Das Testament eines Möbelhändlers - ikea.com · Den vielen Menschen einen besseren Alltag...

23
Das Testament eines Möbelhändlers Kleine ΙΚΕΑ ® Wörterliste Von Ingvar Kamprad, dem Gründer von IKEA ERSCHIENEN BEI INTER IKEA SYSTEMS B.V. 2007 Digital copy This digital document is for personal use and may not be distributed, copied or shared with persons working outside the IKEA organisation. © Inter IKEA Systems B.V. 2009

Transcript of Das Testament eines Möbelhändlers - ikea.com · Den vielen Menschen einen besseren Alltag...

Das Testament eines Möbelhändlers

Kleine ΙΚΕΑ® Wörterliste

Von Ingvar Kamprad, dem Gründer von IKEA

ErschIEnEn bEI InTEr IKEA sYsTEMs b.V.

2007

Digital copyThis digital document is for personal use and may not be distributed, copied or shared with persons working outside the IKEA organisation.

© Inter IKEA Systems B.V. 2009

2 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 3© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Kleine ΙΚΕΑ® Wörterliste

Worte 24bescheidenheit 25Willensstärke 26Einfachheit 27Die vielen Menschen 28Mit begrenzten Mitteln auskommen 29Erfahrung 30Linie anders 31sag niemals nie 32Die Angst, Fehler zu machen 33status 34The IKEA Way 35bürokratie 36 Ehrlichkeit 37Gesunder Menschenverstand 38Kostenbewusstsein 39Verantwortung übertragen und übernehmen 40sich der realität stellen 41Gemeinschaft und Enthusiasmus 42

InhaltsverzeichnisDas Testament eines Möbelhändlers

Den vielen Menschen einen besseren Alltag schaffen 61. Das sortiment – unsere Identität 8 2. Der IKEA Geist – eine starke und lebendige Wirklichkeit 103. Gewinn gibt uns Mittel 124. Mit geringen Mitteln gute Ergebnisse erzielen 135. Einfachheit ist eine Tugend 156. Dinge anders tun 167. Kräfte sammeln – wichtig für unseren Erfolg 178. Verantwortung übernehmen – ein Privileg 189. Das meiste ist noch nicht getan. Wunderbare Zukunft! 20

4 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 5© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Das Testament eines

Möbelhändlers

6 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 7© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Den vielen Menschen einen besseren Alltag schaffenEin für alle Mal haben wir entschieden, auf der Seite der vielen Menschen zu stehen. Denn was für unsere Kunden gut ist, wird auf lange Sicht auch für uns gut sein. Das ist eine Zielsetzung, die verpflichtet.

In allen Ländern und Gesellschaftssystemen, im Osten wie im Westen, wird ein unverhältnismäßig großer Teil der Mittel verbraucht, um einen kleinen Teil der Bevölkerung zufrieden zu stellen. In unserer Branche ist es z. B. so, dass zu viel schöne Designs und zu viele neue Ideen einem kleinen Kreis finanziell besser Gestellter vorbehalten sind. Dieser Umstand hat die Formulierung unserer Zielsetzung beeinflusst.

Schon nach ein paar Jahrzehnten haben wir gute Resultate erreicht. Ein bekannter schwedischer Industrieller und Politiker hat einmal gesagt, dass IKEA mehr für den Demokratisierungsprozess bewirkt hat, als viele politische Maßnahmen zusammen. Auch wir glauben, dass unser Handeln viele unserer Kollegen inspiriert hat, in die gleiche Richtung zu arbeiten. Unser „Heimatmarkt” Schweden wurde zum weltweiten Vorläufer, indem vieles Neue bereits von Anfang an mit dem Gedanken an die vielen Menschen entwickelt wurde – für alle, deren Mittel begrenzt sind. Wir sind in dieser Entwicklung führend.

Aber unser Ehrgeiz ist groß. Wir wissen, dass wir auf nahezu allen Märkten einen vorteilhaften Einfluss haben können. Wir wissen, dass wir in Zukunft einen wertvollen Beitrag zum Demokratisierungsprozess leisten können, auch außerhalb unseres Heimatlandes Schweden. Wir wissen, dass uns größere Produktionsserien neue Heimvorteile verschaffen sowie die Möglichkeit, das Risiko über mehr Märkte zu streuen. Deshalb ist es unsere Pflicht zu expandieren.

Die Mittel, mit denen wir unsere Ziele erreichen, sind durch unseren unvoreingenommenen Ansatz geprägt. Durch unsere Art, Dinge anders zu tun, und unser Bestreben, im Umgang mit uns selbst und mit anderen geradlinig und aufrichtig zu sein. Lebensstil ist ein anspruchsvoller Begriff, aber ich verwende ihn ohne Zögern. Zu einem besseren Alltag für die vielen Menschen gehört auch, sich von Status und Konventionen zu lösen – als Mensch freier zu werden. Es ist unser Bestreben, auch auf diesem Gebiet zu einem Begriff zu werden – zu unserem eigenen Vorteil, aber auch, um andere zu inspirieren.

Wir müssen uns jedoch immer der Tatsache bewusst sein, dass Freiheit mit Verantwortung einhergeht. Das bedeutet, dass wir hohe Anforderungen an uns selbst stellen.

Keine Methode ist wirkungsvoller als das gute Beispiel.Unseren Beitrag zum Demokratisierungsprozess habe ich ja schon erwähnt. Um Missverständnissen vorzubeugen, füge ich noch hinzu, dass wir keinesfalls Stellung nehmen zum Thema Gleichheit, z. B. bei Gehaltsfragen. Man könnte sagen, dass wir auch hier die Probleme von einer anderen Seite angehen.

Die folgenden Kapitel beschreiben unsere Sortiments- und Preisphilosophie, die das Rückgrat unserer Arbeit darstellen.

Außerdem werden Regeln und Methoden beschrieben, die sich im Laufe der Zeit zu wichtigen Eckpfeilern unserer Ideenwelt herausbildeten. Diese Ideenwelt hat IKEA zu einem einzigartigen Unternehmen gemacht und wird dies auch in Zukunft tun.

Ingvar Kamprad, 20-12-1976

8 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 9© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

1Das Sortiment – unsere Identität

Wir wollen ein breites Sortiment formschöner und funktionsgerechter Einrichtungsgegenstände zu Preisen anbieten, die so günstig sind, dass möglichst viele Menschen sie sich leisten können.

Das SortimentUnser Bestreben muss sein, das gesamte Wohnungsumfeld abzudecken, d. h. Möbel und Inneneinrichtung für alle Innen- und Außenbereiche des Zuhauses anzubieten. Das Sortiment kann außerdem Hilfsmittel, Utensilien und Dekorationsartikel sowie mehr oder weniger komplexe Komponenten für Do-it-yourself-Möbel und Inneneinrichtung enthalten. Außerdem kann das Sortiment eine kleinere Anzahl von Artikeln für öffentliche Gebäude umfassen. Das Sortiment muss immer überschaubar bleiben, um unser Preisbild nicht zu gefährden. Grundsätzlich müssen wir uns innerhalb jedes Produktbereichs auf wesentliche Produkte konzentrieren.

Das ProfilDer Schwerpunkt muss immer auf unserem Grundsortiment liegen – dem Teil also, der „typisch IKEA” ist. Unser Grundsortiment muss ein eigenes Profil haben. Es soll unser Denken widerspiegeln, geradlinig und aufrichtig sein - wie wir selbst. Es muss strapazierfähig und unkompliziert im Gebrauch sein. Es soll Ausdruck sein für eine leichtere, natürlichere und freiere Lebensweise. Es soll Form, Farbe und Freude ausdrücken und dem Geschmack junger Leute jeden Alters entsprechen.

