finder Nr. 1 - Magazin für Fotografie
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Magazin für Fotografie #1Berliner Technische KunsthochschuleHochschule für Gestaltung
•fnder•
Berliner Technische KunsthochschuleHochschule für GestaltungUniversity of applied sciencesBernburger Str. 24 –25D–10963 Berlin
Redaktion: Prof. Andrej GlusgoldGestaltung: schubiduuuDruck: 15 GradPapier: Offset matt naturalSchrift: Minion proTitelbild: David MaharamCopyright Juli 2012
www.btk-fh.de
Stell Dir vor, ...Acht Tage auf der Suche nach dem Blick des Anderen im Donaudelta.
Stell Dir vor, fünfzehn Studenten und fünf Professoren der Berliner technischen Kunsthochschule machen sich auf den Weg in ein anderes Land – nach Rumänien. Nach zwei Tagen in der Hauptstadt Bukarest geht es für die Zwanzig weiter mit dem Bus elf Stunden quer übers Land Richtung Küste. Dort in der Hafenstadt Tulcea, dem „Tor zum Delta“, in die Fähre umgestiegen und drei Stunden sonnigen Windspiels zwischen Einheimischen, Küken in Schachteln und einigen Touristen an Bord auf der Donau, landen sie in der kleinen Stadt Sulina in der Dobrudscha. Von dort aus werden in den folgenden vier Tagen die Ausflüge per Boot über die Kanäle des Deltas beginnen. Das Donau-delta liegt im nördlichen Teil der Dobrudscha, welcher sich zwischen Tulcea und dem Schwarzen Meer über rund 6000 Quadratkilometer erstreckt. In dem zu 80 % von Wasser bedeckten Gebiet fin-den über 300 Zug- und Brutvögel, 70 Fischarten und die Flora aus 800 verschiedenen Pflanzenarten ihren Lebensraum. Hier leben in 25 verstreuten Dörfern etwa 14 500 Menschen im größten Schilf-gebiet der Welt und dem größten Sumpf Europas. Sulina ist ausschließlich über den Wasserweg erreichbar und liegt direkt an der Mündung der Donau ins Schwarze Meer. Während die Stadt bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs durch den Sitz der Europäischen Donaukommission noch von großer Bedeutung für die Schifffahrt war und von unterschiedlichen Nationen belebt wurde, wird der erste Blick von der Fähre entlang des Ufers heute von verfallender Industrie und ländlichem Le-ben bestimmt. Der Spaziergang von der Anlegestelle zur Pension zeigt dagegen eine fast malerischeUferpromenade. Ein alter Balkon im Jugendstil schmückt ein verfallendes Hotel. Die Kirche wird gerade restauriert. Wie es wohl hier aussah als das Städtchen noch belebter war?
Stell Dir vor, rechts und links entlang der Wasserstrasse wächst das Schilf bis zu vier Meter in die Höhe und ist das Ein-zige, was den Blick in die Ferne verstellt. Doch überall ist Wasser ... Im Boot wird geredet und gelacht. An Land Bäume und Sträucher in unterschiedlichen Grün- und Brauntönen, die Blüten der Sträucher strahlen in gedecktem Lila und alles scheint von einem Silberschleier überzogen – surreal – im Kontrast zum grauen Himmel. Unser Kapitän Mihai weist auf die unterschiedlichen Vogelarten hin, welche auch direkt neben der „barca cu motor“, dem Motorboot auf-geschreckt aus dem Schilf in Richtung des Himmels aufsteigen. Schwimmende Schilfinseln und die daran geknüpfte Anekdote über tagelang im Delta verschollene Touristen ohne ortskundige Begleitung machen deutlich, welche be-sondere Rolle die Beobachtung von Natur und Klima hier spielen. So verstopfen zum Beispiel jene wandernden Inseln immer wieder die entstanden Wasserstrassen und führen dazu, dass sie verhältnismäßig schnell zusammenwachsen und die Wege des Deltas mäandern lassen. Auch ein spontaner Wetterumschwung ist hier keine Seltenheit. Andere Besonderheiten entdecken sich selbst, wie die unzähligen gelben und weißen Seeblumen im sauberen Wasser und den quakenden Fröschen auf ihren Blättern. Es ist still geworden im Boot. Die Zeit ist stehen geblieben. Je näher wir nach drei Stunden Fahrt an die dörfliche Zivilisation kommen, um so häufiger lassen sich grasende Pferde und Kühe beob-achten – vereinzelt auch mal ein Haus. Wie lebt man hier wohl umgeben von dieser gewaltigen Natur?
