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FOCUS Nr. 30 | Juni 2017 Bitcoin Definition Blockchain basierte Anwendungen IT als Treiber für die Weiterbildung BFH Innovation Management Impact Hub Bern Bitcoin / Blockchain Fluch und oder Segen?

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FOCUSNr. 30 | Juni 2017

Bitcoin Definition

Blockchain basierte

Anwendungen

IT als Treiber

für die Weiterbildung

BFH

Innovation Management

Impact Hub Bern

Bitcoin / Blockchain Fluch und

oder Segen?

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3EDITORIAL

Impressum

FOCUS>tcbe.chOrgan des tcbe.ch – ICT Cluster Bern, SwitzerlandErscheint 1 bis 2-mal jährlich

6000 Exemplare

Herausgebertcbe.ch – ICT Cluster Bern, SwitzerlandKramgasse 2, Postfach, 3001 BernTel. +41 (0)31 388 70 70Fax. +41 (0)31 388 87 88E-Mail: [email protected], www.tcbe.ch

RedaktionAndreas Dürsteler, Swisscom AGE-Mail: [email protected],Tel. 079 277 54 90

Inseratemanagement, GesamtherstellungStämpfli AG,Dienstleistungen und ProduktionWölflistrasse 1, Postfach, 3001 BernTel. 031 300 66 66, Fax 031 300 66 99E-Mail: [email protected]

Titelbild: Bitcoin

Show me the money!

Im September 2011 organisierte ich bei Ernst & Young (heute EY) einen internen Informationsabend über Bitcoin. Ich erin-nere mich noch gut, dass mich dieses Thema irgendwie faszinierte. Damals war die Kryptowährung noch weitgehend unbe-kannt, die wenigsten interessierten sich überhaupt für sowas «Nerdiges». Ein paar Technik-affine Kollegen kamen trotzdem und hörten sich die etwas absurde Ge-schichte einer digitalen Währung an, die dazu führen sollte, dass künftig über ein Peer-to-Peer Netzwerk Millionen verschickt werden würden – ganz ohne Nationalbank und staatliche Regulierung. Der Wert eines Bitcoins dümpelte damals zwischen 5 und 10 Franken rum – hätte ich mir doch nur ein paar gekauft... Aber ich ahnte ja nicht, was für ein riesiger Boom dieser Digital-währung bevorstand.

Heute, sechs Jahre später, bei einem aktuellen Kurs von rund 2500 Franken pro Bitcoin, fragt niemand mehr danach, ob diese Kryptowährung relevant sei. Es ist eine Realität, dass die zur Zeit im Umlauf befindlichen 16.3 Millionen Bitcoins einen Gesamtwert von über 40 Milliarden Fran-ken ausmachen. Und wenn man seit letz-tem November an jedem SBB-Automaten Bitcoins kaufen und in der Stadt Zug gar bei den Behörden damit bezahlen kann, dann scheint diese Währung offenbar schon fast normal zu sein. Und doch, Hand aufs Herz, wer braucht Bitcoins im Alltag? Also ich jedenfalls nicht. Noch ist es mir zu umständlich, den langen Zahlencode immer griffbereit und dennoch geschützt bei mir zu haben. Noch gibt es zu wenige Verkaufsstellen, die Bitcoins akzeptieren. Noch hätte ich keine Effizienzsteigerung bei meinen alltäglichen Geldtransaktio-nen, wenn ich Bitcoins verwenden würde – eher wäre das Gegenteil der Fall.

Das zeigt deutlich, dass noch Potential besteht, die Eintrittshürden zur Verwen-dung von Bitcoins zu senken. Mit anderen Worten, es sind innovative, sichere Anwen-dungen und Services von Startups und etablierten Firmen gefragt, welche die Nutzung von Bitcoins vereinfachen und damit einen Mehrwert schaffen. Das ist

eine Chance für Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Hauptstadtregion, ein neues Business für Kunden in der Schweiz und international aufzubauen. Und es ist eine Gelegenheit für Schweizer Behörden, innovative Zahlungsmöglichkei-ten anzubieten und wie die Bundesbahnen Erfahrungen mit Digitalwährungen zu sam-meln.

Aber wie Sie im vorliegenden FOCUS 2017 lesen können, sind Bitcoins erst der Anfang: Das wirklich Revolutionäre ist die darunterliegende Blockchain-Technologie und die bahnbrechenden Anwendungen, die damit ermöglicht werden. Wie der Bei-trag von Toni Caradonna zum «Ethereum Movie Venture» zeigt, lassen sich ganze Film-Projekte mittels Blockchain-basier-tem Crowdfunding realisieren. Oder wie Dr. Veronica Lange da Conceição von der UBS schreibt, experimentieren Grossbanken bereits seit zwei Jahren mit Blockchains, um das internationale Finanzsystem zu modernisieren. Noch sind viele rechtliche Fragen offen, weshalb Prof. Dr. Mirjam Eg-gen und Eva Stokar von Neuforn von der Universität Bern in ihrem Artikel grundle-gende juristische Überlegungen zu Eigen-tum und Smart Contracts behandeln.

Diese und alle anderen Beiträge der aktuellen FOCUS-Ausgabe zeigen auf, wie wichtig es ist, sich mit der fortschreiten-den Digitalisierung zu beschäftigen. Als tcbe.ch haben wir deshalb diesen Januar einen Anlass zu Bitcoin und Blockchains durchgeführt, wovon Präsentationen und Videoaufzeichnungen öffentlich verfügbar sind (siehe S. 25). Weitere Anlässe diesen Herbst, wie die DINAcon am Freitag, 20. Oktober 2017 in der Welle7, werden das Blockchain-Thema vertiefen (siehe S. 44). Und auf ein spezielles Highlight freue ich mich natürlich besonders: Die 20-Jahr Ju-biläumsfeier des tcbe.ch am Mittwoch, 29. November 2017 in der Cinématte – Einla-dung mit Detailprogramm folgt!

Somit wünsche ich Ihnen eine anregen-de Lektüre des FOCUS und freue mich, mit Ihnen an den zahlreichen tcbe.ch-Veran-staltungen persönlich ins Gespräch zu kommen.

Dr. Matthias StürmerPräsident tcbe.ch – ICT Cluster Bern, Switzerland

Referenzen1 www.tcbe.ch/veranstaltungen/bitcoin-blockchain.html

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Inhaltsverzeichnis

Bitcoin / Blockchain Fluch und oder Segen? 1

Show me the money! 3

Blockchain Technologie und elektronische Identitäten für die Gesellschaft der Zukunft 5

Grosses Kino dank «Ethereum Movie Venture»: mit Blockchain zur Filmproduktion» 8

Blockchain – Auswirkungen auf Geschäftsmodelle & Ökosysteme 10

Digitale Währungen – Eine virtuelle Zukunft ohne Bargeld? 13

Vertragsschluss und Vertragserfüllung auf der Blockchain 15

Vollgeld und Bitcoin – eine Liebesbeziehung? 18

Blockchain-Anwendungen und rechtliche Herausforderungen in der Praxis 20

Versicherix – InsurTech is awaken in Switzerland! 22

Bitcoin und Blockchain: Wie werden diese Technologien die Zukunft verändern? 25

EMBA in Innovation Management – zur nachhaltigen Entwicklung Ihrer Firma 26

Einsatz von Apps im Bildungsbereich 29

Weiterbildungen mit direktem Impact auf die Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) 31

Innovative Informatik-Ausbildung 34

KI-Arbeitsraum – Die Lösung für mobile und flexible Zusammenarbeit 36

be-advanced 39

ImpactHub 41

tcbe.ch Chapter Solothurn stellt sich vor 42

DINAcon 2017, die erste Konferenz zu digitaler Nachhaltigkeit 44

Hauptstadtregion Schweiz – Open und Smart! 45

IoT – Der TCBE will seine Mitglieder dazu animieren, beim Internet der Dinge mitzugestalten. 46

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Blockchain Technologie und elektronische Identitäten für die Gesellschaft der Zukunft

Procivis – ein Schweizer Startup – entwickelt eine Block-chain-basierte Plattform für «e-Governement as a Service»- Lösungen. Im Mittelpunkt stehen dabei elektronische Iden-titäten, welche von Behörden verifiziert und mittels Block-chain Technologie abgesichert werden. Dies erlaubt dem Bürger, die Hoheit über seine Daten schrittweise zurückzu-gewinnen. Eine elektronische Identität ist aber nicht nur in der Ersten Welt von Priorität, sondern gerade auch für den Fünftel der Weltbevölkerung, der momentan nicht im Besitz einer offiziellen Identität ist.

Im Januar 2009, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, wurde von einem Pseudonym namens Satoshi Nakamoto «Bitcoin» als erste Blockchain initialisiert, mit dem Ziel, ein elektronisches Bargeldsystem für direkte Transaktionen von Person zu Person zu ermöglichen. Das Spezielle an Bitcoin ist, dass dafür weder ein Konto bei einer Bank noch eine Landeswährung benötigt wird. In diesem Sinne ist Bitcoin ein System, welches vollständig un-abhängig von jeglichen Intermediären und Landesgrenzen eindeu-tig verifizierbare Transaktionen effizient durchführen kann.

I N T R O / E X E C U T I V E S U M M A R Y

BITCOIN-BLOCKCHAIN

Abbildung 1: Blockchain Netzwerk bestehend aus verschiedenen Nodes mit ei-ner einheitlichen Datenbasis

Bitcoin – Die Grundidee veranschaulicht Stellen Sie sich vor, Sie möchten etwas einkaufen. Aber an-stelle dass Sie den Gegenstand an der Kasse direkt bezahlen, können Sie sich den Kaufbetrag im jeweiligen Geschäft an-schreiben lassen. Solange Sie den Betrag zu einem späteren Zeitpunkt begleichen, ist dieses System einfach zu bewältigen.

Kommt nun aber ein Geschäftsinhaber auf die Idee, Ihren Schuldbetrag auf seiner Liste dazu zu verwenden, um in einem anderen Geschäft einzukaufen, steigt die Komplexität des Systems ungemein. Dies liegt daran, dass jeder Geschäftsin-haber seine eigene Liste führt, welche nicht mit den anderen Listen abgeglichen wird. Da die einzelnen Beträge somit nicht eindeutig identifizierbar sind, kann es dazu führen, dass Be-träge mehrfach verwendet werden.

Um dies zu vermeiden, wurde bisher in einer solchen Situ-ation mangels Alternativen ein Intermediär eingesetzt, welcher (für einen Anteil am Transaktionsbetrag als Gegenleistung) eine zentrale Gegenpartei darstellte und somit die Transaktion durchführte und absicherte. In einem immer grösseren und internationaleren Kontext müssen immer weitere Intermediäre auf verschiedenen Hierarchiestufen eingeschaltet werden um das System funktionsfähig zu halten, wodurch zusätzliche Kos-ten und Abhängigkeiten entstehen.

Das Blockchain Protokoll, welches Bitcoin zugrunde liegt, erlaubt den versch iedenen Parteien Transaktionen ohne Inter-mediär durchzuführen, obwohl die Teilnehmer nie direkt mit-einander in Kontakt treten. Dazu ist es notwendig, dass sich die Auflistungen der einzelnen Geschäfte in einer einzigen zentralen Liste, auf welche sich alle beziehen können, vereini-gen lassen. Dadurch wird jede Transaktion respektive jeder Wert einzigartig und es wird eine Mehrfachverwendung von Werten verhindert.

Der Konsensus-Mechanismus des Blockchain Protokolls ist dabei für die Sicherstellung der Gültigkeit der einzelnen Trans-aktionen sowie die Protokollierung der zeitlichen Abfolge der Transaktionen verantwortlich. Somit muss nicht mehr auf eine zentrale Stelle zurückgegriffen werden, sondern es wird einer vordefinierten und öffentlich einsehbaren Regel vertraut, wel-che die Updates der Liste reguliert.

Diese Updates werden jeweils in Form von Blocks durch-geführt, welche in einer eindeutigen Reihenfolge aneinander gereiht werden und inhaltlich aufeinander aufbauen. Dies ist zu vergleichen mit einem Buch, dessen Seiten eine eindeutige Seitenzahl besitzen und welches als Ganzes nur einen Sinn er-gibt, wenn die Reihenfolge eingehalten wird, was wiederum von den Parteien unabhängig voneinander überprüft werden kann.

Somit ist Bitcoin ein von der Logik her zentrales Kontobuch, welches dezentral von verschieden Teilnehmern ergänzt wer-den kann, ohne dass diese direkt miteinander in Kontakt tre-ten müssen. Bitcoin unterscheidet sich allerdings dahingehend vom Einführungsbeispiel, als dass es nicht auf Schuldscheinen basiert, sondern vielmehr Wert erschafft in Form von Bitcoins.

Lucas Betschart, Procivis Advisor

Managing Partner Blockchain Source GmbH

Präsident Bitcoin Association Switzerland

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Kryptowährungen wie Bitcoin stellen aber nur eine mögliche Anwendung von Block-chains dar. Blockchains basieren auf einem Netzwerk von Computern und Servern, welche gemeinsam eine ver-schlüsselte Liste führen, wobei Updates von dezentraler Stelle durchgeführt wer-den können. Sie sollten deshalb viel mehr als Infrastruktur verstanden werden, wel-che als eine dezentrale geführte Daten-bank viele verschiedene Anwendungen ermöglicht. Dabei können sowohl jegliche Werte wie Aktien, Patente, Zertifikate und andere Dokumente von einer Person oder Institution zu einer anderen verschoben, als auch deren Entstehung und jegliche Veränderungen nachvollzogen werden. Au-sserdem können zusätzliche Programme – sogenannte Smart Contracts – auf Block-chains gesetzt werden, welche auf ver-schiedene Inputs reagieren und automa-tisch einen Output generieren.

Blockchain Technologie erlaubt einen Wechsel von einer anwendungszentrierten zu einer nutzerzentrierten Infrastruktur: Bestehende Silos verschiedener Anwen-

dungen – wie im Fall von Procivis einzelne Behörden – werden aufgebrochen und durch ein Netzwerk, welches gemeinsam einen neuen anwendungsübergreifenden Layer bilden, verbunden. Auf diesem Layer können Smart Contracts genutzt werden um gewisse Prozesse automatisiert durch-zuführen.

Die Grundfrage ist nun: Wieso wird diese systemübergreifende Infrastruktur noch nicht zur Erstellung verschiedener Dienstleistungen genutzt, wenn es aus technologischer Sicht möglich wäre, auf-wändige Prozesse zu digitalisieren und Service übergreifend zu automatisieren?

Im Gegensatz zu einer reinen Wäh-rungsanwendung – wobei hier die einzige Voraussetzung der Glaube der Teilnehmer an die Werthaltigkeit des Geldes ist – ist es in vielen Anwendungsbeispielen äu-sserst wichtig, dass klar ist, wer in welche Transaktion involviert ist. Bisher wurde, um dem Problem zu begegnen, von jedem digitalen Serviceprovider eine Identifikati-on des einzelnen Nutzers bis zu einem vordefinierten Grad durchgeführt. Die Bei-spiele reichen hier von einer einfachen Registrierung mit einer Email Adresse bis zur Identifikation mit offiziellen Ausweispa-pieren bei einer Bank, um von deren E-Banking Angebot Gebrauch machen zu dürfen. Das Resultat ist offensichtlich: Jede Person hat unzählige Identitäten, wel-che sie oft aber gar nicht aktiv bewirt-schaftet. Um diese inaktiven Identitäten zu reduzie-ren, ermöglichen Internet-Giganten wie Google und Facebook einen zentralen Ser-vice, wobei jeder User sich mit seinem Google oder Facebook Account bei Drittan-bietern einloggen kann. Dadurch bauen die Firmen ihren Einfluss in der digitalen

Welt weiter aus und erstellen immer exak-tere Nutzerprofile zu den dazugehörigen digitalen Identitäten, welche sie indirekt an ihre Werbekunden verkaufen können. Es stellt sich die Frage, ob wir wollen, dass unsere digitale Identität – welche uns in einem stetig wachsenden digitalen Öko-system repräsentiert – von einem multina-tionalen Unternehmen kontrolliert wird? Bei Procivis teilen wir die Meinung, dass jede Person Souverän seiner eigenen digi-talen Identität sein soll und mittels Block-chain auf unabhängiger Ebene überwa-chen können sollte, was mit seinen Daten geschieht. Ausgestellt werden sollte diese Identität von einer staatlichen Stelle, da dies eine der Grundaufgaben des Staates ist und ihm seine Daseinsberechtigung erteilt. Ausserdem ist es sinnvoll, bei der

Smart Contracts – Beispiel von Wahlberechtigungen

Ein einfaches Beispiel eines Smart Contracts stellt das Ausstellen einer Wahlberechtigung an Bürger dar. Dabei werden in einem Programm die Bedin-gungen für eine Wahlberechtigung fest-gehalten. Am Beispiel einer National-ratswahl in der Schweiz wären dies die Attribute Nationalität, Wohnsitz und Alter der Person. Als Input in das Pro-gramm müssen diese Attribute erstellt und verifiziert werden. Wenn die Bedin-gungen zu den Attributen erfüllt werden, entsteht automatisch ein Output. In diesem Fall wäre dies ein Wahlrecht für Leute, welche im entsprechenden Kan-ton die Wahlvoraussetzungen erfüllen.

BITCOIN-BLOCKCHAIN

Abbildung 3: Blockchain Layer als anwendungsübergreifendes Element

Abbildung 2: Das Ausstellen einer Wahlberechti-gung durch einen Smart Contract

Identifikation der Rechtssubjekte – Eine Grundaufgabe des Staates

Aus den Grundelementen eines Staates ergeben sich dessen Grundaufgaben:

– Staatsgebiet – Gewährung der äu-sseren Sicherheit zur Sicherung des Staatsgebiets,

– Staatsvolk – Identifizierung der Bür-gerinnen und Bürger zur Konstituti-on des Staatsvolkes,

– Staatsgewalt – Gewährung der inne-ren Sicherheit als Realisierung der Staatsgewalt.

Um diese drei Grundaufgaben zu erfül-len, errichtet der Staat ein Rechtssys-tem, welches die Beziehung zwischen Staat und Personen regelt. Ein Rechts-

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Gestaltung einer digitalen Dimension, wel-che mit der physischen Welt koexistieren soll, auf der bestehenden Ordnung aufzu-bauen.

Aufbauend auf einer Lösung für eine staat-lich verifizierte und universell einsetzbare elektronische Identität – genannt eID+ – ist das Ziel von Procivis, eine integrierte und beliebig skalierbare «e-Government as a Service»-Plattform anzubieten. Dabei wird der Bürger mit seiner elektronischen Identität in den Mittelpunkt gestellt und verschiedene, dezentral geführte Services entsprechend den Bedürfnissen jedes Bürgers miteinander auf der Plattform ver-

bunden. Ziel ist es auch, den Staat mittels Mobile-Anwendung näher zum Bürger zu bringen, so dass staatliche Dienstleistun-gen dem Bürger wenn immer nötig zur Ver-fügung stehen. Anfragen von einer Behör-de zur anderen bezüglich spezifischen Informationen können bequem und effizi-ent via Procivis Applikation vom Bürger überprüft und freigegeben werden. Die Transaktion kann zudem mittels unabhän-giger Blockchain in verschlüsselter Form unwiderruflich festgehalten werden. Das offene Design von eID+ bedeutet, dass weitere Anwendungen, wie e-Voting- oder e-Health-Applikationen, jederzeit dem Ser-vice-Katalog hinzugefügt werden können.

Es heisst: «Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt.» Dieser erste Schritt für eine digitale Zukunft ist die elektronische Identität. Jede Person hat ein Anrecht auf eine elektronische Identität und damit auf persönlichen Zugang zu staatlichen und privaten, digitalen Dienstleistungen. Dies bezieht sich insbesondere auch auf Ent-wicklungsländer, denn insgesamt verfügen rund 1.5 Milliarden Menschen weltweit bis anhin über gar keine Form von Identitäts-nachweis, weder physisch noch elektro-nisch, und haben somit keinen Zugang zu verschiedenen Dienstleistungen des öf-fentlichen Lebens. Was die Einführung einer elektronischen Identität bewirken kann, veranschaulicht die Geschichte Est-lands auf eine eindrückliche Art und Wei-

se. Das Land entwickelte sich nach dem Untergang der Sowjetunion von einem jun-gen Staat ohne Behördeninfrastruktur zum wohl digital fortschrittlichsten Staat der Welt. Procivis hat es sich zum Ziel gesetzt, von diesem Vorbild inspiriert den moder-nen Bürger ins digitale Zeitalter zu bringen.

Procivis AGBahnhofstrasse 38001 Zürich

www.procivis.ch

Daniel GasteigerFounder

CEO Procivis

Patrick GraberHead of Buisness

Development

Procivis

BITCOIN-BLOCKCHAIN

Abbildung 4: Procivis eID+

system ohne Rechtssubjekte wäre absurd. Daher gehört es zu den funda-mentalen Funktionen eines Rechts-systems, die Frage zu klären, wer Rechtssubjekt ist, diese zu konstituie-ren und zu dokumentieren.

Auf den ersten Blick vermeint man, dass Identität ein privates Gut sei, scheinen doch Ausschliessbarkeit und Rivalität im Konsum gegeben. Bei die-ser Betrachtungsweise geht vergessen, dass Identitäten immer Produkte kom-munikativer Prozesse sind. Private Gü-ter können unabhängig von anderen konsumiert werden; Identitäten entste-hen erst durch die Anerkennung Drit-ter. Die stärkste Identität ist jene, deren Anerkennung auch juristisch (Ge-richte) und mit staatlicher Gewalt (Poli-zei) durchgesetzt werden kann. Identi-täten, die vom Staat gewährt und durchgesetzt werden, sind daher öf-fentliche Güter. Es ist unerheblich, ob eine Identität analog oder digital doku-mentiert wird. Entscheidend ist, ob sie in letzter Konsequenz staatlich aner-kannt und durchgesetzt wird.

Dr. rer. publ. Rolf Rauschenbach,

Procivis Advisor

Geschäftsführer

Rauschenbach Consulting GmbH

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Grosses Kino dank «Ethereum Movie Ven-ture»: mit Blockchain zur Filmproduktion

Bitcoin oder Ethereum als Blockchain-Technologie, haben den Sprung in den Mainstream geschafft. Allerdings vor allem als theoretische Modelle für künftige Währungsalternativen oder abenteuerlichen Titelzeilen innerhalb Nachrichten-gefässen. Projekte die einer grösseren Öffentlichkeit zugänglich sind, fehlten bisher. Mit The Pitts Circus hat das Schweizer Innovations-Firma Scenic Swiss-coast GmbH eine Filmproduktion umgesetzt, die sich komplett durch ein Block-chain-Fundraising finanzierte. Mit Multipaess, einem physischem Multifunktions-werkzeug , können sich interessierte Personen weiterhin unkompliziert daran beteiligen.