Das Grundsortiment soll in Skandinavien für „typisch IKEA” stehen und außerhalb von Skandinavien für „typisch schwedisch”.

Neben unserem Grundsortiment kann es eine kleinere Auswahl von Artikeln mit eher traditioneller Ausrichtung geben, die dem Geschmack vieler Menschen entsprechen. Sie müssen mit unserem Grundsortiment kombinierbar sein. Außerhalb von Skandinavien muss dieser Sortimentsteil stark begrenzt sein.

Funktion/Technische QualitätWegwerf-Artikel passen nicht zu IKEA. Die Freude des Kunden an seinem Kauf muss dauerhaft sein. Deshalb müssen unsere Produkte funktionell und von guter Qualität sein. Qualität darf aber nie zum Selbstzweck werden: Sie muss dem Bedarf des Konsumenten angepasst sein. Die Oberfläche muss z. B. bei Tischplatten strapazierfähiger sein als bei Bücherregalböden. Im Fall der Tischplatte kostet dies zwar mehr, gibt aber dem Kunden dauerhafte Freude an seinem Einkauf. Eine teure Oberflächenbehandlung für den Regalboden hingegen schadet dem Kunden, da sie mehr kostet. Die Qualität muss immer den langfristigen Interessen des Konsumenten angepasst werden. Als Richtschnur gelten für uns hierbei die Grundanforderungen von Möbelfakta oder andere sinnvolle Normen.

Niedrigpreis mit BedeutungDie vielen Menschen verfügen meist über begrenzte finanzielle Mittel. Es sind die vielen Menschen, die wir als Kunden gewinnen wollen. Voraussetzung hierfür ist ein extrem niedriges Preisniveau. Aber der niedrige Preis muss eine Bedeutung haben. Er darf nicht auf Kosten von Funktion oder technischer Qualität gehen.

Es dürfen keine Mühen gescheut werden, um zu gewährleisten, dass das Preisbild als niedrig wahrgenommen wird. Deutliche Preisunterschiede zu unseren Mitbewerbern sind unerlässlich. Das Gleiche gilt für Angebote mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis für jede Funktion. In jedem Produktbereich muss es „atemberaubende” Angebote geben und unser Sortiment darf nie so weit anwachsen, dass das Preisbild gefährdet wird. Das Konzept eines Niedrigpreises mit Bedeutung stellt enorme Anforderungen an alle Mitarbeiter: an Produktentwickler, Designer, Einkäufer, an Büro- und Lagerarbeiter, Verkaufsmitarbeiter – an alle Kostenträger, die unsere Einkaufspreise und alle anderen Kosten beeinflussen können. Kurz gesagt – an jeden Einzelnen von uns! Ohne niedrige Kosten können wir unseren Zweck nicht erfüllen.

Änderungen in unserer SortimentspolitikUnsere Grundidee, auf der Seite der vielen Menschen zu stehen, muss unverändert bleiben. Die hier festgelegten Richtlinien für unsere Sortimentsgestaltung können nur durch eine gemeinsame Entscheidung der Leitungsorgane von Ingka Holding B.V. und Inter IKEA Systems B.V. geändert werden.

10 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 11© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

2Der ΙΚΕΑ® Geist – eine starke

und lebendige RealitätBestimmt hast du ihn schon erlebt. Du hast ihn vielleicht sogar auf deine persönliche Art gedeutet. Klar, früher war es leichter, ihn lebendig zu halten; damals, als wir noch nicht so viele waren, näher zusammen saßen, persönlich miteinander reden konnten. Sicher ist es heute nicht mehr so einfach, wenn der Einzelne zwischen Verordnungen und Bestimmungen oder in den Aktenbergen der Personalabteilung förmlich verschwindet.

Konkreter waren damals die Hilfsbereitschaft und die Kunst, uns mit dem Wenigen zu behelfen, was wir hatten, und das Beste daraus zu machen; Kostenbewusstsein bis zum Geiz; die Bescheidenheit; der unerschütterliche Enthusiasmus und die wunderbare Gemeinschaft.

Doch der IKEA Geist findet sich immer noch an jedem einzelnen unserer Arbeitsplätze. Bei alten und neuen Mitarbeitern. Noch immer wird der volle Einsatz gebracht – jeden Tag - und viele, viele empfinden immer noch so wie damals.

In einer so großen Gruppe wie der unseren können nicht alle das gleiche Verantwortungsgefühl und den gleichen Enthusiasmus fühlen. Einige betrachten sicher ihre Arbeit nur als Mittel zum Broterwerb – als irgendeinen beliebigen Job. Manchmal ist es unser eigener Fehler, dass wir anderen unsere Arbeitsfreude nicht vermittelt haben, dass wir vielleicht sogar das eine oder andere Mal resigniert haben, dass wir es einfach nicht geschafft haben, einer anscheinend eintönigen Aufgabe Leben und Wärme einzuhauchen.

Der wahre IKEA Geist baut noch heute auf unseren Enthusiasmus, auf unseren gleich bleibenden Willen zur Erneuerung, auf unser Kostenbewusstsein, auf unsere Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und einander zu helfen, auf unsere Bescheidenheit gegenüber der Aufgabe und auf die Einfachheit, Dinge zu tun. Wir müssen uns umeinander kümmern, uns gegenseitig inspirieren. Es ist schade um diejenigen, die nicht dabei sein können oder wollen.

Eine Arbeit darf niemals nur ein Broterwerb sein. Ohne Enthusiasmus bei der Arbeit geht ein Drittel deines Lebens verloren und diesen Verlust kann auch die Illustrierte in der Schreibtischschublade nicht ersetzen.

Für alle mit Führungsverantwortung ist es ungeheuer wichtig, sich um die Motivation und Weiterentwicklung der Mitarbeiter zu kümmern. Teamgeist ist eine tolle Sache, aber er setzt voraus, dass sich alle im Team für ihre Aufgaben verantwortlich fühlen. Als „Mannschaftskapitäne” trefft ihr Entscheidungen nach Rücksprache mit eurem Team. Danach ist für Diskussionen keine Zeit mehr. Nehmt euch eine Fußballmannschaft zum Vorbild!

Seid dankbar für unsere „Gesellschaftsträger”: Einfache und ruhige Menschen, die man oft für eine Selbstverständlichkeit hält und die immer hilfsbereit sind. Sie tun ihre Pflicht und tragen ihre Verantwortung, ohne in Erscheinung zu treten. Für sie ist der Begriff Verantwortungsbereich ein notwendiges, aber hässliches Wort. Denn für sie ist die Gesamtheit ebenso selbstverständlich wie die Bereitschaft, immer zu helfen und ihre Kenntnisse weiterzugeben. Ich nenne sie „die Loyalen” ganz einfach deshalb, weil sie in allen Systemen unverzichtbar sind. Es gibt gerade bei uns so viele von ihnen: in unseren Lagern, in den Büros, bei den Verkaufsmitarbeitern ...

Sie sind das Herzstück des IKEA Geistes.Ganz gewiss gibt es ihn noch, den IKEA Geist; aber auch er muss gepflegt

und im Laufe der Zeit weiterentwickelt werden.Entwicklung ist nicht immer gleichbedeutend mit Fortschritt.

Oft liegt es an dir als Führungskraft und Verantwortungsträger, ob beides miteinander gleichgesetzt werden kann.

