17673469 Tao Te King Ubersetzt Von Peter Kobbe

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  • Das

    von

    Chinese - English byR.L. Wing, 1986

    English - German byPeter Kobbe, 1987

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    Vorwort/Foreword

    Meine bersetzung folgt dem Urtext so wrtlich wie irgend mglich, ohne das Beiwerk von Reimund poetischer Umschreibung. Neben jedem bersetzten Kapitel ist der entsprechende Urtextmitabgedruckt, um dem an dieser ungewohnten, aber sehr schnen Schriftsprache interessiertenLeser die Mglichkeit zu geben, in die chinesische Originalfassung einzudringen und sich in ihr,selbst ohne vorherige Kenntnis der Schriftzeichen, zurechtzufinden. Das alte Chinesisch ist einedunkle, paradoxe Sprache. Es kennt kein Aktiv oder Passiv, kein Singular oder Plural. Beinahejedes Wort kann in der jeweiligen Aussage smtliche grammatikalischen Funktionen bernehmen.Es ist die Aufgabe des bersetzers, fr den Leser die diesbezglichen Unterscheidungenfestzulegen und die bestmgliche Wahl zu treffen, die der bertragung des Werkgehalts amehesten gerecht wird.

    Um die Sprdigkeit der bersetzung etwas abzumildern und den Sinn der Texte deutlicherherauszustellen, wurden die Kapitel-Zeilen in einer typographischen Anordnung dargeboten, dieden Eindruck und den Rhythmus des Originals wenigstens ansatzweise vermitteln soll.Altchinesische Texte haben keine Interpunktion, und wieder ist es Aufgabe des bersetzers, dieGrundgedanken so voneinander abzugrenzen, da sie dem Leser falich werden ...

    Das Wort Tao habe ich nicht bersetzt, da es ein Begriff ist, der westlichen Lesern immer vertrauterwird. Hufig wird es mit "der Weg" bersetzt, aber dieser Ausdruck gibt nicht die eigentlicheBedeutung von Tao wieder; genaugenommen bedeutet es "die Wirkungsweise des Universums".Ohnehin ist das zentrale Anliegen des Tao Te King die nhere Bestimmung des Tao; deswegen isteine bersetzung des Wortes nicht wirklich erforderlich. Das Wort Te wird hufig mit "Tugend"bersetzt, eine etwas unglckliche Wortwahl fr einen beraus wichtigen Begriff. In der westlichenWelt wird Tugend mit Rechtschaffenheit assoziiert, aber in Wirklichkeit bezieht sich der Ausdruck Teauf die potentielle Energie, die dann entsteht, wenn man sich am richtigen Ort und zum richtigenZeitpunkt in der richtigen Disposition befindet. Im frhen China wurde das Pflanzen des Saatgutsals Te aufgefat, und davon leitete sich die Bedeutung von Te als gespeicherte Energie oderPotentialitt ab, gelegentlich auch als magischer Kraft. Erst Jahrhunderte spter, als diekonfuzianistischen Ideale in ihrer Blte standen, wurde Te allmhlich in der Bedeutung vongesellschaftlich sanktioniertem Moralverhalten gebraucht, und in diesem Sinne wurde es schlielichmit "Tugend" bersetzt. Deshalb habe ich, in Anlehnung an andere zeitgenssische bersetzer, dieBedeutung von Te wieder auf seinen ursprnglichen Begriff, den der "Kraft", zurckgefhrt.

    Zum richtigen Verstndnis eines Werkes wie des Tao Te King ist es wichtig, sich stndig vor Augenzu halten, da chinesische Schriftzeichen weniger Reprsentanten von Wrtern als Symbole frIdeen sind. Nicht mit Worten teilt uns Laotse mit, was er denkt, sondern er zeigt es uns in

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  • Symbolen. Deshalb wendet sich das eigentliche Werk unmittelbar an die geistige Intuition desLesers, whrend die Worte gegenber der zentralen Idee nur eine bermittlerrolle spielen. Wegendieser radikalen Ausrichtung auf eine einzige Idee gilt fr das Tao Te King das Sprichwort: 'Besser,du liest ein Buch hundertmal als hundert Bcher einmal'.

    Die Grundintention des Tao Te King besteht darin, im Bewutsein des Lesers wie ein Katalysator zuwirken und Einsichten in das Wesen der Realitt freizusetzen, was fr den Leser wiederumbedeutet, da er an der Sinnkonstituierung des Werkes produktiv teilnehmen mu. Laotse hattenicht die Absicht, ein abgeschlossenes, endgltiges, eindeutiges Werk zu schaffen, das ber denhistorischen Wandel erhaben wre; es htte sich dann nicht wie das Tao selbst verhalten. Genaudies hat Laotse aber gewollt und erreicht.

    1

    DER ANFANG DER KRAFT

    Das sagbare TaoIst nicht das Tao des Absoluten.

    Der nennbare NameIst nicht der Name des Absoluten.

    Das Namenlose rief Himmel und Erde ins Leben.Das Nennbare ist die Mutter aller Dinge.

    Demnach enthllt sich dem erwartungslosen BlickStets der Beweg-Grund;

    Dem erwartungsvollen Blick aber enthllt sichStets die Begrenzung.

    Der Ursprung der beiden ist der gleiche.Nur dem Namen nach sind sie verschieden.

    Zusammen nennt man sie tief,Tief und geheimnisvoll.

    Das Tor zum kollektiven Beweg-Grund.

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    2

    DIE POLARITT NUTZEN

    Wenn alle Welt das Schne als Schnes erkennt,So nur auf dem Hintergrund des Hsslichen.

    Wenn sie das Gute als Gutes erkennt,So nur auf dem Hintergrund des Bsen.

    Gleichermassen:Sein und Nichtsein erzeugen einander.Schwierig und leicht ergnzen einander.

    Lang und kurz spiegeln einander.Hoch und niedrig umarmen einander.Klang und Ton bestimmen einander.

    Vergangenes und Knftiges folgen einander.

    Demgemss auch die reifen Menschen:Sie behaupten ihre Stellung ohne Mhe.Verwirklichen ihre Lehre ohne Worte.

    Sind ein Teil von allen Dingen und bersehen keines.Sie erzeugen, aber besitzen nicht.Sie handeln ohne Erwartung.

    Sie vollbringen ohne Anspruch auf Verdienst.

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  • Frwahr, weil sie kein Verdienst beanspruchen, wchst es ihnen zu.

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    3

    DEN FRIEDEN WAHREN

    Erhht nicht die besonders Begabten.Und die Menschen werden nicht streiten.Schtzt nicht schwer erschwingliche Gter.Und die Menschen werden nicht zu Dieben.Richtet das Augenmerk nicht aufs Begehren.

    Und das Menschenherz bleibt unbetrt.

    Demgemss fhren reife Menschen die andern:Sie ffnen ihnen das Herz.Sie festigen ihnen die Mitte.Sie mildern ihr Begehren.Sie strken ihren Charakter.

    Lasst die Menschen stets ohne List und Begehren handeln;Lasst die Schlaukpfe am Handeln verzagen.

    Handelt, ohne zu handeln,Und nichts bleibt ungeordnet.

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    4

    DAS WESEN DES TAO

    Das Tao ist leer und doch nutzbar:Niemals fllt es sich an.

    So unergrndlich!Es gemahnt an den Ursprung aller Dinge.

    Es stumpft die Schrfe ab,Entwirrt die Verschlingung,Und mildert die Helligkeit.

    Es geht auf den Wegen der Welt.

    So tief!Es gemahnt an ein bestimmtes Sein.Ich weiss nicht, wessen Spross es ist,Dies Bildnis im Vorfeld des Ursprungs.

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    5

    SICH AN DIE MITTE HALTEN

    Himmel und Erde sind unparteiisch;Strohunde sind fr sie alle Dinge.Reife Menschen sind unparteiisch;

    Strohunde sind fr sie alle Menschen.

    Zwischen Himmel und Erde

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  • Gleicht der Raum einem Blasebalg.Seine Gestalt ndert sich,

    Aber nicht sein Bau.Je mehr er sich bewegt,

    Desto mehr bringt er hervor.

    Zuviel Reden verausgabt sich selbst.Gesammelt zu bleiben ist besser.

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    6

    DAS VERBORGENE ERFASSEN

    Unsterblich ist das Geheimnis des Tals:Als das Verborgen-Weibliche ist es bekannt.Das Eingangstor des Verborgen-WeiblichenIst der Quellgrund von Himmel und Erde.

    Ewig und endlos tritt es in Erscheinung.Seine Nutzbarkeit kommt ohne Mhe.

