren stellen den zeich-
nenden Maler Max Slevogt, Leder-
strumpf und seinen indianischen Freund
Chingachgook dar. Der 1764 in Eden-
koben geborene Johann Adam Hart-mann (1748 –1826) nahm am amerika-
nischen Unabhängigkeitskrieg teil und
war als bekannter „Ranger“ eines der
Vorbilder für James Fenimore Coopers
„Lederstrumpf“-Figur.
König Ludwig I. von Bayern (1786–
1868), der München zur führenden
Kunststadt Deutschlands ausbauen ließ
und nach seiner Affäre mit der Tänzerin
Lola Montez (1818 –1861) 1848 ab-
danken musste, hielt sich regelmäßig in
der damals noch zu seinem Königreich
gehörenden südpfälzischen Region auf.
Unmittelbar unter der Ruine Rietburg ließ
er zwischen 1845 und 1852 von den
Architekten Friedrich von Gärtner und
Leo von Klenze die klassizistische Vil-
la im pompejanischen Stil errichten. Im
Schlossmuseum ist eine Galerie mit über
50 Gemälden des Malers Max Slevogt (1868 –1932) zu besichtigen. Slevogts
Landschaftsbilder zeigen die Pfalz mit ih-
ren milden Weinhügeln und Wäldern. Die
Sammlung dokumentiert den Künstler
als Literaturfreund und herausragenden
Illustrator. Zu seinen Meisterwerken ge-
hören die Lithografien zu Coopers in den
Jahren 1823 bis 1841 erschienenen „Le-
derstrumpf“-Romanen.
Lederstrumpf-Brunnen
Villa Ludwigshöhe
Unweit der Villa Ludwigshöhe, in der
Klosterstraße 181, befindet sich in der
ehemaligen Bergelmühle das Künstler-
haus Edenkoben der rheinland-pfälzi-
schen Stiftung für Kultur. Es beherbergt
Wohnungen für Literatur- und Kunststi-
pendiaten und ist eine der bedeutends-
ten literarischen Begegnungsstätten der
Region. Das Künstlerhaus ist Treffpunkt,
Wohn- und Arbeitsort für Dichter, Schrift-
steller, bildende Künstler, Musiker und
Übersetzer. Die Vergabe von Stipendien
sowie ein attraktives Veranstaltungsan-
gebot, das zeitgenössische Literatur,
Musik und Bildende Kunst vorstellt, ge-
hören zum Programm dieses bedeu-
tenden Kunstzentrums, ebenso wie die
Publikationen der Übersetzerwerkstatt
„Poesie der Nachbarn – Dichter überset-
zen Dichter“.
Künstlerhaus
25
R h e i n - N e c k a r
Herrenhaus Edenkoben
Ein weiteres wichtiges Kulturzentrum in
Edenkoben ist das Herrenhaus Edenko-
ben in der Klosterstraße 175, das sich
seit Beginn des 19. Jahrhunderts im
Besitz der Familie Stahl befindet.
Es liegt inmitten der Weinberge westlich
von Edenkoben. 1987 wurde das Anwe-
sen mit seinem barocken Haupthaus und
mehreren Nebengebäuden renoviert und
dient heute als Künstlerhaus mit Ateliers,
Wohnungen, Veranstaltungs- und Aus-
stellungsräumen.
info
Schloss Villa Ludwigshöhe
67480 Edenkoben
Tel. 0 63 23/ 95 92 22 · Fax 06323/95 92 88
www.max-slevogt-galerie.de
info
Künstlerhaus Edenkoben
Tel. 0 63 23/23 25 · Fax 06323/9809 25
www.kuenstlerhaus-edenkoben.de
info
Herrenhaus Edenkoben
Tel. 0 63 23/23 22 · Fax 0 63 23/98 96 26
www.herrenhaus-edenkoben.de
info
Südliche Weinstraße e.V.
Büro für Tourismus
Poststraße 23 · 67480 Edenkoben
Tel. 06323/95 92 22 · Fax 0 6323/95 92 88
www.garten-eden-pfalz.de
info
Museum für Weinbau- und
Stadtgeschichte
Weinstraße 107
Tel. 0 63 23/8 15 14 · Fax 063 23/95 92 88
April – Oktober: Fr 16 –19 Uhr, Sa 15–18 Uhr,
So 14 –17 Uhr
November – März: So 14 –17 Uhr
www.museum-edenkoben.de
Eschbach
Die Madenburg oberhalb des Winzer-
ortes Eschbach wurde als Reichsburg
im 11. Jahrhundert gegründet. Im
16. Jahrhundert wurde sie als Burg
des Bischofs von Speyer noch einmal
ausgebaut, 1679 kam sie in franzö-
sischen Besitz.
1689 erfolgte im pfälzischen Erbfolge-
krieg die Zerstörung. Im Juni 1848 ver-
sammelte sich die „Frankfurter Linke“
auf der Madenburg und veranstaltete
ein „neues“ Hambacher Fest.
Einer der Hauptredner war der im
November 1848 hingerichtete Demokrat
Robert Blum (1807– 1848).
Madenburg
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L i t e r a t u r r e g i o n
Frankenthal
Der Propagandist der Badischen Revo-
lution 1848, Johann Philipp Becker (1809 –1886), wurde in Frankenthal ge-
boren. Er engagierte sich politisch als
überzeugter Demokrat und nahm 1832
am Hambacher Fest teil. 1847 im Kanton
Bern eingebürgert, kämpfte er als Offizier
der eidgenösssichen Armee im Sonder-
bundskrieg und beteiligte sich 1848/49
an der badischen Revolution im Groß-
herzogtum Baden, 1860 unterstützte er
Guiseppe Garibaldi im italienischen Eini-
gungskampf. Er war 1864 Mitbegründer
der Ersten Internationale in London und
gab die Zeitschrift „Der Vorbote“ (1866–
1871) heraus.
Seine humorig-ironische Sicht auf die
politischen Ereignisse in Hambach doku-
mentieren folgende Zeilen:
Und ob der Himmel wetterschwül / in
Flammenzeichen krachte,
verlief im großen Festgewühl/ der Frei-
heitsmai ganz sachte.
Johann Philipp Becker Denkmal
Foto: Ludwig Marum Wohnhaus
„Stolperstein“ Ludwig Marum
Der Jurist und Politiker Ludwig Marum
(1882–1934), in Frankenthal geboren,
entstammte einer ursprünglich spanisch-
jüdischen Familie, die nach ihrer Vertrei-
bung über die Niederlande in den süd-
westdeutschen Raum eingewandert war.
Er trat in jungen Jahren der SPD bei und
engagierte sich nach seiner Niederlas-
sung 1908 in Karlsruhe als Rechtsan-
walt für sozial Bedürftige. Während der
Novemberrevolution 1918 war er Mit-
glied des „Wohlfahrtsausschusses“ und
übernahm in der kurzlebigen badischen
Volksregierung das Amt des Justizminis-
ters. Marum war bis 1928 Franktionsfüh-
rer der SPD und ab 1928 Mitglied des
Deutschen Reichstag. Als Rechtsanwalt
hatte er Ende der 20er Jahre vielfache
gerichtliche Auseinandersetzungen mit
Nationalsozialisten. Sie bezeichneten
den mutigen Sozialdemokraten drohend
als „badischen Rathenau“. Nach der
„Machtergreifung“ 1933 wurde er verhaf-
tet und in das Konzentrationslager Kislau
deportiert, wo er am 29. März 1934 er-
mordet wurde.
Am 2.4.1933 versucht Ludwig Marum in
einem Brief aus dem Konzentrationlager
seine Situation zu ironisieren:
Mein lieber Schatz!
Ich habe heute einen richtigen Sonn-
tag erlebt. Der Aufseher brachte mir die
Frankfurter Zeitung ans Bett. Dann habe
ich gut gefrühstückt. Von 9 – ½10 gin-
gen wir im Hof spazieren. Dann las ich
Zeitungen u. eine Novelle von C. F. Mey-
er. Unsere Zellen waren offen, sodaß wir
plaudern konnten. Um 1 Uhr aß ich fürst-
lich zu Mittag. Von 2–3 nach dem Moc-
ca schlief ich. Von 4 – ½ 6 Uhr gingen wir
sicher 5 km auf unsrem 24 Schritt langen
27
R h e i n - N e c k a r
Korridor. Um 6 Uhr kaltes Abendbrot mit
Bier, das herrlich schmeckte. Und jetzt ¾
7 Uhr schreib ich an Dich. Zur Vollkom-
menheit fehlst nur Du u. die Kinder. Du
siehst aber aus dieser Lebensbeschrei-
bung, daß Du Dir meinetwegen keine
Sorge zu machen brauchst. Es wird
schon gehen. Nur Kopf hoch!
Ich küsse Dich!
In Liebe Dein Ludwig
Ludwig Marum: Briefe aus dem Konzentrationslager
(1984)
Der Schriftsteller
Paul Bertololy
(1892–1972), Sohn
des Arztes Karl Ber-
tololy aus Coswig
(Sachsen), verfasste
Romane, Novellen,
Kurzgeschichten
und Hörspiele. In
Heidelberg gehörte er der Burschen-
schaft Corps Rhenania an, die ihn zu der
kulturhistorischen Novelle „Alt-Heidel-
berg, ewiger Studententraum“ inspirierte.
1919 wurde er zum Dr. med. promoviert
und ließ sich als Landarzt in Lembach
im Elsass nieder, wo er später zum
Ehrenbürger ernannt wurde. Bertotoly
bekam mehrere Literaturpreise, u. a.
den Oberrheinischen Kulturpreis der
J. W. von Goethe-Stiftung in Basel
(1969) und den René-Schickele-Preis
(1973). In „Im Angesicht des Menschen“
beschreibt der Arzt, wie er den Ausbruch
des 1. Weltkrieges erlebte:
Die Zeitläufte schienen irgendwie mit
meiner inneren Zerfahrenheit in Zusam-
menhang zu stehen. Die ersten Semes-
ter meines Studiums verliefen unter
dem Zeichen eines ungebundenen Stu-
dententums im Ausklang einer fehde-
und trinkfreudigen Romantik, einer ly-
rischen Lebensbegeisterung, die sich an
ihrem eigenen Überschwang berauschte
und in ihrer souveränen Unbekümmert-
heit die zweitrangigen Fragen wie Beruf,
Politik, Fortkommen den dürren Oblie-
genheiten des Philistertums zuwies.
Wie ein Gewitter brach in diesen nicht
endenwollenden Frühlingstag der Krieg
herein, und das Weltbild erfuhr mit einem
Schlag jene im menschlichen Dasein be-
gründete Wandlung, jenen periodischen
Umschlag nach der Kehrseite, die der
Tod mit seinen blutigen Visionen und ma-
kabren Fanfaren beherrscht.
Als nach Jahren das Dämonenheer wie
geborstene Gewitterwolken abzog, war
die Welt eine andere geworden, eine ma-
terielle Trümmerstätte, aus der der Geist
des Hohen und Schönen wie auch des
heiteren und beschaulichen Lebensge-
nusses endgültig ausgezogen war.
Paul Bertololy: Im Angesicht des Menschen. Aus
dem Leben eines Landarztes (1956)
In Frankenthal wurde einer der „Pioniere“
des Berg-, Sport-, Ski- und Naturfilms
Arnold Fanck (1889 –1974) geboren.
Berühmt wurde er durch seinen Do-
kumentarfilm über die Besteigung des
Monte Rosa. Er arbeitete zusammen mit
Luis Trenker und Leni Riefenstahl.
info
Touristen-Information Stadt Frankenthal
Rathausplatz 2–7 · 67227 Frankenthal
Tel. 06233/89-0 · Fax 0 62 33/89-400
www.frankenthal.de
info
Erkenbert-Museum
Rathausplatz · 67227 Frankenthal (Pfalz)
Tel. 0 62 33/8 94 95 · Fax 0 62 33/8 95 53
Öffnungszeiten: Di 10 –18 Uhr,
Mi –So 14–18 Uhr
www.frankenthal.de
Erkenbertruine
28
L i t e r a t u r r e g i o n
Freinsheim
Der Schriftsteller Hermann Sinsheimer (1883 –1950), in Freinsheim geboren,
war Rechtsanwalt in Ludwigshafen, ar-
beitet als Theaterdirektor und Theater-
kritiker in München, als Chefredakteur
des Simplicissimus und Feuilletonchef
des „Berliner Tageblatt“. Er schrieb mit
seinem Bruder Carl Mundartschwänke
wie „Die Reblaus“(1909) und „An den
Wassern von Babylon. Ein fast heiteres
Judenbuchlein“ (1920). Seine Autobio-
grafie publizierte der jüdische Autor, der
1938 emigrieren musste, unter dem Titel
„Gelebt im Paradies“ (erschien posthum
1953). Zu seinen Ehren verleiht die Stadt
Freinsheim seit Jahren den Sinsheimer-
Preis an bedeutende Persönlichkeiten
des deutschen Kulturlebens und seit
2000 die Sinsheimer-Medaille für Ver-
dienste um
die pfälzische
Literatur.
Das Hand-
werkermuse-
um informiert
über ausge-
storbene und
aussterbende
Handwerks-
berufe.
Historisches Rathaus
info
Handwerkermuseum Freinsheim im Eisentor
Touristinfo der Stadt Freinsheim
Historisches Rathaus · Postfach 105
67251 Freinsheim · Tel. 0 6353/98 92 94
www.freinsheim.de
Germersheim
Ludwigstor mit Stadt- und Festungsmuseum
Das Deutsche Straßenmuseum in Ger-
mersheim ist eines von nur drei europä-
ischen Museen, die sich umfassend mit
dem Thema Straße beschäftigen. Das
Museum zeigt die kulturgeschichtlichen
Zusammenhänge und Aspekte, die im
Verlaufe der Jahrhunderte mit, durch und
neben der Straße stattfanden – bezogen
auch auf das Rheintal, durch das seit der
Frühzeit die wichtigsten europäischen
Verkehrswege verlaufen.
Stadtmauer Freinsheim
29
R h e i n - N e c k a r
info
Deutsches Straßenmuseum
Im Zeughaus · Tel. 0 7274/50 05 00
Di – Fr 10 –18 Uhr · Sa –So 11–18 Uhr
www.deutsches-strassenmuseum.de
In Germersheim wurde der Humanist
und Mediziner Johannes Posthius
(1537–1597) geboren. Er studierte
Medizin und Philosophie in Heidelberg
und war seit 1569 Leibarzt des Würz-
burger Bischofs. In dieser Zeit verfasste
Posthius Gedichte und Elegien, so dass
er zu den bedeutendsten neulateinischen
Dichtern seiner Zeit zählte. 1585 zog
der Gelehrte nach Heidelberg an den
Hof des pfälzischen Kurfürsten Fried-
rich IV.
In Germersheim starb der in Speyer ge-
borene Pfarrer und Dichter Friedrich Blaul (1809 –1863), der seit 1856 in
der Stadt lebte und als Dekan tätig war.
Blaul, der in Heidelberg und Tübingen
Theologie, Kunstgeschichte, Geschichte
und neuere Sprachen studiert hatte, gilt
als „pfälzischer Spätromantiker“. 1838
erschienen seine topografischen Notizen
„Träume und Schäume vom Rhein“ und
1860 der baugeschichtliche Führer „Der
Kaiserdom zu Speyer“. Die „Blaulstraße“
in Germersheim wurde nach dem Dichter
benannt.
Der Germersheimer Journalist und Dich-
ter Eugen Croissant (1862 –1918) war
Leiter des „Pfälzischen Merkur“ sowie
der Zeitschrift „Der Pfälzerwald“. Als ers-
te literarische Arbeit entstanden die „Ge-
dichte eines Skeptikers“. Auch als Mund-
art- und Heimatdichter machte er sich
einen Namen. 1900 erschien Croissants
Roman „Heimliche Liebe. Eine Geschich-
te aus den Tagen des Herzogtums.“
Die duftigscht Blum‘
‘s wird Herbscht! Die Blätter färwen sich
Am Rebedach vor’m Fenschter,
Un in de Wisse sieht mer schun
Die erschte Newelg’schpenschter.
‘s wird Herbscht! un unser Menschheit
dut
Jetz ihrn Weltschmerz heichle,
Un die Poete jamm’ren schun
Noch Lenz un Märzeveilche.
Die Menschheit, ja die is emol
So butterweech gerote –
Mer Pfälzer nor, mir bloose nit
Die Trübsal so noch Note. [...]
Eugen Croissant: Buschur (1898)
Rudolf I. von Habsburg (1218 –1291),
König des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation, erweiterte in enger
Anlehnung an die Staufer den habsbur-
gischen Besitz im Elsass, in der Schweiz
und in Schwaben und wurde im Süd-
westen des Reiches zum mächtigsten
Eingang des Straßenmuseums
30
L i t e r a t u r r e g i o n
Fürsten. Am 18. August 1276 verlieh er
Germersheim, wo er sich häufig aufhielt,
das Stadtrecht. Rudolf starb am 15. Juli
1291 auf dem Weg von Germersheim
nach Speyer. Der schwäbische Arzt und
Dichter Justinus Kerner (1786 –1862)
erinnerte an des „Kaiser Rudolfs Ritt zum
Grabe“:
Auf der Burg zu Germersheim,
Stark am Geist, am Leibe schwach,
Sitzt der greise Kaiser Rudolf,
Spielend das gewohnte Schach.
Und er spricht: „Ihr guten Meister!
Ärzte, sagt mir ohne Zagen:
Wann aus dem zerbrochnen Leib
Wird der Geist zu Gott getragen?“ [...]
Justinus Kerner: Die lyrischen Gedichte (1826)
Die Welt des Altrheins spiegeln die Er-
zählungen „Die Aalfischer“, „Glückliches
Ufer“ und „Unweit vom Strome“ des
1882 in Ludwigshafen geborenen Pfar-
rers Adam Ritzhaupt. Seine Romane
„Der mißratene Vikar“ (1933) und „Jung-
schmied Fasolt. Ein Roman aus der
Gründerzeit“ (1935) spielen ebenso wie
Anna Croissant-Rusts (1860 – 1943)
„Unkebunk“ (1917) in Germersheim. Die
Dichterin gehörte als einzige Frau zum
Münchner Naturalistenkreis.
info
www.fask.uni-mainz.de
info
Es lohnt sich ein Abstecher zum
Schifffahrtsmuseum in Neuburg:
Tel. 0 72 72/12 26 · Mo, Di, Do 9–12 Uhr
Schifffahrtsmuseum in Neuburg
Im Jahr 1949 wurde die bis dahin selbst-
ständige Ausbildungsstätte als Aus-
lands- und Dolmetscherinstitut (ADI) der
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
eingegliedert.
Aus Westheim bei Germersheim stammt
Georg Heeger (1856 –1915), der zu-
sammen mit Georg Wüst die Sammlung
„Volkslieder aus der Rheinpfalz“ (1909)
herausgab. Als Wissenschaftler machte
er sich insbesondere durch seine Bei-
träge zur Geschichte Landaus und der
Südpfalz sowie mit biologischen Studien
über seine Heimat und einer umfang-
reichen Sammlung Pfälzer Volkslieder
einen Namen.
Grünstadt
Stadthaus
Christoph Karl Ludwig von Pfeil (1712– 1784), in Deufstetten bei Dinkels-
bühl geboren, war Reichsfreiherr und
Dichter. Er schrieb beispielsweise die
evangelischen Kirchengesänge „Betge-
meinde, heilge dich, Segnet uns zu guter
Letzt und Wohl einem Haus“ (aus dem
Evangelischen Gesangsbuch 1951 Nrn.
275, 407, 429).
Johann Conrad Seekatz (1719 –1768)
wurde als Sohn des Wormser Hofmalers
Johann Martin Seekatz (1680 –1729)
in Grünstadt geboren. Er wurde durch
seinen Bruder Johann Ludwig und
1748–1751 durch Philipp Hieronymus
31
R h e i n - N e c k a r
Brinkmann in Mannheim ausgebildet und
war seit 1753 Hofmaler in Darmstadt. Er
unterhielt enge Beziehungen zu Goethes
Vater in Frankfurt/Main und malte des-
sen Familie. Einige seiner Bilder sind im
Frankfurter Goethe-Haus ausgestellt.
Altes Rathaus
Der Grünstädter Franz Umbscheiden
(1825 –1874) war der Sohn eines Ge-
richtsschreibers. Er studierte ab 1845
zunächst Rechtswissenschaften, dann
Chemie an der Universität Gießen, wo
er Mitglied des Corps Teutonia wurde.
1849 war er einer der Hauptprotagonis-
ten der Reichsverfassungskampagne in
der Pfalz. Nach Niederschlagung des
pfälzischen Aufstandes wurde er durch
das Appellationsgericht in Zweibrücken
in Abwesenheit zum Tod verurteilt. Er
emigrierte in die Vereinigten Staaten, wo
er bis zu seinem Tod als Journalist und
Politiker wirkte, u.a. als Herausgeber des
New Jersey Volksmann, der New York
Democrat und der Freien Presse in Eliz-
abeth, New Jersey. Politisch war er an-
fangs auf Seiten der Republikaner, nach
dem Sezessionskrieg wechselte er auf
die Seite der Demokraten. Er starb in
Newark, New Jersey.
Der Maler und Grafiker Werner Holz
(1948–1991) wird dem „Phantastischen
Realismus“ zugeordnet. 1990 entstan-
den seine „Magischen Pfalzlandschaf-
ten“. Holz ist auch durch Wandmalereien
bekannt: Das „Haus Catoir“ in Bad Dürk-
heim (Heimatmuseum in der Römerstr.
20) trägt seine Malerei, auch das erhaltene
Renaissancetor am „Pfaffenhof“ in Herx-
heim am Berg, wo er sein Atelier hatte:
Vielleicht kann man meine Bilder und
Zeichnungen als „Gucklöcher“ in die Welt
des Unaussprechlichen ansehen, in eine
Welt, in der die Leichtigkeit des Gedan-
kens bildlich werden kann, ohne sich den
Gesetzen des Alltäglichen unterwerfen zu
müssen.
info
Heimatmuseum des Altertumsvereins
Grünstadt-Leiningerland e.V.
Neugasse 2 (Stadtbücherei) · 67269 Grünstadt
Tel. 0 63 59/96 01 44
Öffnungszeiten: Di und Fr 14–19 Uhr,
Do 9–12 Uhr und 13 –16 Uhr
Fußgängerzone in Grünstadt
32
L i t e r a t u r r e g i o n
Hambacher Schloss
–> Neustadt an der Weinstraße
Hardheim
Die Goethestube in
Hardheim im heu-
tigen „Badischen
Hof“ in der Würz-
burger Straße 2,
damals die Wirt-
schaft „Grüner
Baum“, erinnert an
den Aufenthalt des Dichters zusammen
mit dem Kunstgelehrten und Kunst-
sammler Sulpiz Boisserées (1783–
1854) am 7. Oktober 1815. An diesem
Tag reiste Goethe in melancholischer
Stimmung in Begleitung des Kunstbe-
geisterten Freundes Sulpiz Boisserée
von Mannheim Richtung Odenwald.
Reisestationen sind Neckargemünd,
Wiesenbach, Waldwimmersbach, Aglas-
terhausen, Obrigheim und Neckarelz, wo
die beiden übernachten. Auf der Weiter-
fahrt am nächsten Morgen in Richtung
Buchen treffen sie den Maler Ferdinand
Jagemann, der Goethe schon zweimal
porträtiert hatte. Vor Buchen holt ihre
Kutsche den schweren Schweizer Post-
reisewagen des Pestalozzischülers Wil-helm von Türk (1774–1846) ein, der
mit seiner Familie auf dem Weg nach
Frankfurt an der Oder ist. Als sie weiter
durch das Städtchen Buchen fahren, in
dem Götz von Berlichingen einst seinen
verhängnisvollen Pakt mit den Bauern
schloss, soll Goethe die Figur aus sei-
nem bekanntesten Dramen mit keinem
Wort erwähnt haben.
Über Walldürn fahren sie auf der heu-
tigen „Siegfriedstraße“ nach Hardheim,
wo sie im Gasthaus „Zum Grünen Baum“
zu Mittag essen. Die sechzehnjährige
Wirtstocher Genoveva Burkhard be-
schreibt Boisserée als „junges, frisches
Mädchen“, die den 66-jährigen Goethe
mit verliebten Augen angeblickt haben
soll. Der Dichter gab ihr schließlich ei-
nen herzhaften Kuss. Goethe, der den
„Kuss von Hardheim“ selbst nicht er-
wähnt hat, schreibt immerhin in seinen
Erinnerungen, dass er sich der Rückreise
„immer mit vorzüglichem Anteil erinnern“
werde.
Siegfried
Die Siegfriedstraße führt auf einer Länge
von rund 160 km von Worms durch den
südlichen Odenwald bis nach Würzburg.
Auf ihrem Weg durch Heppenheim findet
man eine der sogenannten „Siegfriequel-
len“, den „Drei-Linden-Brunnen“.
(www.nibelungen-siegfriedstrasse.de)
info
Erfatal-Museum
Schlossplatz 6 · 74736 Hardheim
Tel. 062 83/580 · Fax 0 62 83/58 55
Öffnungszeiten:
März – Oktober: So 14.30 – 17 Uhr
und jederzeit nach Vereinbarung
www.erfatal-museum.de
Zeichnung Goethes: „Der Badischer Hof“
33
R h e i n - N e c k a r
Heidelberg
Eine schwedische und eine russische
Freundin, die beide in Heidelberg studiert
hatten und sich dann, etwa nach einem
Jahrzehnt, verheiratet, beide wieder tra-
fen, hörte ich vor Jahren bei einem dîner
ihre Studien-Erinnerungen austauschen,
vielmehr, muß man schon sagen, sich
gegenseitig zu solchen Erinnerungen
steigern und anregen. Ein übers andere
Mal mußte ich, der Zuhörende, der Hei-
delberg nicht kennt, mich fragen, ob es
denn wirklich denkbar sei, daß es sich da
um eine deutsche Stadt, ihre Gärten, ihre
Hügelwege, ja ihre Himmel handle: was
da aufgerufen wurde, war von so land-
schaftlichem Überschwang, von solcher
Fülle von Südlichkeit, von einer so gren-
zenlosen atmosphärischen Gewährung,
daß ich mindestens auf Südfrankreich
hätte schließen mögen.
Rainer Maria Rilke: Brief an Lotti von Wedel (1922)
1386 wird die Heidelberger Universität
– Ruperto Carola – die erste auf deut-
schem Boden, gegründet. Sie wirkt wie
ein Magnet auf Studenten und Gelehrte.
Unter Friedrich I. (1449 –1476) hält mit
Peter Luder (1415 –1472) 1456 der
Humanismus Einzug in Universität und
Stadt. Als einer der ersten Lehrer der
‚studia humanitas‘ (der humanistischen
Fächer) präsentiert er sich mit einer auf-
sehenerregenden Rede der Zuhörer-
schaft. Das Jahr 1456 wird daher auch
als das Entstehungsdatum des deut-
schen Humanismus angesehen.
Unter Kurfürst Philipp dem Aufrichtigen
erreicht der deutsche Humanismus
seinen Höhepunkt, was besonders auf
das Wirken von Johann von Dalberg
(1445–1503; 1481 zum kurpfälzischen
Kanzler ernannt) zurückgeht. Er beruft
den bekannten Humanisten Rudolf Agricola (1444 –1485) an die Univer-
sität. Unter dessen Studenten befindet
sich auch der Dichter Konrad Celtis
(1459 –1508), der in Heidelberg den
„Sodalitas Litteraria Rhenana“ (lat.
sodalitas = Freundeskreis) gründet.
