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8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
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39 Jahresfeier
am
31 Mai 1989
OTTO PGG L R
Philosophie und Nationalsozialismus
am
Beispiel Heideggers
Westdeutscher
Verlag
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39.
Jahresfeier
am, 31. Mai 1989
CIP-Titelaulnabme der Deutschen Bibliothek
Pllggder, Otto:
Philosophie und Nationalsozialismus-am Beispiel Heideggers: am 31. Mai 19891
Otto
Pggeler.- Opladen: Westdt.
Ver .,
1990
Jahresleier Rheiniseb-Westilillscbe Akademie der Wissenschaften; 39)
Vortrige Rbeiniscb-Westfiilisehe Akademie der
W'ISS
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Inhalt
Prsident Professor Dr. Ing. Friedrich
Eichhorn
Aachen
Begrungsansprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Professor
Dr.
phil.
Otto
Pggeler
Bochum
Philosophie und Nationalsozialismus am Beispiel Heideggers
13
1
Auseinandersetzungen
um
Heidegger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
14
2
Der Weltbrgerkrieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17
3
Geist und Ungeist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
4
Auschwitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Begrungsansprache
von
Friedrich Eichhorn
Aachen
Ein herzlicher Willkommensgru gilt Ihnen allen die
Sie
unserer Einladung
zur
Jahresfeier 1989 gefolgt sind
um
Anteil zu nehmen am Leben
und
Wirken der
Rheinisch-Westflischen Akademie
d er
Wissenschaften in unserem Lande.
Erlauben Sie mir aus der Vielzahl der Gste die uns heute mit ihrer Anwesen
heit beehren
nur
wenige stellvertretend namentlich zu nennen deren Verbunden
heit
mit
uns einer besonderen Erwhnung bedarf.
Wir freuen uns stets ber das Interesse das uns die Damen und
Herren
Abgeord
nete des Landtags
und
die Vertreter der Landesregierung entgegenbringen. Des
halb begre ich mit besonderer Freude den Prsidenten des Landtags
Herrn
Denzer
sowie den Fraktionsvorsitzenden der
CDU
im Landtag HerrnDr
W
orms.
Als Vertreter der Landesregierung begre ich Herrn StaatssekretrDr
onow
aus
dem Ministerium fr Wissenschaft und Forschung. Die Forschungsfrderungsor
ganisationen sind vertreten durch den Generalsekretr des Stifterverbandes fr die
Deutsche Wissenschaft
Herrn
Dr Niemeyer sowie durch Frau
a s k e ~
die Vorsit
zende des Kuratoriums der Gerda Henkel-Stiftung. Ferner begre ich die Herren
Rektoren
und
anzler
der Universitten
und
Hochschulen unseres Landes die in
besonderer Weise mit uns verbunden sind. Die Jungius-Gesellschaft in Harnburg
ist durch ihren Prsidenten Herrn Professor Seifert vertreten. m Schlu aber
nicht minder herzlich begre ich die
Herren
Prsidenten und ihre Vertreter unse
rer Schwesterakademien. Besonders freut es uns den Vizeprsidenten der Leopol
dina in Halle der ltesten Wissenschaftsakademie Deutschlands
Herrn
Professor
Parthier unter
unseren Gsten zu zhlen der heute seine
Urkunde
als korrespon
dierendes Mitglied unserer Akademie erhalten wird.
In
alter Verbundenheit
begre ich den derzeitigen Vorsitzenden der Konferenz der 5 Wissenschafts
akademien der Bundesrepublik Deutschland den Prsidenten der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften Herrn Professor Schettler sowie den Prsidenten
der Mainzer Akademie Herrn Professor Thews. Die Gttinger Akademie wird
durch Professor Schieffer und die Bayerische Akademie der Wissenschaften in
Mnchen durch Professor
Strunk
vertreten.
Wir
danken schlielich den Damen und Herren der Geschftsstelle fr die Vor
bereitung unserer Jahresfeier sowie den Vertreterinnen
und
Vertretern der Medien
r
ihr Interesse an einer objektiven Berichterstattung.
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Begrungsansprache
Den Damen und Herren, die unserer Jahresfeier heute den festlichen Rahmen
geben, dem Ensemble der Camerata Kln gilt unser besonderer Dank.
Im Rckblick auf das vergangene Jahr gedenkt die Rheinisch-Westflische
Akademie der Wissenschaften ihrer Toten:
Wir trauern in der Klasse fr Geisteswissensschatten
um
unser Mitglied Profes
sor Dr. phil.
Andreas
Hillgruber den Professor fr Mittlere
und
NeuereGeschichte
der Universitt zu Kln, der am 8 Mai dieses Jahres verstorben ist.
Aus der Klasse fr Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften ist am
6
Oktober
1988 verstorben: Maximilian
Steiner
emeritierter ordentlicher Profes
sor der Pharmazeutischen Biologie der Universitt Bonn.
Ihre Persnlichkeit
und ihr
wissenschaftliches Wirken wurden
und
werden
durch Nachrufe in Klassensitzungen gewrdigt und
in
den Jahrbchern festgehal
ten. Wir verneigen uns vor ihnen und wollen ihr Gedchtnis in Ehren halten.
Im Hinblick auf die begrenzte Zahl von Mitgliedern sowie die expansive Ent
wicklung neuer Wissensgebiete und die knftigen vermehrten Aufgaben, die auf
die Akademie zukommen, ist
es
besonders wichtig, da sich die Klassen schnell
wieder ergnzen und verjngen. Durch Zuwahl von zwei ordentlichen Mitglie
dern und einem korrespondierenden Mitglied hat die Klasse fr Geisteswissen
schaften nunmehr 68 ordentliche und 23 korrespondierende Mitglieder, whrend
die Klasse fr Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften nach Zuwahl von
zwei ordentlichen und zwei korrespondierenden Mitgliedern nunmehr 74 ordent
liche und 19 korrespondierende Mitglieder zhlt.
m
einzelnen wurden
in
die Klasse fr Geisteswissenschaften gewhlt:
Herr Professor
Dr
phil. ]oachim
Bumke
Kln, fr
das
Fachgebiet Germanisti
sche Medivistik
sowie
Herr
Professor
Dr
phil.
Christian Lehmann
Bielefeld, fr das Fachgebiet
Allgemeine Sprachwissenschaft ,
zu ordentlichen Mitgliedern und
Herr Professor Dr. phil. Rudolf Morsey Speyer, Staatspreistrger 1988 des
LandesNRW,
zum korrespondierenden Mitglied.
In der Klasse fr Natur-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften wurden zu
ordentlichen Mitgliedern gewhlt:
Herr Professor Dr. rer. nat. DieterHans
Eh
halt Jlich, fr
das
Fachgebiet Che
mie der Atmosphre und
Herr Professor Dr rer. nat., Dr sc. techn. h. c. BernhardKorte fr das Fachgebiet
Operations Research .
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Begrungsansprache
stoffexperimente in Raumlaboratorien unter Schwerelosigkeit ergnzt. Bei dieser
Gelegenheit sprach der Prsident eine erneute Einladung fr den Ausschu fr
Wissenschaft
und
Forschung des Landtags aus demnchst wiederum eine Sitzung
im Haus der Wissenschaften abzuhalten.
Besonders erfreut sind wir ber die von der Ministerin fr Wissenschaft und F
or
schung uns angetragene Mglichkeit der Verleihung
eines
Preises der Landesregie
rung durch die Akademie fr die Verminderung von Tierversuchen.
Noch
in die
semJahrwollen wir
in einer ffentlichen Sonderveranstaltungpreiswrdige Arbei
ten die durch eine Akademie-}ury aus vierzehn Bewerbungen ausgewhlt werden
honorieren.
ber
den Fortschritt der elfLangzeit-Akademie-Forschungsvorhaben die
von
der
Konferenz der Akademien koordiniert
und
gemeinsam von Bund
und
Land gefr
dert sowie
von
Fachkommissionen der Akademie betreut und wissenschaftlich
begleitet werden wird im
nunmehr
erschienenen Jahrbuch berichtet. Ich will
daher hier
im
Einzelnen nicht darauf eingehen. n diesemJahrist als einziges
Neu
vorhaben unserer Akademie unser seit 1982 anstehendes Forschungsprogramm
ber radioastronomische Beobachtungen der Milchstrae angemeldet.
Wir
dan
ken hierbei insbesondere Landtag und Landesregierung da sie uns in unserem
Anliegen neben den geisteswissenschaftlichen Vorhaben auch naturwissenschaft
lichen
zur
Frderung zu verhelfen so tatkrftig untersttzt haben.
er
gesetzliche Auftrag der Akademie die Landesregierung bei der Forschungs
frderung zu beraten ist derzeit in einer noch nicht abgeschlossenen Phase der
Neuordnung begriffen. Staatskanzlei
und
das Ministerium fr Wissenschaft und
Forschung sind dazu im Gesprch mit dem Prsidium der Akademie. Dabei
knnen
zwei Aufgaben unterschieden werden:
1
die fachliche Begutachtung von Einzelforschungsantrgen
und
2 die Beratung der Landesregierung bei forschungspolitischen Fragestellungen.
Nachdem die Einzelforschungsfrderung durch die Landesregierung nicht mehr
in der alten
Form
fortgesetzt werden soll mssen neue Wege beschritten werden
um einen gezielten
und
mglichst wirkungsvollen Einsatz der begrenzten ffent
liehen Mittel zu gewhrleisten.
Vor
einemJahrhabe ich auch an dieser Stelle die Vernderung bedauert weil mit
dieser speziellen F rdermanahme unseres Landes bislang ein wesentlicher Beitrag
zur
Strkung der Hochschulforschung und
zur
Heranbildung eines befhigten
Wissenschaftlernachwuchses geleistet wurde. Diese Zielsetzung ist jedoch heute
und
in absehbarer Zukunft mehr denn je von Bedeutung wenn die Quellen aus
denen wir heute schpfen morgen nicht versiegen sollen. Dies gilt in besonderem
Mae fr unser Land Nordrhein-Westfalen mit seiner dichten Hochschulland
schaft und seinen groen Studentenzahlen die bundesweit entgegen frheren
Erwartungen nach einer Prognose der KMK vom April dieses Jahres bis in die
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Begrungsansprache
2.
Hlfte der Neunziger Jahre noch auf 1 4 bis 1 5 Millionen Studenten ansteigen
werden. Selbst ber das Jahr 2000 hinaus wird noch mit weit mehr als 1 Million
Studenten gerechnet. Die Steigerung ist beachtlich, wenn man das 1976 beschlos
sene Ausbauziel von 850 000 Studenten betrachtet, das derzeit noch nicht er
reicht ist.
So
notwendig daher auch Sofortmanahmen zur Bewltigung der Studenten
strme auch sein mgen, so darf bei der vorgrundigen Bewltigung des Mengenpro
blems der
Qualittsaspekt
in der Ausbildung nicht auer acht gelassen werden, der
nur
durch eine forschungsgesttzte Lehre verwirklicht werden kann. Dazu bedarf
es
aber der
ualifizierung der knftigen Hochschullehrer
die nicht von heute auf
morgen erfolgen kann. Hochschulpolitik und damit personelle Forschungspolitik
braucht einen langen Atem. Schnelle Kurskorrekturen stren die empfindlichen
Hochschulstrukturen, auch wenn sie gut gemeint sind. Ein zu rascher Ausbau geht
auf Kosten der Qualitt. Andererseits knnen harte Reduktionsschnitte bei wieder
ansteigendem Bedarf nur sehr langsam wieder korrigiert werden. Daher mu
rechtzeitig Vorsorge getroffen werden, damit der zunehmende Ersatzbedarf an
qualifizierten Hochschullehrern und an Forschern im nchsten Jahrzehnt befrie
digt werden kann. Bund und Lnder geben viel Geld aus, um in den Forschungsin
stituten der Max-Planck-Gesellschaft, den Groforschungseinrichtungen und in
den Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft sicher notwendige Projektforschung
zu betreiben und
z.