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    7

    DIE KRAFT DER SELBSTLOSIGKEIT

    Der Himmel ist ewig, die Erde immerwhrend.Ewig und immerwhrend knnen sie sein,

    Weil sie nicht um ihrer selbst willen sind und wirken.Aus diesem Grund knnen sie ewig sein und wirken.

    Daher setzen reife MenschenIhr Selbst an die letzte Stelle.

    Und stehen doch an erster Stelle.Stellen ihr Selbst an die Seite,Und bleiben doch in der Mitte.

    Ohne Selbst-Zweck sind sie:Siegen ihre Zwecke nicht aus diesem Grund?

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    8

    FRIEDLICHE WERTE

    Der hchste Wert gleicht dem Wasser.

    Der Wert des Wassers bringt allen Dingen Nutzen.Und doch geschieht dies ohne Wettstreit.Es verharrt an Orten, die andere verachten,

    Und ist daher dem Tao nah verwandt.

    Der Wert einer Behausung zeigt sich an der Wahl des Platzes.Der Wert eines Gemts zeigt sich an der Tiefe.

    Der Wert menschlichen Umgangs zeigt sich an der Wohlgesinntheit.Der Wert von Worten zeigt sich an der Aufrichtigkeit.

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  • Der Wert der Fhrung zeigt sich an der Ordnung.Der Wert des Schaffens zeigt sich an der Tchtigkeit.

    Der Wert des Ttigwerdens zeigt sich an der Rechtzeitigkeit.

    Frwahr, weil dies ohne Wettstreit geschieht,Kommt auch kein Unmut auf.

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    9

    DEN NIEDERGANG BERWINDEN

    Nicht festhalten an der Flle:Besser loslassen beizeiten.

    Schrfe, die bergrndlich eindringt,Kann nicht lange schtzen.

    Ein mit Schtzen angeflltes HausKann nicht verteidigt werden.

    Stolz auf Wohlstand und AnsehenIst Blendwerk vor dem eignen Zusammenbruch.

    Sich zurckziehen nach vollbrachter LeistungIst das Tao in der Natur.

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    10

    INNERE HARMONIE

    Wenn du deine Seelenkrfte bndigst und das Eine umfngst,Kannst du unzerteilt bleiben?

    Wenn du energisch deinen Einfluss einsetzt,Kannst du dich biegen und fgen wie ein Neugeborenes?

    Wenn du deine Einsicht luterst,Kannst du von Irrtum frei werden?

    Wenn du die Menschen liebst und die Organisation lenkst,Kannst du des Handelns dich enthalten?

    Wenn du das Tor zur Natur ffnest und schliesst,Kannst du nicht erschlaffen?

    Wenn du ringsum alles klar siehst und verstehst,Kannst du ohne Wissen sein?

    Bring Dinge hervor, lass Dinge gedeihen;Bringe hervor, aber nimm nicht in Besitz.

    Handle ohne Erwartung.Steige im Rang, ohne zu beherrschen.Dies nennt man die verborgenen Krfte.

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    11

    NUTZEN, WAS NICHT IST

    Dreissig Speichen laufen in einer Nabe zusammen;

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  • Was nicht da ist, macht das Rad brauchbar.Ton wird geformt und gehhlt zum Topf;

    Was nicht da ist, macht den Topf brauchbar.Fenster und Tren bricht man heraus beim Bau eines Zimmers;

    Was nicht da ist, macht das Zimmer brauchbar.

    Zieh also deinen Vorteil aus dem, was ist,Indem du Gebrauch machst, von dem, was nicht ist.

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    12

    DIE SINNE UNTER KONTROLLE HALTEN

    Die fnf Farben blenden das Auge.Die fnf Tne betuben das Ohr.

    Die fnf Wrzen stumpfen den Gaumen ab.

    Rennen und Jagen verstren das Herz.Schwer erschwingliche Gter blockieren den Weg.

    Darum tragen reife MenschenSorge fr das Zentrum und nicht frs Auge.

    Sie verwerfen das eine und empfangen das andre.

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    13

    DAS SELBST ERWEITERN

    Gunst wie Ungunst bergen Schrecken.Ansehn und Angst werden dem Selbst gleich gesetzt.

    Was besagt "Gunst wie Ungunst bergen Schrecken"?Gunst erhht; Ungunst erniedrigt.Sie erlangen bringt Schrecken.Sie verlieren bringt Schrecken.

    Das besagt "Gunst wie Ungunst bergen Schrecken".

    Was besagt "Ansehn und Angst werden dem Selbst gleich gesetzt"?Die Quelle unserer Angst

    Ist unser Selbst.Wenn wir selbstlos sind,

    Wovor sich dann ngstigen?

    Demnach: Wer die Welt als sein Selbst erachtet,Der wird sich der Welt widmen.

    Wer die Welt als sein Selbst liebt,Dem wird man die Welt anvertrauen.

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    14

    DER INBEGRIFF DES TAO

    Danach geschaut doch nicht erblickt:Es heisst gestaltlos.

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  • Darauf gehorcht, doch nicht erlauscht:Es heisst geruschlos.

    Danach gefasst, doch nicht erlangt:Es heisst ungreifbar.

    Diese drei kann der Verstand nicht scheiden.So mischen sie sich und wirken als Eines.

    Sein Aufgang ist nicht hell,Sein Untergang nicht dunkel.

    Endlos strmt das Namenlose dahin,Und kehrt ins Nichts zurck.

    Darum nennt man esDie Form des Formlosen.

    Das Abbild des Wesenlosen.Darum nennt man es schemenhaft, entgleitend.

    Wer ihm gegenbersteht, sieht nicht seinen Anfang.Wer ihm nachfolgt, sieht nicht sein Ende.

    Halte fest am uralten Tao:Beherrsche und lenke die Dinge das Tags.Sei dir des uralten Quellgrunds bewusst:Dies nennt man den Inbegriff des Tao.

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    15

    DIE KRAFT IM SUBTILEN WIRKEN

    Die im uralten Tao wahrhaft Bewanderten:Subtil ihr durchdringender Geist, unergrndlich ihre Intuition.

    So tief sind jene, dass sie unerkennbar bleiben.Da sie unerkennbar bleiben,

    Kann ihr Wirken mild im Zaum sich halten.

    So behutsam!Als durchwateten sie einen Fluss im Winter.

    So zaudernd!Als nhmen sie Rcksicht auf alle Glieder des Gemeinwesens.

    So zurckhaltend!Als handelten sie wie ein Gast.

    So nachgiebig!Als wren sie Eis, das gleich zerschmilzt.

    So freimtig!Als handelten sie mit unverbildeter Schlichtheit.

    So aufgeschlossen!Als wren sie wie ein Tal.So undurchdringlich!

    Als wren sie wie schlammgetrbtes Wasser.

    Wer kann harmonisch aufgehn in schlammgetrbtem WasserUnd Schritt fr Schritt zur Klarheit vordringen?Wer kann mit ruhiger Festigkeit sich regen

    Und Schritt fr Schritt dem Leben Dauer bringen?

    Jene, die das Tao bewahren,Begehren Flle nicht fr sich.

    Freilich, weil ihnen Flle mangelt,Knnen sie ausgeschpft und erneuert werden zugleich.

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    DAS ABSOLUTE KENNEN

    Erreiche das hchste Offensein,Bewahre den tiefsten Einklang.Werde Teil von allen Dingen:

    Auf diese Weise schau' ich die Zyklen.

    Frwahr, mannigfach sind die Dinge;Aber jeder Zyklus geht ein in den Ursprung.

    Ursprungs-Eingang heisst vollendeter Einklang;Als Zyklus der Bestimmung ist er bekannt.

    Der Zyklus der Bestimmung heisst das Absolute;Das Absolute kennen heisst Einsicht.

    Das Absolute nicht kennenBedeutet, leichtfertig Teil des Unglcks zu werden.

    Das Absolute kennen bedeutet, duldsam zu sein.Was duldsam ist, wird unparteiisch;Was unparteiisch ist, wird krafterfllt;Was krafterfllt ist, wird naturgemss;

    Was naturgemss ist, wird eins mit dem Tao.

    Was Tao hat, wird ewigwhrend.Bleibt unversehrt durchs ganze Leben.

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    17

    DER WEG SUBTILER EINFLUSSNAHME

    Von berragenden Fhrern weiss man kaum, dass sie da sind;Drunter stehen jene, die man liebt und verehrt;

    Drunter jene, die man frchtet;Und drunter jene, die man verlacht.

    Wem es an Glauben mangelt,Dem wird man auch keinen Glauben schenken.

    Aber kommt von fern das Geheiss,Und ist dann die Tat vollbracht, das Ziel erreicht,

    Dann sagen die Untergebenen: "Wir haben es naturgemss getan."