Ein weiterer bekannter Humanist der
Ruperto Carola ist Sebastian Münster (1489 –1552), der bereits als 14-jähriger
in Heidelberg studierte. Auf Münster ge-
hen auch zwei der ältesten Abbildungen
Heidelbergs zurück, so ein Holzschnitt-
Medaillon von 1526. An Münsters Haupt-
werk „Cosmographia“ (erste Fassung
1544), dessen Inhalt die damalige Welt
beschreibt, erinnert heute der Spring-
brunnen auf dem Karlsplatz.
Münster-Brunnen
Berühmtheit in Europa erlangte Heidel-
berg mit seiner Universitätsbibliothek, der
Bibliotheca Palatina. Beherbergt war die
Bibliothek zunächst in der Heiliggeist-
kirche, deren Emporen als Lesesaal der
Universität dienten. Die Bücher wurden
an den Lesepulten festgekettet, um die
literarischen Kostbarkeiten vor allzu be-
gierigen Studenten zu schützen. In den
Wirren des Dreißigjährigen Krieges wird
1623 der wertvolle Bibliotheksbestand in
den römischen Vatikan abtransportiert. Schlosspanorama
34
L i t e r a t u r r e g i o n
Am 26. April 1518 hielt Martin Luther (1483 –1546) an der Universität seine
berühmte Heidelberger Disputation. Auf
dieses bedeutungsvolle Ereignis und an
Luthers Aufenthalt im Kloster der Au-
gustiner weist die Gedenkplatte auf dem
Universitätsplatz hin.
Liebe und Leid verbinden Liselotte von der Pfalz (1652 –1722) mit Heidelberg.
Als Tochter des Kurfürsten Karl Lud-
wig und der Prinzessin Elisabeth Char-
lotte von Hessen-Kassel wird Liselotte
auf der Heidelberger Burg geboren. Um
nach dem Schrecken des Dreißigjäh-
rigen Kriegs den Frieden in der Pfalz und
an den westlichen Grenzen zu wahren,
soll Liselotte durch eine Verbindung mit
Philippe, dem Herzog von Orléans, in
den französischen Hof einheiraten.
Liselottes Leben in Frankreich ist voller
Trauer und Heimweh. Ihr Schmerz findet
in der Zerstörung ihrer Heimat, bedingt
durch den pfälzisch-orléanischen Erb-
folgekrieg (1688 –1697), seinen Höhe-
punkt. In einem Brief schreibt sie:
Kaum hatte ich mich über des armen
Carllutz tod [ein Halbbruder Liselottes] ein
wenig erholt, so ist das erschreckliche
und erbärmliche elend in der armen Pfalz
angegangen, und was mich am meisten
daran schmerzt, ist, daß man sich meines
namens gebraucht,
um die armen leute ins
äußerste unglück zu
stürzen.
Liselotte von der Pfalz, Brief
vom 20. März 1689
Allen Feuern und Kriegen hat das Haus
„Zum Ritter St. Georg“ getrotzt, das
1592 im Auftrag des hugenottischen
Tuchhändlers Charles Berlier erbaut wur-
de. Seit 1703 dient das schmucke Haus
als Gasthaus, dessen Fassade über die
Jahrhunderte von berühmten Heidelber-
ger Besuchern gewürdigt wurde, wie
Victor Hugo (1802 –1885), der dort
jedoch nicht übernachtet hat.
Der Lyriker und Novellist Theodor Storm (1817–1888) soll sich hier aller-
dings zweimal einquartiert haben, und
ein häufiger Gast war Joseph Victor von Scheffel (1826 –1910). 1924 wurde
hier der „Scheffelbund“ gegründet, der
seit 1926 seinen Sitz in Karlsruhe hat.
(www.literaturmuseum.de)
Gasthof „Zum Ritter“
Da Heidelberg im Pfälzischen Krieg stark
zerstört wird und 1720 der Kurfürst Carl
Philipp die Residenz nach Mannheim
verlegt, verliert Heidelberg vorüberge-
hend seine Bedeutung. Unter der Regie-
rung Carl Theodors blüht die Stadt kul-
turell wieder auf. Nach der Erweiterung
Badens zum Großherzogtums, erneuert
Karl Friedrich von Baden 1803 die Uni-
versität. Durch seine kluge Berufungs-
politik gewinnt die Universität schnell an
Ansehen, was sich auch in wachsenden
Studentenzahlen widerspiegelt.
Fenster der
Heiliggeistkirche
35
R h e i n - N e c k a r
Das Etikett „Heidelberger Romantik“
macht Heidelberg zum Zentrum der
jungen Kunst in Deutschland. Etliche
Reiseberichte zeugen von der reizvollen
Umgebung und tragen dazu bei, dass
Heidelberg ein Treffpunkt von Intellek-
tuellen und Inspirationsquelle für Künstler
wird. Zu letzteren zählen beispielsweise
William Turner (1775 –1851), Fried-rich Rottmann (1768 –1816) und Carl Philipp Fohr (1795–1818).
Im Kurpfälzischen Museum Heidelberg
kann man die Entwicklungen der Bilden-
den Künste anhand zahlreicher Expo-
nate verfolgen. Untergebracht im Pa-
lais Morass, wird der Öffentlichkeit eine
umfangreiche Sammlung an Gemälden,
Stichen, Münzen und weiteren Expona-
ten präsentiert. 2008 feierte das Museum
mit dem idyllischen Garten sein 100-jäh-
riges Bestehen, nachdem es 1908 vom
badischen Großherzog Friedrich II. und
dessen Gemahlin eingeweiht wurde.
Kurpfälzisches Museum
info
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
Hauptstraße 97 · 69117 Heidelberg
Tel. 0 62 21/5 83 40 00 und 5 83 40 20
Fax 0 6221/58 34 90 00
Öffnungszeiten: Di – So 10 –18 Uhr
www.museum-heidelberg.de
Achim von Arnim (1781 –1831) und
Clemens Brentano (1778 – 1842) arbei-
ten in der Hauptstraße 151 an ihrer be-
rühmten Volksliedsammlung. Der erste
Band erscheint 1805 mit dem Titel „Des
Knaben Wunderhorn“. Bis 1808 folgen
zwei weitere Bände.
Sammler anderer Art sind die Brüder
Melchior (1786 –1851) und Sulpiz Boisserée (1783 –1854). Mit ihrer Kunst-
sammlung altdeutscher- und niederlän-
discher Gemälde setzen sie sich das Ziel,
mit einem Museum in Heidelberg die Ent-
wicklung der deutschen Malerei seit ihren
Anfängen zu dokumentieren. Johann Wolfgang von Goethe (1749 –1832) ist
einer ihrer interessierten Gäste:
Er betrachtete die Bilder nicht, wie sie
eins neben dem andern an der Wand
hingen, wodurch der Eindruck zerstreut
und mehr oder minder abgeschwächt
wird; er ließ sich immer nur eins, abge-
sondert von den anderen, auf die Staffe-
lei stellen und studierte es, indem er es
behaglich genoß und seine Schönheiten
unverkümmert durch fremdartige Eindrü-
cke von außen, sei es der Bilder- oder
Menschenwelt, in sich aufnahm. Er ver-
hielt sich dabei still, ohne viel zu reden,
bis er des Gesehenen, seines Inhalts und
seiner tieferen Beziehungen Herr zu sein
glaubte, und fand er dann Anlaß, Per-
sonen, die er liebte und schätzte, gegen-
über seinen Empfindungen Ausdruck zu
geben, so geschah es in einer Weise, die
alle Hörer zwang.
Aus den Memoiren von Joh. Bapt. Bertram (1814)
info
Germanistisches Seminar – Bibliothek –
Hauptstraße 207–209 · 69117 Heidelberg
Mo– Fr 9 – 20.45 Uhr · Sa 10 –17.45 Uhr
www.gs.uni-heidelberg.de/bibliothek
36
L i t e r a t u r r e g i o n
Regelmäßige Ausstellungen und Le-
sungen veranstaltet die vielfach ausge-
zeichnete Stadtbücherei.
info
Stadtbücherei Heidelberg
Poststraße 15 · 69115 Heidelberg
www.stadtbuecherei-heidelberg.bib-bw.de
Hauptstelle Universitätsbibliothek
Plöck 107–109 · 69117 Heidelberg
Tel. 0 6221/54 23 80 · Fax 0 62 21/54 26 23
www.ub.uni-hd.de
Die junge Marianne von Willemer (1784 –1860) wird für Goethe zur anre-
genden „Muse“. Vereinzelte Treffen und
ein reger Briefwechsel mit der aufge-
weckten Frau lassen den „West-Östli-
chen Diwan“ (1815) entstehen. Bei einem
gemeinsamen Spaziergang im Schlos-
spark entdeckt Goethe einen Ginkgo-
Baum, dessen herzförmige Blätter
Harmonie symbolisieren:
Dieses Baums Blatt. Der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich eins und doppelt bin?
J. W. von Goethe: Gingo biloba (27. September 1815)
Alt-Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein‘ andre kommt dir gleich.
Stadt fröhlicher Gesellen,
An Weisheit schwer und Wein,
Klar ziehn des Stromes Wellen.
Blauäuglein blitzen drein.
Und kommt aus lindem Süden
Der Frühling übers Land,
So webt er dir aus Blüten
Ein schimmernd Brautgewand.
Auch mir stehst du geschrieben
Ins Herz gleich einer Braut,
Es klingt wie junges Lieben
Dein Name mir so traut.
Und stechen mich die Dornen,
Und wird mir’s drauß zu kahl,
Geb‘ ich dem Roß die Spornen
Und reit‘ ins Neckartal.
Joseph Victor von Scheffel: Trompeter von Säckingen
Namhafte Literaten, Gelehrte und Wis-
senschaftler haben in Heidelberg stu-
diert und so die Stadt und ihr Umland
schätzen und lieben gelernt. Zu diesen
zählen Joseph Freiherr von Eichen-dorff (1788 –1857), Joseph Victor von Scheffel – der in seinem Todes-
jahr zum Ehrenbürger ernannt wurde –,
Mark Twain (1835 –1910), Friedrich Hebbel (1813 –1863), Gottfried Keller (1819 –1890), Max Halbe (1865 –1944),
der Kultursoziologe Nicolaus Sombart (1923 –2008), der Schriftsteller Walter Helmut Fritz (1929) und viele mehr.
Auch Friedrich Hölderlin (1770 –1843)
bekennt 1798 in seinem Gedicht „Heidel-
berg“ seine Liebe zur Stadt, „der Vater-
landstädte / Ländlichschönste“. Wilhelm Goethebank und Ginkgo Baum
37
R h e i n - N e c k a r
Meyer-Förster (1862 –1934) feiert
die Neckarstadt in seinem Theaterstück
„Alt-Heidelberg“ (zunächst „Karl Hein-
rich“, 1899), das sehr erfolgreich auf-
geführt, jedoch auch als „Operetten-
schmalz“ kritisiert wurde.
Ein bekannter geisteswissenschaftlicher
Vertreter unter den Heidelberger Profes-
soren war der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 –1831), der
1816–1818 in Heidelberg lehrt. Hier
publiziert er 1817 die „Encyclopädie der
philosophischen Wissenschaften“ und
arbeitet an den berühmten „Heidelberger
Jahrbüchern“ mit. Trotz anstrengender
intellektueller Studieninhalte ist Hegel bei
den Studenten sehr beliebt. Während
eines „Punschgelages“ ist es der Philo-
soph, der vorschlägt, den Dichter – und
engen Freund – Jean Paul (1763 –1825)
ehrenhalber zu promovieren.
Der Philologe Friedrich Creuzer (1771–
1858) gehörte zum Kreis der Romantiker
und redigierte die „Heidelberger Hand-
bücher der Literatur“. Seit 1804 wirkte er
mit einer kleinen Unterbrechung bis zu
seiner Pensionierung 1845 als Professor
an der Heidelberger Universität. Creuzers
Ideen gaben Anstoß, die antike Symbolik
und Mythologie in den Wissenschaften
neu zu diskutieren. Der Philosoph und
Schüler Martin Heideggers (1889 –
1976) Hans-Georg Gadamer (1900 –
2002) wird 1948 als Nachfolger Karl
Jaspers an die Universität berufen und
lehrt dort über 20 Jahre. Er versammel-
te knapp ein Dutzend Studenten zu wö-
chentlichen Lesungen aus den „Klassi-
kern der Philosophie“ in seinem Haus am
Büchsenackerhang, am Stadtrand von
Heidelberg. 1960 erscheint sein Werk
„Wahrheit und Methode“, das Grundla-
genwerk der philosophischen Herme-
neutik. 2001 wurde die nach Gadamer
benannte Stiftungsprofessur an der
Ruprechts-Karls-Universität eingerichtet.
Im Fokus steht die Auseinandersetzung
und Fortschreibung der Hermeneutik.
Die Studenten beherrschten das Straßen-
bild, füllten die Bierstuben und Weinbei-
seln, deren es eine Anzahl als Anhängsel
von Bäckereien gab. Der Student war
das A und O des Heidel-
berger Alphabets; die
Bürgerschaft lebte von
ihm. Ich rechne im
weiteren Sinne zu den
Studenten auch die
Professorenschaft.
Die natürlich die obers-
te Staffel bildete und
gesellschaftlich die ent-
scheidende Rolle spielte.
Max Halbe (um 1883)
info
Studentenkarzer der Universität Heidelberg
Alte Universität · Augustinergasse 2
Tel. 0 62 21/54 35 54 · Fax 062 21/54 36 66
April – September: Di –So 10 –18 Uhr
Oktober: Di–So 10–16 Uhr
November – April: Di –Sa 10 –16 Uhr
www.heidelberg-marketing.de
info
Universitätsmuseum Heidelberg, Alte Universität
Grabengasse 1 · 69117 Heidelberg
Tel. 0 62 21/ 54 35 93
Öffnungszeiten:
April – September: Di – So 10 –18 Uhr,
Oktober: Di – So 10 –16 Uhr,
November – März: Di – Sa 10 –16 Uhr
38
L i t e r a t u r r e g i o n
Der frühexpressionistische Dichter Ernst Blass (1890 – 1939) beendet sein in
Berlin begonnenes Studium an der Hei-
delberger Universität. Er lernt hier Fried-rich Burschell (1889 – 1970) und Karl
Jaspers kennen. Blass ist Herausgeber
der literarischen Monatszeitschrift „Die
Argonauten“, in der ab 1914 Beiträge
verschiedener Autoren erscheinen, dar-
unter auch Ernst Bloch, Walter Benja-
min, Franz Werfel, Robert Musil u. a. In
seinem Gedichtband „Die Straße kom-
me ich entlang geweht“ (1912) gestaltet
Blass mit als erster das moderne, urbane
Leben in der deutschen Lyrik.
Der Verlag, in dem 1914 „Die Argo-
nauten“ erschienen und zuvor 1912 die
erste expressionistische Gedichtsamm-
lung „Der Kondor“, war der Verlag von
Richard Weissbach (1882 –1950).
Als Student besuchte Weissbach Vor-
lesungen in Philosophie, Philologie, Ar-
chäologie und Geschichte an der Univer-
sität in Heidelberg. Die Herausgabe der
Monatsschriften machte sein Unterneh-
men zu einem bedeutenden Verlag des
frühen literarischen Expressionismus.
Der in Karlsruhe geborene Lyriker
und Dramatiker Alfred Mombert (1872 –1942) studierte in Heidelberg
Jura und wurde 1897 promoviert. Neun
Jahre lang ist er als Rechtsanwalt tä-
tig, bevor er sich schließlich ganz dem
Schreiben widmet. Beeinflusst von den
Werken Friedrich Nietzsches, Friedrich
Hölderlins und Rainer Maria Rilkes, gilt
Mombert als Wegbereiter des Expressi-
onismus:
Nachmittags am Neckar schreite ich
uferlang auf die alte schöne Brücke zu.
Drüben vom Turm der Heiliggeistkirche
glänzt freudig das große goldene Ziffer-
blatt der Uhr. Und im Sonnenschein wird
hier ein Säuglingswägelchen hinter dem
anderen vorübergefahren.
Der muß erst geboren werden, der mir
einreden wird, diese reizend knospen-
den, mit dem Schnuller im Mündchen
uns anlächelnden Staatsbürgerlein (ver-
mutlich bald schon wortgewaltige Politi-
ker!) seien in ohnmächtigen, kopfhänge-
rischen, glücklosen Nächten gezeugt …
Wer statt am Fluß im Bergwald spaziert,
der gerät manchmal vor einen Ameisen-
haufen. Gerade hat ein böser Junge mit
diabolischer Chaoslust mit seinem Ste-
cken darin herumgestochert und sich
dann in die Büsche verzogen. Nun geht
es hier drunter und drüber! Die Ameisen
rennen irrsinnig durcheinander. Erst vor-
wärts – dann rückwärts. Dann zugleich
vorwärts und rückwärts. Wer die Amei-
sensprache versteht, kann sie jammern
hören: „Das Weltall eingestürzt.“ „Unter-
gang des Abendlandes.“ „Kulturbruch.“
„Keine Schönheit mehr.“
Alfred Mombert (1932)
Mombert wird oft der Lyriker Stefan
George gegenübergestellt, der ebenfalls
zur Heidelberger Literaturgeschichte
gehört. Der Literatur-, Musik- und Kultur-
historiker Richard Benz (1884 –1966),
1954 zum Ehrenbürger Heidelbergs
ernannt, hält eine Begegnung der un-
gleichen Literaten in seinen Lebens-
erinnerungen fest:
Ich sah ihn (George) einmal, wie er
um die Mittagszeit die fast leere Haupt-
straße am Kornmarkt herabkam, wäh-
rend zufällig auf der andern Seite Mom-
bert sich in entgegengesetzter Richtung
bewegte – man konnte sich, in Äußerem,
Haltung und Gebärde, keine größeren
Gegensätze denken: George, schlank
und groß, betont aufrecht sich haltend,
Stefan George
39
R h e i n - N e c k a r
trug eine Manuskriptrolle in der Hand,
bewußt den Dichter auch äußerlich sym-
bolisierend; während Mombert vornü-
bergebeugt, ganz in sich gesammelt, mit
großen Schritten vorwärts strebte, ganz
männliche Kraft, von einem erbarmungs-
losen geistigen Müssen getrieben; der
Andre, trotz seines scharfen Gesichts-
Schnitts fast altweiberhaft-grämlich, in
künstlicher Herbe und Unnahbarkeit,
gemessen wandelnd, wie er sich wohl
das Erscheinen eines Gottes auf Erden
vorstellte. Die beiden kannten sich ohne
Zweifel, wenn sie sich so einsam begeg-
neten [...], und es ist schwer zu sagen,
was sie in solchen Augenblicken emp-
fanden.
Die Ruine des Heidelberger Schlosses,
Wahrzeichen der Stadt, lockt seit jeher
Gäste an, die das prächtige Bauwerk
und seine Umgebung bewundern, wie
den angrenzenden Schlossgarten, der
während seiner Entstehungszeit zwi-
schen 1614 und 1619 als achtes Welt-
wunder gefeiert wurde.
Zum ersten Mal 1926 inszeniert, besu-
chen jedes Jahr Tausende die Heidelber-
ger Schlossfestspiele.
info
www.theaterheidelberg.de
Der Philosoph und Literaturkritiker
Walter Benjamin (1892–1940) be-
schreibt die „Aura“ des Heidelberger
Schlosses:
Ruinen, deren Trümmer gegen den Him-
mel ragen. Erscheinen bisweilen doppelt
schön an klaren Tagen, wenn der Blick
in ihren Fenstern oder zu Häupten den
vorüberziehenden Wolken begegnet. Die
Zerstörung bekräftigt durch das vergäng-
liche Schauspiel, das sie am Himmel er-
öffnet, die Ewigkeit dieser Trümmer.
Walter Benjamin (1928)
Der Philosophenweg mit seinem roman-
tischen Blick auf Heidelberg war eben-
so ein Ort für geistigen Austausch und
intellektuelle Gespräche wie das Stift
Neuburg. 1825 wurde die ehemalige
Klosterkirche von Friedrich Schlosser (1776 –1861), Schwiegerneffe Goethes,
als Sommersitz und „erstes Goethe-Mu-
seum“ genutzt. Sie wurde als „Roman-
tikerklause“ bekannt. Auch zu Zeiten
der unruhigen Moderne versammelten
sich hier verschiedene Künstlergemein-
schaften um den letzten Stiftsinhaber,
Alexander von Bernus. Intellektuelle wie
Stefan George (1868 –1933), Karl Wolfskehl (1869 –1948), Georg Sim-mel (1858 –1918) oder Klaus Mann
(1906 –1949) waren darunter.
Die heute im Stift untergebrachte Bene-
diktinerabtei mit hübschem Klostergar-
ten bietet in ihrem Hofladen Lebensmittel
aus eigener Produktion an.
40
L i t e r a t u r r e g i o n
info
Abtei Neuburg
Stiftweg 2 · 69118 Heidelberg
www.stift-neuburg.de
Maler, Dichter und ihre Gesellen
Halten hier immer wieder Haus,
Sehen die Schiffe drunten fahren,
Lehnen mit den wehenden Haaren,
Wie früher andere an den hellen
Sommertagen aus ihren Zellen
Über das offene Tal hinaus.
Aber an Abenden, den klaren,
Trauernden, die nur sie verstehen,
Treten sie in den Park und gehen
Hin auf Träumen von hundert Jahren,
Und sie bilden, was sie sehen.
Alexander von Bernus
Der Philosoph Karl Jaspers (1883 –
1969) legt 1908 sein Staatsexamen der
Medizin an der Heidelberger Universität
ab und arbeitet in den darauffolgenden
Jahren in der psychiatrischen Klinik Hei-
delberg. Jaspers verbindet eine enge
Freundschaft mit dem Soziologen Max Weber (1864 –1920). Er ist Lehrer der
Philosophin Hannah Arendt (1906 –
1975) und der Autorin Hilde Domin
(1909 – 2006). Jaspers philosophische
Schrift „Die geistige Situation unserer
Zeit“ (1931) findet großen Anklang. Der
Philosoph erinnert sich:
Die Bevölkerung Heidelbergs, nicht ur-
eingesessen, stammt zum größten Teil
von Menschen ab, die nach dem Bran-
de und der totalen Zerstörung der Stadt
durch die Franzosen 1692, Jahre spä-
ter, auf einen Aufruf des Kurfürsten, zum
Wiederaufbau an den menschenleer
gewordenen Ort aus ganz Europa ka-
men. So wurde bis heute die Universi-
tät in ihren hohen Zeiten geschaffen von
Fremden aus aller Welt, die hier ihr neues
sinnlich-übersinnliches ‚zu Hause‘ fanden
und, wohin sie in Folge auch kamen, be-
wahrten. Dieser Geist, von dem Boden
gelöst, übernational, überstaatlich, leben-
dig innerhalb der Universität, wird getra-
gen von unzähligen Einzelnen.
Karls Jaspers (Heidelberger Erinnerungen, 1961)
Zu den berühmten Söhnen der Stadt
gehört der erste Reichspräsident der
Weimarer Republik, Friedrich Ebert (1841–1925).
info
Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
Untere Straße 27 · 69117 Heidelberg
Tel. 062 21/91 07 00 · Fax 062 21/91 0710
Öffnungszeiten: täglich außer Mo 10–18 Uhr,
Do bis 20 Uhr
www.ebert-gedenkstaette.de
Die in Köln geborene Dichterin Hilde Do-
min studiert an der Heidelberger Univer-
sität, bevor sie 1932 mit ihrem späteren
Mann Erwin Walter Palm (1910 –1988)
Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
Stift Neuburg
Blick vom Philosophenweg
41
R h e i n - N e c k a r
nach Italien emigriert. Es folgt die Flucht
vor den Nationalsozialisten. Während
ihres Exils in der Dominikanischen Re-
publik schreibt sie ihre ersten Gedichte.
1960 wird Palm an die Universität Heidel-
berg berufen. Hilde Domin erhielt neben
zahlreichen Ehrungen 2004 das Ehren-
bürgerrecht der Stadt Heidelberg:
Das selbständige Arbeiten begann für
mich hier, in Heidelberg. Von hier sehe
ich sogar noch die ehemalige Pension,
in der meine Mutter, nach gemeinsamer
Zimmersuche, mich noch meiner Cousine
ans robuste Herz legte, was diese nicht
wenig entsetzte, worauf Mutter dann
nach Köln zurückfuhr und die Schwimm-
leine durchgeschnitten war. Köln war da-
mals viel weiter von Heidelberg als heute,
subjektiv und auch objektiv. Aber pünkt-
lich gingen meine Wäschepakete hin
und her und kamen nie ohne Extrageld-
scheine oder ein gebratenes Hähnchen,
damals noch etwas Besonderes, [...] oder
sonst ein Schutzsignal zurück.
Hilde Domin: Meine Wohnungen
Im neugestalteten Museum wird an das
Leben des Chemikers und Ingenieurs
Carl Bosch (1874 –1940) erinnert, der
in den 20er Jahren Vorstand bei BASF
gewesen ist.
info
Carl Bosch Museum Heidelberg gGmbH
Schloss-Wolfsbrunnenweg 46 · 69118 Heidelberg
Tel. 0 62 21/60 36 16 · Fax 062 21/60 36 18
Täglich außer Do 10 –17 Uhr
www.musuem.villa-bosch.de
Michael Buselmeier (geb. 1938 in
Berlin) lebt als freier Schriftsteller in
Heidelberg und ist die „Literaturinstitu-
tion“ der Neckarstadt. Seine literarischen
Führungen – die auch als Buch erhältlich
sind – informieren über das Heidelberger
Literaturleben vom Humanismus bis hin
zum aktuellen Geschehen. Buselmeier
selbst reflektiert mit ironisch distanzier-
tem Ton seine Wahlheimat in dem kri-
tischen Roman „Der Untergang von
Heidelberg“ (1981):
1968 erschien mir (und anderen) Litera-
tur ohne Erkenntniswert, für den Augen-
blick brauchte ich sie nicht. Nur weiß
ich nicht, woher manche Rezensenten
die Dreistigkeit nehmen, unsere damals
wahrhaftige Haltung zur Poesie so hä-
misch zu kommentieren, so als hätten
sie immer schon Bescheid gewußt,
und haben sich doch höchstens vom
Schreibtisch bis zur Gardine bewegt,
während wir unten vorbeigerannt sind
Hortus Palatinus Garten des Kurfürsten Friedrich V.
42
L i t e r a t u r r e g i o n
mit Sprechchören und Transparenten,
Fensterscheiben für die Wahrheit zer-
schlagend, und nachts die großen
fremden Begriffe studiert haben. Eini-
ge Kritiker ließen sich Haare und Bärte
wachsen, zogen sich Jeans-Anzüge
über und sprachen im Fernsehen mit
wichtigen Mienen, einerseits/anderer-
seits, vom Imperialismus. Alles war nicht
so schlimm, sagen sie jetzt, in neuen
Latzhosen in die Sonne tretend: „jetzt
dichten sie wieder“, „jetzt sind sie wieder
unser“, „das ist die Götterdämmerung
eines vordergründigen politischen
Engagements“, die Scheinwerfer drauf,
die Kameras, Dichter, Dichter! Und wir
sitzen schweigend da, etwas unbehag-
lich in unseren Vortragssesseln, und
lassen uns vom Staat und vom Bun-
desverband der Deutschen Industrie
Literaturpreise verleihen.
