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DIE CHEFIN DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR DIE FRAU MÄRZ 2016 MÄRZ 2016/26. JG./CHEFINFO NR. 2A/2,50 EURO, P.B.B. VERLAGSPOSTAMT 4020 LINZ/ERSCHEINUNGSORT LINZ/ZUL.-NR. GZ 02Z031559 M SMART EXPORT OBERÖSTERREICHERINNEN EROBERN DIE WELT Catharina Paukner Cambridge Nanosystems INTERVIEW IM GESPRÄCH MIT ELGIN DRDA

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SMARTEXPORTOBERÖSTERREICHERINNEN EROBERN DIE WELT

Catharina Paukner

Cambridge Nanosystems

INTERVIEW IM GESPRÄCH

MIT ELGIN DRDA

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DIECHEFIN | 3Boutique Christa. A-4020 Linz, Graben 22. Tel.+43(0)732 77 53 55. e-mail: [email protected]. www.boutiquechrista.at

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EDITORIAL

Kommen denn Frauen in der CHEFINFO nicht vor? Mit dieser Frage konfrontierte mich eine beruflich äußerst

erfolgreiche unter 35-jährige Interviewpartnerin. Ja, Frauen die-ser Altersgruppe wollen nicht mehr an ihrem Frausein gemes-sen werden, sondern an ihrem Können, Wissen und ihren Leis-tungen. Trotzdem: In einem Land ohne eine einzige Frau in der Regierung, einer Medienlandschaft, die Wirtschaftsartikel auto-matisch mit Männern in Anzügen illustriert, einer Gesellschaft, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer noch nicht als selbstverständlich ansieht, braucht es nach wie vor Interes-senvertetung, Politik und Journalismus von und für Frauen. Das großartige Feedback, das wir für die ersten beiden Ausgaben erhalten haben, bestätigt, dass ein Magazin wie DIE CHEFIN einfach notwendig ist. Darum halten Sie nun Ausgabe drei in Händen, die zeigt, wozu Frauen fähig sind.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Braucht es ein eigenes Magazin für Chefinnen?

Petra DanhoferRedaktion

[email protected]

IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: 0 732 / 69 64-40, Fax: 0 732 / 69 64-41, E-Mail: [email protected]. Herausgeber: Peter Lengauer. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Petra Danhofer, Ullrich Kapl, Doris Nentwich, Jürgen Philipp. Geschäftsführung: Hans Huber. Verkaufslei-tung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Isolde Kainz, Roswitha Lang, Mirijam Mayer, Romana Gerard, Hannes Kahr. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Roswitha Valis. Grafik: Magdalena Hutter, Nicole Wageneder, Nathalie Fischer. Bildbearbeitung: Johanna Gahleitner, Andrea Laban. Korrektorat: Ingrid Arrich. Auflage: 21.150 Stk. Abo-Preis: 25,– Euro (10 Ausgaben). Einzelpreis: 2,50 Euro. Abo-Hotline: Tel.: 0732 / 69 64-40, Fax: DW 41, E-Mail: [email protected]. Internet: www.zzv.at. Gültig ist die Preisliste 2016.

Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet.

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INHALT

Erfolg rund um die WeltOberösterreicherinnen aller Kontinente im Porträt.

Kreatives BundeslandVor unserer Haustür finden sich interessante Designerinnen.

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InterviewIm Gespräch mit der Chefin des Kepler Universitätsklinikums.

Frau und AutoAutohäuser behandeln Frauen noch immer herablassend.

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Frau in der WirtschaftDie überparteiliche Plattform feiert ihr 20-jähriges Bestehen.

SelbstbehauptungNur mit männlichen Spielregeln gehen Frauen in Führung.

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Besuchen Sie uns auf facebook.com/kutsam

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RADARRADAR

Kim HammondsIT-Spezialistin

Mit Kim Hammonds rückt nach langer Zeit wieder eine Frau in den Vorstand der Deutschen Bank auf. Sie übernimmt die IT-Abteilung.

Elizabeth Holmes Selfmade-Milliardärin

Mit 19 Jahren gründete sie das Diagnostik-Unternehmen Thera-nos, das jetzt ins Visier der US-

Justiz geraten ist.

Renata Jungo BrünggerRechtsexpertin

Die Schweizerin Renata Jungo Brüngger übernahm das Vor-

standsressort Integrität und Recht beim Autokonzern Daimler.

Frauke PetryAfD-Vorsitzende

Im Jahr 2013 ging sie als Unterneh-merin pleite und musste auch Privat-konkurs anmelden. Jetzt betätigt sich

Petry am rechten Rand der Politik.

TOP DOWN

Frauen, die in Top-Unterneh-men Karriere machen

Unternehmerinnen, die ihr Business versenkten

Ausgezeichnete ForscherinSari Tuomikoski. Die junge Energieforscherin von der Universität Oulu in Finnland erhielt bei den World Sustainable Energy Days in Wels den „Best Young Resear-chers Award“ für ihre Arbeit zum Thema Biomasse. Kon-kret geht es dabei um das Entfernen von Verunreinigun-gen mittels Aktivkohle bei der Biomasse-Vergasung. Die Auszeichnung überreichte Energie-Landesrat Michael Strugl. Tuomikoski wurde von einem internationalen Wissenschaftskomitee aus 80 Bewerbern ausgewählt.

Hillary Clinton,US-Präsidentschaftskandidatin

„Wenn ich eine Geschichte von der Titelseite verdrän-gen will, muss ich nur meine Frisur ändern.“

Showbiz

Di MainstoneDie Künstlerin will die Brooklyn Bridge mithilfe von Tänzerinnen in ein Musikinstrument verwan-deln – eine gigantische menschliche Harfe.

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Quelle: BBC Online

Euro betrug 2014 laut Statistik Austria die Durchschnittspension der Frauen in Österreich. Zum Vergleich: Männer erhielten im Durchschnitt 1.410 Euro Pension.

Miriam FusseneggerMit erst 25 Jahren legt die Linzerin eine steile Schau-spielkarriere hin: Sie tritt die Nachfolge von Brigitte Hobmeier als Buhlschaft im „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen an.

Mei Hong LinBis ins kleinste Detail über-zeugen ihre Inszenierung und Choreografie der Oper „Orfeo ed Euridice“ im Linzer Musiktheater.

PERFORMANCE

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BEST OF

Glas halb vollNur jeder zweite Chef sieht Frauen als Gewinn. Laut Mittelstandsbarome-ter von EY sei das schon ein „positives Signal“. Denn viele Aufsichtsgremien sagen, sie würden ja wollen, aber kei-ne geeigneten Frauen finden.

Woran arbeiten Sie gerade?Hochbetrieb. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt Projektagentur-Geschäftsführerin Christine Weixelbaumer derzeit nicht.

In meiner Agentur in der Linzer City herrscht 25 Jahre nach der Gründung wie-der Hochbetrieb. Aktuell feilen wir am AMAG-Geschäfts- und Nachhaltigkeits-bericht, der UBM-Geschäftsbericht tritt in

seine heiße Phase und der Auftrag der VAMED für deren Nachhaltigkeitsbericht ist die jüngste, schöne Bestätigung für unser Know-how. Ebenfalls in der Pipeline: die neue Kampagne des WKÖ-Fachver-bandes UBIT, Projekte für die GWG Linz sowie die Honeder Naturbackstube. Bleibt hoffentlich Zeit, heuer noch auf das eige-ne Firmenjubiläum anzustoßen.

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SignNowAbo verlängern, Handyvertrag

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read.itOptimales Lesevergnügen auf Tablet & Smartphone sowie

Zugriff auf Lieblingsmagazine und Zeitungen in unbegrenzter Anzahl.

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Ausland. Es gibt (fast) keinen Flecken auf der

Erde, auf dem sich nicht eine beruflich erfolgreiche

Oberösterreicherin findet. Sieben Karrieren auf

verschiedenen Kontinenten im Porträt.

ERFOLGRUND UMDIE WELT

Text: Petra Danhofer, Klaus Schobesberger

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A ustralien ist anders. Der rote Kon-tinent ist flächenmäßig 92-mal so groß wie Österreich, hat aber nur

3-mal mehr Einwohner. 80 Prozent davon leben an der Küste in großen Städten. Der Rest sind unendliche Weiten im Out-back. Etwa sechs Prozent des Landes wer-den als Anbaufläche genutzt. Australiens Landwirtschaft steht vor einer enormen Herausforderung, die zugleich Chance ist: Vor den Toren des Kontinents leben drei Milliarden Menschen in Asien, die ernährt werden müssen.

Nischenplayer mit Potenzial Für Pöttinger, Weltmarktführer bei Lade-wagen, ist die Präsenz vor Ort enorm wichtig. Das Credo lautet: Mit kleineren Maschinen bessere Erträge erwirtschaf-ten. Es ist aber harte Überzeugungsarbeit für den Nischenplayer aus Grieskirchen in „Down Under“ zu leisten. „Als die Kolle-

gen 2008 in Australien begonnen haben, hieß es ‚Po-what, Po-what, what ist Pott-indscha?‘ Mittlerweile haben wir einen so guten Namen, dass die Farmer auf uns

zugehen, Pöttinger-Produkte ausprobieren und kaufen. Im Vorjahr konnte der Umsatz verdoppelt werden“, erzählt Eva-Maria Heikenwälder einer Marktsondie-

rungs-Delegation unter der Leitung von WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner, die im Februar 2016 in Australien Exportchan-cen für Österreichs Betriebe auslotete.

Internationales Aushängeschild Mit erst 32 Jahren ist sie eines der inter-nationalen Aushängeschilder des Unter-nehmens. „Oder ich habe irgendetwas falsch gemacht, weil sie mich gar so weit weggeschickt haben“, schmunzelt Hei-kenwälder. Mitte der 90er-Jahre ist sie mit ihren Eltern nach Kanada ausgewan-dert und lebt seither alle drei, vier Jahre auf einem anderen Kontinent. „Wo für mich ‚zu Hause‘ sei, ist eine der schlimmsten Fragen für mich, weil ich überall daheim bin“, sagt sie. An Austra-lien schätzt sie vor allem das Wetter: In Kanada hatte es im Februar minus 24 Grad, in Australien plus 33 Grad. Was sie immer vermisst, ist die Familie.

AUSTRALIENMELBOURNE

„Po-what? What is Pottindscha?“HARTER BODEN. Eva-Maria Heikenwälder leistet pionierhafte Überzeugungsarbeit für Landmaschinen-Know-how

aus Österreich. Das Geschäft hat Potenzial: Australien kommt als Tor nach Asien eine zentrale Rolle zu.

ZUR PERSONEva-Maria Heikenwälder, 32, kann auf eine beachtliche Karrie-re zurückblicken. Sie wuchs auf einem Bauernhof in Kirchdorf auf, 1995 wanderte sie mit ihren Eltern nach Montreal aus. In Kanada und München studierte sie BWL. 2007 hat sie bei Pöttinger in Grieskir-chen begonnen, 2009 das Büro in Kanada aufgebaut und ist seit 2013 Geschäftsführerin der australischen Niederlassung in Melbourne.

E ine kleine Gruppe innovativer Chocolatiers weltweit versucht, die Grenzen von Schokolade, wie

wir sie kennen, zu sprengen. Eine davon ist die gebürtige Grieskirchnerin Red Thalhammer. Unter dem Firmennamen „Antidote“ erzeugt sie seit 2010 in New York Schokolade. Ihr USP: Ein Schoko-riegel, der eher wie eine Hauptmahlzeit als eine Süßigkeit schmeckt. Die Scho-kolade gibt es in zehn verschiedenen Geschmacksrichtungen in 200 ausge-wählten Geschäften in den USA, in Japan und Singapur sowie in Deutsch-land, Belgien und den Niederlanden.

Auf ins Unbekannte „Das Schokoladeunternehmen ist meine zweite Karriere“, erzählt Thalhammer, „zuvor war ich in New York als Brand Designerin sowie in Werbeagenturen in Salzburg, Linz und Wien tätig.“ Ihre Rei-

se- und Abenteuerlust führte sie im Jahr 2000 nach New York – ohne Job, Netz-werk und Kenntnisse über das Land. Also machte sie sich kurzerhand als Brand Designer selbstständig und arbei-

tete an Projekten mit großen Unterneh-men, für die sie auch Preise einheimste. Nach der SMS eines Freundes war 2009 die Idee zu „Antidote Chocolate“ gebo-ren. „Ich verbrachte Stunden in meiner

winzigen Küche mit Schokolade schmel-zen, wiegen und mischen“, erinnert sich die Unternehmerin. Schließlich entstan-den Riegel als Superfood und Energielie-feranten für vielbeschäftigte Menschen. Beim „Great Taste Award“ in London erhielt sie dafür zwei Auszeichnungen.

„Bärtige“ Männerdomäne „Der Whisky ist besser hier“, schmun-zelt Thalhammer bei der Frage, was ihr im Big Apple besser gefalle als in Öster-reich, „und es ist viel unternehmer-freundlicher in den USA. Andererseits haben die Österreicher eine hervorra-gende Arbeitsmoral – die vermisst man hier schon mal.“ Und sie vermisst den Rückhalt ihrer Familie in der Heimat Oberösterreich. Denn sie muss sich in der Schokoladen- und Kakaoindustrie als Frau unter lauter „bärtigen Männern“ alleine durchschlagen und behaupten.

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Von der SchokoladenseiteSÜSSES TALENT. Schon als Zehnjährige verkaufte Red Thalhammer im Seerestaurant ihrer

Eltern Eis. Heute führt sie die innovative Schokoladenmarke „Antidote“ in New York.

ZUR PERSONRed Thalhammer, 43, lebt seit 15 Jahren in New York und hat dort 2010 die Schokoladenmanufaktur Antidote gegründet. Zuvor war sie als Designerin in New York und bei Werbeagenturen in Salzburg, Linz und Wien tätig. Thalhammer wurde in Grieskirchen geboren und besuchte die Fachschule für Grafik und Design in der Linzer Goethestraße. Nach New York kam sie damals, ohne einen Job in Aussicht zu haben.

„Der Whisky ist besser hier. Aber ich vermisse die Arbeitsmoral der

Österreicher.“

Red ThalhammerAntidote Chocolate

„Wo für mich ‚zu Hause‘ sei, ist eine der

schlimmsten Fragen für mich, weil ich

überall daheim bin.“Eva-Maria HeikenwälderCEO Pöttinger, Australia

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A uch in Brasilien nehmen die Menschen die Salzburger Fest-spiele als Olymp der klassi-

schen Musik wahr. Viele empfinden es als Traum, einmal die Festspiele besu-chen zu können. „Durch meine Tätig-keit im Kulturmanagement habe ich das immer wieder gehört“, erzählt Eva Anzaloni, „daher habe ich angefangen, mein Netzwerk in diese Richtung zu nutzen.“ Seit 2010 leitet sie die Markt-enwicklung Lateinamerika der Salzbur-ger Festspiele. Da sie auch deren Medi-enzentrum aufgebaut hat, pendelt sie seit einigen Jahren zwischen Brasilien und Österreich, um während der Fest-spielzeit die internationalen Medienver-treter zu betreuen.

Begehrenswertes Salzburg 1997 verschlug es Anzaloni nach São José dos Campos, einer 700.000-Einwoh-

ner-Stadt im Bundesstaat São Paulo, weil ihr Mann dort eine Universitätsprofes-sur annahm. Zunächst organisierte sie Konzerte sowie Tourneen europäischer und amerikanischer Orchester. Immer

wieder traf sie Menschen aus einer klei-nen, gebildeten Schicht, für die das Kul-turland Österreich eine begehrenswer-te Destination ist. „Nicht nur Brasilien, auch Argentinien, Chile, Peru, Kolum-

bien, Mexiko sind interessante Länder mit einem enormen Potenzial für die Zukunft. Den Salzburger Festspielen sind diese zahlungskräftigen, kultivier-ten und fröhlichen Menschen ein will-kommenes Publikum.“

Lebensfreude An Brasilien schätzt Anzaloni die Offen-heit, Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen, ihre sympathische Neugier sowie deren Zufriedenheit: „Oft trifft man Menschen aus einfachsten Verhält-nissen, die wenig oder gar nichts haben und trotzdem glücklich sind und große Lebensfreude ausstrahlen.“ Auch die tro-pische Vegetation in all ihrer Üppigkeit findet sie immer wieder aufs Neue beein-druckend. Es gibt aber auch Dinge, die sie aus Österreich vermisst: die Jahres-zeiten, die funktionierenden Strukturen, Sicherheit und Verlässlichkeit.

Brasilianische FestspieleMUSIKALISCHER OLYMP. Eva Anzaloni ist für die Marktentwicklung der Salzburger Festspiele auf dem latein-

amerikanischen Kontinent verantwortlich. Seit einigen Jahren pendelt sie zwischen Brasilien und Salzburg.

ZUR PERSONEva Anzaloni, 57, leitet seit 2010 die Marktentwicklung der Salzburger Festspiele für Lateinamerika. Die gebürtige Linzerin hat in Salzburg Publizistik und Romanistik studiert. Nach zwei Jahren in Kanada arbei-tete sie für einen Schweizer Verlag und das Mozarteum. 1997 übersie-delte sie nach Brasilien, managte Tourneen verschiedener Orchester und baute ab 2007 das Medienzentrum der Salzburger Festspiele auf.

„Diese kultivierten und fröhlichen Men-schen sind ein will-

kommenes Publikum.“

Eva AnzaloniSalzburger Festspiele

E chte Integration geht nur über Sprachkenntnisse und Arbeit. Diesen Satz will Diana Güven

unbedingt in den Vordergrund stellen. Denn sie lebt seit 27 Jahren in der Tür-kei, 16 davon in Istanbul und weiß, wovon sie spricht: „Als Ausländerin hat-te ich den Vorteil, von einer in der Tür-kei geschätzten Kultur zu kommen. Andererseits musste ich mir als Auslän-derin in jedem Bereich den nötigen Res-pekt erarbeiten.“ Allerdings fühlte sie sich sehr willkommen, weil die Türken ein sehr gastfreundliches Volk sind.

Aus der Not heraus Eine Städtereise nach Istanbul, die ihr ihre Mutter zum Schulabschluss schenk-te, weckte Güvens Liebe zu Land und Leuten. Sie kam in immer kürzeren Abständen, belegte in Istanbul einen Türkisch-Kurs und blieb. „Ich habe

Arbeit nie gescheut“, sagt sie, „Erfolg ist aber nicht nur Fleiß, sondern die Syner-gie aus unterschiedlichen Faktoren.“ Die-se ergibt sich bei Güven daraus, dass sie in drei unterschiedlichen Branchen tätig

ist. Zum einen entwirft sie technische Bekleidung für türkische Behörden, zum anderen hat sie 2010 „Diana‘s Backhaus“ gegründet, drei Jahre später die Agentur „diana‘s work“. Die drei beruflichen

Standbeine ergaben sich aus Unzufrie-denheiten. Zunächst war sie mit den fett- und zuckerreichen türkischen Mehlspei-sen nicht zufrieden. Also backte sie für daheim und Gäste und schließlich für ihre eigene Bäckerei.

Land der Möglichkeiten Auch mit den Werbeagenturen war die Oberösterreicherin nicht zufrieden: „Es wurde immer nach demselben Schema gearbeitet, noch dazu überteuert. So ent-stand „diana‘s work“. „Aus der Not heraus musste ich das jeweilige Handwerk für den Eigenbedarf lernen“, sagt Güven. Oft genug hätte sie in allen drei Branchen Grund gehabt, das Handtuch zu werfen. Doch ihr oberstes Gebot ist „never give up!“ Für Güven ist die Türkei das Land der vielen Möglichkeiten, aus Österreich vermisst sie die frische Luft von Weyer, die Berge und ihre Familie.

Multikulti-MultitaskingTAUSENDSASSA. Gleich in drei verschiedenen Branchen ist Diana Güven in Ankara unternehmerisch tätig.

In die Türkei führte sie der pure Zufall – eine Städtereise nach Istanbul.

