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Manfred Schneider

BRAIN READING. Zur Aktualität des ältesten Transparenztraums

Brain Reading 2016 Das Momos-Projekt: Fenster in der Brust

Gefährdet Big Data unsere Demokratie? Ev. Akademie Villigst 14.-16. November 2016

Marten van Heemskerck: Momus tadelt die Werke der Götter (1561)


„Geboren von der Nacht ohne Vater, heiße ich Momus. Als Begleiter des Neides tadle ich gerne jedes Ding. Ich habe einen Menschen mit einem Gitterfenster in der Brust hervorgebracht; alles ist der Beobachtung zugänglich, weil nichts in seinem Inneren verborgen bleibt“.

van Heemskerck: Momus (Ausschnitt)


Junius Hadrianus: Emblemata. Antwerpen 1565

„Geboren von der Nacht ohne Vater, heiße ich Momus und tadle gerne mit spitzem Zahn jedes Ding. Ich habe einen Menschen mit einem Gitterfenster in der Brust hervorgebracht; alles ist der Beobachtung zugänglich, weil nichts in seinem Inneren verborgen bleibt.“


“„... es ist das vollkommene Gesetz zur Erkundung der Wahrheit, dass nichts im materiellen Erdenrund vorkommt, das nicht auch ent-sprechend in die kristalline Welt des Wissens und der Form eingehen sollte. Das heißt: Nichts Seiendes und Werdendes soll von der Betrachtung und dem Unterricht ausgenommen bleiben.“

Francis Bacon, Of the Advancement of Learning [1605]

‘the globe, which seemeth to us a dark and shady body, is in the view of God as crystal’


Jean Perréal: Portrait des Königs Charles VI. (1368–1422) 1379

„Mit zunehmender Krankheit glaubte er, aus Glas zu sein und duldete nicht, dass er berührt wurde. In seine Kleider ließ er eiserne Stangen einsetzen, er besorgte sich alle möglichen Polster, um bei einem Sturz nicht zu zerbrechen. Er hatte aber auch lichte Momente. Dann schämte er sich, dass die Krankheit zurückgekehrt war, und er liebte daher die Einsamkeit.“


Miguel de Cervantes: Il Licenciado Vidriera („Der gläserne Lizentiat“) In: Novelas ejemplares, 1613


Vorder- und Rückseite der Erstausgabe von E.T.A. Hoffmanns „Meister Floh“, 1822 Von Carl Friedrich Thiele

E.T.A.Hoffmann: Selbstkarikatur


Illustration zu E.T.A. Hoffmans Märchenroman Meister Floh aus Stefan Mart: „Märchen der Völker“, Berlin 1933

…Sie glauben gar nicht, wie ich Sie hochschätzen mein bester würdigster Herr Tyß.« – »Jetzt ist es Zeit«, lispelte Meister Floh, und in dem Augenblick fühlte Peregrinus in der Pupille des linken Auges einen geringen schnell vorübergehenden Schmerz. Er wußte, daß Meister Floh ihm das mikroskopische Glas ins Auge gesetzt, doch fürwahr, diese Wirkung des Glases hatte er nicht ahnen können. Hinter der Hornhaut von Herrn Swammers Augen gewahrte er seltsame Nerven und Äste, deren wunderlich verkreuzten Gang er bis tief ins Gehirn zu verfolgen und zu erkennen vermochte, daß es Swammers Gedanken waren. Die lauteten aber ungefähr: »Hätte ich doch nicht geglaubt, daß ich hier so wohlfeilen Kaufs davonkomme, daß ich nicht besser ausgefragt werden würde. War aber der Herr Papa ein beschränkter Mensch, auf den ich niemals etwas gab, so ist der Sohn noch verwirrteren Sinnes, dem ein großer Besitz kindischer Albernheit zugegeben. (…) Aber was hilft's, ich muß schön mit ihm tun, weil ich seiner Hülfe bedarf. Er ist unbefangen genug, mir alles zu glauben, ja wohl in einfältiger Gutmütigkeit meinem Interesse manches Opfer zu bringen, wofür er keinen andern Dank ernten wird, als daß ich ihn, wenn alles gut abgelaufen (…)hinterm Rücken derb auslache.«


Charles Fourier (1772-1837)


Das nach Fouriers Vorstellung errichtete Familistère in der franz Ortschaft Guise

Tanzveranstaltung im Familistère


„Der Mensch wird sich zum Ziel setzen, seiner eigenen Gefühle Herr zu werden, seine Instinkte auf die Höhe des Bewußtseins zu heben, sie durchsichtig klar zu machen, mit seinem Willen bis in die letzten Tiefen seines Unbewußten vorzudringen und sich so auf eine Stufe zu erheben – einen höheren gesellschaftlich-biologischen Typus, und wenn man will – den Übermenschen zu schaffen.“ Leo Trotzki: Literatur und Revolution 1923


Jewgenij Zamjatin, Zeichnung von Boris Kustodiew

Jewgeni Samjatin : Wir. Roman (1924) „(…) dass ich ein Kristall bin und deshalb gibt es eine Tür zu meinem Inneren.“


Eisenstein-Zeichnung zum Glashaus-Projekt. Sicht der Figuren von unten durch einen Glasboden (1927)


Eisenstein-Zeichnung zum Glashaus-Projekt. Ein kleiner Junge erhängt sich unter den Augen der Mitbewohner, die ihn durch die Glaswände beobachten. (1927)


„if people share more the world will become more open and connected. And a worlds that's more open is a better world.“ Mark Zuckerberg


Dave Eggers: The Circle (2013)

„Ich beabsichtige (…), Stewart auf seinem Pfad der Aufklärung zu folgen. Im Verlauf dieses Weges möchte ich zeigen, wie Demokratie sein kann und sein sollte: völlig offen, völlig transparent. Von heute an werde ich das gleiche Gerät tragen wie Stewart. Jede meiner Besprechungen, jede meiner Bewegungen, jedes Wort von mir wird meiner Wählerschaft und der Welt zugänglich sein.“


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