Michael Buselmeier: Der Untergang von Heidelberg
Auch in der Gegenwartsliteratur wird
Heidelberg zum literarischen Schau-
platz, so in Thomas Meineckes (1955)
„Tomboy“ (1998), einem gesellschafts-
kritischen Roman, der die Dekonstruk-
tion von Geschlechterrollen thematisiert.
Meineckes Protagonistin Vivian Atkinson
heftet sich an „die philosophischen Fer-
sen Judith Butlers“.
Die amerikanische Theoretikerin Judith Butler (1956), die in ihrer Studie „Gender
Trouble“ (1990) das Zusammenwirken
von Macht, Identität und Geschlechter-
rollen analysiert, studierte von 1978–
1979 an der Universität Heidelberg.
Der Amerikaner Allen Ginsberg hatte
einst oben am Philosophenweg gestan-
den und gleich über die gesamte, meist
dunstige Ebene, welche sich vor ihm
ausbreitete, ein Beat Poem verfaßt, das
sogar die chemischen Werke Ludwigs-
hafens inkorporierte. Vivians Mutter hatte
daraus die folgenden Zeilen auswendig
gekonnt: Highdelbergh below, orange
roofed, misty under grey cloud flowing
over oak ridge, across the red stone
bridge, over brown Neckar waters, flow-
ing west to the Rhine plains; supporting
BASF. Nicht lange nach der Zerschla-
gung der IG Farben standen sogar am
unteren Mississippi BASF-Werke, hatte
Vivians Daddy zu berichten gewußt, und
natürlich gab es auch ein kleines Heidel-
berg im Staate Mississippi.
Thomas Meinecke: Tomboy
Die Handlung des Kriminalromans „Die
Apothekerin“ (1994) von Ingrid Noll (1935) spielt in der Heidelberger Frau-
enklinik. Ingrid Noll lebt heute mit ihrem
Mann in Weinheim.
–> Weinheim
Du weißt, daß ich dich sehr gern habe,
und ich weiß, daß du ein prima Kerl bist,
du hast nur einen kleinen Fehler: du
fährst zu oft nach Heidelberg.
Heinrich Böll: Du fährst zu oft nach Heidelberg
43
R h e i n - N e c k a r
Auch Heinrich Böll (1917–1985) lässt
die Neckarstadt in seiner Erzählung „Du
fährst zu oft nach Heidelberg“ – aus dem
gleichnamigen Erzählband (1981) – zu
einem literarischen Schauplatz werden.
Die Schriftstellerin Jagoda Marinic
(1977) studierte Germanistik, Politologie
und Anglistik in Heidelberg und lebt auch
hier. Ihr zuletzt erschienener Erzählband
„Russische Bücher“ (2005) wurde mit
dem Grimmelshausen-Förderpreis aus-
gezeichnet.
Der schweizer Schriftsteller Peter Bieri (1944) studierte ab 1964 in Heidelberg
und wurde dort promoviert. Unter sei-
nem Pseudonym Pascal Mercier ver-
öffentlichte er u. a. 2004 den Roman
„Nachtzug nach Lissabon“. 2008 hält
Bieri die Poetikdozentur an der Heidel-
berger Universität.
Seit 1995 verfasst der Karlsruher Autor
Wofgang Burger (1952) Krimis, darun-
ter vier Heidelberg-Krimis um den Krimi-
nalrat Alexander Gerlach: „Heidelberger
Requiem“ (2005), „Heidelberger Lügen“
(2006), „Heidelberger Wut“ (2007) und
zuletzt „Schwarzes Fieber“ (2008).
Heppenheim
1847 tagte im Gasthof „Zum Halben
Mond“ das Vorparlament zur Deutschen
Nationalversammlung. Das historische
Hotel wurde 1849 zum Hauptquartier der
großherzoglich-hessischen Truppen im
Kampf gegen die revolutionär-demokra-
tische Bewegung.
Der Heppenheimer Anton Schmitt (1801–1876) war Fabel- und Fibeldichter.
Schmitt erfand die Rohrpost, was ihm
mehr Ruhm einbrachte als sein päda-
gisch-literarisches Steckenpferd: ge-
reimte Bildunterschriften.
Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber (1878 –1965) lebte in den Jah-
ren 1916 bis 1938 in Heppenheim. Hier
entstand die erste Konzeption seines
Werkes „Ich und Du“, das 1923 veröf-
fentlicht wurde und mit dem er sich von
der bisher eingenommenen mythischen
Grundhaltung verabschiedete und die
Wende zu einem dialogischen Denken
vollzog.
Im Rahmen zionistischer Bestrebun-
gen schloss er sich der von Aron David Gordon (1856 –1922) begründeten re-
volutionär-sozialistischen Erneuerungs-
bewegung an. Buber initiierte Tagungen
zur Verbesserung des Bildungswesens
und arbeitete in den pädagogischen
Reformbestrebungen im „Internationalen
Arbeitskreis für Erneuerung der Erzie-
hung“ sowie im „Hohenrodter Bund“.
Er beteiligte sich an den Bestrebun-
gen des interkonfessionellen „Patmos-
kreises“, die Begegnung und Zusam-
menarbeit der Religionen zu fördern,
1920 – 1930 gab der Frankfurter Profes-
sor im Auftrag dieses Kreises zusam-
men mit Joseph Wittig und Viktor von
Weizäcker die Zeitschrift „Die Kreatur“
heraus. Seit 1925 begann eine enge Zu-
sammenarbeit mit Franz Rosenzweig
(1886 –1929). Noch vor den November-
pogromen 1938 konnte Buber mit seiner
Frau nach Israel emigrieren.
In New York war Martin Buber 1955 ne-
ben Hannah Arendt, Gershom Scholem
u.a. an der Gründung des Leo Baeck
Instituts beteiligt, einer wichtigen Doku-
mentations- und Forschungsstätte für
die Geschichte der deutschsprachigen
Juden.
In den Jahren 1938 –1940 verfasste sei-
ne Frau Paula Buber das literarische
Zeitbild „Muckensturm. Ein Jahr im Le-
ben einer kleinen Stadt“, das 1953 unter
ihrem Pseudonym Georg Munk veröf-
Martin Buber
44
L i t e r a t u r r e g i o n
fentlicht wurde. Sie beschreibt darin die
Anfänge des Nationalsozialismus in einer
Kleinstadt, der Heppenheim als ein Vor-
bild diente:
Das Muckensturmer Herz seufzt ungern
lange unter der Beklemmung von Tod
und Grauen. Hat es den dunklen Ge-
walten seinen Tribut entrichtet, strebt es
alsbald mit mächtigem Drang dem le-
bendigen Lichte zu. In diesen Tagen ge-
sellte sich zu dieser natürlichen Erhebung
des Gemüts noch ein besondrer Antrieb.
In vielen Kellern des Städtchens gärte
der Most dem gleichen holden Licht ent-
gegen, dem auch die bedrückte Seele
zuflog. Die letzten Wagen kehrten mit
Trauben beladen aus den Weinbergen
heim. Über die Straßen des Städtchens
strich ein kühler Herbstwind hin, unter
dem sich leichter atmete als unter der ver-
gangenen lastenden Sommerschwüle.
Georg Munk: Muckensturm. Ein Jahr im Leben einer
kleinen Stadt (1953).
Das Wohnhaus der Bubers in Heppen-
heim, in dem er von 1916 –1938 zusam-
men mit seiner Frau und den Enkelinnen
Barbara und Judith Buber lebte, wurde
während der Novemberpogrome ver-
wüstet. Heute ist es Sitz des Internatio-
nalen Rates der Juden und Christen.
info
Martin-Buber-Haus
Internationaler Rat der Juden und Christen e.V.
Werléstraße 2 · 64646 Heppenheim
Tel. 0 62 52/9 3120 · Fax.0 62 52/6 83 31
Besuche und Führungen auf Anfrage
www.iccj.org
Wilhelm Holzamer (1870 –1907) war
13 Jahre Realschullehrer in Heppenheim,
ehe er Großherzoglicher Kabinettsbiblio-
thekar wurde. 1903 ging Holzamer als
freier Schriftsteller nach Paris, 1905 nach
Berlin. Sein Wohnhaus ist in der Lorscher
Straße 21 zu finden, wo 1901 auch sein
Sohn Hans Detlef Holzamer geboren
wurde, dessen Taufpate Detlef von Liliencron (1844 –1909) war.
H. D. Holzamer wurde Dialektschriftstel-
ler. Für die damaligen „Heppenheimer
Sommernächte“ schrieb er Heimatspiele,
sein größter Erfolg war die Komödie „Der
Herr Borjemoaschder“, des Weiteren „De
Hepprumer Kernberjer“ und „Das bun-
te Buch der Bergstraße“. Vermutlich ist
H.D. Holzamer 1947 in russischer Gefan-
genschaft gestorben.
In dritter Generation wurde der ehe-
malige Oberstudienrat 1939 Hansjörg Holzamer, genannt Jake, geboren.
1978 erschien sein Buch „Jakes Traum:
Der Tod des Nichtschwimmers“. 1968
gab er „Das bunte Buch der Bergstraße“
seines Vaters neu heraus.
1936 ist in Heppenheim der Maler und
Bildhauer Horst Antes geboren, der
zwischen 1957 und 1959 bei HAP Gries-
haber an der Akademie der bildenden
Künste in Karlsruhe Malerei studierte,
wo er seit 1967 eine Professur inne hat.
Kennzeichnend sind seine ab 1962 ent-
standenen sogenannten „Kopffüßler“.
info
Museum für Stadtgeschichte und Volkskunde
Kurmainzer Amtshof
Amtsgasse 5 · 64646 Heppenheim
Tel. 062 52/6 9112 · Fax 06252/6 91 62
Öffnungszeiten: Mi, Do, Sa 14 –17 Uhr,
So und Feiertag 14–18 Uhr
Fünf Kilometer nordöstlich von Heppen-
heim liegt die kleine Ortschaft Oberham-
bach, in der der Pädagoge und Vor-
kämpfer für freie Schulgemeinden Paul Geheeb (1870 –1961) 1910 die Oden-
waldschule gründete. Zuvor hatte er
1906 gemeinsam mit Gustav Wyneken
Martin-Buber-Haus
45
R h e i n - N e c k a r
(1875–1964) die Freie Schulgemeinde
Wickersdorf gegründet. Die Odenwald-
schule genoss weit über die Grenzen
Deutschlands einen guten Ruf.
Schüler waren hier beispielsweise
Erika und Klaus Mann und Felix Hart-
laub. Klaus Mann schwärmte in seinem
Lebensbericht „Der Wendepunkt“: „Daß
es eine solche Schule in Deutschland
einmal geben konnte!“ Felix Hartlaub
berichtet in seinen Briefen an die Familie
aus der Odenwaldschule:
Der Tag verläuft jetzt sehr planmäßig, die
Pausen und Zwischenzeiten sind knapp
bemessen. Ich habe mich auch zu sehr
mit Nachmittagskursen überladen, das
lernt man aber mit der Zeit. Große Freu-
de macht mir der Gartenbau. Mir wur-
de ein verottetes, nie umgegrabenes
Stück Erde zugewiesen, an dem ich jetzt
schufte, grabe, hacke. Darauf stehen
drei Stachelbeerbüsche, deren erhoffte
Frucht mir, dem alleinigen Besitzer, zufal-
len wird. So genieße ich die Freuden und
Gaben des ackerbauenden Robinson.
(28.5.1928)
Als Gäste kamen der indische Schrift-
steller und Nobelpreisträger Rabin-dranath Tagore (1861–1941), die
schwedische Frauenrechtlerin Ellen Key (1849–1926), Martin Buber, der fran-
zösische Schriftsteller und Musikkritiker
Romain Rolland (1866–1944) und
Albert Schweitzer (1875–1965).
Geheeb emigrierte 1934 in die Schweiz
und gründete im selben Jahr im Berner
Oberland die École d’Humanité.
Jockgrim
Die in Speyer geborene Schriftstellerin
Lina Sommer (1862–1932) lebte meh-
rere Jahre in Jockgrim und wurde hier
auch begraben. Mit ihren Bändchen
„Stillvergniecht“, „Vun allem ebbes“,
„Pälzer Blumestreißel“, „So Sache,
Wisseblume“ und „Pälzer Humor“ war
sie eine beliebte Mundartautorin in der
Pfalz. In Jockgrim erin-
nert ein kleiner Platz mit
einer Porträtbüste an
die Autorin.
Lina Sommer Gedenktafel
Wunsch
Ein bißchen, ein klein bißchen nur
Laß, Gott, mich zu mir selber kommen,
Daß ich aus meinem Arbeitsfeld
Nicht atemlos werd weggenommen.
Ein wenig, ein klein wenig Ruh
Möchte vor der großen Ruh ich halten,
Und losgelöst und unbeschwert
Still lauschen, und die Hände falten.
Lina Sommer
Lina-Sommer-Platz mit Porträtbüste
Klingenmünster
Der in Klingen-
münster geborene
August Becker (1828 –1891) ge-
hört zu den be-
deutendsten pfälzi-
schen Dichtern des
19. Jahrhunderts
Odenwaldschule in Oberhambach
46
L i t e r a t u r r e g i o n
und war unter anderem mit Fritz Reu-
ter, Gustav Freytag und Hoffmann von
Fallersleben bekannt. Er wuchs im pro-
testantischen Dorfschulhaus von Klin-
genmünster auf und wurde in München
Mitarbeiter der „Fliegenden Blätter“. Ei-
nen ersten Erfolg hatte er mit dem spät-
romantischen Versepos „Jung Friedel
der Spielmann“ (1854). Der Roman „Des
Rabbi Vermächtnis“ (1866) zeigt ein po-
sitives Bild von Tradition und Gegenwart
der jüdischen Bevölkerung. „Vervehmt.
Roman aus der Gegenwart“ (1868) ent-
hält eine Kritik an der Restauration von
1848. Sein bekanntestes Werk ist die
Kulturgeschichte „Die Pfalz und die Pfäl-
zer“ (1858). In diesem Werk beschreibt
er Dörfer, Landschaften, Gebirge, Flüs-
se, Gerätschaften, Handwerke und nicht
zuletzt die Menschen der Pfalz. August
Becker starb 1891 in Eisenach und wur-
de 1930 auf den Friedhof von Klingen-
münster überführt.
[...] Wie man unter dem Begriff der Pfalz
gewöhnlich nur den vorderen Teil im
Auge hat, so findet man den pfälzischen
Volkscharakter in der Vorderpfalz und
hier vor allem bei den Bewohnern des
herrlichen Weinlandes von der Haardt
und den Vogesen am reinsten und aus-
geprägtesten. Dort findet man sowohl
die Licht- als auch die Schattenseiten
potenziert. Es gibt kein gastfreieres, edel-
sinnigeres, großherzigeres Völkchen als
die Weinpfälzer, aber auch keines, wo
so viel Übergescheitheit bei wirklichem
Verstande, so viel „Krischerei“ bei Wohl-
beredtheit und gesundem Urteil herrscht
wie hier.
August Becker: Die Pfalz und die Pfälzer (1858)
Im Geburtshaus von August Becker, das
sich in der Ortsmitte, an der Ecke Wein-
straße/Steinstraße befindet, ist heute
das August-Becker-Museum und das
Heimatmuseum Klingenmünster unter-
gebracht.
info
August-Becker-Museum Klingenmünster
Steinstraße 2 · Tel. 0 63 49/63 44
Öffnungszeiten: Sa 13 –14.30 Uhr; So 11–12 Uhr
www.klingenmuenster.org
Ladenburg
Johann Christoph Sauer wurde 1695
in Ladenburg geboren. 1724 wanderte
er mit seiner Familie nach Pennsylvania
aus. Seit 1735 bemühte er sich dort um
die Beschaffung der Ausstattung für eine
deutschsprachige Druckerei. 1738 erhielt
er Fraktur-Lettern aus einer Schriftgieße-
rei in Frankfurt am Main. Nun druckte er
seine zahlreichen Kalender, Bücher und
eine Zeitung, die später als „Germantow-
ner Zeitung“ wöchentlich erschien.
1743 druckte er dort die erste deutsch-
sprachige Bibel: Sie hatte 1 272 Seiten
und gilt als die erste gedruckte Bibel in
Amerika überhaupt. Die erste englisch-
sprachige erschien erst 40 Jahre da-
nach. Sauer starb 1757 in Germantown,
Pennsylvania.
Der Verleger Carl Friedrich Loening
(1810 – 1884) wurde als Zacharias
Löwenthal in Ladenburg geboren. Sein
Verlag, mit dem er dem Jungen Deutsch-
land eine Plattform bot, wurde 1835
August-Becker Haus
47
R h e i n - N e c k a r
verboten. Er und sein Partner Jospeh
Rütten gründeten 1844 die „Literarische
Anstalt Frankfurt am Main“, die zum
Verlag vieler linker Autoren wird. So er-
scheint beispielsweise „Die heilige Fami-
lie“ von Marx/Engels. Loening ist auch
die Veröffentlichung des bekannten
„Struwwelpeter“ (1845) zu verdanken,
dessen Autor Heinrich Hoffmann
(1809 –1894) er zur Publikation überre-
dete. In den 1940er Jahren wird der Ver-
lag von den Nationalsozialisten „arisiert“.
Töff, töff, töff! Ein neuer Gruß einer neu-
en Zeit. Ein erster Hornruf jener Epoche,
wo der Motor seine Herrschaft antritt
zu Lande, dann zu Wasser und schließ-
lich in der Luft. Die Welt horcht auf! Die
Menschen bleiben auf der Straße ste-
hen, staunen und schauen. Wie, geht’s
mit rechten Dingen zu? Ein Wagen ohne
Pferde, rennend und rollend? Wie ein
Wunder pufft der Wagen die Straßen
entlang. Stolz wie ein König steuert der
Lenker. Stolz wie ein König grüßt er vom
Sitze herunter zu den staunenden Men-
schen.
Auf einmal aber kommt das Verhängnis
– in Gestalt der ersten „Panne“. Lang-
samer geht der Wagen, und jetzt? Rich-
tig, regungslos bleibt er stehen. Der Len-
ker steigt ab, kniet nieder, bastelt und
flickt. Die Menschen sammeln sich an,
lächeln und lachen. Das Staunen und
Bewundern schlägt um in Mitleid, Spott
und Hohn. Wie hier beim ersten Male,
so entspann sich bei jedem Steckenblei-
ben in der Stadt oder später draußen in
den Dörfern eine Debatte vernichtendster
Kritik. [...] „Wie kann man sich in so ei-
nen unzuverlässigen, armseligen, lautlär-
menden Maschinenkasten setzen, wo es
doch genug Pferde gibt auf der Welt und
die elegantesten Kutschen und Drosch-
Struwwelpeter
48
L i t e r a t u r r e g i o n
ken obendrein“, sagten die anderen. [...]
Mochten aber auch alle verneinen und
ablehnen, ich blieb fest. Den mutigen
Glauben an die Zukunft vermochte mir
keiner zu rauben. Es gab auf der Welt
nur einen Menschen, der ebenso mutig
glaubte und hoffte wie ich – meine Frau.
Carl Benz: Lebensfahrt eines deutschen Erfinders
(1925)
Der Automobilpionier Carl Benz (1844 –
1929) lebte von 1903 bis zu seinem Tode
in Ladenburg, wo er seine Werkstät-
ten hatte, seine Frau Bertha starb 1944
ebenfalls dort. In der Ilvesheimer Straße
26 befindet sich heute das Automuseum
Dr. Carl Benz.
info
Automuseum Dr. Carl Benz
Ilvesheimer Straße 26 · 68526 Ladenburg
Tel. 062 03/18 17 86 · Fax 06203/25 03
Mi, Sa und So 14 –18 Uhr
www.automuseum-ladenburg.de
info
Carl-Benz-Haus
Dr.-Carl-Benz-Platz 2 · 68526 Ladenburg
Tel. 062 03/7 01 04 · Fax 06203/92 47 09
www.ladenburg.de
Lambsheim
Karl Geib (1777–1852) lebte als frei-
er Schriftsteller und Lyriker in Lambs-
heim. Er war auch Übersetzer und Her-
ausgeber u. a. der Zeitschrift „Palatina“
(1839/40) und von Reisehandbüchern
über die Mosel, Pfalz und Neckar, denen
er seinen Ruf als „Nestor der pfälzischen
Dichter“ und „Künder der romantisch-
malerischen Pfalz“ verdankt (z. B. „Rei-
se-Handbuch“, 1841). Die Sammlung
„Volkssagen des Rheinlands in Roman-
zen und Balladen“ (1828) stammt eben-
falls von ihm.
An seinem Geburtshaus in der Haupt-
straße 59 erinnert eine Gedenktafel an
Karl Geib. Auf dem Friedhof Lambsheim
ist sein Grab zu finden.
Lampertheim
Aus Lampertheim kam der Jesuiten-
pater Alfred Delp (1907–1945). Sein
politisches Engagement brachte ihn in
Kontakt mit dem „Kreisauer Kreis“ und
den Münchner Widerstandskreisen. Im
Juli 1944 wurde er verhaftet und wegen
Hoch- und Landesverrats verurteilt, 1945
in Plötzensee hingerichtet. In Lamperts-
heim an der Ostseite der Andreaskirche
wurde ihm zu Ehren eine Gedächtniska-
pelle eingerichtet.
Alfred-Delp-Kapelle
Ausstellungsräume Automuseum Karl Geib Geburtshaus
49
R h e i n - N e c k a r
info
Heimatmuseum der Stadt Lampertheim
Römerstraße 102 · 68623 Lampertheim
Tel. 06206/93 53 21
www.lampertheim.de
Landau
Deutsches Tor
Im Spanischen Erbfolgekrieg war Landau
für kurze Zeit ein europäischer Brenn-
punkt. 1689 wurde die Stadt, die 1648
mit dem Elsass zu Frankreich gekommen
war, beinahe vollständig niedergebrannt.
Vom Festungsbaumeister Marschall
Sébastien Le Prestre de Vauban
(1633 –1707) zu einer der stärksten Fes-
tungen Frankreichs ausgebaut, wurde sie
von den Kaiserlichen Truppen und von
der französischen Armee wechselseitig
erobert und wieder verloren.
„Landau kann in der Tat das Schlüssel-
loch zu Frankreich heißen“, schrieb
Jakob Michael Reinhold Lenz (1751–
1792). Der „Stürmer und Dränger“ stand
in französischen Diensten, wechselte
1772/73 von Fort-Louis ins damals fran-
zösische Landau. Hier verbrachte er vier
Monate als Hofmeister eines baltischen
Barons und übersetzte die Komödien
„Das Väterchen“, „Die Aussteuer“, „Die
Entführungen“ und die „Buhlschwester“
von Plautus, die 1774 unter dem Titel
„Lustspiele nach dem Plautus fürs deut-
sche Theater“ erschienen.
Das Geburtshaus des Urgroßvaters von
Anne Frank in der Kaufhausgasse 9 –
mit teilweise gotischen Elementen – ist
eines der wenigen Häuser, die den
Stadtbrand von 1690 überstanden ha-
ben. Neben der ständigen Ausstellung
zur Geschichte der Landauer Juden
und einer Dokumentation über Sinti und
Roma in der Pfalz sind hier wechselnde
Kunstausstellungen zu besuchen.
Im Haus, das als Kommunikationszent-
rum dient, befindet sich auch ein Syn-
agogen- sowie ein Gedächtnisraum für
Martha Saalfeld.
–> Bad Bergzabern
info
Frank-Loebsches Haus
Kaufhausgasse 9 · 76829 Landau
Tel. 0 63 41/8 64 72Altes Kaufhaus
Villa Streccius, Sitz des Kunstvereins
50
L i t e r a t u r r e g i o n
Der Maler und spätromantische Lyriker
Heinrich Jakob Fried (1802–1870)
verlebte seine Jugend in Landau. 1830
erschien seine lithografische Sammlung
von Ansichten geschichtlicher Denkmä-
ler der Pfalz „Erinnerungen an die Vor-
zeit, oder die Rheinpfalz“ und 1840 die
zweibändige Gedichtsammlung „Epheu-
ranken“. Zu seinen bekanntesten male-
rischen Werken gehört eine Ansicht der
Blauen Grotte auf Capri.
In der „Roten Kaserne“ nahe dem Rat-
hausplatz (heute Schule, mit Gedenkta-
fel) wurde Thomas Nast (1804–1902)
geboren, der als Kind in die USA aus-
wanderte und in Ecuador verstarb. Er gilt
als der Begründer der amerikanischen
politischen Karikatur. Neben dem Dollar-
signum erfand er die zeitgenössischen
Embleme für die Republikaner und De-
mokraten in Form von Esel und Elefant
und verwandelte den Pfälzer „Belzeni-
ckel“ in den amerikanischen Santa Claus.
Ihm zu Ehren vergibt die Stadt Landau
seit 1978 den Thomas-Nast-Preis.
info
Historisches Stadtmuseum im Haus Mahla mit
Stadtarchiv
Marienring 8 · 76829 Landau
Tel. 0 63 41/131 55 · Fax 0 6341/1 31 54
Der in Landau geborene Konrad Krez
(1828 –1897) veröffentlichte als junger
Lyriker die Gedichtsammlungen „Dornen
und Rosen aus den Vogesen“ (1847) und
„Gesangbuch“ (1850). Er wurde während
der Revolution von 1848/49 zum Tode
verurteilt. Doch konnte Krez aus der
Festung Landau in die USA fliehen. Er
machte als Anwalt Karriere und kämpfte
im Bürgerkrieg als General gegen die
Südstaaten. Als Staatsbeamter und füh-
render Politiker der Demokraten trat er
für eine moderne Sozialgesetzgebung
ein. Krez blieb ein Lyriker zweier Welten,
dem der Abschied aus der nie verges-
senen Heimat nicht leicht fiel:
Abschied
Noch einmal füllt die Schalen,
Mit Rheinwein anzustoßen,
Noch einmal schmückt die Schläfen
Mit heimathlichen Rosen;
Schon morgen werden tönen
Die Rufe der Matrosen.
[...]
Konrad Krez: Gesangbuch (1850)
An seinem Geburtshaus „Zum grünen
Baum“ in der Königstraße – gegenüber
dem Deutschen Tor – ist eine Gedenk-
tafel für Konrad Krez angebracht. Sein
Nachlass befindet sich im Stadtarchiv.
Der in Karlsruhe geborene Hans Erich Ufer (1896 –1920) wuchs in Landau auf
und trat sehr jung als expressionistischer
Lyriker in Erscheinung. „Es flirrt in seinen
Gesängen das genialische Pathos und die
selbstherrliche Naivität des Stürmers“,
schrieb der Journalist und Kritiker Paul
Ginthum über Ufer. Im 1. Weltkrieg war
er auf der Isle of Man interniert. Auf dem
Rücktransport nach Deutschland gingen
die meisten seiner Werke verloren.