Inwiefern die Blockchain-Technologie das Zeug zum Blockbuster hat, wird sich zei-gen. Als Proof-of-Concept zeigt das Ethe-reum Movie Venture aber bereits jetzt die Stärken und Flexibilität der Blockchain. Damit wird sie als Werkzeug immer inter-essanter für konkrete Projekte und die breite Öffentlichkeit.

Das Projekt: eine unkonventionelle FilmproduktionUnter dem Produktions- und Vertriebslabel Ethereum Movie Venture, wurde von Sce-nic Swisscoast GmbH im Auftrag von aKe-nEvilThing der weltweit ersten Ethereum-finanzierte Film realisiert. Der Film mit dem Titel The Pitts Circus handelt von einer einzigartigen Zirkusfamilie und deren täg-lichen Abenteuer. Als Schauspieler konn-ten dazu der Schauspieler Matto Kämpf aus der Deutschschweiz und Carlos Henriquez aus der Romandie verpflichtet werden.

Die in Australien und der Schweiz pro-duzierten Aufnahmen, befinden sich zur-zeit in der Postproduktion. Bei diesem klassischen independent low-budget mo-vie mit einer Mehrsprachigkeit als Teil des Konzepts, werden primär die Zielgrup-pe der Zirkus-Community und derjenigen der Ethereum-Community angesprochen. Dementsprechend präzis auch die weitere Zeitachse: nach Abschluss der Postpro-duktion im Herbst 2017, wird der Film im Rahmen weltweiter Filmfestivals lanciert

und kommt anschliessend in ausgewählte Kinos. Diese Roadmap passt zum anste-henden Zirkus-Jubiläum im 2018, welches insbesondere im vereinigten Königreich zu einem grösseren Interesse am Film füh-ren wird. Ebenfalls geplant ist eine block-chainbasierte Pay-per-View Version des Films.

Die Lösung: Crowdfundingvia BlockchainZur Finanzierung des Ethereum Movie Ven-ture, hat die Scenic Swisscoast GmbH erfolgreich eine neue Generation von Crowdfunding getestet und eingeführt, wel-che auf der Ethereum-Blockchain basiert. Konkret wird als Grundlage ein sogenann-ter Token oder Coin (genauer: einer nach dem ERC-20 zertifizierten, auf der Ethe-reum-Blockchain basierenden Token) ein-gesetzt. Durch den Verkauf einer genau definierten und in der Anzahl beschränkten Anzahl Tokens, wird ein eigenes Währungs-Ökosystem geschaffen, das Ethereum Movie Venture-Ökosystem mit dem ent-sprechenden EMV-Token.

Durch den Verkauf dieser Token wird der Film finanziert. Weil der Token diverse Funktionalitäten aufweist, passiert die Fi-nanzierung nicht nur auf einer Ebene, son-dern auf allen Ebenen der Funktionalitä-ten, welche der Token bietet. Beim Ethereum Movie Venture Token sind dies vier, also dementsprechend auch vier Fi-nanzierungsstufen, namentlich:

1. FilmticketDer Token dient zuerst einmal als Ticket. Dieses kann für die verschiedenen Bedürf-nisse verwendet werden (bspw. für das Streaming) und erlaubt transparentes, einfaches Handling bzw. Buchhaltung. Möglicherweise können die Tokens künftig auch an der Kinokasse als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Dies wird zurzeit weiter abgeklärt.

2. BörsenhandelDer Token kann an Börsen gehandelt wer-den. Im der Crypto -Community gibt es eine lange und intensiv gelebte Tradition von Börsen. Diese Tradition eröffnet dem Filmprojekt eine zusätzliche Zielgruppe plus eine messbare Marktkapitalisierung. Natürlich ist im Umfeld der Blockchain-Technologie die Volatilität extrem hoch. Und dennoch. Das Projekt reiht sich bei den Crypto-Währungen stabil im Bereich von Platz 150 ein.

3. GewinnbeteiligungSollte der Film ein Erfolg werden kann der Token zur einer allfälligen Gewinnaus-schüttung benutzt werden. Konkret ist für die nächsten 20 Jahre eine Gewinnaus-schüttung von jährlich 75% des Nettoge-

M E D I E N & S O C I A L M E D I A

BITCOIN-BLOCKCHAIN

Logo Scenic Swisscoast GmbH

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winns an die Token-Inhaber geplant. Dies hat eine relevante Auswirkung auf beide Seiten, weil der Käufer eines Filmtickets gleichzeitig zum mitbeteiligten Filmbesit-zer wird. Sollte der Film ein Grosserfolg werden, zahlt sich das aus.

4. AbstimmungDas Ethereum Movie Venture wird alljähr-lich mit dem erwirtschafteten Kapital eine Filmproduktion finanziell unterstützten. Via Ausschreibung können Filmproduzen-ten eine Unterstützung beantragen. Im Gegensatz zu traditionellen Förderstellen ist hier die Bewerbung um eine Unterstüt-zung niederschwellig. Welche Filmproduk-tion unterstützt werden soll, entscheiden die Token-Inhaber. Auch damit wird der Kaufanreiz des Tokens jährlich erneuert.

Der Multipaess: ein einfacher Weg zur Nutzung der BlockchainDie Innovationsgeschichte zeigt: neue Technologien gelangen meist verzögert und auf verschlungenen Wegen zur Akzep-tanz. Dies hat mit verschiedenen Ein-stiegshürden zu tun. Zum Abbau dieser Hürden und der Vereinfachung der weiter oben ausgeführten Token-Abwicklungen, hat Scenic Swisscoast GmbH ein probates Werkzeug lanciert, eine physisches Block-chain Multifunktionswerkzeug. Dieses lau-tet auf den Namen Multipaess und hat ein handliches Format.

Dieser Multipaess ist ein Blockchain-Wallet mit öffentlicher und privater Adres-se, welche beide für die Transaktionen erforderlich sind. Der Vorteil von Multipa-ess ist, dass er viele verschiedene Block-chain- (bzw. Crypto-)Token laden kann. Diese Token können im Anschluss weiter-verarbeitet, verkauft, gehandelt oder als Stimmkarte eingesetzt werden.

Die Zukunft: Blockchain als Währungs-Alternative Die Blockchain-Technologie ist mit ihren Token-Ökosystemen als Währungsalterna-tive angekommen. Konkrete und fassbare Projekte, woran sich auch eine breitere Öffentlichkeit beteiligen kann, sind noch die Ausnahme. Ethereum Movie Venture hat den hohen Anspruch, die Ethereum-Anwendungen einer solchen breiten Öf-fentlichkeit zugänglicher zu machen. Der Film The Pitts Circus respektive das Film-ticket bzw. der Multipaess sind Anknüp-fungspunkte, für einen vereinfachten Zu-gang zur Blockchain. Damit soll die Erkenntnis reifen, wie einfach und hürden-los die Nutzung dieser Technologie über-haupt ist. Dies ist eines der Hauptziele des Projekts.

Jede der Blockchain-Anwendung öffnet viele weitere Chancen: beispielsweise wer-den die Transparenz erhöht, Vertrauen kann entstehen. Weil in der Blockchain jede Transaktion zu jeder Zeit einsehbar bleibt, kann Vertrauen geschaffen werden, selbst wenn keine regulatorische Instanz an zentraler Stelle über den Verlauf der Transaktionen wacht. Zudem werden neue Anreize für die Monetarisierung eines Pro-jektes geschaffen, oder der Workflow ei-nes Crowdfundings vereinfacht.

Aber: natürlich gibt es trotzdem weiter-hin Herausforderungen, so wie es bei je-dem Crowdfunding zuerst einmal eine Community gegründet werden muss. Im vorliegenden Fall war dies kein Problem, weil die Projekt-Akteure alle innerhalb ihrer Community gut verwurzelt sind und eine hohe Glaubwürdigkeit geniessen. Was hin-gegen die technische Seite des Projektes betrifft gibt es einige Herausforderungen die neu mit dem Blockchain-Konzept auf-tauchen und die es so in dieser Form noch nicht gegeben hat. Weil die Daten in der Blockchain und die damit verbundenen Reglementierungen unveränderlich sind, muss man ganz genau wissen was man macht; so muss auch der Workflow kom-plett stimmen. Ein nachträgliches patchen ist nicht mehr möglich. Aber auch an die User werden hohe Anforderungen gestellt. Die Blockchain ist kein Unternehmen im traditionellen Sinn. Wenn der User seinen Schlüssel oder Passwort zu seinem Wallet verloren hat gibt es keine Möglichkeit die Tokens auf dem Wallet wiederherzustellen.

Kein Helpdesk, keine Hotline, es gibt kei-nen Systemadmininstrator der das Pass-wort zurücksetzen kann. Die User müssen also ein gewisses Mass an Verantwortung übernehmen. Das kann zur Akzeptanzhür-de werden.

FazitDie Blockchain-Lösung bring viele Vorteile plus Transparenz für Konsumenten und Regulatoren. Neben dem vereinfachten Handling der Crowdfunding-Kampagne gibt es zusätzliche Marktanreize. Im Weiteren werden zusätzliche Zielgruppen erschlos-sen. Das macht den Zusatzaufwand den es braucht um sich in Blockchain-Techno-logie einzuarbeiten durchaus wett. Durch den Unglaublichen Wertanstieg von Ethe-reum ist natürlich auch der Wert von Ethe-reum Movie Venture gestiegen, aber das ist ein erfreulicher Nebeneffekt der nichts mit dem EMV-Token zu tun hat sondern wohl mehr mit dem Potential das Ethereum als Blockchain bietet.

Toni Caradonna

Physiker

Studien an der Uni­

versity of Manchester

GB & Universität Bern

Firmeninhaber Sce­

nic Swisscoast GmbH

www.swisscoast.ch

BITCOIN-BLOCKCHAIN

Wie kann ich die Techno logie testen, wie komme ich zum eigenen Ethereum Movie Token?

1. Multipaess bestellen unter www.multipaess.com/emv

2. Multipaess aktivieren (Details zur Aktivierung folgen per Mail)

3. EMV auf einer der Börsen handeln4. Über weitere Projekte entscheiden

(in Q4 2017)5. Film im Kino oder online anschauen

(Q2 / Q3)

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Blockchain – Auswirkungen auf Geschäftsmodelle & Ökosysteme

Die nächste Welle der Digitalisierung kommt ungebremst auf uns zu und Block-chain als Technologie ist ein zentraler Treiber dieser Veränderungen. Wer Block-chain jedoch nur als Hype oder Basis-Technologie betrachtet, irrt. Die Auswirkun-gen auf Geschäftsmodelle, Interaktionen zwischen Menschen, Organisationen oder sogar Gegenständen können radikale Umbrüche hervorbringen. Was kann Block-chain in der Wirtschaftswelt schon heute verändern, welche Auswirkungen bringt das mit sich. Welche Ansätze sind denkbar, um eigene Strategien zu entwickeln da-mit man auch morgen erfolgreich ist.

Stellen wir uns ein Elektroauto vor, das sich via Induktion bei jeder Gelegenheit auflädt, an der Ampel, auf dem Firmen-parkplatz oder beim Parken im Shopping-Center. Ein autonomes Auto also, das sein eigenes Geld besitzt und das auf der Grundlage eines digitalen Vertrags mit ei-nem Energieversorger unter bestimmten Bedingungen seine Batterie auflädt. Das ganze Konzept der «Betankung» kann so-mit komplett neu erfunden und viel effizi-enter gestaltet werden. Ein neues Ge-schäftsmodell, gesteuert durch Software und Kryptowährungen.

Diese Form der digitalen Disruption wird in vielen Bereichen spürbar sein. Gan-ze Branchen erleben so einen Umbruch und deren Neugestaltung. Die Chancen für neue Marktteilnehmer sind gross. Aus die-sem Grund ist es etablierten Unternehmen anzuraten, ihre aktuelle Position in den bestehenden Ökosystemen kritisch zu hin-terfragen und künftige Geschäftsmodelle zu überdenken.

Eine (sehr) kurze Einführung zu BlockchainAlles begann mit dem sicheren und anony-men Transfer von Geld und der Einführung von Bitcoin im Jahr 2009. Blockchain liegt Bitcoin zugrunde und ist entstanden durch den intelligenten Einsatz von kryptographi-schen Techniken wie digitale Signaturen und Prüfsummen in Kombination mit mo-dernsten Konsens-Algorithmen. Damit wurde das langjährige Problem des «Dou-

ble-Spend» gelöst. Es ist unmöglich das gleiche digitale Geld zwei Mal auszugeben. Die Entwickler-Community hatte schnell erkannt, dass dieses Prinzip auf viele an-dere Arten von Wertgegenständen (Digita-len Assets) angewendet werden kann. Seither wurden viele Anwendungen entwi-ckelt: von der Ausgabe und Verifizierung von Universitätszertifikaten über die Ver-folgung der Herkunft von Diamanten bis hin zu autonomen Investmentfonds.

Um die bevorstehende Evolution in den richtigen Kontext zu setzen, seien an die-ser Stelle die grundlegenden Eigenschaf-ten der Blockchain nochmals zusammen-gefasst: – Teilnehmer in einem Wertschöpfungs-netzwerk haben eine gemeinsame und konsistente Sicht auf Informationen.

– Informationen werden von allen betei-ligten Parteien überprüft und im Kon-sens vereinbart.

– Jeder Wertgegenstand kann mit einer eindeutigen digitalen Signatur erfasst und identifiziert werden.

– Transaktionen werden auf ihre Legiti-mität überprüft und vor Manipulation und Änderung geschützt.

– Interaktionen werden automatisiert und so programmiert, dass die vordefi-nierten Regeln selbständig ausgeführt werden.

Blockchain als nächste Evolutionsstufe der DigitalisierungIn den vergangenen Jahren haben wir ver-schiedene Wellen der Digitalisierung er-lebt, mit jeweils unterschiedlichen Schwer-punkten, wobei jede Welle auf die vorhergehenden aufbaute.

Eine erste Welle der digitalen Transfor-mation konzentrierte sich vorwiegend auf die Optimierung von Geschäftsprozessen durch Automation. Darauf folgten weitere Wellen mit Fokus auf die Erschliessung neuer Einnahmequellen durch die intensi-vere Monetarisierung von Unternehmens-daten und Kernkompetenzen.

Abbildung 1: Evolution digitaler Geschäftsmodelle: Die nächste Phase der Evolution digitaler Geschäftsmodelle ist durch die Hauptmerkmale der Blockchain ermöglicht.

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Eine höhere Maturität der Blockchain-Technologie eröffnet neue Chancen, die durch folgende Hauptmerkmale getrieben werden: – Die Dezentralisierung ergibt sich aus der Tatsache, dass es jetzt möglich ist, eine zwar physisch verteilte, aber gemeinsame und konsistente Sicht auf Daten und Transaktionen zu haben. Eine Blockchain wird auch physisch durch ein Netzwerk von Knoten betrie-ben. Somit ist die geographische (glo-bale) Verteilung kein Hindernis mehr.

– Die Disintermedierung wird zur Realität und bedeutet, dass das Vertrauen in die Infrastruktur verlagert wird und es somit weniger Bedarf für vertrauens-würdige, zentrale Institutionen gibt, welche als «Schriftwart» fungieren.

– Die Monetarisierung wird für alle Arten von Vermögenswerten ermöglicht und wird durch die Anwendung von Kryp-towährungen erleichtert.

– Die Smart Contracts ermöglichen die Programmierung von Interaktionen, die nach vordefinierten Regeln ablaufen. Da diese Programme ein Bestandteil der Blockchain sind, ist sichergestellt, dass sie vor Manipulation und uner-laubten Änderungen geschützt sind.

Basierend auf diesen Merkmalen ermög-

licht eine Blockchain neue organisa-torische Set-ups, wie zum Beispiel Unter-nehmenseinheiten welche miteinander interagieren. Sie werden dabei durch einen permanenten Mechanismus unterstützt, welcher Interaktionen weitgehend automa-tisieren lässt. Die Notwendigkeit vertrau-enswürdiger Gegenparteien wird von zentralen Institutionen weg transferiert, und in die Infrastruktur selbst übertragen. Zudem findet eine Verschiebung statt: von Informationen, die von einzelnen Teilneh-mern verwaltet werden hin zu einer geteil-ten und nachvollziehbaren Lebensge-schichte eines Vermögenswerts oder einer Transaktion.

So hat Blockchain Auswirkungen auf viele Unternehmen. Auf jene, die bereits im digitalen Zeitalter angekommenen sind, als auch für traditionelle Unternehmen die erst am Anfang ihrer digitalen Reise ste-hen. Wir müssen deshalb unsere Ge-schäftsmodelle und Spielwiesen im Öko-system entsprechend überdenken. In den

Überlegungen ist zu berücksichtigen, dass ab sofort Einzelpersonen, Organisationen, Maschinen und Algorithmen miteinander mit wenigen Reibungsverlusten frei han-deln und interagieren können.

Die Ära der kryptografisch unterlegten WerteDie Blockchain hat die Fähigkeit eine ein-deutige digitale Identität jeder Art von Ver-mögenswerten zuzuordnen. Wir definieren einen Vermögenswert als etwas, das von Wert ist und besessen werden kann. Ein «Token» ist das Mittel, durch das ein Ver-mögenswert in der kryptographischen Welt der Blockchain dargestellt wird.

Vermögenswerten können in drei Haupt-kategorien aufgeteilt werden: physische Objekte (ein Auto, ein Gebäude, ein Dia-mant), Digitale Assets (digitale Bilder, Mu-sikdateien und digitale Dokumente) und immaterielle Güter (eine Stimme, eine Ki-lowattstunde Strom, eine Einheit Kryp-towährung)

Sobald ein Vermögenswert als Token in der Blockchain gespeichert wird, ist es möglich folgende interessante Charakte-ren zu garantieren: – Existenz: Es gibt eine unwiderlegbare Aufzeichnung, dass etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt existiert hat (Zeitstempel).

– Herkunft: Der Vermögenswert kann nachvollziehbar zertifiziert werden, dass er aus einer bestimmten Quelle stammt (Echtheitsnachweis).

– Besitz und Übertrag: Es ist unbestreit-bar, wer den Vermögenswert besitzt und daher das Recht hat ihn zu über-tragen (Handel).

Hieraus lassen sich viele interessante Szenarien entwickeln. Nehmen wir ein Bei-spiel im Gesundheitswesen: Ein Patient muss seine Röntgenbilder, die in einem Spital gespeichert sind, seinem behan-delnden Arzt zur Verfügung stellen. Nur der Patient hat das Recht auf diese Daten zu-zugreifen. In der Blockchain würde es eine einmalige, zeitlich begrenzte Zugangsbe-rechtigung für den Arzt geben. Wenn der Arzt die Röntgenbilder anfordert, kann das Krankenhaus überprüfen, ob er tatsäch-lich die Erlaubnis hat, um den Zugang zu den Daten zu gewähren. Nach Ablauf der Erlaubnis kehren die Zugriffsrechte dann

ausschließlich zum Patienten zurück. Die Daten verlassen nie das Spital und alle Zugriffe werden in nachvollziehbarer Art und Weise protokolliert.

Die Ära von konsensbasierten ÖkosystemenBlockchain bringt den grössten Mehrwert innerhalb eines Ökosystems, bei dem der Erfolg durch die Anzahl Teilnehmer und den daraus resultierenden Netzwerkeffekt gesteigert wird. Die Teilnehmer können in verschiedenen Rollen partizipieren und eine Vielzahl an Vermögenswerten anbie-ten. Dadurch einsteht ein Mehrwert im Ökosystem.

Im traditionellen Modell macht jeder Teilnehmer seine Autorität innerhalb sei-ner eigenen Grenzen geltend und die Be-reitstellung einer konsistenten Sicht auf Informationen und auf Transaktionen er-fordert deswegen einen kontinuierlichen Datenabgleich. Die Schlichtung von Streit-punkten wird in der Regel an eine Drittpar-tei delegiert, welche eine höhere Autorität und das entsprechende Vertrauen aller Beteiligten besitzt. Alle diese Grenzen und Ineffizienzen verursachen Transaktions-kosten und Reibung in den Interaktionen zwischen den Parteien.

Im neuen Modell teilen sich alle Markt-teilnehmer die gleiche Ansicht und die Historie der Informationen. Verträge kön-nen im digitalen Code verankert werden (Smart Contracts). Somit können Interak-tionen automatisiert und Streitigkeiten durch automatische Konsens-Algorithmen weitgehend vermieden werden.

Durch die Anwendung dieses offenen, flexiblen Konstruktes sind zwei wesentli-che Evolutionsschritte möglich: – Abbau von Barrieren: Es ist viel einfa-cher für die Teilnehmer im Ökosystem,

Abbildung 2: Flexible und «Agile» Ökosysteme»: durch die Anwendung von Blockchain teilen sich alle Marktteilnehmer die gleiche Ansicht und die Historie der Informationen. Transaktionen erfolgen zwischen den Teilnehmern ohne die Notwendigkeit von zentralen Institutionen.

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miteinander zu interagieren und damit die Transaktionskosten und Reibung generell zu reduzieren.

– Erzeugung von Netzwerkeffekten: In solchen Ökosystemen ist es leicht, die Teilnahme zusätzlicher Unternehmen zu integrieren, welche Mehrwert in Form von Vermögenswerten oder von Funktionen anbieten können.

Der Beschaffungsprozess ist ein gutes Beispiel für die potenzielle Transformation, die durch niedrigere Barrieren und grös-sere Netzwerkeffekte ermöglicht wird: Eine auf Blockchain-basierende Implemen-tierung kann durch die Umwandlung auch nur eines Teils des Prozesses, z. B. durch Automatisierung der Rechnungsstellung, Versandinformationen und Zahlungen ver-schiedene Vorteile bringen. Nach Empfang einer Rechnung ist es dem Käufer möglich sofort einen Teil der Zahlung zu beglei-chen. Der Rest kann an den korrekten Versand der Ware gebunden sein und erst nach Bestätigung der Sendung mittels di-gitaler Signatur automatisch freigegeben werden. Die somit verbesserte Art der In-teraktion würde die Risiken der Gegenpar-tei reduzieren und den Abwicklungspro-zess drastisch verkürzen. Alle Beteiligte habe dabei stets eine klare Sicht über den aktuellen Stand.