ZUR PERSONDiana Güven, 47, lebt seit 1989 in der Türkei. Sie entwirft technische Bekleidung für Behörden, gründete in Ankara „Diana‘s Backhaus“ und ist Partnerin der Reklameagentur „diana‘s work“. Nach der Matu-ra absolvierte sie eine Fachschule für Holz- und Steinbildhauerei sowie eine Meisterklasse für Malerei. Güven wurde in Weyer geboren und ist seit fast 16 Jahren mit einem Türken verheiratet. Sie hat zwei Söhne.

„Echte Integration geht nur über Sprach-

kurse und Arbeit.“

Diana GüvenDiana‘s Backhaus

BRASILIENSÃO JOSÉ DOS CAMPOS

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A uf hoher See, in einem zehn Meter langen Katamaran, hat Elena Kriegner 2002 eine Gold-

schmiede-Werkstatt eingerichtet. Denn sie ist Schmuckdesignerin mit Kunden in den USA und wollte diese bei der Welt-umsegelung mit ihrem Freund besuchen. Von Norditalien übers Mittelmeer, Gib-raltar und die Kanarischen Inseln führ-te der Törn in die Karibik, nach Florida und New York. „Dort haben wir dann den Sommer verbracht“, erzählt Krieg-ner „und ich habe einen Teil des Büros meiner Schwester zu einer Werkstatt umfunktioniert.“

Werkstatt am Boot Einige Jahre lebte die Künstlerin dann mit ihrem Freund als Seglerin im Win-ter in der Karibik und im Sommer in New York. „2008 habe ich das Seg- lerleben und den Mann aufgegeben und

bin ganz nach Manhattan gezogen.“ Während sie in Österreich ausschließlich Einzelstücke für Privatkunden anfertig-te, fand sie in New York Firmen, die gan-ze Kollektionen nach ihren Entwürfen

produzierten, die sie an Geschäfte ver-kauft. Stolz ist die Goldschmiedin dar-auf, dass sie 2011 eine von fünf „Rising Stars“ bei der JCK – der größten Schmuckmesse der USA in Las Vegas –

war, bei der 500 Bewerber einreichten. Besonders gerne erinnert sie sich an fol-genden Auftrag: „Eine bekannte TV-Anchorwoman gab ein spezielles Schmuckstück für ihren Ehemann zum 20. Hochzeitstag in Auftrag.“

Lebensfreude Kriegner sehnt sich nach dem Duft von österreichischen Supermärkten, speziell dem der Wurst- und Brot-Abteilung. Auch Familie und Freunde vermisst sie. An New York gefällt ihr die bunte Viel-falt an Menschen und deren offene, hilfs-bereite und freundliche Art. „New York ist eine pulsierende Stadt, die niemals schläft“, sagt Kriegner, „diese Energie gefällt mir sehr gut. Neid, Schadenfreu-de und Jammern findet man hier nicht, das gibt Kraft und Lebensfreude, auch wenn die Menschen sicher doppelt so viel arbeiten müssen wie in Österreich.“

Weltumseglerin & KünstlerinABENTEUERLICH. Elena Kriegner machte sich 2002 auf, um mit ihrem Freund in einem Katamaran

die Welt zu umsegeln. Bei ihrer Schwester Herta in New York war Endstation.

ZUR PERSONElena Kriegner, 47, wurde in Linz geboren und ist in Neukirchen am Walde aufgewachsen. Sie ist gelernte Gold- und Silberschmiedin. 1989 machte sie sich als freischaffende Künstlerin für Schmuckdesign selbstständig. 2002 hat sie Österreich mit ihrem Freund verlassen, um die Welt zu umsegeln. Sie blieb bei ihrer Schwester Herta in New York hängen und gründete dort 2006 ihre eigene Firma.

„New York ist eine pulsierende Stadt, die

niemals schläft.“

Elena KriegnerSchmuckdesignerin

V on Graphen haben die meisten Menschen noch nicht einmal etwas gehört. Doch die gebürtige

Linzerin Catharina Paukner forscht und arbeitet seit Jahren mit der zweidimen-sionalen Kohlenstoffstruktur und deren Anwendungen. Experten handeln das Nanomaterial als „Material des 21. Jahr-hunderts“. Einerseits ist Paukner Mit-glied des Graphen-Forschungsteams an der Universität Cambridge, andererseits hat sie mit drei Kollegen das Unterneh-men Cambridge Nanosystems gegrün-det, das Graphen produziert.

Das erste seiner Art Graphen ist sehr leicht, flexibel und ext-rem widerstandsfähig sowie ohne Ver-luste elektrisch und thermisch leitend. Paukner baute für ihre Doktorarbeit einen Reaktor, der das Nanomaterial effi-zient herstellt. „Andere Forschungsinsti-

tute wollten einen solchen Reaktor auch haben“, erzählt die Forscherin, „also haben wir 2012 zu viert das Unterneh-men gegründet.“ Heute produziert Cam-bridge Nanosystems Graphen in großen

Mengen und in Pulverform. Von Graphen ist die Linzerin begeistert wie ein kleines Kind: „Es ist das erste seiner Art! Denn es ist zweidimensional und das hat es vorher noch nie gegeben.“ Konkrete Anwen-

dungsmöglichkeiten kann sich Paukner viele vorstellen. Man kann es z. B. ande-ren Materialien wie Farbe beimengen. So könnte man etwa einen Heizkörper an die Wand malen, an eine Stromquelle anschließen und so den Radiator sparen.

Anregendes UmfeldPaukner betont: „Das Umfeld in Cam-bridge ist enorm motivierend. Das hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Österrei-cher sind sehr schnell mit Kritik, dabei aber leider nicht konstruktiv.“ Die Leh-rer in der Linzer HAK erzählten ihr als Schülerin fünf Jahre lang, dass sie für Naturwissenschaften zu dumm sei. „Das war für mich erst recht der Ansporn, Chemie zu studieren“, erinnert sich die Unternehmerin, „wäre ich in Österreich geblieben, hätten mir meine Eltern die Firmengründung vielleicht auch noch ausgeredet.“

Die Kohlenstoff-PionierinSPITZENFORSCHUNG. Die Linzerin Catharina Paukner ging als Studentin nach Cambridge und hat dort ein

eigenes Unternehmen gegründet. Dabei geht es um das Material des 21. Jahrhunderts - Graphen.

ZUR PERSONCatharina Paukner, 31, ist Mitbegründerin von Cambridge Nanosys-tems und wissenschaftliche Leiterin des Unternehmens. Es erzeugt das Nanomaterial Graphen, das als Material des 21. Jahrhunderts gehandelt wird, weil es mikroskopisch klein, flexibel, leitfähig und widerstandsfähig ist. Nach der HAK-Matura in Linz studierte Paukner in Graz Chemie und ging für ihre Doktorarbeit nach Cambridge.

„Österreicher sind sehr schnell mit Kritik, dabei aber leider nicht konstruktiv.“

Catharina PauknerCambridge Nanosystems

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E s hat viele Jahre Aufbauar- beit gebraucht, bis sich Maria Amerstorfer in Singapur beruflich

etablieren konnte. Zunächst fehlte die Arbeitsgenehmigung, also studierte sie Human Resource Development. Heute coacht und trainiert sie mit ihrem Unter-nehmen „VIP Dynamics“ Führungskräf-te. Außerdem vertreibt sie ein Gerät zum Messen von Emotionaler und Sozialer Intelligenz, schult Menschen im Umgang mit diesem Gerät und arbeitet an der Entwicklung Emotionaler Intelligenz bei Schulleitern.

Schnell zur Führungskraft „Als Coach unterstütze ich Führungs-kräfte und Mitarbeiter, die erstmalig in einer Führungsposition sind und schnell effektiv und erfolgreich als Führungs-kraft werden sollen“, erklärt die gebürti-ge Hamburgerin, die in Traun aufge-

wachsen ist. Im Trainingsbereich geht es hauptsächlich um interpersonelle Kom-petenz, Emotionale Intelligenz, Mitar-beiterführung und Kommunikation. Die Teilnehmer ihrer Kurse kommen aus

ganz Asien bzw. sind in Asien lebende Europäer, Amerikaner und Australier.Die Liebe ihres Lebens ist „schuld“ dar-an, dass sie in Singapur gelandet ist, erzählt Amerstorfer: „Mein Mann lebt

seit 1989 in Singapur und ist für ein österreichisches Unternehmen tätig. Wir haben uns durch gemeinsame Freunde Ende 1994 in Österreich kennengelernt und ich bin ihm im März 1995 gefolgt.“ Da sie bereits vier Jahre in Texas gelebt und gearbeitet hatte, fiel ihr die Umstel-lung auf ein fremdes Land nicht schwer.

Idealer Arbeitsort An Singapur gefällt ihr, dass es eine mul-tikulturelle, sehr moderne und abwechs-lungsreiche Stadt ist: „Obwohl wir sechs Millionen Einwohner haben, gibt es vie-le Parks und Grünflächen. Als Arbeitsort ist Singapur ideal, da viele Firmen hier ihre Asien-Zentrale haben. Somit leben hier Menschen aus vielen verschiede-nen Ländern.“ Trotzdem vermisst Amer-storfer vieles aus der Heimat: Freunde und Familie, die Kultur, das Gemütliche sowie frische Luft und klares Wasser.

Liebe, Emotion & CoachingINTELLIGENZTRAINERIN. Maria Amerstorfer arbeitet in Singapur als Coach und Trainerin sowie an der

Entwicklung Emotionaler und Sozialer Intelligenz. Nach Asien kam sie der Liebe wegen.

ZUR PERSONMaria Amerstorfer, 53, lebt und arbeitet seit 1996 als Coach und Trai-nerin für Führungskräfte in Singapur. Weiters ist sie Direktorin einer Firma, die ein Instrument zum Messen Emotionaler und Sozialer Intel-ligenz in Asien vertreibt. Amerstorfer ging in Traun und Linz zur Schu-le, arbeitete unter anderem bei der Brau AG (heute Brau Union) und in Texas. Die Liebe ihres Lebens hat sie nach Singapur geführt.

„Als Arbeitsort ist Singapur wegen der vielen Asien-Zentra-len der Firmen ideal.“

Maria AmerstorferVIP Dynamics

E s sollte ein sechsmonatiges Prak-tikum als Grafik-Designerin in New York werden, das Herta

Kriegner 1991 antrat. Doch sie verliebte sich in New York und blieb. Nach eini-gen Jahren als Freelancerin gründete sie mit einer Partnerin eine Design-Agen-tur. Als diese drei Jahre später nach Deutschland zurückging, machte sich die Oberösterreicherin mit „über, inc.“ erneut selbstständig. Die Agentur bietet Full Service, von der Unternehmensbe-ratung über Logo- und Verpackungs-design bis zu Unternehmenskommuni-kation und klassischer Werbung.

Oprah‘s Favorite Eines der Highlights in Kriegners Karri-ere war die Verpackung für Lippenstifte der französischen Kosmetikmarke Bour-jois. „Die Box wurde in der ‚Oprah‘s Favorite Things‘-Show 2004 präsentiert,

bei der 20 Millionen Menschen zuse-hen“, erzählt sie, „meine Kundin meinte, die Box müsse aussehen, als wären die Götter vom Himmel herabgestiegen und hätten sie mir geschenkt.“ Das Ergebnis

übertraf alle Erwartungen, gewann einen Preis und war so beliebt, dass die Kos-metik-Handelskette Sephora für das Weihnachtsgeschäft 4.000 Stück von einer vereinfachten Variante bestellte.

Kriegner vermisst ihre große Verwandt-schaft in Österreich und die kleinen Dörfer mit Ortskern und Kirche. Bei Heimatbesuchen werden Roggenbrot, Sommerbutter, Kochkäse und Topfen zum Mitnehmen in die USA gebunkert.

Leben wie man will Und das schätzt sie an New York: „Man hat alle Möglichkeiten, kann machen was und leben wie man will. Man wird nicht dauernd beurteilt, verurteilt, verglichen und mit guten Ratschlägen überschüttet. Es wird keine Zeit und Energie damit ver-schwendet, andere hinter ihrem Rücken auszurichten. Es wird nicht gejammert, die Leute wissen, dass sie für ihre Situa-tion selbst verantwortlich sind und diese nur selbst verändern können. Es gibt kei-nen versteckten Neid und man unterstützt sich gegenseitig, selbst wenn man von der Konkurrenz ist.“

Geschenk der GötterFULL SERVICE. Herta Kriegner wollte eigentlich nur ein halbes Jahr in New York bleiben - für ein Praktikum. Mittlerweile lebt sie 24 Jahre dort und leitet eine Agentur für Design, Werbung und Unternehmensberatung.

ZUR PERSONHerta Kriegner, 48, kam 1991 für ein Praktikum nach New York und blieb. 1998 hat sie die Design- und Werbeagentur „über, inc.“ gegrün-det. Kriegner ist gebürtige Linzerin, aufgewachsen in Neukirchen am Walde. Nach dem Fachlehrgang für Wirtschaftswerbung arbeitete sie drei Jahre bei Young & Rubicam in Wien. Kriegner besitzt einen Pilo-tenschein und hat bereits 49 der 50 US-Bundesstaaten bereist.

„Man hat alle Möglichkeiten, kann

machen was und leben wie man will.“

Herta Kriegnerüber, inc.

SINGAPUR

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COVERSTORY

S igi Moeslingers Arbeit prägt das Stadtbild von New York und Washington. Sie hat mit ihrer Fir-

ma „Antenna Design“ U-Bahn-Züge ent-worfen. Auch Selbstbedienungstermi-nals von McDonald‘s wurden nach ihren Entwürfen gestaltet, genauso wie Key-boards und Bildschirme der Bloomberg Terminals. Beim Möbelhersteller Knoll International sind Büromöbelsysteme und Leuchten der Wahl-Amerikanerin erhältlich. Auch Notrufsäulen, Ticketau-tomaten und Informationskioske stam-men aus der Design-Schmiede der Ober-österreicherin.

Im Weißen Haus Moeslinger ist zu Recht stolz auf ihre Arbeit, für die sie 2008 den „National Design Award“ für ihr Gesamtwerk gewonnen hat: „Das ist so etwas wie ein Oscar für Design. Das war besonders

spannend für meine Mutter, die ich zum Empfang bei der Preisverleihung im Weißen Haus mit der damaligen First Lady Laura Bush mitgenommen habe. Die beiden haben sich gut unterhalten.“

Derzeit arbeitet Moeslingers Team an der nächsten Generation von U-Bahn-Zügen sowie am Projekt LinkNYC. 7.500 Info-Terminals, die superschnelles Gra-tis-Wi-Fi und Information anbieten,

werden über die nächsten Jahre in ganz New York auf den Gehsteigen installiert.

Stadt voll Energie Ursprünglich ist die Designerin für ein Austauschsemester nach Los Angeles gekommen. Dann hat sie dort fertig stu-diert und in San Francisco gearbeitet. Auf dem Weg zurück nach Europa kam ein Masterstudium in New York dazwi-schen: „Das war 1994 und die Stadt hat mich seither nicht mehr losgelassen.“ An Österreich genießt sie, dass Natur und Kultur so eng verbunden sind, man an einem Tag in die Berge, gut essen und ins Theater gehen kann. „An New York fasziniert mich die Dichte und Energie. Es gibt eine Vielfalt von Menschen, Talenten, Meinungen und Angeboten, komprimiert auf engem Raum. Die Leu-te sind offen und so ergeben sich oft gute Gelegenheiten zur Zusammenarbeit.“ ¢

Mit der U-Bahn zur First LadyTOP-DESIGNERIN. Sigi Moeslinger hat in New York das Designbüro „Antenna Design“ gegründet.

Nach ihren Entwürfen wurden im Big Apple die U-Bahn-Züge gestaltet.

ZUR PERSONSigi Moeslinger, 47, lebt seit 1989 in den USA. 1994 hat sie mit Part-ner Masamichi Udagawa das Designbüro „Antenna Design New York“ gegründet. Sie hat Industriedesign in Linz, der Schweiz und Kaliforni-en studiert, danach Interaktive Telekommunikation in New York. Sie hat u. a. New Yorker U-Bahn-Züge sowie Ticketautomaten entworfen und 2008 den „National Design Award“ gewonnen.

„An New York faszi-niert mich die Dichte

und Energie.“

Sigi MoeslingerAntenna Design

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INTERVIEW

B irgit Gerstorfer, die Geschäftsführerin des AMS Oberösterreich, findet klare Worte zur Situation am Arbeitsmarkt.

CHEFIN: Die Arbeitslosenzahl nähert sich bedrohlich der Marke von einer halben Mil-lion, wann wird diese überschritten?Gerstorfer: Ich rechne derzeit nicht. Die bis-her vorliegenden Daten für Februar stimmen mich zuversichtlich, dass es gegenüber dem Vorjahr vielleicht sogar zu einem Rückgang der Arbeitslosenzahl in Oberösterreich kommt. Es gibt wieder mehr Arbeitsaufnahmen. In Sum-me bedeutet das aber noch keine nachhaltige Entspannung auf dem Arbeitsmarkt, dafür ist die Konjunktur noch zu schwach.

CHEFIN: Am 8. März war Weltfrauentag. Wie sieht der Arbeitsmarkt für Frauen aus, welche Schwerpunkte setzt hier das AMS?Gerstorfer: Dieses Thema ist mir ganz wich-tig. Ich kann nur sagen: Frauen, seid mutig! Das AMS hilft nicht nur Frauen, die von Arbeitslo-sigkeit betroffen sind, sondern auch jenen, die nach vielen Jahren wieder ins Berufsleben ein-steigen wollen und dabei Hilfe und Unterstüt-zung brauchen. Wir begleiten die Kundinnen dabei, auf den neuesten Wissens- und Ausbil-dungsstand zu kommen. Für Frauen gibt es auch spezielle Infotage, Einzelgespräche und Berufsorientierungskurse. Es gibt auch För-derungsprogramme für Berufe, wo der Frau-enanteil unter 40 Prozent liegt, das sind vorwiegend technische Berufe.

CHEFIN: Das Flüchtlingsthe-ma sorgt derzeit für viele Emo-tionen, auch dass diese Men-schen auf den Arbeitsmarkt strömen. Wie geht das AMS mit der Problematik um?Gerstorfer: Wir können ja nur Menschen betreuen, deren Asyl-antrag bereits positiv erledigt wurde. Für diese Frauen und Männer gibt es eine Reihe von Angeboten, wie Kompetenz-checks oder Deutschkurse. Es ist mir ein Anliegen, zu betonen,

dass viele Migrantinnen eine außerordentlich gute Qualifikation haben. Beispielsweise verfü-gen 68 Prozent der Syrer über eine abgeschlos-sene Berufsausbildung, bei den Menschen aus dem Iran sind es sogar 90 Prozent. Das belegt ein groß angelegter Kompetenzcheck in Wien.

CHEFIN: Von der Krise am Arbeitsmarkt sind vor allem ältere Menschen betrof-fen – wie kann das AMS dieser Perso-nengruppe helfen?Gerstorfer: Ich wünsche mir, dass viele Betrie-be die Vorteile erkennen, die die Beschäftigung älterer Menschen mit sich bringt. Es wird oft nur die Höhe der Entlohnung und die verblei-bende Zeit bis zur Pension gesehen. Es gibt aber auch Arbeitgeber, die wissen, dass die berufliche Erfahrung, die Routine und auch die Grundeinstellung dieser Altersgruppe einem Unternehmen sehr viel Nutzen brin-gen kann. Das AMS bietet eine ganze Rei-he an Unterstützung für die Betroffenen und finanzielle Anreize für die Betriebe.

