07 2011 Journal - Förderkreis Thomanerchor Leipzig e.V.€¦ · (1918–1939) Chormit-glieder...

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Thomaner Journal 07 2011 www.thomanerchor.de Schutzgebühr 2 Euro 800 JAHRE THOMANA INTERVIEW MIT ANNETTE HOFMEISTER JOHANN SEBASTIAN BACH – KANTATE BWV 188 THOMASKANTOR ERHARD MAUERSBERGER

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  • Straubinger Tagblat

    t 02.07.2011

    Leipziger Volkszeitung

    30.07.2011

    Sächsische Zeitung 04.07.2011

    Nordbayerischer Kurier 03.07.2011

    Rhein-Zeitung

    Passauer Neue Presse 01.07.2011

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    3 inhalt/ vor wor t

    Kurz berichtet 4

    thomaner-leben

    Sommerreise 2011 9Wie wird man Thomaner? 10Eigentlich würde ich lieber bleiben 14

    veranstaltungsKalender 16

    thomaner-leben

    800 Jahre Thomana 18

    cd-tipp

    Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach 21

    interview

    Annette Hofmeister: Schulleiterin der Grundschule Forum Thomanum 22

    motette/Kantate

    Max Pommer über die Kantate BWV 188 24

    thomasKantor

    Erhard Mauersberger 26

    abgänge des thomanerchores 28 forum thomanum 29

    förderKreis thomanerchor 31

    zu guter letzt 32

    Thomaskantor Georg Christoph Biller

    Liebe Freunde und Förderer des Thomanerchores,

    seit einiger Zeit dreht es sich bei allem, das etwas mit dem Namen »Thomas« zu tun hat, um das Jubiläum 2012. So ist auch diese siebte Ausgabe des Thomaner-Journals davon ge-prägt, was beim Begehen von Gedenktagen wesentlich ist: das Zurückschauen und das Vorausschauen.

    Die Programme des Chores in dem besonderen Jahr wer-den von diesen zwei Grundsätzen geprägt sein: Zum einen bin ich bestrebt, von jedem komponierenden Thomaskantor wenigstens ein Werk aufzuführen. Dass dabei Johann Sebastian Bach, der Kantor aller Kantoren, immer präsent sein wird, versteht sich von selbst. In diesem Heft ist auch von dem Thomaskantor die Rede, unter dessen Leitung ich die längste Zeit meines Thomasserlebens gesungen habe: Erhard Mauersberger.

    Andererseits ist von den großen Uraufführungen zu lesen, für die wir Komponisten aus verschiedenen Regionen der Welt beauftragt haben, sich in eine ähnliche Situation wie Bach zu begeben: Sie wurden gebeten, für einen bestimmten kirchlichen Festtag eine Musik zu schreiben, die im Gottesdienst der Thomaskirche uraufgeführt wird. Wie einst Bach sind sie natürlich in der Wahl der musika-lischen Mittel frei, was den Aspekt des »Vorausschauens« unterstreichen soll – wir sind sehr gespannt.

    Vorausschauend ist für uns auch die Entwicklung des Kindergartens und der Grundschule Forum Thomanum interessant. Ein Interview mit der Schulleiterin ist in diesem Heft zu fi nden, ebenso wie Berichte über die Aktivitäten der Nachwuchsgewinnung und des Förderkreises Thomaner-chor, womit die Gestaltung der Zukunft unterstrichen wird.

    Ich möchte alle einladen, mit uns dieses besondere Jahr zu begehen und sich der einmaligen Bedeutung dieses Ereig-nisses bewusst zu sein. Die Einladung richtet sich nicht allein an Freunde der Chormusik; vielmehr sind Menschen angesprochen, die sich nicht nur »für guten Klang« inte-ressieren. Der Thomanerchor ist mehr als ein berühmter Chor – er ist die lebendige Verbindung zwischen Geschichte und Zukunft.

    Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen

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    Nordbayerischer Kurier 03.07.2011

    Rhein-Zeitung

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  • 4 Kurz berichtet

    Anlässlich von Liszts 200. Geburtstag erklangen dessen »Seligpreisungen« für Bariton (Stephan Heinemann), Chor und Orgel. Thomasorganist Ullrich Böhme spielte beim Konzert im Merseburger Dom Orgelwerke von Johann Sebastian Bach und Franz Liszt an der Ladegast-Orgel. Des Weiteren gastierten die Thomaner im stimmungsvollen Lichthof der Rotkäpp-chen-Sektkellerei in Freyburg/Unstrut und brachten Stücke von Bach, Mendelssohn, Bruckner, Liszt und Wagner zur Auf-führung. Alexandra Oehler spielte den Klavierzyklus »Consolations« von Franz Liszt. Zudem erklangen beliebte Volks-liedsätze wie »Sah ein Knab’ ein Röslein steh’n«, »Der Mond ist aufgegangen« oder »Wenn alle Brünnlein fließen«.

    Der Thomanerchor Leipzig sang in der Rotkäppchen-Sektkellerei in Freyburg Werke von Bach, Bruckner, Mendelssohn, Liszt und Wagner.

    SommergastspieleDer Thomanerchor Leipzig konzertierte im September 2011 in Rötha, Merseburg und Freyburg. In der Röthaer Georgenkirche sangen sie ein Programm mit Werken von Antonio Scarlatti, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Anton Bruckner, Franz Liszt und Georg Christoph Biller. Der Erlös kam der Marienkirche und ihrer Silbermann-Orgel zugute. An dem wunderbaren Instrument, das einst Mendelssohn spielte, war Thomasorganist Ullrich Böhme mit Werken Johann Sebastian Bachs und dessen Lehrers Georg Böhm zu hören. Im Rahmen der Merseburger Orgeltage dirigierte Thomas-kantor Georg Christoph Biller darüber hinaus Werke von Richard Wagner.

    JohannissingenDie Tradition des Johannis-singens wurde auf Anregung von Thomaskantor Georg Christoph Biller am Johannistag, 24. Juni 2011, wiederbelebt: Vor der Freitagsmotette trafen die Thomaner mit dem Kna-benchor des Nidarosdoms zu Trondheim/Norwegen am Bachdenkmal zusam-men, um dort gemeinsam zu singen. Das Wetter jedoch begrüßte die Chöre mit einem Platzregen, so dass das Johannissingen spontan in den Altarraum der Thomaskirche verlegt wurde. Nach dem Umzug intonierten beide Ensembles Choräle aus »Jesu, meine Freude« und den feierlichen Hymnus »Alta Trinita Beata«. Am Abend war Nidarosdomens Guttekor, der führende Knabenchor Norwegens mit 900-jähriger Tradition, beim Konzert in der Nikolaikirche zu erleben.

    Claudia Brötzmann und Kirsten Hanson gehören seit dem Frühjahr 2011 zum Mitarbeiterteam des Thomanerchores. Claudia Brötzmann (rechts im Bild) arbeitet als Buchhalterin in der Verwaltung des Chores. Kirsten Hanson (links im Bild) verstärkt das künstlerische Betriebsbüro und organisiert und koordiniert Reisen und Veranstaltungen.

    Personalia

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    beste Zeit« BWV 106 für eine besinnliche Stimmung. Im Zentrum des Programms standen ausgewählte Contrapunkte aus der »Kunst der Fuge« BWV 1080, Bachs letztem Werk. Dabei verzichtete Biller auf eine ver- vollständigte Version der letzten Fuge und ließ die Stimmen abbrechen, wo dem großen Meister einst die Kraft fehlte. Nach kurzem Eingedenken stimmten die Sänger die Choralbearbeitung an, die zu Beginn des Konzertes von der Orgel kam. Symbolischer kann ein Gedenkkonzert nicht sein. Die Konzertbesucherin Hildegard Tiggemann schreibt nach diesem Konzert in einem Brief an Thomaskantor Biller: »Mein Anliegen ist es, Ihnen zu sagen, dass ich noch nie ein Konzert erlebt habe, das bereits im Vornhinein mich so bewegt hat. Die Zusammenstellung – Einfassen des Ganzen mit dem Orgelchoral – allein das ist einmalig schön, ausdrucks-voll, ja bei mir Herz treffend. Die Ausfüh-rung (wie gut der Sopran!) ist gelungen. Jedoch die ganze Zusammenstellung war aus einem herzanregenden Anliegen heraus gestaltet, die gesungenen Kontrapunkte einzigartig schön. Dafür möchte ich Ihnen sehr danken.«

    Kurz berichtet

    Thomaner Paul Bernewitz erhielt im Mai 2011 das Straube-Legat. Paul tritt unter anderem als heraus-ragender Sopransolist in Erscheinung und ist bereits auf zahlreichen CD-Auf-nahmen des Chores solistisch zu hören. Die Verleihung des Legats fand im Rahmen der Jahres-hauptversammlung des Förderkreises statt. Das Straube-Legat zeichnet die Thomaner aus, die besondere Leistungen auf musikalischem Gebiet zeigen sowie die Traditionen des Thomanerchores pflegen und fördern. Ehemalige Thomaner, die zu Karl Straubes Zeiten als Thomaskantor (1918–1939) Chormit-glieder waren, stifteten 1995 gemeinsam mit dem Förderkreis Thomanerchor dieses Legat.

    S traube-legat für paul bernewitz

    Der Todestag des Thomaskantors Johann Sebastian Bach jährte sich am 28. Juli 2011 zum 261. Mal. Dieser Tag gibt jedes Jahr erneut Anlass, des großen Komponisten zu gedenken. Thomaskantor Georg Christoph Biller lädt traditionell zu diesem Konzert in die Thomaskirche zu Leipzig ein. In dem Kooperationsprojekt zwischen dem Mittel-deutschen Rundfunk (MDR) – der das Konzert live im MDR-Hörfunk ausstrahlte –, dem Bach-Archiv Leipzig, der Thomas-kirche und der Rotkäppchen Sektkellerei war jedoch, anders als in den Vorjahren, keine große, sondern eine kammermusika-lische Besetzung zu erleben, die an Bachsche Verhältnisse denken ließ. Nur zwölf Sängerinnen und Sänger, darunter die beiden Sopranistinnen Gesine Adler und Reglint Bühler, die Ensembles de Morales und Nobiles, sowie das siebenköpfige Instrumentalensemble Noema unter Leitung von Biller interpretierten das anspruchsvolle Programm. Dem Anlass angemessen sorgten die Choralbearbeitung »Vor deinen Thron tret’ ich« BWV 668 und die Kantate »Gottes Zeit ist die aller-

    Konzert zum 261. todestag

    thomanerchor-zeltDer Thomanerchor Leipzig hat seit diesem Jahr ein eigenes Informations- und Verkaufs-zelt. Zu den Motetten in der Thomaskirche und bei zahlreichen Konzerten außerhalb Leipzigs stellte der Chor seine umfangreichen CD-Einspielungen und Neuheiten vor. Darüber hinaus konnten sich die Besucher über das Leben der Thomaner und den Förderkreis Thomanerchor informieren. Die CDs sowie das aktuelle Thomaner-Journal wurden zum Verkauf angeboten. Bereits während der großen Sommerreise präsentierten sich die Thomaner mit ihrem neuen Stand, der, bereits von Weitem sichtbar, Anlaufpunkt für zahlreiche Besucher war. Der Förderkreis Thomanerchor und Rondeau Production haben das Zelt realisiert.

