Musikfest - WordPress.com · 2011. 1. 20. · MusikfestJournal Europäisches Musikfest Stuttgart...

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Sopran<Alt<Tenor<Bass

»Jedes Mal, wenn ich mich mit Brittens WarRequiem beschäftige, lerne ich ganz neueFacetten in diesem mächtigen, eindrucksvol-len Werk kennen«, meint der 23-jährige Ame-rikaner Euthumn Napier aus Pittsburgh, Penn-sylvania. Genannt werden möchte der jungeBassist im Festivalchor lieber Skip. Der Namepasst zur musikalischen Entwicklung währendseiner Kindheit. Im Alter von sechs Jahrenunternahm Skip im presbyteranischen Kir-chenchor die ersten Gesangsversuche undsprang dort von einer Stimmlage zur nächsten:»Vom Sopran veränderte ich mich langsamüber Alt zum Tenor und landete schließlich imBass«. Obwohl er sich während der High-school zeitweise mehr für Football und Base-ball interessierte, wandte sich Skip nach einerschweren Gehirnerschütterung dann dochganz dem weniger gefährlichen Singen zu.

Der freundliche junge Sänger schloss seinGesangsstudium im St. Olaf College in Min-nesota letztes Jahr ab und sang das War Re-quiem bereits vor zwei Jahren mit dem Uni-versitätschor. »Ich bin jedes Mal tief ergriffen,wenn ich dieses Werk singe oder höre. Vor al-lem die Tenor-Bariton-Soli erinnert mich andie Geschichten, die mir mein Großvater vomZweiten Weltkrieg erzählt.«

Erst während des Studiums entdeckte derChorsänger seine Solostimme. »Ein Chor istmeiner Meinung nach die Zusammensetzungvieler individueller und intelligenter Solisten,die versuchen gemeinsam einen ordentlichenKlang zu erzeugen«, berichtet er und freutsich über die hohe Qualität, mit der im Festi-valensemble musiziert wird.

Warum er bereits zum zweiten Mal dabeiist? »Das ist doch klar! Um meine Freunde ausder ganzen Welt wiederzusehen. Außerdemwill ich Deutschland näher kennen lernenund – last, not least – mit Helmuth Rilling in-tensiv am War Requiem arbeiten.« Britten seizwar bekannt im Land der unbegrenztenMöglichkeiten; an ein Werk wie das War Re-quiem jedoch traue man sich nur selten her-an, denn so viele gute Chorsänger zu finden,sei eben nur begrenzt möglich. ho

JournalMusikfestEuropäisches Musikfest Stuttgart 26. August – 9. September 2007

Ausgabe 0804.09.2007

»Man gibt beim Singen viel von sich preis«,sagt der Bariton Martin Danes. Der 29-Jähri-ge, der derzeit an einem der beiden Meister-kurse des Musikfestes teilnimmt, beobachtetdies nicht nur an sich selbst, sondern auch anseinen Schülern. Beim Vorsingen könne mannach wenigen Minuten ein Psychogramm desSängers erstellen. »Man sieht derart in dieLeute hinein, dass es fast unheimlich wird«,sagt der Münchner, der schon während desStudiums als Stimmbildner und Chorleitertätig war. Heute unterrichtet er in Münchenam Schauspielstudio Gmelin das Fach Musi-cal /Song, betreut dort die traditionsreichenDomsingknaben und den Glonner Jugend-chor, unterrichtet Gesang am Max-Josef-Stiftund arbeitet als Stimmbildner für den Orato-rienchor der bayrischen Hauptstadt.