Neue Geschäftsmodelle werden entstehenDie Auswirkungen dieser treibenden Kräf-te auf Geschäftsstrukturen und -modelle sind vielfältig. Auf der einen Seite ist es denkbar, dass neue Marktteilnehmer ver-suchen die bestehenden Branchen umzu-

gestalten. Auf der anderen Seite finden sich neue Einnahmequellen durch die in-telligente Verwertung von digitalisierten Vermögenswerten. Essentiell ist jedoch, dass alle Marktteilnehmer von dem ge-samten Netzwerkeffekt und den effizien-teren Interaktionen profitieren können.

Vor diesem Hintergrund entstehen für Unternehmen wichtige Fragestellungen: Wie können wir im Ökosystem Geld verdie-nen und wie vermeiden wir es durch neue Marktteilnehmer verdrängt zu werden? Welche neuen Marktrollen können wir im Ökosystem spielen?

Es gibt keine einfachen Antworten auf die-se Fragen und es gilt die treibenden Kräf-te auszuloten, hier in ihrer Quintessenz zusammengefasst: – Jede Ressource kann in einen Dienst verwandelt und monetarisiert werden: Kernkompetenzen identifizieren und Strategien erarbeiten, die es ermögli-chen Wertgegenstände kryptografisch zu «tokenisieren» und «handelbar» zu machen.

– Der Abbau von Barrieren senkt die Transaktionskosten und verringert Rei-bungsverluste. Diese Eigenschaften in der Interaktion mit Unternehmenspart-nern und anderen Teilnehmern im Öko-system sollten genutzt werden.

– Wenn das aktuelle Geschäftsmodell auf Vermittlung und Arbitrage basiert, dann ist es Zeit diese Position zu über-denken und zu antizipieren, wie damit zukünftig umgegangen werden soll. Es muss geklärt werden, welchen Teil man selbst übernehmen kann, bevor die Konkurrenten es tun.

– Es gilt nun Möglichkeiten zu identifizie-ren, bei denen die Rolle im Wertschöp-fungsnetz durch die Bereitstellung neu-er oder erweiterter Funktionalität verankert wird. Ein Pionier zu sein, kann in einer privilegierten Position für frühe Gewinne sorgen.

FazitBitcoin hat gezeigt, dass es möglich ist ein Ökosystem ganz auf einer verteilten Tech-nologie zu bauen, ohne dass Vermittler benötigt werden, auf denen eine nachvoll-ziehbare, manipulationssichere Wertüber-tragung sichergestellt wird. Es hat den Weg zur Anwendung der gleichen Prinzipi-en auf andere digitale Vermögenswerte geebnet und eine ganze Reihe von Bran-chen inspiriert und zum Nachdenken ge-bracht, wie sie untereinander interagieren und Informationen austauschen. Für Ent-scheidungsträger gilt es jetzt die Auswir-kungen von Blockchain und deren poten-ziellen Nutzen für neue Geschäftsmodelle zu eruieren. Die skizzierten Veränderungen werden wahrscheinlich nicht über Nacht Einzug in unsere Märkte halten. Jedoch werden die Innovationszyklen immer kür-zer und angesichts der grundlegenden Auswirkungen ist jetzt die Zeit zu handeln und sich vorzubereiten.

Christian Di Giorgio

Account Technology

Advisor, Swisscom AG

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Digitale Währungen – Eine virtuelle Zukunft ohne Bargeld?

Bitcoin: Digitales Geld, das weder von No-tenbanken gedruckt noch von Finanzinsti-tuten verteilt, sondern autonom geschaf-fen und verwaltet wird. Die Technologie dahinter: Blockchain. Sie ermöglicht es erst, dass digitale Währungen entstehen können, mit denen rund um den Globus bezahlt wird, ohne dass eine Bank ihre Finger im Spiel hat.

Diese und die Entwicklung von anderen digitalen Währungen war ursprünglich da-rauf ausgerichtet, ein neues System zum Austausch von «Geld» zu schaffen, eines, das ohne Zwischenhändler auskommt. Was mit einigen Start-up Unternehmern vor 8 Jahren begann, ist heute eine umfas-sende Industrie geworden. Bitcoins im Wert von knapp 17 Milliarden US-Dollar sind bereits im Umlauf und über 100 000 Händler und Dienstleister akzeptieren mittlerweile die virtuelle Währung. Seit 2012 wurden ca. 1.1 Milliarden US-Dollar Venture Capital in Bitcoin und Blockchain Unternehmen investiert.

Mit der Blockchain-Technologie können Personen oder Firmen ihre finanziellen (und auch anderen) Transaktionen direkt untereinander abwickeln, ohne Umweg über einen Intermediär. Hierzu benötigen die Nutzer eine digitale Plattform, bei-spielsweise in Form einer Mobile App, mit der sie Transaktionslisten austauschen können. Für die Transparenz und die Rich-tigkeit der Blockchain sorgen deren dezen-trale Natur und ein kryptografischer Pro-zess, der Informationen verifiziert, bevor er sie speichert. Dieser Prozess ist offen einsehbar und wird stets von mehreren Parteien validiert, was vor Manipulationen schützt.

Diese dezentral geführte Blockchain-Listen «Distributed Ledgers» – haben eini-ge bemerkenswerte Qualitäten. Die Block-chain ermöglicht es, Transaktionen sofort und unabänderlich durchzuführen. Da-

durch könnte das Risikomanagement in Echtzeit stattfinden – ein langgehegter Wunsch der Branche. Weiterhin lassen sich auf der Blockchain sogenannte «Smart Contracts» abbilden. Dies sind Software-Programme, die finanzielle Ver-einbarungen abbilden und autonom abwi-ckeln können. Sobald bestimmte, im Voraus festgelegte Bedingungen erfüllt sind, wird vom Smart Contract eine Aktion ausgeführt. Stimmen die Voraussetzungen nicht, kann eine Zahlung verweigert werden.

So hat UBS das Experiment eines «Smart Bond» durchgeführt, der als intel-ligentes Finanzprodukt seinen gesamten Lebenszyklus selbst umsetzt. Die Obliga-tionen führen beispielsweise Zins-Zahlun-gen (Coupon) autonom aus. In einem wei-teren Experiment von UBS wurden E-Commerce Einkäufe mit virtueller Wäh-rung programmiert. Die besondere Eigen-schaft hier war, dass das Smart Wallet mitentscheiden konnte, ob eine Zahlung rechtens ist. Beim Einkauf einer Flasche Wein durch einen Minderjährigen, hat das Experiment gezeigt, dass die Zahlung vom Smart Wallet automatisch abgelehnt wur-de, da die Bedingungen für die Zahlung nicht erfüllt waren.

Banken und Unternehmen bzw. Comp-liance sowie Reporting könnten so von Grund auf revolutioniert werden, denn auf diese Weise könnten viele komplexe Trans-aktionen automatisiert und damit massive Effizienzgewinne erzielt werden. Einzelper-sonen könnten über die Blockchain den direkten Anschluss an das Finanzsystem erhalten und zukünftig Finanztransaktio-nen in Eigenregie durchführen – bis hin zur automatischen Verwaltung des eigenen Vermögens. Die möglichen und denkbaren Anwendungen und Erleichterungen haben zu einem Boom der Blockchain Entwicklun-gen geführt und zu einer Vielzahl von ver-

schiedenen Kryptowährungen, die als «To-ken» den Wert der Transaktionen abbilden.

Der Hype und die besonderen Eigen-schaften von Bitcoin wurden auch zum Risiko: Geldwäsche, Finanzierung von Cy-berkriminalität und der Zusammenbruch des Bitcoin-Handelsplatzes Mt. Gox im Jahr 2014. Fehlende Sicherheitskontrollen und Akzeptanz durch Gesetzgeber, sowie Anonymität des Netzwerkes stellen Hür-den zur breiten Anerkennung dar. Zudem sind die Systeme «Miner», die Bitcoins durch die Lösung mathematischer Loga-rithmen schöpfen, und dadurch sowohl Transaktionen bestätigen als auch in der Blockchain dauerhaft festschreiben, sehr rechenintensiv und damit sehr energieauf-wändig. Trotz dieser Herausforderungen hat sich das System als vergleichsweise robust und stabil erwiesen – und was, wenn die verbleibenden Probleme in naher Zukunft gelöst werden?

Damit die neue Digital Economy auf der Basis von Distributed Ledgers weitrei-chend eingesetzt werden kann, sind Stan-dards notwendig. Verschiedene Konsorti-en, u.a. R3 mit über 70 Banken, arbeiten an gemeinsamen Anforderungen und Vor-aussetzungen. Besonders wichtig für das Funktionieren dieser dezentralen Netzwer-ke, die nicht vor nationalen Grenzen Halt machen, sind sichere digitale Identitäten der Teilnehmer im Netzwerk sowie die di-gitalen Währungen, sogenannter «Crypto Cash» auf der Blockchain, die eine offiziel-le, regulierte und sichere Lösung für den Geldverkehr bieten.

Zukünftig könnten von Zentralbanken ausgegebene, Blockchain-basierte Kryp-towährungen zum dominanten Rahmen-system für andere digitale Währungen werden und eine fundamentale Auswir-kung auf Geldpolitik und Liquidität haben. Kryptowährungen von Zentralbanken könn-ten den ersten Baustein bilden für mehr

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Transparenz und Effizienz bei Vermögens-überweisungen, im Risikomanagement und für Finanzierungen innerhalb des Fi-nanzökosystems. Von Zentralbanken ge-steuerte digitale Währungssysteme könn-ten zahlreiche Vorteile bieten: Sie könnten den Wettbewerb und Zugang zu Finanzpro-dukten verbessern, aber auch eine höhere Resilienz, Transparenz, Geschwindigkeit, Liquidität und Finanzstabilität gewährleis-ten. Voraussetzung ist aber, dass wir u.a. gangbare Lösungen für die digitale Authen-tifizierung und die damit einhergehenden Betrugsrisiken in einem solchen System finden. Dieses Finanzsystem wäre wesent-lich effizienter, robuster und sicherer. Und es wäre für Betreiber und Benutzer kosten-günstiger und transparenter. Dadurch könnten Unternehmen finanzielle Prozesse stark vereinfachen und Kosten sparen, während die Aufsichtsbehörden ein we-sentlich besseres Instrumentarium erhal-ten würden, um das System als Ganzes zu überwachen.

UBS und andere Banken haben früh erkannt, dass die Blockchain Technologie, auf der auch die Bitcoin Währung basiert, das Finanzsystem grundlegend verändern könnte. Seit 2015 erforscht UBS mit dem Crypto 2.0 Pathfinder Programm digitale Währungen und die Blockchain Technolo-gie. Rund 30 Anwendungsfälle hat UBS in ihrem Fintech Lab im Londoner Level39 bislang erkundet. Eines der Projekte ist die Kryptowährung Utility Settlement Coin, welche UBS zusammen mit ihren Partnern

(Deutsche Bank, BNY Mellon, ICAP, Santander und Clearmatics) entwickelt. Diese Kryptowährung wird ausschliesslich innerhalb des Interbankenmarktes ausge-tauscht und deren korrespondierender Wert wird mit Fiat-Geld bei den Zentralban-ken hinterlegt. Interbankentransaktionen könnten sovereinfacht, transparenter und effizienter werden.

Digitale Währungen und Blockchain-Technologie sind heute für den Zahlungs-verkehr bereits einsetzbar und erlauben auch Menschen ohne Bankverbindung den Zugang zum Finanzsystem. Viele Bran-chenkenner und Technologie-Experten gehen davon aus, dass diese Technologie letztlich zu tiefgreifenden Veränderungen führen kann. Wir sehen möglicherweise in eine weitgehend bargeldlose Zukunft, in welcher mehr und mehr Personen in der Lage sind, Produkte und Dienstleistungen elektronisch zu bezahlen.

Allerdings ist diese Technologie noch jung und wirft eine Reihe technischer wie auch rechtlicher Fragen auf. So besteht Handlungsbedarf bei der heutigen Block-chain-Technologie in Bezug auf Geschwin-digkeit, Skalierbarkeit und Sicherheit, und dann verlangen Eigenständige intelligente Verträge nach einer neuen Form des Ver-tragsrechts. Auch systemische Fragen stellen sich: Wenn wir direkte Finanztrans-aktionen via Blockchain wollen, müssen wir eine Möglichkeit finden, «echtes Geld» in den Kreislauf zu bringen. Zudem sind wichtige Fragen in Bezug auf die digitale

Identität und den Datenschutz noch immer ungeklärt. Blockchain kann deshalb ihr volles Potenzial nur dann entfalten, wenn alle über eine gemeinsame Plattform zu-sammenarbeiten. Derzeit ist noch unge-wiss, wann die offenen Fragen rund um die Blockchain-Technologie beantwortet sein werden. Doch wenn es der Branche ge-lingt, einen gemeinsamen Nenner zu fin-den, könnten die transformatorischen Neuerungen und Marktveränderungen schon sehr bald erfolgen. Blockchain könnte Finanzdienstleistungen ebenso ver-ändern, wie das Internet die Art und Weise veränderte, wie wir kommunizieren, ein-kaufen oder unser Leben gestalten. UBS hat im Sommer ihr Whitepaper zum Trans-formationspotenzial der Blockchain-Tech-nologie und wie die Finanzbranche diese bestmöglich nutzen kann veröffentlicht. Das Paper «Building the trust engine – How the blockchain could transform finance (and the world)» und weitere Informationen zum Thema finden Sie auf ubs.com/block-chain

Dr. Veronica

Lange da Conceição,

Innovations­

verantwortliche bei

UBS Group Technology

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www.nec.social

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Vertragsschluss und Vertragserfüllung auf der Blockchain

Auf der Blockchain können neben Kryptowährungen auch Vermögenswerte aus der realen Welt gehandelt werden. Damit die Transaktionen rechtlich anerkannt wer-den, müssen sie die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Eigentumsübergang ein halten. Entscheidend ist dabei, dass der neue Berechtigte durch die Transaktion die faktische Verfügungsmacht über den Vermögenswert erhält.

Das geltende Vertragsrecht stammt aus dem Jahr 1911. Die Vorschriften sind so-mit primär auf Konstellationen ausgerich-tet, in denen ein Gegenstand durch die physische Übergabe von der einen Ver-tragspartei auf die andere übergehen soll. Das Aufkommen der gegenwärtigen tech-nischen Entwicklungen hatte der Gesetz-geber dagegen nicht im Auge. Insbesonde-re rechnete er nicht damit, dass Verträge auf einem virtuellen System abgebildet und mittels Umbuchung eines Tokens er-füllt werden können. Genau dieses Vorge-hen wird aber durch den Einsatz der Block-chain-Technologie ermöglicht. Wie werden diese Entwicklungen nun rechtlich erfasst und eingeordnet?

Einsatzfelder der BlockchainDie Blockchain ist eine digitale Daten-bank, welche Transaktionen aufnimmt und mit einer kryptographischen Signatur ver-sieht. Inhalt einer solchen Transaktion kann alles sein, was sich digital erfassen und speichern lässt. Die einzelnen Trans-aktionen werden mit anderen Transaktio-nen zu einem Block angeordnet. Die ver-schiedenen Blöcke formieren eine Kette und werden damit zur Blockchain. Sobald ein Block mit der Kette verbunden ist, kann er nicht mehr verändert werden. In-dem jeder Nutzer eine vollständige Kopie der Blockchain erhält, werden die Daten zudem dezentral und redundant abgelegt. Dies hat zur Folge, dass erfasste Transak-tionen nur schwer manipuliert werden kön-nen. Ursprünglich wurde die Blockchain vorwiegend für den Handel mit Kryptowäh-rungen wie Bitcoin verwendet. Auf der

Blockchain können aber aus technischer Sicht alle Vermögenswerte gehandelt wer-den, welche sich digital abbilden lassen. Dazu werden die Werte durch einen Token auf der Blockchain repräsentiert. Für eine Übertragung des Vermögenswerts wird der Token vom bisherigen Inhaber auf einen weiteren Teilnehmer der Blockchain umge-bucht.

Welche Einsatzfelder bietet die Block-chain im Bereich von Vertragsschluss und Vertragserfüllung? Aufgrund ihrer hohen Resistenz gegenüber Manipulationen eignet sich die Technologie zunächst als Vertragsregister: Die Blockchain doku-mentiert die Vertragsabschlüsse und er-leichtert den Parteien somit den Nach-weis, dass ein bestimmter Vertrag effektiv abgeschlossen worden ist. Die Blockchain kann weiter als Matchingplattform für Wil-lenserklärungen eingesetzt werden. Die Parteien stellen dabei ihre Angebote und Akzepte auf die Blockchain und geben da-mit unwiderruflich ihre Bereitschaft zum Vertragsabschluss kund. Unter bestimm-ten Voraussetzungen kann die Blockchain schliesslich auch die eigentliche Erfüllung des Vertrags übernehmen. Voraussetzung dafür ist, dass die rechtlichen Bedingun-gen für eine Übertragung der fraglichen Vermögenswerte mit der Umbuchung des Tokens auf der Blockchain eingehalten werden können.

Blockchain als VertragsregisterWerden Verträge auf der Blockchain doku-mentiert, geschieht dies regelmässig nicht mit dem vollen Vertragstext. Die Block-chain erfasst vielmehr nur den Hash des

Vertrags, d.h. den Wert, der durch die Hash-Funktion berechnet wird. Dazu wird der Vertrag zunächst durch beide Parteien ausserhalb der Blockchain abgelegt. Die Parteien berechnen anschliessend den Hashwert bestimmter Vertragskennzah-len. Bei Erzielung eines identischen Hash-Werts wird dieser in die Blockchain einge-fügt und digital signiert. Der Vertrag wird dadurch Bestandteil der Blockchain.

Die Aufnahme von Verträgen in ein Blockchain-basiertes Vertragsregister dient zum einen dem Vertragsmanage-ment der Parteien. Gerade Vertragspart-ner, die regelmässig Geschäfte miteinan-der abschliessen, erhalten durch die dezentralisierte Ablage jederzeit eine ak-tuelle Übersicht über die laufenden Verträ-ge und vermeiden so die Risiken einer entkoppelten Vertragsablage. In rechtli-cher Hinsicht verbessert das Vertragsre-gister zudem die Beweissituation jener Partei, die sich auf den abgeschlossenen Vertrag beruft. Zwar gibt der Eintrag meis-tens nicht den gesamten Vertragsinhalt wieder. Die Parteien können anhand des Eintrags aber nachweisen, dass der Ver-trag zwischen ihnen überhaupt zustande gekommen ist. Zudem kann die be-weispflichtige Vertragspartei anhand des abgelegten Hashwerts belegen, dass ihre Vertragsdokumentation mit der Verein-barung übereinstimmt, auf welcher der Hash – und damit der Eintrag auf der Blockchain – basiert.

Blockchain und VertragserfüllungSind Vermögenswerte auf der Blockchain durch einen Token vertreten, können sie in technischer Hinsicht ohne weiteres auf einen anderen Teilnehmer übertragen wer-den. Damit die Umbuchung des Tokens auch in der realen Welt relevant wird, muss jedoch vorgängig sichergestellt werden, dass der Token effektiv mit dem repräsen-

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tierten Vermögenswert verknüpft ist. Dazu ist regelmässig erforderlich, dass ein Drit-ter die Vermögenswerte und die Berechti-gungen daran kontrolliert, bevor sie über-haupt in die Blockchain aufgenommen werden. Ist diese Voraussetzung gegeben, wird mit der Verschiebung des Tokens eine hohe Zuverlässigkeit erreicht. Die Umbu-chung kann nachträglich kaum einseitig verändert werden, sondern wird in der Blockchain unwiderruflich dokumentiert.

Aus dieser technischen Sicherheit kann aber nicht geschlossen werden, dass die Umbuchung des Tokens automatisch eine Veränderung in der rechtlichen Zuordnung von Vermögenswerten bewirkt. Dazu müs-sen vielmehr die gesetzlichen Anforderun-gen an die Übertragung dieser Werte ein-gehalten werden. Im schweizerischen Privatrecht gibt es keine vereinheitlichten Vorschriften für die Übertragung von Ver-mögenswerten. Insbesondere stellt der Gesetzgeber unterschiedliche Anforderun-gen an die Übertragung von beweglichen und unbeweglichen Sachen.

Bewegliche Sachen auf der BlockchainBewegliche Sachen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich ohne wesentliche Ver-änderung an einen anderen Ort befördern lassen. Darunter fallen feste Gegenstände wie zum Beispiel ein Tisch oder ein Com-puter. Ebenso erfasst werden Flüssigkei-ten und Gase, die sich in einem abge-schlossenen Behälter befinden. Die Übertragung von Eigentum an beweglichen Sachen setzt erstens voraus, dass es einen gültigen Rechtsgrund für den Ei-gentumswechsel gibt. Dieser besteht regelmäs sig in einem Vertrag, typischer-weise einem Kaufvertrag. Zweitens muss der neue Eigentümer auch die tatsächliche Herrschaft – den Besitz – an der Sache erlangen. Besitz und Eigentum beschrei-ben unterschiedliche Beziehungen zur Sa-che. Als Eigentum gilt das Recht, frei über die Sache zu entscheiden. Der Besitzer hat demgegenüber die tatsächliche Herr-schaft darüber. Diese Sachherrschaft kann sich unterschiedlich präsentieren. Wer ein Auto benutzt, gilt als dessen Be-sitzer. Der Wagen bleibt aber auch in sei-nem Besitz, wenn er ihn in der Garage oder auf einem offenen Parkplatz abstellt. Denn solange er über den Garagen- und Auto-

schlüssel verfügt, hat er das Fahrzeug in seiner Kontrolle. Wie kann nun ein solcher Eigentumsübergang auf der Blockchain erfolgen?

Durch die blosse Umbuchung des To-kens vom einen Teilnehmer auf den ande-ren erlangt der neue Inhaber des Tokens in aller Regel noch keine tatsächliche Herr-schaft über den realen Gegenstand. Ein Eigentumswechsel hat nicht stattgefun-den, der Kaufvertrag ist somit noch nicht erfüllt. Ein anderes Ergebnis wird jedoch erreicht, wenn der Gegenstand als Smart Property in die Blockchain aufgenommen wurde. Smart Property liegt vor, wenn ein Gegenstand durch einen Token auf der Blockchain vertreten ist und der jeweilige Inhaber des Tokens auf den Gegenstand zugreifen kann. Dies ist nur möglich, wenn

der Gegenstand erkennt, dass genau die Person auf ihn zugreifen will, die auf der Blockchain über den Token verfügt. Gelingt diese Koppelung zwischen Token und Ge-genstand, können die tatsächliche Herr-schaft und damit auch das Eigentum am fraglichen Vermögenswert effektiv durch eine Blockchain-Transaktion auf einen an-deren Teilnehmer übertragen werden.