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    VERLUST DER INSTINKTE

    Gert das grosse Tao in Vergessenheit,Zeigen sich Wohlttigkeit und Moral.

    Greift kluges Planen um sich,Taucht auch grosse Heuchelei auf.

    Zerbricht die Eintracht der Familie,Zeigen sich Ehrfurcht und Kindespflicht.Wird die Nation vom Chaos zerrttet,

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  • Tauchen treue Patrioten auf.

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    RCKKEHR ZUR EINFACHHEIT

    Gebt das Geheiligte auf, verwerft kluges Planen;Die Menschen werden hundertfach gewinnen.Gebt die Wohlttigkeit auf, verwerft die Moral;

    Die Menschen werden die naturgemsse Liebe wiederfinden.Gebt die Gewitztheit auf, verwerft die Erwerbssucht;

    Keine Diebe wird es mehr geben.

    Ist dieser dreifache Rat jedoch unzulnglich,So bleibt folgenden Grundstzen treu:

    Die Reinheit erfassen;Die Einfachheit sich zu eigen machen;

    Den Eigennutz verringern;Die Wnsche einschrnken.

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    20

    UNABHNGIGKEIT ENTFALTEN

    Verwirf die graue Theorie; befrei dich von ngsten.Was unterscheidet denn Zustimmung von Kriecherei?

    Was unterscheidet denn Gut von Bse?Dass einer ehren soll, was andre ehren - wie unsinnig und unbedacht!

    Das kollektive Bewusstsein gebrdet sich berschwenglich,Als nhm' es ein grosses Opfer entgegen,

    Als erklmm' es einen lebenden Aussichtsturm.Ich nur bleib' abseits, ungeteilt,

    Wie ein Sugling, der noch nicht lchelt.Ungebunden, heimatlos abgetrennt.

    Das kollektive Bewusstsein ist allumfassend.Ich nur scheine vergessen zu sein.

    Bis ins Innerste unwissend bin ich und nebelhaft unklar.

    Gewhnliche Menschen sind hell und eindeutig;Ich nur bin dunkel und verworren.

    Gewhnliche Menschen sind fordernd und schlau;Ich nur bin schwerfllig und einfltig.

    Unterschiedslos wie das Meer,Unaufhrlich wie ein durchdringender Wind,Ist das kollektive Bewusstsein immer zugegen.

    Ich nur bleib' strrisch unbeugsam, halte mich fern.Ich nur unterscheide mich von den andern:Ich liebe die Kost, die von der Mutter kommt.

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    21

    DEN KOLLEKTIVEN URSPRUNG KENNEN

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  • Der naturgemsse Ausdruck der KraftKommt nur durch das Tao zustande.Das Tao wirkt durch das Naturgesetz;

    So gestaltlos, so ungreifbar.

    Ungreifbar, gestaltlos!In seinem Zentrum zeigt sich das Abbild.

    Gestaltlos, ungreifbar!In seinem Zentrum zeigt sich das Naturgesetz.

    Trbverworren, geheimnisvoll!In seinem Zentrum zeigt sich die Lebenskraft.

    Die Lebenskraft ist beraus wirklich;In ihrem Zentrum zeigt sich die Wahrheit.

    Von ltesten Zeiten bis zur GegenwartBleibt ihr Name immer gleich:

    Durch das Erleben des kollektiven Ursprungs.

    Woher weiss ich vom Walten des kollektiven Ursprungs?Eben durch dies.

    up

    22

    DEM GRUNDMUSTER FOLGEN

    Was halb ist, wird ganz;Was krumm ist, wird gerade.Was tief ist, wird gefllt;

    Was verbraucht ist, wird erneuert.Was gering ist, mehrt sich;

    Was zuviel ist, bringt Verwirrung.

    Reife Menschen halten sich an das TaoUnd betrachten die Welt als ihr Vorbild.

    Sie stellen sich nicht zur Schau;Deshalb werden sie ins Licht gerckt.

    Sie behaupten ihr Selbst nicht;Deshalb werden sie ausgezeichnet.

    Sie machen keinen Anspruch geltend;Deshalb machen sie sich verdient.

    Sie rhmen sich nicht;Deshalb steigen sie im Rang.

    Frwahr, weil sie mit niemandem sich messen,Kann die Welt sich mit ihnen nicht messen.

    Jene uralten Worte: "Was halb ist, wird ganz" -Sind es leere Worte?Um ganz zu werden,Kehr dich nach innen.

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    DIE STETIGE WIRKKRAFT DER HALTUNG

    Selten spricht die Natur.

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  • So dauert der Wirbelsturm keinen ganzen Morgen,Und der jhe Sturzregen dauert keinen ganzen Tag.

    Wer verursacht diese?Himmel und Erde.

    Wenn Himmel und Erde ihnen keine grosse Dauer verleihen knnen,Wieviel weniger knnen dies dann die Menschen?

    Folglich: Wer dem Tao sich widmet,Wird eins mit dem Tao.

    Wer der Kraft sich widmet,Wird eins mit der Kraft.

    Wer dem Versumnis sich widmet,Wird eins mit dem Versumnis.

    Wer eins wird mit dem Tao,Den umfngt seinerseits willig das Tao.

    Wer eins wird mit der Kraft,Den umfngt ihrerseits willig die Kraft.Wer eins wird mit dem Versumnis,

    Den umfngt seinerseits willig das Versumnis.

    Wem es an Glauben mangelt,Dem wird man auch keinen Glauben schenken.

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    24

    GEFHRDUNG DURCH BERMASS

    Wer auf Zehenspitzen steht, kann nicht sicher stehen.Wer gespreizte Schritte macht, kann nicht vorankommen.Wer sich zur Schau stellt, kann nicht ins Licht rcken.

    Wer sein Selbst behauptet, kann sich keinen Namen machen.Wer Ansprche erhebt, kann sich kein Verdienst erwerben.

    Wer sich rhmt, kann im Rang nicht steigen.

    Wer ans Tao sich hlt,Den mutet all dies wie bermass an im Essen und Handeln;

    Es ist fr ihn unvereinbar mit dem Naturgesetz.Wer also erfllt ist vom Tao, wendet sich fort.

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    25

    DAS TAO DER GRSSE

    Es gibt etwas, das war im Zustand der VerschmelzungNoch vor des Himmels, der Erde Geburt.

    Schweigend, unermesslich,Eigenstndig und unwandelbar;Unermdlich, berall wirksam;

    Als Mutter der Welt darf es wohl gelten.Ich weiss seinen Namen nicht;Das Wort das ich whle, ist Tao.Weil ich's den nennen muss,

    Nenn' ich es gross.

    Gross heisst ewig strmend.

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  • Ewig strmend heisst weit reichend.Weit reichend heisst wiederkehrend.

    Daher ist das Tao gross.Himmel und Erde sind gross.

    Ein Fhrer ist gleichermassen gross.Im Universum gibt es vier Grssen,Und Fhrerschaft ist eine davon.

    Menschenwesen sind der Erde nachgebildet.Die Erde ist dem Himmel nachgebildet.Der Himmel ist dem Tao nachgebildet.Das Tao ist der Natur nachgebildet.

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    26

    DIE KRAFT DES SCHWEREN

    Das Schwere ist das Fundament des Leichten.Die Stille ist der Herr der Unrast.

    So knnen reife Menschen den ganzen Tag lang reisen,Ohne ihr Gepck liegenzulassen.

    Wie fesselnd auch die Aussicht sein mag,Sie bleiben ruhig und ungebunden.

    Wie knnen Fhrer mit zehntausend WagenUnbeschwert ihren Rang behaupten in der Welt?

    Sind sie unbeschwert, verlieren sie ihr Fundament.Sind sie voll Unrast, verlieren sie ihre Herrschaft.

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    27

    DER GESCHICKTE AUSTAUSCH VON INFORMATION

    Ein guter Pfad hat keine Spuren.Eine gute Rede hat keine Schwachstellen.

    Eine gute Berechnung benutzt keine Schablonen.

    Ein gutes Schloss hat weder Sperre noch Riegel,Und doch kann niemand es aufschliessen.

    Ein guter Knoten engt nicht ein,Und doch kann niemand ihn lsen.

    So sind reife Menschen immer gute Bewahrer der andern;Folglich wird keiner vergeudet.

    Sie sind immer gute Bewahrer der Dinge;Folglich wird keines vergeudet.

    Das wird Verdoppeln des Lichtes genannt.

    Deshalb ist ein Guter der Lehrer des Schlechten;Und ein Schlechter ist der Stoff fr den Guten.