Augustinerkirche
Kreuzgang
Frank-Loebsches-Haus, Innenhof
51
R h e i n - N e c k a r
Der in Heidelberg geborene Paul Gint-hum (1894 –1959) war 30 Jahre lang
führender Journalist, Kritiker und Schrift-
steller in Landau. Er veröffentlichte
Schauspiele, Pfälzer Sagen und Balla-
den, Gedichte, Libretti („Madame Lise-
lotte“), Kritiken und verfasste Beiträge
zur pfälzischen Literatur und Kunst. Sein
Grab befindet sich auf dem Landauer
Friedhof.
info
Büro für Tourismus, Landau
Tel. 06341/131 81 oder 06341/1 31 82
Fax 06341/1 3179
www.landau.de
info
Sehenswert ist das Museum für Kutschen und
Chaisen · Taubensuhlstraße 5
Geöffnet nach Vereinbarung
Informationen:
Büro für Tourismus · Marktstraße 50
Tel. 06341/131 80 · Fax 063 41/1 31 79
www.landau.de
Leinsweiler
Ab 1898 lebte der Künstler Max Slevogt (1868 –1932) auf dem Hofgut Neukastell,
seinem „Castello Nuovo“. Monumentale
Wand- und Deckengemälde im Innern
zeigen Szenen aus dem homerischen
Epos „Ilias“, aus der orientalischen Mär-
chensammlung „1001 Nacht“, aus
Shakespeares „Macbeth“, aus Goethes
„Faust“, aus Coopers „Lederstrumpf“,
aus Mozarts Opern „Zauberflöte“ und
„Don Giovanni“ sowie aus Richard Wag-
ners Opernzyklus „Ring des Nibelungen“.
Der Künstler starb 1932 und wurde im
Garten des Slevogthofs beigesetzt.
info
Slevogthof Leinsweiler
Tel. 0 63 45/36 85 · Fax 06345/91 80 42
www.suedlicheweinstrasse.de
In Leinsweiler befindet sich das Gasthaus
„Saarhof“, das 1937 von dem Architek-
ten Paul Schmitthenner (1884 –1972)
begonnen und erst 1952 als „Leinswei-
ler Hof“ fertiggestellt wurde. Der Sand-
Böcklingsches Palais
Leinsweiler Tor
Slevogthof
52
L i t e r a t u r r e g i o n
steinbau sollte im Zuge der Errichtung
der Deutschen Weinstraße als eine von
mehreren geplanten Kelterstationen mit
Weinverkauf und Gaststätte dienen.
Ludwigshafen
Am feierlichsten Fluß Deutschlands, mit-
ten zwischen Speyer und Worms, mitten
im Nibelungenliede gleichsam, dicht ne-
ben Jesuitenkirche, Rokoko-Bibliothek,
Schillers Hof- und Nationaltheater in
Mannheim. Selten hat man die Wirklich-
keit und die Ideale des Industriezeitalters
so nahe beisammen, den Schmutz und
das residenzhaft eingebaute Geld... In
50 Jahren könnte auf dem kruden Bo-
den eine Stadt stehen, die sich gewa-
schen, die sich nicht einmal gewaschen
hat, sondern direktester Wuchs ist aus
Schiffbau, Silos, Elevatoren, Fabriksaal.
Die kommende Zeit hat hier mehr umzu-
stoßen, aber weniger anzuzünden als in
der alten Kultur, die dafür mehr zu plün-
dern gibt ...
Ernst Bloch, 1964
Die Gründung der Stadt Ludwigshafen
im 19. Jahrhundert prophezeit der ba-
dische Hofhistoriker und Literat Aloys Wilhelm Schreiber (1761–1841): „Wird
die Rheinschanze nicht mehr als militä-
rischer Punkt betrachtet, so dürfte sich
vielleicht eine Stadt hier bilden“.
Ludwigshafen ist zum Schauplatz zahl-
reicher literarischer Werke geworden. In
Adam Ritzhaupts Roman „Sonne und
Rauch“ (1932) wird die Atmosphäre
der jungen Stadt, die sich von den ge-
schichtsträchtigen Städten der Region
abhebt, literarisch dokumentiert. Lud-
wigshafen sei eine Stadt, „von der wir
zu sagen haben: Sie hat keine Vergan-
genheit. Sie ist ins Werden gekommen
mit der neuesten Zeit. Sie ist so jung,
daß ihre ersten Kinder heute noch leben
könnten. Als ein bayrischer König sie ins
Leben rief und ihr seinen königlichen Na-
men gab, waren ihr keine Richtzeichen
aus der Vergangenheit vorgeschrieben.
Sie hatte keiner Zeit zu gehorchen, als
der Gegenwart, wuchs aus sich selber,
wuchs aus kecker Selbständigkeit, nüch-
terner, klarer Unabhängigkeit.“
Das BASF-Hochhaus prägt das Stadtbild von Ludwigshafen
Ernst Bloch mit Rudi Dutschke
53
R h e i n - N e c k a r
Der spröde Charme, den die Arbeiter-
stadt verbreitete, inspirierte auch Dieter Berkel zu literarischem Schaffen: In
„Damals, als wir die Literatur entdeckten“
(1987) beschreibt er die Stadt als
äußeres Abbild des Seelenlebens der
Menschen:
Es gab einen Geruch damals vor 40 Jah-
ren, einen Geruch nach zeriebenem Mör-
tel, verbranntem Holz, nach Chemikalien,
nach Angst und Hoffnungslosigkeit.
Wir, das waren die Fünfzehn- bis Sieb-
zehnjägrigen, liefen in diesen Kulis-
sen, vor diesem Bühnenbild herum wir
Schauspieler, die nach dem letzten Akt
weiterspielen, ohne Text improvisieren,
nicht aufhören können, weil sie das Ende
nicht akzeptieren, weil sie sich in eine
Zukunft hineinspielen wollen, die es nicht
gibt. Wir waren nicht krank, nur leer. Un-
sere Seele war zerfetzt und zertrümmert
wie die Stadt Ludwigshafen um uns her-
um, aber wir lebten, und das schien viel
zu sein.
In Ludwigshafen wurde der Schriftstel-
ler Friedrich Burschell (1889 –1970)
geboren. Er studierte in München, Ber-
lin und Heidelberg Philosophie, Litera-
tur und Kunstgeschichte. 1913 wohnte
er mit dem Dichter und Kritiker Ernst Blass (1890 – 1939) und dessen Freund,
dem Psychiater Arthur Kronfeld (1886 –
1941), in dem von ihm beschriebenen
„Haus Brückenstraße Nummer 1“ zu-
sammen. Ab 1912 arbeitete er als freier
Autor u.a für die „Frankfurter Zeitung“,
die „Vossische Zeitung“, die „Weltbüh-
ne“, „Die Neue Rundschau“ und „Die
literarische Welt“. 1919 begann er sein
literarisches Schaffen mit „Die Einfalt
des Herzens“. 1933 emigrierte er über
Frankreich und Spanien in die Tsche-
choslowakei und kehrte erst 1954 nach
Deutschland zurück. Seine Bücher wa-
ren 1934 der Bücherverbrennung zum
Opfer gefallen. 1968 erschien die Mono-
grafie „Friedrich Schiller“.
Und dann sahen wir auch den Rhein,
den breiten, offenen Fluß, der uns mit
Frische erzog, wir sahen die Hügel des
Neckars, die träumerisch geschwun-
genen, wieder, wo wir schwärmten und
die Jugend glühte, und fanden uns an
den sanften Seegestaden im freudigen
Wind vom Schnee der Berge mitten in
der treuesten Heimat, die wie die Mutter
sorgend und zärtlich auf uns gewartet
hatte.
Friedrich Burschell: Die Einfalt des Herzens (1919)
Geburtshaus
Friedrich Burschell
Aus Ludwigshafen stammt die Schrift-
stellerin Hedwig Laudien (1884–1968).
Sie wurde bekannt durch die preis-
gekrönte Erzählung „Das Buckelche“
(1924). In den 50er Jahren erschienen
Sammlungen mit Sagen aus Stadt und
Landkreis Ludwigshafen mit den Titeln
„Von den kleinen Wundern unserer
Stadt“ und „Wo es geistert und raunt“.
Ihr Nachlass wird im Stadtarchiv Lud-
wigshafen verwaltet.
Das Geburtshaus Ernst Blochs (1885 –
1977) liegt im alten Kern der Innenstadt,
in der heutigen Stabelstraße. Der Sohn
jüdischer Eltern begab sich schon früh
zur Lektüre philosophischer Werke in
die Schlossbibliothek Mannheim. Sein
Ernst-Bloch-Zentrum
54
L i t e r a t u r r e g i o n
Hauptwerk „Das Prinzip Hoffnung“, zwi-
schen 1938 und 1947 im US-amerika-
nischen Exil geschrieben, übte auf die
Studentenbewegung Ende der 60er Jah-
re großen Einfluss aus. Im Verwaltungs-
haus der ehemaligen Walzmühle ist das
Ernst-Bloch-Zentrum untergebracht. Es
dient als Studien-, Ausstellungs- und
Tagungsort und verfügt über ein großes
Archiv mit Schriften und Lebenszeugnis-
sen des Philosophen.
info
Ernst-Bloch-Zentrum der Stadt Ludwigshafen
am Rhein · Walzmühlstraße 63
67061 Ludwigshafen am Rhein
Di – Mi 14–17 Uhr · Do 14–20 Uhr
www.bloch.de
info
Stadtmuseum Ludwigshafen
Rathausplatz 20 · 67059 Ludwigshafen
Öffnungszeiten:
Di 10 –17 Uhr, Do 10–19 Uhr, So 13–17 Uhr
www.ludwigshafen.de
Der Schweizer Künstler Max Bill (1908–
1994) schuf als bildhaftes Symbol für
das „Prinzip Hoffnung“ von Ernst Bloch
ein Kunstwerk aus Granit, die „Endlose
Treppe“. Die Skulptur wurde 1991 neben
dem Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigs-
hafen (Berliner Straße 23) errichtet.
info
Wilhelm-Hack-Museum
Berliner Straße 23 · 67059 Ludwigshafen
Tel. 0621/5 04 30 45 · Fax 0621/5 04 37 80
Bis zum 31.10.2008 wegen Umbauarbeiten
geschlossen.
www.wilhelm-hack-museum.de
Josef Lenhard (1886–1965) war
Arbeiterdichter. Sein 1932 erschienener
Roman „Mensch unterm Hammer“
wurde 1933 sofort verboten. Er schrieb
auch Gedichte („Dem Werk singe ich
mein Lied, 1937) und Erzählungen („Der
Kamm aus Elfenbein, 1939). Er starb in
Ludwigshafen und ist auf dem Haupt-
friedhof begraben.
info
Karl-Otto Braun Museum
Kurt-Schumacherstraße 18
67069 Ludwigshafen-Oppau
Tel. 06 21/65 21 32 · Fax 0621/65 21 32
So 10–13 Uhr, 14 –17 Uhr
www.oppau-museum.info
info
Stadtarchiv Ludwigshafen
Rottstraße 17· 67061 Ludwigshafen am Rhein
Mo – Fr 8.30 –12 Uhr, Mo – Mi 13.30 – 16 Uhr,
Do 13.30–18 Uhr
www.ludwigshafen.de
Der Schriftsteller Ludwig Greve
(1924–1991),
eigentlich Heinz
Ludwig Greve, wur-
de in Berlin geboren.
Um der Verfolgung
durch die Nazis zu
enkommen, versuchte seine deutsch-
jüdische Familie die Flucht nach Kuba.
Die Familie wurde auseinandergerissen,
Vater und Schwester deportiert und er-
mordet. 1945 wanderte Greve mit seiner
Mutter nach Palästina aus, erst 1950
konnte er mit Hilfe der „Quäker“, der
„Religiösen Gesellschaft der Freunde“, so
die offizielle Bezeichnung, nach Deutsch-Skulptur „Endlose Teppe“ von Max Bill
55
R h e i n - N e c k a r
land zurückkehren.
Er kam nach Lud-
wigshafen und ar-
beitete zunächst im
Heim der Quäker.
Im Sommer 1952
zog Greve in die
Freie Kunstschule
Bernsteinschule in
Sulz am Neckar, in
der sich Künstler
und Architekten um
Werner Oberle und
HAP Grieshaber
versammelten, u. a.
Peter Härtling und
Helmut Heißenbüt-
tel. Ab April 1957
begann er in der Bibliothek im Deutschen
Literaturarchiv in Marbach zu arbeiten. Er
veröffentlichte seit Mitte der 1950er Jah-
re regelmäßig Gedichte.
[…]
Das Korn ist süß
und schwankt auf bläulichen Halmen,
so schläfert die Menge
die Zahl, die ihr milchig eigen;
doch wittert sie eine Regung der Luft,
erschauern die Grannen
wie Seide auf warmen Körper.
Da senkt aus dem Mittag
Sonne den glühenden Stachel
und schwellend, berstend vor Licht,
scheint die verlassene Erde
wie Honig erleuchtet.
Ludwig Greve: Nach dem Regen, in: Bei Tag (1974)
Der gebürtige Mannheimer Arno Reinfrank (1934–2001) war Schrift-
steller, Publizist und Übersetzer. Er
wuchs in Ludwigshafen am Rhein auf.
Sein Vater war Chemiefacharbeiter bei
der IG Farben (heute BASF) und wurde
1941 in ein Außenlager des KZ Dach-
au deportiert, Mutter und Sohn Arno
mussten bis 1945 versteckt in einem
Schwarzwalddorf leben.
Seit 1946 schrieb Reinfrank Gedichte.
Aus seiner Feder stammen aber auch Er-
zählungen und „Moi Pälzer Werterbuch:
Vom Mutterwitz der Umgangssprache“.
Von 1981–1989 war er Sekretär des
PEN-Zentrums deutschsprachiger Auto-
ren im Ausland. 1987 entstand: „Proben
mit Schiller oder Der Mannehmer Aff“.
Ebenfalls in Ludwigshafen geboren
wurde Dieter M. Gräf, Jahrgang 1960.
Der Schriftsteller erhielt 1995 das Rolf-
Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt
Köln, 2004 ein Stipendium der Villa Mas-
simo und andere Preise.
Harald Schneider (1962) wohnt im
Rhein-Neckar-Dreieck in Schifferstadt
bei Ludwigshafen. Er ist Kinder- und
Jugendbuchautor und Verfasser erfolg-
reicher Krimiromane. In Zeitungen wie
der Rheinpfalz hat er seinen Protagonis-
ten Kriminalhauptkommissar Reiner Palz-
ki etabliert, der im Rhein-Neckar-Dreieck
und der Vorderpfalz ermittelt.
Die in Ludwigshafen geborene Auto-
rin Fanny Morweiser (1940) verfasst
Schauergeschichten und Grotesken, die
teils so skurrile Namen haben wie „Voo-
doo-Emmi“ (1987).
Region Ludwigshafen
Altrip ist die Heimat Reginos von Prüm
(um 840 – 915). Dem Musiktheoretiker,
Kanonisten und Geschichtsschreiber
wurde bei der Kirche in Altrip ein Denk-
mal gesetzt. Von 892– 899 war er der
siebte Abt der Abtei Prüm.
Ebenfalls aus Altrip stammt der Schrift-
steller Wilhelm Michael Schneider
Reginodenkmal
56
L i t e r a t u r r e g i o n
(1891–1975), auch unter dem Pseudo-
nym Wilhelm Perhobstler bekannt. Sein
Kriegsroman „Infantrist Perhobstler“ er-
schien 1929, rund vier Jahrzehnte später
seine „Ungeschminkten Geschichten“.
Altrip hatte sich seinen ländlichen Cha-
rakter bewahrt. Die Häuser waren klein,
mit heruntergezogenen Dächern, die Höfe
gegen den Einblick von der Straße her mit
Mauern oder hohen Holzzäunen abge-
schirmt. Topfblumen standen hinter den
Mullgardinen der niedrig angebrachten
Fenster. Unter den Schuppendächern
hing der zum Trocknen aufgereihte Mais,
manchmal auch Tabak. In dem Haus Iff-
landstraße 10 befand sich ein Gemischt-
warenladen, hinter dem blankgeriebenen
Schaufenster lagen Nudel- und Reispa-
kete, Kartoffeln in einer Holzkiste und ganz
vorn billiges Spielzeug.
Fanny Morweiser: Ein Sommer in Davids Haus (1978)
1700 wurde Ruchheim an die aus Basel
stammende Familie von Russicon ver-
kauft. Diese baute das Schloss zu einer
barocken Anlage um. Vor dem Ruchhei-
mer Schlösschen steht ein Brunnen, der
an den populären Ruchheimer Heimat-
dichter Paul Münch (1875 –1964) er-
innert. Er verfasste Verse und Gedichte
rund um die Pfalz u. a. in „Die pälzisch
Weltgeschicht“. Heute hat das Forstamt
seinen Sitz im Schlösschen.
info
Karl-Otto-Braun-Museum
Kurt-Schumacherstraße 18
67069 Ludwigshafen-Oppau
Tel. 06 21/65 21 32 · Fax 0621/65 21 32
info
Schulmuseum mit Heimatmuseum
Hilgundstraße 21 · 67067 Ludwigshafen
Tel. 06 21/5 0442 3110 · Fax 0621/504 4231 98
www.mozartschule-rheingoenheim.de
Ludwigshafen-Oggersheim
Wir kamen durch die schönste Alleen
nach Okkersheim, wo der Churfürstin
ihr Siz ist. Ich kam hier in das nemliche
Wirtshaus, in welchem sich der große
Schiller lange aufhielt, nachdem er sich
aus Stutgard geflüchtet hatte. Der Ort
wurde mir so heilig – und ich hatte genug
zu thun, eine Träne im Auge zu verber-
gen, die mir über die Bewunderung des
großen genialischen Dichters ins Auge
stieg. Von dem Lustschloß der Chur-
fürstin kan ich nichts eigentliches sagen
– ich sah nichts – als Häuser und Gärten,
dann Schiller gieng mir im Kopf herum.
Friedrich Hölderlin, 1787
Altrip-Haus
Schillerdenkmal
57
R h e i n - N e c k a r
In der Heimatstadt des Bundeskanzlers
a. D. Helmut Kohl (1930), in der Schil-
lerstraße 6, befindet sich das Schiller-
haus, ehemals Gasthaus „Zum Viehof“.
Es erinnert an die abenteuerliche Flucht
des jungen Schiller im Oktober 1782 aus
Stuttgart. Mit seinem Freund Johann Andreas Streicher (1761–1833) quar-
tierte sich Friedrich Schiller unter dem
falschen Namen „Dr. Schmidt“ im Gast-
haus „Zum Viehof“ ein, nachdem sein im
Mannheimer Nationaltheater uraufgeführ-
tes Drama „Die Räuber“ den württem-
bergischen Herzog Karl Eugen in höchs-
tem Maße aufgebracht hatte und dieser
Schiller mitteilen ließ: „... bei Strafe der
Kassation schreibt Er keine Komödien
mehr.“ Schiller erkannte den Ernst der
Lage und blieb in Oggersheim, wo er die
erste Fassung des „Fiesco“ schrieb. Im
ehemaligen Gasthof befindet sich heute
ein Museum, das u.a. Handschriften und
Erstausgaben seiner Werke zeigt.
In einem Gedicht aktualisiert Claus Bertram (1927) Schillers Flucht anspie-
lungsreich und ironisierend auf Verhält-
nisse der 1970er Jahre:
Wanderer kommst du von Oggersheim...
Wanderer kommst du von Oggersheim
Berichte, du habest ihn gesehen,
den Dichter Fritz im Gasthof Viehof
wohin er geflüchtet vor dem Staatssi-
cherheitsdienst.
[...]
Bei Kerzenlicht schreiben sie ein Stück,
ein revolutionäres
„Fiesco“ nennen sie’s, nach dem alten
Genueser,
der Wirt ist freundlich,
spendiert öfter mal ‘n Bier,
doch nach der zehnt Woch‘ will Fritz weg
weit fort will er in den Osten
um den Wirt zu bezahlen, verkauft er sein
letzt‘ Gedicht.
Wanderer kommst du von Oggersheim
Berichte, du habest ihn gesehen ...
Claus Bertram in: Jenseits von Oggersheim. Werk-
statt Ludwigshafen-Mannheim im Werkkreis Litera-
tur der Arbeitswelt. Neustadt 1986
Da man die täglichen Kosten des Aufent-
haltes wußte, so ließ sich leicht berech-
nen, daß die Baarschaft auf höchstens
drei Wochen ausreichen könne, in wel-
cher Zeit Schiller seine Arbeit zu beendi-
gen hoffte.
Allein es ließ sich leicht voraussehen, daß
dieses nicht der Fall seyn würde, indem
er viel zu sehr mit seinem neuen Trauer-
spiel beschäftigt war, und schon am ers-
ten Abend in Oggersheim den Plan des-
selben aufzuzeichnen anfing.
Gleich bei dem Entwurf desselben hat-
te er sich vorgenommen, die vorkom-
menden Charaktere den eigensten
Persönlichkeiten der Mitglieder von der
Mannheimer Bühne so anzupassen, daß
jedes nicht nur in seinem gewöhnlichen
Rollenfache sich bewegen, sondern auch
ganz so, wie im wirklichen Leben zeigen
könne. Im voraus schon ergötzte er sich
oft daran, wie Herr Beil den Musikus Mil-
ler, so recht naiv-drollig darstellen werde,
und welche Wirkung solche komische
Auftritte gegen die darauf folgenden
tragischen auf die Zuschauer machen
müßten.
Andreas Streicher: Schillers Flucht von Stuttgart und
Aufenthalt in Mannheim von 1782 bis 1785 (1836)
Schiller-Route
Als Geschenk der Stadt
Ludwigshafen zum 400.
Stadtjubiläum Mannheims
und 202. Todestag Schillers
wurde 2007 die Schiller-
Route eingeweiht. Der 10,9
Kilometer lange Radweg
Das ehemalige Gasthaus „Zum Viehof“
58
L i t e r a t u r r e g i o n
führt zu 17 mit Info-Stelen versehenen
Stationen des Dichters in Mannheim
(Start: Schloss) und Ludwigshafen (Start:
Rheinuferpark, ehemalige „Fliegende
Brücke“).
info
Schillerhaus
Schillerstraße 6 · Ludwigshafen-Oggersheim
info
www.kunsthaus-oggersheim.de
Mannheim
Sieben Straßen in einer Richtung, ge-
kreuzt durch sieben andere, bilden die
Stadt; breit, kerzengerade. Schöne Plät-
ze; zweistöckige, meist wohlge[b]aute
Häuser. Die Lage der Stadt ist reizend,
an der Stelle wo der Neckar in den Rhein
mündet; sie wird eine der hervorra-
gendsten Städte Deutschlands werden,
und wenn die Franzosen sie hätten, so
würden Mainz, Speyer, Worms, Heidel-
berg, Philippsburg, Trier ihre Bedeutung
verlieren oder doch im Schach gehalten
werden […]
Die Stadt ist niedrig gelegen und steht
sozusagen gleichsam in einem Sumpf.
Darum behaupten die Heidelberger, die
Luft in Mannheim sei schlecht: aber nach
den Gesichtern der Mannheimer zu urtei-
len ist dies nicht der Fall […] Aber wenn
die Luft wirklich schlecht wäre, würde es
mich nicht wundern, denn man baut dort
unaufhörlich, man hebt Erde aus und das
Wasser wird faulig in den Vertiefungen,
die man nicht ausfüllt in dem Verhältnis
wie man baut, und, da die Straßen nicht
alle gepflastert sind, bleibt das Wasser
stehen […].
Charles de Montesquieu (1689–1755)
Nachdem Mannheim im Jahr 1604 durch
Kurfürst Friedrich IV. (1574 –1610) ge-
gründet wurde, verlassen zwei Jahre
später etliche Flugblätter die Stadt am
Zusammenfluss von Rhein und Neckar in
alle Welt, um Reklame für die Stadt und
ihre Privilegien zu machen.
Nach diesen „Druck-Anfängen“ erlebt
das Mannheimer Verlagswesen seine
eigentliche Blüte im 18. Jahrhundert.
Als Kurfürst Karl Philipp (1661–1742)
1720 seine Residenz von Heidelberg
nach Mannheim verlegt, zieht auch die
Hofbuchdruckerei mit in die neue Resi-
denzstadt um. Zu den bedeutendsten
Schillerhaus in Oggersheim Wasserturm
Barockschloss Mannheim
59
R h e i n - N e c k a r
Verlegern zählen Christian Friedrich Schwan (1733–1815), Anton von Klein (1746 –1810), Friedrich Daniel Bassermann (1811–1855) und Karl Mathy (1807–1868).
info
Barockschloss Mannheim
Schlossmittelbau
Bismarckstraße · 68161 Mannheim
Tel. 06221/65 5718 · Fax 06221/65 57 17
Öffnungszeiten:
Di – So und an Feiertagen 10 –17 Uhr
Sonderführungen, insbesondere auf den Spuren
literarischer Persönlichkeiten, werden angeboten.
www.schloss-mannheim.de
1774 begleitet Goethe den Dichter und
Literaturhistoriker Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) von Frank-
furt bis nach Mannheim. Während der
Kutschfahrt trägt er Klopstock aus seiner
bereits begonnenen Faustdichtung vor.
1815 besucht Goethe die Familie von
und zu Linschoten in Mannheim, deren
Tochter Elisabeth den Lyriker zu dem
Gedicht „Bedenklich“, Teil des „West-
Östlichen Divans“, anregt.
Soll ich von Smaragden reden
Die dein Finger niedlich zeigt?
Manchmal ist ein Wort vonnöthen,
Oft ist’s besser daß man schweigt.
Also sag‘ ich: daß die Farbe
Grün und augerquicklich sey!
Sage nicht daß Schmerz und Narbe
Zu befürchten nah dabey.
Immerhin! du magst es lesen!
Warum übst du solche Macht!
„So gefährlich ist dein Wesen
Als erquicklich der Smaragd.“
Goethe: West-Östlicher Divan (1819)
1769 wurde der Mannheimer Antiken-
saal mit mehr als 50 Abgüssen von grie-
chischen und römischen Statuen und
Büsten ausgestattet. Hier konnten die
Schüler der Zeichenakademie im Qua-
drat F6 ihren Studien nachgehen, aber
auch interessierte Bürger und Besucher
Mannheims sich mit der Antike vertraut
machen.
Zwar hat sich im Laufe der Jahre die
Sammlung verloren, heute jedoch fin-
den Mannheimer Besucher eine neu
beschaffte Auswahl der bekanntesten
Statuen in der Antikensaal-Galerie im
Mannheimer Schloss.
In Mannheim angelangt, eilte ich mit
größter Begierde, den Antikensaal zu
sehn, von dem man viel Rühmens mach-
te. Schon in Leipzig, bei Gelegenheit der
Winkelmannschen und Lessingschen
Schriften, hatte ich viel von diesen be-
60
L i t e r a t u r r e g i o n
deutenden Kunstwerken reden hören,
desto weniger aber gesehn: denn außer
Laokoon, dem Vater, und dem Faun mit
den Crotalen befanden sich keine Ab-
güsse auf der Akademie; und was uns
Oeser bei Gelegenheit dieser Bildnisse
zu sagen beliebte, war freilich rätselhaft
genug. Wie will man aber auch Anfän-
gern von dem Ende der Kunst einen
Begriff geben?