  • 6 Kurz berichtet

    leserbrief Zum Heft 04/2010 und dem Artikel »Ausnahmemusiker in der Nachfolge Bachs – Thomaskantor Günther Ramin« (1898–1956, Thomaskantor 1940–1956) erreichte die Redaktion ein Leserbrief von Gerhard Passolt, Mitglied des Chores von 1940 bis 1948:»Günther Ramin, der ›Ausnahmemusiker‹, war auch als Thomaskantor ein außer-gewöhnlicher Organist. In der Motette hastete er oft zwischen Orgelbank und Dirigentenpult hin und her. Am Schluss lauschte man gebannt seiner freien Improvisation. Orgelkonzerte gab er weiterhin im gesamten deutschsprachigen Raum. Auch nach 1940 fanden Chor-konzerte in nichtkirchlichen Räumen statt,

    Die Thomanern feiern ihr sommerliches Kastenfest wie eh und je, auch wenn sie derzeit nicht in ihrem angestammten »Kasten«, dem Alumnat in der Hillerstraße, wohnen, sondern übergangsweise im Containerdorf an der Sebastian-Bach-Straße. In der ersten Septemberwoche war es so weit: Aus Platzgründen wurde dieses Fest vor allem auf der Bach-Straße gefeiert, die an diesem Tag für den öffentlichen Verkehr gesperrt war. Thomaner, die Posaunen und Trompeten aufspielten, eröffneten die traditionelle Feier mit festlicher Bläsermusik. Nach Kaffee und Kuchen fand das Fußballspiel der zwölften Klasse des Thomanerchores gegen die erweiterte Mitarbeitermannschaft des Thomaner-chores statt. Es siegten die Mitarbeiter mit 2:1 Toren. Besonders der Einsatz zweier Bauleiter von der Alumnatsbaustelle zahlte sich aus. Neben Hüpfburg und Kletterwand herrschte vor allem am Stand der »Wilden Kräuterey« großer Andrang. Die Thomasser mischten Kräutertees, stellten pflanzliche Zahnpasta und andere Dinge her. Die Kastenküche lieferte zahllose Bleche Pizza und kühle Getränke. Nach einem gemeinsamen Auftritt mit zwei afrikanischen Trommlern klang das Fest mit einem gewaltigen Höhenfeuerwerk aus.

    meist mit gemischtem Programm, ein Teil geistlich, der andere weltlich, dazwischen spielte Ramin auf einem Flügel oder einem Cembalo. Anders als das Foto mit dem Chor in HJ-Uniform vor dem Bach-Denkmal aus dem Jahre 1938 (also vor Ramins Zeit als Thomaskantor fotografiert) und höchst unprofessionell zurechtgeschnitten, als charakterisierend die Zeit unter Ramin, habe ich in bleibender Erinnerung das Bild des Kantors mit seinen Thomanern vor der Thomaskirche, und wir selbstverständlich in traditioneller Konzertkleidung mit »Kieler Bluse«. Und da bin ich sicher nicht der Einzige, der Günther Ramin selber erlebt hat.« (Gerhard Passolt)

    literatur-hinweisClaus-Jürgen Wizisla, Alumne von 1942 bis 1949 und Gastsänger im Chor bis 1952, hat 2011 seine Biographie unter dem Titel »Wer stellt eigentlich die Weichen? Mein spannendes Leben als Pfarrer in der DDR« veröffentlicht. Er schildert darin unter anderem, wie der Chor die Kriegszeit mit der Bombennacht vom 4. Dezember 1943, der Evakuierung in Grimma und die Hungerjahre nach dem Krieg bestanden hat. In seinem Abiturjahr hat er miterlebt, dass der Rat der Stadt die Andachten und Tischgebete verbieten wollte, aber Thomaskantor Günther Ramin sich für ihre Beibehaltung einge- setzt hat. Wizisla hat als junger Pfarrer in Leipzig die Schikanen des DDR-Regimes zu spüren bekommen, als er in der offenen Jugendarbeit tätig war. Er war später Leiter einer kirchlichen Aus- und Weiterbildungs-stätte und der evangelischen Beratungsarbeit in der DDR. Das Buch kann beim Autor telefonisch unter 03322–3838 (Anruf - be antworter) bestellt und auf Spendenbasis bezogen werden.

    Thomaner feiern Kastenfest

    Erst klettern, dann freier Fall – die Kletterwand war beim Kastenfest eine große Attraktion.

    7 Kurz berichtet

    Bachfest leipzig

    internationales mahler-festivalDas Internationale Mahler-Festival in Leipzig endete am 29. Mai 2011 nach zwei Wochen mit der Aufführung von Mahlers achter Sinfonie. Das Festival bot in 14 Konzerten zehn internationale Orchester, ein reichhaltiges Rahmen-programm, ein wissenschaftliches Symposium sowie die Veröffentlichung der Monographie »Mahler in Leipzig«. Die Thomaner wirkten bei mehreren Aufführungen von Mahlers achter Sinfonie (»Sinfonie der Tausend«) im Rahmen des vielbeachteten Festivals unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly mit.

    Konzert zum evangelischen KirchentagDer Thomanerchor Leipzig gastierte am Himmelfahrtstag während des Evange-lischen Kirchentages bei den Dresdner Musikfestspielen in der Kreuzkirche. Auf dem anspruchsvollen Programm standen die Bachkantate »Herz und Mund und Tat und Leben« BWV 147, Felix Mendelssohn Bartholdys Christus-Fragment sowie der dritte Teil aus dem Oratorium Christus von Franz Liszt. Kreuzkantor Roderich Kreile leitete ein herausragendes Solisten-ensemble, den Thomanerchor Leipzig und den Dresdner Kreuzchor sowie die Staatskapelle Weimar.

    Passend zum Motto »… nach italienischem Gusto« eröffnete der Thomanerchor Leipzig das Bachfest Leipzig 2011 mit Werken von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi. Einen Gottesdienst in der Liturgie der Bachzeit gestaltete der Thomanerchor am letzten Sonntag des Bachfestes, unter anderem mit der Kantate »Es ist ein trotzig und verzagt’ Ding« BWV 176. Darüber hinaus musizierte, wie zuvor in Dresden, der Thomanerchor gemeinsam mit dem Dresdner Kreuzchor Werke von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Liszt unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller. In der kleinen Reihe Bachfest spontan erfreute Thomas-kantor Biller viele Gäste mit der Aufforderung zum ge meinsamen Singen. Prominente Gäste der kleinen Reihe Bachfest spontan waren Ingeborg Danz, Andreas Scholl und Martin Petzold.

    mendelssohn-festtageDer Thomanerchor stellte Anfang September 2011 vier seiner Motetten in den Rahmen der jährlich um diese Zeit stattfindenden Mendelssohn-Festtage. Insgesamt 4800 Besucher hörten den Thomanerchor allein zu diesen vier Veranstaltungen. Auch die Motette am Samstag, 10. September 2011, in der des im Januar 2011 verstorbenen Komponisten Hans Ulrich Engelmann gedacht wurde, trug das Signum Mendelssohn-Festtage. Engelmann, dessen »Missa popularis« in Auszügen zu hören war, wäre zwei Tage zuvor 80 Jahre alt geworden.

    Die Thomaner sangen unter Riccardo Chailly Mahlers achte Sinfonie.

    Der Kammersänger Martin Petzold war Gast der Reihe Bachfest spontan.

    Einmal jährlich treffen sich die ehemaligen Thomaner in Leipzig und informieren sich über die aktuellen Planungen und Vorhaben rund um den Thomanerchor. In diesem Jahr be richtete Rolf Ahrendt, Geschäftsführer des Forum Thomanum e. V., über die Entwicklung des entstehenden Bildungscampus durch den Betrieb der 2010 gegründeten Grundschule. Interessant war außerdem der Blick in das Interim des Chores, einen Container-Komplex, kennen doch die Ehemaligen nur den »alten« Kasten als Heimstätte des Thomanerchores. Nach der Motette am 1. Oktober 2011 in der Thomaskirche leitete Thomaskantor Georg Christoph Biller die Alumni im Gesang an. Es kamen zwei seiner eigenen Kompo sitionen zur Aufführung. Am Abend gab es Gelegenheit bei Speis und Trank über das Jubiläumsjahr zu sinnieren und zwei Projekte der ehemaligen Thomaner vorzustellen: Zum einen die Finanzierung einer Stelle für den Campus Forum Thomanum und zum anderen die Mit wirkung beim Eröffnungskonzert des Bachfestes 2012, bei dem unter anderem Max Regers 100. Psalm auf dem Programm steht. Hierzu sind alle ehemaligen Thomasser eingeladen, die nach wie vor sängerisch tätig sind. Interessenten wenden sich bitte an Sascha Hille, [email protected].

    Thomassertreffen

    Gubaidulina erKranKtFünf Festmusiken sollten das Jubiläumsjahr des Thomaner-chores schmücken. Den Kompositionsauftrag für die Erste Festmusik am 6. Januar 2012 erhielt Sofia Gubaidulina, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Zusage widerrufen musste. Stattdessen erklingt zum 6. Januar die sechste Kantate des Weihnachts-oratoriums von Johann Sebastian Bach. Die Fest - musik von Thomaskantor Biller findet wie angekün-digt am 8. April 2012 statt.

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    Die Lieblingssportart der Thomaner ist zweifelsohne Fußball: So hört man rund um das Interim bereits von Weitem die energischen Rufe der Fußballer. Jede freie Minute nutzen die Thomaner, um diesem Hobby nachzugehen. An der Rückseite des Interims findet täglich ein weiteres sportliches Highlight das Interesse der Knaben. Hier wird unter gegenseitigem Anfeuern und mit enormer Ausdauer Tischtennis gespielt. Einmal wöchentlich trifft man in der Turnhalle die Dispensierten (Knaben, die sich im Stimmbruch befinden) an, welche ihre überschüssige Energie beim Sport abbauen, insbesondere beim Hockey. Für das internationale Flair im Bewegungsbereich sorgt das wöchentliche Taekwondo, wozu eigens eine Trainerin anreist um die Jungen an diese Kampfsportart heranzuführen. Für die ruhigeren Gemüter unter den Jungen wird zweimal wöchentlich Yoga angeboten, welches sich großer Beliebtheit erfreut.ramin-legat für

    stefan Kahle Thomaner Stefan Kahle bekam während der traditionellen Ecce-Feier des Thomanerbundes im Mai 2011 für besondere musikalische Leistungen das Günther-Ramin-Legat verliehen. Es ist, wie es auf der Stiftungsurkunde heißt, dem »ehrenden An- denken an Thomaskantor Prof. Dr. h.c. Günther Ramin« gewidmet. Mit dieser Ehrung werden Thomaner ausgezeichnet, die in besonderer Weise zum musikalischen Erfolg des Chores beitragen. Stefan Kahle, der nach bestandenem Abitur im Juli den Chor verließ, trat mehrfach als Altus in Erscheinung. Er studiert derzeit an der renom-mierten Schola Cantorum Basiliensis (Basel/Schweiz) Gesang.

    Das erste Treffen der Kuratoren des Forum Thomanum Leipzig e.V. und dessen Vor-standsmitglieder fand am 19. Juni 2011 in der Villa Thomana statt. In konstruktiven

    Kuratorium des forum thomanum leipzig e.v.

    Sport im alumnat

    Gesprächen wurden von den anwesenden Kuratoren Prof. Dr. Barbara Ischinger (Director for Education, OECD), Prof. Georg Christoph Biller (Thomaskantor), Rüdiger Frohn (Staatssekretär a. D.), Dr. Georg Girardet (Kulturbürgermeister der Stadt Leipzig a. D.) und Thomas Rietschel (Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main) viele Anregungen zum weiteren Aufbau des Campus Forum Thomanum sowie zum Jubiläumsjahr 2012 gegeben. Beim nächsten Treffen am 10. Dezember 2011 anlässlich des Weihnachtsoratoriums mit dem Thomanerchor werden diese Anregungen weiter verfolgt und konkrete Maßnahmen geprüft und beschlossen. Das HotelMichaelis trat bei diesem Treffen als Sponsor auf.

    9 thomaner-leben

    om mdr-musiksommer zum rheingau-musikfestivalDie Sommerreise 2011V

    Anstimmprobe im Berliner Dom: Die Thomaner singen ein herausragendes Konzert in Anwesenheit der Komponisten Schlenker, Neubert und Wangenheim.