Stell Dir vor, es ist früher Nachmittag, heiß, trotz bedeckten Himmels und der Ort scheint verlassen Es gibt drei oder vier Hauptwege durchs Dorf, verbunden durch einige quer Laufende. Hier und da ein paar streunende Hunde, dort eine Frau, welche die Strasse fegt. Auf den Gruß kommt ein freundlich skeptisches „Buna ziua!“ zurück. Der Hund neben ihr fängt an zu kläffen. Sie zischt ihn an, er legt sich wieder vors Gartentor am Haus. Die Häuser, häufig in verwaschen strahlendem blau und grün stehen etwas versetzt mit der schmalen Seite zur Strasse hin, wie versteckt. Sie scheinen nur eine Wohnebene zu haben und mit einfachen Mitteln zusammengebaut zu sein.Teils wölbt sich das Gebäude schief stehend über die Erde, als hätte es sich dem hügeligen Boden ange-passt und könnte beim nächsten Unwetter zusammenfallen – so scheint es. Die Zäune sind aus Brettern oder Stroh überschaubar hoch und doch oft dicht gezogen. Dazwischen blitzen immer wieder die ver-schnörkelten Tore auf, welche mal den Blick durch die Eisenstreben in den Garten oder Hof gewähren und mal mit ihren ungewöhnlichen Mustern die Sicht verstellen. Dahinter – Brunnen, Fischernetze, Gemüsebeete, Weinstöcke und Wäsche auf Leinen. Und einzeln auch – wild wachsend bunte Blumen.Stell Dir vor, Du hörst plötzlich das Quietschen der Tore in Letea.
Juliane Albert
Prof. Christian Mahler
Sulina
Grillenzirpen und Vogelgesang, sonst gibt es kaum Geräusche in der Gemeinde Leta, in der die Zeit stehen geblieben scheint.
Wald bei Latea
Mila 23
Sara Müller
Dominik Fleischmann
David Maharam
Prof. Andrej Glusgold
Eric Berg
Zoë Baldinger
Hannes Albert
Nina Cottrell
Karen Steinebronn
Jessica Wolfelsperger
Lucian Spatariu
Rumänisch orthodoxes Kreuz aus Letea-Dorf
Rumänisches Mädchen aus Letea-Dorf
Das Haus des Lippowaners Haralambie, 94 Jahre alt. Ort: Mila 23
Prof. Katrin Thomas
Juliane Albert
Sheila Buser
Prof. Matthias Leupold
Wiebke Möhrig
Sheila Buser & Jessica Wolfelsperger
Die Sicht des Anderen – Acht Tage, die gleiche Kamera, jeweils am gleichen Ort, zwei verschiedene Perspektiven.
Hannes AlbertJuliane Albert [email protected] Baldinger [email protected] www.zoebaldinger.comSheila Buser [email protected] sheilabuser.tumblr.comNina Cotrell [email protected] FleischmannProf. Andrej GlusgoldProf. Matthias LeupoldDavid Maharam [email protected] davidmaharam.tumblr.comProf. Christian Mahler [email protected] flickr.com/untitledmemoriesWiebke Mörig [email protected] Sara Müller [email protected] luckysgone.blogspot.comLucian Spatariu [email protected] www.spatariu.comKaren Steinebronn [email protected] www.eine-karen.deProf. Katrin Thomas [email protected] www.katrinthomas.com Jessica Wolfelsperger [email protected] kaleidoscopeselection.tumblr.com