cyclopedia · 2011. 6. 24. · cyclopedia. MODERNES FAHRRAD-DESIGN Herausgegeben von Michael...
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MicHael eMbacHeR
Michael eMbacher
vorwort von paul sMith
fotografiert von Bernhard angerer
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MODERNES FAHRRAD-DESIGN
Herausgegeben von Michael EmbacherVorwort von Paul SmithFotografien von Bernhard AngererTexte von Michael Embacher,Michael Zappe und Martin Strubreiter
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006 Vorwort Paul Smith
008 Über die Faszination Fahrrad Michael Embacher
010 Geschichte in Geschichten Michael Zappe und Martin Strubreiter
014 VIAllE Vélastic FRANKREICH 1925
016 CyClES HIRONDEllE Rétro-Direct FRANKREICH um 1925
018 SCHulZ Funiculo FRANKREICH um 1937
020 HERCulES 2000 HK DEUTSCHLAND um 1958
022 MERVIl Mervilex FRANKREICH um 1949
024 GARIN FRANKREICH um 1952
026 AFA FRANKREICH 1954
028 CHARREl FRANKREICH um 1948
030 MERCIER Mecadural Pélissier FRANKREICH um 1950
034 RENé HERSE Diagonale FRANKREICH 1969
036 RENé HERSE Demontable FRANKREICH 1968
038 WINORA Take-off DEUTSCHLAND 1989
040 BRIDGESTONE Grandtech JAPAN 1986
042 DIAMANT Handy Bike DEUTSCHLAND 1993
044 BMW Super-Tech DEUTSCHLAND 1997
046 SuBARu 2WD Dual Power ÖSTERREICH/TAIWAN 1996
048 BREEZER Beamer USA um 1992
050 C-4 ITALIEN UM 1988
052 SCHAuFF Wall Street DEUTSCHLAND 1993
054 SlINGSHOT USA um 1991
056 CANNONDAlE F2000 USA um 2002
057 BIOMEGA MN01 DÄNEMARK um 2001
058 BIRIA unplugged TM-Design DEUTSCHLAND um 1998
062 lOTuS Sport 110 GROSSBRITANNIEN 1994
064 CINETICA Giotto ITALIEN 1990
066 KESTREl 200 SCi USA um 1993
067 INBIKE/TExTIMA DEUTSCHLAND/DDR um 1990
068 SCHAuFF Aero DEUTSCHLAND (WEST) 1980
070 PEKA Peka NIEDERLANDE um 1985
072 COlNAGO Carbitubo Pista ITALIEN um 1990
074 SABlIèRE FRANKREICH um 1988
078 MECACyClE Turbo Bonanza FRANKREICH um 1985
080 DIAMANT Ironman Slx BELGIEN 1992
082 BOB JACKSON Super legend GROSSBRITANNIEN 2002
084 BOB JACKSON Tricycle GROSSBRITANNIEN 1995
088 ONE OFF Moulton Special USA/GROSSBRITANNIEN 1991
092 AlEx MOulTON Speedsix GROSSBRITANNIEN um 1965
094 SøllING Pedersen DÄNEMARK 1978
096 WIlHElMINA PlAST Itera SCHWEDEN 1984
098 CAPO Elite ‘Eis’ ÖSTERREICH um 1966
100 RABENEICK WEST DEUTSCHLAND um 1955
102 WORlDSCAPE CO. lTD Aitelen Chainless TAIWAN um 1992
104 AlENAx TRB 250 TAIWAN um 1988
105 GEBRüDER HEIDEMANN High Touring Super 30 inch
DEUTSCHLAND um 1983
106 RAlEIGH Tourist GROSSBRITANNIEN um 1970
108 TRuSSARDI ITALIEN 1983
110 uMBERTO DEI Giubileo ITALIEN 1996
112 HERSKIND + HERSKIND Copenhagen DÄNEMARK um 1995
114 TuR MECCANICA Bi Bici ITALIEN um 1980
116 BuDDy BIKE Buddy Bike TAIWAN um 1988
118 HASE SPEZIAlRäDER Pino Tour DEUTSCHLAND 2010
120 SHORT-BIKE 3R DEUTSCHLAND 1996
122 SMITH & CO. long John DÄNEMARK 1983
124 SIRONVAl Sportplex FRANKREICH 1939
126 KöTHKE DEUTSCHLAND um 1948
128 lABOR Spéciale Course FRANKREICH 1922
130 CAMINADE Caminargent Bordeaux-Paris FRANKREICH 1937
134 W. & R. BAINES V.S. 37 GROSSBRITANNIEN um 1947
136 STEyR-DAIMlER-PuCH Vent Noir ÖSTERREICH 1978
inhalt
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138 SElECT Campionissimo ÖSTERREICH um 1978
140 ZEuS Zeus SPANIEN 1979
142 MASI Gran Criterium ITALIEN 1978
144 COlNAGO Brügelmann ITALIEN um 1979
146 RIGI Bici Corta ITALIEN um 1979
148 BERMA Professional ITALIEN um 1980
150 GAZEllE Champion Mondial NIEDERLANDE um 1981
152 C.B.T. ITAlIA Champions ITALIEN um 1985
154 3RENSHO Super Record Export JAPAN um 1984
156 KIRK Precision GROSSBRITANNIEN um 1988
158 EDDy MERCKx Corsa Extra BELGIEN 1990
160 ‘Messenger Bike’ ITALIEN um 1978
162 MERCIAN ‘Custom’ GROSSBRITANNIEN 2005
164 GT Vengeance Aero Mark Allen Edition USA 1998
166 AIRNIMAl Chameleon GROSSBRITANNIEN um 2005
168 DAHON Hammerhead 5.0 TAIWAN/USA um 2005
170 BIKE FRIDAy New World Tourist USA 1998
172 SKOOT INTERNATIONAl lTD Skoot GROSSBRITANNIEN 2001
174 T&C Pocket Bici ITALIEN um 1963
176 KATAKuRA Silk Porta Cycle JAPAN um 1964
177 le Petit Bi FRANKREICH um 1937
180 BSA Paratrooper GROSSBRITANNIEN um 1940
182 ‘Inconnu’ FRANKREICH um 1950
184 DuEMIlA Duemila ITALIEN um 1968
186 BICKERTON Portable GROSSBRITANNIEN um 1971
188 STRIDA lTD Strida 1 GROSSBRITANNIEN 1988
190 ElETTROMONTAGGI SRl Zoombike ITALIEN/DEUTSCHLAND um 1994
192 SACHS Tango NIEDERLANDE 2000
194 RIESE & MüllER Birdy 10th DEUTSCHLAND 2005
195 BROMPTON Titanium S2l-x GROSSBRITANNIEN 2009
196 PACIFIC CyClES iF Mode TAIWAN 2009
198 MFA ‘lambretta’ FRANKREICH um 1960
200 DuSIKA Dusika ÖSTERREICH um 1960
201 CARNIEllI Graziella leopard Tipo Cross ITALIEN um 1976
202 CyClES GITANE ‘Enfant’ & Profil Aero TT FRANKREICH 1982, 1981
204 CINEllI laser ITALIEN um 1985
208 CORIMA Cougar FRANKREICH 1991
210 BIANCHI C-4 Project ITALIEN um 1988
214 Glossar
216 Statistik
218 Index
FAHRRADTYPEN
Lastenräder 120, 123
Kuriositäten 14, 16, 22, 24, 26, 42, 46, 54, 57, 58, 78, 80, 84, 88, 94, 96,
98, 100, 102, 104, 105, 114, 116, 120, 122, 124, 134, 146,
156, 168, 172, 174, 180, 182, 188, 190, 200
Falträder 36, 38, 40, 42, 44, 54, 108, 118, 130, 166, 170, 172, 174,
176, 177, 180, 182, 184, 186, 188, 190, 192, 194, 195, 196
Kinderräder 198, 200, 201, 202
Mountainbikes 44, 46, 48, 50, 54
Rennräder 38, 44, 62, 64, 66, 67, 68, 70, 72, 74, 78, 80, 82, 84, 88, 92,
96, 126, 128, 130, 134, 140, 142, 146, 148, 150, 152, 154,
156, 158, 164, 166, 170, 194, 202, 204, 208, 210
Singlespeed 67, 68, 70, 72, 98, 100, 126, 160, 162, 208
Tandem 114, 116, 118, 126
Tourenräder 16, 18, 22, 24, 26, 28, 30, 34, 36, 40, 82, 92, 118, 124, 136,
138, 144, 168, 170
Stadträder 14, 20, 52, 56, 57, 58, 94, 102, 104, 105, 106, 108, 110, 112,
160, 162, 172, 176, 177, 182, 184, 186, 188, 192, 195, 196
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006
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vorwort
Im Alter von elf Jahren veränderte sich plötzlich meine Welt: Aus dem schnöden Dasein eines Schuljungen tauchte ich in die abenteuerliche, unendliche Welt des Fahrrads ein.
Damals schenkten mir meine Eltern zum Geburtstag ein blassblaues Paramount-Rennrad. Es war zwar gebraucht, jedoch in einem perfekten Zustand. Der Vorbesitzer, ein Freund meines Vaters, bot mir an, dem lokalen Fahrradverein beizutreten, bei dem er selbst Mitglied war. Er er-zählte, dass der Verein jeden Sonntag Ausfahrten auf das englische land unternähme, und ich entschloss mich, das Angebot anzunehmen.
Für mich öffnete sich dadurch das Bewusstsein für die Freiheit, die einem das Radfahren verleiht, wenn einem der Fahrtwind ins Gesicht bläst, das Abrollgeräusch der Reifen in den Ohren rauscht und einen das wunder-bare Gefühl des Erfolgs nach stundenlanger Ausfahrt packt.
Abgestellt wurde mein Fahrrad stets in meinem Zimmer – sehr zum leidwesen meiner Mutter –, dies jedoch immer in sauberem Zustand, denn auch an regnerischen Tagen befreite ich es unverzüglich von Schmutz und Nässe, sobald ich zu Hause war.
Stundenlang saß ich auf meinem Bett, um Farbe, Form oder die tech-nischen Raffinessen meines Fahrrads zu bewundern. Im Grunde fand ich einfach alles an meinem Fahrrad äußerst reizvoll.