    Der Thomanerchor Leipzig begibt sich traditionell am Ende eines jeden Schuljahres auf eine Konzertreise durch Deutsch-land, im Sprachgebrauch der Thomaner Sommerreise ge-nannt. Die erste Station 2011 war die Dreiflüssestadt Passau. In der Studienkirche St. Michael führte der Thomanerchor ein umfangreiches A-cappella-Programm auf, in dessen Zentrum die Bach-Motette »Jesu meine Freude« stand. Ein-gerahmt wurde die Motette im ersten Teil von Werken Alessandro Scarlattis, Giovanni Pierluigi da Palestrinas und Anton Bruckners. Im zweiten Teil des Konzerts waren Werke zeitgenössischer Komponisten wie Volker Wangenheim, Manfred Schlenker und Günter Neubert zu hören. Zum Ab-schluss erklang »Der apostolische Segen« aus der Feder von Thomaskantor Georg Christoph Biller. Das anspruchsvolle Programm wurde mit großem Beifall aufgenommen. Auf das hochsommerliche Passau folgte das regnerisch-kühle Bayreuth. In der kleinen Spitalkirche in der Stadtmitte gaben die Thomaner ein Konzert zugunsten der Restaurierung der großen Stadtkirche. Die Thomaner waren bei freundlichen Gastfamilien untergebracht und erkundeten mit ihren Gast-gebern den Grünen Hügel mit Festspielhaus, die Grabstätte des ehemaligen Thomasschülers Richard Wagner sowie den städtischen Friedhof, auf welchem Franz Liszt beigesetzt ist.

    Im Rahmen des MDR-Musiksommers trat der Thomaner-chor in der Johanniskirche im sächsischen Zittau auf. Spek-takulär waren die modernen Orgelstücke, die der Komponist Neidhard Bethke zu Gehör brachte. Mit einer Gulaschkanone,

    deftigem Eintopf und strömendem Regen empfing des wei-teren der Ort Mittenwalde, südlich von Berlin gelegen, den Thomanerchor. Hier war der Liederdichter Paul Gerhardt von 1651 bis 1657 Pfarrer und dichtete einige seiner berühmten Liedtexte. Sein Denkmal steht vor der schönen Kirche St. Moritz. Da der Erste Chorpräfekt, Sebastian Borleis, unmittelbar aus dieser Gegend stammt, dirigierte er in diesem Konzert einige Stücke. Das Publikum belohnte ihn bei seinem Heimspiel mit langanhaltendem Beifall. Aus den brandenburgischen Privatquartieren ging es am nächsten Morgen bei immer stärker werdendem Regen ins nahe Berlin, wo am Abend im großen Berliner Dom das nächste Konzert stattfand. Eine besondere Ehre, die auch das Publikum mit viel Beifall würdigte, war die Anwesenheit der Komponisten Schlenker, Neubert und Wangenheim.

    Auf die Stationen Bad Salzuflen und Waldbreitbach folgte ein Konzert im Rahmen des Rheingau-Musikfestivals in der Basilika des Kloster Eberbach. Untergebracht waren die Thomaner in einem schönen Hotel in Wiesbaden, wo noch lange nach dem Konzert die Billardtische traktiert wurden. Den spektakulären Abschluss der Sommerreise 2011 bildete ein Doppelkonzert in der Kölner Philharmonie und im Kölner Dom. Den ersten Konzertteil erlebten die Besucher in der wunderschönen Philharmonie, tief unter der Erde am Ufer des Rheins gelegen. In der Konzertpause begaben sich Chor und Besucher in den benachbarten Dom, der sich schnell bis auf den letzten Platz füllte. Den zweiten Teil eröffnete der Knabenchor der Kölner Domsingschule unter der Leitung des Domkapellmeisters Prof. Eberhard Metternich. Im Anschluss führten die Thomaner den zweiten Teil ihres Programms auf. Mit diesem großartigen Erlebnis reiste der Thomanerchor am 8. Juli 2011 zurück nach Leipzig, um am folgenden Tag die Abschlussmotette in der Thomaskirche zu gestalten und die Abiturienten aus dem Chor zu verabschieden.Roland Weise

    Hochsommer in Passau: Die Thomaner gönnen sich eine kurze Pause, bevor sie die Sommerreise nach Bayreuth führt.

  • 10 thomaner-leben

    In der Tat ist hier etwas ungewöhnlich: Wir sind in der Klasse 4 TM der Edouard-Manet-Grundschule, allerdings im Gebäude der Thomaschule in der Hillerstraße. Die Erklärung dieser merkwürdigen Konstellation ist jedoch ganz einfach: In die so genannten TM-Klassen der Thomasschule gehen die Mitglieder des Thomanerchores – und in der 3 und 4 TM werden die kleinen »Thomaner« auf diese Aufgabe vorbereitet.

    »Die wunderbarsten Künstler sehe ich hier sitzen«, lobt Lehrerin Gabriele Findeisen indessen ihre Schar und mahnt, in den nächsten Minuten das Kunstwerk abzuschließen. Ein blondes Mädchen gibt seine Arbeit ab. »Danke, Sophie! Es lohnt nicht, etwas Neues zu beginnen«, meint Frau Findeisen, »lies lieber noch etwas über den Lebenslauf Hundertwassers

    Ein Freitagvormittag im September. In einem hellen Altbauraum mit Pflanzen auf den Fensterbrettern und einem Blick in die Bäume des Innenhofs sitzen 16 Kinder, in ruhiger Konzentration mit Pinsel und Wasserfar-ben beschäftigt. An der Tafel stehen einige Daten zu Friedensreich Hundertwasser. Im Hintergrund laufen Vivaldis Jahreszeiten. Soweit eine normale Grundschulklasse – wäre da nicht der große Konzertflügel im Klassenzimmer.

    ie wird man ein thomaner?Alte und neue Wege der Talentsuche

    nach.« Sophie verlässt die Stuhlreihen und begibt sich nicht etwa zum Bücherregal, sondern zum Bildschirm und recher-chiert online. Währenddessen wird es lebhafter im bisher so ruhigen Zimmer: Das vielfarbige Malwasser wird entsorgt, die Bänke abgewischt, die Bilder zum Trocknen ausgelegt. Alles geschieht in einer geordneten Selbstverständlichkeit, ohne dass die Lehrerin viel sagen müsste. Die letzten fünf Minuten dienen der Reflexion: »Unsere erste Arbeitsphase zu Hundertwasser haben wir nun abgeschlossen. Wer erklärt nochmals, welche Vorgabe wir hatten?« Einige Kinder melden sich; niemand platzt einfach mit der Antwort heraus. »Wir wollten keine geraden Linien verwenden, denn die machen den Menschen krank – sagt Hundertwasser«, erklärt der auf-gerufene Junge. »Und wie ist es euch dabei ergangen, als ihr

    Die Musikpädagogin Angelika Mees entlockt den Kindern spielerisch ihr musikalisches Talent.

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    die Arbeit Hundertwassers frei nachempfunden habt?« »Es war toll, dass man seiner Phantasie freien Lauf lassen, so zusagen seine Gefühle freilassen durfte«, kommt die ver-blüffende Antwort einer Neunjährigen…

    Seit 1992 betreut Gabriele Findeisen die 3 und 4 TM; für diese Aufgabe hat sie sich bewusst beworben: »Die Arbeit macht so viel Freude, weil Kultur und Musik eine große Rolle spielen. Trotzdem gilt natürlich der übliche Lehrplan. Die zukünftigen Thomaner müssen allerdings mit einer gewissen Strenge – ich würde es eine gütige Strenge nennen – behan-delt werden, weil sie eine große Aufgabe vor sich haben. Sie müssen sich in der Welt darstellen und zeigen, dass sie etwas Besonderes können.«

    Diese besonders Begabten müssen zunächst aber einmal gefunden werden. Seit 2007 ist die Musikpädagogin Angelika Mees mit dieser Aufgabe betraut: »Ich gehe in die Kinder-gärten der Stadt; pro Jahr schaffe ich etwa 60 bis 70; ins gesamt gibt es 180 in Leipzig. Die Jungs des Vorschuljahr-gangs teste ich dann in kleineren Gruppen, aber auf eine ganz ungezwungene, spielerische Art. Ich erzähle ihnen eine ›Singegeschichte‹: Da werden Tiere nachgeahmt, Echos geru-

    fen und dergleichen. Dann singe ich mein ›Lieblingslied‹ vor; die Kinder singen meist unaufgefordert mit. So kommen wir zum Singen, ohne dass es als Prüfung bewusst wird.« Wer positiv auffällt, erhält eine Einladung an die Eltern zur »Schnuppersingestunde«. Von den Angesprochenen melden sich etwa zwei Drittel zurück; eine »schöne Zahl«, findet Angelika Mees und bedauert zugleich, dass kaum jemand von sich aus den Weg zum Thomanerchor suche. Nachdem Stimme, Rhythmusgefühl und die Auffassungsgabe der Bewerber getestet wurden, werden pro Jahr etwa 40 bis 50 zur ersten Aufnahmeprüfung eingeladen. Davon bleiben circa 15 bis 20 »Thomaneranwärter« übrig, die dann die Manet-Grundschule besuchen.

    Im ersten und zweiten Schuljahr werden die Kinder auf mehrere Klassen verteilt. Nach einer Prüfung wird aus den Geeigneten eine dritte Klasse gebildet, die dann mit musisch interessierten Mädchen, die sich darum bewerben, auf Klas-senstärke aufgefüllt wird und an die Thomasschule geht. Während morgens normaler Schulunterricht stattfindet, ha-ben die Anwärter auf den Chor montags bis donnerstags nach dem Mittagessen jeweils 45 Minuten »Singestunde«: »Wir

    thomaner-leben

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    Nehmen Sie es in die Hand!

    thomaner-leben

    bin ja jede Woche zur Andacht dort und erlebe die Atmo-sphäre, die von Kreativität, Vertrauen, Respekt und Aner-kennung geprägt ist. Aufgrund der so spät erteilten Geneh-migung – eine Woche vor Schuljahresende – musste die Grundschule im letzten Jahr mit nur sieben Kindern begin-nen; als nunmehr zweite Klasse hat sie immerhin 15 Schüler. Und die diesjährigen Erstklässler haben mit 24 Schülern be-reits volle Klassenstärke erreicht«, freut sich Pfarrer Wolff. »Unsere Planungen sehen vor, sobald der Umbau des Thomasalumnats abgeschlossen ist, auf dem Gelände des jetzigen Interims unsere eigene Grundschule zu errichten. Bis dahin sind unsere Klassen in der Schule im Gohliser Jörg-Schmidtchen-Weg untergebracht. Dass wir in der kurzen Zeit bereits einen ausgezeichneten Ruf erwerben konnten, zeigen die gut gefüllten Anmeldelisten für die nächsten Jahre.«

    An der Forum-Thomanum-Grundschule richtet sich das Ganztagesangebot mit musisch-sprachlichem Profil genau wie in der Kita an alle Kinder gleichermaßen, obwohl auf diesem Wege ebenfalls geeignete Neuzugänge für den Thomanerchor entdeckt werden sollen. Da hier der Eltern-wunsch und nicht die gezielte Vorauswahl für den Chor maßgeblich sind, sieht die Verteilung zwischen den Geschlechtern anders aus als in den TM-Klassen der Thomasschule: In der zweiten Klasse sind 9 von 15 Kindern Mädchen, in der ersten Klasse 8 von 24. Nach dem Schul-unterricht und dem Mittagessen gehen die Kinder in die

    lernen Lieder und befassen uns mit Musiktheorie. Einmal wöchentlich hat jedes Kind Instrumentalunterricht. Ab der zweiten Klasse kommt noch Einzelstimmbildung hinzu. Nach dem Wechsel an die Thomasschule findet die Singe-stunde in der nebenan gelegenen Villa Thomana statt. Am Ende der dritten Klasse gibt es eine erste Aufnahmeprüfung. Wer die besteht, ist in der vierten Klasse ›Thomaner auf Probe‹. Von den circa 20 Jungs in der ersten Klasse sind das etwa acht bis zehn«, erläutert Angelika Mees.