CHEFIN: Sie haben wiederholt betont, das AMS wolle „jede offene Stelle“. Was meinen Sie damit?Gerstorfer: Wir sind auch ein Dienstleis-ter für Unternehmen und nicht nur ers-te Anlaufstation für Menschen, die Arbeit suchen. Manchmal gibt es noch immer Skepsis, ob beim AMS der/die „perfekte

MitarbeiterIn“ zu finden ist. Auf unseren Jobplatt-formen, die falls gewünscht auch mit dem Europäi-schen Arbeitsmarkt ver-netzt sind, schauen aber auch Menschen vorbei, die sich beruflich verändern wollen. Dieser Aspekt wird oft zu wenig beachtet. Ich kann deshalb den Unter-nehmen wirklich nur emp-fehlen, unsere Plattformen und das Know-how unse-rer Beraterinnen zu nutzen. Es kostet nichts und es schadet mit Sicherheit auch nicht. Ganz im Gegenteil! ■

„Das AMS hilft auch Frauen, die nach vielen Jah-ren wieder ins

Berufsleben ein-steigen wollen.“

Birgit Gerstorfer Geschäftsführerin AMS

Aus Sicht der AMS-Ma-nagerin gibt es Lichtblicke

am Arbeitsmarkt.

Birgit Gerstorfer ist seit sechs Jahren Geschäfts- führerin des AMS Ober-österreich. Gerstorfer gilt als unumstrittene Expertin. Sie war vor dem Wechsel in den Chefsessel 20 Jahre lang als Beraterin und in Führungspositionen beim AMS tätig.

ZUR PERSON

Engagement. Birgit Gerstorfer, die Geschäftsführerin des AMS Oberösterreich,

spricht im Interview über den Arbeitsmarkt, das Flüchtlingsthema und Angebote für

Frauen, die wieder ins Berufsleben einsteigen wollen.

CHANCE FÜR MUTIGE FRAUEN

INTERVIEW

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Frau in der Wirtschaft. Im 20. Jahr ihres Bestehens gibt es bei Frau

in der Wirtschaft OÖ einen Führungswechsel. Margit Angerlehner folgt nach

sechs Jahren auf Ulrike Rabmer-Koller als Landesvorsitzende.

IM DUDEN STEHT „DIE“ WIRTSCHAFT

INTERVIEW

D ie Wahl im Jänner erfolgte einstimmig. An der Spitze von Frau in der Wirt-schaft Oberösterreich steht nun Mar-

git Angerlehner aus Oftering, Gründerin und Eigentümerin der Maßschneiderei „Mode im Maß der Zeit“. Ihre Stellvertreterinnen sind Doris Schreckeneder, Geschäftsführerin von Stern & Hafferl Verkehr in Gmunden sowie Judith Ringer, Geschäftsführerin der Steyr Trucks Sales and Services International GmbH mit Sitz in Waldneukirchen. Angerlehner will auf neue Themen setzen, ohne die Dauerbren-ner zu vernachlässigen.

CHEFIN: Sie treten in die Fußstapfen einer Unternehmerin mit 100 Mitarbeitern. Füh-len Sie sich der Aufgabe gewachsen?Angerlehner: Würde ich mich dieser Aufga-be nicht gewachsen fühlen, würde ich sie nicht übernehmen. Mit meinen beiden Stellvertre-terinnen vertreten wir EPUs, KMUs und Großbetriebe und sind somit breit für alle Unternehmensgrößen aufgestellt. Ich bin sehr viel unterwegs, treffe tagtäglich Unternehme-rinnen. Daher kenne ich die Sorgen und Pro-bleme aller Unternehmensgrößen.

CHEFIN: Was werden Sie für EPUs tun?Angerlehner: EPUs brauchen einen besseren fachlichen und sozialen Austausch unterein-ander. Viele Vereinfachungen in der Bürokra-tie müssen umgesetzt werden, wie z. B. die Abschreibung des Arbeitsplatzes im eigenen Wohnungsverband oder die Steuererklärung auf einem Blatt. Es gibt den EPU-Tag und das EPU-Mentoring, bei dem die Einzelunternehmerin von einer erfahrenen Unternehmerin begleitet wird. Außerdem gibt es in der WKOÖ einen Raum, den EPUs anmieten können.

CHEFIN: Was planen Sie beim neuen Schwerpunkt „Regionalität“?Angerlehner: Die Regional-kampagne soll in der oö. Bevöl-kerung Bewusstsein dafür schaf-fen, was die heimische Un- ternehmerin für die Region leis-

tet. Sie schafft und sichert Arbeits- und Lehr-plätze. Globalisierung und Internationalisie-rung sind sehr wichtig, aber das Rückgrat unserer Wirtschaft sind die KMUs. Hier wollen wir das öffentliche Bild verändern, denn sobald man einen Wirtschaftsartikel liest, sieht man dazu einen Mann in einem Anzug. Aber es sind immer mehr Frauen Unternehmerinnen. Im Duden steht ja auch „DIE Wirtschaft“ und nicht „der Wirtschaft“. Die Wirtschaft ist weiblich – und diese Frauen tragen zur Wertschöpfung bei, daher müssen wir auf sie schauen.

CHEFIN: Ihr zweiter Schwerpunkt betrifft die Digitalisierung. Worum geht es dabei genau?Angerlehner: Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Sie wird flexibler. Daher muss sich auch bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit etwas tun. Wir bereiten unsere Unternehmerinnen auf die digitalisierte Arbeitswelt vor. Dem-nächst laden wir zu einer Veranstaltung mit der Fachgruppe UBIT. Ein Experte wird über Chancen und Gefahren der Digitalisierung aufklären. Enorme Probleme haben wir hier mit den geltenden Ruhezeiten. Speziell Müt-ter mit kleinen Kindern würden gerne abends arbeiten, wenn sich der Papa um die Kinder kümmern kann. Doch der Arbeitgeber wird dafür gestraft. Da muss sich unbedingt etwas ändern, denn es kann nicht alles durch die Digitalisierung schneller und flexibler werden und bei den Gesetzen verändert sich nichts.

CHEFIN: Was bedeutet „Maßarbeit für 33.000 Unternehmerinnen“?Angerlehner: Mein Handwerk der Maßschneiderei zeichnet sich aus durch Gespür für indi-viduelle Bedürfnisse einzelner Kundinnen, verbunden mit dem Ehrgeiz, höchste Qualität zu lie-fern. Diese innovative, hochwer-tige Maßarbeit will ich nun auch als Landesvorsitzende leisten. Meine Vision ist es, durch ein zuverlässiges und innovatives Netzwerk Frauen aller Branchen zu mehr Mut, Macht, Einfluss und Erfolg zu verhelfen.“ ■

„Ich werde innovative, hoch-wertige Maßar-

beit für 33.000 oö. Unternehmerin-

nen leisten.“

Margit Angerlehner Landesvorsitzende Frau

in der Wirtschaft

Das neue Führungsteam von Frau in der Wirtschaft OÖ: Doris Schreckeneder,

Margit Angerlehner, Judith Ringer (v. l.)

Margit Angerlehner, 43, ist neue Vorsitzende von Frau in der Wirt-schaft OÖ. 2001 hat sie in Oftering die Maß-schneiderei „Mode im Maß der Zeit“ gegrün-det. Seit 2009 ist sie bei Frau in der Wirtschaft engagiert, zunächst als stellvertretende Be-zirksvorsitzende, ab 2014 als Bezirksvorsit-zende Linz-Land. Angerlehner ist verhei-ratet und Mutter zweier erwachsener Söhne.

ZUR PERSON

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J eder Mensch kennt das: Lieder, Bil-der oder Sprüche, die man gedanklich nicht mehr loswird. Unbewusste Wahr-

nehmung nimmt auch in der Werbung einen immer höheren Stellenwert ein.

CHEFIN: Was macht DER KREATIV CLOU und was können sich Kunden von Ihnen erwarten?Michaela Reifetshammer: 2007 starteten wir als gewöhnliche Full-Service-Werbeagentur. Ein absoluter Meilenstein in unserer Entwick-lung war im Jahr 2013 die Spezialisierung auf Neuromarketing. Dies ist die Grundlage, auf der wir eine klare Strategie bzw. eine Richtlinie als langjährige, solide Basis für Unternehmen im B2C- als auch im B2B-Bereich entwickeln.

CHEFIN: Neuromarketing: Was ist darunter zu verstehen?Michaela Reifetshammer: Der Mensch glaubt von sich selbst, dass er rational denkt, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Medi-zinische Studien beweisen, dass der Mensch nur zu 5 % aktiv denkt und 95 % in Mustern abgespeichert sind. Speziell mit diesem großen Potenzial von 95 % der unbewussten Wahr-nehmung arbeitet Neuromarketing.

CHEFIN: Was unterscheidet Neuromar-keting von herkömmlichen Marketing- instrumenten?Michaela Reifetshammer: Ganz klar – die Zielgruppen-definition. Mit Neuromarketing wird die Zielgruppe nicht wie gewöhnlich durch die Bestim-mung von Alter, Geschlecht, Demografie usw. definiert, son-dern aufgrund von Fragestel-lungen wie: „Welches Bedürf-nis hat meine Zielgruppe?“ und „Wo fühlt sich meine Zielgruppe zugehörig?“ Somit wird die Kun-denansprache viel exakter und vor allem persönlicher.

CHEFIN: Wie schaffen Sie es, dem Kunden Neuromar-keting näherzubringen?

Michaela Reifetshammer: Innerhalb unseres mehrstündigen Unternehmens-Workshops „STRONG BRAND“ grenzen wir gemeinsam mit dem Kunden dessen Zielgruppe ein. Wir nähern uns interaktiv – teils theoretisch, teils praktisch – einer konkreten Zielsetzung an. Mit Fallbeispie-len erklären wir die Definition und Rele-vanz von Neuromarketing, die Bedeutung und den Einsatz von Codes sowie die Moti-ve, warum Kunden kaufen. Eine auf Neu-romarketing basierende Analyse stärkt das Selbstbild des Unternehmens und ermög-licht die Festlegung einer gesamtheitlichen und konsequenten Strategie.

CHEFIN: Welche Rollen spielen Logos, Schriftzüge und Farben in der Werbung?Michaela Reifetshammer: Eine sehr wich-tige, denn die darin enthaltenen Codes sorgen für die Aktivierung der impliziten Wahrnehmung beim Kunden. Kommuni-kation ist mehr als Sprache, denn im Prin-zip benötigt man keinen Text, um etwas mitzuteilen. Jeder von uns kann ohne wirk-lich nachzudenken Symbole, Lichtstim-mungen, Muster oder Schemen gewissen Produkten oder Marken schnell und ein-fach zuordnen.

CHEFIN: Wie kann sich eine Marke in das Gedächtnis brennen?

Michaela Reifetshammer: Der wichtigste Schritt zum Erfolg einer Marke besteht in der Erkenntnis, was der Kun-de will, um ihn folglich dort zu erreichen, wo sein Bedürfniss am stärksten ist. Er muss sich der jeweiligen Marke zugehö-rig fühlen. Zudem sollte die Werbeaussage (Design, Wor-ding, Bildwelt) immer die gleiche sein, um einen guten Wiedererkennungswert zu schaffen. Nur so kann sich das Markenimage etablieren und eine lang anhaltende, positi-ve Assoziation beim Kunden hervorrufen. ■

„Medizinische Studien beweisen, dass der Mensch

zu 5 % aktiv denkt und 95 %

in Mustern abge-speichert sind.“

Michaela Reifetshammer Geschäftsführerin

DER KREATIV CLOU WerbeGmbH

Beim Workshop „STRONG BRAND“ werden passende

Strategieansätze erarbeitet.

Michaela Reifetsham-mer gründete 2007 die „DER KREATIV CLOU Werbe GmbH“ mit Sitz in Geboltskirchen. „Wir sind eine Agentur, dieStrategie und Designvereint und neue Wege beschreitet“, sagt Rei-fetshammer. Ein abso-luter Meilenstein in der Entwicklung des Unternehmens war die Spezialisierung auf Neuromarketing.

ZUR PERSON

Werbung. Die unbewusste, menschliche Wahrnehmung spielt auch

beim Marketing eine bedeutende Rolle. Die Agentur „DER KREATIV CLOU WerbeGmbH“

hat Strategien entwickelt, damit sich Werbebotschaften und Marken

„ins Gedächtnis brennen“.

NEURO-STRATEGIEN

INTERVIEW

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Weinhandel. WeinArt verbindet Weingenuss mit Kunst.

Als oberster Schöngeist hinter dem Unternehmen steht Geschäftsführerin

Katharina Wolf, eine der wenigen Weinhändlerinnen Österreichs.

DER SCHÖNSTE BERUF DER WELT

INTERVIEW

CHEFIN: Man hört immer wieder von Winzern, kaum von Winzerinnen? Wie männlich dominiert ist Ihre Branche?Wolf: Mittlerweile haben sich die Winzer-damen sehr gut etabliert. Auch wenn es im Handel immer noch wenige Frauen gibt, sind wir doch im Weinbau und der Sommelerie auf der Überholspur. Natürlich ist die Wein-szene seit jeher eine Männerdomäne, aber die Ladys geben Gas.

CHEFIN: Wie ist das Verhältnis zwischen Weintrinkerinnen und Weintrinkern in etwa?Wolf: Ich denke, dass die Herren hier immer noch die Nase vorne haben, aber vor allem, weil sie sich historisch mehr mit dem The-ma Wein beschäftigen und wir Frauen oft einfach nur Mitläufer sind, doch das muss und wird sich ändern.

CHEFIN: Sie sind mit Wein groß gewor-den. Entwickelt man mit der Zeit ein richtiges Gespür für den Wein bzw. kann man den Gaumen trainieren?Wolf: Ja, kann man. Das Verständnis für Wein bzw. das Wissen hängt einfach sehr stark von der Erfahrung des Verkosters ab. Je länger und intensiver man Wein probiert hat, umso mehr weiß man darüber und hat vor allem seinen Gaumen geprägt. Man kann seinen Gaumen definitiv trainieren und soll-te nie damit aufhören.

CHEFIN: Wein wird immer lifestyliger. Worauf führen Sie diesen Imagewandel zurück?Wolf: Dazu muss man sagen, dass das sehr stark vom Land abhängt. Wenn man sich Frank-reich oder England ansieht, so hat High-End-Wein eine enorm lange Geschichte, welche die Menschen dort immer begleitet hat. In Öster-reich haben wir keine ganz so lange Qualitäts-Historie, aber dafür in

den letzten Jahren massiv aufgeholt. Ich denke, die Entwicklung liegt einfach an der Tatsache, dass Wein etwas ist, was Mann wie Frau begeistert, sobald man sich ein-mal damit beschäftigt hat.

CHEFIN: Wie passen Wein und Kunst zusammen? Ist Weinmachen eine Kunst?Wolf: Das Weinmachen an sich würde ich nicht als Kunst, sondern als Handwerk bezeichnen. Wo jedoch der Kunstaspekt ins Spiel kommt ist, beim feinen Unterschied eines jeden Winzers. Wieso schmeckt ein Wein von ein und derselben Lage, dem glei-chen Jahr und denselben Umständen von zwei Winzern anders? Ich denke, hier ist dem einen mehr Gefühl gegeben und dem anderen weniger – und das könnte man als Kunst bezeichnen. WeinArt heißt im Übri-gen so, weil wir uns auch sehr intensiv mit zeitgenössischer Kunst sowie klassischer Musik beschäftigen.

CHEFIN: Apropos klassische Musik: Kann auch Wein „klingen“ bzw. welchen Wein würden Sie beispielweise zu Bruckners 4. Symphonie – „Romantische“ – servieren?Wolf: Vielleicht einen 1983 Château Mar-gaux, ein filigraner Wein mit unglaublicher Tiefe, eine toughe Lady, könnte man sagen.

CHEFIN: Was macht den Reiz des Wein-handels aus?Wolf: Es ist einfach der schönste Beruf der Welt. Man hat täglich mit tollen Menschen und einem einzigartigen Produkt zu tun. Die

Vielfalt der Weine ist einzig-artig und man lernt nie aus. Gleichzeitig spielt gutes Essen, ganz zum Leid der Hüften, auch eine große Rolle und macht das Leben als Weinhändler noch etwas süßer. Und natürlich darf man das Handeln nicht ver-gessen, dies steckt nicht umsonst in diesem Wort, dafür muss man gemacht sein, aber wenn man es liebt, lebt man es auch. ■

„Es ist einfach der schönste

Beruf der Welt. Man hat täglich mit tollen Men-schen und einem

einzigartigen Produkt zu tun“

Katharina WolfGeschäftsführerin WeinArt

Katharina Wolfs WeinArt ist auf dem Weg zum

führenden „Fine Wine“- Spezialisten Österreichs.

Katharina Wolfs Vater, Carlo Wolf, steckte seine Tochter von klein auf mit seiner Leidenschaft für guten Wein an. Katharina Wolf ging in New York und Bordeaux zur Schule und arbeitete auf dem Top-Weingut Château Figeac. Als jüngste Weinhändlerin Österreichs baute sie „WeinArt“ von null an auf und ist mit ihrem Team auf dem Weg zum führenden „Fine Wine“-Spezialisten Österreichs.

ZUR PERSON

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Hummer: Als designierte WB-Obfrau habe ich mich bewusst zuerst um die Organisation und die Anliegen der Mitglieder gekümmert. Denn es gibt einen massiven Vertrauensver-lust der Wirtschaft in die Politik. Nicht nur bei der Industrie, sondern auch bei den Klein- und Mittelbetrieben des Landes. Die Unter-nehmerinnen und Unternehmer fühlen sich einfach nicht mehr gehört oder verstanden. Das will ich ändern.

CHEFIN: Welche Aufgaben in der Firma Ihrer Eltern haben Sie übernommen?Hummer: Ich habe dort inhaltlich weiterge-macht, wo ich vor sechs Jahren operativ aus-gestiegen bin. Darüber hinaus bin ich jetzt auch in die Geschäftsführung eingetreten. Gemeinsam mit meinem Vater, der sich vor allem um die technische Seite des Unterneh-mens kümmert, leite ich nun die Geschäfte.

CHEFIN: Welche Zukunftspläne schmie-den Sie für Ihr Unternehmen?Hummer: DOMICO steht für innovative, hochwertige Dach-, Fassaden- und Hallensys-teme aus Metall, welche ausschließlich projekt-bezogen gefertigt werden. Wir wollen weiter wachsen und Marktanteile dazugewinnen. Aktuell produzieren wir an drei Standorten in OÖ und einem Standort in Tschechien. Die Zentrale in Vöcklamarkt wird heuer um ein neues Kundenzentrum und Bürogebäude erweitert. Mit dieser Investition möchten wir für unsere Mitarbei-ter neue, moderne Räume schaf-fen und die Zusammenarbeit mit unseren Kunden (ArchitektInnen und Handwerksbetriebe) durch neue Schulungs- und Ausstellungs-räume intensivieren. Langfristig werden wir nur dann erfolgreich bleiben, wenn wir auch weiterhin Technologieführer sind, daher wer-den wir noch stärker in die Pro-duktentwicklung investieren.

CHEFIN: Was gefällt Ihnen besser: Politik oder Unter-nehmertun?

Hummer: Die Kombination von beiden – so wie jetzt – finde ich ideal.

CHEFIN: Werden Sie Rudolf Trauner als WKOÖ-Präsidentin nachfolgen?Hummer: Rudolf Trauner ist ein hervorra-gender Präsident, den ich auch persönlich sehr schätze. Aufgrund des WK-Wahlrech-tes muss es aber nach drei Amtsperioden einen Wechsel geben. Das Präsidium des Wirtschaftsbundes hat mich dafür nomi-niert. Wann genau dieser Wechsel stattfin-det, werden wir gemeinsam festlegen. Hier drängt gar nichts.

CHEFIN: Wie waren die Reaktionen auf den angekündigten Wechsel im Wirt-schaftsbund-Landesvorsitz? Hummer: Meine Nominierung im erweiter-ten Landesvorstand war einstimmig und äußerst herzlich. Seit Oktober arbeite ich intensiv mit vielen unterschiedlichen Grup-pen und Personen an der Weiterentwicklung und Positionierung. Die Stimmung ist auf-grund der neuen Ideen und Konzepte spitze! Es haben sich schon so viele gemeldet, die in meinem Team mitarbeiten möchten – das macht nichtig Freude.