Die angestrebte Verbindung zwischen dem virtuellen Token und dem realen Ge-genstand wird dabei meistens mit dem Einsatz von Smart Contracts erreicht. Ein Smart Contract ist ein Vertrag, der auf die Blockchain oder einen anderen Distributed Ledger aufgenommen wird. Der Vertrag beinhaltet neben der Parteivereinbarung ein Computerprogramm, das für die Ver-tragserfüllung besorgt ist. Tritt ein definier-tes Ereignis, ein Trigger, ein, werden die Vertragsbedingungen gemäss Program-

mierung erfüllt. Bei der Übertragung eines Vermögenswertes setzt dies voraus, dass die Vertragssoftware auf den fraglichen Gegenstand in der realen Welt zugreifen kann. So kann etwa ein Auto auf einen neuen Berechtigten übertragen werden, indem diesem über die Umbuchung des Tokens auf der Blockchain ermöglicht wird, das Fahrzeug mit seinem Smartphone zu öffnen. Die Parteien müssen sich nicht mehr um die Erfüllung ihrer Vereinbarung kümmern. Sie benötigen auch kein Ver-trauen in den Willen und die Fähigkeit der Gegenpartei, die versprochene Leistung zu erbringen. Sobald sich der Vertrag auf der Blockchain befindet, verlieren der Ver-käufer wie auch der Käufer ihren Einfluss auf das Ob und Wie der Vertragserfüllung.

Grundstücke auf der BlockchainGrundstücke sind unbewegliche Sachen wie ein Haus oder eine unbebaute Parzel-le. Anders als bewegliche Sachen lassen sich diese nicht an einen anderen Ort ver-schieben. Um Eigentum an Grundstücken zu erwerben, ist neben dem gültigen Rechtsgrund ein Registereintrag im Grund-buch erforderlich. Eigentumsrechte an ei-nem Grundstück kann somit nur geltend machen, wer als Eigentümer im Grundbuch vermerkt ist. Das Grundbuch wird kantonal geführt und darf grundsätzlich elektro-nisch betrieben werden. Entsprechend ist eine Registerführung auf der Blockchain möglich. Das Register muss jedoch durch die kantonalen Grundbuchämter geführt werden. Zusätzlich muss aus dem Regis-ter hervorgehen, wer der bisherige Eigen-tümer des Grundstücks war und an wen das Grundstück übergegangen ist. Dies

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setzt voraus, dass die Identität der Betei-ligten bekannt ist. Einträge in einem privat geführten oder anonymen Register vermö-gen dagegen keinen Eigentumswechsel hervorzurufen.

Und was ist mit der Übertragung von Software und Daten?Das geltende Recht regelt nicht nur den Übergang von Sachen, sondern auch jenen von Rechten. Auch Rechte können grund-sätzlich auf der Blockchain übertragen werden. Grössere Unsicherheiten beste-hen allerdings bei Vermögenswerten, die sich in keine der etablierten Kategorien einreihen lassen. So werden Computer-software oder Daten regelmässig übertra-gen, indem sie der Gegenpartei durch den bisherigen Inhaber faktisch zur Verfügung gestellt werden. Grundsätzlich erscheint es somit zwar möglich, diese Vermögens-werte über die Blockchain an einen Teil-nehmer zu übermitteln. Es bleiben aller-dings rechtliche Risiken. Problematisch erscheint insbesondere, dass sich der

bisherige Inhaber meistens die Befugnis vorbehält, auch in Zukunft auf den Vermö-genswert zuzugreifen. Eine Übertragung i.e.S. findet somit nicht statt. Weiter muss auch hier sichergestellt werden, dass der neue Berechtigte über die Umbuchung des Tokens auf der Blockchain eine faktische Verfügungsmacht über die Vermögenswer-te erlangt.

ErgebnisDas geltende Privatrecht vermag die neu-en Herausforderungen, die im Zusammen-hang mit der Digitalisierung entstehen, grundsätzlich gut zu bewältigen. So steht es der Übertragung von Vermögenswerten auf der Blockchain nicht per se entgegen. Allerdings beansprucht es auch in diesem Raum seine Gültigkeit. Die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie können die rechtlichen Voraussetzungen für einen gül-tigen Übergang somit nicht ersetzen, son-dern höchstens unterstützen. Soll ein Kaufvertrag über eine bewegliche Sache auf der Blockchain erfüllt werden, muss

die Umbuchung des Tokens dazu führen, dass der neue Berechtigte die faktische Herrschaft über den Gegenstand erhält. Dieses Ergebnis lässt sich durch den Ein-satz von Smart Contracts erreichen. Keine abschliessenden Antworten bestehen zur-zeit für Fragen, die sich im Zusammenhang mit Fehlern bei der Vertragserfüllung erge-ben. Wie kann eine Partei einen Irrtum geltend machen, wenn der Vertrag digita-lisiert und mit einer «selbsterfüllenden» Software versehen worden ist? Und wer haftet für Fehler in der Vertragserfüllung – der Softwareentwickler, die Gegenpartei oder der Bereitsteller der Blockchain? Die Beantwortung dieser Fragen hängt zum einen von der konkreten Situation ab, in welcher diese Fehler auftreten. Zum ande-ren wird sich aber erst aus der künftigen Entscheidfindung der Gerichte ergeben, wem diese Verantwortlichkeiten unter geltendem Recht zugewiesen werden.

BITCOIN-BLOCKCHAIN

Prof. Mirjam Eggen

Departement für

Privatrecht,

Uni Bern

Blaw. Eva Stokar

von Neuforn

Departement für

Privatrecht, Uni

Bern

Ihr Partner für regionale ICT-Förderung

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Vollgeld und Bitcoin – eine Liebesbeziehung?

Ende 2015 wurde die schweizerische Voll-geld-Initiative mit rund 110 000 Unter-schriften eingereicht und in nächster Zeit wird darüber abgestimmt. Damit wird das Schweizer Volk seit langem wieder einmal die Möglichkeit haben, über grundlegende Fragen des Geldes mitzubestimmen. Geld ist wichtig, denn wie heisst es doch: «Geld regiert die Welt – aber wer regiert das Geld?» Geld verleiht Macht. Nicht umsonst hat ein bekannter Bankier schon vor Jahr-zehnten gesagt: «Gib mir die Kontrolle über das Geld einer Nation und es interessiert mich nicht, wer dessen Gesetze macht.» Denn Geld ist - neben dem Recht – wohl eines der stärksten Instrumente, um eine Gesellschaft zu gestalten.

Dies ist auch der Hintergrund, vor dem die Vollgeld-Initiative entstanden ist. Der Schweizer Franken als gesetzliches Zah-lungsmittel gehört nach Auffassung der Initianten zur öffentlichen Infrastruktur, so wie die Wasserversorgung und andere zen-trale Aufgaben im Service Public. Doch die technologische Entwicklung setzt das staatliche Geld gleich von zwei Seiten un-ter Druck. Einerseits durch das elektroni-sche Buchgeld der Banken auf unseren Konten, welche bereits 90% unserer Zah-lungsmittel ausmachen. Anderseits durch die Abschaffung des Bargeldes sowie durch das Aufkommen privater Zahlungs-mittel wie z.B. Bitcoin. In dieser Situation lohnt es sich darüber nachzudenken, wie diese Entwicklungen zueinander stehen, wo Gemeinsamkeiten und wo Unterschie-de bestehen.

Vollgeld unterscheidet sich vom heute gebräuchlichen Geld in drei Punkten. Es wird nur von der Zentralbank in Umlauf gebracht, es ist gesetzliches Zahlungsmit-tel und es basiert nicht zwingend auf einer Schuld. Es kann von der Nationalbank sowohl durch schuldfreie Auszahlung an Bund oder Kantone oder direkt an die

Bürgerinnnen und Bürger als auch durch Darlehen der Nationalbank an die Banken in Umlauf gebracht werden. Demgegen-über werden rund 90% des heutigen Gel-des, das sogenannte Buch- oder Giralgeld von privaten Banken im Zuge der Kreditge-währung in Umlauf gebracht. Dieses Ban-kengeld ist kein gesetzliches Zahlungsmit-tel, sondern nur ein Anspruch auf die Auszahlung von gesetzlichen Zahlungsmit-teln. Damit ist die Sicherheit dieses Gel-des von der Qualität der jeweiligen Bank abhängig – zusätzlich verbessert durch die Einlagensicherung.

Demgegenüber sind Bitcoin – und an-dere ähnlich konzipierte Zahlungsmittel – ein auf privater Initiative beruhendes digi-tales Zahlungsmittel. Sie werden auf eine komplizierte, wohl nur ganz wenigen Leuten verständliche Weise auf elek-tronischem Weg geschaffen. Sie sind noch wenig verbreitet und niemand ist gezwungen, sie an Zahlung zu nehmen. Somit ergeben sich in der Übersicht ver-schiedene elektronische Geldarten (die geldpolitisch weniger bedeutsamen Noten

und Münzen werden hier ausgeklammert): Es ist offensichtlich, dass zwischen

Vollgeld und Bitcoin markante Unterschie-de bestehen. Nach Auffassung der Voll-geld-Initiative hat der Staat im Geldwesen drei besondere Rechte. Er kann (1) die Währung eines Landes zu bestimmen (Franken, Dollar, Euro usw.), (2) das Geld in dieser Währung herstellen und in Umlauf bringen, und (3) den damit ver-bundenen Geldschöpfungsgewinn, die Seigniorage, zugunsten der Staatskasse einnehmen.

Demgegenüber gehen private Währun-gen davon aus, dass jedermann bei der Herstellung und Wahl seines Zahlungsmit-tels frei sein sollte. Solange es sich dabei um wirklich freie Entscheide handelt und kein faktischer Annahmezwang damit ver-bunden ist – sowie die üblichen gesetzli-chen Bestimmungen (z.B. des Steuer-recht) eingehalten werden – ist aus Sicht der Vollgeld-Initiative nichts gegen die Verwendung von privaten Zahlungsmitteln einzuwenden. Die Initiative enthält des-halb auch die ausdrückliche Bestimmung,

Buch-/Giralgeld Vollgeld Bitcoin

Emittent Private Banken Nationalbank Private Nicht-Banken

Akzeptanz Allgemeines Zahlungsmittel

Gesetzliches Zahlungsmittel

Weder gesetzliches noch allgemeines Zahlungsmittel

Entstehung Fiat-Geld, als Kredit geschaffen

Fiat-Geld, schuld- und zinslos oder als Kredit geschaffen

Digitale «Schürfung» durch Rechenleistung

Grundlage SchuldenKreditfähigkeit

Gesetz Leistungsfähig-keit der Wirtschaft

KnappheitVertrauen

Geldmenge Auf Profit ausgerichtet, flexibel

Auf Gesamtinteresse bzw. BIP ausgerichtet, flexibel

Fixe Obergrenze

Seigniorage(Geldschöpfungs-gewinn)

Extra Zinsgewinn, keine (originäre) Seigniorage

Originäre Seigniorage kann realisiert und an Allgemeinheit verteilt werden

Wertsteigerung der einzelnen Bitcoins

Technologie Datenbanken innerhalb Bankbilanz

Datenbankenausserhalb Bankbilanz; (möglich auch als Block-chain-Technologie)

Blockchain- Technologie

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wonach «die Schaffung und Verwendung anderer Zahlungsmittel zulässig sind, so-weit dies mit dem gesetzlichen Auftrag der Schweizerischen Nationalbank vereinbar ist.»

Aber so wie es das Recht des Einzelnen ist, mit seinem Nachbarn Güter gegen Gü-ter zu tauschen und dabei auch Zigaretten oder frische Äpfel als Zahlungsmittel zu verwenden, so muss auch der Staat das Recht haben zu bestimmen, in welcher Währung die Steuern zu bezahlen sind und er muss im Interesse der Rechtssicherheit auch festlegen können, welches Zahlungs-mittel von jedermann an Zahlung genom-men werden muss (=gesetzliches Zah-lungsmittel).

Neben diesen Unterschieden gibt es jedoch auch Gemeinsamkeiten zwischen Vollgeld und Bitcoin. Da ist einerseits die von Bitcoin angewendete Blockchain-Tech-nologie. Diese Technologie wird dazu führen, dass der Zahlungsverkehr auch ohne Banken abgewickelt werden kann. Dies kommt einem Grundanliegen der Voll geld-Initiative entgegen, nämlich dass der Zahlungsverkehr auch ausserhalb einer Bankbilanz erfolgen kann. Dieser Trend wird das Geschäftsmodell der Ban-ken – auch ohne Umstellung auf Vollgeld – massiv verändern. Anderseits ist die Frage ganz zentral, wor-auf ein Geldsystem basiert, woraus der Wert des Geldes entsteht. Im heutigen System des Bankengeldes ist die Grund-lage des Geldes der Kredit. Das heisst, Geld entsteht immer gleichzeitig mit der Gewährung eines Kredites und verschwin-det umgekehrt wieder, wenn der Kredit zurück bezahlt wird. In den gängigen The-orien wird die Auffassung vertreten, dass Geld durch irgendetwas gedeckt sein müs-se, um seinen Wert zu behalten. Früher war es Gold, heute sind es Schulden, wel-che dem Geld seinen «inneren Wert» ver-leihen sollen. Wenn heute mehr Geld in Umlauf kommen soll, müssen immer mehr Schulden eingegangen werden. Nicht zu-letzt dieser Zusammenhang – der von der gängigen Wirtschaftswissenschaft weitge-hend ausgeblendet wird – hat zur Über-schuldung vieler Länder geführt und ist mit eine Ursache der heutigen Probleme. Dem-gegenüber zeigt die Vollgeld-Initiative auf, dass Geld nicht auf Schulden beruhen muss, um wertbeständig zu sein. Die

Grundlage des Geldes ist das Vertrauen in die Rechtsordnung und die Gewissheit, dass Geld für das Begleichen von Schul-den (insbesondere auch der Steuern) eingesetzt werden kann. Natürlich ist es für eine stabile Kaufkraft entscheidend, dass dabei zwischen Geldmenge und Wirt-schaftsleistung (Güter und Dienstleistun-gen) eine vernünftige Relation besteht, da sonst Inflation oder Deflation entstehen kann. In diesem Punkt der Deckung besteht insofern eine Übereinstimmung mit der Bitcoin-Idee, als auch hier keine Schulden im Hintergrund stehen, sondern die Überzeugung, dass sich der Wert des

Bitcoin einerseits aus der Knappheit und anderseits aus dem Vertrauen in die Sta-bilität der Beziehungen zwischen den Nut-zern von Bitcoin ergibt.

Trotz diesen beiden Berührungspunk-ten wird zwischen Vollgeld und Bitcoin kaum eine grosse Liebesbeziehung entste-hen. Zu gross sind die oben erwähnten Unterschiede bezüglich der staatlichen oder privaten Geldschöpfung. Zu unklar ist auch die Frage, wo der Geldschöpfungsge-winn beim Bitcoin anfällt und wer von die-sem System profitiert. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass Bitcoin je die grundlegenden Funktionen eines wirkli-

BITCOIN-BLOCKCHAIN

Das will Die VollgelD-initiatiVe:Die nationalbank soll auch das elektronische geld erzeugen. Das geschieht dann wieder im gesamtinteresse des landes.

so war es früher:Die nationalbank erzeugte Banknoten und der Bund prägte Münzen im gesamtinteresse des landes. Die gewinne kamen den Bürgerinnen und Bürgern zugute.

so ist es heute:Zu den Münzen und Banknoten kam das elektronische geld dazu und macht heute 90 Prozent unseres geldes aus. Das erzeugen die Banken im eigeninteresse und streichen den gewinn grossteils ein.

100%

90%

10%

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Blockchain-Anwendungen und rechtliche Herausforderungen in der Praxis Die Blockchain-Technologie bzw. Distributed Ledger Technology (DLT) bezeichnet ein technisches Protokoll (Ledger), das die Inhaber bestimmter Rechte führt, und das dezentral (distributed) von verschiedenen Netzwerkteilnehmern bewirtschaftet wird und grundsätzlich ohne eine zentrale Kontrollstelle bzw. ohne Intermediäre auskommt.

Anwendungen mit rechtlichem BezugHeutige Blockchain-Anwendungen finden sich vorab im Bereich der virtuellen bzw. Kryptowährungen (z.B. Bitcoin, Ethereum, Ripple etc.). Künftige Anwendungen bieten sich daneben einerseits in allen Bereichen an, in denen Transaktionen von Rechten rasch, kostengünstig und beweissicher erfolgen müssen. Naheliegend sind ent-sprechend digitalisierte Formen bestehen-der Register wie z.B. das Grundbuch oder Aktienbücher. Denkbar sind auch digitale Register aller Art, wie z.B. das elektroni-sche Bürgerdossier, Personenstandsregis-ter, Handelsregister, Steuerregister, Buch-prüfungen, Vertrags-/Dokumentenregister, Firmenarchive. Andererseits ist die Anwen-dung der Blockchain-Technologie zukünftig auch im Personen-, im Waren- und Dienst-leistungsverkehr denkbar, indem die Ver-tragsparteien sogenannte «Smart Con-tracts» abschliessen. Dabei handelt es sich um Verträge, welche auf der Block-chain hinterlegt werden. Computeralgorith-men legen fest, welche Bedingungen zu welcher Entscheidung führen, womit die Verträge ganz oder teilweise selbst aus-führbar oder selbst durchsetzbar werden. Die Erfüllung der Verträge und ihre Über-

wachung laufen damit theoretisch vollstän-dig automatisch ab. Auf diese Weise könn-ten beispielsweise Urheberrechte bzw. die entsprechenden Lizenzverträge oder im Finanzbereich Transaktionen abgebildet werden.

Rechtliche Herausforderungen Eine grosse Herausforderung aus rechtli-cher Sicht ist die Einordnung der neuen technologischen Entwicklungen in die be-stehenden rechtlichen Rahmenbedingun-gen. Die Blockchain-Anwendungen schaf-fen ein bisher nicht gekanntes Mass an Transparenz hinsichtlich der durchgeführ-ten Transaktionen, während sie aber gleichzeitig die Anonymität der Teilnehmer gewährleisten können. Angesichts des ho-hen Tempos der technischen Entwicklung einerseits und der Vielfalt der Anwen-dungsmöglichkeiten andererseits erfolgt die Rechtsentwicklung zu jener der Block-chain-Technologien reaktiv und zeitlich verzögert. Entwickler von Blockchain-An-wendungen sehen sich ebenso wie die Regulatoren und Gerichte nicht nur mit der Problematik der Qualifikation oder Einord-nung der neuen Anwendungen konfron-tiert, sondern müssen darüber hinaus

auch einen Konsens dazu finden, wie be-stehende rechtliche Regeln in Zusammen-hang mit solchen digitalen Anwendungen, die dezentral und damit auch international zur Anwendung kommen, durchgesetzt werden können.

Die heutigen Anwendungen im Bereich der Kryptowährungen waren für den Bun-desrat mit ein Anlass, um im Finanzsektor eine spezifische Regulierung für Fintech-Unternehmen vorzuschlagen, nachdem er in seinem Bericht 2014 zu virtuellen Wäh-rungen und insbesondere zum blockchain-basierten Bitcoin zum Schluss gelangt war, dass diese zentrale Charakteristika von Geld aufweisen und bankenrechtlich daher gleich zu behandeln sind, wie Ein-heiten in einer offiziellen, gesetzlichen Währung. Auch die FINMA hat diese Ent-wicklungen zum Anlass genommen, das Thema Blockchain aus der Aufsichtspers-pektive näher zu betrachten. Sie hat sich bereits in verschiedenen Rundschreiben zur Einordnung von Blockchain-Anwendun-gen in die regulatorischen Rahmenbedin-gungen geäussert und am 10. Mai 2017 interessierte Marktteilnehmer und Fachex-perten zu einem Roundtable zum Thema Blockchain eingeladen. Die Rechtsent-wicklung erfolgt also branchenspezifisch und regulatorisch. Anwendungsbereiche der Blockchain ausserhalb des Finanzsek-tors sowie die zivil- und vertrags-, daten-schutz-, prozess- und vollstreckungsrecht-lichen und die international-rechtlichen

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BITCOIN-BLOCKCHAIN

chen Geldes übernehmen kann. Dazu wür-de gehören, dass es allgemein als Zah-lungsmittel akzeptiert wird und dass es als Wertmassstab und Wertaufbewahrungs-mittel verwendet kann. Dies ist angesichts des stark schwankenden Wertes von Bit-coin sehr unwahrscheinlich. Und schliess-lich steht die strikte Mengenbegrenzung von Bitcoin im Gegensatz zu den Ansprü-chen einer stetig wachsenden Wirtschaft.

Von Dr. oec.

Reinhold Harringer,

Mit­Initiant

Vollgeld­Initiative

www.vollgeld­

initative.ch

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Implikationen bleiben davon vorerst weit-gehend ausgenommen.

Technologieneutrale Finanzmarkt-Regu-lierung für Fintech-Unternehmen Mit der neuen Fintech-Regulierung, die bereits am 1. Januar 2018 in Kraft treten soll, will der Bundesrat die rechtlichen bzw. regulatorischen Hürden für die Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle im Finanzbereich senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Fi-nanzplatzes stärken. Es soll eine techno-logieneutrale Regulierung für Fintech- Unternehmen und traditionelle Geschäfts-modelle erlassen werden. – Vorgeschlagen wird erstens die Erwei-terung der Haltefrist für Abwicklungs-konten von sieben auf maximal 60 Tage, was insbesondere den Crowdfun-ding-Plattformen dient, die Gelder von Investoren zur Weiterleitung entgegen-nehmen.

– Zweitens wird die Schaffung eines be-willigungsfreien Innovationsraums (Sandbox) vorgeschlagen. Damit wer-den die Entgegennahme von Einlagen von über 20 Kunden und die Empfeh-lung dazu bis zu einem Gesamtbetrag von CHF 1 Mio. bewilligungsfrei, sofern die Einlagen nicht für Aktivgeschäfte eingesetzt werden. Von dieser Sand-box könnten auch Blockchain-Anwen-dungen im Bereich von virtuellen Wäh-rungen profitieren.

– Schliesslich wird die Schaffung einer erleichterten Bewilligungskategorie für Unternehmen, die Einlagen bis max. CHF 100 Mio. entgegennehmen, im Bankengesetz vorgeschlagen. Auch diese Regelung hätte für Geschäftsmo-delle in Zusammenhang mit block-chain-basierten Kryptowährungen be-deutenden Einfluss.