Mit zwölf Jahren startete ich in der Rennradklasse für Schuljungen, später fuhr ich bei den Junioren mit. Meine beste Platzierung war der 6. Platz bei einem Straßenrennen – gewonnen habe ich nie.
Meine Karriere als Rennfahrer wurde im Alter von 17 Jahren durch ei-nen schweren unfall, dem ein monatelanger Krankenhausaufenthalt folgte, jedoch jäh beendet.
Nachdem die Folgen dieses unfalls verheilt waren, traf ich mich mit Freunden aus meiner Krankenhauszeit in einem örtlichen Pub – zufällig der Treffpunkt der kreativen Studenten der Kunsthochschule, die Mode, Archi-tektur, Fotografie, Kunst oder Grafikdesign studierten. Die Begegnung mit diesen Studenten veränderte mein leben: Mein Interesse für Design war geweckt, und der Rest ist Geschichte. Bis heute bin ich als passionierter Hobbyfahrer selbst oft und gern auf dem Rad unterwegs.
Ich kann die leidenschaft von Michael Embacher für das Fahrrad daher absolut nachempfinden. Was für eine Sammlung – einfach phantastisch! All die Formen, Größen und die wunderbare Qualität der Räder. Da gibt es das unglaubliche Gazelle Champion Mondial, welches mich, obwohl in den späten 1970ern produziert, an das Design meines ersten eigenen Fahr-rads erinnert. Eindrucksvoll ist auch das ultra-moderne Hightech-Fahrrad Schauff Wallstreet sowie das Sablière mit seinen elegant geschwungenen Aluminiumrohren.
Man muss dieses Buch lesen und dabei die Bilder auf sich wirken lassen, denn Worte allein können unmöglich diese grandiosen Fahrräder beschreiben.
Paul Smith
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08008
ÜBer die Faszination Fahrrad
Das Fahrrad ist zweifellos auf vielen Ebenen ein sehr sinnliches Produkt. Wahrscheinlich können auch Sie sich daran erinnern, wann Sie Ihr erstes Rad bekommen haben, wann die Stützräder abmontiert wurden, und Sie wissen noch von Ihrem kapitalsten Sturz. Immerhin ist Radfahren für viele Kinder die erste Möglichkeit, den eigenen Aktionsradius auszudehnen und sich von den Eltern zu entfernen, um sich auf das Abenteuer einer größer geworde-nen Welt einzulassen.
Fahrradfahren bedeutet vor allem aber auch Spaß, gleich in welchem Al ter man es betreibt: Spaß, den Fahrtwind zu spüren oder die übersetzung der ei-ge nen Kraft in eine wohl dosierbare Fortbewegung, dem Autostau der Stadt zu entkommen, einen Ausflug mit der Familie zu unternehmen oder auf einem zugefrorenen See mit dem Eisfahrrad1 dem Horizont entgegen zu fliegen.
Das bescheidene Produkt Fahrrad bewegt Massen, erfüllt ganze Nationen mit Stolz und verhilft Medien zu wahren Reichweiten-Hypes. Man denke nur an berühmte Fahrradrennen wie die Tour de France oder den Giro d’Italia: Tausende pilgern zu den Rennstrecken, Millionen zittern zu Hause vor den Bildschirmen.
Es erscheint ganz unerheblich, aus welcher Perspektive man sich dem Thema Fahrrad nähert – ob als Fahrer, Zuschauer oder Sammler, ob als Design-liebhaber, handwerklich begabter Do-it-yourself-Enthusiast oder gar als professioneller Konstrukteur: Das Fahrrad findet auf vielfältige Weise seine begeisterten Fans. Im Jahr 2007 erschien im deutschen Zeit Magazin ein ausführliches Interview mit dem Verwaltungsvorsitzenden von Ferrari, luca Cordero di Montezemolo, in dem dieser auf die abschließende Frage des Interviewers, was er in der Freizeit am liebsten fahre, antwortete: “Ich fahre Fahrrad.”
Selbstverständlich darf das Fahrrad auch aufgrund seiner positiven, umweltverträglichen Auswirkungen gefeiert werden. Immerhin repräsentiert es perfekt unseren Anspruch an einen nachhaltigen umgang mit unserem Planeten.
So ist das Fahrrad unumstritten das effizienteste Fortbewegungsmittel, das ausschließlich mit menschlicher Energie betrieben wird. Als exempla-risch ökologisches Produkt und Verkehrsmittel braucht es praktisch keinen
Parkplatz, verursacht keine Abgase und keinen Stau und ist angesichts seiner Wendigkeit und Kleinheit der smarte Hero im täglich sich wiederholenden Verkehrschaos urbaner Ballungszentren.
Gleichzeitig kommt es dem Gesundheitsanspruch unserer Zeit entgegen und ist der perfekte Protagonist jedes Fitnessgedankens, dessen Vorzüge man sich ganz einfach zu eigen machen kann, ganz egal ob auf der Straße oder im Fitnessstudio.
Gerade wegen dieser positiven Effekte auf die Gemeinschaft und seines wohltuenden Beitrags zum täglichen leben ist es mir ein persönliches An-liegen, dass in möglichst vielen Städten der Welt das Verkehrsmittel Fahrrad wieder ein selbstverständlicher Teil des Stadtbildes wird.
Die Faszination liegt in der Einfachheit der Idee – die übersetzung mensch -licher Energie in ein Maximum an Mobilität – und in der umsetzung dieser Idee in dreidimensionales Design. Obwohl das Konzept seit mehr als einem Jahrhundert existiert und es in dieser Zeit immerwährenden Veränderungen unterworfen war, sind die konstruktiven Prinzipien unverändert geblieben.
Das Fahrrad ist gestalterisch eine der kompromisslosesten Konstruktio-nen, die ich kenne: Es muss leicht sein, weil seine Fahrer das Eigengewicht der Konstruktion immer mit antreiben muss, gleichzeitig muss es aber auch eine große Stabilität gewährleisten, denn jede Instabilität bedeutet einen Mangel an Effizienz.
Obwohl beim Fahren enorme Kräfte wirken, sind Fahrräder in den meis-ten Fällen äußerst grazile und elegante Konstruktionen. Fahrrad-Designer auf der ganzen Welt investieren, oftmals mit hohem persönlichen Engagement, unzählige Stunden, um mit ihrem Geschick und ihrer Begabung das Produkt Fahrrad zu perfektionieren.
Die hier vorliegende Auswahl folgt keinem kategorisierenden, chronolo-gischen oder gar auf Vollständigkeit basierenden Konzept. Stattdessen zeigt sie ein breites Spektrum von dem, was ein Fahrrad sein kann und welche Geschichten jedes Modell zu erzählen weiß.2, 3, 4, 5
Die spielerischen, experimentellen und kreativen Elemente eines Fahr- rads sind dabei ebenso wichtig wie jene Rolle, die es in der Geschichte ge-spielt hat, oder die jeweiligen Fahrer, die es benutzt haben.
“Wenn du niedergeschlagen bist, wenn dir die Tage immer dunkler vorkommen, wenn dir die Arbeit nur noch monoton erscheint, wenn es dir fast sinnlos erscheint, überhaupt noch zu hoffen, dann setz dich einfach aufs Fahrrad, um die Straße herunterzujagen, ohne Gedanken an irgendetwas außer deinen wilden Ritt.”Arthur Conan Doyle, Scientific American Magazine, 18.01.1896
1 CAPO Elite ‘Eis’, Seite 98
2 ONE OFF Moulton Special, Seite 88
3 CINEllI laser, Seite 204
4 GARIN, Seite 24
5 ‘Inconnu’, Seite 182
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Das Buch kann natürlich nur einen kleinen Einblick in meine große Sammlung unterschiedlichster Fahrräder gewähren. Die Auswahl beinhaltet unter anderem Rennräder mit besonders feinen Details, Falträder mit auf-fällig klugen Mechanismen oder solche, die besonders grandios scheiterten, Reiseräder in besonders liebevoller Ausführung, auch wenn sie durch ihren Anblick deutlich besser zu überzeugen wissen als durch ihre Fahreigenschaf-ten, Bahnräder, frei von Bremsen und reduziert auf den reinen Speed, und nicht zuletzt einfach besondere Fahrräder, die schlicht nirgends einzuordnen sind.
Alle gezeigten Räder sind komplett fahrtüchtig: Jedes einzelne habe ich getestet, sei es bei einer kleinen Probefahrt auf dem Dachboden oder bei größeren Ausfahrten in meinem Baustellenalltag als Architekt. Die Möglich-keit, die teilweise skurrilen Geräte benutzen zu können und in ihrer unter-schiedlichkeit als lustvollen Teil der Alltagskultur zu erleben, bedeutet für mich großen luxus.
Cyclopedia lädt Sie ein, die Begeisterung für das Fahrrad mit mir zu teilen und einen Einblick in eine sehr persönlichen leidenschaft zu bekom-men. Wenn das Buch auch nur mit einem der vorgestellten Räder beim leser ein größeres Interesse für Fahrräder entstehen lässt, wenn es nur ein wenig vom persönlichen Engagement zahlloser Konstrukteure, Designer und Individualisten vermitteln kann, das diese in jedes noch so kleine Bauteil und Detail gesteckt haben, und wenn es die Freude ausdrücken kann, die das Fahrradfahren dem Radfahrer (ob Alltagsfahrer oder Radsportheld) bereitet, haben wir unser Ziel erreicht.
Michael Embacher
Ausstellung zum Thema Fahrrad-Design, 2006
Michael Embacher inmitten der Sammlung Embacher
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010010
Geschichte in Geschichten
Wir wollen die Frage, welche Nation das Fahrrad erfunden hat, diploma-tisch umschiffen, einen Maulwurfshügel erklimmen und verkünden: Das Fahrrad wurde praktisch in vielen ländern parallel ausgeheckt, verfeinert und vervollständigt. Die Diskussion, wie ein Fahrrad auszusehen habe, was es ausmacht und was eben nicht, war lang und heftig, und eigentlich war sie schon vor rund 100 Jahren abgeschlossen. Seither werden die Ideen quasi nur noch verfeinert, was aber erstaunlich gut gelingt. Denn Innova-tionen kamen immer von Konstrukteuren, die selbst begeisterte Radfahrer waren, nicht aber von Technikern, die mit dem Auto zur Arbeit fahren und als Außenstehende vorne dabei sein wollten.