12 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 13© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

3Gewinn gibt uns Mittel

Ein besserer Alltag für die vielen Menschen! Um unsere Zielsetzung zu erreichen müssen wir über Mittel verfügen – nicht zuletzt Geldmittel. Wir glauben nicht, dass uns gebratene Tauben in den Mund fliegen. Wir glauben an harte, engagierte Arbeit, die Ergebnisse bringt.

Gewinn ist ein wunderbares Wort! Lasst uns damit anfangen, dieses Wort ein für alle Mal zu entdramatisieren. Politiker benutzen und missbrauchen dieses Wort oft. Gewinn gibt uns Mittel. Zu Mitteln kommt man nur auf zwei Wegen: entweder durch Gewinn oder durch Zuschüsse. Alle staatlichen Zuschüsse sind Gewinne aus staatlichen Dienstleistungen oder in irgendeiner Form Steuergelder, die von dir und mir gezahlt werden müssen. Wir wollen uns auch bei der Beschaffung von Geldmitteln auf uns selbst verlassen.

Die Zielsetzung für unsere Beschaffung von Mitteln lautet: auf lange Sicht ein gutes Ergebnis erzielen. Die Voraussetzungen kennst du. Wir müssen das niedrigste Preisbild bieten. Und wir müssen es mit guter Qualität verbinden. Wenn unsere Preise zu hoch sind, können wir das niedrige Preisbild nicht halten. Sind unsere Preise zu niedrig, erhalten wir keine Mittel. Ein wunderbares Problem! Denn es zwingt uns, Produkte ökonomischer zu entwickeln, besser einzukaufen und beharrlich an allen Kosten zu sparen. Das ist unser Geheimnis. Die Grundlage für unseren Erfolg.

4Mit geringen Mitteln

gute Ergebnisse erzielenEine alte IKEA Idee, die noch nie so relevant war wie heute. Unzählige Male haben wir bewiesen, dass man mit geringen Mitteln oder begrenzten Ressourcen gute Ergebnisse erzielen kann. Die Verschwendung von Ressourcen ist eine Todsünde bei IKEA. Es ist kaum eine besondere Kunst gesetzte Ziele zu erreichen, wenn man nicht auf die Kosten achten muss. Jeder beliebige Designer kann einen Schreibtisch entwerfen, der 3.000 Mark kosten darf. Um aber einen funktionalen und guten Schreibtisch zu entwerfen, der 200 Mark kosten soll, muss man schon ganz schön gewitzt sein. Teure Lösungen für Probleme aller Art stammen meist von mittelmäßig begabten Menschen.

Wir haben keinen Respekt vor einer Lösung, bevor wir nicht wissen, was sie kostet. Ein IKEA Produkt ohne Preiszettel ist deshalb immer ein Fehler! Ebenso falsch ist es z.B, dass der Staat seine Steuerzahler nicht darüber informiert, wie hoch die durchschnittlichen Kosten für den Straßenbau sind.

Bevor du eine Lösung wählst, stelle sie in Relation zu den Kosten. Erst dann kannst du ihren Wert ermessen. Die Verschwendung von Ressourcen ist eine der größten Krankheiten der Menschheit. Viele moderne Bauwerke sind eher Denkmäler für menschliche Dummheit als rationelle Lösungen für einen tatsächlichen Bedarf. Noch mehr kostet uns allerdings die Verschwendung, wenn es um kleine, alltägliche Dinge geht: Papiere einordnen, die man sowieso nie mehr braucht. Zeit aufwenden, um zu beweisen, dass man doch Recht hatte. Die Lösung eines Problems bis zur nächsten Sitzung aufschieben, weil man die Verantwortung jetzt im Moment nicht übernehmen will. Telefonieren, wenn man ebenso gut einen Zettel oder eine E-Mail schreiben könnte. Die Aufzählung könnte man endlos weiterführen.

Nutze deine Ressourcen auf IKEA Weise. Dann erzielst du mit geringen Mitteln ein gutes Ergebnis.

14 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 15© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

“Keine Methode ist effektiver als ein gutes Beispiel.”

Ingvar Kamprad

5Einfachheit ist eine Tugend

Wo viele Menschen in einer Gesellschaft oder in einem Unternehmen zusammenarbeiten, muss es Regeln geben. Je komplizierter diese Regeln sind, desto schwieriger sind sie zu befolgen. Komplizierte Regeln lähmen!

Althergebrachtes, Angst und der fehlende Wille, Verantwortung zu übernehmen sind der Nährboden von Bürokratie. Unentschlossenheit führt zu mehr Statistiken, mehr Untersuchungen, mehr Sitzungen, mehr Bürokratie. Bürokratie erschwert und lähmt.

Planung ist oft gleichbedeutend mit Bürokratie. Gewiss sind Planungen notwendig, um Richtlinien für die Arbeit jedes Einzelnen und für das Funktionieren eines Unternehmens auf lange Sicht aufzustellen. Vergiss dabei jedoch nicht, dass übertriebene Planung die häufigste Todesursache von Unternehmen ist. Übertriebene Planung unterdrückt deine Handlungsfreiheit und verkürzt die Zeit, die dir zur Durchführung bleibt. Komplizierte Planung lähmt. Einfachheit und Vernunft sollten deine Planung prägen.

Bei uns ist Vereinfachung eine gute Tradition. Einfache Arbeitsabläufe bedeuten größere Effektivität. Einfachheit in unserem Auftreten verleiht uns Stärke. Einfachheit und Bescheidenheit prägen uns im Umgang miteinander, mit unseren Lieferanten und unseren Kunden. Nicht nur aus Kostengründen vermeiden wir Luxushotels. Wir brauchen keine protzigen Autos, hochgestochene Titel, maßgeschneiderte Arbeitskleidung oder andere Statussymbole. Wir verlassen uns auf unsere eigene Kraft und unseren eigenen Willen!

16 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 17© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

6Dinge anders tun

Wenn wir am Anfang Experten um Rat gefragt hätten, ob man ein Unternehmen wie IKEA in einem kleinen Ort wie Älmhult aufbauen könnte, hätte man uns sicher abgeraten. Trotzdem beheimatet Älmhult heute einen der weltweit größten Betriebe der Möbelbranche.

Wir fragen immer nach, warum man etwas so oder anders macht und finden deshalb neue Wege. Wir weigern uns, etwas nur deshalb so zu machen, weil es so schon immer gemacht wurde. Dadurch kommen wir weiter. Wir haben den Mut es anders zu machen! Nicht nur, wenn es um große Fragen geht, sondern auch bei der Lösung der kleinen, alltäglichen Probleme.

Es ist kein Zufall, dass unsere Einkäufer sich für die Fertigung von Tischgestellen an eine Fensterfabrik und für die Herstellung von Sitzkissen an eine Hemdenfabrik wenden, sondern ganz einfach eine Antwort auf die Frage nach dem Warum!

Unser Protest gegen das Althergebrachte ist kein Selbstzweck, sondern wir verleihen durch ihn unserer ständigen Suche nach Weiterentwicklung und Verbesserung Ausdruck.

Die Dynamik in unserem Unternehmen zu bewahren und weiterzuentwickeln gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben. Auch deshalb hoffe ich, dass wir nie zwei „identische” Einrichtungshäuser haben werden. Wir wissen, dass es selbst im neuesten Haus noch viele unzureichende Lösungen geben wird. Insgesamt gesehen wird es trotzdem das beste Haus sein. Dynamik und Experimentierfreude werden uns immer vorwärts führen. „Warum” bleibt ein wichtiges Schlüsselwort.

7Kräfte sammeln –

wichtig für unseren ErfolgEin Feldherr, der seine Streitkräfte aufteilt, wird unweigerlich den Kürzeren ziehen. Schon für den Zehnkämpfer ist dies ein Problem.