Trotz dieser Erleichterungen bleibt im Ein-

zelfall zu prüfen, ob eine dem Geldwäsche-

reigesetz unterstellte Tätigkeit als Finan-zintermediär vorliegt, und ob weitere Bewilligungspflichten gemäss Börsenge-setz, Kollektivanlagegesetz, Finanzmark-tinfrastrukturgesetz, Versicherungsauf-sichtsgesetz oder Konsumkreditgesetz zu beachten sind. Stellen sich also regulato-rische Fragen, empfehlen wir, frühzeitig die FINMA zu kontaktieren und ggf. einen sog. «no-action letter» einzuholen.

Handlungsspielraum bei der zivilrechtli-chen Ausgestaltung Bei der vertragsrechtlichen Ausgestaltung von Blockchain-Anwendungen sind primär die Rechtsverhältnisse zu klären. Wer geht mit wem wann und wo eine vertragliche Beziehung welchen Inhalts ein? Je nach Anwendung können die vertraglichen Be-ziehungen zwischen Nutzern oder zwi-schen Nutzern und Systembetreiber, oder wo dies regulatorisch vorgesehen ist (wie z.B. bei Banken) mit einer Kontrollinstanz zustande kommen.

In Zusammenhang mit den oben er-wähnten Smart Contracts müssen sich die Vertragsparteien nicht wie herkömmlich um die Vertragserfüllung kümmern. Hinge-gen müssen Sie im Voraus klare Transak-tionsanweisungen festlegen.

Falls eine Blockchain-Anwendung von den Nutzern ohne Kontrollinstanz betrie-ben wird, gilt es zusätzlich die Organisati-onsform zu klären. Die Nutzer können Regelungen zur Zusammenarbeit und Ent-scheidfindung als einfache Gesellschaft statuieren oder sich gesellschaftsrechtlich konstituieren. Dieser Regelungsbedarf dürfte insbesondere dann ausgewiesen sein, wenn Anknüpfungspunkte zu mehre-ren Rechtsordnungen bestehen.

Auch wenn Blockchain-Anwendungen auf eine rasche, kostengünstige und be-weissichere Umsetzung ausgelegt sind, kann das Entstehen von Differenzen zwi-schen den Parteien, sei es aufgrund von Fehlern oder einer unterschiedlichen Aus-

legung der Dokumente, nicht ausgeschlos-sen werden. Deshalb empfiehlt es sich, bei der vertraglichen Ausgestaltung auch Regelungen zur Durchsetzung von Rechts-ansprüchen, zu den Modalitäten der Streit-schlichtung, zum anwendbaren Recht und zum Gerichtsstand festzulegen.

FazitBei aller Euphorie über die Chancen der Blockchain-Technologien setzt die Anwen-dung in der Praxis eine detaillierte und gründliche Auseinandersetzung mit den rechtlichen Rahmenbedingungen voraus. Hier bewegen sich die Juristen weitgehend auf Neuland. So sind zahlreiche Rechtsfra-gen weder diskutiert und schon gar nicht entschieden. Die sich mit grosser Dynamik entwickelnden Technologien müssen im Rahmen der geltenden Rechtsordnung um-gesetzt werden. Dank der Flexibilität und gleichzeitig der Verlässlichkeit des Schwei-zerischen Vertragsrechts besteht beson-ders hier Handlungsspielraum, während regulatorische Bestimmungen häufig mehr oder weniger hohe Hürden für die prakti-sche Umsetzung bilden. Um Risiken und Kosten zu minimieren, empfehlen wir, die spezifischen rechtlichen Fragen jeder neu-en Blockchain-Anwendung vorgängig ge-nau zu prüfen, die Einhaltung regulatori-scher Vorgaben sicherzustellen und vertragliche Fragen präzis zu regeln.

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Dr. Christoph

Zimmerli

Rechtsanwalt,

Kellerhals Carrard

Dr. Cornelia

Stengel

Rechtsanwältin,

Kellerhals Carrard

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Versicherix – InsurTech is awaken in Switzerland!

Mit der Macht der Crowd und der Kraft der Blockchain eine faire und transparente Versicherungscommunity bilden.

Gründungsgeschichte von VersicherixVersicherix ist eine Produktidee, die aus dem Inkubator/Accelerator Swisscubator (http://www.swisscubator.com) hervorge-gangen ist. Swisscubator betreibt Entre-preneurship-Förderung mit globalem Netz-werk und unterstützt Start-ups in den Bereichen Versicherungstechnologie und e-Health dabei, Produkte schneller an den Markt zu bringen, sich optimal zu positio-

nieren und auch an Investoren/Venture Capital zu gelangen. Das Ecosystem von Swisscubator ist einzigartig und bringt viel Erfahrung in Bezug auf Start-ups mit. Das gesamte Netzwerk umfasst mehr als 300 Personen mit unterschiedlichstem Know-how. Davon profitiert auch Versicherix: Das Start-up hat sich im Bereich InsurTech po-sitioniert.

Vision und Geschäftsmodell Die Gründer von Versicherix verfolgen die Vision, die Versicherungsbranche zu de-mokratisieren. «Wir wollen mit Technologie

und Kommunikation zukünftige Käufer-schaften der «Generation Z» über unsere innovative Plattform mit Versicherix und dessen Partnergesellschaften zusammen-bringen», sagt Reto Brechbuehl, Co-Foun-der von Versicherix. Das Schweizer Start-up wird, den bereits verteilten Peer-to-Peer-Ansatz mit Blockchain-Technologie gänzlich dezentral und unabhängig von Intermediären gestalten. Sicherheitssu-chende und Investoren als Risikoträger werden auf einer Plattform zusammen-führt, der Intermediär im klassischen Sinn wird damit obsolet. Mit Hilfe der Block-

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Zeit ist Leben.

Die Art, wie wir Menschen unseren Lebensraum organisieren, wirkt sich direkt auf unsere Lebenszeit aus.

Die Koordination vom Menschen in Zeit und Raum bildet daher die Grundlage für unsere Zeit- und Zutrittslösungen.

www.zeitag.ch

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chain-Technologie wird Versicherix gleich-zeitig das Potential von Smart Contracts zu nutzen, um Abläufe deutlich effizienter zu gestalten als es traditionelle Versiche-rer können.

It’s all about the customer Die moderne Gesellschaft fordert neue und innovative Ansätze. Die heutigen Kunden wollen einen individuellen, mass-geschneiderten Versicherungsschutz – ortsunabhängig, «on demand» und nut-zungsorientiert. Hinzu kommt, dass Versicherungen, um für Kunden auch in Zukunft interessant zu sein, mobil sein müssen, denn auch der Kunde wird immer mobiler und technikaffiner. «Das erwarten sie auch von den Dienstleistungen, die sie in Anspruch nehmen. Versicherungen müs-sen sich also an den Kunden orientieren und an sie anpassen, um deren Erwartun-gen zu erfüllen», betont Patrick Wittwer, Co-Founder von Versicherix.

Versicherix bietet neue Wege, um sich mit den Kunden auseinanderzusetzen und ver-bessert die Art und Weise, wie Kunden sich online gegenseitig «helfen» können. Versicherungen werden zwar immer noch verkauft und nicht gekauft, aber mit Peer-to-Peer wird der Kunde in den Mittelpunkt gestellt. Das Start-up bietet eine Platt-form, die sowohl den modernen Kunden als auch die traditionelle Versicherungs-branche anspricht.

Unterstützung erhalten die Kunden durch einen kombinierten Ansatz im Be-reich des Kundendiensts, der rund um die Uhr erreichbar ist. Nebst modernsten tech-

nischen Komponenten wie beispielsweise intelligenten Chatbots und Diskussionsfo-ren stehen dem Kunden auch Versiche-rungsexperten mit Rat und Tat in einem persönlichen Gespräch via Video-Chat und Telefon jederzeit zur Verfügung. Versiche-rix als Plattform stellt den Ort dar, auf dem Menschen mit spezifischen Sicherheitsbe-dürfnissen zusammenkommen. Das Ziel von Versicherix ist es, ein flexibles Sach- und Unfallversicherungsmodell zu imple-mentieren, welches einen rundum Kom-plett-Service anbietet.

Welche Produkte bietet Versicherix an? Zunächst werden auf der Versicherix-Platt-form Produkte angeboten, welche einen preiswerten und kundenorientierten Versi-cherungsschutz garantieren. Die genauen Anforderungen an ein Produkt werden jeweils mit einem Versicherungspartner definiert. So kann eine klassische Versi-cherungsgesellschaft ein innovative Pro-duktidee in der Community völlig anonym testen und nach Bedarf auch die Block-chain Technologie nutzen. So werden gemeinsam mit Versicherungspartnern neue digitale Communities rund um spe-zifische Themenwelten erschaffen. Aus den Bedürfnissen dieser Communities

entstehen Produktideen, welche die Inno-vations- und Produktmanager der Versi-cherungspartner in Produktinnovationen umsetzen können.

Da es sich um eine technisch offene Plattform handelt, sind die Erweiterungs-möglichkeiten fast grenzenlos.

Die Blockchain verspricht anonymisierte, aber trotzdem sichere und transparente Transaktionen.Versicherix bildet einen kompletten Versi-cherungsprozess ab und bietet die Imple-mentierung einer Blockchain-basierten, automatisierten Versicherung an. Versiche-rix speichert alle Transaktionen in einer Blockchain, so dass sie nicht nachträglich manipuliert oder verfälscht werden können. Der Datenschutz ist durch die Anonymisie-rung jederzeit zu 100% gewährleistet, ein Datenmissbrauch nahezu ausgeschlossen.

Durch die Verwendung sogenannter Smart Contracts in Verbindung mit IoT (In-ternet of Things) Geräten, welche bei Ein-tritt eines Ereignisses einen sogenannten Triggers auslösen, können Prozesse kom-plett automatisiert werden. So kann bei Erkennung eines Schadens mittels Sensor beispielsweise automatisch der Schaden ausbezahlt werden.

Versicherix AG

Das InsurTech Versicherix arbeitet an der ersten Schweizer Peer-to-Peer-Ver-sicherung, die Sicherheitssuchende und Investoren als Risikoträger auf ei-ner Plattform zusammenführt und den Intermediär im klassischen Sinn obso-let werden lässt. Mit Hilfe der Block-chain-Technologie will das Start-up das Potential von Smart Contracts zu nut-zen, um Abläufe deutlich effizienter zu gestalten, als es traditionelle Versiche-rer können. Mehr Informationen gibt es unter http://www.versicherix.ch

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VERSICHERIX P2P ONE-STOP PLATFORM

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VERSICHERIX MICROSERVICES CONTAINER PLATTFORM

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Im Privatkundensegment sind solche pa-rametrisierte Versicherungen äusserst spannend, da hocheffizient in der Abwick-lung. Trotz hohem Automatisierungsgrad, kann bei Versicherix das letzte Wort immer noch ein menschlicher Schadensmanager haben, insbesondere dann, wenn die ver-fügbaren Daten eine zu geringe Trefferquo-te hinsichtlich Entscheidungssicherheit aufweisen.

What’s next?Wie das World Wide Web den Vertrieb der Versicherungen durch Onlineverkauf verän-derte, wird auch die Blockchain-Technologie die Prozesse der Versicherungsindustrie grundlegend verändern.

Wir stehen im Moment in dieser Bran-che ganz am Anfang einer riesigen techni-schen Revolution, sind die Gründer von Versicherix überzeugt.

Patrick Wittwer

(Versicherix)

Romain Claret

(Versicherix)

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Bitcoin und Blockchain: Wie werden diese Technologien die Zukunft verändern?

Am 30. Januar lud der tcbe.ch in Bern zur Veranstaltung «Bitcoins und Blockchains: Von der Kryptowährung zu Dezentralen Autonomen Organisationen (DAOs)». In vier Vorträgen wurde erklärt, wie Bitcoins und Blockchains funktionieren, welche Prinzi-pien dahinter stecken und welche Chancen diese Technologien bieten.

Im ersten Vortrag erklärte Raphael Voellmy von der Bitcoin Association Switzerland auf anschauliche und für Laien verständli-che Art, wie Bitcoins funktionieren und was eine Blockchain ist. Auch Smart Con-tracts und darauf aufbauendende DAOs, Dezentrale Autonome Organisationen, ka-men zur Sprache. Als zweiter zeigte Prof. Dr. Kai Brünnler von der Berner Fachhoch-schule auf unterhaltsame Weise auf, wie es überhaupt dazu kam, dass die Bitcoin- und Blockchain-Technologien entwickelt wurden. Schritt für Schritt erklärte er, wel-che Probleme dank dieser Technologien gelöst werden. Spätestens hier wurde klar, dass Blockchain das Potential birgt, die Zukunft radikal zu verändern.

Im zweiten Teil des Nachmittags erläu-terten Thomas Goetz und Lia Flück von der PostFinance sowie Christian di Giorgio von der Swisscom, welches Potential sie in Bitcoin und Blockchain sehen. Bei PostFi-

nance ist man sich bewusst, dass sich das Bankenumfeld drastisch verändern wird und dass es dabei darauf ankommt, die richtige Balance zwischen Stabilität und Vertrauen auf der einen und Innovation auf der anderen Seite zu finden. Ob diese Ver-änderungen Richtung Blockchain oder in eine andere Richtung gehen, ist indes noch völlig offen. Die Innovationsabteilung der PostFinance sammelt mithilfe einfa-cher Prototypen Erfahrungen mit verschie-denen Technologien. Man arbeitet interdis-ziplinär, agil, baut intern Wissen auf und will so sicherstellen, dass man für neue Trends bereit ist.

Auch bei der Swisscom macht man sich Gedanken dazu, in welchen Geschäftsfel-dern in Zukunft Blockchain zum Einsatz kommen könnte. Man ist sich sicher, dass es bald eine Ära von kryptographisch ge-sicherten Assets geben wird. Diese kön-nen sowohl physischer Art (z.B. Schlösser,

Herkunft von Diamanten), virtueller Art (eVoting, Gesundheitssystem) oder digita-ler Art (Aktien, Verträge) sein.

Es ist kaum abzustreiten, dass Block-chain das Potential hat, einen Paradigmen-wechsel herbeizuführen. Viele sind der Meinung, dass diese Technologie die Zu-kunft sogar noch stärker verändern wird als das Internet.

Dieser spannende Nachmittag hat ge-zeigt, dass Bitcoin und Blockchain in der Tat interessante Ansätze bieten und durch-aus das Potential haben, die Welt zu ver-ändern. Es gilt also, am Ball zu bleiben und diese Technologien im Auge zu behalten.Präsentationsfolien, Fotos und Videoauf-zeichnungen der Referate auf http://www.tcbe.ch/veranstaltungen/bit­

coin­blockchain.html

Celine Solenthaler,

Edorex AG

Denkbar by Edorex: wo Ideen entstehen

Seit Anfang Juni betreibt die Edorex AG in der Berner Innenstadt die Denkbar. Dabei handelt es sich um einen Raum, der komplett für Design Thinking Work-shops ausgelegt und mit sämtlichem dafür benötigten Verbrauchsmaterial ausgestattet ist. Die Denkbar befindet sich in der Gerechtigkeitsgasse und kann mit oder ohne Coach gemietet werden: https://denkbar­bern.ch

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EMBA in Innovation Management – zur nachhaltigen Entwicklung Ihrer Firma

Innovation verspricht den Unternehmen nachhaltiges Wachstum und Prosperität. Aber wie innoviert man denn eigentlich systematisch? Kann man das überhaupt? Was müssen Unternehmen dabei beachten? Die Berner Fachhochschule bietet zu diesem Thema einen Studiengang auf Masterstufe an: den Executive Master of Business Administration (EMBA) in Innovation Management.

Innovation ist zum Zauberwort der Gegen-wart geworden. Unternehmen versprechen sich davon nachhaltiges Wachstum und langfristige Prosperität. Und dies in vielen Fällen zu Recht, zeigen doch unzählige Studien1 und Erfolgsgeschichten die nach-haltige positive Wirkung erfolgreicher Inno-vationen auf. Die Swatch Group (früher SMH) zum Beispiel konnte sich durch die Innovation der Swatch Uhr nachhaltig neu positionieren. Diese nachhaltige Wirkung von Innovationen überrascht wenig, denn innovieren bedeutet, die Zukunft des Un-ternehmens aktiv zu gestalten.

Innovation – ein DilemmaNeben erfolgreichen Innovationen gibt es jedoch auch etliche Fehlschläge. Spezia-listen im Bereich der Innovation sind oft schon froh, einen einzigen Innovationser-folg auf zehn Versuche zu vermelden. Das Steckenbleiben von Innovationsprojekten ist vielen Unternehmen nur allzu gut be-kannt… Henry Chesbrough von der Univer-sität Berkeley schreibt dazu: «Most inno-vations fail. And companies that don’t innovate die» (Die meisten Innovationen scheitern. Und Firmen, welche nicht inno-vieren, sterben.2). Hier drückt sich das

Spannungsfeld der Innovationstätigkeit aus. Innovieren scheint für das Überleben des Unternehmens zwar einerseits erfor-derlich zu sein, ist aber andererseits of-fensichtlich eine eher schlecht beherrsch-te und riskante Tätigkeit.

In der Tat zeigt sich bei genauerem Hin-sehen, dass praktisch sämtliche erfolgrei-chen Innovationen nur dank ein paar we-nigen Schlüsselpersonen im Unternehmen zum Erfolg führten. Offenbar liegen bis heute die Erfolgsfaktoren weniger in den Prozessen und Strukturen der Unterneh-men als vielmehr bei den beteiligten Per-sonen. Organisationales Lernen findet offensichtlich nur ungenügend statt. Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass noch nicht alle für den Innovationserfolg erfor-derlichen Elemente hinreichend bekannt sind. Die Lehre des Managements von Innovationen ist noch nicht in allen Aspek-ten beschrieben.

Innovation kann man organisierenSeit den 1990er-Jahren wurden in diesem Bereich der Wissenschaft grosse Fort-schritte erzielt und viele wertvolle Erkennt-nisse gewonnen. So zeigte C. Christensen wie disruptive Innovationen bestehende Märkte revolutionieren und G. Moore klär-te die widersprüchlichen Phasen erfolgrei-cher Markteinführungen. Solche Erkennt-nisse erlauben den Unternehmen, ihre Innovationstätigkeit markant zu verbes-sern. Die grossen Unterschiede in der In-novationsfähigkeit verschiedener Unter-nehmen zeigen dies klar auf. So zeugen die Markterfolge der Firma Apple zum Beispiel eindrücklich von der erfolgreichen Anwendung derartiger Erkenntnisse.

Die Berner Fachhochschule bietet aus diesem Grund seit vielen Jahren einen auf das Management von Innovationen spezi-alisierten Weiterbildungsstudiengang auf Masterstufe an: den Executive Master of

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BILDUNG

Abb. 1 Eindruck aus dem einem Workshop des CAS Business Model Innovation

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Business Administration (EMBA) in Innova-tion Management. Dieser Masterstudien-gang legt einerseits ein bereites, solides Fundament in Betriebswirtschaft und be-fähigt damit zur Führung von Unternehmen oder grösseren Unternehmensteilen. Die Vertiefung in Innovation Management er-laubt es den Absolventen und Absolventin-nen andererseits, die Innovation im Unter-nehmen zu organisieren und grössere Innovationsvorhaben zu leiten. Dabei konnten betreffend Innovation eigene, neue Erkenntnisse integriert werden, wel-che es zum ersten Mal erlauben, den In-novationsvorgang durchgängig von der Idee bis zum Markt zu beschreiben3 4.

Das StudiumDas EMBA Studium ist modular aufgebaut. Jedes Semester ist dabei als eigenständi-ges Certificate of Advanced Studies (CAS) CAS zu einem bestimmten Thema ausge-staltet. Der Abschluss als Master wird erreicht, indem vier solche CAS-Semester kombiniert werden und anschliessend eine Master Thesis geschrieben wird. Für den EMBA in Innovation Management ist dabei vorgegeben, dass die betriebswirt-schaftlichen Grundlagen im Rahmen des CAS in Beriebswirtschaft erworben werden und dass das CAS in Innovation abge-schlossen ist.

Das CAS Innovation lehrt dabei neben dem Fach Innovationsmanagement eben-falls Fächer wie Wissensmanagement, angewandte Zukunftsforschung oder Fi-nanzierung von Innovationsvorhaben. Die Fächer werden in allen Semestern in rea-len Projektarbeiten aus der Wirtschaft in-tegral angewendet. Die zwei weiteren CAS können aus einem Katalog von insgesamt 18 CAS gewählt werden.

Zudem muss die Master Thesis ein In-novationsthema behandeln. Eine einwöchi-ge Studienreise sensibilisiert die Studie-renden zusätzlich auf die Unterschiede in den Businesskulturen zwischen unter-schiedlichen Ländern. Es stehen dabei Destinationen in China, Indien den USA und in der Hauptstadt der EU, Brüssel, zur Auswahl.

Aufbau neuer Geschäftsfelder und UnternehmenDas Management von Innovationen erfolgt sehr unterschiedlich, je nachdem ob es darum geht, die etablierten Geschäftsfel-der einer Firma weiterzuentwickeln oder für die Firma neue Geschäftsfelder, bzw. neue Unternehmen aufzubauen. Der EMBA in Innovationsmanagement fokussiert da-bei in erster Linie auf die Innovation in bereits bestehenden Geschäftsfeldern. Daneben bietet die Berner Fachhochschu-

le einen zweiten innovationsorientierten Studiengang an, mit dem Schwerpunkt auf dem Aufbau neuer Unternehmen und neu-er Geschäftsfelder: den EMBA in Innovati-ve Business Creation. In beiden Studien-gängen werden grundsätzlich beide Methodiken gelehrt, doch ist der Schwer-punkt jeweils unterschiedlich gesetzt. Dank der Modularität können die Inhalte beider Studiengänge auch kombiniert werden.

Zukunftsorientierte StrategieDie EMBA Studiengänge mit Fokus Ge-schäftserneuerung können noch mit ei-nem weiteren CAS angereichert werden, dem CAS in Strategy- and Future Design. In diesem CAS lernen die Studierenden eine neuartige Methode der Strategieerar-beitung kennen, welche erlaubt, die Me-thoden und Ergebnisse der Zukunftsfor-schung in systematischer Art in die Strategiefindung einzubringen. Das Ergeb-nis ist eine Strategie, welche sich auch tatsächlich an den veränderten Anforde-rungen der Zukunft orientiert, soweit diese abschätzbar sind. Damit kann vermieden werden, dass Strategien, so wie heute oft der Fall, primär auf einer einfachen Fortschreibung der Vergangenheit und Gegenwart aufgebaut sind.

