Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen Criminological Research Institute of Lower Saxony...

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Kriminologisches Forschungsinstitut NiedersachsenCriminological Research Institute of Lower SaxonyGermany

Jugendstrafvollzug und die Folgen

Daniela Hosser

Resozialisierung: Sparen ? Sichern ? Chancen nutzen !

3. Praktikertagung Jugendstrafvollzug

Stade, 26. Oktober 2005

Entwicklungsfolgen der Jugendstrafe

Dr. Daniela Hosser, Dr. Michael Windzio, Christiane Bosold, Stefan Raddatz, Oliver Lauterbach, Prof. Dr. Werner Greve

gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)

2004 bis 2006

6 Jugendanstalten in Norddeutschland 2405 männliche deutsche erstverbüßende Inhaftierte 14-24 Jahre zu Haftbeginn 3 Befragungszeitpunkte in Haft Durchführung standardisierter Interviews

Forschungsrahmen

Ausgangspunkt: Steigende Belegungszahlen im Jugendstrafvollzug

Problem: Wenig gesicherte Erkenntnisse über langfristige Haftfolgen

Anliegen: Längsschnittliche Erfassung der individuellen und sozialen Haftfolgen

Folgen der Jugendstrafe

Generelle Wirkungsmusterunabhängig von

Haftbedingungen persönlichen Voraussetzungen der Inhaftierten

Differentielle Wirkungsmusterabhängig von

Art des Vollzugs, Haftanstalten, Anstaltsklima Merkmalen der Inhaftierten

Psychisches Befinden im Haftverlauf

Depressivität

Monate in Haft

2422201815131197531

Mitt

elw

ert

e

1,5

1,3

1,0

,8

,5

,3

,0

Veränderung der Depressivität

in Haft nach Entlassung

Differentielle Effekte der Jugendstrafe

T1a

T1b

T2

T3

T4

1,651,55

1,71

1,47

1,77

1,55

1,99

1,66

2,27

1,98

Depressivität

Unterdrückungsklima

hochniedrig

Mitt

elw

erte

3,00

2,75

2,50

2,25

2,00

1,75

1,50

1,25

1,00

in Haftin Haft

nach Entlassung

nach Entlassung

Selbstwert im Haftverlauf

Selbstwert

2422201815131197531

Mitt

elw

ert

e

4,0

3,5

3,0

2,5

2,0

Monate in Haft

Veränderung des Selbstwertes

in Haft

nach Entlassung

Normorientierung im Haftverlauf

Normorientierung

Monate in Haft

2422201815131197531

Mitt

elw

ert

e

4,0

3,5

3,0

2,5

2,0

1,5

1,0

Normorientierung im Haftverlauf

in Haft nach Entlassung

Veränderungen kriminogener Einstellungen im Haftverlauf

unter Kontrolle von Alter und Strafdauer

Variable (ANOVA) M T1a

M T2

N F Eta2

Normorientierung 2.72 2.70 794 .92 .00

Aggressivität .55 .50 754 68.54 .09

Mangelndes moralisches Urteilsvermögen

1.90 1.72 793 60.19 .07

Neutralisierung 1.92 1.95 467 .74 .00

Differentielle Effekte der Jugendstrafe

auffällig. Verhalten

in Adoleszenz

in Kindheit

vor Entlassung

perz. StraffreiheitAggression

AbschreckungNormakzeptanz

Z-W

ert

e

,5

,4

,3

,2

,1

,0

-,1

-,2

-,3

-,4-,5

Veränderungen kriminogener Einstellungen

durch Behandlung

Variable (ANOVA) SozTr AAT Sotha B

Normorientierung .12** .13** .13** .18***

Aggressivität -.08 -.12* -.12* -.12**

Mangelndes moralisches Urteilsvermögen -.05 -.12* -.08 -.12*

Neutralisierung -.06 -.15* -.07 -.11

Aggressivität in Abhängigkeit von einer Straftäterbehandlung

3 Haftmonate

Entlassung

1. Freiheit

,44,48

,45,49

,53,55

Aggressivität

Maßnahme erhalten

janein

Mitt

elw

ert

1,00

,90

,80

,70

,60

,50

,40

,30

,20

,10

0,00

Normorientierung in Abhängigkeit von einer Straftäterbehandlung

Haftbeginn

Entlassung

1. Freiheit

2,33

2,41

2,78

2,61

2,732,68

Normorientierung

Maßnahme erhalten

Mitt

elw

ert

janein

2,90

2,80

2,70

2,60

2,50

2,40

2,30

2,20

Fazit

Die Jugendstrafe hat zumeist keine dauerhaften

negativen Beeinträchtigungen des Befindens zur Folge.

Die Jugendstrafe an sich bewirkt keine Veränderung antisozialer Einstellungen und Verhaltensweisen.

Mittels spezifischer Behandlungsmaßnahmen in Haft lässt sich eine Veränderung kriminogener Faktoren bewirken.

Der Bedarf an Maßnahmen zur Straftäterbehandlung ist jedoch wesentlich höher als das Angebot.

Fazit

Die individuellen Probleme und Voraussetzungen der

Inhaftierten werden oft nicht ausreichend berücksichtigt.

Risikogruppen werden bei der Behandlungszuweisung nicht angemessen versorgt.

Es fehlen Befunde zur langfristigen Effektivität einzelner Behandlungsmaßnahmen.

Es fehlt an Nachsorge und Betreuung nach der

Entlassung.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Informationen zum Projekt

“Entwicklungsfolgen der Jugendstrafe” finden Sie unter

www.kfn.de

hosser@kfn.uni-hannover.de