CHEFIN: Was sagen Sie zu unserer rein männlichen Landesregierung? Hummer: Eine Regierung ohne Frauen –

unabhängig von meiner Per-son – ist inakzeptabel. Das gilt für alle beteiligten Parteien.

CHEFIN: Haben Sie jetzt wieder mehr Zeit für Mann und Sohn?Hummer: Ja, weil vie-le repräsentative Tätigkei-ten wegfallen. Das war in meiner Zeit als Landesrätin auch immer eine besonde-re Herausforderung, beides im Gleichgewicht zu halten – Familie und Beruf. Jetzt bleibt Gott sei Dank mehr Zeit für meine Familie! ¢FO

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INTERVIEW

Neue Herausforderungen. Im April tritt Doris Hummer die Nachfolge

von Wirtschaftsbund-Landesobmann Christoph Leitl an. Ihr ganzes Herzblut steckt jetzt

neben der Interessenvertretung und der Landtagspolitik im elterlichen Unternehmen.

AUF ZU NEUEN UFERN

Das Interview führte Petra Danhofer

Im Oktober endete die Ära von Doris Hummer als Landesrätin. Seither ist sie ÖVP-Landtagsabgeordnete und

mit viel Leidenschaft und Elan wieder in die Geschäftsleitung des elterlichen Unternehmens DOMICO KG in Vöck-lamarkt eingestiegen. Auch im Wirt-schaftsbund ist sie als Landesobmann-Stellvertreterin aktiv und soll im April Christoph Leitl als Obmann nachfolgen.

CHEFIN: Was haben Sie seit Ihrem Ausscheiden aus der Landesregie-rung gemacht?Hummer: Beruflich habe ich mich vor allem auf meine Tätigkeit als Gesellschaf-terin und Geschäftsführerin meiner Unter-nehmen (DOMICO KG und Whitebox GmbH) konzentriert und genieße die kur-zen Wege von einer Entscheidung zur Umsetzung. In beiden Unternehmen

haben wir in den letzten Monaten eine Wachstums- und Diversifikationsstrategie erarbeitet, das macht richtig Spaß! Dane-ben habe ich die Funktion der Wirtschafts- und Industriesprecherin im OÖ. Landtag übernommen und arbeite intensiv an der Neupositionierung des Wirtschaftsbundes.

CHEFIN: Wie aktiv sind Sie im Wirt-schaftsbund?

„Die kurzen Wege von einer Ent-scheidung zur

Umsetzung genie-ße ich sehr.“

Doris Hummer DOMICO KG

Die DOMICO KG lieferte u. a. die Fassade der Ju-

nior Uni Wuppertal.

Doris Hummer, 42, hat nach der HAK-Matura in Linz und Großbritan-nien Volkswirtschaft studiert. Von 1998 bis 2009 leitete die Gries-kirchnerin die Perso-nalabteilung im elterli-chen Unternehmen DOMICO KG. 2002 gründete sie mit einer Partnerin die Whitebox GmbH für Marktfor-schung und Mystery-Shopping in Linz. Von 2009 bis 2015 war Hummer Landesrätin für Forschung, Bildung, Frauen und Jugend.

ZUR PERSON

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KREATIVWIRTSCHAFT

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E s war eine Weltreise, die Christina Huber-Prunthaller und ihren Mann Fritz inspirierte: In Bolivien lernten sie Strickwaren aus Alpaka-Wolle kennen und lieben.

Zurück in Linz gründeten sie einen Fairtrade-Vertrieb mit dem Namen „MASI“, um nach ihren Entwürfen gestrickte Alpaka-Mode aus Südamerika zu importieren. Bald stieg das Ehepaar auf Eigenproduktion um und kaufte eine Strickmaschine. Es folgten zwei Jahre autodidaktisches Erlernen der Strickkunst. Heute ist die Marke „MASI“ eine Fixgröße in der Mode-welt der urbanen Frau ab 30, die Wert auf Design, Qualität und regionale Produktion legt. „Masi“ bedeutet in der Aymara-Sprache, einem Anden-Volk, übrigens Freund, Gleich-gesinnter, Kamerad. „Wer ein Stück MASI Knitwear sein eigen nennen darf, der weiß warum“, sagt Huber-Prunthaller.

Ein Kleid für die OperSehr viele Kundinnen lassen bei MASI individuell anfertigen. Hochwertige, zertifizierte Garne aus Naturmaterialien in 40 Farben stehen zur Wahl. Zum Markenzeichen des Unterneh-mens ist das sogenannte 3D-Modell geworden. Es überzeugte vor drei Jahren Schauspielerin Brooke Shields, als sie es in Wien entdeckte und kaufte. Vergangenen Herbst strickten die Linzer ein Modell für die Pariser Oper. „Die Solistin Sophie Koch trug es als Gretchen in Berlioz‘ Faust“, erzählt Huber-Prunthaller voll

Stolz, „das Tüpfelchen auf dem i war für uns, dass die Oper im Dezember im Linzer City Kino live übertragen wurde. Mittlerweile hat das Ehepaar Prunthaller auch eine Mitarbei-terin und kann zu 100 Prozent vom Unterneh-men leben. Doch die ersten drei Jahre waren sehr arbeitsintensiv und wenig ertragreich.

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„Masi bedeutet Freund. Wer ein

Stück unserer Knit-wear sein eigen

nennt, weiß warum.“

Label: MASIProdukte: Knitwear aus zertifizierten NaturgarnenFirmensitz: LinzGründungsjahr: 2004Web: www.masi.co.at

ZUR PERSON:Christina Huber-Prunthaller, 44, hat mit ihrem Ehemann 2004 in Linz das Label „MASI“ gegründet. Im Atelier werden Strickkollektionen aus Merino- und Baumwolle sowie Seide-Kaschmir-Mischungen produziert. Sie ist Mutter zweier Kinder.

Kreativ-Region. Es muss nicht immer Prada sein. Auch vor

unserer Haustür tummeln sich kreative Frauen, die Fashion, Schmuck,

Porzellan und Accessoires entwerfen, die ihresgleichen suchen.

Eine Erfolgsgeschichte in sieben Akten.

Text: Petra Danhofer

aus dem GESCHICHTEN

DESIGNERWALDBESTRICKEND. In der Linzer Waltherstraße entwirft Christina Huber-Prunthaller unter

dem Markennamen „MASI“ Strickkollektionen aus Merino- und Baumwolle sowie Seide-Kaschmir-Mischungen.

Ein Kleid wie eine Freundin

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KREATIVWIRTSCHAFT KREATIVWIRTSCHAFT

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W enn die Poxrucker Sisters auf der Bühne stehen, dann tragen sie Kleider von Eva-Maria Naderhirn. Denn das Modelabel „Bergluft“ der Pergerin ist offizieller Aus-

statter des Trios. „Ich entwerfe und nähe Kleidungsstücke in Klein-serien, die Traditionelles mit Modernem vereinen“, beschreibt die Designerin ihren eigenwilligen Stil, „unter dem Motto: Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl!“ Naderhirn kombiniert Trachten- beziehungsweise Dirndlstoffe sowie trachtige Details mit moder-nem Design. „In meinen Kleidern soll sich die Trägerin wohl und zu Hause fühlen.“ Tracht muss also nicht automatisch „Dirndl“ heißen. Das Besondere an „Bergluft“ ist, dass man mit die-sem Label Tracht an jedem Tag tragen kann. Die Modelle sind trag- und vor allem leistbar. „Meine Mode schmeichelt JEDER Figur“, betont Naderhirn. Pro Modell stellt sie höchstens acht Exemplare her. Die Stof-fe werden nicht nachbestellt. Das heißt, ist der Stoff verbraucht, gibt es das Kleidungs-stück nicht mehr.

Nische in der TrachtenmodeFrauen jeder Altersgruppe schätzen die Mode der Pergerin. Wei-terer Pluspunkt: Der vorteilhafte Schnitt der Kleider kaschiert Problemzonen perfekt. Neben zwei Kollektionen pro Jahr bietet „Bergluft“ auch Maß- und Änderungsschneiderei an. Die Stoffe bezieht sie von der Leinenweberei Vieböck in Helfenberg sowie von Blaudruck Wagner in Bad Leonfelden. Auch Stoffe der Stey-rischen Zeugdruckerei werden verarbeitet. Viele der Naturfa-sern sind GOTS-zertifiziert. Derzeit ist „Bergluft“ über den DaWanda-Onlineshop und direkt bei der Herstellerin zu kau-fen. Mindestens ein Mal pro Monat stellt sie auf einer Design-messe aus. Alles in allem hat sie mit ihrem Label eine Nische gefunden, die es vorher nicht gab. Der unverwechselbare Stil

legte somit den Grundstein zum Erfolg. Damit es weiter aufwärts geht, möch-te Naderhirn in naher Zukunft ein klei-nes Geschäft finden, in dem sie Shop und Werkstatt vereinen kann.

TRACHTIG. „Bergluft“ atmet frau in den Kreationen von Eva-Maria Naderhirn aus Perg. Sie entwirft Tracht für den Alltag, die sich vom klassischen Dirndl abhebt.

„Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl!“

„Trachtenstoffe zu all-tagstauglicher Klei-

dung zu verarbeiten, in diesem Stil, war bisher

noch unbekannt.“

ZUR PERSON:Eva-Maria Naderhirn, 29, hat das Modekolleg und die Meisterklasse mit Schwerpunkt „Haute Couture“ an der Herbststraße Wien besucht. Gleich danach gründete sie im Oktober 2009 ihr Label „Bergluft“ in Perg.

Label: BergluftProdukte: Kleider, Jacken und Oberteile aus Trachtenstoffen in modernem StilFirmensitz: PergGründungsjahr: 2009Web: www.berg-luft.at

E in „Gutzi“ ist auf gut oberösterreichisch eine süße Beloh-nung oder ein kleines Geschenk. Klar also, dass die gebür-tige Windischgarstnerin ihr Label ebenso getauft hat. Wer

im Lichtenberger Atelier von Angela Maria Holzer ein Dreiecks-tuch oder einen Big Bag ersteht, belohnt sich nämlich mit einem einzigartigen, handgefertigten Unikat. Holzer verarbeitet hoch-wertige Materialien wie Leinen, Loden, Jersey, Leder, Baumwol-le, Seide und Wollstoffe. Daraus entstehen zeitlose, individuelle Teile, die nicht unbedingt einem Trend folgen, sehr oft aber dem Trend weit voraus sind. Die Designerin mixt nicht nur Materi-alien, sondern auch Stilrichtungen: „Als Österreicherin habe ich eine besondere Vorliebe für Tracht und traditionelle Elemente: Lampasse und Froschgoscherl meets Welly Socks und Hoodie Scarf.“ Das Highlight der aktuellen Kollek-tion sind multifunktionale Karabiner-Drei-eckstücher, die mindestens acht verschie-dene Tragevarianten ermöglichen: Stola, Kapuzenschal, Brusttuch und mehr.

Preisgekrönt„Ein ganz besonderes Augenmerk lege ich auf Nachhaltigkeit – ein ‚Gutzi‘-Teil soll seine Trägerin über Jahre hinweg erfreuen“, betont Holzer. Wo es geht, verwendet sie daher Bio-Stoffe und Upcycling-Materialien wie alte Ledermäntel oder Kreuzstich-Tischdecken. Der Großteil des Umsatzes kommt mittlerweile von Online-shop-Stammkunden. Holzer ist überzeugt davon, dass sie den riesigen Markt mit einem stationären Geschäft nie erreicht hätte: „Als kleines, wendiges Label kann ich sofort auf alles reagieren. Ich kann z. B. Stunden nachdem die Farbe des Jahres verkündet wird, den ersten Schal in diesem Trend-Ton online stellen.“ ‚Gutzi‘-Teile sind auch auf Designmessen wie der Wear-Fair, der Modezone oder dem Modepalast erhältlich. Ihre krea-

tive Unternehmensidee hat Angela Holzer 2011 eine Nominierung für den Jungun-ternehmerpreis OÖ sowie 2013 Platz drei für die innovativste Geschäftsidee beim GEMMA Award eingebracht.

INNOVATIV. Mit ihrem Label „Gutzi“ hat sich Angela Maria Holzer bereits eine große Zahl an Stammkundinnen aufgebaut. Sie schätzen ihre ausgefallenen Accessoires und Taschen.

Froschgoscherl meets Hoodie-Scarf

ZUR PERSON:Angela Maria Holzer, 41, hat 2010 während der Karenz nach einigen Jahren als Webdesignerin in Lichten-berg das Label „Gutzi“ gegründet. Holzer ist verheiratet und Mutter zweier Söhne.

Label: GutziProdukte: Dreieckstücher, Taschen, Rucksäcke, CapesFirmensitz: LichtenbergGründungsjahr: 2010Web: www.gutzi.at

„Als kleines, wendi-ges Label kann ich

sofort auf alles reagieren.“

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B ei der Linzer Design Centrale stach der Stand von Chris-tine Mittermayr hervor: Geschirr mit Texten wie „you are shakin‘ my brain“ – eine Zeile aus dem gleichnamigen Att-

wenger-Song. Die Schöpferin – gelernte Keramikerin und studierte Ergotherapeutin – ist von Porzellan begeistert: „Unter dem Label ‚Textpoterie‘ verbinde ich als Mühlviertler Keramikerin das edle Material Porzellan mit Leinen, dem traditionellen Material der Region. Und ich hole Porzellan aus der Glasvitrine und bedrucke es mit passenden Texten. So wird das Erbstück zum Lieblingsstück!“ Gerne geht Mittermayr auf Kundenwünsche ein. „Highlight ist für mich immer, für besondere Anlässe das passende Geschenk her-zustellen“, schwärmt sie, „einmal wünschte sich ein Bräutigam als Hochzeitslied ‚All I want is you‘ aus dem Film ‚Juno‘ – gesungen von seinen drei Schwestern. So orderten die-se ein Service, bedruckt mit dem Liedtext …Schön! Ich liebe solche Aufträge!“ Auch Desi-gnerin Lena Hoschek bekam zur Hochzeit einen Teller mit dem Spruch ihrer Einladung.

Traum und WirklichkeitLeben kann Mittermayr noch nicht von ihrer kreativen Arbeit. Derzeit ist ihr wichtigstes Ziel, „Kundinnen durch meinen Blog und meine Arbeit weiterhin zu berühren, zum Lächeln zu brin-gen und zu inspirieren.“ Doch sie weiß genau, was der Prozess zu Umsatz- und Gewinnsteigerung von ihr verlangt: „Ausdauer, Mut und Freude am Aufbau eines Unternehmens. Jede auf den ersten Blick scheinbare Schwierigkeit nicht als Misserfolg, sondern auch als Chance für etwas Anderes, Neues zu sehen! Und Aneignung des nötigen Know-hows.“ Dazu zählt für die Keramik-Designerin Zulassen und Holen von Hilfe bzw. Unterstützung von außen. In den nächsten sieben Jahren möchte Mittermayr außerdem selbst eine Coachingausbildung absolvieren, um kreative Frauen auf

dem Weg zu einem Kreativunternehmen professionell zu begleiten. Einen großen Traum hat die Porzellan-Künstlerin auch: „Irgendwann möchte ich mal ein Caféhaus einrichten, inklusive Geschirrausstattung.“

SPRUCHREIF. Christine Mittermayr verbindet Porzellan mit Leinen und appliziert Texte auf Geschirr. Ihr Label „Textpoterie“ ist in Arnreit im Mühlviertel zu Hause.

„Shakin‘ my brain“

H echinger produziert mittlerweile drei Produktlinien. MIRA vintage sind Spiegelunikate, für die die Linzerin Vintage-Geschirrteile auf Flohmärkten und bei Altwa-

renhändlern auswählt. Dann redesignt sie die Stücke mit von ihr handgeschliffenen Spiegeln. „Sie werden zu Poesie für die Wand“, erklärt die Designerin. Zurückhaltende, schlichte Eleganz kenn-zeichnet die Leuchtenserie CROCHET. Die Lampen werden von Hechinger mit selbst gefertigten Häkelbordüren verziert. Ganz neu ist Hechingers Kooperation mit der Wiener Porzellanmanu-faktur feinedinge*. Für die Spiegelserie MIRA by feinedinge* wer- den handgefertigte Porzellanteller der Linie „Alice“ von feine-dinge* verwendet. 2012 stellte die Linzerin in Frankfurt auf der „Ambiente“ aus. Die Einkäuferin des Pariser Luxus-Kaufhau-se Le Bon Marché wurde auf sie aufmerk-sam. Zu Weihnachten zeigte das Haus eine Installation mit Hechingers Produk-ten. Daraufhin folgten gute Presseartikel in Design- und Einrichtungsmagazinen.

Ein Spiegel für den Exkanzler„Dieser Erfolg war für mich die Bestätigung, dass meine Arbei-ten und Designs funktionieren und sicherlich einer der wich-tigsten Schritte für den weiteren Erfolg“, erinnert sich die Linzerin, „noch heute kommen Einkäufer zu mir auf den Messestand und sagen, sie haben die Spiegel damals bei Le Bon Marché gesehen.“ Hechingers Produkte sind in Linz im Salon Hochstetter sowie in Wien und in Innsbruck erhältlich. Exklusive Stores in Japan, Texas, Paris und ganz Europa ver-kaufen ihre Spiegel und Lampen ebenfalls. „Sicherlich mein bekanntester Store ist Liberty London, mit dem ich exklusiv zusammenarbeite“, freut sich die Designerin, „weiters wur-de in diesem Jahr zum zweiten Mal MIRA vintage zur Weih-

nachtszeit bei Le Bon Marché in Paris ver-kauft.“ Auch bei Wolfgang Schüssel hängt ein MIRA-Spiegel zu Hause – gekauft am Weihnachtsmarkt im Looshaus – falls er ihn nicht verschenkt hat.

GESCHLIFFEN. Zu Spiegeln umdesigntes Porzellan und Lampen mit Häkelbordüren sind die Spezialität der Linzer Designerin Christine Hechinger. Damit hat sie es bis nach Texas und Japan geschafft.

Spieglein, Spieglein an der Wand …

ZUR PERSON:Christine Hechinger, 34, hat Industrial Design in Linz und Karlsruhe studiert. Danach absolvierte sie Praktika beim

Designduo BLESS in Berlin und bei STEFAN DIEZ in München. 2011 machte sie sich selbstständig.

Label: Christine HechingerProdukte: Spiegel (MIRA vintage, MIRA

by feinedinge*), Lampen (CROCHET)Firmensitz: LinzGründungsjahr: 2011Web: www.christine-hechinger.com

„Ein Brautpaar bekam ein Service, bedruckt mit dem Text des Hochzeitsliedes …

Schön! Ich liebe solche Aufträge!“

ZUR PERSON:Christine Mittermayr, 45, hat 2013 in Arnreit ihr Label „Textpoterie“ gegrün-det. Die Mühlviertlerin ist gelernte Keramikerin und Ergotherapeutin. Mittermayr ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Söhne.

Label: TextpoterieProdukte: Porzellan bedruckt mit Texten, Porzellan mit LeinenprägungFirmensitz: ArnreitGründungsjahr: 2013Web: www.textpoterie.at

„Meine aus Vin-tage-Porzellan

redesignten Spiegel werden zu Poesie

für die Wand.“

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S tellen Sie sich vor, Sie kommen als junge, noch eher unbe-kannte Designerin aus Oberösterreich für drei Monate nach New York und treffen gleich am ersten Abend auf der Straße

eine Frau, die eine Ihrer Jacken trägt. Unmöglich? Doch genau das ist der Linzerin Tanja Lattner passiert. „Das muss man sich vorstel-len: in New York, am ersten Abend, an dem sowieso alles so aufre-gend ist“, erinnert sich die Designerin und Stylistin, „dann seh‘ ich die Jacke und hab‘ nicht sofort kapiert, wie das jetzt geht.“ Die junge Frau hieß übrigens Crystal und war mit einem Linzer liiert, der in New York lebte und ihr die Jacke mitgebracht hatte. Crystal vermit-telte Lattner sogar einen Auftrag für ein T-Shirt für den Steven Alan Store in New York. Lattners Jacken sind unkonventionell, sportlich und elegant gleichzeitig, spielerisch leicht und dabei robust, funk-tionell und klassisch einfach – „als hätte es madeby immer schon gegeben“, wie die Desi-gnerin auf ihrer Website schreibt. Sie entwirft Konzeptkollektionen für Männer und Frauen, oft unisex, manchmal auch für Kinder.