Goethe: „Dichtung und Wahrheit“, Dritter Teil,
Elftes Buch (1831)
Antikengalerie im Schloss
info
Schloss Mannheim, Antikensaal-Galerie der
Universität. Im 2.OG des Westflügels über der
Schlosskirche. Betreut von der Abteilung „Alte
Geschichte“ des Historischen Instituts:
Tel. 06 21/181 22 37
Mo – Fr während den Vorlesungszeiten der
Universität, Sa bis 14 Uhr
Es werden regelmäßig literarisch-historische
Führungen angeboten.
www.geschichte.uni-mannheim.de
Auch Joseph Freiherr von Eichendorff
führen seine Reisen nach Mannheim. In
einem Reisebrief vom 5. Oktober 1807
berichtet er von einer Fußwanderung
nach Mannheim durch das Neckartal,
durch Wieblingen und Seckenheim:
Durch abgelegene, fast öde Straßen
verirrten wir uns gleichsam in das schö-
ne Mannheim hinein und befanden uns
plötzlich an dem Hofe des ungeheuren
und herrlichen, von Karl Theodor ganz im
alten französischen Geschmack erbauten
Residenzpalais, das fast die ganze Stadt
von der Rheinseite umschließt. Von hier
wandten wir uns rechts in das Innere von
Mannheim und fühlten uns ganz eigen
erfreut durch den fast ganz neuen und
einzigen Anblick einer so durchaus mo-
dernen Stadt.
Joseph Freiherr von Eichendorff: Briefe
„Ach“, versetzte der andere, „es ist die
Liebe; die Liebe, die Trösterin des Men-
schengeschlechts, die Erhalterin des Alls,
die Seele aller empfindenden Wesen, die
zärtliche Liebe.“ – „Ach“, sagte Candide,
„ich habe sie gekannt, diese Liebe, diese
Herrscherin über die Herzen, diese See-
le unserer Seele; sie hat mir nicht mehr
eingebracht als einen Kuss und zwanzig
Tritte in den Hintern.“
Voltaire: Candide oder Der Optimismus
Der Schriftsteller Voltaire (1694 –1778),
Verfasser des philosophischen Romans
„Candide“ (1759) – den er übrigens in
Schwetzingen fertigstellt –, ist im Juli
1753 zu Gast beim Kurfürsten Karl Theodor (1724 – 1799). Er wird begleitet
von seinem Sekretär Cosimo Ales-sandro Collini (1727–1806). Collini
begleitet Voltaire nach Genf, kehrt aber
zurück und wird 1759 Sekretär des Kur-
fürsten. Zuletzt war Collini Direktor des
naturwissenschaftlichen Kabinetts in
Mannheim.
Collinis „Précis de l’histoire du palatinat
du Rhin“ galt lange als ausführlichste
Quelle der Geschichte der Pfalz.
Was die Stadt Mannheim, in Rücksicht
auf schöne Kunst, vorzüglich auszeich-
net, ist ihre Schaubühne – eine Bühne,
die durch reinern Geschmack, bessern
Ton und das wahre, geistvolle Spiel ei-
Altes Rathaus
61
R h e i n - N e c k a r
niger ihrer Glieder die Aufmerksamkeit
des ganzen Publikums auffordert.
Friedrich Schiller: Rheinische Thalia
Kurfürst Carl Theodor fördert in Mann-
heim Theater und Musik. Sein Weggang
nach Bayern gefährdet jedoch die Bemü-
hungen um die Gründung eines Natio-
naltheaters. Doch der Kurfürst bestimmt,
dass das Theater als wichtiger Wirt-
schaftsfaktor erhalten bleiben soll und
bewilligt die erforderlichen Mittel zur
Einstellung eines festen Ensembles.
Das neue Schauspielhaus erhält seinen
Platz im Quadrat B 3.
Unter dem ersten Intendanten Frei-
herr Wolfgang Heribert von Dalberg
(1750 –1806) entwickelt sich das The-
ater, das 1779 seinen Spielbetrieb auf-
nimmt, zu einer der angesehensten
Bühnen in Deutschland. 1839 wird das
Nationaltheater vollständig der städ-
tischen Verantwortung unterstellt und ist
weltweit eines der ältesten kommunalen
Theater.
Sophie von La Roche (1731–1807)
entwirft ein lebendiges Portrait Mann-
heims und seiner Bewohner nach Weg-
zug des kurfürstlichen Hofes:
Man sagt, daß in Rom, in sehr unglück-
lichen Zeiten, alle Theater geöffnet wur-
den, und daß man neue Schauspiele
einführte, um das Volk zu zerstreuen, und
sein Elend vergessen zu machen. Mit
Mannheim geschah es auch. Man erhob
das teutsche Theater so viel möglich, der
Churfürst bewilligte selbst eine ansehn-
liche Summe, um die Einwohner wenigs-
tens durch die Aufzüge und den Anblick
gespielter Fürsten, mit einem Schatten-
bild zu belustigen.
Sophie von La Roche: Briefe über Mannheim,
5. Brief
info
www.nationaltheater-mannheim.de
Friedrich Schiller (1759–1805) kommt
am 13. Januar 1782 zum ersten Mal
nach Mannheim, um die aufsehener-
regende Uraufführung seiner „Räuber“
(1780) mitzuerleben. Der Dichter reist
ohne Erlaubnis des Herzogs von Würt-
temberg nach Mannheim und wird mit
Arrest und dem Verbot weiterer schrift-
stellerischer Betätigung bestraft.
Am 22. September flieht er endgültig
aus Stuttgart. Um einer Auslieferung zu
entgehen wechselt Schiller zunächst
Nationaltheater
62
L i t e r a t u r r e g i o n
Der Schauspieler
und Dramatiker
August Wilhelm Iffland (1759 –1814)
traf 1779 in Mann-
heim ein. Berühmt-
heit erlangte er als
charismatischer
Charakterdarsteller,
darunter als Franz
Moor in der Urauf-
führung von Schillers „Die Räuber“.
Als Autor war Iffland mit Stücken wie
„Verbrechen aus Ehrsucht“ (1784) und
„Die Jäger“ (1785) sehr erfolgreich. Es
war Iffland, der Schiller riet, sein Drama
„Luise Millerin“ in „Kabale und Liebe“
(1784) umzutaufen:
Der Freiherr von Dalberg tat alles Mög-
liche dieses Talent [gemeint ist Schiller]
zu ehren. Die Vorstellungen wurden an
Dekorationen, Kostüme, Fleiß und Genie
auf eine bewunderswürdige Art gegeben.
[…] Franz Moor war für mich ein eigenes
Fach, in dem es mir, glaub‘ ich, gelungen
ist, Neuheit und Kraft zu entwickeln.
1775 wurde in Mannheim die „Deutsche
Gesellschaft“ gegründet, um die deut-
sche Literatur- und Theaterlandschaft
zu unterstützen und zu fördern. Zu den
Mitgliedern zählten Wolfgang Heribert
von Dalberg, Stephan von Stengel,
Anton von Klein und Christian Friedrich
Schwan. Ehrenmitglieder waren Friedrich
Gottlieb Klopstock, Gottfried Ephraim
Lessing und Christoph Martin Wieland.
Friedrich August Pecht: Schiller in Mannheim
seine Aufenthaltsorte,
bis er sich in Mann-
heim niederlässt und
Theaterdichter am
Nationaltheater wird.
In Mannheim lernt
Schiller Margarethe Schwan kennen, die Tochter seines
„Gönners und Freundes“ Friedrich Schwan. Im April 1785 wird sein Ver-
trag am Theater nicht verlängert, so dass
Schiller nach Leipzig abreist.
Von Leipzig aus wirbt Schiller um Mar-
garethes Hand, die seinen Heiratsantrag
allerdings ablehnt.
Jetzt lebe ich zu Mannheim in einem an-
genehmen dichterischen Taumel – Kurp-
falz ist mein Vaterland, denn durch meine
Aufnahme in die gelehrte Gesellschaft,
deren Protektor der Kurfürst ist, bin ich
nationalisiert, und kurfürstlich pfalz-bay-
rischer Untertan. Mein Klima ist das The-
ater, in dem ich lebe und webe, und mei-
ne Leidenschaft ist glücklicherweise auch
mein Amt.
Brief Schillers an den Musiker Johann Rudolf Zums-
teeg vom 19. Januar 1783
Der Bildhauer des Schillerdenkmals, das
man auf dem Schillerplatz in B3 findet,
Karl Cauer (1828 –1885), erläutert die
„literarische Auffassung seines Monu-
ments“: Schiller, mit dem „Räuber“-Ma-
nuskript in der Hand, nimmt eine Stellung
ein, als erkläre er den Schauspielern das
Stück.
Städtische Kunsthalle
63
R h e i n - N e c k a r
info
Städtische Kunsthalle
Friedrichsplatz 4 · 68165 Mannheim
Tel. 0621/293 64 52
Öffnungszeiten: Di – So 11–18 Uhr
www.kunsthalle-mannheim.de
Knapp ein Jahr lebt der Dramatiker August von Kotzebue (1761–1819)
in Mannheim. Der Rechtswissenschaft-
ler und Schriftsteller war der meistge-
spielte Theaterdichter seiner Zeit. Zu
seinen Werken gehören „Menschenhaß
und Reue“ (1789) und „Der arme Poet“
(1813). Kotzebue kritisiert die Burschen-
schaft und reizt damit die freiheitlichen
Gesinnten. Diese Feindseligkeit treibt den
Studenten und Burschenschaftler Karl Ludwig Sand (1795 –1820) schließlich
soweit, dass er am 9. März 1819 Kot-
zebue unter falschem Namen in dessen
Wohnung am Theater in A2, 5 aufsucht
und ihn erdolcht. Sand wird 1820 in Hei-
delberg öffentlich enthauptet.
Für eine kurze Zeit wohnt der Philosoph
Arthur Schopenhauer (1788 –1860)
in Mannheim in A1, 9. Nachdem er eine
Liste mit Vor- und Nachteilen erstellt hat,
verlässt er Mannheim im Juni 1833 end-
gültig und zieht nach Frankfurt, wo er
auch stirbt. Die Enkelin der Vermieterin
Schopenhauers, Josephine Follenweider,
schrieb einige Erinnerungen ihrer Mut-
ter auf:
Er hatte die Wohnung eine Treppe hoch
inne. Meine Mutter erzählte, wenn Herr
Dr. Sch. als des Nachts 1–2 Uhr von der
Harmonie nach Hause kam, er mit dem
Stock auf alle Möbel geschlagen hat, so
dass alle übrigen Bewohner aufwach-
ten. Als mein Großvater H. S. des andern
Morgens zur Rede stellte, was das in der
Nacht gewesen wäre, so sagte er: „Ich
citiere meine Geister des Nachts.“
Nun hatten sich die Leute schließlich an
diese Manie gewohnt und ließ man ihn
gehen.
Clemens Brentano kam 1791 im Alter
von 13 Jahren in die „Winterwerber‘sche
Schule“ in Mannheim, ein „rheinpfälzi-
sches öffentliches Erziehungsinstitut für
männliche Zöglinge aller Religionen und
Religionsparteien“. Brentano schildert
seinem Onkel die beunruhigenden Zu-
stände in einem Brief; glücklicherweise
wird er zu einem anderen Erzieher nach
Bonn gebracht:
Keine Minute geht vorbei, dass er nicht
schimpfen oder zanken sollte, ist er mit
uns fertig, so fängt er mit seiner Frau und
mit seinen Kindern oder den Dienstbo-
ten an. Wer könnte einen solchen Mann
Die Ermordung von August von Kotzebue
64
L i t e r a t u r r e g i o n
lieben? Allein kein Wunder, dass man die
Mägde klagen und die Kinder weinen
hört, morgens steht er zankend auf und
so geht er zu Bett.
Nachdem August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874) auf-
grund seiner „Unpolitischen Lieder“ sei-
nes Amtes als Professor der Universität
Breslau enthoben wird, reist der Schrift-
steller und Germanist durch Deutschland
und kommt 1843 nach Mannheim. Hier
Station zu machen, hatte für Fallersleben
einen besonderen Grund, galten doch
die Mannheimer Verleger als Förderer der
engagierten Schriftsteller – der „schrei-
benden Revolutionäre“.
Der Verfasser des Deutschlandliedes
(1841) nimmt in Mannheim an den Feier-
lichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum der
badischen Verfassung teil.
Es blüht im Lande Baden
Ein Baum gar wunderbar,
Hat immer grüne Blätter
und blüht trotz Sturm und Wetter
Schon fünfundzwanzig Jahr.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Mark Twain bemerkt in seinem unterhalt-
samen Reisebericht über Mannheim:
Ein andermal fuhren wir nach Mannheim
und besuchten ein Spektakel – auch
Oper genannt – und zwar „Lohengrin“.
Das Gebumse und Gepauke, Gedröhn
und Gekrache war einfach unglaub-
lich. Der quälende und unbarmherzige
Schmerz, den es verursachte, ruht in
meinem Gedächtnis gleich neben der
Erinnerung an die Zeit, als ich meine
Zähne in Ordnung bringen ließ. Gewisse
Umstände machten es notwendig, daß
ich die vier Stunden bis zum Schluß da-
blieb, und ich blieb da. Aber das An-
denken dieser langen, schleppenden,
harten Leidenszeit ist unzerstörbar. Daß
man es schweigend und stillsitzend er-
tragen musste, machte es nur noch
schlimmer. Ich befand mich in meinem
Abteil mit acht oder zehn Fremden bei-
derlei Geschlechts, und das legte mir
Zurückhaltung auf. Aber zeitweise war
der Schmerz so heftig, daß ich kaum die
Tränen unterdrücken konnte.
Auch der französische Schriftsteller
Alexandre Dumas (1802–1870), Autor
des historischen Romans „Die drei Mus-
ketiere“ (1849), schildert das Mannhei-
mer Leben in seinem Reisebericht „Eine
Reise an die Ufer des Rheins im Jahre
1838“ (1841):
[Mannheim] strahlt eine Schönheit aus,
die keineswegs des Charmes entbehrt.
[…] Übrigens habe ich noch nie eine
hübschere Bevölkerung gesehen. Wäh-
rend der halben Stunde, die wir vor dem
Portal der Jesuitenkirche standen, sahen
wir mehr als fünfzig hübsche Frauen dort
austreten. Die jungen Männer standen
ihnen in nichts nach.
Der Roman „Esch und die Anarchie“
aus der Trilogie „Die Schlafwandler“
(1931/32) von Hermann Broch (1886 –
1951) spielt teilweise in Mannheim.
Hafen Mannheim
65
R h e i n - N e c k a r
Vicki Baum (1888 –1960), Musikerin
und Autorin von „Menschen im Hotel“
(1929), einem Roman, der das Leben
im Berliner „Grand Hotel“ in den späten
1920ern porträtiert, lebt zeitweise mit
ihrem Mann, dem Generalmusikdirektor
Richard Lert, in Mannheim.
Und doch sah ich Mannheim wie einem
Stück Heimat entgegen – Süddeutsch-
land, der Rhein, wieder diesen drolligen
kindlichen Dialekt sprechen und hören,
wieder bei diesem warmherzigen, fröh-
lichen, offenen Menschenschlag leben.
Vicki Baum: Es war alles ganz anders, 1962
Bernhard Schlink (1944), Autor des
Bestsellers „Der Vorleser“ (1995) und des
Romans „Das Wochenende“ (2008), der
den Terrorismus der 70er Jahre thema-
tisiert, wuchs in Mannheim und Heidel-
berg auf. Schlinks frühe Romantrilogie
um die Figur des Privatdetektivs Gerhard
Selb spielt in Mannheim-Ludwigshafen
und in der Region. Mit dem Blick auf die
deutsche Nachkriegsgeschichte werden
Politik und Entwicklungen in der Bundes-
republik und ihre Folgen auf die Gesell-
schaft dargestellt:
Wir fuhren über die neue Hängebrücke,
unter uns Rhein und Hafen. Ich sah hin-
auf in den Himmel und in die Seile. Es
war hell und sternenklar. Als wir von der
Brücke abschwenkten und ehe wir in
die Straßen eintauchten, lag für einen
Moment Mannheim mit seinen Türmen,
Kirchen und Hochhäusern vor uns. Wir
mußten vor einer Ampel warten, ein
schweres Motorrad hielt neben uns an.
„Komm, wir fahren noch bis zur Adria“,
rief das Mädchen auf dem Rücksitz ih-
rem Freund gegen den Lärm der Ma-
schine in den Helm. Im heißen Sommer
1946 war ich oft an dem Baggersee ge-
wesen, in dessen Namen die Mannhei-
mer und Ludwigshafener ihre Sehnsucht
nach dem Süden gelegt haben.
Bernhard Schlink/Walter Popp: Selbs Justiz (1987)
info
Museum für Kunst-, Stadt- und Theatergeschichte
(Reiss-Engelhorn-Museen)
Zeughaus C5 · 68159 Mannheim
Tel. 06 21/2 93 31 50 · Fax 0621/2 93 95 39
Di – So (auch an Feiertagen) 11–18 Uhr
www.rem-mannheim.de
info
Museumsschiff Mannheim
Neckarvorlandstraße · 68159 Mannheim
Tel. 06 21/1 56 57 56 · Täglich 14–18 Uhr
www.landesmuseum-mannheim.de
1943 wurde Wilhelm Genazino in
Mannheim geboren. Zunächst als freier
Journalist tätig, lebt Genazino heute als
66
L i t e r a t u r r e g i o n
freier Schriftsteller in Frankfurt. Berühmt
wurde er mit seiner „Abschaffel“-Trilogie
(1977–1979). 2004 erhielt Genazino den
Georg-Büchner-Preis, 2007 den Hein-
rich-Kleist-Preis.
Heute habe ich in der Straßenbahn eine
Plastiktüte mit zwei Kilo Orangen liegen-
lassen. Ich ging auf die andere Seite der
Haltestelle und wartete auf die Rückkehr
der Bahn. Ich wollte die Orangen wie-
der haben, nein, ich wollte sie nicht wie-
der haben. Es müßte schön sein, ver-
schwundene Orangen wieder zu sehen.
Wilhelm Genazino: Die Obdachlosigkeit der Fische
(1994)
Leonie Ossowski (1925) lebte zwan-
zig Jahre lang in Mannheim. Neben ihrer
schriftstellerischen Tätigkeit engagier-
te sich Ossowski im sozialen Bereich.
Ihr Roman „Die große Flatter“ (1977)
schildert die Zustände in den damaligen
Mannheimer „Benz-Baracken“:
Außerhalb der Wohnung gibt es in der
Siedlung keine Möglichkeit, etwas aufzu-
heben. Da steht Baracke neben Baracke,
Einfachstwohnung neben Einfachstwoh-
nung. Dazwischen ein wenig ausgetre-
tener Rasen und Mülltonnen, in denen
die Kleineren tagtäglich Versteck spielen.
Auch innerhalb der Wohnung hat Charli
für ein Versteck seiner Schätze keinen
geeigneten Platz. Frau Schock bewohnt
mit ihren sieben Kindern und dem Fami-
lienernährer Herrn Warga nur ein Zimmer
und eine Wohnküche. Jeder Raum ist
kaum größer als drei mal vier Schritt,
vielleicht auch fünf. Die Kücheneinrich-
tung besteht aus einem Buffet, einem
Tisch, Stühlen, einer Kommode mit
einem Fernsehapparat und dem schon
erwähnten Sofa, auf dem Frau Schock
und Herr Warga schlafen.
Leonie Ossowski: Die große Flatter (1977)
info
Landesmuseum für Technik und Arbeit in
Mannheim (LTA)
Museumsstraße 1 · 68165 Mannheim
Tel. 0621/4 29 89 · Fax 0621/4 29 87 54
Öffnungszeiten:
Di, Do, Fr 9 –17 Uhr, Mi 9 – 20 Uhr, Sa, So und
Feiertage 10 –18 Uhr
www.landesmuseum-mannheim.de
Mannem!
Mannem! Ja, dass muß mer sage,
Wie ich mich besinn‘ un wähl‘,
Mannem bleibt halt immer Mannem;
S‘ gibt nor eens, bei meiner Seel!
Do der Rhein un do der Necker –
S‘ is der der e Paradies,
Un die Stadt mit ihre Gasse,
Hol mich Gott, e klen Paris.
Will mer nor deß Schloß betrachte,
Werren eem die Aage scheu,
Wo mer hinkummt, is doch nergends
So e welt-millions Gebäu.
Anonymes Mannheimer Dialektgedicht; abgedruckt
im „Mannheimer Stadt- und Landboten“ vom
9. September 1834
Mauer
Am 21. Oktober 1907 fand der Arbei-
ter Daniel Hartmann (1854–1952) in
der Sandgrube Grafenrain bei Mauer
einen prähistorischen Unterkiefer, dem
Blumenpeter
67
R h e i n - N e c k a r
ein Alter von 621 000 bis 474 000 Jah-
ren zugeschrieben wird und der von dem
Anthropologen Otto Schoetensack
(1850 –1912) in der Untersuchung „Der
Unterkiefer des Homo heidelbergensis
aus den Sanden von Mauer bei Heidel-
berg“ (1908) beschrieben wurde. Viele
Forscher deuten heute die dem Homo
heidelbergensis zugeordneten Funde als
Varianten des Homo erectus, der sich
vor zirka 1,77 Millionen Jahren weit über
Afrika hinaus verbreitete hatte.
Minfeld bei Kandel
Die Scheune in der Herrengasse 23
wurde zu einem attraktiven und viel be-
suchten Kulturzentrum umgebaut, in
dem Musik- und Literaturveranstaltungen
stattfinden.
info
KuSchMi
Kontakt über: SüdpfalzTourismus Kandel e.v.
Tel. 0 7275/61 99 45
www.suedpfalz-tourismus-kandel.de
Mosbach
Als „berühmtester Sohn der Stadt Mos-
bach“ wird Nikolaus Cisnerus (auch:
Nicolaus Kistner oder Nicolaus Cisner,
1529 –1583) häufig bezeichnet. Er war
Humanist, reformierter Christ, Jurist und
Lyriker. Nikolaus Cisnerus wurde als
Sohn des Kaufmanns und Ratsherrn Jo-
docus Kistner geboren. Er entstammte
einer angesehenen Mosbacher Bürger-
familie, die im Laufe des 16. Jahrhun-
derts mehrere Rats- und Gemeindebür-
germeister sowie Ratsmitglieder stellte.
Nikolaus besuchte die Neckarschule in
Heidelberg, anschließend das Collegium
Dionysianum, später umbenannt in Ca-
simirianum.
Ab 1547 lehrte er an der Philosophi-
schen Fakultät der Universität Mathema-
tik und Philosophie. Kistner begab sich
zu einem Studienaufhalt nach Straßburg,
einem der Zentren der Reformationsbe-
wegung, wo er mit dem lutheranischen
Theologen Martin Bucer (1491– 1551)
zusammentraf. Später wechselte er
nach Wittenberg, wo er Freundschaft mit
Philipp Melanchthon schloss.
1552 wurde er Ethikprofessor in Heidel-
berg. Auf Wunsch des kunstliebenden
Kurfürsten Ottheinrich besuchte Cisne-
rus viele Bibliotheken in Frankreich und
Italien und erwarb dort seltene Hand-
schriften für die kurfürstliche Bibliothek in
Heidelberg. Von 1562 bis 1564 hatte er
das Amt des Rektors an der Universtät
Heidelberg inne. Ferner wurde Cisnerus
Ende 1566 Beisitzer am Reichskammer-
gericht zu Speyer, der höchsten juristi-
schen Instanz des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nation. Neben zahl-
reichen juristischen Werken machte sich
Cisnerus als Lyriker einen Namen. Fast
sein gesamtes literarisches Schaffen ver-
öffentlichte er in neulateinischer Sprache.
Er starb in Heidelberg. In seinem Ge-
burtsort Mosbach ist seit 1959 das dor-
tige „Nicolaus-Kistner-Gymnasium“ nach
ihm benannt.
Gedenkstein Daniel Hartmann
68
L i t e r a t u r r e g i o n
Wilhelm Stern (1792 – 1873) wurde als
Sohn des Bäckermeisters Martin Stern in
Mosbach geboren und wuchs dort auf.
Ab dem 14. Lebensjahr besuchte er das
Lyzeum in Karlsruhe, das von Johann
Peter Hebel geprägt war. Danach nahm
er sein Theologiestudium in Heidelberg
auf. Nach dem Studiumabschluss in
Tübingen arbeitete er bei seinem Lehrer
und Freund Johann Heinrich Pesta-lozzi (1746 –1827) am Neuenburger
See in der Schweiz. 1823 wurde er mit
dem Aufbau der evangelischen Lehrerbil-
dungsanstalt in Karlsruhe betraut.
Stern verfasste zahlreiche Sprach-, Lese-
und Rechenbücher, die im badischen
Schulunterricht Benutzung fanden. Er
war Lehrer, Professor und Direktor des
Lehrerseminars in Karlsruhe. Die Wil-
helm-Stern Grundschule in Mosbach ist
nach ihm benannt.
info
Stadtmuseum Mosbach
Hospitalgasse 4 · 74821 Mosbach
Tel. 062 61/89 92 40 · Fax 06261/89 92 41
April – Oktober Mi und So 15 –18 Uhr
www.mosbach.de
Fritz Heinsheimer (1897–1958) war ein
expressionistischer, später realistischer
Maler. Er war von 1925 –1932 Meister-
schüler von Max Slevogt (1869 –1932) in
Berlin. Heinsheimer erhielt wegen seiner
jüdischen Abstammung während der Zeit
des Nationalsozialismus ab 1933 Arbeits-
verbot und emigrierte schließlich von
1942 bis 1945 nach Frankreich.
Wir fahren nun in das Tal der Elz hin-
ein, die hier mit dem Bürger Neckar
sich vermählt, und in kurzem sind wir in
der einstigen Reichsstadt Mosbach im
Odenwald. Berge grüßen uns statt der
ewigen Hügel im Kraich- und Elsenzgau
und an ihren steilen Halden Reben; [...]
Fast das ganze 15. Jahrhundert hindurch
war sie auch Residenz eines Zweiges
der Pfalzgrafen. Drum fuhr ich am heu-
tigen Abend nicht ohne Respekt zum
erstenmal in meinem Leben in die alte
Stadt ein. Erst wollte sie mir nicht gefal-
len, denn ich traf überall neumodische
Häuser, Schulen und Turnhallen. Aber je
weiter ich hineinkam, um so mehr staun-
te ich über die schönen und vornehmen
Bürgerhäuser, jene großen Holzpaläs-
te, aus denen die Behaglichkeit und der
Wohlstand des Bürgertums des 17. und
18. Jahrhunderts herabschauen auf die
Neuzeit; das echte und rechte Bild einer
ehemaligen Reichsstadt.
Und die heutigen Mosbacher und Mos-
bacherinnen schauten so vergnügt und
so friedlich aus den malerischen Häu-
sern in den Sommerabend hinein wie
die einstigen Patrizier und Patrizierinnen
zu Ulm oder Augsburg. [...] Sogar mein
Kutscher, der Josef, teilt ganz meine An-
schauung, daß es in Mosbach schön sei.
Sein Grund ist aber ein anderer. Er hat
hier das beste Bier auf der ganzen Reise
gefunden. Er teilt die Biere ein in solche,
in denen „Stoff ist“ und in solche, in de-
nen „kein Stoff ist.“
„Es isch Stoff drin“, das ist die beste
Alte Posthalterei
Museum Altes Hospital
69
R h e i n - N e c k a r
Note, die er gibt. Wir beide suchen also
auf der Reise Stoff, er im Bier und ich in
Land und Leuten.