Auch für uns gilt, dass wir uns konzentrieren müssen – unsere Kräfte sammeln. Wir können sowieso nicht alles überall gleichzeitig erledigen.

Unser Sortiment darf nicht zu umfangreich werden. Wir können ohnehin nicht jeden Geschmack zufrieden stellen. Wir müssen uns auf unser eigenes Profil konzentrieren.

Wir können nie unser gesamtes Sortiment gleichzeitig bewerben. Wir müssen unsere Kräfte sammeln. Wir können nicht alle Märkte gleichzeitig erobern. Wir müssen Kräfte sammeln, um mit oftmals begrenzten Mitteln eine maximale Wirkung zu erzielen.

Während wir unsere Kräfte auf wichtige Bereiche konzentrieren, müssen wir in anderen das tun, was in Småland „lista” heißt. „Lista” bedeutet, gerade mit äußerst begrenzten Ressourcen die anstehenden Aufgaben bewältigen zu können.

Wenn wir einen neuen Markt aufbauen, konzentrieren wir unsere Kräfte auf die eigentlichen Marketingmaßnahmen. Kräfte sammeln bedeutet, dass wir in wichtigen Zeitabschnitten gezwungen sind, an sich wichtige Dinge, wie z. B. Sicherheitssysteme, zu vernachlässigen. Aus diesem Grund müssen wir besonders hohe Anforderungen an die Ehrlichkeit und Loyalität eines jeden Mitarbeiters stellen.

Kräfte sammeln – schon in dem Begriff selbst liegt Stärke. Nutze ihn in deiner täglichen Arbeit. Er bringt dir Erfolg.

18 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 19© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

8Verantwortung übernehmen

– ein PrivilegIn allen Unternehmen und Gesellschaften gibt es auf jeder Ebene Menschen, die lieber eigene Entscheidungen treffen, als sich hinter denen anderer zu verstecken. Es sind Menschen, die mutig genug sind, Verantwortung zu übernehmen. Je weniger dieser verantwortungsbewussten Menschen es in einem Unternehmen oder einer Gesellschaft gibt, desto mehr Bürokratie herrscht. Sitzungsmarathons und Gruppendiskussionen beruhen oft auf dem Unwillen oder der Unfähigkeit des Verantwortlichen, Entscheidungen zu treffen. Vorgeschoben werden manchmal Demokratie oder Beratungspflicht. Verantwortung zu übernehmen hat nichts mit Ausbildung, finanzieller Lage oder Stellung zu tun. Die Verantwortungsbewussten finden sich im Lager, im Büro, bei den Einkäufern und Verkaufsmitarbeitern – mit anderen Worten: überall. Und sie werden in allen Systemen gebraucht. Sie sind wichtig für jeden Fortschritt. Sie sorgen dafür, dass das Getriebe in Gang bleibt.

In unserer IKEA Familie wollen wir den Menschen im Mittelpunkt behalten, einander unterstützen. Wir haben alle unsere Rechte, aber auch unsere Pflichten. Freiheit mit Verantwortung. Unsere gemeinsame Initiative ist ausschlaggebend. Unsere Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen.

Nur wer schläft, macht keine Fehler. Fehler zu machen, ist das Privileg des Tatkräftigen, der fähig ist, Fehler zu korrigieren. Unsere Zielsetzung verlangt von uns, dass wir uns ständig darin üben, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, dass wir ständig gegen unsere Angst vor Fehlern ankämpfen. Die Angst vor Fehlern ist die Wiege der Bürokratie und der Feind jeder Entwicklung. Keine Entscheidung darf den Anspruch erheben, die einzig richtige zu sein. Es ist die Tatkraft hinter der Entscheidung, die über ihre Richtigkeit entscheidet. Es muss erlaubt sein, Fehler zu machen. Es ist immer der Mittelmäßige, der negativ ist; der Zeit darauf verwendet, zu beweisen, dass er keinen Fehler gemacht hat. Der Starke ist immer positiv und blickt nach vorne.

Es sind immer die positiven Menschen, die gewinnen. Sie machen stets andere und sich froh. Gewinnen heißt aber nicht, dass ein anderer verlieren muss. Die schönsten Siege sind diejenigen, bei denen es keine Verlierer gibt. Wenn jemand eines unserer Produkte kopiert, vermeiden wir einen Rechtstreit – denn ein Rechtstreit ist immer negativ. Stattdessen lösen wir das Problem, indem wir ein neues Produkt entwickeln, das noch besser ist. Nutze dein Privileg – dein Recht und deine Pflicht, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.

20 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 21© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

9Das meiste ist noch nicht getan.

Wunderbare Zukunft!Das Gefühl, etwas abgeschlossen zu haben, ist ein wirkungsvolles Schlafmittel. Ein Mensch, der in Rente geht und denkt, er habe alles getan, welkt schnell dahin. Ein Unternehmen, das sich am Ziel glaubt, stagniert schnell und verliert seine Lebenskraft.

Glück liegt nicht darin, sein Ziel erreicht zu haben – Glück ist, auf dem Weg zu sein. Unsere wunderbare Herausforderung ist es, gerade am Anfang zu stehen. In allen Bereichen. Nur indem wir uns ständig fragen, wie wir das, was wir heute tun, morgen besser machen können, kommen wir weiter. Positive Entdeckerfreude muss uns auch in Zukunft mit Leben erfüllen. Das Wort „unmöglich” ist und bleibt in unserem Wörterbuch gestrichen.

Mit dem Begriff „Erfahrung” müssen wir vorsichtig umgehen. „Erfahrung” ist ein Bremsklotz für jede Weiterentwicklung.

„Erfahrung” ist für viele Menschen die Entschuldigung dafür, nichts Neues auszuprobieren. Trotzdem ist es klug, sich manchmal auf Erfahrungen zu verlassen. Vertraue dabei aber möglichst auf deine eigenen Erfahrungen. Sie sind oft wertvoller als langwierige Nachforschungen.

Der Ehrgeiz, uns selbst als Menschen und als Mitarbeiter weiterzuentwickeln, muss weiter hochgehalten werden. Das Schlüsselwort ist Bescheidenheit. Bescheidenheit bedeutet bei unserer Arbeit und in unserer Freizeit so viel für uns, sie ist entscheidend für uns als Menschen. Bescheidenheit bedeutet nicht nur Rücksichtnahme und Respekt vor unseren Mitmenschen, sondern auch Freundlichkeit und Großzügigkeit. Willenskraft und Stärke ohne Bescheidenheit führen oft zu Konflikten. Verbunden mit Bescheidenheit sind Willenskraft und Stärke deine Geheimwaffe, um dich als Individuum und Mitmensch weiterzuentwickeln.

Denk daran, dass Zeit deine wichtigste Ressource ist. Du kannst so viel in zehn Minuten erreichen. Vergeudete zehn Minuten sind endgültig verloren. Du bekommst sie nie zurück. Zehn Minuten sind nicht nur dein Stundenlohn geteilt durch sechs. Diese zehn Minuten sind ein Stück von dir selbst. Unterteile dein Leben in Zehn-Minuten-Abschnitte und lass so wenige wie möglich sinnlos verstreichen.

Das meiste ist noch nicht getan. Lasst uns eine Gruppe von positiven Enthusiasten bleiben, die sich mit unerschütterlicher Hartnäckigkeit weigern, das Unmögliche, das Negative zu akzeptieren. Was wir wollen, das können wir, und wir werden es gemeinsam tun. Wunderbare Zukunft.