    Zu diesem Verfahren, das seit langem praktiziert wird, gibt es seit kurzem eine Alternative: Eltern können ihre Kinder, die sie mit musischem Schwerpunkt ausbilden lassen möchten, direkt in die neu gegründeten Institutionen des Vereines Forum Thomanum geben: »Seit Mai 2008 ist unsere Kita in Betrieb; im Herbst 2010 hat unsere Grundschule die ersten Schüler aufgenommen«, erläutert Thomaspfarrer Christian Wolff, Mitbegründer und Vorsitzender des seit 2002 tätigen Vereins. »Nach diesen ersten Jahren kann ich nur ein positives Fazit ziehen: Nach den üblichen Start-schwierigkeiten mit neuen Gebäuden, neuem Personal und neuen Konzepten haben beide Einrichtungen eine wunder-bare Entwicklung genommen. Das sprachlich-musische und religionspädagogische Profil der Kita hat bei den Eltern hohe Erwartungen geweckt. Soweit ich es beurteilen kann, herrscht große Zufriedenheit, was auch die nach wie vor immense Nachfrage belegt. Die 18 Krippen- und 82 Kindergarten-plätze, die wir anbieten, könnten wir mehrfach vergeben. Ich

    Das sprachlich-musische Profil der Kindertagesstätte des Forum Thomanum wird in der Grundschule fortgeführt. Das Ganztagesangebot der Schule richtet sich nicht nur an Thomaneranwärter.

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    Sichern Sie sich 12 Original-Taufscheine von Bachs Kindern und das Buch „Bachs Leipziger Kinder“ vonProf. Dr. Martin Petzoldt in einer exklusiven Ausgabe.Sie erhalten sie im Thomasshop – wahlweise als hochwertige Faksimiles oder als Nachdrucke.

    Mit dem Erwerb unterstützen Sie den Verein Thomaskirche - Bach 2000 e.V. bei der Erhaltung der Thomaskirche und der Förderung des musikalischenErbes von Johann Sebastian Bach.

    www.thomaskirche.org

    Nehmen Sie es in die Hand!

    Hortbetreuung. Von dort holt sie Matthias Schubotz grup-penweise zum musikalischen Unterricht ab.

    Seit Beginn des neuen Schuljahres ist der Sänger und Gesangspädagoge hier jeden Nachmittag außer mittwochs im Einsatz. Auf einem Tisch thront eine fröhlich grinsende Handpuppe, Leander. In seiner Obhut sind die mitgebrachten Kuscheltiere abzulegen. Ein Mädchen will sich aber um keinen Preis von seinem Pferdchen trennen. Matthias Schubotz entwickelt daraus gleich ein paar Stimmübungen: Alle schnauben vergnügt wie das Pferdchen ›Claudia‹… Da

    thomaner-leben

    Freitag ist, wird das neu gelernte Liedrepertoire dieser Woche rekapituliert. Ohne Noten oder Texte in Händen fallen die Erstklässler sofort ein, wenn Schubotz die ersten Töne auf dem Klavier anschlägt. Um die Kinder bei der Stange zu hal-ten, baut der Pädagoge möglichst viel Bewegung ein. »Heut‹ ist ein Fest bei den Fröschen am See« ist perfekt durchchore-ografiert; die Präzision des musikalischen Vortrags leidet darunter indessen ein wenig: »Na, die haben aber noch ein bisschen durcheinander gequakt, die Frösche...«, lautet der milde Kommentar. »Eine kleine Schlange« windet sich da-rauf durch die Reihen. Schubotz greift in die Tasten, ohne hinzuschauen: Stets hat er die Kinderschar fest im Blick! Nach 20 Minuten folgt die zweite Gruppe der Erstklässler; nach einer Umbaupause versammeln sich alle 39 Kinder im Musiksaal. Schubotz hat etliches vorbereitet: Verschieden farbige Zettel werden verschiedenen Instrumenten zugeord-net: Wer eine orange Karte hat, bekommt ein Tamburin, das mit roten Linsen gefüllt ist; die gelben Karten erhalten eine Triangel (»Juchhu!!«), die roten eine Trommel (»JAAAA!!«) und die rosafarbenen eine Trommel mit Schellen. Das Regen-lied, das vorher einzeln geübt wurde, wird nun illustriert: Der Regen, der Wind, der Donner, der Blitz kommen zum Einsatz. Es macht hör- und sichtbar allen Spaß! Zum »musi-kalischen Abschied« wird »Viva la musica« im Kanon gesun-gen: dreistimmig – unter Einbeziehung der wartenden Eltern. Mit fröhlichem Getöse geht’s darauf ins Wochenende…

    Ohne Zweifel ist diese neue Schule auf dem besten Weg; Gabriele Findeisen betrachtet jedoch auch die bisherige Lösung als »Erfolgsmodell«: »Ich würde es mit Bedauern sehen, wenn die Kooperation zwischen Manet- und Thomas-schule, die mit unseren beiden Schulleiterinnen Frau Kormann und Frau Schöbel, großen Auftrieb bekommen hat, enden würde. Der Übergang von der Grund- zur Thomasschule ist für die neuen Thomaner damit meines Erachtens gut gesichert.« Kita und Schule des Forum Thomanum bieten aber nicht nur diesen besondere Möglich-keiten – und je mehr Kinder einer qualifizierten, musisch ge-prägten Ausbildung zugeführt werden können, desto besser. Sabine Näher

  • 14 thomaner-leben

    Johann ist zwölf Jahre alt, sitzt in seiner Stube und kippelt hin und her. Eigentlich will er schnell noch in die Innenstadt, ein Buch abholen. Im Zimmer stehen acht Schreibtische und Schränke, in den sich anschließenden Räumen jeweils zwei bis drei Betten. Johann teilt sich die Stube mit Jüngeren und Älteren, sie bilden eine Art Wohngemeinschaft. Der Acht-klässler ist blond, aufgeweckt und sein rundes Gesicht lacht trotz der Zahnspange. Seit vier Jahren wohnt er hier und fühlt sich fest integriert in den Mikrokosmos des Chores. In einer normalen Woche bestreitet er mit den anderen Sängern drei Auftritte in der Thomaskirche, parallel dazu arbeitet er sich in einer speziellen, kleinen Klasse an der Thomasschule zum Abitur. Johann lebt im Spannungsfeld von Schule und Musik einen besonderen Alltag, aber er ist glücklich.

    Sein ganz normaler, teils minutiös geplanter Wochentag beginnt damit, halb sieben geweckt zu werden. Nach dem Frühstück geht er ab 7.30 Uhr zur »Schuuule«, wie Johann seufzt und die Augen verleiert. Nach der sechsten Schulstun-de kommt er zurück in den »Kasten«, wie die Thomaner das Alumnat nennen, wo das von der hauseigenen Küche zuberei-tete Mittagessen wartet. Einige Jungen der höheren Klassen setzen ihren Schultag anschließend mit einer siebten und achten Stunde fort, die anderen genießen wie jetzt gerade et-was Freizeit. Später gibt es im Speisesaal für Willige eine Vesper mit Kaffee und Kuchen, manche Jungs gehen jetzt, dem Plan entsprechend, ihrem wöchentlichen Stimmbil-dungs- oder Instrumentalunterricht nach. In den einzelnen

    Stimmgruppen proben die Sänger fast täglich am Nachmit-tag und am frühen Abend, kurz vor dem Abendessen folgt die Gesamtchorprobe. Anschließend werden Hausaufgaben erle-digt, nach Klassenstufen gestaffelt machen sich die Jungen bettfertig. Dann kehrt langsam Ruhe im Kasten ein.

    »In den ersten Wochen hier ist das wirklich krass. Ich freue mich auch auf jede Ferien. Es ist anstrengend, aber es macht eben Spaß. Und deswegen denkt man gar nicht so sehr an den Stress, man freut sich einfach«, sagt Johann und grinst. Und der elfjährige Tim, der sich inzwischen dazu gesellt hat, fügt leise an: »Und über die Musik, über die freut man sich«, womit er Zustimmung findet. Auch Tobias, der die zwölfte Klasse besucht, prägte die Musik in den Jahren seines Chor-lebens. »Der Anfang war schwierig, weil ich von weiter weg komme und von Beginn an nur alle zwei Wochen, wenn ich sonntags nicht singen musste, nach Hause konnte. Hier ver-stand ich mich nicht mit allen, ich kannte die meisten ja auch noch gar nicht richtig und habe meine Freunde von zu Hause vermisst. Aber das Singen gefiel mir von Anfang an sehr gut. Man könnte sagen, dass die Proben und Aufführungen mich manchmal hier gehalten haben«, erinnert er sich.

    Mit der Zeit wuchs Tobias wie Generationen von Jungen vor ihm in die Gemeinschaft hinein, fand seinen Platz sowie Freunde in seiner und anderen Klassen. Jetzt leitet er als Chefredakteur das Kastenjournal, die alumnatsinterne, von den Jungen selbst gestaltete Zeitschrift, steht den anderen bei Textnöten und Computerproblemen zur Verfügung und

    Nach dem Klingeln vergeht keine halbe Minute. Die Gegensprechanlage wählt und knackt noch, als ein kleiner Junge schon interessiert schauend die Glastür öffnet und höflich den Weg weist. Die Spätsommersonne scheint auf den Containerblock im Bachviertel, gegenüber jagen die Jüngsten sich gegenseitig mit großen Stöcken über die Wiese. Im Interimsgebäude, errichtet in Form eines großen »H«, unweit ihres derzeit eingerüsteten Alumnats leben, schlafen und wachsen die Thomaner. Für fast 100 Jungen zwischen 9 und 18 Jahren, die aus ganz Deutschland kommen, bedeutet das Alumnat und das derzeitige Interim ihr zweites Zuhause. Sie streunen pfeifend durch die Gänge, hechten im Hof den Tischtennisbällen hinterher, irgendwo klimpert ein Klavier. Es ist Freizeit, die Proben beginnen erst in einer Weile.

    igentlich würde ich gern bleibenLeben im Mikrokosmos des ChoresE

    Die Thomaner Jasper (linkes Bild), Johann und Tim (rechtes Bild v.l.n.r.) sind bereits einige Jahr im Chor und haben schon vieles erlebt. Bis zum Abitur bleibt ihr Alltag anspruchsvoll und fordert Disziplin, Ehrgeiz, vor allem aber Spaß an der Musik.

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    erklärt den Kleinen gern mal, was man unter dem Wort »Schwarzmarkt« versteht. »Nach ein paar Jahren hat mir das Kastenleben dann viel mehr gefehlt, wenn ich zu Hause war. Hier konnte ich immer alles machen, vor allem mit den ganzen Freunden, die ich dann hatte. Zu Hause kannte ich irgendwann im Prinzip keinen mehr und hatte schlichtweg Langeweile. Hier habe ich immer eine Beschäftigung, mir ist nie langweilig.«

    Das hängt unter anderem damit zusammen, dass den Alltag der Jungen seit eh und je ein fein justiertes System von Aufgaben umrahmt, die alle für die Gemeinschaft erfüllen. Tobias als Oberer hilft den Kleineren aus seiner Stube bei-spielsweise montags und dienstags bei ihren Hausaufgaben.

    Erst gestern habe er eine Stunde lang mit jemandem Latein gelernt, sagt er schmunzelnd. Auch Johann leistet in der Regel seinen Beitrag zum Funktionieren des großen Ganzen: »Dieses Jahr habe ich die Ehre – apropos, mir fällt gerade auf, dass ich meinen Dienst heute vergessen habe – ich muss nach der Schule in das Sekretariat gehen und dort den Vertretungsplan für den nächsten Tag holen«, lacht er. Wäh-rend die Kleineren zum Beispiel die Stühle für die Proben stellen oder mal den Flur kehren, verkaufen diejenigen, die der Stimmbruch musikalisch außer Gefecht setzt, zu Veran-staltungen der Thomaner Programme und CDs. Die Großen übernehmen in der Regel für längere Zeit in speziellen Ämtern mit vorzugsweise lateinischen Namen Verantwortung. Als Präfekten etwa leiten sie manchmal Proben oder dirigieren bei den Auftritten am Wochenende; der Domesticus hingegen kontrolliert vor jedem Auftritt, ob Kleidung und Fingernägel der Kleinen sauber sind.