Gleichzeitig versucht Danes sich seit sei-nem Studienabschluss im vergangenen Jahrals freier Sänger. »Ich stehe dem Theaterbe-trieb etwas kritisch gegenüber«, sagt er. Da-rum habe er sich gegen ein Vorsingen an ei-nem der großen Häuser entschieden – aller-dings nicht ohne gewisse Nachteile in Kaufzu nehmen: »Man wird als Sänger kaumwahrgenommen, wenn man nicht am Theaterwar«. Danes, der bereits früh seine sängeri-sche Laufbahn als Sopranist des Tölzer Kna-benchores begann, kann bei seiner jetztigenSuche nach Engagements allerdings Kontaktenutzen, die er während und vor dem Studium

geschlossen hat. Seine Leidenschaft gilt denOratorien.Vor allem das Werk von Johann Se-bastian Bach und Felix Mendelssohn Barthol-dys Elias, den er während des Studiums sang,haben es ihm angetan. Dennoch ist auch seinLieder- und Opernrepertoire vielseitig undumfangreich. Von der Presse viel beachtetund gelobt wurden auch seine humoristi-schen Beiträge zum Münchner Karneval.

»Ich sehe mich gerade in einer Orientie-rungsphase«, sagt Danes. Mit dem Besuchdes Meisterkurses möchte er sich neue Litera-tur erschließen und an seiner Stimme arbeiten– und selbstverständlich in den Konzerten am4. und 6. September brillieren.

Beim Singen beschäftige man sich immermit sich selbst. Darum sei es kein Vorurteil,dass Sänger eitel seien, behauptet Danes underklärt: »Man ist sein eigenes Instrument. Da-rum ist ein gewisser Egozentrismus und Eitel-keit unverzichtbar«. Beides kann sich Danesallerdings auch erlauben. Die SüddeutscheZeitung schrieb anlässlich eines Operetten-abends in Taufkirchen im Februar dieses Jah-res: »… schließlich ist Martin Danes ein gutaussehender Bariton mit gepflegtem Kinn-bärtchen und dunklem Haar, weshalb man esihm sofort glaubt, wenn er singt: Ich brech dieHerzen der stolzesten Fraun’.« am

Abschlusskonzerte der Meisterkurse:Dienstag 19.00 Uhr, Donnerstag 21.30 Uhr

Wenn einem nichts mehr einfällt, berichtetman über sich selbst. So lautet ein ehernerGrundsatz des Journalismus. Ihm verdan-ken wir die Medienseite der Tageszeitung,die auf Kosten des Feuilletons ins Blatt ge-rückt wird (weshalb kein Platz mehr für Kon-zertkritiken ist), und ihm verdanken dieMusikfest-Besucher auch diese täglicheGlosse. Trotzdem lese ich täglich vier Zei-tungen (und erspare mir dafür die Mei-nungsmache im Fernsehen). Die Lektüreregt an. Zum Beispiel eine Meldung vomSamstag, nach der südkoreanische Wissen-schaftler herausgefunden haben: »Reis-pflanzen ziehen eintönige Musik vor«.

Der Versuch bestand darin, die geneti-sche Aktivität unter verschiedenen akusti-schen Bedingungen zu messen. Vereinfachtgesagt: Pflanzen beginnen zu wachsen,wenn man sie besingt oder ihnen die Mond-schein-Sonate vorspielt. Ähnliches wurdeauch schon im Kuhstall probiert. Dass Pflan-zen auch auf stürmische Bewegungen rea-gieren, ist an jedem umgelegten Getreide-feld zu beobachten, das aber nur nebenbei.

Beim Gang durch Stuttgart frage ichmich nun, wo der beste Ort wäre, Reis an-zupflanzen. Vielleicht an der Kulturmeile –unter dem beständigen Rauschen der B 14.Oder auf dem Schlossplatz, wo die Turnfest-

bühne die Umgebung zudröhnt – ziemlichlaut zwar, aber doch eintönig. Oder an derKonrad-Adenauer-Straße? Hier leitet geradeein Abbruchunternehmen sein ähnlich mark-erschütterndes, jedoch faszinierendes Zer-störungswerk.