22 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 23© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Kleine ΙΚΕΑ® Wörterliste

24 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 25© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Worte– ein wichtiger Teil des IKEA Erbes

Mehr als in den meisten anderen Unternehmen haben bedeutungsvolle Worte und kurze Begriffe bei IKEA ein eigenes Leben mit einem eigenen Sinn entwickelt, der sich manchmal vom allgemeinen Verständnis unterscheidet. Die offensichtlichen Vorteile, die sich daraus für die interne Kommunikation und die gemeinsamen Wertungen ergeben, dürfen aber nicht die damit verbundenen Risiken verbergen.

Bei Außenstehenden aber auch neuen Mitarbeitern kann es leicht zu Missverständnissen kommen. Und in einer sich verändernden Welt können Worte Bedeutungen erlangen, die wir so nicht voraussehen konnten. Hoffentlich kann diese kleine Wörterliste einigen dieser Missverständnisse vorbeugen.

Ingvar Kamprad, im Februar 1996

BescheidenheitEin schönes, aber oft missbrauchtes Wort. Dabei handelt es sich in erster Linie um Respekt. Wir sind bescheiden gegenüber unseren Mitbewerbern, d. h. wir haben Respekt vor ihrem Können und wissen, dass wir besser sein müssen, um keine Marktanteile an sie zu verlieren. Wir respektieren unsere Kollegen und ihre Ansichten. Wir wissen, wie wichtig es ist, aktiv zuzuhören; und wir wissen auch, dass nur Siege ohne Verlierer wirklich Bestand haben. Wir haben Respekt vor unserer eigenen Arbeitsaufgabe: Sie ist umfassender, als man denkt und unser Erfolg ruht auf einem Fundament unspektakulärer Vorarbeit.

Den wenigsten Respekt vor anderen zeigt derjenige, der die Arbeit von Kollegen erschwert, z. B. indem man seinen Mitarbeitern notwendige Informationen vorenthält oder nicht mitteilt, wie und wo man zu erreichen ist.

Für uns bei IKEA ist es wichtig, bei all unserem Erfolg nicht unsere Bescheidenheit aus den Augen zu verlieren. Erfolg erzeugt immer Neid und wird so leicht zum größten Feind der Bescheidenheit. Wir sollten auch im Hinterkopf behalten, dass der Erfolg von heute leicht die Niederlage von morgen sein kann, wenn wir uns an der eigenen Tüchtigkeit berauschen und nicht sofort selbstkritisch weiterstreben. Wir müssen bereit sein, Kritik anzunehmen und umgehend auf sie zu reagieren. Wir müssen unseren Kunden, Lieferanten und anderen in unserer Umgebung zuhören. Freundlichkeit, Wertschätzung und Lob kosten nichts, sind aber immer eine gute Investition. Bescheidenheit bedeutet, für seine Fehler einzustehen und nicht andere dafür verantwortlich zu machen. Um Verzeihung bitten zu können, beweist Größe.

Bescheidenheit bedeutet jedoch nicht, sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Hast du etwas Wichtiges zu sagen, darfst du nicht schweigen. Bescheidenheit zeigt, wer seine Schwächen einsieht und sie auszugleichen versucht.

Bescheidenheit bedeutet auch nicht übertriebene Rücksichtnahme. Als Vorgesetzter einen Mitarbeiter unbeanstandet eine schlechte Arbeit machen zu lassen ist das Gegenteil von Bescheidenheit. Manchmal muss man Menschen drastisch die Wahrheit sagen.

Rücksichtnahme und Respekt, Freundlichkeit und Großzügigkeit, Ehrlichkeit, seine Fehler zugeben können, anderen zuhören – Beispiele für Eigenschaften, die wir bei IKEA fördern. Das verstehen wir unter dem Begriff Bescheidenheit.

26 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 27© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

WillensstärkeWillensstärke ist eine weitere Eigenschaft, die wir hoch schätzen. Bescheidenheit darf nie mit Nachgiebigkeit oder Trägheit verwechselt werden. Wir wissen, was wir wollen, und dieser Wille lässt sich nicht unterdrücken. Wir wollen eine Gemeinschaft bescheidener und willensstarker Enthusiasten sein, die einen einfachen und positiven Lebensstil schätzen die ihre Aufgaben erfüllen, wenn nicht 100%ig, dann aber doch annähernd so gut. Man kann später noch nachkorrigieren, wenn nicht die letzten 5% allzu teuer werden. Es gilt, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und den Mut zum Handeln zu haben.

Willensstärke bedeutet nicht, dass man immer seinen Willen bekommt. Zu versuchen, seinen eigenen Willen ohne Bescheidenheit durchzusetzen – d. h. ohne Respekt vor der Meinung anderer – führt nicht zum Ziel, sondern zu endlosen Diskussionen, Konfrontationen und ewig dauernden Sitzungen.Willensstärke bedeutet, sich zunächst auf gemeinsame Ziele zu einigen und dann keinerlei Mühen zu scheuen, diese auch wirklich zu erreichen.

EinfachheitEin kompliziertes Wort, da es gern missverstanden wird. Es hat nichts mit Rückwärtsgewandtheit zu tun, nichts mit der Vermeidung von Computern und moderner Technologie. Es geht auch nicht um geflickte Kleidung oder unaufgeräumte Büros. Nein, die Schlüsselworte für Einfachheit sind Effektivität, Vernunft und Intuition. Wenn wir Dinge intuitiv tun, vermeiden wir komplizierte Lösungen. Je weniger und kürzer Instruktionen und Regeln sind, desto leichter und natürlicher sind sie zu befolgen. Je einfacher die Erklärungen, desto leichter das Verständnis und damit die Ausführung. Vergiss nur nicht, dass keine Arbeitsaufgabe so „einfach” ist, dass sie überhaupt nicht erklärt werden müsste. Kein Mensch fühlt sich mit einer Arbeit wohl, deren Zweck er oder sie nicht versteht.

Computer zu vermeiden, ist nicht effektiv und hat daher nichts mit Einfachheit zu tun. Mit Kollegen zu sprechen, anstatt lange E-Mails zu verfassen, ist dagegen effektiv und einfach. Auf einen internen Brief mit einigen handgeschriebenen Zeilen zu antworten, spart eine Menge Zeit. Einfache Lösungen lassen sich effektiver durchführen.

Natürlich ist Einfachheit mit Kostenbewusstsein verwandt und damit für uns, die wir den niedrigen Preis in unsere Geschäftsidee eingeschrieben haben, wichtiger als für andere. Wir müssen dabei mit Bedacht vorgehen. Einfachheit muss immer im richtigen Zusammenhang gesehen werden. Ein Beispiel: 200 Menschen zu einem Vortrag mit schlecht vorbereiteten und unleserlichen Overhead-Folien einzuladen, spricht wohl kaum für Kostenbewusstsein.

Ein anderes Beispiel: Eine große und kostspielige Projektgruppe lässt sich meist durch die einfache Untersuchung einer einzelnen Person ersetzen.

Einfaches Auftreten, einfache Gewohnheiten und eine gesunde Abneigung gegenüber Statussymbolen sind Teile der IKEA Kultur. Wir dürfen aber nie vergessen, uns gegenseitig zu respektieren. Einige von uns tragen gern ungewöhnliche Kleidung. Andere mögen Sportautos oder Opernbesuche. Bei der Arbeit steht Kostenbewusstsein an erster Stelle. Im Privatleben respektieren wir das Recht eines jeden, seinen eigenen Weg zu wählen.