B.
in den Sonderforschungsbereichen der
DFG
institutionelle
Schwerpunkte auf wichtigen Gebieten zu setzen. Dies kann auf Dauer nur erfolg
reich sein, wenn gengend hochqualifizierte
und
wissenschaftlich motivierte
Nachwuchskrfte verfgbar sind. Diese knnen jedoch nur aus den Universitten
stammen und mssen bereits whrend ihres Studiums Anreize zur Befriedigung
wissenschaftlicher Neugierde und
zur
Schulung wissenschaftlicher Methodik
erfahren haben.
Nun ist diese Erkenntnis nicht neu. Vieles wird auch von staatlichen Stellen und
durch private Initiativen hierfr bereits getan. Stipendienprogramme fr die Post
doktorandenphase zwischen Promotion
und
endgltiger Berufsentscheidung
gehren ebenso dazu wie das vor einem
Jahr
angelaufene Gerhard-Hess-Pro
gramm der DFG das mit Mitteln des Stifterverbandes fr die Deutsche Wissen
schaft finanziert wird.
Diese Manahmen werden jedoch nicht ausreichen, um den knftigen Gesamt
bedarf der Forschungsinstitutionen in den Hochschulen, den hochschulfreien
Forschungssttten sowie in der Wirtschaft zu decken. Dies gilt besonders fr
den Hochschullehrernachwuchs, der zu Beginn der siebziger Jahre ein schnelles
Wachstum erfahren hat und in der Folgezeit viele Jahre die Berufsaussichten der
Nachwuchsgeneration an den Hochschulen versperrt hat, wenn dieser in groer
Zahl aus Altersgrnden n den 90er Jahren in den Ruhestand tritt.
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Begrungsansprache
Daher appellieren
wir
auch an unsere Landesregierung die personei
setzungen fr die
rhaltung
er ualitt unserer Forschung
-
sowohl der Grund
lagenforschung wie der anwendungsbezogenen Forschung durch ein forschungs
freundliches Klimasowie durch die gezielte
und
rechtzeitige Frderung des wissen
schaftlichen Nachwuchses an den Hochschulen zu schaffen. Die Rheinisch-West
flische Akademie der Wissenschaften bietet sich an mit ihrem unabhngigen
kritischenUrteil
und
mit dem breitgefcherten Sachverstand ihrer Mitglieder hier
bei beratend und beurteilend mitzuwirken.
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Philosophie und Nationalsozialismus
-
am
Beispiel
Heideggers
von tto Pggeler Bochum
Es kann kein Zweifel sein, da die Deutschen heute einen neuen Bezug zu ihrer
Geschichte finden mssen. Vierzig Jahre sind
es
her, seit nach der schrecklichen
Katastrophe ein Teil von ihnen sich n der Bundesrepublik das Grundgesetz gab,
ein anderer Teil in der Deutschen Demokratischen Republik andere Wege gehen
mute. Die Frage, wohin diese Anfnge fhren, bleibt zurckgebunden an die
Notwendigkeit, auch die Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft als Teil der
eigenen Geschichte zu sehen. In diesen zwlf Jahren wurde in einer groen Perver
sion der Versuch ad absurdum gefhrt, fr die Deutschen doch noch so etwas wie
ein quivalent zu den westeuropischen Nationalstaaten und Imperien zu finden.
Hatte dieser Versuch berhaupt einen Sinn in Mitteleuropa, wo so viele Vlker
vermischt zusammenwohnten?
Wie zerstrerisch sich nationalistische Tendenzen hier auswirken konnten,
zeigte schon der Sturz des bernationalen Habsburger Reiches im Ersten Weh
krieg. Nach der Demtigung von
1918
und der letztlich gescheiterten Revolution,
nach der Zerstrung der berlieferten gesellschaftlichen Strukturen durch die
Inflation von 1923, nach dem Herberdringen der Weltwirtschaftskrise seit
1929/30 konnte der Nationalsozialismus Ressentiment und Furcht mobilisieren:
Frankreich hatte nach
1870
zum Beispiel in der Dreyfus-Affre- seine Ressenti
ments schlielich doch berwunden; den Deutschen gelang das nicht. So konnte
die nationale Einigung und Selbstbehauptung verknpft werden mit dem Kampf
um die Weltherrschaft, die im kontinentalen Bereich,
ja
auf einer agrarischen,
sogar wehrbuerlichen Grundlage errichtet werden sollte. So obsolete Ideologien
wie die eugenisch-rassischen wurden umgesetzt in schrecklichste Vernichtungs
aktionen. Die Folgen dieser wahnwitzigen Abenteuer und Verbrechen waren epo
chal und sind unumkehrbar: nicht nur die Westverschiebung Polens und der
Verlust alter deutscher Siedlungsgebiete im Osten, die Entmischung der Vlker in
Mitteleuropa, sondern auch der Sturz Europas
als
der Mitte der Welt.
Die Flgelmchte Amerika und Ruland etabliert auf groen Gebieten mit
ungeheuren Ressourcen, aber
von
ganz unterschiedlichen Anstzen aus teilten
Europa in ihre Einfluzonen auf.
Der
Krieg hatte zuletzt noch mit dem Einsatz der
Atombombe den Abschied von den frheren Formen der Machtausbung
und
der
kriegerischen Auseinandersetzungen gebracht. Die Etablierung der neuen Super-
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Otto
Pggeler
mchteverhinderte nicht die Emanzipation des einmal kolonialisierten Sdens der
Welt vom Norden. Inzwischen kamen neue Verschiebungen in der Aufteilung des
Erdballs in Gang.
Wenn die Deutschen einen neuen Bezug zur Geschichte gewinnen wollen, dann
knnen sie nicht mehr den alten Perspektiven folgen. In dieser Situation der
Umorientierung und Unsicherheit kann jeder Schritt explosive und ungezgelte
Auseinandersetzungen hervorrufen. Das ist denn auch geschehen im sogenannten
Historiker-Streit,
und es
geschieht jetzt in der weltweiten Auseinandersetzungum
die Frage, wieweit Heidegger (wohl der wirkungsmchtigste Philosoph unseres
Jahrhunderts ) mit seinem Philosophieren an seine einstigeOption fr den Natio
nalsozialismus gebunden ist.
1. Auseinandersetzungen um Heidegger
Zweifellos haben heute die Menschen der verschiedensten Lnder Probleme mit
ihrer Geschichte: die Englnder ebenso wie die Japaner, die Nordamerikaner als
Weltmacht wider Willen ebenso wie die Vlker der Sowjet-Union, die osteuropi
schen Lnder ebenso wie die islamischen. Die Deutschen tragen an einer Last die
ihnen auch Rechte nimmt, die anderen eingerumt sind. Brachten nicht schon
Plne, national ausgerichtete Museen in Berlin
und
Bonn aufzubauen, Gefahren?
An solcher Furcht entzndete sich der sogenannte Historiker-Streit, der sich dann
aber mehr an Zeitungsartikeln und Klappentexten orientierte als an der histo
rischen Arbeit, wie sie in lebenslangen Bemhungen als Leistung einer ganzen
Generation aufgebaut worden war.
Der
Streit war die Explosion ideologischer
Spannungen und der Kampf um "kulturelle Hegemonie".
1
So mute er mit der
Rcksichtslosigkeit in der Verdchtigung und der Schroftbeit der Polemik eine
allzu deutsche Angelegenheit werden. Trotzdem fand er ein weltweites Interesse,
wenn auch
mehr
ein politisch motiviertes als zunftmig historisches. Der derzei
tige Streit
um
die Verwicklung Heideggers in den Nationalsozialismus mag auch
durch philosophische Gruppenkmpfe (vor allem in Paris) motiviert sein. Da
Heidegger aber schon seit Sartres Einsatz auf links umgetauft worden ist, versagen
ihm
gegenber die berlieferten ideologischen Einteilungen. Auch erscheint der
1
Vgl.
lm nuel Geis: Die Habermas Kontroverse.
Ein
deutscher Streit.
Berlin 1988. S.
23
wird H.-U.
Wehlers Formulierung vom "Kampf
um
kulturelle Hegemonie" zitiert; vgl. auch
z. B. S. 33: Die
Habermas-Kontroverse hat eine Art Flurschaden angerichtet, der nun durch eine Art Schadensbe
grenzung zu minimieren ist: sachliche Begrenzung der Thematik, Unterscheidung zwischen Subjekti
vem und Objektivem, Wissenschaft und Politik, Politik und Ideologie, Konstruktivem
und
Destruk
tivem, Absicht und Wirkung, Gesagtem und Unterstelltem, Realem und Fiktivem. Zuerst ist der
Schutt beiseite zu rumen, den die Habermas-Eroption ber die geistig-politische Landschaft der
Republik ausgebreitet hat, ehe eine Chance besteht, an die wirklichen Sachfragen heranzukommen."
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Philosophie
und
N arionalsozialismus - arn Beispiel Heideggers
15
Streit den deutschen Philosophen und Historikern eher antiquiert
und
allzu ober
flchlich, whrend man sich in Frankreich oder
in
Amerika direkt von den Folgen
eines Denkens in den Bahnen Heideggers bedroht sehen kann. Damit wird sicht
bar, da Heideggers Denken in unterschiedlicher Weise gewirkt hat, anders zum
Beispiel in Deutschland als in Frankreich.
Im deutschen Bereich suchte man die Anste, die Heidegger auf philoso
phischem oder theologischem Felde gab, freizuhalten von seinen politischen Verir
rungen. So gut wie alle Schler Heideggers gaben ihre ntwort auf diese Verir
rungen dadurch, da sie zusammen
mit
der Bergstrsser-Schule
in
der Politologie
eine Rehabilitierung der praktischen Philosophie versuchten
und
dabei Heideggers
Hinweise auf die Bedeutung der Aristotelischen Ethik aufnahmen.
2
Dieser Neoari
stotelismus versucht heute, etwa mit
Hans]
onas, berhaupt das Problem der Ver
antwortung in der technologischen Welt neu zu stellen. In Frankreich mhten sich
nach dem Kriege gerade die ehemaligen Widerstandskmpfer sowie jene, die aus
den Gefangenen- und Konzentrationslagern heimkehrten, um Heidegger. In den
letzten zwanzig Jahren wurde Heidegger dann zusammen mit Nietzsche
als
radi
kaler Kritiker des europischen Vernunftglaubens aktualisiert.
3
Eine ebenso intensive wie kontinuierliche Wirkung erreichte Heidegger in
Japan. Hier gab es auch unter den Philosophen
in
Kyoto durchaus gegenstzliche
Tendenzen; doch die anklagende Abrechnung mit jenen, die mit der Kriegspartei
sympathisiert hatten, wurde ohne die lauten europischen Kontroversen durchge
fhrt. Erstaunlich ist jetzt das Interesse r Heidegger
in
China. Dort diente nach
der Kulturrevolution der Bezug auf Hegel dazu, einen Anschlu an die groen
nichtmarxistischen Traditionen zu finden. Wenn jetzt die bersetzung von
HeideggersSein und Zeit in mehreren Zehntausend Exemplaren verbreitet wird, so
hat der Betreuer der bersetzung auch den Sinn dieses Unternehmens klargestellt:
Selbstverstndlich folgt China Marx; die Marxschen Thesen sollen aber nicht graue
Theorie des
19
Jahrhunderts bleiben, sondern zu Impulsen der Gegenwart
werden.