Nicht erfunden wurde das Fahrrad jedenfalls von leonardo da Vinci: Die ihm zugeschriebenen Zeichnungen wurden mittlerweile als Fälschun-gen entlarvt und stammen sicher nicht aus dem 15. Jahrhundert. Ebenso wenig erfunden hat das Fahrrad der Comte de Sivrac, daher konnte er es auch nicht 1791 in Paris vorstellen. Wenn wir einen Erfinder festmachen wollen, dann am ehesten die Hungersnot. Die war 1816/1817 nach einem Klima verändernden Vulkanausbruch heftig, und vor die Wahl gestellt, die letzten Pferde für Transportaufgaben heranzuziehen oder aufzuessen, entschieden sich die Menschen fürs Essen. Damit waren die Transport-probleme allerdings noch nicht gelöst, und so fertigte Karl Drais seine laufmaschine, auf der sich der Mensch sitzend fortbewegen konnte. Man konnte damit zwar lenken, jedoch nicht bremsen, weshalb die laufma-schine in Deutschland eher belächelt wurde. In anderen ländern, in denen Freiherr von Drais seine Erfindung präsentierte, war der Erfolg um Nuan-cen größer, dennoch konnte er dem klassischen Er finderschicksal nicht davonfahren: Drais starb 1851 verarmt, das erste Drais-Denkmal wurde erst 1893 enthüllt.
Kein Fuß am Boden: die TretkurbelDas Mitlaufen als Antrieb funktioniert bei Familie Feuerstein perfekt, außerhalb des Zeichentrickfilms aber waren neue Ideen praktischer: Als Erfinder der Tretkurbel gilt heute Pierre Michaux (1813–1883), auch wenn der Schweinfurter Instrumentenbauer Philipp Moritz Fischer dieselbe Idee zum ähnlichen Zeitpunkt auf die holprigen Straßen brachte. Diese ersten Tretkurbeln waren starr mit dem Vorderrad verbunden, es gab keine Kette, und wer beim Treten den lenker zu lasch hielt, fuhr Schlangenlinien.
Pierre Michaux präsentierte seine Michauline bei der Pariser Weltaus-stellung 1867, und diesmal kam auch der Erfolg: Jene, die es sich leisten konnten, hatten ein neues Spielzeug gefunden, und die ersten Velociped-Vereine wurden gegründet.
Roll over Holz: Stahl und GummiDie ersten Velocipede waren schwer und aus Holz, lediglich ihre Reifen wurden aus Eisen gefertigt. In England und den uSA wurden sie daher als “Boneshaker” (Knochenschüttler) zärtlich zerzaust, doch der Fortschritt brachte Abhilfe: James Starley (1830–1881) aus Coventry sah die lösung in der Stahlindustrie, und so entstanden Stahlrahmen, -felgen und -spei-chen, zarte Anfänge von leichtbau. Für den Komfort war die Kautschuk-industrie zuständig, zunächst durch die Erfindung von Vollgummi reifen (schwer, aber pannensicher). 1888 entwickelte John Boyd Dunlop den luftreifen (und damit die Reifenpanne, mit der wir heute aber schon recht gut umgehen können).
Hoch die Räder (zumindest vorne)Durch die neuen Materialien konnten die starr angetriebenen Vorder-räder deutlich größer hergestellt werden, und mit größeren Vorderrädern nahmen auch die Geschwindigkeiten zu: Immerhin bedeutete eine Kurbel-umdrehung genau eine umdrehung des Rades. Von übersetzungen war noch keine Rede, 20 bis 25 km/h waren plötzlich möglich. Die Vorderräder wuchsen bis 150 Zentimeter im Durchmesser, im Gegenzug wurden die Hinterräder kleiner und zu reinen Stützrädern degradiert. So bog um 1880 das Hochrad um die Ecke.
Eine höchst lückenhafte Historie des Fahrrads in ausgewählten Episoden
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1 BIOMEGA MN01, Seite 57
2 CyClES HIRONDEllE Rétro-Direct, Seite 16
3 AlEx MOulTON Speedsix, Seite 92
4 GAZEllE CHAMPION Mondial, Seite 150
5 lABOR Spéciale Course, Seite 128
lABOR Spéciale Course
Tiefer sitzend hoch hinaus: das SafetySchon das Aufsteigen aufs Hochrad war schwierig (wer ans Besteigen einer leiter denkt, liegt nicht ganz falsch), noch diffiziler aber war das Absteigen – besonders, wenn plötzlich unvorhergesehenes im Weg stand. Wer heute noch ernsthaft Hochrad fährt, findet sich schnell auf einem Autodach liegend wieder, und auch wenn in den 1880er Jahren wohl kaum Autodächer anzutreffen waren: Jedes Hindernis vor dem Vorderrad war Rohmaterial für einen Kopfsturz. Da brachten auch skurrile Erfindun-gen wie der Sicherheitslenker (er löste sich bei einem Sturz und köpfelte mit dem Radfahrer zu Boden) kaum Abhilfe.
Erst der Kettenantrieb brachte Schwung in das Hinterrad, über wel-ches das Zweirad von nun an angetrieben wurde, beide Räder wurden all mählich gleich groß, und der Radfahrer saß wieder bodennah. 1895 war das Hochrad per Evolution zum Auslaufmodell degradiert worden, wäh-rend das Niederrad (auch “Safety” genannt) in die Zukunft fuhr – vorerst als Sportgerät und Spielzeug der Reichen.
Die allgemeine Akzeptanz wollte noch errungen werden, beispiels-weise durch sportliche Erfolge, und der Konkurrent auf der Straße war noch immer das Pferd. Dieses wurde bei der Fernfahrt Wien–Berlin, immerhin 580 Kilometer lang, am 29./30. Juni 1893 endgültig besiegt: Joseph Fischer radelte die Strecke, für die Graf Starhemberg ein Jahr zuvor mit dem Pferd noch 71 Stunden und 35 Minuten gebraucht hatte, in nur 31 Stunden. Konkurrenz durch das Auto war übrigens noch lange nicht in Sicht: Noch im Jahr 1900 brauchte ein Bollée-Wagen von Wien nach Berlin 26 Stunden.
Hose statt Rock: die Frau und das FahrradNoch saßen die Männer alleine auf dem Fahrrad. Ende des 19. Jahrhun-derts waren die Moralvorstellungen noch eher einfach gestrickt, und ein Fahrrad hat naturgemäß wenig ähnlichkeit mit einem Herd. 1891 verglich ein Bischof das Radfahren bei Frauen mit dem Reiten eines Besenstiels, und ärzte, die offenbar niemals selbst auf einem Fahrrad gesessen hat-ten, rieten Frauen aus “medizinischen Gründen” vom Radeln ab. Wollten
Frauen also Fahrrad fahren, dann als Männer getarnt, oder sie griffen zum Dreirad, das sie auch mit weiten Röcken bedienen konnten.
Erst langsam trauten sich Frauen auch auf Hoch- und Niederräder, wo bei die Kleiderfrage nicht allzu schwierig zu lösen war: Der Hosenrock – das Tragen echter Hosen war für Frauen noch in weiter Ferne – wahrte den Schein, war aber mit dem Radfahren kompatibel. Mit der neu errun-genen Freiheit verzichteten immer mehr mutige Radlerinnen auch auf das Korsett: Freiheit und Emanzipation bekamen langsam buchstäblich luft zum Atmen.
Aufwärts: die SchaltungAls erste Kettenschaltung gilt die “Gradient”, ungefähr 1895 in Groß-britannien erdacht. Bald danach kamen die Nabenschaltungen – jene von Sturmey-Archer waren über Jahrzehnte britisches Kulturgut –, heute allerdings führt eine deutsche Schaltnabe in ihrer Nische: die Rohloff Speedhub 500/14 mit 14 Gängen.1
Die Entwicklung der Kettenschaltung fand ab rund 1910 eher in Frankreich statt, der Dialog zwischen den verschiedenen Systemen war heftig und nicht frei von Skurrilitäten.2 Die erste Parallelogramm-Schaltung in Großserie kam dennoch aus Italien. Tullio Campagnolo hatte gut bei den ersten Vorreitern abgeschaut: Seine “Gran Sport”-Schaltung3 wurde ab 1950 zur Messlatte, preislich lag sie jedoch weit darüber. Mit zahlreichen Verfeinerungen (Aluminium statt Stahl und unzählige Detail-änderungen) wurde sie als Modell “Nuovo Record” bis Mitte der 1980er Jahre verkauft.4
Die ersten Schaltungen wurden übrigens eher von den Tourenfahrern geliebt, den Rennfahrern galten sie als unsportliche Verwässerung der rei-nen lehre.5 Bei der Tour de France waren Schaltungen erst ab 1937 erlaubt.
Das neue Reisen: Randonneur-Räder und die besten KonstrukteureRadrennen waren im frühen 20. Jahrhundert reiner luxus: Das Fahrrad diente im Alltag und auf Reisen. Mit dem Fahrrad konnte auch abseits der Schienen gefahren werden, es verbrauchte im Gegensatz zum Pferd keinen
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012012
6 CHARREl, Seite 28
7 W. & R. BAINES V.S. 37, Seite 134
8 BOB JACKSON Super legend, Seite 82
9 BOB JACKSON Tricycle, Seite 84
W. & R. BAINES V.S. 37 BOB JACKSON Super legend
Hafer, und es kam hinten auch nichts heraus, was einmal Hafer gewesen war und jetzt anders roch.
Die meisten Fahrradtouristen (Cyclotouristes) fuhren in Frankreich, also waren dort auch die ersten Praxistests nötig: 1901 wurden Brem-sen in den Bergen getestet (schockierendes Ergebnis: die meisten waren völlig überfordert!), schon 1913 wurden Schaltungen erprobt, und in den 1930er Jahren hatten sich die Tests zu großen Konstrukteurswett-bewerben ausgewachsen. Die besten Rahmenbauer wollten das leich-teste, robusteste, schnellste Reiserad an den Start bringen: Die feinsten Randonneur-Räder waren nur rund sieben Kilogramm schwer, es gab acht bis 15 Gänge mit zwei oder drei Kettenblättern vorne (deren Größen-unterschied die heutigen Compact-Kurbeln vorwegnahm), Aluminium war bei Bremsen, Tretkurbeln, lichtanlage, Kotflügeln, lenkern, Vorbauten und Pedalen bald Standard, ebenso wie die Erfolge. Konstrukteure wie Paul Charrel6, Jo Routens oder lionel Brans wurden rasch für die Qualität ihrer Räder bekannt, und René Herse und Alex Singer waren am berühmtesten. Sie fertigten nicht nur die schönsten Rahmen mit Anlötteilen, sondern ganze Räder, und alles war aufeinander abgestimmt.