    Wer den Lehrer nicht hochhlt oder den Stoff nicht schtzt,Geht, mag er auch klug sein, grob in die Irre.

    Das wird der wesentliche Sinn genannt.

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    28

    DIE WIRKKRFTE EINEN

    Kenne das Mnnliche,Wahre das Weibliche;

    Werde zum Strom der Welt.Bist du der Strom der Welt,Entflieht die Kraft niemals.

    Rckkehr zum Kindsein ist dies.

    Kenne das Helle,Wahre das Dunkle;

    Werde zum Leitbild der Welt.Wirst du zum Leitbild der Welt,Schwindet die Kraft niemals.

    Rckkehr zum Unbegrenzten ist dies.

    Kenne den Ruhm,Wahre die Verborgenheit;Werde zum Tal der Welt.Bist du das Tal der Welt,

    Hat die Kraft ihr genaues Mass.Rckkehr zur Einfachheit ist dies.

    Wenn das Einfache zerlegt wird,Macht man Werkzeuge daraus.

    Reife Menschen, die sie gebrauchen,Macht man zu Fhrern.

    Auf diese Weise wird das grosse System vereinigt.

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    29

    DER WEG DER NICHTEINMISCHUNG

    Wer die Welt an sich reissen und auf sie einwirken will,Kommt, wie ich sehe, niemals ans Ziel.

    Die Welt ist ein geheimnisvolles Werkzeug,Zur Handhabe nicht geschaffen.Wer auf sie einwirkt, zerstrt sie.

    Wer sie ergreift, verliert sie.

    So entspricht's dem Naturgesetz:Manche fhren, manche folgen;

    Manche verschaffen sich Gehr, manche verhalten sich still;Manche sind stark, manche sind schwach;

    Manche machen weiter, manche verlieren den Mut.

    Reife Menschen meiden demnachDas Extreme,

    Das Verstiegene,Das bermass.

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    DEN FHRER FHREN

    Wer das Tao anwendet, um die Fhrer zu leiten,Gebraucht keine gewaltsamen Strategien gegenber der Welt.

    Dergleichen schlge nur auf ihn zurck.

    Wo Armeen standenSpriesst das Dorngestrpp.

    Grossem Kriegsvolk folgen immer Hungerjahre.

    Wer seine Sache versteht,Lsst im Sieg ab vom Sieg.

    Er wagt nicht, auszuharren bei der Gewalt.

    Er siegt und rhmt sich nicht.Er siegt und macht keinen Anspruch geltend.

    Er siegt und ist nicht stolz darauf.Er siegt und gewinnt nicht im bermass.

    Er siegt und erzwingt nicht.

    Zu gross Gewordenes fllt stets dem Niedergang anheim.Das ist nicht das Tao.

    Was nicht das Tao ist, stirbt frh.

    up

    31

    DIE ANWENDUNG DER GEWALT

    Die vorzglichsten Waffen knnen Werkzeuge des Verhngnisses seinUnd so im Widerspruch stehn zum Naturgesetz.Wer vom Tao erfllt ist, kehrt sich ab davon.

    Reife Fhrer bevorzugen die Linke und halten sie in Ehren;Wer Waffen gebraucht, hlt die Rechte in Ehren.

    Waffen sind Werkzeuge des Verhngnisses,Die von den Unreifen gebraucht werden.Ist ihr Gebrauch denn unvermeidlich,

    So handeln die Erhabenen mit ruhiger Zurckhaltung.

    Lass selbst im Sieg keine Freude aufkommen,Denn solche Freude fhrt zum Sichabfinden mit dem Gemetzel.

    Wer sich abfindet mit dem Gemetzel,Kann in der Welt Erfllung nicht finden.

    up

    32

    DIE GRENZEN DER SPEZIALISIERUNG

    Das Tao des Absoluten hat keinen Namen.Obgleich verschwindend klein in seiner Einfachheit,

    Kann die Welt es doch nicht meistern.

    Wenn Fhrer daran festhielten,Folgten naturgemss alle Dinge nach.

    Das Tao Te King von Peter Kobbe http://home.pages.at/onkellotus/TTK/German_Wing_TTK.html

    14 von 34 25.07.2009 11:49

  • Himmel und Erde vermhlten sich, um sssen Tau zu regnen,Und ohne Geheiss wirkten die Menschen naturgemss zusammen.

    Namen tauchen auf, wenn Institutionen beginnen.Wenn Namen auftauchen, so wisset einzuhalten.

    Den Zeitpunkt des Einhaltens zu wissen, heisst frei sein von Gefahr.

    Die Gegenwart des Tao in der WeltIst wie das Wasser des Tals, das Flsse und Meere verbindet.

    up

    33

    SICH SELBST BEZWINGEN

    Wer andere kennt, ist klug;Wer sich selber kennt, hat Einsicht.Wer andere bezwingt, hat Gewalt;

    Wer sich selbst bezwingt, hat Strke.

    Wer weiss was genug ist, ist reich.Wer unbeirrbar ist, hat die Richtung.

    Wer seinen Platz behauptet hat Bestand.Und wer stirbt und doch nicht vergeht, der lebt.

    up

    34

    DAS SICH ENTFALTENDE TAO

    Das Grosse Tao erstreckt sich berallhin.Zur Linken ist es und zur Rechten.

    Alle Dinge hngen in ihrem Gedeihen von ihm ab,Und es verweigert ihnen nichts.Es vollbringt seinen Zweck,Und es hat keinen Namen.

    Es kleidet und befrdert alle Dinge,Und es tritt nicht auf als ihr Herr.

    Immer ohne Begehren:Gering mag man's darum nennen.Alle Dinge verschmelzen mit ihm,Und es tritt nicht auf als ihr Herr.Gross mag man es nennen.

    Schliesslich sucht es nicht Grsse:Dergestalt wird das Grosse vollbracht.

    up

    35

    DAS NICHTWAHRNEHMBARE GEWAHREN

    Halte fest am grossen Bild,Und die ganze Welt stellt sich ein.

    Stellt sich ein und bringt doch kein Leid,

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    15 von 34 25.07.2009 11:49

  • Nur Frieden und Ordnung.

    Wird Musik samt gutem Essen dargeboten,Dann verweilen die Gste.

    Wird jedoch dem Tao Ausdruck verliehen,Scheint es ohne Gehalt, ohne Wrze.

    Wir halten Ausschau, und nichts ist zu sehen.Wir lauschen und nichts ist zu vernehmen.

    Wir machen Gebrauch davon, und es erschpft sich nie.

    up

    36

    DIE BERLEGENHEIT VERBERGEN

    Will man es schmlern,Muss man es grndlich erweitern.

    Will man es schwchen,Muss man es grndlich strken.

    Will man es verwerfen,Muss man es grndlich frdern.

    Will man es mindern,Muss man es grndlich mehren.

    Dies nennt man subtile Einsicht.Das Nachgiebige kann das Starre besiegen;Das Schwache kann das Starke besiegen.

    Fische soll man nicht dem tiefen Wasser entnehmen;Organisationen sollen ihre berlegenheit nicht zeigen.

    up

    37

    DIE KRAFT IN DER WUNSCHLOSIGKEIT

    Das Tao ist ganz ohne TunUnd ist doch niemals tatenlos.

    Vermgen Fhrer, an ihm festzuhalten,Werden alle Dinge naturgemss beeinflusst.

    Sie wren beeinflusst, doch noch des Tuns begierig -So stillt' ich sie mit namenloser Einfachheit.Namenlose Einfachheit ist ohne Begehren;Und ohne Begehren herrscht Einklang.

    Die Welt kommt dann auf natrliche Weise ins Lot.

    up

    38

    ABSICHTSLOSE KRAFT

    berragende Kraft ist niemals mchtig, drum hat sie Macht.Mindere Kraft ist immer mchtig, drum hat sie keine Macht.

    berragende Kraft wird nicht ttig, und was sie tut, geschieht absichtslos.Mindere Kraft wird ttig, und was sie tut, geschieht mit Absicht.

    Das Tao Te King von Peter Kobbe http://home.pages.at/onkellotus/TTK/German_Wing_TTK.html

    16 von 34 25.07.2009 11:49

  • berragende Wohlttigkeit wird ttig, und was sie tut geschieht absichtslos.berragende Moral wird ttig, und was sie tut, geschieht mit Absicht.berragender Anstand wird ttig, und findet er keinen Widerhall,

    So hebt er den Arm und zwingt sich den Dingen auf.

    Daher: Verliere das Tao, und die Kraft tritt an seine Stelle.Verliere die Kraft, und Wohlttigkeit tritt an ihre Stelle.