Sie
mssen also vermittelt werden mit den eigenen Traditionen; damit
2
Vgl AlexanderSchwan: Politische Philosophie im enken
Heideggers.
Opladen
1965,
zweite erweiterte
Auflage
1988.
Schwan sagt S
94
f richtig, Heideggers Stellungnahme von
1933
sei als eindeutige Beja
hungvor
allem der neugeschaffenen Staatsstruktur, nmlich
des Fhrerprinzips
in Einheit mit dem vl
kischen Gefolgschaftsgedanken
zu
verstehen. Seine
Vorbehalte
begannen genau dort ,
wo
die Philo
sophie Heideggers mit dem
totalitren Anspruch
der nationalsozialistischen Ideologie konfrontiert
wurde.
In
diesem Moment mute sich zeigen, da Heidegger kein nationalsozialistischer Philosoph
istund war
Die Frage ist kontrovers diskutiert worden, inwieweit die moderne Technik ber eine
mehr
traditionelle Bestimmung des Politischen hinausfhren msse. Vgl.
Otto Pggeler: Philosr:rphie
und Politik
bei
Heidegger.
Zweite erweiterte Auflage Freiburg/Mnchen
1974.
S
212ff, 155H;
Alex:
ander Schwan: Wahrheit Pluralitt Freiheit.
Harnburg
1976. S 96H.
J
Zu
der Weise, einen neu gesehenen Nietzsche gegen Heidegger auszuspielen, vgl. z.
B
Ernst
Beb/er:
Derrida-Nietzsche Nietzsche-Derrida. Paderborn
1988.
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Otto
Pggeler
aber zum Beispiel die taoistische Tradition wieder vergegenwrtigt werden kann,
braucht man die Kraft des Heideggerschen Denkens, Traditionen aufzubrechen
und neu
zur
Entscheidung zu stellen.
4
n
Amerika standen die politischen Bedenken
und
die herrschende analytische
Philosophie den Versuchen entgegen, Heideggers neue Anstze geltend zu
machen. Ende der sechtiger Jahre vollzog sich jedoch ein Umschwung. Die Verei
nigten Staaten hatten neue Probleme zu errtern: Sie waren ein Staat geworden, ja
eine Weltmacht; sie hatten die Stdteprobleme, die Frage nach der Bedeutung von
Religion
und
Kunst in einer technologisch geprgten Zivilisation. Konnte nicht die
kontinentaleuropische philosophische Tradition Hilfe leisten? Von den Huma
nities und den Divinity Schools
her
drangen Hegel und Heidegger in die philoso
phischen Seminare ein, vermittelt
und
radikalisiert durch die zeitgenssische fran
zsische Philosophie. Einer jener, die ausdiesen Vernderungen die Konsequenzen
zogen, Richard Rorty, versucht jetzt, d s neue Philosophieren wieder einzufgen
in jene Komplementaritt, durch welche die Struktur der westlichen Gesellschaf
ten
geprgt ist: Einerseits mssen die Spekulationen
und
philosophischen Radika
lismen als private Ansichten der Toleranz berlassen bleiben, andererseits geht
es um sozialrelevante Erkenntnisse, die ein Minimum von Gemeinsamkeit ab
sichern.5 Mu aber die Philosophie eine solche Komplementaritt nicht zuerst
einmal rechtfertigen, ehe
sie
sich darin einfgen lassen kann? Ein Politologe wie
Allan Bloom, der die Erneuerung der klassischen politischen Philosophie durch
Leo Strauss mit einer Demokratietheorie verbindet, mu denn auch diese Ent
wicklungen kritisch sehen. In seinem Bestseller The Closing
ofthe American
Mind
ist Heidegger mit Max Weber und Nietzsche derjenige, der aus der Reihe der
Besiegten heraus den Geist der Sieger untergrub, nmlich dieAusrichtungauf allge
meine Menschenrechte unterminierte zugunsten der historistischen und partikula
ristischen Herausstellung und Rechtfertigung der Tendenzen, Vorstellungen und
Privilegien bestimmter Gruppen. An der Spitze dieser allzu deutschen
Denker
soll
Rousseau stehen - aSwiss", ein Schweizer
6
Hier
verliert sich die Konfrontation
mit dem unruhigen angeblich "deutschen" Denken im Nebulosen; zugleich
werden dieFronten verwirrt, denn Nietzsche stellte sich Rousseau entgegen.Doch
diese Verwirrung der alten Fronten der Kulturkritik erscheint Bloom als ein
4
So
W
ei
Hsiong im September
1987
in einem Vortrag auf
dem
Kongre der Allgemeinen Gesellschaft
fr Philosophie
in
Deutschland.
Vgl
auch
die
Publikation der Tagung der Humboldt-Stiftung Zur
philosophischen Aktualitt
Heideggen
vom Frhjahr
1989 in
Vorbereitung).
5
Vgl
auer den neueren uerungen und Publikationen Rortys schon
RichardRorty:Der Vorrang der
Demokratie vor
der
Philosophie
In:
Zerstrung
des
moralischen
Selbstbewutseins: Chance
oder Gefahr
dung?
Praktische
Philosophie
in Deutschland nachdem Nationauozialismus
Herausgegeben vom Forum
fr Philosophie Bad Homburg. Frankfurt a
M
1988 S 273
ff
6
Vgl Allan Bloom:
he
Closing oftheAmerican Mind
Nev
York 1987 S 52
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Philosophie und Nationalsozialismus-
am
Beispiel Heideggers
17
Faktum; er zieht eine Linie von Heideggers Rektoratsrede aus dem Jahr
1933
zu
den Vorgngen an den Universitten um 1968.
Nun kann
man kaum bestreiten
da Amerika in den letzten fnfundzwanzig Jahren strkere Vernderungen
durchgemacht hat als vorher in den zweihundert Jahren seit der Revolution. Doch
kann man ideologische Einflsse verantwortlich machen fr soziale
und
politische
Umstrukturierungen? Jedenfalls schwingt der Schrecken ber die Mglichkeit
Heideggers Option fr den Nationalsozialismus knne in manigfachen Verklei
dungen als Gift in unserer heutigen Welt weiterwirken durch die weltweiten Aus
einandersetzungen um Heidegger die deshalb auch zu Glaubenskmpfen werden.
Um so wichtiger ist
es fr
die Deutschen zu erfahren
und
realistisch zu sehen was
in den dreiiger Jahren in ihrem Lande geschah.
2
er
Weltbrgerkrieg
Im Frhjahr 1945 wurden die Tore der Konzentrations-
und
Vernichtungslager
geffnet die Deutschen von den Besatzungsmchten zwangsweise dahin gefhrt
oder wenigstens mit den entsprechenden Bildern und Berichten konfrontiert. a
aber wollte niemand
es
mehr gewesen sein der diese Dinge
zu
verantworten hatte.
In der Tat konnten die meisten sagen da sie so etwas niemals gewollt
hatten-
auch wohl die meisten jener die
1933
und noch Jahre danach fr
Hitler
optiert
hatten. asJahr 1933 wurde 1945 im Lichte der schrecklichen Folgen gesehen; so
aber konnte das Offene Diffuse und Illusionre das sich mit dem angeblichen Auf
bruch von 1933 verknpft hatte nicht mehr wirklichkeitsgetreu wahrgenommen
werden. Was geschehen war mute retuschiert und verdrngt werden. Schwer zu
verstehen blieb da ein Dichter wie Gottfried Benn sich auf die Seite der Revolu
tion gestellt hatte da auch ein Knstler wie N olde der bald verfemt wurde zuerst
keine Abneigung zeigte. Als der Nationalsozialismus die Jubilen feierte muten
Philologen und Historiker sich kompromittieren.
er
Soziologe
Hans
Freyer
hatte vom revolutionren Konservativismus aus r den Aufbruch optiert ehe er
in den dsteren Jahren um 1945 in seiner Weltgeschichte Europas die geschicht
liche Selbstbesinnung Hegels und Diltheys fortsetzte. Die unterschiedlichen
Optionen
der fhrenden Theologen hatten sich mit Kirchenkmpfen verbunden.
Die Lose fr die Naturwissenschaftler
und
Techniker schienen anders zu fallen.
W ernher von Braun konnte aus dem Dienst Hitlers zum Helden des Weltraum
flugs in Amerika aufsteigen; Rationalitt schien vor politischem berschwang zu
bewahren. In Wirklichkeit mag symptomatisch sein
da
die Gleichschaltung der
damaligen Deutschen Forschungsgemeinschaft nicht durch einen Historiker oder
Juristen erfolgte sondern durch Johannes Stark der als Nobelpreistrger und Alt
parteigenosse fr eine deutsche Physik kmpfte. Sein Nachfolger der Chemiker
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Philosophie und Nationalsozialismus am Beispiel Heideggers 19
Binder, an dem Larenz sich orientierte, hat in bewuten Entscheidungen seinen
Weg vom Neukantianismus zur Staatsraison und dann zum Nationalsozialismus
vollzogen, in klarer Auseinandersetzung mit anderen Positionen (wie sie zum Bei-
spiel von Croce oder Meinecke formuliert wurden), zwischen den
Fronten
von
Liberalismus, Demokratismus und Aufklrung auf der einen Seite, Anarchismus,
Marxismus und Kommunismus auf der anderen. Wenn Binder und Larenz Hegels
konkreten Begriff bemhten, interpretierten sie wissend Hegel
um und
sttzten
sich auf
das
worber Hege I seinen Spott ausgegossen hatte: auf denNationalismus,
ja
auf vlkische Zusammenhnge und den Rckgriff auf das Germanische .
Die Philosophie ist weniger mit gesellschaftlichen Institutionen verflochten und
so auch beweglicher. Achtet man darauf, was in den fnfziger Jahren in Deutsch
land an Philosophie gelehrt wurde, dann ist der Anteil der Emigranten und Wider
stndler wenigstens so gro wie der Anteil jener, die sich anpaten. Beide Anteile
sind unauflslich miteinander verflochten wie die Lehren von Husserl, Heidegger,
Sartre
und
Levinas. Diesechziger Jahre brachten sowieso eine Neuorientierung aus
internationalen Zusammenhngen. Ausnahmsweise war auch von Philosophen
wirklicher Widerstand im Lande selbst geleistet worden so in Mnchen von Kurt
Huber im Zusammenhang mit den studentischen Aktionen. Unbezweifelbar aber
bleibt, da eine groe Reihe von Philosophen eindeutig fr den Nationalsozia
lismus optierte.
So
ging Alfred Baeumler, noch heute mit seinen frhen Arbeiten
einer der bedeutendsten Kantinterpreten, mit Bachofen und Nietzsche seinenWeg
in den Dienst Alfred Rosenbergs.
Hermann
Schwarz konnte (vom abgelegenen
Greifswald aus, aber auch untersttzt von kirchlichen Zirkeln) seine Bemhungen
um
Meister Eckhart in den Nationalsozialismus einbringen. Hans Heyse suchte
eine genuin nationalsozialistische Philosophie mit Platon und existentiellen Moti
ven zu entfalten.