Kind der Kälte: Campagnolos SchnellspannerVor den Randonneurs-Bewerben sprenkelten schon einfache Methoden die Geschichte des Gangwechsels, und die einfachste war die Wendenabe: Ein zweiter, größerer Zahnkranz wurde links an der Hinterradnabe befes-tigt – und am Fuße des Berges wurde das Hinterrad einfach umgedreht.5, 7
Damit dafür kein Schraubenschlüssel nötig war, wurden Flügelmuttern erfunden, die sich bis zum 11. November 1927 tadellos bewährten. Doch dann fuhr Tullio Campagnolo bei einem Radrennen auf den Croce d’Aune, einen Pass in den Dolomiten, und im Schneetreiben waren seine Finger am Gipfel schlicht zu klamm, um die Flügelmuttern lösen zu können.
Er schwor – nicht zuletzt sich selbst –, dieses Problem mit einer Er fin -dung zu beseitigen. 1930 erhielt er das Patent für den Schnell spanner, 1933 gründete er seine Firma, 1940 wurde der erste Mitarbeiter eingestellt.
Kein Scherz: Funny FramesErstaunlicherweise hatten die Briten, traditionell liebenswert schrullig, nie die Idee, den Fahrradantrieb links zu montieren. Aber sie konstruierten ab den 1930er Jahren erfrischende Alternativen zum Diamant-Rahmen – und jede Firma konnte perfekt erklären, warum ihrer Erfindung die Zukunft des Rahmenbaus gehören würde.
Hetchins mit den gekurvten Hinterbaustreben (Curly oder Vibrant Stays)8 oder Bates mit der doppelt gebogenen Gabel (Diadrant Fork) und den mittig verdickten Rohren (Cantiflex Tubes) blieben nah am Diamant-rahmen, während beispielsweise Baines mit dem Flying Gate7, Waller mit dem Kingsbury oder Paris mit dem Galibier mittels radikal neuer Formen die Fahrradgeschichte rechts überholen wollten.
Das überholmanöver gelang jedoch zuerst beim Preis: Viele dieser Funny Frames waren teuer in der Fertigung. Damit kamen sie für einen Massenhersteller nicht in Frage, nur die kleinen Manufakturen konnten sie anbieten. Meistens sollten diese Konstruktionen den Rahmen leichter und steifer machen, hauptsächlich aber wirkten sie im Kopf, und der steht beim Radfahren direkt mit den Beinen in Verbindung. Die Blütezeit der Funny Frames kam nach dem Zweiten Weltkrieg: Da drängten viele kleine Fahrradhersteller in den Markt, um am Fahrradboom teilhaben zu kön-nen, und ein extravagantes Rahmendesign sollte die Kunden überzeugen. Tatsächlich überlebten nur jene Rahmen, die mit wenig Mehraufwand zu löten waren: Bates und Hetchins.8, 9
Krieg und Kofferraum: das Faltradlangsam hatte sich die Stellung des Fahrrads in der Gesellschaft verän-dert. In den ganz frühen Jahren stiegen nur die Reichen auf. Als dann die ersten Automobile um die Ecke bogen, hatte der Adel ein neues Spielzeug gefunden. langsam wurden gebrauchte Fahrräder bezahlbar, mit der Zeit auch die fabrikneuen, Arbeiter-Sportvereine wurden gegründet, und bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg war das Fahrrad, was heute das Auto bedeutet: das Verkehrsmittel der Massen.
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10 BSA Paratrooper, Seite 180
11 KATAKuRA Silk Porta Cycle, Seite 176
12 T&C Pocket Bici, Seite 174
13 BICKERTON Portable, Seite 186
14 Duemila Duemila, Seite 184
15 ONE OFF Moulton Special, Seite 88
16 BREEZER Beamer, Seite 48
17 GT Vengeance Aero, Seite164
18 lOTuS Sport 110, Seite 62
19 C-4, Seite 50
20 CINETICA Giotto, Seite 64
lOTuS Sport 110T&C Pocket Bici
Auffallend wenig hatte das Militär mit dem Fahrrad zu tun, aber völlig unmilitärisch verlief auch diese Karriere nicht10: Schon im deutsch-französischen Krieg 1870/1871 wurde es im Kurierdienst genutzt, später wurden auch kämpfende Einheiten per Fahrrad mobil – oder aber in der Mobilität behindert, wenn das Rad gerade nicht benötigt wurde. So wurde Ende des 19. Jahrhunderts das Faltrad erfunden, und 1910 kam mit dem “Kolibri” das erste Faltrad mit kleinen 20-Zoll-laufrädern auf den Markt. Es war besonders für Soldaten und, ziviler, für Jäger gedacht.
Wirklich beliebt wurden Falträder allerdings erst zu Zeiten der Voll motorisierung in den 1960er Jahren11, 12, 13, 14: Sie sollten unauffällig im Kofferraum mitreisen können, praktisch aber standen sie meistens un benutzt – wenn auch platzsparend verstaut – im Keller. Parallel zur ersten Faltradmode experimentierte in England Alex Moulton, Erfinder der Federung des Austin Mini, an der Neuentwicklung des Fahrrads: Es besaß kleine Räder und eine Vollfederung.3, 15 Damit wurde die Faltradmode durch ein Rad beflügelt, das man (mit Ausnahme des Modells Stowaway) gar nicht klappen konnte.
Schließlich kam das Fahrrad an seinem Karrieretiefpunkt an: Es wurde zum lückenbüßer, wenn man gerade nicht das Auto nutzte. Qualität und Schönheit der Tourenräder hatten gelitten, und mit ihnen die Verkaufs-zahlen. lediglich das Rennrad durfte in seiner Nische blühen, und daran wurde erst gerüttelt, als Anfang der 1970er Jahre einige Verrückte das Fahrrad auf die Berge stellten.
Zurück zum Spiel: das MountainbikeAuch das Mountainbike wurde mehrfach parallel erfunden, aber als eigent-licher Erfinder gilt Gary Fisher – bis heute ist er als Botschafter des Moun-tainbikes unterwegs, und bei Marathons fährt er noch immer den Jungen davon.
Gary Fisher war zuerst auf dem Rennrad erfolgreich, wurde wegen seiner langen Haare aber 1968 vom amerikanischen Radsportverband gesperrt und erst 1972 wieder zugelassen. Ab 1973 zog es ihn und seine
Freunde (darunter Joe Breeze16 und Charlie Kelly, heute höchst bekannte Namen bei Mountainbike-Fans) ins Gelände: Sie bestückten Schwinn-Cruiser-Rahmen aus den 1930er Jahren mit besonders robusten Kompo-nenten, ließen sich ob des üppigen Gewichts der Bikes mit einem Pick-up auf den kalifornischen Mount Tamalpais bringen und rasten über Schotterwege ins Tal. unten waren die Rücktrittnaben so heiß, dass das Fett herausschmolz und wieder nachgefüllt werden musste. So kamen die frühen Downhill-Rennen zu ihrem Namen: Repack-Race.
Form follows form: der Siegeszug des DesignsDas Mountainbike hat den technischen Fortschritt aus seiner Jahrzehnte alten lethargie gerüttelt, aber er sollte auch beim Vorüberfahren ins Auge springen, sei es durch unverwechselbares Design oder durch extravagante Fingerzeige in eine leichtere und schönere Zukunft. Da kamen die neuen Materialien, aus denen Rahmen künftig bestehen wollten, gerade recht-zeitig: Aluminium17, früher verwindungsfreudiger Seitenarm der Fahrrad-geschichte, wurde in Form eines Oversized-Rohrs zu einer breiten, leich-ten, steifen Hauptstütze verarbeitet; in seinem Schatten zelebrierte Titan15 ein knappes Aufflammen edelster, niemals korrodierender Begeisterung, bevor es von Karbon ins Abseits modelliert wurde: Karbonrahmen als be-liebig formbare Hohlkörper sind jetzt bereit für eine weite Spielwiese der Designer. Das Monocoque18, 19, 20 bricht die Diamantform der Rahmen zu nie gesehener Formenvielfalt auf, die das Denken der Designer mitreißt. Plötzlich dürfen auch Falträder steif, schön und schnell sein, und auch Stahl darf freudig eine Rolle ausfüllen, die ihm bislang kaum vergönnt war: als feine Alternative für Freunde schlanken, edlen Rahmenbaus, für die Verehrer kunstvoll gefeilter Muffen.
Wir sind in der Gegenwart angelangt und damit schon mittendrin in diesem Buch.
Michael Zappe und Martin Strubreiter
rené hersediagonale
034
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Ein Reiserad vom Feinsten
René Herse betrieb seinen Fahrrad-Feinkostladen im Pariser Vorort levallois, nicht weit entfernt von Alex Singer, dem zweiten Schutz-heiligen französischer Rahmen-bauer. Jeder Rahmen wurde dem Kunden als Kunstwerk überreicht: Für praktisch alle Komponenten waren Anlötteile vorgesehen, Muf-fen und Qualität der Arbeit waren vom Feinsten – die Preise sind es bis heute. Besonders eifrige Fans zahlen für ein schönes Herse eine Summe, die andere in einen guten Gebrauchtwagen investieren. Der kommt beim Chromanteil vermut-lich aber nicht mit.