28 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 29© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Die vielen MenschenWir stehen auf der Seite der vielen Menschen, was mehr Verantwortung bedeutet, als man vielleicht im ersten Moment denken mag. Auf der Seite der vielen Menschen zu stehen, bedeutet, deren Interessen zu vertreten, und zwar mit oder gegen unsere eigenen kurzfristigen Interessen. Das bedeutet, kostenintensives Design zu eliminieren, auch wenn es sich gut verkauft. Sich zu weigern, in harter Währung an Konsumenten in Ländern mit nicht konvertierbarer Währung zu verkaufen – auch wenn unser Gewinn größer und unsere Probleme kleiner wären.

Ein Sortiment zu entwickeln und es ideenreich und sympathisch in allen unseren Einrichtungshäusern zu präsentieren, erfordert großes Wissen über die Hoffnungen und Wünsche der vielen Menschen. Das lernen wir am besten durch eigene Erfahrung und nicht als Touristen auf dem Zuschauerplatz mit umgehängter Kamera. Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist zum Beispiel eine Möglichkeit, Menschen näher zu kommen.

Zu einem besseren Alltag für die vielen Menschen beizutragen, bedeutet, dass auch alle mit einem kleinen Geldbeutel das Glück eines funktionalen und behaglichen Zuhauses erfahren sollen.

Mit begrenzten Mitteln auskommenDie Bewohner von Småland, der Geburtsstätte von IKEA, einer Provinz in Südschweden mit nur wenig Muttererde auf den steinigen Äckern, haben eine lange Tradition im „Mit-begrenzten-Mitteln-Auskommen“. Der Begriff ist abgeleitet aus dem schwedischen „lista sig“, was soviel bedeutet wie „klug, schlau sein“. „Ich drehe die Decke herum, dann kann ich sie noch eine Weile länger benutzen”, sagen sie in dieser Region. Oder auf IKEA bezogen: „Wenn ich das Lagerregal einen halben Meter absenke, brauche ich keinen Gabelstapler zu kaufen, sondern kann mit meinem alten Handheber auskommen.” Schlaue und sparsame Lösungen wie diese sind gute Beispiele für uns, die wir mit geringen Mitteln auskommen und auf nicht wirklich notwendige Investitionen verzichten wollen.

Intern verwenden wir diesen Begriff auch für Übergangslösungen, die aus unserem Talent entstehen, unerwartete Probleme heute und nicht erst morgen zu lösen. Zum Beispiel kommen wir auch vorläufig mit einem Vorhängeschloss aus, bis das bestehende Schließsystem installiert oder repariert ist etc.

30 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 31© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

ErfahrungEin gefährliches Wort, mit dem man umzugehen lernen muss. Es kann leicht zur Entschuldigung dafür werden, nichts Neues auszuprobieren. Vieles von dem, was wir heute tun, widersprach vor hundert Jahren aller Erfahrung. Viele der großen Entdeckungen wurden gemacht, weil sich Menschen aktiv dazu entschlossen, ihre bisherigen Erfahrungen außer Acht zu lassen – andere waren sogar das Ergebnis mangelnder Erfahrung.

Ohne persönliche Erfahrungen können wir jedoch nicht funktionieren. Positive und negative Lebenserfahrungen bilden die Grundlage für unser Handeln. Das gibt uns die Möglichkeit, die gesammelten positiven Erfahrungen zu nutzen und mit den negativen vorsichtig umzugehen. Ein einzelner Fehlschlag muss noch nicht bedeuten, dass die Idee falsch war.

Linie anders„Linie anders” bedeutet nicht, sich merkwürdig zu kleiden oder unnatürlich zu handeln, nur um sich von anderen zu unterscheiden. Konventionen infrage zu stellen, ist eine Sache; sich für schlechtere Lösungen zu entscheiden, eine andere. Unser „Anderssein” muss aber immer ein Ziel haben. Die Effektivität steigern, die Kosten senken. Sonst wird das Anderssein leicht zum Selbstzweck. Für die meisten Arbeitsabläufe gibt es bereits zufrieden stellende Lösungen, was uns aber nicht daran hindert, jede bestehende Herstellungsmethode und Technik infrage zu stellen und ständig nachzuhaken: Warum, warum nicht, gibt es Alternativen?

Es zu wagen, anders zu sein, ist eines der wichtigsten Kriterien für den Erfolg von IKEA. Mehrere herausragende Bestandteile unserer Geschäftsidee kamen auf diese Weise zustande. Hier einige Beispiele: Als andere Möbeleinzelhändler die Designs der Hersteller verkauften, begann IKEA, eigene Modelle zu entwerfen. Als der Möbelhandel Geschäfte in den Stadtzentren eröffnete, baute IKEA große Einrichtungshäuser in den Randbezirken. Andere ließen Tische bei Möbelfabrikanten herstellen, IKEA dagegen in Türenfabriken. Während andere fertig montierte Möbel verkaufen, lässt IKEA sie von den Kunden selbst zusammenbauen.

Mit unkonventionellen Ideen zu kommen und zu wagen, diese auch auszuprobieren, dazu ermutigen wir unsere Mitarbeiter. Dies muss natürlich unter kontrollierten Bedingungen im Rahmen unseres Konzepts geschehen und darf nicht als Entschuldigung für Unbedachtheit herhalten. Man muss das Rad nicht neu erfinden. Wir sagen immer: „nur wer schläft, macht keine Fehler“. Bei IKEA können wir immer neue und spannende Ideen im Rahmen unseres Konzepts ausprobieren.

32 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 33© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Sag niemals nieBeharrlich dranbleiben – nicht aufgeben. Wenn etwas schief geht, müssen wir es wieder und wieder versuchen, bis wir erreicht haben, was wir erreichen wollten. „Sag niemals nie“ ist unser Motto. In Småland nennen wir das „bli vé“ (sinngemäß = dranbleiben). Dies ist unser Ausdruck für positive Sturheit, für den festen Willen, das von uns gesetzte Ziel zu erreichen und nicht aufzugeben. Dies gilt nicht zuletzt für die Pionierarbeit, die wir in neuen Ländern oft leisten.

Auch können wir viele Dummheiten vermeiden und die Vergeudung unserer Ressourcen verhindern, wenn wir gewährleisten, dass wir keine Projekte starten dürfen, die wir nicht zu Ende führen können. Eine einmalige Einkaufsreise in ein neues Land oder ein Intensivkurs in einer Sprache, die man nicht regelmäßig anwendet, eine Maschineninvestition in einer Fabrik, in der es an Technikern fehlt. Dies alles sind Beispiele für die Verschwendung von Ressourcen, die man vermeiden kann, wenn man sich stets fragt: „Kann ich das zu Ende bringen?“ Natürlich bedeutet „Sag niemals nie“ nicht, nicht zu wissen, wann man aufhören muss. Es wimmelt nur so von Projekten, die wir schon vor langem hätten stoppen müssen. Wenn du aber kontinuierlich Ziele und Rahmenbedingungen überprüfst, wirst du schnell den Unterschied erkennen zwischen mühsamer, aber Erfolg versprechender Arbeit und solcher, die nur Schweißtropfen produziert.

Die Angst, Fehler zu machenDie Angst vor Fehlern ist die Wiege der Bürokratie und der Feind jeder Entwicklung. Wir müssen unserer Angst vor Fehlern entgegenarbeiten – es muss erlaubt sein Fehler zu machen. Wir müssen zu Eigeninitiative und Tatkraft ermutigen. Wir müssen jungen Mitarbeitern Verantwortung übertragen. Wir müssen Menschen ständig daran erinnern, dass nicht genutzte Möglichkeiten indirekte Kosten sind, die bedeutend höher sein können als die meisten direkten Kosten.