Denim wird grün Eines ihrer Vorzeigemodelle waren die „Bagjacks“ – Jacken mit integrierter, abnehmbarer Tasche. Während die Jacke an der Garde-robe abgegeben wird, sind wichtige Utensilien in Bagjacks-Taschen immer mit dabei. 2015 entwarf Lattner ihre erste Biostoffe-Kollekti-on namens „Blue Is The New Green“. „Da wird sogar der Bio-Denim grün“, schmunzelt die Modeschöpferin. Neben den Biostoffen verarbeitet Lattner auch Restware. Ihre Zielgruppe sind „Men-schen mit Liebe für Handgefertigtes aus der Region und mit Sinn für Einzigartiges.“ Leben kann Lattner vom Modeschöpfen noch nicht, daher arbeitet sie hauptberuflich nach wie vor als Stylistin und Ausstatterin für Film- und Fotoproduktionen. An ihre bisher spannendste und schönste Aufgabe als Modedesignerin erinnert

sie sich immer noch gern: „Für einen Roll-stuhlfahrer, der sich individuell und nicht in Jacken die halt irgendwie passen, kleiden wollte, fertigte ich extra eine Jacke an. Das mache ich nur in Ausnahmefällen.“

KONZEPTIONELL. Sportlich-elegante Kleidung, die robust und funktional durch den Alltag begleitet – dafür steht das Label „madeby“ der Linzerin Tanja Lattner. Spezialität sind ihre Jacken.

Als hätte es sie immer schon gegeben

ZUR PERSON:Tanja Lattner wurde in Wels geboren und gründete 2006 in Linz ihr Modelabel „madeby“. Sie studierte an der Linzer Kunstuniversität und arbeitet auch als Stylistin und Ausstatterin für Werbefilm- und -fotoproduktionen.

Label: madebyProdukte: Mode, vor allem Überbekleidung

wie JackenFirmensitz: LinzGründungsjahr: 2006Web: www.madeby.at

M arilyn Monroe hat es uns in „Blondinen bevorzugt“ vorgesungen: „Diamonds are a girl’s best friend.“ Zum Lieblingsstück werden Collier, Ohrringe & Co. erst,

wenn sie als Unikate daherkommen. Genau darauf hat sich Gold-schmiedin Jacinta Maria Mössenböck mit ihrem Label „Jacinta“ in Grieskirchen spezialisiert. In ihrem Atelier fertigt sie Schmuck und Silbergegenstände an, verleiht Edelsteinen Fassung und ver-ziert Möbel, Lampen sowie Beschläge mit Edelsteinen. Mittler-weile ist das Goldschmiedehaus am Grieskirchner Stadtplatz erste Adresse für Kunden aus Oberösterreich, den angrenzen-den Bundesländern sowie Wien und Bayern. Sie schätzen Mös-senböcks Design und die verlässliche Qualität, mitunter werden auch Sonderanfertigungen verlangt. Mössenböcks prominentester Kunde bisher war Billa-Gründer Karl Wla-schek. Mössenböcks Teams besteht u. a. aus zwei Goldschmieden, die mit großer Lei-denschaft, absoluter Sorgfalt und hervor-ragender Handwerkskunst arbeiten.

Kontinuierliche QualitätUm sich als Schmuckdesignerin einen Namen zu machen, braucht es einen langen Atem, sagt die Goldschmiedin: „Das nähere Umfeld hat die Gründung meiner Goldschmiede relativ schnell wahrgenommen. Um in den Köpfen der Kunden aus wei-terer Umgebung verankert zu sein, bedarf es kontinuierlich guter Arbeit, gutem Design – das dauert eine Generation.“ Heuer fei-ert die Goldschmiede ihren 30. Geburtstag. Zum Jubiläum ist eher Ungewöhnliches geplant: „Es wird ein Büchlein geben mit Schmuckstücken aus meiner Werkstätte, jedoch auch mit meinen Möbeln und Lampen.“ Außerdem wird eine Jubiläumskollektion mit 30 neu designten Schmuckstücken aufgelegt. Mit den von ihr entworfenen und mit Edelsteinen verzierten Lampen will Mös-

senböck heuer auf den Markt gehen. Neben dem Schmuck aus eigener Fertigung ver-kauft Mössenböck auch Kollektionen von namhaften Herstellern wie Bonato Milano, Ole Lynggaard oder Schoeffel.

EDEL. Seit 30 Jahren ist Jacinta Mössenböck eine Fixgröße unter den heimischen Schmuckdesignern. Ihre erlesenen Juwelen kreiert sie am Stadtplatz in Grieskirchen.

Jubiläum im Goldrausch

ZUR PERSON:Jacinta Maria Mössenböck, 56, kreiert in Grieskirchen unter der Marke „Jacin-ta“ exklusiven Schmuck. Sie ist Mitbe-

gründerin der Galerie Schloss Parz und führt ein Hotel. Sie ist Mutter zweier erwachsener Söhne.

Label: JacintaProdukte: Schmuck, Silbergegenstände,

Möbel, Lampen, BeschlägeFirmensitz: GrieskirchenGründungsjahr: 1986Web: www.jacinta.at

„Um in den Köpfen der Kunden aus weiterer

Umgebung verankert zu sein, bedarf es kontinuier-

lich guter Arbeit.“

„Man muss sehr aus-dauernd sein, viel Zeit

investieren und nie nachlassen.“

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Campus. Mit dem Zusammenschluss von drei Krankenhäusern ist das Kepler

Uniklinikum seit Jahresbeginn Realität. Geschäftsführerin Elgin Drda ist zuversichtlich,

dass ein international renommiertes Zentrum für Medizin und Forschung entsteht.

HERZBLUT FÜR UNIKLINIKUM

M anchmal werden Großprojek-te schneller realisiert, als es von der heimischen Politik landläu-

fig erwartet wird. Im Jahr 2006 fasste der oö. Landtag den Grundsatzbeschluss für eine Medizin-Uni, zehn Jahre später ist das Kepler Universitätsklinikum in Linz bereits Realität. Nimmt man die Endlos-Tragödie um die Errichtung von Donaubrücken in der Landeshauptstadt als Maßstab, ist das Tempo der Umsetzung fast schon rekord-verdächtig. Mit rund 6.600 Bediensteten ist das Kepler Universitätsklinikum Öster-reichs zweitgrößtes Krankenhaus und ver-eint rund 50 medizinische Fachbereiche sowie Spezialisten aus allen Gesundheits-

berufen unter einem Dach. In Kooperati-on mit der Johannes Kepler Uni will man zum Entstehen eines „Medical Valley“ bei-tragen und im wissenschaftlichen Bereich international bedeutende Akzente setzen. Elgin Drda, die Geschäftsführerin des Kep-ler Universitätsklinikums spricht im CHE-FIN-Interview über Ziele, Chancen für den Standort OÖ, aber auch über die Heraus-forderungen bei der Zusammenführung von drei Spitälern.

CHEFIN: Die Umbenennung von AKH, Landesfrauen- und Kinderklinik sowie der Landesnervenklinik sorgt noch immer für einige Verwirrung. Ist das Kepler

INTERVIEW

Das Interview führte Ullrich Kapl

„Allein die Zahl der Bewerbungen für sieben Lehr-stühle zeigt, wel-che große Chance

wir haben.“

Elgin Drda Geschäftsführerin Kepler

Universitätsklinikum

ZUR PERSON

Elgin Drda ist als Ge-schäftsführerin für die Bereiche Finanzen, Per-sonal, Organisation und Pflege zuständig. Die Juristin war Leiterin der gespag-Rechtsabteilung, Leiterin der Sozialabtei-lung beim Land OÖ und 7 Jahre Büroleiterin von LH Dr. Josef Pühringer. In dieser Funktion war sie auch operative Pro-jektleiterin für die Spi-talsreform 2. In ihrer frü-heren Karriere als Spit-zensportlerin wurde sie österreichische Staats-meisterin (400-m-Lauf).

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INTERVIEW

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INTERVIEW

Universitätsklinikum in der Öffentlichkeit noch nicht angekommen und wie werden Sie das Branding forcieren?Drda: Namensänderungen sind im Alltag doch an der Tagesordnung, beispielsweise bei Firmenübernahmen oder Neustruktu-rierungen. Ich sehe das positiv, weil wir mit der Umbenennung unterstreichen, dass in Linz etwas Neues mit neuen Ansprüchen, also eine Uniklinik, geschaffen wurde. Ich denke, die Namensgebung wird sich rasch etablieren – das sehen wir bereits bei vielen unserer Patientinnen und Patienten, die oft mit Stolz betonen, in einer Uniklinik behan-delt zu werden.

CHEFIN: Das Kepler Uniklinikum war nicht unumstritten, auch bei der Beleg-schaft der drei betroffenen Krankenhäu-ser. Wie stellt sich die Situation derzeit dar, vor allem was das Zusammenwach-

sen der unterschiedlichen Strukturen und der Organisation betrifft?Drda: Das Zusammenwachsen ist auch eine Frage der Zeit. Die bisherigen Beschäftigten bleiben in ihren Dienstverträgen beim Land Oberösterreich und der Stadt Linz. Alle neuen Dienstnehmer werden beim Land angestellt. Bei einer jährlichen Fluktuation von 400 Per-sonen pro Jahr ist es eigentlich eine Zeitfrage, bis es beim Personal überwiegend einheitliche Anstellungsverhältnisse gibt. Die EDV wird ebenfalls in den kommenden zwei Jahren ver-einheitlicht. Es gibt eine ganze Reihe von Din-gen, bei denen es gilt, im Zuge von Harmoni-sierungen die bestehenden Doppelgleisigkeiten abzubauen.

CHEFIN: Von verschiedenen Seiten, bei-spielsweise der Industrie, wurde Kritik laut, dass die Uni Linz bei der Ausbil-dung eher Technik als Medizin präferie-

ren sollte. Auch über die Notwendigkeit der Med-Uni wird immer wieder disku-tiert. Wie gehen Sie damit um?Drda: Welchen Stellenwert das Kepler Uniklinikum hat, beweist die Tatsache, dass es für 7 Lehrstühle rund 70 interna-tionale Bewerbungen gibt, darunter sind etliche Experten mit ausgezeichnetem Ruf. Es ist offenbar reizvoll, am Aufbau der jüngsten Medizin-Uni Europas beteiligt zu sein und auch, weil es viel Gestaltungs-freiheit gibt. Eine Uniklinik bietet Ärz-ten mehr Chancen, in den Bereichen Leh-re und Forschung tätig zu sein. Es ist kein Zufall, dass es bei uns – im Gegensatz zu anderen Spitälern – bereits eine Wartelis-te für die Turnusausbildung gibt.

CHEFIN: Sie waren selbst Leistungs-sportlerin, hilft das bei der Umsetzung eines derartigen Großprojektes?Drda: In gewisser Weise gibt es Paralle-len. Man braucht einen langen Atem, darf nicht aufgeben und muss ein Ziel vor Augen haben. Das Uniklinikum ist ein Marathon-projekt und es ist noch ein langer Weg. In dem Projekt steckt viel Herzblut und es sind auch viele Hürden zu überwinden. Aber wir haben das Glück, dass sich drei Top-Spitäler zum Kepler Klinikum zusammengeschlossen haben. Einige Abteilungen spielen mit ihren Leistungen in der Cham-pions League der internationa-len Spitzenmedizin.

CHEFIN: Wie sieht der Zeit-plan bis zum Vollbetrieb aus? Derzeit müssen Linzer Medizinstudenten das Vor-klinikum in Graz absolvie-ren, ist das ein Nachteil?Drda: Die Kooperation mit Graz war eine der Vorausset-

zungen, dass der Bund die Kosten für die Linzer Uni mitträgt. Im Jahr 2019 werden die ersten 60 Studierenden mit der Vorkli-nik in Linz beginnen können. Im Endausbau werden pro Jahr 180 Studenten in Linz und 120 in Graz mit der Ausbildung beginnen. Das wird so ab dem Jahr 2023 der Fall sein.

CHEFIN: Wo werden die wissenschaftli-chen Schwerpunkte des Kepler Uniklini-kums liegen?Drda: Wir haben – wie bereits betont – die Chance, etwas Neues zu schaffen. Im Mit-telpunkt werden klinische Altersforschung, Versorgungsforschung und Medizintechnik stehen. Bei Letzterem wird es eine intensive Zusammenarbeit mit den Forschungseinrich-tungen der Johannes Kepler Universität und auch mit der Wirtschaft sowie den Fachhoch-schulen geben. Wir wollen aber auch unsere Nachbarn wie das UKH und die Ordensspi-täler mit ins Boot holen. Das Kepler Unikli-nikum steht für Offenheit und Kooperation. In manchen Bereichen sind wir auch inter-national bereits Vorreiter: Bespielsweise hat Professor Franz Fellner eine dreidimensiona-le Visualisierung des menschlichen Körpers

entwickelt. Digitale Anato-mie ist in der Ausbildung ein Novum und eine Ergänzung zum Sezierkurs.

CHEFIN: Was sind Ihre Wünsche als Geschäftsfüh-rerin des KUK?Drda: Hohe Patienten-zufriedenheit und dass es uns gelingt, eine Lehr- und Forschungseinrichtung zu schaffen, die internatio-nal Beachtung findet. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die gesetzten Ziele errei-chen. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben. ■

Elgin Drda ist mit viel Optimismus am Werk.

„Die Versorgung der Patientinnen

und Patienten wird sich durch integrierte For-

schung und Lehre noch weiter ver-

bessern.“

Elgin Drda Geschäftsführerin Kepler

Universitätsklinikum

40Prozent

der in Oberösterreich wissenschaftlich tätigen oder habilitierten Ärz-tinnen und Ärzte arbei-ten im Kepler Universi-

tätsklinikum. FOTO

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Standort für Forschung und Medizin auf internationalem Spitzenniveau.

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Sohn zur Arbeit mitnehmen. Später unterstützten sie ihr Ehemann und eine Kinderfrau bei der Betreuung der drei Kinder. „Es ist nicht jeder Frau möglich, ihr Kind teilweise mit zur Arbeit zu nehmen“, betont Mursch-Edlmayr, „bei mir ging es und ich bin sehr froh darüber, dass ich Zeit mei-nes Berufslebens die Möglichkeiten mutig genutzt habe, meinen beruf-lichen Weg samt Familie zu gehen.“

Bewerbungsfrist läuftBei der Wahl zur „Managerin des Jahres 2016“ können sowohl selbst-ständig tätige als auch angestellte Frauen teilnehmen, die in Oberöster-reich arbeiten und leben. Die „Mana-gerinnen“ können durch Dritte nomi-niert werden. Die Bewerbung ist aber auch persönlich möglich. Der Ein-reichzeitraum wird heuer von Anfang

März bis Ende September dauern. Die Einreichungen sind sowohl pos-talisch als auch elektronisch mög-lich. Die Jury besteht aus der amtie-renden „Managerin des Jahres“, der „Ehrenmanagerin“ Landtagspräsi-dentin a. D. Angela Orthner, Vertre- terinnen der Kooperationspartner „Frauen im Trend“, „Frau in der Wirt- schaft“ und dem „Frauennetzwerk im OÖ. Presseclub“ (vertreten durch Presseclub-Präsidentin, Welt der Frau-CR und ehemalige „Manage-rin des Jahres“ Christine Haiden), zwei Vertreterinnen der VKB-Bank sowie der Schirmherrin zur Wahl der „Managerin des Jahres“ höchstper-sönlich, Doris Hummer. Die Präsen-tation der neuen Managerin des Jah-res findet Ende November 2016 im Rahmen eines Galaabends im Kun-denforum der VKB-Bank in Linz statt.

Frauen in Oberösterreich leisten beruflich Hervorragendes – sei es als Unternehmerinnen, als

Managerinnen oder Aufsichtsrätin-nen in großen Unternehmen oder als Funktionärinnen in Interessenvertre-tungen. Zu Recht werden diese Leis-tungen ins Rampenlicht gestellt. „Im Zweijahresabstand sucht die VKB-Bank nach einer ‚Managerin‘ im Land, die mit ihrem Berufsweg auch ande-ren Frauen Mut zur Karriere machen soll“, betont VKB-Generaldirektor Christoph Wurm. Als unabhängige

Plattform würdigt die VKB-Bank mit dieser Wahl auch die vielfältigen Rol-len und Aufgaben von Frauen, die im Beruf erfolgreich sind. Vor den Vor-hang geholt werden bei dieser Aus-zeichnung Frauen aus allen Branchen und Sparten.

Frauen Mut machenSeit 18 Jahren sucht die VKB-Bank die „Managerin des Jahres“ im Land, heu-er wird damit die zehnte Managerin gekürt. Amtierende „Managerin des Jahres“ ist Ulrike Mursch-Edlmayr,

Präsidentin der OÖ. Apothekerkam-mer und Unternehmerin mit eige-ner Apotheke. Sie hat es geschafft, in einer Männerdomäne Fuß zu fas-sen. Kampfgeist und Durchsetzungs-kraft entwickelte sie schon als Kind – als Einzelkind unter einer Schar von Buben im Sierninger Freundes-kreis. Schon kurz nach dem Studi-um lernte Mursch-Edlmayr, dass es möglich ist, als Frau erfolgreich zu sein und gleichzeitig das Familienle-ben zu organisieren. An der Universi-tät Innsbruck durfte sie ihren ersten

JUBILÄUM. In den vergangenen 18 Jahren hat sich die Auszeichnung der

VKB-Bank zur „Managerin des Jahres“ zu einer echten Marke für erfolgreiche

Frauen in Oberösterreich entwickelt. Heuer wird die zehnte Managerin gekürt.

Die Kür nach der Pflicht

INFORMATIONDie erste „Managerin des Jah-res“ war 1998 Business-Coach Christine Hödlmayr-Gammer. Es folgten Autorin Ingeborg Rauchberger, Galeristin Mar-gund Lössl, Hilfswerk-Geschäftsführerin Viktoria Tischler, Unternehmerin Gerti Schatzdorfer, Chefredakteurin Christine Haiden, Verlagsleite-rin Ingrid Trauner sowie Unter-nehmerin Anette Klinger. Amtierende Managerin des Jahres ist Ulrike Mursch-Edl-mayr, Präsidentin der OÖ. Apo-thekerkammer. Die Bewer-bungsfrist für 2016 läuft bis Ende September. Nähere Infos und Online-Einreichungen unter managerin.vkb-bank.at

VKB-Generaldirektor Christoph Wurm mit bisherigen Managerinnen des Jahres: (v. l.) Chris-tine Haiden, Anette Klinger, Mag. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Gertrude Schatzdorfer, Inge-borg Rauchberger, Ingrid Trauner, Christine Hödlmayr-Gammer und Viktoria Tischler.FO

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POLITIKPOLITIK

ZUR UNABHÄNGIGKEIT SOZIALISIERT

Um bei der Wahl am 24. April überhaupt antreten zu können, braucht es 6.000 Unterstüt-

zungserklärungen. Eine Hürde für die einzige unabhängige Kandidatin, die sich nicht auf einen Parteiapparat im Hinter-grund verlassen kann. Neben dieser Her-ausforderung muss sich die 69-Jährige um die Finanzierung ihrer Kampagne kümmern, die zur Gänze durch Spenden bezahlt werden soll. Während die Partei-en ihren Kandidaten bis zu 3,5 Millionen Euro zusichern, will Irmgard Griss min-destens eineinhalb Millionen aufstellen, berichtet sie am Rande des Ladies Busi-ness Lunchs in der Kanzlei Leitner und Leitner in Linz.