    Eine solche Aufgabenverteilung besitzt nicht nur funkti-onale Aspekte, sie mündet vor allem in einem Gemeinschafts-geist, von dem Johann, Tobias und viele ehemalige Thomaner gleichermaßen sprechen. In mancher Hinsicht ändert sich das Zusammenleben der Jungen zwar, einfach weil es muss. »Das Alumnat hat in erster Linie den Zweck, das Singen und den Spaß daran zu garantieren, nicht die Erinnerung der Ehemaligen von vor 50 Jahren zu konservieren«, sagt Roland Weise, der die pädagogische Leitung des Hauses innehat. Andererseits gibt es viele Dinge, die bleiben, wie sie immer

    thomaner-leben

    igentlich würde ich gern bleibenLeben im Mikrokosmos des Chores

    waren: Unzählige, thomanerspezifische Begriffe und ulkigste Redewendungen für alles Mögliche. Das von Johann leicht bedauerte Fehlen eines Fernsehers. Die Eigenart, sich selbst als »Thomasser« zu bezeichnen und fast jedem Chormitglied einen eigentümlichen, über zig Ecken hergeleiteten Spitz-namen zu bescheren. Der jedes Jahr stattfindende fußballe-rische Kampf um den Pokal gegen eine Delegation der Dresdner Kruzianer. Das Kastenfest, das Johann nicht nur aufgrund der Kräppelchen mag, oder der Heiligabend im Kasten, der wegen seiner feierlichen Stimmung Tobias jähr-liches Highlight ist.

    Auch dieses Jahr freut sich der 17-jährige auf Weihnach-ten, eigentlich. Ein mulmiges Gefühl gesteht er gern ein, denn für Tobias wird es nach langer Zeit das letzte Weih-nachtsfest als Thomaner sein. Im Frühjahr macht er Abitur und verlässt wie üblich den Chor danach. »Es ist einerseits erhebend, in Schule und Chor alles geschafft zu haben. Andererseits macht es traurig, den wichtigen Terminen des Jahres näher zu kommen, weil ich weiß, dass alles das letzte Mal ist. Eigentlich würde ich gern bleiben, aber das geht eben nicht«, meint er nachdenklich. Dass Tobias gern und viel Klavier spielt, ließe an eine musikalische Zukunft denken. Noch mehr färbte aber das Zusammenleben mit den Kleineren und die Elternrolle, die er manchmal für sie übernahm, auf den verschmitzt Grinsenden ab – er will in die pädagogische Richtung gehen.

    Der Nachmittag im Übergangskasten schreitet voran und langsam verringert sich das Gewusel im Haus, es sam-melt sich anderenorts. Johann ist verschwunden und die kleinen Jungen, die eben noch über die Wiese tobten, legen ihre Äste jetzt zur Seite und schlängeln sich durch den Zaun zurück zum Container. Davor wartet einer von ihnen schon mit der dunkelblauen Notenmappe unter dem Arm. Fertig gespielt, gleich beginnt die Probe.Theresa Wiedemann

    Die Chorzeit von Thomaner Tobias endet im Sommer 2012 mit dem Abitur.

    In kleinen Thomanerklassen an der Thomasschule werden die Sänger auf ihr Abitur vorbereitet.

  • VERANSTALTUNGSKALENDER

    31. Mo 18:00 Motette zum Reformationstagmit dem Thomanerchor Leipzig zur Eröffnung des Musikjahres der Lutherdekade

    N o v e m b e r

    4. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig im Rahmen der Johann-Nepomuk-David-Tage und zur Eröffnung des Mendelssohntages der Stadt Leipzig

    5. Sa 15:00 Motette im Rahmen der Johann-Nepomuk-David-Tage Johann Sebastian Bach Kantate »Ich geh und suche mit Verlangen« BWV 49 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    6. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    11. Fr 18:00 Motette Lutherkirche anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Lutherkirchemit dem Thomanerchor Leipzig

    12. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Ich habe meine Zuversicht« BWV 188Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    13. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    18. Fr 18:00 Motetteanlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Lutherkirchemit dem Thomanerchor Leipzig

    19. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Ich armer Mensch, ich Sündenknecht« BWV 55Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    20. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    25. Fr 18:00 Motettemit dem Thomanerchor Leipzig

    26. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Bereitet die Wege, bereitet die Bahn« BWV 132Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    27. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    D e z e m b e r

    9. Fr 19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantaten 1 bis 3 und Kantate 6) Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (Karten über die Gewandhauskasse Tel.: 0341-1270 280 oder

    [email protected])

    Die Auftritte des Thomanerchores Leipzig leitet Thomaskantor Georg Christoph Biller. Freitags um 18 Uhr und samstags um 15 Uhr finden in der Thomaskirche wöchentlich Motetten statt. Auch der Gottesdienst sonntags um 9.30 Uhr wird musikalisch gestaltet.

    O k t o b e r

    10. Sa 17:00 KonzertJohann Sebastian BachWeihnachtsoratorium BWV 248

    (siehe 9.12.11)

    11. So 17:00 KonzertJohann Sebastian BachWeihnachtsoratorium BWV 248

    (siehe 9.12.11)

    13.–16.12. Konzertreise des Thomanerchores Leipzig Johann Sebastian Bach Weihnachtsoratorium BWV 24813. Di 20:00 Essen (Philharmonie) 14. Mi 20:00 Frankfurt/Main (Alte Oper) 15. Do 20:00 Dortmund (Konzerthaus)16. Fr 20:00 Baden-Baden (Festspielhaus)

    20. Di 19:30 Weihnachtsliederabend mit dem Thomanerchor Leipzig (Karten über Musikalienhandlung M. Oelsner Leipzig.

    Tel: 0341-960 56 56 oder [email protected])

    21. Mi 19:30 Weihnachtsliederabend (siehe 20.12.11)

    22. Do 19:30 Weihnachtsliederabend (siehe 20.12.11)

    24. Sa 13:30 Weihnachtsmotette mit dem Thomanerchor Leipzig

    16:00 Christvesper mit dem Thomanerchor Leipzig

    24:00 Komplet mit Männerstimmen des Thomanerchores Leipzig

    25. So 9:30 Festgottesdienst Johann Sebastian BachKantate I »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage« aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    31. Sa 13:30 Silvestermotette Johann Sebastian BachKantate III »Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen« aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248»Dona nobis pacem« BWV 232Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    J a n u a r 2 0 1 2

    6. Fr 9:30 Festgottesdienst Johann Sebastian BachKantate VI »Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben«aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    7. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate VI »Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben«aus dem Weihnachtsoratorium BWV 248

    (siehe 6.1.12)

    16 OKTOBER 2011–APRIL 2012

    8. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    13. Fr 18:00 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

    14. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Meine Seufzer, meine Tränen« BWV 13Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    15. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    20. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    21. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Ich steh mit einem Fuß im Grabe« BWV 156Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    22. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    27. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    28. Sa 15:00 MotetteKantate »Jesus schläft, was soll ich hoffen« BWV 81Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    29. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    Fe b r u a r

    22.2.–1.3. Konzertreise nach Korea und Japan Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester22. Mi 20:00 Daejon/Korea (Culture and Arts Center) 23. Do 20:00 Seoul/Korea (Seoul Arts Center)25. Sa 15:00 Yokohama/Japan (Yokohama Minato Mirai Hall)26. So 14:00 Osaka/Japan (The Symphony Hall)28. Di 18:30 Tokyo/Japan (Tokyo Opera City Concert Hall)29. Mi 18:30 Tokyo (Suntory Hall)1.3. Do 18:30 Tokyo (Suntory Hall)

    M ä r z

    8.–11. Konzertreise nach Großbritannien Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 8. Do 19:00 Manchester (The Bridge Water Hall) 9. Fr 19:00 Birmingham (Symphony Hall)11. So 12:00 Konzert und Bachpreisverleihung London (Royal Academy of Music) Johann Sebastian Bach »Der Geist hilft unser Schwachheit auf« BWV 226 Oboenkonzert in f-Moll BWV 1056 Lieder aus Schemellis Gesangbuch »Singet dem Herrn ein neues Lied« BWV 225 Thomanerchor Leipzig, Musiker der Royal Academy of Music

    19.-25. Festwoche 800 Jahre Thomanerchor Leipzig

    A p r i l

    5. Do 19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (Karten über die Gewandhauskasse Tel.: 0341-1270 280 oder

    [email protected])

    6. Fr 19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 (siehe 5.4.12)

    8. So 6:00 OstermetteKurrende der ThomaskircheEnsemble Nobiles

    9:30 FestgottesdienstGeorg Christoph Biller: Festmusik (UA) Thomanerchor Leipzig, Ensemble amarcord, Gewandhausorchester

    20. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    21. Sa 15:00 MotetteGeorg Christoph Biller: Festmusik (EA) Thomanerchor Leipzig, Ensemble amarcord, Gewandhausorchester

    22. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    27. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    28. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen« BWV 12Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    29. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    17

    Stand: 20. Oktober 2011 – Änderungen vorbehalten.

    Weitere ausführliche Hinweise zu den Veranstaltungen mit dem Thomanerchor Leipzig oder Gastkonzerten in der Thomaskirche finden Sie unter www.thomanerchor.de oder auch unter www.thomaskirche.org.Alle Veranstaltungen finden, soweit nicht anders angegeben, in der Thomaskirche zu Leipzig statt.

    OKTOBER 2011–APRIL 2012

    8. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    13. Fr 18:00 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig

    14. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Meine Seufzer, meine Tränen« BWV 13Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    15. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    20. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    21. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Ich steh mit einem Fuß im Grabe« BWV 156Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    22. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    27. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    28. Sa 15:00 MotetteKantate »Jesus schläft, was soll ich hoffen« BWV 81Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    29. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    Fe b r u a r

    22.2.–1.3. Konzertreise nach Korea und Japan Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester22. Mi 20:00 Daejon/Korea (Culture and Arts Center) 23. Do 20:00 Seoul/Korea (Seoul Arts Center)25. Sa 15:00 Yokohama/Japan (Yokohama Minato Mirai Hall)26. So 14:00 Osaka/Japan (The Symphony Hall)28. Di 18:30 Tokyo/Japan (Tokyo Opera City Concert Hall)29. Mi 18:30 Tokyo (Suntory Hall)1.3. Do 18:30 Tokyo (Suntory Hall)

    M ä r z

    8.–11. Konzertreise nach Großbritannien Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 8. Do 19:00 Manchester (The Bridge Water Hall) 9. Fr 19:00 Birmingham (Symphony Hall)11. So 12:00 Konzert und Bachpreisverleihung London (Royal Academy of Music) Johann Sebastian Bach »Der Geist hilft unser Schwachheit auf« BWV 226 Oboenkonzert in f-Moll BWV 1056 Lieder aus Schemellis Gesangbuch »Singet dem Herrn ein neues Lied« BWV 225 Thomanerchor Leipzig, Musiker der Royal Academy of Music

    19.-25. Festwoche 800 Jahre Thomanerchor Leipzig

    A p r i l

    5. Do 19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (Karten über die Gewandhauskasse Tel.: 0341-1270 280 oder

    [email protected])

    6. Fr 19:00 Konzert Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 (siehe 5.4.12)

    8. So 6:00 OstermetteKurrende der ThomaskircheEnsemble Nobiles

    9:30 FestgottesdienstGeorg Christoph Biller: Festmusik (UA) Thomanerchor Leipzig, Ensemble amarcord, Gewandhausorchester

    20. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    21. Sa 15:00 MotetteGeorg Christoph Biller: Festmusik (EA) Thomanerchor Leipzig, Ensemble amarcord, Gewandhausorchester

    22. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

    27. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig

    28. Sa 15:00 MotetteJohann Sebastian BachKantate »Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen« BWV 12Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    29. So 9:30 Gottesdienstmit dem Thomanerchor Leipzig

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    Stand: 20. Oktober 2011 – Änderungen vorbehalten.

    Weitere ausführliche Hinweise zu den Veranstaltungen mit dem Thomanerchor Leipzig oder Gastkonzerten in der Thomaskirche finden Sie unter www.thomanerchor.de oder auch unter www.thomaskirche.org.Alle Veranstaltungen finden, soweit nicht anders angegeben, in der Thomaskirche zu Leipzig statt.