8
Erich Rothacker fuhr
1933
nach Berlin in der Hoffnung, seine
Bemhungen
um
den Geist der Historischen Schule in greren Forschungszu
sammenhngen entfalten zu knnen; etwas frustriert mute er nach Bonn zurck-
ganzen Hllenspuk inspiriert, so mu in aller Gerechtigkeit gesagt werden, da, was immer diese
verzweifelten Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts begangen oder unterlassen haben, sie auf die
totalen Herrschaftsapparate niemals
und
nirgendwo irgendeinen Einflu hatten. Hchstens spielten
sie eine nicht sehr wesentliche Rolle bei den anfangs erfolgreichen Versuchen der Bewegungen, die
nicht totalitre Auenwelt zum Ernstnehmen ihrer Ideologien zu veranlassen.
Wo
immer die Bewe
gungen an die Macht kamen, habensie diese Gruppe
von
Sympathisierenden zuerst abgeschttelt, und
dieser Reinigungsproze war stets beendet, bevor die totalitren Regierungen zu ihren wirklich typi
schen Verbrechen im groen Ausma schritten
1
Vgl. die Hinweise auf diese drei Philosophen bei Ernst Nolte:
Philosophie un
Nationalsozialismus In:
Heidegger
un
die
praktische
Philosophie
Hrsg.
von
Annemarie Gethmann-Siefert
und
Otto
Pggeler.
Frankfurr a.M. 1988. S. 338
ff. Zum
folgenden vgl. zu Rothacker
Heinrich
Ltzeler: Persnlichkeiten
Freiburg 1978.
S.
33ff, vor allem
S.
49ff. Zu Faust vgl. Hermann Glockner:
Heide/herger
Bilderbuch
Bonn 1969. S. 240ff.
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
17/34
20
Otto
Pggeler
kehren, da man ihn auf ein Gebiet wie die Volkshochschulen hatte abschieben wol
len. Die alten Zeitschriften wurden
von
neuen Redakteuren pernommen {wie der
Logos
unter dem Titel einer Zeitschrift fr deutsche
Kulturphilosophie
von
Hermann
Glockner), doch damit wurde auch das alte Niveau zerstrt. Eine unglckliche
Gestalt wie August Faust konnte nach den Knechtsdiensten
unter
Rickert das Bres
lauer Seminar bernehmen, um beim Kriegsende durch Selbstmord zu enden.
Arnold Gehlen steht dafr, da der Bezug zum Nationalsozialismus eine blei
bende Bedeutung nicht ausschlo. Gehlen hatte sich phnomenologisch und exi
stentialistisch auf den "wirklichen" Geist bezogen und dann (von so unterschied
lichen Assistenten wie Gotthard
Gnther und Helmut
Schelsky untersttzt) eine
idealistische Theorie der Willensfreiheit auszuarbeiten begonnen. In den Sommern
1933
und 1934 versuchte er eine Philosophie des Nationalsozialismus auszuar
beiten. (Die groe Studie wurde spter bis auf sieben zufllig erhaltene Seiten ver
nichtet.) Doch 1936 sah Gehlen ein, da der verfemte Jude Max Scheler der Philo
sophie noch einmal eine relevante Fragestellung gegeben hatte: die Integration der
einzelwissenschaftlichen Arbeit in eine zusammenfassende Anthropologie aus den
Erfahrungen einer groen geschichtlichen bergangszeit.
9
Die sarkastische Spt
schrift Moral und Hypermoral von 1969 sieht in Hitler einen Jnger Nietzsches:
Wie Nietzsche, so sei auch Hitler
von einem welthistorischen Stifterwahn nicht
losgekommen. Doch bleibt Gehlen bei der obsoleten berzeugung, da es fr
Nationen
oberhalb der Selbsterhaltung kein Gebot gebe.
Da
auch Heidegger
seine philosophischen Erfolge hatte, konnte Gehlen sich nur daraus erklren, da
Heidegger nie (wie Gehlen selbst) die christlich-religisen Traditionen radikal
abschttelte, sich vielmehr schlielich durch einen Dichter wie Hlderlin fhren
lie und so den ambivalenten Tendenzen der Zeit entgegenkam.
Heidegger hat nach dem Ersten Weltkrieg in seinen Vorlesungen sofort Speng
lers Rede vom Untergang des Abendlandes aufgenommen. Heidegger selbst wollte
Geschichte aber nicht in einer berschau auf pseudogeschichtliche Gesetze
zurckbringen, sondern sie zuerst einmal als offene Situation erfahren
und
in
bezugbringen
zur
Einmaligkeit des Augenblicks, der fr die christliche Tradition
leitend gewesen war
10
So
ist Sein und Zeitvon 1927 auf den Einzelnen ausgerichtet,
der sich der Alltglichkeit entreit. berraschenderweise wird dieser Einzelne, der
9
Zu GehJens vernichteter Schrift
Die
Philosophie
des Nationalsozialismus
vgl.
Amold
Gehlen:
Philo
sophische
Schriften
II (Gesamtausgabe. Band 2 . Hrsg. von L. Samson. Frankfurt a. M. 1980. S. 414ff.
ber Nietzsche
und
den Nationalsozialismus vgl. mold Gehlen: Moral
und HypermoraL 5.
Auf .
Wiesbaden 1986.
S.
119.
Zu
Scheler
und
Heidegger vgl.
mold
Gehlen: Philosophische
Anthropologie
und Handlungslehre
(Gesamtausgabe. Band 4).
S.
247ff, 203ff.
10
Vgl. vor allem
MartinHeidegger:
Ontologie
Hermeneutik der
Faktizitt .
Frankfurt a.M. 1988.
S. 56f.-
Zum
folgenden vgl.
Martin Heidegger: Sein und Zeit. 7.
Auf . Tbingen 1853.
S.
384.
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
18/34
Philosophie
und
Nationalsozialismus - am Beispiel Heideggers
21
auf sein jeweiliges Schicksal verwiesen wird, in einer Nebenbemerkung noch
bezogen auf
das
Geschick,
das
einer Generation Einheit gibt und ein Volk aufbaut.
Der Verweis auf
die
Weise, wie Dilthey den Generationsbegriff eingefhrt hatte,
schliet ein, da sich
die
um 1770 Geborenen erstmals in Tbingen oder Jena
als
Generation erfuhren, da
diese
Erfahrung dann in weiteren Schben radikalisiert
wurde. Vom Volk wird in der Tradition Herdersund Hegels gesprochen oder
gem der Redeweise von der Kunst der Vlker. Da der Einzelne, der schon
durch seinen Beruf eine Rolle in einem greren Ganzen bernimmt, auf ber
greifende Einheiten bezogen werden mu, ist einsichtig; wie dieses geschieht,
bleibt in Sein und Zeit aber ohne jede weitere Analyse. Der Bezug der Philosophie
zur Theologie spielt eine wichtige Rolle; Worte wie ,Jurisprudenz oder Staats
philosophie kommen in diesem Werk gar nicht erst vor.
Heidegger selbst hat nachtrglich seine politische Orientierung vor
1933
durch
den Namen Friedrich Naumanns bezeichnet;
das
Problem einer politischen Ord
nung fr Mitteleuropa und
das
soziale Engagement waren also
das
Entschei
dende.l1 Gleich
die
erste Vorlesung nach dem Ersten Weltkrieg hatte in einer
Nebenbemerkung gesagt: Es ist
das
Wort gefallen vom Gegensatz der englisch
amerikanischen und deutschen Weltanschauung. Max Scheler zum Beispiel hatte
dem Ressentiment-Begriff Nietzsches
die
antichristliche Ausrichtung genommen
und so dem Bourgeois Ressentiment gegen alles zugeschrieben,
was
gewachsen war
und Rang hatte.l
2
In seinen Beitrgen zu den berchtigten Ideen von
1914
glaubte Scheler, der nie England oder Amerika besucht hatte, zeigen zu knnen,
da gerade
diese
Lnder dem Bourgeois-Geist folgten. Doch noch im Kriege selbst,
wenigstens seit
1916,
sah Scheler, da Europasich durch den Nationalismus und
Imperialismus selbst zerstrte. Die grauenhafteste Vision war fr ihn ein Europa,
das
von Ruland und Amerika aus erdrckt wurde, und
so
forderte Scheler einen
spezifisch kontinentaleuropischen Solidarismus zur berwindung der ge-
schichtlichen Krise.
Heidegger folgte dem Neuansatz der phnomenologischen Philosophie im
strengen Sinne Busserls, und so mute er jede vorschnelle Vermischung der Philo
sophie mit Politik und Religion ablehnen. Umgekehrt versagte er sich philosophi
schen Einsichten nicht schon deshalb, weil ihr
Autor
etwa im politischen Bereich
bestimmten persnlichen berzeugungen folgte. Da nicht nur Scheler oder
Simmel in Deutschland, sondern auch Bergson und Claudel in Frankreich im
11
Vgl. Heideggers Spiegel-Interview, in:
Antwort Martin Heidegger im Gesprch
Hrsg.
von G.
Neske
und Emil Kettering. Pfullingen 1988.
S 84 Zum
folgenden vgl.
Martin
Heidegger:
Zur Bestimmung
der
Philosophie
Frankfurt
a
M.
1987
S
7
12
Vgl.
Max Scheler: Die Gesammelten
Schriften Bern 1954ff. Band 3
und 4.
Da die Selbstdiskreditie
rung der Philosophie in der Zeit desNationalsozialismusltere Wurzeln hat, ist frh gezeigt worden,
vgl.
Hermann
Lbbe:
Politische Philosophie in Deutschland
Basel-Stuttgart 1963.
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19/34
22
Otto
Pggeler
Ersten Weltkrieg die angebliche nationale Sache sich zueigen gemacht hatten,
betonte Heidegger in seiner Vorlesung vom Winter 1919/20, Bergsons bahnbre
chende Zeitanalysen drfe man sich nicht durch Bergsons Nationalismus verstel
len lassen. Als Heidegger jedoch 1927
d s
Fragment
Sein und Zeit
verffentlicht
hatte, machte er sich die Impulse der Sptphilosophie Schelers zueigen: Mute die
Frage nach der Stellung des Menschen im Kosmos nicht zu metaphysischen Per
spektiven fhren? Mute die Philosophie
nicht-
wie Scheler
das
versucht hatte
auf die konkrete Situation reagieren?
Nicht
von ungefhr wollte Heidegger den
Nachla seines neuen Freundes Scheler nach dessen Tode mit Hilfe des Nietzsche
Archivs herausge ben.
13
Im
Krisenwinter 1929/30 verwies Heidegger in seiner Vor
lesung auf die vielen
Nte
der Zeit, denen
man
in kirchlichen
und
politischen V er
bnden und Gruppierungen zu begegnen suchte. Heidegger aber forderte, diese
vielen
Nte
auf die eine grundlegende
Not
der Zeit zurckzufhren. Zwar werde
dabei dem
N
ormalmenschen und Biedermann schwarz vor den Augen, so da
er sich um so krampfhafter an seine Gtzen klammere. Gerade deshalb mten
wir, so sagte Heidegger, erst wieder rufen nach dem, der unserem Dasein einen
Schrecken einzujagen vermag. Denn wie steht es mit unserem Dasein, wenn ein
solches Ereignis wie der Weltkrieg im wesentlichen spurlos an uns vorberge
gangen ist?