Heinrich Hansjakob: Sommerfahrten (1904)
Im Mosbacher Stadtteil Neckarelz wur-
de Klaus Michael Grüber (1941– 2008)
geboren. Der Regiesseur und Schau-
spieler gehörte zu den wichtigsten „The-
atermachern“. 1977 inszenierte er Fried-
rich Hölderlins „Hyperion“ und folgend
die legendäre „Winterreise“ im Berliner
Olympiastadion.
Neckarbischofsheim
Ein Sohn der Stadt Neckarbischofsheim
war der Lyriker und Jurist Karl Mayer (1786 –1870). Er wird zur „Schwäbischen
Schule“ gezählt und veröffentlichte un-
ter anderem 1867 das Erinnerungsbuch
„Ludwig Uhland, seine Freunde und Zeit-
genossen“.
Natur und Menschenfleiß
Du schöne Erd, in kurzer Frist
Verlaß ich deine Auen.
Was kann mir’s frommen, ob du bist
Gleich herrlich stets zu schauen?
Und doch, uneigennützig bang
Wird mir beim Menschenfleiße,
Daß Dir sein wohlgemeinter Zwang
Die Göttlichkeit entreiße.
Karl Mayer: Gedichte (1836)
Schwäbische Dichter, u. a. Meyer, Lenau und Kerner
info
Museum im alten Schloss
Schlosspark · 74924 Neckarbischofsheim
Tel. 07263/69 71 · Fax 072 63/60 44 28
Öffnungszeiten: April –Oktober jeden 1. So im
Monat 15 –17.30 Uhr
info
„Schmitthennerstube“ im fünfeckigen Hohen
Turm · Turmstraße 1· Neckarbischofsheim
Besuchsmöglichkeit nach Anfrage
Tel. 0 62 22/77 01 26 (ab 17 Uhr)
Ebenfalls aus Neckarbischofsheim
stammt Adolf Schmitthenner (1854 –
1907), Pfarrer und volkstümlicher Erzäh-
ler. Er verwaltete verschiedene kirchliche
Ämter in Nordbaden, 1893 wurde er
Stadtpfarrer und Dozent am Prediger-
seminar in Heidelberg. Er schrieb „No-
vellen“ (1896) und die Romane „Leonie“
(1899) und „Das deutsche Herz“ (1908).
Am Alten Pfarrhaus gegenüber der Kir-
che, seinem Geburtshaus, ist ihm zu
Marktplatz Mosbach
Schloss Neckarbischofsheim
70
L i t e r a t u r r e g i o n
Ehren eine Gedenktafel angebracht.
Im fünfeckigen Hohen Turm wurde die
Adolf-Schmitthenner-Heimatstube ein-
gerichtet:
Aus dem weiten und warmen Busen des
Schwabenlandes rauscht der Neckar
dem Odenwald zu. Er verschmäht es,
durch die niedrigen Hügel des Kraich-
gaus zu brechen; er will seine Kraft an
den Lenden eines Gebirges erproben.
Vielleicht ist auch das Heimweh in ihm
erwacht nach den Bergen und Wäldern,
durch die er als Bächlein gesprungen ist
und es zieht ihn aus den Niederungen
zu den Höhen hin. Oder es geht ihm wie
einem verwöhnten Muttersohn: es ist ihm
zu wohl geworden im bequemen schwä-
bischen Bürgerhaus, er will ein wenig auf
Ritterschaft in die Büsche hinein.
Adolf Schmitthenner: Das deutsche Herz (1908)
Neckarsteinach
Dem Minnesänger
Bligger II. von Steinach hat die Stadt
Neckarsteinach sein
Wappen zu verdanken,
das eine Harfe zeigt.
Er ist um1174 gebo-
ren, sein Sterbedatum
liegt wohl nach 1209. Von dem rhein-
fränkischen Edelherren mit Sitz zu Neck-
arsteinach sind zwei Minnelieder (in den
Handschriften B und C) und – nur in der
Manessischen Liederhandschrift C – ein
Spruch von 15 Versen überliefert. Dort ist
auch ein Autorenbild vorhanden.
Neckarzimmern
Burg Hornberg Wohnsitz von Götz von Berlichingen
info
Museum im alten Schloss
Schlosspark · 74924 Neckarbischofsheim
Tel. 0 72 63 /69 71 · Fax 072 63/60 44 28
Öffnungszeiten: April – Oktober jeden 1. So
im Monat 15 –17.30 Uhr
Götz von Berlichingen
(um 1480 –1562),
der fränkische
Reichsritter, wur-
de durch sei-
ne Rolle beim
schwäbischen
Bauernkrieg le-
gendär. 1517
kaufte er die Burg
Hornberg bei
Neckarzimmern.
Der unterhalb der Burg wachsende Wein
war von erheblichem wirtschaftlichem
Vorteil für den Burgherren. Später kauf-
te er noch den in der Nähe gelegenen
Stockbrunner Hof als Wirtschaftshof
dazu, der bis heute zur Burg gehört.
Das Geburtshaus von Adolf Schmitthenner Mittelburg Neckarsteinach
71
R h e i n - N e c k a r
1525, zur Zeit des Bauernkriegs, führte
Götz von Berlichingen als Hauptmann
aufständische Bauern, den „Hellen Hau-
fen“, im Zug gegen Amorbach und Würz-
burg. Goethe schuf dem Ritter mit der
„Eisernen Hand“ in seinem Drama ein
literarisches Denkmal. Die historische
Obere Burg mit Museum ist für Besucher
geöffnet.
Die Burg Hornberg beherbergt ebenso
das urkundlich zweitälteste Weingut
der Welt und bietet auf Voranmeldung
für Gruppen Burgführungen, Weinlehr-
pfadsführungen, Schlosskellerführungen
wie auch Weinproben und Essen in der
über 500 Jahre alten Gundelsheimer
Gutsmühle direkt am Neckar an.
Einzelreisende sind ebenfalls herzlich
willkommen.
info
Burg Hornberg 1 · 74865 Neckarzimmern
Tel. 06261/50 01 (ab 10 Uhr)
Ganzjährig durchgehend geöffnet, Termine zur
Führung nach Vereinbarung
www.Burg-Hornberg.de
Neustadt an der Weinstraße
„An der Haardt, kurz vor Neustadt ist
eine gar anmuthig schöne Gegend an
den Bergen hin...“, so schreibt Johann Jakob Wilhelm Heinse (1746–1803)
im Juli 1780.
Am 27. Mai 1832 gewinnt das Hamba-
cher Schloss nahe Neustadt, das seit
1000 n. Chr. als Burg existiert, symbo-
lische Bedeutung als „Wiege der Demo-
kratie“: Fast 30 000 Menschen ziehen
nach Hambach, um die Einheit Deutsch-
lands und eine Verfassung zu fordern.
Angeführt wird der Zug vom Ruf des
Juristen Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789 –1845): „Hinauf, Patrioten! Zum
Schloss, zum Schloss!“ Hauptredner war
der Publizist Johann Georg August Wirth (1789 –1848).
Der Landwirt und Kaufmann Johann Philipp Abresch (1804 –1861) war ei-
ner der Unterzeichner des Aufrufes zum
Hambacher Fest. In seinem Amt als
Stadtrat von Neustadt protestierte er
gegen das Versammlungsverbot durch
die bayerische Regierung. Für das Fest
fertigte Abresch eine deutsche Trikolore
in den Farben Schwarz-Rot-Gold an und
versah sie mit der Aufschrift „Deutsch-
lands Wiedergeburt“.
Diese Fahne stellt den Ursprung der heu-
tigen deutschen Nationalflagge dar. Ab-
resch trug sie während des Demonstra-
tionszuges vom Neustadter Marktplatz
hinauf zum Schloss, wo sie am Turm
befestigt wurde.
Zur 150. Wiederkehr des „Hambacher
Festes“ wurde die Ruine vom Landkreis
1982 wieder aufgebaut und saniert,
2008 wurde das Museum neu gestaltet.
info
Hambacher Schloss
Tel. 0 63 21/3 08 81 · Fax 06321/48 26 72
Öffnungszeiten ab dem 8. November 2008:
ganzjährig und täglich 10–18 Uhr
(letzter Einlass: 17.30 Uhr)
www.hambacher-schloss.de
Johannes Hüll (1828 – 1907) wurde in
Neustadt geboren und starb auch dort.
Er war Lyriker, Redakteur des „Pfälzi-
schen Museums“ und bearbeitete Pfälzer
Sagen. 1871 veröffentlichte er Gedichte:
„Schwert und Harfe“.
1878 schrieb er über „Neustadt an der
Haardt und seine Umgebung“ und ließ
ein Buch über „Dichtungen eines pfäl-
zischen Poeten“ (1881) folgen. Ihn ehrt
Casimiranum
72
L i t e r a t u r r e g i o n
eine Gedenktafel auf der „Hüllsburg“
im Kübelweg, sein Grab liegt auf dem
Hauptfriedhof in Neustadt.
In Neustadt liegt Eduard Jost (1837–
1902) begraben. Er war Opernsän-
ger, Redakteur und Verfasser von lokal-
historisch-patriotischen Erzählungen,
z. B. „Die Patriotin von Lautern“ (1884)
und „Landstuhl und Ebernburg“ (1885).
info
Museum der Stadt Neustadt a. d. Weinstraße
Villenstraße 16b · 67433 Neustadt
Tel. 06321/85 55 40 · Fax 0 63 21/85 54 02
Mi, Fr 16–18 Uhr, Sa, So 11–13 und 15 –18 Uhr
www.neustadt.eu
Der in Neustadt geborene Paläontologe,
Natur- und Religionsphilosoph Edgar Dacqué (1878 –1945) schrieb „Urwelt,
Sage und Menschheit“ (1924), „Natur
und Seele“ (1926), „Deutsche Naturan-
schauung“ (1935) und „Die Urgestalt,
der Schöpfungsmythos neu erzählt“
(1940). In Neustadt lebte Alban Haas
(1877–1968). Der Priester übersetzte
„Das Leben des hl. Franz von Assisi“
von Omer Englebert zusammen mit
Annemarie Hogg vom Französischen
ins Deutsche.
Julius Overhoff (1898 –1977) hatte
eine Führungsposition der IG-Farben
inne. 1924 – 1929 war er bei der
Igerrosko in Berlin tätig, 1930 – 1945
in der Hauptverwaltung in Frankfurt
am Main als Handlungsbevollmächtig-
ter, Prokurist und Direktor.
Wegen dieser Tätigkeiten wurde er
bei den Nürnberger Prozessen als
Zeuge vernommen. Von 1949 bis 1963
arbeitete er als Verkaufsleiter. Sein
Debüt, „Ein Buch von der Stadt Soest“
(1935), das die Aufmerksamkeit des
späteren Freundes und Verlegers Peter
Suhrkamp (1891–1959) erregte, be-
schreibt am Beispiel des Stadtbilds
die dem Mittelalter noch mögliche ein-
heitsstiftende kulturelle Leistung. In der
autobiografischen Erzählung „Haus
im Ortlosen“ (1960) setzt er sich mit dem
Verschwinden der Privatsphäre ausein-
ander.
Hambacher Fest
73
R h e i n - N e c k a r
info
Otto Dill Museum
Rathausstraße 12 · 67433 Neustadt
Tel. 0 63 21/29 83 21
www.neustadt.eu
Mi, Fr 14–17 Uhr, Sa, So 11–17 Uhr
www.otto-dill-museum.de
Horst Stowasser (1951) begründete das
„AnArchiv“, eine umfangreiche Sammlung
von Dokumenten, Zeitschriften und Lite-
ratur zum Anarchismus mit deutschspra-
chigem Schwerpunkt.
Sein „Projektanarchismus“ schafft Arbeits-
und Wohnmöglichkeiten in kollektiver
Selbstverwaltung. Noch heute besteht
das „Werk Selbstverwalteter Projekte und
Einrichtungen“ (WESPE) in Neustadt. Das
neueste Objekt ist das generationenüber-
greifende Wohnprojekt Eilhardshof. Dieses
Baudenkmal wird kollektiv in Gemeinei-
gentum verwaltet. Zu seiner Theorie er-
schienen ist Horst Stowassers „Anarchie!
Idee – Geschichte – Perspektiven“ (2007).
Joseph Victor von Scheffel besuchte
im Herbst 1865 den Maler Karl Roux
(1826 –1895) und dessen Schwager den
Amtsrichter Reiffel in Neustadt und un-
ternahmen eine Wanderung durch die
üppigen Weinberge. Nach der Lese und
Reife des Weines erhielt Scheffel eini-
ge Fässer des Jahrgangs, wodurch er
zu seinem berühmten Preislied auf den
„Fünfundsechziger“ inspirierte wurde:
In luftigen Trinkkemenaten
Den Ort gesteht man nicht ein –
Da prüften drei späte Nomaden
Den edelsten pfälzischen Wein.
Aus rötlichen Römern erblinkte
Des Rieslings feinperlendes Gold
Des Höhensaums Rebgeländ‘ winkte
Im Mondschein den Trinkenden hold.
Die angesprochene „Trinkkemenate“
befand sich im Haus des Neustädter
Verlegers Eduard Witter am Marktplatz.
Der dritte der „drei Nomaden“ soll der
Heidelberger Historiker Ludwig Häusser
sein. Der Künstler Anton von Werner hat
die Szene in einer Zeichnung für Schef-
fels Gaudeamus-Prachtausgabe festge-
halten.
info
Eisenbahnmuseum
Das Museum befindet sich direkt am
Hauptbahnhof in 67403 Neustadt.
Tel. 063 21/3 03 90 · Fax 06321/39 81 62
Di – Fr 10–13 Uhr, Sa, So, Feiertage 10–16 Uhr
www.eisenbahnmuseum-neustadt.de
Oberotterbach
Gut drei Kilometer westlich der Ortschaft
befinden sich die Überreste der Burg
Guttenberg, einst Sitz der Familie,
aus der der Minnesänger Ulrich von Gutenburg (um 1180) stammt. Im Ge-
folge der Kaiser Friedrich I. Barbarossa
und Heinrich VI. dichtete er nach dem
Vorbild Friedrichs von Hausen, teilweise
unter provenzalischem Einfluss:
Ich hôrte ein merlikîn wol singen,/daz
mich dûhte der sumer wolt entstân./ich
waene, ez al der welte vröide sol brin-
gen,/wan mir einen, mich entriege mîn
wân./Swie mîn vrowe wil, sô sol ez mir
ergân,/der ich bin ze allen zîten undertân
[...]
(Ich hörte wohl ein Amselchen singen,
mir schien, das ist der Beginn des Som-
mers. Ich vermute, dass es der ganzen
Welt Freude bringen soll, wenn mich
Einsamen meine Hoffnung nicht täuscht.
So wie es meiner Geliebten gefällt, der
ich jederzeit ergeben bin, so soll es mir
ergehen.)Buchillustration von Anton von Werner
74
L i t e r a t u r r e g i o n
Rheinzabern
In Rheinzabern wurde der Theologe und
hebräische Sprachwissenschaftler Paul Fagius (1504–1549) geboren. Als jun-
ger Student nahm er an der Heidelberger
Disputation teil, bei der ihn die Ausfüh-
rungen Martin Luthers von der Refor-
mationsidee überzeugten. Mit dem jü-
dischen Gelehrten Elijah Levita, von dem
er Hebräisch lernte, betrieb er in Isny eine
Buchdruckerei, die unter anderem das
altjiddisch-hebräisch-lateinisch-deutsche
Wörterbuch „Shemot-Devarim“ (1542)
sowie die jüdischen Tischgebete „Preca-
tiones hebraicae“ (1542) veröffentlichte.
Elisabeth Langgässer (1899 –1950)
lebte, nachdem ihr Mann, Wilhelm
Hoffmann, eine Dozentenstelle am
Dolmetscher-
institut in Ger-
mersheim erhal-
ten hatte, von
1948 –1950 in
den Gasthäu-
sern „Zur Krone“
und „St. Huber-
tus“. In der länd-
lichen Idylle, in
der sie unter der
Isolation der engen Dorfgemeinschaft litt,
blieben ihr für ihre späten literarischen
Werke lediglich zwei Jahre Zeit: Es er-
scheint die Gedichtsammlung
„Metamorphosen“ (1949) und der
Roman „Märkische Argonautenfahrt“
(1950). In ihrem Todesjahr wird Elisabeth
Langgässer der Georg-Büchner-Preis
verliehen. Ihre letzte Erzählung „Das
Wirtshaus am Dorfende“ beschreibt das
Gasthaus „St. Hubertus“:
Es liegt an der Gabelung, wo das Kreuz
steht und die Häuser zu Ende sind; dort,
wo die leeren Dreschhallen sich (ganz
ausgeblasen von lauter Wind) gedächt-
nislos erheben – Webstühle, die sie im
Sommer waren, als die summenden
Schiffchen, die zuckenden Spulen ihre
Fäden übereinander geworfen und den
Jahresteppich gewoben haben: schick-
salsträchtig und dicht von Gestalten, Ehemaliges Gasthaus „St. Hubertus“
Katholische Kirche mit dem Terra Sigillata Museum
75
R h e i n - N e c k a r
von Bauern und Hunden, Burschen und
Mädchen, von Rosen, Weizen und Mais.
Dieses Summen hat auch das Wirtshaus
erfüllt; dieses Brausen und Brummen
der großen Maschinen: der Dreschma-
schinen, der Häckselmaschinen; hörte
man sie von der Wirtsstube her, so wur-
den die Gebilde aus Rädern, aus Leder-
riemen, Kolben und Stangen zu weiter
nichts als Geräusch, zu einem mytholo-
gischen Singsang, einem Rundgespräch
alter und weiser Parzen, die hier auf
römischen Fundamenten ihr Garn ge-
sponnen haben. Welcher Götterklatsch
um die ewigen Themen von Liebe,
Geburt und Tod! Ein Faden, der bis an
das Ende der Tage nicht abreißt, ge-
schweige am Jahresschluß in dem
Wirtshaus hinter der Welt.
Elisabeth Langgässer: Das Wirtshaus am Dorfende
(1950)
Ein beschilderter „Historischer Rund-
gang“ führt zu den interessanten Statio-
nen der Ortsgeschichte.
info
Terra Sigillata Museum
Hauptstraße 35 · 76764 Rheinzabern
Tel. 07272/95 58 93
www.terra-sigillata-museum.de
Schwetzingen
Wir schifften wieder über den Rhein
– und in ein paar Stunden waren wir in
den berühmten kurfürstlich-pfälzischen
Lustgärten von Schwetzingen. Beschrei-
bung ist hier wenig. Man muß die Pracht
– die außerordentliche Schönheiten der
Kunst – die ausgesuchten Gemälde, die
Gebäude, die Wasserwerke usw. selbst
gesehen haben – wenn man sich einen
Begriff davon machen will. Doch eins
muß ich nennen. Es ist hier eine tür-
kische Moschee (Tempel) angelegt, die
mancher, der sie sieht unter den vielen
Schönheiten, vielleicht vergißt, aber mir
gefiel sie am besten.
Friedrich Hölderlin, Brief an seine Mutter vom
3. Juni 1787
In Schwetzingen
starb Johann Peter Hebel (1760 –
1826) auf einer
Dienstreise. Sein
Sterbehaus, das ehe-
malige Gesandten-
haus, ist heute Sitz
des Amtsgerichts
(Zeyherstraße 6). Am
Haus befindet sich
eine Gedenktafel.
Schlossanlage Schwetzingen
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L i t e r a t u r r e g i o n
Die Anlagen des Schloss Schwetzingen
gehen auf eine mittelalterliche Burg zu-
rück. 1350 wurde es zum ersten Mal
urkundlich erwähnt. In der Renaissance-
zeit erfuhr es jedoch durch Umbaumaß-
nahmen wesentliche Veränderungen.
Barock, Rokoko und Klassizismus hin-
terließen an Bau und Einrichtung ihre für
die jeweilige Zeit typischen Spuren. Das
Schloss war die Sommerresidenz der
pfälzischen Kurfürsten Karl Philipp und
Karl Theodor.
Besonders erwähnenswert ist die Gar-
tenanlage. Unter der Regie von Kurfürst
Karl Theodor (1724 – 1799) entstand
in Schwetzingen nach dem Vorbild von
Versailles eine beeindruckende Gartenan-
lage. Einen Teil macht der symmetrisch
angelegte französische Barockgarten
aus, der andere Teil besteht aus einem
englischen Landschaftsgarten. Im so-
genannten „Türkischen Garten“ steht
die Moschee von Nicolas de Pigage
(1723 –1796).
[...] der Glanz der immer neuen Sonnen-
aufgänge in Schwetzingen, die Gegen-
wart der ersten Künstler ihrer Zeit, Vol-
taires geschliffener Geist und Mozarts
brillantes Konzertieren, Pigages Baukunst
und Verschaffelts Skulpturen, Glucks
Zugeneigtheit und Schubarts trunkense-
lige Liebeserklärung an Schwetzingen,
Stamitzens und Holzbauers neue Mu-
sik, Schweitzers erste Oper in deutscher
Sprache, zu der Wieland seine „Alceste“
hergab, solcher Glanz hüllte Carl Theo-
dor, den Friedensfürsten ein, während
sich andere Fürsten mühten, ihre Welt
mit Krieg zu überziehen.
Konrad Winkler: Den Künsten des Friedens.
Schwetzingen und seine Meister“.
info
Schlossmuseum Schwetzingen
Schloss und Schlossgarten Schwetzingen
Schloss Mittelbau
68723 Schwetzingen · Tel. 0620/12 88 28
Führungen können über das „Service Center
Schlösser Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen“
gebucht werden: 062 21/53 84 31
www.schloss-schwetzingen.de
info
Orangerie im Schwetzinger Schlosspark
www.schloss-schwetzingen.de
Voltaire schrieb: „Ich will, bevor ich ster-
be, noch einer Pflicht genügen und einen
Trost genießen: Ich will Schwetzingen
wiedersehen, dieser Gedanke beherrscht
meine ganze Seele“ (1768).
Der Schriftsteller Johann Jakob Wil-helm Heinse (1746 –1803), dessen
Briefroman „Ardinghello und die glückse-
Schlossgarten
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R h e i n - N e c k a r
ligen Inseln“ (1787) zur Zeit der Romantik
viel beachtet wurde, schreibt auf seiner
Reise nach Italien 1780 über einen Be-
such in Schwetzingen:
Schwetzingen ist ein königlicher Garten
mit einer bezaubernden Durchsicht. Die
großen Gänge sind schatticht und kühl
und die kleineren heimlich und freund-
lich, die Wasserwerke fürtrefflich. – Das
Badhäuschen ist ein gar liebes Örtchen,
wenn nur Ihr durchlauchtigter Karl The-
odor keine so fatale Nase hätte, die alle
Liebe wie eine Krebsschere so geradezu
entzweischnitt. Der Apollotempel steht
gar heilig auf seiner Anhöhe; nur hat der
linke Gott darin einen erbärmlichen Hin-
tern. – Das türkische Gebäude, welches
jetzt aufgeführt wird, kömmt mir ganz
albern vor; ich sehe da weder Absicht
noch Zweck. So auch der Ruin von einer
Römischen Wasserleitung, obgleich in
seiner Art noch ungleich besser.
Wilhelm Heinse: Aus Briefen Werken Tagebüchern
(1958)
In Schwetzingen lebte bis zu seinem Tod
der dichtende Geologe und Botaniker
Karl Friedrich Schimper (1803 –1867).
Der in Mannheim geborene Lyriker ver-
fasste zahlreiche „Lehrgedichte“ und be-
gründete den wissenschaftlichen Begriff
der „Eiszeit“.
Autorglück (1847)
Welch Autorglück, gedruckt zu seyn,
Welch Autorglück, beguckt zu seyn!
Welch Autorglück, von Hoffnung und
Von süßer Frucht durchzuckt zu seyn!
Welch Autorglück, prophetengleich
Vom größten Fisch verschluckt zu seyn!
Welch Autorglück, im Wogenbrand
Vom Fisch ans Land gespuckt zu seyn!
Karl Friedrich Schimper: Gedichte, Hg: Wilhelm
Kühlmann (2005)
info
Karl-Wörn-Haus
Haus Schwetzinger Sammlungen
Marstallstraße 51 · 68723 Schwetzingen
Tel. 0 62 02/2 67 69 und 8 71 32
Jeden 1. So im Monat von 14 –17 Uhr,während
Sonderausstellungen jeden So von 14 –17 Uhr
www.schwetzingen.de
Sinsheim
In Sinsheim starb der evangelische The-
ologe Johann David Karl Wilhelmi (1786 –1857), der als Begründer der
Altertumsforschung in Südwestdeutsch-
land gilt.
Zusammen mit seinem Zwillingsbruder
besuchte Karl Wilhelmi das Gymnasium
in Heidelberg und studierte später dort.
Er wurde Vikar in verschiedenen Orten
der Kurpfalz. Ab 1825 verfasste er zahl-
reiche Schriften zu theologischen und
geschichtlichen Themen. Das Sinsheimer
Stadtmuseum geht auf das von ihm um
1831 gegründete Sinsheimer Antiqua-
rium zurück. Er starb am 8. April 1857
und wurde in Sinsheim beigesetzt. Die
Karl-Wilhelmi-Straße und das Wilhel-
mi-Gymnasium in Sinsheim sind nach
ihm benannt. Außerdem wird seit 1969
die Karl-Wilhelmi-Ehrenmünze an Per-
sonen verliehen, die der Stadt besondere
Dienste erweisen.
Moschee im Schwetzinger Schlossgarten
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L i t e r a t u r r e g i o n
Sinsheimer Stadtmuseum
Franz Sigel (1824 –1902) wurde in Sins-
heim geboren. Zur Schule ging er nach
Bruchsal, anschließend besuchte er die
Kadettenschule in Karlsruhe, an der er
1843 graduierte. Er war führend an den
badischen Aufständen 1848 und 1849
beteiligt, zeitweilig Kriegsminister der
republikanischen Regierung. Die aus-
sichtslose Lage der Revolutionäre ließ ihn
mit den unter seiner Führung verbliebe-
nen Einheiten im Juli 1849 in die Schweiz
ausweichen. 1851 wurde er ausgewie-
sen. Er hielt sich zunächst in London auf,
um wie viele andere exilierte Revoluti-
onäre aus den Staaten des Deutschen
Bundes im Mai 1852 mit dem Schiff
nach Amerika zu reisen.
Er lebte zunächst in New York, später in
St. Louis. Im amerikanischen Bürgerkrieg
übernahm Sigel die Leitung eines Frei-
willigenregiments aus Deutschen auf der
Seite der Union bzw. der Nordstaaten,
zunächst als Oberst, wenig später als
Brigadegeneral, schließlich als General-
major der Unionstruppen.
Die Freiwilligen besangen ihn mit dem
Kampflied „I’m going to fight mit Sigel“,
das zur populären Hymne des Bürger-
krieges wurde. 1865 kehrte er als Jour-
nalist nach New York zurück, wo er u. a.
für die Demokraten tätig war, einen be-
deutenden Verlag gründete und das New
York Deutsche Volksblatt herausgab.
Bis zu seinem Tod war er Redakteur des
New York Monthly. In Manhatten hat man
ein Denkmal für ihn errichtet.