  • 18 thomaner-leben

    Die Reformation hat zwei Bereiche untrennbar miteinander verbunden den Glauben und die Bildung. Ebenso hat mit der Reformation die Stadt Leipzig wesentliche Verantwortung für den Thomanerchor und Thomasschule übernommen, die ihr auch heute abverlangt wird. Johann Sebastian Bachs Wirken an der Schola Thomana verlieh der europäischen Musikkultur einen unvergleichlichen musikhistorischen Impuls. Schon im 17. Jahrhundert hatte das Thomaskantorat weit über Leipzig hinausweisende Berühmtheit erlangt, so dass namhafte Komponisten das Amt des Thomaskantors anstrebten und sich dafür bewarben. Daran hat sich erst recht nichts nach Bachs Kantorat geändert. Bach universales Vermächtnis nicht nur als Musiker, sondern auch als ein tief im lutherischen Glauben aber auch vital als Sinnenmensch in

    seiner Zeit verankert, ist für viele Menschen auch heute eine Kraftquelle, die weder in der lutherischen Glaubenstradition zu Hause sind, noch zur Kirche eine Beziehung haben. Das Bachfest 2012, thematisch in die Feierlichkeiten der Thomana 2012 integriert, beleuchtet beispielsweise das 800-jährige musikalische Erbe des Thomanerchores mit Blick auf die sehr unterschiedlichen musikhistorischen Perioden. Zu hören sind Werke von Thomaskantoren aus fünf Jahrhunderten, von Georg Rhau bis hin zu Georg Christoph Biller.

    Im Laufe der Geschichte beeinflussten eine Vielzahl außergewöhnlicher und bedeutender Persönlichkeiten die Entwicklung der Thomana zu einem christlich-humanistisch geprägten Bildungszentrum und vor allem zu einem inter-nationalen Botschafter für die Leipziger Musikkultur.

    Die Thomaskirche zu Leipzig feiert das Jubiläum besonders in der Festwoche vom 31. Oktober bis 4. November 2012 mit zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen.

    Wenn im kommenden Jahr Thomaskirche, Thomanerchor und Thomasschule als älteste Kultureinrichtungen Leipzigs auf eine 800-jährige Geschichte zurückblicken, ist es auch ein Rückblick auf Traditionen und unge-brochene Werte. Als wesentliche Errungenschaften der Reformation stehen die Tätigkeitsworte im Motto des Festjahres »glauben – singen – lernen« und es sind die Grundwerte, für deren Fortbestand die heutige Thomana Zeugnis ablegt. Die Geschichte der Trias ist eng verbunden mit der kirchlichen, politischen und kulturellen Ent-wicklung der Stadt in deren 800-jährigen Verlauf zwei Geschenke bereitet wurden, die sich heute als herausra-gende Wegmarken der Tradition erweisen. Die Reformation in Leipzig von 1539/1543 und das Thomaskantorat von Johann Sebastian Bach 1723 bis 1750.

    Jahre thomana glauben – singen – lernen800

    19 thomaner-leben

    Die Thomana genießt heutzutage weltweites Renommee. Neben ihrer Geschichte und der musikalischen Qualität des Knabenchores basiert dies vor allem auf den Kompositionen, der Thomaskantoren und fremder Meister, die für den Thomanerchor und Orchester geschrieben wurden. Im Jubiläumsjahr wird – neben vielen anderen Höhepunkten – ein Zyklus von Festmotetten in der Thomaskirche das Fest-jahr wie einen Edelstein einfassen. Mit dem Ziel, über eine lokale Feier in Leipzig hinaus, internationale Aufmerk-samkeit zu erregen, wurden Auftragswerke in Form von Fest musiken an international bekannte Komponisten ver-geben: Hans Werner Henze, Heinz Holliger und Brett Dean. Thomaskantor Georg Christoph Biller komponiert die Erste Festmusik, deren Uraufführung am 8. April sein wird. Damit können neue kompositorische Marksteine gesetzt werden, die sich an der Besetzungsgröße Bach’scher Kantaten orientieren.

    Festwoche Thomanerchor im MärzUnmittelbar nach der Rückkehr des Thomanerchores von seiner Jubiläumstournee nach Korea, Japan und Großbritan-nien Anfang März 2012, beginnt in Leipzig die Festwoche des Thomanerchores. Erwähnenswert ist, dass zum Beschluss der Tournee der Thomanerchor Leipzig und Thomaskantor Georg Christoph Biller am 11. März 2012 den bedeutenden Bach-Preis der Royal Academy of Music und der Kohn Foun-dation verliehen bekommen. Als sechster in die Reihe der be-rühmten Preisträger eingereiht, wird sich der Thomanerchor neben András Schiff, Sir John Eliot Gardiner, Peter Schreier, John Butt und dem Direktor des Leipziger Bach-Archivs,

    Thomaskantor Georg Christoph Biller komponiert die Erste Festmusik, deren Uraufführung am 8. April 2012 in der Thomaskirche mit dem Thomanerchor Leipzig zu hören ist.

    19. Mo 18:00 Stadtgeschichtliches Museum Eröffnung der Jubiläumsausstellung (20.3.–17.6.2012) »Cantate! – zum 800. Geburtstag der Thomaner« 20. Di 11:00 Festakt 800 Jahre Thomanerchor Leipzig Thomaskirche Johann Sebastian Bach Motette »Singet dem Herrn« BWV 225 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester in Anwesenheit von Bundespräsident Christian Wulff und Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig 13:00 Festumzug zum Campus Forum Thomanum und feierliche Übergabe der fertiggestellten Gebäude

    21. Mi 12:00 Thomaskirche Leipziger Bürger singen Ständchen zum 327. Geburtstag von Johann Sebastian Bach 19:00 Bürgerfest Neues Rathaus zu Leipzig Thomanerchor Leipzig und Gäste

    22. Do 20:00 Grosses Concert Gewandhaus Johann Sebastian Bach Motette »Singet dem Herrn« BWV 225 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester

    23. Fr 18:00 Sondermotette mit dem Kings College Choir 20:00 Grosses Concert Gewandhaus (siehe 22.3.2012)

    24. Sa 8:00 Fest der Knabenchöre Campus 15:00 Sondermotette Thomanerchor Leipzig,Regensburger Domspatzen, Dresdner Kreuzchor, Kings College Choir

    25. So 9:30 GottesdienstA-cappella-WerkeThomanerchor Leipzig und Gastchöre (siehe 24.3.2012)

    FESTWOCHE 800 JAHRE THOMANERCHOR LEIPZIG19.–25. März 2012

  • 20 thomaner-leben

    Feierlichkeiten zu Johann Sebastian Bachs dann 327. Geburtstag – am Abend ein großes Fest für den Thoma-nerchor geben, zu dem die Leipziger in das Neue Rathaus eingeladen sind.

    Festwoche Thomasschule im SeptemberMit einer großen Festveranstaltung in der Thomaskirche zu Leipzig am 17. September 2012 und mit musikalischer Begleitung durch den Thomanerchor, dem Thomasschulchor und dem Ensemble Amarcord beginnen die Feierlichkeiten zur Festwoche der Thomasschule. Im Zeichen Ihrer Tradition und der Bildung präsentiert die Thomasschule innerhalb der Festwoche ein Schulmusical und Theaterdarbietungen verschiedener Gastschulen und ist Gastgeber einer Bildungs-konferenz. Die Feierlichkeiten enden mit dem Jubiläumsball zum 800-jährigen Geburtstag am 22. September 2012 im Gewandhaus Leipzig.

    Festwoche Thomaskirche im OktoberMit dem Festgottesdienst zum Reformationsfest im kommen-den Jahr und der Uraufführung der Dritten Festmusik von Heinz Holliger am 31. Oktober 2012 beginnt die Festwoche der Thomaskirche. Sie ist ein Höhepunkt der Lutherdekade, die im Jahr 2012 den Schwerpunkt »Reformation und Mu-sik« hat. Gemeinsam mit der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig veranstaltet die Thomaskirche den zwei-tägigen Kongress »Kirche in der Gesellschaft« und möchte damit der engen Verbindung zwischen der Thomaskirche und der Universität Leipzig sowie der Stadt Rechnung tragen. Ein »Abend der Begegnung« mit anderen in Leipzig tätigen Religionsgemeinschaften auf dem Thomaskirchhof soll ver-deutlichen, dass sich die Kirchgemeinde zur multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft bekennt. Unter der Leitung von Jiri Petdrlík und mit musikalischer Unterstützung des Orchester Brno und der B Side Band wird erstmalig eine Jazz-Messe in der Thomaskirche aufgeführt. Roman FriedrichAlle Informationen zum Festjahr von Thomaskirche, Thomanerchor und

    Thomasschule erhalten Sie unter www.thomana2012.de

    Prof. Dr. Dr. Christoph Wolff, gut einordnen lassen. Zentraler Part der Festwoche des Thomanerchores ist der Festakt am 20. März 2012 in der Thomaskirche, zu dem neben dem Bun-despräsidenten weitere hochrangige Vertreter aus Politik, Kultur und Kirche eingeladen sind. Anlässlich des Festjahres der Thomana wird der Kino-Dokumentationsfilm »Die Thomaner« am 16. Februar 2012 seinen Kinostart haben.

    Die Festwoche des Thomanerchores beginnt mit der Eröffnung der Sonderausstellung am 19. März 2012 im Stadtgeschichtlichen Museum. Hier können sich die Besucher auf einer Ausstellungsfläche von 450 Quadratmetern auf Entdeckungsreise in die Geschichte des Thomanerchores begeben und sich dem Mythos und seinen Traditionen nähern. Zu sehen sind wertvolle Ausstellungsstücke und unbekannte Dokumente aus acht Jahrhunderten, die nach neuesten wis-senschaftlichen Erkenntnissen zusammengetragen und aus ungewöhnlichen Blickwinkeln präsentiert werden. Die Geschichte des Chores wird unter thematisch relevanten Frage stellungen betrachtet und sinnlich erlebbar gemacht – so entstehen spannende und neue Sichtweisen. Die Besucher können in die Vergangenheit eintauchen und ein Gefühl dafür entwickeln, was es in verschiedenen Epochen bedeutete und bedeutet, Thomaner zu sein. Andere Leipziger Museen folgen bis zum Ende des Festjahres mit eigenen Ausstellungen nach. Gemeinsam mit der Ausstellungseröffnung am 19. März erscheint die Festschrift »800 Jahre Thomana« mit einer Audio-CD in limitierter Auflage. Den Herausgebern Prof. Martin Petzoldt und Dr. Stefan Altner ist es gelungen, eine exklusive Auswahl prominenter Autoren zusammenzu-stellen, die sich basierend auf dem aktuellen Forschungsstand mit der Trias Thomana auseinandersetzen. Ergänzt wird die Festschrift durch den Katalog zur Sonderausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.