Dem Recht, Fehler zu machen, folgt aber auch die Pflicht, zu ändern und zu berichtigen. Wir versuchen nicht, schlechte Lösungen zu verteidigen. Wir verschwenden keine Zeit damit, zu erklären, warum etwas schief gegangen ist. Wir ändern und verbessern und, wenn es nötig ist, ändern wir noch einmal.

Das Recht, Fehler zu machen, gibt dir nicht das Recht, eine schlechte Arbeit zu leisten. Wenn wir etwas erreichen wollen, können wir nicht warten, bis wir absolut sicher sind, dass unser Handeln Erfolg haben wird. Doch gleichzeitig können wir keine Entscheidungen treffen, ohne über ein paar grundlegende Informationen zu verfügen. Wir machen keinen Pfusch und liefern keine halbfertigen Projekte ab.

34 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 35© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

StatusEin bedeutungsvolles und damit oft missverstandenes Wort. Wörtlich bedeutet es Stellung und gibt meistens die Position des Einzelnen im Verhältnis zu anderen an. Wir sagen, dass wir keinen Wert auf Statussymbole legen. Damit ist gemeint, dass die wichtigste Führungsqualität eines Vorgesetzten das gute Vorbild sein muss. Ein Computer auf dem Schreibtisch, der nur selten genutzt wird; ein Firmenhandy, wenn man fast immer am Arbeitsplatz sitzt; voluminöse Polstermöbel, wenn das Büro zu eng ist – dies sind Beispiele für eine Ressourcenverschwendung, die leicht außer Kontrolle geraten kann.

Wir sind ein Niedrigkosten-Unternehmen, und das muss auch sichtbar sein. Luxuriöse Dienstwagen, Erste-Klasse-Flugreisen, Direktionskantinen und Cheftoiletten sind Beispiele für Statussymbole, die wir hart arbeitenden Vorgesetzten nicht unbedingt missgönnen, die aber im Namen des guten Vorbilds schlecht zu unserem Niedrigpreisprofil passen. Das darf nicht missverstanden werden. Tüchtige Leute sollen bei IKEA belohnt werden. Es ist völlig in Ordnung, Mitarbeiter zu loben, die zum Erfolg unseres Unternehmens beitragen. Hier geht es aber um unsere Glaubwürdigkeit. Luxusdinge gehören genauso wenig zum Niedrigpreis-Unternehmen IKEA wie alle möglichen Titel zur unkonventionellen Organisation IKEA. Wir wollen gerne, dass unsere Schlüsselpersonen bekannt werden – aber durch Leistung und nicht wegen ihrer Visitenkarte.

The ΙΚΕΑ® WayUnser am häufigsten missbrauchter Begriff. Wenn man keinen Kritikpunkt vorzuweisen hat, kann man immer noch behaupten, die Sache sei nicht gemäß „The IKEA Way“. Was wir aber eigentlich mit „The IKEA Way“ meinen, ist die Summe aller unserer Werte – die Synthese aus allem, woran wir glauben. Es reicht nicht aus, nur festzustellen, eine Maßnahme sei nicht gemäß „The IKEA Way“. Man muss immer eine Erklärung bieten: Etwas ist nicht kostenbewusst, verschwendet Ressourcen, ist nicht im Interesse der vielen Menschen, zeigt keine Bescheidenheit, verrät Selbstzufriedenheit, hat keinen Preiszettel. Ohne Erklärung wird „The IKEA Way” zu einem nichtssagenden Begriff – verwendet von nichtsagenden Menschen.

36 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 37© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

BürokratieWörtlich: die Macht der Schreibtische. Ausdruck für schwerfällige, formalistische Verwaltung. Gibt es so etwas bei IKEA? Ja, darauf kannst du wetten. Verbringst du viel zu viel von deiner Arbeitszeit in Sitzungen? Versuchst du, wichtige Entscheidungen in Gruppen mit mehr als 10 Personen zu treffen? Hast du mehr als ca. 15 direkt unterstellte Mitarbeiter? Bekommst du tägliche Berichte, die du nicht am selben Tag lesen kannst? Gibt es Tage, an denen du keine Zeit hast, jemanden zurückzurufen, der dich in einer wichtigen Angelegenheit zu erreichen versuchte? – Ja, dann bist du selbst ein Teil des Problems, dann hast du aufgehört, dich gegen die ständig wachsende Bürokratie zu wehren.

Fang an, dich zu wehren! Denk daran, dass die Angst, Fehler zu machen, fehlende Entscheidungen, Untersuchungen, Projektgruppen und endlose Diskussionen nach sich zieht.

Halte es einfach – komplizierte Systeme und Regeln lähmen. Denk daran, dass Arbeitsgruppen, Berichte und Zusammenstellungen Kraft, Zeit und viel Geld kosten. Triff deine Entscheidungen in einem so kleinen Rahmen wie möglich. Denk daran, dass das kleine Team mit großer Entscheidungskraft der größte Feind der Bürokratie ist.

EhrlichkeitEhrliches IKEA! Vielleicht der schönste Begriff, den wir in der Kommunikation mit unseren Kunden geprägt haben. Allerdings auch ein Begriff, der zu einem gefährlichen Bumerang wird, wenn wir nicht wirklich leben, was wir behaupten, wenn wir nicht immer versuchen, alles, was wir von unseren Produkten wissen, auch mitzuteilen. Und zwar unabhängig davon, ob dies gut oder schlecht ist.

Im Umgang miteinander ist bei IKEA Ehrlichkeit wichtiger als alles andere. Wir müssen für eine aufrichtige und offene Kommunikation mit unseren Kollegen sorgen. Wir müssen unsere Meinung sagen können, ohne dabei Konsequenzen zu fürchten. Das ist aber keine Entschuldigung dafür, jemanden zu verletzen. Wir müssen die Menschen so akzeptieren, wie sie sind. Es ist unsere Pflicht allen unser Vertrauen zu zeigen und ständig alle darin zu bestärken, sich stark und tatkräftig zu fühlen.

Wir müssen ständig lernen, auf konstruktive Weise zu kritisieren. Keine Durchführung ist so schlecht, dass sie nicht auch positive Züge hätte. Es ist die Pflicht eines jeden Vorgesetzten, Arbeitsaufgaben zu begleiten und Kritik zu üben. Beginne immer mit dem, was gut geworden ist. Aber vergiss nie, auch das zu besprechen, was weniger geglückt ist. Das ist das innerste Wesen der Ehrlichkeit.

38 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 39© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Gesunder MenschenverstandGewöhne dich daran, Dinge infrage zu stellen! Nicht nur das bereits Bestehende, sondern insbesondere alles Neue. Es liegt in der Natur aller neuen Vorschläge, dass man von den Möglichkeiten begeistert ist, die Schwierigkeiten aber vergisst. Sieh zu, dass du zu denen gehörst, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen und das Machbare von Fantasien unterscheiden können.

Lerne, im Alltagsleben realistisch zu urteilen! Wie viele Besucher hat das Einrichtungshaus? Wie groß muss die Lagerfläche für diese Warenmenge sein? Erstelle eine Liste von Kennzahlen, von denen du ausgehen kannst! Wie hoch ist der Durchschnittspreis für einen Kubikmeter? Wie viel Quadratmeter Parkfläche benötigt ein Auto? Wie hoch sind die Durchschnittskosten für eine Zeitungsanzeige, alles eingerechnet? Lerne die Kennzahlen und nutze sie! Stelle infrage und frage nach dem Warum!