    Verliere die Wohlttigkeit, und die Moral tritt an ihre Stelle.Verliere die Moral, und der Anstand tritt an ihre Stelle.

    Hat einer Anstand, so hat er die Tnche der Wahrheit,Und fhrt doch nur in die Verwirrung.

    Kennt einer die Zukunft, so hat er den Schimmer des Tao,Und weiss doch von seinen Ursprngen gar nichts.

    Daher: Wer die grsste Ausdauer hat,Kann ins Wesentliche vordringen,

    Ohne bei seiner Tnche sich aufzuhalten;Kann ins Wirkliche vordringen,

    Ohne bei seinem Schimmer sich aufzuhalten.

    Folglich verwirft er das eine und nimmt das andre an.

    up

    39

    EINSSEIN IN DER FHRUNG

    Von alters her knnen diese im Einklang sein mit dem Einen:

    Der Himmel im Einklang mit dem Einen wird klar.Die Erde im Einklang mit dem Einen wird fest.

    Der Geist im Einklang mit dem Einen wird erleuchtet.Die Tler im Einklang mit dem Einen werden voll.

    Alle Dinge im Einklang mit dem Einen werden schpferisch.Die Fhrer im Einklang mit dem Einen werden unbestechlich in der Welt.

    Dies wurde kraft des Einsseins erlangt.

    Der Himmel ohne Klarheit wrde wohl bersten.Die Erde ohne Festigkeit wrde wohl beben.

    Der Geist ohne Erleuchtung wrde wohl schlummern.Die Tler ohne Flle wrden wohl verdorren.

    Alle Dinge ohne das Schpferische wrden wohl hinsterben.Fhrer ohne Unbestechlichkeit wrden wohl straucheln und fallen.

    Frwahr, die Hochgestellten stammen von den Niederen;Die Erhabenen fussen auf den Gemeinen.Darum auch nennen die Fhrer sich selbst

    Einsam, verwaist und unwrdig.Tun sie's nicht, weil sie von den Niederen und Gemeinen stammen?

    Warum sonst?

    Darum erlangt Ehre, ohne geehrt zu werden.Begehrt nicht, zu gleissen wie Jade; den Schmuck tragt, als wre er Stein.

    up

    40

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    17 von 34 25.07.2009 11:49

  • DER WEG

    Polaritt ist die Bewegung des Tao.Empfnglichkeit ist die Art, es zu gebrauchen.

    Die Welt und alle Dinge gingen hervor aus seinem Sein.Sein Sein ging hervor aus dem Nichtsein.

    up

    41

    DAS PARADOXE MEISTERN

    Wenn berragende Fhrer vom Tao hren,Versuchen sie, es gewissenhaft auszuben.

    Wenn durchschnittliche Fhrer vom Tao hren,Scheinen sie sich seiner bewusst und auch nicht bewusst zu sein.

    Wenn mindere Fhrer vom Tao hren,Brllen sie vor lachen.

    Ohne ausreichendes Gelchter knnt' es das Tao nicht sein;Drum auch die althergebrachten Worte:

    Das erleuchtete Tao scheint verdunkelt zu sein;Das voranschreitende Tao scheint zurckzuweichen;

    Das geebnete Tao scheint holprig zu sein.

    berragende Kraft scheint niedrig zu sein;Grosse Klarheit scheint befleckt zu sein;

    Betrchtliche Kraft scheint unzureichend zu sein;Festgegrndete Kraft scheint erschlichen zu sein;

    Wahre Kraft scheint geflscht zu sein.

    Das grsste Geviert hat keine Ecken;Die grssten Talente werden langsam gemeistert;

    Die grsste Musik hat den leisesten Klang;Das grosse Bildnis hat keine Gestalt.

    Das Tao ist verborgen und namenlos,Doch ist es das Tao, das kunstvoll alles erhlt und vollendet.

    up

    42

    DIE POLARITT KENNEN

    Das Tao erzeugte die Eins.Die Eins erzeugte die Zwei.Die Zwei erzeugte die Drei.Die Drei erzeugte alle Dinge.

    Alle Dinge tragen das Yin und halten sich an das Yang.Deren harmonisch gemischter Einfluss bringt Einklang.

    Verhasst ist den Menschen, einsam, verwaist, unwrdig zu sein.Und dennoch zeichnen Fhrer mit diesen Namen.

    So verhlt es sich nach dem Gesetz der Natur:Manche gewinnen, indem sie verlieren.

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    18 von 34 25.07.2009 11:49

  • Manche verlieren, indem sie gewinnen.

    Was andre schon lehrten, lehre auch ich:Der Gewaltttige stirbt keines natrlichen Todes.Dies mach' ich zum Angelpunkt meiner Lehre.

    up

    43

    SUBTILE KRFTE

    Die biegsamsten Teil der Weltberwinden die starrsten Teile der Welt.

    Das Hauchzarte kann unaufhrlich eindringen.

    Deshalb weiss ich, Nutzen erwchst ohne Handeln.

    Diese Philosophie ohne Worte,Dieser Nutzen ohne Handeln -

    Selten, dass man sie in dieser Welt erlangt.

    up

    44

    DIE KRAFT IN DER GENGSAMKEIT

    Was ist teurer,Name oder Leben?Was gilt mehr,

    Leben oder Reichtum?Was ist schlimmer,

    Gewinn oder Verlust?

    Je heftiger die Neigungen,Um so grsser der Aufwand.

    Je umfangreicher das Gehortete,Um so schwerer der Verlust.

    Wisse, was genug ist;Sei ohne Schande.

    Wisse, wann innezuhalten ist;Sei ohne Bedrohung.

    Dergestalt whrt man sehr lange Zeit.

    up

    45

    DIE LEERE NUTZEN

    Ist die grsste Leistung unvollstndig,Dann ist ihre Brauchbarkeit ungemindert.

    Ist die grsste Flle leer,Dann ist ihre Brauchbarkeit unausschpflich.

    Die grsste Gradlinigkeit ist biegsam.Die grsste Geschicklichkeit ist unbeholfen.

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    19 von 34 25.07.2009 11:49

  • Die grsste Beredsamkeit ist stockend.

    Bewegung berwindet das Kalte.Stille berwindet das Erhitzte.

    Klarheit und Stille bringen Ordnung in die Welt.

    up

    46

    WISSEN, WAS GENUG IST

    Wenn die Welt vom Tao erfllt ist,Hlt man selbst Rennpferde zur Dungerzeugung.

    Wenn die Welt ohne das Tao ist,Zchtet man Kriegsrosse in den Vorstdten.

    Kein grsseres Verhngnis,Als nicht zu wissen, was genug ist.

    Kein grsserer Fehler,Als nach Gewinn zu gieren.

    Wisset daher, dass genug genug ist.Und genug wird's immer geben.

    up

    47

    DAS INNERE WISSEN AUSBILDEN

    Ohne aus dem Haus zu gehn,Wisse die Welt.

    Ohne aus dem Fenster zu schaun,Sieh das Tao in der Natur.

    Sehr weit mag einer herumkommenUnd sehr wenig wissen.

    Also die reifen Menschen -Wissen, ohne umherzugehn,Erkennen, ohne hinzusehen,Vollbringen, ohne zu handeln.

    up

    48

    DIE KUNST DES NICHTHANDELNS

    Ist Gelehrsamkeit dein Ziel, so mehre sie tglich.Ist das Tao dein Ziel, so mindere es tglich.

    Mindere Schritt fr Schritt,Bis du anlangst beim Nichthandeln.

    Durch Nichthandeln bleibt nichts ungetan.

    Mhelos nur hlt man die Welt.Sobald Mhe hinzukommt,

    Entgleitet unhaltbar die Welt.

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    20 von 34 25.07.2009 11:49

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    49

    DAS BEWUSSTSEIN FFNEN

    Reife Menschen haben kein festgelegtes Bewusstsein;Sie machen das Bewusstsein aller Menschen zu ihrem Bewusstsein.

    Zu den Guten bin ich gut;Zu den Unguten bin auch gut.

    Gte ist Macht.

    Die Vertrauensvollen haben mein Vertrauen;Die Vertrauenslosen haben auch mein Vertrauen.

    Vertrauen ist Macht.

    Die reifen Menschen dieser WeltNehmen die Welt fr sich ein und verschmelzen mit ihr.

    Alle Menschen bemhen Augen und Ohren;Die Reifen handeln wie kleine Kinder.

    up

    50

    DIE KUNST DES BERLEBENS

    Wie das Leben hinausgeht, so tritt der Tod herein.

    Das Leben hat dreizehn Pfade;Der Tod hat dreizehn Pfade.

    Das Menschenleben langt im Bezirk des TodesGleichfalls in dreizehn Schritten an.