Stefan Heym (1913–2001) hat in sei-
nem vom WDR verfilmten Roman „Lenz
oder die Freiheit“ Sigel als Nebenfigur
auftreten lassen. Dem Titelhelden Lenz
hat Heym Züge aus Sigels Biografie
gegeben.
Der Vermessungstechniker Wilhelm Bauer (1924) machte sich durch die
Veröffentlichung von 13 Ausgaben der
„Sinsheimer Hefte“ über die Sinsheimer
Stadtgeschichte und einer ausführlichen
Chronologie Sinsheims einen Namen
als regionaler Historiker. Die Hefte um-
fassen über 2100 Seiten, darin enthal-
ten sind Bilder, Urkunden, Dokumente,
Pläne, Karten und Statistiken. Außer-
dem veröffentlichte er heiter-satirische
zeitkritische Mundartgedichte. Zudem
initiierte er die Ausstellungen „300. Jah-
restag der Zerstörung Sinsheims 1689“
und „Geschichte der jüdischen Bürger
im Raum Sinsheim“ (1988). In dreijäh-
riger Arbeit von 1999 bis 2002 hat er an
der Übersetzung der evangelischen und
katholischen Kirchenbücher Sinsheims
von 1690 bis 1900 mit über 30 000 Ein-
trägen gearbeitet. Ergebnis ist eine elek-
tronische Datenbank mit allen relevanten
Einträgen dieser Kirchenbücher. Für sei-
ne Verdienste erhielt er 1994 die nach
Karl Wilhelmi benannte Ehrenmünze der
Stadt, 1998 die „Ehrennadel für Heimat-
pflege“ des Arbeitskreises Heimatpflege
des Regierungsbezirks Karlsruhe und
im Jahr 2005 das Ehrenbürgerrecht der
Stadt Sinsheim.Steinsberg Burgruine
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R h e i n - N e c k a r
Der Steinsberg mit seiner Burgruine
Steinsberg, vier Kilometer südlich von
Sinsheim, wird seit altersher der „Kom-
pass des Kraichgaus“ genannt. Schon
um 1180 rühmte der mittelalterliche
Spruchdichter Herger, auch Älterer
Spervogel genannt, die Burg und den
Burgherrn „Wernhart, der uf Steinesberg
saz“ in der Manessischen Liederhand-
schrift Heidelberg.
Im Museumshof „Lerchennest“ in Sins-
heim-Steinsfurt findet sich eine Gedenk-
stätte für Friedrich den Großen (1712–
1786). Es ist das einzige Museum, das
sich speziell dem Leben und Wirken des
Preußenkönigs widmet:
An der heutigen Gedenkstätte wurde
der junge Kronprinz am Morgen des 5.
August 1730 auf der Flucht vor seinem
strengen Vater, König Friedrich Wilhelm I.
von Preußen, gefangengenommen.
info
Museum Lerchennest,
Friedrich der Große-Museum
Lerchenneststraße 18 · 74889 Sinsheim
Tel.: 072 61/39 34 od. 0 72 61/6 14 96
Sonn- und Feiertage: 14 –17 Uhr
sowie nach vorheriger Vereinbarung
info
Stadt-und Freiheitmuseum
im Historischen Rathaus
Hauptstr. 92 · 74889 Sinsheim
Tel. 0 7261/40 49 50
www.sinsheim.de
info
Auto & Technik Museum, Sinsheim e.V.
Museumsplatz · 74889 Sinsheim
Tel. 0 72 61/9 29 90 · Fax 0 72 61/1 39 16
Mo – Fr 9 –18 Uhr, Sa, So, Feiertage: 9 –19 Uhr
www.museum-sinsheim.de
Speyer
Mein erster Gang war morgens zur Dom-
kirche. Dies ist eines der merkwürdigsten
Gebäude, die ich auf der Reise sah, und
das einzige, das ich recht genau, und
mit gehöriger Muse besah. Wann man
vorn am großen majestätischen Por-
tal eingeht, so sieht man vor sich einem
leeren Platz von einer ziemlichen Länge
bis an eine große Staffel hin, und von
ungewöhnlicher Höhe, die durch präch-
tige, einfache Säulen von den Nebenge-
bäuden getrennt wird. Über den Staffeln
aber steht ein großer, ganz marmorner
Altar, welcher so hoch ist, daß auch wie-
der Staffeln daran gebaut sind, und auf
welchem 5 brennende Lichter in gül-
denen Leuchtern stehen [...] Ganz hinten
im Chor stand der Thron des Bischofs
von Bruchsal, das Prächtigste, was man
sich vorstellen kann, und auf beiden Sei-
ten des Throns herunter die Stühle des
Domherrn, welche alle vergoldet sind.
[...] – ich hielt mich eine Stunde darin auf,
und könnte beinahe noch bisher jeden
Tag eine Stunde darin gewesen sein,
ohne Langeweile gehabt zu haben.
Friedrich Hölderlin Brief an seine Mutter vom 5.
Juni 1787
Der Dom und der Einfluss des Bischofs
zog durch die Jahrhunderte Gelehrte,
Theologen und Künstler nach Speyer.
Unter ihnen Walhafried Strabo
(um 808 – 849), Erasmus von Rot-terdam (1465 –1536), Philipp Melanchthon (1497– 1560), Johann Fischart (1546 –1591), Kasimir Edschmid (1890 –1966), Reinhold Schneider (1903 –1958), Wilhelm
Dampfmaschine im Technik Museum Sinsheim
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L i t e r a t u r r e g i o n
Hausenstein (1882 –1957) und viele
mehr. Als Druckort wurde Speyer vor
allem durch die juristischen, theologi-
schen und liturgischen Bücher der
Familie Drach berühmt.
info
Historisches Museum der Pfalz und Junges
Museum Speyer · Domplatz · 67346 Speyer
Tel. 0 6232/132 50 · Fax 06232/13 25 40
Di – So 10–18 Uhr
www.museum.speyer.de
Sophie von La Roche (1730 –1807),
die „Erzieherin von Teutschlands Töch-
tern“, lebte von 1780 bis 1768 im Haus
des Domherrn Baron von Hohenfeld,
wo sie u.a. Goethe, Schiller, Jung-Stil-
ling und Lavater besuchten. Zu Sophies
Speyerer Kreis zählten die Domherren
Christoph von Hohenfeld und Joseph
Anton Siegmund von Beroldingen, Rats-
konsulent Karl Ludwig Petersen und
Rektor Johann Georg Hutten. Zusam-
men mit Hutten gab sie die Zeitschrift
„Pomona für Teutschlands Töchter“ her-
aus, die zwischen 1783 und 1784 er-
schien. Am Wohnhaus in der Hauptstra-
ße 99 erinnert eine Gedenktafel an ihre
Zeit in Speyer, die sie in „Pomona“ Heft 3
beschreibt:
Ich wohne seit zwey Jahren in dem Haus
des Domherrn Baron von Hohenfeld,
dessen Bescheidenheit nicht leiden will,
daß ich nur das mindeste von der Größe
seines Geists und seiner Edelmüthigkeit
rede: sonst würde ich gar viel schönes
von Ihm erzählen. – Also nur von meinem
Zimmer. Es ist ziemlich groß und hoch,
welches ich sehr liebe; zwey Fenster be-
leuchten es; von diesem geht über die
Wormser Strasse weg die Aussicht ge-
gen die Lutherische Kirche, die ein schö-
nes, mit einem Hof und grossen Bäumen
umgebenes Gebäude ist, welches einen
Theil der Stelle einnimmt, auf der ehmals
ein Palast unserer Kayser stunde. Ich
sehe den größten Theil dieses Hofes;
zwey schöne Linden beschatten mei-
ne Fenster, und der Geruch ihrer Blüthe
durchduftet meine Zimmer, so wie der
Gesang der Vögel, die sie bewohnen,
mich weckt, und sehr oft das Entzü-
cken geniessen macht, daß ich die Son-
ne über die wegen ihrer Schönheit und
Fruchtbarkeit berühmte Bergstrasse auf-
gehen sehe, und eben so oft die immer
neue Farbmischung bewundern kann,
welche sie den leichten Wolken giebt, die
bald in Streifen an dem Rhein hinziehen,
bald in tausendfachen Gestalten von der
Morgenluft umher getragen werden.
Sophie von La Roche: Pomona für Teutschlands
Töchter (1783)
Luther Gedächtniskirche
Der „pfälzische Spätromantiker“ Georg Friedrich Blaul (1809 –1863) war als
Hauslehrer in Speyer tätig und als Pfarrer
in Frankenkthal, ab 1856 war er Dekan in
Germersheim.
–> Germersheim
Freilich ist Speyer nicht mehr das alte,
die Franzosen haben zu verschiedenen
Zeiten Versuche gemacht, den früheren
Charakter der Stadt zu verwischen. Es ist
ihnen trefflich gelungen, Gott sei’s ge-
klagt! Freundlicher mag die Stadt aller-
dings geworden sein, als sie früher war,
Speyerer Dom
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R h e i n - N e c k a r
dem Bürger mag’s in diesen mittelmä-
ßigen aber freundlich angetünchten Häu-
sern wohnlicher sein, als dem früheren
Reichststädter in seinen alten finsteren
Spelunken, aber mir war es nicht so lieb,
daß ich nicht einmal mehr auf architek-
tonische Spuren der alten Zeit stieß. Nur
die Linien der Straßen scheint die Stadt
aus ihrer alten Zeit überbehalten zu ha-
ben; doch sind auch diese nicht so wink-
lig und eckig wie in andern alten Städten.
Die Hauptstraße ist ganz gerade, obwohl
die Häuserreihen nicht schnurgerade
Linien bilden, wie etwa in dem vierecki-
gen Mannheim langweiligen Andenkens.
Doch ich sehe den Dom in der Ferne vor
mir, dieses riesenhafte Grabmal jener
alten untergegangenen Kaiserzeit, die
sich in diesen Mauern einst mit ihrem
Glanze, mit ihren Kämpfen und mit ihrem
Elend bewegte.
Friedrich Blaul: Träume und Schäume vom Rhein.
Zu Reisebildern aus der Rheinpfalz (1838)
Der Maler Anselm Feuerbach (1829 –
1880) wurde im heutigen „Feuerbach-
haus“ geboren. Nachdem ihm sein Zei-
chenlehrer 1843 jedes Talent abspricht,
versucht sich der junge Künstler an einer
Folge von Szenen aus dem Nibelungen-
lied. Er schickt Proben von Zeichnungen
an die Düsseldorfer Akademie zu Carl Friedrich Lessing (1808 –1880) und
Wilhelm von Schadow (1788–1862).
In Heidelberg lernt er 1855 Joseph Victor
von Scheffel kennen. Mit ihm reist er im
Mai nach Venedig:
Im fünften Jahr meiner Gymnasialstudien
ward ich unruhig und tat, wie man zu
sagen pflegt, nicht mehr gut. Es wurden
Zeichnungsproben nach Düsseldorf ge-
schickt, an Lessing und Schadow. Les-
sing antwortete: „Der junge Mensch soll-
te sein Gymnasium absolvieren und dann
weiter sehen“. Schadow aber schrieb:
„Der junge Feuerbach könne nichts an-
deres werden als Maler und möge so-
gleich kommen“. Daß ich mich dieser
letzteren Meinung sofort mit größter
Leidenschaft zuwandte, war selbstver-
ständlich. Ich quälte meinen kränklichen
Vater so lange, bis er müde wurde und
seine Einwilligung gab. Er tat es ungern,
da ihm Lessings Meinung als die richtige
erschien, die sie auch war. [...] Und ein
Kind war ich auch; ein vertrauensseliges,
trotz des ungebundenen Straßenlebens
von allem Gemeinen entfernt gebliebe-
nes Kind; brennend vor Eifer in der Sehn-
sucht nach einem unbekannten Ziel und
glückselig in all den Illusionen, die bisher
meine Welt vergoldet hatten.
Anselm Feuerbach: Ein Vermächtnis (1913)
info
Museum und Weinstube Feuerbachhaus Speyer
Allerheiligenstraße 9 · 67346 Speyer
Öffnungszeiten:
Di – Fr 16–18 Uhr · Sa, So 11–13 Uhr
Tourist-Information Speyer:
Tel. 0 62 32/14 23 92 · Fax 062 32/14 23 32
Die Dialekt- und Jugendschriftstellerin Lina
Sommer wurde 1862 in Speyer geboren.
–> Jockgrim
Die Philosophin Edith Stein war von 1922
bis 1931 Lehrerin an der Schule des Do-
Feuerbachhaus
Briefskizze Goethes
82
L i t e r a t u r r e g i o n
minikanerinnenklosters St. Magdalena.
Die Gemeinde der Juden von Speyer
gehörte neben Worms zu den führenden
in Europa. Im „Judenhof“, dem ehemals
zentralen Bezirk des mittelalterlichen jü-
dischen Viertels von Speyer befindet sich
die älteste noch vollständig erhaltene
deutsche Mikwe, ein rituelles, jüdisches
Bad aus dem 12. Jahrhundert.
Eine Erzählung von Hans Bender spielt
am Altrhein bei Speyer:
„Wo ist der Dom?“, fragte das Mädchen.
„Hinter den Weiden“, sagte Hans. „War-
te, wenn wir dort unten an die Kreuzung
kommen, siehst du den Dom.“
„Ich bin müde“, sagte das Mädchen. „Mir
tun die Beine weh.“
„Es ist nicht mehr weit“, sagte Hans.
„Hinter dem Dorf beginnen die Wälder,
schöne Wälder zwischen den Armen des
Altrheins, ein Naturschutzgebiet.“
„Warum ein Naturschutzgebiet?“
„Weil es so schön ist. Weil seltene Bäu-
me dort wachsen, und die Vögel nicht
gestört werden sollen. Es ist ein Para-
dies. Du wirst sehen, ein Paradies.“
„Quatsch“, sagte das Mädchen, „ein Pa-
radies gibt es nicht mehr.“
Hans ließ ihre Hand los. Das Mädchen
bückte sich zum Rasenstreifen neben
der Chaussee und riß einen Grashalm
ab. Hans ging ein Stück voraus, sie ging
hinter ihm her und wischte ihr weißes Ta-
schentuch über die Stirn.
Hans Bender: Die halbe Sonne (1957)
Die Pfälzische Landesbibliothek Speyer
zählt mit einem Bestand von zirka einer
Million Bände und Sondersammlungen
zu den bedeutenden wissenschaftlichen
Universalbibliothek Deutschlands. Seit
dem 1. September 2004 ist sie Teil des
neu gegründeten Landesbibliothekszent-
rums Rheinland-Pfalz.
Thomas Lehr (1957), der durch seine
Erzählungen und Romane bekannt ge-
worden ist, wurde in Speyer geboren.
Er lebt seit seinem Studium als freier
Schriftsteller in Berlin. Sein bisheriges
Hauptwerk „Nabokovs Katze“ (1999)
trägt deutlich autobiografische Züge.
info
Technik Museum Speyer
Am Technik Museum · 67346 Speyer
Tel. 06232/6 70 80 · Fax 0 6232/67 08 20
Mo – Fr 9 –18 Uhr; Sa, So, Feiertage: 9 –19 Uhr
www.museumspeyer.de
St. Germanshof
Die kleine Ortschaft liegt am Grenzüber-
gang ins elsässische Wissembourg und
gehört heute zur Verbandsgemeinde
Dahner Felsenland.
Im April 1949 war St. Germanshof auf-
grund einer Bestimmung der interna-
tionalen Grenzkommission Frankreich
zuerkannt worden. Dem damaligen Bür-
germeister von Bobenthal, zu dem die
Ortschaft gehörte, gelang es nach star-
ken Protesten, dass St. Germanshof
schon wenige Monate später wieder sei-
ner Gemeinde zugeschlagen wurde.
Am 6. August 1950 sorgte der Ort er-
neut für Schlagzeilen, als rund 300 be-
geisterte Anhänger der europäischen
Mikwe
Technik Museum Speyer
83
R h e i n - N e c k a r
Idee die Schlagbäume niederrissen und
im Rahmen einer feierlichen Proklama-
tion die europäische Fahne hissten. In
einem Leitartikel zur Fünfzigjahrfeier der
„Römischen Verträge“, die den Grund-
stein für die Europäische Union legten,
schreibt Altbundeskanzler Helmut Kohl:
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich
als 20-Jähriger an gemeinsamen Festen
zwischen Deutschen und Franzosen im
deutsch-französischen Grenzgebiet teil-
nahm. Wie feierten ausgelassen, sangen
europäische Lieder und verbündeten
uns. Zwischen der Pfalz und dem Elsass
räumten wir symbolisch Zollschranken
beiseite.
Helmut Kohl, in: Die Welt, 24. März 2007
Im Herbst 1954 arbeitete hier Hans Erich Nossak (1901–1977) an einem
Theaterstück, das er später als Grund-
lage für seinen Roman „Spätestens im
November“ (1955) verwendete. Die klei-
ne Grenzstation heißt im Roman Lud-
wigshof:
Ludwigshof ist nicht einmal ein Dorf,
nur eine winzige Grenzstation mitten im
Gebirge. Es stehen nur drei oder vier
Häuser längs der Straße, in denen die
Grenzwächter und Waldarbeiter woh-
nen. [...] Und dann natürlich der Gasthof,
zweihundert Meter vom Schlagbaum, an
dem nachts ein rotes Licht brannte. Wir
sahen es von unserem Fenster.
Ich möchte das alles genau beschreiben,
weil wir dort glücklich waren. [...]
Auf der anderen Seite gleich hinter
den Bergen sollte es eine hübsche alte
Stadt geben, sagte man uns, doch wir
brauchten die Stadt nicht. Wir waren
wirklich wie in einem Kessel, das Tal war
rings von Bergen abgeschlossen, so als
ob es hier nicht weiterginge.
Weinheim
Joseph Alois Falckh (1803 –1830) ver-
fasste Ritterromane in der Art des Chris-tian Heinrich Spieß (1755) und Chris-
tian August Vulpius (1762 –1827),
beispielsweise das Werk „Graf Conradin
von Worms oder Der Sturm auf dem
Rheine“ (1827).
(Philipp) Wilhelm Platz (1866 –1929)
wurde in Weinheim geboren und starb
auch dort. Er ist der Enkel von Wilhelm
Platz, dem Gründer der Weinheimer
Badenia Maschinenfabrik. Der Dichter
veröffentlichte verschiedene Werke mit
Odenwälder und Kurpfälzer Bezug, u. a.
„Aus Herrn Selberts altem Notizbuch
– Erinnerungen eines Ingenieurs“ (1923).
Zu Gast in Weinheim waren bedeutende
Persönlichkeiten. 1817 hielten sich Jean Paul (1763 –1825) und Johann Hein-rich Voß (1751–1826) im Falckhschen
Haus (Ecke Obertorstraße/Mittelgas-
se) auf. „Im Müll“ erinnert eine Steintafel
an A. H. Hoffmann von Fallersleben
(1798 –1874), der sich 1843 in Weinheim
u. a. mit Friedrich Hecker (1811–1881)
traf. Honoré de Balzac (1811–1881)
verfasst hier bei seinem Besuch der Lady
Ellenborough 1835 „Arabelle“, den „Brief
in Kursiv“ und „Louis Lamberts“.
info
Museum der Stadt Weinheim
Amtsgasse 2 · 69469 Weinheim/Bergstr.
Tel. 062 01/8 23 34 · Fax 0 62 01/96 20 44
Di – Sa 14 –17 Uhr, So 10 –17 Uhr
www.museum-weinheim.de
Im „Gelben Haus“ in der Bahnhofstraße
10 schrieb Joseph Victor von Scheffel,
Altstadt
84
L i t e r a t u r r e g i o n
der häufig in Weinheim zu Gast war, das
Gedicht „Alt Heidelberg, du feine“.
–> Heidelberg
Das malerische Gerberbachviertel, die
alten Stadttürme, der storchennest-
gekrönte Rote Turm, Blauer Turm und
Hexenturm, das alte Rathaus, das ba-
rocke Deutschordensritterhaus (heute
Heimatmuseum), die Ulnersche Kapelle,
die Stadtkirche, sie bilden mit der zer-
zausten Windeck und der Wachenburg
das alte Weinheim. Ein ganz besonde-
res Schmuckstück ist aber das Berkhei-
mische Schloß, früher Schwendisches,
das heute als repräsentables Rathaus
dient. In dem fränkischen Fachwerkbau
der alten Post („Goldener Bock“) aber
hat Goethe 1775 gewohnt, und Viktor
von Scheffel dichtete im Haus des Kunst-
händlers Areta sein weltbekanntes „Alt-
Heidelberg, du Feine“. Der Komponist
dieses Liedes, S. A. Zimmermann, liegt
auf dem Weinheimer Friedhof begraben.
Hans Detlev Holzamer: Das bunte Buch der
Bergstraße (1968)
info
www.weinheim.de
Wörth
Das DaimlerChrysler Werk und die Öl-
raffinerie haben Wörth von 3 500 Einwoh-
nern im Jahre 1960 auf heute 19 000
anwachsen lassen. Die erste Brücken-
verbindung zwischen dem heutigen
Stadtteil Maxau und der einstigen badi-
schen Residenzstadt Karlsruhe wurde
am 25. August 1840 eingeweiht und für
Museum Weinheim
Roter Turm
Burgruine Windeck
85
R h e i n - N e c k a r
den Straßenverkehr freigegeben.
Die 276 Meter lange Brücke bestand
aus 34 Schiffsrümpfen, die auf dem
Wasser schwammen und auf denen
Fahrbahnjoche befestigt waren. Zuvor
waren Reisende auf Fährschiffer ange-
wiesen. Unerfreuliche Erlebnisse, wie sie
die Erinnerungen eines reisenden Hand-
werksburschen schildern, dürften jedoch
nicht die Regel gewesen sein:
Als ich nächsten Tages an den Rhein
kam, meinte ich, doch von Wörth aus
nicht an das andere Ufer zu gelangen.
Ich bat die Schiffer um Überfuhr, bekam
aber eine recht plumpe und freche Ant-
wort. Sie verlangten sogar ein doppeltes
Fahrgeld, [...]. Ich sprang, auf alles ge-
faßt, in ihr Boot, und kaum daß der eine
losgemacht und wir die Strömung hat-
ten, stand ich hinter ihm. Ich hielt ihm
meinen deftigen Knotenstock über den
Schädel und gab ihm zu verstehen, daß
der Eichenknüppel fester sei als sein
Schädel, den ich durchaus nicht geson-
nen sei zu schonen, wenn er es nötig
mache. Kunststücker ließ ich an mir nicht
probieren! Da duckte der Kerl, ruderte
forsch, als wäre ihm nie anderes in den
Sinn gekommen und war der konzili-
anteste Bursche, der sich denken läßt.
Nach der Überfuhr war er dennoch dreist
genug, das doppelte Fahrgeld zu for-
dern, weshalb ich ihm nur die Hälfte gab
und dazu erklärte, daß ich bereit sei, das
übrige in redlichen Stockschlägen mit
meinem Eichenknüppel zu begleichen.
Der Kerl nahm das wenige Geld, stieß ab
und schimpfte, wie ein Rheinkadett es
nur kann, als mein Stock ihn nicht mehr
langen konnte.
Aus: Biedermeier auf Walze. Aufzeichnungen und
Briefe des Handwerksburschen Johann Eberhard
Dewald 1836–1838 (1936).
info
www.woerth.de
Worms
Versuch eines Wormsers in Gedichten 1745
Bey Erblickung seiner Vaterstadt
Nach so viel überstandnem Kummer
Empfind ich nun, daß diese Ruh
Noch sanfter, als ein Mittagsschlummer
Bey schwülen Sommertagen, thu.
Mein Worms ergötzt mich schon von
Ferne;
Wie wird erst die Entzückung seyn,
Kehr ich beym Glantz der Abendsterne
In seinen Mauren jauchtzend ein?
Hafen von Wörth
86
L i t e r a t u r r e g i o n
Wofern mich nicht die Sinnen trügen,
So seh ich dich, mein Ithaka!
Wo ich, gewindelt in der Wiegen
Zuerst das holde Tagslicht sah;
Wo oft mein Vater voll Erbarmen,
In seinem Leben zu mir kam,
Und mich von meiner Mutter Armen
Mit liebesvollen Worten nahm.
Mein Hertze saget mir im Stillen,
An diesem Flus, an diesem Feld,
Wo Ströme gelben Weines quillen,
Und Ceres Frucht die Scheunen
schwellt,
An diesem Schmeltz beblümter Triften,
An allem was die Gegend hat,
Selbst an den Thürmen in den Lüften
Erkennst du deine Vaterstadt.
Nikolaus Götz
Worms ist vor allem als die Stadt der
Nibelungen bekannt. An das Nibelungen-
lied, um 1200 geschrieben, erinnern
unter anderem der Siegfriedbrunnen
vor dem Dom und das am Rheinufer
gelegene Hagen-Denkmal. Im Festspiel-
haus wird der Nibelungenteppich aus-
gestellt. Die Nibelungenfestspiele, 1937
gegründet, zeigten von den Bearbei-
tungen während des Dritten Reichs aus-
schließlich Christian Friedrich Hebbels
(1813 –1863) „Nibelungen“-Drama.
Ein neues Festival begründete 2002
Dieter Wedel (1941) mit einer Neuins-
zenierung der Nibelungen. Alljährlich im
August werden seitdem auf der Freiluft-
bühne direkt vor dem Dom wechselnde
Inszenierungen aufgeführt.
(www.nibelungenfestspiele.de)
Siegfried-Brunnen
Nibelungenmuseum
87
R h e i n - N e c k a r
info
Nibelungenmuseum
Fischerpförtchen 10 · 67547 Worms
Tel. 062 41/20 21 20 · Fax 0 62 41/20 21 21
Di – Fr 10 –17 Uhr, Sa, So 10–18 Uhr
www.nibelungenmuseum.de
Abraham von Worms (um 1362 –1458)
verfasste einen umfangreichen „magi-
schen“ Text. Der Autor stellt sich im ers-
ten Satz von Buch I selbst als „Abraham
ben Rabbi Shimon bar Jehuda ben Rab-
bi Shimon“ vor.
Nichts ist bedauernswerter und unwür-
diger am Menschen, als wenn er sich
in allen Lebenslagen unwissend zeigt.
Wer arbeitet und reist, lernt viel. Wer sich
aber fern von seiner Heimat nicht zu be-
nehmen weiß, kommt auch zu Hause
nicht zurecht und ist wie ein an die Wand
gemalter Schütze, der stets auf den glei-
chen Ort zielt und doch nicht trifft.
Abraham von Worms: Das Buch der wahren Praktik
in der göttlichen Magie (1387)
Hans Folz (zwischen 1435/1440 –1513)
stammte aus Worms, war jedoch ab
1459 als Bürger von Nürnberg einge-
tragen. Er war Reformator des Meis-
tersangs und realistisch-satirischer
Schwankdichter, u. a. verfasste er die
„Fastnachtsspiele“.