    Zentraler Teil der Festwoche ist am 20. März 2012 der Festakt in der Thomaskirche, zu dem hochrangige Vertreter aus Politik, Kultur und Kirche eingeladen sind. Der Bundes-präsident der Bundesrepublik Deutschland, Christian Wulff, hat seine Anwesenheit bestätigt. Im Anschluss an den Festakt erfolgt ein Festumzug zum Campus des Forum Thomanum, wo bereits fertiggestellte Bauabschnitte übergeben werden sollen und ein Fest gefeiert wird. Damit wird ein entschei-dender Abschnitt in der Geschichte dieser international geprägten musischen Bildungs- und Begegnungsstätte mar-kiert. In einem Fest der Knabenchöre zur Motettenzeit 15 Uhr am 24. März 2012 in der Thomaskirche, haben die Besucher die Möglichkeit, zusammen mit dem Thomanerchor zugleich vier der renommiertesten Knabenchöre der Welt zu erleben. Der Dresdner Kreuzchor, die Regensburger Domspatzen und der Chor des King‘s College aus Cambridge werden als Gratulanten und Gäste erwartet. Jeder Chor greift auf eine andere Literatur zurück, die jeweils das besondere Idiom eines Chores prägte, sei es durch spezielle Formen der musikalischen Ausgestaltung der Gottesdienste in der römisch-katholischen, der anglikanischen oder lutherischen Kirche. Dies herauszuhören wird besonders in der Motette möglich sein, wenn alle Knabenchöre sich vorstellen werden.Am 21. März 2012 wird es – neben den schon traditionellen

    6.1. Epiphanias – Uraufführung · ENTFÄLLT ·

    Sofia Gubaidulina

    19.–25.3. Festwoche 800 Jahre Thomanerchor

    8.4. Ostern – Uraufführung

    Thomaskantor Georg Christoph Biller, Erste Festmusik

    27.5. Pfingsten – Uraufführung

    Hans Werner Henze, Zweite Festmusik

    17.–23.9. Festwoche 800 Jahre Thomasschule

    31.10.–4.11. Festwoche 800 Jahre Thomaskirche

    31.10. Reformation – Uraufführung

    Heinz Holliger, Dritte Festmusik

    22.12. Motette – Uraufführung

    Brett Dean, Vierte Festmusik

    25.12. Weihnachten

    Brett Dean, Vierte Festmusik

    h ö h e p u n K t e i m J u b i l ä u m s J a h r 2 0 1 2 m i t d e m t h o m a n e r c h o r l e i p z i g

    21 cd-t ipp

    Thomaskantor Georg Christoph Biller greift bei seinen Aufführungen der Bachkantaten für die Sopran- und Altpartien auf herausragende Solisten des Chores zurück – ein besonderes Qualitätsmerkmal, welches die neue CD-Einspielung von anderen unter-scheidet. Unvergessen bleiben die Knaben stimmen von den Thomanern Paul Bernewitz, Oskar Didt, Friedrich Praetorius, Conrad Zuber sowie den Altisten Martin Deckelmann, Stefan Kahle und Robert Pohlers. Die Solo-partien in Tenor und Bass singen ehemalige Thomaner, die heute als professionelle Sänger international erfolgreich sind: Christoph Genz, Martin Petzold, Matthias Weichert und Gotthold Schwarz.Teres Feiertag

    Seit 2007 begleiten die Tonmeister Tobias Hoff und Joachim Müller von der Leipziger Plattenfirma Rondeau Pro-duction den Thomanerchor bei den sonnabendlichen Motetten. Thomas-kantor Biller realisiert mit diesem Projekt sein Anliegen, anlässlich des 800-jährigen Jubiläums des Thomaner-chores eine umfangreiche CD-Serie zu veröffentlichen, die ausgewählte Kantaten zum Kirchenjahr dokumen-tiert. »Das Kirchenjahr mit Johann Sebastian Bach« lautet der Titel der großen CD-Serie, die die Leipziger Aufführungspraxis der Musik zum Kirchenjahr auf ganz besondere Weise würdigt. Festgehalten ist der Alltag der Thomaner und das Selbstverständliche vieler Leipziger, zugleich aber auch das Besondere und Kostbare dieser, mit 800 Jahren ältesten Kultureinrichtung der Stadt: das wöchentliche Musizieren des Thomanerchores Leipzig und Gewandhausorchesters einer Kantate von Johann Sebastian Bach in dem historischen Ort – der Thomaskirche. Lebendige Musik in lebendiger Atmo-sphäre.

    Mit Bachkantaten zum Reforma-tionsfest und Michaelistag beginnt die um fangreiche CD-Serie. In der aktuellen

    In den vergangenen vier Jahren stand am Ende eines Motettenprogrammes häufig der Hinweis: »Die heutige Aufführung der Bachkantate wird für eine CD-Produktion aufgezeichnet. Wir bitten darum, jegliche Störungen zu vermeiden und alle technischen Geräte auszuschalten«. Jetzt darf gratuliert werden: Ein Großteil der aus-gewählten Kantaten ist jetzt bereits für die Ewigkeit aufgenommen und erscheint bis 2014 in einer zehnteiligen CD-Serie.

    as Kirchenjahr mit Johann sebastian bachCD-Serie mit dem Thomanerchor LeipzigD

    Einspielung, die seit Oktober 2011 im Fachhandel erhältlich ist, ergänzt Thomaskantor Georg Christoph Biller die Michaeliskantaten »Es erhub sich ein Streit« BWV 19 und »Nun ist das Heil und die Kraft« BWV 50 mit dem Hymnus »Dicimus grates tibi«. Den Reformationskantaten »Ein feste Burg ist unser Gott« BWV 80 und »Gott der Herr ist Sonn und Schild« BWV 79 stellt Thomaskantor Biller den Choral »Es wolle Gott uns gnädig sein« in der Vertonung Johann Walters voran. Der Hörer kann auf diese Weise die Kirchenmusik eines Gottesdienstes in der Thomaskirche zur Zeit Bachs besonders nachempfinden.

    Des Weiteren ist bereits die zweite CD in dieser Reihe erschienen: Der Thomanerchor Leipzig singt zwei Kan-taten zu Weihnachten, »Unser Mund sei voll Lachens« BWV 110 und »Christen, ätzet diesen Tag« BWV 63, sowie die Kantate »Singet dem Herrn ein neues Lied« BWV 190 zum Neujahrstag. Die drei Kantaten ergänzt Biller jeweils um einen Hymnus zur Geburt Christi. Diese vierstimmigen Kompositionen stammen aus dem Florilegium selectis-simorum Hymnorum von Erhard Bodenschatz.

    Kantaten zu Advent CD ROP4040 Kantaten zu Epiphanias CD ROP4038 Kantaten zur Passion CD ROP4044 Kantaten zu Ostern CD ROP4045 Kantaten zu Himmelfahrt CD ROP4041 Kantaten zu Pfingsten CD ROP4026 Kantaten zu Trinitatis CD ROP4036 Kantaten zu Marienfesten CD ROP4039

    b i s 2 0 1 4 e r s c h e i n e n f o l g e n d e c d s i n d i e s e r r e i h e

    Zwei CDs mit Kantaten zu Weihnachten und Reformation eröffnen Ende 2011 die große CD-Edition mit dem Thomanerchor Leipzig.

  • 22 interview

    Die Grundschule der Forum Thomanum Schulen GmbH nimmt langsam Formen an. Ich treffe mich mit Annette Hofmeister, Leiterin der Einrichtung, um mehr über die Besonderheiten dieser Schule zu erfahren. Für mich, der selbst als Lehrer an einer freien Schule arbeitet, eine spannende Sache.

    on anfang an lernen lernenInterview mit Annette HofmeisterV

    Sehr geehrte Frau Hofmeister, die Grundschule in Träger-schaft der Forum Thomanum Schulen GmbH wurde zum Schuljahr 2010/2011 eröffnet. Sie haben damals nur mit einer kleinen Schüleranzahl begonnen. Wie hat sich Ihre Schule entwickelt?

    Die Eröffnung war eigentlich schon für das Schuljahr davor geplant. Ich habe, als ich noch in Krefeld gearbeitet habe, bereits am Konzept der Schule mitgewirkt. Schon im Jahr 2005 begann die Planung. Die Genehmigung durch die Sächsische Bildungsagentur erfolgte sehr spät, sodass wir nur mit sieben Schülerinnen und Schülern beginnen konnten. Aber jetzt haben wir schon 15 Schüler in der zweiten Klasse. In der ersten Klasse haben wir 24 Kinder ein geschult.

    Die Schule befindet sich (noch) nicht an dem geplanten Campus des Forum Thomanum?

    Noch sind wir ausgelagert und quasi Gast in der 75. Grundschule in Leipzig-Gohlis. Dort bewohnen wir – zur Zeit drei Lehrerinnen, zwei Erzieherinnen im Hort und drei Personen, die sich um den Profilunterricht kümmern – zwei Etagen. Aber im Sommer 2014 wollen wir umziehen. Auf dem Gelände, wo jetzt das Interim des Alumnates steht, soll die neue Grundschule eröffnet werden. Dann werden wir auf dem Campus angekommen sein.

    Welche Profile bieten Sie an?Hier wären zu nennen: Italienisch, Englisch und

    Musisch. Britta Taddiken von der Thomaskirche in Leipzig unterrichtet bei uns evangelische Religion. Das ist für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend. Die Vermittlung der christlichen Werte hat für uns eine große Bedeutung.

    Ihre persönliche Bilanz nach einem Jahr?Ich habe das Gefühl, hier gut arbeiten zu können. Die

    Ziele sind klar gesteckt. Die Schule ist gut angelaufen, die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr stimmen. Die Stadt Leipzig hat die Grundschule des Forum Thoma-num als offizielle Schule der Thomaneranwärter anerkannt. Momentan werden die Thomaneranwärter in der Edouard-Manet-Grundschule unterrichtet. Die Klassenstufen drei und vier selbst schon im Gebäude der Thomasschule. Da wir von der staatlichen Aufsichtsbehörde zurzeit nur genehmigt und noch nicht anerkannt sind, können wir nur eine bestimmte Anzahl an Kindern aufnehmen. Erst nach einer

    Zeit von drei Jahren erfolgt die staatliche Anerkennung. Das heißt für uns, dass wir in nunmehr zwei Jahren die staat-lichen Zuschüsse erhalten und dann auch zweizügig werden können.

    Wie erfolgt die Ausbildung der Thomaneranwärter bei Ihnen?

    Nun, es gibt bei uns keine reinen Thomanerklassen, sondern nur gemischte Klassen mit musikalischem Profil. Die musikalische Ausbildung ist in den Schulalltag inte-griert und findet nicht nur im Nachmittagsbereich statt. Die zukünftigen Sänger erfahren somit eine zusätzliche Förde-rung. Als freie Schule sind wir hier sehr flexibel und haben die nötige Handlungsfreiheit.

    Annette Hofmeister ist seit 2010 Schulleiterin der Grundschule Forum Thomanum.

    Lassen Sie Erinnerungen Wirklichkeit werden – wann immer Ihnen danach ist. Im Thomasshop fi nden Sie CDs, Bücher, T-Shirts, Uhren, Schmuck, Souvenirs… Kurz: einfach alles, um Ihre Erinnerungenimmer wieder aufs Neue zu genießen. Oder um ein Stück Thomas-kirche zu verschenken. Ob Sie sich oder anderen eine Freude machen – es ist in jedem Fall eine doppelte: Denn der Erlös aus dem Verkauf kommt der Thomaskirche zugute! www.thomaskirche.org

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    23 interview

    Was sollten unsere Leser über das pädagogische Konzept Ihrer Schule wissen?

    Wir arbeiten nach dem Konzept »Von Anfang an Lernen lernen« und setzen stark auf eine individuelle Förderung der Kinder. Hier meine ich keine Vielzahl von unterschiedlichen Arbeitsblättern, die ein Lehrer vorher konzipiert hat. Wir wollen, dass durch den Einsatz von Lern- und Lesetage-büchern, individuellen und kommunikativen sowie koopera-tiven Methoden erreichen. Wir wollen den Kindern die Mög-lichkeit bieten, sich selbst zu entfalten und Selbstständigkeit zu üben und Kooperation und Kommunikation so zu beherr-schen, wie man es am Ende der vierten Klasse maximal beherrschen kann. Bei uns gibt es viele Trainingseinheiten. Ein Thema dabei ist zum Beispiel das Markieren von Texten. Bei uns gibt es daher auch wenig Frontalunterricht. Wir respektieren die Kinder als individuelle Lernende.

    Wir starten die Woche am Montagmorgen 8 Uhr mit dem Chor und die Woche endet am Freitag 15.45 Uhr mit dem Chor. Die Kinder haben in der Regel bis 16 Uhr Unter-richt beziehungsweise die verschiedenen Profile. Außerdem gibt es bei uns bilingualen Unterricht. So wird zum Beispiel Kunst schon teilweise auf Englisch unterrichtet. Die Profile und der Unterricht sollen sich untereinander verweben. Natürlich hat der Unterricht im Vormittagsbereich seine Priorität, aber am Nachmittag finden teilweise Kunst, zukünftig auch Sport und Mathematik statt. Dafür ist am Vormittag dann einmal Stimmbildung.

    Wie erfolgt die Zusammenarbeit mit dem Hort und der Kindertagesstätte des Forum Thomanum?

    Besonders zu unserem Hort herrschen sehr enge und gute Beziehungen. Wir wohnen ja förmlich Tür an Tür und ziehen an einem Strang, um das Forum Thomanun voran zu bringen. Auch zur Kindertagesstätte haben wir gute Kon-takte und es besteht ein Kooperationsvertrag. Leider ist die räumliche Entfernung hier noch ein Problem. Aber wir haben schon gemeinsame Nachmittage gestaltet, Gottes-dienste besucht und zum Tag des Forum Thomanum beim Bachfest 2011 gemeinsam gesungen.