Griss schauen Die Veranstaltung, die regelmäßig erfolgrei-che Frauen vor den Vorhang holt, war noch nie besser besucht. Im Foyer herrscht ein regelrechtes Gedränge, alle wollen Griss schauen. Wie tickt die Frau, die in juristi-schen Fachkreisen als „kompetent, ehrgei-zig und unbeirrbar von äußeren Einflüssen“ beschrieben wird? „Sehr entspannt und authentisch“, so das Resümee des Publikums nach dem Vortrag, in dem Griss bereitwil-lig auch über ihr Privatleben erzählt.

WerdegangGriss wächst in einem verträumten Ört-chen in der Weststeiermark auf. Ihre Eltern betreiben eine kleine Land-

Chance. Als Aufdeckerin in der Hypo-Causa wurde Irmgard Griss öffentlich

bekannt. Jetzt steht die anerkannte Juristin vor der wahrscheinlich größten

Herausforderung ihrer Karriere: Sie will Bundespräsidentin werden.

Die vielleicht erste Bundespräsidentin Österreichs, Irmgard Griss.

Text: Doris Nentwich

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POLITIK

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wirtschaft. Schon früh erkennt das Mäd-chen, es will mehr. Griss beschließt, Lehre-rin zu werden, scheitert allerdings an den nicht vorhandenen Sangeskünsten. Also beginnt sie als Alternative ein Jus-Studium, das sie mit der Promotion zum Dr. jur. an der Universität Graz 1970 abschließt. Im Anschluss bleibt sie als Assistentin an der Uni und verbringt ein Jahr davon in den USA, nachdem sie als erste Österreicherin ein Stipendium an der renommierten Har-vard Law School bekommt. Zurück in Öster-reich und nach ein paar Jahren als Konzipi-entin in einer Anwaltskanzlei in Wien beginnt 1979 ihre Richterkarriere, die von der Bestellung zur Präsidentin des Obersten Gerichtshofes 2007 gekrönt wird. Im Jahr 2011 verabschiedet sich Griss in die Pensi-on, nur um weiter u. a. in der Schlichtungs-stelle für Verbrauchergeschäfte tätig zu sein. Im März 2014 wird sie beauftragt, die Kom-mission zur Hypo-Causa zu leiten. Ihr unge-schönter Abschlussbericht, in dem sie kri-tisch Entscheidungen der politischen Elite des Landes hinterfragt, machte sie über Nacht bekannt und bringt ihr breite Aner-kennung ein.

Griss for PresidentZu dieser Zeit mehren sich die Angebote, sie als Präsidentschafts-kandidatin zu unterstützen. Griss lehnt zwar die avisierten Finanz-spritzen ab, nimmt aber die Heraus-forderung an, für das höchste Amt des Staates zu kandidieren. Seither ist sie viel unterwegs und versucht allen und allem gerecht zu werden. „Ich bekomme so viele Einladungen und bemühe mich, sie alle wahrzu-nehmen. Ich freue mich über die Unterstützung, die ich wahrnehme. Sie zeigt mir, dass das Amt des Bun-despräsidenten hohe Zustimmung in der Bevölkerung genießt. Eine große Mehrheit ist der Überzeu-gung, wir brauchen dieses Amt, vor allem jetzt“, ist sich Griss sicher. Vor allem in Zeiten großer Verunsiche-rung brauche es eine mahnende

Stimme, die zum Dialog aufruft und Lösun-gen einfordert. Denn genau daran mangle es aktuell. „Ich habe das Gefühl, dass sich Poli-tiker hauptsächlich dafür interessieren, wie sie sich öffentlich möglichst positiv darstellen können. Sie schielen auf die nächste Umfrage und wollen ihre Klientel zufriedenstellen. An sachlichen Lösungen und am großen Ganzen sind sie nicht interessiert“, kritisiert die Juris-tin. Genau das sehe sie als ihre Aufgabe als Bundespräsidentin. Nicht nur hinter der Tapetentür, sondern auch davor zu agieren. Es gebe viele Fehlentwicklungen, wie etwa im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsthema, das nach Ansicht von Griss die Gesellschaft spaltet. Die einen bekennen sich zur uneinge-schränkten Solidarität, die anderen wollen die Grenzen dichtmachen. „Dieses Schwarz-Weiß-Denken bringt uns nicht weiter. Wir brauchen eine sachliche Diskussion, aus der letztlich umsetzbare Lösungen hervorgehen und es braucht Verständnis für beide Seiten“, sagt Griss.

UnabhängigkeitDarin ist sie geübt. Als Richterin hat sie jah-relang „gelernt“, beide Seiten zu hören, zu ver-stehen und eine Entscheidung anhand von

Tatsachen und rechtlichen Grund-lagen zu treffen. „Das Gesetz darf aber nicht als Ausrede missbraucht werden. Wer sich davon strangulie-ren lässt, ist ein Feigling. Es ist immer eine Frage der Auslegung und der Interpretation“, ist Griss überzeugt. Auf die Frage, wie sie denn die Unabhängigkeit ihrer Mit-kandidaten beurteile, meint Griss: „Ob es möglich ist, sich nach einer jahrelangen Karriere in einer Partei dann plötzlich davon zu distanzie-ren, kann ich nicht beurteilen. Ich habe mich nie einer Linie oder Mei-nung unterordnen wollen. Dafür bin ich viel zu kritisch, lächelt sie.

Nähere Infos zu Irmgard Griss und wie Sie sie unterstützen können, finden Sie auf der Website: www.griss16.at/unterstuetzung ■

„Ich habe mich nie einer Partei-linie oder -mei-

nung unterordnen wollen. Dafür bin ich viel zu

kritisch.“

Irmgard GrissBundespräsidentschafts-

kandidatin

Irmgard Griss mit ihrem Ehemann Gunter, einem

Anwalt in Graz. Die beiden haben zwei Söhne.

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BH STUDIE. Das Geschlecht verliert an

gesellschaftlicher Verbindlichkeit. Eine Studie des Zukunftsinstituts beleuchtet den globalen Megatrend.

Was als Feminismus begann und sich über Jahrzehnte entwickelte, ist inzwi-schen ein Umbruch, der sich nicht mehr nur in der Veränderung des Frauenbil-des bemerkbar macht. Ein Umbruch, der sich global auf Kultur, Politik und Wirt-schaft auswirkt Das Frankfurter Zu-kunftsinstitut spricht vom globalen Megatrend „Gender Shift“ – eine Erwei-terung des Trends „Female Shift“. Ob ein Kind als Bub oder Mädchen geboren

wird, legt nicht mehr fest, wie seine Bio-grafie verlaufen wird. Das hat enorme Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.

Globaler TrendDie Trendforscher postulieren sechs Schwerpunkte, die nicht mehr nur Frau-enthemen sind: In Zukunft ist das Geschlecht nicht angeboren, sondern eine individuelle Entscheidung. Männer werden aus ihrer stereotypen Geschlech-terrolle ausbrechen. Marketing agiert jen-seits von Geschlechterklischees. Auch das Internet wird Geschlechterrollen verän-dern. Und der Megatrend „Gender Shift“ geht durch alle Kulturräume. (peda)

Gender Shift

Frau mit Bart oder Mann in Frauenklei-

dern? Geschlechterrol-len sind seit Conchita

nicht mehr verbindlich.

BUCHTIPPCornelia Kelber, Anja

Kirig, Verena Muntschick „Gender Shift“

Zukunftsinstitut GmbH 190 Euro

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OPTIMAL. Die Seniorenresidenz Kur- sana in Linz-Urfahr vereint Hotelkom-fort mit höchsten Pflegestandards. Direktorin Michaela Ruß beschreibt im Interview die Vorzüge ihres Hauses.

CHEFIN: Was unterscheidet die Seni-orenresidenz Kursana von öffentli-chen Mitbewerbern?Ruß: Bei uns können alle Senioren wohnen, egal ob Pflegebedarf besteht oder das Bedürfnis, im Alter keinen Haushalt mehr führen zu müssen und sich einfach verwöhnen zu lassen. Bei Pflegebedürftigkeit bietet unser Haus professionelle Hilfe bis hin zur Betreu-ung von Wachkoma-Patienten. Unsere Angebote sind so breit gefächert, dass jeder unserer Bewohner zufrieden ist. Das beweisen mir die vielen positiven Reaktionen.

CHEFIN: Was zeichnet die Senioren-residenz in Linz besonders aus?

Ruß: Familiäre Atmosphäre, Wohnen und Verpflegung auf Hotelniveau und eine Fülle an Veranstaltungen. Es ist kein Zufall, dass wir internationale Gäste haben. Außerdem gibt es bei uns Ange-bote für Kurzzeit- und Probewohnen – also Urlaub vom Alltag. Wichtig ist auch die Nachsorge von Menschen nach Krankenhausaufenthalten. Wichtig ist für mich ein Leitsatz: Wir passen uns an die Bewohner an.

KONTAKTKursana ÖsterreichFriedrichstraße 4, 4040 LinzTel.: +43(0)732 / [email protected]

Lebensqualität im Alter

Michaela Ruß,Direktorin

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DIECHEFIN | 4948 | DIECHEFIN

D ie Goldschmiede hat Jacinta Mössenböck 1986 in Pollham bei Grieskirchen gegründet.

Zwei Jahre später übersiedelte sie mit ihrem Atelier für Goldschmiedekunst nach Grieskirchen. Im Haus am Stadt-platz fertigt sie seither Schmuckstücke nach eigenen Entwürfen – in höchster Qualität und handwerklicher Präzision. Immer wieder lässt sie sich dabei auch von Kundenwünschen inspirieren.

CHEFIN: Wie haben Sie das Vertrau-en Ihrer Kunden gewonnen?Mössenböck: Die größte Kostbarkeit meines Hauses sehe ich im feinen Gespür für Design und in der Aufmerksamkeit, die wir unseren Kunden entgegenbrin-gen. Dieses Feingefühl hat uns zu einer ganz besonderen Adresse für außerge-wöhnliche Schmuckstücke gemacht. Das nähere Umfeld hat die Gründung mei-ner Goldschmiede relativ schnell wahrge-nommen. Um in den Köpfen der Kundin-nen und Kunden aus weiterer Umgebung richtig verankert zu sein, bedarf es kon-tinuierlich guter Arbeit, guten Designs – zeitgemäß und trotzdem zeitlos – das dauert aber eine Generation.

CHEFIN: Was haben Sie zum 30-jäh-rigen Firmenjubiläum geplant?Mössenböck: Es wird ein Buch geben, in erster Linie mit Schmuckstücken aus meiner Werkstätte, meinen Möbeln sowie meinen Lampen, produziert in den

Metallwerkstätten Pöttinger. Zudem ist eine Jubiläumskollektion mit 30 exklu-siven, neuen Schmuckstücken geplant.

CHEFIN: Was braucht es, um zeitgemäß zu sein und trotzdem Qualität zu liefern?Mössenböck: Im Goldschmiedehaus wird mit viel Leidenschaft gearbeitet. Mein Team arbeitet mit Erfahrung und Feingefühl, das es auch schon an den Nachwuchs in der Werkstätte weiterge-geben hat. Der Umgang mit erlesenen Materialien und kostbaren Steinen erfor-dert ein höchstes Maß an handwerkli-chem Können. Neben der technisch perfekten Ausführung legen wir beson-deren Wert auf die Gestaltung und den

Ursprung der Materialien – wir verwen-den nur Diamanten mit ausgezeichne-ten Zertifikaten und nachgewiesen kor-rekter Herkunft. Wir fertigen Eheringe nach ganz persönlichen Vorstellungen an. Geben auch Abzeichen, Medaillen, Skulp-turen und kleinen Pokalen eine prächtige Form. Und gerne arbeiten wir mit großer Sorgfalt vorhandene Schmuckstücke um oder führen Reparaturen aus. CHEFIN: Was bedeutet Ihr Slogan „Die Vermessung der Liebe“?Mössenböck: In erster Linie bedeutet es, aus Liebe und höchster Aufmerksam-keit zum Design entworfen. Aus Liebe zum Handwerk gefertigt. Aus Liebe zum Kunden und individuell zur Person pas-send. Schmuck wird natürlich gerne aus Liebe geschenkt, um besonderen Anläs-sen – wie Geburt, Verlobung, Geburts-tag oder Weihnachten – noch eine unver-gessliche Erinnerung zu verleihen, aber vor allem, um Freude zu bereiten. Natür-lich kann man sich auch selbst Freude bereiten. Die schönste Geschichte, die ich in meiner Laufbahn erlebt habe: Ein über 80 Jahre alter ehemaliger Bankdi-rektor schenkte seiner ebenso alten Frau ein wunderschönes Diamantcollier, wel-ches sie im Schaufenster bewundert hat. Dazu meinte er: „Und wissen Sie, auch wenn meine Gemahlin dieses Collier mög-licherweise nur einmal tragen wird, so ist mir diese größere Ausgabe ihre übergroße Freude wert.“ ¢ A

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Schmuckdesign. Seit 30 Jahren ist die Grieskirchner Goldschmiedin

Jacinta Mössenböck ein Fixstern im Juwelen-Universum. Zum Firmenjubiläum

hat die Unternehmerin und Designerin besondere Pläne.

Die Vermessung der Liebe

Jacinta Mössenböck, 56, hat 1986 in Pollham eine Goldschmiede und einen Diamantgroßhan-del gegründet. Seit 1988 residiert sie auf dem Stadtplatz in Grieskir-chen. 2007 gründete Mössenböck mit ihrem Bruder Laurenz Pöttin-ger die Galerie Schloss Parz. 2009 eröffnete sie im 1. Stock des Gold-schmiedehauses ein Boutique-Hotel.

ZUR PERSON

„Die größte Kostbarkeit meines Hauses sehe ich

im feinen Gespür für Design und in der Auf-merksamkeit, die wir

unseren Kunden entge-genbringen.“

Jacinta MössenböckGoldschmiedin & Designerin

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IM FOKUS

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Auszeichnung. Sabine Obermayer wurde von Frau in der Wirtschaft als

Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Sie ist Geschäftsführerin der

Unternehmensgruppe Okalin GmbH in Uttendorf-Helpfau.

„Von nix kommt nix!“

I n einer technik-lastigen und män-nerdominierten Branche führt Sabine Obermayer seit mehr als sie-

ben Jahren erfolgreich das Familienun-ternehmen Okalin GmbH. Im Jänner wurde sie bereits zur Unternehmerin des Monats gekürt. Jetzt darf sie sich auch über die Auszeichnung „Unter-nehmerin des Jahres“ freuen, die ihr im Rahmen der Feier „20 Jahre Frau

in der Wirtschaft“ überreicht wurde. „Mit technischen Innovationen – u. a. einer modernen neuen Farbenfabrik – und mit dem Besetzen einer Nische im Bereich Straßenmarkierungen und Leit-schienenmontage – hat sie das Unter-nehmen erfolgreich positioniert und ist heute Arbeitgeberin für 70 Mitarbeiter“, sagte Landesvorsitzende Margit Anger-lehner bei der Preisverleihung.

KlimaexpertinSabine Obermayer hat das 1966 gegrün-dete Unternehmen 2007 von ihren Eltern übernommen. Die drei Firmen der Unternehmensgruppe Okalin beschäf-tigen sich hauptsächlich mit der Her-stellung von Farben und Lacken, Stra-ßenmarkierungsmaterialien und -farbe sowie mit der Montage von Leitschie-nen und dem Applizieren von Boden-

Text: Petra Danhofer

markierungen. Gute Mitarbeiterführung ist ihr ein wichtiges Anliegen: „Ich set-ze mich für ein gutes Betriebsklima ein. Dazu gehören u. a. eine leistungsgerech-te Entlohnung sowie ein Zusammenar-beiten anstatt Gegeneinander-Arbeiten. Motivierte und engagierte Mitarbeiter sind ein wichtiger Schlüssel zu Innova-tionen und zum Erfolg.“

Langer AtemUm Frauen den Weg in die Selbststän-digkeit zu erleichtern, wünscht sich Obermayer noch mehr familienfreund-liche Einrichtungen. Außerdem fordert sie, dass der Steuerdschungel entwirrt und die Trägheit der Bürokratie ent-schärft werden. Ihr Erfolgsgeheimnis beschreibt die Unternehmerin so: „Man braucht sich für keine Arbeit zu schä-men und muss den Mitarbeiterinnen

und Mitarbeitern zuhören. Weiters muss man Verständnis in jeder Lebenslage aufbringen können und zum geeigneten Zeitpunkt lästig und konsequent sein.“ Obermayers Lebensmotto ist „Von nix kommt nix!“ Mit einem langen Atem, Teamgeist und Fairness sowie Durchset-zungskraft hat sie es daher geschafft, sich in einer Männerdomäne zu behaupten. ■

Sabine Obermayer, 46, ist seit 2007 Geschäftsführerin der Unternehmensgruppe Okalin. Sie hat die Firma von ihren Eltern übernommen. Nach der Matura arbeitete sie als Au-pair in London, als Flugbeglei-terin bei Lauda Air und zehn Jahre in Wien in der Touris-musbranche. Vor 16 Jahren stieg sie in den elterlichen Betrieb ein, als sich ihr Mann als Rechtsanwalt in Salzburg selbstständig machte. Okalin ist heute einer der modernsten Farbenproduzenten Europas.

ZUR PERSON

Die Unternehmensgruppe Okalin in Uttendorf ist einer der modernsten Farben-produzenten Europas.

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Oö. Kreditgarantiegesellschaft m.b.H., Oö. Unternehmensbeteiligungsgesellschaft m.b.H. A Bethlehemstraße 3, 4020 Linz T +43 (732) 77 78 00 M [email protected]

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INTERVIEW

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Gesundheit. Medizinische Kompetenz, modernste Behandlungsmethoden,

kombiniert mit dem heilkräftigen Harbacher Hochmoor sind die Basis eines erfolgreichen

Gesundheitsaufenthaltes im Moorheilbad Harbach. Gäste und Patienten gelangen wieder

zu einem ausgeglicheneren Lebensstil und so zu mehr Gesundheit sowie Lebensfreude.

DIE HEILENDE KRAFT DES WALDVIERTLER MOORS

INTERVIEW

CHEFIN: Was zeichnet das Moorheilbad Harbach aus? Welche Zielgruppen spre-chen Sie mit Ihren Angeboten an?Das Moorheilbad Harbach wurde von meinem Vater KR Manfred Pascher initiiert und 1980 eröffnet. Heute zählt es zu den bekanntesten und gefragtesten Gesundheits- und Rehabili-tationszentren in Österreich und wir investie-ren laufend in Qualität und Ausstattung. Die Grundlage dieses Erfolges sind sicherlich unse-re regionalen, motivierten Mitarbeiter. Zu den Zielgruppen: Bei uns sind Menschen, die nicht gesund sind, sich nicht gesund fühlen bzw. aktiv etwas für ihre Gesundheit tun wol-len bestens aufgehoben! Wir sind Partner der Sozialversicherungen und behandeln bei Kur-aufenthalten Erkrankungen im Bewegungs- und Stützapparat und sind eines von ausge-wählten Häusern, die das neue Programm „Gesundheitsvorsorge Aktiv“ anbieten. Schwerpunkt ist dabei die Verbesserung der Lebensstilfaktoren Ernährung, Bewegung und Mentale Gesundheit. Zudem sind wir Spezi-alist bei orthopädischer Rehabilitation nach (Sport-)Verletzungen, Unfällen und Operati-onen. Seit letztem Jahr widmen wir uns auch intensiv dem Thema „Schmerztherapie“.