Der Namen Diagonale deutet übrigens an, wofür Kunden das feine Reiserad durchaus einsetzen sollten: Frankreich bildet grob gesehen ein Hexagon. Die Städte an den sechs Eckpunkten (Brest, Strasbourg, Dunkerque, Hendaye, Perpignan und Menton) werden durch Diagonalen verbunden, und diese Diagonalen wurden gerne im Zuge von Rekord-fahrten zurückgelegt: 1931 fuhr Regina Gambiér die 1030 Kilometer zwischen Dunkerque und Hendaye in 65 Stunden.
lAND FRANKREICH
JAHR 1969
GEWICHT 12,3 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, 56,3 CM HOCH
GäNGE 2 x 5, SCHALTUNG HURET LUXE
BREMSEN FELGE MITTELZUG WEINMANN 610 VAINQUEUR 999
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cannondale F2000
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links statt linkisch
Wer sich mit seinem Mountainbike lieber in der Stadt sehen ließ als am Berg, rüstete es oft mit schma-len 700C-Reifen aus, was dank der Scheibenbremsen möglich war, und fertig war der “urban Poser”. Bei Cannondale gab es diese höchst straßentauglichen Modelle auch serienmäßig, sogar mit dem lefty-Konzept, das Ende der 1990er Jahre die Fahrradwelt bereicherte: Die halbe Gabel wurde schlicht wegge-lassen, durch perfekte Balance der Materialstärken und Konstruktions-details ist sie aber dennoch deut-lich leichter, und das bei dreifach höherer Verwindungssteifigkeit und um 62 Prozent besserer Wiegetritt-Festigkeit (verglichen mit Gabeln der Konkurrenz). Was bei den Head-Shock-Systemen im Steuerrohr federt, wurde bei der lefty in die verbliebene Gabelscheide verlegt, womit die ungefederten Massen geringer sind.
Außer der Gabel gibt es natür-lich auch noch einen Rahmen – hier das Modell CAAD 5 (Cannondale Advanced Aluminium Design) –, und jeder Rahmen wurde aus 6061- T6-Aluminium in Bedford, Pennsylvania, von Hand geschweißt und an schließend hitzebehandelt, um optimale Härte und Festigkeit zu garantieren.
lAND USA
JAHR um 2002
GEWICHT 10,1 KG
RAHMEN LACKIERTES ALUMINIUM, 51,9 CM HOCH
GäNGE 3 x 9, SCHALTUNG SHIMANO XTR
BREMSEN SCHEIBENBREMSE MAGURA MARTA
REIFEN 28 ZOLL DRAHTREIFEN
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BioMeGa Mn01
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Niemals mit der Masse
Ein Rahmen, der in der Seitenan-sicht einem läufer vor dem Start gleicht – damit war das Rad auch als Designobjekt gefragt, und genau das war der Plan der Biomega-Firmengründer Jens Martin Skibsted und Elias Grove Nielsen: Skibsted wollte nicht lückenlos mit Fahrrad-konstrukteuren zusammenarbeiten, um allzu konventionellen Ideen zu entkommen, deshalb kontaktierte er den Produktdesigner Marc Newson. Dessen gedrängter Terminplan führte zwar dazu, dass Jens Martin Skibsted ihm seine Skizzen zu einem feinen Stadtrad während einer Flug-reise erläutern musste – das Design des MN01 dürfte jedoch letztlich am Boden entstanden sein.
Alternativ war auch die Ferti-gungstechnik des MN01-Rahmens, der sich aus zwei Halbschalen aus Superplastic- Alu minium zu sam men-fügt. Ein winziger Nachteil macht sich beim Fahren bemerkbar: Der Rahmen ist ein wunderbarer Reso-nanzkörper, der Abrollgeräusche beeindruckend gut verstärkt. Abseits klassischer Denkweise bewegt sich auch die Speedhub von Rohloff: mit 14 Gängen – wartungsfrei und auch unter last schaltbar – ist sie jedoch schwer und teuer wie ein mittel-feines Mountainbike.
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lAND DÄNEMARK
JAHR um 2001
GEWICHT 11,9 KG
RAHMEN LACKIERTES ALUMINIUM, 44,5 CM HOCH
GäNGE 14, NABENSCHALTUNG ROHLOFF SPEEDHUB (HINTEN)
BREMSEN SCHEIBENBREMSE MAGURA MARTA
REIFEN 26 ZOLL DRAHTREIFEN
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lotus sport 110
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… und zum Frühstück ein Weltrekord
Designer Mike Burrows und die lotus-Techniker wussten, dass Kar-bon als neuer Werkstoff auch nach neuen Formen verlangt. So verfei-nerten sie heftig jene Monocoque-Rahmen, an denen Mike Burrows bereits seit Mitte der 1980er Jahre tüftelte, damals allerdings noch abseits gültiger Regeln. Erst im März 1992 lockerte die uCI die strengen Bestimmungen für Fahrradrahmen und machte den Weg frei für das lotus Sport 110 und Chris Board-man, der darauf bei den Olympi-schen Spielen 1992 in Barcelona einige Goldmedaillen einheimsen und kurz danach den Weltrekord über 5000 Meter knacken konnte.
Nach diesen Erfolgen auf der Radbahn erschien die Straßenversion, die auch käuflich zu erwerben war – sofern man den Gegenwert eines Kompaktautos investieren wollte.
lAND GROSSBRITANNIEN
JAHR 1994
GEWICHT 9,9 KG
RAHMEN KLARLACKIERTES KARBON, HÖHENVERSTELLBAR
GäNGE 2 x 8, SCHALTUNG SHIMANO DURA-ACE
BREMSEN FELGE SEITENZUG SHIMANO DURA-ACE
REIFEN 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN
colnaGocarbitubo pista
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Frühes Karbonzeitalter
Preiswert war es in seinen frühen Jahren nicht, auch nicht einfach zu verarbeiten. Der Monocoque-Rahmen gehörte 1975 noch in eine ferne Welt, als der erste Karbon-rahmen in den uSA hergestellt wurde. Colnago stieg mit seinen ganz eigenen Ideen ins Karbonzeit-alter ein.
Das Carbitubo Pista wurde 1988 bei der IFMA (Internationale Fahrrad- und Motorrad Ausstellung) präsentiert: Die Karbonrohre kamen von Ferrari, würdige Bezugsquelle für ein Fahrrad, das der reinen Geschwindigkeit verpflichtet ist. Sie sind mit Alu-Muffen verklebt, und unter Belastung können sich die Klebestellen sehr leicht lösen. Das abfallende Oberrohr verweist auf ein Spezialrad für Einer- oder Mannschaftsverfolgung, was diesen Rahmen extrem selten macht. Die Schönheit der beiden schlanken unterrohre ist trotzdem bis heute
überzeugend. Weniger als 20 Mo-delle wurden vom Carbiturbo Pista produziert.
Die Alu-Muffen sind beinahe identisch mit denjenigen des bekann ten Herstellers Alan, der da-mals ebenfalls Rahmen aus Karbon-rohren und Alu-Muffen baute.
Bis heute ist Colnago die wahr-scheinlich berühmteste Fahrrad-marke, in Tuchfühlung zu Ferrari bei Autos oder Rolex bei uhren: eine Aufzählung aller auf einem Colnago-Rad errungenen Siege würde Bücher füllen.
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lAND ITALIEN
JAHR um 1990
GEWICHT 8,2 KG
RAHMEN KLARLACKIERTES KARBON, ALUMINIUMMUFFEN, 56,7 CM HOCH
GäNGE 1 STARRER GANG
REIFEN 26 ZOLL SCHLAUCHREIFEN (VORN), 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN (HINTEN)
BoB JacKsontricycle
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Stützrad serienmäßig
Wem die “Fancy lugs” des Hetchins-Topmodells Magnum Opus nicht auf fällig genug waren, der konnte sich ein drittes Rad dazulöten lassen, und zwar auch in einer Rennver-sion – für den etwas molligeren schlanken Auftritt, gewissermaßen. Ob Tricycles den Auftritt auch ge-schmeidiger machen, darf bezweifelt werden, denn sie biegen unter dem Hintern eines ungeübten bisweilen völlig unvermittelt ab, was niemand glaubt, der noch nie mit einem fuhr (anschließend allerdings glaubt es jeder).
Auch sind sie nicht, wie man vermuten könnte, für Menschen mit
Körperbehinderung gebaut. Eher im Gegenteil: In Großbritannien wer den noch heute Wettbewerbe für Tri cy-cles veranstaltet, und auch Fahrräder der Marke Bob Jackson sind noch immer erhältlich, exklusiv und edel wie immer und meistens in Anleh-nung an die klassischen Fahr räder von Hetchins, jener Marke, die ja 1986 mit Bob Jackson fusio niert war (siehe Bob Jackson Super legend, Seite 82). Dieses Tricycle mit den edelsten von Hetchins eingebrachten Muffen des Bob-Jackson-Repertoires wurde 1995 in Hand ar beit nach Kundenwunsch gefertigt und ist bis heute ein Einzelstück geblieben.
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lAND GROSSBRITANNIEN
JAHR 1995
GEWICHT 13,3 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, 55 CM HOCH
GäNGE 2 x 7, SCHALTUNG SHIMANO DURA-ACE
BREMSEN FELGE MITTELZUG WEINMANN (VORN I), FELGE CANTILEVER SHIMANO (VORN II)
REIFEN 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN (VORN), 2 x 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN (HINTEN)
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lAND SCHWEDEN
JAHR 1984
GEWICHT 18,3 KG
RAHMEN KUNSTSTOFF, 56,6 CM HOCH
GäNGE 2 x 5, SCHALTUNG CAMPAGNOLO 980
BREMSEN FELGE SEITENZUG CLB
REIFEN 27 ZOLL DRAHTREIFEN
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wilhelMina plast itera
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Kunst und Kunststoff
Falls sich jemand fragt, wozu eigent-lich gebrauchte Getränkekisten wiederverwertet werden, dann glaubt er nach einer Probefahrt mit dem Itera, die Antwort gefunden zu haben. Ein Rennen wurde damit wohl eher nie gefahren, und gäbe es einen Preis für das unbrauchbarste Fahrrad aller Zeiten, dann wäre das Itera des schwedischen Herstellers Wilhelmina Plast ganz vorn dabei, wenn nicht sogar Sieger auf ganzer linie. Da das Fahrrad konsequent aus Kunststoff gefertigt ist, verwin-det sich praktisch jedes Teil – im
Sommer mehr, im Winter weniger, dafür steigt dann die Bruchgefahr. Ein Gewichtsvorteil ist nicht auszu-machen, und dass die 631er-Reifen die gängige 630er-Dimension um einen Millimeter übertreffen, macht eigentlich schon keinen unterschied mehr.