Managementprogramme des Departementes Technik und Informatik der Berner Fachhochschule

Die Weiterbildung Technik und Informa-tik der Berner Fachhochschule bietet Managementprogramme an, welche sich in erster Linie an Hochschulabgän-ger (z.B. an Ingenieure oder Natur- oder Geisteswissenschaftler) richten. Vor-aussetzung ist ein abgeschlossenes Studium an einer Hochschule oder ei-ner höheren Fachschule (Stufe 6)6.

EMBA in Innovation Management: Richtet sich an Personen, welche die Innovationen in ihrem Unternehmen führen und organisieren wollen.

EMBA in Innovative Business Creati-on: Richtet sich an Personen, welche ein neues Unternehmen oder ein neues Geschäftsfeld aufbauen wollen.

EMBA in International Management:Richtet sich an Personen, welche ihr Unternehmen internationalisieren wol-len oder welche bereits im internatio-nalen Umfeld tätig sind.

EMBA in General Management: Richtet sich an Personen, welche ihr Unternehmen operativ optimieren wol-len. Stichworte sind: Change Manage-ment und Turnaround Management.

Zudem steht mit dem Diploma of Ad-vanced Studies (DAS BWL) ein kom-paktes Grundlagenstudium in Betriebs-wirtschaft zur Verfügung. Dieses ist zum EMBA-Studium hin durchlässig.

Beratungsleistungen für Unternehmen runden das Angebot ab.

Informationen und Anmeldung unter: www.ti.bfh.ch/emba oder im Sekretariat, Tel. 031 848 31 11

Informationen zu Beratung unter: www.ti.bfh.ch/dienstleistungen oder bei Prof. Daniel Huber, Tel. 031 848 32 03

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Innovationsmanagement – strategischer SchwerpunktInnovationsmanagement ist ein strategi-scher Schwerpunkt in der Management-weiterbildung der Berner Fachhochschule. Sie hat 1999 als erste Schweizer Hoch-schule eine Weiterbildung in Innovations-management in das Angebot aufgenom-men (NDS SIM5). Seither ist sie in diesem Bereich führend. Andere Studiengänge in diesem Bereich fokussieren oft stark auf die Entwicklungsphase und sind in vielen Fällen auf bestimmte Industriesektoren ausgerichtet. Der EMBA in Innovation Ma-nagement der Berner Fachhochschule be-handelt demgegenüber auch die frühen Phasen des Innovationsprozesses einge-hend: das (schwierige) sogenannte «Fuzzy Front End». Das Studium ist für alle Indus-triesektoren gleichermassen nutzbrin-gend. Es wird im EMBA in Innovation Ma-nagement grundlegend gezeigt, wie eine Organisation auszugestalten ist, wenn sie innovationsfähig werden soll. Dies wieder-um ist Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung und Zukunftsfähigkeit.

Daniel Huber

Leiter Management­

programme

Professor für Innova­

tionsmanagement

Studienleiter EMBA

in Innovation Manage­

ment dipl. el. Ing. ETH,

MTE IMD

Daniel Huber ist Leiter der Management-programme der Weiterbildung TI der Ber-ner Fachhochschule, Professor für Inno-vationsmanagement und Leiter der Studiengänge Executive MBA in Innovation Management und Executive MBA in Inno-vative Business Creation. Seit 2008 leitet Daniel Huber die Entwicklung des strate-gischen Schwerpunktes Innovation. Er hat seine Grundausbildung als Dipl. Ing. an der ETH in Zürich abgeschlossen und verfügt über eine Managementweiterbildung des IMD in Lausanne. Daniel Huber arbeitete mehr als zwanzig Jahre bei Swisscom im Bereich Innovation. In dieser Zeit erlernte er das Innovationsgeschäft von der Pike

auf; er verfügt über langjährige Führungs-erfahrung in verschiedenen Bereichen des Innovationsmanagements. Gemeinsam mit zwei anderen Führungskräften baute er Swisscom Innovations auf, eine Innova-tionseinheit mit ca. 180 Mitarbeitern. In dieser Zeit konnte Daniel Huber einzigarti-ges Innovationswissen erwerben. Daniel Huber ist zudem Vorstandsmitglied von swissfuture, der Vereinigung der Zukunfts-forscher der Schweiz, und Mitglied des Steering Committee des digitalswitzerland Challenge.

Referenzen1 Zum Beispiel: McKinsey Studie «Unternehmertum

Deutschland», publiziert u.a. in Jürgen Meffert, Holger

Klein, DNS der Weltmarktführer,2007, Redline Wirtschaft

2 Henry Chesbrough, Open Innovation, 2003, Seite xvii

3 Diese neuen Aspekte wurden 2015 in einem Buch

publiziert: Daniel Huber, Heiner Kaufmann, Martin

Steinmann; Bridging the Innovation Gap – Bauplan des

innovativen Unternehmens; Springer 2014; ISBN-13:

978-3662439241

4 Siehe auch Artikel «Das Berner Innovationsmodell»

in Spirit Biel/Bienne, Nr.2 / 2016, Seite 26f

5 NDS SIM, Nachdiplomstudium Systemisches

Innovationsmanagement

6 Zugang mit anderer Vorbildung ist nach individueller

Abklärung ebenfalls möglich.

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Einsatz von Apps im Bildungsbereich

Interaktive Apps spielen eine steigende Rolle in der Ausbildung. Die Studierenden setzen ihre Smartphone sehr intensiv ein – dies können sie nun produktiv für das Studium tun. Mit den Apps werden die sogenannten «Digital natives» sinnvoll abge-holt. Das Ziel der beiden Apps «Fit2Procure» und «Fit2Globalize» ist eine benutzer-freundliche, möglichst konkrete Einführung in die Abklärungen bezüglich der inter-nationalen Beschaffung und des Exportgeschäfts (Abbildung 1).

Einsatz im Executive MBADie Apps – für iOS und Android – werden im Studium des Executive MBA in zwei Phasen eingesetzt: Vor dem Unterricht nutzen die Studierenden die Apps um Fall-studien zu bearbeiten. Nach dem Unter-richt setzen die Studierenden die Apps in Marktstudien für Unternehmen ein.

App Fit2Procure – im DetailDie App Fit2Procure (Abbildung 2) hilft den Unternehmen, alle relevanten Faktoren von internationalen Beschaffungsprojek-ten abzuschätzen. Sie unterstützt die Ana-lysephase bis zur SWOT (Analyse der Stär-ken, Schwächen, Chancen und Gefahren). Mit dieser Methode können die Studieren-den die relevanten Informationen aufberei-ten, um eine Beschaffungsstrategie zu entwickeln. Die Methode enthält zwei Di-mensionen: 1. Externe Dimension

Die externe Dimension zeigt die Chan-cen und Gefahren eines ausländi-schen Beschaffungsmarkts

2. Interne Dimension Die interne Dimension wird oft unter-schätzt. Sie macht den Unternehmen die eigenen Stärken und Schwächen in Bezug auf die internationale Be-schaffung sichtbar.

Vier Resultate Die Anwenderin, der Anwender beantwor-tet in der App Fit2Procure Fragen zu Ziel-land, zu Unternehmen und zu potenziellen Lieferanten. Als Unterstützung werden dabei wichtige Indikatoren der Weltbank angezeigt. Die Benutzerin, der Benutzer erhält vier Resultate aufgrund der Antwor-ten auf die Fragen in der App: – Übersicht über Gewichtung und Bewer-tung pro Frage. Teammitglieder können unabhängig voneinander eine Analyse durchführen. Diese können danach miteinander verglichen werden. Dies führt zu interessanten Diskussionen vor allem in den Punkten, in denen Abbildung 2: Input und Output der App Fit2Procure

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Abbildung 1: Zwei Apps unterstützen die Analyse internationaler Beschaffungs- und Verkaufsprozesse

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Teammitglieder stark voneinander ab-weichende Antworten gegeben haben.

– Die SWOT zeigt die wichtigsten Chan-cen und Gefahren des Ziellandes sowie die Stärken des Unternehmens und Schwächen des Unternehmens.

– Der Status des Unternehmens in der Attraktivitäts-/Fähigkeitsmatrix wird aufgezeigt, berechnet aufgrund der Gewichtung/Bewertung der Fragen. Normstrategien dienen als Grundlage für die weiteren Diskussionen im Unternehmen.

– Aufgrund der Antworten wird ein Lieferantenranking erstellt.

Vorteile der AppVorteile der App sind ihre Einfachheit und die standardisierten Fragen mit definierten Antworten. Unternehmensspezifische Fra-gen können hinzugefügt werden Die App

bringt alle wichtigen Faktoren im Zusam-menhang mit der internationalen Beschaf-fung auf den Tisch. Sie ermöglicht eine gut fundierte Entscheidungsfindung für die Beurteilung neuer Beschaffungsmärkte und wird von Studierenden während Studi-enprojekten und von Unternehmen bei-spielsweise bei Besuchen in möglichen Zielländern eingesetzt. Weitere Informationen – www.fit2procure.ch – www.fit2globalize.ch

AutorDr. Paul Ammann, [email protected] leitet das Executive MBA in International Management der Berner Fachhochschule. Er hat weitgehende Managementerfahrung aus seiner Tätigkeit bei IBM Schweiz, der Berner Fachhochschule und bei ABB Trans-former Service. Paul Ammann ist Autor mehrerer Veröffentlichungen zu versch-iedenen Bereichen des internationalen Geschäfts. [email protected]

Weiterbildung in International Management an der Berner Fachhochschule

Ein Blick auf die Schweizer Unternehmenslandschaft zeigt es: Die internationale Verflechtung ist hoch, da die Schweiz nur begrenzte Wachstumsmöglichkeiten bietet. Das Wissen über das internationale Geschäft und über den Umgang mit interkulturel-len Unterschieden ist deshalb für Manager erfolgsentscheidend. In den Studiengängen werden zentrale Themen wie internatio-nale Strategie, Finanzen und interkulturelles Management vom globalen Standpunkt her fundiert vermittelt. Aktuelle Heraus-forderungen, wie zum Beispiel der starke Schweizer Franken, werden anhand der gewonnen Erkenntnisse aus dem an der BFH entwickelten Exportrisiko-Monitor vertieft behandelt. Studienreisen nach Europa, USA, Indien, China und Vietnam ermöglichen den Studierenden einen unmittelbaren persönlichen, interkulturellen Austausch. Im Zentrum der Studienreisen stehen Kontakte mit der Wirtschaft, Unternehmen und Organisationen, welche eine Geschäftsbeziehung mit Partnern im Gastland unterstützen. Lehrveranstaltungen an Universitäten ergänzen das Programm.EMBA International Management: ti.bfh.ch/emba-im

CAS International Business Development & Sourcing: ti.bfh.ch/cas-ibd

Studienreisen: ti.bfh.ch/studienreisen• Studienreise China | Vietnam• Studienreise Europa• Studienreise Indien• Studienreise USA

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Weiterbildungen mit direktem Impact auf die Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD)

Der Gesundheitsbereich steht – einmal mehr – vor einer grundlegenden Herausfor-derung. Der Bundesrat hat am 22. März 2017 die Verordnungen zum Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) verabschiedet. Das entsprechende Gesetz und zugehörige Umsetzungsbestimmungen sind am 15. April 2017 in Kraft getreten. Spitäler haben ab diesem Zeitpunkt drei Jahre Zeit, um das elektronische Patientendossier einzuführen. Die ersten Patientinnen und Patienten sollten in der zweiten Hälfte 2018 ein elektronisches Patientendossier eröffnen können. Die viel beschworene digitale Transformation im Gesundheitswesen ist damit ein Stück nä-her gerückt.

Das EPDG steht am Anfang einer neuen Ära von Innovationen im Schweizer Ge-sundheitswesen. Entgegen den Vermutun-gen von vielen Professionals ist es für die Patientinnen und Patienten sehr wohl wich-tig, Einsicht in ihre Gesundheitsdaten zu erhalten. Es ist zweifellos nur eine Frage der Zeit, dass sich die entsprechenden Bedürfnisse manifestieren.

Angesichts der überbordenden Komple-xität der IT-Landschaften im Spital gilt es nun – wenn immer möglich – die Prozesse zu vereinfachen und gemäss den guten Grundsätzen des Requirement Enginee-

rings nur noch die wirklich nützlichen Fea-tures zu implementieren. Eine unreflektier-te Abbildung der bestehenden ineffizienten Prozesse in eine Software macht – auch angesichts des steigenden Kostendrucks – keinen Sinn mehr. Letztendlich soll im-mer gefragt werden: Was ist dieses Fea-ture wert, wenn wir es realisieren?

Die Erarbeitung dieser neuen IT-Welt muss mit den Kliniken und dem Personal erfolgen. In den Unternehmen der produ-zierenden Medizintechnik, in der Pharma-industrie, aber inzwischen auch im klini-schen Alltag und der medizinischen

Dienstleistung wird mehr und mehr auf automatisierte und assistierende Systeme gesetzt.

In der Folge werden zwei Beispiele von Abschlussarbeiten zum Master of Advan-ces Studies in Medizininformatik beschrie-ben, die sich beide – aus sehr unterschied-licher Perspektive – mit dem Thema eHealth auseinandersetzen. Im ersten Fall aus der Managementperspektive und im zweiten Fall aus einer technischen Pers-pektive, dem Datenaustausch zwischen verschiedenen IT-Systemen (der Interope-rabilität).

Beispiel 1: Eine eHealth-Guideline für die Einführung des EPDDiese Arbeit setzt sich mit der Frage der Umsetzung von eHealth und der Einfüh-rung des elektronischen Patientendos-siers (EPD) auseinander. Einerseits müs-sen technische Anpassungen durchgeführt werden, andererseits müssen Prozesse im Patientenpfad analysiert und angepasst werden. Dies vor dem Hintergrund der li-mitierten Ressourcen für solche Reorgani-sationsprojekte, was insbesondere in klei-nen und mittleren Spitälern und in der Mehrzahl der Heime ein Thema ist.

Die Autoren setzten sich zum Ziel, ein Analysetool (Readinesstool) für die Struk-turen und Prozesse des Leistungserbrin-gers zu entwickeln und daraus ein «Einfüh-rungsprojekt EPD» zu initialisieren. Des Weiteren haben sie auch den Sekundär-nutzen von eHealth – wie etwa ökonomi-sche Vorteile und Verbesserung der Be-handlungsqualität – herausgearbeitet.

Zu diesem Zweck erstellte die Projekt-gruppe eine individuelle Guideline für Spi-täler und Heime als Hilfestellung für die Projektinitialisierung. Diese beinhaltet die

Abbildung 1: Umsetzung der EPD-Readyness Toolbox in MS ACCESS. Dateneingabe, Gewichtungen, Bench-marking und Auswertungen stehen auf Knopfdruck zur Verfügung

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Analyse «Bereitschaft für eHealth/EPD» und einen groben Umsetzungsplan mit Aufwandschätzung. Das Ganze ist in Form einer Datenbank elektronisch implemen-tiert (Abbildung 1).

Beispiel 2: Entwicklung einer CDA-Schnittstelle zwischen zwei KlinikinformationssystemenBei dieser Arbeit wurde eine state-of-the-art Verbindung zwischen zwei Klinik-informationssystemen am Inselspital realisiert. Die Übermittlung von Patienten-dossiers wurde traditionell über eine uni-direktionale PDF Schnittstelle realisiert, de Facto also die Übertragung von ge-scannten Papierdokumenten. Im Rahmen der Masterarbeit wurden die beiden Klini-kinformationssysteme mit einer CDA (Clinical Document Architecture) Schnitt-stelle verbunden und damit der Austausch von strukturierten Daten ermöglicht. Im Zuge der Arbeit musste für den dazu ver-wendeten Schnittstellenstandard (eHealth

Connctor) eine entsprechende Erweite-rung entwickelt werden. Die Erweiterung steht nun allen Nutzern des eHealth Con-nectors in der Public Domain zur Verfü-gung. Der eHealth Connector wurde für den Einsatz in Java oder .Net konzipiert.

Die Herausforderung eHealth ist Wasser auf die Mühlen der WeiterbildungIn den beiden Fällen handelt es sich um exemplarische Beispiele, wie aus den Stu-dienprojekten wertvolle Beiträge für deren Firmen entstehen. Die Kosten einer exter-nen Expertise wären wesentlich höher. Zudem bleibt das Know-How auf diese Weise im Betrieb und wird aber auch der Community zur Verfügung gestellt. Die ra-santen Entwicklungen bezüglich eHealth und die damit zusammenhängenden An-forderungen an die Industrie und an die medizinisch-therapeutische Dienstleis-tung widerspiegeln sich im grossen Inter-esse an entsprechenden Weiterbildungs-Studiengängen.

An der Berner Fachhochschule wird Multi-disziplinarität in der Zusammenarbeit von verschiedenen Berufsgruppen gelebt. Der Applikationsverantwortliche für das Radio-logieinformationssystem findet sich im CAS «Design und Risikomanagement» in derselben Klasse wie der klinisch tätige Orthopäde, die Laborleiterin und der Pro-dukteverantwortliche für Implantate aus der weltweit tätigen Medizintechnikfirma. Aber auch die Themen durchmischen sich entsprechend den aktuellen Trends. CAS-Absolvierende in Medizininformatik und Medizintechnik treffen sich und bilden sich entlang der gesamten Produktentwick-lungskette weiter: Interprofessionell und themenübergreifend.

AutorProf. Dr. Daniel Zahnd leitet die MAS-Wei-terbildungsstudiengänge in Medizininfor-matik und Medizintechnik an der Berner Fachhochschule. Er war für die Bundesäm-ter für Statistik und Gesundheit verant-wortlich für die Konzeption und der Aus-wertung der nationalen Spitalstatistiken als Grundlage für die heutige Spitalfinan-zierung. Er war Leiter Qualitätsmanage-ment am Inselspital Bern. Er forscht am Institut für medizinische Informatik (I4MI) der Berner [email protected]

Weiterbildungsstudiengänge in Medizininformatik und Medizintechnik an der Berner Fachhochschule

Weiterbildungen in Medizininformatik und Medizintechnik sind fundierte, berufs begleitende Ausbildungen. Sie vermitteln fachübergreifende Kompe-tenzen in Medizin, Technik, Manage-ment und wissenschaftlichem Arbeiten zur Führung anspruchsvoller Projekte. Studienziel ist der Titel Master of Advanced Studies (MAS) in Medizinin-formatik beziehungs weise Master of Advanced Studies (MAS) in Medizinin-technik, welche in der Schweiz nur an

der Berner Fachhochschule er worben werden können. Ein hochkarätiger Pool von über 150 Dozierenden garantiert für eine Weiterbildung auf höchstem Niveau. Nächste Durchführung: Okto-ber 2017

www.ti.bfh.ch/mas­medinf (MAS Medizininformatik)

www.ti.bfh.ch/mas­medtec

(MAS Medizintechnik)

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Innovative Informatik-Ausbildung

Bern war führend beim Aufbau der Informatik Ausbildung dabei und hat auch das modulare Ausbildungssystem geprägt. Bereits bei der Überarbeitung der Bildungs-verordnung (BiVo 2014) wurde von den Vertretern aus Bern eine grössere Flexibili-tät gefordert. Jetzt ist ein entsprechendes Bildungsprojekt in Arbeit. Diese Flexibili-tät führt zu verschiedenen Forderungen betreffend selbständigem Lernen, und zwar Zeit und Ortsunabhängig. Als Informatik Branche stehen wir gegenüber einer sol-chen Forderung eine Antwort: eLearning.

e-LearningDie Attraktivität der technologischen und naturwissenschaftlichen Berufsbilder wird von der Gesellschaft im allgemeinen und den Jugendlichen im speziellen – insbe-sondere den Frauen verkannt. Die Ausbil-dung und die Berufe in Technik und Natur-wissenschaft gelten bei einem grossen Teil der Jugend als nicht besonders attrak-tiv. Die Folge: Die ICT Branche, einer der wichtigsten Industriezweige der Schweiz, leidet unter einem grossen Mangel an qua-lifizierten Fachkräften. Das führte zur Gründung des Fördervereins, der mittels e-Learning soll das hybride Lernen. Lernen an den Berufsfachschulen, in überbetrieb-lichen und im Betrieb oder einer Lehrwerk-stätte (Ausbildungsbetrieb) ankurbeln will. Alle juristischen und privaten Personen können Mitglied des Fördervereins wer-den. Als Mitglied ist minimal der ordentli-che Mitgliederbeitrag geschuldet. Zusätz-liche Förderbeiträge können entrichtet werden, dadurch kann die strategische Ausrichtung und die Weiterentwicklung des Angebotes mitbestimmt werden.

Mit dieser Initiative wollen wir das ICT Fachwissen verbreiten. Neben der forma-len beruflichen Grundbildung und der hö-heren Berufsbildung stehen einzelne Fach-kräfte, die sich weiterbilden wollen und so allenfalls auch einen formalen Abschluss erwerben können.PPP-Modell (Public Privat Partnership)Zur Umsetzung der Ziele wurde ein Public Privat Partnership Modell (PPP) gewählt. Eine vom Förderverein und weiteren inter-essierten Firmen gemeinsam gegründeten Firma ELICT AG (www.elict.ch) wird mit der

operativen Tätigkeit beauftragt. Das er-möglicht eine schnellere und kostengüns-tigere Leistungserbringung gegenüber dem Nutzer und eine jährliche Entlastung des öffentlichen Haushalts. Gelichzeitig bedeutet es eine flexible Anpassung der Leistungserbringung an ständig wechseln-de Anforderungen der Koordinierungsauf-gaben aus dem öffentlichen Umfeld, sowie der Leistungserbringung an ständig wech-selnde Anforderungen der Leistungsemp-fänger. Über den Förderverein können Fördermitteln einbezogen und Dritteinnah-men generiert werden.

Bruch mit dem «althergebrachten» UnterrichtsmodellDie über mehr als ein Jahrhundert gepfleg-te Illusion einer homogenen Klasse und uniformen Bedürfnissen der Lernenden ist definitiv überholt. Die Planbarkeit des Un-terrichts und die uniforme Durchführung verschwinden zugunsten einer individuel-len Förderung. Allenfalls können einzelne Lernende zu «Lerngruppen» zusammenge-fasst werden, das ist aber nicht das Ziel sondern ein vereinfachender Zufall. Sozi-ale Defizite der Lernenden verändern und bestimmen immer stärker den Unterricht – diese müssen in der Unterrichtsplanung als Rahmenbedingung direkt eingeplant werden. Klassen unterscheiden sich heute immer stärker unterschiedliche persönli-che Reife der Lernenden, unterschiedliche Entwicklungs- und Lernstände, unter-schiedliche Sozialisation, unterschiedliche Begabungen und «Behinderungen».