CHEFIN: Welche Heilkräfte haben das Hochmoor und die Natur des Waldviertels? Das im Moorheilbad Harbach verwendete Moor wird am Fuße unseres Hausberges – dem Nebelstein – abgebaut. Es besteht zum Großteil aus organischem Material, das viel Wasser binden und Wärme gut spei-chern kann. Bei uns kommt es vorwiegend als Moorbad zur Anwendung, dem bei chronischen Beschwerden eine entzündungshemmen-de, durchblutungsfördernde, schmerzlindernde und hor-monaktivierende Wirkung zu- geschrieben wird. Die Ruhe und die Natur des Waldvier-tels wirken entschleunigend und sind ein wichtiger Erho-lungsfaktor für unsere Patien-ten und Gäste.

CHEFIN: Was können sich Ihre Gäste von „Xundwärts“ erwarten?„Xundwärts“ lautet der Name unseres Schwer-punktes, der unseren Patienten und Gästen die Freude an der Bewegung näherbringen soll. Dafür wurde ein umfangreiches, bestens beschildertes Lauf- und Nordic-Walking-Stre-ckennetz installiert, ein Hightech-Trainings-zentrum errichtet und „Xundwärts“-Parcours geschaffen. Unsere Mitarbeiter unterstützen alle, die gerne mehr Bewegung ins Leben brin-gen wollen mit sportmedizinischen Potenzial-analysen, Techniktrainings sowie Trainings-planerstellung.

CHEFIN: Das Moorheilbad Harbach hat zum dritten Mal in Folge das Gütesiegel für Top-Gesundheitsförderung erhalten. Zusätzlich hat Ihr Haus das Gütezeichen „Best Health Austria“. Wie gelingt das?Wir müssen uns stets weiterentwickeln und am Markt orientieren, um erfolgreich zu blei-ben. Bereits im Jahr 2010 wurden wir mit dem Gütesiegel für Betriebliche Gesundheitsförde-rung ausgezeichnet und sind stolz, das Güte-siegel nun zum dritten Mal – für weitere drei Jahre – bekommen zu haben! Für das „Best Health Austria“-Gütezeichen muss ein um-fangreicher Kriterienkatalog erfüllt werden. Jährlich werden wir einem Audit durch unab-hängige Gutachter unterzogen.

CHEFIN: Wie gelingt es, diese Qualität zu bieten?Die Mitarbeiter sind die Grundlage unseres Erfolges. Um kompetente Betreuung zu gewährleisten, legen wir neben einer intensiven Ein-schulungsphase großen Wert auf die laufende Weiterbildung. Ausschließlich hochqualifizier-te Fachkräfte arbeiten mit Pati-enten und Gästen. Die fachli-che aber vor allem auch die persönliche Weiterentwick-lung wird gefördert. Rund 10.000 Stunden pro Jahr inves-tieren wir in Weiterbildung und Qualitätssicherung. ■

„Das Moor- heilbad Harbach bietet eine Kom-bination aus bes-ter medizinischer Versorgung und

Erholung in toller Naturlandschaft.“

Karin Weißenböck Geschäftsführerin

Moorheilbad Harbach

Den Patienten und Gästen wird auch die

Freude an der Bewegung nähergebracht.

Karin Weißenböck, 50, ist seit 1992 Geschäfts-führerin des Moorheil-bades Harbach (NÖ). Weiters Geschäftsfüh-rerin des Gesund-heitszentrums Zwettl, Lebens.Resort Otten-schlag, Lebens.Med Gesundheitszentren GmbH (Lebens.Med Zentrum Bad Erlach, St. Pölten) und Obfrau der Fachgruppe Gesundheitsbetriebe in NÖ und Mitglied des Fachverbandes der Gesundheitsbetriebe.

ZUR PERSON

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Unglaublich. Autohäusern entgehen Aufträge in Millionenhöhe,

weil sie durch altmodische Denke Frauen als Kundinnen verprellen.

Das ist das unfassbare Ergebnis einer Salzburger Umfrage.

ECHT JETZT?

A ls ich vor 25 Jahren mit meinem ers-ten eigenen Auto eine Werkstätte aufsuchte und den – natürlich männ-

lichen Mechanikern – erklärte, was das Pro-blem war, erntete ich ein mitleidiges Lächeln. Nach zwei Tagen der Fehlersuche, einer ergebnislosen Reparatur und astronomischer Rechnungssumme rangen sich die Herren doch noch zur – letztendlich richtigen – Diagnose durch. Besagte Werkstatt sah mich nie wieder. Dass man damals als Frau in Autohäusern nicht ernst genommen wurde, war normal. Doch wir schreiben das Jahr 2016, da sollte sich doch einiges – wenn nicht alles – geändert haben. Mitnichten!

Millionen verschenkt„Nachdem mir selbst in einem Autohaus ein unkonstruktives Verkaufsgespräch widerfah-ren ist, konnte mir jede Frau, der ich davon erzählte, ein ähnliches Erlebnis schildern“, sagt die Salzburger Expertin für Kundinnen-Gewinnung Ulrike Aichhorn. Sie hat daher eine Online-Umfrage gestartet, mit erstaun-lichen Ergebnissen. 92 Prozent der Teilneh-merinnen haben die Kaufentscheidung über ihren Neuwagen selbst getroffen. Und sie investieren ihr selbstverdientes Geld in hochklassige Modelle. Allein der potenzielle Auftragswert der Umfrage betrug 5,3 Milli-onen Euro. „Autohäuser und Werkstätten sind sich gar nicht bewusst, dass sie ihren Umsatz im Idealfall verfünffachen könnten“,

weiß Aichhorn. Viele der Befragten gaben an, dass sie als Käuferin nicht wahrgenom-men wurden.

Selbstbewusste KundinnenDer schlimmste Fauxpas: Oft sprach der Ver-käufer nur mit dem männlichen Begleiter – obwohl die potenzielle Kundin vorher deut-lich kommuniziert hatte, dass sie das Auto nutzen und bezahlen würde. Wenn es um eine Reparatur ging, wurden einige Teilneh-merinnen von oben herab behandelt und nicht ernst genommen. In einigen Fällen wurde sogar so getan, als würde sich die Kundin die Probleme nur einbilden und hät-te Halluzinationen. Die Frage eines Verkäu-fers „Trauen Sie sich überhaupt zu, so ein Auto zu fahren?“ ist selbstredend. Vom Vor-urteil, Frauen würden nur Kleinstwagen kau-fen, sollten sich Verkäufer ganz schnell ver-abschieden: Bei 30 Prozent der Befragten lag der Kaufpreis des avisierten Wagens bei mehr als 40.000 Euro. Alles Ehefrauen mit zu viel Taschengeld? Weit gefehlt: 89 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen sind 31 Jahre und älter, stehen im Berufsleben.

Luft nach oben „Wer die Kaufkraft dieser Kundinnen unter-schätzt, verliert unweigerlich im Kampf um die Marktführung und die Zielgruppe der Zukunft“, warnt Aichhorn, „denn diese Frau-en wissen genau, was sie wollen.“ Um Frau-

Viele Autohäuser nehmen Frauen noch immer nicht ernst und behandeln sie

herablassend.

Text: Petra Danhofer

en als Kundinnen zu gewinnen, müssen nicht nur Autohäuser ihre Marketingstrate-gie anpassen. Dass Verkäufer Frauen Fach-wissen absprechen, zieht sich wie ein roter Faden durch viele Verkaufsgespräche. Lassen Sie sich bei der Wahl eines neuen Fernsehers beraten. „Bei einem Mann wird der Verkäu-fer sofort fachsimpeln“, meint Aichhorn, „Pixelzahl, Hertz und Zollgröße anpreisen und erläutern, welche Geräte angeschlossen werden können. Als Frau bekommt man meist die Frage zu hören, welche Größe das Gerät haben und ob es denn schwarz oder silbern sein soll.“

Stärkste Zielgruppe der Welt„Frauen sind das nächste China!“ Das hat nicht nur Daimler-Chef Dieter Zetsche erkannt, auch die Finanzbranche ist inzwi-schen dahintergekommen, welche wirt-schaftlich hochinteressante Zielgruppe sie zu

lange vernachlässigt hat. Sie hat erkannt, dass sie mit 08/15-Einladungen zu einer „klassischen“ Produktpräsentation oder einem Themenabend zu Geldanlagen keine Kundinnen gewinnen kann. Was diese Unternehmen stattdessen brauchen, sind Events mit Wow-Faktor und eine Marke-tingstrategie, die Frauen wirklich abholt. Aichhorn weiß: „DIE Frau als Zielgruppe gibt es gar nicht. Nur wem es gelingt, alle – von der dreifachen Mutter bis zur unabhän-gigen Karrierefrau – anzusprechen, hat wirk-lich verstanden, worum es geht. Die Frauen bilden die wohl heterogenste Zielgruppe über-haupt!“ Ein wichtiger Faktor, um sich die Ziel-gruppe der Zukunft zu erschließen, ist die Beratung von „Frau zu Frau“. Schließlich wer-den laut internationalen Studien 80 Prozent der Kaufentscheidungen von Frauen getroffen. Höchste Zeit also, die stärkste Zielgruppe der Welt endlich ernst zu nehmen. ■

„Autohäuser könnten ihren

Umsatz verfünffa-chen – wenn sie

auf die Bedürfnis-se der Zielgruppe ‚Frau‘ eingehen.“

Ulrike Aichhorndie Aichhorn Unterneh-mensberatung, Salzburg

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WIRTSCHAFT

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An die Hand nehmenDass sich Frauen selbstständig machen, ein Unternehmen gründen, das war 1996 noch nicht selbstverständlich. Trotzdem gab es bereits mehr als 10.000 Unternehmerin-nen in Oberösterreich. So hob der damali-ge WKOÖ-Präsident Kurt Kaun am 1. März die überparteiliche Plattform „Frau in der Wirtschaft“ aus der Taufe. Erste Landes-vorsitzende war die Rieder Unternehmerin Christine Ammerer (Betten Ammerer). Sie startete mit einem 10-Punkte-Programm für Unternehmerinnen. Ihre Kernforderun-gen: Betriebshilfe, Chip-Karte statt Kran-kenschein und gleich hohes Karenzgeld für Unternehmerinnen. Auch wenn es gedau-ert hat – umgesetzt sind diese drei Punkte mittlerweile alle. Auch Nachfolgerin Hei-demarie Asamer – mittlerweile verstorben – verbuchte einige Erfolge: Die Betriebshil-fe für erkrankte Unternehmer wurde auf 70 Tage verlängert, die Kindergärten wurden für unter Dreijährige geöffnet und Nach-mittagsbetreuung für Volksschüler wurde eingeführt. Seit 2009 sind außerdem Kin-derbetreuungskosten steuerlich absetzbar. Asamer setzte sich auch für mehr Frauen in der Technik ein.

Vereinbarkeit von Beruf und FamilieAuch Ulrike Rabmer-Koller, die die letz-ten sechs Jahre als Landesvorsitzende die Geschicke von „Frau in der Wirtschaft“ lei-tete, kann eine erfolgreiche Bilanz ziehen. Um mehr Frauen in die Führungsetagen größerer Unternehmen, in politische Ent-scheidungsgremien und Aufsichtsräte zu

bringen, etablierte sie die Datenbank www.zukunft-frauen.at. Dort werden interessier-te und qualifizierte Frauen für Aufsichts-ratsfunktionen erfasst. Rabmer-Koller initi-ierte auch das Projekt „Unternehmerin des Monats“, das 2013 startete. Viele Verbes-serungen für Mütter unter den Unterneh-merinnen gehen ebenfalls auf ihr Konto, beispielsweise die Erhöhung des Wochen-geldes. Obwohl in den letzten 20 Jahren also viel erreicht wurde, geben die Frauen in der Wirtschaft noch lange keine Ruhe. Auch wenn viele junge Frauen heute nicht mehr auf ihr Frausein reduziert, sondern anhand ihrer Leistungen beurteilt werden wollen, hat eine Plattform wie „Frau in der Wirtschaft“ laut Angerlehner immer noch ihre Berechtigung: „Momentan braucht es das noch, dass man aufzeigt, wie die Rol-lenbilder immer noch in den Köpfen veran-kert sind, dass Wirtschaft immer noch mit ‚Mann’ verknüpft wird. Ein Mann wird sich nie überlegen, ob ein Job mit der Kinderbe-treuung vereinbar ist. Wir Frauen müssen das immer noch tun. Wenn das einmal nicht mehr der Fall ist, dann werden wir vielleicht Frauenpolitik oder „Frau in der Wirtschaft“ nicht mehr brauchen. Aber so weit sind wir noch nicht.“ ¢

20 JAHRE AUF ERFOLGSKURS

A ls ich 2009 zu „Frau in der Wirt-schaft“ gestoßen bin, hatte ich bei einem Outdoor-Training im

Rahmen der Landeskonferenz ein prä-gendes Erlebnis“, erinnert sich die neue Landesvorsitzende Margit Angerleh-ner, „der Trainer hatte Seile zwischen den Bäumen gespannt. Bei jedem Baum stand eine Funktionärin, die der nächs-

ten helfen musste, den Weg auf dem Seil zu bewältigen. Man musste die Helferinnen richtig umklammern, um nicht hinunterzufallen. Auf mich warte-te die damalige Landesvorsitzende Ulri-ke Rabmer-Koller. Ich zögerte, weil es mir unangenehm war, mich so eng an die Chefin zu hängen. Doch sie streckte mir die Hand entgegen und sagte: ‚Geh

weiter, komm!‘ Mit ihrer Hilfe schaffte ich dann den ganzen Weg am Seil ent-lang.“ Diese Anekdote spiegelt den Spirit wider, der in der überparteilichen Platt-form der Wirtschaftskammer Oberös-terreich herrscht. Unternehmerinnen und Frauen in der Wirtschaft generell an der Hand nehmen und ihnen auf ihrem Weg im Berufsleben beistehen.

Jubiläum. Mit Hunderten Gästen und Wegbegleiterinnen feierte „Frau

in der Wirtschaft“ ihr 20-jähriges Bestehen im Palais Kaufmännischer Verein.

Und zog Bilanz über zwei erfolgreiche Jahrzehnte weiblicher Wirtschaft.

Die designierte WB-Landesobfrau Doris Hummer, die stv. „Frau in der Wirtschaft“-Landesvorsitzenden Doris Schreckeneder und Judith Ringer sowie „Frau in der Wirtschaft“-Landesvorsitzende Margit Angerlehner (v. l.) beim Anschneiden der Geburtstagstorte.

Text: Petra Danhofer

10.500Frauen

waren 1996 in Oberöster-reich unternehmerisch

tätig. 2015 hat sich diese Zahl mehr als verdreifacht.

Okalin-Geschäftsführerin Sabine Obermayer (Mitte)

wurde von Margit Angerleh-ner (rechts) und Ulrike Rab-

mer-Koller zur „Unterneh-merin des Jahres“ gekürt.

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Berufsbild. Steuerberatung klingt nur auf den ersten Blick eintönig.

Es handelt sich um einen faszinierenden Beruf, der es ermöglicht, zum

„wirtschaftlichen Hausarzt“ und Berater für Unternehmen zu werden.

DIE KARRIERE STEUERN

D ie Landespräsidentin der Kammer der Wirtschaftstreuhänder in Oberöster-reich, Mag. Dr. Verena Trenkwalder

LL.M. über die Faszination des Berufs und die Karrieremöglichkeiten in der Steuerberatung.

CHEFIN: Was ist es, das Sie persönlich am Beruf des Steuerberaters fasziniert?Trenkwalder: Als Steuerberater ist man sozusagen der Hausarzt der Unternehmen, der erste Ansprechpartner in allen wirt-schaftlichen Fragestellungen. Oder, wie ich gerne sage, wir sind der ausgelagerte CFO. Wir beraten nicht nur in Buchhaltungsfra-gen, sondern sind auch die Spezialisten für eine zielsichere Investitions- und Finanz-planung sowie für eine strategische Wirt-schafts- und Unternehmungsberatung. Ich mag meinen abwechslungsreichen, heraus-fordernden und sehr erfüllenden Beruf, weil ich etwas bewegen kann.

CHEFIN: Welche Ausbildung ist erforderlich?Trenkwalder: Um als Steuerberater tätig werden zu können, muss man nach Abschluss eines abgeschlossenen facheinschlägigen Hochschulstudiums oder FH-Studiums und nach einer dreijährigen Praxiszeit eine Fach-prüfung ablegen.

CHEFIN: Frauen sind in Ihrer Berufsgruppe stark vertreten. Wie sieht es mit der Ver-einbarkeit von Karriere und Familie aus?Trenkwalder: Das stimmt, der Frauenanteil nimmt bei uns immer mehr zu. 60 Prozent der Berufsanwärter sind weiblich. Für Frauen ist es

sicher ein großer Vorteil, dass wir in unserem Berufsstand zeitlich recht flexibel arbeiten kön-nen. Wobei ich nichts schönreden möchte: Wenn man voll arbeitet, dann ist es wie in jedem Beruf ein Spagat, man braucht eine per-fekte Organisation und ein perfektes Umfeld.

CHEFIN: Welche Möglichkeiten gibt es, als Steuerberater tätig zu sein?Trenkwalder: Unsere Branche bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten. Man kann sich als Steuerberater selbstständig machen oder in einer der bestehenden Kanzleien anheu-ern. Bei den großen Unternehmen stehen internationale Karrieremöglichkeiten offen, bei den kleineren bietet sich die Spezialisie-rung auf Branchen oder Fachgebiete an.

CHEFIN: Wie sind die Jobaussichten?Trenkwalder: Der Berufsstand hat sich dynamisch entwickelt. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Mitgliederzahl der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, also der gesetzli-chen Interessenvertretung der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, auf 7.400 verdoppelt. Ten-denz steigend, derzeit sind rund 3.100 Berufsan-wärterinnen und Berufsanwärter in Ausbildung.

CHEFIN: Und wenn man nicht gleich Steu-erberater werden will?Trenkwalder: Gute Kanzleimitarbeiter sind immer gesucht. Steuersachbearbeiter, Buch-halter, Lohnverrechner, Steuerassistenten – es gibt eine Vielzahl von Berufen in unserem Berufsstand und die dafür nötigen Ausbil-dungsmöglichkeiten. ■

„Ich mag meinen spannenden,

abwechslungsrei-chen und sehr

erfüllenden Beruf.“

Verena Trenkwalder Geschäftsführerin

KPMG Linz

Verena Trenkwalder,ist geschäftsführende Gesellschafterin und Partnerin der Steuer-beratungs- und Wirt-schaftsprüfungskanz-lei KPMG in Linz. Ihre Tätigkeitsschwerpunk-te sind Konzernbesteu-erung, Unternehmens-steuerrecht, Interna-tionales Steuerrecht, Umgründungen, M&A, Finanzstrafrecht und Körperschaften öffent-lichen Rechts.

ZUR PERSON

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60 | DIECHEFIN

Wie fühlen Sie sich in Ihrer neuenPosition? Es ist auf jeden Fall eine Herausforde-rung, die mir viel Freude bereitet, da ich mit einem hervorragenden Team die erfolgreiche Entwicklung der PRIVAT BANK der Raiffeisenlandes-bank OÖ gestalten kann.

Sie haben zuvor lange Zeit im Wert-papierbereich der Raiffeisenlandes-bank OÖ gearbeitet. Was macht das Private Banking für Sie so interes-sant?Der besondere Reiz liegt vor allem in der Vielfältigkeit der Aufgaben. Ge-fragt ist hier ein solides Finanzwis-sen, gute Menschenkenntnis und ein seriöses Auftreten.

Die PRIVAT BANK verwaltet ein Geschäftsvolumen von rund 4,8 Milli-arden Euro. Wollen Sie neue Schwer-punkte setzen? Für mich ist es ganz wichtig, Bera-tungsqualität und Kundennähe noch

stärker in den Vordergrund zu stel-len, indem wir unseren Kunden im permanenten Dialog flexible Lösun-gen anbieten. Darüber hinaus wollen wir auch spezielle Konzepte für die nächste Kundengeneration – also die Generation der Erben – erarbeiten. Haben Frauen andere Ansprüche an das Private Banking als Männer?Frauen denken bei ihren Investments im Vergleich zu Männern tendenziell langfristig. Außerdem sind ihnen die Vorsorge und finanzielle Absicherung der Familie wichtig. Bei der Geldanla-ge stehen bei Frauen Flexibilität und Sicherheit im Mittelpunkt.