Was war nach Heideggers Auffassung im Ersten Weltkrieg geschehen? Heideg
ger selbst war aus gesundheitlichen Grnden erst spt
zum
Militrdienst einbe
rufen
worden-
zur Postberwachung, erst zuletzt zur Wetterbeobachtung (aller
dings im Rahmen
des
Gaskrieges) in der Marneschlacht. Heidegger hat nie ein
Frontkmpfererlebnis artikuliert; wenn er 1933 auch Hrte forderte, dann
waren das fremde und aufgesetzte Tne. Die erste Nietzsche-Vorlesung vom
Winter 1936/37 fhrt auf eine andere Spur; sie sagt im Rckblick, Nietzsche habe
sein Dasein im Kampfum die Frage aufgerieben, wie
es
berhaupt noch eine Bereit
schaft des Menschen fr einen
Gott
oder fr
Gtter
geben knne, und das, wh
rend man in den gleichzeitigen Grnderjahren sehr bierfrhlich im Spruch ,Gott ,
Freiheit
und
Vaterland' den lieben
Gott
fr alle mglichen Dinge bemhte .
Diese Leere
und
Verlogenheit , so fhrt Heidegger dann fort, aber erreichte erst
ihr wahres Ausma,
als
zwischen den Jahren 1914
und
1918 das ,christliche'
Abendland bei Freund und Feind fr seine Unternehmungen denselben lieben
Gott
fr sich in Anspruch nahm.
14
Heideggers Kriegserfahrung lt sich also
kaum von den Kriegsschriften Ernst Jngers her erlutern; sie lt sich viel eher
u
Martin
HeiJ.egger:
Nietzsches metAphysische Grundstellung im abendlndischen
Denken.
Hrsg. von
Marion Heinz. Frankfurt
a
M. 1986.
S
252
ff -Zum
folgenden
vgl
Martin
HeU:kgger:
Die Grund-
begriffe
der Metaphysik. Frankfurt a.M.
1983
S 255f.
14
V l)..MartinHeidegger: Nietzsche:
Der
WillezurMachtalsKunst Frankfurta.M.1985. 5.191. hnliche
uerungen ber den Weltkrieg und die Weltkriege finden sich auch sonst bei Heidegger.
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
20/34
Philosophie und Nationalsozialismus - am
Beispiel
Heideggers 23
vergleichen mit den Konsequenzen, die der modernistische franzsische Theologe
Loisy aus den Anrufungen Gottes durch die Kriegsparteien gezogen hat. Wenn
Heidegger in der Vorlesungvom Winter 1929/30 die Spur zu fassen sucht, die der
Erste W eltk.rieg hinterlassen habe, bezieht
er
sich denn auch auf Nietzsches radi
kale Infragestellung
des
berlieferten Gottesglaubens.
Nietzsches Gedanken sollen die Signatur der Zeit aufhellen; so wird auch die
Unruhe, mit der Max Scheler in seinen letzten Lebensjahren nach dem Verhltnis
von Geist und Leben gefragt hat, zusammen mit verwandten Gedanken von
Spengler, Klages und Leopold Ziegler zurckgefhrt auf Nietzsches Forderung,
das Apollinische (also die
Form
oder das Sein) aus dem Dionysischen (dem Erleiden
des Werdens im Leben und in der Geschichte) zu gewinnen. a
das
Ressentiment
gegen alles Groe und gegen jede Rangordnung
das
Zusammenspiel
des
Diony
sischen und
des
Apollinischen zu stren scheint, sucht Heidegger es genauer zu
bestimmen:
Er
gibt ihm die volle Schrfe zurck, die
es
bei Nietzsche hatte, und
stellt so auch Nietzsches Alternative Dionysos oder der Gekreuzigte neu zur
Errterung.
15
Seit der Publikation der nachgelassenen Aufzeichnungen von Nietz
sches Freund Franz Overbeck ber Christentum
und
Kultur hat Heidegger immer
wieder - gerade auch in den Diskussionen
mit
den Marburger Theologen - auf
Overbecks Infragestellung der Theologie verwiesen: Stellt sich die christliche
Eschatologie nicht aus der konkreten Wirklichkeit der Zeit heraus, und das auch
dann, wenn sie den Einzelnen darauf verweist, jeweils im Augenblick einen letzten
Sinn zu finden?
a
Rudolf Bultmann in dieser Weise (im Rckgriff auf
Sein
und
Zeit
das Anliegen der christlichen Botschaft neu zu formulieren sucht, bricht das
Gesprch zwischen ihm und Heidegger nicht
nur
wegen Heideggers bersiedlung
nach Freiburg ab.
Fr den jungen Nietzsche war geschichtliche Gre nur dort mglich, wo ein
Volk noch eine gemeinsame, von Mythen umgrenzte Welt hatte.
Von
der abend
lndischen Vernunft sagte Nietzsche 1881/82, da
ihr
Gott tot sei; zugleich hielt
er
fest, da der Kampf um die Weltherrschaft im Namen philosophischer Lehren
(nmlich letzter Entscheidungen ber das Leben) gefhrt werde.
So konnte Nietz
sche bis in die phantastischen Proklamationen seiner ersten Wahnsinnszeit hinein
den philosophischen Weltbrgerkrieg fordern: dort
das
Christentum, das in die
Netze des hellenistischen Sklavenaufstandes zugunsten der Gleichheit geraten war
und
in den Skuralisierungen des Liberalismus wie des Sozialismus fortlebte, hier
die Ausrichtung des Lebens auf seine Tiefe
und
damit auf Rang
und
Unterschied.
Nach 1930 ist Heidegger r sechs oder sieben Jahre diesen Gedankengngen
Nietzsches gefolgt. Aus Heideggers Nietzsche-Vorlesung vom Winter 1936/37
sind gerade jene Passagen bezeichnend, die von Heidegger selbst
1961
bei der
ts Vgl. artin Heidegger: Die Grundbegriffe derMetaphysik s.
Anm.
13). S. S. 107ff.
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
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24
Otto
Pggeler
Edition stillschweigend eliminiert wurden. In der schon zitierten Passage wird
Stefan Georges These zurckgewiesen, Nietzsche habe sich schlielich in die
Weglosigkeit eisiger Felsen
und
zu den Horsten grauser Vgel verstiegen. Dem
gegenber sagt Heidegger: Nietzsche war auer Hlderlin der einzige glubige
Mensch, der
im
19. Jahrhundert lebte. n einer Bemerkung, die nur im mnd
lichen Vortraghinzugefgt wurde, hlt Heidegger fest, er habemit vollem Bewut
sein Nietzsches Wort vom Tode Gottes in seine Rektoratsrede von 1933 aufge
nommen. Diese Bemerkung erluterte die folgenden Stze des Vortragsmanu
skripts: Europa will sich immer noch an die ,Demokratie' klammern und will
nicht sehen lernen, da diese sein geschichtlicher Todwrde. Denn die Demokra
tie ist, wie Nietzsche klar sah,
nur
eine
Abart
des Nihilismus, d.h. der Entwertung
der obersten Werte, derart, da sie eben
nur
noch ,Werte' und keine gestaltgeben
den Krfte
mehr
sind.
Dann
wird
Nietzsche zitiert: , Die Heraufkunft des
Pbels',
,der
soziale i s c h m a s c h ~ ,die gleichen Menschen', ,bedeutet noch einmal
die Heraufkunft der
alten Werte'. Wenn
Heidegger auch festhlt, fr Nietzsche sei
das Christentum ebenso nihilistisch wie der Bolschewismus
und
damit ebenso wie
der bloe Sozialismus, dann zeigt sich, da er den Weltbrgerkrieg Nietzsches
aktualisiert, nmlich unter den Bedingungen denkt, wie
sie
das Jahr 1917 geschaf
fen hat.
16
Natrlich folgt Heidegger Nietzsche nicht in allen konkreten Einzelhei
ten; ganz fern liegt
es
ihm, mit Nietzsche z.
B.
selbst die jdischen Bankiers (die
noch von Unterschieden wissen) frdie beanspruchte internationale Herrenklasse
gewinnen zu wollen (also eine Gruppe, die bei einer sozialistischen Revolution
als
erste eliminiert wrde). Heidegger will vielmehr mit Hlderlin aus den einfachen
menschlichen Verhltnissen heraus neue Erfahrungen machen, und so sagt denn
auch die erste Vorlesung ber Hlderlin
vom
Winter 1934/35, Hlderlin habe die
Situation bessererfat als Nietzsche, der tief in die Fragwrdigkeitendes 19.Jahr
hunderts verstrickt geblieben sei.
Konnte Heidegger
von
der Zeitdiagnose Nietzsches aus Anstze auch fr kon
krete politische Optionen finden? Aus den ~ r i c h t e n ber Heideggers politische
Option nach
1930
sei
nur
einer angefhrt, die Tagebuchnotiz von Hermann
Mrchen (dem einstigen Macburger Doktoranden Heideggers) ber einen Besuch
bei der Familie Heidegger auf deren
Htte jn
Todtnauberg zu Silvester 1931/32:
Von Philosophie war freilich nicht die Rede, sondern
vor
allem vom National
sozialismus. Die einst
so
liberale Anhngerio Gertrud Bumers ist Nationalsozia-
16
Vgl.
Manin
Heidegger:
Nietzsche:
er Wille
zur
Macht
als Kunst
s. Anm. 14).
S.
192f,
31.
Zum
folgenden vgl.
Martin Heidegger:
Hiderlins
Hymnen
Germanien
und DerRhein .
Frankfurt a.M.
1980.
S.
294.
Da Heideggers zeittypische Hlderlinrezeption Hlderlin nicht gerecht wird,
habe
ich
z zeigen versucht
in
der Einleitung
zu
dem Sammdband jenseits tles tlealismus. Hiderlins
letzte
Homburger]ahre. Hrsg. von ChristophJamme und Otto
Pggeler.
Bonn 1986,
vgl.
vor
allem
S. 27ff,
41ff.
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
22/34
Philosophie und Nationalsozialismus- am Beispiel
Heideggers 25
Iistin geworden, und ihr Mann folgte ihr. Ich htte es nicht gedacht. Doch es ist
eigentlich nicht zu verwundern. Verstehen tut er nicht viel von Politik. Und so lt
ihn wohl wesentlich sein Abscheu vor aller mittelmigen Halbheit von der Partei
etwas erhoffen, die etwas Entschiedenes zu
tun
und damit vor allem dem Kommu
nismus wirksam entgegenzutreten verspricht. Demokratischer Idealismus und
Brningsche Gewissenhaftigkeit knnten, wo es einmal so weit gekommen sei,
nichts mehr schaffen.
So
msse heute eine Diktatur, die vor Boxheimer Mitteln
nicht zurckschrecke, gutgeheien werden. (In den Boxheimer Dokumenten
stand auch der Plan, bestimmte Personen nach der Machtbernahme durch die
Nationalsozialisten auszuschalten.)
Nur
durch eine solche Diktatur sei die
schlimmere kommunistische, die alle individuelle Persnlichkeits-Kultur und
damit alle Kultur im abendlndischen Sinne berhaupt vernichte, zu vermeiden.
Mit politischen Einzelfragen beschftigt
er
sich wohl kaum. Wer hier oben wohnt,
der hat
fralldas
andere Mastbe.