Ziel dieses imaginären Streifengangs istdie Liederhalle. Halb bedauernd und halbbewundernd bemerkt die Zeitung heute, dassin dieser Woche nur beim Musikfest Musikgemacht wird in Stuttgart. Jedoch keine lauteMusik und auch keine eintönige. In diesemSinne freue ich mich, zum Beispiel, auf dieLiederabende von Dietrich Henschel und Di-ana Damrau: zwei Weltstars ohne open-air-und Entertainment-Allüren. Hier wird dasPublikum den Reis bestimmt nicht wachsenhören. Eher gedeiht diese Pflanze in den La-chen des Weindorfs, praktischerweise schonals Risotto. Aber über das Weindorf wollteich ja nicht mehr schreiben… ab

Jeder Konzertveranstalter ist erfreut über dieTatsache, ein ambitioniertes Publikum vorzu-finden, das sich auf die Konzerte vorbereitetund im Vorfeld mit den aufgeführten Werkenauseinandersetzt. Dass es im Fall Britten nichtganz so einfach ist, an einführende (deutsch-sprachige) Literatur zum War Requiem heran-zukommen, ist eines der rätselhaften Phäno-mene, die noch der Aufklärung bedürfen, istBritten doch einer der herausragenden Kom-ponisten des 20. Jahrhunderts, der nicht nurauf dem Gebiet der Oper, sondern auch imkammermusikalischen Bereich Meilensteineder Musikgeschichte gesetzt hat.

Mit dem portraitartig gestalteten Buch El-gar, Britten & Co. des Brittenforschers Mein-hard Saremba (Zürich, St. Gallen 1994) be-kommt der Leser nicht nur eine exzellenteEinführung in die wichtigsten Werke Brittens,sondern auch einen Überblick über dasSchaffen englischer Komponistengeneratio-

nen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Kurzund prägnant und mit zahlreichen Fotos illu-striert stellt Christopher Headington in sei-nem (leider ›nur‹ englischsprachigen) Buchmit dem ebenso kurzen Titel Britten (London1996) die wichtigsten Lebensstationen Brit-tens dar. Umfangreichere Hintergrundinfor-mationen zum War Requiem bietet dagegendas Taschenbuch Britten:War Requiem (Cam-bridge 1996) des englischen Autors MervynCook. Hier erfährt der interessierte Leser inkompakter Form das Wichtigste zur Entste-hung und Wirkungsgeschichte und zur musi-kalischen Sprache des War Requiems.

Erfreuliche Aussichten für all jene, die eindeutschsprachiges Buch zum Thema Brittenschmerzlich vermissen: Im Januar 2008 er-scheint im Rowohlt Taschenbuchverlag vonNorbert Abels, einem unserer montäglichenGesprächsgäste im Musikalischen Café, eineneue Britten-Biografie. ef

Fahrender Geselle: Der Münchner Bariton Martin Danes wird am Dienstagabend im Konzert derMeisterkursteilnehmer ein Lied aus Gustav Mahlers Zyklus singen.

IMPRESSUMDas Journal zum Europäischen Musikfest Stutt-gart erscheint in Zusammenarbeit mit derStuttgarter Zeitung. Verantwortlich für dieseSeite: Internationale Bachakademie Stuttgart.Redaktion: Dr. Andreas Bomba, Jürgen Hart-mann, Annika Müller. Gastautoren: Ellen Frey-berg, Martin Hopf. Bildnachweise: Hartmann(Napier), Müller (Danes) Layout: J. Hartmann.Druck: Pressehaus Stuttgart Druck GmbH.

Erfreuliche Aussichten

ZURZEIT MEIST IN ENGLISCH: BUCHTIPPS ZU BENJAMIN BRITTEN

Ein wenig Eitelkeit ist unverzichtbar

MARTIN DANES S INGT IN DIETRICH HENSCHELS MEISTERKURS

Unsere (kleine) Besucherumfrage 2007Mit Illustrationen von Friederike Groß

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