    Warum ist das so?Weil das Leben verschwenderisch gelebt wird.

    Nun aber kann, und das ist wohlbekannt,Wer das Leben fr sich einzunehmen weiss,

    Das Land durchreisen,Ohne einem Einhorn oder Tiger zu begegnen.

    Beim Zusammenstoss mit den SoldatenIst seine Verteidigung unangreifbar.

    Dem Einhorn bleibt keine Stelle, sein Horn hineinzustossen.Dem Tiger bleibt keine Stelle, seine Klaue festzukrallen.

    Den Soldaten bleibt keine Stelle, ihre Klinge einzuzwngen.

    Warum ist das so?Weil er ohne den Bezirk des Todes ist.

    up

    51

    DIE KRAFT TEILNAHMSLOSER FRDERUNG

    Das Tao erzeugt;Seine Kraft erhlt;

    Sein Naturgesetz formt;

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    21 von 34 25.07.2009 11:49

  • Sein Einfluss vollendet.

    Ausnahmslos alle Dinge alsoAchten das Tao und schtzen seine Kraft.

    Das Tao zu achten und seine Kraft zu schtzen -Niemand verlangt dies, und es geschieht wie von selbst.

    Daher erzeugt das Tao, und seine Kraft erhlt;Sie frdert, bildet, erquickt, reift, nhrt und beschtzt.

    Erzeuge, aber nimm nicht in Besitz.Handle ohne Erwartung.

    Frdere, ohne zu beherrschen.Dies nennt man die subtilen Krfte.

    up

    52

    RCKKEHR ZUR EINSICHT

    Den Anfang der WeltMag man betrachten als die Mutter der Welt.

    Um die Mutter zu begreifen,Kenne die Kinder.

    Die Kinder zu kennenHeisst, nahe bei der Mutter zu bleiben

    Und frei von Leid durchs ganze Leben zu gehen.

    Schliesse die Sinnespforten,Versperr dich dem Draussen:Am Ende ist das Leben eitel.

    ffne die Sinnespforten,Sei stndig geschftig:

    Am Ende ist das Leben verzweifelt.

    Das Geringe wahrnehmen heisst Einsicht.Fgsam bleiben heisst Strke.Nutzt einer sein inneres Licht,

    Um so zurckzukehren zur Einsicht,Wird das Leben des Unglcks ledig.

    Dies nennt man Erlernen des Absoluten.

    up

    53

    DER UNGETEILTE PFAD

    Mit wenig Wissen nurWrde ich den grossen Weg beschreitenUnd nichts frchten, als davon abzulassen.

    Der grosse Weg ist vllig eben;Doch die Menschen lieben die Nebenwege.

    Wenn eine Organisation uneinig ist,Sind die Felder berwuchert,Sind die Vorratslager leer,

    Sind die Kleider berprchtig,

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    22 von 34 25.07.2009 11:49

  • Trgt man scharfgeschliffne Schwerter,Sind Trank und Speise berreichlich,Werden Schtze und Besitz gehortet.

    Stehlen nennt man dies und bertreibungUnd gewisslich nicht den Weg!

    up

    54

    GRUNDLEGUNG EINER UNIVERSALEN SEHWEISE

    Fest Gegrndetes wird nicht entwurzelt werden;Fest Ergriffenes wird nicht entgleiten.So wird es verehrt von Generationen.

    Gestalte und pflege das innere Selbst;Seine Kraft wird wirklich.

    Gestalte und pflege die Familie;Ihre Kraft wird berreich.

    Gestalte und pflege die Gemeinschaft;Ihre Kraft wird grsser.

    Gestalte und pflege die Organisation;Ihre Kraft wird tausendfach fruchtbar.

    Gestalte und pflege die Welt;Ihre Kraft wird allumfassend.

    Daher: Durch das innere SelbstWird das innere Selbst erfasst.

    Durch die FamilieWird die Familie erfasst.Durch die Organisation

    Wird die Organisation erfasst.Durch die Welt

    Wird die Welt erfasst.

    Woher kenne ich die Welt?Durch ebendies.

    up

    55

    DIE KRAFT IM NICHTSTREITEN

    Tiefverwurzelte Kraft zu besitzenHeisst, wie ein neugeborenes Kind zu sein.

    Giftige Insekten stechen es nicht,Wilde Bestien reissen es nicht,Raubvgel schlagen es nicht.

    Seine Knochen sind biegsam,Seine Muskeln sind entspannt,

    Sein Zugriff ist fest.

    Er weiss noch nichts von der Liebe von Mann und Frau,Doch sein Geschlecht zeigt und erregt sich schon.

    Seine Lebenskraft hat grsste Flle.

    Das Tao Te King von Peter Kobbe http://home.pages.at/onkellotus/TTK/German_Wing_TTK.html

    23 von 34 25.07.2009 11:49

  • Den ganzen Tag kann es schreienUnd wird doch nicht heiser davon.Sein Einklang hat grsste Flle.

    Den Einklang zu kennen heisst das Absolute.Das Absolute zu kennen heisst Einsicht.Das Leben zu steigern heisst Glck.

    Des Einflusses sich bewusst zu sein heisst Strke.

    bergross gewordne Dinge mssen zugrunde gehn.Das ist nicht das Tao.

    Was nicht das Tao ist, wird frhzeitig enden.

    up

    56

    DAS EINSSEIN ERLANGEN

    Die Wissenden reden nicht.Die Redenden wissen nicht.

    Schliesse die Pforten.Verriegle das Tor.

    Stumpfe die Schrfe.Lse die Schlingen.Mildere den Glanz.

    Werd eins mit den Wegen der Welt.

    Tiefste Ineinssetzung wird dies genannt.

    Unerreichbar ist sie durch Zuneigung.Unerreichbar ist sie durch Abneigung.Unerreichbar ist sie durch Gewinn.Unerreichbar ist sie durch Schaden.Unerreichbar ist sie durch Achtung.

    Unerreichbar ist sie durch Missachtetsein.

    Darum ist sie das Kostbarste der Welt.

    up

    57

    DIE KRAFT IN DER MHELOSIGKEIT

    Die Organisation leite mit Rechtschaffenheit.Den Krieg fhre mit berraschungstaktik.

    Die Welt erringe mit Mhelosigkeit.

    Woher weiss ich, dass das so ist?Dadurch:

    Zu viele Verbote auf der Welt,Und die Menschen werden untauglich.

    Zu viele scharfe Waffen unter den Menschen,Und die Verwirrung nimmt zu im Volk.Zuviel Raffinesse unter den Menschen,

    Und immer mehr befremdliche Dinge geschehen.Zu deutlicher Zuwachs an Gesetzen und Verordnungen,

    Und zu viele Verbrecher tauchen auf.

    Das Tao Te King von Peter Kobbe http://home.pages.at/onkellotus/TTK/German_Wing_TTK.html

    24 von 34 25.07.2009 11:49

  • Darum sagen reife Menschen:

    Achte auf das Nichthandeln,Und die Menschen sind alsbald naturgemss beeinflusst.

    Achte auf die Gelassenheit und Stille,Und die Menschen sind alsbald naturgemss rechtschaffen.

    Achte auf die Mhelosigkeit,Und die Menschen sind alsbald naturgemss reich.

    Achte auf das Nichtbegehren,Und die Menschen sind alsbald naturgemss einfach.

    up

    58

    DIE MITTE AUSBILDEN

    Bleibt die Verwaltung kaum sprbar,Sind die Menschen ohne Falsch.

    Stellt die Verwaltung hohe Anforderungen,Sind die Menschen unzulnglich.

    Unglck! Glck hlt es am Leben.Glck! Unglck birgt sich darin.

    Wer weiss, wo das endet?Gibt es keine Ordnung?

    Ordnung kann sich ins Ungewhnliche verkehren;Gutes kann sich ins Wunderliche verkehren;

    Und die Verwirrung der Menschen dauert wahrlichEine lange, lange Zeit.

    Deshalb sind reife MenschenUnmissverstndlich, ohne zu entzweien;

    Ehrlich, ohne zu verletzen;Geradeheraus, ohne zu berfordern;

    Hell, ohne zu blenden.

    up

    59

    DER WEG DER MSSIGUNG

    Bei der Fhrung der Menschen und im Dienst der NaturGibt es nichts Besseres als Mssigung.

    Denn Mssigung bedeutet ja frhes Sichfgen;Frhes Sichfgen bedeutet Speichern der Kraft.

    Wird die Kraft gespeichert,Ist nichts unmglich.Ist nichts unmglich,

    Kennt man keine Grenzen.Wer keine Grenzen kennt,

    Kann die Organisation besitzen.