17
Heidegger sah sich nach 1930 also im Weltbrgerkrieg. Die Gegenpartei rekla
mierte die Wissenschaft, ja die Philosophie fr sich: Lenin hatte Hegels Logik
studiert; Philosophen wie Georg Lukacs waren gewonnen worden. Es ist schwer
zu erklren, wie Lukacs sich 1918 gegen die gerade noch formulierte berzeugung
dem Kommunismus zur Verfgung stellen konnte. Wollte er im Sinne von Dosto
jewskischen Gedanken selbst die Snde auf sich nehmen, um die Geschichte
vorwrts zu bringen? Bald leitete er ohne Skrupel auch ein Erschieungskom
mando;
er
verdammte die Gedanken seines bedeutendsten Werkes, versenkte in
Moskau gefhrliche Bcher nachts im Flu. Spter bekmpfte er mit einem reak
tionren Hegelianismus die Kunst der Zeit, und ein so dogmatisches Buch wie das
ber die Zerstrung der Vernunft sollte der Philosophie die richtige Parteilinie
geben. Erst spt setzten sich Zweifel an dieser Option, dieser Selbstpreisgabe des
Denkens, durch.
18
-Dem Nationalsozialismus blieb gar nicht die Zeit, Philoso
phen langfristig mit ihrer Arbeit fr sich zu gewinnen; vielleicht fehlte seinem
Aktionismus schon der Wille dazu. Nicht einmal von Gentile wird man ohne
Vorbehalte sagen knnen, sein aktionistischer Idealismus bringe den Faschismus,
nmlich auch dessen lebensphilosophische Motive, voll zur Geltung. Blieb Nietz
sche der einzige schpferische Philosoph, den Mussolini und Hitler fr sich rekla-
17
Herrmann Mrchen hatseine Tagebuchnotizen mitgeteilt in derSendungDerZauberervon
Mekirch
-
Martin ~ des Westdeutschen Fernsehens vom
23.
1.1989 Regie Ulrich Boehm, Rdiger
Safranski).
18
Vgl.
z. B.
Karo[ Sauerland: Vom spten zum
jungen
LukJcs und
Bloch
In Schweizer Monatshefte
68
Quni 1988).
S.
513-522.-Es wirdrichtig
sein,
da Heidegger entgegen der Unterstellungvon
L.
Gold
mann)
Gesch;hte
und
Klassenbewutsein
von
Lukacs
nicht
gelesen
hat; durch
die
enge
Freundschaft
mit Wilhelm Szilasi und dessen Frau war er sicherlich genau ber
den
Weg von
Lukacs
und die
Budapester Geschehnisse unterrichtet.
Vgl.
dazu Hugo tt in: Philosophie
un
Poesie (Festschrift
0. Pggeler). Hrsg. von Annemarie Gethmann-Siefert. Stuttgart
1988.
Band 2. S. 51ff.
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23/34
26
Otto Pggeler
mieren konnten? Als Heidegger im Nietzsche-Archiv die Betreuung der Edition
von Nietzsches Nachla bernommen hatte, mute er auch auf diesem Felde seine
Erfahrungen machen: Als die nationalsozialistischen Dienststellen das Imprimatur
verlangten
und
damit zu verstehen gaben, da sie Nietzsche nicht unzensiert her
ausgeben wollten, trat er schlielich aus der Nietzsche-Kommission aus.I
9
Ohne
Zweifel haben Philosophen fr den Nationalsozialismus optiert;
ob
man sagen
darf,
da der Nationalsozialismus seine Philosophie gehabt habe, kann erst ent
schieden werden, wenn wir prfen, wie eine Option wie die Heideggersche sich
weiter ausgestaltete.
3 Geist und Ungeist
Der
Nationalsozialismus hat
1933
in krzester Zeit aus einer nationalen Koali
tion heraus seine totalitre Herrschaft etabliert. Die Parteien wurden aufgelst
oder
zur
Selbstauflsung gezwungen, die Gewerkschaften durch eine Treuhnder
schaft ber die Auseinandersetzungen im Arbeitsbereich und durch Ersatzorgani
sationen abgeschafft. Heidegger gehrte zweifellos zu denen, die der Auffassung
waren, da
nur
umgestoen wrde, was lngst dabei war zu fallen.
Er
hat selbst fest
gehalten, da er damals von den zweiunddreiig Parteien keine politische Initiative
mehr erwartete.
20
Wenn
er
als
Rektor die Arbeitslosen in die Universitt holte
und
von der gemeinsamen Arbeit mit dem Spaten in der Hand ein neues Gemein
schaftsbewutsein erwartete, folgte
er
sozialen und nostalgischen Motiven, die
auch auerhalb des Nationalsozialismus genhrt worden waren.
Da er
mit Nietz
sche glaubte, nur das Schaffen der groen Schaffenden knne dem Leben Tiefe und
Rang geben, konnte er einen
Fhrer
akzeptieren, der in der Zeit der
Not
und der
Ausnahmesituation das schpferische Risiko auf sich nahm.
Der
Fhrer aber sollte
fr
das
Volk handeln. Als der Fhrergedanke
mit
der Volksabstimmung vom
12. November
1933
plebiszitr wurde, untersttzte Heidegger diesen Schritt mit
anderen berhmten Professoren wie Wilhelm Pinder, Sauerbruch, Emanuel
Hirsch am Vorabend in Leipzig unter einem Wald von Hakenkreuzfahnen.
War
der Austritt aus der Organisation
des
Vlkerbundes nicht die Konsequenz aus
9
Vgl.
Martin
Heidegger:
Niet:zsches
metaphysi sme Grundstellung im abendLindischen
enken
s. Anm.
13).
S.
253f.
Vgl. auch Anmerkung 28.
2
V gl. d s Spiegel-Interview in Anrwort s. Anm.
11).
S.
84.
Die im folgenden genannten Dokumente
sind noch nicht in einer historisch-kritischen Sammlung zusammengefaSt worden. Sie
wurden
1962
von Guido Sehneeberger tendenzis mit anderen nazistischen Dokumenten zusammengestellt; so
hatte die Kritik leichtes Spiel. Vgl. dazu den Bericht von Beda Aliem4:nn: Martin Heidegger und
die
Politik.
In: Heidegger
Perspektiven zur Deutung seines Werks Hrsg. von
0
Pggeler. Zweite Aufl.
Knigsteintrs.
1984.
S.
246ff.
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
24/34
Philosophie und Nationalsozialismus -
am
Beispiel Heideggers
27
Hitlers Friedensrede vom Mai, die mit genialer (oder diabolischer ) Verfhrungs
kraft das gescheiterte Wilsonsche Programm der Selbstbestimmung der Vlker zu
bernehmen schien? Seinen Studenten konnte Heidegger sagen:
Nicht
Lehrstze
und
,Ideen' seien die Regeln eures Seins.
Der Fhrer
selbst und allein
ist
die heutige
und zuknftige deutsche Wirklichkeit und ihr Gesetz." Natrlich passen sich diese
Formulierungen ein in das, was dieNationalsozialistendamals brauchten. Verstan
den wurden sie aber auch damals schon in dem Sinne, da Heidegger vom Kanzler
einer nationalen Koalition erwartete, er werde sich ber seine Partei erheben:
Nicht Lehrstze, nmlich nicht das Parteiprogramm, nicht Ideen, nmlich nicht
die propagierte Weltanschauung, sondern die schpferische Konfrontation mit der
einmaligen Situation sollte magebend sein.
21
So hat Heidegger sich denn auch mit
den Gedanken seiner Rektoratsrede der Umwandlung der Universitten in gesell
schaftlich eingebundene Fachhochschulen widersetzt.
Er
hat sich in seinen Vorle
sungen sarkastisch gegen die Rassenlehre Rosenbergs und seiner Anhnger ausge
sprochen.
Als die Freiburger Universitt im April
1933
ihren gerade gewhlten Rektor
nicht halten konnte, suchte sie in ihrem berhmten Professor, dem Philosophen,
so etwas wie einen Rettungsanker und whlte ihn schlielich ohne eigentlichen
Widerspruch zum Rektor. Heidegger war ohne jede Kenntnis in Verwaltungs
dingen; doch mit der Universittsreform hatte er sich philosophisch immer schon
befat: 1919
und
1929 hatte
er
gem der alten philosophischen Aufgabenstellung
ber die Methode des akademischen Studiums gelesen und die Isolierung der
einzelnen Fcher im Spezialistentum wenigstens durch das gemeinsame Fragen
aufbrechen wollen. In seiner Rektoratsrede trat er der Universitt mit dem
Anspruch eines Fhrers gegenber, der schpferische Lsungen vorschlug. Es war
nicht mehr die Rede davon, da der
Rektor nur
der Erste unter Gleichen sei,
gebunden an die alten Regeln der Selbstverwaltung. Vielmehr setzte der Rektor auf
die studentische Jugend, die mehrheitlich lngst auf der Linie der Revolution lag.
Heideggers weitere Universittsreden lieen keinen Zweifel daran, da die ver
altete Hochschullehrerschaft durch eine neue ersetzt werden sollte. Das Ordina
rienwesen sollte abgeschafft, doch gerade so die Qualitt von Forschung und Lehre
gehalten,
ja
gesteigert werden.
Da Heidegger renommierte jdische Kollegen an der Universitt zu halten
suchte, aber sich auch durchaus selber
in
die geforderte Suberung der Universitt
einschaltete, hat der Historiker
Hugo
Ott nachgewiesen. Doch wei
Hugo
Ott
21
So
hat
Heideggers
damaliger Schler Walter Brcker
meines
Erachtens zutreffend interpretiert;
vgl.
dazu meinen Aufsatz
Heideggers
politisches Selbstverstndnis in:
HeUlegger
und
die
praktische
Philo
sophie
s.
Anm. 8).
S. 32
und
58f.
-Zum folgenden
vgl. Martin
Heidegger:
ie Selbstbehauptung
r kr
deutschen Universitt I Das Rektorat 1933/34. Frankfurt a. M.
1983.
Vgl.
ferner Martin Heidegger:
Hlderlins Hymnen Germanien und
Der
Rhein (s.
Anm.16).
S.
26ff.
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
25/34
28
Otto Pggeler
keine ntwort auf die Frage, wie Heidegger dazu kommen konnte, einen Kollegen
wie den spteren Nobelpreistrger fr Chemie Staudinger zu denunzieren.
22
Die
ntwort hat aber Max Mller in seinen Erinnerungen an die damaligen Gescheh
nisse schon gegeben: Staudinger, ein unglaublich gtiger Mensch , sei in seinen
politischen berzeugungen von niemandem auer Heidegger ernst genommen
worden;
er
sei zuerst seiner ersten (pazifistisch gesinnten) Frau gefolgt, dann aber
seiner anders optierenden zweiten Frau.
Hugo Ott
prgt uns ein, da Heidegger
seine Zustimmung zur nationalsozialistischen Bewegung als eine zweite Taufe, als
Abschwrung und als Loslsung von den Gtzen erfahren habe. So wurde Heideg
ger konsterniert dadurch, da Staudinger sich pltzlich, wie Heidegger schrieb, als
hundertzehnprozentiger Freund der nationalen Bewegung darstellte. Solche
schwankenden Gestalten konnten fr Heidegger auf den Weg in das nun anbre
chende Gottesreich keine Vorbilder der Jugend sein. Im konkreten Verfahren
gegen Staudinger revidierte Heidegger dann freilich bald den ersten Radikalismus.
Als Baden den Universitten eine Fhrerverfassung gab, lag dieses Vorpreschen
ganz auf Heideggers Linie - wer immer die juristischen Aufgaben erledigt hatte.