Lerne, deinen gesunden Menschenverstand zu nutzen. Lerne, nein zu sagen und Aktivitäten zu stoppen, die niemals hätten begonnen werden dürfen. Lerne, die Anzahl von Entscheidungen zu begrenzen, denn du weißt, dass zu viele Entscheidungen die Durchführung lähmen! Damit machst du dich sicher nicht beliebt, aber du wirst respektiert und erzielst Ergebnisse von Dauer.

KostenbewusstseinDies ist vielleicht der am leichtesten zu verstehende Begriff, da er direkt an unsere Geschäftsidee anknüpft. Der niedrige Preis ist als Voraussetzung für unseren Erfolg in der Geschäftsidee festgeschrieben. Ein niedriger Preis, gute Qualität und eine gute Gewinnspanne sind, wie alle verstehen, ohne niedrige Kosten unmöglich. Daher muss das Kostenbewusstsein unser gesamtes Tun durchdringen, fast bis zur Knauserigkeit. Dies zeigt sich unter anderem wie folgt: • Einfache, an eine kostengünstige Produktion angepasste Produkte.• Eine starke Ausrichtung auf den Einkaufspreis.• Einfache, preiswert gebaute Einrichtungshäuser in den Randbezirken.• Mit geringen Mitteln gute Ergebnisse erzielen.• Eine Ware oder Dienstleistung ohne Preiszettel ist immer falsch.• Preiswert reisen und übernachten.• Ein waches Auge auch auf die kleinen, unnötigen Ausgaben zu haben,

die schnell haushoch werden können.• Zeit ist Geld. Lerne, die Zeit effizient zu nutzen.

40 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 41© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007 Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste

Sich der Realität stellenWir haben gelernt, dass das Gefühl am Ziel zu sein, gefährlich ist. Dies führt leicht zu Stagnation und Niederlage. Wenn eine Sache fertig ist, steht stets gleich die nächste an. Die Gewissheit, immer unterwegs zu sein, immer gerade am Anfang von etwas Neuem und Spannendem zu stehen, lässt uns leichter aufs Neue Schwung nehmen. Natürlich sollen wir manchmal mit uns zufrieden sein. Aber nicht zu lange – denn sonst stirbt unsere Antriebskraft.

Die Angst vor Theorien und „Schreibtischprodukten” bedeutet, dass es für uns notwendig ist, uns so oft wie möglich der Realität zu stellen.

Wir wissen, dass eines der größten Probleme unserer Zeit die vielen Schreibtische sind und dass diese meist zu weit entfernt von der Wirklichkeit unserer Geschäftstätigkeit stehen. Für uns ist es wichtig, dass alle Entscheidungen in der Praxis durchgeführt werden und die Ausführenden Anerkennung erhalten. Die Muffelwochen bringen uns ebenfalls der Wirklichkeit näher. Direkte Berichte aus der Praxis überzeugen uns mehr als geschriebene Protokolle. Daher glauben wir an „management by walking around”, das jemand mit „management by running around” in die IKEA Sprache übersetzte. Das Interesse für Details ist eine wichtige Komponente im Anforderungsprofil eines IKEA Vorgesetzten. RETAIL IS DETAIL.

Verantwortung übertragen und übernehmen

In einem expandierenden Unternehmen gibt es keine Zeit oder Ressourcen, alle Verantwortungsbereiche exakt zu definieren oder voneinander abzugrenzen. Und es wird immer viele freie Stellen geben.

Der Wille, Verantwortung zu übertragen und zu übernehmen, muss immer stark ausgeprägt sein. Fehler zu machen, ist das Privileg des Tatkräftigen – denn der oder die ist auch fähig, diese auch wieder zu berichtigen.

Wir müssen öfter den Mut haben, Mitarbeiter bereits aufgrund ihres Potenzials zu befördern und nicht erst, wenn ihre Erfahrungen schriftlich dokumentiert sind. Menschen, die mutig sind und innerhalb eines weiten Rahmens Verantwortung übernehmen wollen, werden von uns unterstützt. Es gibt viele Beispiele von jungen Mitarbeitern, die Verantwortung übernommen und somit eine Position erreicht haben, was für sie in anderen Unternehmen niemals möglich gewesen wäre.

42 © Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007Das Testament eines Möbelhändlers. Kleine IKEA Wörterliste 43© Inter IKEA systems b.V. 1976 - 2007

Gemeinschaft und EnthusiasmusUnternehmen, in denen die Mitarbeiter ihre Arbeit lediglich als Broterwerb verstehen, haben Probleme. Kein Mensch kann sich wohl fühlen und eine gute Arbeit leisten, wenn er sich am Arbeitsplatz unwohl fühlt. Denn dort verbringen wir schließlich einen großen Teil unseres Tages. Sich geschätzt und motiviert zu fühlen ist die Voraussetzung für ein gutes Ergebnis.

Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass für einen Mitarbeiter nicht Gehalt, Arbeitszeit, Dienstwagen etc. am wichtigsten sind, sondern Kriterien wie interessante Arbeitsaufgaben, das Gefühl, dass die geleistete Arbeit von Vorgesetzten und Kollegen gleichermaßen geschätzt wird, die Gemeinschaft während der Arbeit und danach, die Zugehörigkeit zu einem erfolgreichen Team usw.

Wir haben untereinander Respekt vor unseren Leistungen und wissen, dass wir einander brauchen. Alle sind bereit, bei Bedarf zu helfen.

Das Bemühen um Gemeinschaft und Enthusiasmus bei der Arbeit ist ausschlaggebend für unseren Erfolg, denn es verschafft uns den entscheidenden Vorsprung gegenüber unseren Mitbewerbern: Dieses Bemühen lässt gute Mitarbeiter zu uns kommen und veranlasst unsere heutigen Mitarbeiter, dieses kleine Extra zu erbringen, das uns besser und erfolgreicher als unsere Mitbewerber macht. Es gibt viele Beispiele für diesen Enthusiasmus. Schau dir z. B. die Aufbauteams an oder die Leistungen bei der Eröffnung eines Einrichtungshauses, alle nächtlichen Einsätze für Statistiken und Rechenschaftsberichte, die Arbeit in den Lagern vor dem Weihnachtsrummel, die Einkäufer in fernen, fremden Ländern usw.

ErschIEnEn bEI InTEr IKEA sYsTEMs b.V.

2007

Das Testament eines Möbelhändlers

Eine kleine IKEA Wörterliste

Das IKEA Konzept stammt aus småland, einem Landstrich in südschweden. hier wurde der Gründer von IKEA, Ingvar Kamprad, geboren und hier erblickte das IKEA Konzept vor mehr als 60 Jahren das Licht der Welt.

Werte, normen und informelle regeln sind starke und ständig präsente Elemente, die bei den IKEA Mitarbeitern weltweit Identität, Zusammengehörigkeitsgefühl und stärke schaffen.

Ingvar Kamprad hat diese Elemente bereits 1976 beschrieben und in einem schriftstück zusammengefasst, das später als „Das Testament eines Möbelhändlers“ bekannt wurde. 1996 definierte Ingvar eine Reihe von Worten, die einen wichtigen Teil unseres Erbes darstellen. Er nannte diese Definitionen „Eine kleine IKEA Wörterliste“.

Jeder, der mit dem IKEA Konzept arbeitet, sollte diese Dokumente nicht nur kennen, sondern auch verstehen.

Ingvar Kamprad ist überzeugt, dass die bewahrung einer starken IKEA Kultur einer der entscheidendsten Faktoren auch für den stetigen Erfolg des IKEA Konzeptes in der Zukunft sein wird. Denn es geht um die Menschen!

© Inter IKEA system

s b.V. 2007. Produktionskosten EUr 0,80 pro stück. Artikel nr. 272611. DE