Wie legen Sie persönlich Ihr Geld an?Dazu gehört einerseits das Sparbuch für die tägliche Reserve, außerdem breitgestreute Investmentfonds, und da ich ja lange im Wertpapierbereich gearbeitet habe auch einzelne Aktien von Unternehmen, mit denen ich mich identifizieren kann.

Was bedeutet für Sie Erfolg?Erfolg bedeutet für mich, sich Ziele zu setzen und diese gemeinsam mit einem guten Team zu erreichen. Sich immer wieder neuen Aufgaben zu stel-len, Veränderungen positiv gegenüber zu stehen und immer in Chancen und nicht in Problemen zu denken.

Noch mehr Beratungsqualität und Kundennähe

Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner,Generaldirektor-Stellvertreterin

der Raiffeisenlandesbank OÖFoto

: RLB

STARKE FRAUENIM PORTRÄT!

Klicken Sie rein aufwww.raiffeisen-ooe.at/frauenund erfahren Sie mehr.

Oder einfach mit Ihrem Handy den Code scannen:

„Der Erfolg einesUnternehmens ist immer

abhängig vom Menschen.“

Mag. Waltraud Perndorfer, Leiterin PRIVAT BANK

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: RLB

NEUE STÄRKE. Mag. Waltraud Perndorfer leitet seit Ende 2015 die PRIVAT BANK der Raiffei-senlandesbank OÖ. Im Interview spricht sie von ihren Plänen, Erfolgsfaktoren im Beruf und ihrer persönlichen Anlagestrategie.

Die Raiffeisenlandesbank OÖ engagiert sich in besonderer Weise für die unter-schiedlichen Bedürfnisse der Frauen. Sie ist nicht nur ein verlässlicher Fi-nanzpartner, sondern auch ein attrakti-ver Arbeitgeber.

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Top-Managerin. Ihren Plan, Orchideen in Südafrika zu züchten, gab

sie auf und gründete vor 30 Jahren ein Personaldienstleistungsunternehmen.

Ingrid Hofmann zählt heute zu den drei Top-Unternehmerinnen Deutschlands.

PERSÖNLICHKEIT

INTERVIEW

Ingrid Hofmann, 61, gründe-te 1985 die heutige Hofmann Gruppe mit 22.500 Mitarbei-tern. Ingrid Hofmann wurde mehrfach ausgezeichnet und gilt als eine der Top-3-Unter-nehmerinnen in Deutschland.

ZUR PERSON

CHEFIN: Sie wollten ursprünglich in Südafrika Orchideen züchten. Wie kamen Sie dann dazu, ein Personaldienstleis-tungsunternehmen zu gründen?Hofmann: Als ich nach absolvierter Ausbil-dung als Außenhandelskauffrau meine mir zugesagte Tätigkeit in Südafrika antreten wollte, war dies leider aufgrund der damali-gen Rassenunruhen nicht möglich. Ich such-te eine Alternative. Da ich außer mit Blumen bzw. Orchideen auch sehr gerne mit Men-schen arbeite, habe ich mich für eine weitere Ausbildung im Personalbereich entschieden. Damit habe ich meinen eigentlichen Traum-beruf gefunden. Nach einigen Jahren im Angestelltenverhältnis entschloss ich mich, mich selbstständig zu machen.

CHEFIN: Studien belegen, dass Frauen im HR-Sektor aufgrund höherer Empa-thie bessere Ergebnisse erzielen als Männer. Können Sie das bestätigen?Hofmann: Aus meiner Erfahrung kann ich durchaus bestätigen, dass ganz besonders in der Personaldienstleistungsbranche Frauen sehr erfolgreich sind. Dies kann natürlich

damit zusammenhängen, dass sie sich ganz intensiv mit den Kundenanforderungen aus-einandersetzen. Zudem haben sie ein gutes Gespür für das Arbeitsklima im jeweiligen Kundenbetrieb und kümmern sich beson-ders um die sogenannten Soft Skills.

CHEFIN: Sie sind eine hoch engagierte Frau. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?Hofmann: Es ist meine Neugierde, die mich immer wieder neue Herausforderungen annehmen lässt. Alles, was ich noch nicht kenne, interessiert mich. Natürlich ist mein Terminkalender eine Herausforderung für mich – und mehr noch für meine beiden Assistentinnen. Dabei hilft mir, dass ich sel-ten mehr als 4 bis 5 Stunden Schlaf brauche. Grundsätzlich versuche ich, eine gewisse Balance zwischen Beruf, Hobbys, Ehrenamt und Privatleben zu wahren. Ich gehöre auch nicht zu den Unternehmern, die sich nie Urlaub gönnen. Ich gehe mit meiner Familie häufig ins Kino, ins Theater, in die Oper, lese ständig Bücher und versuche, einigermaßen regelmäßig Sport zu machen. ■

„Aus meiner Erfahrung kann

ich durchaus bestätigen, dass

ganz besonders in der Personal-

dienstleistungs-branche Frauen sehr erfolgreich

sind.“

Ingrid Hofmann Gründerin Hofmann Gruppe A

NZE

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W ährend vor vier Jahren der Anteil der Frauen an den Pro-grammen der LIMAK Austri-

an Business School deutlich unter zehn Prozent lag, waren es 2015 bereits 25 Pro-zent. Und das ist gut so, denn mehr Frau-en in Managementpositionen fördern die Diversität in Unternehmen, machen Per-spektivenvielfalt lebbar und steigern nachweislich die Wettbewerbsfähigkeit (McKinsey Studie 2010). Das Mixed Lea-dership-Barometer 2015 von Ernst & Young zeigt für Österreich dieses Bild: In den Aufsichtsräten von im Wiener Börse Index notierten Unternehmen liegt der Frauenanteil bei 16 Prozent. Auf Vor-standsebene sind es nur vier Prozent. Dabei sind sich zwei Drittel der befragten Führungskräfte auf der ganzen Welt einig: Frauen in Führungspositionen steigern den Erfolg des Unternehmens. Frauen wollen klare Weiterentwicklungsmöglich-

keiten. Diese sind aus Sicht der befragten weiblichen Führungskräfte der wichtigs-te Karrierebeschleuniger (35 Prozent).

In FührungspositionenDamit untrennbar verbunden sind ent-sprechende Weiterbildungsmöglichkei-ten, wie beispielweise MBA-Programme oder fachlich spezialisierte Kurzformate, wie sie auch die LIMAK anbietet. Viele „LIMAKianer“ sind heutzutage in Top-positionen der Wirtschaft auf Vorstands- und Geschäftsführungsebene zu finden. Beispielsweise voestalpine-Vorstandsmit-glied Pauline Seidermann – sie hat gleich zwei LIMAK-Programme absolviert. „Frauen sind in Führungspositionen immer noch viel zu wenig repräsentiert“, betont Seidermann, „eine fundierte Aus-bildung ist eine wesentliche Basis für eine erfolgreiche berufliche Karriere. Und der MBA mit seinem breiten Management- FO

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Karriere. Frauen zeigen den Willen und die Ausdauer

für beruflichen Erfolg, indem sie sich weiterbilden. Diese

Zielorientierung ist ein Attribut erfolgreicher Manager.

Text: Petra Danhofer

Fokus ist dabei ein gutes Fundament.“ Der Wert einer MBA-Ausbildung liegt aus Sei-dermanns Sicht vor allem in der Interna-tionalität. „Der MBA war vermutlich kein Kriterium für meine Bestellung als Finanz-vorstand“, glaubt die Managerin, „aber der Lehrgang hat geholfen, einen breiteren Blickwinkel für so manche Themenstel-lung zu bekommen.“

Entwicklung durch BildungKatarzyna Viechtbauer ist heute im Glo-bal Controlling bei der Lenzing AG tätig. Sie absolvierte den „Global Executive MBA“. Ihre Motivation: „Um sich als Führungskraft entwickeln zu können, ist es wichtig, neue Herausforderungen anzunehmen. Ich wollte auch in andere Bereiche Einblick bekommen. Dieses neu gewonnene Verständnis hilft mir, den täglichen Herausforderungen mei-nes Jobs besser zu begegnen und neue Impulse zu setzen.“ Vor allem der Erfah-rungsaustausch mit anderen Führungs-kräften hat ihr neue Ansätze aufgezeigt. „Und last, but not least – durch den MBA vergrößert sich das Netzwerk, man tritt in eine Community aus ehema-ligen Studenten, Vortragenden und Fir-menpartnern ein“, betont Viechtbauer.

Frauen, die beim Wiedereinstieg nach einer Karenz Unsicherheiten erleben, könnten diese mit einem MBA-Programm gezielt abfedern, meint Teresa Urbano, Produktentwicklerin beim ökologischen Versandhändler Grüne Erde und derzeit in Karenz. Sie hat den „Master of Innova-

tion Management“ erworben und betont: „Ich finde Frauen im Innovationsbereich wichtig. Ihre Sichtweisen sind notwendig, um zukunftsfähige Lösungen zu entwi-ckeln. Motivierend empfinde ich, dass an der LIMAK Leistungen von Frauen und weibliche Kreativität sichtbar werden.“

Mehr SelbstbewusstseinFrauen an der LIMAK sind im Vor-marsch, da sieben unterschiedliche Spe-zialisierungen Themen abdecken, die verstärkt von Frauen in Führungspositi-onen besetzt sind. So waren 2015 32 Pro-zent der Teilnehmer im Bereich „Change Management and Organizational Deve-lopment“ weiblich. „Eine große Tendenz sehen wir speziell bei Frauen zu kompak-ten Kurzformaten“, betont LIMAK-Geschäftsführer Gerhard Leitner, „mehr als 40 Prozent der Teilnehmer in den IN.TENSIVE-Lehrgängen waren 2015 weiblich.“ Bonner Wissenschaftler des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) haben herausgefunden, dass Frauen im Wettbewerb um die Besetzung von Füh-rungspositionen ihre eigene Leistung im Durchschnitt geringer einschätzten als Männer. „Auch wir merken das immer wieder bei Bewerbungen“, bedauert Leit-ner, „ich wünsche mir, dass sich Frauen ihrer Führungspotenziale stärker bewusst sind und diese auch nutzen. Wir sehen, dass viele Frauen die nötigen Kompeten-zen für Führungspositionen auf allen Ebe-nen mitbringen.“ Wie auch Viechtbauer ihren Geschlechtsgenossinnen rät: „If you can dream it, you can make it!“ ■

Katarzyna Viechtbauer, Lenzing AG

Teresa Urbano, Grüne Erde GmbH, dzt. in Karenz

„Durch den MBA ver-größert sich das Netz-werk aus Studenten, Vortragenden und Firmenpartnern.“

„Unsicherheiten beim Wiedereinstieg nach der Karenz konnte ich gezielt abfedern.“

Pauline Seidermann, voestalpine Stahl AG

„Der MBA war vermut-lich kein Kriterium für meine Bestellung als Finanzvorstand, aber ich habe einen breiteren Blickwinkel bekommen.“

25Prozent

betrug der Frauenanteil an den LIMAK-Program-men im Jahr 2015. 2011

lag er noch deutlich unter zehn Prozent.

MASTERS ofthe UNIVERSE

MBA

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DIECHEFIN | 6564 | DIECHEFIN

B eim jetzigen Tempo könnte es noch rund 950 Jahre dauern, bis die beruf-liche Gleichberechtigung von Mann

und Frau faktisch erreicht ist, sagt die Inter-nationale Arbeitsorganisation in Genf. „Die deutsche Wirtschaftsmediatorin und Coachin Sigrid Meuselbach hat mit „Weck die Chefin in dir“ ein Buch für alle Frauen geschrieben, die keine 950 Jahre warten wollen. Ihr Credo: Wenn ‚frau‘ männlichen Strategien und Machtspielen nicht arglos ausgeliefert sein will, muss sie die Regeln kennen, nach denen das Karrierespiel gespielt wird. Dabei geht es nicht um das Für und Wider weiblicher und männlicher Kompetenzen. Beide haben ihre Stärken. Die Kölner Autorin rät: „Frauen lernt von den Männern und schlagt sie, wenn nötig, mit den eigenen Waffen!“ Die deutsche Bun-deskanzlerin Angela Merkel beherrscht die männliche Strategie. „Sie hat von ihrem Vor-

gänger Helmut Kohl durch exzellente Beob-achtung viel gelernt und ihn dann mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Die hochintelli-gente Physikerin kann sehr gut zuhören, ist empathiefähig, wissbegierig und punktet durch ihr für Frauen einmaliges unbeschwer-tes Verhältnis zur Macht. Vielgeschätzt ist auch ihr trockener Humor“. So fasst die Coa-chin Merkels Erfolgsrezept zusammen.

Karriereuniform statt High HeelsAngela Merkel lenkt durch ihr Äußeres, sprich Auftreten und Kleidung, nicht von dem ab, was sie zu sagen hat. Meuselbach sieht das Spiel mit weiblichen Reizen eher als Karrierekiller an. „Nicht, dass es keine attraktiven Frauen an der Spitze gäbe, aber aus meiner Erfahrung als Moderatorin von Assessment-Centern habe ich erlebt, dass die Entscheider hinterher mehr über die Beine einer Frau als über ihre Kom-

Selbstbehauptung. Frauen,

die im Beruf an die Spitze wollen, müssen

die Spielregeln der Männer kennen und

bei Bedarf auch anwenden.

„MUTTIS“ REZEPTE

Text: Christine Radmayr

MANAGEMENTMANAGEMENT

petenzen diskutiert haben. Eingestellt wurde danach ein Mann, mit dem Argument, eine hübsche Frau, die ihre Reize betont, bringe ‚den Laden nur durcheinander‘. Die Welt ist, wie sie ist und nicht, wie wir sie gerne hätten“, sagt die systemische Coachin. Teurer Hosenanzug, geschlossene Schuhe, Bluse oder T-Shirt, wenig Schmuck, kein Dekolleté, keine betonte Taille und nackte Beine, keine Blümchen, mäßige Absätze statt High Heels seien optimal. Fri-schere Farben als in der grau-blau-schwarzen Männerwelt dürfen aber sein. Hillary Clinton, Angela Merkel oder Christine Lagarde tragen keine Flatterröcke, sondern Uniformen des Erfolges. Und sie wissen warum.

Klare Worte findenOhne Kommunikationstraining geht in Meu-selbachs „Durchboxtrainings“ für Frauen gar nichts. „Sagt klar, was ihr wollt! Dann weiß

Mann wenigstens, woran er ist“. Klartext schafft Klarheit. „Frauen legen tendenziell mehr Wert auf harmonische Beziehungen und senden auch beim Reden entsprechende Sig-nale, während Männer verbal Hierarchien aus-fechten und kein Problem damit haben, in Wettbewerb zu treten“, sagt die Mediatorin. Frauen kommunizieren indirekter, höflicher und vorsichtiger. Männer reden eher klar und sachlich. Wenn Frauen einwerfen, dass sie nicht so selbstverliebt, machtorientiert und durchsetzungsstark agieren wollen wie Män-ner, entgegnet die Coachin: „Ich bin für keine pauschale Vermännlichung, sondern den Erwerb interkultureller Kompetenz. Ich möch-te Frauen zu strategischem Verhalten und bewussten Entscheidungen ermuntern, nicht zur Kopie männlichen Machotums.“ Es sei völ-lig okay, wenn eine Frau bewusst sagt: Dieses Spiel will ich nicht mitspielen.FO

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BUCHTIPPSigrid Meuselbach.

„Weck die Chefin in dir. 40 Strategien für mehr

Selbstbehauptung im Job“ Ariston Verlag

17,50 Euro

„Frauen, lernt von den Männern

und schlagt sie, wenn nötig, mit

den eigenen Waffen! “

Sigrid Meuselbach Coach und Autorin

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Selbstzweifel sind nicht angesagtEs geht um den persönlichen, authentischen Führungsstil. Aber Frauen und Männer ticken eben unterschiedlich. Meuselbach formuliert es so: Eine Frau will es gerne allen recht machen. Ein Mann tut sich leichter, auch Unangenehmes durchzusetzen und er erklärt dem Gegenüber innerhalb von 15 Minuten spielend, welch toller Hecht er ist. „Frauen haben als innere Antreiber zwei Papageien auf ihren Schultern sitzen, der eine heißt Perfek-tionismus und der andere Zweifel.“ Einen wei-teren Karrierekiller ortet die Organisationsbe-raterin in den Auszeiten zur Kindererziehung. „Wer eineinhalb Jahre aussteigt, ist weg vom Fenster, in dieser Zeit hat sich das Wissen ver-doppelt. Die Politik muss da bessere Rahmen-bedingungen schaffen. In Norwegen zum Bei-spiel muss auch ein Mann eine bestimmte Zeit

lang Erziehungsurlaub nehmen, damit die Familie überhaupt Erziehungsgeld bekommt“, sagt die Autorin.

Ohne „Diversity“ geht nichtsMeuselbach hofft, dass sich in 15 Jahren, wenn die „old boys“ unter den Chefs in Pension gehen, die Strategie durchgesetzt hat, gemein-sam zu führen und zu gestalten: „Nur mit gutem Diversity Management werden inter-nationale Firmen konkurrenzfähig bleiben.“ Bis dahin gibt es viel zu tun, um Frauen in Füh-rung zu bringen und Männern zu helfen, damit zu leben. „Mein Ziel ist, dass eine Frau selbstbestimmt ihren Weg gehen darf“. Sie soll nicht dem Klischee des dominanten „Alpha-männchens“ entsprechen, sondern sich mit Authentizität und Klarheit, mit Entgegenkom-men und Abgrenzung im Wettbewerb um Führungspositionen behaupten lernen. ■

TIPPDurchboxtraining für Frauen: Meuselbach

arbeitet in diesem Work-shop mit einem männli-chen Sparringspartner, der in Rollenspielen die männlichen Spielregeln einbringt. Typische Kon-

flikte der Frauen aus dem beruflichen Alltag werden

nachgestellt. Info: Durchboxtraining am

2. 6. 2016 in Salzburg. Anmeldung unter: www.

meuselbach-seminare.de/terminkalender.html

Sigrid Meuselbach weckt die Chefin in der Frau.

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KONJUNKTUR. Der auf Wirt-schaftsbund-Initiative eingeführte Handwerkerbonus hat sich als vol-ler Erfolg erwiesen und soll nun erneut gestartet werden!

Insgesamt wurde die Maßnahme von rund 60.000 Österreichern in Anspruch genommen. „Durch Initia-tiven wie den Handwerkerbonus kur-beln wir die Nachfrage an, entlas-ten Privathaushalte und unterstützen die vielen heimischen Handwerks-betriebe“, betont WB-LO-Stv. LAbg. Doris Hummer. „Das ist eine Win-Win-Win-Situation für die Konsumen-ten, die Betriebe und auch für den Staat. Daher ist es für uns ein beson-deres Anliegen, dass diese wichtige

Maßnahme möglichst rasch fortge-führt wird!“ Studien zufolge entstehen bereits mit 10 Millionen Euro Förder-volumen rund 800 neue Arbeitsplätze.

Dringender Appell „Was der Standort Oberösterreich braucht, ist wirtschaftliches Wachs-tum“, weiß WB-Direktor Wolfgang Greil. „Daher ist es wichtig, erfolgrei-

che Initiativen wie den Handwerker-bonus wieder einzuführen.“ Der Handwerkerbonus leistet zudem einen Beitrag zur Bekämpfung von Schwarzarbeit. „Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren“, erklärt Greil. Die regionale Wert-schöpfung unterstützt den unterneh-merischen Mittelstand.www.ooe-wb-at

Wertvoll für Wirtschaft und Bürger Fordern eine rasche Wiedereinfüh-rung des Handwerkerbonus, v. l.: WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner, WB-LO-Stv. LAbg. Doris Hummer, Präsident Christoph Leitl und WB-Direktor Wolfgang Greil

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