Doch ging es Heidegger nicht nur um seine eigene Universitt oder die badischen
Universitten, sondern um die Universitten des Reiches berhaupt. Ein erneuter
Ruf nach Berlin geriet offenbar in den Zusammenhang mit Plnen zur Grndung
einer zentralen preuischen, dann deutschen Dozentenakademie: Jeder Habili
tierte
oder
sich Habilitierende sollte nationalsozialistisch geschult werden. Wie
ernst Heideggers Kandidatur hier war, zeigt der sofort eintreffende Widerspruch
des Psychologen Jaensch und des Pdagogen Krieck, die sich als die eigentlichen
Nationalsozialisten wuten und
Heideggers Gedankenwelt als jdisch
und
schi
zophren ablehnten.
3
Doch noch nach dem Rcktritt als Rektor, im August 1934,
22
VgL Hugo
Ott: Manin
Heidegger. Unterwegs
zu seiner
Biographie.
Frankfurt/New York
1988. S.
201ff,
zum folgenden auch S.197. Vgl. zum folgenden ferner MaxMller, in:Antwort s. Anm.11).
S.
205f.
23
Vgl. Hugo Ott:Martin Heidegger s. Anm.
22). S. 244,
zum folgenden
S.
245. Victor
Farias
hat erstmals
auf
diese
Dokumente hingewiesen
in
seinem
Buch Heidegger
et
le nazisme.
Paris
1987.
Schon
die fran
zsische bersetzung versetzt Heideggers Texte in eine fremde Welt, z. B. wenn die Rcksichts
losigkeit , die Heidegger fr das Existieren fordert, mit brutalite
wiedergegeben
wird (S.
159).
Jede
Anerkennung, die aufgenommen werde, so meinte schon
Rill, .e in
einem Brief vom
16.10.1907
ber
die spte Anerkennung Cezannes,
sei
eben doch nur halbgut und nicht rcksichtslos genug .
Das
Wort ,,rcksichtslos ist in einem positiven Sinn dann von Theologen wie Karl Barth, Gogarten und
Bultmann durchgesetzt worden. Die deutsche Fassung des
~ h e s
von Farias {Heidegger
und der
Nationalsozialismus. Frankfurt a.M. 1989) bringt
einige
Korrekturen. Doch zeigt
auch
sie, der jeder
philosophische Gedanke und jede durchgreifende politische Analyse fehlt, wie man im ideologischen
Medienstreit mit der Historie umgehen kann.
Das
Milieu, in
das
Heidegger
1889 in
Mekirch hinein
geboren wurde, wird durch folgende Bemerkung charakterisiert: ,,Der Erwhnung
bedarf,
da am
2l.Januar
1349,
whrend der Pest-Epidemie,
in
Mekirch smtliche Judenaufgrund der Anschuldi
gung verbrannt wurden, die Brunnen vergiftet zu haben. (S.
50)
Abraham a Saneta Clara, bei Me.
kirch geboren undspter Predigeram Hof des deutschen Kaisers in Wien, hatte sich gegen die Trken
gewandt (als diese die Stadt zu erobern suchten), auch zeittypische Ausfalle
gegen
die Juden
vorge-
8/10/2019 Pggeler-Phil u Nazis
26/34
Philosophie und Nationalsozialismus-am
Beispiel Heideggers
29
sandte Heidegger ein Gutachten zur Organisation der Dozentenakademie nach
Berlin. Wie konnte er dort einsatzbereites Wissen um die knftige Universitt als
erzieherischer Lebensgemeinschaft aus geschlossener Weltanschauung fordern, da
er die Philosophie immer der Weltanschauung entgegensetzte und auch im Som
mersemester 1933 in seiner Vorlesung die Philosophie auf das Fragen verpflichtete,
so auf das Zurckholen ihres Anfangs
und
die Auseinandersetzung mit Hegel als
dem groen Ende der metaphysischen Tradition?
Im Juli 1933 sprach Heidegger (wie Baeumler) auf einer Schulungstagung des
Amtes fr Wissenschaft der Deutschen Studentenschaft in Berlin. Nietzscheani
sche Perspektiven tauchen auf, wenn man - laut Bericht der NS-Zeitschrift er
tudent
- forderte, der Student der neuen Hochschule sollte fest verankert sein
durch die Verbundenheit mit einer aus unserem Geiste kommenden Wissen
schaft: einer Wissenschaft, die wieder
zur
Lebenswirklichkeit der
atur und
der
Geschichte erwacht ist aus dem Zauberschlafe eines wirklichkeitsfernen, feucht-
bracht; das
alles
gilt
als
bse Vorprgungfr Heidegger (der sichz.B. 1936 gegenber Lwith offenbar
fr einen Anschlu sterreichs aussprach): Antisemitismus und
die
Xenophobie von Abraham a
Saneta Clara sind unbersehbar. Ihm zufolge war sterreich ein Teil Deutschlands. (S.
68)
Farias
belegt wider Willen, da Heideggersichnieauf antisemitische uerungen Abrahams bezog. Richtig
ist jedoch, da Heidegger als junger Theologiestudent dem antimodernistischen Katholizismus
zuneigte (also eher dem Gralbund als der Zeitschrift Hochland ). Wenn Heidegger dabei in
seinen Aufstzen Georg Brandes den Heine Dnemarks nannte, dann gab er den Vergleichs-
gesichtspunkt
genau an:
nicht
die
jdische Herkunft, sondern
die
freidenkerischen Bestrebungen,
die
in
Jacobsen und Nietzsche kulminierten (S.
86 f). Am
Schlu des Buches kommt sogar der
"Stamm-
baum wieder in Sicht: Hatte Heidegger nicht gemeinsame Vorfahren mit Abraham? Jedenfalls
konnte ein Freund
Heideggers nach eigenem Bericht
abends
ein Bild von Abraham in einem Schau-
fenster mit einem
Bild
von Heideggers Bruder verwechseln (S.
378).
Heidegger sprach 1964 bei einem
Mekircher Schultreffen ber Abraham und zitierte
dabei auch, wie
Abraham
ein
Sprichwort
auf-
nahm in seinem
Satz,
der Friede sei so weit weg vom
Krieg
wie
Sachsenhausen
von Frankfurt
(d.
h.
da Frieden und
Krieg
schnell ineinander umschlagen knnen). n der franzsischen Version seines
Buches verwechselte Parias noch
die
Frankfurter Vorstadt
mit dem gleichnamigen
Konzentrations
lager
bei
Berlin. Nach der deutschen Version lt wenigstens das Unbewute gegen alle innere
Zensur Heidegger auf die
beiden
Ortsnamen anspielen, weil
Sachsenhausen
und Auschwitz nichts
zu tun haben sollen
mit
Frankfurt,
wo damals
der Auschwitzproze stattfand
(S.
379).
Mit der
Methode oder Unmethode solchen lnterpretierens kann man
alles Mgliche
unterstellen, kaum
aber gegen Goebbels kmpfen. Geistesgeschichtlich scheint der prfaschistische Heroismus von
Sein
und
Zeit
gesichert, da nach
diesem
Buch das Dasein in der Wiederholung seinen Helden
whlt
(S.
112).
Parias wei offenbar nicht, da hier Kierkegaards Wiederholung kombiniert wird
mit Nietzsche und mit einer Redeweise, die Goethe in derIphigenie gebraucht. Dort sagt Pylades dem
Orest: ,,Ein jeglicher mu seinen Helden whlen . Doch hat es keinen Sinn, weiter Beispiele zu
hufen. Jrgen Habermas
hat
dem Buch ein Vorwort mitgegeben. Er betont, da der neue Anfang
von
Sein
und
Zeit
den wohl tiefsten Einschnitt
in
der deutschen Philosophie
seit
Hege "
bilde
und
nicht durch
die
politischen Verirrungen seines
Verfassers
diskreditiert werden knne. Habermas
korrigiert Farias, indem er Heideggers neuen Ansatz im Winter 1929/30 heraushebt, aber auch die
Abwendung vom nationalsozialistischen Totalitarismus
etwa 1939/41.
Umgekehrt wird Farias
gegenber Habermas darin
Recht haben, da
Heidegger nicht ein Universittsmandarin war, sondern
auf
die revolutionre (d.
h. damals
nationalistische und nationalsozialistische) studentische Jugend
setzte.
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30
Otto
Pggeler
losen Ideologismus aller Schattierungen, dem sie durch den Einbruch des Christen
tums in das deutsche Geistesleben verfiel und die sich wieder befreit hat aus der
Gefangenschaft positivistischer Tatsachenkrmerei . Neben den W ehrlagern, die
von der
Studenten-SA betreut wurden, gab
es
folglich Wissenschaftslager
mit
aus
gewhlten Dozenten
und
Studenten- so
im
Herbst 1933 in Todtnauberg.
Im
Fu
marsch wurde die weite Strecke von Freiburg nach dort zurckgelegt: SA- oder
SS-Dienstanzug, eventuell Stahlhelmuniform mit Armbinde . Doch schon bei
diesem ersten Lager gab es Auseinandersetzungen, auch einen Fhrer-Gefolg
schafts-Konflikt zwischen Heidegger und einem seiner engsten Anhnger, dem
jungen Historiker Rudolf Stadelmann. Die Probe des Lagers hat wahrscheinlich
keiner bestanden , so schrieb Stadelmann am 16. Oktober 1933 an Heidegger:
Aber jeder hat das groe Bewutsein mitgenommen, da die Revolution noch
nicht zu Ende ist. Undda das Ziel
der
Revolution der SA-Student ist. Damit
traf
Stadelmann Heideggers damalige berzeugung:
da
die Revolution erst begonnen
habe
und
und da sie wesentlich von der Universitt ausgehen msse.
4
So mute
der Plan einer zentralen Dozentenakademie fr Heidegger wichtig sein. Heideggers
erneute Berufung nach Berlin war vielleicht nicht ohne Zusammenhang mit der
Absicht, Heidegger auch in der Dozentenakademie eine wichtige Stellung zu geben.
Wir knnen
aber nicht sagen, da
wir
die (nur so schwer noch vorstellbaren)
Vorgnge von 1933/34 im einzelnen zu durchschauen vermchten; dazu fehlt
noch das ntige Hintergrundwissen. So hat die zeitgeschichtliche Forschung, die
auf anderen Feldern sehr intensiv arbeitete, die Geschichte des Plans der Dozenten
akademie und der Fortsetzung des Geplanten in einzelnen Dozentenlagern nicht
aufgehellt. Der erste Grund dafr liegt sicherlich darin, da die Materialien aus dem
Zentralen Staatsarchiv Dienststelle Merseburg nur schwer zugnglich sind. Dabei
hat das Schicksal dieses Plans wohl symptomatische Bedeutung: Zuerst, 1933/34,
der Versuch, alle Universittsdozenten und Habilitanden an einer gemeinsamen
Akademie politisch zu schulen, sie mit Sport, Kampfspielen und anderen sog.
Kameradschaftserlebnissen auch persnlich umzuformen; dann das Scheitern des
Plans, die
Fortfhrung
des Geplanten in dezentralisierten Einzellagern. Als
Hitler
schlielich den Krieg beschlo, wurden die Wissenschaftler, die man ja brauchen
wrde, von der politischen berprfung weitgehend freigestellt. So konnten
die einzelnen Universitten wieder relativ selbstndig
und
unterschiedlich ver
fahren.2s
4
Zum einzelnen vgl. ugo Ott: Martin eidegger s. Anm. 22).