Am 18. April 1521 auf dem Reichstag in
Worms soll Martin Luther (1483 –1546)
die berühmten Worte vor Karl V. gesagt
haben: „Hier stehe ich, ich kann nicht
anders, Gott helfe mir, Amen“. Darauf-
hin wurde über ihn die Reichsacht ver-
hängt, eine Ächtung, die ihn außerhalb
der Gesellschaft stellte. Im Aufgang zum
Großen Saal des Bischofshofes, wo der
Prozess stattfand, ist eine Gedenktafel
angebracht.
info
Museum der Stadt Worms im Andreasstift
Weckerlingplatz 7 · 67547 Worms
Tel. 062 41/94 63 90 · Fax 06241/2 40 68
Di – So 10–17 Uhr
www.museum.worms.de
info
Museum Kunsthaus Heylshof
Stephansgasse 9 · 67547 Worms
Tel. 06241/2 20 00
www.worms.de
Johann Nikolaus Götz (1721–1781)
gilt als Vertreter der
deutschen Anakre-
ontik. Götz stammte
aus einem evange-
lischen Pfarrhaus
in Worms, wo er
das Gymnasium
besuchte. Nach dem Abitur studierte er
1739 –1742 in der preußischen Univer-
sitätsstadt Halle (Saale) Theologie, wo
er mit seinen Studienfreunden Johann
Wilhelm Ludwig Gleim und Johann Peter
Uz den „zweiten Halleschen Dichterkreis“
bildete. Nach dem Studium 1742 nahm
Götz auf Empfehlung seines akade-
mischen Lehrers Baumgarten eine Stelle
als Hauslehrer im kurz zuvor preußisch
gewordenen Emden an. Nach gesund-
heitsbedingter Rückkehr nach Worms
wurde er 1744 in Forbach/Lothringen
Schlossprediger und Hofmeister bei der
Witwe des Generalgouverneurs des Her-
zogtums Zweibrücken von Strahlenheim.
In Lunévill am Hof des polnischen Kö-
nigs Leszczynski machte er mit Voltaire
Bekanntschaft und entwickelte seine
Vorliebe für die französische Sprache
und Literatur. Götz’ Werke bestehen aus
zahlreichen lyrischen Dichtungen und
Übersetzungen, u. a. aus dem Franzö-Luther-Gedenktafel
88
L i t e r a t u r r e g i o n
sischen. Er übersetzte zusammen mit Uz
als erster sämtliche Oden von Anakreon
ins Deutsche (1746). Seine gekonnten
Übersetzungen machten die Gattungen
des Madrigals, des Triolet und des Ron-
deau auch in Deutschland literaturfä-
hig. U.a. Wieland, Herder, Lessing und
Goethe rühmen sein poetisches Gefühl.
Die Melodik seiner Verse inspirierte u. a.
Haydn zur Vertonung seiner Gedanken.
Im Garten des Heylshofs in unmittelbarer
Nachbarschaft zum Dom erinnern eine
Bronzestatue und ein in Bronze gegos-
senes Gedicht an Johann Nikolaus Götz.
Ein Autor der klassischen Moderne, der
in Worms seine Prägung erfuhr, war Ge-org K. Glaser. 1910 in Guntersblum ge-
boren, siedelte er mit seiner Familie 1917
in den nördlichen Wormser Vorort Neu-
hausen über und lebte hier bis 1926.
Die US-Amerikanerin Anne Marx
(1913–2006) wurde als Anneliese
Löwenstein im Harz geboren. 1925 zog
ihre Familie nach Worms, wo sie 1932
ihr Abitur machte. Anschließend studier-
te sie in Berlin und Heidelberg Medizin.
1934 wurde sie wegen ihres jüdischen
Glaubens vom Studium ausgeschlossen.
Ab 1935 veröffentlichte sie einen ersten
Gedichtband, siedelte 1936 in die USA
um und publizierte mehr als tausend
Gedichte.
In Worms lebt und arbeitet der Schrift-
steller und Dramatiker Walter Passian
(1949). Passian wuchs in Kassel auf.
1984 zog Passian nach Worms, wo er
heute lebt. In den 1990er Jahren produ-
zierte er für die Volksbühne die Musicals
„Bühnenträume“ (1996), „Tandaradei“
(1997) und „Adam und Evas“ (1999), zu
denen er jeweils das Libretto schrieb.
Viele seiner Stücke sind in Pfälzer Mund-
art im Theater Hemshofschachtel in Lud-
wigshafen aufgeführt worden. Seinen
ersten Kriminalroman veröffentlichte Pas-
sian im Dezember 2000.
Beim Wechsel vom damals bayerischen
Rheingebietes in Höhe des späteren
Ludwigshafen (1843) zum badischen
Mannheim notiert August von Platen
(1796 – 1835) am 12. Juni 1822:
In Worms sah ich den Dom, der hell und
großartig gebaut ist, die Altäre und an-
deren Verzierungen jedoch verraten die
größte Armut, da die Kirche von den
Franzosen ganz beraubt worden. Worms
ist ein freundliches Städtchen, so wie
Frankenthal und Oggersheim, die ich
schon kannte. Von Oggersheim ging
Dom
Luther-Denkmal
89
R h e i n - N e c k a r
ich zu Fuß, da der Wagen nach Speyer
fuhr. Das bayrische Gebiet verließ ich vor
Mannheim an der Rheinbrücke, und dort
verließ ich auch den Rhein, den ich so
bald nicht mehr sehen werde.
August von Platen: Tagebücher (1990)
info
Tourist Information Worms
Neumarkt 14 · 67547 Worms
Tel. 06241/2 5045 · Fax 062 41/2 63 28
www.worms.de
Zwingenberg am Neckar
In Zwingenberg am Neckar unter dem
Melibokus (der mit 517,40 m über NN
der höchste Berg der Bergstraße) wurde
1780 der Darmstädter Kanzler Friedrich Karl von Moser (1723 –1798) „Schlöss-
chen“-Herr.
Auf dem Friedhof liegt das Grab von
Christian Wilhelm Stromberger (1826–1900), geistlicher Lyriker, Heraus-
Nibelungenbrücke Worms
Stadtansicht Zwingenberg
90
L i t e r a t u r r e g i o n
geber und Biograf. Er war auch schrift-
stellerisch tätig und verfasste u.a.
„Von dem deutschen Nationalgeist“
(1766).
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger (1923), der als Verbindungs-
offizier zur Spionageabwehr in Bensheim
tätig war, lebte einige Monate in der
Arthur-Sauer-Villa in Zwingenberg.
Jährlich finden im Schlösschen die
Zwingerberger Schlossfestspiele statt.
(www.schlossfestspiele-zwingenberg.de)
Schloss Zwingenberg
info
Heimatmuseum der Stadt Zwingenberg
Scheuergasse 11 · 64673 Zwingenberg
Tel. 0 6251/7 39 86 · Fax 062 51/70 03 33
www.zwingenberg-neckar.de
Weitere Routenvorschläge:
www.burgen-strasse.de
91
R h e i n - N e c k a r
92
L i t e r a t u r r e g i o n
Personenregister
A: Abraham von Worms 87; Abresch, Johann Philipp 71; Agricola, Rudolf 33; Alb-
recht Pilgrim von Buchheim 19; Antes, Horst 44; Arendt, Hannah 40, 43; Arnim, Ach-
im von 25;
B: Balzac, Honoré de 83; Bassermann, Friedrich Daniel 59; Bauer, Wilhelm 78; Baum,
Vicki 65; Becker, August 10, 13, 45; Becker, Johann Philipp 26; Bender, Hans 7, 20,
82; Benjamin, Walter 39; Benz, Carl 48; Benz, Richard 38; Bergengruen, Werner 17,
18; Berkel, Dieter 53; Bernus, Alexander von 39; Bertololy, Paul 27; Bertram, Claus
57; Bertram, Joh. Bapt. 35; Bessel, Gottfried Johann 19; Bieri, Peter (d. i. Pascal Mer-
cier) 43; Bill, Max 54; Blass, Ernst 38, 53; Blaul, Georg Friedrich 29, 80; Bligger II. von
Steinach 70; Bloch, Ernst 52, 53; Blum, Robert 25; Böll, Heinrich 42, 43; Boisserées,
Melchior 35; Boisserées, Sulpiz 32, 35; Bosch, Carl 41; Brentano, Clemens 35, 62;
Broch, Hermann 64; Buber, Martin 43, 45; Büchner, Georg 10; Burger, Wolfgang 43;
Burschell, Friedrich 38, 53; Buselmeier, Michael 11, 41; Butler, Judith 42;
C: Caroline von Hessen-Darmstadt 9; Cauer, Karl 62; Celtis, Konrad 33; Cisnerus,
Nikolaus (auch: Nicolaus Kistner) 67; Cohen, Hermann 22; Collini, Cosimo Alessandro
60; Cooper, James Fenimore 14, 24; Creuzer, Friedrich 37; Croissant, Eugen 29;
Croissant-Rust, Anna Flora Barbara 12, 30;
D: Dahlberg, Johann von 33; Dalberg, Wolfgang Heribert von 61, 62; Dacqué, Edgar
72; Dehn, Kurt 13; Delp, Alfred 48; Diether IV. von Katzenelnbogen 15; Domin, Hilde
40; Dumas, Alexandre 64;
E: Ebert, Friedrich 40; Edschmid, Kasimir 11; Eichendorff, Joseph von 36, 60; Eier-
mann, Egon 22;
F: Fagius, Paul 74; Falkh, Joseph Alois 83; Fallersleben, August Heinrich Hoffmann
von 64, 83; Fanck, Arnold 27; Feuerbach, Anselm 81; Fohr, Carl Philipp 25; Folz,
Hans 87; Friedrich IV von der Pfalz 29, 58; Fried, Heinrich Jakob 50; Friedrich der
Große 79; Fritz, Walter Helmut 36;
G: Gadamer, Hans-Georg 37; Geheeb, Paul 44; Geib, Karl 48; Genazino, Wilhelm 65;
George, Stefan 38, 39; Ginthum, Paul 51; Glaser, Georg K. 88; Goethe, Johann Wolf-
gang von 9, 32, 35, 36, 39, 59, 60, 71, 81; Götz von Berlichingen 70; Götz, Johann
Nikolaus 86, 87; Gräf, Dieter M. 55; Greve, Ludwig 54; Grüber, Klaus Michael 69;
H: Haas, Alban 72; Halbe, Max 36, 37; Hansjakob, Heinrich 69; Hartmann, Johann
Adam 24; Hebbel, Friedrich 36, 86; Hebel, Johann Peter 75; Hebel, Friedrich Wil-
helm 8; Hecker, Friedrich 6, 83; Heeger, Georg 30; Hegel, Georg Wilhelm Friedrich
37; Heinrich, August 15; Heinse, Johann Jakob Wilhelm 71, 76; Heinsheimer, Fritz
68; Henkelmann, Karl 15; Herger (auch: Älterer Spervogel) 79; Hesse, Hermann 16;
Heym, Stefan 78; Hölderlin, Friedrich 36, 38, 56, 75, 79 ; Holz, Werner 31; Holzamer;
Hans Detlef 44, 84; Holzamer, Hansjörg 44; Holzamer, Wilhelm 44; Hüll, Johannes 71;
Hugo, Victor 34; Husserl, Edmund 10;
I: Iffland, August Wilhelm 13, 62;
J: Jakobus Theodorus 9; Jaspers, Karl 40; Jean Paul (d. i. Johann Paul Friedrich
Richter) 37, 83; Jost, Eduard 14, 72; Jünger, Ernst 11;
K: Karl Theodor von der Pfalz (Karl IV. Theodor) 60, 76; Keller, Gottfried 36; Kempf,
Andreas 23; Kerner, Justinus 30; Kiefer, Anselm 20; Klein, Anton von 59, 62; Klop-
stock, Friedrich Gottlieb 59, 62; Knodt, Karl Ernst 16; Koch, Konrad 19; Kotzebue,
August von 63; Kraus, Joseph Martin 20; Kraus-Lämmerhirt, Maria Anna Walburga
Marianne 21; Krez, Konrad 50;
93
R h e i n - N e c k a r
L: Langgässer; Elisabeth 74; La Roche, Sophie von 61, 80; Laudien, Hedwig 53;
Lehr, Thomas 82; Lenhard, Josef 54; Lenz, Jakob Michael Reinhold 49; Lessing,
Gottfried Ephraim 62; Liselotte von der Pfalz 34; Loening, Carl Friedrich (d. i. Zacha-
rias Löwenthal) 46; Luder, Peter 33; Luther, Martin 34, 87;
M: Mann, Klaus 39, 45; Marinic, Jagoda 43; Marum, Ludwig 26; Marx, Anne (d.i.
Anneliese Löwenstein) 88; Mathy, Karl 59; May, Karl 22; Mayer, Karl 69; Meinecke,
Thomas 42; Meißner, Waltraut 14; Metzendorf, Heinrich 16; Meyer-Förster, Wilhelm
37; Mombert, Alfred 38; Montesquieu, Charles de 58; Morweiser, Fanny 55, 56;
Moser, Friedrich Karl von 89; Münch, Paul 56; Münster, Sebastian 33; Munk, Georg
(d.i. Paula Buber) 43;
N: Nast, Thomas 50; Noll, Ingrid 42; Nossak, Hans Erich 83;
O: Ossowski, Leonie 66; Overhoff, Julius 72;
P: Palm, Erwin Walter 40; Passian, Walter 88; Pestalozzi, Johann Heinrich 68;
Pfeil, Christoph Karl Ludwig von 30; Pigage, Nicolas de 76; Pistor, Daniel Friedrich
Ludwig 11; Platen, August von 88; Platz, (Philipp) Wilhelm 83; Posthius, Johannes 29;
R: Räder, Karl 12; Ratzel, Friedrich 6; Regino von Prüm 55; Reinfrank, Arno 55;
Rilke, Rainer Maria 33, 38; Ritzhaupt, Adam 30; Rottmann, Friedrich 25; Rudolf I. von
Habsburg 29; Rütten, Joseph 47;
S: Saalfeld, Martha 10, 29; Sauer; Johann Christoph 46; Schaefer, Hermann 13;
Scheffel, Joseph Victor von 8,15, 34, 36, 73; Scheidt, Werner vom 10; Schiller, Fried-
rich 57, 61; Schimper, Karl Friedrich 77; Schlink, Bernhard 65; Schmitt, Anton 43;
Schmitthenner, Adolf 69; Schmitthenner, Paul 51; Schneider, Harald 55; Schneider,
Wilhelm Michael (Pseudonym: Wilhelm Perhobstler) 55; Schopenhauer, Arthur 63;
Schreiber, Aloys Wilhelm 52; Schultens, Katharina; Schwan, Christian Friedrich 59,
62; Schwan, Margarethe 62; Seekatz, Johann Conrad 30; Seghers, Anna 17; Sieben-
pfeiffer, Philipp Jakob 71; Siegehard von Schauenburg 18; Sigel, Franz 78; Simmel,
Georg 39; Sinsheimer, Hermann 28; Slevogt, Max 24, 51, 68; Sombart, Nicolaus 36;
Sommer, Lina 45, 81; Stein, Edith 10, 81; Stengel, Stephan von 62; Stern, Wilhelm
68; Stockhausen, Juliana von 21; Stoll, Josef 16; Storm, Theodor 34; Streicher, Jo-
hann Andreas 57; Stowasser, Horst 73; Stromberger, Christian Wilhelm 89;
T: Turner, William 35; Twain, Mark 36, 64;
U: Ufer, Hans Erich 50; Ulrich von Gutenburg 73; Umbscheiden, Franz 31;
V: Virchow, Rudolf Ludwig Carl 13; Voltaire (d.i. François Marie Arouet) 60, 76; Voß,
Johann Heinrich 83;
W: Weber, Georg 10; Weber, Max 40; Wedel, Dieter 86; Weissbach, Richard 38; Wei-
zäcker, Viktor von 43; Werner, Anton von 73; Wieland, Christoph Martin 62; Wilhelmi,
Johann David Karl 77; Willemer, Marianne von 36; Winkler, Konrad 7, 76; Wirth, Jo-
hann Georg August 71; Wittig, Joseph 43; Wolfskehl, Karl 39; Wyneken, Gustav 44.
94
L i t e r a t u r r e g i o n
Bildnachweise
Diethelm Brecht: 6,7;
Südliche Weinstraße e. V. Zentrale für Tourismus Landau: 7,8;
Tourismusverein Südliche Weinstraße Bad Bergzabern: 9, 10, 11;
Stadt Bad Dürkheim: 12, 13, 14;
Stadt Bensheim: 15,16;
Auerbacher Synagogenverein: 17;
Kultur- und Touristikabteilung Stadt Lorsch: 18;
Stadt Buchen, Wolfgang Mackert: 19, 20, 21, 22;
Foto auf Postkarte: 23;
Emanuel Döringer/Südliche Weinstraße Edenkoben e.V.: 24;
Verwaltung Schloss Villa Ludwigshöhe; Ingo Wilhelm/Künstlerhaus Edenkoben: 24, 25;
Fotoarchiv der Urlaubsregion Freinsheim: 28;
Germersheim: 28,29;
Gerhard Laubersheimer: 30,31;
Heidelberg Marketing GmbH: 33, 39, 40, 42;
Jasmin Hambsch/Lisa Schöttler/Sarah Wilhelm: 33, 34, 35, 36, 37, 55, 56, 60, 86,
87, 88;
Kurpfälzisches Museum Heidelberg: 35, 41;
Stadtarchiv Heppenheim: 44, 45;
Kreisverwaltung Germersheim: 45;
Peter Tholey: 45, 46, 74, 85;
Automuseum Dr. Carl Benz Ladenburg: 47, 48;
Gemeindeverwaltung Lambsheim: 48;
Stadtarchiv Lampertheim: 48;
Büro für Tourismus Landau: 49, 50, 60;
Bilddatenbank Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH: 51;
BASF Ludwigshafen: 52;
Stadtarchiv Ludwigshafen: 53, 54, 55;
Bloch-Zentrum Ludwigshafen: 52, 54;
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Jean Christen: 63;
MLO Karlsruhe/Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim: 62;
Stadtmarketing Mannheim GmbH: 58, 61, 63;
Amt für Rats- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressestelle: Fotograf: Foto-Schwarz-Werbe-
studio Mannheim: 58, 60, 62, 64, 65, 66;
Große Kreisstadt Mosbach, Pressestelle: 67, 68, 69;
Stadt Neckarbischofsheim: 69, 70;
Michael von Savary: 70;
Historisches Museum der Pfalz Speyer: 72;
Stadtinformation Schwetzingen: 75, 76, 80;
Stadt Sinsheim: 78;
Tourist-Information Speyer: 80, 81, 82;
Stadt Weinheim: 83,84;
Zooey Braun: 86;
Stadt Zwingenberg: 89, 90.
95
R h e i n - N e c k a r
Quellen- und Literaturhinweise
Arnold, Heinz Ludwig (Hrsg.): Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwarts-
literatur. Band 1–10. München 1978-2008
Ausflüge in die KulturRegion. Zwischen Baden-Baden und Bruchsal, Rastatt und
Bretten. Hrsg. von G. Braun Buchverlag/TechnologieRegion Karlsruhe /Karlsruher
Verkehrsbund Karlsruhe 2005
Bender, Hans/Oberhauser, Fred: Schwarzwald und Oberrhein. Der literarische
Führer. Frankfurt a. M. und Leipzig 1993 [Neue Auflage für 2008 angekündigt.]
Berg, Manfred (Hrsg.): Ein Führer zu den historischen Sehenswürdigkeiten. Weinheim
2002
Bischoff, Helmuth /Atteln, Gisela: Rhein-Neckar: Worms, Speyer, Mannheim,
Ludwigshafen, Heidelberg. Ostfildern 2007
Boehncke, Heiner /Sarkowicz, Hans: Literaturland Hessen. Frankfurt a. M. 2005
Buselmeier, Michael (Hrsg.): Heidelberger Lesebuch. Stadt-Bilder von 1800 bis heute.
Frankfurt a. M. 1986
Buselmeier, Michael: Literarische Führungen durch Heidelberg. Eine Kulturgeschichte
im Gehen. Heidelberg 1991
Buselmeier, Michael: Literarische Führungen durch Heidelberg. Heidelberg 1996
Cronauer, Jürgen: Pfalzlexikon. Alle Orte, Sehenswürdigkeiten, Freizeiteinrichtungen,
Persönlichkeiten, Geschichte der Pfalz. Otterbach 2004
Die Straße der Demokratie: Revolution, Verfassung und Recht. Ein Routenbegleiter
auf den Spuren der Freiheit. Hrsg. von Susanne Asche und Ernst Otto Bräunche für
die Arbeitsgruppe Straße der Demokratie. Karlsruhe 2007
Ernst-Bloch-Zentrum. Zukunft als Programm. Hrsg. vom Ernst-Bloch-Zentrum der
Stadt Ludwigshafen. Bönnigheim 2002
Görler, Ingeborg (Hrsg.): So sahen sie Mannheim. Stuttgart 1974
Hässlin, Johann Jakob (Hrsg.): Rheinfahrt. Vom Ursprung bis Mainz. München 1980
Kiesel, Helmuth (Hrsg.): Heidelberg im Gedicht. Frankfurt a. M. 1996
Killy, Walther (Hrsg.): Deutsche biographische Enzyklopädie. Band 1–10. München
1999
Killy, Walther (Hrsg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. Band
1–14. München 1988
Kolb, Klaus: Ladenburg erleben. Ein Führer zu den Sehenswürdigkeiten der Römer-
stadt. Weinheim 2003
Kühlmann, Wilhelm /Wiegand, Hermann (Hrsg.): Karl Friedrich Schimper. Lyrik und
Lehrgedichte. Heidelberg 2005
Lauth, Sibylle: Nordbaden. Entdeckungsfahrten zwischen Odenwald und Schwarz-
wald: Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Maulbronn, Baden-Baden. Köln 2002
Mehling, Marianne (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Rheinland-Pfalz. München
1994
Museumsverband Baden-Württemberg e.V. /Landesstelle für Museumsbetreuung
Baden-Württemberg (Hrsg.): Museen in Baden-Württemberg. Stuttgart 1999
Nibelungenlied-Gesellschaft Worms e.V. (Hrsg.): Die Nibelungen. Facetten eines
Epos. Worms 2003
Nibelungenmuseum-Betriebs GmbH (Hrsg.): Das Buch des anonymen Dichters.
Paris 2001
Oberhauser, Fred und Gabriele: Literarischer Führer durch Deutschland. Frankfurt a.M.
1983
Pilkington, Roger (Hrsg.): Menschen und Städte an Neckar und Main. Hamburg 1963
Automuseum Dr. Carl Benz Ladenburg
Büro für Tourismus, Landau
Ernst-Bloch-Zentrum, Ludwigshafen
Gemeindeverwaltung Angelbachtal
Gemeindeverwaltung Lambsheim
Heidelberg Marketing GmbH
Kreisverwaltung Germersheim
Kurpfälzisches Museum Heidelberg
Nibelungenmuseum Worms
Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Stadt Herxheim
Stadt Neckarsteinach
Stadt Zwingenberg
Stadtarchiv Heppenheim
Stadtarchiv Lampertheim
Stadtarchiv Ludwigshafen
Stadtarchiv Mannheim
Stadtinformation Schwetzingen
Stadtmarketing Mannheim GmbH
Stadtverwaltung Bad Dürkheim
Stadtverwaltung Grünstadt
Stadtverwaltung Neustadt an der Weinstraße
Stadtverwaltung Sinsheim
Stadt- und Tourismusmarketing Weinheim e.V.
Südpfalz-Tourismus, Kreisverwaltung Germersheim
Tourismusverein Südliche Weinstraße e.V.
Tourist Information Mosbach
Tourist-Information Speyer
Tourismusmarketing GmbH, Kreis Bergstraße, Lorsch
Tourist Information der Stadt Bad Dürkheim
Schimper Verlag GmbH (Hrsg.): Sagenhafter Odenwald. Ein Führer durch das Reich
der Nibelungen zwischen Worms und Würzburg. Schwetzingen 2000
Schmidt-Bergmann, Hansgeorg /Meyer, Jochen (Hrsg.): Geschichte der Literatur am
Oberrhein. Ein Querschnitt. Karlsruhe 2004
Silberburg Verlag (Hrsg.): Autoren in Baden-Württemberg. Ein aktuelles Nachschlage-
werk. Stuttgart 1991
Stadtarchiv Mannheim: Mannheimer Geschichtsblätter, 1902–1935
Städtische Galerie Karlsruhe /Bauhaus-Archiv Berlin (Hrsg.): Egon Eiermann. Die Kon-
tinuität der Moderne. Ostfildern-Ruit 2004
Von Esenwein, Jürgen/Utz, Michael (Hrsg.): „Folg` ich meinem Genius …“. Gedenk-
tafeln berühmter Männer und Frauen in Heidelberg. Heidelberg 1998
Walter, Jens (Hrsg.): Kindlers neues Literatur Lexikon. Band 1– 22. München 1988
Winkler, Conrad: Nachlass im Museum für Literatur Karlsruhe
Worms. Die Stadt der Nibelungen. Hrsg. von Edition Braus, Heidelberg 1995
Zierden, Josef (Hrsg.): Literarischer Reiseführer Rheinland-Pfalz. Frankfurt a. M. 2001
Für die Unterstützung und konstruktive Zusammenarbeit bedanken wir uns bei:
Zu beziehen über die ADAC-Geschäftsstellen und die Literarische Gesellschaft Karlsruhe
Siehe auch:
Literarische Gesellschaft e. V. /Museum für Literatur am Oberrhein
PrinzMaxPalais
Karlstraße 10 · 76133 Karlsruhe
Tel. +49 (0)7 21 1 33 40 87 · Fax +49 (0)721 133 40 89
www.literaturmuseum.de · www.literaturland-bw.de
Metropolregion Rhein-Neckar GmbH
N 7, 5–6 · 68161 Mannheim
Tel. +49 (0)6 21 1 29 87-0 · Fax +49 (0)6 21 1 29 87-52
www.m-r-n.com
ADAC Nordbaden e. V.
Steinhäuserstraße 22 · 76135 Karlsruhe
Tel. +49 (0)7 21 81 04-0 · Fax +49 (0)7 21 81 04-111
www.adac.de/nordbaden
ADAC Pfalz e. V.
Europastraße 1 · 67433 Neustadt/Weinstraße
Tel. +49 (0) 63 21 89 05-0 · Fax +49 (0) 63 21 89 05-57
www.adac.de /pfalz
ADAC Südbaden e. V.
Haslacher Straße 199 · 79115 Freiburg
Tel. +49 (0)7 61 36 88-0 · Fax +49 (0)7 61 36 88-299
www.adac.de/suedbaden
Impressum:
Herausgeber: ADAC Nordbaden e.V., ADAC Pfalz e.V., ADAC Südbaden e.V.,
Literarische Gesellschaft Karlsruhe/Museum für Literatur am
Oberrhein, Metropolregion Rhein-Neckar GmbH
Idee, Konzeption: Hansgeorg Schmidt-Bergmann
Text: Jasmin Hambsch, Jürgen Oppermann, Lisa Schöttler
Redaktion: Jasmin Hambsch, Rebekka Kochner, Jürgen Oppermann,
Diana Sayegh, Hansgeorg Schmidt-Bergmann, Lisa Schöttler,
Sarah Wilhelm
Gestaltung: saydi | satz & design, Diana Sayegh, Karlsruhe, www.saydi.de
Druck: WDW Druck GmbH, Leimen-St.Ilgen
ISBN: 978-3-930314-48-5
Copyright: © Literarische Gesellschaft Karlsruhe, 2008
Literarische
Gesellschaft
Karlsruhe
Museum
für
Literatur
am
Oberrhein
Literarische
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Karlsruhe
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für
Literatur
am
Oberrhein
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