VisionDie eLearning-Plattform ist als Ausbil-dungsplattform für die ICT Berufe in der Grundbildung und der höheren Berufsbil-dung weit verbreitet und im gesamten schweizerischen Markt eingeführt: – Die Lerninhalte werden von den Nut-zern als exzellent beurteilt

– Mit den Lerninhalten werden die Aus-bildungsmodule aller ICT-Module aus allen Fachrichtungen angeboten

– Hohe Nutzerzahlen in allen Segmenten (inkl. Privatpersonen)

– Die finanzielle Basis und die Weiterent-wicklung ist gesichert

– Technologisch steht die Plattform an vorderster Front

– Eine Ausdehnung des geographischen Tätigkeitsfelds über die Schweiz hin-aus ist möglich.

MissionAusgangspunkt ist die von der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern GIBB ent-wickelte Lernplattform gibbix.ch. Die Wei-terentwicklung der Basis-Plattform mit ihren Funktionen erfolgt gemeinsam mit der Firma ELICT AG, welche die unter-schiedlichen Anforderungen der externen Partner erfasst und auf dieser Basis ge-meinsam mit dem Entwicklungspartner vorantreibt. Auf dieser offenen Lernplatt-form werden Lerninhalte und Prüfungen von verschiedenen Partnern erstellt und gepflegt. Die Benutzer-Zufriedenheit mit diesen Inhalten wird erfasst und publiziert.

Die Skalierbarkeit und Stabilität der Plattform hat einen hohen Stellenwert. Jährlich erfolgt die Anpassung der Platt-form an neue Releases und alle 3 bis 5 Jahre die Anpassung an neue technologi-sche Trends. Die Benutzerschnittstelle zum Ausbildungssystem ist selbsterklä-rend und mehrsprachig, bei den System-funktionen steht Englisch im Vordergrund. Primärer Entwicklungs-Partner ist die GIBB.

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LerninhalteZusätzlich zu der Lernplattform ist auch eine steigende Nachfrage nach Lerninhal-ten sichtbar. Diese Lerninhalte behandeln die verschiedenen Module aus dem ICT Modulbaukaste der ICT Berufsbildung Schweiz. Dank der Lernplattform gibbix.ch können ganze Rechenzentren und Sicher-heitskonzepte virtuell aufgebaut und aus-

getestet werden. Die Lerninhalte für die Modle der Berufsschule und der üK stehen für das selbständige Lernen zur Verfügung. Je nach Überarbeitungsstand und Thema sind diese Module geeignet für das selbständige durcharbeiten.

Markus Nufer

Geschäftsführer ELICT AG

Was ist gibbix?

gibbix.ch ist die ultimative Lernumge-bung für die Informatikausbildung in den Kompetenzfeldern – Systemmanagement – Networkmanagement – Application Engineering – Web Engineering

Technische Merkmale von gibbix.chAls Infrastruktur benötigt learning.gib-bix.ch ab Version 2016 einen neueren PC mit mindestens 8 GB RAM und ei-nen freien Anschluss für die USB 3.0-Harddisk. Die virtuelle Lernumge-bung kann entweder unter Windows, Linux oder Mac mit Hilfe des kostenlo-sen VMware Players betrieben werden.

Didaktische Vorteile von gibbix.chIn den kompetenz- und handlungsorien-tierten Lernarrangements arbeiten die Informatiklehrnenden auf der gibbix.ch-USB 3.0-Harddisk in einer virtuellen Lernumgebung. Dabei installieren und konfigurieren sie mit realer Software in

den sogenannt virtuellen Mikrowelten unterschiedlich komplexe Computer-Netzwerke. Im einfacheren Fall sind dies kleinere Büro-Netzwerke und in komplizierteren Fällen handelt es sich dabei um anspruchsvolle Client-/Server Netzwerke. Aus didaktischer Sicht be-sonders wertvoll bietet dieses Vorge-hen den Vorteil, dass die Lernenden die konfigurierten Netzwerke einfach unter-einander austauschen und von Lernort zu Lernort transportieren können. Da-bei wird das Informationsmanagement über die gibbix.ch Lernplattform organi-siert.

gibbix SysteminformationenSystemvoraussetzungen: – Windows 7 oder höher mit VMPlayer/MacOS X mit VMFusion/Linux mit VMPlayer

– USB 3-Anschluss/USB-2 langsamer verfügbar

– Mind. 4 GB RAM; 8 GB RAM empfohlen

Spezifikation gibbix SSD: – Samsung T3 – Strom (0.1W–0.5W) – Funktioniert bei Aussen-temperaturen

– von 0°–70°

Spezifikation gibbix HD: – Strom (0.5W–1.6W) – Erschütterung 400G/2ms – Außentemperaturen 0°–60° – Harddisk GreenIT zertifiziert

Lieferumfang: – gibbix new generation USB3 Hard-disk inkl. USB3 Kabel und Netzteil.

– MSDN-AA Zugang während 4 Jahren – 19 virtuelle Maschinen (ready-to-run Operating Systems)

– Set of brand new Portable Apps – gibbixLauncher

gibbix.ch wurde im Jahr 2004 im gesamtschweizerischen Bildungs-Wett-bewerb der Frey Akademie und des compendio Verlags als besonders inno-vatives Bildungs-Projekt mit dem 1. Preis ausgezeichnet.www.gibbix.ch

Weitere Auskünfte: Ralph Maurer, GIBB Gewerblich-Industrielle Berufsschule [email protected]

BILDUNG

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KI-Arbeitsraum – Die Lösung für mobile und flexible Zusammenarbeit

Auch wenn Begriffe wie «Desksharing» und «Home Office» schon seit geraumer Zeit in aller Munde liegen, so sehe ich den möglichen Einsatz mobil-flexibler Kollaborati-onslösungen noch in ganz anderen Dimensionen. Verwaltungsräte, Milizorganisatio-nen, Ingenieure, Beratungsfirmen und allgemein KMUs haben ihr mögliches Potenti-al in diesem Segment noch längst nicht ausgeschöpft.

Marco Lempen, Geschäftsleiter Keller Informatik AG

Viele Führungskräfte stehen derzeit vor grossen Fragen und Herausforderungen. Es geht Ihnen voraussichtlich ähnlich wie jedermann – Schlagworte wie Industrie 4.0, Digitalisierung, Cloud, usw. machen die Runde. Foren, Events und Themen-abende laden ein und zeigen, was die Zu-kunft alles bringt und dass wir uns darauf vorbereiten müssen. Nur wie?

Die neuen digitalen Kommunikations-mittel und die rasante Entwicklung in der IT-Umgebung bringen täglich neue Lösun-gen auf den Markt. Wie soll ich da den Überblick behalten? Wir, von der Keller Informatik, sind Ihr Partner und unterstüt-zen Sie in Ihrem digitalen Wandel. Wir be-raten Sie, erörtern vorhandene Lösungs-ansätze aus der IT-Welt und evaluieren mit Ihnen neue Lösungen.

Um Ihnen aufzuzeigen, wie Sie mit uns erfolgreich den digitalen Wandeln vollzie-hen, habe ich Ihnen einige Kundenbeispie-le, zum Thema gemeinsames Arbeiten, mitgebracht.

In den letzten Jahren sind vielseitige und flexible Arbeitsmodelle entstanden, die wohl bekanntesten Vertreter sind das Desksharing und das Home-Office. Zusätz-lich werden immer mehr Informationen über Firmengrenzen hinweg geteilt und Dokumente gemeinsam erarbeitet.

In einem solchen Umfeld stossen klas-sische Infrastrukturen immer mehr an ihre Grenzen. Die vorhandenen Ordnerstruktu-ren sind nicht mehr zeitgemäss und erlau-ben den gemeinsamen Zugriff auf beste-hende Dokumente oft nur mit grösseren Aufwänden. Und was nun? Alles in die

Cloud? Dies kann ein Lösungsansatz sein, doch ist es damit nicht getan und bei Wei-tem nicht die einzige Möglichkeit. Der voll-ständige Wechsel der Infrastruktur in die Cloud – in nur einen Schritt – ist mit gross-en Risiken verbunden. Was, wenn es nicht funktioniert? Was, wenn es keine Akzep-tanz findet? Was wenn es für die eigene Unternehmung nicht praktikabel ist? Aus unserer Sicht sehr gewagt.

Und wenn Sie nichts machen? Dann stehen Sie still. Und Stillstand war noch nie ein guter Ratgeber für eine Firma. Hin-zu kommt, dass kreative und engagierte Mitarbeiter sich Ihren Weg selbst suchen und oft auf kostenlose Anbieter zurückgrei-fen. Nicht selten werden diese Dienste ausserhalb der Schweiz betrieben, was je nach Anwendungsfeld und gespeicherten Informationen zu rechtlichen Problemen führen kann.

Was also tun? Wir von der Keller Infor-matik AG erarbeiten mit Ihnen einen schrittweisen Wandel. Ein gut schweizeri-scher Kompromiss. Wir bauen mit Ihnen hybride Lösungen, welche sich an Ihren Bedürfnissen und Gegebenheiten orientie-ren. Die Mitarbeiter und die Firma werden sanft an die neuen Angebote herange-führt. Dies fördert die Akzeptanz bei der Belegschaft, da nur kleine Änderungen im Arbeitsalltag spürbar sind. Zusätzlich werden die Investitionen und Risiken für eine Unternehmung, durch die schrittwei-se Umsetzung, minimiert. Wie das geht? Die folgenden drei Beispiele veranschau-lichen Ihnen mögliche Lösungsansätze aus unserem Praxisalltag.

Beispiel 1: dezentral organisierte WerbeagenturDie Agentur arbeitet dezentral an den Standorten, Zürich, Bern und Basel. Für grössere Projekte werden zusätzliche Res-sourcen von Freelancern, speziell im gra-phischen Bereich und für die textliche Gestaltung, eingebunden. Wie in der Bran-che üblich werden Aufträge oft auch in Kooperation mit anderen Agenturen und im ständigen Austausch mit dem Kunden erarbeitet.Angestrebte Ziele: – Eine zentrale Dokumentenablage – Verwaltung der Zugriffsrechte auf Pro-jektebene

– Gemeinsames erarbeiten von Office Dokumenten

– Zentrale Auftragsverwaltung

Die Agentur arbeitet, aufgrund der dezen-tralen Organisation, mit modernsten Me-thoden. So arbeiten die Mitarbeiter oft von zu Hause und unterwegs. Jedem Mitarbei-ter steht es frei mit welcher Umgebung (Microsoft Windows, Mac OS, etc.) er ar-beiten möchte – die Agentur arbeitet nach dem Prinzip «Bring your own Device». Mit den bestehenden Mitteln wie Remote Desktop Servern, E-Mail und VPN-Zugän-gen, war die Umsetzung der Philosophie jedoch nur bedingt möglich.

Dank der Einführung des KI-Arbeits-raums mit der Datasync Lösung konnten, in einem ersten Schritt, die Projekte neu vom internen Server auf eine zentrale Plattform synchronisiert werden. Die Mitarbeiter am Hauptsitz in Bern sowie die externen Partner arbeiteten fortan immer mit den aktuellen Daten. Die einfache Zugriffsverwaltung des KI-Arbeits raums ermöglicht Ihnen zusätzlich die ziel ge-richtete Freigabe von Informationen auf Projektebene.

BILDUNG

B I L D U N G

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Mit der, in einer zweiten Phase, eingeführ-ten Auftragsbox gelang es dem Kunden die anfallenden Aufträge eines Projekts zent-ral zu koordinieren. Dank der eingebauten Journalfunktion war die Nachvollziehbar-keit von Aufträgen und deren Teilschritten neuerdings sichergestellt. Zusätzlich konn-ten die Aufträge, mit der bereits eigenführ-ten Datasync Lösung, direkt mit den dazu-gehörigen Dokumenten verknüpft werden.

Seit kurzem arbeitet unser Kunde mit der neusten Erweiterung unsers KI-Ar-beitsraums. Vor nun gut drei Monaten ha-ben wir beim Kunden unser Modul für die gemeinsame Bearbeitung von Dokumen-ten eingeführt. Mitarbeiter aus Bern, Zü-rich und Basel sowie Freelancer und Dritt-partner arbeiten seitdem gemeinsam und parallel an den gleichen Word, Excel und PowerPoint Dokumenten.

Beispiel 2: Verwaltungsrat einer industriellen AktiengesellschaftDer innovative Verwaltungsrat und deren Geschäftsleiter wollten Ihre VR-Sitzungen über eine zentrale Plattform organisieren. Folgende Funktionen wurden angestrebt: – Terminfindung – Sitzungseinladungen / Traktandierung – Zentrale Verteilung von weiterführen-den Dokumenten und Informationen

– Sitzungsprotokolle und Beschlussver-waltung

Aufgrund der komplexen und gut gesicher-ten internen IT-Infrastruktur kam ein inter-ner Betrieb nicht in Frage. Die Zusammen-

arbeit der bestehenden Webagentur für den Webauftritt war weiterhin angestrebt, jedoch für die angestrebte Lösung nicht geeignet.

Mit dem KI-Arbeitsraum wurde eine un-abhängige Extranet Lösung eingeführt, welche ausschliesslich den Mitarbeitern und Verwaltungsräten zur Verfügung steht. Die zentrale Ablage ermöglicht es Ihnen die notwendigen Sitzungsunterlagen si-cher und einfach an die externen Verwal-tungsräte zu verteilen. Der Nutzen und Erfolg lag schnell auf der Hand. Mittlerwei-le betreibt unser Kunde unterschiedliche Arbeitsräume für verschiedene zusätzliche Gremien, Verwaltungsratsausschüsse und Projekte mit externen Drittpartnern.

Beispiel 3: GemeindeverwaltungEine mittelgrosse Berner Gemeinde war auf der Suche nach einer IT-Lösung, um einige arbeitsintensive Verwaltungsge-schäfte abzuwickeln. Dabei sollten die – Zeiterfassung Ihrer Mitarbeiter, – Mitarbeiterdossiers, – Objektverwaltung (wie Parkplätze und ähnliches),

– Administration von Baubewilligungen, – Protokollverwaltung

vereinfacht und effizienter gestaltet wer-den.

Bis anhin wurden hierfür Einplatzlösungen, auf Basis von Excel und Access, einge-setzt. Nach einer ersten Evaluation stellte sich heraus, dass solche Lösungen für

Stadtverwaltungen und grössere Gemein-den bestehen, diese jedoch umfangreich und teuer sind. Einfache und modular zu-sammensetzbare Lösungen für kleinere oder mittelgrosse Gemeinde, welche rasch umsetzbar sind, gibt es kaum.

Die Keller Informatik AG erarbeitete mit ihnen und weiteren Gemeinden eine Lösung, welche gezielt die erwähnten Be-dürfnisse abbildet. Dank des modularen Aufbaus, können die Mikroapplikationen ohne Mühen in die bestehende Infra-struktur eingebunden werden. Die Lösung zielt einzig auf die Befriedigung der gewünschten Bedürfnisse ab und kann jederzeit aufgrund neuer Anforderungen erweitert werden.

Marco LempenGeschäftsleiter der Keller Informatik AG

BILDUNG

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38 BILDUNG

hftm.chhftmittelland

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39BE-ADVANCED

be-advanced

Aus den beiden Firmen innoBE AG und der Genossenschaft BaseCamp4HighTech wurde letztes Jahr die be-advanced AG. be-advanced arbeitet unter anderem im Auftrag der Standortförderung Kanton Bern und der Privatwirtschaft und steht für einen unabhängigen und überregional vernetzten Impulsgeber. Die Innovationsför-deragentur stärkt die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der im Kanton Bern angesiedelten Startups und KMU. Die Full-Service-Agentur unterstützt Unter-nehmen über den gesamten Lebenszyklus. Schliesslich wird aus jedem Startup im besten Fall ein KMU oder sogar eine Grossunternehmung.

Für Startups & KMUStartups wird geholfen, alle geschäftlichen Angelegenheiten richtig aufzugleisen. be-advanced verfügt über ein schweizweit einzigartiges, speziell auf Startups aus-gerichtetes Programm. Dieses besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Modu-len: In der ersten Phase werden die vor-handenen Skills der Teams evaluiert und Kompetenz-Lücken aufgezeigt, um gezielt daran zu arbeiten. Dies mit dem Ziel, mög-lichst rasch einen Marktnachweis erbrin-gen zu können. Nach dem drei monatigen Coaching werden die Jungunternehmer zu einem Pitch vor einem Expertengremium eingeladen, welcher darüber entscheidet, ob das Team oder die Person das Zertifikat und den Zugang zu Phase 2 sowie einer Seed-Finanzierung erhält. Mit dem Zerti-fikat wird unternehmerisches Denken und Handeln in den Bereichen Kundengesprä-che, Testen der Value Proposition und Ge-schäftsmodelle sowie die Teamausbau-

und Kompetenzenplanung ausgezeichnet. Die zweite Phase, auch HighFlyer genannt, dient zur Industrialisierung des Produkts.

Mit KMU werden gemeinsam mit qual-ifizierten Coaches Analysen, Lösungs-ansätze und Strategien für den lang-fristigen Erfolg entwickelt. Die Coaches verfügen über langjährige Branchen-

und Management-Erfahrung im In- und Ausland und erarbeiten zusammen mit den Unternehmern Herangehensweisen zu individuellen Fragestellungen. Das grosse Netzwerk zu öffentlichen wie auch privaten Institutionen zeichnet be-advanced eben-so aus wie die unabhängige und neutrale Beratung. Für Berner KMU ist ein Coaching in den Anfangsphasen (bis zu 44 Stunden) kostenlos.

Die Vorteile des KMU-Coachings – Regionales und EU-weites Netzwerk an erfahrenen Coaches.

– Kompetente Beratung und gezielte Un-terstützung von der Strategie bis zur Implementierung: Dank des Coach-Pools gibt es für jede Branche und je-des Problem den passenden Coach.

– KMU bekommen Zugang zu möglichen Kooperationspartnern, wie z.B. ande-ren KMU, Hochschulen, Kompetenz-zentren und Unternehmen.

– Bei be-advanced laufen die Fäden zu-sammen: KMU erhalten umfassenden und auf das Unternehmen bezogenen Support aus einer Hand.

– be-advanced berät neutral und unab-hängig.

Die Schwerpunkte im KMU-Coaching – Geschäftsentwicklung – Kooperation – Organisation – Finanzierung

Interview mit Jürg Schwarzenbach, Ver-waltungsratspräsident be-advanced AGDie be­advanced AG ist Teil des Berner Eco­

systems. Wie beurteilen Sie dessen Ent­

wicklung heute bzw. hat es sich seit dem

Zusammenschluss von BaseCamp4High­

Tech und innoBE zu be­advanced merklich

verändert?

Da der Zusammenschluss der beiden Firmen erst vor etwas mehr als einem hal-ben Jahr gestartet wurde, kann ich dies-bezüglich noch keine Beurteilung abge-

B E - A D V A N C E D

DISCOVER IdeenGrobkonzeptTeam

VALIDATEMachbarkeitPrototyp

LAUNCHProduktKundeFinanzierung

GROWSkalierungSupply ChainDistribu�onske�e

EXPANDNeue MärkteNeue Distribu�onskanäleOrganisa�on & Ressourcen

RENEWALDiversifika�onNeue AngeboteNeue Kundensegmente

CONSOLIDATEOp�mierungRestrukturierungM&A - MBO/MBI

START-UP

KMU

Lebenszyklus-Phasen eines Startups bzw. KMU

Melden Sie sich telefonisch oder per E-Mail bei uns und vereinbaren Sie ein kostenloses und unverbindliches Erst-gespräch mit uns.

[email protected] | www.be-advan-ced.ch | +41 31 335 62 62 oder direkt bei Giuliano Guscelli, unserem Busi-ness Coach und Verantwortlichen für KMU-Angelegenheiten: [email protected]

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ben. Es gibt aber ganz klar immer wieder neue Initiativen wie der Impact Hub, die INNOArchitects und andere, die sich im Ecosystem des Kantons Bern bewegen und etwas erreichen wollen. Man kann nicht alles unter einem Dach haben, das ist aber auch nicht schlimm, denn: Es gibt viele kluge Köpfe, welche Gescheites an-reissen und weiterziehen. Insofern ist es besser, wenn das System flexibel bleibt und man nicht versucht, alles in ein Kor-sett zu zwängen. So bleibt genug Raum, um zu ergründen, was man noch machen könnte und möchte.Es werden bereits viele Synergien genutzt

und Partnerschaften gepflegt. Wo sehen

Sie noch Verbesserungsbedarf?

Grundsätzlich muss ich sagen, dass es eine unserer Hauptaufgaben ist, Türen zu öffnen, zu vernetzen, kennenzulernen, und den Akteuren Chancen aufzuzeigen. Ein grosser Teil unserer Arbeit sehe ich in der Sensibilisierung, welche wir mit Newslet-tern, Events und vor allem persönlichem Austausch erreichen. Wohlwissend je-doch, dass es bereits viele Events gibt und gerade das Thema Innovation etwas ist, bei dem viele mitmischen möchten.

Schliesslich ist Innovation für die Schwei-zer Wirtschaft etwas vom Wichtigsten.Dies bringt mich auf einen weiteren Punkt:

Was antworten Sie Kritikern, die der Auffas­

sung sind, Innovationsförderung sei nicht

Aufgabe des Staates?

Die Privatwirtschaft ist durchaus sehr innovativ – innovativer als der Staat je sein wird. Jedoch darf er und ist es nichtsdes-totrotz im Sinne des Staates, Impulse und Schwerpunkte in der Innovationsförderung zu setzen. Der Staat kann Rahmenbedin-gungen schaffen und Schranken aufheben oder zumindest senken. Die Privatwirt-schaft kann schliesslich in einem Umfeld agieren, welche Innovation und Unterneh-mertum fördert. So wie der Staat bezüglich Innovationsförderung die «Legislative» ist, so ist die Privatwirtschaft nur die ausfüh-rende Kraft, die «Exekutive».

be­advanced bezeichnet sich selbst ge­

nau als ein solcher «Impulsgeber» für Inno­

vation und Unternehmertum. Wie setzt be­

advanced dies um?