    Welche Rolle wird die Grundschule bei den Feierlichkeiten »800 Jahre Thomanerchor, Thomasschule, Thomaskirche« spielen?

    Eine besondere Rolle wird uns hier nicht zukommen, aber wir werden natürlich bei den Feierlichkeiten dabei sein. Besonders in der Festwoche »800 Jahre Thomanerchor« vom 19. bis 25. März 2012.

    Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben? Haben Sie einen Lieblingskomponisten?

    Ich singe seit über 26 Jahren in verschiedenen Chören und höre sehr gerne Musik. Für mich bedeutet Singen Ent-spannung. Eine persönliche Bedeutung in meinem Leben hat die Musik Johann Sebastian Bachs. Regelmäßig besuche ich auch die Motetten des Thomanerchores.

    Wo sehen Sie das Forum Thomanum in zehn Jahren?In zehn Jahren wird das Forum Thomanum fest in der

    Stadt Leipzig integriert sein und eine große Rolle für die Kultur und Bildung spielen. Ich hoffe sehr, dass es dann auch noch eine Mittelschule in freier Trägerschaft geben wird.

    Sehr geehrte Frau Hofmeister, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen für die zukünftige Arbeit viel Erfolg und Kraft.

    Das Interview führte Dr. Michael Kampf.

    on anfang an lernen lernenInterview mit Annette Hofmeister

    1970 in Witzenhausen/Nordhessen

    geboren, legte Annette Hofmeister

    1989 ihr Abitur in Hessisch

    Lichtenau ab. Direkt nach dem

    Abitur studierte sie in Kassel und

    schloss an einer Grundschule in

    Nordhessen ihr Referendariat für

    das Lehramt an Grundschulen ab.

    Als Lehrerin hat sie ab 1996 an

    zwei verschiedenen Grundschulen

    in Mönchengladbach gearbeitet

    und von 2005 bis 2010 war

    sie Konrektorin an einer großen

    Krefelder Grundschule.

    Seit Sommer 2010 ist sie

    Schulleiterin der Grundschule

    Forum Thomanum.

    a n n e t t e h o f m e i s t e r

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  • motette/Kantate24 motette/Kantate

    lassische rhetorik und KlangredeProf. Dr. Max Pommer über die Kantate BWV 188K

    Der Thomanerchor Leipzig musiziert in der Motette am 12. November 2011 gemeinsam mit dem Gewandhausorchester die Bach-Kantate »Ich habe meine Zuversicht« BWV 188 in der Thomaskirche zu Leipzig. Die Leitung hat Thomaskantor Georg Christoph Biller.

    »… dem Verlangen guter Freunde zur Folge« schreibt Picander in seinem Vorwort zu den Kantatentexten 1728/29 »und weil ich mir schmeicheln darf, dass vielleicht der Mangel der poe-tischen Anmuth durch die Lieblichkeit des unvergleichlichen Herrn Capell-Meisters, Bachs, dürfte ersetzet … werden« hätten ihn, Picander, bewogen, diese Kantaten (-texte) – nach dem Vorbild Erdmann Neumeisters – zu verfassen. Seine Höflichkeit erscheint wie eine Selbstkritik im Falle der Kantate »Ich habe meine Zuversicht«, neigt sie doch weniger zu poetischen Höhenflügen als zum klassischen Prinzip einer ›wohlgesetzten Rede‹. Es muss über die Texte eine Absprache mit Bach gegeben haben, denn es ist auffällig, dass der Chor nicht die Rolle spielt wie in anderen Kantaten.

    Meist bilden Arien die Anfänge und Eingangschöre wer-den oft durch Instrumentalsätze aus früher komponierten Konzerten ersetzt. Zweifelte Bach an der Leistungsfähigkeit seiner Thomaner, wie er sie zwei Jahre später in seiner Ein-gabe an den Rat artikulierte? Wie es auch sei, wir haben in der Kantate BWV 188 ein Beispiel klassischer Rhetorik, die durch geniale Musik jene Sinnlichkeit erreicht, welche die Herzen der Menschen bewegt. Da wäre die erste Arie als

    ›Erzählung‹ (narratio) zu nennen. Ihre Worte geben der Kantate die Überschrift. Das Vorspiel erscheint zunächst melodisch einfach, liedhaft bis zu einer charakteristischen Synkope im fünften Takt. Sie wird in diesem Satz eine Rolle spielen, aber auch den Bogen bis zur letzten Arie schlagen. Betrachten wir die Feinheiten der Musiksprache, so können wir am Beginn der Solostimme beobachten, dass Bach den Text nicht in ein metrisches Schema zwingt, sondern ver-schiedene Metren übereinander setzt. In der Singstimme wird dies deutlich durch Bindebögen oder Verbalkungen – ein Verbinden einzelner Noten mit Fähnchen zu Notengruppen mittels Balken. So können wir in der ersten Abbildung die von der instrumentalen Gestalt abweichende Textverteilung der Singstimme gut nachvollziehen (Abb. 1).

    Die Betonung einer Silbe oder eines Tones findet sich am Anfang der Bögen. Für die Oboe bedeutet das eine Betonung auf der ersten Zählzeit des Taktes (Abb. 2), die erste Note der Singstimme aber muss ein Auftakt sein (Abb. 3), mithin also eine unbetonte Zeit, und Igor Strawinsky hätte nach ihm sicher einen 5/8-Takt notiert. Auch das Motiv der Streicher im zweiten Takt (Abb. 4) ist ein Resultat des Anfangs. Keine

    informationen zur Kantate Die Kantate BWV 188 »Ich habe meine Zuversicht« gehört dem 1728/29 veröffentlichten Jahrgang von Texten des Leipziger Dichters Christian Friedrich Henrici (Picander) an. In diese Zeit fällt wohl auch die Entstehung der Komposition von Johann Sebastian Bach, die nur sehr mangelhaft überliefert ist. So wurde Bachs Partitur aus unbe-kannten Gründen in zahllose kleine Streifen zerschnitten, die heute auf verschiedene Bibliotheken und Privatpersonen verteilt sind. Ein

    1. sinfonia für Oboe I/II, Taille (Oboeninstrument in Tenorlage), Violino I/II, Viola, Basso continuo2. aria »Ich habe meine Zuversicht« für Tenor, Oboe, Violino I/II, Viola und Basso continuo3. recitativo »Gott meint es gut mit jedermann« für Bass und Basso continuo4. aria »Unerforschlich ist die Weise« für Alt, Violoncello und Organo obligato5. recitativo »Die Macht der Welt verlieret sich« für Sopran, Violino I/II, Viola und Basso continuo

    INFOR M ATIONEN ZuR K A NTATE

    6. choral »Auf meinen lieben Gott trau ich in Angst und Not« für vierstimmigen Chor und Basso continuo. Die Instrumentierung ist nicht überliefert.

    Der Thomanerchor Leipzig musiziert die Kantate BWV 188 mit dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller am 12. November 2011 um 15 Uhr zur Motette in der Thomaskirche zu Leipzig.

    Großteil aber ist verloren. Das Evangelium für den 21. Sonntag nach Trinitatis findet seinen Nieder-schlag bei Picander, indem er recht allgemein die Quintessenz des Textes wiedergibt – nämlich, dass sich Gottvertrauen lohnt, auch wenn es vorübergehend scheinen mag, als sei Gott grausam. Als Rekonstruktion der verschollenen Sinfonia (siehe Text) erklingt in der Aufführung der Thomaner der dritte Satz des Konzertes für Cembalo und Streichorchester d-Moll BWV 1052.

    motette/Kantate 25

    Betonung, sondern es befördert den Schwung des Taktes mit einem Crescendo zum nächsten. Es sind also drei verschie-dene Ereignisse, aus einer Zeile entstanden, die wir erlebbar machen müssen, oder, wie Debussy einmal sagte, »die Ord-nung in der Freiheit suchen.«

    Der zweite Teil illustriert den Text »wenn alles fällt…« durch Staccato-Sechzehntel der Streicher und den abstür-zenden Dreiklang der Oboe höchst dramatisch. Der Gegen-satz nach vier Takten zitiert ganz logisch den Anfang der Arie (Abb. 5). Ich fühle durch die erneute Befreiung der Spra-che vom Metrum Hoffnung nach der scharf und unerbittlich artikulierten Schreckensvision. Das nun folgende Rezitativ könnte die Predigt eines Gottesdienstes sein. Picander stellt in seinem Kantatentext eine ›propositio‹ (eine Vorstellung, die man sich von etwas macht) der ›confutatio‹ (ihrer Wider-legung) entgegen:

    Diesem Disput folgt der Entschluss: »Drum lass ich ihn nicht…«. Dafür wechselt Bach aus dem Secco-Rezitativ in den weich schwingenden 6/8-Takt eines Arioso und im Melisma »er segne mich denn« begegnen wir der alles verbin-denden Synkope wieder.

    Die nun folgende zweite Arie ist die abschließende Betrachtung (conclusio) des vorher Abgehandelten. »Uner-forschlich…« beginnt der Text und macht deutlich, dass es sich um etwas handelt, was sich jeder Erklärung verschließt. Bach komponiert ein Pedant zum virtuosen Orgelpart der Sinfonia, ein Duett der obligaten Orgel mit der Altstimme – die kunstvollste Arie der Kantate. Die Synkope als ›idée fixe‹ prägt ihr Thema und mit einer nur Bach vorbehaltenen kontrapunktischen und rhythmischen Eleganz ergänzen sich die konzertierenden Stimmen. Das Mysterium wird nicht gefühlshaft entrückt, sondern als tönend bewegte Form interpretiert.

    Das letzte kurze Rezitativ wirkt wie ein energischer Schlusspunkt. Die alte Melodie des Chorals stammt aus dem 16. Jahrhundert und entspricht in ihrer Einfachheit dem ver-innerlichten, nachdenklichen Charakter des gesamten Werkes.

    Ich erinnere mich noch der Probleme mit dem dritten Satz eines Orgelkonzertes anlässlich der Produktionen von rekonstruierten Solokonzerten mit dem Neuen Bachischen Collegium Musicum. Die ersten beiden Sätze waren in der

    Kantate BWV 146 (»Wir müssen durch viel Trübsal«) erhalten. Bach hatte ein verschollenes Violinkonzert bearbei-tet und den dritten Satz als Sinfonia unserer Kantate bestimmt. Eben dieser Satz ist aber bis auf wenige Schluss-takte nicht auffindbar. Eine Übernahme aus einer späteren Be arbeitung für Cembalo – dem bekannten Konzert in d-Moll – verbot sich, da Bach für die Kantaten zum Streich-orchester zwei Oboen/Taille hinzugefügt hatte, vielleicht um die Streicher zu verstärken, aber sicher auch wegen der aparten Klangkombinationen mit der konzertierenden Orgel. Die Ratlosigkeit war groß.

    Alfred Dürr stellte noch 1971 fest, dass die Kantate BWV 188 üblicherweise ohne Sinfonia aufgeführt würde, in einem Klavierauszug von Breitkopf & Härtel finden wir als Sinfonia den ersten Satz des Konzertes aus der Kantate BWV 146, und die Neue Bach-Ausgabe konnte nur 33 Takte der Kadenz veröffentlichen. Erfreulicherweise hatte aber kurz vor unseren Aufnahmen die Organistin Martha Schuster 1983 eine brauchbare Rekonstruktion vorgestellt – bisher die ein-zige Möglichkeit, diesen wundervollen, »swingenden« Satz wieder zu beleben. Ist er doch eine rasante Ouvertüre zu jener Klangrede, die uns zu denken gibt und uns tröstend erbaut.Prof. Dr. Max Pommer

    · Max Pommer wurde 1936 in Leipzig geboren

    · nach dem Besuch der Thomasschule Dirigier- und Klavierstudium an

    der Musikhochschule Leipzig sowie der Musikwissenschaft an der

    Universität Leipzig (Promotion)

    · von 1973 bis 1987 Dirigent des Leipziger Universitätschores,