    Besitzt eine Organisation die Mutter der Welt,Kann sie fortdauern und gedeihen.

    Dies bedeutet tiefe Wurzeln und tragfesten Baugrund:Dauer und ein langes Leben durch Beobachtung des Tao.

    Das Tao Te King von Peter Kobbe http://home.pages.at/onkellotus/TTK/German_Wing_TTK.html

    25 von 34 25.07.2009 11:49

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    60

    DIE POSITION HALTEN

    Das Fhren einer grossen Organisation ist wie das Braten eines kleinen Fisches.

    Ist das Tao gegenwrtig in der Welt,Sind die Listenreichen nicht geheimnisvoll.

    Nicht nur, dass die Listenreichen nicht geheimnisvoll sind:Ihr Geheimnis schadet auch andren nicht.

    Nicht nur, dass ihr Geheimnis andren nicht schadet,Auch die reifen Menschen tun niemandem ein Leid an.

    Da sie beide keinen Schaden tun,Strmt die Kraft zurck und sammelt sich.

    up

    61

    DIE KRAFT IN DER BESCHEIDENHEIT

    Eine grosse Organisation sollte abwrts fliessen,Um mit der Welt zusammenzukommen.

    Sie ist das Weibliche der Welt.Immer berwindet das Weibliche das Mnnliche durch Stillhalten;

    Durch Stillhalten hlt es sich unten.

    Wenn also eine grosse OrganisationSich unter eine kleine stellt,

    Kann sie die kleine in sich aufnehmen.Und wenn eine kleine Organisation

    Sich unter eine grosse stellt,Kann sie die grosse in sich aufnehmen.

    Daher nimmt der eine auf durch Niedrigwerden;Der andere nimmt auf durch Niedrigsein.

    Doch eine grosse Organisation mchteAndere einen und sttzen.

    Und eine kleine Organisation mchteAnderen sich anschliessen und dienlich sein.

    Um demnach fr beide den gewnschten Stand zu erringen,Soll die grssere sich unten halten.

    up

    62

    DAS TAO IN FHRERN

    Das Tao ist Zuflucht fr alle Dinge,Ist Schatz den Guten

    Und Schutz den Nichtguten.

    Ehre lsst sich erkaufen mit glnzenden Worten;

    Das Tao Te King von Peter Kobbe http://home.pages.at/onkellotus/TTK/German_Wing_TTK.html

    26 von 34 25.07.2009 11:49

  • Andere lassen sich binden durch feines Auftreten.Wenn also manche nicht gut sind,

    Warum sie vergeuden?

    Nicht anders wird der Kaiser eingesetzt,Werden die drei Beamten bestallt.

    Und obwohl der grossen JadescheibeEin Gespann Pferde vorausgeht,

    Ist dies nicht so gut, wie dazusitzenUnd im Tao voranzukommen.

    Warum schtzen die Alten das Tao?Sagten sie nicht:

    Such es, und es wird dein;Sei behaftet mit Fehlern, und du wirst ihrer ledig?

    Darum ist es der Schatz der Welt.

    up

    63

    DER PFAD DES GERINGSTEN WIDERSTANDES

    Handle, ohne zu tun; sei ttig ohne Mhe.Schmecke, ohne Geschmack zu finden.

    Mach gross das Kleine; vermehre das Wenige.Vergelte Bswilligkeit mit Wohlwollen.

    Plane das Schwierige, wenn es leicht ist;Handhabe das Grosse, wo es klein ist.

    Das schwerste Werk auf Erden beginnt, wenn es leicht ist;Die grsste Mhe auf Erden beginnt, wo sie klein ist.

    Reife Menschen schliesslich werden nie ttig im Grossen,Und solcherart wird das Grosse erreicht.

    Wer leicht verspricht, weckt wenig Vertrauen.Wie leicht, das Schwierige zu wecken!Deshalb gilt den Reifen alles als schwer;Und nichts fllt ihnen schwer am Ende!

    up

    64

    DIE KRAFT IM ANFANG

    In Ruhe Befindliches ist leicht zu halten;Noch nicht Begonnenes ist leicht zu planen.

    Dnnes ist leicht zu schmelzen;Winziges ist leicht zu zerstreuen.

    Befass dich mit Dingen, eh' sie sich zeigen;Bring sie in Ordnung, eh' Unordnung herrscht.

    Ein Baum von mehreren Spannen Umfang erwchst aus einem zarten Spross.Ein Turm von neun Stockwerken ersteht aus einem Haufen Erde.

    Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem Schritt.

    Wer auf Dinge einwirkt, verdirbt sie;Wer Dinge ergreift, verliert sie.Also tun reife Menschen nichts;

    So verderben sie nichts.

    Das Tao Te King von Peter Kobbe http://home.pages.at/onkellotus/TTK/German_Wing_TTK.html

    27 von 34 25.07.2009 11:49

  • Sie ergreifen nichts;So verlieren sie nichts.

    Oft verderben Menschen ihr Werk an der Schwelle seiner Vollendung.Mit Sorgfalt am Ende wie auch am Anfang wird man kein Werk verderben.

    Also streben reife Menschen nach WunschlosigkeitUnd schtzen keine schwer erschwinglichen Gter.

    Sie lernen ohne GelehrsamkeitUnd kehren dorthin zurck, wo das kollektive Bewusstsein herkommt.

    Auf diese Weise untersttzen sie alle Dinge naturgemssOhne Wagnis des Handelns.

    up

    65

    GEFHRDUNG DURCH KLUGHEIT

    Die im alten Tao BewandertenFallen den Menschen nicht ins Auge.Einfachen Sinnes scheinen sie zu sein.

    Schwer zu fhren sind die Menschen,Weil sie zu klug sind.

    Fhrt man folglich die Organisation mit Klugheit,Wird es der Organisation schaden.

    Fhrt man die Organisation ohne Klugheit,Wird es der Organisation nutzen.

    Wer um diese zwei Dinge weiss,Hat die Grundmuster des Absoluten erkundet.

    Die Grundmuster zu wissen und sie zu erkunden,Das nennt man die subtile Kraft.

    Die subtile Kraft ist tiefgreifend und weitreichend.Gemeinsam mit dem Naturgesetz der Polaritt

    Fhrt sie zur grossen Harmonie.

    up

    66

    DIE KRAFT IM SICH-NIEDRIG-HALTEN

    Die Strme und Meere fhren die hundert Flsse,Weil sie Meister sind im Sich-niedrig-Halten.So knnen sie die hundert Flsse fhren.

    Deshalb: Um sich zu erheben ber die Menschen,Muss man sich ausdrcklich niedriger halten als sie.

    Um den Menschen voranzugehen,Muss man sich hinter sie stellen.

    Deshalb bleiben reife Menschen oben,Und doch drckt nichts die andern zu Boden.

    Sie bleiben vorn,Und nichts hlt die andern zurck.

    Deshalb erwhlt sie willig die WeltUnd lehnt sie nicht ab.

    Weil sie sich mit niemandem messen,

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  • Kann die Welt sich mit ihnen nicht messen.

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    67

    DIE KRAFT IM MITLEID

    Alle Welt hlt mein Tao fr gross;Und doch scheint es unbegreiflich.

    Nur seine Grsse lsst es unbegreiflich scheinen.Knnte man sich einen Begriff davon machen,Wr' es lngst schon bedeutungslos geworden.

    Drei Schtze hab' ich, die sttzen und schtzen:Der erste ist Mitleid.

    Der zweite ist Mssigung.Der dritte ist der Mut, nicht der Erste auf Erden zu sein.

    Mit Mitleid wird man mutig;Mit Mssigung wird man grosszgig.

    Wenn man wagt, nicht der Erste auf Erden zu sein,Wird man zum Werkzeug der Fhrerschaft.

    Ist man nun mutig ohne MitleidOder grosszgig ohne Mssigung

    Oder der Erste, ohne sich zurckzuhalten,So ist man verloren!

    Mitleid siegt immer, wenn man es angreift;Sicherheit bringt es, wenn man es hochhlt.

    Die Natur steht ihren Fhrern bei,Indem sie sie wappnet mit Mitleid.

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    68

    NICHTAGRESSIVE STRKE

    Ein guter Fhrer gebraucht nicht Gewalt.Ein guter Kmpfer empfindet nicht Zorn.

    Ein guter Gewinner lsst den Verlierer in Ruhe.Ein guter Dienstherr hlt sich niedrig.

    Dies nennt man die Kraft im Nichtstreiten.Dies nennt man die Strke im Umgang mit andern.

    Dies nennt man die hchste Nachahmung der Natur.