S.
214ff, 221, 19ff, 231.
20
Hans-Georg Gadamer berichtet,
da
er im Herbst
1936
freiwillig (und offenbar mit dem Gefhl einer
Befreiung aus wachsender Isolation) an einem solchen Lager , Dozentenakademie genannt, in
Weichselmnde bei Danzig teilgenommen habe. n dem Leiter (dem steirischen Grafen Gleispach,
einem damals vielfach auftretenden Strafrechtler
und
Kriminalisten) habe er einen toleranten und
diskreten, aber einflureichen Freund gewonnen. Die Entscheidung fr den Krieg habe dann den
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28/34
Philosophie
und
Nationalsozialismus-am Beispiel Heideggers 31
Unklarheiten bleiben auch bei den Anfngen von Heideggers Engagement.
Sicher ist, da Heidegger schon vor der Wahl zum Rektor in einer kulturpoliti
schen Arbeitsgemeinschaft deutscher Hochschullehrer zugunsten der national
politischen Erziehung einerfhrenden Ausleseschicht gearbeitet hat.
Es
war dann
der Graezist Wolfgang Schadewaldt, der Heidegger als Rektor ins Spiel brachte.
Weder kann man diese Gruppe auf Nationalsozialismus festlegen noch Heidegger
von der nationalsozialistischen Fraktion abtrennen. Bestrkt fhlte Heidegger sich
durchJaspers, dem er offenbar im Mrz 1933 ber die Aktivitten von Baeumler
und Krieck berichtet hatte, der selber an Universittsreformplnen arbeitete und
davon enttuscht war, da der Rektor Heidegger ihn ungengend bercksichtigte.
Noch
im Sptsommer 1933 besttigte Jaspers Heidegger brieflich diese Verbunden
heit: Heideggers Rektoratsrede sei mit ihrer Glaubwrdigkeit das bisher einzige
Dokument eines gegenwrtigen akademischen Willens , das bleiben werde. Mute
Heidegger aber auf seinem Weg zum Rektorat nicht schon dadurch aufgehalten
werden, da die jdischen Kollegen nicht mehr mitwhlen durften? Auch auf
diesem Feld hat Heidegger seine Anpassungen vorgenommen. Wenn er seine Rek
toratsrede jedoch auch einem jdischen Kollegen wie Richard Kroner schickte,
dann wird deutlich, da er mit vielen anderen die antisemitischen Zge der Revolu
tion fr etwas Vorbergehendes
und
Einzudmmendes hielt. Wenige mochten
damals hellsichtig fr
das
Kommende sein;
fr
die meisten blieb
die
Situation ver
worren
und
offen. Wie sonst htte
Theodor
Wiesengrund Adorno noch im Juni
1934
in der Zeitschrift Die
Musik
in der Vertonung eines Gedichtszyklus von
Baidur von Schirach denkbar strkste Wirkungen des von Goebbels ausgerufe
nen romantischen Realismus sehen knnen?
26
Universitten eine Schonzeit eingerumt (die Wissenschaftler, die nun bentigt wurden, wurden
von
politischen berprfungen weitgehend freigestellt). So habe er bald den Professorentitel und die
Berufung nach Leipzig bekommen knnen. Im ganzen darf man wohl sagen-
und
das gilt sicher fr
alle deutschen Universitten gleichmig -, da die Provinzialitt
und
Kleinbrgerlichkeit der
Partei-Ideologie und ihrer Vertreter nicht imstande gewesen ist, die akademische Welt auf die Dauer
zu
durchdringen. Die Nazis waren wohl imstande, sie
zu
verachten, aber
das
hie am Ende doch, sie
unterschtzen. Philosophische Lebrjahre. Frankfurt
a.
M.
1977.
S. 56f, 117) Max Mller dagegen
wurdetrotz
erfolgreicher Habili tation und Teilnahme am Dozentenlager aus der Dozentur entfernt,
da er ber den Wirkungsraum der Universitt hinausging- fr den
Groen
Herder politische Artikel
geschrieben hatte und in der katholischen studentischen Jugend ttig war. Heidegger strich in seinem
sonst durchaus positiven Gutachten nicht den Satz ber Mllers negative Einstellung zu dem damali
gen Staat (was der Prorektor Maunz fr ntig gehalten hatte): Als Katholik mten
Sie
wissen, da
man die Wahrhei t sagen
mu
(Vgl. Antwort
s.
Anm. 11, S. 206f}. Heidegger selbst hielt fest:
Meine inzwischen im Druck erschienene Rektoratsrede wurde zu einem beliebten Zielgegenstand
der Polemik in den Dozentenlagern. (Bezeugt durch
H.
G. Gadamer, Gerh. Krger, W. Brcker.)
Die
Selbstbehauptung derdeutschen
Universitt/
Das
Rektorat 1933/34 S. Anm. 21, S. 40f)
6
Zum
einzelnen vgl. meinen Aufsatz
Den
Fhrer
fhren?
Heidegger
und kein
Ende.
In
Philosophische
Rundschau
32
(1985). S. 26ff; vor allem S. 28 und 44. Zur kulturpolitischen Arbeitsgemeinschaft vgl.
V.
Parias: Heidegger
und der Nationalsozialimus (s. Anm. 23 ).
S.
214 ff; ber Schadewaldts Vorsto vgl.
Hugo
Ott: Martin Heidegger s.
Anm.
22). S. 140.
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32
Otto Pggeler
Man wird Heideggers damalige Radikalismen und Unsicherheiten nicht richtig
sehen knnen,
wenn
man nicht bercksichtigt, da Heidegger auch
mit
seinen
philosophischen und religisen Tendenzen in eine Krise geraten war. Als Karl
Jaspers im lebhaften Publizieren wieder einmal eine Verffendichung an Heideg
ger geschickt hatte, schrieb dieser ihm am
1.
Juli 1935, er selbst habe die abgebro
chene philosophische Arbeit erst in einem "mhsamen Tasten" wieder aufnehmen
knnen. Um so
mehr
habe
ihn
der Gru von Jaspers gefreut, denn die Einsamkeit
sei "nahezu vollkommen". Mit der paulinischen Rede vom Pfahl im Fleisch sagte
Heidegger, zwei Pfhle seien ihm
zum
berwinden geblieben: "die Auseinander
setzung mit dem Glauben der Herkunft und das Milingen des Rektorats". In die
sem Sommer sprach Heidegger in seiner Vorlesung Einfhrung in die
Metaphysik
davon, da Europa
und
vor allem Mitteleuropa in der Zange liege zwischen
Amerika
und
Ruland.
Doch
der Kommunismus in Ruland, der Nationalsozia
lismus in Deutschland, dazu der Amerikanismus waren fr Heidegger letztlich das
selbe: die Verflschung des Geistes zur Intelligenz. Hegel hatte noch mit der Tradi
tion
im intelligere und in der Intelligenz die eigentliche Geistigkeit gesehen, und so
konnte
er
mit den preuischen Reformern Preuen als den Staat ansprechen, der
auf Intelligenz gebaut sei. Inzwischen hatte Max Scheler in seinen anthropologi
schen ForschungenWolfgang Khlers Intelligenzprfungen an Affen referiert und
die Intelligenz als die Fhigkeit gefat, auch mit neuen Situationen technisch fertig
zu werden. Etwas angeblich
Vorgegebenes
die Klasse des Klassenkampfes, die
obsolete Rasse, aber auch das gesellschaftlich zu beherrschende Gegebene des Posi
tivismus wird in der Verflschung des Geistes zur Intelligenz nur noch einer tech
nischen Organisation unterworfen, whrend die eigentlich politischen oder religi
sen Fragen gar nicht
mehr
aufkommen. Doch
war
Heidegger 1935 immer noch
der Auffassung, eigentlich habe der Nationalsozialismus jenen Aufbruch bringen
mssen, den Heidegger selbst 1933 ertrumt hatte.2'
27
Vgl. Martin Heidegger: Einfhrung in die Metaphysik.
Tbingen
1953. S.
28ff, 34ff;
Hegels
Rechts-
philosophie
im
Zusammenhang
der
europischen Verfassungsgeschichte.
Hrsg. von H
.Ch.
Lucas
und
0 Pggeler.
Stuttgart
1986,
vor allem S.
349;
Max
Sehe/er:
Spte Schriften (Gesammelte Werke Band
9).
Bern
1976. S.
31.Jacques
errida
zitiert nur Matthew Arnold, der nach
1866
das geschichtliche Ver
bindungsglied zwischen Hegels und Scheler-Heideggers Intelligenzbegriff herausstellte und einen
Preuen sprechen lie: "'Liberalism and despotism ', cried thePrussian; ,Iet
us
go beyond these forms
and words. What uniteS and separates people now is
Geist .
There you will find that in Berlin we
oppose
eist intelligence
as you or the French might say - to Ungeist ..."
Vom
Geist.
Heidegger
und
die Frage. Frankfurt a.M. 1988.
5.144).
Derrida spricht Heidegger
zu
Unrecht
jene
teleologische
Metaphysik zu S.
67),
die Heidegger
als
Sehelees "Grundirrtum" ablehnte
vgl.
Die
Grundbegriffe
der
Metaphysik
s.
Anm. 13, S. 283). Eine metaphysische Sehnsucht nach der Identitt - wenigstens der
geschichtlichen Identitt
eines Volkes
oder
des
"Geistes" soll Heidegger
zu
seiner zeitweiligen
Option von
1933
verfhrt haben. Zum mindesten um
1928
hat
Heidegger
jedoch
die
,.metaphysische
Ontik"
als
sachlich ntige Disziplin der Philosophie genommen. Da die heute ntige "Fernethik"
nicht ohne eine teleologische Metaphysik mglich sei (der Mensch soll sein, auch in Zukunft sein
knnen), hat
Hans
]onas
zu
zeigen versucht: Das
Prinzip
Verantwortung; Frankfurt a.M.
1979.
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Philosophie und Nat ionalsozial ismus-am Beispiel Heideggers
33
Diese lllusion ging verloren,
als
es nur noch um die Kriegsvorbereitung, die
Organisation des Kampfes um dieWeltherrschaftging-also um Zielsetzungen, die
von dem Philosophen nie geteilt worden waren. ls 1942 der Biochemiker und
Nobelpreistrger Richard Kuhn auch den Goethepreis der Stadt Frankfurt bekam,
hielt Heidegger in einer Aufzeichnung fest, da
nun
mit dem Segen Goethes die
knstliche Schwngerungsfhrung
und
damit die geplante Bereitstellung des Men
schenmaterials mit der lngst praktizierten Schrifttumsfhrung zusammengehen
knne. Die Fhrer, die angeblichen bermenschen, zeichneten sich durch den
Instinkt aus, der das Untermenschentum zu organisieren vermge.
28
Andere Texte
aus diesen Jahren zeigen, da Heidegger von den politischen Vorstellungen, die ihn
1933leiteten, z:um Beispiel von dem kruden Antiamerikanismus, nicht abgekom
men war. Wre jedoch eine Aufzeichnung wie die genannte damals an
das
Licht
oder in das Dunkel des Tages getreten, so htte sie Heidegger Kopf
und
Kragen
kosten knnen. Diese Totalitarismuskritik aber prgte das Bild von Heidegger, als
er Aufzeichnungen wie die genannte 1954 unter dem Titel einer berwindung
der Metaphysik publizierte. Damit ist auch klargestellt, da es ein Bndnis
zw