Das Geld für die Entwicklung dieses Fahrrads kam von der schwe-dischen Nationalbank, und 1980 wurde das erste (halbwegs) fahrbare Exemplar vorgestellt. Die Auslie-ferung erfolgte zerlegt – mitsamt Spezialwerkzeug – in einer Box, doch die ersten Reklamationen kamen
noch vor Fahrtantritt: Allzu oft war der Inhalt der Boxen unvollständig. Rennradmodelle gab es sehr selten, und letztlich passt die altrosa Farbe perfekt zu einem Fahrrad, auf das die Welt garantiert nicht gewartet hatte.
capo elite „eis“
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Ich bin zwei Sportarten
Die gelungene Kreuzung eines Eislaufschuhs mit einem Fahrrad: Hinten sorgt ein Reifen mit selbst-gebastelten Spikes für Vortrieb, vorne wird mittels einer Kufe ge-lenkt, wobei es durchaus hilfreich ist, das eigene Gewicht zu verlagern. Die Kufe sichert absolute Spurtreue, wo andere Fahrräder schon längst ausrutschen. Falls dennoch der Grip entgleitet, sollte man im Falle eines Sturzes den Spikes des Hinterrades besonders flink ausweichen.
Das Eisrad hat allerdings selbst im Erzeugerland österreich nur sehr bescheidene Verbreitung gefunden. Berühmt wurde die Wiener Firma Capo vor allem durch ihr Computer-rad: Der Computer errechnet die optimale Rahmengeometrie, wenn man ihn mit allen relevanten Daten füttert. Gegründet wurde die Firma im Jahr 1930 von Otto und Walter Cap. In den Jahren davor waren die Brüder als Radprofis beispielsweise bei Opel unter Vertrag gewesen, Otto Cap wurde gar österreichischer Meister.
lAND ÖSTERREICH
JAHR um 1966
GEWICHT 11 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, 56,5 CM HOCH
GäNGE 1 STARRER GANG
REIFEN 26 ZOLL DRAHTREIFEN
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trussardi
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lAND ITALIEN
JAHR 1983
GEWICHT 19,1 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, 54 CM HOCH
GäNGE 3, NABENSCHALTUNG TORPEDO (HINTEN)
BREMSEN FELGE SEITENZUG UNIVERSAL
REIFEN 28 ZOLL DRAHTREIFEN
Stil, der sich klappen lässt
Es ist eines der wenigen Falträder mit ausgewachsenen 28-Zoll- Rädern, womit die langstrecken- und Geländetauglichkeit deutlich erhöht wird. Das Design dieses Fahrrads ist eng mit jenem des BSA Paratrooper, einem Fahrrad für Fallschirm springer im Zweiten Weltkrieg (Seite 180) verwandt. Immerhin war der Entwurf zu gut, um ihn in Friedenszeiten in die Fahrradhisto rie abzuschie-ben, also nahm die Modefirma Trussardi die Idee 1983 auf, färbte sie zivil und (halbwegs) fröhlich und dekorierte sie üppig mit leder
und Packtaschen, die sich auch als um hän getaschen eignen, wenn das Fahrrad alleine in der Stadt geparkt auf seinen Besitzer wartet. Anfang der 1980er Jahre begann Trussardi, nicht nur Fahrräder zu veredeln: Die neuen Betätigungsfelder reichten bis zu Innenausstattungen von Autos und Flugzeugen, was gern auf das Markenimage abfärben durfte.
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Eine Brücke von Fahrrad
Wo Labor seine Fahrräder fertigte und wer der Besitzer der Firma war, verschwimmt heute bereits im Dunkel der Geschichte. In den 1920er Jahren wurde die Marke jedenfalls von Alcyon gekauft. Damals war die Rahmenkonstruktion mit der Truss bridge (Fachwerkbrücke), seit 1902 erhältlich, schon gut etabliert: Auch in Amerika gab es IverJohnsonRäder mit dieser Konstruktion. Bereits 1906 und 1907 wurde Louis Darragon auf Labor nicht nur französischer SteherChampion sondern auch Weltmeister. Die Fahrräder waren besonders verwindungsresistent,
und die Werbung (ein Klassenzimmer mit Affen, die LaborFahrräder zeichnen, zum Beispiel) erreichte Kultstatus. Die Rahmenkonstruktion war tatsächlich vom Brückenbau inspiriert: LaborRenner waren dazu prädestiniert, den KopfsteinKlassiker Paris–Roubaix zweimal zu gewinnen (Paul Deman siegte 1920, Albert DeJonghe 1922).
Weitere Siege auf Labor erfuh ren sich abermals Paul Deman (Sieger Bordeaux–Paris 1922), BouAzza (Sieger der ersten MarokkoRundfahrt) und der berühmte François Faber, einer der erfolgreichsten Rennfahrer vor dem Ersten Weltkrieg. Unser Labor mit der Rahmennummer 104040 fährt tatsächlich sehr verwindungsfrei,
besticht aber hauptsächlich durch den perfekt erhaltenen Originalzustand. Trinkflaschen aus Aluminium galten übrigens bis in die 1950er Jahre als Standard, doch dann kam langsam das Plastik.
labor spéciale Course
LAND FRANKREICH
JAHR 1922
GEWICHT 12,3 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, 57,5 CM HOCH
GÄNGE 1 STARRER GANG
BREMSEN FELGE SEITENZUG (HINTEN)
REIFEN 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN
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Zu zart für diese Welt
Im 19. Jahrhundert gab es frühe Versuche, das Rad und das Fahren darauf durch Aluminiumteile zu erleichtern, doch die Rahmen wurden durch den neuen Werkstoff nicht unbedingt leichter. In London und Paris wurden AluRahmen gegossen, später dann auch hohl gebohrt. Dass davon lediglich ein Exemplar überlebt hat, lässt auf bescheidene Praxistauglichkeit schließen.
Feiner fuhr sich das Caminargent, und es geriet obendrein zum Kunstwerk: Die Rohre mit acht eckigem Querschnitt wurden durch fein verzierte Muffen verbunden, deren Design noch dem
Barock verhaftet war. Obwohl durch Schrauben eine dauerhafte Verbindung gelang, war der CaminargentRahmen recht verwindungsfreudig. Aluminium hatte noch lange nicht seine heutige Festigkeit erreicht, weshalb damals häufig feine Risse auftraten. Die wenigen überlebenden CaminargentRäder sollten deswegen also nur mehr selten und mit gebotenem Feingefühl gefahren werden.
CaminaDe Caminargent bordeaux-paris
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LAND FRANKREICH
JAHR 1937
GEWICHT 8,3 KG
RAHMEN ALUMINIUM, 57,3 CM HOCH
GÄNGE 1
BREMSEN FELGE SEITENZUG SPORT BOWDEN TOURISTE
REIFEN 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN
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Aerodynamik in Hochform
Bei uns wurden japanische Rahmenbauer selten bekannt. Nicht so Yoshi Konno: Er hatte nach den Olympischen Spielen in Tokyo 1964 damit begonnen, CinelliRahmen zu zerlegen und umzulöten. Das mag zwar heute als Blasphemie gelten, brachte aber feine Resultate, die Konno ab 1973 unter dem Namen Cherubim Cyclone verkaufte. Der Zusatz Cyclone war wichtig, um den kleinen Unterschied zu den Fahrrädern aus der Feder seines Bruders zu wahren.
Konnos Rahmen waren perfekt gebaut und zeigten die schönsten handwerklichen Detaillösungen. Er schuf bis dato ungesehene Rahmenkonstruktionen, die heute extrem begehrte Sammlerstücke sind.
3Rensho bedeutet “3 Siege”, und tatsächlich siegten Fahrer wie Nelson Veils, Koichi Nakano, Dave Grylls
oder Bob Mionske auf Yoshi Konnos Fahrrädern. Bemerkenswert an diesem Modell (Rahmennummer 6120) ist die konsequente Aerody na mik, besonders sichtbar am Steuerrohr und den oberen Aus läufern der Sattelstreben. Die Führung des Bremsseiles durch das Sattelrohr zeugt von perfektem handwerklichem Können.
3rensHo super record export
LAND JAPAN
JAHR um 1984
GEWICHT 9,3 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, 57,5 CM HOCH
GÄNGE 2 x 7, SCHALTUNG SHIMANO DURA-ACE AX
BREMSEN FELGE MITTELZUG SHIMANO DURA-ACE AX
REIFEN 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN
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LAND ITALIEN
JAHR um 1963
GEWICHT 15,4 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, 37 CM HOCH
GÄNGE 1
BREMSEN FELGE SEITENZUG
REIFEN 12 ZOLL DRAHTREIFEN
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Zusammengefaltet gleicht das Pocket Bici einer Skulptur zu Ehren der Entropie, weshalb man es am besten in der speziellen Transporttasche verstaut oder in einem Koffer, aber auch im fahrbereiten Zustand ist das Design durchaus, sagen wir, markant: Auf Radwegen erregt man damit heute mehr Aufsehen als mit einem feinen Rennrad, die Verkaufszahlen bleiben jedoch gering. Erfunden und auch patentiert wurde dieses Fahrrad von der Firma T&C (Tresoldi & Casiraghi SRL) in Carugate, Provinz Mailand, die etwa
2500 Stück verkaufen konnte – den Großteil davon in China, denn das Echo bei heimischen Radfahrern war eher bescheiden. Der Klappmechanismus funktioniert recht komplex, das Fahrverhalten ist, wie man es von einem Klapprad mit ZwölfZollBereifung erwartet, eher verwindungsfreudig. Immerhin weisen die Seilzugbremsen auf erwachsene Ambitionen. Besonders extravagant erscheint die doppelte Übersetzung: Ohne diese wäre das vordere Kettenblatt gewiss größer als die Laufräder selbst.
Zahl’ eines, nimm zwei
t&Cpocket bici
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Raketendesign zum Zeitung holen
Schon der Name Duemila – er bedeutet “2000” – wies damals in die Zukunft, und man erkennt, dass Ende der 1960er Jahre die Raumfahrt ein Thema war: Raketendesign für den täglichen Einkauf sozusagen. Das Logo der Firma nimmt diese Idee auf, indem es um den Markennamen kreisende Elektronen zeigt – ein zukunftsorientiertes Design für damalige Verhältnisse, doch heutzutage, ebenso wie das Bohrsche Atommodell, nicht mehr aktuell.