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    69

    DIE ESKALATION AUFHALTEN

    Bei den Strategen heisst es:"Ich wage nicht, den Herrn zu spielen,

    Vielmehr trete ich auf als Gast.Ich wage nicht, einen Zoll vorzurcken,Vielmehr weiche ich einen Fuss zurck."

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  • Dies nennt man:Sich fortbewegen, ohne sich zu rhren,

    Sich zur Wehr setzen ohne Arme,Planen ohne Widerstand,Erobern ohne Strategien.

    Kein Verhngnis ist grsser, als Widerstand zu unterschtzen;Widerstand unterschtzen zerstrt meine Schtze.

    Drum, wenn einander widerstreitende Strategien eskalieren,Obsiegt die Seite, die Leid empfindet.

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    70

    DAS TAO VERSTEHEN

    Meine Worte sind sehr leicht zu verstehen,Sehr leicht zu befolgen.

    Aber die Welt ist unfhig, sie zu verstehen,Unfhig, sie zu befolgen.

    Meine Worte haben einen Ursprung,Meine Taten sind meisterhaft.Freilich, da keiner dies versteht,

    Versteht auch keiner mich.Die wenigen, die mich verstehn,Mssen mich hochschtzen.

    Darum tragen reife MenschenEine Hlle aus grobem Tuch

    ber einem Kern aus kostbarer Jade.

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    71

    DIE KRANKHEIT ERKENNEN

    Zu wissen, dass man nichts weiss, ist das Beste.Vom Wissen nichts zu wissen, ist eine Krankheit.

    Wahrlich: Durch Leiden an der Krankheit Hlt man sich frei von der Krankheit.

    Reife Menschen sind frei von der Krankheit,Weil sie leiden an der Krankheit.

    Nur so hlt man sich frei von der Krankheit

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    72

    DIE RECHTE SICHT DER DINGE

    Wenn die Menschen die Autoritt nicht frchten,Dann wird die Autoritt wachsen.

    Behandle die Leute nicht mit Geringschtzung;

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  • Verwirf nicht ihr Leben.Wahrlich, weil man sie nicht verwirft,

    Verwerfen auch sie nicht.

    Deshalb kennen reife Menschen sich selbst,Aber stellen sich selbst nicht zur Schau.

    Sie lieben sich selbst,Aber hngen nicht an sich selbst.

    Also: Sie geben das eine auf und empfangen das andere.

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    73

    DER WEG DER NATUR

    Wer Mut hat zum Wagnis, wird sterben;Wer Mut hat zum Nicht-Wagnis, wird fortbestehen.

    Jeder der beiden mag ntzen oder schaden.

    Die Natur entscheidet, welcher schlecht ist,Aber wer will wissen, warum?

    Selbst reife Menschen halten dies fr schwierig.

    Das Tao in der NaturStreitet nicht

    Und siegt doch meisterlich.Spricht nicht

    Und antwortet doch meisterlich.Ruft nicht zu sich

    Und zieht doch an sich.Beeilt sich nicht

    Und gestaltet doch meisterlich.

    Das Netz der Natur ist endlos weit, so weit.Sein Maschenwerk ist grob, doch nichts schlpft hindurch.

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    74

    UNNATRLICHE AUTORITT

    Wenn die Menschen den Tod nicht frchten,Wie kann man sie mit dem Tode bedrohen?

    Gesetzt, die Menschen frchten den Tod und fgen sich doch nicht,Wer wagte sie wohl zu ergreifen und zum Tod zu befrdern?

    Immer gibt es den Henkersmeister, der ttet.Statt des Henkersmeister zu tten

    Heisst, statt des Zimmermeisters Holz zu behauen.Wer statt des Zimmermeisters das Holz behaut,Entgeht nur selten einer Verletzung der Hnde.

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    75

    SELBSTZERSTRERISCHE FHRUNG

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  • Die Menschen hungern.Weil die Oberen zuviel an Steuern verzehren,

    Hungern die Menschen.

    Die Menschen sind schwer zu fhren.Weil die Oberen strend auf sie einwirken,Sind die Menschen schwer zu fhren.

    Die Menschen nehmen den Tod leicht.Weil die Oberen zu sehr auf ihren Fortbestand bedacht sind,

    Nehmen die Menschen den Tod leicht.

    Wahrlich, ebenjene, die nicht strend einwirken auf das Leben,Sind imstande, das Leben hochzuschtzen.

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    76

    DIE KRAFT IN DER ANPASSUNGSFHIGKEIT

    Lebend ist der Mensch nachgiebig und empfnglich.Sterbend ist er starr und unbeugsam.Alle Dinge, das Gras und die Bume:Lebend sind sie nachgiebig und zart;Sterbend sind sie trocken und verdorrt.

    Wer also hart und starr ist,Stimmt mit dem Sterben berein.

    Wer nachgiebig und empfnglich ist,Stimmt mit dem Leben berein.

    Daher wird eine starre Strategie nicht siegen;Ein starrer Baum wird gefllt.

    Der hochgradig Starre wird im Rang absinken;Der Nachgiebige und Empfngliche wird im Rang emporsteigen.

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    77

    DIE KRAFT LENKEN

    Das Tao in der NaturGleicht einem Bogen, der gespannt wird.

    Das Obere wird heruntergezogen,Das Untere wird emporgehoben.

    Was bermssig ist, wird verringert,Was ungengend ist, wird ergnzt.

    Das Tao in der NaturVerringert das bermssige

    Und ergnzt das Ungengende.Nicht so das Tao im Menschen:Er verringert das Ungengende,Weil er dem bermssigen dient.

    Wer kann denn das bermass nutzen im Dienste der Welt?Der, der vom Tao erfllt ist.

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    DIE SCHULD AUF SICH NEHMEN

    Nichts auf der WeltIst so nachgiebig und aufnahmebereit wie Wasser;

    Doch im Bekmpfen des Harten und StarrenTrgt nichts so trefflich den Sieg davon.

    Dank dem, was es nicht ist,Gelingt ihm dies leicht.

    Das Aufnahmebereite siegt ber das Harte;Das Nachgiebige siegt ber das Starre.Keiner auf der Welt, der dies nicht weiss,Keiner, der fhig wre, danach zu handeln.

    Deshalb sagen reife Menschen:Wer die Schande der Organisation auf sich nimmt,Kann "Herr des Kornschreins" genannt werden.

    Wer die Unglcksflle der Organisation auf sich nimmt,Kann Fhrer der Welt genannt werden.

    Wahre Worte klingen sinnverkehrt.

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    DIE KRAFT IM NICHT-NUTZEN DES VORTEILS

    Ist ein grosser Groll auch beschwichtigt,Muss ein Rest von Groll doch brigbleiben.

    Wie kann man den gutmachen?

    Aus diesem Grund halten reife MenschenDie linke Seite des Vertrags in Hnden,

    Ohne andere zu verdammen.Den Mchtigen obliegt der Vertrag;

    Den Ohnmchtigen obliegt's, ihn zu halten.

    Das Tao in der Natur bevorzugt keinen. Stets waltet und wirkt es durch den guten Menschen.

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    DIE UNABHNGIGKEIT VOLLENDEN

    In einer kleinen Organisation mit wenig Menschen:

    Lasst zehn- oder hundertmalMehr Werkzeuge verfgbar sein, als man gebrauchen kann.

    Lasst die Menschen ihr Leben hochhaltenUnd trotzdem nicht in die Ferne schweifen.Zwar sind Boote und Wagen verfgbar,

    Doch gibt es fr ihren Gebrauch keinen Anlass.

    Lasst die Menschen wieder Schnre knoten und sie gebrauchen.

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  • Ihre Speise wird schmackhaft sein.Ihre Kleidung wird fein sein.

    Ihr Heim wird fest gegrndet sein.Ihre Sitten werden frhlich sein.

    Benachbarte Organisationen mgen auf Sichtweite aneinandergrenzen;Ihr Krhen und Bellen mag hier wie dort hrbar sein.

    Doch mgen durchaus die Menschen ihr Leben beschliessen,Ohne hinbergegangen oder herbergekommen zu sein.

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    DER REIFE WEG

    Wahre Worte sind nicht wohlgesetzt;Wohlgesetzte Worte sind nicht wahr.Wer gut ist, sichert sich nicht ab;Wer sich absichert, ist nicht gut.Wer Wissen hat, ist nicht gelehrt;Wer gelehrt ist, hat kein Wissen.

    Reife Menschen horten nichts.Je mehr sie fr andere tun, desto mehr gewinnen sie;Je mehr sie anderen geben, desto mehr besitzen sie.

    Das Tao der NaturIst Nutzen ohne Schdigung.Das Tao der reifen Menschen

    Ist Wirken ohne Streit.

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