Wir unterstützen Firmen – seien es KMU oder Jungunternehmer – mit ausge-wiesenen Experten. Denn oftmals ist es leider so, dass Unternehmer weder die

Zeit noch die finanziellen oder personellen Ressourcen haben, um sich beispiels-weise mit dem Thema Innovation ausrei-chend auseinanderzusetzen. Sind der Bedarf und der Antrieb beim Unternehmer vorhanden, ist es also unsere Aufgabe, ihn in diesem Prozess zu unterstützen und fähige Leute beratend zur Seite zu stellen. Diese Unterstützung kann aber auch darin bestehen, dass wir unseren Kunden auf andere Anlaufstellen verweisen. Bei Star-tups sind dies zum Beispiel die Kommis-sion für Technologie und Innovation (KTI) oder die Stiftung für technologische Inno-vation (STI) mit Sitz in Biel. Seit dem 1. Januar 2017 können Schweizer KMU sich im Rahmen von Horizon 2020 wieder für europäische Fördermittel bewerben. Dies-bezüglich verweisen wir KMU gerne auf Euresearch.

Jürg Schwarzenbach

Verwaltungsrats­

präsident bei

be­advanced

BE-ADVANCED

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41BE-ADVANCED

ImpactHub

Der Impact Hub ist ein globales Netzwerkes von Unternehmern, Startups, Projektin-itianten, Intrapreneurs und Investoren. Der Impact Hub vernetzt und fördert diese, einerseits durch den physischen Ort für Coworking und Workshops; andererseits durch zahlreiche Events, gemeinsame Projekte und die proaktive Vernetzung der Akteure. Mitglied kann jeder werden, der an Kollaboration und Innovation interes-siert ist und Antworten auf die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Heraus-forderungen unserer Zeit mitentwickeln will.

Der Impact Hub Bern hat im Oktober 2016 seine Türen geöffnet und zählt inzwischen über 140 Mitglieder. Auch ohne Mitglied-schaft kann man an den vielen öffentli-chen Events teilnehmen, Räume buchen oder Services beziehen. Für Unternehmen bietet der Hub Formate zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen und der Förderung von innovativer Unterneh-menskultur. Zusammen mit Partnern konn-ten bereits aufgebaut werden: – Das Staatslabor – bringt Innovation in die Verwaltung (Partner: Engagement Migros)

– Die Impact Academy - zeigt Firmen wie «Future of Work» aussieht (Partner: Swisscom)

– Der Business Helpdesk – unterstützt Startups durch Coaching (Partner: be-advanced)Weitere Projekte (Unternehmertum als

Wahlfach an Schulen; Sustainable Startup Day; Berner Hackathon;...) stehen in den Startlöchern.

Facts & Figures Impact Hub Bern – 140+ Member, 13 Tribes, 6 Co-Foun-der, 2 Angestellte, 10 Volunteers

– 1400+ Facebook-Fans, 1040+ Twitter-Follower, 830+ Newsletter-Abonnenten

– 40+ Events/Monat mit 700+ Teilneh-mern

– 650 qm, 4 Meetingräume + 1 Event-space, 36 Coworking Plätze, 2 Telefon-kabinen, Lounge mit gratis Kaffee, Küche + Dachterrasse

– 3 Hauptpartner, 8 Servicepartner, 11 Netzwerkpartner, 6 Gönner

– Globales Netzwerk: 80 offene Impact Hubs, 26 weitere Hubs im Aufbau, 15 000+ Mitglieder, 46 Länder, 5 Welt-regionen, 69 000 Quadratmeter Space

– Unzählige Kaffeegespräche beim Genuss von 1603+ Adriano’s Kaffees pro Monat

B E - A D V A N C E D

#CyberRisks

Risiken, Bedrohungen und Schwachstellen für die IT von Unternehmen sind vielfältig. Schäden für Unternehmenkönnen durch Eigenschäden oder Forderungen von Dritten

entstehen. Sichern Sie Ihr KMU gegen Datenschutzverletzungen und Risiken der Informationstechnologie ab. Wir helfen Ihnen bei der Suche

Ihrer individuellen Versicherungslösung.

SoloFinanzFinanz- und Versicherungsdienstleistungen

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42 CHAPTER SOLOTHURN

C H A P T E R S O L O T H U R N

tcbe.ch Chapter Solothurn stellt sich vor

Das Chapter Solothurn feiert dieses Jahr bereits sein 3 jähriges Bestehen. Im September 2014 legten wir mit einem feierlichen Gründungsanlass im Solothurner Muttiturm los. Was uns als Solothurner Initianten dazu bewegte, das erste Chapter des tcbe.ch zu gründen und was seit der Gründung daraus geworden ist, lesen Sie im folgenden Artikel.

Am Anfang standen Diskussionen zwi-schen den beiden Solothurner IT-Unterneh-mern Reto Brechbuehl (queo) und Jiri Petr (Intersys) über die «IT-Szene» in der Region Solothurn und deren Wahrnehmung in der Politik sowie der breiten Öffentlichkeit. Trotz ihrer offensichtlichen Wichtigkeit für die fortschreitende Digitalisierung der Schweizer- und somit auch der Solothurner Wirtschaft, fristete die Solothurner «IT-Szene» lange ein unorganisiertes Schat-tendasein mit jedoch vielen innovativen IT Firmen. Rasch war klar, dass eine entspre-chende Plattform in der Region fehlte. Eine Plattform für IT (und IT-nahe) Unterneh-men, die den gegenseitigen Austausch fördert, deren Interessen in der Politik und der Öffentlichkeit vertritt und die Heraus-forderungen der Digitalisierung breit the-matisiert.Die beiden Initianten beschlossen, in die-ser Sache aktiv zu werden. Erste Überle-gungen gingen in die Richtung selbst einen regionalen IT-Verein mit einem entspre-

chenden Angebot aufzubauen. Dies wäre jedoch mit einem sehr grossen Initialauf-wand verbunden gewesen. Im Rahmen von diversen Gesprächen kam dann die Idee auf, den Kontakt mit der Geschäftsleitung des tcbe.ch zu suchen und eine mögliche Zusammenarbeit zu prüfen. Bereits beim ersten Kontakt, wurden die Solothurner mit offenen Armen empfangen. Auf dieser Basis entstand das Konzept eines Chapter Solothurn, welches als relativ eigenstän-dige Einheit in den tcbe.ch eingebunden werden konnte. Für beide Seiten handelte es sich um eine klassische Win-Win Situation: die Berner erweiterten ihren Aktionsradius und ihre Mitgliederbasis, die Solothurner gewan-nen einen starken Partner und konnten von der bestehenden und bereits etablier-ten Geschäftsstelle profitieren und somit den administrativen Aufwand signifikant reduzieren. Dank der Offenheit des dama-ligen Präsidenten des tcbe und dem war-men Empfang des Vorstands, wurde die

Gründung des Chapters zu einer Frage von ein paar Wochen. An der Generalversamm-lung des tcbe.ch am 12. Mai 2014 wurde die Gründung des Chapter Solothurn durch die Wahl von Reto Brechbuehl (queo), als dessen Vertreter, in den Vorstand des tcbe.ch bestätigt. Anschliessend wurde Jiri Petr (Intersys) als Chapterleiter Solo-thurn sowie Reto Gantenbein (Intersys) und Patrick Wittwer (queo) als Chapter Gründungsmitglieder in den Bereichen Fi-nanzen Mitgliederwerbung und Organisa-tion durch den Vorstand autorisiert und mit dem Aufbau des Chapters beauftragt.Die positive Reaktion der Solothurner Fir-men auf die Anfrage des inzwischen auf vier Personen gewachsenen Chapter-Grün-der-Teams gab den laufenden Aktivitäten weiteren Schub. Im September 2014 fand dann im Solothurner Muttiturm ein feierli-cher Gründungsevent mit Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft statt. Auch der Erfinder Stefan Heuss, bekannt aus der Talkshow Giacobbo Müller, war mit dabei und begeisterte mit seinen abstru-sen Erfindungen die zahlreichen Gäste.Nach dem erfolgreichen Startschuss tra-fen sich die ersten rund 15 Mitglieder des neu gegründeten tcbe Chapter Solothurn und wählten aus ihren eigenen Reihen Ver-treter, welche das Chapter Solothurn leiten und weiter ausbauen sollten. Zu diesem Zeitpunkt gelang es dem Chapter-Füh-rungsteam und dem damaligen Geschäfts-führer Christoph Beer (Mundi Consulting) des tcbe sowie dem damaligen Präsiden-ten Christoph Zimmerli (Kellerhals Carrard) zudem, die sehr wichtige Unterstützung des Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA) des Kantons Solothurn zu gewinnen. Nebst einem finanziellen Zuschuss erhielt die neugeborene Organisation auch perso-nelle Unterstützung: Roger Graber vertritt die Wirtschaftsförderung des Kantons Solothurn aktiv als Mitglied der Chapter-Leitung.

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Nach drei Jahren blicken wir zurück auf eine inzwischen auf über 30 angewachse-ne Mitgliederzahl, zahlreiche regelmässige Anlässe, die grösstenteils sehr gut be-sucht werden, wie beispielsweise Busi-ness Breakfasts als Treffpunkt und Infor-mationsquelle der regionalen Firmen und den vom tcbe übernommenen Get-Together als Plattform für ein breiteres Publikum. Neu am Entstehen ist das «Fürobebier» als Kombination eines interessanten Vortrags mit einer lockeren Networking-Plattform an einer attraktiven Lokalität in Solothurn. Ebenfalls konnte eine gute Zusammenar-beit mit wichtigen Ausbildungsinstitutio-

nen in der Region etabliert werden. Sowohl die Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW mit Laszlo Etesi als auch die Höhe-re Fachschule für Technik Mittelland HTFM aus Grenchen mit Kurt Munter sind heute aktiv in der Chapter-Leitung vertreten. In diesem Zusammenhang ist auch das Pro-jekt «Virtueller Lehrbetrieb» zu erwähnen, das vom tcbe Chapter Solothurn aktiv ge-tragen wird und die Lehre von IT-Spezialis-ten revolutionieren kann. Dieses Projekt wird von Kurt Munter aktiv vorangetrieben. Mit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW unter Studienleiterin Prof. Dr. Stella Gatziu Grivas und Projektleiter Patrick

Wittwer (queo) wurde soeben die Studie «Digitale Zukunft des Kanton Solothurn» initialisiert und als Ergebnis ein wegwei-sendes Whitepaper erstellt. Die Erfolgsge-schichten des Chapter Solothurns beru-hen auch auf dem Einsatz der weiteren Chapter-Leitungs-Mitgliedern Ralph Urech (Solnet), Marc Leutenegger (ximiq) sowie Christoph Scholl (BDO).

Unter anderem die positiven Erfahrun-gen mit dem Chapter Solothurn bewegten den Vorstand des tcbe.ch dazu die Bildung weiterer Chapter in anderen Gebieten der «Hauptstadtregion» zum strategischen Ziel zu erklären. Dazu erarbeiteten in einer Ar-beitsgruppe bestehend aus Stephan Otzi-ger (Wirtschaftsbeauftragter der Stadt Thun), Reto Brechbuehl (queo), und Mat-thias Stürmer (Leiter Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit Universität Bern, Präsident tcbe.ch) im Auftrag des Gesamt-vorstandes einen Chapter-Leitfaden. Wir werden in den nächsten Jahren also hof-fentlich die Gründung vieler weiterer tcbe.ch Chapter sehen und dadurch die Reich-weite des tcbe.ch zu vergrössern und trotz-dem lokal verankert zu sein. Wir danken der Solothurner Wirtschaftsförderung, namentlich Karin Heimann, deren Nachfol-gerin Sarah Koch als Leiterin der Solothur-ner Wirtschaftsförderung und dem Vorste-her des Amtes für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Solothurn Jonas Motschi für die Unterstützung, die das «Experiment» Chapter Solothurn begleiteten, coachten und dem Projekt die nötige Unterstützung in den Gründungsjahren gewährten.

Die Initianten des tcbe.ch Chapter So-lothurn Jiri Petr (Intersys, Zuchwil) und Reto Brechbuehl (queo, Solothurn)

CHAPTER SOLOTHURN

Reto Brechbuehl

(queo)

Jiri Petr

(Intersys)

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44 EVENTS

DINAcon 2017, die erste Konferenz zu digitaler Nachhaltigkeit

Konferenz zu digitaler Nachhaltigkeit am Freitag, 20. Oktober 2017, Welle7 Bern Digitale Transformation ist allgegenwärtig. Wie können wir sicherstellen, dass die fortschreitende Digitalisierung auch nachhaltigen Nutzen für unsere Gesellschaft generiert?

Eine Antwort darauf bietet das Prinzip der digitalen Nachhaltigkeit. Digitale Nachhal-tigkeit beschreibt, wie digitale Wissensgü-ter (Daten, Inhalte, Software) erstellt und zugänglich gemacht werden müssen, da-mit sie den grösstmöglichen Nutzen für Gesellschaft und Umwelt schaffen. Kon-kret betrifft dies aktuelle politische Her-ausforderungen rund um die Digitalisie-rung in der Schweiz, in Innovation und Forschung, im Datenschutz, im Urheber-recht und in technischen Themen wie bspw. Open Data oder Bitcoin/Blockchain.Mit diesen Fragestellungen befasst sich die am Freitag, 20. Oktober 2017 erstma-lig stattfindende Konferenz für digitale Nachhaltigkeit DINAcon 2017. Sie wird von der Forschungsstelle Digitale Nachhaltig-keit der Universität Bern in Zusammenar-

beit mit der Parlamentarischen Gruppe Digitale Nachhaltigkeit und den Verbänden CH Open und tcbe.ch im Welle7 Work-space beim Bahnhof Bern durchgeführt. Für die Konferenz werden über 200 Ent-scheidungsträger und Opinion Leader aus Politik, Wirtschaft, öffentlichem Sektor und der Digitalisierungs-Szene erwartet. Im Plenum werden unter anderem die Na-tionalräte Balthasar Glättli und Franz Grü-ter referieren.

Die Sessions werden Fachleute Vertie-fung von aktuellen Themen der digitalen Nachhaltigkeit bieten. So werden bei-spielsweise Toni Caradonna und Prof. Dr. Mirjam Eggen über Blockchain-Anwen-dungsbeispiele referieren oder Kurt Meis-ter vom Fablab Bern einen Einstieg ins 3D-Printing anbieten. Auch neuste Sicher-

heits- und Datenschutz-Technologien wer-den live vorgestellt und Wege aufgezeigt, wie die digitale Autonomie erhöht werden kann. Vertreter von Wikimedia Schweiz erklären die Mechanismen von Wikipedia und wie man selber Beiträge richtig edi-tiert. Und die OpenStreetMap Profis Micha-el Spreng von der Swiss OpenStreetMap Association und Prof. Stefan Keller von der Hochschule für Technik Rapperswil geben einen Einblick in das freie Kartenprojekt und wie man es praktisch einsetzt.

Neben Plenumsvorträgen und Sessions wird an diesem Tag ausserdem die Preis-verleihung der DINAcon Awards stattfin-den, die digital nachhaltige Projekte und Organisationen auszeichnen. Und am Abend findet die Hack Night statt, an der im Welle7 Co-Working Space bis um Mit-ternacht an wichtigen Open Source Projek-ten und innovativen Open Data Initiativen weiterprogrammiert werden kann.

Weitere Informationen sowie Anmel-dung auf www.dinacon.ch

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45EVENTS

Hauptstadtregion Schweiz – Open und Smart!

Veranstaltung zu Smart City und Open Government am Montag, 18. September 2017 im Impact Hub Bern

Datenbasierte Innovation spielt eine zent-rale Rolle in unserer Volkswirtschaft – nicht nur wenn es darum geht, neue Ge-schäftsmodelle zu erarbeiten, sondern auch bei öffentlicher Leistungserbringung. «Open» und «Smart» sind dabei Kernmerk-male. Was heisst das für Firmen, Behör-den und Einwohner der Hauptstadtregion Schweiz? Welche Strategien werden ver-folgt? Welche Erfahrungen liegen vor?

Welche Themen möchten wir auf die Agen-da setzen?

Am Montag Abend, 18. September 2017 führt der tcbe.ch von 16.00 bis 18.00 Uhr im Impact Hub Bern eine Ver-anstaltung zu Smart City und Open Govern-ment durch. Die Begrüssung hält der Ber-ner Stadtpräsident Alec von Graffenried. Danach referieren Stephan Haller und Prof. Dr. Alessia Neuroni vom E-Govern-

ment-Institut der Berner Fachhochschule, André Nietlisbach von der Volkswirt-schaftsdirektion des Kantons Bern, Dr. Oliver Neumann von der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern, Christian Trachsel von SBB sowie Dr. Matthias Stürmer vom tcbe.ch. Der Anlass wird unterstützt durch das E-Government-Institut der Berner Fachhochschule sowie der Forschungsstelle Digitale Nachhaltig-keit der Universität Bern.

Weitere Informationen sowie Anmel-dung auf www.tcbe.ch

E V E N T S

Intersys AG, Luzernstrasse 9, CH-4528 Zuchwil | www.intersys.ch | [email protected] | Telefon 032 625 76 76

«Interfaces and Systems» symbolisieren die Passion unseres Unternehmens.

Wir realisieren Synergien durch die Kombination von profundem Knowhow mit erprobterund zukunftsweisender Softwaretechnologie.

Softwareentwicklung Software aus einer Hand, von der Analyse bis zum Support.

Test Management Software – in der benötigten Qualität, zur richtigen Zeit.

Systemintegration Verbinden von Softwaresystemen und den benötigten Daten. Einsatz von Open Source Software und modernen Technologien.

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Page 46: Btcioin / Blockchain Fluch undblockchain.swisscoast.com/wp-content/downloads/focus_30_2017.pdf · Hauptstadtregion Schweiz – Open und Smart! 45 IoT – Der TCBE will seine Mitglieder

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IoT – Der TCBE will seine Mitglieder dazu animieren, beim Internet der Dinge mitzugestalten.

Bei der Neuausrichtung des TCBE haben wir uns neben anderen Themen auch das Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) als eines der wesentlichen auf die Fahnen geschrieben. Es ist unbestritten, dass in diesem Bereich in den kommenden Jahren viel entwickelt werden wird und IoT einer der wesentlichen Treiber der Digitalisie-rung ist und auch weiter sein wird.

Es gibt schon viele Anwendungsfälle für IoT, einige davon laufen seit Jahren mit viel Erfolg (z.B. Überwachung von Kühlräumen, Nachverfolgung von Schiffscontainern,…), andere wiederum sind nicht mehr als span-nende Versuche oder stecken schlicht noch in den Kinderschuhen. Man kann die Entwicklung mit derjenigen der Mobile

Apps vergleichen. Längst nicht alle Ent-wicklungen werden erfolgreich und sinnvoll sein, aber es wird genügend geben, die sich durchsetzen und unsere Welt über die Digitalisierung verändern.

Wir stecken aktuell mitten in diesem Veränderungsprozess und es gibt noch so vieles, das nicht bedacht oder ausgetestet ist, so viele Dinge, die über IoT erledigt werden könnten. Es ist eine wahre Spiel-wiese für Tüftler, Querdenker und geniale Entwickler.

Aus diesem Grund wollen wir unsere Mitglieder des TCBE dazu anregen bei der Entwicklung des IoT mitzuwirken. Wieso sollten nicht ein paar IoT Welterfolge aus der Hauptstadtregion Bern kommen?

Wir sollten es zumindest versuchen! Daher wird der TCBE ab sofort immer wieder spannende Ideen und Wissenswertes zum Thema IoT an seine Mitglieder weiter geben und auch spezielle Events zum Thema organisieren.

E V E N T S

Abb 1: Quelle VORN Strategy Consultants

Veranstaltungen 2017

Fürobe-Bier mit Präsentation der «swiss agile study»

Business Breakfast Freitag, 7. Juli 2017 Ort: Intersys, SolothurnVeranstalter: tcbe.ch – Chapter Solothurn

Event zu Internet of Things26. Oktober 2017Ort: Eventhalle Swisscom, Genfergasse 14, Bern

IT-Beschaffungskonferenz 2017Dienstag, 15. August 2017Ort: BernVeranstalter: Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit des Instituts für Wirt-schaftsinformatik der Universität Bern, Informatiksteuerungsorgan des Bundes

ISB, Schweizerische Informatikkonferenz SIK, swissICT und CH Open

Business Breakfast Freitag, 15. September 2017Ort: GAW, SolothurnVeranstalter: tcbe.ch – Chapter Solothurn

DINAcon 2017 – Konferenz zu digitaler NachhaltigkeitFreitag, 20. Oktober 2017Ort: Welle 7 Workspace, BernVeranstalter: CH Open und Forschungs-stelle Digitale Nachhaltigkeit der Universi-tät Bern

Get TogetherMittwoch, 15. November 2017 Ort: Solothurner Spitäler AGVeranstalter: tcbe.ch – Chapter Solothurn

20 Jahre tcbe – ein guter Grund zu feiernMittwoch, 29.11.2017 ab 16:30 UhrOrt: Cinématte, Wasserwerkgasse 7, 3011 BernInfo: Als tcbe-Mitglied bitten wir Sie, den Termin markant in Ihrer Agenda einzutra-gen. Nach den Sommerferien 2017 er-halten unsere Mitglieder und Partner die entsprechenden Einladungen.

Business Breakfast noch offenMontag 1. Dezember 2017

Veranstalter: tcbe.ch – Chapter Solothurn

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47TCBE VORSTAND

Vorstand

Der Vorstand des tcbe.ch präsentiert sich seit der Generalversammlung vom 21. Februar 2017 wie folgt:

Dr. Matthias StürmerPräsident tcbe.ch ICT Cluster Bern, Switzerland

Diego SchmidlinVizepräsident tcbe.chRUAG Defence

Dr. Christoph ZimmerliKellerhals Carrard

Andreas DürstelerSwisscom AG

Martin FriedenGibb

Raphael KarlenMAK Consulting AG

Thomas KummerT-Systems Schweiz AG

Raphael ReberImpact Hub Bern

Stefan OtzigerWirtschaftsbeauftragter der Stadt Thun

Prof. Dr. Andreas Spichiger Berner Fachhochschule

Reto Brechbühlqueo swiss GmbH

Geschäftsstelle

Seit dem 1. April 2015 ist die Geschäftsstelle des tcbe.ch beim Handels- und Industrieverein des Kantons Bern, Kramgasse 2, Postfach, 3001 Bern:

Manuela LangeneggerAdministration

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Handels- und Industrieverein des Kantons Bern www.bern-cci.ch

Die Kraft der Wirtschaft.

Wir schaffen gute Rahmenbedingungen für die Berner Unternehmen!

Jetzt

Mitglied

werden!

Unsere politischen Schwerpunkte:

• Bildung stärken,

• Verkehrserschliessung verbessern,

• Energieversorgung sichern,

• Steuern senken.

Wir arbeiten partnerschaftlich, vertrauenswürdig und lösungsorientiert.

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