Das Duemila selbst wurde zu einem der schönsten, besser gesagt interessantesten Klappräder der klassischen Ära – gleichzeitig jedoch auch zu einem der unpraktischsten. Die Sattelhöhe lässt sich zwar, wie im Originalprospekt beschrieben, justieren, allerdings wird durch das gleichzeitige Verschieben der Sitzposition das Fahrradfahren äußerst unbequem.
DUemila Duemila
LAND ITALIEN
JAHR um 1968
GEWICHT 19,5 KG
RAHMEN LACKIERTER STAHL, HÖHENVERSTELLBAR
GÄNGE 1
BREMSEN FELGE SEITENZUG (VORN), RÜCKTRITT (HINTEN)
REIFEN 20 ZOLL DRAHTREIFEN
188
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Best in Show
Der Start, den Designer Mark Sanders mit seinem Strida 1 hinlegte, war fulminant: Bei seiner Premiere im Zuge des britischen Designwettbewerbes “Cyclex Bicycle Innovation Awards 1988” wurde es als “Best New Machine”, “Best British Product” und “Best in Show” dekoriert – wobei man Letzteres sofort nachvollziehen kann.
Das Strida 1 ist für Strecken bis 6 Kilometer konstruiert – weiter möchte man damit, trotz technischer Highlights wie ZahnriemenAntrieb und einseitig montierter Räder, auch gar nicht fahren. Faszinierend sind die innerhalb der AluRohre verlegten Seilzüge, die innovativen Kunststoffräder mit integrierten Seitenrückstrahlern
oder die perfekte Falttechnik, durch die sich das Faltrad innerhalb von zehn Sekunden in ein gefaltetes Rad verwandeln lässt.
Heute wird das Strida 1, von dem bereits die fünfte Generation gefertigt wird, in Taiwan hergestellt.
striDa ltD strida 1
LAND GROSSBRITANNIEN
JAHR 1988
GEWICHT 11 KG
RAHMEN PULVERBESCHICHTETES ALUMINIUM, HÖHENVERSTELLBAR
GÄNGE 1
BREMSEN TROMMELBREMSE
REIFEN 16 ZOLL DRAHTREIFEN
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Die Form des Bianchi C-4 Project könnte von einem Comic inspiriert worden sein: Der sattelrohrlose Karbonrahmen sieht aus wie organisch gewachsen – fließend, muskulös und ohne Sattelrohr ein Fingerzeig in eine leichte Zukunft. Er entstand mithilfe einer in den 1980er Jahren revolutionären Technologie: die NJC (No Joint Construction) ermöglichte die Herstellung hohler Karbonstrukturen ganz ohne Nahtstellen, wie sie beim Verbinden von Rohren unumgänglich sind.
F.I.V. Edoardo Bianchi S.p.A. wurde 1885 gegründet und ist die weltweit älteste Fahrradfirma, die noch immer produziert und heute legendär ist. Die Firma C4 wurde 101 Jahre später von Marco Bonfanti gegründet, der seine eigenen Design ideen realisieren wollte.
Der Erfolg kam früh: Schon 1987 konnte das BianchiTeam beim Giro d’Italia mit Fahrrädern antreten, die mit einem KarbonMonocoque ihrer Zeit weit voraus waren.
Später schaffte die Idee auch den Sprung ins Gelände, wie das C-4 (Seite 50) zeigt.
Bestückt ist das C-4 Project mit DuraAceKomponenten. Deren Entwickler Shimano drängte Anfang der 1970er Jahre mit RennradKomponenten auf den Markt, die anfangs Campagnolos Teile imitierten, bald eigene Kontur gewannen und schließlich technologische Sprünge (aerodynamische Komponenten, einras ten de Schalthebel etc.) vorlegten, die auch Campagnolo zwangen, wieder an echte Innovationen zu denken. Heute sind beide Firmen äußerst darum bemüht, den Konkurrenten technisch abzuhängen.
bianCHi C-4 project Als die Zukunft noch jung war
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LAND ITALIEN
JAHR um 1988
GEWICHT 11,4 KG
RAHMEN LACKIERTES KARBON, 57,5 CM HOCH
GÄNGE 2 x 8, SCHALTUNG SHIMANO DURA-ACE
BREMSEN FELGE SEITENZUG SHIMANO DURA-ACE
REIFEN 26 ZOLL SCHLAUCHREIFEN (VORN), 27 ZOLL SCHLAUCHREIFEN (HINTEN)
.
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214
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Bremssteg: kleine Verbindung zwischen
den Sattelstreben, in der die hintere
Bremse befestigt wird
Campagnolo: traditionsreicher italieni
scher Hersteller von Rennradkomponenten,
genießt vielfach beinahe Kultstatus
Cantilever-Bremse: eine Bremse, bei der
zwei kleine Schwenkhebel links und rechts
an der Gabel sowie an den Sattelstreben
an angelöteten Drehpunkten befestigt sind
Schaltung: Unterschieden werden die
vordere (beim Kettenblatt) und die hintere
Schaltung
Diamantrahmen: bezeichnet die klassi
sche Rahmenform bestehend aus vier zu
einem Trapez verbundenen Rohren
Drahtreifen: Reifen, in den Drahtringe
integriert sind, die seinen Halt auf der
Felge garantieren
Dura-Ace: die teuersten RennradKompo
nenten von Shimano
Elektroschaltung: Schaltung, die elektrisch
bedient wird statt mittels eines Seilzuges
Gestängebremse (Rod Break): Bremse,
bei der die Bremskraft per Gestänge
übertragen wird (und nicht mittels eines
Seilzuges)
Hetchins Magnum Opus: das Spitzenmo
dell von Hetchins, erkennbar an den beson
ders kunstvoll gefeilten Muffen
Hinterbaustrebe: Sattel und Ketten
streben formen gemeinsam den Hinterbau
Kettenblatt: vorderes Zahnrad, auf dem
die Kette läuft
Kettenstrebe: die beiden dünnen Rohre
zwischen Tretlager und hinteren Ausfall
enden
Kreuzrahmen: ein Rahmen, der aus zwei
(meist dicken), gekreuzten Rohren besteht
Monocoque-Rahmen: ein aus einem
Stück gefertigter Rahmen
Muffen: Teile zur Verbindung der
einzelnen Rahmenrohre
Nabe(n): Komponenten im Zentrum von
Vorder und Hinterrad. Die Nabe dreht sich
um die Achse
Radstand: der Abstand der Achsen von
Vorder und Hinterrad zueinander
Rahmenhöhe (dt. /ital.): die Höhe eines
Rahmens muss zur Körpergröße des Fahrers
passen. In Italien wird sie von der Mitte
der Tretlagerachse bis zur Mitte des Ober
rohres gemessen, in Deutschland von der
Mitte der Tret lagerachse bis zur Oberkante
der Sattelmuffe
Reifendimensionen: Die Größe eines
Reifens wird tratitionell in Zoll gemessen,
doch Angaben in Millimetern sind ebenfalls
gebräuchlich. Erst Durchmesser und Dicke
gemeinsam legen die Reifendimension fest.
Das Zollmaß gibt in der Regel den Außen
durchmesser an, während sich Millimeter
angaben meist auf den Sitz des Reifens in
der Felge beziehen
Rücktritt (Coaster Brake): eine in der
Hinterradnabe montierte Bremse, die durch
Treten in die Gegenrichtung aktiviert wird
Saalwalze: ein Gerät mit drei Rollen, auf
denen mit einem Fahrrad auf der Stelle
gefahren werden kann
Sattelklemmschraube: Schraube, mit der
die Sattelstütze in der gewünschten Höhe
fixiert wird
Sattelrohr: das Rohr zwischen Tretlager
und Sattelmuffe, in dem die Sattelstütze
steckt
Glossar
.
Sattelstreben: die dünnen Rohre zwischen
Sattelmuffe und hinteren Ausfallenden
Scheibenbremse (Disc Brake): Bremse,
bei der die Bremsbeläge gegen eine eigens
dafür am Rad montierte Stahlscheibe ge
drückt werden
Scheibenrad: statt der Speichen formt
eine durchgängige Scheibe das Rad
Schnellspanner: erlaubt es, die Räder
nach dem Umlegen eines Hebels zu
demontieren oder zu fixieren
Schwertspeichen: Speichen, deren Quer
schnitt nicht rund sondern länglich ist
(auch als Messerspeichen bekannt)
Shimano: japanischer Hersteller von
Komponenten, führend am Weltmarkt
Starrlauf/Starrer Gang (Fixed-Gear): das
Zahnrad des Hinterrades ist fix mit diesem
verbunden, daher muss immer mitgetreten
werden, so lange sich das Fahrrad bewegt
Steckachse: eine bisweilen bei Hinter
rädern verwendete Achse, die ohne Lösen
von Schrauben entfernt werden kann
Steuerrohr: jenes Rohr, in dem sich die
Gabel dreht
Super Record: von 1975 bis 1986 die
teuersten RennradKomponenten von
Campagnolo
Tretkurbeln: vom Fahrer in Rotation ver
setzte Kurbeln, an denen das Kettenblatt
befestigt ist
Tretlager: Die Welle der Tretkurbeln bildet
gemeinsam mit ihren Kugellagern und den
Lagerschalen das Tretlager
Trommelbremse (Drum Brake): eine in
der Nabe montierte Bremse, bei der die
Bremsbeläge von innen gegen die Trommel
gedrückt werden greift der Seilzug direkter
Tubular: ein Rennradreifen, bei dem
Schlauch und Mantel als Einheit auf die
Felge geklebt werden
V-Bremse: praktisch der Nachfolger der
CantileverBremse. Die Hebel sind länger
und stehen senkrecht nach oben, daher
.
216
statistik
Spéciale Course Caminargent BordeauxParisFuniculoLe Petit Bi Pélissier
‘Inconnu’
MervilexAFA
Dusika
GARIN
CHARREL
Köthke RABENEICK2000 HK
VélasticRétroDirect
SportplexParatrooper Speedsix
Pocket Bici
Silk Porta Cycle
V.S. 37
Österreich
Belgien
Dänemark
Frankreich
Deutschland
Großbritannien
Spanien
Italien
Japan
Niederlande
Scheden
Taiwan
USA
1960 19651920 1930 1940 1950
‘Lambretta’
Gewicht in Kilogramm
7.7 SCHAUFF Aero
8 ‘Messenger Bike‘
8.2 SELECT Campionissimo
8.2 COLNAGO Carbitubo Pista
8.3 CAMINADE Caminargent
BordeauxParis
8.5 SABLIÈRE
8.5 MERCIAN ‘Custom’
8.7 INBIKE/TEXTIMA
8.9 CORIMA Cougar
8.9 BROMPTON Titanium S2LX
8.9 DAHON Hammerhead 5.0
9.2 BERMA Professional
9.3 GT Vengeance Aero Mark Allen
Edition
9.3 3RENSHO Super Record Export
9.3 CYCLES GITANE Profil Aero TT
9.2 C. B. T. ITALIA Champions
9.4 COLNAGO Brügelmann
9.5 CINELLI Laser
9.6 CYCLES GITANE ‘Enfant’
9.6 BICKERTON Portable
9.6 RIGI Bici Corta
9.6 ONE OFF Moulton Special
9.7 KESTREL 200 SCi
9.7 MASI Gran Criterium
9.8 W. & R. BAINES V.S. 37
9.8 CINETICA Giotto
9.9 ZEUS Zeus
11 STRIDA LTD Strida 1
11 MECACYCLE Turbo Bonanza
11 RENÉ HERSE Demontable
11 CAPO Elite ‘Eis’
11 PEKA Peka
11 BOB JACKSON Super Legend
11.1 WINORA Takeoff
11.4 BIANCHI C4 Project
11.6 BREEZER Beamer
11.6 SCHAUFF Wall Street
11.9 SØLLING Pedersen
11.9 BIOMEGA MN01
11.9 SLINGSHOT
12 HERSKIND + HERSKIND
Copenhagen
12.2 BIRIA Unplugged TMDesign
10.1 CANNONDALE F2000
10 BIKE FRIDAY New World Tourist
10 AIRNIMAL Chameleon
9.9 LOTUS Sport 110
10.2 DIAMANT Ironman SLX
10.2 GAZELLE Champion Mondial
10.3 ELETTROMONTAGGI SRL
Zoombike
10.3 MFA ‘Lambretta’
10.4 AustroDaimler Vent Noir
10.4 SteyrDaimlerPuch Vent Noir
10.4 KIRK Precision
10.5 DUSIKA Dusika
10.5 C4
10.9 RIESE & MÜLLER Birdy 10th
10.2 EDDY MERCKX Corsa Extra
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MN01
SkootSuper Legend
F2000
Copenhagen
Tricycle
Zoombike
Long John
High Touring Super 30 inch
TRUSSARDI
Cougar
SLINGSHOTMoulton Special
Peka
Takeoff
Unplugged TMDesign
Vengeance Aero
Turbo Bonanza
ChampionsLaser
Cycles Gitane ‘Enfant’
Pino Tour
‘Custom’Chameleon
Birdy 10th
Hammerhead 5.0
Hammerhead 5.0
Sport
SABLIÈRE
PrecisionStrida 1
C4 BIANCHI C4 Project
TRB 250
Cycles Gitane Profil Aero TT
Champion Mondial Tango
SuperTech
New World Tourist
Wall StreetHandy Bike
200SCi
Aero
Professional, Bi Bici
Demontable
Duemila
GrandtechSuper Record Export
Itera
Graziella Leopard Tipo Cross
Diagonale
Elite ‘Eis’ 2WD Dual Power
2WD Dual Power
3R
Giubileo
Zeus
BrügelmannBici Corta
Ironman SLX
Aitelen Chainless
Beamer
Corsa Extra
INBIKE/TEXTIMA
Carbitubo PistaGiotto
CampionissimoVent Noir
Pedersen
‘Messenger Bike’Gran Criterium
TouristPortable
Titanium S2LX
iF Mode
Österreich
Belgien
Dänemark
Frankreich
Deutschland
Großbritannien
Spanien
Italien
Japan
Niederlande
Scheden
Taiwan
USA
1965 1970 1980 1990 2000 2010
Buddy Bike
Moulton Special
Zoombike
12.7 CHARREL
12.3 RABENEICK
12.3 RENÉ HERSE Diagonale
12.3 LABOR Spéciale Course
13.3 ALEX MOULTON Speedsix
13.2 AFA
13.3 BOB JACKSON Tricycle
13.3 BMW SuperTech
13.6 BSA Paratrooper
13.3 BRIDGESTONE Grandtech
14.3 MERCIER Mecadural Pélissier
14.5 ‘Inconnu’
14.5 SKOOT INTERNATIONAL LTD Skoot
14.7 PACIFIC CYCLES iF Mode
14.8 SCHULZ Funiculo
15.1 Le Petit Bi
15.8 WORLDSCAPE CO. LTD
Aitelen Chainless
15.4 T&C Pocket Bici
15.4 SUBARU 2WD Dual Power
15.1 DIAMANT Handy Bike
16.4 KATAKURA Silk Porta Cycle
16.6 GARIN
17.2 HERCULES 2000 HK
17.5 MERVIL Mervilex
17.3 VIALLE Vélastic
18 ALENAX TRB 250
18.1 GEBRÜDER HEIDEMANN
High Touring Super 30 inch
18.2 UMBERTO DEI Giubileo
18.3 WILHELMINA PLAST Itera
18.7 CYCLES HIRONDELLE RétroDirect
19.5 CARNIELLI Graziella Leopard
Tipo Cross
19.5 DUEMILA Duemila
19.1 TRUSSARDI
19.8 RALEIGH Tourist (Damen)
20 SIRONVAL Sportplex
20.6 SACHS Tango
22.5 TUR MECCANICA Bi Bici
20.9 RALEIGH Tourist (Herren)
23.8 HASE SPEZIALRÄDER Pino Tour
27.5 BUDDY BIKE Buddy Bike
30.1 ShortBike 3R
32 SMITH & CO. Long John
19.5 KÖTHKE
Rahmenmaterial
Carbon
Kunststoff
Aluminium
Stahl
Magnesium
Titan
218
.
016 CYCLES HIRONDELLE RétroDirect014 VIALLE Vélastic 018 SCHULZ Funiculo 020 HERCULES 2000 HK
024 GARIN
034 RENÉ HERSE Diagonale
022 MERVIL Mervilex
030 MERCIER Mecadural Pélissier
026 AFA
036 RENÉ HERSE Demontable
028 CHARREL
038 WINORA Takeoff
inDex
.
042 DIAMANT Handy Bike 040 BRIDGESTONE Grandtech 044 BMW SuperTech 046 SUBARU 2WD Dual Power
050 C4 048 BREEZER Beamer 052 SCHAUFF Wall Street 054 SLINGSHOT
057 BIOMEGA MN01
066 KESTREL 200 SCi
056 CANNONDALE F2000
064 CINETICA Giotto
058 BIRIA Unplugged TMDesign
067 INBIKE/TEXTIMA
062 LOTUS Sport 110
068 SCHAUFF Aero
072 COLNAGO Carbitubo Pista 070 PEKA Peka 074 SABLIÈRE 078 MECACYCLE Turbo Bonanza
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Der Autor bedankt sich sehr herzlich bei folgenden Personen:
Ying-Shan Schweizer-EmbacherMeine Energiequelle und wichtigste Stütze bei der Realisierung dieses Buches
Bernhard AngererSeine Fotografien bringen die Fahrräder erst wirklich zum Strahlen Lucas DietrichDer unermüdliche Kämpfer für dieses Buch
Josef Perndl Seine sensible Grafik macht jedes Buch zum Kunstwerk
Alexander Meixner Seine unermüdliche Unterstützung hat den Aufbau dieser Sammlung erst möglich gemacht
Dank gilt außerdemAnsgar Ammermann, Klemens Bilzer, Jürgen Borgmann, Benedikt Croy, Meinrad Fixl, Cat Glover, Roman Gold, Sandra Gugic, Franz Hager, Franz Hamedl Senior & Junior, Karin Hirschberger, Gerald & Jutta Levinsky, Alexander March, Stefan Meixner, Isabel Neudhart, Josef Perndl, Daniel Reinhartz, Herbert Ristl, Gerhard Pichler, Stefan Schaefter, Brigitte SchedlRichter, Walter Schmiedl, Dietrich Schmidt, MarieLouise Schweizer, Hanspeter Sigrist, Jakob Stalder, Rupert Steiner, Martin Strubreiter, Martin Wagner, Heinrich Walter, René Winkler, Michael Zappe, Friedrich Zaunrieth
Besonderen Dank an Lieselotte, Gottfried und Vincenz Embacher
UmschlaggestaltungPerndl+Co, Fotografien von Bernhard Angerer
GrafikPerndl+Co: Josef Perndl, Isabel Neudhart
FotografienBernhard AngererAssistenten: Benedikt Croy, Kurt Göthans
RedaktionJutta Levinsky, Stefan Meixner, MarieLouise Schweizer, YingShan SchweizerEmbacher
BildnachweiseAlle Abbildungen © 2011 Bernhard Angerer, mit Ausnahme von: S. 6 © 2011 Daniel Stier; S. 8 (links) © 2011 Rupert Steiner; S. 8 (rechts) © 2011 Andreas Müller
Deutsche Ausgabe
LektoratPatricia Blankenhagen, Bonn
SatzHilde Knauer, Hannover
Verlagsredaktion DuMontChristina Holona, Köln
Die englische Ausgabe erschien 2011 bei Thames & Hudson Ltd. London
© 2011 Michael Embacher
Vorwort © 2011 Paul Smith“Über die Faszination Fahrrad” © 2011 Michael Embacher
“Geschichte in Geschichten” und Texte derFahrradmodelle © 2011 Martin Strubreiter und Michael Zappe
© 2011 der deutschen Ausgabe DuMont Buchverlag, Köln
Alle Rechte vorbehalten
www.dumontbuchverlag.de
ISBN 9783832193492
Manufactured in China by Imago